Ring Raiders - Tiger & Comet von Kurama_Kitsune ================================================================================ Kapitel 4: ----------- Kaum im Freizeitpark angekommen, hatte Yuri erneut alle Mühe, Cub zu folgen, weil der von einem Fahrgeschäft zum nächsten lief. Zwar konnte Yuri diesen Dingern nicht wirklich etwas abgewinnen, aber er hatte es andererseits auch noch nie probiert. Vielleicht machten diese Teile tatsächlich Spaß. Wenigstens konnte ihm dabei nicht schlecht werden. Dazu war er in seinem Flugzeug ganz andere Belastungen und Geschwindigkeiten gewohnt. Cub dagegen schien hellauf begeistert zu sein. Je wilder die Fahrt, desto besser. Und Yuri machte ihm zuliebe alles mit. Am späten Nachmittag lehnten sie dann nebeneinander an einem Geländer eines der Stege, die vom Park aufs Meer hinaus führten und sahen aufs Wasser. „Und? Bist du zufrieden mit deinem freien Tag?“, wollte der Russe wissen. Cub nickte leicht. „Sehr! Das war der beste Tag überhaupt! Vielen Dank dafür, Yuri.“ „Dafür musst du dich nicht bei mir bedanken. Ich bin nur die Begleitung. Damit du keinen Unsinn machst“, stichelte Yuri und wurde dafür von Cub mit dem Ellbogen in die Seite geknufft. „Ärger mich nicht schon wieder! Erzähl mir lieber, was du mir vorhin versprochen hast. Vielleicht hab ich dann auch endlich mal was, um dich zu ärgern!“ Yuri lachte kurz, dann überlegte er laut: „Was hab ich dir denn für Geschichten versprochen? Von mir kann ich dir gar nichts spannendes erzählen.“ „Mmmh... du wolltest mir was von Russland erzählen. Wie ist es da so? Was hast du vor den Raiders gemacht? Hattest du... eine... Familie? Was ist mit deinen Freunden?“ „Ah, das sind aber viele Fragen auf einmal. Mal sehen. Wie es ist, kann ich dir gar nicht genau sagen. Ich war nicht mehr dort, seit mich Commander Vector rekrutiert hat. Aber früher war es zuhause... sagen wir mal... sehr geordnet. Weißt du...“ Yuri sah in die Ferne. „Ich bin in Russland in einem Waisenhaus groß geworden. Die Jungen dort waren meine Familie. Meine Brüder. Es gab nicht viel Geld nach dem großen Krieg. Aber die Zeit war trotzdem gut. Und weil ich sehr sportlich war, fleißig, diszipliniert, durfte ich auf die Militärakademie. Ich wollte immer der Beste sein. Und dann... dann habe ich das Fliegen für mich entdeckt. Etwas Schöneres habe ich vorher noch nie erlebt. Das war Freiheit pur und ich habe es von Anfang an geliebt.“ Bei diesem Gedanken musste Yuri lächeln. Cub hatte still zugehört und wartete auch jetzt noch, ob der Ältere weitersprach. Der wandte sich ihm tatsächlich lächelnd zu. „Siehst du? Für mich gibt es auch keine Familie. Aber ich hatte leider auch nie eine. Nicht wie du.“ „Ver... misst du... niemanden?“, fragte Cub leise. „Du meinst Freunde? Doch. Schon. Manche waren mehr als nur gute Kameraden. Aber ich habe viele neue Freunde. So wie dich.“ Schon wurde der jüngere Pilot leicht rot und sah aufs Meer. „Oder... meintest du Frauen?“, grinste Yuri und beobachtete amüsiert, wie Cub den Blick noch weiter senkte und noch angestrengter vor sich hinstarrte. Alles, was er machte, war: „Mmh.“ „Nun ja, sagen wir es mal so: Als der Stolz der russischen Luftwaffe hat man schon so seine Verehrerinnen. Gutaussehende Piloten mag doch jedes Mädchen. Das kennst du doch sicher auch, oder?“ Irgendwie war Yuri auf die Antwort gespannt. Dabei sollte ihn das gar nicht so interessieren, oder? Komischerweise gefiel es ihm, was er zu hören bekam. Und zwar richtig gut, denn es klang wirklich niedlich und unschuldig, als Cub murmelte: „N-nicht... wirklich... Ich hatte... kein Mädchen...“ „Mach dir nichts draus. Bei dir, in deiner Zeit, da gab es Wichtigeres. Und ehrlich gesagt... ich hatte auch nie den Kopf für ernste Beziehungen. Das war mir persönlich nie so wichtig. Oder besser gesagt, ich hatte andere Prioritäten. Deswegen war ich auch nicht verheiratet. Oder hatte jemanden, der auf mich wartet.“ Beide schwiegen eine kleine Weile. Dann richtete Yuri sich auf und drückte kurz Cubs Schulter. „Na komm. So langsam wird es Zeit. Lass uns noch etwas essen gehen und dann fliegen wir zurück zur Justice. In Ordnung?“ Cub nickte und sie machten sich auf den Weg. Und bis sie dann mit dem Essen fertig waren, war es beinahe dunkel. Zurück auf der Air Carrier Justice waren darum auch nur noch ein paar Techniker im Hangar zu Gange, alle anderen schienen bereits schlafen gegangen zu sein. „Geh gleich schlafen, Cub. Sonst bekomme ich Flugverbot vom Ring Commander, weil ich dich erst so spät wiedergebracht habe“, sagte Yuri leise auf dem Gang zu Cub und hörte den kurz leise lachen. Dann standen sie vor Cubs Quartier-Tür und der Jüngere ging ein paar Schritte in sein Zimmer hinein. „Gute Nacht, Cub. Ich hoffe, der Tag hat dir gutgetan.“ Cub blieb mit dem Rücken zur Tür und zu Yuri gewandt stehen. „Der Tag... war toll. Vielen Dank, Yuri. Jetzt fühle ich mich nicht mehr so alleine und... es ist schön... einfach mal... 'normal' zu sein.“ Sofort machte Yuri sich wieder Sorgen, um den kleinen Amerikaner. Nicht dass Cub wieder zu weinen anfing, sobald er die Tür schloss. Ohne groß nachzudenken kam auch Yuri ins Zimmer und lehnte die Tür an, damit man sie auf dem Flur nicht gleich hörte. Sanft legte er dem kleineren Piloten die Hände auf die Schultern und drehte ihn langsam zu sich um. „Hey, du weißt doch, dass du nicht allein bist. Du bist nie allein. Du hast immer alle bei dir, die du brauchst. Und zwar hier.“ Damit legte er Cub eine Hand auf die Brust. „Deine Familie trägst du immer da drin bei dir. Und das kann dir auch nie einer nehmen. Daran musst du immer denken.“ Cub sah wieder mit diesem seltsamen Blick zu ihm auf und obwohl nur ein schwaches Licht den Raum erhellte, sah Yuri sehr deutlich, dass Cubs Wangen schon wieder ganz dunkelrot waren. Und unter seiner Hand konnte er spüren, wie schnell das Herz des jungen Mannes schlug. Was ihn daran am meisten verwirrte, war jedoch, dass ihn das selbst so durcheinander brachte. Dass ihm das... gefiel. Er wollte schon die Hand wegziehen, aber da legte Cub seine Hand schon darüber und drückte Yuris fester an sich. „Y-Yuri... Ich... muss dir... was sagen...“ Nein, nein, das ging gerade in keine gute Richtung! Yuri hatte auf einmal ein ganz komisches Gefühl. Er sollte den Jungen nicht so ansehen, sich keine Gedanken darüber machen, was ihm an Cub gerade besonders gut gefiel. Dummerweise ließen sich nicht alle diese Gedanken trotz jahrelanger, disziplinierter Ausbildung einfach unterdrücken. Das hatte schon früher nicht immer so funktioniert, wie Yuri es vielleicht gern gehabt hätte. Aber auch, wenn die Zukunft liberaler war, das hier ging so gar nicht! Er war Cubs Ausbilder, sein Teamkamerad, von Zeit zu Zeit Flügelmann im Manöver, sein Freund und außerdem war Cub sowieso viel zu jung, um in ihm auch nur annähernd etwas anderes als einen Teenager zu sehen! „Yuri... ich... ich...“, riss ihn da Cubs Stottern aus seinen Gedanken. Der Junge drückte seine Hand ganz nervös, aber Yuri wollte es nicht so weit kommen lassen, dass Cub jetzt etwas sagte, dass er dann nicht mehr zurücknehmen konnte. Deshalb entzog er ihm seine Hand und legte zwei Finger auf Cubs Lippen, um ihn zum Schweigen zu bringen. „Nicht, Cub. Nicht... Das... ist nicht gut. Geh schlafen. Sonst bereust du vielleicht etwas, das du jetzt sagst.“ Dem Russen entging nicht, das Cubs Blick unendlich enttäuscht wirkte und er beinahe so aussah, als würde er jetzt doch wieder weinen wollen. „Geh bitte einfach schlafen, Cub, okay?“ Yuri wollte sich umdrehen und gehen, bevor noch etwas extrem unüberlegtes passierte. Aber da runzelte Cub trotzig die Stirn, schüttelte den Kopf, war mit zwei Schritten an Yuri vorbei und drückte mit dem Rücken die Tür ins Schloss und sich fest mit dem Rücken dagegen. „Geh nicht! Geh... jetzt nicht einfach weg. Das kannst du nicht machen... Vielleicht muss ich mir jetzt ewig anhören, dass ich zu impulsiv bin, dass ich meinen Mund hätte halten sollen, dass ich die Freundschaft oder sogar das Team kaputt mache, aber... aber...“ Er zog sich die Kappe vom Kopf und knetete sie nervös zwischen den Fingern. Dann kniff er die Augen fest zu und Yuri sah, dass ihm nun wirklich Tränen über die Wangen liefen. „Cub... bitte...“ „Nein! Ich will, dass du mir zuhörst! Hör einfach zu... Yuri... Ich... ich mag dich. Ich mag dich wirklich sehr... Der Tag heute... das... Ich war noch nie so glücklich. Weil ich den ganzen Tag nur mit dir allein sein konnte. Und ich will, dass du das weißt! Dass du weißt, dass ich... dass ich...“ Cub rieb sich mit einem kleinen Hicksen über die Wangen und Yuri handelte ohne Nachdenken. Er war plötzlich ganz dicht vor Cub und drückte ihn gegen die Tür, eine Hand hatte er neben Cubs Kopf gegen die Tür liegen, mit der anderen umfasste er Cubs Kinn und brachte ihn dazu, zu ihm aufzusehen. Cub schnappte kurz erschrocken nach Luft und wurde wenn möglich sogar noch röter als zuvor. Erst recht, als Yuri mit dem Daumen die Tränenspuren von seinen Wangen wischte und dann über seine Lippen strich, während er ihm direkt in die Augen sah. „Yuri... w-was...“ „Du machst es mir wirklich nicht leicht, Jones“, raunte der Ältere heiser. „Ich sollte nicht so denken. Ich sollte dich so nicht ansehen. Aber... du machst es mir nicht leicht.“ Cubs Atem ging schneller und Yuri fühlte sich mehr als nur ein bisschen komisch, wenn er so auf ihn herunter sah und genau wusste, dass ihm der kleinere Pilot so nicht auskommen konnte. Er schluckte kurz trocken und lehnte sich noch enger über ihn, kam seinem Gesicht näher, woraufhin Cub die Augen schloss und sich ihm fast wie selbstverständlich entgegen lehnte und ihm den Kopf mehr entgegen hob. In Yuris Kopf läuteten sämtliche Alarmglocken, eine innere Stimme schrie ihn an, dass er sofort diesen Blödsinn lassen sollte, aber da war noch eine viel viel lautere Stimme, die alles andere übertönte. Die einfach nur 'Tu es!' sagte. Einen Moment lang hielt Yuri noch inne, die eigenen Lippen nur wenige Zentimeter von Cubs entfernt. Er ließ sein Kinn los und strich über Cubs Hals nach unten, wo er dessen Herzschlag spürte, schob die Hand über seine Brust weiter nach unten und um seine Hüfte, nur um ihn im nächsten Augenblick mit einem festen Ruck gegen sich zu ziehen und gleichzeitig seine Lippen auf Cubs zu pressen. Der stieß einen halb erschrockenen kleinen Laut aus, ließ das Cap fallen und vergrub die Finger dafür fest in Yuris Oberteil. Yuris Kuss war fordernd, Cubs Lippen schmeckten so weich und er musste sich eingestehen, dass er das hier selbst schon eine Weile gewollt hatte. Vielleicht nicht bewusst. Aber andererseits war er einfach nur extrem gut darin, alles nicht 'normale' zu verdrängen. Als er merkte, dass Cub den Kuss eher unbeholfen erwiderte, zog er sich selber etwas zurück. Natürlich, der Amerikaner war jung. Wahrscheinlich hatte er nicht nur nie ein Mädchen gehabt, wahrscheinlich hatte er noch nicht einmal eines geküsst. Yuri ließ ihn los und küsste stattdessen nur sanft seine Wangen. „Entschuldige... ich habe mich gehen lassen. Es tut mir leid. Das hätte mir nicht passieren dürfen. Aber...“ Er strich Cub ein paar Haarsträhnen aus der Stirn. „... du machst es mir nicht leicht...“ Cub sah ihn mit einem ganz verklärtem Blick an, er atmete noch immer heftig und war auch noch immer ganz rot. Aber jetzt lächelte er glücklich und auch Yuri konnte sich ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen. „Ihr mit eurem verfluchten amerikanischen Charme. Amerikanische Piloten sind wirklich die gefährlichsten, das wusste ich ja schon immer.“ Er tippte Cub auf die Nasenspitze. „Jetzt geh ins Bett. Und schlaf. Und ich will nichts mehr hören.“ Sanft zog Yuri Cub von der Tür weg und schob ihn zum Bett. „Und wenn... wenn ich... will dass... du... bleibst?“, fragte Cub ganz schüchtern. „Hör zu, Cub. Ich lasse hier etwas zu, das ich nicht sollte. Und es fühlt sich dummerweise sehr, sehr richtig an. Aber ich will, dass du erst mal in Ruhe darüber nachdenkst, was du selber wirklich willst. Du bist noch sehr jung. Und du hast das Gefühl, du bist allein. Dass du jemanden brauchst. Denk in aller Ruhe darüber nach. Nicht, dass dir später etwas leid tut. Das würde ich nicht wollen. Und weder ich noch du gehen hier so schnell weg, hab ich recht? Wir haben also Zeit für alles. Für alles, was kommen kann. In Ordnung... kleiner Tiger?“ Cub rieb sich hektisch über die roten Wangen. „Okay... in Ordnung. A-aber... nenn mich nicht so!“ Yuri grinste. „Ich mag den Namen aber. So und jetzt geh endlich ins Bett. Sonst gibt es für uns noch beide Strafdienst, wenn wir verschlafen. Also... schlaf gut, Cub.“ Cub nickte leicht, dann lächelte er wieder. „Ja, ist gut. Dann... gute Nacht, Yuri. Bis morgen.“ Leise verließ Yuri das Zimmer und ging in sein eigenes. Du liebe Güte. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Das würde bestimmt noch gewaltig Ärger geben, wenn das rauskam. Wie wohl die anderen Piloten darauf reagieren würden? Im Endeffekt war er der Verantwortliche. Cub war ja viel zu jung, als dass irgendwer sagen konnte, er hätte da freiwillig mitgemacht. Der Kleine wusste ja nicht, was er da tat. Auch wenn außer ihm selbst und Duffy keiner wusste, wie alt Cub wirklich war. Da hatte er sich ja in was reingeritten. Nur, weil er sich nicht beherrschen konnte. Weil er sich nicht im Griff gehabt hatte. Aber Cub war nun mal leider unwiderstehlich für Yuri geworden. Erst recht, wo er jetzt wusste, wie der Jüngere von ihm dachte und dass er in ihm mehr als nur einen Freund sah. Na ob er diese Nacht würde schlafen können... Yuri bezweifelte das... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)