Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 22: Einen Schritt in die Verzweiflung --------------------------------------------- Isono fährt vor die Haustür. Ich bemerk es erst, als er sich zu mir dreht und mir sagt, dass wir da sind. Ich blick ihn missmutig an. Dann nicke ich, bedanke mich für das Fahren und schick mich an auszusteigen. Da greift Isono kurz nach meinem Handgelenk und bietet mir an zu bleiben. Ich schau ihn an. Er macht sich Sorgen! Das sehe ich ihm an. Traurig lächel ich ihn an und schüttel mit dem Kopf. Belüg ihn. Sag ihm, dass alles in Ordnung ist und er sein Wochenende genießen soll. Dann steig ich aus. Isono wartet noch einen Moment und erst, als ich an der Haustür ankomme und mir diese geöffnet wird, hör ich ihn den Wagen anlassen und langsam wegfahren. Völlig geknickt durchquere ich die Eingangshalle. Aus dem Wohnzimmer kommt Mokuba, der mich fragend anblickt. Wo Jonouchi ist, will er wissen. Traurig blicke ich ihn kurz an. Der Orkan zerrt gewaltig an mir. Ich spüre, wie meine Tränen immer mehr nach oben quellen. Wie sich mein Hals zuschnürt. Mein kleiner Bruder bekommt keine Antwort auf seine Frage. Nur den gut gemeinten Rat nicht mehr so lange zu machen und bald schlafen zu gehen. Dann steig ich die Treppe hinauf und schleppe mich förmlich den Gang entlang. Mir ist dieser Gang noch nie so lang vorgekommen. Vor meiner Zimmertür halt ich nochmal inne. Nur zögerlich öffne ich die Tür und blicke in mein Schlafzimmer. Es ist groß und leer! Dann trete ich über die Schwelle und geh langsam zum großen Bett. Als ich mich für die Nacht umgezogen habe setze ich mich auf die Bettkante und blicke aus dem Fenster. Eine erste Träne löst sich aus meinen Augen. Wie... wie konnte ich nur so dumm sein? Eben erst hab ich zum ersten Mal wirklich erkannt, dass der Blonde so viel mehr als nur EIN Freund für mich geworden ist. Das meine Gefühle so viel tiefer sind, als ich dachte! Ich... will mehr, von ihm... dem, der jede Nacht auf mein wahres Ich schaut und sich nicht angewidert abwendet. Der für mich da ist und mich nimmt, wie ich bin. Der mich ständig bestärkt und ermutigt. Mich mit einer Kraft erfüllt, die ich nie für möglich gehalten habe. Ich schluchzte auf. Aber ich hab es geschafft! Ich hab ihn vergrault. Nur, weil ich nicht verstehen kann, warum er meine Hilfe abgelehnt hat, als er sie gebraucht hat und ich sie ihm angeboten habe. Er hatte mich angeschaut, mit einer Ernsthaftigkeit, die ich nicht von ihm kenne. Dann zu dem Säufer von Vater. Er muss das alleine bewältigen, weil es hier um seinen Vater geht. Das kann er nicht auf jemand anderen abwälzen. Das waren seine Worte. Ich verstehe immer noch nicht warum. Warum nimmt der Blonde all den Scheiß auf sich? Drei Jobs, ackern bis zum Umfallen, das Anlegen mit der Yakuza, nur um immer wieder seinen Vater aus den Schulden zu boxen. Ihn zu beschützen. Was war er diesem Totalversager schon schuldig? Genau das hab ich ihn gefragt! Der Blonde hatte mich mit einem mörderischen Blick angeschaut. Ich konnte seine Wut in seinen Augen sehen. Er hatte seine Zähne fest aufeinander gebissen. Knirschend. Seine Hände zu Fäusten geballt. Mehrmals atmete er tief durch die Nase ein und aus. Seine Nasenflügel blähten sich regelrecht. Als er das Wort an mich richtete, zitterte seine Stimme vor Wut. Geh nach Hause, war alles was mein Streuner zu mir sagte. Ich wollte etwas erwidern, doch er wiederholte nur gefährlich leise noch einmal seine Aufforderung. Ich war vor ihm zurück geschreckt. So hatte ich den Blonden noch nie zuvor erlebt. Er... sah so aus, als wolle er mich schlagen! Das Zittern der Stimme hatte sich auf seinen Körper übertragen. Jonouchi brauchte seine gesamte Kraft, um sich zu kontrollieren. Und noch immer sehe ich vor meinem geistigen Augen seinen Blick. So vernichtend. So voller Schuld. Und noch etwas... etwas, was ich da noch nie gesehen hatte. Was ich aber kannte. Aus dem Spiegel! Von mir selbst! Scham. Schließlich bin ich gegangen. Isono wartete vor dem Haus auf mich. Ich habe meine ganze Kraft gebraucht, um nicht in aller Öffentlichkeit in Tränen auszubrechen. Bin eingestiegen. Isono hat einen Moment gezögert, dann erst ist er auch eingestiegen und losgefahren. Immer mehr zerrt der Orkan an mir, bis er mich schließlich mitreißt. Immer lauter schluchze ich los. Schlage die Hände vor mein Gesicht. Ich weiß in meinem Inneren, dass er nicht kommen wird. Darf die Kontrolle nicht verlieren! Muss gegen den Orkan ankämpfen! Doch ich hab keine Kraft. Wieder schluchze ich laut auf. Ich fühle mich so alleine und mir fröstelt es so sehr. Alles was ich will, ist ihn in den Arm nehmen. Will ihn an meiner Seite wissen. Für immer! Warum kann ich nie das haben, was ich will? Was nützt mir all das Scheißgeld, wenn es mich nicht glücklich macht? All das hier, hat mir nur Leid beschert. Leid, Schmerzen und Albträume. Hat mich zu jemand werden lassen, der ich niemals sein wollte. Jemand, der nicht einmal die Nähe des eigenen, über alles geliebten Bruder ertragen kann. Zu jemand Schwachem, der nicht einmal sich selbst retten und beschützen kann. Jemand, der im eigenen Selbstmitleid versinkt und ersäuft. Und dann... dann sind da diese Arme, die sich sanft um mich legen. Mir Sicherheit und Geborgenheit schenken. Ich richte mich erschrocken auf. Meine Träne versiegen abrupt im Schrecken, während ich einen Kopf auf meiner Schulter spüre. Die Kälte verschwindet augenblicklich, weicht Wärme und Vertrautheit. Der Orkan hat keine Macht mehr über mich! Kann mich nicht weiter mitreißen. Weil MEIN Streuner mich hält. Hinter mir auf dem Bett kniet und mich sanft an sich drückt. Was sein Drache denn hat, will er wissen. SEIN Drache! Ich... bin immer noch SEIN Drache? Ich lös mich aus seiner Umarmung, wirbel herum und klammer mich an ihn. Wie konnte ich an ihm zweifeln? Ich fühle mich so dumm. So... Scham steigt auf. Er hatte mir versprochen, dass er so lange bei mir bleibt, bis ICH IHN wegschicke. Und er hält IMMER seine Versprechen! IMMER! Dann spüre ich erneut Tränen in mir aufsteigen. Dieses Mal sind es Freudentränen. Er ist hier! Bei mir! MEIN Streuner! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)