Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 2: Einen Schritt vorwärts --------------------------------- Als ich über meine Schnürsenkel stolpere sehe ich mich schon am Boden in der Schlammpfütze liegen. Über und über mit Dreck bedeckt, nass bis auf die Knochen, so dass ich gezwungen wäre nach Hause zu eilen, um mich zu waschen und umzuziehen. Das wäre das letzte gewesen, was ich heute will: Vorzeitig nach Hause müssen! Ich hör die erschrockenen Rufe meiner Freunde, als ich längst im Fallen bin. Sehe dich, wie du dich - von den Rufen aufmerksam geworden - zu mir drehst. Sicherlich gehst du gleich einen Schritt zur Seite, damit ich meinen Fall ungehindert fortsetzen kann. Vielleicht hast du dann auch einen Grund mich anzublaffen, wenn durch meinen Fall Spritzer vom Schlamm auf deinem teuer wirkenden Mantel landen. Und du bewegst dich tatsächlich! Doch nicht zur Seite, wie ich es angenommen hatte, sondern einen Schritt auf mich zu! Fängst mich mit einem Arm auf. Stoppst abrupt meinen Fall in den Schlamm. Hältst mich fest. Gibst mir Halt. Die besorgen und aufgeregten Rufe meiner Freunde - verstummt! Sicherlich sind sie von deiner Reaktion genauso verblüfft, wie ich es bin. Ja, was erwartest du bitte? Wie hätten wir auch mit so einer Reaktion rechnen können? Von dir! Dem eiskalten, gefühlslosen, egozentrischen Kaiba Seto. Denn sonst hast du für uns - im Allgemeinen - und mir - im Speziellen - auch nichts anderes übrig als Spott und Hohn. Nutzt jede Gelegenheit deine Überlegenheit zu demonstrieren. Zu zeigen, wie viel besser du bist, als jeder einzelne von uns... oder zumindest besser als ich es bin. Mir mit Namen wie 'Köter' und 'drittklassiger Duellant' ganz klar zeigst, wie tief ich unter dir stehe. Also wen wundert's jetzt wirklich, dass wir von deiner demonstrierten Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft überrascht sind? Dich? Wieso? Schließlich ist es doch nur deinem Verhalten geschuldet, dass wir diesen Eindruck von dir haben. Das wir dich für einen emotional verkrüppelten, unnahbaren Arsch halten. Du gibst dich doch so. Jeden Tag! Aber warum eigentlich? Was hat dich so werden lassen? Die Fragen bei Seite schiebend blicke ich zu dir auf und bin dir dennoch dankbar. Dankbar, dass du heute nicht der gewohnte Arsch bist, der einen Schritt zur Seite machst und dich dann, wenn ich im Schlamm am Boden liege, noch über mich lustig machst. Unsere Blicke treffen sich. Aber keine Schadenfreude ist in deinen Augen abzulesen. Keine Abwertung. Kein Spott! Da sind nur... Traurigkeit! Einsamkeit! Überraschung? Bist du etwa gerade von deiner eigenen Aktion überrascht? Warum? Wenn wir eines wirklich mit Bestimmtheit wissen, dann das der großartige, mächtige Kaiba Seto niemals etwas tun würde, was er nicht wirklich selbst wollen würde. Also woher kommt deine Überraschung? Aber was mich wirklich erschreckt ist die Einsamkeit, die ich bei dir sehe. Obwohl ich es nicht verstehe, denn du hältst uns doch auf Abstand. Gehen wir einen Schritt auf dich zu, weichst du diesen Schritt zurück. Mit deinem ganzen Sein scheinst du stets darum bemüht zu sein, uns von dir wegzustoßen. Wovor hast du nur solche Angst? Und dann ist da noch die Traurigkeit! Aber woher kommt diese Traurigkeit? Auf was bezieht sie sich? Ich verstehe dich nicht. Wie kann jemand, der von sich selbst behauptet klar strukturiert und logisch zu sein nur so voller Widersprüche und Rätsel sein? Wie wird man nur so verworren? Vielleicht würde es dir einfach gut tun, wenn du mal über deinen eigenen Schatten springst und etwas Zeit mit uns verbringen würdest. Etwas weniger Arbeit, etwas mehr Spaß. Ganz ohne das ganze Konkurrenzdenken, was dich sonst scheinbar antreibt. Einfach mit gleichaltrigen Dinge tun, die man in unserem Alter so tut. Burger essen bei Burger World, ein vergnüglichen Nachmittag in einem Freizeitpark, einfach so zum Spaß Duel Monsters spielen - ohne dass das Schicksal der ganzen Welt oder irgendein Titel dran hängt. Für einen kurzen Moment glaub ich erkennen zu können, wie gern du der unausgesprochenen Einladung nachkommen magst. Doch irgendwas hindert dich dran! Du zögerst. Sehe ich da ein Begehren in dir? Was begehrt der große Kaiba Seto, was er sich nicht schon längst mit all seinem Geld sicherlich gekauft hat? Gibt es überhaupt etwas, was du nicht hast? Ich frag mich wie du wohl bist, wenn du mit deinem kleinen Bruder alleine bist. Bist du dann auch so unnahbar? So von oben herab? Ein Arsch sondergleichen? Oder bist du dann fürsorglich? Liebevoll? Wie ein richtiger, großer Bruder? Schwer vorzustellen. Aber ich will es hoffen! Ich halte kurz inne... seit wann mache ich mir eigentlich so viele Gedanken zu dir? Dir, der mich so gut wie nie wahrnimmt! Dir, der nicht ein gutes Haar an mir lässt, wenn er mich mal registriert! Dessen Highlight des Tages scheinbar ist mich so lange zu provozieren und zu triezen, bis ich auf 180 bin und explodiere. Mir seine Überlegenheit mit seiner Wortgewandtheit demonstriert und mir nur wieder einmal deutlich vor Augen führt, wie weit unter ihm ich eigentlich stehe. Wenn ich ehrlich zu mir selbst wäre, müsste ich mir eingestehen, dass ich öfters über dich nachdenke. Dich und deine Art! Die Fragen, die ich habe, kommen nicht von ungefähr. Gerne würde ich mir die Antworten auf all diese Fragen holen. Doch wie? Dazu müsste ich dir näher kommen, doch das würdest du niemals zulassen! Niemals! Und dann spüre ich, wie du mich von dir wegstemmst. Vorsichtig. Behutsam. Rücksichtsvoll. Lässt meine Schultern erst dann los, als du dir ganz sicher bist, dass ich stehe und nicht gleich wieder umfalle. Dann, fast zögerlich, löst du dich von mir. Drehst dich um. Gehst einfach fort. Nicht mal einen bissigen Kommentar lässt du zurück. Kein "Pass das nächste Mal besser auf!" oder "Zu dumm zum Laufen oder was?". Was, wenn ich das nächste Mal strauchel und drohe hinzufallen? Wirst du mich dann wieder auffangen oder wirst du dann einen Schritt zur Seite gehen und mich fallen lassen? Ich hoffe, du wirst mich auffangen! Denn auch wenn ich das niemals offen zugeben würde, es fühlte sich verdammt gut an, von dir gehalten zu werden! Es muss doch nicht so sein, dass du auf der einen Seite stehst. Alleine! Wir auf der anderen Seite. Du brauchst nur einmal stehen bleiben, wenn wir den nächsten Schritt auf dich zu wagen. Oder selbst den Schritt auf uns zu wagen. Du musst nicht einsam sein! Keine Angst haben! Lass uns dir helfen, deine Traurigkeit hinwegzufegen. Dann bist du vielleicht beim nächsten Mal nicht mehr von deiner eigenen Menschlichkeit überrascht! Ungläubig blicke ich dir einfach nur hinterher! ***** ***** ***** ***** ***** Owari ka? ***** ***** ***** ***** ***** Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)