Welcome to Canterlot High von Erenya (School life is magic) ================================================================================ Kapitel 5: Let's go to the mall ------------------------------- Schon das Einkaufszentrum in meiner Welt war immer in Grauen gewesen. Das hier war aber noch einmal eine neue Ebene von Grausamkeit. Immerhin war ich, was Mode betraf, ein absolutes Opfer. Ich war schon froh wenn ich einigermaßen zufrieden mit meiner Wahl war. Und dabei machte ich mir selten Gedanken darüber, ob ich die Farben wirklich miteinander kombinieren konnte oder nicht. Solange es bequem war, war mir alles Recht. Aber ich war ja nicht allein. Ich hatte Sunset bei mir und sie schien mir in Sachen Mode wesentlich Sattelfester zu sein als ich. Dennoch das Einkaufszentrum, auch bekannt als Stripe Mall war gigantisch und damit ein Grauen. Ich wusste nicht einmal wo ich anfangen sollte, nach einem passenden Outfit für die Party zu suchen. Ich ließ meinen Blick in der Mall umherschweifen und machte schließlich ein Schaufenster aus, dass förmlich danach schrie, dass es dort Klamotten gab. Zielsicher lief ich los, fühlte aber wie mich eine Hand zurück hielt. „Warte! Hier ich zeige dir, wo es günstigere Sachen gibt.“ Ich blinzelte ein paar Mal und sah zu Sunset die mich sanft anlächelte. Es war eindeutig, dass sie schon wesentlich länger hier war. Sie kannte die Mall in- und auswendig. Was sie wahrscheinlich auch ihren Freunden verdankte. „Oh na dann gehen wir dahin.“ Ich folgte Sunset, die zielsicher zu einem kleinen Laden lief. Das Schaufenster war ebenfalls mit Puppen in der neusten Kollektion gestaltet. Über dem Eingang prankte ein Schild mit der Beschriftung „Manehatten.“ Das war wohl das Äquivalent zum New Yorker in meiner Welt. Dementsprechend würde es wohl auch hier Sonderangebote geben, bei denen man sich T-Shirts für drei Euro kaufen konnte. „Hier kannst du immer etwas günstiges finden. Vielleicht nicht gerade das was auf den Laufstegen der Fashion Weeks läuft, aber dennoch im Trend liegt. Der andere Laden ist zwar das neuste vom Neuen aber glaub mir, man müsste seine Seele verkaufen um sich da komplett einkleiden zu können.“ „Dann kann ich dir ja dafür danken, dass du meine Seele gerettet hast“, scherzte ich und lachte. Sunset schien den Witz zu bemerken und stimmte in mein Lachen ein. „Komm mit. Probieren wir einfach ein paar Sachen an.“ „Wir?“ „Natürlich, denkst du ich lasse dir den Spaß ganz alleine?“ Sunset griff erneut nach meiner Hand und zog mich ins Innere des Ladens. Just in diesem Moment, hörte ich wie eine Melodie erklang, während Sunset schon die ersten Kleidungsstücke in die Hände nahm.   Dies ist ein Tag, der allen Spaß macht. Neue Dinge gibt es zu erleben. Mit guten Freunden, macht alles noch mehr Spaß. Und genau deshalb, werden wir alles geben!   Verwirrt sah ich zu Sunset, die plötzlich unsere Shoppingtour mit einem Lied auf den Lippen garnierte. Ich hatte bereits einige Sachen im Arm und der Stapel schien nur noch größer zu werden. Doch schließlich schob mich Sunset in eine Kabine. Sie nahm die direkt neben mir.   Ich weiß nicht ob es kann, Ob ich das wirklich bin, Führt dieser Moment, mich zum Ziel.   Als wäre dies ein Duett, kamen mir auf einmal Lyrics über die Lippen. Wie schon am Tag zuvor als ich meine Aufnahme an Canterlot zelebriert hatte. Es war wirklich seltsam und doch passte es irgendwie. Es drückte die Zweifel aus, die ich hatte, als ich mir mein aktuelles Shirt auszog und ein moosgrünes Oberteil schlüpfte, welches aus mehr Pailletten als Stoff bestand und ziemlich unangenehm kratzte.   Denk nicht darüber nach, genieße diesen Tag, denn wer weiß, wohin er dich führt.   Ich sah wie Sunsets Hand in meine Kabine reichte und nach mir griff. Mit sanfter Gewalt zog sie mich hervor, direkt vor einem Spiegel, vor dem wir beide standen und die absurden Sachen anschauen konnten. Ich wirkte wie ein glitzernder Weihnachtsbaum, dem nur noch die Kugeln fehlten um mich deutlicher zu schmücken. Sunset hingegen trug ein Top, dass ziemlich kantig war. Es fiel nicht richtig flach, sondern hatte an den Schultern Falten die so Kantik waren, wie ein Quadrat.   Auch wenn wir verschieden sind, gibt es doch keinen Grund, dass wir nichts gemeinsam unternehmen. Wir können noch soviel lern' nicht nur über uns. Wir können gemeinsam ein Abenteuer erleben.   Nachdem wir herzhaft über die ersten Sachen gelacht hatten, waren wir wieder in unsere Kabinen verschwunden und probierten sogleich die nächsten Sachen an. Dieses Mal griff ich nach einer Hose, die voller Schleifchen war und einem Oberteil, dessen Ärmel so lang hinab hingen als würden sie es mir ermöglichen zu fliegen. Schon das sah albern aus und ich war gespannt, was für eine schräge Kreation Sunset tragen würde. Ich trat also hervor und erblickte sie gleich in einem ausgefallenen Hippie Look. Ihr Oberteil war definitiv zu groß und die Farben total verwaschen.   Noch ist das alles unbekannt, eine Reise ins ferne Land.   Doch du weißt du bist nicht allein, Freunde werden bei dir sein.   Es waren noch dutzende von Sachen die wir anprobierten. Und selbst ohne gesprochene Worte wussten wir, dass wir dasselbe dachten. Wer kaufte so etwas? Just als wir uns das fragten, erkannten wir jemanden, der wirklich mit der Schleifchenhose an die Kasse ging und zahlte. Alleine die Tatsache, dass wir die Hose so albern gefunden hatten, ließ uns lachen. Scheinbar gab es hier für alles einen Markt.   Die Stimmung zwischen mir und Sunset war richtig locker geworden. Ebenso waren meine anfänglichen Zweifel dahin geschmolzen. Wir hatten gemeinsam noch dutzende Sachen anprobiert, die keine von uns auf einer Party tragen würde. Außer vielleicht auf einer Worst Taste Party. Ich fürchtete nun auch nicht mehr, dass meine persönliche Klamottenwahl so schlimm werden konnte. Ein wenig modischen Geschmack besaß ich doch. Letzten Endes hatten wir die Albernheiten hinter uns gelassen und nach einem zweiten Gang durch den Laden war mir das ein oder andere Kleidungsstück in den Blick gefallen, von dem ich mir dachte, dass es gut passen könnte. Am Ende stand ich in der Umkleidekabine mit einem Knielangen, fliederfarbenen Kleid da. Es lag eng an, war aber nicht zu freizügig. Passend für mich, die eigentlich nie Kleider trug. Aber warum nicht mal mutig sein und was neues probieren. Noch dazu schien das Kleid nach mir zu rufen. Es hatte immerhin eine Schreibfeder in pinken Farben, als Muster. Ich zupfte es mir noch etwas zurecht, strich mir durchs Haar und versuchte sie zu richten. Ich war gespannt, wie Sunset darauf reagieren würde. Denn die oberste Regel beim Shoppen mit einer Freundin... Du kaufst nichts, was deine Freundin nicht auch absegnet. Ich holte tief Luft und trat aus der Kabine hervor. Dort saß Sunset und schien geduldig darauf zu warten, was ich wirklich aussuchen wollte. Ihr Kopf hob sich, als sie meine Bewegung wahrnahm. Es war der Moment der Wahrheit der wirklich aufregend war. „Und?“, fragte ich und sah Sunset erwartungsvoll an, wobei ich mich zuvor noch einmal drehte. Ich fühlte mich nicht schlecht in diesem Kleid, es war immerhin lang genug und noch dazu war es wohl absolut Butterflys Stil. Und irgendwie auch meiner. „Das sieht gut aus. Vielleicht finden wir noch eine Kette oder dergleichen.“ Irgendwie hatte ich genau dasselbe gedacht. Das Kleid sah schon gut aus. Aber es fehlte noch das ein oder andere Accessoire. „Also schön. Eine Kette finden wir sicher auch noch. Ich habe welche bei den Handschuhen und Schals gesehen.“ „Lass mich das machen. Ich bin gleich zurück.“ Verwundert sah ich Sunset nach, die in Richtung der Accessoires verschwand. Ich fragte mich, ob ich mich schon umziehen oder noch warten sollte. Sicher, es wäre besser im Kleid zu bleiben, denn nur so konnte man prüfen, ob die Accessoires auch wirklich passen würden. Soviel verstand selbst ich als Laie. Ich setzte mich also auf die Bank vor der Umkleidekabine und wartete darauf, dass Sunset zurückkam. Irgendwie war es schon ein unglaubliches Glück sie so live und in Farbe zu erleben. Sunset Shimmer. Der Charakter aus Equestria Girls, der mich so unglaublich faszinierte, dass es mich jedes Mal geärgert hatte, dass sie im zweiten Film so eine geringe Rolle gespielt und im dritten Film fast wieder in Twilights Schatten getreten wäre. Damals hatte ich mir gewünscht, eine Fanfiction mit ihr zu schreiben und andere Charaktere aus dem Ponyverse mit einzubauen. Discord, Queen Crysalis... King Sombra... Ob sie auch ihre Ebenbilder hier hatten? Laut dem Film hatte so ziemlich jedes Pony ein menschliches Abbild. Was war dann aber mit Sunset. Gab es noch eine zweite Version von ihr? Wenn ja, wo war sie? Ebenso die Sirenen. Sie waren in diese Welt verbannt worden, doch rein theoretisch müsste es dann wirklich talentierte, singende Versionen von ihnen geben. Durfte ich hier überhaupt logisch denken, oder gab es doch Unterschiede zum Ponyverse? „Butterfly, ich denke, diese Kette passt perfekt.“ Ich sah zu meiner Linken, wo Sunset lächelnd stand und mir eine Kette in Schmetterlingsform zeigte. Die Flügel wirkten wie vier Schreibfedern und der Körper wie ein zusammengerolltes Pergament, in dessen Mitte ein rotes Band es zusammenhielt. Die Flügel selbst waren neben dem silbernen Rahmen mit pinken Schmucksteinen verziert. „Woah! Die ist hübsch.“ Ich konnte gar nicht in Worte fassen, wie unglaublich schön diese Kette war. Ich nahm sie behutsam aus Sunsets Hand und legte sie mir um den Hals. Es war eines dieser Accessoire, die man nicht nur zu einer Party oder einem Kleid tragen würde. Ich war mir eigentlich sicher, dass ich sie auch so in der Freizeit spazieren führte, wenn es mir gerade danach war. „Und?“ Ich wandte mich zu Sunset und lächelte glücklich, auch wenn ich irgendwie gespannt darauf war zu erfahren wie sie es fand. Ich erwartete nicht einmal dass sie ganz Shojo mäßig errötete. So hübsch war ich selbst als EQG nicht. Doch Sunset erwiderte mein Lächeln und ließ mich damit erröten. „Sie steht dir wirklich. Also, haben wir dein Partyoutfit gefunden?“ Ich brauchte einige Sekunden um mich wieder zu fangen. Komplimente waren nun wirklich nichts womit ich gut umgehen konnte. Eigentlich gar nicht gut. Doch es machte mich froh, dass ich Sunsets Segen hatte. „Jap. Das ist mein erstes Partyoutfit. Für meine erste Party.“ Sunset lächelte und ich konnte mein Glück kaum glauben. Auf einmal fürchtete ich nicht mehr die Party, sondern freute mich darauf. Immerhin war dieses Kleid Sunset-Approved. „Ach da fällt mir ein.“ Ich zuckte zusammen als Sunset sich mir näherte und mir einen grauen Hut aufsetzte. Ich blinzelte und sah in den Spiegel. Es sah, cool aus. Und vollkommen ungewohnt. Doch irgendwie passte der graue Hut. Er war klein, verdeckte nicht meinen gesamten Kopf, sondern saß auf der rechten Seite, da wo mir die pinken Haare nicht ins Gesicht hingen. Es hatte wirklich Stil. „Ich dachte mir, dass würde ganz gut aussehen. Was sagst du?“ „Es ist als wäre das letzte Puzzleteil ins Bild eingefügt.“ Ich konnte nicht glauben, dass dies im Spiegel wirklich ich war. Mal davon abgesehen, dass mein EQG nicht einmal ansatzweise wie mein reales Ich war. Doch irgendwie hatte ich mich recht schnell an das Gesicht im Spiegel gewöhnt. Vielleicht lag es daran, dass ich mein reales Ich nie wirklich akzeptieren konnte. Das die Person die ich im Spiegel sah, nie die Person war, die ich zu sehen hoffte.   Ich war aus dem Kleid geschlüpft und hatte die Preise genaustens studiert. Sunset hatte wirklich Recht. Sie waren recht niedrig und ich konnte mir die Kette und den Hut zum Kleid kaufen. Es war einfach unglaublich. In meiner Welt hätte ich wahrscheinlich niemals so günstig ein gesamtes Outfit bekommen. Ich freute mich wirklich auf die Party. Darauf, diese Sachen Pinkie und Applejack vorzuführen. Seltsam wenn man bedachte, dass ich sonst nicht so scharf darauf war gesehen zu werden. Ich legte die Sachen auf die Ladentheke und wartete, dass die Kassiererin alle Teile einscannte. Auch auf der Kasse zeigte sich, dass dieser Laden wirklich ein Paradies für Schnäppchenjäger war. Ich sparte selbst hier noch etwas von dem geplanten Geld. Und das war einfach unglaublich toll. Ein schönes Gefühl, dass mir sagte, dass ich vielleicht mit Franzi wieder shoppen gehen sollte, wenn ich in meine Welt zurück kam. Ich nahm mir das definitiv vor, als ich das Geld auf den Tresen legte und das Wechselgeld entgegen nahm. Erst als ich meine Tüte nahm, bemerkte ich, dass auch Sunset etwas auf den Tresen gelegt hatte. Ich erkannte rot, orange und etwas gelb. Als wäre das Motiv eine heiß glühende Flamme. Nur konnte ich nicht erkennen was sie da kaufte und vor allem wann sie sich dieses Stück gesichert hatte. Ich wartete daher geduldig auf Sunset, die ihr Kleidungsstück bezahlte, aber auf eine Tüte verzichtete. Stattdessen band sie sich den Stoff um. Es war ein Schal mit hellen Flammenmuster, der sich farblich von ihrer Kleidung abhob, aber ihre gewellten roten Haare mit den gelben Strähnen nur noch mehr betonten. Sie wirkte wie ein Phoenix, der soeben sein Gefieder bekommen hatte und dessen flammenden Farben der Welt präsentierte. „Woah! Der Schal steht dir wirklich ausgezeichnet.“ Überrascht sah Sunset zu mir und ich hätte schwören können, dass sie einen sanften Rotschimmer auf den Wangen hatte. Entweder war sie Komplimente nicht gewohnt, oder aber ich machte sie wirklich gerade verlegen. Und das sie verlegen war, zeigte sich deutlicher, als sie sich eine Strähne hinter ihr Ohr strich und lächelte. „Danke.“ Ich schmunzelte, denn Sunset war schon niedlich. Auch wenn sie immer stark und Selbstbewusst wirkte, oder zumindest meist, war diese Seite von ihr ebenfalls erstaunlich. Und vor allem so neu. Es zeigte mir, dass ihr die Mane Six wirklich gut taten. Das wiederum freute mich, denn so konnte Sunset das wahre Potential ihrer Person offenbaren und vielleicht auch selbst erkennen. „Also...“, setzte Sunset an. „Soll ich dir noch die Mall zeigen? Hier gibt es den ein oder anderen Laden, der dich vielleicht interessieren könnte.“ Ich nickte und lächelte Sunset zu. Mit Sicherheit würde sie mir noch die interessantesten Orte hier zeigen. „Also, den anderen Modeladen hast du ja schon gesehen. Die haben zwar auch schöne Sachen, aber man sollte wirklich auf die besondersten Anlässe warten. Und vor allem sparen. Oder aber du fragst Rarity, ob sie dir mit deinen Sachen hilft. Ihre Selbstgemachten Kleidungsstücke sind genauso gut und günstiger. Ganz dort hinten ist das Ponymane. Ein Friseurladen. Die Friseusen sind reine Künstler und wissen wirklich jede Mähne zu zähmen. Daneben ist der Zigarrenladen, nicht das er was für uns ist, wir sind denke ich zu vernünftig um zu rauchen. Und von dem Handyladen würde ich die Finger lassen, es gibt da ein paar Gerüchte, über die ich lieber nicht sprechen möchte.“ Es war nicht fair, dass Sunset nicht über die Gerüchte sprechen wollte. So entfachte sie nur ungewollt die Neugier in mir. Den Autoren, dessen Kreativität dafür sorgte, dass ich mir die schlimmsten Dinge ausmalte. Handys die von einem Lieferwagen gefallen waren und nun für Spottpreise verkauft wurden. „Es mag nicht viel sein, aber man kann hier das wichtigste finden, wenn man sich den Weg in die Shoppingmall sparen will.“ Ich nickte verstehend, denn ich war sowieso nicht der größte Fan von Einkaufszentren. Viel zu viele Menschen, viel zu viel Platz und doch nicht genug damit ich der Masse aus dem Weg gehen konnte. So ein kleines Carré war da doch schon anonymer und vor allem ruhiger. Mit Sicherheit würde ich mir hier das ein oder andere Kleidungsstück besorgen. „Also... Wie wäre es, wenn ich dir meine Wohnung zeige?“ Verwundert sah ich zu Sunset. Die Wohnung hatte ich schon gesehen und sicher wusste sie das auch. Warum also wollte sie mir diese noch einmal zeigen? Irgendwie weckte ihre Frage in mir die Hoffnung, dass sie mich noch nicht gehen lassen wollte. Dass sie mehr wissen wollte und sie wie ich das Gefühl hatte, dass wir auf einer Wellenlänge waren. „Gerne. Ich nehme an, wir nehmen wieder den Bus?“ Sunset lächelte und nickte. Irgendwie gewöhnte ich mich daran, dass so viele Orte mit dem Bus erreichbar waren. Es hatte etwas von Zielgerichtheit. So als würde mich der Bus wirklich überall dahin führen können, wohin ich wollte.   Ich hatte nicht in Erinnerung, dass ich mit Applejack und Pinkie so lange unterwegs gewesen war, aber der Rückweg zu Sunsets Wohnung dauerte geschlagen vierzig Minuten, der kleine Fußweg mit eingeschlossen. Wahrscheinlich hatte unsere Shoppingtour uns weiter von der Bushaltestelle entfernt als geglaubt. Doch das war nicht schlimm. Ich genoss jede Minute. Immerhin konnte es ja passieren, dass diese Begegnung schneller enden konnte als geplant. Zumal ich nicht einmal mein Erscheinen hier geplant hatte. „In der Regel ist die Fahrt nicht so lang. Aber es scheint wohl einen Unfall gegeben zu haben.“ „Das ist schon okay. Wir hatten dadurch die Zeit viel mit einander zu reden. Es ist also nicht schlimm.“ Ich lächelte Sunset an, die mich zielsicher zu ihrer Unterkunft führte. Mir war während meines Gespräches mit Sunset bewusst geworden, dass es mir eigentlich nicht so wichtig war, ob sie mich als Mitbewohnerin akzeptieren würde. Ich wollte nur noch, dass sie mich irgendwie mochte. Dass wir vielleicht Freunde werden konnten. „Okay, hier sind wir. Ich... Es ist schlicht eingerichtet. Ich hoffe du magst es dennoch.“ Ich konnte deutlich hören, das Sunset nervös war. Was dachte sie wohl, was ich erwarten würde? Es war schon irgendwie niedlich. Denn ich sah Sunset immer als so stark und Selbstsicher, doch gerade zeigte sie mir eine Seite, die ich nicht erwartet hätte. „Mach dir keine Sorgen. Ich hatte schon einen kleinen Rundgang und schlicht ist niemals falsch.“ Verlegen strich sich Sunset wieder eine Strähne aus dem Gesicht und zog ihren Schlüssel aus der Tasche. Ich wartete, bis sie mir die Tür öffnete und mich eintreten ließ. Auch wenn ich die Wohnung schon einmal gesehen hatte, war es ein ganz anderes Gefühl zusammen mit Sunset die Räumlichkeiten zu betreten. „Also, hier ist der Wohnungsflur. Er ist nicht groß, aber er führt in die einzelnen Räume. Von hier kommst du ins Bad und in die Küche. Außerdem kommst du von hier auch in die Schlafzimmer. Allerdings birgt der Flur ein Geheimnis.“ Sunset lächelte mich geheimnisvoll an und ging zu einem Schrank, den sie öffnete. Verwundert folgte ich ihr und sah in diesen hinein. „Unglaublich“, flüsterte ich und war wirklich erstaunt, denn obwohl der Schrank von außen wie ein normaler Kleiderschrank wirkte, ging dieser noch viel tiefer hinein. Als wäre er der Eingang in die Welt von Narnia. Oder in diesem Fall wie der Weg in die Abstellkammer. Denn im verborgenen Raum hatte Sunset die ein oder andere Kiste gestapelt. Ebenso standen dort noch Standlampen und andere Dinge, die wahrscheinlich einfach nicht in Sunsets Einrichtung gepasst hatten. „Eine geheime Abstellkammer. Cool. Wie hast du die entdeckt?“ „Ich wollte meine Jacken reinhängen und habe festgestellt, dass da mehr als zwei Jacken reinpassen.“ Wir lachten beide herzhaft darüber, was wohl dieses Mal der Anlass war, dass Sunsets Nervosität dahinschmolz und sie mutiger wurde. „Komm mit. Als nächstes zeige ich dir die Küche.“ Sie nahm wieder meine Hand und führte mich in den ersten Raum neben der geheimen Abstellkammer. Wie schon beim ersten Mal war die Küche weiß gekachelt, sauber und vor allem einsam, denn sie sah nicht aus, als ob sie oft benutzt wurde. „Hier koche ich hin und wieder. Aber meist fehlt mir die Zeit. Deswegen bereite ich höchstens mal Sandwichs zu. Doch der Kühlschrank... hat eine kleine Macke. Ich hab ihn schon oft geölt, also die Scharniere und dennoch quietscht er beim öffnen.“ Um mir das, was sie sagte zu beweisen, öffnete sie den Kühlschrank und er gab ein Geräusch von sich, als hätte man eine Katze gerade eingeklemmt. Dasselbe Geräusch machte sie, als Sunset die Tür wieder schloss. „Klingt wirklich als hätte man eine Katze dort eingeklemmt.“ „Fluttershy hat dasselbe gesagt. Sie kommentierte den Kühlschrank mit den Worten 'Das Arme Kätzchen'“ Ich konnte mir das wirklich vorstellen, wie Fluttershy schüchtern diesen Witz machte. Wissend, dass kein Kätzchen dieses quietschen verursachte. „Vielleicht wird der Kühlschrank auch einfach nur zu selten genutzt. Zeit das jemand kommt und häufiger kocht.“ „Dann kann ich dir ja zeigen, wo man gemeinsam das Essen genießen kann. Besonders nach der Schule.“ Sie führte mich aus der Küche, ins Wohnzimmer und zeigte auf den Tisch, der direkt neben dem Fenster stand. „Aus diesem Fenster hast du am Abend den besten Ausblick. Der Sonnenuntergang ist hier am besten zu sehen und wenn das Licht auf die Dächer fällt, dass hat was malerisches. Ich lege mich gerne auf die Couch und sehe zu, wie der Himmel in Flammen aufgeht, während die Sonne sich für die Nacht verabschiedet.“ „Sehr poetisch. Aber mit der Couch meinst du nicht die, oder? Die sieht schon ziemlich alt und abgelegen aus.“ „Der Schein trügt. Sie ist total bequem. Setz dich mal hin. Ich garantiere dir, danach willst du nicht mehr hier weg.“ Ich überlegte kurz, ob es ich es wagen sollte, ließ es aber sein, denn ich fürchtete, dass ihre Garantie zu meinem Fluch wurde und ich hinterher nicht mehr gehen wollte. „Ich lass es lieber. Am Ende musst du mich als deine Mitbewohnerin nehmen, selbst wenn du nicht willst.“ „Nun, solange du bei der Hausarbeit helfen würdest, sehe ich kein Problem. Das ist doch das wichtigste an einer WG. man teilt sich neben der Miete auch noch die Arbeit. Wichtiger ist nur, dass man sich sympathisch ist und ich glaube die Sympathie ist bei uns da.“ Es war ja gut, dass Sunset sagte, dass wir einander sympathisch waren, doch noch hatte ich dieses Zimmer in dieser WG nicht gewonnen. Es wäre auch reichlich viel verlangt, wenn sie sich nach einem halben Tag dafür entscheiden würde mich als ihre neue Mitbewohnerin zu adoptieren. Und ich wollte sie auch nicht stressen diese Entscheidung zu treffen. Immerhin hatte ich ja auch in Aussicht meine eigenen vier Wände zu beziehen. Die Felle schwammen mir also nicht davon. Dennoch ein kleiner Anflug von Panik konnte sich nicht vollständig verbergen lassen, was wohl auch Sunset merkte, weswegen sie lächelte. „Wenn die Couch dich nicht überzeugt, dann vielleicht doch dein Schlafzimmer in Spe. Sie verließ das Wohnzimmer und deutete mir an, dass ich ihr folgen sollte. So wie sie es wollte, folgte ich ihr in den Flur und zu einer Tür, die wohl das sagenumwobene Zimmer war, dass ich vielleicht bewohnen konnte, wenn Sunset es genehmigte. Sie öffnete Lächelnd die Tür und ließ mich ins Innere blicken. Dort war es das Zimmer, dass ich nur zu gerne hätte. Möbel brauchte ich für dieses Zimmer nicht mehr, denn dort stand ein Schreibtisch, ein Bett und ein Kleiderschrank. Zusätzlich noch ein großes Bücherregel und neben dem Bett stand ein Nachtschränkchen. Geschätzte würde das meiste aus Butterflys Zimmer hier sicher reinpassen. „Geh nur rein. Das Zimmer hat übrigens noch ein kleines Bad. Also mit Toilette und Waschbecken. Duschen oder Baden kann man aber nur im großen Bad. Es ist aber recht praktisch, weil man sich früh so nicht im Weg ist. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass dieses Zimmer bereits vollständig eingerichtet ist. Du müsstest lediglich deine Habseligkeiten noch herbringen und es nach persönlichen Geschmack gestalten.“ Sie lächelte immer noch und mir wurde gerade nur zu deutlich klar, was sie damit sagen wollte. Diese Wohnungstour war nicht einfach eine, die man einer potentiellen Mitbewohnerin gab, sondern eine die man einer Person gab, von der man schon geistig so weit war zu sagen, dass sie wirklich eine Mitbewohnerin war. Wahrscheinlich musste nur noch ich zusagen und sie hätte sich genauso gefreut wie ich mich. „Der Schreibtisch ist perfekt. Da würde mein PC drauf passen. Und Platz für die Hausaufgaben wäre auch noch.“ „Und wenn der nicht reicht, kannst du sie gemeinsam mit mir im Wohnzimmer machen. Hat den Vorteil, dass du mich fragen kannst, wenn du bei irgendetwas Hilfe brauchst.“ Ich nickte und lächelte Sunset an. Wie gerne hätte ich meinen Koffer nun hier rein gestellt, einfach um zu sehen, ob er gut passte. Ich war definitiv dabei Ja zu sagen, denn auch konnte mir nur zu gut vorstellen, wie ich für Sunset kochte, wie wir gemeinsam vielleicht einen Filmabend machten, oder wie sie ihre Freundinnen einlud und sie gemeinsam neue Songs einstudierten. „Da fällt mir ein... Du kommst ja nicht von hier. Hattest du Gepäck bei dir?“ Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich mein Gepäck vollständig vergessen. Doch jetzt, da Sunset es erwähnte, erinnerte ich mich wieder ganz deutlich an meinen Koffer. „Oh Richtig. Meinen Koffer hatte ich bei Applejack im Büro gelassen. Sie musste ja die Schlüssel holen und damit ich den Koffer nicht herumschleppen muss, haben wir ihn dort gelagert. Ich hatte das ganz vergessen. Verdammt... wie komme ich nun an meinen Koffer?“ „Mach dir darüber keine Sorgen, ich kann sie anrufen.“ Gesagt getan, zog sie ihr Handy aus der Hosentasche und drückte eine Zahl. Scheinbar hatte sie ihre Freunde auf der Kurzwahltaste. Hatte ich auch, bei besonders wichtigen Freunden, wie Shicchi. Es erinnerte mich aber auch gleichzeitig daran, dass ich ja ebenfalls so ein schmuckes Stück in dieser Welt hatte. „Hallo Appeljack. Ja, wir verstehen uns gut und haben viel Spaß. Ich weiß, deswegen rufe ich an. Kannst du uns ihren Koffer vorbeibringen. Ja, ich denke wir machen heute Abend ein kleines Sleepover, dann muss sie nicht in ein Hotel.“ Ich war überrascht das von Sunset zu hören, vor allem nachdem ich jeden Moment genossen hatte, als ob es der letzte sein könnte. Doch nun würde dieser Moment noch länger andauern. Eine Pyjama-Party mit Sunset. Das klang doch interessant. Man hätte es aber auch ein Probeschlafen können. Menschen die heiraten wollten, hatten immerhin auch ein Probeessen, warum sollte es also so etwas ähnliches nicht für zukünftige Mitbewohner geben? Mit einem Lächeln, wandte ich mich wieder meinem eigenen Handy zu und bemerkte es. Der Akku neigte sich Stück für Stück dem Ende. Schon am Vortag hatte ich das bemerkt, doch meine Suche nach einem Ladegerät, hatte sich im Koffer als vollkommen sinnlos herausgestellt. Scheinbar hatte Butterfly ein paar andere Dinge im Kopf, statt ein Ladegerät einzupacken. „Danke, Applejack. Wir sehen uns dann.“ Sunset beendet das Gespräch mit ihrer Freundin und schien schnell zu merken, dass etwas nicht stimmte. „Ist alles in Ordnung?“ „Fast. Ich hab wohl vor lauter Aufregung mein Ladegerät vergessen und mein Akku ist fast platt. Du kannst mir nicht zufällig dein Ladegerät für einige Minuten leihen?“ Sie nickte und verließ gemeinsam mit mir das Zimmer um zurück ins Wohnzimmer zu gehen. Dort lief sie zielgerichtet auf den Fernsehschrank zu und öffnete eine der Türen. „Es war doch hier irgendwo...“, sie kramte konzentriert im Schrank und ich konnte sehen, dass da, wo sie gerade suchte eine große Unordnung herrschte. Noch eine Gemeinsamkeit, denn ich selbst war nicht gerade eine der ordentlichsten Personen. „Ah, da ist es.“ Zwischen einem Haufen Blättern und anderen Kabeln, die wohl noch für andere Geräte waren, zog sie eines hervor, welches sie schließlich mir reichte. „Danke.“ Erleichtert, dass mein Handy doch nicht am Saftentzug sterben würde, steckte ich das Ladekabel an und ließ mir von Sunset zeigen, wo ich den Stecker reinstecken konnte. „Du~ Du meintest doch, dass du Kino liebst. Hättest du vielleicht Lust mit mir zusammen einen Film zu sehen? Heute?“ Verwundert sah ich zu ihr, doch sie hielt mir einfach einen Flyer mit den aktuellen Filmen für das hiesige Kino entgegen. Schon auf der ersten Seite konnte ich sehen, dass wohl gerade ein Fantasy-Action-Film hoch im Kurs stand. „Ich lad dich ein.“ „W-Was? D-Das ist etwas-“ Ich wollte gerade anmerken, dass das etwas zuviel des Guten war, nachdem sie mir schon ein Sandwich spendiert hatte. Doch ich stockte, denn Sunset griff zur wohl fiesesten Waffe die sie einsetzen konnte. Ein Hundeblick. In der Regel war ich wirklich immun dagegen, doch Sunset sah einfach zu niedlich aus, so dass es mir unmöglich war standhaft bei einem „Nein“ zu bleiben. „Sunset, dass ist nicht fair!“ Ich seufzte, doch ich hatte verloren also wollte ich das auch offen zugeben. „Also schön. Darf ich mal sehen was läuft?“ Sie jubelte stumm und freute sich gewonnen zu haben. Eines war mir aber klar, ich würde mich rächen, auf süße Art und Weise. Lächelnd nahm ich ihr den Flyer ab und entdeckte einen Film, der doch mehr als nur interessant klang. „Wie wäre es mit Arsene Lupin trifft auf Herlock Shooves. Der scheint auf einem Roman von Leblank zu basieren, dem Erfinder von Arsene Lupin. Da Sir Arch Conan Doyle war nicht damit einverstanden, das Leblank einfach seinen Sherlock verwendet hat, also hat Leblank einfach das S an den Nachnamen gehangen und so einen ebenbürtigen Rivalen für Lupin erschaffen. Im Endeffekt wusste aber jeder, dass Hooves gemeint ist. Ich bin gespannt, wie sie dieses Aufeinandertreffen im Film darstellen.“ Sunset lachte los, kaum dass mein Fangirl-Moment vergangen war. Ich errötete, denn es war immer wieder peinlich, dass ich mich doch so gehen ließ. „Schon verstanden. Das wird sicher lustig.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)