Zum Inhalt der Seite

Ippo ni Yoko

Seto x Jou
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Teil: 77 / ??

PoV (Sicht): Jonouchi Katsuya / Joey Wheeler

Warnings: ---

Kommentar: --- Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Einen Schritt über die Hürde

Als ich wach werde fühle ich mich erschlagen und gerädert. Mir tut mein Nacken weh, meine Schultern sind total verspannt und ich hab das Gefühl... das ich meine Beine nicht mehr spüre. Langsam öffne ich die Augen und bin überrascht. Warum sitze ich mit dem Rücken an das Bett gelehnt auf dem Boden? Dann fällt mein Blick auf meinen Drachen, der auf dem Boden kauert, dessen Kopf in meinem Schoss ruht und eine Hand auf meinem Schenkel liegen hat. Mit der Wolldecke zugedeckt.
 

Stimmt! Er hatte wieder einen echt heftigen Albtraum. Einen der ihn im Schlaf hat zittern lassen. Einmal hat er sogar die Luft angehalten. Ich hab versucht ihn wach zu bekommen, doch es gelang mir nicht. Weder durch gutes Zureden, noch durch die Berührungen, die sonst dafür reichen. Erst als er im Schlaf anfing heftig zu weinen atmete er wieder tief ein. Und plötzlich schrie er auf. Lange. Angsterfüllt. Panisch. Voller Schmerz.
 

Mir war sofort klar, dass ihn in so einer Situation zu berühren fatal wäre. Also hab ich mich vor ihn gesetzt. Er weinte. Zitterte. Konnte vor lauter Weinen kaum atmen. Dann sprang er aus dem Bett. Scheinbar wollte er ins Badezimmer. Aber er stolperte und dann übergab er sich schon. Ich bin aus dem Bett hinter ihn gerutscht, hab vorsichtig meine Hand auf seinen Rücken gelegt - wie ich es immer mache, wenn er sich übergeben muss.
 

Mein Drache war in Panik herum gewirbelt, bereit sich zu verteidigen. Als er mich erkannte verstärkte sich sein verzweifeltes Weinen wieder und er war nach vorne gekippt. Hatte seinen Kopf in meinem Schoss verborgen und geweint. Ja, manchmal ist es eben so. Da kann man eben nur weinen. Jeder Versuch zu sprechen ist zum Scheitern verurteilt. Schließlich hat ihn die Erschöpfung wieder in die Bewusstlosigkeit gerissen.
 

Da saß ich nun. Auf dem Boden. Mit dem Kopf meines Drachens im Schoss. Ich angelte, darum bemüht ihn nicht zu wecken, nach der Wolldecke. Breitete sie über ihn aus. Er war gänzlich durchgeschwitzt und ich wollte nicht, dass er sich bei den nächtlichen, kühlen Temperaturen erkältete. Dann hatte ich mir ein Kissen heran gezogen. Doch irgendwann, nachdem ich selbst weggenickt war, muss es mir weggerutscht sein.
 

Sanft lege ich meine Hand auf Seto's Kopf und streiche zärtlich durch sein Haar. Er atmet ruhig und gleichmäßig. Im Schlaf scheint er die Luft hin und wieder tief in sich einzusaugen. Entspannt sich dann noch etwas mehr. Entspannung ist bei meinem Drachen wirklich selten. Ständig steht er unter Anspannung. Tagsüber verseuchte er Kaiba Seto, eiskalter Geschäftsmann zu sein. Abends mimt er den starken Bruder für Mokuba, auch wenn dieser längst weiß, dass Stärke gerade aus ist. Nachts... suchen ihn seine Träume heim.
 

Nicht mehr jede Nacht. Auch nicht immer so heftig. Manchmal beschränkt sich der Albtraum auf ein krampfhaftes Zucken, kurzes Erwachen, sich enger an mich kuscheln und direkt weiterschlafen. Doch nicht in der vergangenen Nacht! Das war wieder einer dieser Albträume, über die er nicht reden wollen wird. Einer, nachdem er für gewöhnlich etwas neben sich steht, so dass ich es etwas leichter habe ihn davon zu überzeugen, mit mir zu reden. Wie es wohl gleich sein wird, wenn er wach wird?
 

Wie aufs Stichwort bewegt sich mein Drachen ein wenig. Rollt sich auf den Rücken und öffnet langsam die Augen. Blickt mich irritiert an. Ich lächle ihn sanft an. Streich ihm eine wirre Strähne aus dem Gesicht. Unsicherheit liegt in seinem Blick. Gleich wird er sich erinnern. Das tut er immer am nächsten Morgen. Dann setzt er sich geschockt auf und wünscht sich nichts mehr, als dass ich das Thema nicht anspreche. Aber ich spreche es an, weil er darüber reden muss. Er hat den ganzen Scheiß lange genug weggeschoben und ignoriert. Gebracht hat es ihm nichts, außer wiederkehrenden Albträumen.
 

Doch dieses Mal scheint etwas anders zu sein. Ich sehe die Erkenntnis über die vergangene Nacht in seinen Augen, doch da ist kein Schock. Kein Aufsetzen und Ausweichen. Er blickt mich nur weiterhin unverwandt an. Schluckt. Vorsichtig streich ich ihm über die Wange. Lächle immer noch. Kein Fluchtversuch. Ist das ein Fortschritt?
 

Dann höre ich seine vom Weinen immer noch brüchige Stimme. Er entschuldigt sich. Das muss er nicht. Schließlich kann er nichts dafür, wenn er Albträume hat und dadurch mehr instinktiv als rational agiert. Ich frag ihn, ob er von Gozaberu geträumt hat. Spüre, wie er sich anspannt. Wie immer, wenn ich diesen Namen nenne. Dann meint er, anfangs nicht. Anfangs wäre da nur Kai gewesen.
 

Kai? Er hatte einen solch heftigen Albtraum und Kai hat darin eine Rolle gespielt. Dann erzählt er mir seinen Traum. Wie er alleine mit Kai war und dieser sich plötzlich so aggressiv und aufdringlich verhielt. Dass er zu ihm kam und sich ihm aufzwingen wollte. Wie er sich erst nicht bewegen konnte, dann aber versuchte sich zu wehren. Und das Kai sich schließlich ihn IHN verwandelte.
 

Die ganze Zeit streich ich ihm durch sein Haar. Er ist bemüht den Blickkontakt aufrecht zu erhalten. Nur einige, wenige Male muss er wegschauen, bevor er dann wieder den Kontakt sucht. Was für eine Wandlung. Letzte Woche musste ich ihn praktisch zwingen mich anzuschauen, als er mir von seinem Albtraum erzählen sollte. Doch heute... heute nicht. Was für ein gewaltiger Schritt nach vorne. Ich spüre wie Stolz in mir heranwächst.
 

Vorsichtig frag ich ihn danach, was Gozaberu dann gemacht hat. Plötzlich dreht er den Kopf so, dass der Blickkontakt abbricht und schluckt schwer. Ich kann spüren, wie er sich wieder verkrampft. Sanft leg ich meine Hand an sein Kinn und wende sein Gesicht wieder zu mir. Lächle ihn ermutigend an. Streich ihm wieder sanft über die Wange. Doch von meinem Drachen kommt nur ein 'was er immer tut'.
 

Ich weiß, wie schwer es ihm fällt über Gozaberu und dessen Handlungen zu sprechen. Aber er kann sie nicht länger leugnen und wegschieben. Mein Drache muss sich dem endlich stellen. Muss das Kind beim Namen nennen. Langsam beug ich mich zu ihm herunter und küsse ihn sanft. Zögerlich erwidert er den Kuss. Legt sich in die Zärtlichkeit. Hebt seine Hand und legt sie mir an den Hinterkopf. Vertieft langsam den Kuss.
 

Doch dann lös ich mich langsam aus dem Kuss. Ich kenne diese Taktik von meinem Drachen schon. Die Taktik mich mit dem Kuss so anzuheizen, dass ich vergesse, worüber wir eigentlich sprechen wollten und stattdessen uns unserer Leidenschaft hingeben. Aber heute kann ich das einfach nicht zulassen. Mein Drache erkennt das in meinem Blick und ich sehe seine Furcht davor. Noch einmal streiche ich ihm sanft über die Wange.
 

Langsam setzt sich mein Drachen auf und mir gegenüber. Blickt mich unsicher an, bevor er stockend beginnt mir zu erzählen, was sein Adoptivvater in seinem Traum getan hat. Wie er es getan hat. Umschreibt den Akt der Gewalt ohne ihn wirklich so zu nennen, was er war. Ich halte seine Hände, spüre, wie er immer wieder verkrampft. Streiche sanft mit den Daumen über die Handrücken.
 

Als mein Drache ein weiteres Mal den Gewaltakt umschreibt, werf ich das Wort 'vergewaltigt' mitten rein. Sofort erstarrt mein Drachen und spannt sich an. Seine Augen sind erschrocken geweitet. Er beißt sich auf die Unterlippe. Vorsichtig und mit sanftem Ton bitte ich ihn, dass Wort auszusprechen. Er schluckt. Will wissen, wieso ich das verlange. Doch ich bleib standhaft und wiederhole behutsam meine Aufforderung noch einmal. Mein Drache will seine Hände aus meinen ziehen. Doch ich halte ihn fest. Spüre das Zittern, welches bei ihm aufkommt. Verzweifelt blickt er mich nur an. Komm schon, mein Drache... sag es einfach!
 

Wut flammt plötzlich in meinem Drachen auf. Er presst das Wort zwischen zusammengepressten Zähnen hervor, bevor er energisch seine Hände meinem Halt entzieht, nach hinten wegschwingt und aufsteht. Eilig steh ich auch auf. Er will das Zimmer verlassen, doch ich stell mich ihm in den Weg. Sofort ändert er die Richtung zum Badezimmer hin. Vermeidet, dass ich meine Hände an ihn legen kann. Doch bevor er das Badezimmer erreicht stell ich mich wieder vor ihn. Er schreckt zurück.
 

Endlich gelingt es mir ihn zu greifen. Ihn daran zu hindern, sich erneut um zu drehen und erneut zu fliehen. Er will sich befreien, doch ich lass ihn nicht. Lege meine Hand an seine Wange und plötzlich erstirbt seine Gegenwehr. Wir schauen uns in die Augen. Sanft wiederhole ich, dass Gozaberu ihn vergewaltigt hat. Wieder will er zurück schrecken, doch mein Arm liegt um seine Hüfte und hindert ihn ein weiteres Mal. Sein Zittern ist mittlerweile so stark, dass ich es nicht nur spüren, sondern auch sehen kann.
 

Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer es einem fällt, dass Wort zu gebrauchen. Man fühlt sich durch das Wort schmutzig, benutzt und wie ein Opfer. Und das ist das letzte was man - sich selbst oder anderen gegenüber - offenbaren möchte: Das man ein Opfer war. Denn die Angst, dass jemand Opfer mit schwach gleichsetzt und sich denkt, einem seinen Willen aufzwingen zu können, frisst einen regelrecht auf.
 

Noch einmal wiederhole ich den Satz. Eine Träne löst sich bei meinem Drachen. Dann... stockend und mit sehr brüchiger Stimme wiederholt er den Satz. Noch einmal, fordere ich. Er kommt meiner Forderung nach. Wiederholt den Satz wieder stockend und brüchig. Lauter, verlange ich. Wieder löst sich eine Träne. Doch er folgt dem Befehl. Gibt den Satz etwas lauter zum Besten. Und dann... dann wiederholt er ihn noch einmal... und wieder... und schließ schreit er den Satz in Wut und Abscheu heraus, bevor er sich an mich klammert und sein Gesicht an meinem Nacken verbirgt. Weint.
 

Sanft schließe ich meine Arme um ihn. Streiche ihm über Rücken und das Haar. Endlich... endlich hat er das Kind beim Namen genannt und wirklich realisiert, was ihm da widerfahren ist. Diese ganzen Umschreibungen, wie 'benutzt', 'aufgezwungen' und 'bemächtigt', sind nicht falsch. Aber sie spiegeln nicht das Grauen, die Gewalt und die Abscheulichkeit der Tat wieder. In keinster Weise. Aber es ist wichtig, dass mein Drache endlich diese Schwelle... diese Hürde überwunden hat.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (7)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Blanche7
2023-07-16T12:07:34+00:00 16.07.2023 14:07
Das war ganz schön schwer auszusprechen, Katsuya ist wirklich eine gute Stütze für Seto.
Antwort von:  MAC01
16.07.2023 14:56
Hallöchen Blanche7,

vielen lieben Dank für deinen Kommi :3

ja, für Seto war es wirklich schwer, das auszusprechen, aber er lässt sich führen und vertraut auf Katsuya :-)

Bis zum nächsten Kapitel :3
Von:  Yui_du_Ma
2021-08-21T22:09:33+00:00 22.08.2021 00:09
Das sind sehr viele Fortschritte auf einmal, wow.
Es geht ja recht rasant vorwärts.
Schön. ^.^
Antwort von:  MAC01
22.08.2021 10:57
Hallöchen Yui_du_Ma,

vielen lieben Dank für deinen Kommi :3

Manchmal gibt es Fortschrittsschübe und manchmal ganze Stillstände.

Bis zum nächsten Kapitel :3
Von:  Kikono-chan
2018-01-19T09:16:56+00:00 19.01.2018 10:16
So fix, wie Joey sich immer in den Weg stellt, sollte er mal über eine sportliche Karriere nachdenken - ich würde nur durchs Zimmer stolpern, Türen vor die nase geschlagen bekommen und selbst der Länge nach hinklatschen o_O
Ja, das war wahrscheinlich sogar die schwerste Hürde für Seto aber mit eine der wichtigsten. Man ist das hartes Brot zum Frühstück >.< aber aufhören kann ich auch nicht ^^'
Antwort von:  MAC01
19.01.2018 12:49
Kikono-chan, vielen lieben Dank für deinen Kommi :3

Du ziehst heute aber auch den ganz schweren Start in den Tag vor, was? :)
Von:  Shijin
2018-01-17T06:28:23+00:00 17.01.2018 07:28
Ich: Ja, weiter so, Seto.
Antwort von:  MAC01
17.01.2018 11:59
Hey Shijin, vielen lieben Dank für deinen Kommi :3
Von:  Lunata79
2017-12-11T17:06:01+00:00 11.12.2017 18:06
Wow. Jetzt regnet´s ja schon regelrecht Fortschritte. Das find ich echt super, für Seto.

Ich lese dann auch gleich mal weiter.

Lg
Lunata79
Antwort von:  MAC01
11.12.2017 18:30
Hey Lunata79, vielen lieben Dank für deinen Kommi :3

schön, dass dir die Fortschritte gefallen und sie dich animieren gleich weiter zu lesen :)
Von:  solty004
2017-12-04T21:50:19+00:00 04.12.2017 22:50
Hey,
So hab jetzt alles nach gelesen.
Das war so genale Seiten und find die Gefühle super.

Das beste ist die Fortschritte wo Seto macht einfach träum hafft.
Er kommt so einem normalen Leben näher was ich ihm wünsch.

Bin schon gespannt wie es weiter geht mit, Neugier halt durch bis zum nächsten Kapitel.
Freu mich schon auf das nächste Kapitel von dir für mein Kopf Kino.

LG Solty
Antwort von:  MAC01
04.12.2017 22:53
Hey solty004, vielen lieben Dank für deinen Kommi :3

Es freut mich, dass du die Kapis genial findest und du die Fortschritte von Seto begrüsst. Ich geb dir vollkommen recht, so kommt er einem normalen Leben wirklich näher.
Von:  Onlyknow3
2017-12-03T14:02:56+00:00 03.12.2017 15:02
MAC auch wenn es nervt, aber das passiert eben, den Fehler hattest du schon im Auszug den du mir geschickt hast.
Tagsüber( verseucht - e) er Kaiba Seto, eiskalter Geschäftsmann zu sein.
Das Kapitel ist super, nicht so wie du es eingeschätzt hast. Es passt genau an diese Stelle.
Weiter so, freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3
Antwort von:  MAC01
03.12.2017 21:59
Hey Onlyknow3, vielen lieben Dank für deinen Kommi :3

wie immer bin ich dir für deine Aufmerksamkeit dankbar und keine Sorge, du nervst damit gar nicht. Ich bin immer dankbar, wenn man mir hilft Fehler nach und nach auszumerzen.

Freut mich, dass dir das Kapitel soweit gefallen hat :3


Zurück