Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 83: Einen Schritt der Entscheidung ------------------------------------------ Der Orkan wirbelt mich umher. Schleudert mich ohne Rücksicht im Kreis. Zerrt an mir. Reißt an meinem Körper. Manchmal zieht er mich in zwei entgegengesetzte Richtungen. Mir ist es egal. Ich kann nicht länger kämpfen. Nicht länger diesen Schmerz und die Albträume ertragen. Will mich nicht länger daran erinnern, was diese Männer über fünf Jahre lang mit mir getan haben. Bin es leid, mich schmutzig und schuldig zu fühlen und mich vor mir selbst zu ekeln. Alles was ich jemals wollte, war meinem Bruder eine glückliche Kindheit ermöglichen. Ich war ihm Vater, Mutter und großer Bruder. Hab ihn vor den größeren Kindern beschützt, ihm von meinem Essen abgegeben, wenn seines nicht ausreichte, seinen Hunger zu stillen. Schließlich dachte ich, ich hätte seine Zukunft gesichert. Hab unsere Chance gesehen und sie ergriffen. Wie hätte ich im Vorfeld wissen können, was für ein Mensch mir da beim Schach gegenüber sitzt? Ich sah in ihm nur die Möglichkeit, meinen Bruder aus dem Waisenhaus zu bringen. Hätte ich damals schon gewusst, welcher Albtraum beginnen würde, ich hätte diese Gelegenheit verstreichen lassen. Schmerz durchzieht meinen Körper. Schläge. Hiebe. Tritte. Werde an den Haaren gerissen. Bekomme Ohrfeigen. Man tritt mir in die Kniekehle. Zwingt mich auf die Knie. Drückt mich nieder. Bindet mir die Hände. Die Füße. Nimmt mir die Möglichkeit zu sehen. Zu schreien. Manchmal auch zu atmen. Hält mir Nase und Mund zu. Würgt mich. Drückt mir was auf das Gesicht. Schändet mich. Immer wieder. Wiederholt. Ohne Gnade. Zerbricht mich in Millionen Stücken. Immer wenn ich ein paar Teile wieder zusammengesetzt habe fängt der Kreislauf von vorne an. Der Orkan... das sind keine Stücke mehr. Mein Innerstes ist so oft zerbrochen, dass die Stücke so fein wie Sand sind. Jedes Korn verursacht Schmerz, wenn es mich trifft. Löst Erinnerungen aus. Gefühle. Alles, was ich nicht ertragen will... nicht ertragen kann... Dann taucht sein Gesicht auf. Daimon Kogoro! Er war mit Oshita Konosuke der Schlimmste der Big Fives. Ich kann gar nicht mehr sagen, wie oft er mich abgefangen hat. Oft mehrmals am Tag. Im Kopierraum. Der Etagenküche. In der Abstellkammer. Auf der Toilette. In meinem damaligen Büro. Im Lager... Mir platzt gleich der Kopf. Die Übelkeit in mir tobt, doch ich kann mich nicht mehr Übergeben. Hab nichts mehr in mir. Jedenfalls hier an diesem surrealen Ort. Ich spüre seine Hände wieder auf meinem Körper und das macht mich wahnsinnig. Wie er mich überall berührt. Vor allem da, wo ich nicht berührt werden will. Er hatte immer wieder die widerlichsten Ideen, die er Gozaberu zuflüsterte. Auch die, mich an 'besondere' Geschäftspartner weiter zu reichen, damit man sie damit unter Druck setzen konnte. Mir wird wieder speiübel, wenn ich daran denke. Aber auch Ideen zu 'besonderen' Anlässen. Wie dieses eine Silvester vor vier Jahren! Mein Magen krampft. Alles was ich will ist schreien. Doch aus meiner Kehle kommt nicht ein Ton und dann... Warmes, helles Licht umspült mich auf einmal. Der Orkan? Verschwunden! Der Schmerz? Gegangen! Die Übelkeit? Verflüchtigt. Ich fühle mich nicht mehr schmutzig, benutzt und schuldig. Da ist kein Ekel mehr. Wovor auch. Plötzlich ist nichts, von dem was wahr noch da. Es ist einfach... FRIEDEN! Langsam schließe ich erschöpft meine Augen. Doch auch jetzt durchflutet mich das Licht. Wärmt mich. Schützt mich. Liegt um mich, wie ein Panzer. Nichts kann mir hier was anhaben. Nur einen Moment möchte ich diesen Frieden genießen. Ruhe finden. Nicht mehr laufen müssen. Einfach nur dahin treiben. Treiben in dem Licht, dass mich sanft ummantelt. Wovor war ich gleich nochmal davon gelaufen? Was trieb mich immer weiter? Egal! Hier war das völlig egal... hier war ich sicher. Geborgen. Moment... bei diesen Worten... da ist etwas, was in mir klingelt. Wie ein kleines Glöckchen, welches mich an etwas erinnern möchte. Doch an was? Es hat was mit diesen Empfindungen zu tun. Sicherheit. Geborgenheit. Liebe! Etwas fehlt hier. Nein... nicht etwas... jemand. Jemand? Ein Kribbeln in meinem Bauch erwacht. Es ist kein unangenehmes Gefühl. Es ist sogar sehr angenehm. Aber was bedeutet es? Was will es mir sagen? Das Treiben hört auf. Da ist etwas. Ein Zug an meiner Brust. Ich schau nieder und sehe unter der hellen Haut, die scheinbar von Innen heraus leuchtet, etwas Rotes in meiner Brust sitzen. Es schlägt im Takt. Und etwas zieht an ihm. Will es mir aus dem Körper reißen. Nein... das gehört da hin. Das will ich nicht hergeben. Aber warum nicht. Ich spüre, dass da mein ganzer Schmerz sitzt. Sollte ich es mir nicht sogar selbst heraus reißen und so weit ich kann nur wegschmeißen. NEIN! Denn es beinhaltet noch etwas... etwas was ich nie vermutet hätte, was darin Platz finden könnte. Doch es hat seinen Platz gefunden und ist gewachsen. Es drängt die Schatten und den Schmerz zurück. Es zeigt mir, dass es auch anders geht. Ohne Qual. Sinnlichkeiten. Vertrauen. Liebe... KATSUYA! Sofort erscheint kurz das Bild meines blonden Streuners. Der Mensch, der nie von mir verlangt hat, etwas zu sein. Der mich so nimmt, wie ich bin. Mit all dem Dreck, der in mir steckt und den Schwächen, die ich in letzter Zeit zu oft gezeigt habe. Ich erkenn mich selbst kaum noch wieder. Aber er... er erkennt mich. Liebt mich. Genauso, wie ich bin. Er lacht nicht über mich. Rennt nicht vor dem Schrecken davon, den ich mit ihm teile. Ihm muss ich nichts vormachen. Jederzeit kann er mich lesen. Weiß wann ich was brauche und was er mir geben muss. Sei es Halt, Geborgenheit oder Paroli und eine Kopfwäsche. Das Licht schwindet ein wenig und der Orkan kommt zurück. Erst leicht. Nein! Nein, ich will nicht wieder hilflos umher gewirbelt werden. Dann spüre ich eine Hand an meiner. Als ich mich umdrehe steht da mein Streuner. Er lächelt mich sanft und liebevoll an. Der Orkan wirbelt um uns. Nimmt Geschwindigkeit auf. Aber er zerrt mich nicht mehr weiter. Katsuya zieht mich näher an sich. Hält mich eng an sich und ich... ich lege meine Arme um ihn. Da höre ich auf einmal Stimmen. Katsuya. Mokuba. Isono. Sie reden mit mir. Ich kann nicht verstehen, was sie sagen. Sie klingen nur unglaublich besorgt. Bittend. Flehend. Haben Angst. Wovor haben sie Angst? Immer wieder rufen sie mich. Langsam nehmen die Worte Formen an, so dass ich sie verstehe. Sie bitten mich zu ihnen zurück zu kommen. Zurück? Wieso? Ich bin doch hier. Ein helles Licht blendet mich auf einmal. Es ist unangenehm und ich muss blinzeln. Dann ist der Orkan verschwunden und macht unserem Schlafzimmer Platz. Vor mir steht Kai und blendet mich mit einer Taschenlampe. Neben mir kniet Katsuya, Mokuba sitzt auf meiner anderen Seite. Hinter Kai steht Isono. Verwirrt wechsel ich zwischen ihnen hin und her. Plötzlich umarmt mich Mokuba stürmisch. Ist erleichtert. Was ist denn hier los? Fragend blicke ich zu Katsuya. Doch dem laufen die Tränen über das Gesicht und wirft sich dann auch um mich. Nicht verstehend blick ich zu Isono und... werde auch von ihm umarmt. Muss ich das alles verstehen? Ich glaube nicht! Das Gefühl, dass es Menschen gibt, denen ich etwas bedeute und die mich so akzeptieren, wie ich bin... das ist ein wunderschönes Gefühl. Und ich schließe glücklich die Augen, während ich mich den Umarmungen hingebe. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)