Ring Raiders - Tiger & Comet von Kurama_Kitsune ================================================================================ Kapitel 5: ----------- Tatsächlich machten sie alle beide am nächsten Morgen nicht unbedingt einen taufrischen Eindruck, waren aber pünktlich beim Frühstück anwesend. Cub wurde von Duffy in Beschlag genommen, der sich erst beschwerte, dass ihm niemand von dem Ausflug berichtet hatte und dann genau wissen wollte, was Cub am freien Tag gemacht hatte. Und das so lautstark, dass es rundrum alle hören konnten. Aber es interessierte eigentlich nur noch Joe Thundercloud, der sich mit an den Tisch setzte. Yuri nahm neben Vector Platz, allein schon, damit er Cub nicht in Verlegenheit brachte. Er selbst hatte kein Problem damit, sich zu beherrschen, ihm sah keiner an, was in ihm vorging, wenn er es nicht wollte. „Na, Kirkov, wie war ihr Tag gestern? Jones ist ja heute überpünktlich. Sieht so aus, als hätte ihm das gut getan“, empfing ihn der Ring Commander. Yuri nickte kurz. „Ich denke, er hat das gebraucht. Und es war zugegeben wirklich entspannend, mal etwas anderes zu sehen.“ „Kommen sie bloß nicht auf dumme Ideen, Commander“, lachte Vector. „Sie bleiben brav bei den Raiders. Wir brauchen sie schließlich hier. Aber schön zu hören, dass alles gut gelaufen ist. Bei Gelegenheit könnte ich mir vorstellen, ihnen mal wieder die Möglichkeit zu einem freien Tag zu geben. Oder einem der anderen Männer. Ich denke, davon könnte jeder mal profitieren. Auf jeden Fall sind sie anscheinend eine gute Begleitung.“ „Danke, Ring Commander. Aber ich habe doch gar nichts besonderes gemacht.“ „Na Hauptsache sie sind gut zurückgekommen. Für heute haben wir nur einen weiteren Probelauf mit dem neuen System auf dem Plan. Nachmittags dann freies Training. Um die Staffeln gut einzufliegen. Miles ist zurück auf Thunderbase, er meldet sich später“, informierte der Commander Yuri dann darüber, dass ihr Nachrichtenspezialist zurück auf der Basisstation auf dem Boden war und wie das Programm für den Tag aussah. Na wenigstens nichts zu anstrengendes. Dann war es egal, ob er müde war. Und vielleicht ergab sich dann auch nochmal die Gelegenheit, in Ruhe mit Cub zu sprechen. Das wollte er unbedingt noch. Der Vormittag verlief wie erwartet. Und als die Maschinen beim Auftanken waren, suchte Yuri gleich nach Cub. Der schien sowieso schon auf ihn gewartet zu haben und lächelte leicht, als Yuri auf ihn zukam. „Hey, Cub. Gutes Manöver. Gut zu sehen, dass du bei der Sache bist. Geht es dir gut?“ Cub nickte kurz, dann sah er verlegen zu Boden. „Ich... hab... nicht ganz so viel geschlafen... A-aber! Aber... das war schon ok.“ „Schau nicht so. Sonst denkt ja jeder gleich, ich schimpfe mit dir. Können wir kurz reden?“ Unsicher sah Cub zu dem größeren Piloten auf. „J-ja, sicher... Warum?“ „Keine Angst, es ist alles gut, Cub. Mach nicht so ein Gesicht“, beruhigte Yuri ihn schnell. „Lass uns rüber in den Aufenthaltsraum gehen. Ich denke, da sind wir jetzt alleine.“ Cub folgte Yuri und setzte sich neben ihn, als der Russe auf der kleinen Couch dort Platz nahm. Gleich wirkte der junge Mann wieder ganz nervös und knetete unsicher seine Hände. Aber Yuri lächelte ihn nur beruhigend an. „Über was machst du dir Sorgen?“ „D-darüber, dass du mir jetzt sagst, dass alles nur ein ganz dummer Fehler war und dass ich alles vergessen und nie wieder darüber reden soll“, murmelte Cub und sah Yuri dabei nicht an. „Mh... so... Und glaubst du, das sage ich jetzt? Und wenn ich es sage... Würdest du tun, was ich dir sagen würde?“ Einen Moment lang schwieg Cub, dann kam ein leises: „Ich weiß nicht... nein...“, von ihm. „Das dachte ich mir. Weißt du, es ist... schon komisch. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber bei mir ist es so... Ich habe von klein auf gelernt, dass so etwas... nicht geht.“ Cub nickte. „Ist bei mir doch auch so. In jedem Kindergarten, jeder Schule, in der Kirche, die Eltern... Bei mir, in meiner Zeit, da konntest du für 'so was' verhaftet werden. Mir ist ja klar, dass du vielleicht denkst, dass es mir jetzt nur so geht, weil ich... noch jung bin. Und... na ja...“ „Weil du nur Militär und damit nur Soldaten kennengelernt hast, keine Frauen. Und hier wieder, hab ich recht? Du musst aber auch zugeben, dass du eigentlich jetzt in dem Alter bist, wo man sich nach Frauen umsieht. Und dann sind da keine“, ergänzte Yuri. „Irgendwie ja. Aber... nein, eigentlich... Es stimmt schon, zuhause war der Krieg das Wichtigste und dass ich in die Airforce komme. Aber es ist... bei dir... einfach anders. Ich meine, Vector und Yakamura haben mich damals vor Scorch gerettet. Aber ehrlich gesagt, mag ich den Ring Commander gar nicht so gern.“ Überrascht sah Yuri ihn an. „Warum nicht?“ Cub verzog das Gesicht. „Er schimpft mich immer aus. Ständig motzt er mich an. Ich kann ihm gar nichts recht machen.“ Nun musste Yuri lachen. „Ach Unsinn! Er will nur, dass du ein guter Flieger und verantwortungsbewusst bist.“ „Wie auch immer, mit Yakamura kann ich nicht so. Ich hab dann Duffy kennengelernt, der ist so 'ne Art bester Freund für mich. Er ist lustig und er ist so was wie ein... ein Lieblingsonkel für mich. Joe... Joe ist auch lustig. Aber auch wenn wir ähnlich wenig über die Zeit hier wissen, er...“ Der Amerikaner senkte die Stimme. „Sag das ja niemandem, was ich sage!“ Yuri war wieder gespannt, was nun kam. „Manchmal finde ich... er ist ein bisschen... dumm.“ Kurz blickte Yuri ihn nur an, dann lachte er wieder und Cub wurde rot. „Und was ist an mir dann so anders?“, wollte Yuri dann aber doch wissen. „W-weißt du... keine Ahnung, wieso das auf einmal so ist. Aber... als du zu den Raiders gekommen bist... Vector hat dich für mein Training eingeteilt, da... mochte ich dich einfach nur. Und irgendwie... mochte ich dich jeden Tag mehr. Und dann, auf Little Island, da... Erst die drei Tage mit dir in der Zelle und... dann hast du mich beschützt... Ich weiß auch nicht, da... auf einmal war alles anders“, versuchte der Jüngere seine Gefühle zu erklären. „Jetzt musst du mir aber auch was beantworten“, fuhr er dann fort. „Wieso... hast du mich geküsst? Und sag's mir ganz ehrlich!“ „Jedenfalls nicht einfach so zum Spaß, falls du das befürchtest. Ich weiß, ich sollte dich so nicht sehen. Nicht als etwas anderes, als einen guten Freund. Aber wie ich gestern schon sagte... du machst es mir nicht gerade leicht. Auch bei mir lernst du von klein auf, dass ein Mann nicht zu einem anderen Mann gehört. Und auch das mit dem Gefängnis war nicht so viel anders. Tja...“ Langsam lehnte Yuri sich zurück. „Trotzdem passiert es eben, wenn es passiert. Ich hatte zwar schon auch Frauen, aber bei der Luftwaffe hatte ich dann einen Kameraden. Wir hatten viele Einsätze zusammen. Und irgendwann... Wir haben es, glaube ich, beide schon viel länger gewusst... Nun, wie schon gesagt, wenn es passiert, kannst du es nicht ändern. Hab ich recht, Cub?“, wollte Yuri nach seiner kleinen Erzählung wissen. Cub sah ihn ganz überrascht an. Mit so einer Geschichte hatte er wohl nicht gerechnet. Allein deswegen musste Yuri schmunzeln. „Gib es zu, so sehe ich nicht aus, hm?“ Cub lief wieder rot an, hielt dem Blick aber diesmal stand. „Das kann man doch gar nicht sehen! So ein Unsinn!“ „Nein, kann man nicht. Manchmal ist es schade. Gerade die, denen man es so gut wie gar nicht ansieht, da vergibt man seine Chance, weil man sich nichts sagen traut.“ Jetzt biss Cub auf seiner Unterlippe herum. „Ich... wollte mich aber trauen... Weil ich es sonst nicht mehr ausgehalten hätte.“ Ohne zu überlegen, streckte Yuri die Hand aus und strich über Cubs Wange. „Du bist auch mutig. Manchmal etwas zu... unüberlegt, aber das war gut, kleiner...“ „Ey! Ich dachte wir hatten eine Abmachung!“, unterbrach Cub ihn sofort. „Ah, verzeih mir, aber es passt doch so gut zu dir. Du hast eben das Temperament einer Wildkatze“, versuchte Yuri sich an einer Entschuldigung, was Cub aber nur dazu brachte, ganz seltsam zu schauen. „Das machst du mit Absicht.“ „Was?“ „Du kennst meine Maschinen.“ Jetzt verstand Yuri gar nichts mehr. „Die Propellermaschine. Die im anderen Teil des Hangars steht. Das ist meine“, fuhr Cub fort. Das half Yuri auch nicht wirklich weiter. „Und?“ „Das ist meine alte Maschine. Die... Wildcat...“ Gerade noch konnte Yuri sich das Lachen verkneifen. Nicht ernsthaft. Sehr niedlich. „Wehe du sagst jetzt was Dummes!“, grummelte der Jüngere. „Nicht doch. Aber für mich bist du leider jetzt erst recht...“ Der russische Pilot musste doch grinsen. „... mein Koshechka.“ Cub hatte schon den Mund zum Protest geöffnet, sah Yuri nun aber verständnislos an. Gleich darauf schüttelte er den Kopf. „Bloß, weil du es auf russisch sagst, heißt das nicht, dass ich es erlaube! Was heißt das?!“ „Koshechka? Gar nichts. Das sagt man nur zu den Leuten, die man wirklich mag. Ein wenig freche Leute, so wie du es bist. Aber eben nur zu jemand, den man wirklich sehr mag“, erklärte Yuri, ohne überhaupt etwas zu verraten. „Solange du nicht kleiner Tiger oder Wildkatze sagst, ist es mir egal“, klang Cub trotzdem etwas beleidigt. „Sei nicht böse, Cub. Ich will mich nicht mit dir streiten. Nicht wegen einem Kosenamen. Außerdem ist es ein nettes Wort, versprochen. Und verstehen tut es doch keiner. So und jetzt möchte ich gar nicht weiter über so etwas dummes reden, bei dem du schlechte Laune bekommst“, bestimmte Yuri dann. „Lass mich dir etwas anderes sagen. Du willst doch auch wissen, wie es weitergehen soll, hab ich recht?“ Der Jüngere nickte nur. „Ich finde, wir müssen keinem auf die Nase binden, dass wir uns beide ganz... sympathisch finden. Und das zwischen uns etwas passiert ist. Ich glaube zwar, dass die Zeiten jetzt anders sind, aber ich muss es trotzdem nicht haben, dass dann irgendwas komisch wird. So wie ich das sehe, sind Einrichtungen wie das Militär, Soldaten, Air Force... all das garantiert nach wie vor konservativ. Deswegen habe ich nicht die geringste Ahnung, wie der Ring Commander und die anderen das sehen würden. Nicht, dass es mir nicht egal sein könnte. Aber ich will nicht, dass du meinetwegen das alles hier verlieren könntest.“ „Mir wäre das aber auch egal. Wenn die anderen das nicht verstehen, oder nicht tolerieren... dann will ich eh nicht hierbleiben!“, sagte Cub trotzig. „Das sagst du jetzt. Aber denk trotzdem mal darüber nach. Du würdest auch hier sozusagen eine Familie aufgeben. Obwohl wenn dann ICH rausgeworfen werde.“ Irritiert blinzelte Cub. „Wieso denn das?“ „Ganz einfach. Du bist jung, du weißt es nicht besser. Ich bin dann der böse Wolf, der den armen, unschuldigen Jungen verführt hat“, grinste Yuri und auch Cub musste grinsen. „Ja... sicher...“ Dann wurde er aber auf einmal ganz ernst. „Yuri... sag mir ganz ehrlich... willst du... das fortsetzen? Lässt du mich... dich so gernhaben, wie ich es tue? Oder glaubst du, dass es sowieso Quatsch ist und zu nichts führt? Dann sag's mir gleich, damit ich anfangen kann, das irgendwie aus meinem Kopf zu kriegen.“ Kurz warf Yuri einen Blick zur Tür, ob auch niemand kam, dann nahm er Cubs Gesicht in beide Hände und küsste ihn wortlos ganz sanft, bevor er ihn losließ und anlächelte. „Ich werde nichts überstürzen, mein Freund. Aber ich werde auch sicher nicht so tun, als wäre nichts gewesen. Dazu gefällst du mir einfach zu gut. Und dazu mag ich dich zu sehr. Reicht dir das als Antwort?“ Ebenfalls lächelnd nickte Cub, dann hörten sie Stimmen vom Gang und Cub sprang automatisch auf. Yuri selbst blieb ganz beherrscht sitzen. Vielleicht konnte er Cub das noch beibringen. Zum Glück waren es aber eh nur Joe Thundercloud und Duffy, die stellten keine peinlichen Fragen, oder besser gesagt, sie waren beide nicht der Typ, dem groß auffiel, dass etwas seltsam war. Am ehesten noch Thundercloud, aber der war so ins Gespräch mit Duffy vertieft, dass er ihn und Cub eh erst bemerkte, als Yuri sie beide begrüßte. Cub verabschiedete sich dafür schnell, aber auch das fanden die anderen nicht seltsam. Dafür lenkte Yuri sie aber auch geschickt mit ein paar Fragen ab. Und dann ertönte eh schon der Aufruf zu einer kurzen Besprechung. Sie verließen gerade das Besprechungszimmer, als auf einmal der Alarm ertönte. „Alle Staffelführer sofort auf Gefechtsstation!“, befahl der Ring Commander. „Endlich gibt es für meine Arrowhead mal wieder was zu tun“, freute Joe Thundercloud sich und Yuri bemerkte auf Cubs Wangen hektische rote Flecken der Vorfreude. „Seid alle wachsam da draußen!“, mahnte Vector. „Wir haben zwar die Systeme modifiziert, aber wir haben keine Ahnung, ob die Skull Squadron das nicht auch hat!“ „Die Meldungen besagen, dass es ein Frontalangriff auf eine Küstenstation ist, in der Rohstoffe für die Air Carrier Justice gelagert werden“, informierte Yakamura sie auf dem Weg zum Hangar. Er hatte ein Miniheadset in einem Ohr und empfing dadurch die aktuellen Nachrichten, die ihm Max Miles von der Bodenstation herüberschickte. „Mit wem haben wir's zu tun?“, wollte Vector wissen, während er sich seinen Helm schnappte. Kurz gab Yakamura die Frage weiter, er lauschte, dann sah er irritiert zum Ring Commander. „Mit... allen. Die komplette Skull Squadron scheint da oben eine Art... Luftparty zu feiern.“ Auch Vector hielt kurz inne. Genauso wie Yuri. „Wegen einer Versorgungsstation? Das ist ungewöhnlich.“ „Das finde ich allerdings auch. An alle: Ich will, dass wir da mit besonderer Vorsicht rangehen! Keine unnötigen Kamikazeaktionen! Verstanden?! Auch du, Cub! Ist das klar?!“ Cub schien ein paar Zentimeter zu schrumpfen, nickte aber fest. „Gut, dann los! Schaltet das neue System ein, Staffelformation, dann einkreisen! Wir geben ihnen keine Fluchtmöglichkeit! Heute holen wir sie uns!“ Ein zustimmender Ruf kam von allen Piloten, dann schwang sich jeder in seine Maschine und es ging los. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)