Vampire Kiss von Laito-Sakamaki ================================================================================ Kapitel 1: Ein schrecklich realer Albtraum ------------------------------------------ 私が今まで本当にあなたの光だった場合、これは私の命を救うための最後のチャンスです。 1. Ein schrecklich realer Albtraum "Feierabend Kaioh!" Diese Worte waren Balsam in Michirus Ohren. Die Schicht war lang gewesen. Wie üblich weit länger als geplant und die Arbeit als Kellenerin in dieser Bar war alles andere als leicht. Der Besitzer war ein mieses Schwein und die, meist männlichen, Besucher ständig auf Abstand halten zu müssen war auch nicht immer einfach. Heute war es besonders spät geworden. Michirus Ablöse war nicht zur Arbeit erschienen und hier draußen auf dem "Dorf", so weit ausserhalb der ganz großen Städte, war es nicht immer einfach so schnell jemanden zu finden der einspringen konnte. Es ging auf drei Uhr in der Frühe zu und Michiru wollte nur noch schlafen. Sie kam aus einfachen Vehältnissen und genauso einfach war ihr Leben. Morgens um acht war die Nacht vorbei. Es gab schliesslich noch andere Dinge außer dem Job als Kellnerin, die getan werden mußten. Schnell warf Michiru sich ihre Jacke über und verließ die Bar. Draußen atmete sie ersteinmal tief durch. "Frische Luft", seufzte sie dankbar bevor sie eiligen Schrittes in die Nacht lief. Nach etwa zehn Minuten wurden ihre Schritte deutlich langsamer. Vor ihr lag der Zedernwald. Er war nicht groß, nur etwa 500m zu durchqueren, doch ausser dem schmalen Stück Himmel über dem breiten Weg hindurch, gab es in der Nacht hier nur Finsternis. Rechts und links des Weges sah man machmal gerade noch die erste Baumreihe und auch vor - alsauch hinter einem lag nur Finsternis, wenn die Mitte des Weges erreicht war. Gaben Mond und Sterne nicht ausreichend Licht, sah man hier nicht die Hand vor Augen. Ein ungutes Gefühl diesen Wald zu durchqueren hatte Michiru bei Nacht immer. Heute allerdings war es irgendwie besonders schlimm. So schlimm, daß sie etwa zwanzig Meter bevor sie den Wald erreichte stehen blieb und nervös ins Dunkel starrte. "Irgendetwas ist anders heute...", murmelte sie. Sie kam nicht darauf was und durchqueren mußte sie den Wald so oder so. Würde sie drum herum laufen, gäbe es heute Nacht keine drei Stunden Schlaf mehr. So also setzte sie sich wieder in Bewegung. Die ersten Schritte noch normal, doch als sie den Wald betrat, wurde sie immer schneller. Das ungute Gefühl in ihr wurde immer heftiger und sie wollte diese Finsternis nur schnell wieder verlassen. Irgendwann rannte sie beinahe und als sie schon Seitenstiche bekam, sah sie endlich vor sich die Helligkeit der Straße, die zu ihr nach Hause führte. Als der Wald lichter wurde, verlangsamten sich auch Michirus Schritte. Sie war erschöpft und abgehetzt, aber dieses ungute Gefühl war fort. Die Finsternis des Waldes lag hinter ihr und damit auch die Angst die sie ihr gemacht hatte. Am letzten Baum blieb sie stehen und stützte sich ab, um zu Atem zu kommen. Durch die wilden Sträucher und Büsche die den Rest des Weges säumten, konnte Michiru die Straße sehen. Um diese Zeit fuhren auch hier nur noch vereinzelt Autos, doch ab hier war der Rest des Weges gut beleuchtet. Ein letztes Mal blickte sie sich um. Einige Meter weit war der Wald lichter und besser Einsichtig. Einsichtichtig genug, eine schnelle Bewegung wahrzunehmen. Etwas Großes verschwand hinter den Bäumen in die Dunkelheit. Und in diesem Moment wußte Michiru, was heute anders gewesen war. Es war totenstill. Seit sie den Wald betreten hatte, hatte sie nicht ein einziges Geräusch vernommen. Eine bedrückende, unnatürliche Stille herrschte und nicht einmal etwas so großes wie das, was Michiru gerade in die Dunkelheit hatte verschwinden sehen, schien auch nur einen Laut dabei verursacht zu haben. Und jetzt wurde ihr auch bewußt, daß diese unheimliche Stille noch immer da war. Sie schwang herum, hatte den Impuls wieder los zu laufen, doch dazu kam sie nicht mehr. Eine kräftige Hand presste sich auf ihren Mund und sie wurde fest gegen den Baum in ihrem Rücken gedrückt, noch bevor sie realisierten konnte, wie ihr geschah. "Wenn du schreist bist du tot...", flüsterte eine, Gänsehaut verursachende, Stimme dicht an ihrem Ohr, "...wenn du dich wehrst übrigens auch..." Michiru nickte ängstlich, wurde aber nicht frei gelassen. Auch die Hand vor ihrem Mund verschwand nicht. Ihr Angreifer lehnte sich lediglich ein wenig zurück und sah ihr in die Augen. "Du bist kein zufälliges Opfer", flüsterte diese Stimme wieder. Dunkle, leere Augen blickten in ihre, schienen durch sie hindurch bis in ihre Seele vor zu dringen. Dann lehnte die Person sich wieder zu ihr. Wie ein guter alter Freund schmiegte sie ihre Wange gegen die von Michiru. "Du mußt dich nicht fürchten, wirklich..." Die Stimme klang weicher als zuvor, irgendwie lockend, fast schon verführerisch. Eine Hand streifte Michirus Jacke über ihre Schulter zurück und streichelte beinahe sanft darüber. "Es ist nur eine kleine Prüfung..." Finger griffen in den Stoff von Michirus Oberteil und zerrten so ruckartig und kräftig daran, daß die kleinen Knöpfe der Bluse dem nicht stand hielten. Ein stark gedämpfter Aufschrei und ein heftiges Zucken zeigten deutlich Michirus Furcht. "Hab keine Angst...", wisperte es an ihrem Ohr, "Nur ein kurzer Test - nichts weiter." Die eine Hand verhinderte noch immer, daß die junge Frau schrie, die andere schob sich jetzt langsam unter ihre Bluse und berührte sie seitlich am Bauch. Michiru zuckte leicht und fing an zu zittern. "Ich tu dir nicht weh. Versprochen!" Kaum das sie die Stimme hörte, spürte Michiru zarte Küsse auf ihrem Hals. Die Hand strich langsam aufwärts und Michiru zitterte stärker. Je intensiver jedoch die Berührung der Lippen an ihrem Hals wurde, desto mehr erlahmte ihr Wiederstand. Die Hand erreichte ihre Brust und streichelte sie sanft. Die begehrlichen Lippen wanderten abwärts zur Schulter und Michiru seufzte erstickt. Irgendwann schob sich ein Bein mit sanftem Druck zwischen ihre Schenkel und sie verlor sich immer mehr. Das ihr Mund nicht mehr zugehalten wurde, registrierte sie nur am Rande. Sie seufzte leise, fühlte sich irgendwie benebelt und hatte alles andere als Flucht im Sinn. Eine so große Anziehung ging von der fremden Person aus, daß Michiru sich ihr willig ergab. Selbst als sie einen kurzen, scharfen Schmerz an ihrer Schulter spürte, blieb sie ihr verfallen. "Du hast bestanden", flüsterte es da erneut ganz dicht an ihrem Ohr. Sie spürte einen Windhauch, öffnete langsam die Augen und war allein. Nur langsam kehrte der Verstand zurück. Hastig zog sie ihre Kleidung zurecht und verließ fluchtartig den Wald, in welchen plötzlich alle Geräusche der Nacht zurückgekehrt waren. Zu Hause war sie ins Bad gestürzt, hatte alles von sich geworfen und war schnell unter die Dusche gestiegen. Erst unter dem warmen Wasser beruhigte sie sich langsam und kam zu Atem. Was war dort im Wald mit ihr geschehen? Hatte sie das wirklich erlebt? Oder hatte ihre Angst sie genarrt und ihr einen Streich gespielt? In diesem Moment fiel Michiru auf, daß das Wasser in der Duschwanne eine rötliche Färbung hatte. »Blut«, schoss es ihr durch den Kopf. Hektisch untersuchte sie ihren Körper nach Wunden, bis ihr der Schmerz an der Schulter wieder in den Sinn kam. Plötzlich war sie ganz ruhig. Langsam stieg sie aus der Dusche und trat vor den Spiegel. Etwas zögerlich drehte sie sich langsam um und betrachtete ihre linke Schulter. Dort befand sich ein kleiner, blutender Schnitt. Nur zwei oder drei Zentimeter lang, wie von einem Messer oder einer scharfen Kralle. "Was ist das?" murmelte Michiru. Ihr Erlebnis wurde immer realer immer unheimlicher. Eilig trocknete sie sich ab, versorgte die Wunde und verkroch sich ins Bett. Sie wollte nicht länger darüber nachdenken, ob es Wirklichkeit gewesen war oder Halluzination und sich selbst so immer mehr Angst machen. Der Morgen war schnell da und wenn Michiru nicht fit war, würde es problematisch werden. Schnell fiel sie in einen unruhigen Schlaf, der auch nicht sehr lange dauerte. Ein Geräusch ließ sie aufschrecken und sofort war sie hellwach. Jemand war in ihrem Zimmer. "Wer ist da?" stieß sie ängstlich hervor. "Hast du mich so schnell vergessen?" erklang eine Stimme neben ihrem Bett aus dem Schatten. Michiru zuckte zusammen und tastete nach ihrer Nachttischlampe. Als die kleine Leselampe etwas Helligkeit in dem Raum brachte konnte Michiru die Gestalt deutlich sehen, die auf ihrem Schaukelstuhl in der Ecke am Fenster saß. "Wer sind sie?", presste Michiru hervor, "Was wollen sie?" Die Gestalt hob langsam den Kopf und dunkle Augen die zuvor noch unter aschblonden Haaren verborgen waren, fixierten sie. "Hast du wirklich geglaubt, das es so einfach wäre?" Der Blonschopf lächelte amüsiert und erhob sich langsam. "Bleiben sie weg von mir!" schrie Michiru auf und flüchtete in die hintere Ecke ihres Bettes. Der Blondschopf blieb stehen und schüttelte den Kopf. "Du weißt doch das es sinnlos ist", lachte er leise, "Seit ich dich verletzt habe besitze ich die Macht über dich und das kannst du fühlen!" "Was...hast du mit mir gemacht?" brachte Michiru leise hervor, "Und wer bist du?" Der Blonde ging wieder aufs Bett zu und grinste wölfisch: "Ich habe dein Blut gekostet. Habe seine Wirkung auf mich und meine Macht über dich getestet..." Michiru wich weiter zurück und fiel aus dem Bett. Schnell rutschte sie auf allen vieren nach hinten weg, bis die Wand sie aufhielt. "Du bist perfekt...!" Michiru kämpfte sich auf die Beine und in diesem Bruchteil einer Sekunde stand die unheimliche Gestalt direkt vor ihr. "Du kannst mir alles geben was ich brauche...", hauchte der Blondschopf begehrlich, "und sogar noch sehr viel mehr..." Zwischen seinen leicht geöffneten Lippen blitzten zwei spitze, messerscharfe Zähne hervor. "Das...kann nicht sein!" presste Michiru kopfschüttelnd hervor, "Vampire gibt es nicht!" Prüfend strich der unheimliche Besucher sich mit der Zunge über die spitzen Zähne. "Ich bin hier. Demnach gibt es wohl doch Vampire...", schnurrte es gefährlich in Michirus Ohren. "Aber...können Vampire ein Haus nicht nur dann betreten, wenn sie dazu eingeladen wurden?" suchte Michiru ängtlich einen Ausweg. "Ich sagte doch - du bist kein zufälliges Opfer...", bekam sie zur Antwort, "So oft schon bin ich in diese Wohnung eingeladen worden, daß ich dein Einverständnis gar nicht mehr benötige!" "Das also hat der Vermieter gemeint als er sagte, diese Wohnung wäre nicht gut für eine alleinstehende junge Frau!" erkannte Michiru plötzlich. Scharfe Vampirzähne funkelten ihr entgegen als ihr Gegenüber amüsiert grinste. "Es waren fünf", flüsterte der Blonschopf, "Eine tot in dieser Wohnung aufgefunden, zwei im näheren Umkreis und zwei von ihnen nie wieder. Und du hast die Ehre die sechste zu werden... "Bitte...", stieß Michiru ängstlich hervor, als die scharfen Zähne sich ihrem Hals näherten. Der Vampir hielt inne und sah sie erwartungsvoll an. "Bitte...", versuchte Michiru es wieder mit zittriger Stimme, "ich gebe dir alles was du willst." Der Vampir lachte amüsiert. "Das bekomme ich sowieso..." "Aber ich gebe es dir freiwillig!" sagte Michiru schnell, als die Zähne sich ihrem Hals wieder näherten. Erneut hielt der Vampir inne. "Freiwillig...?", fragte er lauernd, "Was heißt freiwillig?" "Alles...was du willst sollst du bekommen", presste Michiru hervor, "wenn du mich nur nicht tötest." Einen Moment lang geschah nichts. Dann näherten die Zähne sich ihr erneut und voller ergebener Angst schloß Michiru die Augen. Statt des erwarteten Bisses jedoch klang wieder diese Stimme flüsternd an ihr Ohr: "Alles? Wenn ich dich nur am Leben lasse?" Michiru fühlte den heissen Atem auf ihrem Hals. Fast schon panisch nickte sie heftig. "Ja! Alles!" bestätigte sie schnell. "Dieses Angebot ist neu...", schnurrte der Vampir angetan, "Klingt gar nicht mal so schlecht..." Die Betonung und der Klang der Stimme jagten Michiru einen Schauer über den Rücken. Dennoch riss sie sich zusammen und sah ihrem Gegenüber in die Augen, als es etwas zurückwich. Zum ersten Mal sah sie genauer hin. Dunkelblaue Augen, ein wenig ins grünliche abweichend, glanzlos und leer. Ein relativ fein geschnittenes Gesicht, eine beinahe süsse kleine Nase und schmale Lippen, welche sich nun zu einem amüsiertem Grinsen verzogen: "Jetzt hast du begriffen?" Michiru nickte zögerlich. "Gut...", verfiel diese Stimme wieder in ein verführerisches Flüstern, "...also freiwillig?" Michiru schluckte. Sie fühlte diesen heissen Atem, sah die messerscharfen, gefährlichen Zähne zwischen den geöffneten Lippen und wusste, daß sie sich auf ein Spiel mit dem Tod eingelassen hatte. Egal was sie tun würde, egal was dieser Vampir auch immer verlangte - es würde ihr Leben am Ende nicht retten. "Freiwillig...", schnurrte es beinahe und Michiru spürte direkt darauf die Lippen des Vampirs auf ihren. Einen Moment lang wußte Michiru nicht, ob sie sich wegstoßen und versuchen sollte fort zu laufen oder wenigstens zu wehren, aber beinahe gleichzeitig war ihr klar, daß es sinnlos gewesen wäre. Kapitel 2: Machtdemonstrationen ------------------------------- 2. Machtdemonstrationen Es gab da mal einen Film. Einen uralten Klassiker, den Michiru nie gesehen hatte, aber dessen Titel nun plötzlich wieder in ihrem Kopf war. 'Der Kuss des Vampirs' war der Titel des Filmes und Michiru fragte sich, ob sie träumte. Vampire konnte es nicht geben, sie waren nicht real, nur Filmgestalten eben. Der Vampir löste sich von ihren Lippen und lächelte sie an. Dabei machte er sich nicht die geringste Mühe, die spitzen Zähne zu verbergen. "Für den Anfang sagst du mir zunächst mal deinen Namen und wo ich dich bei Dunkelheit finden kann." Die Worte waren weder mit Nachdruck noch im Befehlston und dennoch wußte Michiru, daß es eine Forderung war, die sie erfüllen mußte. "Mein Name ist Michiru...", begann sie leise zu sprechen, "Ich arbeite in einer kleinen Bar am Ortsausgang. Wenn ich nicht dort bin dann bin ich daheim. Feste Zeiten kann ich dir nicht nennen, weil meine Arbeitszeit unregelmäßig ist." "Ich finde dich schon wenn ich es will", war die Reaktion darauf. Michiru schluckte und senkte den Kopf. Sofort fühlte sie, wie sich ein Finger unter ihr Kinn legte und ihr Kopf wieder nach oben gezogen wurde. Als ihr Blick auf die dunkelblauen Augen ihres Gegenübers traf, fühlte sie plötzlich eine unglaubliche Anziehung und jedes bißchen Angst verschwand. Sie verlor sich beinahe völlig in diesen dunklen Augen und in ihr wuchs ein unstillbares Verlangen, daß sie weder erklären, noch kontrollieren konnte. Sie öffnete ein wenig die Lippen um besser atmen zu können und mit einem Mal war es ihr egal, ob ihr Gegenüber sie beißen würde. Es war ihr nicht nur egal, sie wünschte es sich beinahe... "Haruka", hauchte es direkt an ihrem Ohr, "Du wirst diesen Namen nie mehr vergessen..." Weiche Lippen berührten ihren Hals und Michiru ergab sich dem beinahe willig. Sie legte ihren Kopf auf die Seite und seufzte leise, als die Lippen an ihrem Hals leicht abwärts strichen. "Haruka...", wisperte sie und schloss die Augen. Der erwartete Biss jedoch blieb aus. Michiru öffnete die Augen und blinzelte benommen. Dann begriff sie ganz plötzlich und starrte Haruka geschockt an. "Was hast du mit mir gemacht?" presste sie ängstlich hervor. "Nur Gutes...", schnurrte Haruka, "Schön zu wissen, wie empfänglich du für meine Macht bist..." Ein Lächlen mit präsentierten Zähnen ließ Michiru erneut schlucken. Es gab keine Flucht für sie. Keine Flucht und keine Chance am Ende wirklich zu überleben. "Ich werde jetzt gehen", sagte der Vampir und riss Michiru damit aus ihren Gedanken. "Ich gehe und werde morgen mit Anbruch der Dunkelheit hier sein. Bring eine Freundin her, eine Verwandte eine Bekannte von mir aus auch eine dir völlig Fremde aber bring eine hierher, denn sonst..." Sie grinste und zeigte dabei ihr komplettes Gebiss. "Sonst...?", brachte Michiru kaum hörbar hervor. Sie kannte die Antwort und hätte nicht fragen müssen. "Sonst muß ich mich leider an dir bedienen", grinste Haruka weiterhin. Sie fuhr sich mit der Zunge über einen der spitzen Eckzähne um ihre Aussage zu unterstreichen und lehnte sich dann nochmals ganz dicht an Michirus Ohr. "Was ich ehrlich gesagt äußerst schade fände", flüsterte sie, "Ich würde gern erfahren was du bereit bis zu tun ohne jeglichen mentalen Einfluss von mir..." Sie lächelte überheblich und verschwand dann, ohne ein weiteres Wort. Ein Blick aus dem Fenster beantwortete Michiru warum. Es begann hell zu werden. "Das alles kann doch nicht wirklich sein", murmelte sie verzweifelt, "Es gibt keine Vampire!" Mit einem Schrei fuhr Michiru hoch. Verwirrt, verängstigt und erschöpft war sie irgendwann in einen unruhigen Schlaf gefallen, der nun jäh geendet hatte. Hektisch und mit schnellen Atemzügen sah sie sich um. »Nur ein Traum«, schoss es ihr durch den Kopf, »Ein schrecklich realer Albtraum« Langsam beruhigte ihre Atmung sich und sie ließ sich zurück aufs Bett fallen. Sie schloss die Augen und versuchte zur Ruhe zu kommen. »Bei Einbruch der Dunkelheit«, hallte es plötzlich in ihrem Kopf. Sofort schoss Michiru wieder hoch. Sie schluckte, denn es war, als hätte sie diese Stimme deutlich gehört und sich nicht nur erinnert. Sie hob langsam den Arm und griff an ihre linke Schulter. Vorsichtig befühlte sie ihre Haut und fand den kleinen Schnitt, den 'Test' wie, Haruka es genannt hatte. Wahrscheinlich hatte sie es mit einem Fingernagel getan oder mit einem ihrer Reißzähne, um so Michirus Blut zu prüfen. Es war kein Traum gewesen. Sofort wanderte Michirus Blick auf die Uhr. Es war bereits nach 16:30 und in nicht einmal 4 Stunden würde es dunkel sein. Sie hatte fast den ganzen Tag verschlafen und ihre Termine verpasst. Zudem musste sie ihrem Chef noch klar machen, daß sie heute nicht arbeiten konnte und irgend jemanden dazu bringen, zu ihr nach Hause zu kommen. Jemanden in die Falle locken. Beute für den Vampir besorgen... Ein Menschleben opfern, um das eigene zu retten... Michiru schluckte. Wollte sie das überhaupt? Würde das nicht alles verraten was sie je ausgemacht hatte? Das hätte es! Warum sie es aber trotzdem tat, wußte sie nicht. Telefonisch sagte sie ihrem Chef ab und telefonisch bat sie eine befreundete Arbeitskollegin zu sich nach Hause. Dann ging sie duschen und machte sich für den Abend fertig. Nachdem auch die Wohnung vorbereitet war, war es beinahe schon 20:00 Uhr und begann zu dämmern. Nun wurde sie unruhig. Im Grunde war das Mord! Sie schickte ihre Kollegin wissentlich in den Tod. Oder in etwas viel Schlimmeres... Sicher war es nicht angenehm, was die arme Frau erwartete. Trotzdem wischte sie ihr schlechtes Gewissen beiseite. Sie durfte jetzt nicht schwach werden, sonst würde sie es sein, die zur Beute der Vampirin wurde. Michiru prüfte nochmals, ob alles vorhanden war und passend vorbereitet. Draußen war es nicht einmal richtig dunkel, nur die Sonne war verschwunden und es dämmerte schnell, da stand Haruka schon im Zimmer. "Wie bist du herein gekommen?" fragte Michiru erschrocken, "Alle Türen und Fenster waren verschlossen." Die Vampirin lachte amüsiert. "Du wirst noch eine Menge lernen müssen", schüttelte sie den Kopf und kam zu ihr. Als würden sie sich bereits ewig kennen und ewig ein Team sein legte Haruka eine Hand auf Michirus Hüfte und dirigierte sie direkt vor sich. "Hey Süße alles vorbereitet?" schnurrte sie und zeigte ihre Zähne, "Ich bin hungrig..." Michiru fühlte sich nicht wohl so eng an Haruka und mit dieser Vertrautheit. Zudem hatte sie Angst, daß diese spitzen Zähne sich in ihren Hals bohren würden. "Meine Arbeitskollegin muß jeden Moment hier sein", nickte sie daher hektisch und befreite sich. Haruka sah ihr amüsiert nach. "Eine Arbeitskollegin also?", grinste sie zufrieden, "Ist sie hübsch?" Michiru drehte sich zu ihr um und sah sie an. "Hübsch ist relativ", zuckte sie mit den Schultern, "Kommt auf deinen Geschmack an." Sie drehte sich wieder weg und holte eine Flasche Wein, die sie vorhin bereits zum Atmen geöffnet hatte. Als sie die Flasche auf den Tisch stellte, war die Vampirin plötzlich wieder hinter ihr und legte die Arme um sie. Michiru zuckte kurz zusammen als Haruka das Kinn auf ihre Schulter stützte und direkt an ihrem Ohr säuselte: "Rotwein, wie rücksichtsvoll. Ich hoffe du hast mehr als nur die eine Flasche, damit du mir auch etwas anbieten kannst. Dann wird das vielleicht ein interessanter Abend. Und eine noch interessantere Nacht..." Den letzten Satz hatte die Vampirin in einem solch verheißungsvollen Tonfall geschnurrt, daß Michiru eine Gänsehaut bekam und erschauerte. In ihrem Hals setzte sich ein Klos fest und sie schluckte merklich. "Ich dachte...Vampire vertragen nur Blut...", brachte sie zitternd hervor. Ein leises Lachen an ihrem Ohr war die Reaktion. "Du siehst zu viele Gruselfilme", säuselte die tiefe Stimme amüsiert, "Und du solltest nicht alles glauben was die Medien dir erzählen." Ein kurzer Kuss genau auf die Halsschlagader brachte Michiru dazu, erschreckt aufzuschreien. Haruka jedoch setzte sich auf die Couch und grinste: "Ich kann alles essen und trinken was ich will - nur leider verwertet mein Körper es nicht." Ihr Grinsen wurde breiter: "Glücklicherweise wirkt wenigstens Rotwein wie er soll!" "Du willst dich betrinken?" war beinahe überrascht. Haruka lachte kurz. "Wer redet von betrinken. Aber ein schöner Schwips in Gesellschaft zweier netter Damen ist doch etwas Feines", grinste sie, "Kann nur interessant werden. Besonders für mich..." Michiru gefiel der Gedanke gar nicht und sie wollte Einwände erheben, doch in genau diesem Moment läutete es an der Tür. "Abendessen!" gurrte die Vampirin zufrieden und sah Michiru hinterher, die zur Tür verschwand. Nur wenig später betrat Michiru das Wohnzimmer wieder. Mit sich brachte sie eine junge schlanke Frau mit mittellangen, dunklem Haar und einem umwerfendem Lächeln. "Gute Wahl...!", grinste Haruka angetan und erhob sich sofort. Auffallend grüne Augen strahlten sie an, als Michiru sie einander vorstellte. "Yumemi das ist Haruka. Haruka - Yumemi!" "Freut mich außerordentlich", grinste Yumemi. "Und mich erst!" hauchte Haruka ihr verführerisch lächelnd entgegen. Michiru musste hilflos und erschreckt feststellen, welche imense Macht die Vampirin besaß. Allein ihr Charme war so unglaublich, daß er beinahe sogar Michiru in seinen Bann zog, obwohl sie doch wußte, daß alle Schmeicheleien und alle Nettigkeiten nur einem einzigen Ziel zugrunde lagen - an das Blut des Gegenübers zu kommen. "Und was fangen wir drei Hübschen nun an?", rieß Harukas Stimme Michiru aus ihren Gedanken. Sie wußte sofort, daß sie gemeint war. "Ich habe ein paar Filme da", sagte sie schnell, "Und Gesellschaftsspiele. Etwas Wein, ein wenig gute Laune... "Klingt doch gut", lächelte Haruka, "Dann werf ich mal einen Film rein während die Ladys für Trank und Gemütlichkeit sorgen." "Ich sorg für Gemütlichkeit", meldete Yumemi sich direkt. Kerzen und Streichhölzer standen bereit und sie ging sofort ans Werk. »Ich kann das kaum glauben«, dachte Michiru, während sie die Gläser mit Wein füllte und schon einmal eine weitere Flasche holte, alsauch entkorkte, »Wie kann sie plötzlich so menschlich sein?« Nur wenige Minuten später saßen Michiru und Yumemi auf der Couch und Haruka im Sessel gegenüber. "Unter Gemütlichkeit verstehe ich ehrlich gesagt etwas anderes", bemängelte die Vampirin, noch bevor der Film begonnen hatte. "Ich eigentlich auch", pflichtete Yumemi ihr bei und sah Michiru abwartend an. "Will heissen?" fragte diese irritiert. "Bei Horrofilmen sollte man kuscheln", grinste Haruka, "und jemanden haben der einen beschützt..." »Beschützt?«, hätte Michiru beinahe laut ausgerufen, »Von dir??« "Also gut...", seufzte sie jedoch nach einem Blick in Harukas Augen. Was hätte sie auch tun sollen? Ein Protest hätte ihr nichts weiter eingebracht, als noch schneller als befürchtet, selbst zum Opfer zu werden. Und Yumeni hätte sie so auch nich retten können. Die Vampirin gesellte sich zu ihnen auf die Couch und platzierte sich zwischen die beiden. Der Film war bereits angelaufen und bis sie alle bequem saßen, war er schon mitten im Geschehen. »Ein Vampirfilm«, dachte Michiru sarkastisch, »Wer hätte das gedacht?« Natürlich hatte Haruka diesen Film mit Absicht gewählt und im Laufe der Handlung kam sie so ihrem Ziel tatsächlich spielerisch immer näher. Michiru beobachtete mit gemischten Gefühlen, wie Haruka und Yumemi sich immer näher kamen, während sie immer mehr aussen vor blieb und sich auf einen Sessel absetzte, während Haruka und Yumemi schließlich eng aneinander gekuschelt den Rest des Filmes sahen. Der Wein steuerte seinen Teil bei und Yumemi war einfach nur hin und weg von Haruka. "So ein Biss muß doch wahnsinnig wehtun", jammerte sie, als wieder jemand im Film gebissen wurde. "Das kommt ganz darauf an...", hauchte Haruka, die hinter ihr saß und sie im Arm hielt, "Schmerz kann auch sehr erregend sein - wodurch er wieder weniger schmerzhaft ist..." Sie strich das Haar über Yumemis Schulter zurück und legte so ihren Hals frei. Michiru sah wie Haruka den Mund öffnete und die spitzen Zähne zum Vorschein kamen. Unmerklich schüttelte sie den Kopf, als die Vampirin grinsend zu ihr rüberschielte. "Hat noch nie jemand an deinem Hals geknabbert?", fragte sie dann jedoch, weiter verführerisch, an ihr sicheres Opfer gerichtet. Diese lehnte sich fester an Harukas Körper und seufzte: "Ist das eine Einladung?" »Wie widerlich«, schoss es Michiru durch den Kopf, »Sie schmeisst sich ihr absolut niveaulos an den Hals. Beinahe komm ich in Versuchung, ihr dieses Ende dieses schamlosen Spiels zu gönnen...« "War das eine Erlaubnis?" fragte Haruka gegen statt einer Antwort. Sie pustete über Yumemis Hals und die bekam sofort eine Gänsehaut. "Bedien dich...", wisperte sie ergeben und legte den Kopf schräg. Die Haut an ihrer linken Halsseite straffte sich und Haruka konnte das Pulsieren des Blutes darunter sehen. Wieder öffnete sie ihren Mund etwas und erneut kamen die spitzen Zähne hervor. »Sie hat es selbst gesagt«, konnte Michiru, mehr als deutlich, in Harukas Augen sehen. Sie wollte wegsehen, denn ihr war klar, daß die Vampirin es jetzt tun würde, aber irgendetwas zwang sie hin zu sehen. Haruka fing an Yumemis Schulter zu küssen. Immer wieder berührten ihre Lippen die nackte Haut, nahmen deren Geschmack auf und immer wieder blickte sie zwischendurch zu Michiru rüber. Und genau aus diesem Grund konnte Michiru nicht weg sehen! Die Vampirin wollte, daß sie zusah! Deutlich zeigte sie ihre Zähne und zwinkerte Michiru frech zu, bevor mit einem Mal ihr Grinsen erfror und sie komplett umschlug. Blitzschnell presste sie ihre Hand auf Yumemis Mund, zog ihren Kopf noch etwas seitlich nach hinten und biss zu. Yumemis Körper verkrampfte sich, sie wehrte sich und schrie, was jedoch von Haruka erstickt wurde. Dann plötzlich entspannte sie sich und hörte auf sich zu wehren. Michiru stiegen Tränen in die Augen und sie schluckte hart. Haruka hob den Kopf ein wenig und blitzte sie an. Aus ihren geöffneten Lippen lief Blut. Viel Blut. Die Vampirin lächelte kalt und senkte den Kopf wieder, um zu trinken. Yumemi stöhnte auf bei der ersten Berührung ihrer Lippen und legte einen Arm um Harukas Nacken. »Spätestens nach dem Biss gibt es kein Entkommen mehr vor ihrer Macht«, wurde Michiru schlagartig klar. Ihre Arbeitskollegin verzerrte sich geradezu danach, Harukas Opfer zu sein. Sie stöhnte und seufzte immer wieder leise und klang beinahe, als hätte sie Sex und würde nicht gerade sterben. Als hätte Haruka ihre Gedanken gelesen, ließ sie ihre Hände zu Yumemis Brüsten wandern. Sie fing an sie zu streicheln, woraufhin deren Stöhnen lauter wurde. Jetzt gab Haruka Michiru die Freiheit weg zu sehen. Sofort wand diese den Kopf zur Seite und schloß die Augen. Sie atmete schnell und hatte Mühe, nicht dem Impuls zu folgen fort zu laufen. Yumemis wohlige Laute klangen in ihren Ohren und sie wollte gar nicht wissen, was da geschah und wann es vorbei war. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten und sie biss die Zähne zusammen. Dann hielt sie es nicht mehr aus und sah doch wieder hinüber. Es war überhaupt nicht, wie Michiru es aus Filmen kannte. Da war viel mehr Blut. Yumemis Oberteil war linksseitig blutgetränkt und auch Harukas heller Pullover war an der gesamten Vorderseite dunkelrot verfärbt. Zudem war sowohl Yumemis gesamte Hals - und Schulterpartie, alsauch Harukas gesamte untere Gesichtshälfte blutgetränkt. Harukas Hand bewegte sich zielstrebig zwischen Yumemis Beinen und diese stöhnte nun eindeutig aus reiner Lust. Es war ihr egal, daß sie gleich sterben würde, sie genoss und wollte was die Vampirin tat. Als ihr Körper sich in ihrem sexuellen Höhepunkt aufbäumte, reagierte Haruka sekundenschnell. Sie strich mit der einen Hand über ihren Hals aufwärts und hielt ihr erneut den Mund zu, während die andere Hand ihre Kehle zerfetzte. Kapitel 3: Noch diese Nacht --------------------------- 3. Noch diese Nacht Michiru schrie entsetzt auf. Viel Blut quoll nicht mehr aus der Wunde aber dennoch war es ein schreckliches Bild. Haruka sah sie lächelnd an. "Komm her...", flüsterte sie lockend und ließ den toten Körper einfach aus ihren Händen gleiten. Michiru zitterte am ganzen Leib und kam der Einladung nicht gleich nach. Sofort wurde Harukas Stimme nachdrücklicher und ließ keinerlei Widerspruch oder zögern mehr zu: "Komm zu mir!" Sie stand vor der Couch und hielt ihr die, von Blut besudelte, Hand entgegen. Zögerlich ergriff Michiru diese. Sofort packte Haruka fest zu und zog sie an sich in ihre Arme. "Jetzt kennst du die Wahrheit", lächelte sie und blickte ihr tief in die Augen, "Ich allein entscheide wer weiter leben darf oder stirbt. Und auch wer werden darf wie ich!" Sie lehnte sich ganz dicht zu Michiru hinunter. "Und ich entscheide auch, auf welche Weise es geschieht, wenn es geschieht..." Sie küsste Michiru heftig und dieser wurde fast übel vom Geschmack des Blutes. Danach lehnte Haruka ihre Stirn gegen Michirus. Ihre Nasenspitzen berührten sich fast und ihre Körper waren eng aneinandergepresst. "Du gehörst mir...", flüsterte die Vampirin, "Und schon bald wirst du diese Tatsache genießen..." Michiru regte sich nicht. Sie blieb dicht bei der Vampirin stehen und lauschte ihren Worten. "Wie soll ich soetwas geniessen?" brachte sie nur leise hervor. Haruka legte die Hand unter ihr Kinn und zog ihr Gesicht zu sich. "Du wirst es geniessen, glaub mir", lächelte sie, "Vielleicht nicht solange du noch rein menschlich bis, aber du wirst es geniessen..." Michiru sah ihr in die Augen und schluckte. "Du wirst mich also so oder so töten", stellte sie ängstlich fest, "Egal was ich tue - am Ende werde ich auch nur ein Opfer für dich sein." "Das liegt ganz bei dir", schnurrte Haruka, "Fürs erste bin ich satt aber der nächste Hunger kommt..." "Ich soll...dir noch jemanden bringen?" war Michiru geschockt. Jetzt befreite sie sich von der Vampirin und sah sie kopfschüttelnd an. "Du verlangst von mir, daß ich dir Menschen zuführe die du dann töten kannst!?" presste sie hervor, "Das kann ich nicht. Ich bin keine Killerin wie du!" "Du hast es schon getan", lachte Haruka und deutet auf Yumemi, "Sie ist tot weil du sie hergebracht hast! Und du wirst es weiterhin tun..." Sie trat wieder dicht zu Michiru und hielt deren Kinn fest damit diese sie ansehen mußte. "Du willst nicht das dir geschieht was ihr geschehen ist", flüsterte sie gefährlich, "Und du hast es sehr richtig erkannt - ich bin eine Killerin. Eine Killerin aber auch eine Spielerin. Ich bin nicht wie die anderen Vampire - meinen Blutdurst stillen und fertig! Ich mag Abwechslung und erlebe gern Neues. Du bist neu und wir beide passen wunderbar zusammen. Ein Mensch, der bereit ist alles zu tun um am Leben zu bleiben und eine Göttin der Nacht, die genau dieses 'alles' schon immer erfahren wollte..." Michiru blickte ihr tief in die Augen. Dieses Mal benutzte die Vampirin nicht ihre Macht um sie gefügig zu machen. Es war Michirus freier Wille ihrem Blick zu begegnen und sie genauer anzusehen. Ihre dunklen Augen glänzten plötzlich, schienen von innen heraus zu leuchten, aufzuglimmen... Wahrscheinlich lag das an dem Blut das sie getrunken hatte. Dieses Blut auf ihrem Kinn und ihrer Kehle glänzte im Licht der Kerzen und verlieh ihr eine wilde, animalische Ausstrahlung. Das verlockende Lächeln und die scharfen Zähne, die jetzt nicht mehr von Blut bedeckt waren und wieder weiß glänzten. "Wie...lange bist du schon so?", fragte Michiru zögerlich. "Und wie ist es passiert?" "Du interessierst dich für meine Geschichte?", Haruka zog eine Augenbraue hoch, "Das ist ebenfalls neu." Sie ließ Michiru stehen und nahm Yumemis leblosen Körper mit einer Leichtigkeit, als wäre es nichts. "Du wirst alles erfahren, nach und nach und wenn es an der Zeit dazu ist", sie lächelte Michiru beinahe freundlich an, "Für heute Nacht lass ich dich erstmal allein..." Michiru wollte Einwände erheben und auf Haruka zugehen, doch diese sah sie blitzschnell an und sofort brach Michiru an Ort und Stelle zusammen. Sie merkte noch, wie ihr schwarz vor Augen wurde, dann war da nichts mehr. Als Michiru wieder zu sich kam, war es noch immer dunkel. Ihr Kopf schmerzte und langsam richtete sie sich auf. Ihre letzte Erinnerung kam zurück und sie wurde sich bewußt, daß sie auf der Couch lag. »Die Couch«, schoss es durch ihren Kopf und sofort sprang sie auf. »Sie hat mich in Yumemis Blut gelegt«, dachte sie entsetzt und sah an sich hinab. Tatsächlich hatte das Blut an einigen Stellen ihre Kleidung verfärbt, aber vor allem Hände und Arme waren damit verschmiert. "Bitte nicht!", presste Michiru erstickt hervor und lief ins Bad. Schnell befreite sie sich von der blutigen Kleidung und stieg unter die Dusche. Als das warme Wasser ihren Körper hinablief und die letzte Spur von Blut beseitigt war, wurde sie ruhiger. "Sie hat sie vor meinen Augen getötet...", flüsterte sie halblaut bei der Erinnerung an den Abend, "Eiskalt und ohne jede Regung. Und mit mir wird sie dasselbe tun, wenn ich ihr nicht weitere Opfer besorge..." "Du denkst zu schlecht von mir", erklang deutlich Harukas Stimme und Michiru schrie erschreckt auf. Der Duschvorhang wurde beiseite gezogen und die Vampirin grinste sie überheblich an. Sie trug andere Kleidung und sah wieder wie ein Mensch aus, bis auf die glanzlosen, kalten Augen. "Warum bist du schon wieder hier?", fragte Michiru scheu, während sie nach einem Handtuch griff und es sich vor den Körper hielt. Sie blieb jedoch unter der Dusche stehen, denn jeder Zentimeter weniger Abstand zwischen ihnen flösste ihr gerade eine wahnsinnige Furcht ein. "Hast du etwa Angst?", grinste die Vampirin und zog sie langsam unter der Dusche hervor, "Ich würde dir nie dasselbe anttun wie Yumemi. Dazu bist du viel zu interessant..." Sie hauchte ihr einen flüchtigen Kuss auf die Lippen und blieb ihr danach ganz nahe. "Es ist bereits eine neue Nacht angebrochen. Du hast einen ganzen Tag verschlafen...", schnurrte sie. Michirus Augen weiteten sich entsetzt. Erkenntnis breitete sich in ihr aus und das Handtuch glitt aus ihren Händen. "Das heisst...", schluckte sie und brach ab. Harukas Blick folgte dem Stück Stoff, dann sah sie wieder in Michirus Augen und nickte vielsagend. "Aber vielleicht...hast du eine bessere Unterhaltung für mich...", schnurrte sie mit einem wohlwollendem Blick auf Michirus nackten Körper und grinste anzüglich. Michiru atmete hörbar ein. Sie zögerte, war verängstigt und geschockt, gleichzeitig aber auch irgendwie neugierig. Zögernd hob sie eine Hand und legte sie sanft auf Harukas Wange. "Schwörst du, daß du nicht zubeißen wirst...?", fragte sie leise. "Das kommt ganz darauf an, wie viel Mühe du dir gibst...", entgegnete die Vampirin grinsend. Michiru nickte verstehend. Dann holte sie einmal tief Luft und ergab sich dem Schicksal. Sie schloss die Augen, stellte sich auf die Zehenspitzen und näherte sich langsam Harukas Lippen. Zufrieden lächelnd beobachtete diese das Mädchen und schloß ebenfalls die Augen, als deren Lippen sacht die ihren berührten. Die Initiative des vorsichtigen Kusses ging allein von Michiru aus und die Vampirin ließ sich, nur zu gern, von ihr leiten. Leicht legte sie ihre Hände auf Michirus Hüften und zog sie näher zu sich. »Wenn sie nur ein Mensch wäre...«, schoss es dieser durch den Kopf, »dann vielleicht...« Sie unterbrach den Kuss und sah Haruka an, erschrocken, von ihren eigenen Gedanken. "Wars das schon?" erwiederte diese ihren Blick, "So hälst du mich aber nicht lange von deinem Hals fern." "Du...willst das wirklich?" fragte Michiru mit pochendem Herzen, "Mehr als mein Blut?" "Ich bin nicht abgeneigt", gab die Vampirin offen zu, "Allerdings wird dein Blut mit jeder Sekunde verlockender..." »Wenn sie ein Mensch wäre...«, huschte wieder dieser Gedanke durch Michirus Kopf. Schnell jedoch wischte sie ihn beiseite, griff nach Harukas Hand und zog sie sanft hinter sich her ins Schlafzimmer. Dort dirigierte sie sie zum Bett und brachte sie dazu sich hin zu setzen. Voller Erwartung betrachtete Haruka sie und grinste zufrieden, als Michiru sie zurück schubste und über sie kroch. Ohne zu zögern begann sie an Harukas Hemdknöpfen herum zu nesteln. Die Vampirin lehnte sich auf ihre Unterarme und schnurrte zufrieden: "Du bist auf einem guten Weg schönes Kind, lass nur nicht nach..." Michiru öffnete gerade den letzten Knopf dann sah sie zu ihr auf. Sie schluckte deutlich, öffnete ihre Lippen ein wenig, um mehr Sauerstoff zu bekommen und schob ihre Hände sanft unter den leichten Stoff. Haruka lächelte zufrieden, während Michiru ihr langsam das Hemd von den Schultern strich. Wieder sah sie Haruka in die Augen, dann lehnte sie sich vor und ihre Lippen berührten zart die Haut am linken Schlüsselbein der Blondine. Die atmete hörbar ein und schloss, voller Genuß, die Augen, wobei sie ihren Kopf in den Nacken sinken ließ. Michirus Lippen strichen sanft über die nackte Haut, weiter abwärts zum Brustkorb. Ihre Zunge kitzelte die empfindlichen Nervenenden und brachte Haruka dazu, schneller zu atmen. Als Michirus zärtliche Küsse den Weg zwischen Harukas Brüste gefunden hatten fasste diese sie mit einem Mal an den Schultern und zog sie zu sich hoch. Sofort fanden ihre Lippen sich zu einem heißblütigem Kuss. »Warum ist sie blos kein Mensch?«, dachte Michiru noch, dann fiel jede Schranke in ihr. Harukas Hände strichen über ihre Arme abwärts, schoben sich direkt oberhalb ihres Pos auf ihren Rücken, streichelten begehrlich über die nackte Haut und ließen sie brennen vor Verlangen. Ihr Kuss wurde wilder und Michiru riss irgendwann den Kopf in den Nacken und rang nach Luft. Haruka folgte der Bewegung augenblicklich und küsste heißblütig ihre Kehle. Michiru seufzte hörbar. Auch als Harukas Lippen seitlich zu ihrem Hals wanderten, genoß sie deutlich und zeigte keinerlei Angst. "Ich könnte es jetzt tun...", wisperte die Vampirin und Michiru konnte ganz leicht ihre Zähne spüren. Sie richtete sich abrupt auf und sah sie an. Längst war sie nicht mehr Herr ihrer Sinne, folgte einfach dem Verlangen ihres Körpers, welches Haruka ausgelöst hatte. "Das würdest du nicht tun", hauchte sie verführerisch, "Nicht jetzt!" Sie strich mit den Händen langsam über ihren eigenen Körper, lächelte dabei lasziv und machte durch sanften Druck ihrer Schenkel nochmal nachdrücklich deutlich, daß sie nackt und willig auf ihr saß. Die Vampirin grinste lüstern. In der nächsten Sekunde lag Michiru unter ihr. Die Handgelenke neben ihrem Kopf aufs Bett gedrückt, wehrlos und völlig überrascht. "Sei dir nicht zu sicher Süße", schnurrte die Vampirin und strich leicht mit den Lippen über Michirus Hals, "Blut und sexuelle Erregung gehören zusammen bei meiner Spezies. Das solltest du doch gemerkt haben..." Sie pustete sacht über die begehrte Stelle an Michirus Hals und drückte dann leicht ihre Lippen darauf. In diesem Moment begriff Michiru, das es auch anders herum funktionierte. Die sexuelle Erregung die nach dem Biss von der Vampirin ausgelöst wurde die brachte gegenbenfalls jene auch dazu, überhaupt erst zu zu beißen. "Es ist nicht ganz so wie du denkst...", hauchte es direkt in ihr Ohr, "Ich habe diese Nacht noch nichts gegessen und du machst mich gerade wahnsinnig heiß..." Sie knabberte an Michirus Ohrläppchen und ihrem Hals. Die stöhnte leise auf und legte den Kopf seitlich. Sie fing an, sich leicht unter Haruka zu winden. Nicht um sich zu befreien, sondern aus Lust. Ihre Atmung war geräuschvoll und sie wollte eindeutig, daß die Vampirin etwas tat. "Hast du Angst?", seuselte es in Michirus Ohr. Ein, zwei Sekunden lang spürte sie Harukas Zähne an ihrem Hals. Sofort stöhnte sie wieder hörbar auf und drehte den Kopf noch weiter, um ihren Hals bereitwillig anzubieten. Auch ihren Oberkörper wand sie wieder. "Hast du nicht...", stellte Haruka zufrieden fest. Einer ihrer Zähne ritzte Michiru minimal und blitzschnell so das diese den kurzen Schmerz kaum wahr nahm. "Du riechst so verlockend...", sog die Vampirin den Geruch des Blutes hörbar ein. Ihre Umklammerungen von Michirus Handgelenken lockerten und lösten sich. Langsam glitten ihre Hände etwas hoch, ihre Finger schoben sich zwischen Michirus, spielten mit ihnen und schließlich hielten sich beide fest an den Händen. "Ruka...", seufzte Michiru als diese wieder anfing ihren Hals ganz nahe des Ohrläppchens zu küssen und leicht zu knabbern. Die Vampirin saß in Hüfthöhe auf ihr und war so weit über sie gelehnt, daß ihre nackten Oberkörper sich berührten. "Du schmeckst auch so verlockend...", wisperte sie und knabberte an Michirus Ohr. Die stöhnte wieder leise und drehte ihr Gesicht zu Haruka, um sich in einem intensiven Kuss mit ihr zu vereinen. "Und du bist Versuchung pur...", keuchte sie atemlos bei einer kurzen Unterbrechung ihres verlangendem Zungenspiels. Sofort danach fanden ihre Lippen wieder die von Michiru und diese war ihrer animalischen Leidenschaft hoffnungslos verfallen. Lange dauerte dieser wilde, verlangende Kuss, während ihre Hände sich losließen und anfingen der anderen Körper zu ertasten und zu streicheln. Dann rollte Haruka sich auf die Seite und gab Michiru frei. Sie stützte den Kopf auf die Hand und grinste Michiru derart schmutzig an, daß diese nicht eine Sekunde zögerte. Sie kroch zu ihr und fing an sie ohne Zögern wieder zu küssen. Ihre Hand legte sich auf Harukas Taille als diese sich komplett auf den Rücken sinken ließ. Sofort fing sie an sie zu streicheln, ertastete seitlich den Ansatz ihrer Brust, wodurch die Vampirin leicht zuckte. Michirus Hand änderte ihre Richtung und wanderte wieder abwärts. Als sie Harukas Hose erreichte stoppte sie. Der heissblütige Kuss dauerte an und Michirus Finger tasteten langsam am Saum der Hose nach vorn und fingen an sie geschickt zu öffnen. Die Vampirin stöhnte in den Kuss und genoß die warmen Finger die sich vorsichtig in ihre Hose schoben. "Chiru...", keuchte sie atemlos und öffnete ihre Schenkel ein Stück. Sie verdrehte ihre Augen, hatte den Mund geöffnet und man sah ihre Zähne. Michirus Hand verschwand vollends in Harukas Hose und die stöhnte auf als deren Finger anfingen sie sanft über dem dünnen Slip zu streicheln. Kapitel 4: Verlangen, Blut und Sex ---------------------------------- 4. Verlangen, Blut und Sex Michiru beobachtete die Vampirin genau. Jede noch so kleine Reaktion nahm sie auf und verlor sich immer mehr in der Faszination, die von diesem Wesen ausging. Mochte sie auch noch so mächtig und unberechenbar gefährlich sein, auch sie erlag dem Verlangen menschlicher Lust. Ob es wirklich am Rausch des Blutes lag oder daran das sie irgendwann einmal ein Mensch gewesen war, spielte keine Rolle. Etwas menschliches war in ihr! »Vielleicht genug«, dachte Michiru und zog langsam ihre Hand zurück. Stattdessen lehnte sie sich wieder etwas vor und küsste Harukas Kehle. Ein lustvolles Stöhnen war die Folge und die Vampirin griff in Michirus Mähne. Sie dirigierte sie von ihrer Kehle zu ihrer Halsseite und ein kurzes Zittern schoss durch ihren Körper, als diese dort zu knabbern begann. Michiru wollte wissen wie viel Mensch noch in ihrer Gespielin steckte. Sie wurde begehrlicher, biss fester zu und saugte an Harukas Hals. "Tu das nicht...", stöhnte die, doch echte Gegenwehr war es nicht, "Du weißt nicht was du damit auslöst..." "Ich will wissen, was ich auslöse bei dir", schnurrte Michiru in ihr Ohr, "Warum bist du so scharf auf das 'freiwillig'? Und was genau verstehst du unter freiwillig?" Sie biss abermals zu und der Vampirin entwich ein gefährliches Zischen. Sie hielt Michirus Kopf mit den Händen und zwang sie ihr ins Gesicht zu sehen. Beinahe wie ein Raubtier bleckte sie kurz die Zähne und knurrte dann: "So löst du aus, dass ich die Kontrolle über mich verliere und zubeißen werde! Willst du das?" Michiru hielt ihrem Blick stand. "Vielleicht will ich das...", antwortete sie leise, "Vielleicht will ich, das dieser Albtraum ein Ende hat." Harukas Lippen verzogen sich zu einem überheblichem Grinsen. "Das bin ich also für dich? Ein Albtraum?" fragte sie, "Dafür bist du aber erstaunlich ran gegangen!" Michiru befreite sich und rutschte weg bis zur Bettkante. "Habe ich denn eine Wahl?" lachte sie bitter. Sie blieb mit dem Rücken zu Haruka auf der Bettkante sitzen. Die Vampirin kroch ihr nach und kniete sich hinter sie. "Du hattest eine Wahl", raunte es in Michirus Ohr, "Du hattest sie und hast noch immer eine, wenn du es willst." Haruka legte ihre Hände um Michirus Oberarme und stützte das Kinn auf deren Schulter. "Du hast dich mir freiwillig angeboten - vergiss das nicht...", flüsterte sie, "Du hast gesagt du tust alles, wenn ich dich nicht töte. Ich habe nur ein Opfer verlangt. Das hier verlangte ich mit keinem Wort..." Sie wurde immer leiser und küsste schliesslich Michirus Schulter. Diese ließ sie gewähren blieb aber genau so sitzen und fragte: "Das heißt, ich muß es nicht tun?" Haruka hörte auf sie zu küssen und lehnte sich mit den Lippen so nah an ihr Ohr, daß sie es bereits sanft berührte. Allein die Berührung verursachte bei Michiru eine Gänsehaut und die gewisperten Worte verstärkten das noch. "Was außer deinem Blut sollte besser sein, als Sex mit dir, hm?" Sie küsste Michirus Hals. "Sag es mir schnell bevor ich die Geduld verliere..." Wieder küsste sie Michirus Hals und ihre Absichten waren mehr als zweideutig. Diese legte den Kopf auf die Seite und bot Haruka freien Zugriff, auf die von der Vampirin so begehrte Stelle. Das blieb nicht nicht ohne Folgen. Haruka sah das Blut dicht unter der Haut pulsieren, fühlte die Wärme des nackten Körpers und die Ergebenheit. "Du weißt, dass ich dich nicht töten werde...", flüsterte sie und setzte ihre Zähne mit leichtem Druck an Michirus Hals. Die schrie leise auf riss sich aber sofort wieder zusammen. Zitternd blieb sie sitzen und erwartete den Schmerz. "Was wirst du mit mir tun?" fragte sie leise. "Na was schon?" schnurrte Haruka ihr überheblich ins Ohr, "Ich werde dich alles tun lassen was ich will..." Ihre Hände wanderten nach vorn zu Michirus Brüsten. "Leider wirst auch du nur noch ein Vampir sein, wenn das geschieh,t aber es ist besser als Nichts..." Ihre Hände streichelten Michirus Brüste, massierten sie leicht und sie küsste wieder die nackte Schulter hinauf bishin zu der Stelle, in die sie gleich ihre Zähne schlagen würde. Michirus Atmung wurde schneller. Warum nur tat es so unsagbar gut? "Ruka...", seufzte sie leise und ließ den Kopf nicht mehr nur seitlich sondern lehnte ihn auch nach hinten gegen die Vampirin. Auch ihren Körper lehnte sie deutlich gegen Harukas. Fast augenblicklich konnte die das Verlangen spüren, das nun wieder von Michiru ausging. Sie griff mit beiden Händen nach hinten und krallte sich in Harukas Hose. Ihr Körper bewegte sich sacht ganz dicht an dem der Vampirin und sie bot ihr ihren Hals geradezu an. Haruka hob den Kopf und verdrehte kurz die Augen. Sie öffnete den Mund und starrte auf die begehrte Stelle. Langsam zog sie die Oberlippe etwas zurück und fuhr mit der Zunge über die zum Vorschein kommenden Zähne. Genauso langsam senkte sie ihren Kopf wieder und küsste Michiru auf eben jene Stelle. Die seufzte weiterhin leise und ihre Hände zerrten so sehr an Harukas Hosen, daß die langsam rutschten. Jetzt seufzte die Vampirin und als sie das nächste mal ihre Lippen auf Michirus Hals senkte spürte diese deutlich die scharfen Zähne, die sich leicht schmerzhaft ein Stück über ihre Haut zogen. Michiru seufzte lauter, doch es klang nicht nach Schmerz oder Ablehnung. Ihre Finger hatten die Hose so weit gelockert das sie von selbst bis in die Kniekehlen hinab rutschte und so noch mehr von Harukas nackter Haut preisgab. Die streichelte noch immer Michirus Brüste und statt ihre Zähne in Michirus Hals zu schlagen strich ihre Zunge prickelnd über deren Haut und die leicht blutenden Wunden. "Was ist passiert?" flüsterte sie, "Woher plötzlich dieses starke Verlangen?" Sie knabberte an Michirus Ohrläppchen und ihre rechte Hand ging auf Entdeckungstour abwärts. "Ich weiß es nicht...", stöhnte Michiru leise, "Es ist da. Reicht das nicht?" "Das tut es nicht...", wisperte Haruka und schob ihre Hand zwischen Michirus Schenkel. Sofort stöhnte diese laut auf und drückte sich fester gegen die Blonde. "Ich würde so gern zubeißen", klang die tiefe Stimme wieder nahe an Michirus Ohr. Nur wenige Zentimeter trennten sie von der begehrten Halsschlagader und Haruka hätte es leicht tun können. "Ich will es wirklich...", flüsterte sie und küsste die Stelle wieder nur, statt zu zubeissen, "aber im Augenblick will ich noch um einiges mehr diese grenzenlose Lust, die du so willig bereit bist zu geben..." Ihr Finger strich langsam durch Michirus Schamlippen und fand sein Ziel an ihrem Kitzler. "Haruka!!" stöhnte die sofort laut. Ihr Körper versteifte sich etwas doch ihre Schenkel öffneten sich ein Stück mehr. "Ich sagte doch du würdest es geniessen...", schnurrte die Vampirin, "Das es so schnell und als Mensch sein würde, hätte ich mir wirklich nicht vorstellen können." In ihrer Stimme klang Triumpf und einen Augenblick hatte Michiru den Gedanken, daß sie am Ende doch sterben würde. Lange jedoch konnte der Gedanke sich nicht halten. Harukas Finger streichelte nekisch über ihre empfindlichste Stelle. Michiru stöhnte, schloss ergeben die Augen und gab ihr freie Wahl sie zu töten oder sich zu holen was sie wollte. Die Vampirin hatte nicht die Absicht sie jetzt zu töten. Sie holte sich, was sie wollte! "Du gehörst mir", flüsterte sie in Michirus Ohr und drang beinahe gleichzeitig mit dem Finger in sie ein. "Ohh Gott!" stöhnte Michiru gedehnt und voller Lust. "Gott hat damit ganz sicher nichts zu tun!" hauchte Haruka in ihr Ohr. »Sie macht mich verrückt!!!«, überschlugen sich Michirus Gedanken.. Im nächsten Moment war alles vorbei. Vorbei und komplett neu und umso viel prickelnder. Wie genau es passiert war, hatte Michiru nicht wahrgenommen, dazu war es zu schnell gegangen. Ihr war nur bewußt dass es geschehen war. Jetzt lag sie rücklings auf dem Bett und Haruka kniete breitbeinig in Hüfthöhe über ihr. Sie trug noch den dünnen Slip, die Hose war komplett verschwunden. Sie lächelte Michiru an und die kam in Versuchung, es verführerisch zu finden. Trotz der spitzen Zähne, die sie auch jetzt nicht verbarg. »Warum ist sie kein Mensch, verdammt?«, dachte Michiru und biss sich auf die Unterlippe. Harukas Lächeln wurde herausfordern, provokant. Sie befreite sich von dem Slip, indem sie ihn seines Lebens beraubte mit Hilfe ihrer Fingernägel. "Genauso scharf wie du...", schnurrte sie, "Wie hättest du es denn gern?" Michiru betrachtete sie mit leichter Scheu und doch soviel Begierde in den Augen. Sie befeuchtete ihre Lippen. "Es ist dein Gutschein...", lächelte sie ebenfalls verführerisch. "Ein Gutschein?" Haruka zog eine Augenbraue hoch. »Verdammt, das ist so süss...«, dachte Michiru. "Ok", grinste Haruka, "Wenn es ein Gutschein ist...dann fängst du an..." Michiru zögerte nur kurz dann schob sie ihre Hand zwischen Harukas Beine. Die verdrehte die Augen, hielt sie dann einen Moment halb geschlossen, biss sich auf die Unterlippe und schluckte deutlich. Ihre Zähne waren nach wie vor sichtbar. Dann öffnete sie wieder ihre Augen und sah Michiru genau an. Michiru sah ihr die Lust an, aber auch, das sie diese kontrollierte. »Ich will sie einfach!« Mehr war nicht mehr in Michirus Kopf. Sie zog ihre Hand zurück, rutschte zwischen Harukas Beinen heraus und kniete sich genau vor sie. Da sie kleiner war mußte sie zu ihr aufsehen. Das tat sie deshalb aber nicht unterwürfig oder gar ängstlich. "Du willst es wirklich wissen", flüsterte sie. Die Vampirin legte ihre Hände auf Michirus Wangen und grinste: "Ich warte..." Michiru sah ihr nochmal tief in die Augen, lächelte dann und reckte sich ihr die letzten Zentimeter entgegen. In der nächsten Sekunde berührten sich ihre Lippen und Michiru schloss fast augenblicklich die Augen. Die Vampirin beobachtete sie genau und genoß sichtlich was sie sah. Und sie bekam mehr zu genießen. Sanft schob Michiru ihr die Zunge in den Mund, verführte sie zu einem sinnlichen Kuss bei welchem Haruka schließlich ebenfalls die Augen schloss. »Ich will sie so sehr...« Michiru dachte nicht mehr. Sie handelte nur noch. Die Frage ob die Vampirin irgendwelche Kräfte benutzte um sie so gefügig zu machen, stellte sie sich nicht eine Sekunde mehr. Dieses Verlangen war echt. War ihres, dessen war sie sich sicher. Sanft aber bestimmt dirigierte Michiru die Blondine während des Kusses aufs Bett zurück. Erst als diese auf dem Rücken lag löste Michiru den Kuss und sah sie an. "Freiwillig...", seuselte sie lächelnd und begann Harukas Dekollte zu küssen. "Freiwillig", wiederholte diese mit einem zufriedenem Seufzer und schloß erneut ihre Augen. Michirus Zunge kitzelte über ihre Haut, wechselte sich ab mit weichen Lippen die sich langsam abwärts küssten. Zwischen Haruka Brüsten unterbrachen sie ihren Weg kurz, während Michirus Hände die Brüste sanft streichelten und massierten. Die Vampirin seufzte wohlig und genoss sichtbar. Dann wanderten Michirus Lippen wieder weiter abwärts. Ihre Hände verließen die wohlgeformten Hügel und strichen seitich an Harukas Körper hinab. Als die feuchte heisse Zunge deren Bauchnabel erreichte, stöhnte sie hörbar auf. "Chiru...", seufzte sie und griff in deren Haarmähne. »So menschlich...«, dachte diese schmunzelnd. Sie umspielte kurz nekisch den Bauchnabel und gitt dann weiter abwärts. Harukas Körper spannte sich sichtlich mehr an, je tiefer ihre Zunge tanzte. Als ihre Hände Harukas Hüften umfassten und ihre Zunge die Grenze zum Schambereich übertrat, stöhnte die Vampirin erneut auf. Ihre Finger durchwühlten Michirus Haar und sie versuchte sie mit sanftem Druck noch etwas weiter nach unten zu dirigieren. Michiru hätte es auch ohne diese Aufforderung getan. Nur Sekunden später strich ihre Zunge heiß duch Harukas Schamlippen und die ergab sich ihrer Lust. "Chiru...", stöhnte sie, "Hör nicht auf..." Das tat Michiru nicht. Sie trieb Haruka weiterhin in eine, immer größer werdende, Lust und die Vampirin quittierte dies mit wohligem Stöhnen. Michirus Zunge glitt lüstern durch Harukas Scham, umkreiste spielerisch ihren Kitzler und brachte diese fast um den Verstand. "Chiru!" stöhnte sie erneut auf und erreichte Sekunden später hörbar ihren Höhepunkt. Geschafft war sie jedoch keinesfalls. Sie zog Michiru nach oben auf sich und küsste sie wild. Die erwiederte voller Leidenschaft und heißblütigem Verlangen. Die Vampirin drehte sich auf die Seite ohne den Kuss zu lösen und lag nun neben Michiru. Ihre Hand streichelte über deren Brust was diese deutlich aufstöhnen ließ. Als ihre Finger kurz mit den festen Knospen spielten, unterbrach Michiru mit einem lauten Stöhnen den Kuss. Sofort fing Haruka an ihren Hals zu küssen, während ihre Hand weiter abwärts glitt. "Ruka...", stöhnte Michiru lüstern. Sie dachte nicht mehr daran wer oder was Haruka war. Sie wollte sie nur noch spüren. Als Harukas Finger ihre Scham erreichten, krallte sie sich vor Erregung ins Bettzeug. Ihr Stöhnen wurde lauter und Haruka hörte auf sie zu küssen. Stattdessen beobachtete sie jede kleinste Regung und Reaktion von Michiru auf ihr Fingerspiel zwischen deren Beinen. "Ha...ru...ka...", stöhnte diese atemlos, als selbige langsam in sie eindrang. Ihre Augen waren halb geschlossen, ihre Wangen gerötet und sie krallte sich immer energischer ins Bettzeug. Ihr ganzer Körper zitterte und bebte vor Lust. Sie biss sich immer wieder auf die Unterlippe um ihr Stöhnen unter Kontrolle zu bekommen, was ihr nicht gelang. "Ruka...", stöhnte sie wieder deren Namen, "bitte..." Die Vampirin grinste zufrieden und bewegte ihren Finger etwas schneller in Michiru. Das hatte zur Folge, dass Michirus Stöhnen noch lauter und unkontrollierter wurde. Ihr Körper schrie geradezu nach Erlösung und sie drückte sich Haruka verlangend entgegen. Diese lehnte sich vor und küsste Michiru heißblütig, während ihr Finger diese immer weiter ihrem Höhepunkt entgegen trieb. "Es ist eine Wonne, deine Lust zu sehen...und zu hören, wie sehr du mich geniesst...", wisperte Haruka nach dem Kuss. Sie blieb ihr ganz nahe und genoß Michirus willige Ergebenheit. Immer wieder küsste sie sie kurz und wild und genoß den Höhepunkt, den Michiru kurz darauf erlebte, beinahe genauso sehr wie sie. Kapitel 5: Alte Freunde und ein Abend zu zweit ---------------------------------------------- 5. Alte Freunde und ein Abend zu zweit Erschöpft und müde lag Michiru in Harukas Armen. Immer wieder hatten sie sich einander hingegeben bis Michiru irgendwann völlig kraftlos auf Haruka zusammen gesackt war und diese nur noch zufrieden die Arme um sie legte. "Daran könnte ich mich gewöhnen...", schnurrte die Blondine und küsste Michiru aufs Haar. Die sah zu ihr auf und sah sie an. "Wenn ich ehrlich sein soll, ich mich auch", sagte sie leise, "Aber ich will nicht eine von Vielen sein..." "Wie kommst du darauf, dass du das wärst?" fragte Haruka und zupfte an ihren Haaren. "Ist das nicht deine Art?" entgegnete Michiru, "Du hast doch auch immer Sex mit deinen Opfern." "Da siehst du etwas falsch", grinste die Vampirin amüsiert, "Ja ich habe Sex mit meinen Opfern, aber 'auch' und nicht 'immer' und das mit dir ist sowieso etwas ganz anderes. Du bist ein Mensch und nach dieser Nacht hoffe ich, daß du das auch noch lange bleibst..." Michiru blinzelte sie an. "Schau nicht so", grinste Haruka, "Glaubst du vielleicht mir werfen sich ständig Frauen an den Hals, ohne das ich sie vorher beißen muß? Du bist da eine große Ausnahme, meine Schöne. Und eine menschliche Geliebte wollte ich schon lange mal haben." "Eine menschliche Geliebte...", wiederholte Michiru, "Klingt irgendwie abwertend. Und weißt du ob ich das überhaupt will?" "Du willst", schnurrte Haruka und zog sie zu sich hoch, "Weil du leben willst und weil ich gesehen habe wie sehr du die letzte Nacht genossen hast!" Sie streichelte über Michirus Wange. "Vergiss nicht, du tust alles freiwillig solange ich dich nicht beiße. Es hat dir gefallen... Sehr sogar!" Ihre Stimme war immer leiser geworden und Michiru erhob keine Einwände. Stattdessen reckte sie sich ihr das letzte Stück entgegen und küsste sie, denn es hatte ihr gefallen. Haruka erwiederte den Kuss und machte ihn verlangender. "Ich muss gleich gehen", seufzte sie leise dazwischen, "Obwohl ich das gar nicht will..." "Ich kann die Rolläden runter lassen", atmete Michiru heftig, "Dann kannst du bleiben..." "Zu gefährlich", entgegnete Haruka mit ebenfalls beschleunigter Atmung. "Vertraust du mir nicht?" stöhnte Michiru leise. Jetzt beendete Haruka den Kuss und bickte die völlig überraschte Michiru an. "Das tue ich wirklich nicht", sagte sie, "Und ich weiss, wovon ich rede. Ich lebe lange genug." Sie schob Michiru von sich und grinste sie an. "Vielleicht vertraue ich dir irgendwann, aber jetzt muß ich gehen. Sonst bekomme ich nichts mehr zu essen bevor es hell wird..." Michiru sah zu wie sie sich anzog und bekam während der ganzen Zeit kein Wort heraus. Auch als Haruka fertig war und sie anblickte schwieg sie. "Wir sehen uns morgen Abend Baby...", schnurrte die Vampirin herausfordernd, "Ist jemand hier verschone ich dich. Wenn nicht, zahlst du mit deinem Blut." "Oder weiterem Sex", gab Michiru zaghaft von sich. Haruka nickte und sie fühlte sich bestätigt. »Sieh ist nunmal kein Mensch Michiru, sieh es ein. Es hat ihr rein gar nichts bedeutet«, dachte sie und schloss schmerzlich die Augen, »Am Ende wird sie dich leid und tötet dich...« Als sie die Augen wieder öffnete war Haruka nicht mehr da. Michiru setzte sich auf und sah aus dem Fenster in die verbleibende Nacht. Viel Dunkelheit würde es nicht mehr geben und sie fragte sich, wie Haruka so schnell noch jemanden finden wollte. »Über Vertrauen erschleichen geht das sicher nicht...« Sie schloss die Augen und seufzte tief. »Dann also eiskalt morden.« Wieder ein tiefes Seufzen. "Sie ist ein Vampir Michiru, das solltest du besser nie vergessen!" murmelte sie vor sich hin, "Das könnte sehr böse Folgen haben..." Ein paar Stunden Schlaf hatte Michiru sich gegönnt. Die brauchte sie auch, wenn ihre Kräfte sie nicht verlassen sollten. Gegen Mittag machte sie sich auf den Weg zu ihrem Arbeitsplatz, um sich erneut freistellen zu lassen. Das nahm einige Zeit in Anspruch da sowohl der Hin - und Rückweg einige Zeit forderte, alsauch die Überzeugung ihres Chefs ohne gleich Gehalts - oder Jobverlust als Konsequenz zu tragen. Der Nachmittag war schon angebrochen, als sie endlich dazu kam, ein wenig einzukaufen. In der Schlange an der Kasse kam sie zum ersten Mal zur Ruhe und sofort waren die Gedanken wieder da. Haruka erwartete heute ein neues Opfer und Michiru wusste absolut nicht, was sie tun sollte. Ein weiteres Menschenleben auf sich lasten haben? Und wenn ja wen? Wen kannte sie gut genug, um ihn zu sich zu locken aber nicht nahe genug, um sie in den Tod zu schicken? Sie war so in Gedanken das sie gar nicht hörte, wie sie angesprochen wurde. Erst als ein weiteres Mal ihr Name fiel, reagierte sie. "Hina?" presste sie erstaunt hervor, "Wir haben uns ewig nicht gesehen!" Ihr Gegenüber lachte sie an: "Sicher 6 Jahre. Seit ich fort gegangen bin um Shinji zu heiraten." "Stimmt", sinnierte Michiru, "Wir waren 17 und deine Eltern hätten ihn sicher getötet, wenn sie ihn in die Finger bekommen hätten. Wie geht es ihm? Alles in Ordnung bei euch?" Er ist weg", grinste Hina, "Mit einer 17jährigen." Michiru blinzelte sie an. "Was? Das tut mir leid...ich...", stotterte sie, doch Hina unterbrach sie. "Schon ok Michi, mir gehts gut", lachte sie, "Ich wohn jetzt wieder hier und meine Eltern haben mir auch verziehen. Es ist schon alles gut, so wie es ist." "Wenn du es sagst", zuckte Michiru mit den Schultern, "Sieht aus als hättest du deine Vergangenheit abgehakt." "In der Tat", bestätigte Hina, "Und was ist mir dir? Immernoch allein oder gibt es da jemanden? Wo wohnst du? Wir müssen unbedingt etwas zusammen unternehmen, jetzt, wo ich wieder hier bin." Michiru blinzelte. "Ganz schön viele Fragen auf einmal", lachte sie leicht, "Ich bin allein...irgendwie..." »Ich kann ihr nicht von Haruka erzählen« "...naja...schon allein. Und wohnen tu ich in derselben Wohnung in der damals meine Cousine gewohnt hat. Ich habe sie übernommen, als sie fort gegangen ist." Hina nickte etwas zögerlich. "Und warum hast du so gehadert als es darum ging, ob es jemanden gibt?" fragte sie ziemlich direkt. Wieder war sofort Haruka in Michirus Kopf. "Najaa...", begann sie gedehnt, "Da ist irgendwie jemand. Aber es ist noch ganz am Anfang. Wir sind kein Paar oder soetwas. Genau genommen kennen wir uns noch gar nicht lange." »Warum erzähl ich soetwas? Sie und ich sind alles andere als zwei Verliebte!« "Soso, also noch ganz am Anfang", grinste Hina, "Alles kribbelt und prickelt also noch und ist ganz neu?" "Neu", bestätigte Michiru, "Das ist die Sache mit Haruka allerdings!" "Haruka also?" horchte Hina auf, "Netter Name. Genauso netter Mann?" »Verdammt«, schallt Michiru sich selbst, »Schon der Name ist zu viel Wissen. Warum kann ich meinen Mund nicht halten?« "Ich...hab schon zu viel gesagt", wehrte Michiru ab, die mittlerweile bezahlt und eingepackt hatte, "Leider bin ich spät dran. Wir reden ein anderes Mal. Komm doch einfach in den nächsten Tagen bei mir vorbei und dann sehen wir weiter, ok?" Sie 'flüchtete' regerecht aus dem Geschäft, um dieses Gespräch nicht weiter führen zu müssen. Dabei ärgerte sie sich über sich selbst, denn eigentlich hatte es sie gefreut Hina wiederzusehen. Sie beide waren seit ihrem vierten Lebenjahr zusammen aufgewachsen und wirklich gute Freundinnen gewesen. Mit Shinji war ihre Freundin komplett aus ihrem Leben verschwunden. Michiru hätte nicht gedacht, jemals wieder etwas von ihr zu hören, geschweigedenn sie zu sehen. Jetzt freute sie sich richtig, sie getroffen zu haben und ärgerte sich über Haruka, die auch am Tag ihre Gedanken beherrschte. "Hoffentlich kommt sie wirklich mal vorbei in den nächsten Tagen", murmelte Michiru, "Wenn nicht muß ich bei ihren Eltern nachfragen." Sie beeilte sich Heim zu kommen und überlegte unterwegs fieberhaft, wen sie heute Abend in die Wohnung locken könnte. Eigentlich wollte sie keine weiteren Menschen opfern, aber sie wollte auch nicht jede Nacht mit Sex ihr Leben erkaufen. Zum einen stellte sich die Frage wie lange das gut gehen würde. Zum anderen würde Michiru sich wie eine Prostituierte vorkommen. Doch wen sollte sie der Vampirin ausliefern? Sie konnte doch nicht einfach eine völlig Fremde in ihre Wohnung locken, um sie Haruka zu opfern. Wie sollte das funktionieren? Michiru war ratlos. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Sie wusste ja nichtmal, was sie fühlen sollte. Warum mochte sie Haruka und sehnte ihr Erscheinen regerecht herbei, obwohl sie doch der Grund für Michirus innere Zerissenheit war? Haruka war ein Vampir. Sie war gefühllos und gerissen, auf der Jagd nach Blut und Abwechslung in ihrer Existenz seit, wer weiss, wie langer Zeit. Seufzend bickte Michiru auf die Uhr. "Schon wieder halb 6 durch...", murmelte sie. In nichtmal 3 Stunden würde Haruka da sein und noch immer wusste Michiru nicht, was sie tun sollte. Sie wollte keine weiteren Menschen opfern. Verzweifelt ließ sie sich auf dem Sofa nieder und kämpfte gegen die Tränen. Wie lange sollte dieses grausame Spiel gehen? Was würde es Michiru kosten? Am Ende wohl das Leben... Sie fühlte sich schon jetzt kraft- und hilflos. Wie lange sollte sie das durchhalten? Über all die Fragen, die sie sich stellte und auf die sie keine Antworten kannte, schlief sie ein. Als sie wieder hochschreckte fiel ihr erster gehetzter Blick Richtung Fenster. Es war noch hell, die Sonne ging noch nicht unter. Der zweite Blick ging Richtung Uhr. Es war 19:41 Uhr. »Verfluchte Scheiße«, schoss es Michiru durch den Kopf. Sie fuhr hoch und wusste gar nicht, was sie zuerst tun sollte. In einer dreiviertel Stunde würde es dunkel sein und sie war völlig unvorbereitet. So schnell würde sich nichts mehr organisieren lassen. Sie atmete tief durch. »Mein Blut oder Sex«, war ihr bewusst und plötzlich wollte sie es auch nicht anders. Kein anderer Mensch sollte für sie sterben. Und erst Recht nicht, weil sie das so entschied. Sie nickte nochmal, um sich selbst zu überzeugen und verschwand dann ins Bad um, sich fertig zu machen. So schnell wie nie zuvor war sie beinahe ausgeh - fertig, obwohl sowohl Abend, alsauch Nacht, sich hier abspielen würden. Wie am ersten Abend gab es Kerzen und Wein. Eine gewisse Film - und Musikauswahl. Nur dieses Mal würde es nicht an der Tür klingeln und ein bereitgestelltes Opfer geben. Dieses Mal würde Michirus Blut fliessen. Ihr Blut oder...eine Wiederholung der letzten Nacht... Beides nicht wirklich eine gute Option, aber eine dritte Möglichkeit gab es, zumindest heute, nicht mehr. Um 20:20 Uhr klingelte es an der Tür. Michiru hatte Mühe nicht aufzuschreien, so erschrocken war sie. Die Sonne war unter gegangen und jede Minute konnte Haruka auftauchen. Egal wer auch immer da zu ihr wollte, jetzt gerade konnte sie es absolut nicht gebrauchen. Ziemlich nervös und gereizt ging sie an die Tür und öffnete. In der nächsten Sekunde vergaß sie jede Ausrede, die ihr auf dem Weg zur Tür eingefallen war. Vor ihr stand Haruka. Mit einem Strauß Blumen in der Hand, grinsend, ohne den geringsten Ansatz ihrer Vampirhauer. "Seit wann...klingelst du?", war Michiru völlig irritiert, "Und was sollen die Blumen?" Haruka gab ihr den Strauß und grinste: "Der ist für dich. Kleine Aufmerksamkeit für die letzte Nacht." Sie schob Michiru beiseite und ging an ihr vorbei in die Wohnung. "Ich dachte, es wäre mal etwas anderes nicht völlig unangemeldet vor dir zu stehen", erklärte sie weiter, "Und wieder muß ich dich fragen - bleiben wir allein oder kommt noch wer?" Michiru schloss die Tür und ging zu ihr. Nur wenige Schritte vor ihr blieb sie stehen. "Wow", pfiff Haruka durch die Zähne. Offensichtlich hatte sie Michiru jetzt zum ersten Mal wirklich angesehen. Sie grinste anzüglich und kam näher. "So wie es aussieht, erwarten wir entweder hohen Besuch oder bleiben allein...", schnurrte sie leicht lasziv, "Auf was von beiden darf ich mich freuen?" Sie sah Michiru genau in die Augen. Die schluckte merklich und wurde etwas nervös. Nachdem sie einmal deutlich Luft geholt hatte, fand sie die Stärke zu sprechen. "Wir werden allein sein...", sagte sie leise, "Was du aber am Ende von mir bekommen wirst, weiß ich noch nicht." Haruka trat ganz dicht vor sie und Michiru ließ beinahe demütig den Kopf sinken. "Wenn ich dich so ansehe denke ich zu wissen, was ich bekommen werde...", hauchte sie und legte den Zeigefinger unter Michirus Kinn. Langsam zog sie ihren Kopf nach oben bis diese sie ansehen mußte. "Du siehst wunderschön aus", lächelte sie und küsste sie ganz sanft. Dann ließ sie sie los und grinste: "Der Wein ist entkorkt, die Gläser und Kerzen stehen bereit. Was für einen Film möchtest du sehen?" "Alles nur keinen Vampirfilm", rutschte es Michiru heraus. Haruka jedoch lachte nur leise und machte sich mit einem 'geht klar' an die Filmauswahl. "Was ist mit Chips?" rief sie als Michiru nochmal in der Küche verschwand. Kurz darauf kam diese mit dem gewünschten zurück und stellte die Schüssel auf den Tisch. "Wieso Chips?" fragte Michiru, "Du verwertest das Zeug doch gar nicht." "Eben", grinste Haruka, "Die Dinger schmecken und egal wie viel ich in mich reinstopfe, es setzt nicht an." Michiru verdrehte die Augen. "Wie soll man eine gefährliche Bestie in ihr sehen, wenn sie menschlicher ist als ich selbst es bin?" murmelte sie, als sie das Licht löschte. Beinahe schon ein wenig angenervt ließ Michiru sich auf die Couch fallen. "Du sitzt nicht bei mir?" fragte Haruka irritiert über den großen Abstand, "Wo du dich doch extra für mich so schön zurecht gemacht hast." Michiru blinzelte sie an. "Das hier ist kein Abend unter Freunden", sagte sie, "Das ist..." Sie brach ab. Neugierig sah die Vampirin sie an. "Was ist es?" fragte sie. »Gute Frage. Ein Weg zur Schlachtbank? Ein Bordell für Vampire?« Am liebsten hätte Michiru ihre Gedanken laut ausgesprochen, doch sie verkniff es sich. Sie versuchte sich vor Augen zu halten, wie gefährlich Haruka war und sie wolllte sie auf keinen Fall herausfordern. Also rutschte sie näher an sie heran, sah sie an und schenkte ihr ein Lächeln. "So gefällst du mir geich viel besser", grinste Haruka und startete den Film. "Nach der letzten Nacht gibt es keinen Grund mehr sich zu zieren." Michiru ließ zu, daß Haruka den Arm um sie legt und sie an sich zog. Sie widersprach nicht und lächelte sogar freundlich, kuschelte sich ein wenig an, aber in sich drinnen wünschte sie sich daß alles nur ein böser Traum war. Ein Traum aus dem sie bald erwachen würde und den sie dann für immer vergessen konnte. Kapitel 6: Menschen ändern sich ------------------------------- 6. Menschen ändern sich Der Film lief bereits eine ganze Weile. Michiru jedoch, bekam nicht wirklich etwas davon mit. Sie wurde einfach nicht Herr über ihre Gedanken. Und auch nicht über ihre Gefühle... Immer wieder sah sie verstohlen zu Haruka, die gebannt den Film sah und versuchte sich vor Augen zu halten, in welch einer absurden Situation sie sich befand. »Sie sieht gar nicht gefährlich aus, wenn nicht gerade ihre Zähne im Spiel sind«, dachte sie, »Und diese eine, widerspenstige, Haarsträhne ist einfach nur zu süss...« Ein leichtes Lächeln legte sich auf ihre Lippen. »Wie alt sie wohl sein mag...? Sie sieht nicht viel älter aus als ich...« Ihre Gedanken standen einfach nicht still. »Sie ist ein echter Vampir verdammt, wieso mag ich sie?« Michiru erschrack vor ihren eigenen Gedanken. »Ich mag sie...ich habe Gefühle für sie...«, sie schluckte leicht, »Ich habe sie gern..« Ihre Augen weiteten sich. »Nein! Das kann nicht sein! Das wäre einfach nur noch...total krank...« "Woran denkst du?" Harukas tiefe Stimme holte sie in die Realität. Erschreckt sah sie zu ihr auf und traf ihren Blick. "Du siehst aus wie die Katze, die den Kanarienvogel gefressen hat", sagte die Vampirin leise, mit einem leichten Grinsen, "Ich kenne diesen Blick von mir. Nur bei mir ist er selten harmlos..." Michiru konnte die Augen nicht von ihr abwenden. Es war nicht so, daß die Vampirin irgendwelche Macht an ihr ausübte. Es war etwas ganz anderes. Sie konnte den Blick einfach von sich aus nicht abwenden. Ihre Gedanken, diese dunklen Augen, die sowohl kalt und leer sein konnten, alsauch voller Feuer und Energie, diese tiefe wohlklingende Stimme, die manchmal so weich war... »Verdammt es reicht!!!« War der letzte von Michirus Gedanken. "Woran denkst du?" fragte Haruka nochmals. "Ich...", fing Michiru sofort an, brach aber schnell wieder ab. Noch immer sah sie in Harukas Augen, aber nun versank sie derart schnell darin, daß jeder klare Gedanke unmöglich wurde. »Küss mich...« Mehr war da nicht mehr. Haruka lächelte und lehnte sich ihr ein Stück entgegen. Gerade so weit, daß nur noch wenige Zentimeter ihre Lippen voneinander trennten. »Bitte küss mich endlich...«, schrie alles in Michiru, doch die Blondine verharrte. Michiru spürte ihren Atem auf den Lippen, sah in diese ausserweltlichen Augen, nahm das belustigte und doch verlockende Lächeln wahr und wollte nur noch eins. Langsam überwand nun sie die letzten Zentimeter, wobei sie ebenso langsam die Augen schloss. Sekunden später berührten sich ihre Lippen. Der Kuss war anders, als die in der vorherigen Nacht. Haruka schloss die Augen noch bevor sie Michirus Lippen spürte. Sie lächelte fast zufrieden und ließ sich willig von deren Zunge leiten. Als immer mehr Leidenschaft den Kuss schwängerte, legte sie die Arme um Michiru und ließ sich langsam zurück aufs Sofa sinken, wobei sie Michiru mit sich zog. Die hatte es absolut nicht mehr im Sinn sich zu wehren. Der enge Körperkontakt und die intensive Nähe zu der Vampirin steigerten sogar noch ihr Verlangen, was sich deutlich in ihrem Kuss wiederspiegelte. Er wurde fordernder, beinahe heißblütig und ihre Atmung beschleunigte deutlich hörbar. Beide jedoch genossen den Kuss gleichermaßen, denn keine wollte ihn beenden, als es an der Tür klingelte. Auch als es zum zweiten Mal klingelte und gleich darauf klopfte, machte keine von ihnen Anstalten den Kuss zu unterbrechen. Erst beim dritten Mal fühlte Michiru sich offensichtlich zu gestört. "Wer ist denn so am Abend noch so hartnäckig?" fragte sie, als sie sich etwas von Haruka trennte. "Sieh nach", grinste die, "Vielleicht lohnt es sich..." Michiru wusste sofort wie Haruka den letzten Satz gemeint hatte. Dennoch erhob sie sich und ging langsam zur Wohnungstür. Einerseits gefiel es ihr gar nicht, daß jetzt jemand störte. Andererseits wer wußte wer da draussen stand und vielleicht lohnte es sich ja wirklich... Als Michiru die Tür jedoch öffnete erschrak sie beinahe. "Hina", presste sie überrascht hervor, "Was führt dich denn her?" Ihre Freundin aus Jugendtagen sah sie ein wenig schräg an und blinzelte. "Das klingt als käme ich denkbar ungelegen", stellte sie fest, "Ich dachte nur, nachdem du heut Nachmittag schon sagtest ich solle mal vorbei schauen und wir uns so lange nicht gesehen haben, da könnte ich auch gleich heute die Gelegenheit ergreifen." "Ich...ähm...", fing Michiru an, "...ich bin nicht allein..." Schon in der nächsten Sekunde bereute sie diese Aussage. "Du meinst...?", grinste Hina, führte ihre Gedanken aber gar nicht weiter aus, "Ich bleib nur kurz versprochen, aber du mußt ihn mir unbedingt vorstellen, bitte!" "Das ist alles nicht so wie du denkst", versuchte Michiru abzuwehren, "Es geht hier nicht um..." "Wer ist denn da?" wurde Michiru da unterbrochen. Neugierig legte Haruka das Kinn auf ihre Schulter und schaute darüber hinweg Hina fragend an. Die lächelte sie gleich freundlich an und stellte sich höflich vor. "Bitte entschuldigen sie die Störung. Ich bin Hina eine Freundin von Michiru und wir hatten uns nach Jahren heute zufällig im Supermarkt getroffen...." "Eine Freundin also?" grinste Haruka und sah Michiru kurz an, "Willst du deine Freundin denn nicht herein bitten?" Genau das hatte Michiru nicht gewollt, aber nun war es zu spät, es zu verhindern. "Ich störe auch wirklich nicht lang", beschwichtigte Hina, als sie an Michiru vorbei in die Wohnung trat. "Du störst keinesfalls", lächelte Haruka zuckersüß. Michiru schloss die Tür und blickte zu Haruka. »Ich weiss was sie vor hat, aber das kann ich nicht zulassen...« "Willst du uns nicht vorstellen?" riss Hinas Stimme sie aus ihren Gedanken. Beinahe etwas erschrocken sah Michiru sie an. "Natürlich", hatte sie sich aber schnell gefasst und brachte sogar ein Lächeln zustande, "Hina? Das ist Haruka. Haruka, das ist Hina - eine Freundin aus Kinder - und Jugendtagen." Geschlossen gingen sie ins Wohnzimmer und Michiru dachte fieberhaft darüber nach, wie sie Hina aus Harukas Schußfeld bekommen konnte. Die Vampirin war sich ihres Opfers sicher und würde nicht auf dieses Blut verzichten, weil Michiru sie darum bat - dessen war sie sich sicher. Auch wenn es zuweilen den Anschein hatte - sie und Haruka waren keine Freunde. Genau genommen war sie eine Gefangene oder eine Sklavin, die jederzeit ausgedient haben konnte. Sie war Haruka ausgeliefert und hatte keinerlei Wahl oder Handlungsgewalt. Die drei saßen etwa 40 Minuten zusammen im Wohnzimmer. Hina unterhielt sich angeregt mit Haruka und Michiru mußte hilflos erkennen, daß dieser Abend sich entwickelte, wie der mit ihrer Arbeitskollegin. Die Vampirin versprühte ihren übersinnlichen Charme und Hina war einfach nur begeistert von ihr. »Ich muß irgendetwas unternehmen. Sie darf Hina auf keinen Fall etwas tun«, hämmerte es in Michirus Kopf, »Wie stelle ich das nur an?« "Und ihr zwei seid also ein Paar?" erklang da Hinas Stimme. Michiru sah erst sie, dann Haruka und dann wieder sie an. "Ein Paar?" wiederholte sie und wurde sichtlich unsicher, "So würde ich das nicht unbedingt sagen. Ich meine..." "Wir kennen uns erst ein paar Tage", übernahm Haruka nahtlos, "Zudem bin ich kein Mann, wie dir hoffentlich schon aufgefallen ist." Michiru sah sie geschockt an. »Was soll das jetzt?« "Nunja...", grinste Hina schelmisch, "Wie heisst es doch so schön? Ein bißchen bi schadet nie! Nicht wahr Michiru?" Der Blick ihrer Freundin traf sie und Michiru konnte nichts mehr tun, als zu nicken. "Sie war schon immer so schüchtern", lachte Hina Haruka an. "Was bei dir nicht der Fall ist", stellte diese sofort fest. "Stimmt", bekam sie es betörend zurück gehaucht, "Weder schüchtern noch prüde. Und zur Zeit wieder Single..." "War das eine Einladung...? schnurrte Haruka fast schon anzüglich. "Probiers aus", grinste Hina. »Beinahe genauso widerlich wie Yumemi«, dachte Michiru, »Ob das an Harukas Kräften liegt?« Wenn das wirklich so war, war es auch möglich, daß ihr Verlangen gestern - und auch heute - doch nicht ihres war. Prüfend sah sie zu Haruka hinüber. »Hast du mir doch deinen Willen aufgezwungen? Ich war mir so sicher das ich es wollte...« "Dann fangen wir doch direkt mal damit an...", zog Harukas Stimme aller Aufmerksamkeit auf sie, "Schonmal was mit einer Frau gehabt?" »Soviel zu ´nicht mit jedem Opfer habe ich auch Sex´...«, dachte Michiru. "Bisher nicht", antwortete Hina. "Schonmal von einer geküsst worden?" wurde Harukas Stimme leiser. »Sie legt es doch geradezu darauf an!«, dachte Michiru leicht verächtlich. "Nein. Noch nie...", flüsterte Hina. "Darf ich...?", seuselte die Vampirin. »Warum geh ich nicht einfach? Die eine will und die andere ist willig!«, wurde Michiru nun mürrisch. "Nein. Darfst du nicht", antwortete Hina. In der nächsten Sekunde sahen zwei überraschte Augenpaare sie an. Die grinste und zuckte mit den Schultern. "Was soll ich sagen?" grinste sie weiter, "Das hier entwickelt sich offenbar nicht in eine feine Richtung. Du bist doch an Michiru interessiert, wenn ich mich recht erinnere." Michiru sah nun auch Haruka an. »Ob das so gut war?«, dachte sie, »Sie hat keine Ahnung, wie gefährlich ihr Gegenüber ist...« Wie gefährlich Haruka wirklich war, wurde in der nächsten Sekunde jedoch auch Michiru, zum ersten Mal, wirklich bewußt. Haruka blickte Hina an. Von einem Augenaufschlag zum nächsten hatten ihre Pupillen sich verändert und eine gelb-grünliche Färbung angenommen. Ein gefährliches Knurren entwich ihrer Kehle, sie sprang vor und hielt Hina im Klammergriff bevor diese auch nur schreien konnte. "Haruka nicht!" schrie stattdessen Michiru und in diesem Moment sah ihre Freundin die scharfen Reißzähne der Vampirin. "Das kann nicht sein...", presste sie geschockt hervor. "Bitte tu ihr nichts Haruka", bettelte Michiru und sprang neben die Vampirin, "Bitte..." Sie legte ihre Hand auf Harukas Arm und sah sie flehend an. "Sie weiss was ich bin...", knurrte Haruka, "Und sie ist imun gegen meine Kräfte. Ich kann ihr Gedächtnis nicht löschen." Hina stand derart unter Schock, daß sie nur vor sich hin stammelte und fast unmerklich den Kopf schüttelte. "Sie ist meine Freundin", bettelte Michiru schon fast, "Es geht nicht!" schrie Haruka sie an und stieß sie zurück, "Verschwinde wenn du es nicht sehen willst, aber sie wäre eine Gefahr und ich brauche das Blut!" Sie blickte Michiru, die am Boden kauerte, scharf an. Ihre Augen funkelten wie die eines Raubtiers, doch ihre Stimme wurde plötzlich ruhiger und ihr Gesichtsausdruck fast verstehend. "Es tut mir leid", sagte sie und es klang ehrlich, "Geh!" Michiru schluckte und erhob sich langsam. Hina schien in diesem Moment bewusst zu werden, was geschah und das es Realität war. "Michiru!", presste sie die ersten deutlichen Worte hervor, "Du willst mich doch nicht wirklich diesem Monster überlassen?" "Sie ist ein Vampir", gab Michiru zur Antwort und wand sich ab, "Wenn ihre Macht keine Wirkung auf dich hat, hast du ihr mit Absicht schöne Augen gemacht. Du wolltest nichts anderes als Streit zwischen uns provozieren..." Fassungslos sah Hina zu, wie Michiru ins Nachbarzimmer verschwand. Als die Tür ins Schloss fiel blickte sie zu Haruka auf, die böse grinsend ihre Zähne präsentierte. "Sie lernt sehr schnell dazu...", gurrte sie zufrieden. Genauso schnell wie ihre Hand Hinas Mund verschloss, schlug sie ihre Zähne in deren Hals. Kapitel 7: Lektionen -------------------- 7. Lektionen Michiru setzte sich aufs Bett, legte die Hände in den Schoß und senkte den Blick. »Was ist nur mit mir passiert? Wie kann ich so kalt geworden sein?« Sie sah verstohlen zur Tür. Hinter dieser Tür starb ihre Freundin aus Kindheitstagen und sie fühlte nichts. Warum? »Weil du eifersüchtig warst. Gib es doch zu! Du wolltest Haruka für dich!« Wild schüttelte sie den Kopf. Nein. Das konnte nicht sein. War sie wirklich dabei sich in einen Vampir zu verlieben? War ihr eigenes Leben ihr so egal oder so wenig wert, daß sie sich in eine Kreatur verliebte, die sie am Ende gefühllos töten würde? Sie hatte davon gehört das Geiseln sich in ihre Entführer verliebt hatten, aber war das nicht noch etwas anderes? Ein Vampir war nichtmal ein Mensch. Das es sie überhaupt gab war der reiner Irrsinn, aber sich in einen zu verlieben, war hoffnungsloser Wahnsinn. In diesem Moment öffnete sich die Tür und Haruka trat herein. Michiru hob den Kopf und sah sie an. Ihre Lippen waren blutig, doch sonst war dieses Mal nichts von ihrer Tat an ihr zu sehen. Eine seltsame Atmosphäre baute sich auf. Haruka stand einfach nur da, sah Michiru an und sagte kein Wort. Michiru erwiederte den Blick und spürte mit einem mal genau, das die Vampirin ihre Macht ihr gegenüber wirklich nicht benutzt hatte. Sie fühlte wie ihr Herz eindeutig etwas schneller schlug und wie ihr leicht flau im Magen wurde. Langsam setzte Haruka sich jetzt in Bewegung und blieb erst stehen, als sie direkt bei Michiru angelangt war. Die sah zu ihr auf und ihre Blicke begegneten sich. Einige Augenblicke lang sahen sie einander an, dann erhob Michiru sich langsam. Als sie stand mußte sie noch immer zu Haruka aufsehen, um so viel größer als sie war die Vampirin. "Es mußte sein...", begann diese schließlich leise. Sie wollte weiter reden, doch Michiru legte ihr den Zeigefinger auf die Lippen. "Ssscht...", flüsterte sie, "Bitte rede nicht davon..." Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste sacht Harukas blutige Lippen. Die Vampirin blickte sie überrascht an und ein kurzes Lächeln huschte über ihre Lippen. "Du lernst wirklich schnell...", flüsterte sie, "...und damit bist du bereit für die nächste Lektion..." Bevor Michiru verstand wie ihr geschah fand sie sich mit Haruka auf dem Dach eines Wolkenkratzers wieder. Der Wind bließ stark in dieser Höhe, zerrte an ihren Haaren und war zum frösteln kalt. Erschrocken und Schutz suchend presste sie sich an Haruka. "Wie hast du das gemacht? Ich dachte du ist ein Vampir und keine Hexe!" "Ich sagte dir bereits - du siehst zu viele Filme", lachte die Vampirin und legte die Arme um Michiru, "Das war keine Hexerei. Die Aufklärung dafür jedoch gehört nicht in diese Lektion." Michiru sah zu ihr auf. Noch immer schmiegte sie sich fest an sie, suchte Schutz vor Wind und Kälte in ihren Armen und fand ihn sogar. Haruka sah in den Himmel, hinauf zum Mond und Michiru folgte ihrem Blick. "Du wolltest wissen wie alt ich bin...", begann die Blondine leise zu sprechen, "Ich wurde 1476 geboren, als einziges Kind armer Bauern. Als Columbus Geschichte schrieb, verkauften meine Eltern mich aus Not an eine Schaustellersippe, in der ich mein Schicksal fand. Diese Zigeuner behandelten mich besser, als meine eigenen Eltern und mein Leben bei ihnen war beinahe luxuriös für diese Zeiten. Meine Sippe verstand es zu überleben, aus jeder Not eine Tugend zu machen und wenn gar nichts mehr ging, passierten manchmal auch einfach eine Art Wunder..." Sie machte eine kurze Pause, doch Michiru stellte keine Fragen. Sie wußte das sie mehr erfahren würde. Alles was die Vampirin bereit war Preis zu geben, während ihrer sogenannten Lektion, würde sie Michiru offenbaren. Und nur wenig später sprach sie auch weiter. "Für mich waren es Wunder. Ich konnte ja nicht ahnen, welche Macht dahinter stand. Das erfuhr ich an meinem 20. Geburtstag. Bei einer Zusammenkunft aller Sippen, wurden ausgewählte Töchter gegen weiteres Glück für die eigene Sippe eingetauscht. Ich war eine von ihnen und das gekaufte Glück war Macht, die aus den Tiefen der Hölle stammte." Gebannt war Michiru ihren Worten gefolgt und als Haruka nun ihren Blick suchte wußte sie das es Zeit war, deren Monolog zu einer Konversation zu machen. "Die Töchter wurden den Vampiren geopfert und dafür gab es magische Kräfte?" fragte sie leise. Haruka nickte. "So war das. Der Lohn für das Blut waren dämonische Kräfte und Schutz vor und von Unseresgleichen. Außerhalb dieser Sippenzusammenkunft ist das Blut der Zigeuner für uns tabu und wir sind verpflichtet sie zu schützen, wenn es nötig wird." "Ist tabu und nötig wird?" presste Michiru ungläubig hervor, "Heißt daß du bist über 500 Jahre alt und noch immer gebunden an ein Ritual von mittelalterlichem Hokuspokus?" Haruka lachte kurz bitter. "Das war kein mittelalterlicher Hokuspokus", würgte sie beinahe hervor, "Das war, was es schon lange vor dem Mittelalter gab und immer geben wird, solange es Menschen gibt. Ein böser Fluch der mich bindet für die Ewigkeit. Ein kleiner Sieg der Hölle." In ihren Augen blitzte es kurz auf. Sie grinste arrogant und ihre Stimme war geschwängert von Zynismus. "Ich war ein guter Tausch. Meine Sippe besaß große magische Kräfte und in den Jahren die ich mit ihnen gelebt hatte, waren diese Kräfte einfach auf mich über gegangen. Eine echte Verstärkung für meine Spezies." "Ein Soldat für eine mittelalterliche Armee der Toten", stellte Michiru fassungslos fest. "Ein Krieger der Finsternis", berichtigte Haruka, "Damals konnten die Vampire sich nicht so frei bewegen wie heutzutage. Es gab verhältnismäßig wenige von uns und wir wurden gnadenlos gejagd. Die größten Jäger zu diesen Zeiten waren Zigeuner. Sie kannten unsere Spezies einfach zu gut..." "Nicht die Zigeuner profitierten von euch sondern die Vampire von den Zigeunern?" war Michiru nun völlig fassungslos. Sie starrte Haruka an und diese nickte wieder. "So ist es. Hätte meine Spezies derartige Handel damals abgelehnt, hätten sie uns einfach ausgerottet." Langsam löste Michiru sich aus der Umarmung, blieb aber dicht bei ihr stehen und sah sie an. Haruka erwiederte den Blick und mußte schließlich ein wenig lächeln. "Sieh mich nicht so mitleidig an", sagte sie, legte ihre Hand an Michirus Kinn und streichelte mit dem Daumen ihre Wange, "Ich bin längst keine Gejagte einer gefährdeten Spezies mehr, sondern ein äußerst gefährlicher Jäger, in einer Gesellschaft, die unsere Spezies nicht mehr erkennt oder fürchtet. Wir sind zahlreich und sehr unterschiedlich und halten uns längst nicht mehr an alte Regeln." "Wenn ihr damals Krieger der Finsternis wart, was seid ihr dann heute?" fragte Michiru leise. Sie genoß die zarte Berührung Harukas sichtlich und hatte ernsthaftes Interesse an deren Schicksal. Die Vampirin lehnte sich ganz dicht zu ihr, so, daß nur wenige Zentimeter ihre Gesichter noch voneinander trennten und blickte ihr tief in die Augen. Diese glänzten voll wilder Energie und zeigten zum ersten Mal soetwas wie Leben. "Wir sind die Schatten die euch verfolgen, eure Albträume die sich erfüllen...", schnurrte sie wie eine Raubkatze auf der Jagd, "...die Wahrheit, die in jedem Mhytos steckt, die Antwort auf all eure Fragen und der Weg in euer schnelles Ende. Wir sind effektive Jäger ohne jede Archillisferse, nur mit ein paar kleinen Schwächen, die ihr zu nutzen längst verlernt habt..." Sie verzog die Lippen zu einem Lächeln, das einzig dazu diente ihr Raubtiergebiss zu präsentieren und der Bedeutung ihrer Worte Nachdruck zu verleihen. Michiru blieb gefangen in ihrem Blick und erlag auch der Anziehung des Bösen, welche sie nun deutlich ausstrahlte. Die gefährlichen Zähne flössten ihr keineswegs Angst ein, denn sie wußte es gab andere animalische Triebe, denen ihr Gegenüber ebenfalls erlegen war. Und ihren Hunger hatte Haruka gerade erst gestillt... "Ich sehe, du fürchtest dich nicht", stellte die Vampirin mit einem zufriedenem Lächeln fest, "Dann komm weiter..." Im nächsten Moment fand Michiru sich in einem fremden Haus wieder. Den Schreck in ihren Augen konnte die Vampirin sofort einordnen. "Was hier geschieht ist bereits Vergangenheit", lächelte sie, "Eine Illusion wenn du so willst. Niemand hört oder sieht uns." Michiru wollte etwas fragen doch sie kam nicht dazu. Gedämpfte Schreie drangen an ihre Ohren und eine Tür wurde in nächster Sekunde geöffnet. "Das ist unser Bürgermeister", presste Michiru hervor und Haruka nickte grinsend. Der Bürgermeister ging durchs Zimmer, öffnete eine weitere Tür und verschwand in dem Raum dahinter. Die Vamprin folgte dem unausgesprochenem Wunsch Michirus zu erfahren, was in diesem Zimmer passierte und führte sie einfach hinein. Mit aufgerissenen Augen starrte sie auf die gebotene Szenerie, klammerte sich völlig gefesselt davon an Haruka und schüttelte unmerklich den Kopf. Auf einem Bett saß ein junges Mädchen. Sie wirkte verängstigt und traute sich kaum, auf zu sehen. Drei Bodyguards des Bürgermeisters standen um das Bett herum und schienen nicht der einzige Grund für ihre Einschüchterung zu sein. Das leichte Zittern des zierlichen Körpers war nicht zu übersehen und als der Bürgermeister sich ihr näherte, wich das Mädchen mit einem ängstlichem Aufschrei zurück. "Wieso fürchtest du dich jedes Mal wieder aufs neue so sehr Nami?" erklang die Stimme des dynamischen Stadtoberhauptes. Er war etwa Mitte 40, gutaussehend und sehr beliebt, weil er frischen Wind ins eingestaubte Amt gebracht hatte. Scheu blickte das Mädchen ihn an. "Es tut immer so weh...", brachte sie weinerlich hervor, "Mein Körper wird zwischen 2 Welten hin und her gestoßen, wird geschunden und dann wieder gepflegt und ich weiß langsam nicht mehr, wohin ich gehöre. Ob ich noch lebe oder schon längst gestorben bin..." Der Bügermeister setzte sich zu ihr aufs Bett und lachte leicht. Seine Hand legte sich unter ihr Kinn und sein Daumen streichelte sanft über ihre Haut. Tief sah er ihr in die Augen und sprach mit beruhigender Stimme zu ihr: "Du bist nicht gestorben Nami. Und du wirst auch niemals sterben. Solange es für uns alle von Nutzen und machbar ist, wird alles so bleiben, wie im letzten Jahr. Alle 30 Tage kommst du hierher und die anderen 29 wird es dir und deiner Familie an nichts mangeln. Wenn unsere Zeit hier zu Ende geht wird es deine Wahl sein, welchen Weg du weiter gehst." Über Namis Wangen rollten Tränen und sie schluchzte leise, aber sie nickte verstehend. "Na siehst du?" lächelte der Bürgermeister und strich ihre Tränen fort. Sanft streichelte er ihr übers Haar und man hätte fast den Eindruck eines besorgten Vaters bekommen können, der seine erwachsen werdende Tochter tröstet. Was sich dann jedoch weiter abspielte, schockierte Michiru zutiefst und war alles andere, als eine harmlose Vater-Tochter Zusammenkunft. "Zögern wir es nicht länger hinaus...", flüsterte Nami und öffnete die Knöpfe ihrer Bluse. Sie schlug die geöffneten Seiten des leichten Stoffes zur Seite und strich es sich über die Schultern, um sich davon zu befreien. Dann lehnte sie sich nach hinten und präsentierte ergeben ihren Hals: "Du bist sicher sehr hungrig..." Mit einem gierigen Grinsen öffnete der Bürgermeister den Mund und leckte sich genauso gierig über die spitzen, messerscharfen Eckzähne. "Und wie hungrig mein schönes Kind...", hauchte er, streichelte ihr wieder durchs Haar und lehnte sich zu ihr hinab, "Wie immer, wenn du an der Reihe bist..." Blitzschnell schlug er seine Zähne in den Hals des Mädchens und nicht nur die schrie kurz erschreckt auf. Auch Michiru zuckte mit einem kleinen Schrei zusammen und presste sich an Haruka. Die schloss die Arme um sie und drückte sie an sich. "Hier haben wir genug gesehen", flüsterte sie und hauchte Michiru einen Kuss aufs Haar, "Worauf es ankommt, weisst du nun." In der nächsten Sekunde waren sie wieder in Michirus Wohnzimmer. Auf dem Boden neben der Couch lag der tote Körper von Hina, mit zerfetzter Kehle. Nur langsam fand Michiru ins Hier und Jetzt zurück. Zu häufig war sie in den letzten Tagen und Nächten von einem Grauen ins nächste gestolpert, um von einer großen Blutmenge oder einem toten Körper noch geschockt zu sein. Was sie schockte und beschäftigte waren die Tatsachen, welche sie nach und nach erfuhr. Bis jetzt hatte Haruka sie noch gehalten, doch nun befreite Michiru sich, ohne Nachdruck, aus der Umarmung und ließ sich geistesabwesend auf einen Sessel sinken. Die Vampirin blickte sie abwartend an und schwieg. Sie wußte, was Michiru gerade im Begriff war zu verstehen. "Es gibt kein Entkommen", durchschnitten deren Worten genau in diesem Moment die Stille, "Kein Mensch glaubt mehr an Vampire und unsere Stadt wird von einem regiert. Was ich da gesehen habe wirft alles über den Haufen woran, ich je geglaubt habe..." Sie sprach völlig ruhig ohne jede Erregung und saß auch volkommen ruhig da, zu ihren Füßen die Leiche ihrer Freundin. "Wer seine Tochter opfert bekommt eine hohe Position, wird gut bezahlt und muß sich um nichts sorgen...", sprach sie leise weiter, "...Junge Mädchen werden zu Vampiren gemacht, damit ihre Väter eine unanfechtbare Führungsposition in der Spitze der Gesellschaft einnehmen. Es ist wie vor 500 Jahren, als man dich geopfert hat, nur das es nicht mehr ums aneignen magischer Kräfte geht..." Nach diesen Worten regte Haruka sich. Sie trat neben Michiru und legte ihr eine Hand auf die Schulter. "Du irrst dich", sagte sie ruhig, "Es geht noch immer um Macht - egal aus welcher Quelle, egal welcher Art. Diese Mädchen werden nicht geopfert wie wir damals. Ihre Väter sind Vampire, wie der Bürgermeister und ich. Nicht nur die führende Position ist Teil des Handels. Es geht noch immer um Kräfte und Fähigkeiten, die einem Macht verleihen. Zu meiner Zeit war es keine gute Position ein Vampir zu sein...", sie konnte sich ein zynisches Lachen nicht verkneifen, "Heute gibt es ganze Massen an Menschen, die sich genau das wünschen. Die ganz Großen unter uns, die Uralten, die bereits länger als ein Millenium unter den Menschen sind, für die ist diese Zeit Utopia. Über ein Jahrtausend gejagt und als Ursprung so vieler Vampire, wie ein Mafia Boss, immer im Mittelpunkt des Zielfernrohrs, genießen sie heute den Luxus sich freiwilliger Opfer bedienen zu können. Diese Mädchen werden reich belohnt - völlig unabhängig vom Lohn ihrer Väter. Während die Väter ihre Macht als Blutsauger jeder anders nutzten und ihr Luxusleben mit hochbezahlten, angesehenen Jobs finanzieren, haben deren Töchter völlig freie Hand sofern sie 21 werden. Genauso wie sie mit 18 die Wahl bekommen, sich alle 30 Tage dem Bürgermeister als Blutopfer anzubieten oder den Luxus ihrer Familie zu verlassen und ihr eigenes Leben zu beginnen." Überrascht sah Michiru die Blondine an. "Das heisst, Nami wußte worauf sie sich einlässt?" fragte sie fassungslos. Haruka setzte sich neben sie auf die Lehne des Sessels und nickte: "Genauso ist es. Sie wußte, sie würde dafür einen Lohn nach ihren Bedingungen erhalten und weiterhin den Schutz und Luxus ihrer Familie geniessen. Außerdem würden die besten Ärzte sie versorgen und sie würde weiterhin ein Mensch bleiben, weil ihr Körper immer genug Zeit bekam, sich zu erholen. Ein gutes Geschäft für beide Seiten aber eben nichts anderes als das, was mich zum Vampir gemacht hat. Der Verkauf einer menschlichen Seele an den Teufel." "Kann Reichtum und Macht wie du sie besitzt wirklich so verlockend sein für einen Menschen?" wollte Michiru wissen, "Ich meine, für den einen oder anderen Karriere Süchtigen mag das ja sein, aber ein junges Mädchen, dem noch die ganze Welt offen steht?" Wieder mußte Haruka lachen. Sie streichelte Michiru durchs Haar und sah sie schon beinahe mitleidig an. "Nicht nur der eine oder andere", erklärte sie leise, "und nicht nur ein junges Mädchen. Viele Menschen aus allen Nationen und allen Schichten... Ich konnte dir dieses Ritual von Nami nur zeigen, weil es sich allnächtlich wiederholt. Jede Nacht kommt ein anderes Mädchen im Rhytmus von 30 Tagen, gebunden an einen Vertrag, dem 3 Jahre lang nur durch dem Tod zu entkommen ist und alle sind diesen Vertrag freiwillig eingegangen. Die Auswahl des Bürgermeisters ist groß und es fehlt nie an Nachschub. Selbst dann nicht, wenn es sich um kurzfristige, private Dienste und Ausschweifungen handelt oder einfach nur um die blutrünstigen Triebe eines Vampirs aus uralten Tagen...die Mädchen opfern sich bereitwillig für alles, wonach einem Vampir heutzutage gelüstet. Aus einer gejagten Spezies sind verehrte und angebetete Götter geworden, die sich nicht mehr verbergen - oder fürchten müssen, entdeckt und für ihren Blutdurst getötet zu werden." Sie strich Michirus Haar zurück und legte so deren Schulter und Hals frei. Ohne Zögern lehnte sie sich vor und küsste sie zart auf die begehrte Vehne, woraufhin Michiru merklich zuckte. Ohne sich weit von der begehrten Stelle zu entfernen, begann die Vampirin amüsiert, in gehauchten Worten, zu sprechen: "Du siehst also...es mangelt mir keinesfalls an Angeboten... Ich habe nicht den geringsten Grund, mich um dich zu bemühen oder mich von dir an der Nase herum führen zu lassen. Aber wenn ich jetzt zubeißen würde, würd ich das vielleicht für immer bereuen, weil ich dann nie erfahre, wozu ein reines Herz wirklich fähig ist und was ein solches Herz bedeutet. Ende dieser Lektion!" Die letzten Worte waren wieder verlockend gefährlich, wie das Schnurren einer Raubkatze und abermals berührten ihre Lippen die begehrte Stelle an Michirus Hals. Dieses Mal intensiver und länger doch weiter geschah nichts. Als sie sich wenige Sekunden später von ihr löste, sich erhob und die leblose Hina über ihre Schulter warf, sah Michiru sie fragend an. "Das war aber mehr als eine Lektion", brachte sie hervor was, Haruka erneut grinsen ließ. "Ich sagte nie du bekämst immer nur eine Lektion. Ich sagte du bekommst sie, wenn es an der Zeit dafür ist", ihr Grinsen wandelte sich in ein Lächeln, "Wir sehen uns morgen nach Sonnenuntergang mein Liebling..." Michiru ließ sie schweigend gehen. Sie wußte das es keinen Sinn machte, jetzt irgendetwas zu tun oder zu sagen. Mit der letzten und kürzesten Lektion hatte die Vampirin die heutige Nacht stilvoll beendet. Vertrauen für Vertrauen hatte sie klargestellt. Sie hätte Michiru jederzeit töten und längst vergessen können und würde es tun, falls es aus ihrer Sicht nötig wurde. Aber es war nie ihr Anliegen gewesen. Sie genoß Michirus Nähe ebenso sehr, wie diese die der Vampirin. Sie waren beide gleichermaßen neugierig aufeinander und wollten erfahren, warum sie sich gegenseitig so anzogen, obwohl sie doch so völlig verschieden waren. Solange keine der anderen in den Rücken fallen und sie verraten würde, hatte Michiru die Chance immer mehr zu erfahren, bis sie irgendwann genug wußte, um der Vampirin nicht mehr hilflos ausgeliefert zu sein. Um entscheiden zu können, ob sie bleiben oder sich abwenden wollte und ihr Wissen benutzte, die Vampirin für immer auszulöschen. Mit der Beschaffung des ersten Blutopfers war Michiru einen unausgesprochenen Handel mit ihr eingegangen. Denselben Handel, den seit Urzeiten so viele eingegangen waren. Die eigene Seele für das Blut anderer. Ihr Schicksal war nun gebunden an das Schicksal Harukas. Kapitel 8: Vertrauen wächst --------------------------- 8. Vertrauen wächst Nach einigen Stunden unruhigen Schlafes hatte Michiru sich frisch gemacht und ihren Arbeitsplatz aufgesucht. Sie mußte sich irgendetwas einfallen lassen, wenn sie ihren Pakt mit Haruka weiter erfüllen wollte. Eine Bar war genau der richtige Ort, Opfer zu finden, die niemand suchen oder vermissen würde und zudem brauchte Michiru auch das Geld zum überleben. Beides brachte ihr die Bar. Sie hatte versucht sich bei ihrem Chef nicht anmerken zu lassen, wie dringend sie diesen Job benötigte, doch so ganz war ihr das wohl nicht gelungen. Seine Bedingungen zeigten das mehr als deutlich. So war Michiru zwar nicht zufrieden den Heimweg angetreten, doch sie hatte den heutigen Abend erneut frei und sie hatte ihren Job noch. Alles in allem war ihr Tag gut verlaufen und doch hatte sie es nicht eilig nach Hause zu kommen. So freundschaftlich die letzte Nacht auch gewesen war, die Fronten waren nun geklärt und auch heute würde Haruka ein neues Opfer erwarten. So würde heute auf Michiru warten, was für die letzte Nacht gedacht gewesen war, denn ihr Entschluß, keine Menschen mehr zu opfern, stand nach wie vor. Michiru wusste nicht, ob sie sich schlecht fühlen sollte. Einerseits verabscheute sie, was Haruka war und tat, andererseits jedoch wurde ihre Gesellschaft immer angenehmer, sie selbst immer interessanter und Michiru fühlte sich zeitweise sogar sehr von ihr angezogen. Sie war sich wirklich nicht sicher, ob sie den Abend herbei sehnte oder lieber davor davonlaufen würde. Ihr Verstand war völlig verwirrt und zu keinem klaren Gedanken mehr fähig. Auch wenn die Vampirin, wie jetzt, nicht in ihrer Nähe war... »Was ist nur los mit mir«, fragte sie sich immer häufiger. Und je öfter sie sich diese Frage stellte, desto deutlicher formte sich die Antwort vor ihren Augen. Wären da nicht einige Tatsachen wie, dass Haruka ein Vampir war, dass sie Menschen tötete oder das sie Michiru zu ihrem Werkzeug gemacht hatte, hätte diese fast glauben können, sie sei dabei sich Hals über Kopf in eine Frau zu verlieben. Doch es ging hier nicht um die neue Erfahrung sexueller Neigungen, Herzklopfen oder zarte Gefühle. Es ging um Blut und Tod. Das war die Verbindung zwischen ihnen und daraus wuchs alles weitere. Ein Pakt zwischen Mensch und Dämon, in dem der Mensch am Ende immer seine Seele verlor. »Sie kann meiner jederzeit überdrüssig werden und mich töten.« Michiru hatte ihre Schritte verlangsamt und blieb nun gänzlich stehen. »Je mehr ich von ihr erfahre, desto geringer meine Chance, dass sie mich irgendwann gehen lässt.« Sie sah in den Himmel. Er war grau und wolkenverhangen, wirkte fast schon düster. Als würde sich etwas Unheimliches zusammen brauen. "Ich sollte zusehen das ich schnell heim komme. Das sieht nach Unwetter aus", murmelte sie und sah sich nochmal kurz um. Die Straßen waren leerer geworden und die Cafes stellten ihre Stühle und Tische zusammen. Kaum das Michiru wieder ein Stück gelaufen war, fing es an zu tröpfeln und der Wind frischte auf. Sie ging schneller und schlug den Kragen ihrer Jacke hoch, was sehr schnell keinen großen Schutz mehr bot. Derart schnell wurden die Tropfen zu ströhmenden Regen, den ein fast schon, stürmischer Wind schmerzend ins Gesicht peitschte, wie Michiru es nie zuvor erlebt hatte. So tief es nur ging duckte sie sich in den Kragen der Jacke und lief so schnell der Wind es zuließ. Sie konnte kaum etwas sehen, nahm nur wahr, dass andere genauso auf der Flucht waren wie sie, als sie gegen etwas lief. Ein erschreckter Aufschrei entfuhr ihr und dann begriff sie, daß sie gegen eine Person gelaufen war. Diese Person hatte schnell die Arme um sie gelegt und so verhindert, daß sie nach dem Zusammenprall hinfiel. Erleichtert und dankbar hob Michiru den Kopf und wollte sich gerade für den Rempler entschuldigen, da vergaß sie alles, was bis gerade noch in ihrem Kopf war. "Haruka...?" brachte sie leise hervor. Ihre Stimme kratzte leicht und klang mehr als überrascht. "Wie...? Ich meine...es ist noch Tag!" stammelte sie fassungslos. Die Vampirin grinste sie an, wobei sie wieder sehr darauf bedacht war, daß Michiru ihre Reißzähne sah. "Schonmal nach oben geschaut Baby? Heute gab es nicht einen Sonnenstrahl und den ganzen Tag über, fast schon, Dunkelheit..." Michiru nickte leicht und schluckte etwas. Das lag nicht an Harukas Worten, sondern daran, daß diese sie immernoch im Arm hielt und ihr wieder so nahe war. "Heißt, du konntest es nicht erwarten zu mir zu kommen?", fragte sie, "Oder war dieser Zusammenprall wirklich Zufall?" "Natürlich wollte ich zu dir", lächelte die Vampirin nun fast schon charmant, "Du bist zur Zeit für mich die Sonne, die ich schon so lange nicht gesehen habe!" Sofort wurde Michiru flau im Magen. "Das...klingt wirklich nett", brachte sie, wieder kratzig, hervor. Scheu blickte sie in Harukas Augen und versuchte, irgendetwas in ihnen zu erkennen. Irgendeine kleine Regung vielleicht, die ihr zeigte, wie diese Worte gemeint waren. Sie entdeckte nichts. Die dunklen Augen ihres Gegenübers waren ausdruckslos, fast schon leer und kalt. Ob ein Vampir überhaupt sowas wie Gefühle besaß? Waren diese Worte gerade echte Zuneigung oder eiskalte Berechnung gewesen? "Magst du Überraschungen?" Harukas Worte ließen keine Zeit, weitere Fragen aufkommen zu lassen. "Wenn sie gut sind", antwortete Michiru zögerlich. "Es ist zumindest nichts Schlimmes", lächelte Haruka und gab ihr einen sanften Kuss auf die Lippen. Nur 2 oder 3 Sekunden schloß Michiru die Augen und als sie sie wieder öffnete, standen sie in einer fremden Wohnung. Ihre Klamotten waren trocken und nichts zeugte davon, dass sie gerade noch im ströhmenden Regen gestanden hatten. Haruka ließ sie los und Michiru ging ängstlich einen Schritt zurück. "Wo sind wir hier?" fragte sie erschrocken und sah sich um, "Ist das wieder eine Lektion?" Die Wohnung war riesig und sehr edel gestaltet. Die ganze Größe ließ sich nur erahnen und der Eigentümer besaß sicherlich mehr als genug Geld. »Wieder ein Vampirdomizil«, schoss es durch Michirus Kopf. "Sei ganz entspannt", grinste Haruka, "Keine Vampire. Wir sind hier allein und das bleibt auch so. Du bist hier absolut sicher." Fragend sah Michiru sie an und schaute sich dann genauer um. "Das ist deine Wohnung?" wurde ihr sehr schnell klar. "Sagen wir...mein Haus", berichtigte Haruka, "Obwohl es eigentlich eher ein Anwesen ist. In einigen Jahrhunderten häuft sich eine Menge Geld an." Michiru schluckte. Obwohl es genau in das Bild passte, welches die Vampirin ihr gestern offenbart hatte, war sie nun doch schockiert. Niemals zuvor war sie von derartigem Luxus umgeben gewesen. Sprachlos sah sie sich um, schritt langam durch den Raum, um einige Dinge näher zu betrachten. Ganz plötzlich stand die Vampirn direkt hinter ihr und lehnte sich dicht an ihr Ohr. "Ich gehöre nicht in das Netz der Lakaien anderer Vampire, wie des Bürgermeisters", flüsterte sie, "Ich bin immer nur meinen eigenen Zielen gefolgt!" Michiru bekam eine Gänsehaut, obwohl Haruka in der nächsten Sekunde schon wieder fort war. Damit hatte sie ihr wohl sagen wollen, daß sie anders zu ihren Besitztümern und ihrem Geld gekommen war. "Bevor du dir weiter den Kopf zerbrichst und dir ein immer schlechteres Bild von mir zurecht legst, zeig ich dir lieber das Haus", erklang da Harukas Lachen, "Am besten von unten nach oben." Sie hielt Michiru die Hand hin und diese griff ein wenig zögerlich danach. Das die Blondine sie in den Keller führte beruhigte nicht gerade ihre Gedanken. Und diese Gedanken drehten sich um Blut und eine Vampirhöhle. Was sie erwartete jedoch, war das krasse Gegenteil von Tod und Finsternis. Das riesige Untergeschoss war ebenso edel ausgebaut wie das Erdgeschoss, war hell und freundlich und führte zu einem kleinen Schwimmbad. Als Michiru das Wasser und den Sprungturm sah, konnte sie gar nicht mehr anders. Fast verzückt klatschte sie in die Hände und konnte ihre, beinahe schon, kindliche Freude kaum verbergen. "Ein Pool", rief sie, "Du hast einen Pool?" "Nicht nur einen", grinste Haruka, "Schön das ich dich damit begeistern kann. Im Garten gibt es noch einen." Michiru starrte Haruka an wie ein Kind dem man sagt, daß es den Weihnachtsmann gibt. "Immer wenn ich mir deutlich klar darüber werde, daß du ein Vampir bist, konfrontierst du mich mit überraschend menschlichen Eigenschaften", gab sie beeindruckt zu. "Das ist keine meiner Eigenschaften", schüttelte Haruka den Kopf, "Ich finde schwimmen nicht so anregend. Zu langsam. Außerdem ist Wasser nicht mein Element." "Du kannst nicht schwimmen", grinste Michiru und piekste sie in die Seite, "Gibs zu. Du bist über 500 Jahre alt, aber du hast nie schwimmen gelernt." "Du willst mich doch nur provozieren", grinste Haruka zurück, "Wenn du schwimmen willst gern, aber mich bekommst du nicht ins Wasser." "Ich würde sehr gerne schwimmen", war Michiru begeistert, wurde aber gleich wieder zurückhaltend, "Aber ich habe doch gar keinen Badeanzug." "Wenn das dein einziges Problem ist...", zuckte die Blondine mit den Schultern. Sie griff Michirus Hand, führte sie in die, mehr als geräumige Umkleide, und deutete auf einen Schrank. "Da ist alles drin. Neu und ungetragen und es gibt verschiedene Größen", erklärte sie gelassen, "Und bevor du fragst - es hat sich einfach angesammelt im Laufe der Zeit und sich schon mehrfach als nützlich erwiesen. Und jetzt viel Spaß! Ich bin gleich zurück." Sie verließ die Umkleide und ließ Michiru allein zurück. Die war zwar etwas verunsichert, der Pool und das Wasser aber lockten sie so sehr, daß sie doch den Schrank öffnete und hinein sah. Die Auswahl war wirklich groß und sehr schnell entschied Michiru sich für einen blauen Einteiler. Auch Handtücher fand sie und so genoß sie, nur Minuten später, den Luxus eines privaten Pools nur für sich allein. Beinahe vergaß sie, in wessen Haus sie war und was zur Zeit ihr Leben bestimmte, so wohl fühlte sie sich im Wasser. Das erste Mal seit ihrer ersten Begegnung mit der Vampirin war Michirus Kopf frei von Kummer und Ängsten. Sie zog ihre Bahnen und genoß die Umarmung ihres Elements, denn das Wasser war ihr Element. Bis Harukas Stimme sie in die Realität zurück holte. "Du schwimmst wie ein Fisch", klang die beinahe amüsiert, "Ich hab noch nie einen Menschen so schwimmen sehen." Irritiert blickte Michiru sich um und entdeckte die Blondine auf dem 3 Meter Sprungbrett. Sie lag entspannt auf der Seite, hatte den Kopf in die Hand gestützt und beobachtete Michiru schmunzelnd. "Wie lange bist du schon da oben?" wollte diese wissen. "Lang genug", war die Antwort, "Es ist ein Erlebnis dir zuzusehen." Sie stand auf und schwang sich elegant die Treppe des Sprungturms herunter. Die Hände lässig in die Hosentaschen gesteckt trat sie an den Beckenrand und wartete, daß Michiru zu ihr schwamm. Dann ging sie in die Hocke und schenkte dem kleineren Mädchen ein beinahe schon liebenswertes Lächeln. "Möchtest du etwas essen?" fragte sie, "Ich habe reichlich Auswahl und wenn du besondere Wünsche hast, können wir sie sicher auch umsetzen." "Nein danke", gab Michiru überrascht zurück, "Ich brauche nichts im Moment." Haruka nickte und erhob sich wieder. "Wenn du genug, hast nimm dir einfach einen Bademantel aus der Umkleide", sagte sie zufrieden, "Ich schmeiß mich hinter die Glotze. Mir ist es hier zu nass." Sie zwinkerte einmal frech und verließ dann die Schwimmhalle. Nachdenklich sah Michiru ihr nach. So viel Menschlichkeit wie heute war fast schon unheimlich. Haruka benahm sich nicht anders, als andere Bekannte oder Freunde von Michiru auch und sie fragte sich, wie sie ein gefährliches Monster in ihr sehen sollte, wenn diese so nett zu ihr war, als wären sie schon ewig befreundet. Schon öfter hatte Michiru sich zu ihr hingezogen gefühlt, doch so wie Haruka heute war, wollte Michiru nur allzu gern ignorieren, was diese nun einmal war. Die Lust aufs schwimmen war plötzlich verflogen. Viel lieber wollte sie Haruka folgen und erfahren, was dieser Abend noch bringen würde. Schließlich würde die Blondine irgendwann etwas zu sich nehmen wollen. Etwas, das ihr Körper auch verwertete und Michiru war die einzige, die hier war. Mit gemischten Gefühlen verließ sie das Wasser und begab sich in den Dusch - und Umkleiderraum. Haruka pflegelte bequem auf der Couch. Das Fernsehprogramm interessierte sie nicht wirklich. Sie war in Gedanken und augenblicklich mehr als zufrieden mit sich selbst. Nicht ohne Grund hatte sie Michiru hierher gebracht. Und scheinbar entwickelte sich alles zu ihrer Zufriedenheit, denn Michiru schien das Haus zu gefallen. "Gut das sie so gern schwimmt...", murmelte die Blonde zufrieden vor sich her, "Der Pool könnte sich für mich als Vorteil erweisen." Gedankenverloren zappte sie durch die Programme, als Michiru herein kam und sich zu ihren Füßen auf die Couch setzte. "Schon genug?" fragte Haruka erstaunt und zog die Beine etwas an. "Erstmal schon", nickte Michiru, "Läuft ja nicht weg." "Beide Pools stehen dir jederzeit zur Verfügung", begann die Vampirin deutlich zu flirten, "Schöner Bademantel. Steht dir wirklich gut." Michiru sah kurz an sich hinunter. Sie hatte nach dem Duschen nicht in ihre getragenen Sachen schlüpfen wollen und sich darum einen der Bademäntel geborgt, welche im Kabinenschrank ebenfalls reichlich vorhanden waren. "Danke für das Kompliment", gab sie dann zurück, "Er ist ein wenig zu groß. Es gab keinen in meiner Größe." Haruka setzte sich auf und lehnte sich etwas in ihre Richtung. "Beim nächsten Mal gibt es auch welche in deiner Größe...", seuselte sie, "Du sollst dich doch wohl fühlen bei mir." Sie blickte Michiru in die Augen und diese merkte, wie ihr gleich wieder flau im Magen wurde. "Das ist wirklich nicht nötig", sagte sie leise, "Ich fühle mich wohl hier. Es ist so schön groß und dein Geschmack ist wirklich wunderbar. Und mit dem Pool hast du sowieso schon gewonnen." Ihre Augen bekamen einen etwas verträumten Glanz und auf Harukas Lippen schlich sich ein zufriedenes Grinsen. So hatte sie sich das vorgestellt. "Das werte ich als Einwilligung von dir, dich zunkünftig öfter hier aufzuhalten...", schnurrte Haruka beinahe und lehnte sich nun ganz dicht zu ihr, "Und glaub mir...es gibt hier noch viel mehr zu erleben, als nur den Luxus eines Privatpools..." Ihr Atem streifte Michirus Lippen und diese bekam sofort eine Gänsehaut, wodurch sie kurz die Augen schloss. Die Vampirin lächelte leicht und zeigte ihre Zähne, als Michiru die Augen wieder öffnete. "Es ist schön, wie sehr du mir vertraust...", flüsterte sie und strich Michiru eine Haarsträhne zurück, "Das ich mich dir so nähern kann, obwohl du genau weisst, was ich bin..." Sie sah Michiru tief in die Augen und gab ihr für eine Sekunde Einblick in ihre Seele. Michiru sah deutlich die Menschlichkeit aufflackern, wie das kurze Aufleuchten eines Streichholzes in der Nacht. Nur einen ganz kurzen Augenblick lang, dann waren Harukas Augen wieder so leer wie eh und je. Doch Michiru wusste, daß ihre Worte genau so gemeint waren, wie Haruka sie ausgesprochen hatte. Ob das Morgen oder in weiterer Zukunft so bleiben würde, das würde sich auch in dieser Zukunft erst zeigen. In diesem Moment gerade jedoch, als Haruka diese Worte gesagt hatte, da waren sie das, was die Vampirin in diesem Moment fühlte. "Warum sollte ich Angst vor dir haben?" hauchte Michiru schließlich, "Du gibst mir doch keinen Grund dazu." Hingegen ihrer Erwartung küsste Haruka sie nicht. Sie entfernte sich sogar etwas von ihren Lippen, sah ihr aber mit einem traumhaften Lächeln in die Augen. "Hätte ich nur zu deiner Zeit geboren werden können...", flüsterte sie und streichelte Michirus Wange, "Dann hätte ich mich ganz sicher Hals über Kopf in dich verliebt und wäre niemals ein schlechter Mensch geworden." Michiru legte ihre Hand über die von Haruka und schmiegte sich der Berührung entgegen. Sie schenkte ihr ein betörendes Lächeln und schloß vertrauensselig die Augen. "Ich bin sicher, du warst kein schlechter Mensch, bevor du wurdest was du bist", sagte sie leise, "Und was hindert dich daran, dich jetzt in mich zu verlieben...? Ich bin doch schließlich hier..." Haruka sah sie einige Sekunden lang reglos an. Sie schien überhaupt nicht zu wissen, wie sie nun reagieren sollte und war eindeutig überfordert mit Michirus deutlichen Worten. Dann zog sie plötzlich ihre Hand zurück und erhob sich von der Couch. Sie machte ein paar Schritte in Richtung eines großen Fensters. Die schweren Vorhänge waren noch zugezogen und Haruka blieb, mit dem Rücken zu Michiru gewand, davor stehen. "Du weisst was ich bin", erklang ihre Stimme monoton und bitter, "Denkst du, ich habe ein halbes Jahrtausend überlebt, weil ich mich menschlichen Schwächen hingegeben habe? Ich bin einer der ältesten existierenden Vampire und das ist so, weil ich mit zunehmenden Jahrhunderten nie vergessen habe, daß Jäger auch immer selbst gejagt werden..." Sie drehte sich herum und funkelte Michiru mit glühendem Raubtierblick an. Ihre Zähne blitzten zwischen ihren Lippen hervor, welche ein, fast dämonisches, Lächeln umspielte. "Komm...", hauchte sie und hielt Michiru auffordernd die Hand hin, "Ich zeig dir mehr von meiner Welt..." Sie zog mit der freien Hand an einer dicken Kordel und die schweren Vorhänge öffneten sich. In der Sekunde in der Michiru Harukas Hand ergriff und diese sie sofort fest an sich zog, fiel das Licht des Vollmonds auf die Beiden und noch bevor Michiru begriff, hatten sich Ort - und vielleicht auch Zeit - wieder völlig geändert. Kapitel 9: Je größer das Vertrauen desto größer der Schock ---------------------------------------------------------- 9. Je größer das Vertrauen desto größer der Schock Verwirrt sah Michiru sich um. Sie befanden sich in einer dunklen Gasse, die höchst wahrscheinlich irgendwo in den Slums von Tokio lag. Sofort fiel ihr Blick an ihrem Körper hinab und sie stellte erleichtert fest, daß sie nicht mehr den Bademantel, sondern normale Kleidung trug. Es war zwar nicht ihres, aber das Kleid passte und entsprach sogar ihrem Geschmack. "Wo sind wir?" fragte sie leise und hob den Kopf, um Haruka anzusehen, "Das sieht nach keiner angenehmen Gegend aus..." Haruka hielt sie noch immer im Arm und lächelte sie beruhigend an. "Mit mir mußt du dich nicht fürchten", versicherte sie, "Solange ich dich beschütze, bist du absolut sicher!" Und wieder wußte Michiru, daß Harukas Worte der Wahrheit entsprachen. Dieses Mal, weil sie es fühlte. Das wurde wurde ihr in diesem Moment bewußt. Nicht nur, daß sie die Nähe der Vampirin nicht fürchtete, sie fühlte sich sogar absolut sicher in deren Nähe. Trotzdem fuhr sie im nächsten Moment erschreckt zusammen und drückte sich fester in Harukas Umarmung. Da schrie und weinte ein Mädchen. Sehr schnell fasste Michiru sich und nach einem kurzen Blickwechsel gingen sie Hand in Hand los. Haruka lief vorweg und zog Michiru, mehr oder weniger, hinter sich her. So befand diese sich aber auch geschützt hinter der Vampirin, als sie den Ort des Geschehens erreichten. "Bitte. Ich hab wirklich kein Geld", schluchzte eine Mädchenstimme, "Ich habe hier nur geschlafen. Ich bin keine Dirne!" Das kalte Lachen eines Mannes erklang und Haruka gab Michiru mit der Hand ein Zeichen, in Deckung zu gehen. Michiru tat es sofort und fand Schutz hinter einer Mauerecke. "Das soll einer glauben. Du schläfst hier und willst kein leichtes Mädchen sein?" , erklang die rauhe Männerstimme, "Entweder du rückst jetzt ganz leicht deine Kohle raus oder mir fällt es ganz leicht, dich zu erschiessen!" Nach diesen Worten erklang Harukas Stimme. "Was für ein starker Mann...", waren die deutlich ironischen Worte, "Zielt mit einer Waffe auf ein kleines Mädchen..." Sie ging dabei langsam auf ihn zu und klatschte zynisch Beifall. Michiru wechselte ihre Position, um alles so gut wie möglich sehen zu können. Was sie sah, beunruhigte sie jedoch sehr viel mehr, als erwartet. Eine junge Frau, wirklich fast noch ein Mädchen, kauerte weinend am Boden. Ein recht ungepflegt aussehender Mann stand nur höchstens 2 Meter von ihr entfernt mit einer Schußwaffe in der Hand. Jedoch hatte der Kerl sich nun Haruka zugewand, die völlig unbeeindruckt weiter langsam auf ihn zuschritt. "Warum legst du dich nicht mit einem Gegner an, der dir auch gewachsen ist?" fragte sie herausfordernd. "Willst du den Retter spielen?" raunte der Kerl ihr entgegen, "Wo ist das weiße Pferd und wo deine Rüstung, du strahlender Held?" "Die brauche ich nicht", grinste Haruka unbeeindruckt, "Jemanden wie dich verspeis ich zum Frühstück!" "Das wollen wir doch erst mal sehen", bluffte der Typ sie an, "Noch einen Schritt weiter und du hast ´ne Bleivergiftung!" Haruka machte den Schritt. Und sie machte auch noch weitere. Der Kerl wurde immer nervöser und dann fiel der erste Schuß. Haruka blieb stehen und Michiru schrie erschreckt auf. Dann fielen weitere Schüsse. Sieben Mal drückte der Typ noch ab und kontinuierlich war die Waffe dabei auf Haruka gerichtet. Erst als das Magazin geleert war, ließ er den Arm langsam sinken. "Ich hab dich gewarnt", zischte er Haruka ausser Atem entgegen, "Das hast du jetzt davon!" Er wartete, genauso wie das Mädchen und auch Michiru darauf, daß Haruka zu Boden ging, doch das geschah nicht. Mit jeder Sekunde die verstrich wurde der Kerl nervöser. Haruka hob langsam den Kopf und sah ihn an. "Das Hemd war mein Lieblingshemd...", sagte sie und besah die 8 Löcher, die es nun hatte, "Aber jeder Schuß ein Treffer - alle Achtung!" Mit einem Ruck befreite sie das Hemd von sämtlichen Knöpfen und entblösste ihren durchlöcherten Oberkörper. "Eine Frau...", hörte sie seine erstaunte Stimme, schenkte ihm jedoch keine Beachtung. Ihr Augenmerk lag auf den Wunden auf ihrem Oberkörper, welche langsam begannen sich zu schliessen, immer schneller heilten und schließlich komplett verschwunden waren. Seine Augen weiteten sich immer mehr und von dem Mädchen war nur noch ein verstörtes Wimmern zu hören. "So. Und nun zu dir mein Lieber...", Haruka sah den Revolverhelden direkt an. Das Hemd nur lose um die Schultern hängend, ging sie wieder langsam auf ihn zu. Er verstand nicht, was da vor sich ging, aber er hatte begriffen, daß sein Gegenüber kein Mensch sein konnte und das er sich dieses Wesen zum Feind gemacht hatte. Mit einem metallischem Geräusch fiel der Revolver zu Boden. Seine Hand fuhr unter seinen Mantel und schnellte mit einem Messer wieder hervor. Haruka jedoch stand in diesem Moment bereits direkt vor ihm und funkelte ihn mit glühenden Raubtieraugen böse an. "Du bist tot", brachte sie gelassen hervor und es klang wie ein Versprechen. Aus lauter Panik stieß der Kerl zu und rammte Haruka das Messer bis zum Griff in den Bauch. Wieder herrschte eisiges Schweigen und keiner der Zeugen dieses Schauspiels, traute sich zu atmen. Dann schrie zuerst das Mädchen und sackte bewußtlos in sich zusammen. Das war endgültig zu viel für sie. Danach fasste der Kerl sich langsam, ließ wie in Zeitlupe das Messer los und trat einen Schritt zurück. Fassungslos starrte er auf die Wunde und dann in Harukas Gesicht. Deren Augen glühten noch immer und auch ihr Gebiss glich nun dem eines Raubtiers. "Wie unfein...", schnurrte sie und umfasste das Messer mit der Hand. Ganz langsam zog sie es heraus und dem Kerl wurde klar, daß ihm wohl nur noch die Flucht blieb, als Haruka plötzlich eine blitzschnelle Bewegung machte. Mit einem gurgelndem Laut fasste er sich an die Kehle und sackte auf die Knie. Siegreich grinsend sah Haruka zu, wie er vergeblich nach Luft schnappte, immer mehr Blut zwischen seinen Fingern hervorquoll und er schliesslich vorn überkippte und reglos liegen blieb. "Ich kann nicht nur mit Klauen und Zähnen eine Kehle zerfetzen...", sagte sie kalt und ließ das Messer fallen. Die Wunde, die es in ihrem Bauch verursacht hatte, war bereits ebenso verheilt, wie die Einschüsse. Als sie sich herum drehte, um nach dem Mädchen zu sehen, war Michiru bereits neben ihr. "Geht es dir gut?" fragte Haruka besorgt und wollte sich selbst davon überzeugen. Michirus Blick fiel auf ihren nackten Oberkörper und sofort lief sie rot an. "Ich seh schon, dir ist nichts geschehen", grinste Haruka und drehte sich weg, "Ich kümmere mich schonmal um sie", brachte Michiru hervor. Sie lief zu dem Mädchen, das noch immer bewußtlos am Boden lag und Haruka sah ihr schmunzelnd nach. »Sie ist wirklich zu niedlich...«, dachte sie und verknotete das Hemd unterhalb ihrer Brüste. Dann folgte sie Michiru und ging neben dieser in die Knie. "Ist sie ok?" wollte die Vampirin wissen. "Ihr fehlt nichts", antwortet Michiru, "Sie ist nur ohnmächtig. Aber wir müssen sie hier weg bringen." Sie sah Haruka durchdringend an und die nickte wortlos. Michiru erhob sich, während Haruka das bewußtlose Mädchen auf ihre Arme hob, um dann ebenfalls aufzustehen. Sie sah Michiru lächelnd an. Die verstand und hakte sich bei der Blondine ein. Schon in der nächsten Sekunde waren sie bei Haruka zu Hause. "Langsam gewöhne ich mich an deine Art zu reisen", scherzte Michiru und räumte die Couch frei. Vorsichtig legte Haruka das Mädchen darauf und sah Michiru dann genau in die Augen. "Jede Nacht mit mir kann dir gehören...", wisperte sie lockend, "Wenn du willst, auch für die Ewigkeit..." Michiru schluckte und kämpfte um Stabilität in ihren Knien. Wie nur konnte dieses obzöne Angebot eines blutrünstigen Biss-Rituals sie derart anmachen? Und das auch noch in einem solchen Augenblick? "Wir...sollten uns um sie kümmern..", lenkte sie schnell von sich ab, "Ein feuchtes Tuch oder etwas Riechsalz wäre gut." "Dann ein Tuch", zuckte Haruka mit den Schultern, "Soetwas wie Riechsalz habe ich während meiner gesamten Existenz nie benötigt." Sie verließ das Wohnzimmer und Michiru atmete erleichtert auf. Nicht Harukas durchdringender Blick oder ihre, bis ins Mark wirkende, Stimme waren es gewesen, die Michiru gerade so in ihren Bann gezogen hatten. Es war das Angebot selbst. Die Vampirin hatte vor ihren Augen dieses Mädchen gerettet, hatte so viel Menschlichkeit gezeigt, wie die meisten Menschen es nicht taten und ihr dann lächelnd den Vampirkuss angeboten. Allein die Vorstellung dieses Kusses löste eine Erregung in Michiru aus, die sie nie zuvor verspürt hatte und die den Wunsch diesen Kuss zuzulassen, fast unbezwingbar groß werden ließ. Um diese Frage und das Thema aus dem Kopf zu bekommen, konzentrierte Michiru sich auf das gerettet Mädchen. Sie war um die 18 Jahre alt, hatte kurzes, strubbeliges Haar mit mittelbrauner Färbung. Ihre Kleidung wies auf gewissen Wohlstand hin, denn alles was sie trug war recht teuer und nicht von der Stange. In diesem Moment kam Haruka mit dem feuchten Tuch wieder. "Ich hoffe der Waschlappen tuts", sagte sie ein wenig unbeholfen und gab ihn Michiru. "Das ist perfekt", lächelte diese und nahm ihn. Sie legte ihn auf die Stirn des Mädchens und sah Haruka an. "Sie scheint reiche Eltern zu haben. Vielleicht ist sie von zu Hause weggelaufen", sagte sie, "Wer weiß, wie lange sie schon da draußen in den Gassen herum geirrt ist." Haruka sah das Mädchen nachdenklich an. "Wir werden es wohl gleich erfahren", sagte sie schließlich, "Sie scheint aufzuwachen." Sie wachte tatsächlich auf. Und ihre erste Reaktion war ein kurzer Aufschrei und Flucht nach hinten, als sie Haruka sah. "Alles ok", beruhigte Michiru sie und legte die Arme schützend um sie, "Sie tut dir nichts." "Sie hat alles gesehen Michiru", kommentierte Haruka ganz ruhig, "Das wird sie dir sicher nicht glauben." Tatsächlich ließ das Mädchen Haruka nicht aus den Augen. Wie ein Häuflein Elend kauerte sie am äußersten Ende der Couch und machte sich in Michirus Armen so klein, daß man sie fast für ein Kind hätte halten können. "Wenn sie dich gesehen hat, dann weiß sie auch, dass du sie gerettet hast", entgegnete Michiru und sah dann das Mädchen an, "Du weißt es doch, oder? Haruka hat dich vor diesem Kerl mit der Pistole gerettet." "Sinnlos", winkte Haruka ab und trat ans Fenster. Das Mädchen sah ihr nach und blickte dann Michiru an. Schließlich nickte sie zaghaft. "Siehst du?", lächelte Michiru, "Sie tut dir nichts. Und jetzt sag uns erstmal, wie du heisst." Sie ließ das Mädchen los und die setzte sich aufrecht hin. "Mein Name Kotori Aijuhara. Meinem Vater gehört eine große Kaufhauskette. Vor 3 Tagen hatten wir einen riesen Streit, weil er nichts von meinen Freunden hält...", sie fing an zu schluchzen, "Wir haben uns schon oft gestritten, aber dieses Mal war es anders. Er war so wütend und hat mich überhaupt nicht mehr zu Wort kommen lassen..." Sie sah Michiru beinahe hilfesuchend an. Es war deutlich, dass sie verwirrt war und nicht verstand, was bei jenem Streit passiert war. "Und weil Papa dir den Mund verboten hat, bist du weggelaufen", warf Haruka leicht genervt ein, "Immer diese verwöhnten Teenies..." Kotori sah zu ihr rüber und widersprach ohne nachzudenken. "Ich bin weggelaufen, weil er mich in ein Internat schicken wollte bis ich 21 bin. In eine Klosterschule, damit ich Anstand und Benehmen lerne. Damit ich dort einen guten Abschluß mache und studieren kann an einer Elite-Uni in Amerika. Er will das ich Ärztin werde, weil er es nie geschafft hat und erwartet, daß ich mein Leben seinem Traum opfere. Es ist ihm ega,l daß ich Freunde hier zurücklasse und den Menschen, dem mein Herz gehört..." Ihr Schluchzen wurde so stark, daß sie nicht weiter sprechen konnte. Sie sank in sich zusammen und weinte. Michiru warf Haruka einen strafenden Blick zu, bevor sie Kotori tröstend in die Arme nahm. "So ist es doch", murmelte die Blondine und sah aus dem Fenster, "Papa wird zu strengt und die Antwort ist weglaufen." Michiru schenkte ihr keine Beachtung mehr, sondern konzentrierte sich komplett auf Kotori. Sie streichelte beruhigend über ihren Rücken und schaukelte sie leicht. Tatsächlich beruhigte das Mädchen sich so sehr schnell. Als sie sich weit genug gefasst hatte, sah sie Michiru an. "Du bist so nett zu mir...", schniefte sie und warf einen kurzen, scheuen Blick zu Haruka, "Ihr beide. Sie hat mein Leben gerettet und du...du bist herzlicher, als jede meiner Freundinnen. Und ich kenn nichtmal eure Namen..." Die letzten Worte klangen beschämt. Michiru konnte sich ein kurzes Lachen nicht verkneifen. "Ich bin Michiru", lächelte sie dann, "Und das ist Haruka." Kotori sah wieder kurz zu dieser hinüber und lehnte sich dann ganz dicht zu Michiru. "Was ist sie?" flüsterte sie so leise wie möglich. Michiru holte hörbar Luft. "Sie ist...", sie zögerte. "...ein Vampir!" vervollständigte Haruka nach einer Weile den Satz. Kotori fuhr erschreckt zusammen und sah sie an, in genau dem Moment, als auch Haruka sich zu ihnen drehte. "Ich höre sehr viel besser, als ein Mensch", erklärte sie kühl und sachlich, "Und auch sonst bin ich sehr viel besser..." Die Zweideutigkeit ihrer Worte verstand nicht nur Michiru. Auch Kotori begriff, was die Vampirin meinte. Angst schien sie, seltsamerweise, keine mehr zu haben. "Warum hast du mich gerettet?" fragte sie unverblümt. Auf das emotionslose Gesicht von Haruka schlich sich ein süffisantes Grinsen. Sie schüttelte den Kopf und kam langsam zur Sitzgruppe. "Ganz ehrlich?" lachte sie, "Ich weiß es nicht. Du hast geschrien, wir haben dich gehört, sind losgelaufen und ich hab gehandelt." Kotori nickte verstehend und sah Michiru an. "Du bist nicht wie sie oder?" Jetzt musste auch Michiru leicht lachen. "Nein", bestätigte sie, "Ich bin nicht wie sie. Ich bin ein ganz normaler Mensch." "Und ihr seid...?" fragte Kotori betont gedehnt. Als Michiru nicht sofort antwortete tat Haruka das für sie: "Wir sind gute Freunde." Die Aussage war kurz und klar. Kotori nickte, doch der Blick welchen die beiden tauschten, entging ihr nicht. Er veranlasste sie dazu, nicht weiter in diese Richtung zu fragen. So entstand ein Schweigen, das schnell unangenehm wurde. Michiru war diejenige, die es zuerst nicht mehr ertrug und sich fast hastig erhob. "Wie unhöflich. Ich sollte dir etwas zu trinken anbieten und vielleicht auch etwas zu essen", brachte sie entschuldigend hervor. Dann verschwand sie schnell. Kotori blickte ihr nachdenklich hinterher. »Als würde sie vor etwas flüchten...«, dachte sie, »Oder hat sie etwas zu verbergen?« "Worüber zerbrichst du dir den Kopf?" zog Haruka ihre Aufmerksamkeit auf sich. Als Kotori sie ansah sprach sie weiter: "Du siehst so nachdenklich aus. Oder immernoch Angst?" "Angst wovor?" fragte Kotori, was Haruka ein Grinsen entlockte. "Na vor mir", war die leicht amüsierte Antwort. Das dunkelhaarige Mädchen sah sie einen Moment lang schweigend an. Sie versuchte eine Regung zu erkennen und zu deuten, was sich als sinnlos erwies. "Nein", gab sie dann entschlossen zur Antwort, "Ich habe keine Angst mehr vor dir." "Wie alt bist du?" war Haruka neugierig. "Ich werde in 2 Monaten 18", gestand Kotori überzeugt. Haruka lachte leise und lehnte sich ganz dicht zu ihr herunter. "So jung und so furchtlos...", schnurrte sie und richtete sich wieder auf, "Du läufst aus einem behüteten zu Hause fort, weil dein Papa dich etwas einschränkt, schläfst in der Gosse, wirst von irgend einem gewissenlosem Raubmörder überfallen und bist nun hier - allein - mit einem echten Vampir..." Sie grinste spöttisch und zeigte herausfordernd ihre Zähne. "Erstaunlich, in deiner Situation keine Angst zu haben..." Sie verschränkte die Arme vor der Brust und präsentierte sich betont lässig. "Zum einen geht es nicht um ein paar Einschränkungen", erwiederte Kotori selbstsicher, "Sondern darum, dass er mich um jede eigene Erfahrung und jedes noch so kleine Abenteuer bringt. Und zum anderen, hatte ich Angst, bis Michiru mich davon überzeugt hat, dass sie ein Mensch ist und du harmlos bist." "Harmlos?" echote Haruka, "Ich bin ganz gewiss nicht harmlos Kleines. Eher im Gegensatz - du solltest mich mit Vorsicht genießen..." Die Worte klangen sehr ernst gemeint und doch machte die Vampirin keinesfalls einen bedrohlichen Eindruck. "Ich werde mich davor hüten, dich zu verärgern", erklärte das Mädchen, "Und solange ich das nicht tue, bin ich so sicher, wie Michiru es gesagt hat." "Du bist sehr überzeugt von Michiru", lächelte Haruka leicht amüsiert, "Dabei kennst du sie genauso wenig wie mich..." "Jemand der ein so sanftes, verständnisvolles Wesen hat wie Michiru, kann kein schlechter Mensch sein", verkündete Kotori ihre Meinung, "Und wenn sie dir vertraut, kann ich das auch." Haruka trat ganz dicht vor sie und lehnte sich zu ihr. Es gefiel ihr ganz und gar nicht, dass dieses junge Mädchen sie nicht im geringsten fürchtete. Sie legte ihr leicht eine Hand unters Kinn und hob es etwas an. "Vielleicht vertaut sie mir gar nicht...", wisperte sie, "Vielleicht ist sie einfach nur eine willige Sklavin, die mir hilft, Opfer für meinen Blutdurst zu finden, nur, damit ich sie verschone..." Kotori schluckte merklich. Die Ausstrahlung der Vampirin hatte deutliche Wirkung auf sie. "Soetwas...kann ich mir bei Michiru nicht vorstellen...", brachte sie leise hervor, "Außerdem mag sie dich. Das kann man genau sehen." Haruka zog eine Augenbraue hoch, so überrascht war sie von den letzten Worten. Lange hielt das Überraschungsmoment jedoch nicht und sie begann überheblich zu grinsen. "Ein Grund mehr für sie, mir zu helfen!" "Ich glaube das nicht", entgegnete Kotori nochmals leise, aber dennoch sehr überzeugt. "Glaub es...", wisperte Haruka, wobei ihre Lippen sacht über die von Kotori strichen, "Sie schläft auch mit mir..." Ihre Stimme war die pure Verführung. Sie war geschwängert von Verlockung und Gefahr. Kotori jedoch verfiel der Velockung und überhörte das leise Versprechen von Tod. Sie sah Haruka verträumt in die Augen und war wie Wachs in deren Händen, als die sie vorsichtig auf die Beine zog. Noch immer ruhte die Hand sanft an ihren Kinn und sie ließ sich widerstandslos näher dirigieren und nahm willig den Kuss auf die Lippen hin. Nur leicht und wenige Sekunden lang berührten Harukas Lippen die ihren, doch es reichte aus, daß sie genußvoll die Augen schloss. Gerade als Haruka sich von ihr löste kam Michiru herein. Wie angewurzelt blieb sie stehen und schüttelte den Kopf. Die Frage, die sie hatte stellen, wollen war vergessen. Sie kannte diese Situation und sie wußte, wie sie enden würde. "Das kannst du nicht tun Haruka...", flüsterte sie fassungslos, "Nicht sie! Du hast ihr doch das Leben gerettet." Haruka änderte kaum ihre Position. Sie blieb Kotori nahe und hielt weiterhin leicht ihr Kinn fest. Auch den Blickkontakt zu dieser unterbrach sie nicht. "Das ist genau der Punkt", schnurrte sie, in Vorfreude auf das junge Blut, "Ohne mich wäre sie schon tot. Da ist es doch nur fair, wenn sie jetzt mich am Leben erhält..." Michiru schüttelte weiterhin fassungslos den Kopf und drehte sich gerade noch rechtzeitig weg, um nicht sehen zu müssen, wie Haruka dieses Mädchen gerettet hatte, um sie jetzt eiskalt zu töten. Kotoris Schrei ging ihr durch Mark und Bein und sie flüchtete sich weinend in die Küche. "Warum hat sie das getan?" schluchzte sie, "Ich dachte, sie wollte sie retten..." »Wie konnte ich mich nur so täuschen? Sie ist nunmal was sie ist...« Sie kämpfte gegen die Tränen, hatte aber wenig Erfolg. »Was ich für Menschlichkeit gehalten habe, war eiskalte Berechnung. Ab dem Augenblick in dem sie sich in diese Sache eingemischt hat, war sie sich ihres Opfers sicher. Sie hat keine Gefühle für mich. Sie spielt nur ihr blutiges Spiel mit mir und wenn sie es satt hat, ende ich, wie alle anderen auch.« In diesem Moment kam Haruka in die Küche. Schnell wischte Michiru sich die Tränen weg und versuchte sich nichts anmerken zu lassen. "Warum hast du das getan?" fragte sie erstaunlich fest, "Nicht nur, dass sie uns vertraut hat, nein, du hast ihr Leben gerettet! Wie konntest du einfach nur ein Opfer in ihr sehen?" "Ihr ganzes Leben war viel zu behütet", zuckte Haruka mit den Schultern, "Sie hat nach Abenteuern gesucht und wollte Aufregung - davon hatte sie nun reichlich!" "Verstehe", murmelte Michiru geschlagen. "Gut...", schnurrte Haruka, stellte sich ganz dicht vor sie und streichelte ihre Wange, "Dann weißt du auch, dass sie dir heute Nacht ein weiteres Opfer erspart hat..." Sie gab ihr einen Kuss auf die Stirn und löste sich wieder von ihr. "Ich beseitige die Reste", sagte sie noch, "Fühl dich wie zu Hause." Dann war sie verschwunden und Michiru allein. Kapitel 10: Gefährliche Kreaturen --------------------------------- 10. Gefährliche Kreaturen Michiru hatte verstanden. Haruka war, was sie war und würde es für immer bleiben. Ganz gleich wie nett sie sein konnte, wie viel Spaß man mit ihr haben und wie angenehm es in ihrer Gesellschaft auch sein konnte. Sie war ein Vampir, ernährte sich seit Jahrhunderten von menschlichem Blut und kannte keine Gnade, wenn es um ihre Erhaltung durch den roten Lebenssaft ging. Michirus Blick fiel auf den Boden und die große rote Lache dort. So oft schon hatte Michiru diesen Anblick in der letzten Zeit gehabt, daß sie die Anzahl gar nicht mehr nennen konnte. Vielleicht wollte sie sie auch nicht nennen. Wollte nur alles aus ihrem Kopf verbannen, was mit Blut, Vampiren und Haruka zu tun hatte! "Haruka..." Michiru sah auf. Sehr lange würde die Vampirin sicher nicht mehr fort sein. Was würde geschehen wenn sie zurück kehrte? Das wollte Michiru auf keinen Fall heraus finden. Was gerade geschehen war, hatte ihr nur allzu deutlich gezeigt, daß Haruka niemals etwas ohne Eigennutz tat. Es lag einfach nicht in ihrer Natur etwas zu tun, ohne etwas dafür zu erhalten oder damit zu erreichen. Sei es ihrer Natur als Mensch oder einfach nur ein vampirischer Trieb. War es letzteres hatte Michiru bereits längst verloren. Doch sie würde nicht einfach aufgeben und hinnehmen, nichts als ein Opfer zu sein. Sie würde nicht hier verharren und auf den Jäger warten. Ohne weiteres Zögern durchlief sie das riesige Anwesen, fand schnell den Ausgang und lief hinaus in die Nacht. Ihr war klar, es würde kein Versteck auf der Welt geben, in dem Haruka sie, bei Nacht, nicht finden würde. Alles was ihr blieb war die Flucht. Sie konnte weg laufen vor der Vampirin, doch verstecken konnte sie sich nicht... »Wohin zuerst?« dachte sie gehetzt, als sie das erste Mal langsamer wurde. Nur nach und nach wurde ihr klar, daß sie sich hier überhaupt nicht auskannte. "Wo bin ich hier...?" murmelte sie und wurde noch langsamer. Beinahe vorsichtig setzte sie einen Fuß vor den anderen und sah sich wachsam um. Die schmalen Straßen waren menschenleer, hinter kaum einem Fenster brannte noch Licht und eine beunruhigende Stille lag in der Luft. »Hier stimmt etwas nicht...«, ging es Michiru gerade durch den Kopf, als sie einen lauten Schrei hörte. Von sehr weit her war er nicht erklungen und auch Michiru entwich ein erschreckter Aufschrei, denn da war noch ein weiteres Geräusch gewesen. Ein entsetzliches Heulen, das durch Mark und Bein ging, kurz vor dem Schrei und ein beinahe gurgelndes Knurren ab der Sekunde, in welcher er endete. Wie angewurzelt stand Michiru da. Erschrocken und verängstigt, unter einer kleinen Laterne, und spähte in die menschenleere Dunkelheit. Sie lauschte angestrengt doch nichts war mehr zu hören. Gerade als sie aufatmete erklang wieder das Knurren. Es klang nicht mehr gurgelnd, eher klar und bedrohlich und es war bedeutend näher gekommen... Erschrocken hielt Michiru die Luft wieder an und lauschte erneut in die Stille. Einige Sekunden, vielleicht eine Minute stand sie da und drei oder vier Mal in dieser Zeit erklang kurz wieder dieses Knurren. Voller Angst weiteten sich ihre Augen und Panik befiel sie, denn es bewegete sich genau auf sie zu. Ohne weiteres Zögern lief sie los. Sie rannte so schnell ihre Beine sie trugen, bog um so viele Ecken wie möglich, setzte auf verwirren statt verstecken, denn das hinter ihr war ein Jäger! Wie Haruka suchte und fand es seine Opfer in der Dunkelheit, doch es war kein Vampir. Was es war konnte Michiru nur vermuten, doch seit Haruka glaubte sie so ziemlich an alles und sie wußte nur, es war weder ein Mensch, noch ein Vampir. Es war zu schnell und zu groß und das angriffslustige Heulen wies auf eine weitaus gefährlichere Kreatur hin. Mit diesem Wesen würde sie nicht verhandeln können wie damals mit Haruka. Diese Kreatur wurde nur von einem voran getrieben. Von dem tierischen Instinkt zu jagen, zu töten und zu fressen. Langsam verließ Michirus Beine die Kraft. Obendrein hatte sie Seitenstiche was wohl durch die kopflose Flucht ausgelöst wurde. Glücklicherweise fand sie nach ein paar Metern eine schmale Mauernische, die im Schatten lag. Schnell huschte sie hinein und lehnte sich erschöpft gegen die steinerne Hauswand. Die Kühle im Rücken tat gut und half ihr, schneller wieder zu Atem zu kommen. Die Seitenstiche ließen nach und sie entspannte sich etwas. »Das ist ein Werwolf«, schoss es durch Michirus Kopf, »Das ist ein gottverdammter Werwolf und er jagt mich! Hört dieser Alptraum denn gar nicht mehr auf?« Sie sah sich um. Nichts gab es hier, wohin sie sich hätte flüchten können. Kein Geschäft, nichteinmal ein Hauseingang der offen war oder auch nur ein Fahrradschuppen. Auf dieser Seite gab es keine Fenster an den Wänden und selbst wenn, würde niemand hier ihr helfen, wenn sie um Hilfe rief. »Wär ich doch nur bei Haruka geblieben«, dachte sie, »Die hätte mich zwar auch irgendwann getötet, aber wenigstens hätte sie mich nicht bei lebendigem Leibe zerfetzt«. Wieder horchte sie angestrengt. Als sie nichts hörte, spähte sie vorsichtig aus der Nische hervor. Auch zu sehen war nichts. Michiru fragte sich, ob die Kreatur jetzt ein anderes Opfer verfolgte oder einfach nur ihre Spur verloren hatte. Sollte sie sich aus ihrem Versteck trauen und versuchen weiterhin nach Hause zu flüchten? Oder besser zurück zu Haruka? In diesem Fall war sie bei der Vampirin garantiert sicherer. »Wird denn alles immer nur noch schlimmer?«, hämmerte es regelrecht in ihrem Kopf. Sich zu einem Vampir flüchten vor einem Werwolf, das war doch paradox! Zudem hatte sie keine Ahnung, wo sie sich befand. Wie also sollte sie wissen in welche Richtung sie gehen mußte - sowohl zurück zu Haruka, alsauch zurück nach Hause? Sie hatte auf ihrer Flucht so viele Haken geschlagen, daß sie den Weg unmöglich finden konnte, doch sie mußte es einfach wagen. Nur abwarten war selten eine gute Lösung und dieser Verfolger würde sie am Ende in ihrem Versteck aufspüren. Etwas zögernd verließ das Mädchen die Nische und den Schatten, der ihr eine gewisse Sicherheit geboten hatte. Weder war etwas zu sehen, noch zu hören und so wurde sie mutiger und lief schneller. Irgendwann vergaß sie jede Vorsicht und rannte. Rannte so schnell sie konnte, irgendwo hin, nur weg von diesem Ort, an dem Vampire und Werwölfe ihr nach dem Leben trachteten. Sie lief durch schmale Gassen, winzige Seitenstrassen, vermüllte Hinterhöfe und einsame Wege, achtete auf kein Geräusch mehr und keine Bewegung. Nur laufen und dem unweigerlichem Ende entgehen, das war alles, was in ihren Gedanken noch Platz hatte. Sie bog um die nächste Ecke, wäre beinahe über eine herumstehende Holzkiste gestürzt und konnte sich gerade noch rechtzeitig abfangen, um nicht mit voller Wucht in den Drahtzaun zu krachen, welcher gut 2 einhalb Meter in die Höhe ragte und in einer Spirale aus Stacheldraht sein krönendes Ende fand. Ihre Flucht hatte ein jähes Ende gefunden. "Verdammt hier gehts nicht weiter...", kam ein leiser Fluch atemlos über Michirus Lippen, "dieser Ort ist wie ein Labyrinth." Sie schwang herum, um den Weg ein Stück zurück zu laufen und schrie in der nächsten Sekunde panisch auf. Am Ende der Gasse stand, hoch aufgerichtet, der Werwolf und starrte sie an. Er war gute 2 Meter groß, seine Augen glühten in einem giftig - gelblichem Ton und aus seinem Reißzähnen bewährten Maul tropfte blutiger Geifer. Einige Sekunden lang starrten die beiden sich an. Sekunden die Michiru wie eine Ewigkeit vorkamen. Dann setzte das Untier sich langsam in Bewegung. »Jetzt ist es aus...« Michiru wich zurück bis sie den Zaun im Rücken spürte. Ihre Finger suchten Halt in den Drahtmaschen, klammerten sich fest, als könnte es helfen und schloß dann ergeben die Augen. Sie hörte das Knurren der Bestie, hörte wie sie immer näher kam und sich dabei Zeit ließ, denn auch der Wolf wußte, daß ihm sein Opfer sicher war. Er mußte sich nicht verausgaben und konnte sich einfach holen, was er wollte. Und dann hatte er sein Opfer erreicht. Michiru konnte den heissen Atem spüren, der beißend in ihre Nase kroch und das leise, siegreiche Knurren ganz dicht über sich hören. Gleich würde es vorbei sein. Hingegen aller Erwartungen war es das nicht. Einige Sekunden lang geschah gar nichts, dann wackelte der Zaun in Michirus Rücken derart heftig, daß sie nach vorn geworfen wurde und auf dem Boden landete. Den stechenden Schmerz an ihrem Unteram ignorierend rollte sie sich sofort auf den Rücken, um zu sehen, was geschah und sie glaubte ihren Augen nicht zu trauen. Mit dem Rücken zu ihr stand dort Haruka und hielt den riesigen Werwolf am ausgestreckten Arm fest gegen den Zaun gedrückt. Sie hatte ihn gepackt, mit voller Wucht gegen den Zaun geschleudert und ihre Hand drückte gnadenlos seine Kehle zu. "Egal wie stark du bist Wolf...", blitzte sie ihn mit glühenden Augen an, "...es gibt immer jemanden der stärker ist als du!" Sie zeigte fauchend ihr Gebiss, ließ ihn los und zerfetzte in der nächsten Sekunde seine Kehle. Triumpfierend folgte ihr Blick dem leblosen Körper der zu Boden fiel, dann drehte sie sich um und kam auf Michiru zu. Die starrte sie nur fassungslos an und als die Vampirin ihr die blutverschmierte Hand entgegen hielt, ergriff sie sie ohne zögern, um sich aufhelfen zu lassen. Haruka zog sie mit einem Ruck in ihre Arme, drückte sie fest an sich und sah ihr tief in die erschrockenen Augen. "Ich sagte doch, wenn du mit mir unterwegs bist, wird dir nie etwas zustossen", wisperte sie, "aber du hättest nicht fortlaufen sollen...!" In der nächsten Sekunde waren sie bei Haruka zu Hause. Noch immer sah sie Michiru in die Augen und die konnte ihren Blick nicht abwenden. Sie spürte deutlich den Körper ihres Gegenüber an ihrem, fühlte die besitzergreifende Umarmung und versank in der Verlockung des Raubtierblickes. "Du gehörst mir!" flüsterte die Vampirin, "Denkst du ein Instink geleitetes Tier kann dich mir abjagen...?" Michiru schluckte leicht und bekam kein Wort heraus. Haruka lächelte und strich ihr eine Ponysträhne zurück. "Hattest du Angst?" fragte sie ein wenig amüsiert, woraufhin Michiru nur nickte. "Mehr als vor mir...?" wurde die Stimme der Vampirin lauernd. Das kleinere Mädchen sah sie zuerst wieder nur schweigend an, dann jedoch formten ihre Lippen einige Worte und ihre Stimme war zwar leise, aber hörbar. "Ich war sicher ich würde sterben...", brachte sie kratzig hervor, "Und ich habe mir gewünscht, lieber durch dich zu sterben..." Die Blondine grinste und strich Michiru abermals durch die Locken. "Das ist mehr, als ich zu hören erwartet hatte...", schnurrte sie zufrieden, "Du hast dich also entschieden." Die letzten Worte waren keine Frage, sondern eine Feststellung und noch fast vor Michirus Nicken, stellte sie die Besitzansprüche, welche diese ihr gerade zugesprochen hatte. Sie griff an Michirus Kinn, zog sie heran und küsste sie verlangend. Hatte diese doch geglaubt, die Vampirin würde sie für ihre Flucht bestrafen, war sie nun schon beinahe glücklich, über die unerwartete Zärtlichkeit und erwiederte gleichermaßen. Absolut willig ließ sie sich von der Blondine auf die Arme heben. Ihre Finger strichen durch das aschblonde Haar und nichts brachte sie dazu, den Kuss zu unterbrechen. Nicht die Tatsache, daß ihr "Opfer" für heute Nacht schon gebracht war und auch nicht, daß Harukas Körper sie wenig später in ein Meer aus Seide zurück drückte. Michiru genoß die kühle Bettwäsche unter sich, ebenso den, nur wenig wärmeren, Körper auf sich und nicht zuletzt den umso heißblütigeren Kuss. Sie wollte das es nicht endete, sehnte sich beinahe nach mehr, obwohl Harukas Absichten absolut eindeutig waren. Als ihr Knie sich zwischen Michirus Schenkel schob, seufzte diese leise in den Kuss und schlang ihre Arme fest um die Vampirin. Deren Hände gingen auf Wanderschaft, strichen seitlich abwärst, berührten dabei die Ansätze von Michirus Brüsten und lösten nicht nur dort deutliche Reaktion aus. "Ohh Ruka!", stöhnte sie atemlos und riss sich damit aus dem Kuss. Die Blondine grinste sie wölfisch an und zeigte deutlich ihre Zähne. Den Bruchteil einer Sekunde nur und das Kleid, das Haruka ihr gegeben hatte, war nicht mehr. Etwas erschreckt hielt Michiru die Luft an, doch als Haruka sie gleich darauf wieder küsste, war sie sofort erneut Gefangene der animalischen Austrahlung der Blutsaugerin. Noch vor kurzer Zeit dachte sie, durch einen Werwolf sterben zu müssen, durch eine Kreatur, die sie für gefährlicher gehalten hatte als einen Vampir. Haruka hatte ihr in kürzester Zeit vor Augen gehalten, daß sie eindeutig gefährlicher war. Und doch oder gerade deshalb hatte Michiru sich ihre letzte Minute lieber durch die Vampirin gewünscht und darum ließ sie nun auch nur allzu willig geschehen, was passierte. Haruka hatte sie vor dem Werwolf gerettet, hatte sich ihre Beute nicht einfach nehmen lassen und Michiru damit unmissverständlich klar gemacht, das sie ihr gehörte! Niemals würde sie sie gehen lassen. Haruka begann wieder ihre nackte Haut zu streicheln und gleich darauf, langsam abwärts zu küssen. "Ruka...", seufzte Michiru wieder. Sie war ihrer Retterin vollends verfallen, obgleich sie nun wahrhaftig um deren Gefährlichkeit wußte. Die Lippen der Vampirin strichen sanft zu ihrem Hals und hatten bald die Stelle erreicht, unter der das begehrte Blut so deutlich pulsierte. Die weichen Lippen lösten sich von der Haut und einen kurzen Moment lang genoß Haruka den Anblick und die Vorfreude auf den Geschmack dieses Blutes. Nur die Spitzen ihrer Zähne waren zu sehen, doch ihr zufriedenes Grinsen zeigte deutlich, daß sie sich nicht mehr zurückweisen lassen würde. Langsam begann sie wieder Michirus Hals zu küssen, fing zuerst vorsichtig an zu knabbern, wurde sehr schnell jedoch deutlicher. Als Michiru ihre Zähne zum ersten Mal wirklich spürte, entwich ihr ein leiser, kurzer Aufschrei. Sofort wich Haruka ein Stück zurück. Sie schenkte Michiru ein beinahe sanftes Lächeln, wobei noch immer minimal die Spitzen ihrer Zähne unter ihrer Oberlippe hervor blitzten. Ihre Finger strichen sacht über Michirus Wange und dann eine ihrer Locken zurück. "Du mußt nichts fürchten, solange du bei mir bist", wisperte sie, "Das weisst du doch..." Michiru hob die rechte Hand und legte sie auf Harukas Wange. "Ich habe keine Angst mehr", flüsterte sie lächelnd, "Ich vertraue dir! Du hast mein Leben gerettet. Und meines sicher nicht, um mich zu töten..." Sie sah kurz an ihrem fast nacktem Körper hinab und suchte dann wieder den Blickkontakt der Vampirin. "Du willst etwas anderes von mir...", ihre Stimme war noch leiser geworden, "Und ich will es auch..." Ihre Hand rutschte in Harukas Nacken und dann zog sie sie zu sich, um sie leidenschaftlich zu küssen. Die ließ sich sofort darauf ein und begrub Michirus Körper nun vollends unter sich. Ihre Hände streichelten über die nackten Arme, umfassten die schlanken Handgelenke und drückten die Arme sanft nach oben. Immer wieder seufzte Michiru leise in den begehrlichen Kuss, der währendessen die ganze Zeit nicht endete. Schließlich drückte Haruka ihre Arme über ihrem Kopf aufs Kissen und obwohl sie sie nahe der Armbeuge an den Unterarmen hielt, hätte Michiru nicht die Kraft gehabt, dagegen zu halten, wenn sie es gewollt hätte. Was sie nicht tat. Im Gegenteil. Ihr Verlangen wuchs deutlich, was auch Haruka zielstrebiger werden ließ. Wieder verließen ihre Lippen Michirus, dieses Mal jedoch Richtung Kehle und von Anfang an im Wechsel mit leichten Bissen. Michiru stöhnte auf, weil Harukas Knie sich fester zwischen ihre Schenkel schob. Sie drückte den Kopf in den Nacken, schnappte nach Luft und bot der Vampirin so, gewollt oder ungewollt, ihre Kehle dar. Diese starrte kurz auf den ausgestreckten Hals, unter dessen weisser Haut sich deutlich die Vehne abzeichnete, in der das, von ihr so begehrte, Blut pulsierte. Leicht zog sie ihre Oberlippe zurück und ein kleines Stück mehr ihrer Reißzähne kam zum Vorschein. »Ich vertraue dir... Du willst etwas anderes von mir...«, hörte sie es da in ihrem Kopf. Kurz schüttelte sie sich, dann fixiete sie erneut die Halsschlagader kurz unter ihren Fangzähnen. Ihr Atem ging schnell, doch ihre Erregung war nicht diesselbe, wie Michirus. Nicht mehr... "Wir müssen aufhören...", brachte sie atemlos hervor. Michiru griff als Reaktion in ihr Haar und durchwühlte es fordernd. "Jede Nacht stellst du erneut diese Vorderung an mich", seufzte sie, "Und du glaubst genau jetzt lass ich mich abservieren...?" Sie zog ihr Knie hoch und es damit nun ihrerseits zwischen Harukas Schenkel. Die wich überrascht etwas nach vorn und war Michirus Gesicht in der nächsten Sekunde wieder so nahe, daß sie sich schon fast berührten. "Ruka...", wisperte Michiru und verführte diese erneut zu einem leidenschaftlichem Kuss. »Ich vertraue dir...«, hallten wieder ihre Worte in Harukas Kopf. Sie versuchte, den Kuss zu lösen, doch Michiru ließ ihr kaum eine Wahl, ohne ihr weh tun zu müssen. Sie konnte sich gerade von ihren Lippen lösen und den Kopf ein wenig heben. "Michi bitte...", keuchte sie, "du weisst nicht..." Weiter kam sie nicht. Michiru küsste verlangend ihre Kehle, knabberte voller Begehren und mit wenig Vorsicht. Harukas Atem wurde sofort schneller. Sie verdrehte die Augen, seufzte auf und biss sich auf die Lippe. Ihre Augen waren nun geschlossen und in ihrem Kopf wieder die Worte des Mädchens, daß sie gerade um den Verstand brachte. »Ich vertraue dir...« Sie riss die Augen wieder auf und ihre Pupillen glühten gelb-grünlich. Ihre Zähne ragten aus ihrem geöffnetem Mund und das Bild, das sie bot zeigte deutlich, daß sie jeden Augenblick zubeißen würde. "Michiru!" versuchte sie es noch einmal. Die jedoch küsste weiter begehrlich ihren Hals und wisperte zwischen ihren Küssen ein paar gestöhnte Worte hervor. "Ich denke schon...das ich es weiss...", ihr Knie zog nach und wieder fester zwischen Harukas Schenkel, "und das ich es will..." Haruka ließ sich nach vorn sinken, fand sofort die gewollte Stelle und biss leicht zu. Michiru stöhnte auf und krümmte sich leicht, doch nach Schmerz klang es nicht. Ihre Finger krallten sich in Harukas Hemd und sie drückte sich ihr entgegen, was ein erneutes Aufstöhnen zur Folge hatte. Auch Haruka rieß mit einem Stöhnen den Kopf wieder in den Nacken. Schwer atmend starrte sie an die Decke und ihre Pupillen glühten noch immer. »Ich darf das nicht tun. Jetzt noch nicht!« Sie schloss die Augen und als sie sie wieder öffnete, war das glühende Leuchten verschwunden. Ihr Atem war wieder ruhig und der animalische Trieb, welcher sie befallen wollte, besiegt. Sie blickte Michiru an und ein schiefes Grinsen schlich sich auf ihre Lippen. Nun zog sie ihr Knie an. Michiru stöhnte und biss sich auf die Unterlippe. Haruka ließ sich seitlich etwas von ihrem Körper gleiten, wodurch ihr Knie zwar etwas seine Wirkung verlor, was die Vampirin aber gleich durch die Liebkosung ihrer nackten Brüste ausglich. "Ruka!" Mit einem atemlosen Stöhnen warf Michiru den Kopf auf die Seite. Die Ursache ihrer Erregung grinste zufrieden, senkte den Kopf und ließ ihre Lippen die Haute zwischen Michirus Brüsten streicheln. Ihre Hand glitt abwärts, streichelte Bauch und Hüfte, strich knapp bis ans Knie über den Schenkel, wanderte auf die Innenseite und langsam wieder aufwärts. Michirus Stöhnen wurde unkontrollierter und die Vampirin genoß mit jeder Faser den warmen Körper, welchen sie in solche Erregung zu treiben vermochte. Sie zog ihr Knie zurück und schob stattdessen ihre Hand zwischen Michirus Schenkel. Diese keuchte Harukas Namen und biss sich auf den Finger, um ihr Stöhnen zu unterdrücken, was jedoch nicht sehr erfolgreich war. Haruka lehnte sich wieder zu ihr und in dem Moment, als ihre Hand sich unter Michirus Slip schob, verschloß sie dieser mit einem weiteren heissen Kuss die Lippen. Das erstickte Stöhnen des kleineren Mädchens trieb auch in Harukas Körper erneute Erregung und sie wurde zielstrebiger. Michirus Körper zuckte unter ihr und mit einem lüsternen Seufzer riss sie sich aus dem Kuss. Ihre Finger klammerten sich ins Bettzeug, sie wand sich vor Lust und streckte Haruka erneut ihre Kehle entgegen. "Bitte...", keuchte sie flehendlich. Die Atmung der Vampirin beschleunigte sich merklich und je offensichtlicher Michiru ihrem Höhepunkt entgegen steuerte, desto mehr kehrte das glühende Leuchten in ihre Augen zurück. Ihre Oberlippe zuckte und sie verlor deutlich Kontrolle. "Nicht aufhören", bettelte Michiru erregt, "Bitte nur nicht aufhören..." Sie krümmte sich stöhnend und presste ihr Becken Harukas Hand entgegen. Nur Sekunden später bäumte sie sich auf, schrie Harukas Namen und diese biss sofort zu. Sie hielt Michiru umklammert, die Lippen fest auf ihren Hals gepresst und diese seufzte leise, während die Vampirin sie ihres Blutes beraubte. In dicken Bahnen lief die rote Flüssigkeit über Michirus Oberkörper, suchte seinen Weg zwischen ihren Brüsten hindurch weiter abwärts. Haruka war wie berauscht. Es fiel ihr sichtlich schwer, sich zu maßregeln und sie wusste auch genau, woran dies lag. »Dieses Blut ist so anders als alles, was ich in all meinen Jahrhunderten kennen gelernt habe. Diese Wirkung ist einfach unglaublich...« Als sie endlich von Michiru ablassen konnte und diese aufs Bett zurück drückte, sah die sie verklärt an. "Ich glaube, ich liebe dich...", flüsterte sie und lächelte matt. Dann schloß sie die Augen und war augenblicklich eingeschlafen. Die Vampirin blickte sie ausdruckslos an. "Das war nur der Biss, meine Schöne", sagte sie leise und streichelte Michirus Wange, "Aber du wirst mich lieben! Wenn es nichts sonst mehr in deinem Leben gibt, dann wirst du mich lieben..." Sie deckte Michiru zu und lächelte zufrieden. Kapitel 11: Ein Tag voller Schrecken ------------------------------------ 11. Ein Tag voller Schrecken Nur langsam erwachte Michiru. Ein kühler Hauch aus Seide umfing sie und versuchte, ihr Bewußtsein im Traum festzuhalten. Doch nach dem ersten klaren Fühlen, kam der erste klare Gedanke und der war Haruka und eine heiße Nacht mit ihr. Langsam öffnete sie ihre Augen und blinzelte auf die andere Bettseite. Sie war leer. Noch ziemlich schlaftrunken stützte sie sich auf die Ellenbogen und sah sich um. Sie war allein im Zimmer. »Wo ist sie?« fragte sie sich und ließ sich ins Bett zurück sinken. Sie schloss die Augen und versank in der Erinnerung an die letzte Nacht. Die Rettung dieses Mädchens, ihr gefühlloses Ende, ihre Flucht aus Harukas Haus, die Begegnung mit dem Werwolf und, nicht zuletzt, die Rettung durch die Vampirin und wohin dies geführt hatte. Im Laufe ihrer Gedanken hatte sich ein Lächeln auf Michirus Lippen geschlichen. Nachdem Haruka ihr Leben gerettet hatte, war etwas mit Michiru geschehen. Etwas in ihr hatte sich verändert. Nicht eine Sekunde hatte sie mehr daran gedacht, daß Haruka ein Vampir war oder weitaus gefährlicher, als dieser Werwolf. Sie sah nur noch eine Frau in ihr, die sie auf seltsame Weise verzaubert - und sich den Weg zu ihrem Herzen erschlichen hatte. Das Lächeln wurde zu einem Grinsen und sie zog sich die Bettdecke über den Kopf. Soetwas wie letzte Nacht hatte sie noch nie erlebt. Ein solcher Schwall von Gefühlen und derartiges Verlangen waren ihr bis gestern fremd gewesen. Obwohl niemand sie sah, wurde sie rot wegen ihrer eigenen Gedanken. Sie konnte ein kurzes Kichern nicht unterdrücken und drehte sich übermütig in die Bettdecke ein. Schließlich blieb sie auf dem Rücken liegen, befreite ihr Gesicht von der Decke und atmete tief durch. Einige Sekunden blieb sie noch so liegen, dann sprang sie auf und Richtung Fenster. Sie zog die schweren Vorhänge zurück und kniff direkt die Augen zusammen, weil die Sonne sofort gleissend hell ins Zimmer fiel. Schützend hob sie den Arm empor und hielt die Hand als Blende vor ihre Augen. "Das wird ein wunderschöner Tag...", murmelte sie zufrieden, "Vielleicht sollte ich schwimmen gehen." Sie drehte sich um und verließ das Schlafzimmer. Ihr Ziel war die Schwimmhalle und der Duschraum. Zuerst wollte sie sich erfrischen und frühstücken. Dann ein wenig das Haus erkunden und zum Schluß entscheiden, wo sie schwimmen würde - drinnen oder draussen. Es war Tag und Haruka würde sicher nicht auftauchen. Schnell hatte sie den richtigen Weg und den Duschraum gefunden. Dort entledigte sie sich des seidenen Nachthemdes, von dem sie sich fragte, wann sie es angezogen hatte und stieg unter den erfrischenden Wasserstrahl. Das kühle Nass tat gut, aber in Berührung des Wassers fühlte Michiru sich immer wohl. Schon als Kind hatte man ihr nachgesagt, sie sei wie ein Fisch im Wasser, wenn sie mit ihren Eltern am Meer schwimmen war. Und so fühlte sie sich auch im Meer. Als gehöre sie dorthin - wie ein Fisch. Nach einigen Minuten stieg sie wieder unter der Dusche hervor. Sie nahm sich ein Handtuch und trocknete sich ab. Als sie über Hals und Schulter rieb, schrie sie kurz schmerzlich auf. »Was war das?« Langsam hob sie die Hand und befühlte vorsichtig ihren Hals. »Das kann nicht sein!« Sie zuckte merklich zusammen. Sofort lief sie zurück in die Wohnräume und suchte ein Bad auf. Fast hatte sie Angst in den Spiegel zu sehen, tat es aber dennoch. Sie sah die zwei kleinen Einstiche und schloß geschlagen die Augen. »Sie hat mich gebissen...« Das konnte nicht wahr sein! Und doch bestätigte es nur, was letzte Nacht vorgefallen war. Woher dieses starke Verlangen plötzlich gekommen war. Sie öffnete wieder die Augen und blickte ihr Spiegelbild an. »Ich bin auch nur ein Opfer...« Der Gedanke tat weh. Und er machte Angst. All die Symphatie und die Anziehung der letzten Nacht, hatten auf der Macht der Vampirin beruht und wahrscheinlich spielte sie, schon seit Anfang an, ihr Spiel mit Michiru. Sie mußte von hier verschwinden. Es wäre ihr Untergang Haruka zu begegnen. Wie sollte sie sich deren Anziehung jetzt noch widersetzen? Zu oft hatte sie bereits mit eigenen Augen gesehen, daß ein Biss der Vampirin jeglichen eigenen Willen ihrer Opfer brach. Schnell suchte sie nach ihren Sachen. Sie waren mittlerweile getrocknet und es war Michiru egal, daß sie nach schmutzigem Regen rochen. Sie zog sich eilig an und verließ, erneut auf der Flucht vor Haruka, das Haus. Und erneut fragte sie sich, wohin sie gehen sollte. Bei sich daheim war sie vor der Vampirin nicht sicher. Woanders jedoch konnte sie nicht hin. Zumindest nicht, ohne andere in Gefahr zu bringen. Also lief sie nach Hause. Am Tag war es nicht sehr schwer, den richtigen Weg zu finden. Zu Hause angekommen verriegelte sie alle Fenster und Türen, zog die Vorhänge zu und hockte sich zitternd auf die Couch. "Was mach ich nur?" presste sie geschlagen hervor und verbarg den Kopf zwischen ihren Händen. Wenn sie daheim blieb fand Haruka sie, sofern die Dunkelheit herein brach. Ging sie zu Freunden, brachte sie diese in Gefahr. Dann kam ihr die Bar in den Sinn. Sie konnte als Gast dort hingehen, sehen wer bediente und vielleicht selbst einspringen. Sie wäre unter Menschen, hätte zu tun und somit Ablenkung. Schnell festigte sich diese Idee. Sie zog sich um, machte sich ein wenig zurecht und verbarg die Wunde an ihrem Hals unter einem leichten Sommerschal. Bis Sonnenuntergang hatte es noch über 2 Stunden. Sie konnte also in Sicherheit die Bar erreichen und genauso sicher entscheiden, ob sie den Abend dort verbringen würde oder sich etwas anderes einfallen lassen musste. Sich so zu beruhigen versuchend, verließ sie eilig ihre Wohnung. Ihr Weg dauerte knapp 40 Minuten. Schon von weitem sah sie, daß etwas nicht stimmte. Vor der Bar standen Polizeiwagen und alles war abgesperrt. Sie wurde langsamer und ein ungutes Gefühl beschlich sie. »Was ist da passiert?«, fragte sie sich, blieb aber nicht stehen. Im Gegenteil. Das ungute Gefühl schürte Angst, die Angst weckte Neugier und die trieb sie wieder schneller voran. Noch bevor sie die Absperrung erreicht hatte jedoch, kam ihr ein Polizist entgegen und bremste sie. "Tut mir leid Miss, sie können hier nicht weiter", sagte er und stellte sich vor sie. "Aber ich arbeite dort. Ich muß wissen was los ist", trotzte Michiru und wollte an ihm vorbei. Er jedoch stellte sich wieder vor sie, um sie erneut aufzuhalten. Ein weiterer Mann wurde auf sie aufmerksam und kam auf sie zu. Er war in zivil gekleidet und sah sehr wichtig aus. "Was ist hier los?" wollte er wissen und Michiru ließ den Uniformierten einfach stehen. "Ich arbeite in dieser Bar", erklärte sie, "Und dieses Bübchen will mich nicht hinein lassen. Ich muß doch wissen was geschehen ist!" "Beruhigen sie sich", hob der Mann beschwichtigend die Hände, "Sie erfahren ja was los ist, aber es ist wirklich besser, wenn sie hier draussen bleiben. Glauben sie mir." Michiru sah erst ihn, dann den uniformierten Polizisten an und atmete schließlich durch. Sie nickte und beruhigte sich. Der in Zivil gab dem anderen ein paar Anweisungen und der verschwand. "Und jetzt zu ihnen", drehte der Zivile sich wieder zu ihr, "Würden sie mir ihren Namen sagen und wie lange sie hier arbeiten? Wie gut wissen sie bescheid?" "Mein Name ist Kaioh Michiru", begann sie, "Ich arbeite seit 3 Jahren hier und kenne alle Angestellten mindestens 2 Jahre. Mit einigen bin ich befreundet und..." Ein Handy klingelte und unterbrach ihre Worte. "Entschuldigen sie", sagte der Polizist und kramte sein Handy hervor, "Nur einen Moment bitte." Er nahm den Anruf entgegen und drehte sich weg. Michiru sah sich um und nachdem er sich einige Schritte von ihr entfernt hatte, huschte sie einfach los. Niemand hielt sie mehr auf und ungehindert betrat sie die Bar. Gleich am Eingang trat sie in eine riesige Lache Blut. Erschrocken blieb sie stehen und schluckte. Ihr ungutes Gefühl wurde mehr als bestärigt und zögerlich ging sie weiter. Überall war Blut. Auf dem Boden, an den Wänden und sogar an der Decke. Die Stühle lagen chaotisch auf dem Boden und einige Männer versperrten ihr den Blick auf die Theke. Sie standen mit dem Rücken zu ihr und und redeten miteinander. Michiru verstand sie nicht und ging näher. Ihr Interesse wurde jedoch sehr schnell von dem abgelenkt, was auf dem Tresen lag. Ein lebloser Körper und eindeutig nicht der ihres Chefs. Jetzt mußte sie nur noch heraus finden, um welche ihrer Kolleginnen es sich handelte. Nach einigen zaghaften Schritten hatte sie Blick auf den gesamten Tresen. Was sie sah, ließ sie mit einem entsetzten Aufschrei in die Knie sinken. Sie verbarg das Gesicht in den Händen und schluchtze heftig. Sofort waren die Polizisten bei ihr. Einer schrie nach einem Sanitäter, ein anderer fluchte darüber, woher sie gekommen war. Michiru bekam von alledem kaum etwas mit. Zitternd versuchte sie, den Anblick ihrer zerfetzten Arbeitskollegin aus ihrem Kopf zu bekommen. Und zerfetzt war in diesem Fall wirklich zutreffend. Was genau an Eingeweiden zwischen dem aufgeschlitztem Fleisch und den zerfetzten Muskeln herausquoll wollte sie weder sehen noch wissen. Kaum eine Stelle an den ausgestreckten Gliedern war ohne Blut gewesen und in der ausgestreckten Kehle, klaffte ein riesiges Loch. "Das muß ein wildes Tier gewesen sein", waren die ersten leisen Worte, die in Michirus Bewußtsein vordrangen. »Ein Tier...?«, fragte sie sich benommen. Ein Arzt hatte ihr eine Spritze gegeben die langsam zu wirken begann. "Was für wilde Tiere gibt es hier, die soetwas anrichten können?" erklang eine weitere Stimme, jetzt deutlicher. »Ein wildes Tier...«, Michirus Gedanken waren plötzlich messerscharf, »Ein Werwolf...« Sie sah auf und sofort wurde der Polizist von vorhin auf sie aufmerksam. "Wie geht es ihnen Miss Kaioh?" fragte er besorgt, "Es ist unverzeihlich, dass sie das hier sehen mußten." Sie schüttelte den Kopf. "Es geht schon", ihre Stimme klang brüchig und etwas weinerlich, "Ich mußte Klarheit haben. Sie war eine Aushilfe, ich kannte sie kaum." "Ihren Chef hat es auch erwischt...", sagte der Mann zögerlich, "Der Anblick ist ein ähnlicher." Michiru sah auf. "So wie es aussieht, ging es um ihn. Die junge Frau war wohl nur zur falschen Zeit am falschen Ort", erklärte der Polizist vorsichtig, "Können sie mir irgendetwas sagen? Hatte ihr Chef Feinde oder waren in den letzten Tagen auffällige Personen in der Bar?" Michiru schüttelte den Kopf. "Ich hatte die letzten Tage frei. Und Feinde hatte der Kerl sicherlich viele. So, wie er mit den Menschen umgegangen ist." Michirus Aussage war klar und ließ keine weiteren Fragen offen. Der Polizist nickte verständig. "Danke Miss Kaioh. Ich werde einen Polizisten veranlassen, sie heim zu fahren", sagte er, "Sollten wir noch weitere Fragen haben, melden wir uns bei ihnen." Er verabschiedete sich höflich und ging. Nur wenig später kam der angekündigte Streifenpolizist, der sie zu einem Wagen brachte und nach Hause fuhr. Während der Fahrt ging ihr wieder dieser schreckliche Anblick durch den Kopf und sie fragte sich, ob es wirklich ein Werwolf gewesen war. Wenn ja, war es Zufall oder hatte es tatsächlich damit zu tun, daß sie einer dieser Kreaturen entgangen war? War dieses Wesen etwa nicht allein gewesen? Hatte es Verbündete oder soetwas wie ein Rudel? Der Gedanke flösste ihr Angst ein. Dem Polizisten konnte sie unmöglich ihren Verdacht mitteilen. Er würde sie für verrückt halten. Zudem würde die Polizei sie auch nicht schützen können gegen einen Werwolf. Oder gleich mehrere dieser Kreaturen. Wenn sie jemand schützen konnte, dann Haruka. Das hatte die Vampirin eindrucksvoll bewiesen. Ihre Hand legte sich leicht um ihren Hals. Unter dem dünnen Sommerschal fühlte sie die Wunde, die Haruka ihr letzte Nacht zugefügt hatte. War sie wirklich noch sicher bei ihr? Der Wagen hielt und Michiru riss sich zusammen. Sie bedankte sich lächelnd bei dem Polizisten, stieg aus und schloß die Haustür auf. Der Polizist wartete bis die Tür ins Schloss gefallen war. Michiru stieg zögerlich die Treppen hinauf. In einer Stunde würde die Sonne untergehen. Dann würde es sich zeigen, ob sie nur noch ein Opfer war. Kapitel 12: Eine traumhafte Nacht 1 ----------------------------------- 12. Eine traumhafte Nacht 1 So wie sie unterwegs gewesen war, saß Michiru auf dem Sofa und wartete auf Haruka. Die Sonne war bereits vor 20 Minuten untergegangen, doch noch war die Vampirin nicht aufgetaucht. Das war zwar seltsam, aber sie war sich sicher sie würde kommen. Regungslos und gedankenfrei verharrte das Mädchen. Sie wollte unbefangen sein, wenn Haruka auftauchte. Wollte zuerst sehen, was die Vampirin sagte oder tat und dann entscheiden, in welcher Position sie sich befand. Eine weitere halbe Stunde später fühlte Michiru deutlich Harukas Nähe. Sofort fing ihr Herz an schneller zu schlagen und sie spürte seltsames Verlangen in sich aufflammen. »Erschreckend...«, stellte sie fest, »Diese Verbindung nach dem Biss...« Zum einen war es die Neugier, auf Harukas Begehren für diese Nacht. Zum anderen diese wahnsinnige Anziehung, welche wohl bei dem Biss letzte Nacht in ihr gesaeht worden war, was Michiru dazu bewog sich zu erheben und zur Terassentür zu gehen. Sie zog die Vorhänge beiseite und sah direkt in Harukas Augen. Erschreckt war sie nicht, denn sie hatte genau gewusst, daß diese dort stand. Ohne zu zögern öffnete sie die Tür und ließ die Vampirin herein. "Da bist du ja...", hauchte sie beinahe erfreut, "Ich habe schon gewartet." »Dieses Gefühl...ich kann mich kaum beherrschen...« Haruka lächelte zufrieden und sah ihr in die Augen. "Ich habe gegessen", sagte sie und legte ihre Hand auf Michirus Wange, "Ich will nicht nochmals die Beherrschung verlieren, wie in der letzten Nacht..." Sie streichelte einmal Michirus Wange und griff dann nach dem Schal, um ihn sanft von ihrem Hals zu ziehen. Michiru schloss kurz die Augen, als der leichte Stoff ihre Haut streichelte. Als sie sie wieder öffnete war Haruka ihr ganz nahe. "Ich habe dir gesagt, dass wir aufhören müssen", flüsterte diese und legte ihr die Hand ans Kinn, "Aber du wolltest nicht hören und nun gehörst du für immer mir! Niemand, außer mir, soll dein wunderbares Blut haben dürfen..." Sie zog Michiru zu sich und küsste sie beinahe zärtlich. Wieder schloss diese ihre Augen und genoß den erlösenden Kuss. Auch wenn ihr Verstand ihr sagte, daß nur dieser Biss Haruka eine solche Macht über sie gab, sie konnte sich einfach nicht gegen diese Anziehung wehren. Der Geschmack von Blut lag noch auf Harukas Lippen, was Michiru deutlich erkannte. Auch das war wohl eine Folge des Bisses. Als der Kuss endete sahen sie sich in die Augen. "Und wie geht es nun weiter?" fragte Michiru vorsichtig, "Machst du mich jetzt zum Vampir...?" Haruka ließ sie los und entfernte sich etwas von ihr. "Nein", schüttelte sie den Kopf, "Du sollst weiter ein Mensch bleiben. Es war gut, wie es war. Ich muß nur dafür sorgen, daß ich die Kontrolle nicht mehr verliere. In ein paar Tagen bist du wieder ganz die Alte." "Es heilt?" war Michiru überrascht. "Naja, das nicht direkt", zuckte Haruka mit den Schultern, "Wenn es zu weit fortgeschritten ist, gibt es kein zurück. Aber es war nur ein Biss und ich habe nicht zu viel getrunken..." Sie schluckte. Die Erinnerung an den Geschmack von Michirus Blut, löste deutliche Reaktion bei ihr aus. Sie entfernte sich noch ein Stück und unterbrach den Blickkontakt. "Glaub nicht, für mich ist es leichter", gab sie leise zu, "Ich mag auf der anderen Seite stehen, dennoch ist auch für mich die Verlockung nach dir nun wesentlich größer..." "Du willst mehr...?" "...von deinem Blut", vervollständigte Haruka den Satz und sah sie wieder an, "...und mehr von dir..." Michiru erwiederte den Blick. »Ich sollte davon laufen, doch ich vergehe fast vor Sehnsucht nach ihrer Nähe...« Kurz zögerte sie, dann ging sie langsam auf die Blondine zu. Je mehr sich der Abstand zwischen ihnen veringerte, desto größer wurde wieder die Anziehung, welche diese ausübte. Ob Michiru einfach nur nachgab oder bewusst folgte, wußte sie selbst nicht mehr. Als sie sich an die Vampirin schmiegte jedoch, war sie sich wieder sicher. Zwar war sie deren überirdischem Charme erlegen, aber weil sie selbst es zugelassen hatte. "Es ist etwas Schlimmes passiert heute", begann sie leise zu reden, "Mein Chef und eine Kollegin sind tot. Es sah aus, als hätte so ein Werwolf sie zerfetzt." Sie sah Haruka an. Diese legte einen Arm um sie und erwiederte den Blick. "Ein Werwolf? Bist du sicher?" wollte sie wissen. "Sicher natürlich nicht", schüttelte Michiru den Kopf, "Aber an ihrer Kehle klaffte ein riesiges, blutiges Loch und sie war beinahe ausgeweidet. Mein Chef sah wohl noch schlimmer aus - ich habe ihn nicht gesehen." "Füchtest du dich?" fragte Haruka und strich Michiru eine Strähne zurück. Diese nickte sofort. "Wenn er mich nun sucht", brachte sie ängstlich hervor, "Und findet..." "Du mußt dich nicht fürchten", hauchte Haruka, "Ein Werwolf ist nie bei Tag auf Jagd und bei Nacht beschütze ich dich!" Sie zog Michiru enger an sich und streichelte über ihren Rücken. Die genoß die Nähe und die zarte Berührung. Beinahe vergaß sie darüber, das schreckliche Bild, das sich ihr heute geboten hatte und selbst die Angst vor dem Wolf war nicht mehr so präsent. Haruka genoß es, wie das kleinere Mädchen sich schutzsuchend an sie presste. Und sie genoss den Duft ihres Blutes. »Ich kann es beinahe schmecken, wenn du mir so nahe bist...« Sie fühlte das Verlangen danach ins Unermessliche wachsen und kämpfte hart dagegen, ihren animalischen Trieben nicht zu erliegen. »Was macht es schon aus? Eines Tages wird sie so oder so zu Meinesgleichen...« Ihre Pupillen glühten bereits und sie drückte Michiru noch etwas fester an sich, um mit deren Hilfe, ihren Blutdurst zurück zu drängen. Erstaunlicherweise gelang ihr das sogar. Eine Weile noch blieben sie so stehen, dann schob Haruka Michiru ein wenig von sich, um sie ansehen zu können. "Weisst du was?" lächelte sie, "Du brauchst mal etwas Abwechslung. Etwas, das dir gut tut nach den Ereignissen in den letzten Nächten." »Und auch mir wird die Ablenkung helfen...« Michiru verstand nicht und bevor sie fragen konnte, zog Haruka sie wieder an sich und sie waren im nächsten Moment wieder an einem völlig anderem Ort. Die Vampirin ließ sie los und Michiru sah sich um. Sie kannte die Strasse. Sie war nur 2 Blocks von ihrem zu Hause entfernt. "Was wollen wir hier?" war sie erstaunt. "Warts ab", grinste Haruka und ging zu einem Motorrad, das dort stand. Sie setzte sich darauf, zog klimpernd ein paar Schlüssel hervor und sah Michiru abwartend an. "Und? Lust?" Langsam ging diese zu ihr. "Du fährst Motorrad?" ihre Verwunderung war nicht zu überhören. "Sowas ähnliches wie ein Hobby", grinste Haruka, "Steig auf. Du weisst doch, wenn du bei mir bist, mußt du vor nichts Angst haben!" Michiru folgte der Aufforderung und ließ sich auf die Maschine helfen. Sie legte ihre Arme um Harukas Körper, um sich festzuhalten und lehnte ihr Kinn an deren Rücken. "Keine Helme?" fragte sie. Haruka grinste sie über die Schulter hinweg an. "Ich sagte doch, bei mir bist du sicher!" Dann startete sie den Motor und fuhr los. Michiru genoß den Fahrtwind und Harukas Nähe. Eng an sie geschmiegt verloren sich Kummer und Angst und ein angenehmes Wohlbefinden kroch in ihr hoch. Sie schloss die Augen, um sich vollends diesem Wohlgefühl hinzugeben. Erst als die Fahrt langsamer wurde, öffnete sie die Augen wieder. Die Stadt lag hinter ihnen und sie fuhren die Strandpromenade entlang. Immer weiter drosselte Haruka die Geschwindigkeit, bis sie schließlich anhielt. "Da wären wir", grinste sie Michiru an und hielt die Maschine solange, bis diese abgestiegen war. "Und was wollen wir hier?" fragte Michiru irritiert, "Etwa ein nächtlicher Strandspaziergang?" "Das allein wäre wohl etwas abgedroschen, findest du nicht?" lächelte Haruka geheimnisvoll, "Ich habe zu viele Menschenleben gelebt, um derart wenig zu bieten zu haben..." Sie reichte Michiru die Hand und diese ergriff sie. Gespannt wie ein Kind an Weihnachten ließ sie sich von der Blondine zum Strand hinunter führen. Ihre Aufregung ließ sich nicht verbergen und als Haruka endlich stehen blieb, platzte sie fast vor Neugierde. "Und nun?" fragte sie ungeduldig. "Warts ab", grinste Haruka, legte einen Arm um sie und drehte sie in eine bestimmte Richtung. Da war eine kleine Düne, ein wenig Grünzeug und weiter hinten eine Felswand, die den Strand mehr oder weniger abteilte von einem weiteren. Ein, fast torbogenartiges, Loch im Fels formte einen Durchgang und durch diesen kam etwas auf sie zu. Es war groß und sehr schnell und so dunkel, daß es sich kaum von der Nacht abhob. Ängstlich presste Michiru sich fester an Haruka. Sehr schnell jedoch erkannte sie, was da auf sie zukam und entspannte sich. Es war ein großes, schwarzes Pferd. Als es noch näher kam und dicht vor ihnen stehenblieb, erkannte Michiru es genau. Es war ein rieseriger Friesenhengst mit unglaublich seidiger, langer Mähne und langen Haaren an den Fesseln. Langsam löste Michiru sich von Haruka und hob ihre Hand, um die weiche Schnauze des Tieres zu berühren. Das Pferd wich nicht zurück und ließ sie gewähren. "Es fühlt sich an wie Samt...", hauchte sie begeistert und sah Haruka verzückt an. "Sein Name ist Scheytan. Er war mein bester Freund, als ich noch zu meiner Sippe gehörte", erklärte die. Fassungslos starrte Michiru das Pferd an. Dann wieder Haruka. "Als...du noch...ein Mensch warst...?" kamen die Worte zögerlich über ihre Lippen, "Wie ist das möglich?" Erneut sah sie das Pferd an, dessen Kopf sie die ganze Zeit sacht gestreichelt hatte. Es schnaubte dankbar und senkte den Kopf etwas. "Zigeunermagie", erklang Harukas Stimme ein wenig kühl, doch das änderte sich gleich wieder, "Anders wäre das auch nicht möglich. Jedes normale Pferd scheut Vampire. Scheytan ist ein Zigeunerpferd und ausserdem längst tot." Sie trat hinter Michiru, die den Kopf gegen den des Pferdes gelehnt hatte und umfasste sanft ihre Schultern. "Wenn du ihn reiten willst tu es jetzt, denn sehr lange kann ich diese Magie nicht aufrecht erhalten...", wisperte sie ihr ins Ohr. Michiru sah sie an und nickte strahlend. "Ich helfe dir rauf", lächelte Haruka und hob sie hoch, als wäre es nichts. Michiru kicherte und fing an zu zappeln. "Nein warte, noch nicht bitte", brachte sie die Blonde dazu, sie wieder abzusetzen. "Warum nicht?" wollte sie verwirrt wissen. Michiru schenkte ihr ein betörendes Lächeln und hauchte: "Ihr würde gern mit dir zusammen den Strand entlang reiten..." Überrascht, aber auch erfreut, sah Haruka sie an. "Wenn es das ist, was du möchtest...", lächelte sie und schwang sich elegant aufs Pferd. Sie hielt Michiru die Hand hin, ergriff sie und zog sie zu sich hoch. "Bereit?" fragte sie. Dann griff sie um Michiru herum in Scheytans Mähne Michiru nickte und eine Sekunde später lief das Tier los. Es war unglaubich schnell und Michiru konnte das Spiel seiner Muskeln spüren. Die seidige Mähne wehte im Wind des vollen Gallopps und sie hatte das Gefühl, gleich zu fliegen. Zu ihrer linken glitzerte das nächtliche Meer, dessen Gischt bis zu den Reitern hinauf spritzte, wenn die Hufe des Pferdes auf die auslaufenden Wellen trafen. "Schneller", rief Michiru voller Euphorie und Scheytan folgte ihrem Ruf. In unglaublicher Geschwindigkeit jagte er den Strand entlang, steuerte Michiru in immer grössere Euphorie und brachte seine Besitzerin zu einem zufriedenem Grinsen. Als der Strand sich seinem Ende durch eine weitere Felswand neigte, wurde das Tier nur wenig langsamer und legte dennoch eine elegante Wendung auf dem weichen Boden hin. Kaum ging es wieder vorwärts, schoss es wieder in vollem Gallopp voran. "Dieses Tier ist unglaublich", jauchzte Michiru und Haruka nickte. Wie der Wind schoss Scheytan den ganzen Strand wieder zurück und als er endlich langsamer wurde, um seine Reiter absteigen zu lassen, war er nicht ein bisschen ausser Atem. Haruka rutschte von seinem Rücken und fing Michiru auf, die es ihr nachtat. Dann ging sie nach vorn und streichelte Scheytans Kopf. "Danke mein Freund", sagte sie lächelnd, "Bis zum nächsten Mal." Sie wuschelte nochmal durch seine Mähne, dann drehte er sich wieder um und lief davon. Den Strand zurück, durch den steinernen Torbogen, wo seine Gestalt sich in Nichts auszulösen schien. Haruka sah Michiru an. Diese sah noch immer dorthin, wo das Pferd verschwunden war, doch nach einigen Sekunden drehte sie den Kopf zu Haruka. "Unglaublich...", wisperte sie und sprang auf die Blondine zu um ihr in die Arme zu fallen, "Du bist einfach unglaublich, weisst du das?" Sie schmiegte sich an sie und schloss glücklich die Augen. Die Vampirin drückte sie an sich und lächelte zufrieden. "Schön wenn es dir gefallen hat", sagte sie leise, "Aber die Nacht hat erst begonnen und ich habe noch mehr zu bieten als einen Ritt am Strand." Michiru blinzelte sie an. "Es geht noch weiter?" fragte sie und Haruka nickte, "Und womit willst du mich als nächstes erfreuen?" Das Lächeln der Vampirin wurde zu einem Grinsen und leicht kamen ihre Zähne zum Vorschein. In diesem Moment empfand Michiru es irgendwie als schelmisch und konnte nicht anders, als die Blondine in die Seite zu pieksen. "Was hast du vor?" grinste auch sie, "Raus mit der Sprache. Was heckst du aus?" "Etwas das dir sehr viel mehr Freude bereiten wird als mir", tat Haruka geheimnisvoll, "Da bin ich mir absolut sicher!" Michiru zog die Augenbrauen hoch. Jetzt war sie wirklich verwirrt. "Was soll das sein?" legte sie den Kopf etwas schief und blinzelte, "Du machst mich wirklich neugierig." "Das war der Sinn der Sache", neckte Haruka und sah ihr in die Augen. Ihr Blick war seltsam. Nicht kalt oder leer, irgendwie warm, beinahe schon liebevoll. Ebenso ihr Lächeln. Michirus Herz schlug etwas schneller. Warum wirkte die Blondine plötzlich so ganz anders? Und warum dieses mehr als heftige Kribbeln im Bauch? An den Biss von letzter Nacht dachte sie nicht mehr. So sah sie ihn auch nicht als Auslöser und reckte sich Haruka deutlich entgegen, um den Kuss zu bekommen, den sie in diesem Moment so sehr ersehnte. Der Kuss verstärkte das Kribbeln, trieb ihr eine leichte Röte auf die Wangen und am liebsten wäre ihr gewesen, dieser Moment würde nie enden. Doch er endete, wie alles einmal, aber das Kribbeln in der Bauchgegend wurde nicht weniger. Gegenseitig versanken sie in den Augen des Gegenübers und lächelten dasselbe zarte Lächeln. "Was hälst du von schwimmen gehen?" wisperte Haruka, "Das Meer wartet nur auf uns..." Sie drehte den Kopf leicht nach rechts und blickte auf den nächtlichen Ozean, auf dessen Oberfläche sich das Mondlicht tausendfach spiegelte. Michiru folgte ihrem Blick und sah sie gleich darauf wieder an. "Aber du sagtest doch...", sie sprach nicht weiter. Zum einen weil sie verwirrt war und zum anderen, weil sie gleich wieder in Harukas Augen versank, als diese sie wieder ansah. "Ich weiss was ich sagte", grinste diese leicht, "Aber das Meer ist etwas anderes." »Und wieder ist sie so erschreckend menschlich...« Gerade hatte die Realität zurück in Michirus Kopf gefunden. Und sofort fragte sie sich erneut, ob sie einfach nur noch der Magie der Vampirin erlegen war oder echte, starke Gefühle für einen Vampir hegte. "Was ist?" unterbrachen Harukas leise Worte ihre Gedanken jedoch schnell, "Ich dachte ich mach dir damit eine Freude?" "Das tust du", beschwichtigte Michiru schnell, "Es ist nur...wir haben doch gar kein Schwimmzeug dabei..." "Und?" zuckte die Blondine ratlos mit den Schultern, "Es ist mitten in der Nacht und wir sind ganz allein." "Du willst...?" wieder brach sie ab, dieses Mal jedoch weil Haruka bereits nickte. "Warum denn nicht? Niemand sieht uns!" Kurz blickte Michiru nachdenklich aufs Meer. Dann sah sie wieder Haruka an und begann zu lächeln. "Also gut. Gehen wir schwimmen." Kapitel 13: Eine traumhafte Nacht 2 ----------------------------------- 13. Eine traumhafte Nacht 2 Die Vampirin schien nur auf dieses ok gewartet zu haben, denn augenblicklich fing sie, an sich zu entkleiden. Immer wieder bedachte sie Michiru, welche sich nur zögerlich anschloss, dabei mit einem kurzen Grinsen. Als die Blondine alle Kleidung los war, lief sie, zu Michirus Überraschung, gleich zum Wasser. "Nun komm schon du Schnecke!" rief sie noch zurück und stürzte sich ins kalte Nass. "Damit habe ich nun wirklich nicht gerechnet", murmelte Michiru vor sich hin und befreite sich schnell von der restlichen Kleidung. »Wieder einfach nur menschlich...«, schlich es durch ihre Gedanken, während sie zum Wasser lief, »Warum nur ist sie keiner...?« Als das erste Wasser jedoch ihre Knöchel umschmeichelte, schwanden alle negativen Gedanken. Wie ein Allheilmittel schoss die Energie des Meeres durch sie und schüttelte alles ab, was sie ins Wanken brachte, ihr Kummer oder Angst bereitete und ließ sie nichts mehr spüren, als innere Ruhe und Zufriedenheit. "Wo bleibst du denn?" vernahm sie Harukas Stimme. Sofort erkannte sie deren Position anhand ihrer Stimme und der Helligkeit des Mondes und ein breites Grinsen stahl sich auf ihre Lippen. "Ich hatte gedacht eine solche Situation nie zu erleben...", murmelte sie wieder vor sich her, "Nun ist sie da und um so vieles besser, als in meinen Träumen..." "Bin sofort bei dir!" rief sie Haruka zu und tauchte in derselben Sekunde unter die Oberfläche des riesigen Elements. Dann wurde es ganz still. Erwartungsvoll betrachtete Haruka das Wasser und fragte sich, wo Michiru wieder auftauchen würde. Um die Strecke zu ihr in einem Zug zu schaffen, war die Blondine zu weit draußen. Sie brauchte keinen Sauerstoff, hatte nicht Atem holen müssen um bis hierher zu tauchen. Michiru jedoch war ein Mensch und würde ohne Luft holen zu müssen, gerade die halbe Strecke schaffen. So wie Haruka sie hatte im Pool beobachten können vielleicht 3/4, denn sie bewegte sich im Wasser wirklich wie ein Fisch. Mehr jedoch war für einen Menschen auf keinen Fall zu schaffen. Je länger es dauerte, desto ungeduldiger wurde Haruka. So wie Michiru schwamm, hätte sie die Strecke bis hierher längst zurückgelegt. Warum also tauchte sie nicht endlich auf? »Ob ihr etwas passiert ist?« Sie starrte auf die spiegelnde Oberfläche und konzentrierte sich. »Ich kann nichts fühlen. Ich würde es sofort spüren, wenn etwas mit ihr wäre...« Wieder suchten ihre Augen die Oberfläche ab und ihre Magie tat den Rest. »Nichts verflucht! Wie kann das sein?« Die gesamte Breite des Wassers bis zum Strand suchten ihre Augen, die bei Nacht scharf sahen wie die einer Katze, ab und dennoch war da nichts. Michiru tauchte weder auf, noch konnte Haruka sie irgendwie spüren. »Das kann nicht sein! Das ist unmöglich! Selbst wenn sie bis auf den Grund des Meeres gesunken wäre - ich würde sie spüren!« In diesem Moment stob gute 25 Meter hinter Haruka, wie eine Fontäne, Gischt gen Himmel und riss den Blick der Vampirin sofort aufs Geschehen. "Unfassbar..." Haruka konnte nicht glauben, was sie sah. Beinahe bis an die Hüften schoss Michiru aus dem Wasser, riss dieses mit einem solchen Schwung mit sich in die Höhe, daß es eine Fontäne um sie herum bildete. Mit demselben Schwung warf sie den Kopf und ihr Haar nach hinten wodurch dicke Wassertropfen, fast zweimal so hoch wie die Fontäne, in die Luft geschleudert wurden. »Wie eine Meerjungfrau...« Rückwärts fiel Michiru zurück ins Wasser und verschwand noch mal kurz vollends darin. Dann jedoch tauchte sie endgültig auf und schaute in Harukas Richtung. "Na? Was sagst du?" winkte sie lachend. "Ich bin sprachlos", entgegnete Haruka, während sie auf Michiru zu schwamm, "Eine solche Strecke ohne Luft zu holen!" Michiru lachte hell. Sie schwamm ihrerseits auf Haruka zu und so hatten sie sich sehr schnell erreicht. Dicht voreinander schwammen sie auf der Stelle und sahen sich genau in die Augen. "Ich war schon immer besser als die meisten anderen. Das Meer ist meine Vertraute", sagte Michiru leise, "Allerdings gebe ich zu, das jetzt war auch für mich eine erstaunliche Leistung." Haruka legte den Kopf leicht schief und schien ihr Gegenüber zu studieren. »Ob es an dem Biss liegt? Eine solche Wirkung? Unmöglich!« "Auch für dich erstaunlich?" fragte sie, "Ich dachte, dir sei etwas passiert. Ein nächtliches Meer ist voll tausender Gefahren!" Michirus Blick veränderte sich. »Macht sie sich wirklich Sorgen?« "Es ist voller Gefahren", wisperte sie, "Aber es ist meine Vertraute und würde mich nie verletzen!" Ihr Blick hielt Harukas stand, welche versuchte diesen und auch ihre Worte zu deuten. "Deine Vertraute?" wiederholte sie kaum hörbar, "Würde es dich auch beschützen?" Noch immer sahen sie sich in die Augen, die Nasenspitzen fast aneinander und tänzelten wie Treibholz auf den leichten Wellen. "Es beschützt mich", lächelte Michiru, "Nur anders, als ein Mensch es tun würde..." "Oder ein Vampir..." Harukas leise Worte brachten kurz den Gedanken an den Werwolf in Michirus Kopf zurück. Aber es waren keine Gedanken, die Angst machten. Es war der Gedanke, dass die Vampirin sie gerettet hatte. Und das, obwohl Michiru fortgelaufen war, ohne auch nur den geringsten Hinweis hinterlassen zu haben. Haruka hätte sie nicht retten müssen. Sie hätte sie ihrem Schicksal überlassen können. Blut bekam sie überall und auch das andere stellte keine Schwierigkeiten in der Nachschubfrage dar. Selbst eine Kombination von beidem war, für die Vampirin, kein Problem zu erreichen. Eine Kombination wie bei Michiru jedoch, war ihr in Jahrhunderten nie passiert, hatte sie zugegeben, und würde sie so wohl auch nur sehr schwer nochmals finden. Sie war etwas Besonderes für die Vampirin. Besonders genug, um sie zu retten, obwohl Michiru ihren Pakt hatte brechen wollen und sogar fortgelaufen war. Ob sie ihr wirklich etwas bedeutete? Oder war die Vampirin ihr neues Spielzeug nur noch nicht leid? "Woran denkst du", unterbrach Haruka ihre Gedanken mit gehauchten Worten. Eine Sekunde lang zögerte Michiru, dann lächelte sie und erwiederte noch leiser: "Ich warte darauf, dass du mich küsst..." Haruka zog eine Augenbraue hoch, was Michiru zum Schmunzeln brachte. "Warum küsst du mich nicht einfach, wenn dir danach ist...?" wollte die Blondine herausfordernd wissen und ihre Lippen berührten sich schon fast. "Weil...", hauchte Michiru zögernd und leicht gedehnt, "...ich nicht weiß, ob ich das darf..." Nun zog Haruka beide Augenbrauen hoch, nur, um sie gleich mit einem überraschten Stirnrunzeln wieder hinab zu ziehen. Sie wich sogar ein Stück zurück, um Michiru besser ansehen zu können. "Wieso solltest du nicht dürfen?" fragte sie und klang wirklich verwirrt, "Ich küsse dich doch auch, wenn ich es möchte, warum also solltest du nicht dasselbe dürfen?" "Ich weiss nicht", erklärte Michiru sich zögerlich, "Du bist ein Vampir...ich nur ein Mensch..." "Aber keine Gefangene, die um Erlaubnis fragen muss", wurde Harukas Stimme wieder ganz sanft und sie lächelte, "Und auch keine Sklavin ohne Rechte." "Nicht?" war nun Michiru erkennbar verwirrt, "Und...was...bin ich dann...?" Haruka lächelte weiterhin dasselbe Lächeln und kam ihr nun wieder ganz nahe. "Na meine Partnerin, will ich doch hoffen", wisperte sie. Dann überbrückte sie die letzten Millimeter und begann sanft Michiru zu küssen. Nur zu gern ließ diese das zu, erwiederte genauso sanft und doch voller leidenschaftlichem Verlangen. »Ihre Partnerin«, hämmerte es in ihrem Kopf und genauso schlug das Herz in ihrer Brust, »Sie sieht mich als ihre Partnerin!« Ihre Arme schlangen sich um Harukas Nacken und diese machte den Kuss sofort intensiver. Leider war sie nicht so geübt darin, sich an der Oberfläche zu halten wie Michiru es war und da sie bei der Berührung deren nackten Körpers ebenfalls sofort die Arme um diese geschlungen hatte, bekam sie schnell Probleme den Kuss nicht zu unterbrechen zu müssen. Michiru erlöste sie - und sich von ihr. "Lass uns zurück zum Ufer schwimmen", grinste sie, "Bevor du noch ertrinkst." "Ich kann nicht ertrinken", grinste Haruka keck zurück, "Liegt daran, dass ich nicht zwingend atmen muss." Michiru warf ihr einen undeutsamen Blick zu und schwamm langsam los Richtung Ufer. "Wo wir beim Thema sind", rief Haruka und folgte ihr, "Wieso konntest du so lange die Luft anhalten?" Mit Ende des Satzes hatte sie mit Michiru gleich gezogen und sah sie kurz fragend an. "Ich sagte schon, ich war selbst überrascht", wiederholte die ihre Aussage, "Im Wasser habe ich mich schon immer wohl gefühlt und im Ozean besonders - da vergesse ich schon mal schnell alles um mich herum. Vorhin kam hinzu das ich nur dich im Kopf hatte und wie ich dich..." "Du hattest nur mich im Kopf?" unterbrach Haruka sie und ihre Schwimmbewegungen. Auch Michiru tat das und sah sie an. "Eigentlich hab ich dich erschrecken und unter Wasser ziehen wollen", erklärte sie sich dann, "Aber dann dachte ich, der Streich ist alt, du sowieso stärker und..." "Du hattest nur mich im Kopf...?", wiederholte Haruka noch einmal und unterbrach sie so erneut. "Ich sagte doch ich wollte dich erschrecken", wiederholte Michiru, sich leicht unsicher, nach kurzem zögern und prompt unterbrach Haruka sie ein weiteres Mal mit einer erneuten Wiederholung. Das heisst, es waren nur beinahe Wiederholungen... "Du hast nur mich im Kopf!" Dann fing sie an schief zu grinsen. Michirus Unsicherheit wich Erkenntnis. "Du Schuft!", schimpfte sie und spritzte Haruka Wasser ins Gesicht, "Kann man sehen wie man mag, nicht wahr? Meine Erklärung wolltest du ja nicht hören, also klammer dich an dein eingeredetes Kompliment." Sie schwamm grinsend wieder los. "Ich bekomme genug Komplimente meine Liebe", zog Haruka gleich, "Die muss ich mir nicht einreden." Sie grinste auch. "Nicht von mir", kam es zurück, das Grinsen wurde breiter und Michiru schneller. "Kommt noch", zog Haruka abermals gleich und grinste wieder frech. "So was muss man sich verdienen", kam es direkt zur Antwort. Dann ein weiteres Grinsen, ein Beschleunigen, ein Gleichziehen. "Hab ich doch!" "Meinst du?" sah Michiru sie an. "Immer", grinste Haruka überzeugt. "Nicht immer!" grinste Michiru schelmisch und zog wieder an. Dieses Mal zog Haruka nicht gleich und stellte sehr schnell fest, dass sie das bis zum Ufer auch nicht mehr würde. "Verdammt ist sie schnell", verschwand nun das Grinsen aus ihrem Gesicht. Sie gab sich alle Mühe, doch sie hatte keine Chance. Zum ersten Mal seit ihrer Existenz, war sie die Unterlegene. Das jedoch änderte sich schnell, als sie wieder festen Boden unter den Füssen hatte. Im Sand war sie zwar, genau wie Michiru, ein wenig gehandicapt, aber diese machte 2 entscheidende Fehler. Der erste war, überhaupt das Wasser zu verlassen und der zweite, Haruka freie Bahn zum Laufen zu geben. Zwar hätte sie Michiru jederzeit erreichen und einfach neben ihr auftauchen können, wenn sie wirklich gewollt hätte, aber wo blieb denn da der Spaß? Sie wollte mit ehrlichen Mitteln spielen und fair bleiben. Wobei ihr das ein Schmunzeln entlockte, denn fair war relativ. Niemand hatte sie je im Laufen je besiegt - schon als Mensch nicht. Michiru hatte keine 20 Meter der, an den Strand grenzenden Grünfläche, welche in einem Hügel oben an der Straße endete, hinter sich gebracht, da hatte Haruka sie schon eingeholt. "Hab ich dich!" lachte sie während, sie mit einem kleinen Sprung das letzte Stück überbrückte und Michiru von den Beinen riss. Kreischend und lachend landeten sie zusammen im frischen Grün und kämpften um die Oberhand über die Andere. Anhand eines Atemproblems jedoch unterlag Michiru weitaus schneller, als erwartet. "Ich gebe auf!" japste sie, "Ich muss zu Atem kommen." Haruka wich ein wenig zurück, blieb aber über sie gelehnt und sah sie an. "Lang genug hat es ja gedauert", grinste sie, "Du hast echt Puste und Ausdauer für ein Mädchen, muss ich sagen." "Für ein Mädchen?" fragte Michiru noch immer etwas atemlos, "Oder für einen Menschen?" Haruka zögerte kurz. Sie schien irritiert von der Frage, antwortete dann aber doch. "Beides", sagte sie, "Aber die Frage ob Mensch oder nicht hatte ich, zumindest heute Nacht, eigentlich verdrängt." "Wieso verdrängt?" war Michiru erstaunt. »Sie macht sich Gedanken um Menschlichkeit? Wieso?« "Ich weiß nicht", gab die Blondine jedoch zu, "Vielleicht weil ich wollte, dass heute Nacht nichts zwischen uns steht..." Ihr Blick veränderte sich ein wenig und sie strich Michiru eine Locke aus dem Gesicht. »Sie sieht irgendwie traurig aus. Was hat sie nur?«, dachte diese. Sie hob eine Hand und legte sie auf Harukas Wange. "Was sollte zwischen uns stehen?" flüsterte sie, "Bis jetzt war es traumhaft schön und ich habe nicht eine Sekunde daran gedacht, was war oder morgen sein wird..." "Dann war alles doch ein guter Einfall?" fing Haruka an leicht zu grinsen, "Es gefällt dir?" Zur Antwort glitt Michirus Hand in ihren Nacken und zog sie zu sich. "Gut möglich...", wisperte sie und küsste die Blondine. "Und wie es dir gefällt!" grinste die danach, "Ein solch leidenschaftliches Kompliment habe ich noch nie bekommen." Michiru blinzelte. "Kompliment?" In derselben Sekunde schoss Verständnis in ihre Gedanken. "Du kannst es nicht lassen was?", lachte sie, "Es war kein Kompliment - find dich damit ab!" Dann grinste sie. "War es doch", grinste die Blondine zurück, "Gib´s doch einfach zu." "Ich gebe nicht zu, was nicht so ist", kam es zurück und Haruka fühlte sich in die Seiten gepiekt, wodurch sie sich aufrichtete, "Darauf kannst du lange warten!" Sie drehte sich blitzschnell um und wollte Haruka entwischen. Auf allen Vieren jedoch ein sinnloseres Unterfangen, als vor ihr wegzulaufen und sie landete schneller auf dem Bauch, als sie hätte irgendwie reagieren können. Die Blondine hatte mit Leichtigkeit ihr Bein erwischt und nur kurz einmal zurück gezogen und da lag Michiru nun. Mit einem gespielt angriffslustigem "na warte" fuhr sie herum und startete eine Kitzelattacke. "Heee!" kam es gedehnt von Haruka, die damit überhaupt nicht gerechnet hatte. Sie wollte zurückweichen, lehnte sich nach hinten, wodurch Michiru erreicht hatte was sie wollte. Haruka hatte ihren Schwerpunkt so sehr nach hinten verlagert, dass sie sich selbst so gerade noch aufrecht halten konnte und als Michiru sie nun nach hinten schubste, fiel sie wie ein nasser Sack. "Ha!" triumphierte Michiru, setzte sich auf sie und packte ihre Handgelenke. Sie drückte Harukas Hände seitlich ihres Kopfes fest auf den Boden und sah sie siegessicher an. "Wer ist jetzt die, die Komplimente verdient?" grinste sie frech. Haruka sah kurz nach links und rechts auf ihre gefangenen Arme und dann Michiru an. "Scheint als wärst du das", grinste sie leicht, "Heißt aber nicht, dass du gewonnen hast..." Ihre Stimme war leise und weich. Ein leichter Hauch Bewunderung schwang darin mit und ein großer Hauch Verlockung. Sie waren sich nahe genug, dass Michiru den heißen Atem spüren konnte und zusammen mit all den anderen kleinen Aspekten, brachte das eine Gänsehaut auf ihren gesamten Körper. Ein hörbarer Atemzug entwich ihr und sie war sichtlich um Beherrschung bemüht. Den Blick von Harukas zu lösen war ihr unmöglich, wie sehr sie es auch versuchte und genauso unmöglich war es ihr, sich deren Charme zu entziehen. »Sie hat Recht. Es ist mir egal, dass sie kein Mensch ist...« "Wer sagt dass ich gewinnen will?" flüsterte Michiru, "Vielleicht wollte ich genau das hier..." "Das hier?" hauchte Haruka, "Und du meinst nicht eher das hier?" Ein kurzer Ruck, Haruka war frei und hatte die Position mit Michiru gewechselt. Einige Sekunden sah sie ihr in die Augen bevor sie sie leidenschaftlich küsste. Sofort entwich dem kleineren Mädchen ein ersticktes Seufzen, sie schloss die Augen und erwiederte nicht weniger leidenschaftlich. Sie versank in dem Kuss und wünschte sich, er würde niemals enden. Als er dann endete und sie sich wieder in die Augen sahen, lag ein sanftes Lächeln auf ihren Lippen. "Scheint als hättest du es wirklich verdient", hauchte sie, "Sogar mehr als nur das..." "Ich wusste es", wisperte Haruka, "Ich hab dich längst für mich gewonnen..." Michiru lächelte noch deutlicher und hauchte: "Das hast du. Du hast mich verzaubert und das nicht nur heute Nacht..." Sie versanken in einem weiteren Kuss. Die Vampirin ließ Michirus Handgelenke los und sofort schlang die ihre Arme um Harukas Körper. Der Kuss wurde intensiver und Harukas Körper begrub Michirus vollends unter sich. Michirus Fingernägel zogen sich langsam über ihren Rücken und ein wohliges Seufzen entwich ihr. Sie begann heißblütig Michirus Kehle zu küssen, mit deutlicher Tendenz nach unten. "Ruka...", seufzte diese leise. Ihre Finger glitten rastlos über Harukas Körper, erforschten die nackte Haut und trieben diese in ihrem Bestreben voran. Ihre Lippen strichen über den Kehlkopf abwärts, küssten begehrlich das linke Schlüsselbein und wanderten weiter zwischen Michirus Brüste. Mit einem Seufzer bäumte diese sich etwas auf und fuhr mit der Hand verlangend durch das kurze, blonde Haar. Haruka wich kurz ein Stück zurück und sah Michiru an. In ihren Augen lag ein seltsamer Glanz und durch ihre leicht geöffneten Lippen, schaute einer ihrer Eckzähne ein wenig hervor. Ihr beschleunigter Atem bewies eine gewisse Erregung und die bekam Michiru beim nächsten Kuss deutlich zu spüren. Wieder seufzte sie in den Kuss hinein und keuchte hörbar Harukas Namen, als deren Lippen die ihren wieder frei gaben, um erneut Hals und Kehle begehrlich zu küssen. Nervös durchwühlten ihre Finger wieder durch Harukas Haar, griffen einige Mal relativ fest hinein, während ihr ganzer Körper voll williger Erwartung bebte. Harukas Hand lag plötzlich auf ihrer Hüfte und nach wenigen Sekunden begannen ihre Finger leicht die nackte Haut zu massieren. Dann tasteten sie sich voran, während ihre Lippen ihr Ziel auf der höchsten Stelle von Michirus Brust fanden. Wieder entwich der hörbares Stöhnen, ein leises "oh Gott" mischte sich zwischen ihre Seufzer und ihr Körper begann sich leicht zu winden. Harukas Hand strich über ihr Becken, ein Finger zeichnete die Kontur des Knochens nach, was weitere wohlige Laute zur Folge hatte. "Bitte Haruka...", keuchte Michiru und verfiel sofort wieder in leises Stöhnen. Diese ließ Lippen und Zunge auf die andere Brust wandern, ihre Hand weiter übers Becken, die Hüfte und ein wenig an der Außenseite den Schenkel entlang. Kurz oberhalb des Knies stoppte sie ihre Reise und wanderte langsam nach innen. Michiru stöhnte hörbar, was die Vampirin ein wenig zum Grinsen brachte. Nur sehr langsam ließ sie ihre Finger aufwärts wandern. "Oh bitte...", flehte Michiru, wobei sie leicht gequält klang. Das ließ Haruka ein weiteres Mal Grinsen und sie ließ ihre Hand ruhen. Michirus Körper zitterte heftig, ihr war es unmöglich das Stöhnen oder irgendeine andere Reaktion zu kontrollieren, die Haruka ausgelöst hatte. "Bitte...!", flehte sie erneut. Sie biss sich auf die Lippe, ihre Finger krallten sich fest in Harukas kühle Haut und ihr Stöhnen wurde immer unkontrollierter. Mit einem zufriedenen Grinsen ließ Haruka ihre Hand wieder weiter wandern. Als sie wenige Sekunden später ihr Ziel erreichte, entwich Michiru ein Stöhnen, für welches sie sich normalerweise geschämt hätte. Ein fast schon tierischer Laut suchte sich den Weg über ihre Lippen, sie drückte sich augenblicklich der Berührung entgegen und wand sich vor Verlangen nach mehr. Nun biss Haruka sich leicht auf die Lippe, um ein Seufzen zu unterdrücken. Allein Michiru so zu erleben, trieb eine Begierde in ihren Körper, die sie so noch nicht erlebt hatte und die sie nur allzu sehr genoss. »Sie darf nicht mehr gehen...«, ging es ihr durch den Kopf, »Nie mehr!« Ihre Finger brachten Michirus Körper zum Beben. Die schien alles um sich herum vergessen zu haben, spürte nur noch, was Haruka mit ihr tat und reagierte darauf. Die animalischen Laute wiederholten sich immer öfter, ihre Fingernägel hinterließen deutliche Spuren auf Harukas Haut und ihr Körper schien nicht mehr ihr zu gehören. Die Vampirin sah das mit großer Zufriedenheit und dem Bewusstsein, dass sie gewonnen hatte. Dieses Mädchen gehörte nur ihr! Sie verzehrte sich nach ihrem unschuldigen Wesen, ihrer sanften Erscheinung und nach ihrem Blut... "Ha..ru...ka...", keuchte Michiru atemlos und in der nächsten Sekunde schrie sie den Namen beinahe. Ihre Hände krallten sich in den Boden und ihr ganzer Körper spannte sich an, nur um gleich darauf fast kraftlos ins kühle Gras zu sinken. Sie zitterte und atmete heftig. Ihre Augen waren geschlossen und kleine Schweißperlen reflektierten auf ihrer Haut. Haruka genoß es so sehr, sie so zu sehen, dass sie nicht anders konnte, als sanft mit den Fingerspitzen über den nackten Körper unter sich zu streichen. Bei einigen Stellen zuckte Michiru heftig und ein Seufzer entwich ihr. Harukas Hand erreichte ihr Gesicht und legte sich auf ihre Wange. Michirus Atem hatte sich fast beruhigt und sie öffnete die Augen. Ihr Blick traf den der Blondine und war noch leicht verschleiert. Auf ihren Lippen lag ein glückliches Lächeln und sie schmiegte sich der Berührung entgegen. Haruka lehnte sich zu ihr, um sie zu küssen. Danach sahen sie sich zufrieden lächelnd in die Augen. "Ich bin froh, dass es dich gibt...", hauchte Michiru, "Was täte ich nur ohne dich?" "Ich weiß nicht", lächelte Haruka zurück, "Ich weiß nur, meine Existenz wäre um einiges trostloser ohne dich." "Deine Komplimente sind manchmal nicht wirklich schmeichelhaft", grinste Michiru leicht, "Das kann ja nun vieles bedeuten." "Das kann es in der Tat", gab die Vampirin zurück, "Doch in diesem Fall bedeutet es, ich würde eine kalte, leere Existenz führen, allein und ohne Gnade für andere, meine Zeit einzig und allein mit töten verbringen, statt mit den schönsten Dingen der Menschlichkeit." Wieder schlich sich ein Lächeln auf Michirus Lippen. Sie strich Haruka einige Haarsträhnen zurück, die sofort wieder nach vorn fielen und in ihren Augen lag ein Strahlen, dass Polarkappen geschmolzen hätte. "Ich bin dabei mich immer heftiger in dich zu verlieben, weißt du das?" wisperte sie und streichelte Harukas Wange, um ihre Hand anschließend sanft darauf zu legen. "Ich wüsste nicht, was ich lieber aus deinem Mund hören würde", lächelte die Blondine, "Es ist genau, was ich mir wünsche, seit ich dich in der ersten Nacht besucht habe..." Michiru hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen. "Und ich wünsche mir, dass diese Nacht niemals endet...", flüsterte sie wieder mit diesem Strahlen in den Augen. "Noch tut sie das nicht", beruhigte Haruka leise, "Und es wird noch viele solcher Nächte geben, wenn du es nur willst!" Sie drehte sich auf den Rücken und lag nun neben Michiru im Gras. Ihr Blick fiel auf die Sterne und sie lächelte zufrieden. In der nächsten Sekunde war Michiru über ihr und sah ihr in die Augen. "Das will ich", sagte sie entschlossen, "Ich fühle mich so gut an deiner Seite..." Sie küsste Haruka wieder flüchtig auf die Lippen und sank dann wieder neben ihr ins Gras. Eine ganze Weile lang betrachteten sie schweigend die Sterne. Nach einiger Zeit nahm Michiru Harukas Hand und hielt sie fest. "Es ist das erste Mal, dass ich die Sterne nicht allein betrachte", brach Haruka schließlich das Schweigen. "Und ist es gut so?" fragte Michiru. "Ist es", bekam sie zur Antwort, "Sehr gut sogar..." Dann hob sie die Hand und deutete auf einige Sterne. "Das dort ist Orion", erklärte sie ruhig, "Siehst du die 3 hellen Sterne? Das ist sein Gürtel. Und die Reihe dort ist das Schwert." "Ja!" rief Michiru nach einigen Sekunden erfreut aus, "Ich seh´s wirklich." "Der da...", die Blondine deutete auf einen anderen, recht hellen Stern, "...hat schon existiert, als der erste Vampir geboren wurde und der da...", ihr Arm schwenkte zu einem weiteren, sehr hellen Stern, "...wurde geboren, als ich schon war, was ich heute bin. Er ist also gewissermaßen noch ein Baby." "Ein Baby", schmunzelte Michiru, "Mit 500 Jahren." "Für einen Stern ist das kein Alter", richtete Haruka sich ein wenig auf, um ihr ins Gesicht zu sehen, "Für einen Vampir schon beachtlich - für einen Menschen unerreichbar." »Will sie mir damit etwas sagen?« "Ich weiß", entgegnete Michiru und erhob sich, „Und doch sind wir alle 3 hier. Jetzt in diesem Moment. Und ist es nicht der Augenblick, der zählen sollte?" Haruka erhob sich auch und fasste sie bei den Schultern. "Hab ich dich mit irgendetwas verletzt?" wollte sie wissen, "Du bist anders, als noch vor einer Minute." Michiru sah ihr in die Augen und bemerkte, dass Haruka eindeutig besorgt war, einen Fehler gemacht zu haben. »Ich mach mir zu viele Gedanken. Sie hat sich so viel Mühe gegeben und diese Nacht war so wunderschön...« Sie begann zu Lächeln und sah, wie Haruka sich ein wenig entspannte. "Du hast mich nicht verletzt", flüsterte Michiru, "Mir war nur einen Augenblick etwas kalt." Nun sah Haruka eher ein wenig geknickt aus. "Wie konnte ich das vergessen? Dein Körper kühlt aus ohne Kleidung und hier bei Nacht...nun ja...", sie hüstelte, "Lass uns unsere Kleidung einsammeln und sehen, was der Rest der Nacht uns noch bringt." Sie hielt Michiru die Hand hin und diese ergriff sie. Dennoch nicht eilig schlenderten sie Richtung Strand, um ihre Sachen zu suchen und sich endlich wieder anzukleiden. Was dann noch folgen würde - Michiru wusste es nicht. Sie wusste nur, dass bisher alles einfach nur traumhaft und Haruka immer für eine weitere Überraschung gut war. Das hatte sie heute Nacht mehr als bewiesen. Jung war die Nacht nicht mehr und dennoch... Kapitel 14: Zu früh gefreut --------------------------- 14. Zu früh gefreut Sie waren am Strand angekommen und fanden ihre Kleider sofort. Nachdem sie sich angezogen hatten, waren sie langsam zur Promenade gegangen und wieder mit dem Motorrad losgefahren. Glücklich schmiegte Michiru sich eng an Haruka, genoß ihre Nähe, den Fahrtwind, die Nacht, einfach alles. Haruka nahm es wohlwollend zur Kenntnis und beschleunigte ein wenig. Nach nicht allzu langer Zeit waren sie wieder dort angekommen, wo sie losgefahren waren. Als sie beide abgestiegen waren, blickte Haruka Michiru an und diese bemerkte sofort, daß die Blondine etwas auf dem Herzen hatte. Irgendwie brachte sie das zum Schmunzeln, denn auch sie selbst wollte nicht, dass diese Nacht jetzt endete und war sich sicher, daß Haruka genau dies bedrückte. "Kommst du noch mit zu mir?" fragte sie, "Du bist ja nicht auf das Motorrad angewiesen, um heim zu kommen." Michiru schien recht gedacht zu haben, denn Harukas Gesichtsausdruck hellte sich auf. "Ich hätte dich sowieso nicht allein gehen lassen", entgegnete sie, "Das weißt du!" Michiru nickte und lehnte sich an sie. Die Blondine legte den Arm um sie und so gingen sie die zwei Blocks zu Michirus Haus. Vor der Haustür unten angekommen sah Haruka sich kurz um und in der nächsten Sekunde standen sie in Michirus Wohnung. "Entschuldige", zuckte sie entschuldigend mit den Achseln, als diese sie ansah, "Macht der Gewohnheit. Geht einfach schneller." Sie tat unschuldig, doch Michiru wußte, daß sie es nicht war. Was genau dahinter nun steckte wußte sie zwar nicht, aber sie hatte eine ungefähre Ahnung. Oder vielleicht eher eine Hoffnung. Eine Hoffnung, die ihr ein weiteres Mal bestätigte, daß Haruka an ihr und ihrer Nähe etwas lag, das sie mehr war, als nur ein netter Zeitvertreib für ein unsterbliches Raubtier. Mehr, als das Spielzeug eines kaltblütigen Vampirs, mehr als nur ein Opfer oder Beute. "Und was fangen wir mit der Zeit an, die uns heute Nacht noch bleibt?" fragte sie und schenkte Haruka ein Lächeln. "Wie wärs, wenn wir einige Dinge zusammen packen die du brauchst und zum Tagesschlaf mein wunderbar großes Bett aufsuchen?", kam es sofort und klang auch nicht wirklich nach Vorschlag, "Wir könnten noch ein wenig reden und kuscheln zum einschlafen." "Warum hast du mich überhaupt hergebracht, wenn du willst das ich bei dir bleibe?" fragte Michiru, "Das hättest du einfacher haben können!" Sie lachte und verunsicherte die Blondine damit ein wenig. Doch sie griff sich eine kleine Reisetasche und begann, einige Sachen darin zu verstauen. "Ich wollte einfach nett sein", gab Haruka ein wenig mürrisch von sich, "Dich nicht bedrängen, nach allem, was dir in letzter Zeit widerfahren ist. Um diese schöne Nacht nicht zu ruinieren." Michiru trat auf sie zu und stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihr einen sanften Kuss auf die Lippen zu hauchen. "Und genau deswegen bin ich froh, bei dir bleiben zu können", lächelte sie, "Bei dir fühle ich mich sicher und wohl und selbst ein Werwolf macht mir keine Angst. Hättest du nicht auf deine ganz persönliche Art klar gemacht, dass du mich bei dir haben willst, dann hätte ich einen Weg gefunden, dich darum zu bitten..." Sie legte ihr sanft die Hand auf de Wange. "Außerdem will ich bei dir sein..." Ein leichtes entgegen recken reichte aus. Haruka überbrückte die restliche Distanz zu ihren Lippen und sie küssten sich zärtlich. "Dann pack fertig", grinste sie sie danach an, "Umso mehr Zeit bleibt zum kuscheln." Michiru veschwand grinsend ins Bad, um einige Pflegeutensilien zusammen zu tragen. Haruka setzte sich auf ihr Bett und wartete darauf, daß Michiru fertig wurde - was wenig später der Fall war. "Fertig?" fragte Haruka als Michiru mit der Tasche vor ihr zum stehen kam. "Fertig", bestätigte Michiru grinsend. In der nächsten Sekunde packte Haruka sie und zog sie aufs Bett. Michiru kreischte kichernd und noch während sie fielen, veränderte sich die Umgebung. Als sie im weichen Bettzeug zu liegen kamen befanden, sie sich in Harukas Schlafzimmer. Michiru auf Haruka, die Tasche irgendwo neben ihnen, alberten sie kichernd herum und scheinbar dachte keine von beiden in diesem Moment daran, wer oder was sie waren. Sie genossen einfach nur beieinander zu sein und benahmen sich nicht anders, als andere junge Frauen, die zum ersten Mal jemand gefunden hatten, bei dem sie sich verstanden und wohl fühlten. Nach einer halben Stunde etwa wurde es stiller bei den Zweien. Gemeinsam waren sie unter die große Decke geschlüpft und Michiru lag fest an Haruka gekuschelt in ihrem Arm. "Noch ein paar solcher Nächte und du wirst mich nie mehr los", seufzte Michiru zufrieden. Ihre Augen waren geschlossen und sie klang sehr müde. "Ist das ein Versprechen?" fragt Haruka leise. Ihre Finger kraulten verträumt Michirus Haar, doch ihr Blick war hellwach und ruhte auf dem Mädchen in ihrem Arm. Die hob ein wenig den Kopf, stützte das Kinn auf Harukas Brust und sah sie an. "Ich will dich nicht mehr verlieren", wisperte sie, "Du machst mich glücklich wie niemand es je konnte..." Sie kuschelte sich zurück in die vorherige Position und schloss wieder die Augen. Haruka war sich sicher, daß sie noch in derselben Sekunde eingeschlafen war, doch sie lächelte zufrieden. "Gut zu wissen...", flüsterte sie und ein sonderbares Lächeln umspielte ihre Lippen. Wenig später war auch sie eingeschlafen. Als Michiru wieder erwachte, war es draußen noch hell. Das erkannte sie sofort, weil durch die schweren dunklen Vorhänge am oberen Ende ein kleiner Lichstrahl drang, da sie nicht mit Sorgfalt zugezogen worden waren. Das nächste was sie erkannte war, daß sie allein war. »Seltsam«, dachte sie, »Sie kann noch nicht auf Nahrungssuche gehen. Wo ist sie?« Langsam erhob sie sich und verließ das Schlafzimmer. Trotzdem es Tag war, konnte Haruka sich in dem riesigem Haus frei bewegen. Alle Fenster waren abgedunkelt und nur künstliches Licht erhellte die Räumlichkeiten. Nicht nur bei Tag. Als Michiru das große Wohnzimmer erreichte vernahm sie Geräusche, die wohl aus der Küche kamen. »Was tut sie in der Küche? Sie muß doch nicht essen.« Einen Augenblick lang blieb sie stehen und überlegte, ob es wirklich Haruka sein konnte, die dort in der Küche war, aber wer sonst wenn nicht sie? Etwas zögerlicher als vorher setzte sie ihren Weg fort und hatte die Küche kurz darauf erreicht. "Du bist es tatsächlich", rutschte es ihr überrascht heraus, "Was machst du hier?" Haruka drehte sich um und grinste sie an. "Dir auch einen guten Abend", sagte sie und stellte demonstrativ die Kaffeemaschine an, "Ich habe für dein leibliches Wohl gesorgt, wenn du erlaubst." Sie trat direkt vor Michiru und legte die Arme um sie. "Gut geschlafen?" wollte sie lächelnd wissen. Michiru sah ihr in die Augen und hätte direkt wieder dahinschmelzen können. Ihre Wangen färbten sich leicht rot und ihr Gesicht sah ein wenig schuldbewusst aus. "Entschuldige", murmelte sie etwas kratzig, doch dann hellte ihr Gesicht sich wieder auf, "Guten Abend, ich habe wunderbar geschlafen!" Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und hauchte ihrem Gegenüber einen Kuss auf die Lippen. "Und du hast echt etwas für mich gekocht?" fragte sie dann. Haruka, die gerade sichtlich noch den flüchtigen Kuss genossen hatte, verzog das Gesicht. "Gekocht?", lachte sie verlegen, "Das wäre wohl etwas zu viel des Guten. Mal abgesehen davon, daß du Arme dich wahrscheinlich vergiften würdest." Sie zuckte unschuldig mit den Achseln. "Aber ich habe dafür gesorgt, dass die Küche alles bietet was du benötigen könntest, den Tisch gedeckt und Kaffee gekocht." "Du kannst Kaffee kochen?" neckte Michiru, als sie an den gedeckten Tisch trat, "Oder war das eher ein Experiment?" Haruka legte ein überhebliches Grinsen auf und entgegnete: "Ich kann sehrwohl Kaffee kochen. Auch wenn das Koffein bei mir keine Wirkung hat trinke ich sehr gern Kaffee, weil ich den Geschmack einfach mag." "Heisst du trinkst eine Tasse mit mir?", lächelte Michiru erfreut. "Eigentlich...", begann die Blondine zögernd, "Wollte ich während du isst mir auch etwas besorgen..." Michiru sah sie an und sie war wieder da, die knallharte Realität. Haruka brauchte Blut, das hatte sie fast völlig vergessen. Vergessen oder verdrängt. Jetzt abe war der Gedanke wieder da, an das viele Blut und all das, was damit zusammen hing. Michiru schluckte ein wenig. Dann jedoch trat sie wieder direkt vor Haruka und blickte ihr in die Augen. "Musst du denn wirklich sofort gehen?" fragte sie leise und es klang enttäuscht, "Es ist doch noch gar nicht richtig dunkel und..." Sie brach ab, denn Haruka nickte lächelnd. "Also gut. Für eine Tasse Kaffee habe ich noch Zeit." "Schön", strahlte Michiru übers ganze Gesicht. Sie nahm Harukas Hand und zog sie mit zum Tisch. Der Kaffee war mittlerweile durchgelaufen und Michiru füllte beiden eine Tasse ein. Haruka gegenüber setzte sie sich an den Tisch und besah sich kurz, was diese aufgetragen hatte. "Erst eine Tasse Kaffee", entschied sie dann lächelnd, "Ich hab noch nicht richtig Appetit." Ihr Blick suchte den Harukas und fand ihn. "Und was hast du für diese Nacht geplant?" fragte sie neugierig, "Unternehmen wir wieder etwas oder bleiben wir daheim?" "Liegt ganz bei dir", gab Haruka ihr zur Antwort, "An Möglichkeiten mangelt es nicht, aber eben erst nach meiner Rückkehr!" Sie trank noch einen Schluck Kaffee und erhob sich dann schon wieder. Michiru erhob sich ebenfalls und war direkt bei ihr. "Willst du jetzt schon gehen? Das waren nichtmal 5 Minuten." Sie war sichtlich enttäuscht. Haruka legte den Arm um sie und sah ihr in die Augen. »Ist das menschliche Liebe? Das sie nicht will, dass ich gehe?« "Ich muß aber", sagte sie leise, "Wenn ich nicht wenigstens etwas Blut bekomme, ist das Risiko zu groß für dich." Michiru blinzelte traurig, aber sagte nichts. Der Ausdruck in ihren Augen brachte Haruka fast um den Verstand. So oft schon hatte sie diesen flehendlichen Blick genossen, wenn eine junge Fau in ihren Händen ihr Leben aushauchen mußte. Dieser Blick war die Krönung des Jagdfiebers, der Abschluß einer erfolgreichen Jagd und bestätigte die Vampirin in ihrem ganzen Dasein. Doch immer hatte dieser Blick ein Flehen um ihre Abwesenheit bedeutet, die Bitte Gnade walten und das Gegenüber am Leben zu lassen. Zu verschwinden... Dieses Mal flehten die Augen sie an zu bleiben, nicht zu gehen. Jedenfalls nicht in diesem Augenblick. »Ist es wirklich so einfach? Sind die Menschen so schwach geworden?« Sie hob die Hand und streichelte Michiru durchs Haar. "Daran wirst du dich gewöhnen müssen", erklärte sie ruhig, "Erst die Arbeit und dann das Vergnügen, wie es so schön heisst." Michiru deutete ein kleines Nicken an, aber zufrieden war sie eindeutig nicht. "Es gehört zu mir. Gehe ich nicht, würde das eine Gefahr für dein Leben bedeuten und das wollen wir doch beide nicht. Ich verspreche, ich halte mich nicht unnötig auf." Sie löste sich von Michiru, schenkte ihr noch einen kurzen Kuss und ein Lächeln und drehte sich dann um. "Und wenn du heute ausnahmsweise mal mein Blut nimmst?" Haruka stand still wie eine Statue. Mit dem Rücken zu Michiru gedreht bewegte sie sich keinen Millimeter, was diese etwas verunsicherte. »So weit ist sie bereit zu gehen? Nur damit ich bei ihr bleibe?« Ein kurzes, zufriedenes Grinsen huschte über ihre Lippen. Sie drehte sich herum und sah Michiru dadurch sofort in die Augen. "Du weißt nicht, was du da sagst", flüsterte sie halblaut, "Fürchtest du denn gar nicht, dich zu infizieren?" "Doch schon ein wenig", gab Michiru leicht verlegen zu, "Aber wenn du vielleicht nur ein bißchen...? So dass es ausreicht, aber nicht schadet? Du kennst doch die Grenze...und weißt schon, was ich meine..." Harukas Blick veränderte sich und genauso schnell wie die kurze Distanz zwischen den beiden überbrückt war, lag ihre Hand unter Michirus Kinn und sie zog es leicht nach oben. Michirus Herz schlug bis zum Hals, denn durch Harukas geöffnete Lippen ragten ihre Reißzähne, sie atmete nicht und ihre Augen begannen leicht gelblich-grün zu leuchten. "Verlocke nicht das Tier in mir...", wisperte sie dann und küsste Michiru, fast schon mit Nachdruck, auf die Halsschlagader, wodurch dieser ein leiser Aufschrei entwich. Offenbar war ihr das Ausmaß ihres Angebotes klar geworden, denn sie zitterte etwas. "Es könnte das letzte sein, was du in deinem Leben tust...", flüsterte Harukas Stimme weiter, "und das will ich nicht!" »Jedenfalls noch nicht!« Sie war zurückgewichen und sah Michiru, nun wieder mit normalen Pupillen, an. "Hätte ich vorletzte Nacht nicht bereits die Beherrschung verloren, ließe es sich tatsächlich in Erwägung ziehen", streichelte sie Michiru durchs Haar, "Doch zu viele Bisse oder zu großer Blutverlust in so kurzer Zeit, haben meist unerwartete Folgen." Michiru nickte verständig. "Dann warte ich auf dich", brachte sie etwas kratzig hervor, denn die plötzliche Todesangst, die sie zuvor befallen hatte, war noch nicht völlig von ihr gewichen. Die Vampirin bemerkte das sehr wohl. »Bei aller Liebe...die Angst vor mir solltest du nicht verlieren...« "Du kannst dich frei bewegen", sagte sie, "Doch verlass das Haus besser nicht. Wir wissen nicht, ob irgendwo Wölfe herumschleichen!" Dieses Mal machte sie sich nicht die Mühe zu gehen, sondern löste sich einfach auf. Michiru atmete auf. So wohl sie sich seit gestern in Harukas Nähe fühlte und so sehr sie ihr vertraute - gerade hatte sie einen Moment lang wirklich geglaubt, sich in ihr getäuscht zu haben. Es waren nicht allein die deutlichen Vampirmerkmale, welche die Blondine mehr als zur Schau gestellt hatte. Es war die Art wie sie es getan hatte und der noch nie da gewesene Ausdruck in ihren Augen. Die Wahl ihrer Worte und nicht zuletzt der Klang ihrer Stimme. So verlockend wie nie und gleichzeitig mit erschreckender Klarheit so warnend gefährlich... »Ich dachte wirklich, sie tötet mich...« Abwesend ließ Michiru sich wieder auf einen Stuhl sinken. Einerseits hatte Haruka ihr erklärt, dass ein Biss nicht so schlimm wäre, wenn der Vampir wusste was er tat und nicht zuviel Blut trank. Es würde einfach heilen und hätte keinerlei Wirkung. Vor einer Minute jedoch hatte sie deutlich gesagt, dass ein weiterer Biss heute gefährlich sei. »Hat sie doch mehr getrunken als sie zugeben wollte? Oder war es am Ende gar kein Versehen?« Michirus Gedanken standen nicht mehr still. Letzte Nacht war die Vampirin so anders gewesen. Wie zwei völlig normale, junge Frauen hatten sie den Abend und die Nacht verbracht. Nicht einmal erschien sie gefährlich oder unmenschlich. Sie war genau wie Michiru gewesen. Einige Dinge lagen ihr mehr, einige weniger und alles in Allem war es ein ausgeglichenes Beisammensein gewesen. Nicht eine Sekunde hatte Michiru sich wie ein Opfer gefühlt oder eine Gefangene. Sie war zufrieden und glücklich und hatte deutlich wie nie gespürt, dass sie sich längst über beide Ohren in Haruka verliebt hatte. Die letzte Nacht ließ sie Glauben machen, dass Haruka genauso fühlte und gerade eine wundervolle Romanze zwischen ihnen ihren Anfang hatte. Sie hatte die kalte Realität völlig vergessen und war einfach nur total verliebt gewesen. Bis jetzt gerade. »Ob Vampire überhaut zu Gefühlen fähig sind? Sie wirkt so, ja, aber was wenn ich doch nur ein seltenes Spielzeug für sie bin?« Fünf Jahrhunderte würde wohl niemand freiwillig allein durchschreiten und das sich in so langer Zeit niemand fand, war auch eher unwahrscheinlich. Niemand der menschlich fühlte zumindest, würde so lange allein sein wollen. War Haruka also überhaupt fähig menschlich zu fühlen? Michiru seufzte. "Warum ist sie bloß kein Mensch?" Sie stand auf und füllte ihre Tasse nochmals. Danach setzte sie sich jedoch nicht wieder an den Küchentisch, sondern ging ins Wohnzimmer und kuschelte sich auf die Couch. Sie stellte den Fernseher an, sah aber nicht wirklich hin. Ihre Gedanken hingen nach wie vor bei Haruka. »Was sie jetzt grad wohl tut? Passiert es noch oder hat sie schon getötet?« Ein kurzes Zittern schoss durch ihren Körper. Sie wusste, was Haruka tat und wie sie dabei vorging, doch sie wollte daran nicht mehr denken. Es gab auch noch eine andere Haruka, die kein kaltblütiger Killer war. Die sanft sein konnte und liebevoll, die sie beschützte und zum Lachen brachte. In die sie sich verliebt hatte... Gut möglich das diese Liebe keine Zukunft hatte, dass sie direkt ins Verderben führte, aber was hatte Michiru schon zu verlieren? Es gab keinen Menschen mehr, der ihr auch nur halb so viel bedeutete wie Haruka. Die Arbeit in der Bar gab es auch nicht mehr und ihre Wohnung würde sie somit ebenfalls verlieren. Keine Freunde, kein Job, keine Bleibe - eine trostlose Zukunftsaussicht - wäre da nicht Haruka. Durch sie war alles andere nur noch halb so schlimm und letzte Nacht hatte sie deutlich gezeigt, dass sie Michiru ihre Sorgen auch völlig vergessen lassen konnte. "Ich kann nicht mehr zurück", flüsterte sie vor sich hin, "Ich glaube wirklich, ich liebe sie..." Haruka stand im Schatten einer großen Eiche. Sie hatte den Stadtpark für die heutige Nahrungssuche gewählt. Der war nachts sehr ruhig und einsam, so kurz nach Einbruch der Dunkelheit, aber noch immer eine beliebte Abkürzung für die jüngeren Generationen. Manche Liebespaare trafen sich hier auch heimlich. Es war ideal um ein schnelles Opfer zu finden. Das hatte die Blondine schon öfter genutzt und auch heute musste sie nicht lange warten oder in die Dunkelheit hinein horchen. Ein junges Mädchen in Jeans kam direkt auf sie zu. Wahrscheinlich war sie auf dem Heimweg und entweder spät dran oder ängstlich, denn sie hatte es sehr eilig. Kaum das sie die Höhe der Eiche erreicht hatte, packte Haruka sie und zerrte sie in den Schatten, aus dem sie gesprungen war. Noch bevor das Mädchen schreien konnte, drückte die Vampirin ihr die Hand auf den Mund, ihren Körper gegen den alten Baum und biss zu. Die Gegenwehr war heftig, doch viel zu schwach für Haruka und die genoss es einfach nur, ein erfolgreicher Jäger zu sein. Keine Magie, kein Charme und becircen - nur fühlen wie ihr Opfer sich dagegen wehrte zu sterben und es doch mit jedem Tropfen Blut den sie trank, mehr tat. Die vergeblichen Befreiungsversuche, das erstickte Weinen, welches beides immer schwächer wurde gab der Vampirin eine Genugtuung, die den Geschmack des Blutes intensivierte wie selten. Das hatte zur Folge, dass das Tier in ihr immer mehr hervorbrach. Nochmals biss sie zu und dann noch ein weiteres Mal, um schneller an die begehrte Flüssigkeit zu gelangen. Wieder schrie das Mädchen, was die Vampirin mit der Hand erstickte und als sie zu schwach war für jegliche Art Gegenwehr, löste sie sich von ihrem Hals. Allerdings nur so weit, das sie ihr ins Ohr flüstern konnte. "Wohin wolltest du?" wisperte sie lauernd, "Warst du hier im Park verabredet?" Ein schwaches Kopfschütteln war die Antwort. "Niemand kommt mehr oder wird dich hier suchen?" "Nein...", kam es schwach, denn Haruka hielt ihr auch nicht mehr den Mund zu, "Ich wollte...heim...Keiner weiß...das ich überhaupt weg war..." "Schade", schnurrte die Blondine gefährlich, "Dann muss ich jetzt leider zum Ende kommen!" Ihre Zähne schlugen eine weitere Wunde in den Hals des Mädchens, das nur noch schmerzlich seufzte und wenig später hatte sie ihr auch den letzten Lebenssaft entzogen. Leblos fiel ihr Körper zu Boden, als Haruka sie los lies und sich umsah. Da war nichts und niemand nah genug, um etwas gesehen zu haben oder ein weiteres Opfer zu sein. Blitzschnell brachte sie sich ans andere Ende des Parks. Ein weiteres Opfer - das brauchte sie heute Nacht! Ohne das würde sie das Tier nicht wieder zurückdrängen können. Das musste sie aber, wenn sie zu Michiru zurückkehren und sie nicht in Gefahr bringen wollte. »Michiru...« Da war der Gedanke an sie. Dieses sanfte, unschuldige Mädchen, welches ein Engel hätte sein können. Und trotz dieser Reinheit war sie bereit, freiwillig ihr Blut zu geben... Haruka fuhr sich mit der Zunge über die noch blutigen Lippen und dann prüfend über einen ihre Eckzähne. "Warum eigentlich sollte ich dieses Angebot nicht annehmen...?" sagte sie zu sich selbst und ein wölfisches Grinsen huschte über ihre Lippen, "Warum weiter um etwas bemühen und kämpfen, das sowieso mir gehört?" Ihre Augen begannen stärker zu leuchten und das wölfische Grinsen gewann langsam Oberhand. Dann jedoch schüttelte sie sich plötzlich und kniff die Augen zu. »Nein! Sie soll freiwillig zu mir kommen!«, hämmerte sie sich immer wieder ein, »Nur dann kann ich es erfahren...« Sie ballte die Fäuste mit solcher Gewalt das sie zitterten. Ihr ganzer Körper war angespannt bis zum kleinsten Muskel. Dann sank ihr Kopf nach vorn. Die langen Ponysträhnen verdeckten das Gesicht und ihre Finger öffneten sich langsam wieder. Noch langsamer formten sie sich zu Klauen. In der nächsten Sekunde blitzten ihre gelb-grünen Raubtieraugen in eine ganz gewisse Richtung. Kurz verharrte sie noch und nach einem ebenso kurzen Grinsen, spurtete sie los. Schnell wie ein Gepard steuerte sie eine dunkle Ecke des Parks an. Natürlich hätte sie nicht laufen müssen, doch bei dieser kurzen Strecke rannte sie fast schneller, als sie ihre Magie hätte tragen können. Sie erreichte das junge Paar gerade, als er sich über sie beugte um sie zu küssen. So schnell und heftig riss Haruka ihn zurück das weder er, noch seine Freundin irgendwie reagieren konnten. Genauso schnell biss sie in seine Kehle und riss dort eine klaffende Wunde. Noch bevor sein Körper auf den Boden schlug, war er tot und Haruka an seiner Stelle über dem geschockten Mädchen. Das Blut ihres Freundes tropfte von der Vampirin auf sie nieder, die sie voller Vorfreude anfunkelte und grinste. "Er wärs sowieso nicht wert gewesen", schnurrte sie gefährlich, "Sei brav und du wirst ihm nicht folgen!" Dann schlug sie ihr sekundenschnell die Zähne in den Hals. Ein schmerzlicher Aufschrei war die Folge. Sofort hielt Haruka ihr den Mund zu und zischte gereizt. Das Mädchen jedoch schien ihre Worte zu glauben. Zwar zitterte sie heftig und weinte, doch sie wehrte sich nicht. Das machte auch die Vampirin entspannter und langsam verschwand das Leuchten aus ihren Augen. »Ich muss zurück. Sie wartet auf mich!« wurden ihre Gedanken wieder klar. Wenige Sekunden später, löste sie sich langsam vom Hals des Mädchens. Sie sah auf sie herab und stand auf. Gerade als sie eindeutig etwas sagen wollte, durchriss ein lautes Heulen die Stille der Nacht. Haruka schwang herum und entdeckte den hoch aufgerichteten Werwolf, der zwar noch recht weit weg war, sie aber dennoch genauso gesehen hatte, wie sie ihn. "Ich glaube, ich war zu unaufmerksam...", murmelte Haruka. Dann sah sie das Mädchen an. "Tut mir leid", zuckte sie entschuldigend mit den Schultern, "Ich hab dir dein Leben versprochen, aber der war nicht eingeplant." Die Augen des Mädchens weiteten sich, während die Vampirin sich dem Werwolf zuwand. Der kam bereits auf sie zu gerannt und Haruka fauchte ihm kurz entgegen. "Sry Hasso. Heute keine Zeit zum Spielen!", grinste sie dann und verschwand kurz bevor er sie erreicht hatte. Sie hörte noch den Schrei des Mädchens, dann stand sie bei sich daheim in der Küche. Ein kurzer Blick verriet ihr, dass Michiru nichts gegessen hatte und ein kurzes horchen, dass diese wohl Fernseher schaute. Ein kurzes Lächeln und sie fuhr sich einmal mit der Hand übers Gesicht. Danach war sie rein von Blut und trat langsam Richtung Wohnzimmer. Michiru hockte auf der Couch. Die Beine an den Körper gezogen und unter eine Decke gekuschelt saß sie vor dem Fernseher, schien jedoch völlig in Gedanken zu sein. "Ich kann nicht mehr zurück", hörte Haruka sie flüstern, "Ich glaube wirklich, ich liebe sie..." Ein triumphierendes Grinsen schlich auf Harukas Lippen. »Sieg auf ganzer Linie!« "Das hört man doch gern!" trat sie grinsend an die Couch. Michiru fuhr geschockt herum und starrte sie erschrocken an. Kapitel 15: Dunkle Geheimnisse und finstere Vergangenheit --------------------------------------------------------- 15. Dunkle Geheimnisse und finstere Vergangenheit Haruka stand lächelnd direkt an der Couch. Michirus Augen waren geweitet vor Schreck. Sowohl über das plötzliche Auftauchen der Blondine, als auch darüber, dass diese ihre Worte gehört hatte. "Ich...ähm...Haruka!" stammelte sie und lachte verlegen, "Du warst ja schnell. Ich habe noch gar nichts gegessen." "Ich hab´s gesehen", entgegnete diese lächelnd und lehnte sich zu Michiru hinab, "Und wie war das mit...du liebst mich..?" Michiru schluckte. Was sollte sie jetzt sagen? Sie wusste nicht mal, was sie denken sollte. Die Schamesröte schoss ihr ins Gesicht, das konnte sie deutlich spüren. Harukas Blick war weich und ein sanftes Lächeln lag auf ihren Lippen. Das schmälerte Michirus unwohle Lage kein wenig, denn es ließ ihr Herz, zusätzlich, noch immer schneller klopfen. Ein dicker Kloß setzte sich in ihrem Hals fest und als ihr klar wurde, dass sie nun endlich antworten musste, da bekam sie keinen Ton mehr heraus. Haruka wollte es ihr nicht noch schwerer machen. Sie hatte was sie wollte und das sehr viel früher als erwartet. Kurz hauchte sie dem verunsichertem Mädchen einen Kuss auf die Lippen und lächelte sie dann an. "Ich spring unter die Dusche und zieh mich um", hauchte sie, "Du, meine Schöne, isst in der Zeit etwas!" Sie wartete Michirus Nicken ab und ließ diese dann allein. Es brauchte einige Minuten, bis Michiru sich wieder einigermaßen gefasst hatte. Als sie wieder normal atmen konnte und die Hitze ihren Körper verlassen hatte, ordneten sich auch ihre Gedanken wieder. »Sie hat es gehört...«, sofort wurde sie wieder rot, obwohl niemand sie sah, »Sie hat es wirklich gehört... So etwas kann man nicht einfach wieder zurück nehmen...« Verunsichert und in chaotische Gedanken vertieft, erhob sie sich, um eine Kleinigkeit zu sich zu nehmen. Trotz des Schrecks, der in ihren Gliedern saß, schrie ihr Magen eindeutig nach Nahrung. »Ob sie Hunger auf dieselbe Weise verspürt?« Sie biss einmal in ein Stück Brot und nahm sich einen Pfirsich. »Womit sich erneut die Frage stellt, ob sie überhaupt irgendetwas fühlt wie ein Mensch...« Ihre abwesenden Schritte brachten sie zurück ins Wohnzimmer, wo sie wieder auf die Couch sank. Während sie den Pfirsich aß, tanzten durch ihren Kopf Erinnerungen, sowohl, an diese wundervolle Nacht mit Haruka, als auch daran, wie kalt die Vamipirin, mehr als einmal, in ihrer Gegenwart getötet hatte. Die Angst selbst als solches Opfer zu enden, hatte Michiru nun nicht mehr. Selbst nach dem Biss vor zwei Nächten und den Zweifeln, die auch dieser noch zusätzlich brachte, fürchtete sie nicht mehr, einfach nur ein Opfer zu sein. Dazu gab Haruka sich viel zu viel Mühe ihr etwas Gutes zu tun. Schnell schlich sich ein Lächeln auf ihre Lippen und eine leichte Röte legte sich wieder auf ihre Wangen. Sie sah zum Türbogen, durch den Haruka verschwunden war und legte das restliche Stück Pfirsich auf den Tisch. »Ob ich mal nachsehe wo sie bleibt...?« Kurz verharrte sie noch in ihrer Position, dann erhob sie sich langsam. Schon der erste Schritt machte sie entschlossener und recht zielstrebig suchte sie Harukas Schlafzimmer auf. Vor der Tür zum Bad jedoch zögerte sie. Die Blondine war eindeutig hier, das war klar zu hören, aber scheinbar war sie bereits fertig geduscht und Michiru empfand es irgendwie als peinlich, jetzt einfach hinein zu gehen. "Bist du schon fertig?" fragte sie daher durch die geschlossene Tür. Sie bekam keine Antwort. Stattdessen wurde im nächsten Augenblick die Tür geöffnet und Haruka grinste sie an. "Ja bin fertig. Du kannst also rein, wenn du magst." Michiru stutzte kurz, dann nickte sie und betrat, an Haruka vorbei, das Bad. Diese verließ selbiges nun vollends. "Ich überleg mir mal, was wir gleich machen könnten", grinste sie kurz zurück, "Du weisst ja - nimm dir was du brauchst. Es ist alles da!" Michiru nickte und wieder war sie allein. »Zu langsam«, seufzte sie innerlich, »Sie ist einfach zu schnell.« Sie zog sich das Nachthemd über den Kopf und warf es in den Wäschekorb direkt auf Harukas Klamotten. Durch den dünnen Stoff von Michirus Nachtgarderobe war nicht zu übersehen, wie blutig die Kleidung der Vampirin war. Michiru ignorierte es. Den Ärmel jedoch, welcher unter dieser blutigen Wäsche heraus hing, konnte sie nicht ignorieren. Sie griff danach um ihn zurück in den Korb zu stopfen, als etwas sich davon löste und mit einem klackenden Geräusch auf dem Boden landete. Es war so blutverschmiert, dass Michiru nicht erkannte, worum es sich handelte und deshalb danach griff, um es genauer zu betrachten. Bereits während sie sich aufrichtete erkannte sie, dass es sich um ein Namensschild handelte. "Wo kommt das denn her...?", murmelte sie Gedankenversunken. Ihre Finger wischten das Blut weg und ein kurzes Zittern schoss durch ihren Körper. Es war tatsächlich dasselbe Schild wie auch sie es auf der Arbeit immer hatte tragen müssen. Der Name war ihr nicht wirklich bekannt, doch sie glaubte, es war jener, der vor kurzem mit dem Chef zusammen getöteten Kollegin. Scheinbar hatte es sich am Knopf von Harukas Hemdärmel verfangen. Nur wie war es dort hingekommen? »Sie war da!« schoss es durch Michirus Kopf, »Steht sie etwa in Verbindung mit den Werwölfen?« Sie schluckte. Was hatte sich an ihrer Arbeitsstelle zugetragen? Waren ihr Chef und die Kollegin dem Werwolf wirklich nicht durch Zufall zum Opfer gefallen? Hatte am Ende sogar Haruka etwas damit zu tun? Ihre Gedanken überschlugen sich, während sie beinahe wie ein eingestelltes Uhrwerk ihr Morgenritual abhielt. Doch nicht einmal das, angenehm warme, Wasser der Dusche wollte ihre Gedanken jetzt beruhigen. Was, wenn Haruka die Werwölfe nicht zufällig, durch ihre Rettungsaktion, auf sie aufmerksam gemacht hatte? Wenn eine Absicht dahinter gelegen hatte? Vielleicht war der Wolf sogar eine Art Späher von Haruka... »In alten Vampirgeschichten waren Wölfe immer so etwas wie Wachhunde für die Vampire«, sie trocknete sich ab und bemerkte dabei, daß die Wunde an ihrem Hals nicht mehr schmerzte, »Was, wenn sie es war, die ihn auf meine Spur gehetzt hat...?« Sie ging ins Schlafzimmer, um sich aus dem Schrank einige Kleider zu nehmen. Während sie sich anzog, verwarf sie diesen Gedanken jedoch mit aller Gewalt wieder. Was auch immer Haruka mit diesem Werwolf zu tun gehabt hatte - ganz sicher waren sie keine Verbündeten! Ein kurzer Blick in den Spiegel bekam ihr Einverständnis. So konnte sie sich Haruka zeigen. Bevor sie ging jedoch, kontrollierte sie die Bisswunde an ihrem Hals nochmals genauer. Nicht nur, dass sie nicht mehr schmerzte, sie war auch fast nicht mehr zu sehen. "Erstaunlich...", flüsterte Michiru, "Nach nur 2 Tagen und das bei einer solchen Wunde..." Sie schenkte dem keine weitere Beachtung und schob endgültig Fragen und Zweifel beiseite. Es hatte sowieso keinen Sinn, sich den Kopf zu zerbrechen. Am Ende würde sich alles von allein klären und die Zeit alle Fragen beantworten. Flinken Schrittes ging Michiru ins Wohnzimmer und fand den Raum nur von Kerzen erleuchtet vor. Auf dem Tisch gab es eine kleine Auswahl an Getränken und Knabbereien, es roch herrlich nach Kirschblüte und leise Musik untermalte alles, mit einer Note der Vollkommenheit. Sofort schlug Michirus Herz schneller und ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen. Dieses Lächeln schenkte sie auch Haruka, die gerade die letzte Kerze angezündet hatte und sich zu ihr umdrehte. "Du bist fertig?" fragte sie, obwohl sie längst wusste das Michiru dastand, "Das nenn ich gutes Timing." "Was hast du vor?" grinste Michiru, als Haruka auf sie zu kam. "Wonach sieht es denn aus?" fragte diese und nahm Michirus Hand, "Wir machen es uns gemütlich und reden ein wenig. Unsere Lektionen sollten nicht zu kurz kommen. Es gibt noch sehr viele Dinge, die du nicht weisst oder von denen du eine falsche Vorstellung hast, durch sogenannte Fachliteratur." Sie führte Michiru zur Couch, um es sich dort mit ihr bequem zu machen. Nachdem sie zwei Gläser Wein gefüllt und eines Michiru gegeben hatte, lächelte sie dieser prostend zu. "Ich trinke auf uns und das es bald keine Geheimnisse mehr zwischen uns gibt", sagte sie und nahm einen Schluck. Michiru tat es ihr nach und sah sie erwartungsvoll an. "Soll ich?" schien Haruka etwas verunsichert, "Oder hättest du vorweg ein paar Fragen?" Jegliches Lächeln auf Michirus Lippen erfror. Da waren sie wieder - die Gedanken. Und auch die Tatsachen. "Da wäre tatsächlich etwas...", begann sie zögerlich. Es fiel ihr sichtlich schwer, die richtigen Worte zu finden oder gar nur das Thema anzusprechen, was Haruka äußerst aufmerksam machte. Wachsam studierte sie jede Mimik oder auch noch so kleine Geste ihres Gegenübers und gleich war ihr klar, sie musste einen Fehler gemacht haben. Michiru war misstrauisch und das so deutlich, dass sie sogar genauso deutlich Angst verströmte. Irgendetwas musste das ausgelöst haben und das vor sehr kurzer Zeit. »Sie darf mir jetzt nicht wieder entgleiten!« "Was...ist es denn?" wollte sie schließlich Michiru zum reden ermuntern. Auch weil sie wissen wollte, wo ihr Fehler lag und was sie würde tun müssen, ihn wieder auszubügeln. »Sie ist noch hier - so schlimm kann es also nicht sein!« "Nunja...", begann Michiru erneut zögerlich, "Wie soll ich sagen? Es ist..." Sie schluckte deutlich und suchte nach Worten. Haruka nahm ihre Hand und barg sie in den ihren. "Was lastet dir auf der Seele?" flüsterte sie, "Sag es einfach." Michiru sah ihr in die Augen und begann augenblicklich darin zu versinken. Bevor jedoch Harukas Charme wieder Macht über sie gewann, sprach sie es schnell aus. "Es war ein Namensschild zwischen deiner blutigen Kleidung", kam es fast wie aus der Pistole geschossen, "Eines aus der Bar, in der ich gearbeitet habe..." Jegliche Anziehung war in dieser Sekunde verschwunden und Harukas Blick völlig verändert. "Ein Namensschild?" wiederholte sie seltsam nachdenklich. »Verdammt!«, fluchte sie innerlich, »Wenn sie jetzt nur nicht Verdacht schöpft...« Michiru nickte und Haruka ließ sie nicht aus den Augen. "Ich glaube, es ist das Schildchen der Kollegin, die der Werwolf erwischt hat." Harukas Blick verfinsterte sich ein wenig. »Wenn ihr Vertrauen jetzt bricht, war alles umsonst!« "Warst du dort Haruka?" Nach dieser Frage schien einen Moment lang nicht nur völlige Stille zu herrschen, sondern auch die Zeit still zu stehen. »Jetzt ist es raus«, dachte Michiru halb angespannt, halb erleichtert. »Verdächtigt sie mich wirklich?«, schlich es durch Harukas Kopf, »Selbst wenn nicht, wird sie das sehr schnell tun, wenn ich jetzt nur den kleinsten Fehler mache.« "Bitte sag es mir Haruka", unterbrach Michiru die Stille, die sie einfach nicht mehr aushielt, "Warst du dort, um etwas heraus zu finden? Wenn ja, dann musst du es mir sagen, bitte. Waren es Werwölfe?" Harukas Gesicht hellte sich auf. Ihre angespannten Muskeln lockerten sich. »Sie ist wirklich unschuldig wie ein Kind...und macht es mir so wunderbar einfach!« "Du hast Recht", sagte sie, "Ich war kurz dort um nach brauchbaren Hinweisen zu suchen. Das Schild muss an meinen Klamotten hängen geblieben sein." Michiru nickte verständig. "Hast du denn etwas gefunden?" fragte sie danach. "Nicht wirklich", antwortete die Vampirin, "Die Leichen hatte die Polizei bereits weggeschafft. Bis auf kleine Reste, die überall klebten, gab es da nichts mehr. Einen riesigen Kampf gab es wohl, so zerlegt wie alles war, aber das weist nicht automatisch auf einen Werwolf hin." "Und die 'kleinen Reste' von denen du sprichst?", presste Michiru hervor. Sie war deutlich blass geworden und ihre Stimme ließ darauf schließen, dass ihr gleich schlecht würde oder es ihr schon übel war. "Die Reste?" wiederholte Haruka. Michiru nickte. "Was ist mit denen? Sprechen die nicht für einen Werwolf?" Michiru klang mehr als gequält. "Die schon", bestätigte die Blondine, "Kann aber auch ein völlig irrer Massenmörder gewesen sein. Was allerdings nicht sehr wahrscheinlich ist." »Bitte lass es sie glauben. Mehr als ein Problem wäre damit aus der Welt geschafft!« Haruka spürte, wie das Tier in ihr langsam wieder nach vorn drängte. Das Blut war zu wenig nach all der Verschwendung ihrer Energien, in der letzten Nacht und nach dem heutigen Abend, der sie zu oft Instinkt und Sinne dieses Tieres zu nutzen zwang. So oft, dass es schon sehr bald wieder schwer werden würde, sie zu ignorieren, oder gar zurück zu drängen. Es fiel ihr schon schwer, Michiru nichts spüren zu lassen. Die jedoch schien wirklich zufrieden mit Harukas Antworten. Sie hing noch kurz in ihren Gedanken, dann sah sie Haruka an und lächelte. "Dann lass uns jetzt die Nacht genießen, ja?", sagte sie leise, "Ich bin neugierig was für Lektionen es noch gibt." »Doch sollte ich diese heute besser mit Bedacht wählen«, war das einzige, was der Vampirin nun noch ein wenig Sorgen bereitete. "Ganz wie du wünscht", hauchte sie Michiru entgegen, "Dann will ich dir von den ganz Alten erzählen...", ihre Augen bekamen einen seltsamen Glanz und ihre Stimme sank ab, "...von den Ersten - lange vor Beginn der menschlichen Zeitrechnung." Michirus Augen weiteten sich. Das schien sie sehr zu interessieren, denn sie rückte etwas an die Blondine heran und sah sie gespannt an. "Der Älteste, den ich persönlich kannte, war einer der uralten Inkakolonien", fing Haruka darum an zu erzählen, "Er hatte also schon einige Jahrtausende hinter sich, aber es gab und gibt noch Ältere - sagt man." "Solltest du nicht besser die Dinge berichten, von denen du sicher bist, dass sie auch so waren?" wurde Haruka da unterbrochen. Doch es war nicht Michiru gewesen. Es war eine fremde Stimme, die durch den Raum hallte. Eine weibliche zwar, aber eine Fremde. Zumindest für Michiru. Haruka kannte sie ganz sicher, denn sie fuhr sekundenschnell herum und war sichtlich geschockt. Aus einem Schatten in der Ecke der Musikanlage trat eine junge Frau. Sie hatte feuerrote Locken, welche ihr bis weit über die Hüften reichten und war höchstens 5 Jahre älter als Michiru - wenn sie ein Mensch war. Das war sie offensichtlich nicht, wie ihre nächsten Worte sehr deutlich machten. "Warum erzählst du ihr nicht von Dingen, die du selbst erlebt hast?" fragte sie ein wenig lauernd, "Von den Dingen, die wir beide zusammen erlebt und getan haben? Drei Jahrhunderte sollten doch etwas bieten, das es dir wert ist, zu erzählen..." Michiru schluckte. Obwohl die fremde Vampirin sie nicht beachtete und sich völlig Haruka zuwand, fühlte sie sich plötzlich seltsam beklemmt. Es fiel ihr schwer zu atmen, sich zu konzentrieren oder zu kontrollieren. Angst stieg in ihr hoch. Angst die schnell schlimmer wurde und dann wusste sie auch warum. Es war Haruka! Die blonde Vampirin und ihre Reaktion auf die Andere. Sie schien nicht nur äußerst überrascht von deren Auftauchen, sondern mehr als unangenehm überrascht. Fast so, als würde sie lieber alles in Kauf nehmen - nur nicht die Gesellschaft dieser Vampirin. Jedes bisschen Selbstherrlichkeit und Hochmut war verschwunden. Die Blondine wirkte verunsichert und zwar nicht, als könne sie nicht glauben, was sie sah. Sie wirkte, als hätte sie genau gewusst, dass dieser Moment kommen würde und war nun doch davon überrumpelt worden. Michirus Blick heftete sich auf die Rothaarige. Die stand nun direkt bei ihnen an der Couch und grinste Haruka breit an. "Willst du mir deine kleine Freundin nicht vorstellen Haru-Darling?" säuselte sie und verschränkte die Arme vor der Brust, "Sie duftet ja noch verführerisch menschlich. Neu? Oder ein kläglicher Versuch, unser Scheitern zu widerlegen?" Haruka warf Michiru einen kurzen Blick zu und diese erkannte sofort, dass es gleich sehr unangenehm werden würde. Mehr als offensichtlich kannte die Rothaarige Dinge von Haruka, mit denen diese lieber nicht konfrontiert wurde und noch deutlicher zeigte sie, dass sie hier war, um genau diese auszusprechen. »Eine offene Rechnung?« fragte Michiru sich. Der Gedanke war wenig beruhigend, denn eine Auseinandersetzung zwischen Vampiren ging sicher nicht mit Worten einher. "Was willst du hier Ayame?" Michiru wurde aufmerksamer. Den Namen hatte sie nie zuvor gehört, doch allein Harukas Stimme zeigte mehr als deutlich, dass sie wachsam sein musste. Die Blondine war nicht nur wenig erfreut über Ayames Auftauchen, sie klang auch mehr als angriffslustig. Einem Kampf zwischen diesen beiden Kreaturen zu nahe zu kommen, war nicht ungefährlich und diesen Kampf befürchtete Michiru. Völlig egal, wie dieser Kampf verlaufen oder ausgehen würde - für sie hätte es nichts Gutes zur Folge. Die Rothaarige lachte hell. "Oh Haru du hast dich kein bisschen verändert", grinste sie danach, "Wer einmal dein Missfallen erregt, hat für immer verspielt, hm?" Sie sah zu Michiru, welche auf einen Sessel zurückgewichen war. "Ist sie bei dir auch so nachtragend? Oder sieht sie dir deine Schwächen nach, weil sie dich beeindrucken und erobern will?" "Lass Michiru aus dem Spiel!" sprang Haruka auf und versperrte Ayame den Blick auf diese. Und wieder lachte die Rothaarige hell. "Michiru heißt sie also?", sie drehte sich weg und machte ein paar kleine Schritte, "Weißt du Haru - vielleicht sollte ich Michiru mal erzählen, wer und was du wirklich bist!" "Ich weiß, dass sie ein Vampir ist", erhob Michiru sich und bekam dafür einen sehr bösen Blick von Haruka. Sofort sank sie eingeschüchtert zurück in den Sessel. Ayame lachte wieder. Sie sah Haruka fast mitleidig an und grinste: "Ich sehe, du hast ihr all die kaltblütigen Morde verschwiegen. Oder, dass nicht nur die Zigeuner dich als unberechenbare Bestie bezeichnet haben Jahrhunderte lang?" Michiru zuckte zusammen und sah sofort Haruka an. Die drehte ihr den Rücken zu, doch war deutlich zu sehen wie wenig ihr diese Offenbarung gefiel. »Unberechenbare Bestie? Kaltblütige Morde? Spricht sie vom töten des Blutes wegen oder wirklich von Mord?« Michiru schluckte und bevor weitere Fragen aufkamen, bekam sie Antworten. "Es ist besser du schweigst Ayame. Das gehört nicht hierher!" Harukas Stimme war eiskalt und drohend. So kalt, dass es Michiru Angst machte und so drohend, dass sie das Schlimmste befürchtete. Ayame jedoch ließ sich überhaupt nicht beeindrucken. Sie ging wieder langsam auf Haruka zu und grinste frech. "Nicht hierher?", ein kurzes Lachen, "Wohin sonst, wenn nicht hierher? Haben wir nicht gemeinsam eine ganze Familie, während einer Geburtstagsfeier, mit vielen Gästen ausgelöscht um dieses Haus hier für uns zu bekommen? Und du teilst es jetzt mit einem Menschen?" Michiru hatte kaum Zeit geschockt zu sein. Der nächste große Schreck folgte direkt darauf. Haruka sprang Ayame an. Wie ein Löwe auf der Jagd hechtete sie in deren Richtung, um sie von den Füßen zu reißen, doch sie verfehlte. Nicht nur Michiru war fassungslos, auch Haruka, als Ayame direkt hinter Michiru auftauchte, sie in den Haaren packte und ihren Kopf nach hinten riss. "Miststück!" zischte Haruka mit glühendem Blick, was von Michirus Schrei übertönt wurde. Ayame leckte demonstrativ ein Stück von Michirus Hals hinauf, über ihre Wange, riss dann den Mund auf und zeigte lachend, dass sie zubeißen würde. Doch als Haruka in der nächsten Sekunde bei ihnen stand, ließ sie sofort los und zog stattdessen ihre Krallen blitzschnell über deren Oberkörper. Die Blondine schrie schmerzvoll auf und Michiru bekam einige Blutspritzer ab. Fassungslos starrt sie Haruka an, welche sich an die Brust fasste. Unter ihrer Hand färbte ihr weißes Hemd sich in unglaublicher Geschwindigkeit tief rot. Ayame lachte belustigt. "Das war erst der Anfang Haruka!", ihre Stimme klang drohend und ließ keinerlei Zweifel aufkommen, "Ich hatte dich für klüger gehalten! Es ging mir gar nicht um deine kleine Freundin. Ich hätte ihr nichts getan. Noch nicht! Das heute ging nur um dich, meine Liebe. Jetzt weiß ich sicher, dass sie deine Schwachstelle ist!" Sie lachte triumphierend. "Du bist schlimmer, als ich es je war", zischte Haruka, was Ayame ein weiteres Lachen entlockte, "Und fragst dich noch immer, warum unsere Wege sich getrennt haben, blind wie du bist!" "Ich bin ganz und gar nicht blind Haruka", war die Rothaarige plötzlich ernst und ihre Stimme völlig ruhig, "Ich sah und sehe sehr viel mehr, als du je sehen wirst. Nicht die Angst vor mir hat dich fortgetrieben. Es war die Angst vor dir selbst!" Sie sahen sich einige Sekunden genau in die Augen ohne ein Wort zu sagen. Michiru konnte klar erkennen, dass sie mal ein eingespieltes Team gewesen sein mussten, perfekt aufeinander abgestimmt, sich immer ergänzend. Trotz der jetzt abwehrenden Haltung beider und der drohenden, kalten Worte - sie waren noch immer eine Einheit. Nach einigen Sekunden drehte Ayame sich einfach um und verschwand ohne ein weiteres Wort. Haruka regte sich weiterhin nicht und schließlich traute Michiru sich aufzustehen. In genau dem Moment ging die Blondine in die Knie. "Haruka!" rief Michiru besorgt und war sofort bei ihr, "Geht es dir gut?" "Sie hat mich härter erwischt als alles andere, seit vielen Jahrzehnten", presste diese angeschlagen hervor, "Das lässt sich leider nicht so ohne weiteres heilen und bereitet wirklich Schmerzen, muss ich zugeben." Michiru half ihr auf die Couch. "Wer war sie?" wollte sie dann von Haruka wissen. Ihr Blick wanderte auf die Stelle, an der Ayame verschwunden war. Sie schien sehr mächtig und sehr böse zu sein. So böse, dass nur der Gedanke an sie eine Gänsehaut über Michirus Rücken laufen ließ. "War sie deine Freundin?" "300 Jahre lang war sie meine Partnerin, ja", lachte Haruka leise, doch es klang abfällig und verbittert, "Obwohl sie viel mehr war, als eine Partnerin. Sie hat mich erschaffen!" Sie sah Michiru in die Augen und die erkannte sofort, dass die Vampirin Ayame bereute. Mehr, als sie je etwas bereut hatte, in ihrer gesamten Existenz. Und zwar nicht nur ihr erneutes Auftauchen, sondern jede Sekunde, welche diese Beiden sich kannten. Kapitel 16: Ein großes Opfer ---------------------------- 16. Ein großes Opfer Der Blick hielt lange, ebenso wie die Stille. Keine von beiden fand im Moment die Worte oder den Mut sie zu brechen. Haruka fürchtete die Reaktion auf die Wahrheit, die Michiru nun, mehr oder weniger, kannte und diese fürchtete, daß Haruka wirklich eine unberechenbare Bestie war und alles somit vielleicht doch nur ein böses Spiel von ihr. Bis die Vampirin mit einem Schmerzlaut zusammen zuckte und beinahe von der Couch fiel. "Sei vorsichtig!" fing Michiru sie gerade noch ab, "Du hast wohl doch mehr abbekommen als ich dachte, hm?" Sie sah Haruka sanft an und ein kleines Lächeln erschien auf ihren Lippen. "Du...hast jetzt keine Angst vor mir, oder?" fragte die Vampirin zögernd. Michiru holte einmal tief Luft. "Ein wenig", gab sie einige Sekunden später zu, "Aber ein wenig Angst hatte ich immer vor dir, oder nicht?" Es dauerte noch einen Moment, bis Haruka sich ihrem Lächeln anschloss. "Damit kann ich leben", sagte sie und musste sofort grinsen, "Naja leben ist vielleicht ein wenig übertrieben." Nun mußte auch Michiru grinsen. "Das ich ab jetzt aber mehr Fragen haben werde, ist dir klar?" lachte sie. "In der Tat", bestätigte Haruka und schloss sich an. Lange jedoch hielt es nicht, denn das Lachen verursachte deutliche Schmerzen. "Verdammter Mist!" fluchte die Vampirin und krümmte sich leicht. Als sie danach wieder aufsah, bemerkte sie gleich Michirus skeptischen Blick. "Vielleicht sollte ich mir das besser mal ansehen", brachte sie hervor, "Scheint ziemlich schlimm zu sein." "Wenn du unbedingt willst", ergab Haruka sich direkt, "Nur wirst du nichts tun können." "Wieso das nicht?" blinzelte Michiru irritert. "Weil Ayame weiss was sie tut", erkärte die Blonde lapidar und erlöste mit einer angedeuteten Handbewegung das Hemd von sämtlichen Knöpfen, "Sie ist wie ich - nicht einfach nur ein Vampir. Verstehst du?" Michiru blickte auf die blutigen Striemen vertikal über Harukas Oberkörper und schluckte. Mehr als ein Nicken zur Antwort brachte sie nicht zustande, denn die Wunden sahen übel aus. Ein Mensch hätte sicherlich solch böse Schmerzen, daß er vielleicht sogar das Bewußtsein verlieren würde. Das waren nicht die Verletzungen von Fingernägeln, sondern von Krallen. Messerscharfen, tödlichen Krallen. "Wie...?" wollte Michiru fragen, doch brach ab als sie auf sah. Haruka sah ihr direkt in die Augen. "Ich wollte dir von den Uralten berichten", lächelte sie leicht gequält, "Sie...ist eine davon..." Michiru schnappte nach Luft. Ihr Blick wanderte wieder auf die Wunden, dann zurück zu Harukas Gesicht. "Eine Uralte also?" wiederholte sie halblaut, "Und ihr seid 300 Jahre ein Paar gewesen, nachdem sie dich zum Vampir gemacht hat?" "Nicht ganz...", gab die Blonde etwas widerwillig zu. »Warum es verschweigen? Auch das hat Ayame ja netterweise angesprochen. Sie wird sowieso irgendwann fragen«, dachte sie sarkastisch. "Wir...", sie atmete tief, obwohl sie das ja eigentlich gar nicht mußte, "...waren schon voher ein Paar. Jetzt weisst du es!" Michiru sah sie durchdringend an. Haruka wartete, denn sie wußte, daß Michiru falsch verstanden hatte. "Wiedergutmachung für euer Scheitern...?" murmelte die vor sich hin. Dann jedoch riss sie die Augen auf und Erkenntnis machte sich in ihnen breit. Haruka lächelte matt und deutete dabei ein minimales Nicken an, als Antwort auf die Frage an, die Michiru erst noch stellen wollte. Trotzdem mußte diese sich einfach vergewissern. "Du bist...freiwillig zum Vampir geworden?" hauchte sie und Harukas Nicken hielt an. Michiru war so fassungslos, daß sie immer wieder etwas sagen wollte, es aber dann doch nicht tat. Sie bekam weder Worte, noch Gedanken geordnet, wußte nichtmal, ob sie sitzen bleiben oder aufstehen sollte, Haruka ansehen oder besser doch nicht... "Ich hatte sowieso keine Wahl", wollte Haruka sie aus dieser Lage befreien, "Die Verpflichtungen der Sippe waren bindend. So habe ich wenigstens meinen freien Willen behalten können und die Kindheit meines Vampirdaseins nicht an der Seite eines Meisters verbracht." Die Bedeutung dieser Worte wurde ihr jedoch erst klar, nachdem sie sie ausgesprochen hatte. "Jedenfalls dachte ich das...", schob sie kaum hörbar nach. Michiru sah sie an. "Sieht so aus, als wären wir beide betrogen worden", sagte diese sanft, "Scheint, als gehöre es dazu, wenn man sich verliebt." Sie legte ihre Hand auf Harukas Wange und lächelte liebevoll. "Ich versorg jetzt erstmal deine Wunden. Leg dich hin." Sie erhob sich und verschwand ins Bad. Als sie mit Tüchern und Verbandszeug wiederkam, lag Haruka auf der Couch. Michiru hockte sich neben sie und grinste sie an. Die Blondine verschränkte gemütlich die Arme hinter dem Nacken und grinste frech. "Na dann verarzte mich mal", klang es fast belustigt, "Ist mein erstes Mal." Ihr Grinsen wurde breiter. Michiru jedoch ließ sich kein bisschen beeirren und zückte eine große Schere. "Was hast du denn damit vor?", war Haruka plötzlich gar nicht mehr selbstherrlich, "Sowas gehört aber nicht ins Erste-Hilfe-Set." "Soll ich das etwa durchbeissen?" fragte Michiru und durchtrennte den dünnen Strang Stoff, welcher den ansonsten ziemlich zerfetzten BH, zwischen Harukas Brüsten, noch zusammen hielt. Durch das viele Blut allerdings, blieb der dünne Stoff an ihrer Haut kleben. Vorsichtig zog Michiru ihn erst ab und danach unter Harukas Körper heraus. Dann besah sie sich die Wunden zum ersten Mal als ganzes und wurde blass um die Nase. "Sieht aus, als hätte dich eine Löwin erwischt", schluckte sie. "Wohl eher ein ausgewachsener Tiger", spieh die Blondine beinahe hervor, "Die wissen auch Elemte zu nutzen, die ihnen eigentlich nicht zu eigen sind!" "Egal als was du sie siehst", sagte Michiru fest und begann das Blut von Harukas Oberkörper zu waschen, "Dein Blick für sie wird nie klar sein, nach so vielen gemeinsamen Jahren. Aber sie ist sehr gefährlich, was sofort zu spüren war - also erzähl mir jetzt bitte, was ich wissen muss!" Haruka blinzelte sie an und zog eine Augenbraue hoch. "Das mit Ayame und mir ist 200 Jahre her. Es hat keine Bedeutung mehr", sagte sie dann trotzig und sah an die Decke. Michiru sah sie an und mußte plötzlich lachen. "Denkst du, mich interessieren deine Bettgeschichten mit ihr?", fragte sie, "Ich will wissen, wo und wie du sie kennen gelernt hast, warum du dich freiwillig hast beissen lassen und vor allem, wer genau sie ist!" Haruka sah sie wieder an. "Es wäre auch gut zu wissen, wie und warum ihr euch getrennt habt", sagte Michiru und sah sie ebenfalls kurz an, um sich dann aber wieder auf die Wunden zu konzentrieren, "Am Ende will sie dich zurück und ich hab eine Jahrtausende alte Vampirfurie im Genick." "Du nimmst das ziemlich locker", stellte die Blondine fest, "Ich meine, sind Menschen für gewöhnlich nicht eifersüchtig in solchen Situationen?" "Wenn du sie wolltest wärst du nicht bei mir und seit 200 Jahren von ihr getrennt", gab Michiru direkt zurück, "Eifersucht braucht auch Gründe." "Und starke Gefühle, hm?" Michiru beendete ihre Tätigkeit, so seltsam hatte Harukas Stimme geklungen. Als sie zu ihr rübersah, lächelte diese bitter. »So habe ich sie noch nie gesehen«, dachte Michiru, »Dahinter steckt mehr!« "Ja", sagte sie nach kurzem Zögern, "Sehr starke Gefühle. Meistens ist es Liebe und die Angst diese Liebe an jemand anderes zu verlieren. Aber manchmal sind es auch schlimme Gefühle, wie Neid oder sogar Hass. Mit dieser Art von Eifersucht tun Menschen schlimme Dinge." "Dessen bin ich mir bewusst", gab Haruka zurück, "Kaum ein Lebewesen ist grausamer als der Mensch. Darum hing ich auch so wenig an meiner, sogenannten, Menschlichkeit. Aus Hass tun Menschen weit Schlimmeres als töten." "Menschen töten auch aus Liebe", warf Michiru ein und säuberte weiter die Wunden, "Oder opfern ihr Leben dafür..." Haruka hatte verstanden. Es ging Michiru nicht darum, was Haruka und Ayame 3 Jahrhunderte beieinander gehalten hatte oder was sie Schlimmes getan hatten in dieser Zeit. Sie wollte einfach nur den Feind kennen und Ayame war ihr Feind. Sie war zurückgekommen, um sich zu revanchieren für den Verrat, den Haruka, ihrer Meinung nach, an ihr begangen hatte und sie hatte bereits ausgesprochen, daß Michiru ihr erstes Ziel sein würde. "Also gut", sagte Haruka schließlich, "Du sollst deine Antworten bekommen." Michiru hielt kurz inne, sah aber nicht auf. Als Haruka dann weiter sprach, machte auch sie weiter. "Ayame ist eine der Uralten, wie ich schon sagte. Sie entstammt dem Inkavolk. Aber sie ist nicht irgendwer. Sie ist die erste Inka-Prinzessin. Vor fast 5000 Jahren hat ihr Volk sie den Vampiren geopfert, um Ernte und Kinder zu retten." "Die Ärmste", unterbrach Michiru ihre Arbeit wieder. Sie legte das Tuch beiseite und griff zum Verband. "Sie war damals gerade 18 und..." "Achtzehn?" ließ Michiru sie nicht weiter reden, "Sie sieht älter aus." "Mag sein", sprach die Vampirin weiter, obwohl sie merkte, daß Michiru mit Verband und Wunden scheinbar Probleme hatte, "Aber sie war wirklich gerade 18. Dieser Vampir und sein Gefolge haben eine Dienerin aus ihr gemacht. Fast 3000 Jahre lang war sie eine Leibeigene, die sich von Tieren ernähren musste. Sie wurde geschändet und gequält, so lange, bis sie ihren Herrn und Meister getötet hat, um ihm endlich nicht mehr zu Willen sein zu müssen." "Verdammt so geht das nicht", fluchte Michiru da leise. Sofort nahm sie sich aber wieder zusammen. "Eigentlich müßte sie einem leid tun", sagte sie und widmete sich wieder den Verletzungen, die erneut zu bluten begonnen hatten, "Kein Wunder das so viel Zorn in ihr steckt." "Du bist zu gutherzig, weisst du das Michi?" »Und genau darum auch so erschreckend verlockend...« "Sie hat Schlimmes erleben müssen und es war nicht fair, aber es ist nicht mehr zu ändern. Sie ist nicht mehr die gequälte Seele von damals. Sie ist böse. Viel böser als der, der sie geschaffen hat!" "Sogar zu böse für dich?" Michiru sah sie an und Haruka begegnete dem Blick. "Ja", kam es dann bitter über ihre Lippen, "Auch für mich zu böse. Sie ist eine Gefahr für jeden - ausser sich selbst!" Michiru nickte verständig und sah dann leicht abwesend wieder auf Harukas zerschundenen Körper. Die Gedanken an Ayame ließen sie eindeutig nicht los, denn sie sprach und bewegte sich recht langsam. "Du hattest Recht. Egal was ich tue, ich kann es nicht verbinden, weil es immer wieder anfängt zu bluten." "Ich hab es dir doch gesagt", lächelte Haruka und legte ihr die Hand auf die Wange, "Ich brauche Blut damit ich es heilen kann, verstehst du?" "Aber...?" blinzelte Michiru ungläubig, "So kannst du nicht in die Nacht hinaus. Du bist schwer verletzt! Wenn nun der Werwolf auftaucht?" Haruka lachte amüsiert, was sie auch wieder zu dem einen oder anderen kurzen Schmerzlaut brachte. "Genau das hat Ayame damit bezweckt", erklärte sie Michiru, "Sie weiss genau, dass erst der Tagesschlaf mich genug heilen wird, damit ich wieder jagen und mich somit heilen kann. Es ist ein Test von ihr." "Ein Test?" wiederholte Michiru und sah die Blonde fragend an. Zuerst hatte sie nicht begriffen, doch in der Sekunde verstand sie. Ihre Augen weiteten sich und eine Art ungäubiges Entsetzen machte sich darin breit. "Sie wollte das du mich beisst", kam es schließlich von ihr, "Sie hat dir jede Wahl genommen und mich dir ausgeliefert!" "Das war ihr Plan", bestätigte Haruka, "Jedoch habe ich heute bereits gejagt - was sie nicht weiss - und so kann ich meinen Hunger sehr gut kontrollieren." »Nur will ich ihn überhaupt kontrollieren....?« Michiru nickte gedankenversunken. Ihr Blick heftete sich wieder auf die Wunden und sie wischte nochmals das Blut weg. "Das heisst, es bleibt alles so bis du das nächste Mal Blut trinkst?" fragte sie, "Aber...die Nacht ist nichtmal halb vorbei und du hast Schmerzen..." "Die Schmerzen werden verschwinden beim Tagesschlaf", versicherte Haruka lächelnd, "Und die restliche Nacht muß ich halt liegen bleiben und mich schonen." "Aber nicht hier auf der Couch", erhob Michiru sich, "Dann rüber ins Bett. Dort kann ich dich besser versorgen und du musst nicht nochmal aufstehen für den Tagesschlaf." »Nanu?« Die Vampirin zog eine Augenbraue hoch. »Was für ein bestimmter Ton. Liegt ihr wirklich so viel an meinem Wohl?« Sie erhob sich vorsichtig, wobei Michiru ihr behilflich war. Haruka wollte das nicht zulassen, doch das ließ Michiru nicht zu. Bis ins Bett half sie der großen Blondine, was diese eigentlich auch genoss. Sie war nicht angewiesen auf die Hilfe, aber es war eben Michiru, welche ihr da so hartnäckig unter die Arme griff. Dieses engelsgleiche Wesen von dem Haruka sich wünschte, nur ein winziges Stück wie sie zu sein. Deren reines, unschuldiges Wesen ihr den Verstand geraubt hatte und die sie um jeden Preis vom ersten Moment an hatte besitzen wollen... "Kann ich denn wirklich gar nichts für dich tun?" unterbrach Michiru ihre Gedanken, "Ich meine nur - hin und wieder mal das Blut abwischen ist nicht unbedingt eine Hilfe in dieser Situation." Und wieder dieser abwesende Blick. »Dieser Blick will mir so gar nicht gefallen«, dachte Haruka. "Du musst es nicht abwischen", sagte sie dann, "Lass es wie es ist. Bind irgendwas drum und das reicht bis morgen Nacht." Michiru sah sie an und wirkte noch einen Moment in Gedanken versunken. Dann jedoch schien sie wieder zu sich zu finden. Mit einem Seufzen griff sie erneut zum Verband und setzte sich zu der Blondine aufs Bett. "Also gut", seufzte sie nochmals, "Eine andere Wahl habe ich wohl nicht." Haruka empfand ihre Aussage irgendwie merkwürdig, wußte aber nicht genau warum. Wahrscheinlich war es der Tonfall gewesen. Irgendetwas beschäftigte Michiru. Als würde sie innerlich mit sich selbst hadern. Sie verband Harukas Wunden sorgsam so gut es ging. Diese ließ sie dabei nicht eine Sekunde aus den Augen. »Was wenn ihr nun doch alles zu viel wird? Wenn ihr Mißtrauen immer größer wird? Ich muß wachsam sein und zur Not in Kauf nehmen, es gegen ihren Willen zu tun.« "Fertig", lächelte Michiru sie an, "So gut wie möglich zumindest." Haruka zuckte leicht zusammen, denn sie fühlte sich irgendwie ertappt. »Schlechtes Gewissen?« fragte sie sich selbst, »Seit wann denn sowas? Oder doch einfach nur Angst aufzufliegen?« Ihr Gegenüber jedoch schien nichts dergleichen im Kopf zu haben. Völlig unbefangen rutschte sie an Haruka heran und fragte: "Erzählst du mir noch ein wenig oder beschränken wir uns auf einen Film?" "Würdest du denn gern noch etwas wissen im Augenblick?" stellte die Vampirin eine Gegenfrage. "Da ist einiges, das ich gern wissen würde", gestand Michiru, "Aber ich wüsste grad nicht, was ich gern zuerst fragen mag." "Dann überleg mal", grinste Haruka. Ein etwas ungutes Gefühl hatte sie dennoch. Wer wusste schon, was für Fragen Michiru stellen würde? Sie war sehr wachsam und nahm vieles wahr, was andere übersahen.. Und genug Gründe für sie, Haruka zu misstrauen, gab es auch. »Vielleicht sollte ich dieses Spiel einfach beenden. Jetzt und hier ist sie mir sicher - wer weiss, wie lang das noch so bleibt. Ganz besonders wo das Biest Ayame jetzt ihre Finger im Spiel hat.« "Wie hast du Ayame kennengelernt?" riss Michiru sie aus ihren Gedanken, "Ich meine, wie hast du dich in sie verliebt?" Haruka blickte sie an. "Sie war eine reiche Gutsbesitzerin zu meiner Zeit", begann sie nach kurzem zögern, "Die Zigeuner wussten, daß sie Magie beherrschte, nicht aber, daß sie ein Vampir war. Viele aus den Sippen fürchteten sie. Darum war ich es auch, die sie immer beliefern musste. Sie züchtete Pferde und niemand lieferte damals bessere Pferde als die Zigeuner." "So hast du sie also kennengelernt?" Haruka nickte. "Irgendwann kam sie zu mir. Ich war dabei die neuen Pferde in den Stallungen unterzubringen. Sie...hat mich gefragt, warum ich mich wie ein Mann geben - und ob mir Frauen gefallen würden." Sie musste tatsächlich etwas lachen. "Versteh mich nicht falsch, ich bin kein Kind von Traurigkeit und war es auch damals nicht. Aber es war das 15. Jahrhundert. Zudem war sie eine Fürstin und ich ein dreckiger Zigeuner. Selbst wenn ich ein Mann gewesen wäre, hätten sie mich dafür ausgepeitscht oder sogar hingerichtet. Ich wusste also nicht zu antworten und sie ließ ihr Kleid fallen. Vollkommen nackt stand sie vor mir im Heu und fragte, ob mir gefallen würde, was ich sehe." Sie suchte Michirus Blick. "Es hat dir gefallen", grinste diese. Haruka nickte. "Das hat es. So wie mir alles gefiel, was sie die darauf folgenden 3 Stunden mit mir tat", ihr Blick wurde seltsam glasig, "Sie hat mich gerettet und mich dann verdammt!" Danach schwieg die Blondine. Michiru sah sie an. »Da ist noch viel mehr«, war sie sich sicher, »Das Ayame ausgerechnet jetzt hier auftaucht ist kein Zufall...« Sie wollte fragen, doch wieder zuckte Haruka unter Schmerz zusammen. "Lass mich sehen", wollte Michiru direkt die Bettdecke heben. Haruka hinderte sie daran. "Es geht schon wieder. Zieht zwischendurch nur etwas." "Stell dich nicht so an und lass mich sehen!" befahl Michiru und gewann damit. "Schon wieder alles durchgeblutet. So gehts nicht Haruka", seufzte sie, "Wir müssen etwas tun." "Wie wärs mit früher schlafen?" kam es als Vorschlag, doch Michiru schüttelte den Kopf. "Du siehst schlecht aus. Es macht dir immer mehr zu schaffen, habe ich das Gefühl." "Ihre verliere Blut", lächelte Haruka und schien das noch lustig zu finden, "Auch ich habe nicht endlos viel davon." "Bist du sicher das du durchhälst bis morgen Nacht?" fragte Michiru weiter, "Und das du dann kräftig genug bist...dir Nahrung zu beschaffen?" "Ich habe 500 Jahre durchgehalten", gab die Vampirin zurück, "Und auch das wird mich nicht schaffen!" Und da war er wieder, dieser seltsame Blick. Haruka erkannte Angst und Zweifel, auch widerum eine gewisse Enschlossenheit. »Tu es jetzt oder du verlierst sie!« Ihre Zunge fuhr über einen ihrer Eckzähne. »Sie ist dein und es wird die Wunde heilen, also zöger nicht länger!« Ihre Lippen öffneten sich ein Stück weiter und ihr Blick haftete auf Michirus Hals. "Nimm mein Blut!" Die Vampirin schüttelte sich leicht und sah Michiru fassungslos an. "Wie war das?" Michirus Entschlossenheit war augenblicklich verschwunden. Sie senkte beschämt den Blick und wirkte beinahe verschüchtert. Nur scheu sah sie Haruka an und ihre Worte waren ganz leise. "Nimm mein Blut!" »Sie gibt es mir freiwillig!?« "Das ist kein Spiel Michiru", sagte sie ernst, "Ich habe dir vor ein paar Stunden schon gesagt, daß es zu früh wäre und ich die Folgen nicht absehen kann..." "Das ist mir egal", sprang Michiru energisch auf, beruhigte sich aber sofort wieder, "Verstehst du nicht? Wenn ich morgen aufwache und du nicht mehr da bist, dann...dann..." Sie brach ab und setzte sich wieder zu Haruka aufs Bett. "Ich will dich nicht verlieren Ruka..." Ihre gehauchten Worte waren geschwängert von Sehnsucht und Angst und Tränen drängten in ihre Augen. "Michiru...", mehr brachte die Vampirin nicht heraus. »Sie hat Recht. Ich würde es sowieso nicht bis morgen Abend aushalten und vorher über sie herfallen«, ihre rechte Hand formte sich unter der Decke zur Faust, »Nimm ihr Angebot an!« "Du weinst meinetwegen?" fragte sie, wähend die Faust sich wieder entspannte. Michiru sah ihr genau in die Augen. "Ich habe doch gesagt, dass ich dich liebe..." »Tu es einfach!« schrie jetzt alles in Haruka. "Michi...", hauchte sie und setzte sich auf. Sie unterbrach den Blick nicht, legte ihr nur sanft den Zeigefinger unters Kinn. "Es wird anders sein als beim letzten Mal. Du wirst alles spüren." Ihre geflüsterten Worte schreckten Michiru nicht. Sie schien Haruka voll und ganz zu vertrauen und fest entschlossen. Sanft zog die Vampirin sie zu sich heran und berührte zärtlich ihre Lippen mit den ihren. Sofort schloss Michiru die Augen und öffnete ihren Mund willig für einen leidenschaftlichen Kuss. Irgendwann löste Haruka sich von ihren Lippen, küsste ihre Wange und langsam weiter Richtung Hals. Michiru schlang die Arme um sie und atmete hörbar. Sie genoss Harukas Zärtlichkeit, doch auch die Angst vor dem Schmerz war deutlich zu hören. Als die Vampirin die Stelle mit dem fast verheiltem Biss erreichte, zuckte Michiru merklich zusammen und hielt kurz angespannt den Atem an. "Klammer dich ganz fest an mich", hauchte Haruka ihr ins Ohr, "Es wird den Schmerz erträglicher machen." In der nächsten Sekunde biss sie zu. Michirus Fingernägel krallten sich in Harukas Schultern und ein fester Biss in eine derselben dämpfte den kurzen Schmerzensschrei. In der Sekunde des Bisses war der Schmerz so unglaublich, daß Michiru sich nur noch von der Ursache wegdrücken und flüchten wollte. Sofort war jedoch klar, dass es unmöglich war und so bohrten ihre Fingernägel sich in Harukas Fleisch. Nach schier endlosen Sekunden fürchterlichen Schmerzes war dieser urplötzlich verschwunden. Michirus Körper entspannte sich. Sie ließ Haruka los und legte den Kopf weiter auf die Seite. Ihre Finger glitten langsam abwärts, zogen dabei den Verband ein Stück mit und legten sich auf Harukas Hüften. Unter dem verrutschten Verband schauten einige fast vollständig verheilte Kratzer hervor. Und mit jedem Schluck Blut den die Vampirin trank, heilten die Wunden mehr und Michiru verfiel ihr ein weiteres Stück. Kapitel 17: Instinkte --------------------- 17. Instinkte Als Michiru erwachte fühlte sie sich seltsam benommen. Ihr Bewußtsein schien sich zu weigern, die Realtität anzunehmen, obwohl sie gleich wußte, wo sie sich befand. Kurz sah sie sich um und vergewisserte sich, daß Haruka wirklich nicht neben ihr lag. Wie erwartet war diese schon unterwegs zur Jagd. Ein kurzes, seltsames Lächeln huschte über Michirus Lippen und sie sprang aus dem Bett. Mittlerweile kannte sie sich gut genug aus in Harukas zu Hause und so fand sie schnell, was sie suchte. Wie die Blondine es angestellt hatte, dass sämtliches, was an Kleidung vorzufinden war, auch Michirus Größe hatte, fragte sie sich schon lange nicht mehr. Harukas Macht war enorm und einen Teil davon spürte Michiru nun auch in sich. Irgendetwas war letzte Nacht auf sie über gegangen und es fühlte sich unglaublich gut an... Zufrieden betrachtete sie sich im Spiegel. Ihr gefiel was sie sah und ein kleines Grinsen umspielte ihre blutrot geschminkten Lippen. Nach einem bestätigendem Nicken verließ sie ohne weiteres Zögern das Haus. Was Haruka dazu sagen würde, oder ob sie einem Werwolf direkt in die Arme lief, darüber machte sie sich keinerlei Gedanken mehr. Sie fühlte sich ungewohnt stark, war frei von Zweifeln und Angst und wollte, den Rausch der Macht in sich, ausleben. Etwas trieb sie an, dieses Gefühl unbedingt verstärken zu wollen und so lief sie einfach in die Nacht hinaus. Beinahe wie im Schlaf fand sie ihr Ziel. Obwohl sie nie hier gewesen war, übersah sie den versteckten Eingang zur Bar nicht. Eine kleine Treppe nach unten zu einer unscheinbaren Tür, dahinter jedoch tobte die Hölle. Es war brechenvoll, die Musik wahnsinnig laut und ausnahmslos jeder war in Partylaune. Auf Michirus Gesicht stahl sich ein Grinsen, wie es zuvor nie da gewesen war. Beinahe wölfisch und genau so fand sie auch ihr Ziel. Sie "roch" es... Es traf einen Typen mit hellbraunen Haaren und stahlblauen Augen. Mit einem verführerischem Lächeln auf den, rot geschminkten, Lippen steuerte sie genau auf ihn zu. Schon bevor sie ihn erreichte, fiel sie ihm ins Auge und sein Gesicht zeigte mehr als nur Begeisterung. "Na, wen haben wir denn da...?" schnurrte er herausfordernd, als Michiru vor ihm stehen blieb. Diese lehnte sich ganz dicht zu ihm und hauchte genauso herausfordernd: "Die Frau, die heute Nacht deine kühnsten Träume wahr werden lässt..." "Meine kühnsten Träume kosten dich deinen Verstand, Baby", grinste er hochmütig und zog sie an sich. Er sah ihr tief in die Augen und sie erwiederte seinen Blick genauso tief. "Dich werden sie weitmehr kosten, als nur deinen Verstand...", wisperte sie verheissungsvoll. Ihre blutroten Lippen lächelten ihn einladend an und er nahm sofort an. Seine Lippen trafen ihre und beinahe gierig schob seine Zunge sich in ihren Mund. Nicht der willige Seufzer war es, welcher zuletzt sämtliche Aufmerksamkeit des Umfeldes den Beiden zukommen ließ. Bereits vom Betreten der Bar an, hatte Michiru sämtliche Blicke auf sich gezogen. Die der Männer lüstern, beinahe sabbernd, die der Frauen voller Mißgunst und Neid, einige wenige auch bewundernd. Nun aber sahen, zumindest die Frauen, angewidert weg. Die rechte Hand des Kerls schob sich zielstrebig unter Michirus viel zu kurzen Rock und griff besitzergreifend in ihre Pobacke. Wieder seufzte Michiru wohlig, warf den Kopf in den Nacken und kicherte. "Du gefällst mir wirklich", schnurrte sie, "Du weisst, was du willst." Ihre Lippen fanden wieder die seinen zu einem heissblütigem Kuss. "Baby, das weiss ich allerdings..." Seine Stimme klang wie ein Knurren, unheimlich, fast schon ein wenig gefährlich, doch genau das heizte Michiru noch mehr an. "Du bist ja ein ganz Scharfer...", wisperte sie lockend, "Ich kann es kaum erwarten heraus zu finden, ob alles an dir so scharf ist..." "Das ist es", grinste er sie an und griff ihr mir der anderen Hand ebenfalls an den Hintern. Ein wohliges Seufzen entwich Michirus Kehle und für den Bruchteil einer Sekunde blitzten zwei spitze Zähne unter ihrer Oberlippe hervor. "Komm...", grinste der Typ noch breiter und griff nach Michirus Hand, "Ich kenne das ideale Plätzchen für..." Weiter kam er nicht. "Nimm deine dreckigen Finger von ihr!" Die Worte klangen wie ein Zischen und der Kerl wurde unsanft von Michiru fortgerissen. Hart knallte er gegen die Wand und noch bevor er wusste wie ihm geschah, hatte Haruka ihn am Kragen. Ihre gelb-grünen Pupillen durchbohrten ihn förmlich und ihr Raubtiergebiss, nur wenige Zentimeter vor seinem Gesicht, unterstrich ihre drohenden Worte: "Sie ist keine von uns, also haltet euch fern von ihr! Wenn nicht...", sie schleuderte ihn fast durch die halbe Bar, "Finde ich einen nach dem anderen!" Die Menschen stoben schreiend auseinander. Einige, weil sie dem fliegendem Körper ausweichen wollten, andere, weil sie Haruka sahen. In der nächsten Sekunde jedoch wurde die Panik noch grösser. Mitten in der Menge, ungefähr dort wo der braunhaarige Kerl gelandet war, sprang ein riesiges, graues Monstrum hervor. Mit einem markerschütterndem Heulen landetete es an der Stelle, wo gerade noch Michiru gestanden hatte. Wütend knurrend sah der Wolf sich nach seinem Opfer um. Haruka jedoch hatte Michiru längst nach draussen gezerrt, wo der Wind ihre Spur forttrug, noch bevor der Werwolf auf die Idee kam, ihnen zu folgen. "Warum tust du das?" maulte Michiru, "Du tust mir weh!" Haruka blieb stehen und lockerte den Griff um Michirus Unterarm. "Ich tu dir weh?" fuhr sie sie an, "Was glaubst du wohl, was dieser Kerl mit dir gemacht hätte? Hast du denn gar nichts mitbekommen?" Sie machte eine energische Handbewegung und sie waren bei Haruka zu Hause. Ihre Hand ließ Michiru vollends frei, doch freundlicher wirkte sie nicht. "Was denn mitbekommen?" fuhr Michiru sie an, "Das du nicht ertragen konntest, dass jemand anderes, ausser dir, an mir rumfingert? Ich bin nicht dein Eigentum! Er hat mir gefallen und ich ihm noch viel mehr!" In der nächsten Sekunde fühlte Michiru sich an die Wand genagelt. Haruka hielt sie ganz fest und fixiete sie mit ihren emotionslosen Augen. Nur, das sie jetzt nicht emotionslos waren. In ihnen loderte ein Feuer, das Michiru so noch nicht gesehen hatte. Ein Feuer, das unglaubliche Hitze in Michirus Körper brachte. Haruka lehnte sich das letzte Stück vor zu Michirus Hals und die schloss ergeben die Augen. "Er hätte dich getötet", wisperte es jedoch, statt des erwarteten Bisses, "Wie ihm der Sinn gestanden hätte, so hätte er dich benutzt. Dich gequält und geschändet, wäre wie ein Tier über dich hergefallen und hätte dich irgendwann getötet, wenn du lange genug darum gebettelt hättest..." Michiru schluckte hörbar. Haruka zog sich ein wenig zurück und verharrte dicht vor ihrem Gesicht. "Ich weiss nicht, was dieser Biss letzte Nacht mit dir gemacht hat, aber er hat ganz offensichtlich sehr viel mehr Macht über dich, als es zu erwarten war", flüsterte sie, "Er ist ein Werwolf und er dachte du wärst ein Vampir!" Sie sog deutlich Michirus Duft ein und schnurrte wohlig. "Du riechst auch fast wie einer..." Ihr Blick traf wieder Michirus. "Und auch deine Erregung kann ich riechen..." Michiru schien einen Moment irritiert, dann jedoch grinste sie herausfordernd. "Du hast mich also zum zweiten Mal vor einem Werwolf gerettet...", wisperte sie lockend, "Dann verdienst du eine Belohnung..." Sie wollte Haruka küssen, doch die wich zurück. Michiru konnte ihr nicht weit genug folgen, da die Vampirin sie immernoch gegen die Wand drückte. "Bitte...", flüsterte Michiru, "Ich begehre dich so sehr Haruka..." Der Gesichtsausdruck der Blondine veränderte sich. Ihr Lächeln wirkte ehrlich und nichts an ihr schien auch nur annährend gefährlich. "Nein, meine Schöne", hauchte sie, "Nicht du begehrst mich! Es ist mein Biss und die dunkle Saat, die in dir wirkt. Dich verlangt es nach meinem Blut und gäbe ich es dir jetzt, würdest du wie ich..." Sie senkte den Kopf, sodass ihre Haare ihr Gesicht verbargen und sprach in verheißungsvollen Flüsterton weiter: "Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie gern ich es jetzt tun würde... Ich kann fühlen, wie jede Faser deines Körpers nach mir verlangt, wie willig du bist, wie alles in dir nach meiner Berührung schreit..." Sie machte eine bedeutungsschwangere Pause und sog nochmals hörbar Michirus Duft ein. "Du verzehrst dich danach, mir zu Willen zu sein, willst meine Zähne in deinem Fleisch spüren, willst, dass ich dein Blut trinke und dich mir für immer nehme..." Sie hob den Kopf ein wenig und blitzte Michiru mit leuchtenden Pupillen an. "Alles in mir schreit danach, dem einfach nur nachzugeben..." Ihre Zunge strich über die Bisswunde der letzten Nacht und Michiru seufzte wohlig auf. "Bitte tu es!" flehte sie die Vampirin an. Die jedoch ließ Michiru los und trat einige Schritte zurück. Je mehr sie sich entfernte, desto klarer wurde Michirus Verstand. In ihre blauen Augen schlich die Erkenntnis. "Dann war das...in der Bar...", sie brach ab, denn Haruka nickte. "Ich muss allerdings sagen, eine Reaktion wie bei dir habe ich noch nie erlebt", gab sie zu, "Deswegen werde ich dich nicht mehr aus den Augen lassen, bevor dein Körper es überwunden hat!" Sie trat einen weiteren Schritt zurück. "Was nicht unproblematisch wird, da dein verlockender Duft mich fast um den Verstand bringt..." Ihre Stimme war fest, kratzte oder schwächelte nicht und doch klang etwas in ihr, daß Michiru bei sich selbst schlichtweg als Angst bezeichnet hätte. Bei Haruka jedoch konnte es alles bedeuten - Angst war wohl das Unwahrscheinlichste. "Zusammen schaffen wir das ganz sicher", lächelte sie zuversichtlich, "Du sagtest doch, bei dir bin ich immer sicher und bisher hast du Wort gehalten. Du hast mich mehr als einmal gerettet. Sogar vor einem Werwolf." "Vor mir selbst kann ich dich jedoch nicht beschützen", sagte Haruka wieder mit dieser seltsamen Stimme, "Und du riechst so gut..." Sie machte einen kleinen Schritt in Michirus Richtung und sog hörbar Luft durch die Nase, "Du riechst nach Blut und so unglaublich willig..." Michiru schluckte. Sie spürte deutlich Harukas Anziehung, ohne das die etwas tat und sie wußte, daß diese Recht hatte. Sie war mehr als willig, sie wollte Haruka unbedingt. Sie wollte sie in diesem Augenblick so sehr, daß sie bereit war, ihr Blut zu geben und ihre Menschlichkeit zu verlieren für etwas, womit sie sonst gezahlt hatte, um ihr Blut zu behalten. "Komm bitte nicht näher", hauchte sie fast flehendlich, "Bitte Haruka. Sonst..." Sie brach ab und schluckte wieder. "Sonst...was...?" flüsterte die Blondine halblaut, "Gibst du deinen Trieben dann nach? Allen...Trieben...?" Die Pausen zwischen ihren Worten waren genau gewählt und bedeutungsschwanger. "Ich...", begann Michiru, brauchte aber etwas, um weiter zu reden. »Was soll ich ihr antworten? Sie kennt die Wahrheit doch sowieso.« Nach einem erneutem Schlucken sprach sie leise weiter: "Ja. Ich würde dem Drängen in mir nachgeben. Am liebsten würde ich es jetzt sofort tun. Ich will dich spüren, will deine Lippen kosten und dein Blut..." "Kein weiteres Wort!", fiel Haruka ihr barsch in das Geständnis. Allein die Vorstellung trieb ihren Blutdurst auf ein gefährliches Level. Ihre Stimme klang warnend und lockend zugleich. "Sag soetwas nicht, denn ich habe dein Blut bereits gekostet und ich will es in diesem Moment so sehr haben..." Michiru schwieg. Tausend Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Sie wollte Haruka. Aber sie wollte nicht ihr Opfer sein, wollte kein Vampir werden. Andererseits war der Drang nach Blut in ihr erwacht und die Neugier, wie es wohl war, alles mit vollem Bewußtsein zu erleben. Den Biss, der sie verwandeln würde und den Sex im Rausch des Blutes... "Ich werde gehen und sehen, was der Wolf jetzt macht", ergriff Haruka schließlich wieder das Wort, "Außerdem brauch ich nach alledem heut Abend nochmal Blut. Das macht es wohl leichter. Du solltest dich auch ablenken. Geh schwimmen oder tu etwas anderes, was dich entspannt." Sie ging zur Tür und achtete dabei darauf, Michiru nicht zu nahe zu kommen. In der Tür blieb sie nochmal stehen und sah zurück. "Lenk dich ab, aber egal was du tust - verlass auf keinen Fall nochmal ohne mich das Haus!" Die Worte waren deutlich und Michiru verstand sie, wie sie auch gemeint waren. Sie nickte als Zustimmung und Haruka verließ das Zimmer. Michiru stand da wie bestellt und nicht abgeholt und wußte eine ganze Weile nicht, was sie jetzt machen sollte. In ihrem Kopf machten sich Bilder breit, wie ein junges Mädchen Harukas Charme verfiel und diese das ausnutzte, um nicht nur an deren Blut zu kommen. Eine nie gekannte Eifersucht stieg in ihr auf. Haruka gehörte ihr! Sie bekam eine Gänsehaut und schüttelte sich. Was dachte sie denn da? Haruka war ein Vampir und sie ihr hilfloses Opfer - das war heute mehr als deutlich geworden. So und nicht anders hatte alles begonnen und irgendwann würde auch alles so enden. Wahrscheinlich... Auch wenn Michiru letzte Nacht alles freiwillig getan und Haruka mehr oder weniger sogar noch hatte drängen müssen. Eine solch enorme Wirkung machte doch deutlich, wie viel Macht die Vampirin nun über sie hatte und zeigte somit auch, wie viel ihres Blutes sie Michiru bereits geraubt haben mußte. Sie beide hatten einen höllischen Vertrag geschlossen und waren kein Liebespaar, das hatte Michiru mittlerweile komplett aus den Augen verloren. »Sie muss weit genug weg sein«, durchbrach es kurz ihren Kopf, »Ich kann wieder frei denken...« Ob das aber ein Grund zur Freude sein sollte, bezweifelte sie. Die klaren Gedanken brachten im Grunde nämlich nur neue Fragen. Fragen, auf die sie die Antworten nicht bekommen, sondern irgendwann eben erfahren würde. Sie brachten Unsicherheit und Angst. Was, wenn Haruka oder sie sich irgendwann mal nicht beherrschen würden können? So, wie sie es gerade beide getan hatten? Was, wenn dieser Zustand länger so blieb? Oder schlimmer noch - er sogar vielleicht schon zu weit fortgeschritten für ein zurück war? »Wäre es wirklich so schrecklich? Gestern Nacht noch war ich mir meiner Liebe zu ihr doch sicher.« Michiru kniff die Augen zusammen und schüttelte sich. Liebe war die eine Sache - zum Vampir zu werden eine Andere. Selbst wenn sie Haruka wirklich liebte, sie wollte nicht sterben. Kein Vampir sein, der niemals mehr die Sonne sah und jede Nacht aufs Neue Menschen tötete. Haruka hatte Recht. Sie mußte etwas tun. Sich irgendwie ablenken, nur wie? Ob schwimmen dieses Mal eine gute Lösung war? Normalerweise half das Wasser ihr immer, sich zu entspannen. Aber normalerweise hatte sie auch nicht den Drang nach dem Blut eines Vampirs, der sie jede Vernunft vergessen ließ oder die Frage aufbrachte, ob sie einen blutsaugenden Dämon liebte. "Wenn Wasser nicht hilft, hilft gar nichts mehr", seufzte sie leise. Sie atmete tief durch, um sich wenigstens etwas zu sammeln und ging dann runter ins Schwimmbad. Haruka hetzte durch die Nacht. Sie folgte der Spur des Wolfes aus der Bar. Er war ihr nicht unbekannt und sie mußte sicher gehen, daß er ihre Botschaft verstanden hatte. Seine Spur zu finden war kein Problem für sie. Dieser zu folgen genauso wenig, da er sich keine Mühe gegeben hatte, sie zu verbergen. Entweder war seine Angst groß genug gewesen, das, er einfach nur geflüchtet war oder aber er zeigte ihr so, daß er sich nicht drohen ließ. Darum blieb sie sehr wachsam und prüfte mit der Zunge ihre Zähne, denn letzteres hielt sie für am wahrscheinlichsten. Die Spur führte sie direkt in einen der vielen Parks. Ein kleinerer, nicht ganz so propagierter, doch ideal um einsamen Opfern aufzulauern. Genau deshalb gehörte er auch zu Harukas bevorzugten Jagdgebieten. »Er will mich provozieren.« Der Gedanke war klar und entsprach genauso klar den Tatsachen. Keine 20 Meter vor ihr tauchte der Werwolf hinter einer kleinen Gruppe Bäume auf. Er sah genau in Harukas Richtung fast so, als hätte er auf sie gewartet. Ohne weiteres Zögern ging die Vampirin auf ihn zu und blieb nur wenige Meter vor ihm stehen. Ihre Blicke waren sich längst begegnet und hatten sich seither nicht mehr losgelassen. Nun bäumte der Werwolf sich ein wenig auf, schüttelte seinen muskulösen Körper mit dem struppigen, dunklen Fell und warf seine Erscheinung so einfach ab. Kurz darauf stand der braunhaarige Kerl aus der Bar vor ihr und erwiederte nun statt des Wolfes ihren Blick. Kurz darauf begann er auch zu sprechen: "Was willst du Blutsaugerin? Ich nehme weder Befehle von dir entgegen, noch fürchte ich dich, also pass besser auf dein kleines Spielzeug auf, wenn du willst das sie dein bleibt!" Seine Stimme war tief und wohlklingend, doch ebenso verächtlich. "Du jagst in meinem Revier!" zischte Haruka ihm entgegen, "Das nehme ich nicht hin." "Die Reviergrenzen eines verdammten Vampirs interessieren mich nicht!", knurrte er ihr sie an, "Und die deinen ganz besonders nicht!" Die Blondine schüttelte leicht den Kopf. "Wirst du das nicht langsam leid Kyosuke?" lachte sie beinahe mitleidig, "Du hast als Mensch versagt und auch als Werwolf kannst du mir nicht die Stirn bieten. Sieh es endlich ein." Ein gurgelndes Knurren entwich dem Angesprochenem und seine Pupillen leuchteten gelb auf. "Ich lebe noch", raunte er, "Du hast es bisher genauso wenig geschafft mich zu töten. Und solange das so bleibt, werde ich dafür sorgen, dass du nicht eine ruhige Minute mehr hast in deiner ganzen, verdammten Existenz!" "Sie war nur deine Schwester", kam es beinahe belustigt von Haruka, "Du bist schlimmer als all jene, die die Liebe ihres Lebens rächen wollten." In der nächsten Sekunde standen sie dicht voreinander. Kyosuke war nach vorn gesprungen, dabei jedoch sehr viel schneller und wendiger als jeder Mensch es je gekonnt hätte. Selbst Haruka war ein wenig überrascht, obwohl sie die Bewegung gesehen hatte. Ihr Gegegner war ihr gut bekannt und seine Fähigkeiten hatten sich um einiges verbessert seit ihrer letzten Begegnung. »Langsam wird es gefährlich. Das er tatsächlich bereit ist so weit zu gehen...« Harukas Blick verfinsterte sich. Beide standen, sowieso, in angespannter Haltung. Bereit, sowohl anzugreifen, alsauch angegeriffen zu werden. "Sie war alles, was mir geblieben war!" fauchte er sie an, "Sie war die Unschuld in Reinform bis du sie verdorben und dann eiskalt getötet hast!" "Falsch!" zischte Haruka ihm zu, "Ich bin es nicht gewesen die Kyoko getötet hat, Wolf. Das warst du!" "Ich habe sie erlöst von dem unseligen Dasein zu dem du sie verdammt hast", knurrte er und begann sich mitten im Satz wieder zu verwandeln, "dafür stirbst du!" Beinahe im selben Moment war seine Verwandlung vollzogen und er riss Haruka von den Beinen. Die reagierte zwar blitzschnell, aber nicht schnell genug. Hart prallte sie auf den Rücken und wurde vom Gewicht des Werwolfes zu Boden gedrückt. Seine scharfen Zähne schwebten wenige Zentimeter über ihrer Kehle und sein zäher Geifer tropfte ihr ins Gesicht. In seinen gelben Raubtieraugen schrie regelrecht der Triumpf. »Was tust du nun Vampir?« Riesige, klauenbewährte Pranken drückten sie an den Schultern fest auf den Boden. Auch wenn Haruka unglaublich stark war - das Gewicht eines Werwolfs, der sie komplett unter sich begrub, drückte auch sie nicht mehr von sich weg. "Glaubst du etwa, dass es so einfach ist, Wolf?" zischte sie ihn dennoch an, "Wäre es das, wären wir beide jetzt nicht hier!" Zwar hatte Haruka weder die Chance, das Untier weg zu stoßen, noch konnte sie ihm irgendwie entkommen, doch sie schien trotz dieser Tatsachen die Ruhe selbst zu sein. "Vergiß nicht, wer ich bin!" flüsterte sie warnend, "Das Spiel läuft nach meinen Regeln!" Sie begann sich zu verändern. Ihre Gestalt blieb nach wie vor erhalten, doch schien sie kurz aufzuflimmern, dann durchscheinend zu werden und sich aufzulösen. Das alles geschah im Bruchteil einer Sekunde. Zu schnell fürs menschliche Auge und auch zu schnell, für die des Werwolfes. Und trotzdem nicht schnell genug. Wie der Griff in eine andere Dimension war es, als die mächtige Pranke losschlug, die Vampirin zu fassen bekam und so gewaltig zurück zerrte, das ihre Magie damit durchbrochen war. Härter als vorhin schlug sie erneut auf den Rücken und sofort hatte der Wolf sie wieder in der Mangel. Dieses Mal jedoch war Haruka deutlich angeschlagen. Ein kurzes Schnappen direkt vor ihrer Nase sollte ihr zeigen, wie sehr der Werwolf seinen Sieg genoss und das er sich kein weiteres Mal von ihr täuschen lassen würde. Sie sah ihm direkt in die Augen. "Na mach schon", presste sie angestrengt hervor, "Beiss doch endlich zu!" Der Wolf jedoch wollte seinen Sieg geniessen und vollends auskosten. Was sein Fehler war! Harukas rechter Arm war frei. Wenn auch ihr kleiner Zeitsprung Trick ihr nichts mehr brachte, so konnte sie trotzdem noch Magie benutzen. In ihrer geöffneten Hand erschien etwas, das der Werwolf nicht wahrnahm. Er war zu beschäftigt damit, Angst in Harukas Augen zu suchen und seinen Triumpf zu geniessen. Sein nächster Fehler. In der nächsten Sekunde jagte die Vampirin ihm einen, etwa 15 Zentimeter langen, Dolch bis zum Schaft in die linke Seite. "Echte Silberklinge Struppi", fauchte sie ihn böse grinsend an, "Tut weh nicht wahr?" Sie gab seinem Körper, der sich vor Schmerz aufbäumte, einen weiteren Stoß und rollte sich unter ihm hinweg. In der nächsten Sekunde war sie auf den Beinen, schwang herum und wollte angreifen, doch die Pranke des Wolfes erwischte sie bereits vorher und zerfetzte ihren Rücken. Die Wucht des Hiebes trieb sie vorwärts und ließ sie das Gleichgewicht verlieren. Dieses Mal landete sie auf dem Bauch. Doch bevor der Werwolf ein weiteres Mal über ihr sein konnte, löste sie sich auf und war verschwunden. Mit einem markerschütterndem Heulen ließ der Wolf seinem Hass freien Lauf. Kapitel 18: Eine Begegnung der anderen Art ------------------------------------------ 18. Eine Begegnung der anderen Art Michiru war gerade dabei ihr Haar zu trocknen. Das Schwimmen hatte sie nicht wirklich entspannen können und so stand sie nun vor dem großen Schlafzimmerspiegel. Mit einem Mal zuckte sie so heftig zusammen, daß sie sogar das Handtuch fallen ließ, mit welchem sie ihr Haar trocknete. Etwas war geschehen, das hatte sie ganz deutlich gespürt. In der nächsten Sekunde wußte sie auch was. Wie aus dem Nichts erschien Haruka nahe des Bettes. Sie schwankte und wollte sich abstützen, griff aber daneben. Bevor Michiru irgendwie reagieren konnte, fiel sie aufs Bett. Ein wenig seitlich, denn sie hatte sich gedreht, damit Michiru ihren Rücken nicht sah. Die jedoch sprang mit einem erschreckten Aufschrei direkt zu ihr. "Was ist passiert?" presste sie beinahe atemlos hervor. Die Vampirin wollte eine Berührung verhindern, doch sie war kaum in der Lage dazu. In diesem Moment sah Michiru was geschehen war. "Der Wolf!" stieß sie geschockt hervor. "Ich habe nicht aufgepasst", stöhnte Haruka schmerzlich, "Bleib besser weg von mir!" Michiru stutzte. Das meinte die Blondine doch wohl nicht ernst. "Niemals", hielt sie darum sofort entgegen, "Du bist schwer verletzt. Das sieht sehr viel schlimmer aus, als letzte Nacht!" "Das ist es nicht!" wurde die Vampirin energisch, "In ein paar Stunden sieht man nichts mehr und jetzt geh zurück!" "Aber ich kann dich doch nicht so hier liegen lassen", war Michiru etwas geschockt, "Ich will dir helfen." "Das kannst du nicht", wurde Haruka fast schon barsch, "Nicht dieses Mal!" Sie schob Michiru von sich. "Los geh, aber verlass nicht das Haus!" Erschreckt rutschte Michiru ein Stück von ihr weg, so energisch war die Vampirin gegen sie vorgegangen. "Aber Haruka...", flüsterte sie hilflos und wußte im selben Moment, daß es keinen Sinn haben würde. Deren Gesichtsausdruck entspannte sich und sie brachte sogar ein kleines Lächeln zustande. "Hab keine Angst", sagte sie leise, "Ich will nur vermeiden, daß ich die Beherrschung verliere. Gib mir ein paar Stunden, dann kannst du wieder herkommen. Du wärst unnötig in zu großer Gefahr, würdest du jetzt bleiben." Michiru schluckte und nickte kaum merklich. Alles in ihr sträubte sich, Haruka so hier allein zu lassen und doch erhob sie sich langsam und verließ zögerlich den Raum. Sie konnte die Blicke in ihrem Rücken regelrecht spüren und auch das leichte Lächeln, welches das sichere Gefühl brachte, in ein paar Stunden sei alles ausgestanden. So zögerte sie auch nicht länger und schloß die Tür, nachdem sie das Schlafzimmer verlassen hatte, um dann zielstrebig Richtung großes Wohnzimmer zu gehen. Als sie in etwa die Mitte des Raumes erreicht hatte, wurde sie plötzlich wieder zögerlich und binnen kürzester Zeit stand sie still. Völlig verwirrt sah sie sich um. »Was mache ich hier?« Sie fühlte sich seltsam benommen. »Wie bin ich überhaupt hergekommen?« In ihren Schlefen pulsierte es heftig, was einen leichten Schmerz verursachte, der schnell wieder verschwand. Sofort danach war ihr alles klar. Haruka mußte ihre Macht über Michiru genutzt haben, um sie aus ihrer Nähe zu bekommen. Wahrscheinlich hatte sie ihren Willen irgendwie beeinflusst oder ihr ihre Gedanken aufgezwungen. Erst jetzt, weit genug entfernt von der Vampirin, versiegte deren Macht auf Michiru. Vielleicht aber hatte Haruka sie auch einfach nur freigelassen, woher sollte sie das schon wissen? »Und wenn es ihr schlechter geht?«, war da plötzlich eine weitere Möglichkeit, »Vielleicht ist sie bewusstlos und darum hat es plötzlich aufgehört.« Sie drehte sich wieder in die Richtung aus der sie gekommen war. Sollte sie zurückgehen und nachsehen? Aber Haruka hatte sie fortgeschickt und würde Michiru jetzt einfach zurück kehren, wäre diese sicherlich nicht erfreut. So wie sie gerade gewesen war, wäre sie sogar mehr als unerfreut. Michiru schluckte hart. Einfach wieder zu der Vampirin zurück zu gehen, war ganz sicher keine gute Idee. Sie mußte sich etwas anderes einfallen lassen, um ihr zu helfen. »Ich muß etwas tun«, hämmerte es in ihrem Kopf, »Ich kann nicht einfach nur abwarten und sie ihrem Schicksal überlassen!« Nur was sollte sie tun? Haruka ging es deutlich schlecht und sie brauchte Blut, um diesen Zustand ändern zu können. Der Gedanke ein weiteres Mal ihr eigenes Blut zu geben, kam ihr dieses Mal nicht in den Sinn. Nur einen kurzen Moment lang wollte diese Verrücktheit ihren Anfang nehmen, doch Michiru drängte es sofort zurück. Haruka besaß bereits zuviel Macht über sie und ihren freien Willen wollte sie um keinen Preis verlieren. Und eben jener freie Wille hatte soeben einen Entschluss gefasst. Leise schlich sie los und sah sich immer wieder um, als stünde Haruka plötzlich hinter ihr und erwische sie bei ihrem Vorhaben. Die Vampirin erschien nicht und nur wenige Minuten später stand Michiru im Garten und sog die angenehm kühle Nachtluft tief in ihre Lungen. Nur sehr kurz verharrte sie, dann schlich sie Richtung Auffahrt und verließ das Anwesen. Erstaunlich schnell kam sie voran und bewegte sich dabei so lautlos, wie eine Raubkatze auf der Jagd. »Nicht das kleinste bißchen Erschöpfung tritt ein. Ob das auch an dem Biss liegt?« Sie blieb kurz stehen und sah sich um. Einen Moment lang lauschte sie und es wirkte, als hielte sie die Nase in den Wind. Dann huschte ein kurzes Aufleuchten durch ihre Augen und sie lief los. Nach ein paar hundert Metern bog sie in eine kleine Gasse ein und kurz darauf in die nächste. Sie änderte so oft die Richtung, daß sie zwangsläufig die Orientierung verlieren mußte, doch das geschah nicht. Im Gegenteil, denn je weiter sie voran kam, desto vertrauter kam ihr alles vor. Und nach einigen weiteren Minuten und Abzweigungen hatte sie ihr Ziel erreicht. Vor ihr lag der Eingang zu der Bar, in welcher sie in dieser Nacht schon einmal gewesen war. Von dem Chaos, welches sie beim Verlassen hinter sich wahrgenommen hatte, war nichts mehr zu vernehmen und alles schien wieder normaler Wege zu gehen. Genau das hatte Michiru gehofft. Sie verbarg sich im Schatten eines der Gebäude und hielt den Eingang im Blick. Lange brauchte sie nicht zu warten bis die Tür sich zum ersten Mal öffnete. Als stünde das Schicksal auf ihrer Seite, verließ eine junge Frau allein die Bar. Michiru wartete bis sie ihr nahe genug kam, um sich dann langsam aus ihrem Versteck zu lösen. Bevor die junge Frau sie jedoch entdeckte, flog von links ein riesiger Schatten heran und riss sie von den Beinen. Wie versteinert blieb Michiru stehen und erkannte den Werwolf, der über der bewußtlosen Frau stand. Sie war zu keiner Bewegung mehr fähig und getraute sich nichtmal mehr zu atmen. Wenn der Wolf sie entdeckte, war alles aus. Dieses Mal würde sie keine Haruka retten, denn diese lag schwer verletzt zu Hause. Verletzt von wohl genau diesem Werwolf, welcher langsam den Kopf wand und sie kurz daraufhin genau ansah. »Vorbei!« schoss es ihr durch den Kopf. Dennoch wagte sie nun einen Fluchtversuch. Sie sprang los in Richtung einer winzigen Gasse, doch mit einem einzigen Satz hatte der Werwolf ihr den Weg abgeschnitten. Entsetzt starrte Michiru in die gelb glühenden Raubtieraugen. Panik befiel sie und doch war sie ruhig genug für klare Gedanken. Sie fragte sich, ob dies der Kerl von vorhin aus der Bar war und ob es Sinn hatte, mit ihm zu reden. Doch hatte Haruka ihr gesagt, er hätte sie getötet, was also machte es aus zu wissen, welcher Mensch dieses Monster einmal war? Und doch versuchte sie es. "Du bist es nicht wahr?" fragte sie und machte einen zögerlichen Schritt auf das Untier zu. Der Werwolf veränderte weder seine Haltung, noch wirkte er irgendwie weniger gefährlich, doch er sprang sie auch nicht an. "Was habt ihr miteinander zu schaffen...du und Haruka?" Kaum sprach sie den Namen aus, schnappte das riesige Maul in ihre Richtung und sie sprang instinktiv zurück. Weiterhin jedoch griff er nicht wirklich an und das gab Michiru die Antwort, die sie hatte haben wollen. Nicht nur, dass es der Kerl aus der Bar war, welcher sich hinter diesem riesigen Wolf verbarg, sondern auch, daß es eine Verbindung gab zwischen ihm und Haruka. Nur welche? Sich das zu fragen blieb ihr jedoch keine Zeit mehr. Der Werwolf sprang ihr entgegen und als sie zurückweichen wollte, stolperte sie und fiel hin. Ihr Kopf schmerzte entsetzlich. Ein pulsierendes Hämmern in den Schlefen, welches ihr verbot, die Augen zu öffnen. Vor einer Weile schon hatte der leichte Druck in ihrem Kopf angefangen und die laute, dröhnende Musik in der Bar war da nicht förderlich gewesen. Nach dem seltsamen Vorfall jedoch, hatte sie die Bar nicht sofort verlassen wollen. Nachdem aber alles ruhig blieb und nicht den Eindruck machte, als würde dieses Untier sich noch in der Bar befinden, entschloss sie sich, selbige zu verlassen und heim zu gehen. Die kühle Luft war eine Wohltat gewesen und hatte sogleich Linderung gebracht. Mit jedem Schritt war es ihr besser gegangen, bis dieses riesige Monster sie von den Beinen gerissen hatte und sie hart auf den Boden geprallt war. »Das Monster!« Panisch riss sie die Augen auf und stemmte sich hoch. Sofort wurde der Schmerz in ihrem Kopf stechend und sie sackte wieder zusammen. »Verdammt«, fluchte sie innerlich, »Ich muß hier weg. Dieses Vieh ist sicher noch in der Nähe und ohne eine Waffe habe ich kaum eine Chance.« Mit aller Kraft ging sie gegen den Schmerz an und drängte ihn soweit zurück, bis sie sich getraute, ein weiteres Mal die Augen zu öffnen. Langsam hoben sich ihre Lider, wodurch der Schmerz, zwar wieder stärker, aber nicht mehr so unerträglich wurde. Im Augenwinkel erkannte sie die Treppe, die zur Bar führte. Weit war sie also nicht gekommen und verschleppt hatte dieses Monster sie auch nicht. Sie lag nur ein paar Meter weiter und das wohl mitten auf der Strasse. Zu ihrem Glück gab es hier schon am Tag kaum Verkehr, denn einem heranfahrendem Auto auszuweichen, wäre ihr in diesem Zustand unmöglich gewesen. Vorsichtig hob sie den Kopf etwas und fand ihre Annahme bestätigt. Sie lag tatsächlich auf der Straße. Zwar taten ihr sämtliche Glieder weh, aber Brüche oder andere schwere Verletzungen schien sie nicht zu haben. Es war schwer, aber mit etwas Anstrengung kam sie in eine sitzende Position und konnte sich nach kurzem Schwanken auch aufrecht halten. Der Schmerz in ihrem Kopf wurde einen Moment lang wieder so stark, daß sie mit einem Stöhnen kurz die Augen schloß. Dann ließ er wieder nach und nahm etwas von dem Schwindelgefühl mit sich. Zum ersten Mal sah sie sich richtig um. Ihr Blick war noch etwas getrübt und immer wieder verschwamm es leicht vor ihren Augen. Trotzdem entging ihr die Bewegung etwa 10 Meter weiter, im Eingang einer kleinen Seitengasse, nicht. Irgendetwas lebendiges bewegte sich dort und es war viel zu groß für eine Katze. »Das ist das Vieh!«, schoss es durch ihren Kopf. Sie hatte keine Ahnung, was genau sie da angesprungen hatte, aber es war enorm groß gewesen. Es hatte glühende Augen und das Gebiss eines riesigen Raubtieres. Viel größer als ein Mensch war es. Um mindestens das doppelte hatte es sie überragt und das letzte, was sie gesehen hatte, waren etwa 15cm lange Reißzähne, die wohl jede Sekunde ihre Kehle zerfetzen würden. Was war geschehen? Wieso hatte das Untier von ihr abgelassen? Es mußte einen Grund dafür geben. Langsam und wackelig kam sie auf die Beine. Sie stand noch nicht ganz gerade, als der Schmerz in ihrem Kopf sie wieder fast in die Knie zwang. Sie hatte sich böse den Kopf angeschlagen und befürchtete schon, sie würde es nicht schaffen. Nur wenige Augenblicke später jedoch ließ der Schmerz nach und sie stand wieder fest auf den Beinen. Auch ihr Blick wurde ein wenig klarer. Dennoch war es zu dunkel um zu erkennen, was sich da hinten in der Gasse abspielte. Hätte sie einen Funken gesunden Menschenverstandes besessen, wäre sie so schnell es nur ginge in genau die entgegen gesetzte Richtung geflohen, wie wohl jeder in dieser Situation. Sie aber war schon immer anders gewesen. Da wo andere ihre Grenzen fanden, fand sie den Anfang für etwas Außergewöhnliches. Wo andere sich zu Tode ängstigten, ließ ihre Neugier sie Unglaubliches entdecken und wo jeder andere bereits aufgab, fing sie erst an, richtig zu kämpfen. Was auch immer sie aus dem Dunkel heraus angegriffen und dann doch wieder von ihr abgelassen hatte - es hatte einen Grund dafür gehabt. Sowohl für den Angriff, alsauch dafür, sie dann einfach liegen zu lassen. Und dieser Grund befand sich nur einige Meter vor ihr in der kleinen Gasse. Was, wenn es ein Mensch war? Vielleicht ein unschuldiges, junges Mädchen wie sie selbst, oder noch schlimmer - ein Kind? Sie konnte nicht einfach weglaufen und ihr Leben retten, während ein anderes dafür enden mußte. Selbst dann nicht, wenn es sich um einen hundert Jahre alten Greis handeln würde. Langsam schlich sie sich näher heran und war nur noch wenige Schritte entfernt, als eine junge Frau aus der Gasse taumelte und rückwärts zu Boden ging. Was ihr folgte jedoch, hatte sie niemals zuvor in ihrem Leben gesehen. Nicht in einem Zoo und nicht in einem Museum. Selbst in der krassesten Zukunftsversion der Erde konnte es ein solches Wesen nicht geben. Nur Erfinder von Gruselromanen und Horrorfilmen konnten ein solches Wesen erschaffen. Geboren aus Angst und Unwissen früherer Generationen, ausgeschmückt mit ein paar Flunkereien, um kleine Kinder zum Gehorsam zu erziehen, war diese Kreatur einer uralten Legende entsprungen und stand lebendig und real nur wenig von ihr entfernt. Auch ohne je einen Horrorfilm gesehen zu haben wußte sie, diese Kreatur war ein Werwolf. Und die junge Frau zu seinen Füßen würde jeden Augenblick sterben. Der Werwolf reckte sein zähnenbewährtes Maul genau ihrem Gesicht entgegen, während sie wie versteinert vor Angst reglos ihrem Schicksal entgegen sah. Jede Sekunde würde er zubeissen oder sie mit seinen scharfen Klauen zerfetzen. Und sie konnte nur hilflos zusehen. Was sollte sie unternehmen, um das türkishaarige Mädchen zu retten? Der Werwolf würde sich ganz sicher nicht von ihr verscheuchen lassen. Sie würden beide zu seinem Opfer werden und einen grausamen Tod erleiden. Und trotz dieser ausweglosen Lage konnte sie nicht einfach davon laufen. Ihr Kampfgeist ließ das nicht zu. Wenn sie schon sterben mußte, dann nicht feige auf der Flucht. Einen Atemzug später war die Entscheidung getroffen und direkt in die Tat umgesetzt. Mit einem Angriffsschrei, der wohl selbst einen ausgewachsenen Bullen verscheucht hätte, rannte sie auf den Werwolf zu und sprang ihm mit ihrem ganzen Gewicht frontal in die linke Seite. Haruka erwachte aus einem unruhigen Dämmerzustand. Ihr Rücken schmerzte entsetzlich und sie hatte unglaublichen Durst. Ihr Körper war kaum in der Lage eine Heilung zu vollziehen und das kurze wegdösen hatte gerade mal die Blutungen zum Stillstand gemacht. Jetzt gerade bereute sie, Michiru fortgeschickt zu haben. Diese machte sich nur Sorgen, beim Anblick solcher Wunden und ganz zu unrecht waren diese ja auch nicht. Wenn die Verletzungen einen Vampir auch nicht töten konnten, so lief Haruka doch Gefahr, in dieser Situation selbst zum Opfer zu werden. Es gab zahllose Jäger die nur auf einen schwachen Moment der Vampirin warteten, um sie endlich für immer auszulöschen. Nicht nur dieser Werwolf und sein Gefolge, hatten sich dieses zum Ziel gesetzt. Auch zahlreiche Dämonenjäger aus uralten, traditionellen Familien - unter ihnen Zigeuner deren Vorfahren sie noch persönlich gekannt hatte - und sogar andere Vampire. Haruka hatte Feinde aus allen Gegenden, Legenden, Ständen, Schichten und Zeitaltern der Menschheitsgeschichte. Keiner jedoch verfolgte sie so hartnäckig wie Kyosuke. Er war ein, noch verhältnismäßig, frischer Todfeind, im Vergleich zu den meisten anderen und doch hielt sein, noch immer vor Schmerz blinder, Hass bereits länger an, als bei allen anderen zuvor jemals. Irgendwann hatten sie alle zusätzliche Ziele gefunden, die sie banden und ihre Aufmerksamkeit zumindest so weit von Haruka ablenkten, sie nicht mehr als Primärziel zu sehen. Kyosuke jedoch hielt daran fest, als wäre es das einzige, was ihn je erlösen könnte. So sehr, daß er dasselbe getan hatte, wie sie vor Jahrhunderten. Er hatte sein Leben und seine menschliche Existenz aufgegeben, um freiwillig ein Werwolf zu werden. Und damit hatte er denselben Fehler begangen wie sie auch. Er hatte seine Seele verkauft für eine Rache, die er nie bekommen und die erst Recht nichts mehr ändern würde. Selbst wenn er sein Ziel irgendwann doch erreichen und Haruka töten würde - danach blieb ihm nichts mehr außer einem Fluch, der ihn nie wieder loslassen würde und die Erinnerung daran, wie Alles seinen Anfang genommen hatte. Mit etwas Anstrengung richtete Haruka sich auf. Ihrem Gesicht war der Schmerz deutlich anzusehen und doch kam sie erstaunlich schnell auf die Beine. Etwas angeschlagen bewegte sie sich auf die Tür zu und wurde bereits da etwas unruhig. »Ich spüre Michiru gar nicht«, schlich es in ihren Kopf, als sie zur Klinke griff, »Wieso spüre ich sie nicht? Das ist vollkommen unmöglich!« Sie öffnete die Tür und trat aus dem Schlafzimmer. Das Haus lag in Stille und auch nach einigen weiteren Schritten blieb es so. Harukas Gehör glich dem einer Fledermaus und wäre Michiru irgendwo im Haus, dann würde die Vampirin sie hören. Und nach den beiden, kurz aufeinander folgenden, Bissen auch mehr als deutlich riechen und spüren. Wütend schlug die mit der Faust gegen den Wohnzimmersessel, den sie mittlerweile erreicht hatte. »Ich hätte sie nicht weg schicken sollen, verflucht«, schallt sie sich selbst, »Nicht nachdem, was sie in dieser Nacht schon an vampirischen Trieben in sich hatte!« Sie sah Richtung Eingangshalle und zögerte nicht lange. Trotz ihrer Verletzung mußte sie Michiru suchen. Geschwächt wie sie war, stand ihre Magie ihr nicht ausreichend zur Verfügung und so mußte sie auf menschliche Weise etwas tun. Irgendwo unterwegs würde sich ein Opfer finden, daß sowohl die alte Kraft zurückbringen, alsauch die Wunden heilen würde. Sie konnte Michiru nicht in der Nacht herumirren lassen. Der Werwolf lief da draußen herum und Harukas Geruch kennzeichnete Michiru klar als ihr Opfer. Das würde den Wolf direkt zu ihr führen. Die Vampirin brachte all ihre noch vorhanden Energie auf, durchschritt die große Halle auf die zweiflügelige Eingangstür zu und brach nur einen Meter davor zusammen. Zitternd kniete sie auf allen Vieren und versuchte wieder Energie zu sammeln. Vor ihren geschlossenen Augen huschten Bilder vorbei. Manchmal so schnell, dass es wie ein kurzes Aufblitzen war. Sie sah sich selbst in ihren letzten Minuten als Mensch und in den ersten als Vampir. Sie sah einige der schlimmen Dinge, die sie getan hatte, wie gausam sie manches Mal gewesen war. Sie sah Kyosuke und seine Schwester Kyoko und dann Michiru. Ihre Finger krampften deutlich. Was war anders an dem, was Kyosuke seit so langer Zeit tat und dem, was Haruka nun vorhatte? Was sie eigentlich schon seit einigen Nächten tat? Was war es, daß sie so ruhelos hinaus trieb, obwohl sie in diesem Zustand ein leichtes Ziel war? Es war das starke Bedürfnis, Michiru zu beschützen. Nicht nur vor dem Werwolf, wenn auch in erster Linie vor diesem. So wie er vor so langer Zeit seine Schwester hatte vor ihr beschützen wollen. Vor einem Vampir... Mit einem wütendem Knurren schüttelte sie sich - und die Erinnerungen ab. Augenblicke später kämpfte sie sich auf die Beine. Sie erreichte die Tür und lehnte sich dagegen. "Verdammt Michiru, ich habe dir doch verboten, das Haus zu verlassen", fluchte sie knurrend, "Ich sollte dich deinem Schicksal überlassen!" Ihre Pupillen flammten auf und glühten wild und gefährlich. Das würde sie natürlich nicht tun, denn sie selbst war das Schicksal. Sie war das Schicksal und die Vergangenheit, beherrschte die Gegenwart und lenkte die Zukunft. Sie war der Tod und auch das Leben und bestimmte über das solche. Kein Mensch, kein Vampir und auch kein Werwolf war stärker als sie. Sie war der Anfang und das Ende... Es war ihr Spiel und ihre Regeln - seit endlosen Jahrhunderten. Entschlossen und mit neuer Kraft gestärkt, öffnete sie die Tür und sah direkt in ein gelb leuchtendes Augenpaar... Kapitel 19: Yuri ---------------- 19. Yuri Michirus Herz schlug bis zum Hals. Nach dem letzten Ausweichschritt hatte sie das Gleichgewicht verloren und war auf ihrem Hinterteil gelandet. Der Boden war kalt, doch das bereitete ihr weit weniger Sorgen, als die riesigen Fangzähne des Werwolfes, keine 30 Zentimeter vor ihrem Gesicht. Hatte er sie bisher auch nicht wirklich angegriffen, so hatte es jetzt umso mehr den Eindruck, dass er dies nun nachholen würde. In den gelb leuchtenden Pupillen war nicht die geringste Menschlichkeit zu entdecken, was also sollten Worte für einen Nutzen haben? Und was hätte sie noch sagen sollen? Ihre Fragen waren beantwortet und neue fanden sich in dieser ausweglosen Situation nicht. Außer vielleicht, wie lange es noch dauern würde, bis Michiru es hinter sich hatte. Oder ob es sehr schmerzhaft werden würde. Gerade wollte sie die Augen schließen, denn sie mochte dem Tod nicht länger ins grausame Angesicht sehen, da geschah etwas Unglaubliches. Wie aus dem Nichts stürzte sich eine junge Frau schreiend auf das Untier vor Michiru. Bevor diese überhaupt richtig verstand, hatte jene Frau sich mit ihrem ganzen Körper seitlich gegen das Monstrum geworfen. Obwohl das jeder Logik entbehrte, riss sie ihn dadurch tatsächlich von den Beinen. Michiru glaubte ihren Augen nicht zu trauen. Mit ziemlicher Wucht prallte der große, graue Körper gegen eine Hauswand. Bereits vor dem Aufprall jaulte der Wolf schmerzlich auf. Als er zu Boden fiel ein weiteres Mal. Nur ein kleines Stück vor ihm war die junge Frau zu Boden gegangen, durch die Wucht mitgerissen. Sie schien sich nichts getan zu haben, denn sie kam sehr schnell wieder auf die Beine. "Verdammt worauf wartest du?" schrie sie Michiru entgegen, "Lauf weg!" »Weg laufen?« Dieses Mädchen schien nicht zu wissen, welchen Gegner sie sich da ausgesucht hatte. Niemand lief davon vor einem Werwolf. Zumindest kein Mensch. Woher war sie eigentlich so plötzlich gekommen? Michiru kam auf die Beine und sah sich dabei um. Viel Zeit hatte sie allerdings nicht, denn mit einem Laut, welcher bereits einem Brüllen glich, kam der Wolf wieder auf die Füße. Er duckte sich sofort zum Sprung und keine der beiden Frauen konnte noch irgendetwas tun. Der riesige Körper flog durch die Luft. Sein Ziel war nicht die ihm nähere Person gewesen. Diese jedoch stand ihm im Weg und wurde einfach beiseite geschleudert. Michiru war es, die der Werwolf wollte und genau vor dieser landete er, geschmeidig wie eine Katze und das, trotz seiner enormen Größe. Und wieder fixierten sie diese schrecklichen, gelben Augen. Das fremde Mädchen hatte ihren Rettungsversuch zwar nicht mit dem Leben bezahlt, aber ein weiteres Mal angreifen war ihr auch nicht mehr möglich. Angeschlagen und mit schmerzenden Gliedern musste sie tatenlos mit ansehen, wie der Werwolf sich Michiru immer weiter näherte. Seine Schnauze berührte sie zwischen Hals und Schulter und sie schloss mit einem leisen Angstschrei die Augen. Mit angehaltenem Atem erwartete sie den Tod und Sekunden wurden zu Ewigkeiten. »Hätte ich doch nur auf Haruka gehört«, bereute sie ihren Alleingang, »Sie hat mich oft genug gewarnt.« Der Werwolf schien keine Eile zu haben. Er hatte auch keinen Grund dazu, denn seine Beute war ihm sicher. Michiru zuckte heftig als seine kalte Schnauze die Bissstelle an ihrem Hals berührte. Und dann wurde ihr klar was gerade vor sich ging. Er schnüffelte an ihr. Ganz deutlich nahm er Witterung auf, knurrte immer wieder kurz und nieste sogar einmal, als er zu nah an ihr Haar heran kam dabei. Ganz sicher war es Harukas Geruch, den der Werwolf an ihr wahrnahm, der ihn vielleicht sogar, ein zweites Mal in dieser Nacht, zu ihr geführt hatte. Auf den Namen der Vampirin hatte er eindeutig Reaktion gezeigt, wenn Michiru sie auch nicht deuten konnte. Gab es tatsächlich eine Verbindung zwischen den Beiden? In diesem Augenblick wich der Wolf ein deutliches Stück zurück. Michiru traute sich erneut nicht zu atmen und fragte sich, ob das nun der Moment vor dem Ende war. Er war es nicht. Einige Sekunden lang sah der Werwolf sie genau an. Einmal bleckte er die Zähne, doch danach schien sein Augenmerk nicht länger ihr zu gehören. Er drehte sich leicht weg und sah sich um. Dabei entdeckte Michiru eine klaffende Wunde an seiner linken Seite. »Darum konnte dieses Mädchen ihn so überrumpeln«, dachte sie, »Er ist verletzt. Ob das Haruka war?« Der Werwolf warf einen Blick auf das Mädchen. Die erschrak noch mehr als Michiru und war genauso sicher wie sie, dass nun sie zum Ziel werden würde. Seltsamerweise traf auch das nicht ein. Einen Moment lang sah der Wolf auch sie einfach nur an, dann noch mal kurz zu Michiru, um sich danach mit einem kräftigem Satz in eine der vielen kleinen Seitengassen zu katapultieren und sekundenschnell in der Nacht zu verschwinden. Beide Frauen bewegten sich noch eine ganze Weile nicht. Zu tief saß die Todesangst in ihren Gliedern. Michiru fand zuerst zu sich selbst zurück. "Alles in Ordnung?" rief sie besorgt und lief auf das Mädchen zu. Diese kam gerade auf die Beine und sah Michiru an. "Was war das für ein Ding?" stieß sie hervor, "Das sah aus wie ein echter Werwolf." Michiru senkte ein wenig den Blick. "Es war auch einer", antwortete sie leise und sah wieder auf, "Hat er dich verletzt?" "Das kann doch nicht wirklich ein Werwolf gewesen sein", stellte die andere klar, "Bestimmt ist das irgendein genmanipuliertes Tier, das aus einem Labor ausgebrochen ist!" Sie schien nicht verletzt zu sein. Jedenfalls machte sie nicht den Eindruck und Michiru sah auch kein Blut an ihr. "Er kommt aus keinem Labor", sagte sie fest, "Und er ist auch nicht der einzige in dieser Stadt. Wir sollten verschwinden, wenn dir dein Leben lieb ist." Ein, nicht weniger, entschiedenes Nicken war die Antwort und Michiru schlug den Rückweg ein. Bereits nach wenigen Schritten kamen die erwarteten Fragen. "Wer bist du?" wollte das fremde Mädchen wissen, "Und was weißt du? Dir scheint dieses Monster nicht unbekannt zu sein. Bist du etwa eine von ihnen?" Sie blieb stehen und sah Michiru prüfend an. Diese musste fast ein wenig lachen. "Nein", schüttelte sie den Kopf, "Ich bin kein Werwolf." »Aber vielleicht schon ein halber Vampir...« Sie verdrängte den Gedanken und sprach weiter. "Mein Name ist Michiru. Und ich weiß von den Werwölfen, weil das nicht der erste war, der mir begegnet ist", erklärte sie, "Und auch nicht das erste Mal, dass mich jemand gerettet hat. Verrätst du mir deinen Namen, damit ich weiß, wem ich mein Leben verdanke?" "Entschuldige, ich bin Yuri", wurde ihr die Hand gereicht, "Und es war selbstverständlich." Die letzten Zweifel schienen beseitigt und sie gingen weiter, wobei Yuri sich ohne Einwände an Michiru hielt. "Es ist wohl alles andere als selbstverständlich, sich auf einen Werwolf zu stürzen", bekundete Michiru, "Es ist eher total verrückt und lebensmüde. Was hat dich dazu getrieben?" Yuri zuckte mit den Schultern. "Hätte ich weglaufen sollen?" "Jeder andere hätte das getan", erwiederte Michiru, "Es ist wohl auch keine Schande, vor einem Werwolf zu fliehen." "Flucht ist eine Sache", entgegnete Yuri, "Feiges weglaufen eine Andere!" Michiru wollte etwas erwiedern, bekam aber nur ein Nicken zustande. »Sie hat mein Leben gerettet«, meldete sich jetzt ihr Gewissen, »Wie kann ich einen solchen Menschen wie sie es ist, einfach Haruka ausliefern?« Bis vor wenigen Sekunden war Michiru fest entschlossen gewesen. Haruka ging es schlecht und sie brauchte das Blut unbedingt, doch Yuri verdiente ein solches Ende einfach nicht. Menschen wie sie gab es sowieso viel zu wenige auf der Welt. Aber die Zeit drängte, vielleicht war es sogar schon zu spät. »Nein!« war Michiru sich dann jedoch sofort sicher, »Ich würde es spüren.« Aber hatte sie noch genug Zeit ein anderes Opfer für die Vampirin zu finden? Dafür musste sie zuerst auch Yuri wieder los werden. Aber war es fairer sie allein zu lassen und sie so erneut zur Beute des Wolfes werden zu lassen? "Wohin gehen wir eigentlich?" unterbrach Yuri da ihre Gedanken, "Wohnst du hier in der Gegend?" "Ich wohne bei einer Freundin", antwortete Michiru, "Es ist nicht mehr weit und dort sind wir sicher." Nun gab es kein zurück mehr. Ob ihr Gewissen es nun guthieß oder nicht - sie würde Yuri zu Haruka bringen und diese würde ihr Leben lassen, für die Genesung der Vampirin. Und wenn Michiru ehrlich war, war das im Grunde das einzige, was für sie zählte. Sie wollte Haruka nicht verlieren. Auch nicht, wenn sie dafür wieder einen Menschen opfern musste. Haruka konnte gar nicht reagieren. Zu unverhofft war die Situation gewesen. Sie sah die gelben Pupillen und spürte auch schon den harten Schlag, der sie sofort nach hinten warf. Geschwächt wie sie war, hatte sie kaum eine Chance, auf den Beinen zu bleiben und blieb es auch nicht. Mit dem Bein stieß sie gegen einen Hocker, über welchen sie stürzte. Als sie den Kopf hochriss, war der Werwolf bereits über ihr. Wäre sie nicht so abgelenkt von Michirus Alleingang gewesen, hätte sie die Gefahr früh genug gespürt. So aber blickte sie, ein weiteres Mal in dieser Nacht, in die Augen ihres Todfeindes. Und dieses Mal würde sie ihm nicht so einfach entkommen. "Jetzt willst du es wissen, Kyosuke?" spieh sie ihm verächtlich entgegen, "Ich mag verletzt sein, doch ich habe Heimvorteil!" Der Wolf schüttelte sich und stand wenige Sekunden später als Mensch vor ihr. "Ich bin nicht hier, um dich zu töten", entgegnete er, "sondern um dich zu warnen! Lass dieses Mädchen frei oder du wirst dir wünschen, ich hätte dich jetzt und hier getötet!" "Michiru?" presste Haruka überrascht hervor, "Was interessiert dich dieses Mädchen? Du kennst sie doch gar nicht!" Er packte Haruka am Hemd und riss sie zu sich hoch, um ihr genau in die Augen sehen zu können. "Rieche ich beim nächsten Zusammentreffen deine verfluchte Saat in ihr, dann töte ich sie!" drohte er knurrend. Er stieß Haruka wieder von sich und sie schlug mit dem Rücken gegen die Wand. Ein schmerzliches Jaulen entwich ihr und ihre Wunden brachen wieder auf. "Du hast nur diese eine Chance Blutsaugerin!" zischte Kyosuke, sah sie noch mal an und verwandelte sich wieder. Mit einem Satz war der Wolf aus dem Haus und mit einem weiteren aus ihrer Sicht. "Was hat Kyosuke mit Michiru zu tun?", murmelte sie, "Was ist hier los, verdammt?" Sie kämpfte sich auf die Beine und ließ sich gleich darauf in den Sessel sinken, der ihr am nächsten stand. Diese kurze Konfrontation hatte sie ihre letzten Reserven gekostet. Auch wenn sie es noch so sehr wollte, sie konnte Michiru nicht mehr folgen. »Ich hoffe, sie läuft ihm nicht geradewegs in die Arme«, dachte sie angespannt. Zum ersten Mal seit Jahrhunderten entzog sich etwas ihrer Macht. Dieser Umstand gefiel ihr ganz und gar nicht. Sie durfte sich nicht weiterhin derart von Michiru blenden lassen. So wunderbar angenehm deren Gesellschaft auch war. In all den Jahrhunderten war Haruka nie ernsthaft verletzt worden oder auch nur annährend in Gefahr geraten und nun war es bereits die 2. gefährliche Verletzung, die sie in kurzer Zeit davon getragen hatte. Sie war in Gedanken zu sehr bei Michiru und wurde zu unachtsam, den anderen Dingen gegenüber. »Ich muss sie rund um die Uhr im Auge haben«, war definitiv klar, »Werwölfe sind auch am Tag aktiv. Ich muss mir etwas einfallen lassen!« In der nächsten Sekunde schreckte sie hoch, wegen eines Geräusches aus Richtung der, noch immer offenstehenden, Tür. Und in der nächsten Sekunde fühlte sie sich fest in den Sessel zurückgedrückt. Yuri war nun bereits eine ganze Weile einfach schweigend an Michirus Seite mitgelaufen. Sie hatte dieses Mädchen genau studiert in der Zeit und fand nichts auffälliges an ihr und doch umgab sie ein Geheimnis. Irgendetwas war in ihren Augen und Yuri mochte sie von der ersten Sekunde an. Wirklich trauen tat sie ihr jedoch nicht. Wieso wusste sie so gut bescheid über diese Werwölfe? Und was war so besonders an dieser Freundin? Weshalb sollten sie bei ihr sicher sein? Sie wollte gerade eine Frage stellen, um nicht vor Neugierde zu platzen, als ein großer, dunkler Schatten vor ihnen vorbei flog. Beide sahen in die Richtung in die der Schatten verschwand, dann sich gegenseitig an. In der nächsten Sekunde registrierte Michiru sowohl, was dieser Schatten war, als auch, woher er gekommen war. "Haruka!" stieß sie geschockt hervor und rannte sofort los. Keine zwei Meter vor ihnen nach links durchs Tor und die lange Auffahrt zum Haupthaus hinauf. Yuri hatte kaum eine andere Wahl, als ihr einfach nach zu laufen. "Das war der Werwolf", rief sie während sie aufholte, "Wohnt hier etwa deine Freundin? War er bei ihr?" "Das will ich nicht hoffen", klang Michiru fast schon panisch. Sie sah die große Eingangstür weit geöffnet und wurde noch etwas schneller. Auf Yuri achtete sie nicht weiter. Nur noch Haruka zählte jetzt und das der Werwolf hier gewesen war. Sie hastete die letzten Schritte zu den Stufen und wäre fast gestolpert, als sie sie erreichte, so abrupt blieb sie stehen. Yuri wäre beinahe in sie hinein gerannt. "Was ist los?" wollte die im Flüsterton wissen, "Warum gehst du nicht hinein?" "Und wenn der Werwolf sie getötet hat?" konnte Michiru ihre schlimmste Angst nicht unterdrücken, "Er war hier und sicher nicht ohne Grund!" Sie sah Yuri beinahe hilfesuchend an. "Du meinst, er ist deiner Spur hierher gefolgt, um sie umzubringen?" war diese etwas verwirrt, "Warum sollte er das tun, nachdem er dich und mich verschont hat? Was ist so besonders an dieser Freundin?" "Sie ist nicht irgendeine Freundin", brach es fast aus Michiru hervor, "Sie ist etwas ganz besonderes!" Danach wurde sie ganz ruhig und drehte etwas beschämt den Kopf weg. Yuri zog die Augenbrauen hoch, doch dann musste sie leicht grinsen. "So ist das", schmunzelte sie, "Du bist verliebt in sie." Michiru sah sie wieder an und wollte leugnen, doch sie verschluckte ihren Einwand. Die Sorge um Haruka in ihr drängte mehr, als das Bedürfnis, Yuri vom Gegenteil ihrer Annahme zu überzeugen. Außerdem hatte sie doch Recht - Michiru war verliebt in Haruka. Verliebt genug zu ignorieren, dass diese sie gebissen und infiziert hatte und verliebt genug, in die Nacht zu laufen, einen Werwolf zu ignorieren der dort lauerte und selbst ein Opfer zu suchen, dass sie der Vampirin ausliefern konnte. Und jetzt stand sie hier am Fuß der Treppe, hatte dem Werwolf getrotzt, das ersehnte Opfer hergebracht und Haruka lebte vielleicht gar nicht mehr. Das durfte einfach nicht sein. Sie atmete einmal tief durch und sah Yuri fest an. "Dafür ist später Zeit", sagte sie, "Ich muss erst wissen, was geschehen ist." Yuri nickte und folgte Michiru, die nun langsam Stufe für Stufe die Treppe zur Eingangstür hinauf ging. Als sie diese erreichte und hineinsehen konnte, stoppte sie erneut und zuckte einmal heftig. Da Yuri beinahe gleichauf mit ihr war sah sie, was auch Michiru sah und das dieses starke Zucken Erleichterung war. In der nächsten Sekunde lief Michiru auch schon los. "Haruka!" rief sie und fiel der großen Blondine um den Hals, "Ich dachte er hätte dich getötet!" Sie schluchzte und verbarg ihr Gesicht an Harukas Brust. Yuri trat näher an sie heran und so entging ihr der kurze Schmerzensausdruck im Gesicht der Blondine nicht. Sie sagte aber nichts und sah sich um, während Michiru sich langsam beruhigte. Es hatte hier eindeutig einen Kampf gegeben und genauso deutlich war er wohl schnell und klar entschieden gewesen. Nur warum hatte der Werwolf auch die Blondine nicht getötet? Mehr Gedanken konnte Yuri sich nicht machen, da Michiru sie rief und zu sich winkte. Sie folgte der Aufforderung und blieb direkt vor ihr und Haruka stehen. "Du hast also einen Werwolf angegriffen, um meine Michi zu retten?" reichte die große Blonde ihr die Hand, "Ich muss dir danken und meine Bewunderung für so viel Mut aussprechen." "Das war doch gar nichts", wehrte Yuri ab, welcher der abschätzende Blick Harukas nicht entging, "Was hätte ich tun sollen?" Haruka nickte anerkennend und lächelte zufrieden. Sie schenkte Michiru einen kurzen Blick, welchen diese auf dieselbe Weise erwiederte und den Yuri absolut nicht deuten konnte. "Wieso hat der Werwolf dich verschont?" fragte sie darum frei heraus an Haruka gerichtet, "Wieso hat er erst deine Freundin, dann mich und zuletzt auch dich verschont, obwohl er doch scheinbar Michirus Spur hierher gefolgt ist?" Michiru wollte etwas sagen, doch Haruka hielt sie zurück. "Du hast nicht nur Mut, sondern auch Köpfchen", lächelte Haruka und fasste sie leicht am Kinn, um ihr genau in die Augen sehen zu können, "Und so ein hübsches Köpfchen..." Sie schnurrte beinahe und Michiru bekam sofort eine Gänsehaut bei dieser Stimmlage. Yuri jedoch blieb völlig unbeeindruckt und erwiederte Harukas Blick keck. "Äußerlichkeiten können täuschen", antwortete sie fast genauso schnurrend, "Was hinter der Fassade steckt ist, worauf es ankommt!" Abermals war Haruka sichtlich angetan. Sie bat Michiru die Haustür zu verschließen und den 'Salon' für etwas Wein und eine kleine Stärkung herzurichten. Diese verstand sofort und zog sich zurück, was Yuri entweder gar nicht mitbekam, oder gekonnt ignorierte. Sie hatte nur Augen für Haruka, jedoch wirkte sie keineswegs verklärt oder beeindruckt. Eher wirkte sie sehr aufmerksam, wenn nicht wachsam oder gar etwas misstrauisch. Was sie absolut nicht war, war ängstlich. "Der Werwolf hat dich verletzt, stimmts?" wollte sie gar nicht wirklich eine Bestätigung, "Ich hab dein schmerzverzerrtes Gesicht gesehen, als Michiru dich so angesprungen ist. Weiß sie es nicht oder weiß sie, dass sie sich um dich nicht sorgen muss?" "Du bist verdammt aufmerksam", lachte Haruka amüsiert und drehte sich weg. Sofort sah Yuri den zerfetzten Stoff, die klaffenden Wunden und das Blut, das deren Rücken benetzte. Als hätte der Wolf nach ihr geschlagen, als sie hatte weglaufen wollen. Haruka drehte sich wieder um und suchte Yuris Blick. "Du bist kein Werwolf", stellte die fest, "Aber ein Mensch bist du auch nicht!" "Nicht?" lächelte Haruka, "Und wie kommst du darauf?" Sie lehnte sich dichter zu Yuri und ein kurzes Aufleuchten flackerte in ihren dunklen Augen. Es wirkte, als würde sie Yuri gleich küssen und diese wich nicht zurück. "Ein Mensch würde wohl schwerlich aufrecht stehen, mit solch einer Verletzung", antwortete sie fest, fast schon etwas herausfordernd, "Und du wirkst fast, als wärst du völlig unverletzt! Also was bist du?" "Was ich bin spielt keine Rolle", flüsterte Haruka gebieterisch, "Doch du bist genau das, was ich zur Lösung meines Problems brauche!" "Ich habe einen Werwolf überlebt", mahnte Yuri halblaut, "Also mach nicht den Fehler, mich für ein wehrloses Opfer zu halten!" »Sie entzieht sich meiner Macht. Sie ist perfekt!« "Oh das tue ich keinesfalls", grinste Haruka wölfisch und drehte leicht ihr Gesicht weg. In der nächsten Sekunde riss sie es wieder herum, sprang nach vorn, packte Yuri an den Schulten und drückte sie fest gegen die Wand. Alles war so schnell gegangen, dass diese total überrascht war und selbst jetzt noch einen Moment brauchte um zu registrieren, was genau geschehen war. Sie sah auf und blickte in gelb-grüne Pupillen, die sie anfunkelten. Ein zufriedenes Lächeln umspielte leicht geöffnete Lippen aus denen zwei lange Reißzähne hervorragten. "Ein Vampir?" lachte Yuri beinahe, doch es klang verächtlich, "Was denn noch? Werwölfe, Vampire? Ist das hier ein schlechter Horrorfilm oder was soll das ganze Theater?" "Nein meine Schöne", schnurrte Haruka, "Das ist die Wirklichkeit. Michiru hat dich hergebracht, weil ich Blut brauche um die Verletzungen des Werwolfs zu heilen. Aber ich habe größeres mit dir vor. Du wirst am Tag Augen und Ohren für mich sein und Michiru bewachen. Du hast den Mut und die List, die von Nöten sind und ich werde dir etwas geben, dass dich sowohl stärker, als auch mächtiger macht, als einen normalen Menschen." "Ich soll Michiru für dich bewachen, versteh ich das richtig?" fragte Yuri, "Du beraubst mich meines Blutes und erwartest, dass ich dein Schoßhund werde, der deine kleine Freundin beschützt?" "Ist ja fast schon unheimlich, wie scharfsinnig du bist", grinste Haruka, "Immerhin wirst du nicht sterben." "Unheimlich bist wohl eher du", entgegnete Yuri, "Aber ich habe Dracula gelesen und das jetzt hier ist wohl ein Klassiker. Ich könnte mir eine schönere Rolle vorstellen, als zu einem Renfield gemacht zu werden und doch muss ich sagen, mir gefällt, was ich heute Nacht erleben durfte." Ihre Stimme wurde zu einem Flüstern und das klang schon fast verlockend. "Ich habe mich schon immer gelangweilt in meinem tristen Leben. Schon als Kind wusste ich, es wartet irgendwo etwas ganz Großes auf mich. Und was könnte größer sein, als eine Fehde zwischen Vampir und Werwolf selbst als übernatürliches Wesen auszutragen?" "Du tust es freiwillig?", war die Blondine leicht überrascht, "Welch wunderbare Fügung des Schicksals..." "Ich tu es für Michiru", entgegnete Yuri, "Sie braucht Schutz und ich eine Aufgabe. Sieht nach einer großen Aufgabe aus..." Haruka nickte. "Sieht du?" wisperte Yuri und legte den Kopf zur Seite, "Also worauf wartest du?" Eine derartige Einladung hatte die Vampirin in all ihren Jahrhunderten nie erhalten. Sie fuhr sich mit der Zunge kurz über einen ihrer Eckzähne und zögerte keine Sekunde länger zu zubeißen. Kapitel 20: Wahrhaft Gutes und unsagbar Böses --------------------------------------------- 20. Wahrhaft Gutes und Unsagbar Böses Michiru saß auf der Couch im großen Wohnzimmer und wartete. Sie war ungeduldig und ein wenig quälte sie auch ihr Gewissen. Yuri war eine liebenswerte Person gewesen und sie hatte ohne zu zögern ihr Leben aufs Spiel gesetzt, um Michirus zu retten. »Jetzt rettet sie Harukas Leben«, entschuldigte sie ihr Handeln vor sich selbst, »Und damit ein weiteres Mal meines.« Ihr Blick wanderte zum Flur Richtung Eingangshalle und sie fragte sich, ob es schon geschehen war oder ob Yuri noch lebte. Ein seltsames Gefühl beschlich sie bei der Vorstellung, was in diesem Moment in der Halle vor sich ging. Eine Art Zufriedenheit bemächtigte sich ihrer, brachte ein abwesendes Lächeln auf ihre Lippen und überirdischen Glanz in ihre blauen Augen. Beinahe fühlte sie sich, als wäre sie es, die Yuris Blut trank und mit jedem Schluck die Befriedigung der erfolgreichen Jagd in sich spürte. Ihre Atmung beschleunigte sich und sie schloss die Augen. Im Geist sah sie Haruka, wie sie Yuris Blut trank und zeitgleich ihre Wunden sekundenschnell zu heilen begannen. Ihr Herz klopfte immer schneller und sie mußte ihre Lippen etwas öffnen, um genug Sauerstoff zu bekommen. »Was ist nur los?« Ihr Körper schien zu brennen, ihr war schrecklich heiss und doch jagte eine Gänsehaut nach der anderen ihren Rücken hinab. Ein seltsames Kribbeln in der Magengegend wurde immer stärker und ließ das Pochen ihres Herzens noch heftiger wirken. Ihre Hände zitterten leicht, doch nicht übersehbar. »Was geschieht hier...?« Sie fasste sich an die Brust und riss die Augen auf. "Ruka...", keuchte sie leise und verdrehte kurz die Augen. Irgendetwas geschah in der Eingangshalle. Michiru sah 1000 Dinge vor ihrem geistigem Auge, Menschen, die sie nicht kannte und Gegenden, wo sie niemals gewesen war. Sie hatte Empfindungen, die ihr fremd waren und doch gleichzeitig so vertraut. Alles ging so schnell, daß es beinahe ineinander verschwamm und sich verzerrte, bis es einen stechenden Schmerz im Kopf hervor rief. "Was ist das verflucht?" presste sie hervor und fasste sich an die Schlefen. Sie kniff die Augen zu und gerade als der Schmerz alle Bilder verdrängt hatte, war auch er verschwunden. Langsam ließ Michiru ihren Kopf wieder los. Ihre Atmung wollte sich kaum beruhigen. In ihren Augen begann es leicht gelblich-grün zu leuchten und aus ihrem Oberkiefer ragten ihre Eckzähne deutlich hervor. "Ruka...", wisperte sie wieder den Namen der Vampirin und erhob sich langsam. Sie konnte nicht anders - es zog sie einfach in die Halle. Deutlich spürte sie das intensive Verlangen und die starke Magie der Vampirin. Es lockte so unglaublich, war so unwiderstehlich, als hätte die Blondine es in deutlichen Worten ausgesprochen. Bevor sie sich selbst darüber bewusst war, hatte sie sich in Bewegung gesetzt und die Tür zum langen Flur geöffnet. Mit jedem Schritt den sie tat, wurde Harukas Anziehung stärker und so leichtfüssig legte sie den Flur zurück, daß nicht ein Laut die Stille durchbrach. Dann hatte sie die Eingangshalle erreicht. Sie öffnete beide Seiten der Flügeltür mit Schwung und stand direkt kurz vor Yuris leblosen Körper. Es gab erstaunlich wenig Blut. Nur ihre Kleidung an Schulter und Halsnähe war getränkt, am Boden jedoch keine Spur. Auch war ihr Körper unversehrt, wies, ausser dem Biss, keinerlei Verletzungen auf. Von Haruka jedoch fehlte jede Spur. Wie konnte das sein? Gerade eben noch hatte Michiru sie deutlich gespürt, aber in der Halle war nur Yuri. Warum hatte es den Anschein, als würde diese noch leben? Und warum roch ihr Blut so intensiv? Nur einmal in ihrem Leben hatte Michiru Blut so deutlich gerochen und das war an dem Tag in der Bar. Ein kleiner Raum in dem zwei Menschen ausgeweidet worden waren. Wo Wände, Boden und sogar die Decke blutbesudelt gewesen waren und einige große Lachen sich Zentimeter tief gesammelt hatten. Dort war der Blutgeruch so deutlich gewesen und so präsent wie er es jetzt und hier war. Doch hier gab es kaum Blut... Michiru schluckte. Kurz zögerte sie, doch dann ging sie langsam in die Hocke zu Yuris Körper hinab. Noch zögerlicher streckte sie ihre Hand nach ihr aus und fuhr sich prüfend über ihre Reißzähne. Kurz bevor ihre zitternden Finger sie berühren konnten jedoch, schreckte sie zurück. Siedend heiss schoss wieder das Verlangen in ihren Körper, das Harukas intensive Nähe auslöste. So stark, dass sie mit einem leisen Seufzer kurz die Augen schloß. Dann war es wieder weg. Fast etwas benommen sah Michiru sich um. Das konnte doch nicht sein. Was ging hier vor sich? Und wo war Haruka? Verwirrt sah sie wieder zu Yuri und wurde sich erneut bewusst, wie intensiv der Blutgeruch war und wie sehr er sie lockte... "Fass sie nicht an!" Der Befehl war, klar und deutlich, auch als solcher zu verstehen. Harukas Stimme hatte so entschieden, fast schon eisig geklungen, daß Michiru ein Stück zurück schreckte aus Angst, Yuri versehentlich doch noch zu berühren. Zu sehen war die Vampirin nicht und auch spüren konnte Michiru sie abermals nicht mehr, doch sie war ganz sicher in der Eingangshalle. "Was ist hier los Haruka?" fragte sie deshalb fast schon flehend, "Warum versteckst du dich? Und wieso kann ich Yuris Blut riechen?" "Genau darum", kam die Stimme der Vampirin deutlich aus Richtung der großen Marmorsäulen an der Eingangstür. Und jetzt konnte Michiru sie auch sehen. Sie verbarg sich tatsächlich hinter der rechten Säule, gab sich aber nicht mehr die Mühe sich zu verstecken. Ihre Stimme war ruhiger geworden, auch nicht mehr so eisig. "Ihr Blut hat mich geheilt. Meine Kräfte sind wieder so stark wie eh und je und damit auch die Verbindung, die das Blut zwischen uns beiden geschaffen hat." "Heisst das...?" begann Michiru vorsichtig, wurde aber von Haruka unterbochen. "Es heisst, du mußt von mir weg bleiben, bis es schächer wird! Ich kann mich nicht kontrollieren, wenn du mir zu nahe bist, denn du verfällst der Saat in dir so willig, daß ich nur noch dem nachgeben will, wonach mir verlangt. Und darum ist sie jetzt hier." Michiru lauschte ihren Worten und blinzelte erstaunt auf Yuris reglosen Körper. "Yuri? Was ist mit ihr?" wollte sie verwirrt wissen. "Sie wird auf dich aufpassen, solange ich nicht in deiner Nähe bin", stellte Haruka klar, "Ich muß Abstand halten, solange es so stark ist und auch am Tage wird sie für dich da sein." Jetzt trat sie hinter der Säule hervor und sah Michiru an. Diese erschrak ein wenig, denn trotzdem die Vampirin geheilt war und gerade Blut getrunken hatte, schien ihr Hunger nicht gestillt zu sein. Ihre Augen glühten und aus dem leicht geöffnetem, blutigem Mund ragten ihre Reißzähne gefährlich hervor. Sofort spürte Michiru wieder diese intensive Anziehung, doch bevor sie dieser nachgeben konnte, schrak sie ein weiteres Mal zurück. Yuri hatte sich aufgerichtet. "Aber was...?" Verwirrt und etwas erschreckt sah sie zu Haruka und ging einen Schritt auf sie zu. "Bleib wo du bist!" fuhr diese sie an und wich mehr als doppelt so weit zurück. Dann wurde ihr Ausdruck wieder weich und sie lächelte sogar ein wenig. "Du schienst sie zu mögen", erklärte sie, "So bist du nicht immer allein, wenn ich nicht da sein kann und gleichzeitig beschützt sie dich. Und vielleicht kann sie dir auch eine Freundin sein." Dann sah sie Yuri an. "Du weisst, was du zu tun hast!" Und bevor Michiru noch etwas fragen konnte, war die Vampirin verschwunden. Michiru wollte ihr folgen, doch eine starke Hand fasste sie am Arm und hielt sie fest. Es war Yuri und Michiru sah ihr genau in die Augen, als sie herumschwang. "Was soll das? Lass mich los!" fauchte sie gefährlich, wurde in der nächsten Sekunde jedoch ganz ruhig. Es war fast, als sähe sie in Harukas Augen und das sanfte Lächeln war ebenfalls das, der Vampirin. "Sie kommt zurück", sagte Yuri mit tiefer, beruhigender Stimme, "Sie wird dich niemals zurücklassen!" Michiru nickte, denn sie glaubte ihr. Das Leuchten in ihren Augen verschwand und auch die spitzen Zähne waren nicht mehr da. Ebenso der Geruch des Blutes und das unglaubliche Verlangen - nicht nur nach dem roten Lebenssaft. Sie war wieder menschlich und spürte dennoch deutlich Harukas Nähe und Schutz. Der junge Mann fixierte sich selbst im Spiegel. In seinen blauen Augen loderten Zorn und Schmerz. Zorn gegen die verfluchte Vampirin, die sein Leben schon viel zu lange zu einer Hölle gemacht hatte und Schmerz über die Niederlage, die er hatte hinnehmen müssen. "Alles wäre vorbei gewesen, wenn dieses Mädchen nicht aufgetaucht wäre", fluchte er und schlug mit Faust und Unterarm gegen den Spiegel, "Ich hätte sie heute Nacht töten können, verdammt!" Er biss die Zähne zusammen und versuchte seine Wut zu unterdrücken, was ihm erstaunlich schnell gelang. Es nutzte alles nichts. Haruka lebte und würde sein Leben weiterhin zur Hölle machen. Doch würde das nicht ewig so bleiben. Und dieses Mädchen war sein Schlüssel zum Sieg. Zwar mußte dieser Sieg auch ihretwegen warten, doch würde er am Ende dadurch nur umso größer. "Es kommt die Nacht, in der du mich anbetteln wirst dich zu töten, Haruka", sagte er zu seinem Spiegelbild, während er begann seine Verletzung zu versorgen, "Leider kann ich mir nicht wie du einfach ein Opfer suchen und mich so heilen, aber auch ein Werwolf hat so seine kleinen Hilfen..." Er grinste. Die Wunde schmerzte und ohne Zweifel würde sie sein menschliches Dasein einige Tage lang etwas einschränken, doch als Wolf machte dieser Kratzer ihm nicht viel aus und der nächste Vollmond brachte auch ihm endgültige Heilung. "Und danach...werde ich mich um deine kleine Freundin kümmern..." Die geflüsterten Worte klangen nicht wie eine Drohung, eher wie ein Versprechen. Er verpflasterte die Stichwunde und zog sich das Hemd über, welches er zurecht gelegt hatte. Dann räumte er das Verbandszeug weg und entsorgte die blutigen Tücher. Erst danach besah er sich nochmal kurz im Spiegel, ob alles an ihm korrekt aussah. Er nickte zufrieden und drehte sich herum, um das Bad zu verlassen, doch er erstarrte fast augenblicklich. Im Türrahmen lehnte Haruka und grinste ihn triumphierend an. "Was willst du hier?" zischte Kyosuke, der sich schnell gefasst hatte, "Ich habe dich nicht eingeladen Blutsaugerin. Von den Gesetzen deiner Art hälst du auch nicht viel, was?" "Ich brauche keine Einladung von einem Werwolf", antwortete die Blondine abwertend, "Und? Leckst du deine Wunden?" Wieder dieses fast hämische Grinsen. "Was geht es dich an?" knurrte Kyosuke und ging direkt auf sie zu. Er schob sie einfach beiseite und ging an ihr vorbei ins Wohnzimmer "Du hast Mut mir den Rücken zu zudrehen!", rief die Vampirin, die sich merklich ärgerte, daß er sie einfach so stehen ließ. "Wolltest du mich töten oder auch nur einen Kampf, wäre dieses längst geschehen", sagte er gleichgültig und schaltete den Fernseher an. Er schmiss sich auf die Couch, legte die Füsse auf den Tisch und fing an, herum zu zappen. Es gefiel Haruka gar nicht, daß er sie nicht fürchtete und noch weniger, wie die Dinge sich gerade entwickelten. Trotzdem war sie in der Höhle des Wolfes und mußte sich wohl oder Übel den Gegebenheiten anpassen, wenn sie etwas erreichen wollte. Und das wollte sie. Nur darum war sie hier. So folgte sie Kyosuke und stellte sich direkt zwischen ihn und den Fernseher, um ihm so die Sicht auf diesen zu versperren und ihn zu zwingen, sie anzusehen. "Troll dich oder ich werd unangenehm!" knurrte Kyosuke, "Kümmer dich lieber um deine kleine Freundin und dein neues Schoßhündchen!" In der nächsten Sekunde war Haruka bei ihm und hatte ihn am Kragen. "Was willst du von Michiru Wolfsbrut?" fauchte sie ihm entgegen, "Wenn du ihr auch nur ein Haar krümmst, wirst du dir wünschen nie geboren zu sein!" Sie hatte ihn etwas von der Couch hochgezerrt und hielt ihn so, das ihre Nasen sich beinahe berührten. Ihre Augen glühten und sie zeigte angriffslustig ihre Zähne. Kyosuke aber lachte amüsiert, was Haruka nur noch wütender machte. "Verfluchtes Wolfsgewürm!" schrie sie und schleuderte ihn mit einem Ruck quer durchs Wohnzimmer. Er knallte gegen den Türrahmen und die Vampirin war sofort bei ihm und hatte ihn wieder am Kragen. "Sag mir endlich, was du von Michiru willst!" zischte sie ihn an, doch er lachte wieder nur. Abermals flog er durchs Wohnzimmer und landete zwischen Tisch und Couch auf dem Boden. "Ja töte mich", japste er, "Schaff dir vom Hals, wovon du dich bedroht fühlst, aber wenn ich sterbe, siehst du deine kleine Freundin nie wieder!" Haruka wollte sich gerade erneut auf ihn stürzen, doch nun hielt sie inne. "Was bedeutet das?" fragte sie und ein ungutes Gefühl beschlich sie, "Los sag endlich, was du weisst!" Kyosuke lachte. Etwas umständlich kam er vom Boden hoch. Seine Verletzung machte ihm eindeutig zu schaffen. Trotzdem wirkte er selbstsicher und überzeugt, wie jemand, der alles im Griff hatte. Er setzte sich auf die Tischkante und sah Haruka grinsend an. "Ich weiss nichts, was du nicht auch weisst", begann er, "Eher weniger als du selbst. Doch ich habe etwas, daß dir fremd ist, weil dein Ego bis zum Himmel stinkt, Blutsauger! Ich beobachte mein Umfeld ununterbrochen und mir fallen Kleinigkeiten auf, die du nicht einmal wahrnimmst, wenn sie dir direkt ins Gesicht springen!" Er lachte kurz und etwas abfällig. "Streichel du nur weiter dein Ego und überlass die Kleine deinem Schoßhündchen. Sie wird sich sicher sehr gut um sie kümmern..." "Yuri rührt Michiru nicht an!" war Haruka sicher, "Sie stand unter keinem Bann und hat alles vollkommen freiwillig getan. Sie kann gar nicht gegen meinen Willen handeln - ihre Seele ist mein!" "Hast du dich mal gefragt, warum ein Mensch soetwas freiwillig tut?" lauerte Kyosuke, "Einen Werwolf angreifen und sich nur wenig später freiwillig von einem Vampir beissen lassen?" Er blickte ihr genau in die Augen und grinste abfällig. "Warum hast du es getan?" Harukas Ausdruck veränderte sich und Kyosuke sah deutlich, daß sie ihn genau verstanden hatte. "Sie wird ganz sicher nicht damit zufrieden sein, dein Handlanger für Drecksarbeiten zu bleiben!" Die Worte standen im Raum und hatten ihre Wirkung. Haruka wusste, das sie zu vorschnell gehandelt hatte, doch nun gab es kein zurück mehr. Sowohl was Yuri anging, alsauch ihren Auftritt hier. Eigentlich war ihr Plan ein anderer gewesen, aber ein weiteres Mal mußte sie sich gezwungenermaßen den Umständen anpassen und ihren Drang, Kyosuke anzugreifen, unterdrücken. "Also gut", sagte sie schließlich erstaunlich ruhig, "Reden wir." Kyosuke nickte und grinste zufrieden. Yuri und Michiru waren zusammen in die Schwimmhalle gegangen. Michiru sorgte sich um Haruka und wegen des Werwolfs und aus irgendeinem Grund wusste Yuri, daß Schwimmen sie am besten ablenken würde. Schon nach wenigen Minuten im Wasser fand sie Bestätigung. "Wieso hat Haruka dich am Leben gelassen?" wurde Michiru neugierig, "Und was genau hat sie eigentlich mit dir gemacht?" Yuri schüttelte sich etwas Wasser aus den Haaren und sah sie lächelnd an. "Sie brauchte jemanden, der dich beschützt und ich habe mich angeboten", gab sie sofort zu, "Ich dachte, das könnte das Abenteuer meines Lebens werden." "Leben?" echote Michiru, "Aber sie hat dich gebissen. Sie brauchte dein Blut für ihre Heilung und normalerweise müßtest du tot sein." Sie sah etwas zur Seite, weil die Worte ihr scheinbar unangenehm waren. "Sie hat noch nie eines ihrer Opfer am Leben lassen", sagte sie leise, "Keine Zeugen, sagt sie und auch keine neuen Vampire!" Ihr Blick suchte wieder Yuris und ihre Selbstsicherheit kehrte zurück. "Warum also lebst du noch? Bist du jetzt wie sie?" Yuri musste ein wenig Schmunzeln. Michiru schien Haruka nicht halb so gut zu kennen, wie sie dachte. Irgendwie wirkte sie gerade, wie ein verliebter Teenager der Angst hatte, plötzlich nicht mehr interessant zu sein, oder nicht mehr gewollt. "Ich bin nicht wie sie", beruhigte Yuri ihre Angst, "Aber ich bin jetzt ein Teil von ihr, so wie sie auch von mir. Sie hat mein Blut getrunken, aber nicht genug mich zu töten, doch zuviel, mich am Leben zu lassen. Ich befinde mich in einer Zwischenwelt, gehöre nicht mehr in deine und noch nicht in ihre, doch bin in beiden zu Hause." Sie lächelte. "Sieh mich als ihre rechte Hand", hauchte sie, "Oder ihre Geheimwaffe." Michiru schluckte. "Und warum hast dich dich darauf eingelassen?" wollte sie wissen, "Etwa um dein Leben zu retten? Du bist ihr Besitz! Sie könnte dich jederzeit töten, wenn sie wollte. Warum also tust du das?" "Ich sagte doch schon, es ist ein Abenteuer", kam es lachend zurück, "In dieser Stadt ist das aufregenste was einem passieren kann, daß Opfer eines übernatürlichen Wesens zu werden! Und da ich nicht gerne ein Opfer bin, habe ich mich für eine Seite entschieden." Jetzt schüttelte Michiru den Kopf. Irgendwie ging es über ihr Fassungsvermögen, was für eine sonderbare Person Yuri war. Erst die Sache mit dem Werwolf und dann ergab sie sich Hals über Kopf Haruka, die einen willigen Handlanger suchte, obwohl sie doch ein so gutes Herz hatte und so aufopfernd hilfsbereit war. Ohne Zögern entschied sie, bei einem Vampir zu bleiben und Michiru bis zum letzten Atemzug zu beschützen. Irgendetwas war seltsam daran. Das Gesamtbild passte einfach nicht zusammen. "Wie alt bist du eigentlich?" wollte sie mehr von Yuri erfahren, "Und wo wohnst du? Hast du keine Verwandten, die dich vermissen werden?" "Ich bin 19", bekam sie zur Antwort, "Und Verwandte habe ich hier keine. Ich bin vor ein paar Monaten in diese Stadt gezogen, weil ich einfach etwas Neues brauchte. Außer einer Tante, mit der ich kaum Kontakt hatte, habe ich sowieso niemanden zurück gelassen und nunja - da bin ich also!" Sie bespritzte Michiru mit Wasser. "Und du?" grinste sie, "Wie alt bist du und was hat dich dazu gebracht, dich in einen Vampir zu verlieben?" Michiru verschluckte sich beinahe, so überrascht war sie von dieser direkten Frage. "Wer sagt, dass ich verliebt bin?" ignorierte sie alles andere, "Woher weisst du, daß ich nicht einfach nur unter ihrem Bann stehe?" Sie wusste nicht, wieso sie vor Yuri nicht zugeben wollte, daß sie echte Gefühle für die Vampirin hegte. Für sich selbst war sie doch mittlerweile zu dem Schluß gekommen, daß es so war und selbst für Haruka war es kein Geheimnis mehr. Doch irgendetwas in ihr ließ in diesem Moment nicht zu, es einfach zu gestehen. Vielleicht weil sie selber nicht wußte, warum es so war, redete sie sich ein, doch sie wußte es genau. "Du bist nicht viel anders als ich", lächelte Yuri, "Ich weiss, dass du sie liebst, weil ich gesehen habe, wie du sie anschaust. Ich habe das Strahlen in deinen Augen gesehen, schon als du das erste mal von ihr gesprochen hast. Aber obwohl du ein gutes Herz hast, hast du mich zu ihr gebracht, damit sie mich töten und selbst dadurch leben kann. Also sag mir nicht, du würdest sie nicht lieben!" Michiru schluckte und errötete leicht, doch Yuri lächelte weiterhin. "Und genau das ist es, was uns beide so ähnlich macht. Zwei gute Menschen, die der Verlockung des Bösen einfach erlegen sind, denn wahrhaft Gutes gibt es kaum noch auf der Welt..." Kapitel 21: Erkenntnisse und andere Rätsel ------------------------------------------ 21. Erkenntnisse und andere Rätsel Nicht eine Sekunde ließ Haruka ihr Gegenüber aus den Augen. Auch wenn Kyosuke nicht wirkte, als hätte er nur das geringste Interesse daran, sie in irgendeiner Art anzugreifen, blieb sie wachsam. Es gefiel ihr nicht, daß sie die Fäden scheinbar nicht länger in Händen hielt und noch weniger, daß ausgerechnet ihr Erzrivale es war, deren Wissen sie benötigte, um diesen Umstand wieder zu ändern. Er saß da, auf der Tischkante und am liebsten hätte Haruka ihm den Kopf von den Schultern geschlagen, doch sie schluckte ihren Hass. "Dann rede endlich", würgte sie fast hervor, "Ich habe meine Zeit nicht gestohlen!" "Das ist dein Problem Vampir", war Kyosuke recht gleichgültig, "Deine Spezies ist nunmal an die Nacht gebunden. Ich hingegen führe am Tag ein recht normales Leben und brauche keinen Wachhund, so wie du!" "Was weisst du über Yuri?", war Haruka merklich angespannt, "Und was hast du mit Michiru zu schaffen? Sag es mir verdammt, sonst..." "Sonst was?" unterbrach Kyosuke sie, "Ich sagte dir bereits, wenn du mich jetzt tötest, siehst du deine kleine Freundin nie wieder!" Deutlich war Haruka anzusehen, wie schwer es ihr fiel Kyosuke nicht einfach umzubringen. In ihren gelb-grünen Pupillen glühte der Hass und jeder Muskel in ihrem Körper was angespannt. Ihr Gesichtsausdruck war finster und ihre Worte eisig. "Wenn Yuri ihr auch nur ein Haar krümmt, wird sie bis in alle Ewigkeit meine Sklavin sein und leiden, wie kein Mensch je gelitten hat", ließen ihre Worte keine Zweifel, "Und auf dich wartet ein noch viel schlimmeres Schicksal. Du weißt, wovon ich rede und das ich dazu fähig bin!" Jetzt war es Kyosuke, der seinen Hass kaum verbergen, geschweigedenn bändigen konnte. Er sprang nach vorn und stand den Bruchteil einer Sekunde später direkt vor Haruka. In diesem Moment aber fand er die Kontrolle über sich wieder und funkelte sie nur böse an. "Dazu wärst du wirklich fähig", spieh er ihr verächtlich entgegen, "Glücklicherweise schaufelst du dir dein Grab selbst! Yuri wird deiner Süßen nichts antun, nein...ihr Ziel ist ein viel Größeres und um es zu erreichen, braucht sie deine Michiru!" Er grinste und ging an den Barschrank. Indem er betont langsam einen Drink auswählte und das Glas füllte, stellte er Harukas Geduld auf eine harte Probe. Sie hielt sich jedoch zurück und lehnte mehr oder minder höflich ab, als Kyosuke auch ihr einen Drink anbot. "Ich vergaß", lachte er und prostete ihr kurz zu, "Du bevorzugst das Blut junger Frauen." Er nahm einen Schluck und begab sich wieder zur Couch, während Haruka fast an ihrer Selbstbeherrschung erstickte. Am liebsten wäre sie einfach verschwunden, doch sie brauchte Informationen und Kyosuke konnte sie ihr geben. "Warum hast du Michiru nicht getötet?" fragte sie, weil sie es nicht mehr aushielt, "Du hattest mehrfach die Chance dazu und hast es nicht getan. Du hast sie und Yuri verschont und bist danach mit dieser lächerlichen Drohung bei mir aufgelaufen. Also erzähl mir nicht, du wüsstest nicht mehr als ich! Sag mir, warum du sie nicht getötet hast!" Kyosuke lachte amüsiert und nahm noch einen Schluck. Dann lehnte er sich gemütlich zurück und bedachte Haruka mit einem hämischen Grinsen, bevor er zu sprechen begann. "Ich sehe deine Freundin hat dich bestens unterrichtet, also muß ich dir das nicht nochmals erzählen. Reden wir von Fakten. Es war dein verfluchter Geruch den ich an ihr wahrgenommen habe, heute Abend in der Bar...", klang seine Stimme plötzlich warnend und gefährlich, "Kannst du dir vorstellen wie erfreut ich war, daß dein kleines Spielzeug sich mir derart an den Hals geworfen hat? Ich wußte sofort, dass sie völlig unerfahren war in ihren Fähigkeiten und es wäre mir ein besonderes Vergnügen geworden, sie in unseren Krieg mit einzubeziehen. Leider bist du mal wieder im unpassenden Augenblick aufgetaucht." "Komm endlich zum Punkt!" fauchte Haruka ihn an und erntete wieder ein amüsiertes Lachen. "Ich weiss, der Gedanke wie nah ich deiner Kleinen war, gefällt dir nicht, also werd ich dich nicht unnötig quälen damit. In der Bar, da ging es nur um dich und deinen widerlichen Geruch an ihr...", wurde es nun endlich interessant für Haruka, "Doch scheinbar hast du sie nicht ausreichend gewarnt vor mir, denn sie musste unbedingt dorthin zurückkehren. Yuri war mein Opfer, verstehst du? Ich hatte sie ausgewählt, aber dann roch ich pötzlich wieder dich und fand sie. Wer hätte gedacht, dass Yuri sich dazwischen stürzt?" Er zuckte mit den Achseln. "Sie war kein Gegner, doch sie hat mich genug abgelenkt, noch einen anderen Geruch wahrzunehmen und nur dieser war es, der beiden das Leben gerettet hat!" Haruka zog eine Augenbraue hoch. "Was für ein Geruch?" wollte sie wissen. Kyosuke stellte sein Glas auf den Tisch und erhob sich. "Das fragst ausgerechnet du?" flüsterte er beinahe und trat wieder vor sie, "Es ist der Geruch, dem du noch nie wiederstehen konntest, der dich schon immer gelockt hat, wie eine Motte das Licht. Der Geruch, der dich zu ihr geführt hat - genau wie zu meiner Schwester. Es ist das, was dir fehlt und das du darum immer zerstörst bei denen, die es haben, in deinem verzweifelten Versuch, etwas davon für dich zu erobern!" Haruka schluckte. Sie erwiederte seinen Blick und regte sich nicht. "Du weisst es nicht", lachte er und ließ sie stehen, um sich wieder seinen Drink zu nehmen, "Es ist Reinheit, du verdorbenes Subjekt! Ihre Seele und ihr Herz sind so rein, wie die von Kyoko es waren und ich werde es kein weiteres Mal zulassen, daß du eine solche Reinheit zerstörst!" Michiru war nach Yuris Worten nicht mehr nach Schwimmen zumute gewesen. So hatten die beiden Mädchen das Schwimmbecken verlassen und waren unter die Dusche gegangen. Michiru war dankbar für die Trennwände zwischen den einzelnen Duschen, nicht weil sie sich schämte, sondern weil es ihr so einfacher fiel, das Schweigen aufrecht zu erhalten, welches seit Yuris letztem Satz herrschte. Sie wollte sich im Augenblick nicht weiter mit ihr unterhalten. Ihre Gedanken und Gefühle fuhren Achterbahn und sie fürchtete, eine zu spontane Antwort auf eine unerwartete Frage. War Haruka wirklich genau darum von Anfang so verlockend für sie gewesen? Weil sie, Michiru, ein gutes Herz hatte und die Vampirin eine Inkarnation des Bösen war? Sie dachte an das kaltblütige Töten der Vampirin, für das sie sogar Augenzeugin war. Selbst vor ihrer langjährigen Freundin hatte Haruka nicht Halt gemacht. Sie hatte Michiru zwar nicht wie ein ebensolches Opfer behandelt, doch hatte sie sich ihr Überleben anfänglich teuer erkaufen müssen. Plötzlich erinnerte sie sich an Alles und sie fragte sich, wann sie sich in Haruka verliebt hatte, bei all den schlimmen Dingen, welche diese tat und die sie selbst gezwungermaßen auch getan hatte. War es nicht völlig absurd bei alledem von Liebe zu sprechen? "Du solltest dich etwas hinlegen", unterbrach da Yuris Stimme ihre Gedanken, "Die Nacht war lang und ereignisreich und Haruka wird sicher auch bald heimkehren." Michiru war unwillkürlich zusammen gezuckt. Yuri hatte sie komplett vergessen, so versunken war sie in ihre Gedanken gewesen. Jetzt stellte sie das Wasser ab und griff sich ein Badetuch, um sich darin einzuwickeln. "Wahrscheinlich hast du Recht", gab sie zur Antwort, "Ich bin wirklich etwas müde." Sie wartete noch einen kurzen Augenblick, bis auch Yuri sich wohl ins Handtuch eingewickelt hatte und trat aus der Dusche. Yuri befestigte noch das Tuch und trat dann ebenfalls heraus. Sie lächelte Michiru an. "Das tat sehr gut", sagte sie, "Du gehst jetzt zu Bett und ich werde im Wohnzimmer vor eurem Schlafzimmer Wache halten." Michiru nickte. "Dann gute Nacht", lächelte sie ebenfalls, "Und nimm dich in Acht wegen der Werwölfe." Sie ging los und Yuri folgte ihr noch bis ins Wohnzimmer. Dort blieb sie zurück, schmiss ihre Klamotten auf die Couch um sie später anziehen zu können und sah Michiru noch bis zum letzten Moment hinterher. "Die Geschichte, die dich mit den Werwölfen verbindet, mußt du mir unbedingt noch erzählen!" rief sie ihr nach, kurz bevor Michiru die Schlafzimmertür hinter sich schloß und sich erst einmal abwesend dagegen lehnte. War sie wirklich verbunden mit den Werwölfen so, wie sie es mit Haruka war? Noch vor kurzer Zeit hatte sie ein ganz normales Leben geführt, hatte Freunde, eine Arbeit und eine Wohnung gehabt. In ihrem Leben lief alles, wie man es gewohnt war vom Leben - mal besser, mal schlechter - doch nie gab es darin Dinge wie Magie, Dämonen oder andere verfluchte Kreaturen, Dinge, an die Menschen normalerweise nicht einmal glaubten. Und jetzt lebte sie im Domizil einer Vampirin, teilte sogar das Bett mit ihr, auf der Flucht vor Werwölfen, die ihr ganzes, normales Leben zerstört und sie in die Arme dieses Vampirs getrieben hatten. Haruka war die einzige, bei der sie noch Halt und Geborgenheit fand, die sie beschützte und ihr schöne Augenblicke schenkte. Doch nun hatte Michiru Bestätigung dafür, daß die Vampirin, zumindest mit dem Werwolf aus der Bar, in Verbindung stand. Der Wolf kannte sie und sie kannte ihn. Und das nicht erst seit Kurzem. Nachdem sie einmal tief durchgeatmet hatte, ging sie ans Bett und zog sich ihr Nachthemd an. Während sie unter die Decke kroch nahm sie sich vor, Haruka zu fragen, wenn diese heim kommen würde. Auch wenn sie fürchtete, daß die Antwort ihr nicht gefallen würde, sie brauchte einfach Gewissheit. Sie mußte herausfinden, ob sie sich wirklich in Haruka verliebt hatte oder ob sie einfach nur der Verlockung des Bösen erlegen war, wie Yuri es gesagt hatte. Kaum jedoch das sie eine gemütlich-kuschelige Position gefunden hatte, war sie auch schon eingeschlafen. Als sie wieder erwachte, war der Tag bereits angebrochen. Noch nicht sehr lang, denn die Sonne stand noch sehr tief, wie sie durch den Spalt im Vorhang erkennen konnte. Ihr Blick auf die andere Bettseite bestätigte ihre Ahnung. Haruka war nicht da. Ein kurzer Schreck schoss durch ihre Glieder, der jedoch schnell verschwand und dem sicheren Gefühl von Harukas Nähe wich. Sie war vor Tagesanbruch daheim gewesen, nur warum lag sie nicht neben ihr? »Vielleicht konnte sie sich nicht abreagieren«, ging es ihr durch den Kopf, »Oder sie ist erneut in einem Kampf verwickelt worden!« Der letzte Gedanke bereitete ihr Unbehagen und trieb sie aus dem Bett. Sie mußte einfach nachsehen, wo Haruka war und ob alles in Ordnung war. Suchen mußte sie die Blondine allerdings nicht. Bereits als sie die Schlafzimmertür öffnete, konnte sie ihre Stimme hören. Sie war im Wohnzimmer und unterhielt sich mit Yuri. Gleich als Michiru in den Türahmen trat, entdeckte Haruka sie und unterbrach das Gespräch. "Michiru", lächelte sie und kam auf sie zu, "Ich habe dich nicht wecken wollen und darum die Zeit genutzt einige Dinge mit Yuri zu klären." Michiru war das im Augenblick ziemlich egal. Sie war einfach nur froh die Blondine gesund wiederzusehen und offenbar auch nicht mehr auf Abstand bedacht. Fast schon etwas stürmisch fiel sie ihr um den Hals und verbarg das Gesicht an ihrer Brust. "Endlich Haruka", kam es erstickt von ihr, "Ich hatte solche Angst, du kommst nicht zurück!" Die Vampirin war etwas überrascht und schloss tröstend die Arme um sie. "Natürlich komme ich wieder", beruhigte sie, "Wie kommst du nur darauf, ich würde dich zurücklassen?" Michiru sah zu ihr hoch und ihre Worte überraschten Haruka ein weiteres Mal. "Ich dachte Yuri ist hier, weil du zu diesem Werwolf gehst um euren Krieg endgültig zu beenden", klang sie besorgt und immernoch ängstlich, "Ich dachte, sie soll auf mich aufpassen, falls du nicht überlebst!" Haruka sah kurz zu Yuri, die mit den Achseln zuckte, dann wieder zu dem Mädchen in ihrem Arm hinab. "Wie kommst du darauf, ich würde Krieg mit diesem Werwolf führen?" war sie neugierig, "Und wie darauf, daß ich ihn überhaupt kenne?" Jetzt sah Michiru zu Yuri. Sie wußte, daß genau das Thema diese brennend interessierte und wollte so gleich mit beiden offen reden, doch Haruka verhinderte das. Sie legte ihren Finger unter Michirus Kinn und zog ihr Gesicht sanft wieder zu sich. "Lass uns zu Bett gehen", sagte sie leise, "Da können wir über alles reden, wenn du es gern möchtest." Sie hauchte ihr einen flüchtigen Kuss auf die Lippen und sofort war Michiru wieder wie verzaubert. Sie nickte verträumt und ließ sich lächelnd von Haruka ins Schlafzimmer führen, ohne auch nur noch eine Sekunde an Yuri zu denken. Nichtmal Harukas kurzen, gebieterischen Blick zurück zu dieser bekam sie mit. Sie war einfach nur noch froh, sie wieder bei sich zu haben und bald Antworten auf ihre Fragen zu bekommen. Gemeinsam krochen sie unter die Decke und kuschelten sich aneinander. "Wie kommt es eigentlich, daß wir jetzt so nah beieinander sein können und gar nichts geschieht?" fiel es Michiru nun auf. "Weil ich jetzt wieder stark genug bin, es zu kontrollieren", war die Antwort, "Hättest du mir Yuri nicht gebracht, wäre das diese Nacht unmöglich gewesen. Womit wir wohl beim Thema wären." Sie machte eine kurze Pause und sprach dann weiter. "Du hast mir gesagt, dieser Wolf hat euch beide veschont. Er hätte euch töten können und hat es nicht getan." Michiru nickte. "Und wieso kommst du darauf, daß ich diesen Werwolf kenne?" fragte Haruka. "Weil er uns zuerst töten wollte", sagte Michiru und richtete sich etwas auf, um Haruka ansehen zu können, "Zuerst wollte er Yuri töten und dann plötzlich mich. Als hätte er gewusst, daß ich da war, ließ er von Yuri ab und stand plötzlich vor mir. Und wenn Yuri nicht dazwischen gekommen wäre, hätte er mich auch getötet - da bin ich mir absolut sicher!" Sie sprach nicht weiter und sah die Blondine auf seltame Weise an. Diese hob die Hand, strich mit den Fingern durch Michirus Locken und schenkte ihr ein Lächeln. "Und du denkst, er hat dich meinetwegen nicht getötet?" wollte sie wissen. "Genau das denke ich", nickte Michiru leicht, "Er hat die Bisstelle an meinem Hals berochen und danach hat er sich zurückgezogen. Und vorher schon hat er auf deinen Namen reagiert." "Du hast mit ihm gesprochen?" war Haruka geschockt, "Dachtest du etwa, er würde mit sich reden lassen?" "Das habe ich gehofft", gab das kleinere Mädchen zu, "Und irgendwie hat es ja auch funktoniert. Nicht so, wie ich es mir erhofft hatte in diesem Moment, aber es hat mir zumindest Zeit verschafft." "Und dich dazu gebracht zu denken, er und ich führen einen Krieg miteinander", unterbrach Haruka sie. "Ist es denn so?" fragte Michiru nach einer kurzen Zeit des Schweigens, was einen weiteren Moment Schweigen mit sich brachte. Irgendwann begann die Vampirin leicht zu nicken. "Ja", bestätigte sie dann, "Genau so ist es. Kyosuke und ich sind Todfeinde seit ungefähr 60 Jahren." "Kyosuke?" wiederholte Michiru, "Und warum seid ihr Feinde geworden? War das, weil Vampire und Werwölfe immer Feinde sind oder gab es einen besonderen Grund?" "Den gab es", kam es sofort zurück, "Es gab da ein Mädchen. Kyoko. Sie war seine Schwester und ich habe..." "Du hast sie getötet", ließ Michiru sie nicht ausreden. Eigentlich erwartete sie keine Antwort, doch sie bekam eine und die fiel anders aus, als sie dachte. "Nein", sagte die Vampirin fest, "Ich machte sie zu Meinesgleichen!" Michiru blinzelte ungläubig. "Du meinst...?" Sie sprach nicht weiter, denn der Gedanke welcher sich ihrer bemächtigt hatte, gefiel ihr nicht. "Es ist nicht wie du denkst", widerlegte Haruka ihre Zweifel, als hätte sie genau erkannt, "Es ist wahr - ich mochte Kyoko. Sie war so erfrischend anders und ihre Gesellschaft tat mir gut. Aber es war etwas ganz anderes, als das mit uns es ist Michi. Das mußt du mir glauben." Sie streichelte ihre Wange und sah ihr in die Augen. "Du bist etwas ganz Besonderes", fuhr sie fort, als Michiru leicht nickte, "Jemanden wie dich gab es niemals zuvor in meinem Leben. Nicht im menschlichen und erst Recht nicht danach!" Michiru lächelte und kuschelte sich glücklich wieder in Harukas Arme. "Also hasst dieser Werwolf dich, weil du seine Schwester zum Vampir gemacht hast", sagte sie leise, "Und will Rache dafür." Sie klang etwas schläfrig und Haruka fühlte ebenfalls die Müdigkeit in sich aufsteigen. "Ja", hauchte sie zur Antwort, "Er wird erst ruhen, wenn er Vergeltung für Kyoko bekommen hat." "Was ist aus ihr geworden?" murmelte Michiru, "Und wieso hat er mich nicht getötet, wenn er sich doch an dir rächen will?" "Sie kam um", begann Haruka leise, "Eines Nachts, als ich allein auf Jagd war und Kyoko allein im Haus da...da brach ein Werwolf ins Haus ein und hat sie getötet...", ihre Stimme wurde noch leiser, "Sie hatte keine Chance gegen ihn. Er hat sie überrascht und sie war noch zu jung in ihren Fähigkeiten, um sich zur Wehr zu setzen. Außerdem fühlte sie sich sicher vor den Werwölfen wegen ihres Bruders." "Er hat sie nicht beschützt?" war Michiru erschüttert, "Jagt er diesen Werwolf wenigstens genauso sehr, wie er dich jagt?" Haruka zögerte kurz mit der Antwort. Sie hatte Michiru die ganze Zeit leicht mit den Fingern gekrault, dies stoppte sie nun. "Nein", flüsterte sie, "Kyosuke war dieser Werwolf." Michiru sah sofort zu ihr auf. "Er...hat seine eigene Schwester getötet...?" war sie entsetzt, "...aber...wieso?" "Weil er sie nur so von mir erlösen konnte", erklärte Haruka ihr, "Und so gleichzeitig seine erste Rache an mir hatte. Außerdem hat das seinen Hass auf mich gesteigert. Ich habe Kyoko in seinen Augen zweimal umgebracht. Einmal, als ich sie zum Vampir machte und ein weiteres Mal, als ich ihn dadurch zwang, sie zu töten. Er wurde freiwillig zum Werwolf, nachdem seine Schwester ein Vampir war und er als Mensch nichts gegen mich ausrichten konnte. Seither jagt und verfolgt er mich, doch bisher war er mir nicht gewachsen und hat daher jede getötet, die ich verwandelt habe." "Darum schaffst du keine neuen Vampire", verstand Michiru, "Er will das du einsam bist." "Ich habe nie viel davon gehalten Vampire zu schaffen", widersprach Haruka, "Es waren wenige, doch zuviele, die Kyosuke getötet hat seit Kyoko." "Und warum hat er mich dann nicht getötet?" war Michiru nun noch verwirrter, "Wieso hat er mich nicht getötet, wenn er dich doch an mir gerochen hat?" "Weil er überzeugt davon ist, du seist wie seine Schwester", gab die Blondine zu, "Und er weiß, daß du noch kein Vampir bist." Einen Moment lang sah Michiru nachdenklich aus. Dann aber nickte sie verständig und kuschelte sich erneut ein. Sie schloss die Augen und seufzte leise. "Ich bin also nicht wirklich in Gefahr", murmelte sie, "Und Yuri ist ja nun auch noch da." "Darauf können wir uns nicht verlassen", hauchte Haruka, die nun auch merklich schläfrig wurde, "Er hat seine eigene Schwester getötet." Ein leises Geräusch war die einzige Reaktion, die noch von Michiru kam. Sie war bereits fast eingeschlafen. "Aber ich lasse nicht zu, daß er dir etwas antut", wisperte die Vampirin noch, "Dazu wird er nie eine Chance bekommen..." Dann ließ auch sie sich in den verdienten Tagesschlaf fallen. Kapitel 22: Sonnenstrahlen auf der Haut --------------------------------------- 22. Sonnenstrahlen auf der Haut Am darauf folgendem Abend fühlte Michiru sich einfach nur wunderbar. Sie hatte so gut geschlafen, wie schon seit einiger Zeit nicht mehr, was nicht zuletzt daran lag, daß sie in so mancher Sache nun Gewissheit hatte. So gut wie ihr Schlaf gewesen war, so gut ging auch die Nacht weiter. Haruka schickte Yuri, um ihr ein Opfer zu besorgen und hatte so Zeit für Michiru. Die genoß es, endlich mal wieder wirklich entspannt schwimmen zu gehen und sich dabei von Haruka beobachten zu lassen. Mehr gefreut hätte es sie natürlich, wäre die Blondine mit ihr ins Wasser gekommen, aber auch so fand sie es einfach nur traumhaft schön. Sie unterhielten und neckten sich, alberten herum wie ein normales, frisch verliebtes Paares in unbeobachteten Minuten auch tat und waren einfach nur glücklich. Als Yuri mit einem jungen Mädchen zurück kam, nutzte Michiru die Zeit, sich zu duschen und umzuziehen. Als sie ins Wohnzimmer kam, waren alle Spuren bereits beseitigt und auch Haruka war nichts davon anzumerken, dass sie gerade erst Blut getrunken hatte. Es gab keinen Spritzer Blut, welcher auf irgendetwas hätte hinweisen können und sie konnten ihr entspanntes Beieinandersein nahtlos fortsetzen. Sie öffneten eine Flasche Sekt, Michiru aß nebenbei eine Kleinigkeit, legten einen Film ein, machten es sich gemütlich, flirteten ein wenig und vergaßen fast vollkommen, Kyosuke und sein Rudel. Einige Zeit später stieß Yuri ein zweites Mal zu ihnen. Sie hatte sowohl Harukas Reste beseitigt, alsauch für sich selbst Nahrung beschafft. Nun gesellte sie sich zu den Beiden und schon nach wenigen Minuten, hätte jeder Außenstehende es für ein lockeres Treffen dreier Freundinnen halten können. Sie hatten Spaß zusammen, machten Scherze, waren sogar albern und manchmal unterhielten sie sich auch völlig gesittet miteinander. Sie sahen sich den einen oder anderen Film an, hörten Musik und kein Werwolf ließ sich blicken. Die Lage war ruhig und blieb es auch eine weitere Nacht. In der darauf folgenden Nacht jedoch, änderte sich das dann zum ersten Mal. Eigentlich änderte es sich nicht, doch genau das machte Haruka langsam misstrauisch. Sie wusste, dass Kyosuke ihr nur deswegen diese Pause gönnte, um zu sehen, ob sie sich vergaß oder beherrschte. Er testete sie und das nicht nur auf einer Ebene. Zwar gefiel ihr das nicht, doch zu ändern war es, wie die Dinge zur Zeit lagen, eben nicht. Er gab ihr die Zeit, damit Michiru sich erholen und die Saat der Vampirin ihr schwächer werden konnte. Doch er tat dieses nicht nur, um sie zu schützen vor einem Vampirdasein. Er tat es vor allem, um sie ihr dann zu nehmen und Haruka erbarmungslos zu jagen. Michiru bemerkte schnell, dass Haruka etwas beschäftigte und als Yuri loszog ein Opfer zu besorgen, sprach sie es auch an. "Du fragst dich, warum Kyosuke uns so lange in Ruhe lässt, stimmts Haruka?", nahm sie ihre Hand und sah sie an, "Glaubst du, das ist die Ruhe vor dem Sturm?" "Das grenzt ja beinahe schon an Gedanken lesen", lächelte die Blondine. »Und erschreckend, wie nahe dran sie doch liegt, ohne wirklich zu begreifen, was los ist...« "Er wird ganz sicher nicht so zurückhaltend bleiben", sagte sie überzeugt, "Und nur weil er dir nichts antut, bist du nicht vor ihm sicher, fürchte ich." "Wie meinst du das?" blinzelte Michiru etwas verwirrt. Haruka sah sie an. »Wie schön sie ist...«, ging es da durch ihren Kopf, »...und wie lieblich und rein...« Sofort verhärtete ihre Mimik ein wenig. Unvorstellbar wenn Kyosuke Recht hatte. "Er wird versuchen, dich von hier weg zu holen", erklärte sie ihrem Gegenüber, "Und dich für immer von mir fern zu halten. Als Wiedergutmachung für seine Schwester sozusagen. Was ihn allerdings nicht dazu bringen wird, seine Rache als vollendet anzusehen oder mich nicht weiter zu jagen." Ihre Stimme senkte sich und wurde eiskalt. "Er wird dich von mir fernhalten und mich gnadenlos jagen mit allen Mitteln. Und er wird erst ruhen und dich freilassen, wenn er mich getötet hat!" Michiru schluckte und die Farbe wich aus ihrem Gesicht. Sie glaubte jedes Wort. Nein, sie wusste, dass es genau so war. Der Werwolf wollte sie Anstelle seiner Schwester retten, um dann Haruka auszulöschen. Sie sah es jetzt in deren Augen und sie hatte es auch in seinen Augen erkannt, als er sich vor einigen Nächten von ihr und Yuri abgewand hatte. Nur da hatte sie diesen Ausdruck noch nicht deuten können. Nun konnte sie es. "Und was sollen wir jetzt tun?" fragte sie, "Ich will nicht weg von dir Haruka. Und selbst wenn Yuri jetzt da ist - auch ihr beide zusammen seid machtlos gegen ein ganzes Rudel Wölfe. Wir wissen doch nichtmal, wie viele Werwölfe zu ihm gehören." "Stimmt, das wissen wir nicht", pflichtete Haruka ihr bei, "Aber selbst wenn wir es wüssten, wäre es uns keinerlei Hilfe. Auf jeden Fall sind es genug, dass Kyosuke seine Verletzung auskurieren kann und er dennoch jede Minute erfährt, was wir tun, wenn er es will. Du solltest das Haus ohne mich nicht mehr verlassen. Hier daheim passt Yuri auf dich auf." "Ich darf nicht mehr ohne dich hinaus? Nichtmal in den Garten?" zog Michiru ihre Hand zurück, welche Harukas bis jetzt gehalten hatte, "Aber ich mag nicht rund um die Uhr hier eingesperrt sein! Die letzten Tage und Nächte waren traumhaft schön, das ist wahr, aber ich würde gerne Mal wieder am Strand spazieren und im Meer schwimmen. Oder einfach nur shoppen gehen, irgendwo nett einen Kaffee trinken und die Leute beobachten." Sie wurde plötzlich ganz kleinlaut, denn mit einem Mal hatte sie das Gefühl, Haruka mit diesen Worten zu verletzen. "Bitte versteh doch Ruka", fuhr sie leise fort, "Ich genieße deine Gesellschaft und bin gern mit dir zusammen, aber ab und zu möchte ich auch mal am Tage unterwegs sein und die Sonne sehen. Bitte sperr mich nicht hier ein. Ich habe doch nichts Böses getan und das hier wird auf Dauer zum Gefängnis für mich. Ein sehr prunkvolles, ohne Zweifel, und ohne Gitter, aber doch ein Gefängnis, wenn ich das Haus nicht mehr verlassen darf..." Haruka sah sie prüfend an. Sie sorgte sich lediglich um Michiru und wollte nicht, dass dieser irgendetwas zustieß. Sie hatte das Ausgehverbot für eine sinnvolle Idee gehalten - zumindest vorerst, bis sich eine bessere Lösung fand - doch Michirus Worte hatten sie eines Besseren belehrt. "Du hast wohl Recht", gab sie zu, "Mir würde es auch nicht gefallen, wenn ich von heute auf morgen mein komplettes Leben ändern müsste. Aber du gehst nur am Tag und niemals ohne Yuri, versprich mir das. Am Tag wird kein Werwolf euch angreifen, doch sie werden da sein, also werde nicht leichtsinnig." Schon während dieser Worte hatte sich ein unglaubliches Strahlen in Michirus Gesicht ausgebreitet, nun hätte es einen beinahe schon blenden können. "Wir werden nur einen Kaffee trinken gehen", versprach Michiru, "Und einen Schaufensterbummel vielleicht. Und bevor es dunkel wird, sind wir zurück." Haruka nickte, auch wenn sie nicht wirklich zufrieden war. Es war ihr nicht Recht, wie unbefangen Michiru mit dieser gefährlichen Situation umging. Und es gefiel ihr auch nicht, sie zu viel mit Yuri allein zu lassen. Zumindest etwas Misstrauen hatten Kyosukes Worte doch in ihr geweckt. Wenn sie auch nicht wirklich eine Gefahr in ihr sah. Und sollte sie doch über die Stränge schlagen, würde Haruka sie schneller finden, als eine Zitrone unter Orangen und sie für alles zahlen lassen. "Können Yuri und ich gleich morgen gehen?" riss Michiru sie aus ihren Gedanken, "Ich könnte sie gleich fragen, wenn sie heim kommt." Haruka wollte ihr die Freude nicht nehmen. "Du brauchst sie nicht zu fragen", antwortete Haruka, "Sie wird dich begleiten. Dafür ist sie da! Sie wird dir nie etwas ausschlagen." "Ich weiß das", sagte Michiru, "Auch wenn ich zugeben muss, dass ich anfänglich etwas misstrauisch ihr gegenüber war, aber in den letzten Tagen ist sie mir richtig ans Herz gewachsen. Sie ist so lustig und es macht wirklich Spaß, mit ihr Zeit zu verbringen." "Solange du deine Zeit nicht lieber mit ihr als mit mir verbringst", grinste Haruka, "Oder muss ich eifersüchtig sein?" "Du und eifersüchtig?" legte Michiru den Kopf leicht schief, "Ich glaube, der Gedanke gefällt mir." Sie grinste. "Untersteh dich...", packte Haruka sie lachend, "Du gehörst mir, dass das klar ist!" Michiru quiekte und kicherte. "Wer sagt das?" lachte sie. "Na ich", gab die Blondine lachend zurück, während sie auf der Couch landeten. Sie genossen ihr beieinander Sein und die restliche Nacht. Wenn dieses Mal auch nicht bis in den Morgen hinein, denn Michiru wollte so zeitig wie möglich los, um auch ein wenig Zeit zu haben, bevor es wieder dunkel wurde. Ganz so früh wie sie es gewollt hatte, war Michiru dann doch nicht aus den Federn gekommen. Zum einen war sie zu müde gewesen und zum anderen fühlte sie sich immer wohler in Harukas Armen. Die letzten Tage und Nächte waren beinahe wie ein schöner Traum gewesen und immer seltener stellte Michiru sich Fragen, über ein wieso oder warum. Sie genoss einfach ihre, immer stärker werdenden, Gefühle und Harukas intensive Nähe. Erst gegen 15 Uhr hatte sie sich aus deren Armen lösen können, obwohl diese noch fest schlief. Yuri erwartete sie bereits in der Halle und so waren sie keine halbe Stunde später in der Stadt. Obwohl es Michiru ein wenig traurig stimmte, dass sie niemals mit Haruka einen solchen Stadtbummel würde machen können, genoss sie es sehr, endlich einmal wieder die Wärme der Sonnenstrahlen auf ihrer Haut zu spüren. Es erfüllte ihr Herz mit Freude, all das bunte Treiben in den Einkaufsstraßen zu sehen und begeistert wie ein Kind, lief sie von Schaufenster zu Schaufenster. Yuri lächelte die ganze Zeit über nur ein wenig amüsiert und ließ Michiru nicht aus den Augen. Im Vergleich zu dieser hatte sie die beiden Werwölfe längst entdeckt, die sie seit gut einer viertel Stunde beobachteten. »Haruka hat Recht. Sie planen etwas«, war sie sich schnell sicher, »Ich muss auf der Hut sein, dass sie mir nicht in die Quere kommen…« „Lass uns irgendwo einen Kaffee trinken und ein Stück Kuchen essen“, riss Michirus Stimme sie aus ihren Gedanken, „Ich kenne ein niedliches, kleines Cafe hier ganz in der Nähe.“ „Wenn du mich nicht zwingst Erdbeertorte zu essen, bin ich für alles zu haben“, nickte Yuri lächelnd. Sie ging an Michirus Seite mit dieser zu besagtem Cafe, ohne dabei die beiden Wölfe aus den Augen zu verlieren. Auch als die Bedienung Kuchen und Getränke brachte, waren die zwei noch in der Nähe. »Sie werden an uns kleben. bis wir entweder daheim sind oder es dunkel wird«, wusste sie, »Doch was werden sie tun, wenn sie uns bei Nacht erwischen? Bleiben sie dann auch so friedlich?« „Reijka? Reijka Yagisawa?“ beendete Michirus Stimme ein weiteres Mal Yuris Gedanken. Als diese aufsah, erkannte sie eine junge Frau, die, auf Michirus Ausruf hin, freudestrahlend auf sie zukam. Sie hatte den Tisch noch nicht ganz erreicht, als sie schon zu reden begann. „Michiru?“ fragte sie, „Michiru Kaioh aus dem Paukstudio Kitano? Ich glaub es ja nicht! Wo ist die Brille geblieben und diese furchtbare Zahnspange? Und deine Haare haben jetzt Locken – Dauerwelle oder etwa Natur?“ Yuri entging nicht, dass Michiru leicht errötete, es aber schnell zurück drängte und diesem Mädchen freundlich die Hand entgegen streckte. „Genau diese Michiru“, grinste sie, „Brille und Zahnspange bin ich seit langer Zeit los und mit der Pubertät kamen auch die Locken ganz von allein.“ „Nicht nur die“, ergriff Reijka ihre Hand, „Das aus einem solch unscheinbarem, mageren, kleinen Mädchen mal so eine Frau wird, hat niemand für möglich gehalten!“ So nett ihre Worte auch gesprochen waren und so freundlich ihr Lächeln auch wirkte, Yuri sah in ihr sofort eine Zicke und ein richtiges Biest und fragte sich, wie, wann und warum Michiru sich mit so einer Person hatte anfreunden können. „Danke“, nahm Michiru das seltsame Kompliment jedoch entgegen, „Setz dich doch zu uns Reijka. Dann können wir ein wenig über alte Zeiten sprechen.“ „Alte Zeiten“, lachte Reijka ziemlich aufgesetzt, „Das klingt ja, als wären wir bereits uralt. Dabei beginnt gerade erst wirklich unser Leben!“ »Deins nicht mehr, wenn du weiter solchen Schrott von dir gibst«, dachte Yuri mürrisch, lächelte jedoch Michiru zuliebe freundlich, als Reijka sich tatsächlich setzte und Michiru sie einander vorstellte. „Und?“ beachtete Reijka Yuri jedoch kaum, „Hat dir deine Lernerei von damals irgendetwas gebracht? Was wolltest du gleich noch studieren? Lehramt?“ „Jura“, stellte Michiru klar und klang für einen Augenblick überhaupt nicht freundlich, „Aber es kam anders. Du weißt, meine Familie war nie wohlhabend und ein solches Studium konnte ich einfach nicht finanzieren.“ Dann jedoch lächelte sie wieder. „Und du? Du scheinst erreicht zu haben, was du dir vorgenommen hast.“ Reijka grinste und wirkte direkt noch etwas hochnäsiger, fand Yuri. „Ich musste mir schon damals keine Sorgen um meine Zukunft machen, denn meine Familie ist reich, wie du weißt“, sagte sie und änderte sich dann plötzlich völlig. Yuri glaubte kaum, was sie sah, doch Reijka war plötzlich alles andere als hochnäsig, rückte schelmisch grinsend ein Stück näher an Michiru heran und wisperte ihr beinahe verschwörerisch die nächsten Sätze entgegen. „Ich war doch damals schon so vernarrt in diesen älteren Jungen aus dem Paukstudio gegenüber, weißt du noch? Der reiche Schnösel, dem alle Mädchen nachgelaufen sind und der keine von uns je eines Blickes gewürdigt hat…“ „Du meinst diesen Industriellen-Sohn?“ fragte Michiru, „Diesen… Shingo Tanaka?“ Das Grinsen auf Reijkas Gesicht wurde noch breiter. Sie nickte heftig und hielt Michiru ihre Hand mit einem Verlobungsring unter die Nase. „Wir heiraten in 5 Monaten!“ kicherte sie beinahe albern, „Stell dir vor – er hat mich auf einem Empfang meines Onkels gesehen und sich sofort in mich verliebt!“ „Das freut mich so für dich Reijka“, nahm Michiru deren Hand in ihre, „Meinen herzlichen Glückwunsch und alles Gute für euch Beide.“ Ihre Worte klangen ehrlich, doch Yuri bemerkte, dass sie ein wenig traurig klangen. »Ganz sicher denkt sie an Haruka!« Sie beobachtete die beiden jungen Frauen zwar weiterhin, hörte aber nicht mehr zu, was sie sagten. Eigene Gedanken bemächtigten sich ihrer und auch die Wölfe hatte sie nicht vergessen. Michiru hatte Gesellschaft und unterhielt sich gut, also konnte sie sich um ihre Dinge kümmern. »Warum sind die Werwölfe so scharf auf Michiru? Ich weiß, warum Haruka sie will, aber nicht was die Werwölfe mit ihr zu schaffen haben.« Kurz und unauffällig sah sie sich um. Die beiden Werwölfe machten sich nicht einmal die Mühe, sich zu verbergen. Deutlich zeigten sie ihre Präsenz und das sie nur auf eine Gelegenheit warteten. »Sie würden ganz sicher angreifen, wenn es Nacht - und wir allein wären«, wurde Yuri plötzlich misstrauisch, »Warum lassen sie uns im Haus in Ruhe? Da gibt es sicher noch einige Wölfe mehr und das sie ins Haus können, haben sie bereits gezeigt« Nochmals sah sie sich um und betrachtete genauer die Menschen um sie herum. Zuerst bemerkte sie nichts ungewöhnliches, doch dann zuckte sie zusammen. »Verdammt!« Nicht nur zwei Werwölfe beobachteten sie. Es waren bedeutend mehr. Yuri hatte sich täuschen lassen. »Ich habe mich zu sicher gefühlt und dabei etwas wichtiges übersehen!« Nämlich, das es nicht nur männliche Werwölfe gab. Zu einem Rudel gehörten nicht nur mehrere Wölfe, sondern auch immer Wölfinnen – welche allerdings kein bisschen weniger gefährlich waren, als ihre männlichen Artgenossen. Und direkt am Tisch neben ihnen saß eine und hatte wohl jedes Wort gehört, was hier am Tisch gesprochen worden war. »Und noch gesprochen werden wird«, schoss es Yuri siedend heiß in den Kopf. Das musste sie unbedingt unterbinden. „Ihr beide habt euch sicher sehr viel zu erzählen“, fiel sie einfach in das Gespräch zwischen Michiru und Reijka, „Zwei Freundinnen, die sich lang nicht mehr gesehen haben, aber…“ Weiter kam sie nicht, denn sie wurde von Michiru unterbrochen. „Eigentlich sind wir keine Freundinnen“, sagte sie etwas beschämt, „Ehrlich gesagt, konnten wir uns früher gar nicht ausstehen.“ „Stimmt“, nickte Reijka, „Wir sind alles andere als nett miteinander umgegangen. Besonders ich war sehr oft ziemlich fies zu Michiru…“ Sie sah schuldbewusst aus und Yuri war sprachlos. „Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, wie ihr zwei je befreundet gewesen sein könnt“, machte sie kein Geheimnis daraus, „Ihr quasselt seit einer halben Stunde kichernd über eure Vergangenheit, als hättet ihr früher viel Zeit miteinander verbracht und euch dann lange aus den Augen verloren!“ „Das klingt schon ein wenig seltsam, wenn du es so aussprichst“, gab Michiru zu, „Aber wir waren Kinder und sind älter geworden.“ „Und reifer“, pflichtete Reijka ihr bei, „Dumme Streitereien aus Kindertagen haben doch keine Bedeutung mehr.“ „Wenn das so ist“, zuckte Yuri mit den Schultern. »Dann kanns mir im Grunde egal sein, ob die Wölfe sich an ihre Fersen heften.« Sie warf einen Blick zu der Werwölfin am Nebentisch. »Macht was ihr wollt mit der Schnepfe, aber haltet euch fern von Michiru!« Die Wölfin schien ihren Blick genau deuten zu können, wenn nicht ihre Gedanken zu lesen, denn sie nickte grinsend und irgendwie zufrieden. Als Haruka erwachte, war es noch Tag. Das Fehlen von Michirus warmen Körper an ihrer Seite und ihre innere Unruhe, hatten sie Stunden vor ihrer Zeit erwachen lassen und so sehr sie sich auch bemühte – an Schlaf war nicht mehr zu denken. Unruhig wälzte sie sich im Bett, tastete immer wieder unbewusst neben sich und war sofort wieder hellwach, wenn ihr klar wurde, dass Michiru irgendwo da draußen herum lief, unerreichbar für sie, doch nicht für die Werwölfe. „Seit wann sorgst du dich um das Leben eines Menschen?“ Wie eine Klinge hatte diese Stimme die Stille durchschnitten und sofort schoss Haruka hoch. Ihr Gesicht war finster bevor sie den Eindringling entdeckte, denn sie hatte die Stimme augenblicklich erkannt. „Ich wusste, dass du wieder auftauchen würdest Ayame“, knurrte sie die rothaarige Vampirin an, „Nur dass es am Tage ist, überrascht mich tatsächlich etwas. Du hast das Problem mit der Sonne scheinbar wirklich überwunden.“ Sie erhob sich aus dem Bett und wirkte gelassen, doch das war sie nicht. Ayame lachte amüsiert. „Im Gegensatz zu deiner, ist meine Macht nun auch bei Tag sehr stark, ja“, entgegnete sie, „aber mich in der Sonne aufhalten, kann ich genauso wenig wie du. Noch!“ „Klingt, als wärst du dir deiner Sache bereits sicher“, stellte Haruka fest, „Du hast also einen Weg gefunden – was zu erwarten war. Und nun bist du hier, um deinen Triumpf auszukosten. Aber ich strebe nicht mehr nach der Macht, am Tage Angst und Schrecken unter den ahnungslosen Menschen zu verbreiten!“ „Aber du strebst danach, dich am Tage frei bewegen zu können“, grinste Ayame listig, „Es macht dich wahnsinnig dein kleines, menschliches Spielzeug allein da draußen zu wissen und absolut nichts tun zu können, wenn ihr jetzt etwas zustößt…“ „Woher weißt du…?“ sie brach ab, als hätte sie sich bei etwas verraten. „Du weißt, meine Macht war schon immer sehr groß“, lautete die Antwort, „Willst du wirklich Einzelheiten wissen oder interessiert es dich nicht weitaus mehr, warum ich wieder zurück bin?“ „Um mein Leben in ein Chaos zu verwandeln, warum sonst?“ spieh Haruka verächtlich, „Und ich sage dir - halte dich von Michiru fern, sonst werd ich ungemütlich!“ Ayame schüttelte tadelnd den Kopf. „Warum denkst du nur so schlecht von mir Haru-Schatz?“, seuselte sie, „Ich sagte dir schon vor ein paar Tagen, ich habe kein Interesse an ihr!“ Sie trat ganz dicht vor Haruka und sah ihr tief in die Augen. „Wenn überhaupt einer Person in dieser langweiligen Stadt mein Interesse gilt, dann nur einer ganz einzigartigen, außergewöhnlichen, unglaublich mächtigen für ihr junges Dasein…“ Ihre Worte wurden immer leiser und auch ohne dass sie ihren Finger sanft über Harukas Oberkörper hätte gleiten lassen, wäre dieser sofort klar gewesen, von welcher Person die Rothaarige sprach. Bevor sie etwas darauf erwiedern konnte jedoch, war Ayame schon wieder verschwunden und lag in der nächsten Sekunde quer auf Harukas Bett. „Besorgst du es ihr hier?“ schnurrte sie herausfordern und strich mit der Hand übers Bett. Harukas Augen verengten sich zu Schlitzen und ihr Zorn war nicht zu übersehen. „Ich wette sie ist nicht halb so gut wie ich…“ „Beim letzten Mal hast du versucht mich zu töten und jetzt räkelst du dich auf meinem Bett und hoffst, ich komme zurück zu dir“, knurrte die Blondine verächtlich, „Ob und was Michiru und ich zusammen tun geht dich nichts an und wenn du dich nicht aus unserem Leben fern hälst, werde ich ein weiteres Gesetz der großen Alten brechen müssen. Jenes, welches über allen anderen steht und glaube nicht, ich würde es fürchten dieses Gesetz zu brechen!“ Das fürchtete Haruka nicht und Ayame wusste es genau. Kapitel 23: Pläne, Fallen und Racheaktionen ------------------------------------------- 23. Pläne, Fallen und Racheaktionen Ayame lächelte. Trotz Harukas deutlich angriffslustiger Haltung, ließ sie sich nicht aus der Ruhe bringen oder auch nur im geringsten beeindrucken. „Wie kommst du nur darauf, dass ich dich wieder an meiner Seite haben wollen würde?“, flüsterte sie halblaut, „Doch gegen ein wenig Spaß ist doch nichts zu einzuwenden, oder Haru-Schatz? Das waren doch immer deine eigenen Worte, nicht wahr?“ Harukas Haltung veränderte sich ein wenig und auch ihr Ausdruck wurde entspannter. „Du willst mir also ernsthaft weiß machen, ein bisschen Sex ist alles, was dich hierher gertrieben hat?“ lachte sie etwas verächtlich, „Zum einen glaub ich dir das niemals und zum anderen muss ich dich enttäuschen. Jegliches Interesse an dir ist mir bereits vor Jahrhunderten verloren gegangen!“ Sie drehte sich weg und ging Richtung Tür. Ayame würde sie nicht angreifen. Im Moment stellte sie keinerlei Gefahr dar – dessen war Haruka sich sicher. »Wenigstens etwas, dessen ich mir noch sicher bin«, dachte sie, als sie den Arm hob, um nach der Klinke zu greifen. In der nächsten Sekunde jedoch stand Ayame zwischen ihr und der Tür, so eng an Haruka gepresst, dass dieser einen Moment lang siedend heiß wurde. „Verdammt, lass den Scheiß!“ fluchte sie und wich wieder zurück ins Zimmer, „Ich sagte dir, ich habe kein Interesse!“ „Hast du nicht?“ seuselte die Rothaarige und räkelte sich lasziv, „Und gewohnt das jemand dir das Wasser reichen kann, bist du auch nicht mehr! Schon mal überlegt wie es ist, mich und dein kleines Menschen Mädchen im Bett zu haben…?“ Ihr Grinsen wurde schmutzig und ihre Augen begannen zu glühen. „Sie und ich…ganz nur für dich allein…“ Sie leckte sich über die Lippen und zeigte ihre Zähne. „Ohne jede Verpflichtung…“ Sie trat wieder ganz dicht vor die Blondine. „Willig und heiß…“ Harukas deutliches Zögern war alles, was Ayame gebraucht hatte. Sie wusste, dass ihre Worte gewirkt hatten und die Blonde zumindest darüber nachdachte. Ayame stellte sich auf die Zehenspitzen, um Haruka so noch näher zu kommen und ihr weitere, lockende Worte zu zuflüstern. Die jedoch blieben ihr im Halse stecken, als sie im nächsten Moment grob fort gestoßen wurde. Hart schlug sie auf den Boden, war jedoch keinesfalls angeschlagen oder so überrascht, dass es ihrer Selbstsicherheit einen Abbruch getan hätte. „Du warst ja schon immer sehr impulsiv und unberechenbar“, lachte sie leicht belustig, „Hätte mich auch irgendwie enttäuscht, wenn du so schnell auf mein Angebot eingegangen wärst.“ „Ich werde nicht darauf eingehen“, stellte Haruka abermals klar, „Heute nicht und auch in Zukunft nicht! Niemals wird auch nur ein Haar von dir Michiru berühren – wenn doch, gibt es einen Ältesten weniger auf der Welt!“ Ayame erhob sich und setzte sich betont langsam auf die Bettkante. „Hast du Angst, bei mir könnte es ihr besser gefallen als bei dir?“ grinste sie. In der nächsten Sekunde war sie ans Bett genagelt und Haruka über ihr. „Noch ein Wort und du bist Geschichte! Gesetz hin oder her!“ zischte sie. Die Rothaarige jedoch lachte leise. „So ungestüm wie eh und je“, hauchte sie und sah Haruka direkt in die Augen, „Nun mach schon!“ Im nächsten Moment rollten sie zusammen, in einem heißblütigem Kuss vereint, übers Bett. Nicht die geringste Sanftheit war vorhanden, nur animalische Triebe und ein Instinkt, der alles andere überdeckte. „Ich wusste, du willst es“, raunte Ayame als Harukas Lippen sich kurz von ihren lösten, „Kein Mensch kann einem Raubtier wie dir auf Dauer ausreichen…“ Sie seufzte erstickt als ihre Lippen sich erneut fanden und schlang ihre Beine fest um Haruka. Die blonde Vampirin war wie im Rausch, folgte dem, in ihr wachsenden, Verlangen zielstrebig und ohne Rücksicht. Mehr als einmal verletzten ihre Zähne Ayame nicht unbeachtlich, was jedoch auch diese in den Rausch des Blutes trieb. Auch sie biss immer wieder zu, genoss den Geschmack von Harukas Blut, hinterließ ihre Spur deutlich und mit voller Absicht, als klare Herausforderung an die menschliche Konkurrenz. Natürlich hatte Haruka ihr nichts entgegen zu setzen. Ayame war eine der großen Alten, war weitaus älter, als selbst die Blondine es auch nur erahnte und hatte selbige erschaffen. Haruka war ihr Geschöpf und die Schülerin würde ihre Meisterin niemals übertreffen. Das würde die blonde Vampirin noch zu spüren bekommen. Nach einer weiteren Stunde Ertragens des schlimmsten Weibergetratsches, mit albernem Kichern, kindischem Kreischen und der ganzen Palette hatte Yuri die Nase voll. Teatime und Kaffeeklatsch waren noch nie ihrs gewesen und beobachtet von unzähligen Werwölfen hätte sie all das auch ohne diese hochnäsige Reijka nicht länger ertragen. So sehr sie Michiru auch mochte und achtete – diese Reijka würde sie ihr nicht so schnell verzeihen. Ungefähr 1.000 Mal hatte sie sich innerhalb der letzten Stunde vorgestellt, wie Haruka ihren Durst an dieser Zicke stillte oder die Werwölfe sie in Stücke zerissen. Bei allem Respekt und so nett sie auch im Vergleich zu früher sein mochte, Yuri konnte diese snobistische Ziege von der ersten Sekunde an nicht ausstehen und das hatte sich in der letzten Stunde eher noch verschlimmert, als sich gebessert. „Ich unterbreche euch beide nur ungern“, unterbrach sie überhaupt nicht ungern die Unterhaltung, „Aber es wird langsam Zeit, Michiru. Du weißt, wir müssen zeitig zurück sein und es gab da doch noch einige Dinge zu erledigen, wenn ich mich recht erinnere.“ Michiru sah sie kurz verwirrt an, doch dann begriff sie. Sehr lange würde es nicht mehr dauern bis zur Dunkelheit und sie waren noch nicht einmal am Strand gewesen. Viel zu schnell für ihren Geschmack war der Nachmittag vergangen und die tief stehende Sonne kündigte den Abend und eine weitere Nacht an. »Haruka«, dachte sie kurz voller Gefühl und musste sofort lächeln. „Es tut mir leid Reijka“, entschuldigte sie sich, „Yuri und ich werden noch erwartet. Wir unterhalten uns ein anderes Mal weiter, wenn es dir nichts ausmacht.“ „Schon ok“, winkte Reijka ab, „Ich bin auch schon viel zu spät dran, wenn ich ehrlich bin. Shingo ist sicher schon ganz ungeduldig. Wundert mich, dass er noch nicht angerufen hat.“ Sie erhob sich lachend. Einige Minuten später hatten sie sich endgültig verabschiedet und Yuri atmete erleichtert durch. „Du hast dich gelangweilt“, stellte Michiru fest, „Tut mir leid, dass ich mich so habe gehen lassen. Aber es scheint eine Ewigkeit her zu sein, dass ich ein normales Leben hatte.“ „Wer will schon ein normales Leben?“ grinste Yuri, „Oder willst du mir sagen, du wünscht dich zurück in dein Leben vor Haruka?“ Michiru blinzelte sie entrüstet an. „Wie kannst du das auch nur denken?“ mukierte sie sich, „Um nichts auf der Welt würde ich sie wieder hergeben!“ In der nächsten Sekunde war sie knallrot. Yuri grinste von einem Ohr zum anderen. Sie hatte ihren Spaß für heute bekommen. „Denkst du immer noch, dass wüsste ich nicht, Chiru? Man brauch euch beide keine Minute zusammen zu sehen und weiß, dass ihr zusammen gehört.“ „Findest du?“ wurde Michiru wieder gelassener. Yuri nickte. „Ihr seid wirklich ein schönes Paar“, bestätigte sie ihre Worte nochmals, „Und keiner der euch zwei sieht, kann etwas anderes behaupten.“ Wieder errötete Michiru leicht. „Danke“, kam es leise von ihr. Es machte sie unglaublich stolz und glücklich, was Yuri gesagt hatte. Es zählte nicht, dass Haruka ein Vampir war, oder eine Frau. Es zählte auch nicht, dass Werwölfe sie jagten und jede Nacht von Tod und Blut geprägt war. Alles was zählte, waren ihre Gefühle zu Haruka und deren Gefühle zu ihr. „Gehen wir noch kurz zum Strand?“ lenkte Michiru wieder auf ein anderes Thema, „Ich wollte doch so gern noch etwas Schwimmen heute.“ „Ich halte das für keine gute Idee“, gab Yuri ohne Umschweife zu, „Zwar dauert es noch ein wenig bis zur Dunkelheit, aber wir haben gut ein halbes Dutzend Werwölfe in Nacken. Zum einen haben die sicher keine Angst vor Wasser und am Strand herrscht nicht genug Betrieb, um sie von einem Angriff abzuhalten, fürchte ich.“ Michiru seufzte enttäuscht. „Wahrscheinlich hast du Recht“, hellte ihr Gesicht sich dann jedoch wieder auf, „Vielleicht ist Haruka ja schon aufgewacht. Dann wartet sie sicher schon auf uns.“ Yuri nickte und sie schlugen den Weg nach Hause ein. „Sag mal, diese Reijka, wieso hast du sie behandelt wie eine Freundin, wenn sie dich doch immer nur schlecht behandelt hat damals?“ fragte sie nach ein paar Metern. „Naja…“, antwortete Michiru ein wenig zögerlich, „Wir waren eben Kinder und die können bekanntlich sehr grausam sein. Man sollte verzeihen können und jeder verdient eine zweite Chance, oder nicht?“ Yuri erwiederte nicht gleich etwas. Sie schien nachzudenken, doch schnell eine Antwort gefunden zu haben. „Die meisten wahrscheinlich, da hast du Recht“, sagte sie, „Aber ich denke, wie überall, gibt es auch da Ausnahmen. Was sonst sollte die Regel bestätigen?“ „Mag sein“, entgegnete Michiru ihr daraufhin lachend, „Doch ich denke, es spricht nichts dagegen, einer Feindschaft aus Kindertagen jetzt die Chance zu geben, eine Freundschaft zu werden. Wir waren erst zehn und da weiß man nun mal noch nicht immer, was Recht und was Unrecht ist. Oder wie sehr man andere vielleicht verletzt.“ „Du willst dich mit ihr anfreunden?“ war Yuri überrascht, „Denkst du, neue Freunde sind praktisch in unserer jetzigen Situation? In deiner Situation?“ Michiru blieb stehen. „Warum sollte ich keine neuen Freunde finden? Von den alten gibt es keine mehr!“ „Genau das“, bestätigte Yuri und ging einfach weiter, „Auch wenn Haruka deinen Freunden nichts antut – du weißt so genau wie ich, dass die Werwölfe es auf dich abgesehen haben und damit auch auf alles, was zu dir gehört!“ Michirus Gesicht verfinsterte sich. »Sie macht sich ein wenig zu viel Gedanken für meinen Geschmack. Ich glaube nicht, dass Haruka mich so einschränken wollen würde« Sie schloss wieder mit Yuri auf und sprach dann weiter. „Reijka und ich haben uns für nächste Woche verabredet“, sagte sie, „Und ich glaube nicht, daß Haruka damit ein Problem haben wird.“ „Wir werden es sehen“, sah Yuri sie kurz an, „Ob deine neue Freundin bis dahin überhaupt noch lebt, bei all den Werwölfen, die uns die ganze Zeit umgeben.“ „Was?“ blieb Michiru direkt wieder stehen und sah sich um. „Lass das!“ schimpfte Yuri leise und griff ihre Hand, um sie mit zu ziehen, „Willst du etwa noch mehr von ihrer Aufmerksamkeit erregen?“ Michiru ließ sich mitziehen, schaute sich aber dennoch verstohlen um. Es waren noch eine Menge Leute unterwegs, doch keiner von ihnen kam Michiru wie ein Menschen mordender Dämon vor. Und irgendwelche negativen Energien spürte sie auch nicht. »Harukas Einfluss auf mich ist sehr schwach geworden in den letzten Tagen. Hab ich es überwunden und bin wieder ein normaler Mensch oder ist sie gerade einfach noch zu weit weg?« „Warum erkenne ich sie nicht?“ flüsterte sie Yuri zu, „Ich fühle rein gar nichts!“ „Das tu ich auch nicht“, ging diese energisch weiter und zog sie mit, „Das muss nichts heißen und bei dir schon gar nicht. Du bist ein Mensch!“ »Sie weiß mehr, als sie zugibt.« Michiru sagte nichts mehr und folgte Yuri einfach. Sie wollte mit Haruka über sie und diese Sache reden. Vielleicht wusste diese ja mehr und konnte ihr erklären, warum Yuri ihr plötzlich so anders vorkam. Beruhigen wollten ihre Gedanken sich jedoch nicht. In jede nur erdenkliche Richtung gingen diese durch und beinahe wäre Michiru dadurch entgangen, dass Yuri sie seit Minuten schon an der Hand hielt. Fast ein wenig trotzig zog sie diese jetzt zurück und blieb stehen. Yuri folgte ihrem Beispiel sofort und sah sie überrascht an. „Was ist los? Hab ich dir wehgetan?“ fragte sie irritiert. „Hast du nicht“, ging Michiru nun weiter und einfach an ihr vorbei, „Doch ich bitte um etwas weniger Vertrautheit!“ Yuri zog die Augenbrauen hoch, verstand im nächsten Moment jedoch worum es ging. »Verdammt empfindlich«, grinste sie innerlich und lief Michiru nach. „Entschuldige“, sagte sie, als sie wieder neben ihr war, „Ich wollte dir nicht zu nahe treten. Du solltest nur nicht trödeln.“ „Schon in Ordnung“, winkte Michiru ab, „Doch in Zukunft tun es auch Worte, ok?“ Es war ein Befehl, das war Yuri sofort klar. »Doch nicht so unschuldig und sanft, wie ich dachte. Sie ist wohl schon zu lange in Harukas Nähe.« Ein heimliches Grinsen huschte über ihre Lippen. »Aber nicht lang genug, um zu spüren, was ich grad spüre…« „Wir sollten uns dennoch beeilen“, drängte sie ihr Grinsen zurück, „Ich glaube, wir haben zu Hause ungebetenen Besuch und es ist noch Tag…“ Michiru sah sie entsetzt an. „Werwölfe?“ „Ich weiß es nicht“, gab Yuri kehlig zurück, „Ich weiß nur, Haruka ist nicht allein. Das spür ich deutlich…“ „Worauf wartest du noch?“ schrie Michiru sie fast an, „Du musst ihr helfen!“ „Ich muss dich beschützen“, widersprach Yuri, „Sie tötet mich, wenn ich dich alleine lasse!“ Michiru wollte sich weiter ereifern, doch sie wusste, es hatte keinen Sinn. Es war Harukas ausdrücklicher Befehl und den würde Yuri nicht mißachten. Auch nicht Michiru zuliebe. „Dann müssen wir uns beeilen“, brachte sie aufgeregt hervor und lief sofort los. „Du machst die Wölfe aufmerksam!“ schimpfte Yuri und rannte ihr nach. „Das ist mir völlig egal! Haruka braucht uns!“ Sie konzentrierte sich aufs Laufen und so entging ihr ein weiteres Grinsen Yuris. Es wirkte berechnend und irgendwie zufrieden, verschwand aber schnell wieder und wich dem üblichen Gesichtsausdruck. „Wir sind da“, brachte sie hervor, als sie das große Tor sehen konnten und wurde langsamer. „Was soll das?“ beschwerte Michiru sich, „Warum bleibst du stehen? Wir müssen zum Haus hoch.“ „Wir müssen in erster Linie vorsichtig sein“, klang Yuri hart, „Was, wenn es eine Falle ist und die Werwölfe schon irgendwo auf uns warten?“ Michiru blinzelte schockiert. „Das würde bedeuten…dass Haruka nicht mehr lebt…“ Sie schien einen Moment zu brauchen, um ihre eigenen Worte zu begreifen. „Nein!“ stieß sie dann hervor und rannte los. Yuri hielt sie nicht auf. Sie machte nicht einmal den Versuch und folgte ihr einfach. An der großen Eingangstür jedoch blieb Michiru wieder stehen. „Was ist?“ fragte Yuri, „Worauf wartest du? Jetzt ist jede Vorsicht sowieso unnötig.“ „Irgendetwas stimmt nicht“, brachte Michiru leise hervor, „Alles ist ruhig und nichts weist auf ungebetenen Besuch hin. Die Fenster sind immer verschlossen und glaubst du ein Werwolf kommt durch die Haustür und verschließt sie wieder?“ „Und das macht dich sicher, dass kein Wolf im Haus ist?“ lachte Yuri beinahe ein wenig, „Du willst mir also sagen, mein Gespür hätte mich getäuscht?“ „Das wäre wohl zu schön, um wahr zu sein“, flüsterte Michiru und öffnete die Tür, um langsam in die Halle zu treten. „Es sieht nicht nach Kampf aus“, sagte sie nach kurzem umsehen, „Aber irgendetwas stimmt nicht. Ich habe ein sehr schlechtes Gefühl…“ Sie ging langsam los Richtung Wohnräume. »Du wirst staunen, wie schlecht dein Gefühl gleich noch werden wird…«, folgte Yuri ihr langsam, »Vielleicht erkennst du jetzt, wer und was Haruka wirklich ist…« Leise schlichen beide durchs, absolut stille, Haus. Michiru sprach kein Wort mehr. Sie ging zielstrebig Richtung Schlafzimmer und war sich sicher, Haruka dort zu finden. Was sie beim Öffnen der Tür jedoch erwartete, traf sie, wie ein Blitz, aus heiterem Himmel. Haruka wusste nicht, wann sie sich das letzte Mal so gut und mächtig gefühlt hatte. Dieser Rausch war unbeschreiblich und sie erinnerte sich, dass sie ihn einst jede Nacht erlebt hatte. Und wie sehr sie diese Zeit genossen hatte. Alles andere war klein und nichtig gewesen und es gab nichts, was sie hatte aufhalten können oder auch nur wagte, sich ihr entgegen zu stellen. Jede Nacht gehörte ihr und jedes Wesen fürchtete sie. Sie und ihre Gespielin, ihre Schöpferin. Wieder zerissen ihre Zähne ein Stück weiche Haut und erst der Geschmack des Blutes veränderte ihre Gedanken. Sie spürte eine Macht, die sie schon beinahe vergessen hatte, eine Magie, die nicht die ihre war, die sie aber schon immer so begehrt hatte. »Ayame!« Kaum war dieser Name in ihrem Kopf, stellte sie jedes bisherige Tun ein und stieß sich weg von ihrem Gegenüber. Atemlos blieb sie einen Meter weiter sitzen und starrte die, halb nackte, Vampirin wütend an. „Dein Plan ist nicht aufgegangen“, zischte sie und raffte ihr Hemd vor der Brust zusammen, „So leicht kannst du mich nicht mehr täuschen!“ „Das denkst du“, grinste Ayame und rutschte zu ihr, als wolle sie sie küssen, „Ich bin zufrieden mit dem Ausgang meines Plans…“ Noch bevor Haruka irgendwie reagieren konnte, flog die Tür auf und Michiru stand im Raum. Sofort war der Blondine klar, wie die Situation auf Michiru wirken musste und das wohl, genau dies, Ayames Plan gewesen war. Und er schien aufzugehen. „Haruka…“, stiegen Michiru sofort Tränen in die Augen und ihre Stimme versagte beinahe, „Ich…ich…“ Sie brach in Tränen aus, drehte sich auf dem Absatz um und lief davon. „Michiru warte!“ sprang Haruka auf und hörte Ayames Lachen hinter sich. „Sie ist nur ein Mensch, Haruka und die können so etwas nicht ertragen!“ „Dafür zahlst du“, zischte sie Ayame zu und dann direkt zu Yuri: „Was stehst du hier rum? Hol sie zurück, bevor es dunkel wird!“ Yuri nickte und lief los. Haruka drehte sich wieder zu Ayame und sah sie voller Hass an. Wie ein Raubtier umkreiste sie ihre Meisterin und näherte sich ihr so unmerklich. „Du willst mich nicht zurück“, knurrte sie, „Du willst Michiru!“ „Gut erkannt“, lachte Ayame, „Sie ist wirklich ein ganz besonderes Spielzeug, deine kleine Michiru. Und gesegnet mit einer so seltenen Gabe. Aber das ist dir natürlich nicht im geringsten bewusst.“ „Hör auf von dir abzulenken“, knurrte Haruka, „Ich weiß genau, worauf du es abgesehen hast, doch sie wird es dir nicht geben. Sie gehört mir – mit Körper und Seele!“ „Jetzt wohl nicht mehr“, grinste Ayame, „Ihr Herz ist gebrochen und sie fühlt sich getäuscht von dir. Sie wird erkennen, dass allein deine Magie sie in deine Arme und in dein Bett getrieben hat und dann wird sie dich hassen…“ „Du bist tot!“ brüllte die Blondine und sprang auf sie zu. Ein schallendes Lachen jedoch war alles, was in der nächsten Sekunde noch von Ayame blieb. Haruka stürzte ins Leere und zu Boden. „Komm zurück, du feige Hexe!“ schrie Haruka in den Raum, „Ich werde dich in Stücke reißen!“ Es blieb jedoch still. Ayame war fort. Ebenso wie Michiru und Yuri. Letztere würde Michiru auf jeden Fall finden und zurück bringen, doch die würde nun nicht mehr hier sein wollen. Haruka ballte die Fäuste und biss die Zähne zusammen. »Ich werde sie zwingen müssen…« Der Gedanke gefiel ihr nicht. Noch weniger jedoch gefiel ihr der Gedanke, Michiru gehen zu lassen. Zu viel hatte sie in dieses Mädchen investiert, sich zu lange zurück gehalten und sie weder infiziert, noch getötet. Das alles durfte nicht umsonst gewesen sein. Hart schlug sie gegen einen Schrank und ging dann zum Fenster. Die Sonne war untergegangen und es dämmerte schnell. Sie öffnete die Vorhänge und sah hinaus, um mit Yuri in Kontakt zu treten. »Bring sie zurück! Sofort!« Ihre Augen begannen zu leuchten und ein gefährliches Knurren entwich ihrer Kehle. Ihre Reißzähne waren noch immer blutig und etwas von Ayames Macht noch immer zu schmecken. »Keiner wird mich aufhalten. Kein Gesetz und auch keiner der großen Alten selbst…« Ein böses Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. Sie war bereit sich dem Schicksal zu stellen, welches sie selbst gewählt hatte. Kapitel 24: Verwirrung und Schmerz ---------------------------------- 24. Verwirrung und Schmerz Michiru lief einfach drauf los. Das Bild, welches sich in ihr Hirn gebrannt hatte, verursachte einen schrecklichen Schmerz, der ihr fast den Atem raubte. Was hatte Haruka nur getan? Sie hatte doch gesagt, Ayame wäre bedeutungslos für sie. Und nun hatte Michiru dies mit ansehen müssen. Halbnackt hatten beide auf dem Bett gesessen und sich gerade küssen wollen. Bisspuren auf beider Körper zeigten deutlich, dass sie sich bereits nahe genug gewesen waren. Wäre sie nicht hereingeplatzt, wäre es zwischen den beiden wahrscheinlich auch noch viel weiter gegangen. »Warum nur? Bin ich ihr etwa langweilig geworden? Ist sie meiner überdrüssig?«, verursachten ihre Gedanken weiteren Schmerz, »Ist das Spiel jetzt zu Ende und ich nur noch ein Opfer?« Dieser Gedanke schmerzte nicht nur, er machte auch Angst. Was, wenn es wirklich so war? Haruka lebte seit 500 Jahren und so etwas, wie mit Michiru hatte es vorher niemals gegeben, hatte die Blondine ihr gesagt. Nur Kyoko war ebenfalls besonders gewesen, doch auf andere Weise als Michiru, hatte sie versichert. Doch was, wenn nicht? Wenn Kyoko genau, wie Michiru auch, für Haruka gewesen war und irgendwann einfach ausgedient hatte? Das würde Kyosukes hartnäckige Rachepläne beinahe besser erklären, als Haruka dies getan hatte. Und es würde auch erklären, warum Ayame gerade jetzt hier aufgetaucht war. Michiru hatte sich komplett in Harukas Hände begeben, war bei ihr eingezogen und hatte ihr normales Leben aufgegeben. »Und pünktlich zum Festmahl erscheint die verschollene Geliebte…« Der Gedanke ließ sie frösteln und erst jetzt wurde ihr bewusst, dass es begann dunkel zu werden. Ihre Schritte verlangsamten sich und sie blieb stehen. Wohin sollte sie jetzt gehen? Zurück zu Haruka konnte sie nicht, doch zurück in ihre Wohnung auch nicht mehr. Dort würde die Vampirin sie zuerst suchen. Außerdem gehörte sie ihr nicht länger. Doch wohin sonst? Hier draußen würden die Werwölfe sie schnell finden und das war sicher nicht angenehmer, als zum Opfer zweier uralter Vampire zu werden. Doch es gab sonst nichts mehr, wohin sie gekonnt hätte. Ihre wenigen Bekannten oder Freunde waren tot. Getötet von Werwölfen oder Haruka selbst. Ihr Leben existierte nicht mehr und ohne die Vampirin, blieb ihr nichts… »Wenn sie genau das beabsichtigt hat? Erst meine Freunde, dann der Job, damit mein Einkommen und letzten Endes so auch jeden Anlaufpunkt für mich. Meine ganze Existenz…« Ein leichtes Zittern schoss durch ihren Körper. »Habe ich mich blenden lassen?« All die alten Zweifel waren wieder da. Jede noch so kleine Ungereimtheit, die Michiru bei der Vampirin je aufgefallen - und irgendwann wieder entfallen war. Und plötzlich fand sie für die eine oder andere Erklärungen. Immer größer wurden ihre Zweifel und immer quälender die neuen Fragen. »Reijka!« schoss es ihr da durch den Kopf. Haruka wusste noch nichts von ihr und selbst Yuri könnte ihr nur sagen, wie sie aussah – jedoch nicht, wo sie wohnte. Glücklicherweise hatte Yuri nicht das geringste Interesse an der Unterhaltung der beiden gehabt und so auch nicht den Adressen – und Telefonnummern Austausch mitbekommen. Zu Reijka könnte sie also gehen. »Und wenn ich die Werwölfe zu ihr führe?« Wieder ein Gedanke der Michiru nicht gefiel, doch eine andere Wahl hatte sie nicht. Gerade als ihr Entschluss sich verfestigte, stand plötzlich Yuri vor ihr. „Du hättest nicht das Haus verlassen sollen“, mahnte sie, „Willst du Wolfsfutter werden?“ »Verdammt«, zuckte Michiru heftig zusammen, »Sie ist gekommen, um mich zurück zu holen…« „Ich komme nicht mit dir“, stellte sie darum sofort klar, „Wenn Haruka und Ayame mich haben wollen, müssen sie mich schon selbst holen kommen!“ „Was redest du denn da?“, blinzelte Yuri, „Ich will dich vor den Wölfen beschützen!“ „Du…willst mich nicht zurück bringen?“ war Michiru erstaunt, „Aber…ich versteh das nicht…“ „Ich will dich nicht zurück bringen“, bestätigte Yuri, „Sie hat zwar gesagt, dass ich dich holen soll, aber ich denke, sie hat eine Abreibung verdient und du willst sie jetzt sicher nicht sehen.“ „Das will ich wirklich nicht“, rutschte es Michiru heraus. Das ihr entgegen gebrachte Verständnis ließ den gerade gespürten Schmerz wieder deutlich werden und sie war einfach nur noch dankbar, doch nicht allein damit zu sein. „Wie konnte sie das nur tun?“ fragte sie schmerzlich, „Sie hat doch gesagt, wir gehören zusammen!“ „Ich weiß es nicht Chiru“, legte Yuri tröstend den Arm um sie, „Das wirst du sie selbst fragen müssen.“ „Ich geh nicht zurück zu ihr!“ brach es sofort aus Michiru hervor, „Sie gehört noch zu dieser Ayame und ich habe nicht vor, ihr Opfer zu werden!“ „Denkst du das wirklich?“ wollte Yuri wissen, „Oder sagst du das nur, damit es weniger weh tut?“ Michiru sah sie an. Yuri lächelte beinahe mütterlich und ihre Worte hatten Wirkung. „Du wusstest, wer und was Haruka ist und hast dich trotzdem in sie verliebt“, sagte sie, „Du lebst bei und mit ihr, hast akzeptiert, dass sie Menschen tötet und dich ihretwegen sogar Werwölfe jagen. Deine Gefühle zu ihr sind sehr stark!“ Michiru schluckte. Sie wollte es nicht zugeben und eigentlich sich selbst nicht einmal eingestehen, doch leugnen war ihr unmöglich. „Du hast Recht“, nickte sie leicht, „Ich habe mich in sie verliebt, weil sie außer ihren tödlichen Seiten auch noch andere hat. Sanfte und liebenswerte Seiten. Weil sie mir gut tut und ich mich in ihrer Gesellschaft wohl fühle. Darum bin ich bei ihr. Und sie hat alles getan, um mich vor den Werwölfen zu beschützen und dafür gesorgt, dass es mir an nichts fehlt. Ich liebe sie und darum tut es so schrecklich weh, was ich gesehen habe.“ „Sie ist nun mal ein Vampir“, bestätigte Yuri die grausame Realität, „Das hast du die ganze Zeit gewusst. Wenn du damit nicht umgehen kannst, musst du dich von ihr trennen oder auch ein Vampir werden.“ „Mich von ihr trennen?“ sah Michiru sie an, „Glaubst du denn, sie würde mich einfach so gehen lassen? Ich meine, sie ist nun mal was sie ist, das hast du gerade selbst noch gesagt. Warum sollte sie mich gehen lassen? Das wird sie sicher nicht!“ „Das wird sie ganz sicher nicht“, bestätigte Yuri, „Womit wir wieder dabei wären, dass du wusstest, auf was du dich einlässt.“ „Das ist nicht ganz richtig“, gab Michiru leise von sich und verbarg ihr Gesicht vor Yuri. Beides erregte deren Aufmerksamkeit. „Nicht richtig?“ forschte sie, „Heißt, du wusstest es nicht? Wie soll das möglich sein? Sie hat dir doch nicht vorgemacht ein Mensch zu sein, oder?“ Michiru schüttelte den Kopf. „Natürlich hat sie das nicht“, blickte sie Yuri nun wieder an, „Aber ich war zu Anfang auch nichts anderes, als ein Opfer für sie. Sie wollte mein Blut und unglückliche Umstände haben einen Pakt daraus werden lassen. Ich erkaufte mir mein Leben, verstehst du? Ich habe ihr meine Freunde geopfert, um selbst am Leben zu bleiben!“ »Das überrascht mich jetzt. Sollte ihr Herz doch nicht so rein sein wie angenommen?« Es interessierte Yuri brennend, was Michiru noch zu erzählen hatte. „Du hast ihr Menschen geopfert?“ fragte sie gestellt entsetzt, „Du überraschst mich. Etwas derart Kaltes hätte ich dir niemals zugetraut. Trotzdem erklärt das nicht, wie du in ihren Armen und ihrem Bett gelandet bist. Ehrlich gesagt. macht es das für mich noch unbegreiflicher.“ Wieder ließ Michiru den Blick sinken. „Hatte ich kein Opfer, musste ich einen Ausgleich leisten“, flüsterte sie kaum hörbar, „Und es gab nur eine halbwegs gleichwertige Sache dafür, bei Haruka…“ Yuri zog die Augenbrauen hoch. Michiru sah sie nicht an, denn diese schämte sich sichtlich ihrer Worte und so musste sie ihre Reaktionen in keiner Weise verbergen. »Wer hätte das gedacht?« grinste sie beinahe schadenfroh in sich hinein, »Eine kleine Sexsklavin war sie – nichts weiter!« „Und wieso hast du dich dann in sie verliebt?“ verbarg Yuri perfekt ihre wahren Gefühle, „Das ist doch wohl alles andere, als der romantische Anfang einer nicht alltäglichen Liebe.“ „Es ist eben einfach passiert“, riss Michiru verzweifelt den Kopf hoch, „Sie war die einzige Gesellschaft, die ich noch hatte und da sind wir uns irgendwie näher gekommen. Ich meine, sie hat ja auch sehr liebenswerte Seiten und hat mir mehr als einmal sehr große Freude bereitet!“ „Das nennt man Stockholm Syndrom“, strich Yuri ihr mitleidig eine Träne fort, „Weißt du das Chiru? Es ist nicht normal, sich in seinen Peiniger zu verlieben und Gutes in seinem Handeln zu sehen!“ „Du denkst also auch, ich war nur ein Spiel für sie?“ schluckte Michiru hart. „Ich denke, Haruka ist was sie ist“, antwortete Yuri wieder in dieser mütterlichen Art, „Du konntest bisher aus irgendeinem Grund damit leben. Jetzt musst du dich entscheiden, ob du es auch weiterhin kannst oder willst.“ Michiru sah ihr tief in die Augen. „Du hast wohl Recht“, hauchte sie, „Aber dazu brauche ich Abstand zu der Sache. Und ich glaube nicht, dass Haruka es einfach so hinnehmen wird, wenn ich heute Nacht nicht zu ihr nach Hause komme.“ „Das wird sie wohl müssen“, lächelte Yuri, „Denn ich werde dich nicht gegen deinen Willen zu ihr bringen.“ Ein erleichtertes Seufzen entwich Michiru. „Ich danke dir Yuri“, lächelte sie ein wenig, „Aber wird sie dich dafür nicht bestrafen?“ „Das wohl schon“, wehrte diese ab, „Aber sie braucht mich noch und daher wird die Strafe nicht mein Leben kosten. Wenn du willst, bring ich dich in meine Wohnung. Haruka kennt sie nicht und die Werwölfe auch nicht. Dort könntest du bleiben, bis du eine Entscheidung getroffen hast.“ „Wirklich?“ war Michiru immer erstaunter, „Du hilfst mir, obwohl Haruka dich dafür bestrafen wird?“ „Ich sage ihr einfach, ich habe dich nicht gefunden“, zuckte Yuri mit den Achseln, „Was soll sie dagegen tun? Also komm schon – wir sollten verschwinden bevor diese Wölfe uns wieder aufspüren.“ Michiru ging direkt mit ihr los und sprach auch ohne Bedenken weiter. „Warum tust du das alles für mich?“ fragte sie, „Du rettest mich vor dem Wolf, opferst dich einem Vampir für mich und jetzt widersetzt du dich sogar ihren Befehlen. Ich komme mir beinahe schäbig vor, denn ich war dir gegenüber, mehr als einmal, sehr misstrauisch, wenn ich ehrlich bin.“ „So? Warst du das?“ sah Yuri sie an, „Wann und wieso, wenn ich fragen darf?“ Es wirkte fast beiläufig, als würde es sie nicht im Geringsten berühren. Oder nicht einmal interessieren… „Zuletzt vorhin auf dem Heimweg“, gab Michiru zu, „Ich hatte einfach das Gefühl, du führst gar nicht Harukas Befehle aus, sondern lässt mich das nur glauben. Einen Moment lang hatte ich sogar den Gedanken, du würdest ganz eigene Pläne verfolgen…“ „Eigene Pläne?“ lachte Yuri auf, doch Michiru entging die Kälte darin, „Was für Pläne sollten das denn sein?“ „Keine Ahnung“, entgegnete Michiru sofort, „Es war ja auch nur ein ganz kurzer Gedanke. Ich weiß jetzt, dass es dumm von mir war und du eine echte Freundin bist.“ „Das ehrt mich“, lächelte Yuri sie an, „Ich werd mir Mühe geben, dir eine gute Freundin zu sein.“ „Das bist du bereits“, hakte Michiru sich bei ihr unter, „Du bringst mich nicht gegen meinen Willen zu ihr zurück. Und du überlässt mir deine Wohnung.“ „Kein Grund für Dank“, sagte Yuri ernst, „Du weißt das ist nicht von Dauer. Irgendwann findet sie dich, wenn du dich ihr nicht freiwillig stellst.“ Michiru nickte und wurde ganz still. Sie hielt sich an Yuris Arm fest und versank in ihren Gedanken. „Wir sind da“, drang es wenig später geflüstert an ihre Ohren, „Und so gut ich es wahrnehmen konnte, sind uns keine Werwölfe gefolgt. Die bewachen sicher Haruka und das Haus und haben unser Verschwinden noch gar nicht bemerkt.“ Sie verschwand in einem schmalen Eingang und schloss die Tür auf. Eine, ebenso schmale, Treppe führte nach oben zu einer weiteren Tür. Dahinter eröffnete sich ihnen ein gemütliches, kleines Wohnzimmer mit modernen Möbeln. „Du hast Geschmack“, meinte Michiru nachdem sie sich umgesehen hatte, „Hier gefällt es mir.“ „Danke“, wehrte Yuri ab, „Alles billiger Plunder. Aber erfüllt seinen Zweck.“ Sie ging durch alle Räume und machte überall Licht. Während sie das tat prüfte sie alles mit scharfem Blick und gab Michiru ein paar Anweisungen. „Fühl dich ganz wie zu Hause. Der Kühlschrank ist leider leer und die Stereoanlage kaputt, aber alles andere hier kannst du benutzen. Scheu dich nicht in die Schränke zu sehen und dir zu nehmen, was du brauchst“, sie kam wieder ins Wohnzimmer und sah Michiru an, „Alles in Ordnung und nichts Verdächtiges. Sieh dich in Ruhe um. Ich muss jetzt wieder los, sonst wird Haruka noch misstrauisch und sucht nach mir. Und dann gibt es kein Versteck für mich!“ Sie ging zur Tür um zu gehen. „Yuri!“ ließ Michirus Stimme sie verharren und zurück sehen, „Danke für deine Hilfe.“ „Keine Ursache“, lächelte diese, „Vielleicht bekommst du irgendwann mal die Chance, etwas für mich zu tun.“ Sie zwinkerte kurz und verließ dann die Wohnung. Michiru ließ sich auf die Couch sinken. »Da habe ich mich wohl doch in Yuri getäuscht«, dachte sie, »Genauso wie ich mich wohl in Haruka getäuscht habe…« Ein tiefer Seufzer entwich ihr. »Ob Ayame noch bei ihr ist? Vielleicht habe ich es wirklich missverstanden. Immerhin hat sie Haruka beim letzten Mal schwer verletzt.« Nun standen ihre Gedanken nicht mehr still. Einerseits hatte sie das letzte Zusammentreffen der beiden Vampirinnen selbst miterlebt und gesehen, wie feindlich Ayame gewesen war, aber andererseits war der Anblick im Schlafzimmer eindeutig gewesen. Sie wusste nicht, was sie denken sollte, fühlte sich hin und her gerissen. Einerseits konnte und wollte sie nicht glauben dass die letzte Zeit nur ein Spiel für Haruka gewesen war, doch andererseits hatte sie genau das bereits befürchtet, ja beinahe gewusst, als sie sich damals auf den Pakt mit der Vampirin eingelassen hatte. »Ich hätte sie nicht um mein Leben bitten sollen«, kam es ihr plötzlich in den Kopf, »Dann hätte sie mich gebissen und ich wäre entweder tot oder wie sie und wäre nun nicht auf der Flucht vor sämtlichen, dämonischen Kreaturen.« Wieder stiegen ihr Tränen in die Augen und sie ließ sich komplett auf die Couch fallen. Hemmungslos ließ sie sowohl ihren Gefühlen, als auch ihren Tränen freien Lauf. Sie war jedoch so erschöpft, dass sie schon bald in einen unruhigen Schlaf fiel. Haruka lief durch das Haus, wie ein angeschossenes Tier. Keine Sekunde kam sie zur Ruhe, weder körperlich, noch gedanklich. Ihr war nur allzu klar, was Michiru dachte und das sie sehr verletzt sein musste. Was sie nicht verstand war, warum Ayame das getan hatte. Was hatte sie davon, Michiru von Haruka fort zu treiben? „Nach ihrem ersten Auftritt hier wird sie doch wohl nicht erwarten, dass Michiru ihr jemals Vertrauen entgegen bringt“, murmelte sie, „Doch sie will irgendetwas von ihr haben und das ist nicht ihr Blut oder gar ihr Leben. Nur was?“ Es machte Haruka rasend, dass scheinbar alles ihr gerade entglitt. Zuerst machte dieser Werwolf sich über sie lustig und nun noch Ayame. Sie musste irgendetwas tun, um ihre Stellung zu festigen und am Ende nicht ihre Machtposition einzubüßen. Zu weit war sie schon gekommen und zu viele Jahrhunderte hatte es sie gekostet. Viele Feinde hatte sie sich in den eigenen Reihen geschaffen – aber auch einige Sympathisanten, nicht nur unter den Vampiren. Selbst einige Werwölfe standen auf ihrer Seite und folgten widerstandslos ihren Befehlen. Leider waren diese im Laufe der Zeit alle auf der Strecke geblieben. Und auch das verstärkte ihren Hass auf Kyosuke wieder. Er war es gewesen, der die letzten drei ihrer Getreuen getötet hatte. Selbst vor seiner einen Art schreckte er nicht zurück, um ihr zu schaden wo es nur ging. Und nun hatte er es auf Michiru abgesehen. Ebenso wie Ayame. »Was verflucht ist es, dass sie alle - inklusive mir - so magisch anzieht an ihr?« Dabei wurde ihr auch bewusst, dass es bereits eine ganze Weile dunkel und Yuri noch immer nicht mit Michiru zurück war. Was, wenn Kyosuke sie sich geholt hatte? Oder schlimmer noch – Ayame. Gerade entschied sie, sich selbst auf die Suche nach Michiru zu begeben, da tauchte Yuri plötzlich auf. Ohne Michiru. „Was ist passiert? Warum kommst du allein?“ wollte Haruka sofort wissen. „Nichts ist passiert“, antwortete Yuri, „Ich habe sie nur nicht finden können.“ „Und da kommst du einfach allein zurück?“ fuhr die Blondine sie an, „Scher dich raus und finde sie, bevor es ein anderer tut.“ „Schon mal daran gedacht, dass sie nicht gefunden werden will?“ Haruka drehte Yuri bereits wieder den Rücken zu und hatte gehen wollen, doch nun fuhr sie wieder zu ihr herum. „Natürlich will sie das nicht“, knurrte sie drohend, „Du hast doch gesehen, was vorgefallen ist! Natürlich ist sie nicht in der Stimmung für meine Gesellschaft, aber die Gesellschaft der Werwölfe ist sicher keine bessere! Also such sie und bring sie her!“ „Michiru ist nicht dumm und weiß, wie sie die Werwölfe umgeht“, widersprach Yuri abermals, „Es war noch nicht dunkel, als sie fortgelaufen ist und sicher hat sie bereits ein Versteck gefunden.“ In der nächsten Sekunde hatte Haruka sie am Kragen. „Deine Meinung interessiert nicht, hörst du?“ zischte sie ihr böse entgegen, „Es gibt keinen Ort an dem Michiru sich verstecken könnte. Ihre Wohnung ist nicht sicher und Bekannte hat sie auch keine mehr hier. Zudem jagen nicht nur die Werwölfe sie, du Närrin!“ Yuri war in keinster Weise eingeschüchtert. Sie sah Haruka direkt in die Augen und fürchtete scheinbar nicht, ihre Grenzen zu überschreiten. „Warum ist Michiru so wertvoll für alle?“ fragte sie direkt, „Du hast mich eigens zu ihrem Schutz geschaffen und außer der Wölfe hat auch deine Verflossene es auf sie abgesehen. Sie ist ein Mensch wie Milliarden andere auch – oder etwa nicht? Hat sie etwas, dass andere nicht haben? Was soll das sein? Oder geht es hier gar nicht um sie, sondern nur um dich? Du lässt dir nicht gern etwas wegnehmen und offenbar haben viele einen Grund, dich zu hassen und dir schaden zu wollen!“ Harukas Blick verfinsterte sich augenblicklich. In ihren Augen glühte es und ein Fauchen entwich ihrer Kehle, welches Schmerzen und Tod versprach. „Wer bist du?“ packte sie Yuri an der Kehle und drückte zu, „Es war doch kein Zufall, dass du Michiru vor diesem Wolf gerettet hast! Irgendwer hat dich geschickt und ich will wissen wer und wieso!“ Yuri lachte erstickt. „Wer sollte mich geschickt haben? Ich bin erst seit kurzem in dieser Stadt und war vor deinem Biss ein ganz normaler Mensch, wie du weißt.“ „Das du weder Wolf, noch Vampir warst beweisst nicht, dass du mit ihnen nichts zu schaffen hast“, knurrte Haruka, „So leicht wie du dich mir ergeben hast, hättest du dich einer anderen Kreatur genauso schnell ergeben, wenn nur das Angebot stimmt.“ „Vielleicht ist es so“, raunte Yuri, „Doch wirst du darauf vertrauen müssen, dass es nicht so ist. Selbst wenn du mich jetzt tötest wirst du nie erfahren, ob ich nicht vielleicht wirklich geschickt wurde und du Michiru nie wieder findest, weil sie sich jetzt bereits in den Händen deiner Feinde befindet…“ Harukas Griff lockerte sich. „Warum sollte ich dich leben lassen nach diesen Worten?“ fragte sie lauernd, „Bist du eine Verräterin hast du es verdient – bist du keine, dann hast du die Grenze bei weitem überschritten. Du bist hier, um meine Befehle auszuführen, nicht um Fragen zu stellen und meine Autorität zu untergraben. Also gib mir einen Grund, warum ich dich nicht sofort töten sollte!“ „Weil ich weiß, wo Michiru ist“, grinste Yuri fast arrogant, „Und du sie ohne mich nie wieder zurück gewinnen wirst!“ Harukas Griff wurde sofort wieder grober und sie drückte Yuri gegen die Wand. „Ich brauche dich nicht“, zischte sie, „Ich finde sie auch ohne deine Hilfe und der Rest erledigt sich dann von selbst!“ „Aber findest du sie auch vor den Werwölfen?“ röchelte Yuri, „Oder vor Ayame?“ Wieder wurde Harukas Griff fester und Yuri konnte ihr eindeutig nicht länger entgegen halten. Man sah ihr die großen Schmerzen deutlich an und auch die Todesangst, die sich langsam in ihre Augen schlich. Da jedoch ließ Haruka sie los und wand sich von ihr ab. „Was…?“ hustete Yuri, kam aber nicht weiter. „Ich gebe ihr diese Nacht“, murrte Haruka beim Verlassen des Raumes, „Morgen kommt sie mit dir heim, sag ihr das!“ Kapitel 25: Rückkehr aus Liebe ------------------------------ 25. Rückkehr aus Liebe Als Michiru erwachte war sie beinahe erschöpfter, als vor dem Schlaf. Im ersten Augenblick erschrak sie, doch dann kam die Erinnerung. »Ich bin in Yuris Wohnung«, fiel ihr ein und sie sah sich genauer um. Erst beim Betrachten der Einrichtung bemerkte sie, dass sie sich im Schlafzimmer befand. »Ich bin doch auf der Couch eingeschlafen…« Ein Blick zum Fenster verriet ihr, dass es draußen entweder noch – oder schon wieder dunkel war. Das machte ihr ungutes Gefühl nicht besser. »Ob Haruka mich gefunden hat?«, erhob sie sich langsam aus dem Bett, »Vielleicht hat Yuri mich doch verraten…« Sie schlich zur Tür und lauschte. Es war eindeutig jemand in der Wohnung. Leise drückte Michiru die Klinke herunter und zog die Tür einen Spalt weit auf, doch sehen konnte sie niemanden. Ihr Blickfeld war einfach zu eingeschränkt. »Wovor fürchte ich mich eigentlich?«, fragte sie sich plötzlich, »Wer immer es auch ist – würde er eine Gefahr für mich, sein wäre ich längst tot.« Sie wurde mutiger und öffnete die Tür ein Stück weiter. Jetzt konnte sie beinahe das gesamte Wohnzimmer einblicken. Sie sah, dass der Fernseher lief und das auf dem Tisch etwas zu essen und Getränke standen, doch niemand war da. Sie trat in den Raum und vernahm im selben Moment Geräusche aus der Küche. Noch bevor sie reagieren konnte, kam ihr jemand von dort mit schnellen Schritten entgegen. „Du bist wach?“, blieb die Person sofort stehen, „Ich hatte gedacht du würdest bis heute Abend durch schlafen.“ „Yuri“, atmete Michiru erleichtert auf, „Das heißt, alles ist gut gegangen?“ „Gut gegangen dahin gehend, das Haruka mich bisher nicht bestraft hat, ja“, kam es zur Antwort, „Aber wenn ich dich heute am Tag nicht zurück bringe, wird sie dich selbst holen kommen.“ „Sie weiß, wo ich bin?“ erschrak Michiru, „Hat sie dich gezwungen, es mir zu sagen?“ Yuri setzte sich auf die Couch und deutete Michiru, dasselbe zu tun. Nachdem diese der Aufforderung gefolgt war, erzählte Yuri ihr von Harukas Reaktion. „Ich weiß, sie wollte etwas anderes“, endete sie ihren Bericht, „Ich habe ihren Zorn gespürt, aber irgendwas hat sie zurück gehalten. Ganz sicher hat sie mich töten wollen, aber sie hat es nicht getan.“ „Sie wird also heute Nacht selbst nach mir suchen?“ fragte Michiru und bekam ein Nicken zur Antwort, „Und dich wird sie töten, wenn du mich nicht vorher schon zurück bringst.“ Auf ihre Feststellung folgte wieder ein Nicken. „Ich denke, das wird sie“, kamen ebenfalls Worte zur Bestätigung, „Aber ich bringe dich nicht gegen deinen Willen zurück zu ihr. Sie hat mich geschaffen, um dich zu beschützen und genau diesen Pakt bin ich mit ihr eingegangen. Es geht nicht um ihre Belange – sondern um deine!“ Michiru blinzelte sie irritiert an. „Du widersetzt dich ihr ein weiteres Mal?“ hauchte sie, „Sie wird dich finden und bestrafen!“ „Vielleicht wird sie das“, grinste Yuri, „Aber ich gehe nicht kampflos unter und das weiß sie.“ Michiru schien einen Moment zu überlegen. Dann erhob sie sich. Ihr Gesicht zeigte Entschlossenheit und ihre Stimme verlieh ihren Worten weiteren Nachdruck. „So weit wird es nicht kommen“, sagte sie, „Sofern die Sonne aufgeht, bringst du mich Heim.“ „Du gehst zurück?“ war nun Yuri überrascht, „Bedeutet, du hast ihr verziehen?“ „Es bedeutet, es gibt nichts zu verzeihen“, antwortete Michiru leise, „Ich habe gewusst, was sie ist und gehofft, ich könnte das Tier in ihr bändigen.“ Sie senkte den Blick und ihre Worte wurden noch leiser. „Es gibt kein davon laufen für mich, denn genau wie du habe auch ich einen gültigen Pakt mit ihr…“ Sie ging zurück ins Schlafzimmer und ließ Yuri einfach zurück. Die sah, wie Michiru langsam die Tür hinter sich schloss und sofort als die komplett geschlossen war, veränderte sich Yuris Gesichtsausdruck. »Sie ist hartnäckiger, als es den Anschein hat«, gefiel ihr die Veränderung der Lage scheinbar nicht, »Ist ihr Herz wirklich zu rein, sich selbst einem Pakt des Bösen nicht aus dem Wort zu stehlen? Oder ist ihre Seele am Ende bereits verdorben vom Keim einer abtrünnigen Vampirin?« Haruka hatte das Haus verlassen und einen ihrer Unterschlüpfe aufgesucht, die sie beinahe überall hatte. Es handelte sich ausnahmslos um die Häuser ihrer Opfer aus vergangenen Tagen. Einige waren nur noch Ruinen, vergessen und verfallen. Andere waren gepflegt und bewohnbar, wie jenes in welchem sie sich befand. Es war verhältnismäßig klein, doch mehr als gemütlich und lag direkt am Strand. Es hatte einen Kamin, in dem ein züngelndes Feuer brannte. Zwar war es nicht kalt und Haruka fror sowieso nicht, doch sie liebte das Knistern des Holzes und den Duft den es verströmte, wenn es verbrannte. Sie hatte Michiru suchen wollen, nachdem sie das Haus verlassen hatte, doch stattdessen war sie hier hergekommen. Aus irgendeinem Grund scheute sie sich, Michiru mit Gewalt zurück zu holen, oder mit Hilfe von Magie. Sie wollte, dass sie von selbst zu ihr kam so, wie sie es bisher auch getan hatte. Alles sollte freiwillig geschehen, bis sie irgendwann nichts mehr würde trennen können. „Sie ist nicht wie Kyoko“, murmelte die Vampirin vor sich hin, „Da ist viel mehr, das habe ich von Anfang an gespürt. Und ich bin sicher genau das ist es, was Ayame will…“ »Nur was ist es? Ich bin sicher, sie weiß genau, was sie will und kennt die Antwort. Stellt sich die Frage, ob Kyosuke ehrlich war oder ob er genauso viel weiß, wie Ayame…« Ihr Körper spannte sich deutlich an und am liebsten wäre sie nun doch noch nach Michiru auf die Suche gegangen, doch sie bremste sich. Sie durfte nichts überstürzen, wenn sie jetzt nicht komplett ihr Vertrauen verlieren wollte. Michiru als willige Sklavin an ihrer Seite zu haben, lag absolut nicht in ihrem Ermessen. Dazu hatte sie zu viel Zeit in dieses Sache investiert und diese Zeit war zu schön gewesen. Nur darum hatte sie Yuri nicht sofort getötet. Es war Haruka egal, ob diese nun etwas wusste oder nicht oder ob sie geschickt worden war. Ganz sicher sogar war sie das. Doch die Wahl war nun mal auf sie gefallen, sie war da und Michiru mochte sie. Hätte Haruka sie getötet, würde Michiru sich wahrscheinlich noch mehr von ihr zurückziehen. Was kümmerte es nun, ob Ayame oder Kyosuke sie eingeschleust hatte – sie war eine Verräterin und würde auch dafür bezahlen, sofern die Zeit gekommen war. Langsam begann es zu dämmern und Haruka spürte Müdigkeit in sich aufsteigen. Sie würde jedoch an diesem Tag keinesfalls schlafen. Auch wenn ihre Fähigkeiten am Tage mehr als eingeschränkt waren, so konnte sie zumindest spüren, ob irgendetwas sich tat und zur Not vielleicht auch etwas beeinflussen. Am Tag bekam sie vielleicht auch etwas mehr über Yuri heraus. Die würde ihre Emotionen nicht verbergen, wenn sie Haruka schlafend wähnte und so war es ein leichtes, sie aufzuspüren und zu erfahren, was sie tat und dachte. „Keiner wird gegen mich bestehen“, flüsterte die Blondine knurrend, „Weder Kyosuke, noch Ayame und erst Recht kein von ihnen geschicktes Schoßhündchen…“ Sie machte es sich auf der Couch bequem und stellte den Fernseher an. Eigentlich war das überhaupt nicht ihres, doch durch Michiru hatte sie die Bequemlichkeit eines netten Filmes zu schätzen gelernt. Vor ihr hatte Harukas Art zu entspannen ausschließlich aus Töten bestanden, allenfalls noch aus Sex. Was wiederum immer irgendwie miteinander verknüpft war und meist vom einen zum anderen führte. Mit Michiru allerdings gab es wesentlich mehr, was Haruka entspannte und ihr innere Ruhe brachte und genau das wollte die Vampirin nicht wieder verlieren. „Mit ihr zusammen wird auch keiner der großen Alten mehr etwas gegen mich ausrichten können…“ Ihre leisen Worte verhallten und nur noch die Laute aus dem Fernseher erfüllten den Raum. Haruka konzentrierte sich nur wenige Sekunden darauf, bevor sie irritiert eine Augenbraue hoch zog. In ihrem Blick machte sich eine Mischung aus Entsetzen und Fassungslosigkeit breit. Ihre Hand tastete nach der Fernbedienung und sie zappte aufs nächste Programm. Wieder bedurfte es nur weniger Sekunden, bis sich erneut dieser Ausdruck Harukas bemächtigte. „Das können die doch nicht ernst meinen“, pustete sie und zappte durch ein paar weitere Programme. Auf einem Programm erwischte sie so etwas Ähnliches wie Nachrichten, doch das währte nicht mehr sehr lang. Der Rest setzte sich zusammen aus Dauerwerbesendungen in denen sie einem irgendeinen Mist aufschwatzen wollten, als auch aus Gerichtssendungen, Talkshows und anderen Hausfrauensendungen. „Na wenn das den ganzen Tag so geht, bleib ich keine halbe Stunde wach“, seufzte die Vampirin und versuchte weiter ihr Glück. Michiru sah sich um. Kurz nachdem die Sonne aufgegangen war, hatten Yuri und sie deren Wohnung verlassen und waren in Harukas Haus zurückgekehrt. Obwohl sie nur eine Nacht fort gewesen war, fühlte es sich seltsam fremd an, wieder hier zu sein. Sie hatte sich hier wohl und zu Hause gefühlt, doch nun schien etwas zu fehlen, das immer da gewesen war. „Was ist? Fürchtest du dich?“ fragte Yuri, „Das musst du nicht. Sie ist nicht hier.“ „Nicht hier?“ wiederholte Michiru leicht abwesend. »Stimmt. Sie hat das Haus verlassen letzte Nacht. Ob es sich darum so seltsam anfühlt? Aber sie war schon öfter fort und es hat sich nie so angefühlt…« Sie holte einmal tief Luft und sah Yuri dann lächelnd an. „Ich werd erst mal duschen und frische Sachen anziehen“, sagte sie, „Wegen der Werwölfe gibst du ja Acht und solange es hell ist wird Haruka nicht auftauchen. Ich möchte das nutzen, noch etwas zur Ruhe zu kommen.“ Yuri nickte. „Ich mach etwas zu essen für dich“, sagte sie und schlug den Weg Richtung Küche ein, „Nimm dir einfach was, wenn dir danach ist. Falls du mich brauchst, ruf nach mir – ich bin immer in der Nähe.“ Auch Michiru nickte und verschwand nach unten in den Keller. Sie wollte nicht das Bad neben Harukas Schlafzimmer benutzen. Irgendwie scheute sie sich davor, diesen Raum zu betreten. Also hatte sie sich entschieden, wieder mal die Duschräume des Schwimmbads zu benutzen. Auch hier fühlte sie sich seltsam fehl am Platze, doch sie ignorierte ihre Gefühle und das warme Wasser entspannte tatsächlich ein wenig. Nach einigen Minuten sogar genug, um die Dusche zu genießen und danach wesentlich ruhiger wieder in die obere Etage zu gehen. Sogar etwas Appetit hatte sie bekommen und aß ein wenig von Yuris vorbereitetem Essen. Danach ging sie ins Wohnzimmer und sah zum ersten Mal auf die Uhr. „Schon Nachmittag“, flüsterte sie, „Bald wird sie heim kommen…“ Einerseits freute Michiru sich, Haruka wieder zu sehen, andererseits jedoch hatte sie auch Angst. Zwar hatte sie den Gedanken, nur noch ein Opfer zu sein, weit von sich geschoben, doch sie bekam Ayame nicht aus dem Kopf. Die Vampirin war nicht einfach so hier aufgetaucht. Es gab etwas, dass sie hierher getrieben hatte und sie würde nicht so einfach wieder verschwinden, solange sie es nicht bekommen hatte. Auch wenn Michiru es irgendwie nicht wirklich glauben konnte, sie war sich sicher, sie war gekommen, um sich Haruka zurück zu holen. »Was hab ich einer uralten Vampirin schon entgegen zu setzen?« seufzte Michiru tief, »Sie haben 300 Jahre zusammen verbracht. Selbst wenn ich uralt würde, passte mein ganzes Leben 3 mal in ihre Beziehung!« Sie kam sich plötzlich ganz klein und unwichtig vor. Haruka hatte von wesentlich älteren Vampiren gesprochen. Wie mochte es wohl sein, so lange auf dieser Welt zu sein? Die großen Geschehen der Geschichte persönlich mit zu erleben? Sie dachte an Erfindungen wie Autos, Telefone und Elektrizität, schweifte dann in größere Weiten, wie die Entstehung der Osterinsel-Figuren, die Entdeckung Amerikas oder sogar den Bau der Pyramiden… Wie wunderbar musste es sein, all die Geheimnisse und Fortschritte der Menschheit mit zu erleben und den großen Künstlern, Entdeckern oder Herrschern persönlich begegnen zu können? Diese Vorstellungen gefielen Michiru so sehr, dass sie ein abwesendes Lächeln auf ihre Lippen zauberten. Sie wirkte zufrieden, beinahe schon glücklich. Sehr schnell jedoch änderte sich das. »Aber wie muss es sein, alles zu verlieren, was einem am Herzen liegt?«, dachte sie plötzlich, »Und das immer und immer wieder? Nichts lebt ewig, wird irgendwann alt und stirbt…« „Außer Geschöpfe wie Werwölfe oder Vampire…“, flüsterte sie und fand sich damit wieder in der Realität zurück. »Wie einsam muss ein solches Leben sein?« Ihr Blick schweifte durch den Raum. Obwohl alles ihr bereits so vertraut war, erinnerte sie sich noch genau an das Gefühl, als sie alles das zum ersten Mal gesehen hatte. Beinahe kam es ihr vor, als sähe sie es erneut zum ersten Mal, dieses Mal jedoch mit ganz anderen Augen. Jedes einzelne Bild, jedes Möbelstück, einfach die komplette Einrichtung und das ganze Haus hatten alle ihre Geschichte. Den Tag ihrer Entstehung, ihren Weg zu dem Platz, an welchem Michiru sie nun sah und Haruka kannte wahrscheinlich jede davon. Welch immenses Wissen die Vampirin haben musste und wie viel Leid sie gesehen, erlebt und auch verursacht haben musste, das wurde Michiru nun zum ersten Mal bewusst. »Sie war die letzten 200 Jahre allein«, kam es ihr ebenfalls in den Sinn, »Das muss die Hölle gewesen sein…« Plötzlich fühlte Michiru sich mies. Wie konnte sie so vorschnell über Haruka urteilen? Die wenigen Sekunden, die sie gesehen hatte, waren nichts im Vergleich aufs große Ganze. Wieder entwich ihr ein Seufzen und sie sah Richtung Schlafzimmer. „Bringt ja nichts“, wollte sie sich selbst antreiben, „Ich bin zurück gekommen, demnach werde ich auch bleiben. Also kein weglaufen mehr.“ Trotzdem zögerte sie weiterhin und ging nur langsam Richtung Schlafzimmer. Vor der Tür zögerte sie ein weiteres Mal, doch dann öffnete sie sie und trat in den Raum. Langsam schweifte ihr Blick über die Möbel und blieb schließlich auf dem Bett haften. Eine Sekunde lang wollte sich der gestrige Anblick ihrer bemächtigen, doch Michiru drängte diese Erinnerung zurück. Das Bett war frisch bezogen und sie zweifelte, dass Haruka das getan hatte. Wahrscheinlich hatte sie Yuri den Befehl dazu gegeben oder diese hatte das auch von selbst getan. Sie hatte sich jetzt ja bereits mehrfach nicht nur als Beschützerin, sondern auch als gute Freundin erwiesen. „Was spielt es auch für eine Rolle?“ schüttelte Michiru ihre Gedanken ab, „Ich sollte mich vorbereiten.“ Sie ging an den Schrank und holte ein paar Kleidungsstücke heraus, um damit im Bad zu verschwinden. Dort richtete sie sich her, denn aus irgendeinem Grund wollte sie so gut wie nur möglich für Haruka aussehen. Ob sie sie damit zu besänftigen hoffte oder einfach nur besser aussehen wollte als Ayame, wusste sie nicht und wollte es auch gar nicht wissen. Je weiter sie sich dem Endergebnis ihres Stylings näherte, desto zufriedener fühlte sie sich und beim letzten Blick in den Spiegel, war sie fest davon überzeugt, dass alles wieder gut werden würde. Lächelnd schwang sie herum und erstarrte sofort. Im der Tür zum Schlafzimmer stand Haruka und blickte sie durchdringend an. Sie sagte kein Wort und zeigte keinerlei Regung, sondern stand einfach nur da und sah sie an. „Ha…ruka…“, presste Michiru schließlich kaum hörbar hervor, „Ist die Sonne denn schon untergegangen…?“ „Was denkst du?“ erwiederte die Blondine und zeigte damit die erste Regung, „Ich werde wohl kaum einen Spaziergang bei Sonnenlicht wagen. So viel Macht ich auch habe und mir noch aneignen mag – das wird wohl immer ein Traum bleiben für Meinesgleichen.“ „Ich habe gar nicht gemerkt, wie schnell die Zeit vergangen ist“, blieb Michiru sichtlich verunsichert, „Wir sind schon so lange zurück und ich habe eigentlich nur geduscht und mich umgezogen. Hätte ich dabei etwas mehr auf die Zeit geachtet, dann…“ „Dann was?“ fiel Haruka ihr forschend ins Wort, „Wärst du dann nicht mehr hier gewesen bei meiner Rückkehr?“ „Nein“, antwortete Michiru sehr schnell und bestimmt, wurde dann jedoch wieder zögerlich, „Ich wollte…“ Sie konnte einfach nicht weiter reden. Jede noch so kleine Sicherheit, welche sie gerade noch verspürt hatte, war verschwunden. Zwar kam Haruka ihr nicht kalt vor und wirkte nicht aggressiv oder auch nur wütend, doch irgendwie hatte sie der Mut verlassen. Ihr Gegenüber kam ihr so fremd vor. Auch hier fehlte etwas, dass die ganze Zeit da gewesen war und das brachte wieder diese Unsicherheit. „Wo ist Yuri?“ brachte sie dann doch hervor. Aus irgendeinem Grund hatte sie plötzlich Angst, Haruka könnte sie bereits getötet haben. „Ich habe ihr nichts getan, falls du das fürchtest“, erwiederte die Vampirin und trat ans Fenster, „Und ich habe es auch nicht vor.“ „Du bist ihr nicht böse?“ war Michiru überrascht. Sie ging einige Schritte auf Haruka zu, blieb aber sofort stehen als diese sich wieder zu ihr umdrehte. „Sie ist bedeutungslos für mich“, waren ihre Worte kühl, wurden dann aber weich und warm, „Doch du magst sie, also soll sie leben. Ich würde alles für dich tun – ob du es nun verlangst oder dir nur heimlich wünschst. Du sollst sehen, dass Ayame mir nichts bedeutet. Nur du allein bist wichtig für mich. Ohne dich bin ich nichts, als ein wildes Tier. Zwar frei, aber ohne jeden Sinn in meiner Existenz, denn selbst die Meinen haben mich vor langer Zeit verstoßen.“ Sie drehte den Kopf weg, um Michiru nicht länger ansehen zu müssen, denn sonst hätte sie nicht weiter sprechen können. „Ich gehe ein großes Risiko ein“, sagte sie leise, „Doch ich will ehrlich zu dir sein. Am Anfang, da wollte ich nur meinen Spaß mit dir. Du warst so niedlich naiv und eine leichte Beute, aber das hat sich sehr schnell geändert. Irgendetwas an dir hat mich verhext. Ich habe deine Gesellschaft so sehr genossen, doch nie den Gedanken gehabt, sie mir einfach für immer zu sichern. Ja, es war ähnlich wie bei Kyoko mit dir und ich gebe zu, ich war leider nicht ganz ehrlich, auch was sie betrifft. Wie deine Gesellschaft, wollte ich ihre nicht verlieren, also habe ich mir genommen, was ich wollte.“ Jetzt schwieg sie. Michiru schluckte deutlich und wusste nicht, ob sie etwas sagen oder tun sollte. Wieso erzählte Haruka ihr das plötzlich alles? „Sie…wurde also nicht freiwillig zum Vampir?“ fragte sie schließlich. Haruka lachte bitter und wurde dann wieder ganz ruhig. „Das wurde sie nicht“, gab sie zu, „Sie hat mich geliebt, aber sie wollte ein Mensch bleiben. Ich habe ihren Wunsch ignoriert und ihr Vertrauen missbraucht, denn ich liebte sie nicht. Ich liebte es, von ihr geliebt zu werden, doch sie habe ich nicht geliebt. Ich weiß gar nicht, ob ich dazu überhaupt fähig bin…“ Jetzt sah sie Michiru an. „Verstehst du?“ machte sie einen Schritt auf sie zu, „Ich kann dir nichts versprechen, denn ich bin, was ich bin. Doch ich kann dir sagen, so wie für dich, habe ich noch niemals empfunden. Als Vampir nicht und auch als Mensch niemals. Wenn du jetzt nicht fürchtest, dich weiter meiner Natur zu stellen, dann schwöre ich dir jetzt und hier, dich niemals zum Vampir zu machen oder sonst etwas zu tun, was du nicht willst!“ Michiru sah sie nur schweigend an und rührte sich nicht. „Was sagst du?“ wollte die Vampirin wissen, „Wirst du bleiben oder wirst du gehen?“ Wieder entstand kurz Stille, die erneut von Haruka unterbrochen wurde. „Wenn du bleibst, musst du jedoch wissen, dass nicht nur die Werwölfe dich jagen werden. Auch Ayame will dich haben und ich kann dir leider nicht sagen, warum das so ist. Wahrscheinlich will sie nur, genau wie Kyosuke, mir alles nehmen und mich vernichten, doch ich habe das Gefühl, es steckt viel mehr dahinter. Ich glaube, du hast etwas, dass sie will und das ist nicht nur dein Blut. Sie wird dich jagen, auch wenn du mir den Rücken kehrst und das mit Garantie.“ Jetzt regte Michiru sich. „Sie…hat es auf mich abgesehen?“ brachte sie geschockt hervor, „Was, außer meinem Blut, sollte sie wollen? Ich habe nichts, was sie begehren könnte!“ „Vielleicht täusche ich mich auch“, trat Haruka nun vor sie, „Doch sie wird dich nicht in Ruhe lassen – dessen bin ich mir ziemlich sicher.“ „Haruka…“, wisperte Michiru und presste sich an sie, „Auch ohne Ayame würde ich nicht gehen wollen, doch ich gestehe, sie macht mir schreckliche Angst.“ Sie zitterte und Haruka legte schützend die Arme um sie. „Schon an dem Abend, als sie dich verletzt hat, habe ich wahnsinnige Angst vor ihr gehabt. Irgendetwas ging von ihr aus, etwas schrecklich Böses und Mächtiges. Ich konnte es ganz deutlich fühlen. Es hat nach mir gegriffen…“ Sie begann zu weinen. „Hab keine Angst Michi“, hauchte Haruka und streichelte ihr Haar, „Ich lasse nicht zu, dass sie dir zu nahe kommt! Niemand wird das!“ Kapitel 26: Blutige Leidenschaft -------------------------------- 26. Blutige Leidenschaft Yuri schlich ums Haus und beobachtete alles. Haruka war zurück, das konnte sie deutlich spüren, doch sie hatte sie noch nicht zu sich befohlen. Wahrscheinlich war sie zu sehr mit Michiru beschäftigt. Sie würde Yuris Widersetzungen ganz sicher nicht einfach so hin nehmen, dessen war sie sich sicher. Haruka hatte ihre ganz eigenen Gesetze und scherte sich wenig, um die der Vampire oder anderer Wesen. Außerdem war Yuri ihr Geschöpf und unterlag damit allein schon der Macht und dem Wohlwollen der Vampirin. Und doch spielte Yuri ihr eigenes Spiel. Direkt unter Harukas Nase agierte sie gegen ihre Herrin und hatte es sogar geschafft, diese ihr gegenüber fast handlungsunfähig zu machen. Sie konnte nicht vermeiden, dass ein zufriedenes Grinsen sich ihrer bemächtigte. Es war ihr gelungen, Michirus Vertrauen zu gewinnen. Nicht nur als Beschützerin, sondern als Freundin. „Womit meine Karten wohl die besten von Allen sind“, murmelte sie, „Haruka wird nie dahinter kommen, welchen Schatz sie da in ihren Händen hält…“ „Ich hoffe sie hält ihn nicht mehr lange in ihren Händen“, forderte eine raunende Stimme ihre Aufmerksamkeit. Im Augenwinkel links und rechts entdeckte sie zwei Werwölfe, doch sie wirkte keinesfalls überrascht oder besorgt. Als vor ihr aus der Dunkelheit eine Gestalt sich löste, schien sie sogar fast erfreut. „Was immer dieses Mädchen in sich trägt – Haruka wird es nie bekommen!“, sagte der junge Mann ganz ruhig und doch drohend, „Keiner aus eurer verfluchten Sippschaft, wird dieses Mädchen bekommen!“ „Kyosuke, schätze ich?“ lachte Yuri auf, „Beim letzten Mal sahst du irgendwie so…struppig aus. Wie ein ungepflegtes Hündchen. Als Mensch bist du ja fast schon sexy…“ Sie schnurrte wie eine Katze und benetzte ihre Lippen. „Treib es nicht zu weit, kleiner Handlanger“, knurrte Kyosuke warnend, „Nur weil ich dich beim letzten Mal nicht getötet habe, heißt das nicht, dass ich es heute nicht tue.“ „Du hast mich nicht getötet, weil du mich brauchst“, lachte Yuri wieder, „Genau wie auch Haruka. Ihr beide braucht mich und nicht nur ihr!“ Ihr Grinsen wurde überheblich. „Ohne mich wird keiner von euch Michiru bekommen und damit auch nicht, wonach es so vielen verlangt“, flüsterte sie verheißungsvoll, „Nur ein Satz von mir und sie wird für euch alle unerreichbar!“ Kyosuke schnellte vor und packte sie an der Kehle. „Nicht schon wieder“, ächzte Yuri ein wenig genervt, „Du und Haruka seid euch verdammt ähnlich. Irgendwann gewöhn ich mich glatt an diesen Griff.“ „Mach dich nur lustig“, drückte Kyosuke sie gegen einen Baum, „Wie willst du noch irgendwem etwas sagen, wenn ich dich hier an Ort und Stelle töte, kleine Vampir-Sklavin? Sag mir das!“ Er rüttelte sie und schlug sie wieder gegen den Baum, doch Yuri lachte erneut. „Wenn du mich jetzt tötest, wird Michiru für immer Haruka gehören, denn ich bin alles, was zwischen ihnen steht!“ Ihre Worte klangen angeschlagen, doch sie hatten ihre Wirkung. Kyosukes Griff lockerte sich und er ließ sie los. „Was weißt du?“ fragte er plötzlich ohne jeden Zorn, „Warum hat Ayame dich und so auch mich, auf dieses Mädchen angesetzt? Es kann nicht allein die Reinheit ihres Herzens sein, dass euch Blutsauger so lockt.“ Yuri stieß sich vom Baum ab und trat direkt vor ihn. Sie sah ihm genau in die Augen und lächelte entwaffnend. Ihre Finger spielten kurz mit einer seiner Ponysträhnen und streichelten dann sacht über seine Wange. „Hübscher, ahnungsloser Wolf…“, schnurrte sie wieder, „Wie kommst du nur darauf, Ayame hätte mich geschickt?“ Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn flüchtig auf die Lippen, worauf er keinerlei Reaktion zeigte. „Und auch wenn ich geschickt wurde, so verfolge ich doch meine ganz eigenen Ziele…“ „Du bist noch schlimmer als Haruka“, murrte Kyosuke verächtlich, „Doch du fürchtest sie nicht und willst ihr Michiru nehmen…das gefällt mir.“ „Nur das…?“ wisperte Yuri und schmiegte sich an ihn, „Ich wette, du hattest noch niemals einen Vampir im Bett…“ „Wölfe ziehen die Natur und das Licht des Vollmonds vor“, raunte Kyosuke, „Oder fürchtest du, deine Herrin könnte dich erwischen?“ „Schick deine Schoßhündchen weg und du erfährst es“, hauchte Yuri lasziv. Eine Handbewegung und die beiden Werwölfe zogen sich zurück. „Fürchtest du gar nicht, ich könnte die Gelegenheit nutzen, dich zu töten?“ wisperte Yuri und begann ihn zu küssen. „Dazu fehlt dir die Macht“, seufzte Kyosuke zwischen den Küssen, „Außerdem fürchte ich im Moment eher, was du nicht tun könntest…“ Er drängte Yuri auf einen großen Baumstumpf und wurde direkt sehr fordernd. „Sieh an“, keuchte die Vampirin, „Auch ein Werwolf kann sich seiner fleischlichen Gelüste nicht entziehen…“ Sie griff in sein Haar und seufzte wohlig, als er ihre Kehle küsste. „Er kann“, keuchte Kyosuke, „Doch er will nicht! „Vergiss nicht, ich bin die Sklavin deiner Erzfeindin“, nestelte Yuri an seinem Hemd herum und schob es ihm von den Schultern, „Sie wird nicht sehr erfreut sein, dass du mit ihrem Spielzeug spielst…“ Ihre Fingernägel kratzten über seine nackte Haut und sie zog ihn zu einem wilden Kuss an sich. Sie umschlang ihn mit ihren Beinen und er presste sich fest zwischen ihre Schenkel. Yuri stöhnte auf, um sich im selben Moment auf die Lippen zu beißen. „Nimm mich, Wolf“, hauchte sie voller Verlangen, „Und vergiss dabei bloß nicht, was ich bin...“ Beinahe eine kleine Ewigkeit hatten Haruka und Michiru eng umschlungen da gestanden. Michiru war einfach nur froh, dass alles wieder wie vorher war zwischen ihnen und Haruka war froh, dass ihr Plan aufgegangen war. Sie hatte gehofft, sich durch ihre Offenheit einen Vorteil zu verschaffen und Michirus Vertrauen zurück zu gewinnen. So oder so wollte sie dieses Mädchen haben, auch ohne all jene, die sie ihr abjagen wollten. Doch Ayames intensives Interesse machte deutlich, dass Michiru ein sehr viel wertvollerer Schatz war, als sie selbst es angenommen hatte. Und das war noch ein Grund mehr, dieses Mädchen an sich zu binden. Jetzt aber löste sie sich langsam ein wenig von Michiru. Diese sah erschreckt zu ihr auf, wurde jedoch von einem sanften Lächeln sofort wieder beruhigt. „Gehst du noch einmal fort heute Nacht?“ fragte sie vorsichtig. „Nein“, streichelte Haruka ihre Wange, „Heute Nacht lasse ich dich nicht mehr allein.“ Sie barg Michirus Gesicht zwischen ihren Händen und zog sie zu sich hoch, um sie zu küssen. Ein leises, glückliches Seufzen entwich dieser und Tränen der Erleichterung rannen über ihre Wangen. Nur zu gerne erwiederte sie die, ihr entgegengebrachte, Zärtlichkeit und ließ sich ohne jeden Widerstand aufs Bett dirigieren. Ein weiteres Seufzen entwich ihr, als Harukas Körper sie nach hinten auf die weiche Decke drückte. Jede Angst und alle Bedenken der Vampirin gegenüber waren komplett verschwunden, alles was blieb, war pures Verlangen. „Ruka“, stöhnte sie leise, als diese sich zu ihrem Dekollté hinunter küsste. Ihr Körper wand sich unter Haruka und ließ diese schnell zielstrebiger werden. Geschickt entledigte sie Michiru sämtlicher Kleidungsstücke, außer der Unterwäsche und brachte deren freigelegte Haut beinahe zum Brennen, mit ihren fordernden Küssen. Immer wieder stöhnte sie leise auf und drückte sich Haruka verlangend entgegen. Ihre Finger krallten sich in Harukas Fleisch, nachdem sie auch deren Körper bereits von der meisten Kleidung befreit hatten. Nun entwich auch der Vampirin ein Geräusch, das einem halb unterdrücktem Stöhnen gleichkam und deutlich spürte sie, noch ein anderes Verlangen in sich aufkommen. »Nicht jetzt«, versuchte sie es zurück zu drängen, denn aufhören wollte sie um keinen Preis. „Michi“, keuchte sie atemlos, „Wir müssen vorsichtig sein. Ich hatte nicht genug Blut heute Nacht…“ Ihr Stimme flehte eher um mehr, als dass sie eine wirkliche Warnung war. Auch Michiru schien sich in einer Art Rausch zu befinden und jede Gefahr vergessen zu haben oder zu ignorieren. „Ich habe keine Angst vor dem, was geschehen könnte“, stöhnte sie leise, „Ich habe nur Angst davor, ohne dich zu sein!“ Sie zog sie zu sich, um sich einen Kuss zu holen, zu welchem sie schnell dazugeben musste. Harukas animalische Triebe gewannen immer mehr Oberhand und schließlich riss sie sich schwer atmend von Michiru los. Mit leuchtenden Pupillen sah sie das kleinere Mädchen an. Beobachtete genau, auch die kleinste Reaktion und erlag immer mehr dem Raubtier, das in ihr war. Ihre Eckzähne wuchsen aus ihrem Oberkiefer und ragten gefährlich zwischen ihren geöffneten Lippen hervor. Der bebende Körper unter ihr brachte sie fast um den Verstand, doch sie kontrollierte sich. Es verlangte sie zu sehr nach etwas anderem. „Zeig mir die Abgründe deiner Seele…“, hauchte sie, begann Michirus Hals zu küssen und schob ihre Hand von deren Bauch abwärts zwischen deren Beine. Michiru stöhnte auf, denn die Blondine war geschickt direkt unter den Slip geglitten und traf sofort die empfindlichste Stelle. Ihr Körper krümmte sich und bebte noch heftiger und ihre Fingernägel hinterließen nun kleine, blutige Wunden auf Harukas Körper. Diese verletzte Michirus Haut, trotz verlangender Liebesbisse, nicht. Ihr beschleunigter Atem klang deutlich an Michirus Ohr und ließ auch sie mehr und mehr Kontrolle über sich verlieren. Immer wieder flüsterte sie lüstern Harukas Namen, drückte sich ihren Berührungen entgegen und verfiel zusehend ihrer Lust. Eine enorme Gänsehaut jagte über ihren Körper, als die Vampirin kurz an ihrem Ohrläppchen knabberte. „Ich kann hören wie das Blut durch deine Adern fließt…“, hauchte sie erregt, „Und es riechen. Wie ich auch deine Lust rieche…“ Sie untermalte ihre Worte, indem sie langsam über Michirus Halsschlagader leckte und sie danach mit einem angedeuteten Biss küsste. Michiru konnte ihre Zähne deutlich spüren, doch statt Angst wuchs weiteres Verlangen. Mit wohligem Stöhnen drehte sie den Kopf auf die Seite und bot Haruka uneingeschränkten Zugriff. Nur zu gern wollte diese eine Einladung darin sehen. Wieder glitt ihre Zunge die Halsschlagader entlang und beinahe konnte sie das Blut schon schmecken. Ihre Liebesbisse wurden grober und ihre Finger zwischen Michirus Schenkeln fordernder. Ihre Reißzähne hinterließen deutliche Eindrücke auf der weichen Haut und immer wenn sie das taten, stöhnte Michiru deutlich lustvoller auf. Haruka knurrte gefährlich und ein Biss in die Schulter hinterließ die erste kleine Wunde bei Michiru. Erst als Haruka das Blut schmeckte, wurde ihr bewusst, was sie tat. Dennoch wurde ihr Bestreben nicht geringer. Es forderte sie all ihre Selbstkontrolle und den Einsatz ihrer Magie, doch sie drängte den Blutdurst immer wieder erfolgreich zurück. Fast schon genoss sie das Spiel mit ihren eigenen Grenzen und die Gefahr, sich doch nicht mehr beherrschen zu können. „Ich will dich so sehr“, keuchte sie beinahe gierig in Michirus Ohr, „Dich, deine Lust und dein Blut…“ Wieder stöhnte Michiru wohlig, obwohl Harukas Zähne sich deutlich ein Stück in ihre Schulter bohrten. Der schmale Blutfluss der entstand, brachte sofort eine Gänsehaut und weitere deutliche Reaktionen von Michirus Körper. Ihr Atem wurde schneller, ihr Stöhnen fast schon wollüstig und unglaubliche Hitze konzentrierte sich unter Harukas Fingern zwischen ihren Beinen. Die Vampirin wusste, sie würde sich nicht mehr lange kontrollieren können, doch eigentlich wollte sie genau das. Sie wollte sich vergessen, wollte Michirus Blut und deren Erregung durch ihren Biss in ebenso magische Grenzen treiben, wie es die ihre war. Auch wenn es bedeutete, wieder tagelang Abstand zwischen sie beide bringen zu müssen und zu riskieren, aus Michiru ein genauso seelenloses Wesen zu machen, wie sie selbst es war. Wie jede es wurde, die Harukas Interesse hatte. „Du bist nicht nur eine von vielen“, seufzte sie und küsste Michirus blutige Haut, „Du wirst die Eine sein…“ Ihre Lippen fanden die von Michiru, färbten sie genauso rot wie die ihren und holten sich einen heißblütigen Kuss. Im Rausch der Sinne griff diese ins kurze, blonde Haar, stöhnte erstickt in den blutigen Kuss und ließ auch nicht ab, als die Vampirin sich lösen wollte. Ihr Körper schrie nach Erlösung und ihr Kuss nach noch mehr Lust. Sie wollte auf keinen Fall eine Schmälerung zulassen und zeigte immer energischer, dass sie holen würde wonach es sie begehrte. „Michiru“, löste die Vampirin mit Nachdruck den Kuss, „Bitte…ich will dich nicht ernsthaft verletzen!“ „Aber ich will…“, keuchte diese atemlos. Sie bot Haruka erneut ihre Kehle und zog sie an sich bis deren Lippen die blutverschmierte Haut berührten. „Bitte…“, wisperte sie kaum hörbar, „Ich halte es nicht mehr aus…“ Die Vampirin zog sich wenige Millimeter zurück. Gerade so weit, die pulsierende Vene unter der hellen Haut sehen zu können und das frische Blut, dass sie leicht verfärbt hatte. Das Blut, das sie schon einige Minuten lang schmeckte und das Michiru jetzt bereit war, ihr freiwillig zu geben. Aus dem Rausch der körperlichen Lust, wurde in dieser Sekunde der blutige Trieb eines Vampirs, dem auch Michiru verfiel, als Harukas Zähne sich tief in ihren Hals bohrten und einen unglaublichen Schmerz durch ihren Körper jagten. Es nahm jedoch nichts von ihrer Lust, steigerte sie sogar noch um ein vielfaches. Weder die tiefe Wunde, noch das viele Blut, das sich auf ihren Körpern verteilte, ließ Michiru einhalten. Sie wollte es und Haruka gab es ihr nur zu gern, denn ihr war längst entfallen, dass ihre Gespielin noch immer ein Mensch war. Ihre ungebremsten, animalischen Triebe bemächtigen sich Michirus Körpers und ihrer Seele und brachten sie binnen Sekunden zu einem Höhepunkt, in dem Lust und Schmerz so frontal aufeinander prallten, dass nicht mehr klar war, ob sie nun beides genoss oder glaubte zu sterben. Erst als die sexuelle Anspannung ihren Körper nach und nach freigab wurde klar, sie genoss beides. Haruka Lippen fanden immer wieder die Wunde an ihrem Hals und Michiru seufzte ebenso willig, wie noch wenige Augenblicke zuvor. Beinahe als löste der Biss ähnliches Empfinden aus, genoss sie es, wie die Vampirin ihr Blut trank. Kraftlos sackte Yuri zusammen, rollte sich auf die Seite und kam neben Kyosuke zum Liegen. Sie rang nach Atem und verbarg nicht im Geringsten, wie angetan sie war. „Wow“, pustete sie, „Bist du so gut oder eher der Wolf in dir?“ „Wir Werwölfe sind ganz gewiss nicht ohne“, lehnte er sich lächelnd zu ihr, „Doch in diesem Fall waren es deine Instinkte, die einen solchen Rausch verursacht haben, kleine Vampirsklavin.“ „Was soll das heißen?“ richtete Yuri sich auf, „Habe ich das alles nur so intensiv gespürt, weil Vampire so empfinden?“ Kyosuke setzte sich ebenfalls auf und grinste wissend. Seine Finger strichen ihr eine Strähne zurück, streichelten dann über ihre Wange, hinab bis zu ihren Brüsten. „Du fühlst nicht nur dein eigenes Verlangen“, flüsterte er, „Du fühlst auch die Lust deines Gegenübers, die deiner Schöpferin und aller anderen Vampire, die durch Blut mit ihr und dir verbunden sind, so denn nur die Entfernung nicht zu groß ist.“ Ihr Blick wanderte sofort Richtung Haus. „Michiru“, zischte sie beinahe und sprang auf, „Sie hat es getan! Sie hat einen Biss zugelassen!“ Eilig raffte sie ihre Kleidung zusammen und zog sich an. Vergessen war ihr Stelldichein und der Genuss, der daraus resultiert hatte. „Das hat sie schon öfter“, machte Kyosuke sich bemerkbar, „Doch dieses Mal ist es anders und dank dir habe ich es genauso miterlebt, wie sonst nur ihr Vampire dazu in der Lage seid.“ Auch er trug seine Kleidung bereits wieder und grinste nun zufrieden. „Du hast mir mehr als nur einen großen Dienst erwiesen, kleine Sklavin. Sie wird mich an dir riechen – egal was du auch tust!“ Er drehte sich weg von ihr und verwandelte sich noch in der Bewegung. Yuri begriff, dass sie einen großen Fehler begangen hatte und unglaublicher Zorn stieg in ihr auf. „So leicht nicht“, fauchte sie, sprang vor und stellte sich ihm in den Weg, „Ich lasse nicht zu, dass du meine Pläne durchkreuzt Wolf!“ Sie zog einen Dolch aus ihrem Stiefel und hielt ihn so, dass er im Mondlicht reflektierte. Es war derselbe Dolch, der Kyosuke erst vor kurzer Zeit schwer verletzt hatte. Sie hatte ihn Haruka entwendet für genau diese Situation. „Ich werde dich töten!“ versprach sie und griff ihn an. Sie war schnell und unglaublich geschickt, dennoch wich der Wolf mit Leichtigkeit aus und schnappte nach ihr. Sein kräftiger Kiefer schloss sich um ihren Unterarm und zwang sie, den Dolch fallen zu lassen. Der Biss schmerzte, doch Yuri gab keinen Laut von sich. Ihr Arm klemmte zwischen den riesigen Reißzähnen und der Werwolf ließ nicht wieder los. Er fixierte sie mit seinen gelben Augen, ließ dann los, um ihr einen kräftigen Hieb mit der Pranke zu geben. Sie knallte vor einen Baum und sackte zu Boden. Nur Sekunden später stand Kyosuke direkt vor ihr. Langsam ging er in die Knie, legte ihr einen Finger unters Kinn und zog ihren Kopf nach oben. „Ich habe dir einen Gefallen getan“, wisperte er leicht amüsiert, „Der Biss wird sie eine Weile in die Irre führen. Bring deinen Plan zu Ende, doch tu es schnell. Der Tod wird eine Erlösung für dich sein, wenn sie heraus bekommt, dass du mich gefickt hast!“ Eine schnelle Bewegung, beinahe zu schnell selbst für Yuris Augen und sie war allein. Aus dem Mensch wurde ein Wolf, der mit einem Satz in der Dunkelheit verschwand. Sie blieb an den Baum gelehnt sitzen und kämpfte gegen die Schwäche. Ihr Arm blutete stark und schmerzte beinahe genauso sehr, wie ihr verletzter Stolz. Sie hatte sich von einem Werwolf überrumpeln lassen. Gerade als ihr Plan aufzugehen schien, hatten niedere Triebe sie in seine Arme getrieben und alles zerstört, was sie mühsam erkämpft hatte. Haruka würde diesen Verrat sehr schnell herausfinden und dann konnte selbst Michiru sie nicht mehr zurück halten. Außerdem würde dieser erneute Biss eine Verbindung zwischen den Beiden schaffen, die Yuri so schnell nicht wieder würde durchtrennen können. Die Zeit lief ihr davon, was paradox war, verkörperte sie doch die Ewigkeit. Genau diese Ewigkeit drohte nun, ihr Verhängnis zu werden. Harukas Strafe würde genauso lange währen – eine Ewigkeit. Sie würde sie Höllenqualen durchleiden und sie niemals sterben lassen. Nicht, solange deren eigene Ewigkeit weiterhin währte und mit Michiru an ihrer Seite, würde sie das sicher. Yuris Gedanken rotierten. Sie konnte jetzt nicht mehr zögerlich sein. Vorsicht und Sicherheit kosteten Zeit und die hatte sie nicht mehr. Volles Risiko war alles, was ihr blieb, wenn sie ihr Ziel noch erreichen wollte und das wollte sie um jeden Preis. „Mir ist es vorhergesehen, mit ihr an der Spitze zu stehen!“ Die Entschlossenheit ihrer eigenen Worte brachte sie auf die Beine. Ihre geringe Macht ermöglichte es ihr, ihre Wunde bis zu einem gewissen Grad zu heilen. Leider nur gerade so weit, dass sie nicht mehr blutete – der entsetzliche Schmerz blieb. „Das zahl ich dir noch heim!“ schwor sie Kyosuke in die Nacht hinaus. Dann setzte sie sich in Bewegung Richtung Haus. Zumindest wusste sie nun sicher, dass Kyosuke ihren Plan nicht gefährden würde. Er und seine Wölfe würden weder sie, noch Michiru anrühren. Er hatte es nur auf Haruka abgesehen. Sie wollte er töten – so sehr, dass auch er die Gesetze seiner Art missachtete. Und da er Yuris endgültiges Ziel trotz allem nicht kannte, konnte sie daraus noch einen Nutzen ziehen. Als sie die Eingangshalle betrat, lag das Haus in völliger Stille. Die kleinen Tischleuchten brannten, wie immer, überall und erhellten das Nötigste für menschliche Augen. Auch das große Wohnzimmer war verlassen und selbst wenn Yuri nichts spürte wusste sie, das sowohl Haruka, als auch Michiru im Haus waren. Sie war sicher, sie waren in Harukas Schlafzimmer und als sie näher kam, roch sie auch das Blut. »Ich kann nicht glauben, dass ich so unachtsam sein konnte und es nicht gespürt habe.« Und doch war es so. Michiru war hierher zurückgekommen und hatte sich der Vampirin komplett hingegeben. Ihre blinde Liebe für Haruka, ihre Loyalität und die fleischliche Lust hatten sie dazu gebracht, freiwillig ihr Blut zu geben. Damit hatte sie Yuris Plan unangenehm durchquert. Sie hatte das Mädchen unberührt ausliefern wollen, doch nun musste sie darauf wohl verzichten. So schnell würde die, heute Nacht gesetzte, Saat in ihr nicht wieder schwächer werden und darauf verlassen, dass Haruka und sie jetzt nicht auch weiter gingen, konnte sie sich auch nicht mehr. Michiru musste verschwinden. So unerreichbar für Haruka, wie nur irgend möglich. Neue Pläne schmiedend zog sie sich in ihr Zimmer zurück, um ihre Wunden zu lecken und in der nächsten Nacht wieder genauso zielstrebig und stark ihrem Weg zu verfolgen, wie sie es von Anfang an getan hatte. Haruka würde sie heute Nacht nicht mehr zu Gesicht bekommen, dass wusste sie und sie nutzte die Zeit, die ihr dadurch blieb. Kapitel 27: Wege und Ziele -------------------------- 27. Wege und Ziele Als Michiru erwachte fühlte sie sich seltsam anders. Ausgeruhter als sonst und angefüllt mit Energie. Sie setzte sich auf und betrachtete das Bild, welches die letzte Nacht hinterlassen hatte. Die zerwühlten Decken waren fleckig von Blut. Auf ihrem nackten Körper war es getrocknet und verlieh ihr ein erschreckendes Aussehen. Auch einige Haarsträhnen hatte es gefärbt. Haruka schlief noch, doch Michiru wusste, dass sie einen eben solchen Anblick bot wie sie selbst, ohne die Bettdecke anheben zu müssen. So viel Blut war geflossen letzte Nacht. Ihr Blut und sie hatte es gewollt. Irgendwann war das Verlangen, welches die Vampirin in ihr ausgelöst hatte, unstillbar geworden und sie konnte fühlen, da gab es noch mehr! Ein Gefühl, ein Empfinden, das für einen Menschen unerreichbar war und das ihre Gespielin ihr geben konnte. Sie wollte fühlen, was Haruka fühlte, wollte ihren Rausch miterleben, ein Teil davon sein und wenigstens einen Moment lang mehr sein, als einfach nur Mensch... Und das war sie gewesen – die ganze Nacht lang. Sie war die Grenze zu Harukas Reich überschritten und hatte mit Leib und Seele ihr gehört. In jeder Faser ihres Körpers hatte sie es gespürt, wenn die Vampirin immer wieder von der frischen Wunde getrunken und sie noch öfter in ihrem Blut genommen hatte. Den Hauch von Ewigkeit schenkte Haruka ihr und das Verlangen von Jahrhunderten. Eine kräftige Gänsehaut jagte über ihren Körper, bei der Erinnerung daran und sie unterdrückte ein leises Kichern. »Erstaunlich was alles so in mir steckt«, dachte sie etwas beschämt, »Stille Wasser sind wohl nicht nur tief, sondern auch schmutzig.« Sie fühlte sich beinahe beschwingt und schwebte regelrecht auf Wolken. Fast wie ein verliebter Teenager nach seinem ersten Mal. Vorsichtig stieg sie aus dem Bett und schlich ins Badezimmer. Dort stellte sie sich vor den Spiegel und sah sich genau an. So betrachtet wirkte ihr blutverschmierter Körper nochmals anders. Irgendwie wild, fast urzeitlich. Langsam legte sie den Kopf leicht seitlich und besah sich die Bisswunde an ihrem Hals. Obwohl sich dort das meiste getrocknete Blut befand, war der Biss deutlich zu sehen und Michiru bekam sofort wieder Gänsehaut. Vorsichtig befühlte sie die Wunde und schloss schon bei der ersten flüchtigen Berührung mit einem leisen Seufzer die Augen. Ein Grinsen schlich sich auf ihr Gesicht und sie biss sich auf die Lippe. Sie öffnete die Augen wieder und suchte ihren eigenen Blick im Spiegel. Beinahe wirkte sie wie ein Kind, das ertappt worden war bei etwas Schlimmen und doch seiner Strafe entgangen, durch einen heimlichen Verbündeten. Ihr eigener Anblick, die Erinnerung an die letzte Nacht und das sie sich Haruka mit Haut und Haaren hingegeben hatte, hätten sie schockieren sollen, doch das tat es nicht. Schlimmer noch – ihr gefiel, was sie sah und noch mehr gefiel ihr, die starke Verbindung zu der Vampirin, die sie nun so deutlich spüren konnte, denn diese war ganz anders als beim letzten Mal. Als sie einen Luftzug spürte wollte sie sich umdrehen, doch sofort fühlte sie den Körper, der sich rücklings an sie schmiegte und die starken Arme, die sich um sie schlangen. „Du weißt, wir müssen nun wieder sehr vorsichtig sein“, brachte Harukas Stimme an ihrem Ohr abermals eine Gänsehaut, „Ich würde es nur zu gerne sofort wiederholen…“ Sie küsste Michirus Schulter und die unterdrückte kaum ein leises Stöhnen. Die Gänsehaut wurde stärker und ihre Atmung direkt sehr schnell. „Ich will es auch“, wisperte sie zitternd und drehte sich schwungvoll in Harukas Armen herum, „Bitte, ich vergehe vor Sehnsucht nach dir…“ Sie schmiegte sich an sie und reckte sich ihr entgegen. »Warum ist es direkt so stark in ihr?« Nur widerwillig und mit enormer Selbstbeherrschung schob Haruka sie etwas von sich, um sie anzusehen. „Werde dir deiner eigenen Empfindungen klar“, sagte sie ernst, „Erst wenn ich jagen war und mich wieder kontrolliere weißt du wirklich, welches Verlangen das deine ist!“ Sie küsste Michiru auf die Stirn und sah sie danach wieder an. „Nutze die Zeit und halt dich fern von Yuri“, klang sie nun fast mahnend, danach lockend verführerisch, „Und mach mir dasselbe Angebot nach meiner Rückkehr…“ Wieder nur ein Hauch und Michiru war allein. Fast ein wenig benommen stand sie da und starrte einen Moment lang ins Leere. Dann schüttelte sie sich leicht und sah nochmal kurz in den Spiegel. „Nicht meine Empfindungen?“ murmelte sie. Konnte das wirklich sein? Sie war sich letzte Nacht ihrer Sache so sicher gewesen und auch nach dem Erwachen. Selbst bis gerade eben noch hätte sie alles darauf geschworen, dass sie Haruka über alles liebte und sie so sehr begehrte, dass sie für immer bei ihr sein wollte. Nun aber hatte die Vampirin das Haus verlassen. Sie war gegangen, um zu jagen und je weiter sie sich entfernt hatte, desto weniger von diesem unglaublich starkem Verlangen verspürte Michiru. Ihre Libido ließ wieder messerscharfe Gedanken zu und plötzlich wollte sie nur noch schnellstmöglich duschen und sich reinigen. Ohne sich Sachen zurecht zu legen stieg sie in die Kabine und drehte das Wasser auf. Der erste Strahl war eisig kalt, doch das nahm sie kaum wahr. Sie wollte nur das Blut von ihrer Haut waschen und den Beweis für ihr sündiges Handeln vergangene Nacht, welches plötzlich ein so schlechtes Gewissen bereitete. »Ja verdammt, ich liebe sie«, konnte sie dennoch nicht leugnen, »Aber das bin doch nicht mehr ich! Zu was bin ich sonst noch fähig?« Oder war es Haruka, die sie dazu fähig machte? Sie hatte ihr Menschen geopfert, sogar Freunde – auch das konnte sie nicht leugnen. Am Ende auch vollkommen freiwillig. Ihr Blick fiel auf das Wasser in der Duschwanne, dass noch immer verfärbt war vom Blut. Dieser Anblick löste wiederum etwas aus, dass sie nur eine Art Zauber nennen konnte. Das Rot zog sie in ihren Bann, verstärkte Wünsche und Sehnsüchte, die sie in sich trug, lockte mit deren Erfüllung und versprach, ihre kühnsten Vorstellungen zu übertreffen. Und noch etwas löste dieser Anblick aus. Er brachte ihren Körper dazu, so etwas wie Hunger zu signalisieren. Haruka hatte ihre Magie benutzt, zu tun, was zu tun war. Es gab nicht die Zeit dazu sich herzurichten, denn sie hatte schnell Nahrung finden und sich von Michiru entfernen müssen. Hinter ihrem ersten Opfer, einem jungen Mädchen, war sie einfach aus dem Nichts aufgetaucht und hatte zugebissen. Selbst ihre, sonst so geliebte Jagd und die Angst ihres Opfers, waren auf der Strecke geblieben. Sie brauchte Blut und sie brauchte es schnell. Ohne das war die Gefahr viel zu groß, dass sie sich vergessen und dem Drang, direkt zu Michiru zurück zu kehren, nachgeben würde. Doch in diesem Fall wollte sie nicht das Mädchen dadurch schützen, sondern sich selbst. Sie wusste sicher, dass Michiru sich ihr nicht mehr entziehen würde. Nicht wegen des Bisses oder seiner unglaublich starken Wirkung, sondern weil da etwas in ihr war, dass fast genauso stark war. Etwas, dass mit Harukas Energie kooperierte, sich mit ihr zu verbinden schien und die Vampirin zu ungeahnten Handlungen trieb. Etwas, das so in der letzten Nacht zum ersten Mal da gewesen war... „Ich weiß nicht, was es ist“, flüsterte sie, während der zweite leblose Frauenkörper aus ihren Händen glitt, „Aber ich bin mir sicher, genau das ist es, was Ayame will!“ Sie sah sich kurz um, denn sie hatte ein Geräusch gehört. Nichts regte sich, also setzte sie sich in Bewegung. Ein drittes Opfer musste ran. Diese Nacht würde noch so manches bringen und dafür brauchte sie all ihre Kräfte. »Andererseits hat es noch Zeit«, grinste sie plötzlich finster, »Ich sollte meinen Besuch machen, solange ich noch hungrig bin.« Eigentlich war der Entschluss bereits gefasst, bevor er aufgekommen war. Michiru würde nicht wieder davon laufen und Yuri stand bisher noch weit unten auf ihrer Liste. Priorität hatten andere. Das erste Ziel war nur wenig später erreicht. Sie befand sich in einem großen Wildpark außerhalb der Stadt, was ihr ein amüsiertes Lachen entlockte. „Tiere“, murrte sie verächtlich, „Wie schrecklich würdelos!“ Die Energie, die sie hergeführt hatte, war sofort lokalisiert. Sekunden später stand sie direkt hinter dem riesigen Wolf, der einen Hirsch geschlagen hatte und sich daran gütlich tat. „Hast du eigentlich je wirklich einen Menschen getötet?“ grinste sie überheblich, „Oder auch nur aus Versehen infiziert?“ Der Wolf unterbrach sein Mahl und richtete sich auf. Ganz ruhig und in keiner Weise aggressiv. Er wusste genau, wer da hinter ihm stand und ließ sich selbst bei seiner Rückverwandlung Zeit. Erst danach drehte er sich zu Haruka um und sah sie beinahe mitleidig an. „Was willst du?“, war er fast schon gelangweilt, „Langen dir deine Probleme nicht oder bist du einfach nur zu dumm sie zu erkennen? Ich habe kein Interesse mehr an deiner kleinen Dirne. Wer sich dir als Mensch derart hingibt, soll von mir aus mit dir untergehen!“ „Was ist mit Michiru?“ fuhr Haruka ihn an, „Wieso ist sie plötzlich uninteressant für dich und zieht Meinesgleichen derart an? Welche Informationen hat dein kleiner Spitzel dir gegeben?“ Kyosuke lachte und wischte sich etwas Blut vom Gesicht. „Glaubst du wirklich, deine kleine Vampirsklavin wurde von mir geschickt?“ Er schien sichtlich amüsiert, was Haruka ziemlich ärgerte. In der nächsten Sekunde war Kyosuke wieder völlig ernst und machte nicht den Eindruck, als hätte er es nötig zu lügen. „Keine Ahnung, wer dir den kleinen Lüstling untergejubelt hat“, erklärte er, „Aber es war scheinbar nicht deine Ex Liebschaft. Obwohl diese rothaarige Hexe irgendwas damit zu tun hat und absolut nichts Gutes im Schilde führt. Wenn ich du wäre, würde ich dein kleines Spielzeug nicht mehr aus den Augen lassen, denn alles was Vampir oder Werwolf ist in dieser Gegend, ist hinter ihr her. Warum, das kann ich dir auch nicht sagen. Und jetzt verzieh dich, ich will weiter essen!“ Er drehte sich weg, verharrte jedoch, weil die Vampirin blieb, was er im Grunde nicht anders erwartet hatte. „Und weshalb erzählst du mir das alles?“ wollte sie wissen. „Warum sollte ich dir nur ein Wort davon glauben? Du hasst mich und willst mich seit einem halben Jahrhundert vernichten. Warum solltest du mich plötzlich verschonen?“ „Wer sagt, dass ich das tue?“ drehte er sich wieder zu ihr, „Ja, ich hasse dich und will deinen Tod…irgendwann! Doch zuerst sollst du leiden. Du sollst erfahren, was so viele Menschen durch dich erfahren mussten und es am eigenen Leib spüren.“ Er hatte sich ein wenig ereifert, wurde nun aber wieder ruhiger. „Du willst dieses Mädchen unbedingt. Du willst sie mehr, als du meine Schwester wolltest und wahrscheinlich mehr als jemals irgendetwas wolltest. Deine eigene Art jedoch, will genau das verhindern. Alle Blutsauger wollen sie aus deinen Armen reißen und ich will sehen, was du dagegen tust. Ich will sehen, was mit dir geschieht, wenn du dich nirgends mehr sicher fühlst, es keine Verstecke mehr für dich gibt und sie dir dein kleines Spielzeug irgendwann entreissen…“ Haruka schluckte. Diese vollkommen ruhig gesprochenen Worte hallten wieder und wieder in ihrem Kopf und sie wusste, dass sie der Wahrheit entsprachen. Egal wohin sie mit Michiru gehen würde – Ayame würde sie überall finden. Und wenn wirklich noch andere Vampire, außer ihr, es auf das Mädchen abgesehen hatten, dann würde sie irgendwann ein echtes Problem bekommen. Ihre einzigen Verbündeten waren ein Spitzel und ein Mädchen, dessen Blut scheinbar alle Vampire wollten. „Was verlangst du?“ fragte sie kühl. Er zog die Augenbrauen hoch und lachte. „Diese Informationen waren gratis“, grinste er genauso kühl wie sie, „Und alles, was du von mir bekommst!“ „Ich verlange nicht, dass deine Wölfe oder du mir helfen“, brachte sie ihr Anliegen hervor, „Ich erwarte nur, dass sich keiner einmischt!“ „Du erwartest?“ hatte er sie im nächsten Moment am Kragen, „Das einzige, was du zu erwarten hast, ist dein Tod, Blutsaugerin!“ Er stieß sie leicht von sich und sah sie drohend an. „Keiner meiner Wölfe wird sich an dir die Finger schmutzig machen“, sagte er, „Für die Sklaven deiner rothaarigen Hexe kann ich nicht sprechen. Und doch solltest du jede Sekunde damit rechnen, dass ich da sein und deine widerliche Existenz beenden könnte!“ Er drehte sich weg, verwandelte sich in der Bewegung und warf ihr noch ein drohendes Knurren zurück. Dann verschwand er in die Nacht. „Du denkst also, ich lass mich von dir einschüchtern“, murmelte sie voller Hass, „Dann werde ich mal dafür sorgen, dass du zu beschäftigt sein wirst, dich um mich zu sorgen…“ Sie verschwand und ihre schwarze Magie brachte sie sekundenschnell in eine rabenschwarze Umgebung. Nicht die winzigste Lichtquelle gab es und selbst die Augen eines Vampirs waren hier blind. Haruka hielt das nicht auf. Nur eine Handbewegung und an zwei Seiten entflammten vier große Kerzen und erleuchteten den kleinen Raum. Es war eigentlich nicht wirklich ein Raum, eher ein Kellergewölbe. Alle Wände bestanden aus grobem Mauerstein, wie auch der Boden und der steinerne Sarg in der Mitte. Sie war in einer Gruft. Ein böses Lächeln erfasste ihre Lippen und sie ging auf den Sarkophag zu. Die schwere Steinplatte war kein Hindernis für sie, ebenso wenig der verriegelte Deckel des Sarges darunter. Versiegelt deshalb, weil die Tote darin keine normale Tote war. So viele Jahre lag sie nun bereits hier und dennoch sah sie aus, als wäre sie gerade erst begraben worden. Sie war tot, gestorben durch mehr als ein schwarzmagisches Wesen und genau das machte sie besonders. Ein Vampir, gestorben durch einen Werwolf, der nicht die Macht besaß, die Magie eines Zigeunervampirs vollends zu zerstören. Eigentlich hatte der Wolf sie gar nicht richtig getötet. Er hatte sie in eine Art ewigen Schlaf versetzt, den kein lebendes Wesen beenden konnte. Kein lebendes und auch kein Totes, doch wohl aber ein Untotes, dessen eigene Saat verantwortlich war, für diesen Totenschlaf. Haruka lehnte sich vor und hob den leblosen Körper hoch. „So meine schlafende Schönheit“, hauchte sie, „Es wird Zeit für eine Familienzusammenführung…“ Das Mädchen öffnete nicht die Augen, doch wirkte sie plötzlich überaus lebendig. Wie schlafend lag sie in Harukas Armen und die Vampirin verließ mit ihr zusammen die Gruft. Michiru saß auf der Couch und sah sich einen Film an. Nach der Dusche hatte sie das Bett frisch bezogen und auch die letzten Spuren dieser zügellosen Nacht beseitigt. Sie hoffte, das Fernsehen sie ablenken würde und eine Weile hatte das sogar funktioniert. Immer öfter aber kamen Gedanken aus dem Nichts und eine Frage kristallisierte sich hervor. „Wieso soll ich mich von Yuri fern halten?“ Sie setzte sich gerade auf. »Stimmt also doch etwas nicht mit ihr oder wieso sagt Haruka ich solle sie meiden?« „Sie sagt das, weil sie fürchtet, sie könnte dich ihr wegnehmen!“ Mit einem erschreckten Aufschrei schwang Michiru herum und wäre dabei fast von der Sitzfläche gerutscht. Als sie sah, wer diese Worte gesprochen hatte, befiel sie sichtbare Panik. „Was?“ lachte die Rothaarige, „Hast du etwa Angst vor mir?“ Sie kam langsam näher und Michiru wich soweit es ging zurück. Ayame blieb am Fuß der Couch stehen und sah sie durchdringend an. „Keine Bange ich bin nicht hier, um dich zu töten“, schnurrte sie wie eine Raubkatze, „Ich möchte dir nur sagen, dass du sie haben kannst, wenn du sie willst!“ Michiru schluckte, nahm dann aber all ihren Mut zusammen und fragte, was sie wissen wollte. „Wieso auf einmal?“, brachte sie erstaunlich fest hervor, „Vor einigen Nächten spazierst du hier herein und tötest sie beinahe, in der letzten wolltest du sie verführen und nun schenkst du sie mir? Und warum kommst du her, um mir das zu sagen? Du hättest einfach verschwinden und uns in Ruhe lassen können, aber du bist hier. Du bist hier, weil Haruka nicht hier ist und ich weiß genau, warum das so ist!“ Ayame lachte ein wenig. „Schön, dass du den Ernst der Lage zu begreifen scheinst“, wurde sie plötzlich eiskalt und grausam gefährlich. Sie schnellte vor und drückte Michiru gegen die Couch. „Was glaubst du zu wissen, du ahnungslose, kleine Kreatur?“ zischte sie, „Sag es mir Menschlein!“ Michiru war geschockt und ihre Angst wuchs ins Unermessliche. Sie sah Ayames glühende Augen, ihre gefährlichen Reißzähne und spürte deren unglaubliche Macht. Genau wie bei der ersten Begegnung mit ihr. Diese Vampirin war außerordentlich gefährlich, skrupellos und eiskalt. Sie hatte so viele Leben genommen, dass eines mehr oder weniger schon lange nicht mehr auffiel und sie hatte ihren Keim nicht nur Haruka eingepflanzt. Woher sie das plötzlich wusste, hatte sie nicht die geringste Ahnung, doch es ließ unglaubliche Sicherheit in ihr aufkommen. Ein Gefühl der Überlegenheit stieg in ihr hoch und sie begann zu lächeln. „Du wirst mir nichts tun“, flüsterte sie, „Jetzt nicht und auch in Zukunft nicht, denn du willst mich. Du willst mich und etwas das ich besitze, aber du fürchtest Haruka!“ „Ich fürchte Haruka nicht!“ wurde Ayame laut und sehr grob, „Sie ist mein Geschöpf!“ Gewaltsam drehte sie Michirus Kopf auf die Seite und öffnete gut sichtbar ihren Mund, um sich mit der Zunge genauso sichtbar über die Zähne zu streichen. Sie wollte die Todesangst in Michirus Augen sehen und die bekam sie zu sehen. „Ich fürchte niemanden“, hauchte sie und leckte über die Bisswunde von Haruka. Michiru entwich ein kurzer, leiser Aufschrei und sie rechnete mit dem Schlimmsten. Wahrscheinlich wäre genau das auch eingetroffen, wäre nicht in diesem Augenblick Yuri auf der Bildfläche erschienen. Sie war noch vor Einbruch der Dunkelheit verschwunden, um in Sicherheit ihre Vorbereitungen zu treffen und war nun zurückgekehrt, um der erwarteten Konfrontation in die Augen zu sehen. Was sie jedoch erwartete, war etwas ganz anderes. „Lass sie sofort los!“ schrie sie und riss Ayame mit einem Sprung von Michiru weg. Beide prallten auf den Boden, waren aber gleich wieder auf den Beinen. Michiru zog sich etwas zurück, jedoch nur so weit, dass sie den Kampf beobachten konnte. „Ich wusste, Harukas Einfluss wird dich schwächeln lassen“, knurrte Ayame, „Mein Vertrauen in dich war von Anfang an gering, weshalb ich mich zum Glück nicht auf dich verlassen habe.“ »Ayame hat sie geschickt?« war Michiru geschockt, »Was verdammt geht hier vor?« „Du hast mich genauso ausgewählt, wie Haruka es getan hat“, grinste Yuri, „Beide habt ihr geglaubt ein wehrloses Opfer vor euch zu haben, das ihr in ein williges Spielzeug verwandeln könnt, aber das könnt ihr nicht. Weder du – noch sie!“ „Was soll das heißen?“ fauchte Ayame, veränderte ihre Haltung dann jedoch frontal, als hätte sie etwas begriffen, oder gespürt… „Ich werde es noch erfahren“, lächelte sie jetzt fast schon freundlich, „Weder du noch deine verachtenswerte Herrin haben mir etwas entgegen zu setzen.“ Sie blickte Michiru an und die erschrak furchtbar. „Es geht einzig um dich und den wertvollen Schatz, den du in dir trägst, mein Herz“, wisperte sie verheißungsvoll, „Und du weißt, wie es enden muss. Sie ist nicht deine Bestimmung. Deine ist eine viel Größere!“ Sie verneigte sich und löste sich lachend in Nichts auf. Ihre böse Ausstrahlung ließ Michiru nun endlich frei und kraftlos sackte sie an der Wand zusammen. Sofort war Yuri bei ihr und half ihr auf die Couch. „Hat sie dich gebissen?“ fragte sie besorgt, „Wieso hat Haruka dich allein gelassen?“ Misstrauisch sah Michiru sie an, doch sie war auch dankbar, für die Hilfe. »Vielleicht eine gute Gelegenheit, um ein paar Antworten zu bekommen«, dachte sie, »Das sie etwas verbirgt, weiß scheinbar auch Haruka schon.« „Nein“, antwortete sie darum, „Sie wollte es, aber du bist gerade noch rechtzeitig gekommen, es zu verhindern.“ Ihr Blick traf Yuris und sie versuchte, einfach ahnungslos zu wirken. Yuri jedoch schien nichts mehr zu verbergen zu haben. „Sicher denkst du jetzt, ich habe euch an Ayame verraten“, sagte sie, „Das verstehe ich nur zu gut Chiru, glaub mir. Es stimmt ja auch, sie hat mich auf euch beide angesetzt und den Werwolf benutzt, mich in euer Haus zu bringen, aber ich habe es niemals wegen ihres Befehles getan.“ Sie setzte sich auf die Tischkante und legte Michiru die Hand auf die Schulter. „Ich habe es getan, weil ich auf der Suche war und eines zum anderen kam. Ich hatte nichts zu verlieren, als Ayame mir ihr Angebot machte und das ich dadurch auf dich traf, muss Schicksal gewesen sein. Keine Ahnung warum, aber ich hatte von der ersten Sekunde an das Gefühl, dich schon ewig zu kennen und alles was ich wollte war, dich zu beschützen – vor allem, was eine Bedrohung für dich sein könnte.“ Sie sah ihr in die Augen und Michiru versuchte, irgendein Anzeichen vampirischer Macht oder Täuschung darin zu finden, doch sie fand nichts. Yuri schien die Wahrheit zu sprechen und auch das seltsame Gefühl der Verbundenheit mit ihr sprach wohl dafür. Sie war Harukas Geschöpf, das spürte Michiru ganz deutlich. Eine Gefahr für sie stellte Yuri absolut nicht dar, auch das konnte sie deutlich fühlen. Sie würde ihr nichts antun. Nicht nur aus Angst vor Harukas Strafe, sondern weil sie wirklich keine negativen Gefühle für Michiru in sich trug. „Dann sag mir, warum Haruka dich für eine Gefahr hält“, verlangte sie, „Ist es, wie Ayame sagt? Liebst du mich?“ Yuri sah ihr weiterhin in die Augen und grinste. Kapitel 28: Der zweite Biss --------------------------- 28. Der zweite Biss Fest sahen Yuri und Michiru sich in die Augen. Um sie herum herrschte völlige Stille, die schon beinahe unnatürlich wirkte. „Und?“ wartete Michiru auf eine Antwort, „Welchen Grund sonst könnte ein solcher Wunsch in dir haben?“ „Du hast Recht“, gab Yuri endlich eine Antwort, „Doch es ist nicht Liebe dieser Art. Eher wie die einer großen Schwester oder Mutter. Als wäre dein Wohlergehen mein größtes Anliegen und genau darum nur, gibt es mich.“ „Klingt wie die ausgeschmückte Vorstellung eines Kindes von der wahren Liebe“, konnte Michiru ein Grinsen fast nicht verkneifen, „Für eine Träumerin dieser Art, habe ich dich eigentlich nicht gehalten.“ „Du hälst mich für eine Träumerin?“ griff Yuri nach ihrer Hand, um sie in den ihren zu halten, „Du bist verliebt in einen Vampir, Werwölfe jagen dich und ich habe dich gerade davor bewahrt, zum Opfer eines uralten Vampirs zu werden. Glaubst du wirklich, ich bin eine Träumerin?“ Michiru sah auf ihre Hände, dann wieder in ihre Augen. „Eigentlich glaube ich das nicht“, gab sie zu, „Ich glaube aber du bist hier, um mich von Haruka zu trennen.“ Yuris Gesichtsausdruck veränderte sich. Sie wirkte überrascht. Zwar nicht unangenehm, aber auch alles andere als erfreut. Einen Moment lang schien sie nicht zu wissen, was sie sagen sollte und ließ Michirus Hand los. Dann holte sie einmal tief Luft. „Also gut“, sagte sie, „Ich sehe, ich kann dich nicht täuschen, also sage ich dir, was ich weiß.“ Michiru horchte auf. »Endlich erfahre ich etwas!« „Etwas außerhalb der Stadt, am Anfang der Bergkette, da gibt es ein Kloster. Der Orden der Mönche dort ist uralt, einer der ältesten, die es überhaupt gibt. So alt, dass sie Wissen besitzen, welches der Menschheit längst verloren gegangen ist. Sie jagen die Werwölfe und - auch wenn sie schon seit langer Zeit keinen mehr zu Gesicht bekommen haben – die Vampire!“ Sie machte eine kurze Pause und gab Michiru die Gelegenheit, Fragen zu stellen. Die hatte allerdings nur eine: „Warum erzählst du mir das?“ „Nun…“, begann Yuri etwas gedehnt wieder zu reden, „Diese Mönche haben Wissen und Möglichkeiten. Ihre Quellen sind weltweit verteilt und so unabhängig voneinander, dass jedes Gerücht ausgesiebt wird. Sie wissen seit Generationen von einem Experiment der großen Alten. Die uralten Vampire sind wenige geworden, nicht zuletzt durch Verräter in den eigenen Reihen. Um ihre Existenz zu sichern, brauchten sie etwas, um ihre Macht zu stärken und schwarze Schafe, wie deine Haruka, loswerden zu können.“ Michirus Augen wurden immer größer. Sie konnte nicht fassen, was sie da zu hören bekam und vergaß vollkommen, dass Yuri bereits mehr als einen Verrat gestanden hatte. „Die großen Alten wollen Haruka töten?“ war sie entsetzt, „Aber…woher weißt du das denn alles? Etwa von Ayame?“ Yuri musste ein wenig schmunzeln, was Michiru alles andere als beruhigte. „Von Ayame erfährt niemand etwas“, sagte ihr Gegenüber, „Sie hat mich benutzt, so wie sie alles benutzt, um ihre Ziele zu erreichen. Du willst wissen, woher ich all diese Informationen habe? Ich sage dir, woher. Mein ganzes Leben habe ich in diesem Kloster verbracht, eingesperrt hinter riesigen Mauern, abgeschnitten von jeder Zivilisation und auch nur dem geringsten bisschen Fortschritt!“ Ihre Stimme war lauter geworden und sie hatte sich scheinbar in ihre Worte hinein gesteigert. „Weißt du was es heißt, 5 Mal am Tag zu beten, ein Leben in absoluter Demut und Entbehrung zu führen, niemals etwas hinterfragen zu dürfen, während man schon in Kindheitstagen zu einer Waffe ausgebildet wird, die etwas beschützen soll, was kein Mensch je gesehen hat?“ Sie machte eine bedeutungsvolle Pause, zu kurz jedoch für eine Reaktion Seitens Michiru. „Ich sage dir, was das heißt“, sprach sie jetzt wieder ruhiger weiter, „Es heißt, dass es irgendwann nur noch den einen Sinn im Leben gibt. Nämlich den, für den man geformt wurde. Ich wurde gemacht, um ein Beschützer zu sein. Ein Beschützer vor Geschöpfen, die ein normaler Mensch nicht bekämpfen kann. Und du brauchtest genau diesen Schutz!“ „Heißt, diese Mönche haben dich geschickt?“, war Michiru nun noch verwirrter, „Aber wieso zu mir? Was haben die großen Alten damit zu tun und warum wollen sie Haruka töten?“ „Sie wollen Haruka gar nicht töten“, gab Yuri sofort zurück, „Sie wollen zurück, was ihnen gehört und…“ Ganz plötzlich brach sie ab, als hätte sie sich beinahe verraten, oder dies sogar schon getan. „Was ihnen gehört und…?“ blickte Michiru sie forschend an. Yuri zögerte noch kurz, doch dann entspannte sie sich. „Sie wollen, was ihnen gehört und dann damit alles beherrschen“, sagte sie leise. „Alles bedeutet die ganze Welt, nicht wahr?“ wusste Michiru plötzlich, „Irgendetwas in meinem Blut gibt ihnen die Macht dazu, stimmts?“ Yuris Blick blieb sehr ernst. „Es könnte sie ihnen geben. Noch hat es niemals funktioniert. Es gab und gibt mehrere wie dich und ist wohl das größte Geheimnis dieser Welt, was euch besonders macht.“ „Also haben die Mönche dich geschickt“, verstand Michiru jetzt, „Du erfüllst die einzige Aufgabe, die du jemals hattest und hast dafür sogar deine Menschlichkeit geopfert.“ Yuri nickte. „Ich bin nicht hier, um dich Haruka weg zu nehmen oder dich den großen Alten auszuliefern“, gestand sie leise, „Ich bin hier, um dich vor ihnen zu beschützen und dafür zu sorgen, dass Ayame dich auf keinen Fall in die Hände bekommt.“ „Und was ist mit Haruka? Sie ist auch ein Vampir. Sollst du mich vor ihr auch beschützen?“ Diese Frage schien Yuri nicht erwartet zu haben, das erkannte Michiru deutlich. Trotzdem scheute sie sich nicht, auch die zu beantworten. „Ja“, gab sie zu, „Auch das war meine Aufgabe. Aber du liebst sie und ich bin ihr Geschöpf geworden. Was das angeht, habe ich versagt, aber ich werde trotzdem nicht zulassen, dass Ayame oder ein anderer großer Alter dich bekommt, was mich wieder auf eine Seite mit Haruka stellt. Sie wollte mich zwar zum Schutz gegen die Werwölfe, doch ist dieser Schutzbefehl von ihr genauso gültig für jeden anderen Angreifer.“ „Und wenn wir ihr die Wahrheit sagen?“ fragte Michiru vorsichtig, „Wir erzählen ihr alles, dann wird sie verstehen und dich nicht bestrafen.“ „Aber sie wird Wissen erlangen, dass kein Vampir haben darf und anfangen nach dem zu suchen, was die großen Alten haben wollen“, erwiederte Yuri, „Außerdem bin ich ihr so oder so ein Dorn im Auge.“ „Aber wenn wir ihr nichts sagen, dann wird sie dich bestrafen“, wusste Michiru, „Vielleicht sogar töten.“ „Wahrscheinlich wird sie das, ja“, nickte Yuri, „Allerdings muss sie mich dafür erst in die Finger bekommen und das wird sie nicht. Ich kann ihr ganz gut eine Weile aus dem Weg gehen und ewig werde ich sowieso nicht hier bleiben. Wenn du mir nur ein wenig hilfst, könnte also alles gut gehen.“ „Ich werde es versuchen“, versprach Michiru ihr, „Aber dann solltest du langsam gehen. Haruka kommt sicher bald heim.“ „Sie ist bereits daheim!“ Beide schwangen erschrocken herum und sahen Haruka im Türrahmen stehen. Yuri ging sofort in eine Abwehrhaltung und auch Michiru schien im ersten Moment irgendwie verängstigt zu sein. Dann jedoch entspannte sie sich und begann zu lächeln. „Ruka“, wisperte sie verliebt, „Bist du schon lange zurück?“ Sie stand auf und ging zu ihr, um sich in ihre Arme zu schmiegen. „Nicht sehr lange“, zog diese sie fest an sich, „Gerade lange genug um zu hören, dass ihr beide ein Geheimnis vor mir habt.“ Ihr Blick traf auf Yuri und versprach nichts als den Tod. Deutlich besitzergreifend lag ihr Arm um Michiru und drückte deren zierlichen Körper fest an ihren. „Sie kannst du vielleicht täuschen, aber bei mir gelingt dir das nicht“, knurrte sie Yuri entgegen, „Du hast einen Verrat nach dem anderen begangen. Den letzten scheinbar vor gar nicht langer Zeit und nicht allein.“ Yuri zuckte zusammen. „Bitte Haruka, ich habe nie gegen deine Anweisungen gehandelt“, presste sie hervor, „Das musst du mir glauben. Ich habe Michiru immer beschützt, seit du mir diesen Auftrag gegeben hast.“ „Und wieso stinkst du dann nach diesem Werwolf?“ hatte die Vampirin in Sekundenschnelle die Entfernung überbrückt und Yuri am Hals. „Bitte Haruka, tu ihr nichts. Sie hat wirklich nichts Schlimmes getan!“ versuchte Michiru sie zurück zu halten. „So?“ sah diese ihr in die Augen, „Und warum riecht sie dann nach diesem Werwolf, als hätte sie es mit ihm getrieben?“ Michiru schien keine Antwort zu wissen und sah Yuri an. „Weil ich gegen ihn gekämpft habe letzte Nacht!“, presste die angeschlagen hervor. Harukas Griff machte ihr ziemlich zu schaffen. Angestrengt versuchte sie, ihren Arm zu heben und gurgelte: „Er hat mich verletzt, wenn du mir nicht glaubst!“ Michiru sah auf ihren Arm und entdeckte erst jetzt die halb verheilte Fleischwunde. Ihr erschreckter Blick ließ auch Harukas Augen wandern und ließ sie Yuris Worten scheinbar Glauben schenken, denn ihr Griff lockerte sich. „Dieses Mal hast du Glück gehabt“, knurrte sie ihr warnend entgegen, „Nicht zuletzt, weil es Michirus Wunsch ist. Aber nur der geringste Fehler von dir und du wirst dir wünschen, ich hätte dich hier und jetzt getötet!“ Jetzt erst ließ sie sie vollends los und legte stattdessen den Arm wieder um Michiru, um sie lächelnd anzusehen. „Mach mir ein Angebot“, klang ihre Stimme alles sagend, „Wenn du nicht fürchtest, was du bekommst.“ Sie ging einfach mit ihr davon und ließ Yuri zurück, als sei sie keinerlei Gefahr, wenn nicht sogar absolut unwichtig. Im Schlafzimmer angekommen ließ Haruka die Tür ins Schloss fallen und Michiru ein wenig aus ihrer Umarmung frei. Jedoch gerade so weit, dass diese ein wenig Bewegungsfreiheit erlangte. Diese nutze sie, um sich so in Harukas Armen zu drehen, dass sie ihr genau in die Augen sehen konnte. Mit einem strahlendem Lächeln und leuchtenden Augen konnte sie ihre Freude über die Nähe der Vampirin nicht verbergen. Sie wirkte verliebt bis über beide Ohren und schien selbst Yuri bereits vergessen zu haben. „Endlich bist du wieder bei mir“, flüsterte sie, „Ich hatte solche Sehnsucht.“ „Bedeutet, du willst mehr?“ Ihre kaum hörbaren Worte hätte Michiru selbst dann wahrgenommen, wenn die Vampirin sie nur gedacht hätte. Selbst wenn Haruka dieses Thema überhaupt nicht mehr hervor gebracht hätte, hätte das nichts daran geändert, was in Michiru war und das war genau das – der Wunsch nach mehr. Wann genau sie sich darüber klar geworden war, wusste sie nicht, doch jetzt in diesem Moment wollte sie es. Lächelnd befreite sie sich aus Harukas Armen und nahm sie stattdessen bei der Hand. Mit sanftem Nachdruck zog sie sie zum Bett und blieb am Fußende stehen. Sie sah der Vampirin fest in die Augen und öffnete die Knöpfe ihrer Bluse, einen nach dem anderen. Als sie sie auszog und damit Hals - und Brustbereich zum Vorschein kamen, ging ihr Atem zwar unregelmäßig, doch den Blickkontakt unterbrach sie nicht. Geschickt öffnete sie auch den Rock und ließ ihn einfach an ihrem Körper zu Boden gleiten. Immernoch ohne den Blick zu unterbrechen kroch sie aufs Bett, setzte sich in eine verlockende Position, strich das Haar über ihrer Schulter zurück und legte die Bisswunde von letzter Nacht frei. „Hol dir, was du begehrst“, wisperte sie deutlich erregt, doch Haruka verharrte weiterhin. „Worauf wartest du?“ schnurrte Michiru ungeduldig und kroch wieder auf sie zu, weil sie das Warten nicht aushielt, „Darauf, dass ich mich dir anbiete? Habe ich das denn nicht bereits getan?“ Sie kniete vor der Vampirin und konnte ihre Hände einfach nicht bei sich behalten. Fordernd streichelte sie über deren Oberkörper, glitt aufwärts und folgte mit ihrem Körper. Bis ihre Hände sich um Harukas Nacken legen konnten und ihre Lippen sich fast berührten. Auch der Atem der Vampirin zeigte deutliche Erregung und Michirus intime Nähe trieb diese nur noch höher. Dennoch rührte sie sich weiterhin nicht und sah nur fest in Michirus Augen. „Bitte Haruka“, flehte Michiru verlangend, wenigstens um einen Kuss, doch selbst den erwiederte die Blondine nur zurückhaltend, beinahe schon abweisend. Danach jedoch gab sie Michirus sanftem Zug nach und folgte ihr, als diese sich ins Bett zurück lehnte. Noch immer hatten sie den Blickkontakt nicht eine Sekunde unterbrochen und nun lächelte Haruka ganz leicht. Kurz senkte ihr Blick sich auf Michirus Brüste, dann sah sie ihr wieder in die Augen und sofort bekam diese eine heftige Gänsehaut. „Ich will es so sehr Ruka“, keuchte sie und legte ihren Kopf leicht seitlich etwas nach hinten, „Bitte nimm mein Blut…“ Harukas Lächeln wurde zu einem Grinsen und in ihren Pupillen begann es zu leuchten. Sie öffnete ihre Lippen, entblößte ihre Zähne und senkte langsam den Kopf. Michirus Atmung beschleunigte sich noch weiter und als sie den heißen Atem spürte, schloss sie wohlig seufzend die Augen. Ihr ganzer Körper schrie nach der Vampirin, doch diese küsste nur kurz die Wunde an ihrem Hals und zog sich dann wieder etwas zurück. Sie wusste genau, was sie Michiru damit antat. Deren Verlangen und die willige Ergebenheit waren so intensiv zu spüren, dass Haruka versucht war, all ihre Vorsätze zu vergessen und das Mädchen jetzt sofort zu Ihresgleichen zu machen. Allein das sichere Wissen, dass es noch weitaus mehr für sie zu gewinnen gab, verlieh ihr eine eisige Beherrschung. „Du bist kein gutes Mädchen gewesen…“, wisperte sie und leckte über die Bisswunde, „Ich sagte dir, du sollst dich von ihr fern halten…“ Michiru entwich ein kurzes Seufzen. Sie spürte, dass etwas anders war, doch sie wollte gar nicht wissen was und warum. Sie wollte nur ihrer Haruka gehören und den mit ihr erlebten Rausch noch weiter vergrößern. „Bitte…“, keuchte sie flehend, doch Haruka wich noch weiter zurück. Sie setzte sich auf und sah Michiru mit einem kühlen Lächeln an. Es war ihr eine seltsame Genugtuung zu sehen, wie dieses wunderschöne Mädchen, fast nackt, in ihrem Bett lag und darum bettelte, ihr Opfer sein zu dürfen. Viele Frauen und Mädchen hatten in den vergangen Jahrhunderten dasselbe getan und jede einzelne war eine Genugtuung für Harukas kaltes Herz gewesen, doch dieses hier war anders. Sie wusste ganz sicher, dass dieses Mal nicht ihre schwarze Magie oder der vampirische Keim, den sie gesetzt hatte, dafür verantwortlich waren. Das alles was sie hier sah und spürte, kam allein von Michiru. Nicht das kleinste bisschen ihrer Macht setzte sie ein, kontrollierte sich und ihre vampirischen Triebe vollkommen, verbarg sie sogar komplett vor Michiru, doch diese hatte und wollte genau das - vampirische Triebe. Langsam schien ihr auch bewusst zu werden, dass Haruka sie scheinbar verschmähte. Sie setzte sich auf und legte den Kopf leicht schief. „Warum zögerst du?“ fragte sie, „Ich will es - da bin ich mir jetzt ganz sicher.“ „Oh dessen bin ich mir bewusst“, erhob Haruka sich vom Bett, „Ich weiß nur nicht, ob ich es noch will… Was soll ich davon halten, das du dich hinter meinem Rücken mit einer Verräterin verbündest, von der du dich fernhalten solltest?“ Michiru schluckte. Damit hatte sie nicht gerechnet. Ihr war klar, dass Haruka nicht gut auf Yuri zu sprechen war und das sicher auch nicht grundlos, doch sie hatte nicht gedacht, dass sie sie als wirklichen Feind sah. Und noch weniger hatte sie damit gerechnet, dass die Blondine sie ihretwegen sogar zurückweisen würde. „Sie hat dich nicht verraten“, rutschte Michiru zu ihr, „Glaub mir Haruka. Sie ist nicht Ayames Spitzel und auch mit den Werwölfen hat sie nichts zu tun.“ „Selbst wenn es so ist“, entfernte Haruka sich aus Michirus Reichweite und sah sie durchdringend an, „Sie verbirgt etwas und sie hat sich meinen Anweisungen mehr als einmal widersetzt.“ „Ich weiß, was sie verbirgt“, entgegnete Michiru sofort, „Sie hat mir alles erzählt und wird es auch dir erzählen, wenn du ihr die Chance dazu gibst.“ „Die Chance wird sie bekommen“, erklärte die Vampirin, „Vor ihrer Exikution!“ „Du…willst sie töten?“ war Michiru geschockt, „Das kannst du nicht!“ Sie sprang vom Bett und auf Haruka zu. „Bitte“, fasste sie sie am Arm, „Das kannst du nicht tun.“ „Sag mir nicht, was ich tun kann“, wand die Vampirin sich aus ihrem zarten Griff, fasste sie grob am Handgelenk und funkelte sie an, „Und misch dich niemals in meine Angelegenheiten!“ Es war eine deutliche Warnung und die flößte Michiru sichtbaren Respekt ein. Sie war erschrocken, beinahe geschockt und schien plötzlich zu erkennen, dass sie sich getäuscht hatte in Haruka. Dann jedoch schlug sie wieder völlig um und ignorierte sogar den Schmerz durch Harukas festen Griff. Sie begann zu lächeln, schmiegte sich lasziv an die Blondine und schnurrte verlockend. „Ist sie dir etwa wichtiger als mein Blut…?“ strich sie mit der freien Hand einladend über ihren Hals und Harukas Griff lockerte sich sofort, „Oder Sex mit mir…“ „Du willst sie frei kaufen?“, grinste die Vampirin angetan, „Bedeutet das nutzlose Ding dir so viel, dass du selbst dazu bereit bist, um ihr jämmerliches Leben zu retten?“ „Ich würde es auch ohne Yuri tun“, wisperte Michiru und griff Haruka zwischen die Beine, „Ich will dein sein…“ Sie reckte sich ihr entgegen, um sie zu küssen, doch der Griff um ihr Handgelenk wurde wieder eisenhart und in der nächsten Sekunde hatte Haruka ihr den Arm auf den Rücken gedreht und hielt sie im Klammergriff. Zwar nicht schmerzhaft, doch so, dass Michiru wusste, dieses hier war kein Spiel. Die Vampirin scherzte nicht, demonstrierte ihre Überlegenheit und das sie alles mit Michiru tun konnte, was sie wollte. Sie brauchte keine Erlaubnis und es war nicht ihre Art, um etwas zu bitten. Was sie wollte, nahm sie sich. Das war die wahre Haruka. Nicht die Haruka, die Michiru in der letzten Zeit erlebt hatte. Das war der Vampir, der sie seit Jahrhunderten war und immer sein würde. „Bevor du meine Welt betrittst, solltest du eines lernen“, hauchte die Vampirin in ihr Ohr und leckte demonstrativ langsam über den Biss von letzter Nacht, „Jeder ist dein Feind und du kannst niemandem vertrauen. Nicht einmal mir…“ Sie biss leicht in Michirus Schulter, jedoch ohne sie zu verletzen und diese stöhnte leise und schloss die Augen. Während Harukas eine Hand den Arm hinter ihrem Rücken noch immer auf Spannung hielt, sorgte die andere dafür, dass ihr Kopf genau die richtige Position zum zu beißen hatte. Selbst wenn Michiru sich hätte schützen wollen, hätte sie es nun nicht mehr gekonnt. Doch das wollte sie auch gar nicht. „Trotzdem fürchte ich dich nicht“, seufzte sie leise, „Und nichts, was du mit mir tun könntest…“ „Das solltest du aber…“, schnurrte Haruka und begann ihren Hals zu küssen. Ihre Hand lies Michirus Kinn frei und wanderte abwärts zu ihren Brüsten. Die lehnte sich sofort fest gegen sie, wodurch die Spannung auf ihren Arm grösser wurde und ein kurzes, schmerzvolles Stöhnen über ihre Lippen kam. „Du bist mein für immer“, klang Harukas Stimme dicht an ihrem Ohr, während sie ihren Arm auf dem Rücken frei ließ, „Auch Yuri wird das nicht verhindern!“ Ihre Hand glitt zwischen Michirus Beine und sie biss beinahe genussvoll zu. Fast schon langsam drangen ihre Zähne tief in Michirus Hals und es schmerzte so sehr, dass diese nur noch wollte, dass es aufhört. Sie versuchte nach vorn zu flüchten, doch Harukas Arm schlang sich von hinten fest quer über ihren Oberkörper und hielt sie fest. Die Vampirin genoss das schmerzvolle Stöhnen und die Gegenwehr, umso mehr, weil Michirus Körper etwas anderes sagte. Und als die Gegenwehr langsam erlahmte, löste sie auch ihre Zähne langsam aus Michirus Fleisch. Deren seufzendes Stöhnen dabei klang nicht mehr allein nach Schmerz und sie drückte sich wieder deutlich gegen Haruka. „Schon bald wirst du sein wie ich“, leckte die etwas von dem hervorquellenden Blut auf, „Mein Fleisch und mein Blut…“ „Ich will nur dein sein“, wisperte Michiru bebend, „Für alle Ewigkeit.“ Ihre Hand legte sich sanft über Harukas, die noch immer zwischen ihren Beinen war, um noch deutlicher zu spüren, welche Empfindungen sie dort entfachte. Während die Vampirin ihr Blut trank, und dieses in dicken Bahnen über ihren Oberkörper lief, brachten ihre Finger ganz andere Genüsse, die Michiru von einem Rausch in den nächsten brachten. Beides zusammen wechselwirkte miteinander, verstärkte jeweils die Auswirkungen des anderen und ließ sie zu einem willigen Spielzeug der blonden Vampirin werden. „Haruka…“, stöhnte sie immer wieder und bettelte geradezu mit jeder Faser ihres Körpers um mehr. Diese gab es ihr nur zu gern. Längst hatte auch sie sich ihrem Rausch ergeben und tat alles, ihn ins Unermessliche zu steigern. Sie konnte die Macht in Michirus Blut beinahe schmecken und spürte sie deutlicher denn je. Es war gar nicht von Wert für die Vampirin, was für eine Macht es war oder wozu man sie nutzen konnte. Sie gehörte ihr, ebenso wie Michiru und sie war verantwortlich für diese außerweltliche Bindung zwischen ihnen beiden. »Könnt ihr es fühlen?«schickte sie eine stille Botschaft an ihre Feinde und ließ den Geschmack des Blutes auf ihrer Zunge wirken, »Sie gehört mir. Mit Leib und Seele!« Wenigstens zwei ihrer Blutlinie fühlten, was sie fühlte. Spürten die Erregung und das Verlangen, dass Michirus willige Lust in unbeschreibliche Höhen trieb. Sie fühlten den magischen Schub und die Befriedigung, vom Genuss dieses außergewöhnlichen Blutes und auch die Macht, die es Haruka nach und nach verlieh. Eine Macht, die sie nun eine Ewigkeit Zeit haben würde zu ergründen und dann irgendwann gegen sie alle zu verwenden. Kapitel 29: Fügung und Schicksal -------------------------------- 29. Fügung und Schicksal Der riesige schwarze Schatten huschte durch die Gassen. So schnell und wendig er war, verbarg die Dunkelheit ihn jedoch nicht immer. Von Zeit zu Zeit musste er ihren Schutz verlassen, wenn er vorankommen wollte und dann erkannte man den gigantischen Wolf. Von Deckung zu Deckung huschte er und irgendwann trat hinter einem großen Container, hinter dem er verschwunden war, ein junger Mann heraus. Nur weniges Schritte weiter verschwand er in einem Hauseingang und schlug Sekunden später die Wohnungstür hinter sich zu. „Diese verfluchte Blutsaugerin“, ballte er, noch immer zornig, die Fäuste und registrierte erst dann, das etwas absolut nicht stimmte. Sofort waren all seine Sinne messerscharf und eine Sekunde später wusste er, was es war. Es war der widerliche Geruch eines Vampirs, der in der Luft lag. Doch nicht der irgendeines Vampirs, sondern genau des Vampirs, den er so unendlich hasste. Er hatte gewusst, dass Haruka seine Worte eher als Herausforderung sehen würde, als denn als Warnung, doch das sie so dreist sein würde, nochmals einfach hier aufzutauchen, damit hatte er nicht gerechnet. Für so dumm hatte er selbst sie nicht gehalten. Und doch war ihr Geruch so stark, dass es gar nicht anders sein konnte. Aufmerksam sah er sich um und horchte. Es bedeutete nichts, dass keine Geräusche zu vernehmen waren, denn Vampire bewegten sich absolut lautlos, wenn sie es wollten. „Ich weiß, dass du da bist“, bellte er darum in die Stille, „Bettelst du wirklich so sehr um deinen Tod?“ Es kam keine Reaktion und er setzte sich langsam in Bewegung. Sekündlich rechnete er mit einem Angriff und dementsprechend wachsam und vorsichtig waren seine Schritte. Als er das Wohnzimmer erreichte wurde der Geruch unglaublich intensiv und fast im selben Moment sah er die Gestalt wartend auf seiner Couch sitzen. Auch ohne Licht zu machen erkannten seine scharfen Wolfsaugen, wer dort auf ihn wartete. Dennoch schaltete er das Licht ein, weil er einfach nicht glauben wollte, was er sah. Doch die Helligkeit des künstlichen Lichts bestätigte nur, was er längst wusste. Nichts von seiner agressiven Angriffshaltung war mehr vorhanden, nur absolute Fassungslosigkeit hielt ihn noch gefangen. „Kyoko…“, hauchte er, „Wie…ist das möglich? Du bist doch tot!“ „Das mag in gewisser Hinsicht zutreffend sein“, lächelte das schwarzhaarige Mädchen, „Doch wie du siehst, nicht so tot, wie du es wohl dachtest.“ „Du warst tot“, schüttelte er den Kopf, „Ich hab es gesehen. Ich selbst habe…“, er brach ab. Kyoko erhob sich und kam langsam auf ihn zu. „Sprich es ruhig aus, Kyo-chan“, wisperte sie, „Du selbst hast mich getötet…deine eigene Schwester…“ Kyosuke schluckte heftig. Die Berührung einer kühlen Hand ließ ihn zusammen zucken. Einen Augenblick lang schien jede Kraft ihn zu verlassen und dann wirkte er erleichtert – wie von einer schweren Last befreit. In der nächsten Sekunde jedoch entzog er sich abweisend dem Zugriff seiner Schwester und funkelte sie an. „Hat sie das getan?“ knurrte er, „Hat sie dich zurückgeholt, um mich handlungsunfähig zu machen? Ich habe dich einmal getötet Kyoko und ich töte dich auch ein weiteres Mal! Du bist nicht mehr meine kleine Schwester. Du bist eine Blutsaugerin wie Haruka und hast, genau wie sie, nichts als den Tod verdient.“ „Du würdest mich wirklich ein weiteres Mal umbringen?“ fragte Kyoko, „Und das, obwohl du mich erlösen könntest?“ „Erlösen?“ war Kyosuke sofort völlig verunsichert, „Was heißt erlösen? Der Tod ist die einzige Erlösung, die es für einen Vampir gibt!“ „Für unwissende Nicht - Vampire mag es so sein“, klang ihre Stimme seltsam geheimnisvoll, „Wir jedoch wissen, dass es auch einen anderen Weg gibt. Einen, der uns unsere Menschlichkeit zurückgeben kann.“ „Du könntest wieder…ein Mensch werden?“ er vergaß jede Vorsicht. Die eben gehörten Worte ließen ihn nur noch seine Schwester sehen und nicht mehr den Vampir, der sie war. „Wie soll das funktionieren?“ fasste er sie bei den Armen, „Sag mir, was ich tun muss Kyoko. Ich würde alles tun, um dir dein Leben wieder zu geben, kleine Schwester, das weißt du. Also sag, was getan werden muss und alles kann endlich wieder gut werden.“ „Kann es das?“ fragte sie und es wirkte leicht abwesend, „Ich…glaube nicht daran…“ „Doch“, schüttelte er sie, „Kyoko sag mir, was ich tun muss!“ Wie aus einem Traum gerissen sah sie ihn an. Er war angespannt und wirkte besorgt. In seinen Augen flackerte Hoffnung und Angst gleichermaßen und Kyoko hob die Hand, um sie ihm auf die Wange zu legen. „Kyo-chan“, hauchte sie, „Ich habe solchen Hunger…“ Sie verdrehte die Augen und brach ein. Er konnte sie so gerade noch auffangen und hob sie sofort auf seine Arme. „Kyoko“, rief er, doch sie rührte sich nicht mehr. Sie war nicht tot, dass wusste Kyosuke. Wahrscheinlich war sie so geschwächt, dass sie einfach das Bewusstsein verloren hatte. Doch Hunger bedeutete, dass sie Blut brauchte und dass er es ihr würde heranschaffen müssen. Hektisch lief er mit ihr ins Schlafzimmer und legte sie in sein Bett. Dann dichtete er das Fenster ab, damit kein Lichtstrahl hereindrang, wenn die Sonne aufgehen würde. Doch bis dahin hatte er längst vor, zurück zu sein. Ihm war klar, irgendein Haustier würde nicht ausreichen, seiner Schwester genug Kraft zu geben, ihm alles erzählen zu können. Sie war ausgedürstet und brauchte mehr. Einen Menschen aber würde er ihr nicht bringen. Er hatte sich für etwas entschieden, dass er mit seinem Gewissen vereinbaren und auch beschaffen konnte. Sicher würde Kyoko nicht erfreut über ein Tier sein, doch sie würde sich damit begnügen müssen. „Ich werde dich aus ihren Fingern reißen“, flüsterte er ihr zum Abschied zu, „Haruka wird dich mir kein weiteres Mal nehmen und bereuen, sich dir je genähert zu haben!“ Yuri hetzte durch die Nacht. Es gab keine Zeit mehr zu verlieren und sie musste alles riskieren. Haruka würde sie bei der nächsten Gelegenheit töten, egal wie loyal sie sich nun auch verhalten würde. Scheinbar hatte sie doch etwas erfahren. »Nicht auszudenken wenn sie weiß, was sie da in den Händen hält…« Wenn das wirklich so war, dann war nicht nur Yuri dem Tod geweiht. Auch andere mussten dann um ihre Existenz fürchten, in jeder Minute ihres Daseins. Und in solchen Zeiten waren Verbündete immer ein Vorteil. Nur wenig später hatte sie ihr Ziel erreicht. Sie war schon einmal hier gewesen und kannte sich aus. Ein zerfallenes, altes Haus in einem kleinen Wald, außerhalb der Stadt. Sie ging auf die Rückseite der Ruine und öffnete einen Verschlag, der nach unten führte. Bevor sie die feuchten Stufen jedoch betreten konnte, sprang etwas sie von hinten an und stürzte gemeinsam mit ihr nach vorn in den Keller. Nach dem Sturz war sie plötzlich wieder frei und stand sekundenschnell in Abwehrhaltung vor ihrem Angreifer. „Hätte ich dich töten wollen, wärst du jetzt tot“, lachte Ayame spöttisch. „Ich bin nicht gekommen, um mich töten zu lassen“, zischte Yuri und blieb wachsam. „Das bist du nicht“, lachte Ayame wieder, wurde dann aber tot ernst, „Du bist gekommen, um den Schutz derer zu suchen, die du verraten hast!“ Sie begannen sich zu umkreisen wie zwei Raubtiere. Keine zeigte auch nur das kleinste Anzeichen von Schwäche oder veränderte den Abstand zwischen ihnen, weder in die eine – noch in die andere Richtung. „Dein Imponiergehabe beeindruckt mich nicht“, warf Ayame ihr entgegen, „Du kriechst vor deiner Herrin, weil Haruka dein Leben will. Du hast dich mit einem Blutschwur einer Sache verpflichtet und sie verraten. Haruka hat Recht – du verdienst den Tod!“ „Ich wurde zum Vampirsklaven für diese Sache“, fauchte Yuri, „Mein Fluch ist ein weit schlimmerer, als der Tod. Ich bin weder tot, noch lebe ich, ich brauche Blut wie ein Vampir, habe aber weder die Kraft noch die Macht eines solchen, ja nicht einmal die Waffen. Meine einzige Aufgabe ist die Erfüllung der Wünsche eines mächtigen Vampirs, für den ich nichts weiter bin, als lästiges Ungeziefer!“ Ayame blieb stehen. „Aber du willst mehr, nicht wahr?“ Plötzlich wirkte sie entspannt und nicht mehr im Geringsten, als wolle sie angreifen. Sie war so ruhig, dass auch Yuri sich entspannte und sie interessiert ansah. „Du willst ein richtiger Vampir sein“, schnurrte die Rothaarige jetzt fast, „Ein eigenständiger, mit Macht ausgestatteter Vampir. So viel Macht, dass sie die von Haruka übersteigt…“ Yuri zögerte einen Moment, doch dann nickte sie. „Genau das will ich“, klang ihr Flüstern fest, „Ich will die Macht, ihr gegenüber zu treten und von ihr einzufordern, was ich haben will!“ Ayame brach in Gelächter aus, was jedoch sehr schnell wieder verstummte. Sie fing an zu Fauchen und böse Flüche um sich zu werfen. Irrsinniger Hass glühte in ihren Augen und sie gebärdete sich, wie ein wildes Tier, das sich in einer ausweglosen Lage befand. Yuri begriff sofort, was mit ihr los war, denn auch sie spürte diese starke Energie in sich. Wenn sich vor ihrem geistigen Auge auch weniger klare Bilder formten, als vor Ayames, so fühlte sie nur allzu deutlich Harukas vampirische Triebe, ihren Blutrausch und die enorm starke Verbindung, die sie gerade dabei war, mit Michiru zu schaffen. Ihr Gegenüber schien das mit noch viel weniger Wohlwollen aufzunehmen, als sie selbst. Es machte sie geradezu rasend und Yuri wusste, dass es zu ihrem Vorteil werden würde. Zufriedenheit stieg in ihr hoch, nicht nur weil sie die Befriedigung ihrer Herrin so deutlich spürte. Ihr ganzes Leben lang war sie darauf trainiert worden, da zu überleben wo alle anderen nicht die geringste Chance hatten. Sich zu behaupten gegen Werwölfe und Vampire, sie zu bekämpfen, ihre Schwächen zu finden und zu nutzen. Und genutzt hatte sie ihr Wissen. Nur durch ihr Leben im Kloster hatte sie über die großen Alten Bescheid gewusst und Ayame finden können. Ihr einziger Weg zu Haruka und Michiru. Die blonde Vampirin hätte sie niemals von sich aus ins Haus geholt – auch das war ihr klar gewesen, aus den Berichten der alten Mönche. Durch ihre Lehren allein war sie so weit gekommen und hatte nun ein weiteres Mal, dem Schicksal ein Schnippchen geschlagen. „Dein Blut hätte sowieso von Anfang an mir gehören sollen“, riss Ayames Stimme sie aus ihrem Siegestaumel, „Und wir haben jetzt einen gemeinsamen Feind.“ „Wird sie es nicht riechen?“, fragte Yuri, als Ayame direkt vor ihr stand. „So, wie sie deine triebhafte Entgleisung mit dem Werwolf gerochen hat?“ grinste Ayame und hob ihr Kinn sacht an, „Glaub mir, die musste sie gar nicht riechen. Die hat sie genauso gespürt, wie ich…“ Sie küsste Yuri sacht auf die Lippen und danach war ihre Stimme nur noch ein Flüstern. „Deine Verbindung mit ihr erst, hat diese Lust in dir ausgelöst und dich zu einer körperlichen Vereinigung mit diesem Wolf getrieben. Und das auch nur, weil sie wollte, dass wir alle es spüren. So, wie sie uns auch jetzt spüren lässt, was diese kleine, menschliche Dirne mit ihr anstellt…“ Yuri wusste, dass Ayame einen Plan hatte. Sie kannte Haruka seit Jahrhunderten und hatte sie geschaffen. Die blonde Vampirin war ihr Geschöpf und sie wusste, wie sie zu handhaben war. Yuris Zukunft war vorerst gesichert. „Dann wollen wir dafür sorgen, dass sie keine Chance bekommt, uns eine dritte Vereinigung mit dieser Dirne spüren zu lassen…“, grinste sie böse und bekam ein nicht weniger böses Grinsen zur Antwort. Michiru öffnete verschlafen die Augen. Sie hatte leichte Kopfschmerzen und fühlte sich schlapp, als hätte sie nur wenige Minuten geschlafen. Ihr Mund war entsetzlich trocken und ihr war kalt. Nur langsam kam die Erinnerung zurück und erst jetzt wurde sie sich bewusst, dass sie in einem fremden Zimmer war. Erschrocken richtete sie sich auf und sah sich um. »Ich kenne das Zimmer.« Und tatsächlich war es eines der vielen Gästezimmer in Harukas Haus. Aber warum war sie hier? Und wie war sie hergekommen? „Ob Haruka mich hergebracht hat?“ murmelte sie leise und setzte sich auf die Bettkante. Sofort schmerzte ihr Kopf heftiger und sie fasste sich stöhnend an die Schlefen. Nach wenigen Augenblicken aber ließ der Schmerz wieder nach und Michiru holte einmal tief Luft. Etwas wackelig auf den Beinen, erhob sie sich vom Bett und steuerte langsam auf die Tür zu. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie ein langes Nachthemd trug und absolut sauber war. »Wie kann das sein?«, fragte sie sich, »Hat sie mich gewaschen? Warum?« Verwirrt ging sie weiter und hatte trotz wackeliger Knie bald das große Wohnzimmer erreicht. Es lag in Stille, wie auch der weitere Weg, der Michiru zu Harukas Schlafzimmer führte. Als sie die Hand auf die Klinke legte, hatte sie plötzlich die Bilder der letzten Nacht vor Augen. Hemmungsloser Sex auf blutgetränkten Laken, während dessen die Vampirin ihr immer wieder weitere Bisse zufügt - und ihr Blut getrunken hatte. Ein wohliger Schauer erfasste Michiru und ließ sie kurz zittern, dann drückte sie die Klinke herunter und trat ins Zimmer. Es war genauso still und leer wie der Rest des Hauses und nicht das geringste Bisschen wies auf das Blutbad der letzten Nacht hin. »War das auch Haruka?« Sie fühlte sich plötzlich unwohl und immer mehr Fragen stiegen in ihr auf. Warum spürte sie absolut nichts, außer dieser fürchterlichen Schwäche? Wo war Haruka und was war mit Yuri? Waren die beiden bereits aufeinander getroffen und war es jetzt überhaupt Tag oder Nacht? Sie ging ans Fenster und zog die Vorhänge auseinander. Sofort warf sie, mit einem Aufschrei, schützend ihre Hände vor die Augen. Die Sonne stand hoch am Himmel und war so unglaublich hell, dass es fürchterlich in den Augen schmerzte. Mit zusammen gekniffenen Lidern tastete sie nach den Vorhängen, um sie wieder zusammen zu ziehen und taumelte aufs Bett, nachdem sie es geschafft hatte. „Was war das?“ versuchte sie wieder zu sich zu finden, „Wieso blendet das Licht mich so schrecklich?“ Nach einigen Minuten war alles wieder normal und ihre Augen brannten nicht mehr. Es war also Tag. Demnach hielt Haruka, irgendwo verborgen, ihren Tagesschlaf, wahrscheinlich weil sie Yuri keine Angriffsfläche bieten wollte. »Yuri«, schoss es ihr sofort durch den Kopf. Wo war sie? Hatte sie das Tageslicht genutzt, vor Haruka zu fliehen? Wo wollte sie sich verstecken vor der Vampirin? Bei Ayame vielleicht? Sie wurde immer unruhiger und trotz fehlender Energie erhob sie sich wieder, um sich genauer im Haus umzusehen. Vielleicht ließen sich irgendwelche Hinweise finden oder irgendetwas spüren. Natürlich fand sie weder Haruka noch Yuri und auch nichts, was ihr verriet, wo sie sein – oder was geschehen sein könnte. Das Haus war absolut unverdächtig und bis auf Erinnerungen an die letzte Nacht, war auch nichts zu spüren. Die starke Verbindung zu Haruka, die nach dem ersten Biss dagewesen war, war jetzt nicht zu fühlen. Außer Schwäche gab es nichts. Fast schon ein wenig verzweifelt ließ Michiru sich auf die Couch sinken. „Haruka wo bist du nur?“ murmelte sie, „Warum ist keiner hier?“ In dem Moment kam ein Geräusch aus der großen Halle und sie wusste sofort, dass es Yuri war. Die konnte sich bei Tageslicht normal bewegen und nur sie würde sich einfach so ins Haus wagen. So schnell es ging sprang Michiru auf und lief ihr entgegen. „Yuri bist du ok?“ rief sie, „Ich hatte solche Angst, Haruka hätte dich getötet.“ Sie erreichte Yuri und die hob beschwichtigend die Arme. „Um mich musst du keine Angst haben“, lächelte sie leicht, „Ich sagte doch, ich kann ihr aus dem Weg gehen. Um dich selbst solltest du dir Sorgen machen. Du stirbst, wenn du ihr weiterhin vertraust.“ Michiru wich einen Schritt zurück und sah sie beinahe geschockt an. „Wie kommst du darauf?“ presste sie hervor, „Haruka würde mir nie etwas antun. Sie liebt mich!“ „Soweit Vampire dazu in der Lage sind, tut sie das wohl“, bestätigte Yuri ernst, „Aber sie ist kein Mensch, Chiru. Ihre Liebe ist anders als die deine, glaub mir. Sie kann nicht gegen ihre Natur und ihre Natur ist es, zu überleben und diesen uralten Fluch immer mächtiger werden zu lassen.“ Ihr Gesichtsausdruck wurde ganz weich, beinahe mitleidig und ihre Stimme ganz leise. „Sie mag dich lieben, aber sie weiß auch, dass du der Schlüssel zu einer enormen Macht bist. Irgendwann wird sie vergessen, wer du bist und nur noch tun, was ihr Instinkt ihr befiehlt…“ „Du glaubst wirklich, sie will die Macht die ich in mir trage…?“, traute Michiru die Worte kaum auszusprechen, „Und nicht mich…?“ Man sah deutlich, wie diese Worte ihr die Kraft raubten. Sie wurde noch blasser, als sie es schon war und schwankte verdächtig. Yuri sprang vor, um sie zu stützen und ihr Halt zu geben. Sie brachte sie ins Wohnzimmer, setzte sie auf die Couch und holte schnell ein Glas Wasser. „Danke“, flüsterte Michiru, „Einen Moment dachte ich, mir wird schwarz vor Augen.“ „Du musst viel trinken“, schob Yuri ihr die Hand mit dem Glas zum Mund, „Du brauchst Flüssigkeit, um die Neubildung deines Blutes zu beschleunigen. Was denkst du, wie viel du davon noch besitzt nach 2 solchen Bissen?“ Michiru hatte wirklich großen Durst und trank das Glas komplett leer. Danach sah sie Yuri wieder an. „Ich will sie nicht verlassen“, klang es schon wie eine Bitte an Yuri, „Verlang das nicht von mir. Ich liebe sie und sie macht mich so glücklich. Außer ihr habe ich nichts mehr auf dieser Welt. Familie schon lange nicht mehr und auch all meine Freunde leben nicht mehr oder sind irgendwo auf der Welt. Nicht einmal mehr Arbeitskollegen habe ich, weil die Werwölfe meinen Chef umgebracht haben.“ „Und du bist sicher, dass es Werwölfe waren?“ brachte Yuri eine alte Unsicherheit Michirus wieder zum Vorschein, „Hast du es mit eigenen Augen gesehen oder hat Haruka dir das gesagt?“ Wieder wich die Farbe aus Michirus Gesicht. „Nein“, flüsterte sie in schlimmster Befürchtung, „Das kann sie unmöglich gewesen sein. Ich habe die Leichen gesehen und Haruka wusste, wie wichtig dieser Job für mich war. Nicht nur des Geldes wegen!“ Sieh schaute Yuri prüfend an in der Hoffnung, diese würde ihre Befürchtungen wieder zerstreuen, doch deren Gesicht allein schon, sagte etwas anderes. Als sie dann noch leicht den Kopf schüttelte, stiegen Michiru beinahe die Tränen in die Augen. „Nein“, schluchzte sie, „Das glaube ich nicht. Warum sollte Haruka das getan haben? Sie war so fürsorglich und verständnisvoll, nachdem das geschehen war. Und sie hat mich kurz zuvor vor einem Werwolf gerettet, obwohl ich sie im Stich gelassen hatte und einfach weggelaufen bin! Warum sollte sie meinen Chef umbringen und es dann auf die Wölfe schieben?“ „Weil sie dich haben wollte“, erklärte Yuri mitleidig, „Da vielleicht noch nicht aus dem jetzigen Grund, aber sie wollte dich. Vampire lassen sich ihre Beute nicht gern wegnehmen. Und von einem Werwolf schon mal gar nicht.“ „Du meinst, sie hat mich vielleicht gar nicht retten wollen, sondern nur ihr Revier vor dem Werwolf verteidigen?“ „Ich sage, du kannst ihr zur Zeit nicht vertrauen“, entgegnete Yuri, „Bitte Chiru. Ich sage nicht, dass du nicht zu ihr zurückkehren kannst, aber im Augenblick ist es einfach zu gefährlich für dich in ihrer Nähe.“ Michiru war hin und her gerissen. Yuris Worte stimmten erschreckten mit den Worten überein, die Haruka letzte Nacht zu ihr gesagt hatte. Da hatte Michiru sie jedoch nicht als ernsthafte Gefahr gesehen. So wie Yuri ihr die Dinge gerade darstellte, bekamen die Worte aber eine ganz neue Bedeutung. Und war es so abwegig, dass Haruka ihren Trieben erliegen würde? Diese vampirische Macht in ihr war unglaublich stark und wie schwer es ihr manchmal gefallen war, Michiru fern zu bleiben nach unbeabsichtigten Bissen, dass hatte sie selbst erlebt. „Du glaubst also, sie könnte sich vergessen und mich aus Versehen töten“, stellte Michiru fest, „Auf der Jagd nach dem, was die großen Alten wollen.“ Yuri nickte. „Wenn Haruka aus irgendeinem Grund an diese Macht gelangt, wird sie ihr nicht widerstehen. Sie wird sie sich holen und zu eigen machen!“ Michiru nickte verständig. Auch wenn es ihr nicht gefiel, Yuri hatte wirklich Recht. Sie konnte nicht riskieren, dass Haruka die Beherrschung verlor und am Ende dadurch vielleicht sogar die großen Alten noch in die Hände bekamen, was sie wollten. „Und wohin soll ich gehen?“ wollte sie wissen, „In deiner Wohnung bin ich bestimmt nicht sicher.“ Yuri schüttelte sofort den Kopf. „Nein. Das wäre wirklich keine gute Idee“, stimmte sie zu, „So ungern ich es sage, aber vielleicht wäre deine Bekannte, diese Reijka, eine gute Wahl. Haruka weiß nichts von ihr und wird dich so einfach nicht finden.“ Nach kurzem Zögern nickte Michiru leicht. „Also gut“, sagte sie leise, „Ich pack ein paar Sachen zusammen und zieh mich an. Ich hoffe nur, Reijka hat Platz für mich und ich bin dort wirklich sicher. Ich will nicht, dass noch mehr Menschen meinetwegen sterben.“ Yuri verstand sie nur zu gut. „Es wird alles gut“, versicherte sie, „Bereite dich vor. Ich bringe dich dann zu deiner Bekannten.“ Ihr zufriedenes Grinsen sah Michiru nicht mehr. Kapitel 30: Beseitigung von Störfaktoren ---------------------------------------- 30. Beseitigung von Störfaktoren Kyosuke schlich durch die verbleibende Nacht. Viel Zeit blieb ihm nicht mehr, dann würde die Dämmerung einsetzen. Nicht, dass Tageslicht ihm etwas ausgemacht hätte, aber er musste in seiner Wolfsgestalt nach Hause zurückkehren. Als Mensch hätte er niemals das tote Wildschwein so schnell zu seiner Schwester bekommen. Außerdem zogen Vampire warmes Blut vor. Ungesehen brachte der Wolf das tote Tier in seine Wohnung und ans Bett zu seiner Schwester. Sie war bereits wieder bei Bewusstsein und als sie das Schwein sah, verzog sie sofort das Gesicht. „Ein Tier?“ murrte sie, „Und dann auch noch ein Totes?“ „Einen Menschen wird es nicht geben“, entgegnete Kyosuke, der bereits wieder seine menschliche Form angenommen hatte, „Damit wirst du klar kommen müssen!“ Kyoko war offensichtlich nicht begeistert, doch sie fügte sich. Ihr Bruder verließ das Zimmer, denn er wollte nicht sehen, zu was seine kleine Schwester geworden war. Er selbst tötete keine Menschen. Nur Vampire oder andere Werwölfe. Menschen nur dann, wenn sie diesen aus freien Stücken dienten. Seine kleine Schwester hatte das getan. Nachdem Haruka einen Vampir aus ihr gemacht hatte, war nichts mehr von Kyokos sonst so zartem Wesen geblieben. Sie sah zwar noch aus wie seine Schwester, redete und bewegte sich so, aber ihr Herz war gefroren und zu keinem positiven Gefühl mehr fähig. Die 12jährige Nachbarstochter war ihr erstes Opfer geworden. Kyoko hatte sie getötet, ohne danach auch nur die geringste Reue zu zeigen. Und genau darum hatte Kyosuke sie getötet. Er wusste, sie würde niemals aufhören zu töten und auch vor Kindern schreckte sie nicht zurück. »Das war alles die Schuld dieser verdammten Blutsaugerin«, ballte er eine Faust, »Und jetzt hat sie Kyoko zurückgeholt, damit alles wieder von vorn beginnt. Aber ihr Plan wird nicht aufgehen. Ich werde meine Schwester kein weiteres Mal verlieren!« Er schwang herum, weil genau in diesem Moment die Schlafzimmertür sich öffnete. Kyoko kam auf ihn zu und wirkte wesentlich kräftiger, als vorhin noch. Sie war blutverschmiert und lächelte gefährlich. Etwa zwei Meter vor ihm blieb sie stehen. „Danke Kyo-chan“, schnurrte sie wie eine Raubkatze, „Das wird bis morgen Nacht reichen. Dann kann ich wieder selbst jagen gehen.“ „Nicht, wenn ich dir helfen soll“, erwiederte er bestimmt, „Wenn du wirklich wieder ein Mensch sein willst, dann darfst du keine Menschen mehr töten!“ Einen kurzen Augenblick schwieg Kyoko, doch dann setzte sie wieder dieses Lächeln auf und nickte kaum merklich. „Ganz wie du es willst, Bruderherz“, kam sie langsam bis dicht zu ihm, „Ich bin nicht hergekommen, um einen Krieg mit dir zu beginnen.“ Sie sah ihm tief in die Augen, was ihm einen seltsamen Schauer über den Rücken jagte. Er fragte sich warum und im selben Moment in dem er es erkannte, spürte er den reißenden Schmerz durch seinen Körper schießen. Fassungslosigkeit stieg in seine Augen und er hatte Schwierigkeiten, sich auf den Beinen zu halten. Langsam zog Kyoko ihre Hand zurück, die über und über blutig war. Ohne die kleinste Regung hatte sie die fast verheilte Wunde an seiner Seite wieder aufgerissen. „Ich wusste sie hat dich geschickt“, röchelte er, als er auf die Knie ging, „Ist sie zu feige mich selbst umzubringen oder fehlt ihr am Ende die Macht dazu?“ „Du irrst dich Kyo-chan“, grinste Kyoko und lehnte sich zu ihm hinunter, „Haruka will gar nicht, dass ich dich töte.“ Ihr Gesicht erfror zu einer eisigen Maske und ihre Stimme verhieß nichts Gutes. „Es wäre zu langweilig, dich nur zu töten“, hauchte sie, „Du sollst die Gelegenheit haben, Harukas Sieg über die großen Alten mitzuerleben und nichts dagegen tun zu können, weil du langsam und qualvoll stirbst in dieser Zeit…“ Bevor ihr Bruder fragen konnte, schlug sie ihre Zähne in seinen Hals. Er versuchte, sich zu wehren, doch die erneute Verletzung hatte ihn zu sehr geschwächt. Nur einige Sekunden trank sie von seinem Blut, vielleicht eine Minute, doch es kam ihm vor wie eine Ewigkeit. Als sie sich von ihm löste, fiel er nach hinten und fasste sich an den Hals. „Was hast du getan?“ presste er hervor, „Du weißt, das kann dein Tod sein!“ „Das kann es“, grinste sie nun wieder, „Für mich kann es den Tod bedeuten – für dich wird es das ganz sicher! Einzig und allein darum hat Haruka mich zurückgeholt, lieber Bruder.“ Sie drehte sich weg und ging langsam zur Tür. „Such nicht nach mir. Du wirst mich nicht finden“, sagte sie noch, ohne sich umzudrehen. Dann verließ sie seine Wohnung und ließ ihn, in seinem eigenen Blut, auf dem Boden zurück. Sein Blick wanderte zum Fenster und er sah, dass es bereits dämmerte. Nicht mehr lange und die Sonne würde aufgehen. „Ich hoffe der erste Sonnenstrahl trifft dich Kyoko“, knurrte er schmerzlich. Er wusste, was ihm nun bevorstand. Der Fluch der Wölfe würde nun gleichermaßen an ihm zerren, wie der Fluch der Vampire. Beide Kreaturen würden darum kämpfen, endlich die Oberhand zu gewinnen und ihn immer schwächer werden lassen. Die eine Kraft würde die andere immer versuchen zu unterdrücken, sodass er weder die eine, noch die andere würde kontrollieren oder nutzen können. Dieser Biss war wie ein starkes Gift, das langsam wirkte und einen schmerzvollen Tod bedeutete. Yuri wartete. Nachdem sie Michiru sicher zu ihrer Bekannten gebracht hatte, war sie zurückgekehrt, um dem Unausweichlichem entgegen zu treten. Haruka würde sie sowieso finden, also konnte sie auch gleich hier auf sie warten. Die Sonne war noch nicht ganz untergegangen, da erschien die blonde Vampirin auch schon. Als sie Yuri in einem der Sessel sitzen sah, grinste sie zufrieden. „Ich sehe du hast wenigstens die Größe, dich mir zu stellen“, sagte sie, „Dein Leben wird das allerdings nicht retten.“ „Mir ist bewusst, dass ich deine Strafe verdient habe“, erhob Yuri sich, „Und ich werde mich meinem Schicksal fügen…“ Sie ging auf die Knie und verneigte sich vor Haruka. „Gewähre mir nur eine Chance, meine Fehler wieder gut zu machen“, fuhr sie dann fort, „Danach kannst du mein Leben beenden.“ „Es gibt nichts, wofür ich dich noch brauchen könnte“, lachte die Vampirin, „Du warst von Anfang an nutzlos für mich!“ Sie trat direkt vor Yuri und sah zufrieden auf sie herab. „Was immer auch dein Plan war, er ist gescheitert“, wisperte sie, „Und dein Leben endet hier…“ „Ich weiß, wo Michiru ist“, kam es wie aus der Pistole geschossen, danach hob sie langsam den Kopf und blickte Haruka an, „Ich kann dir helfen, sie zurück zu bekommen!“ Die Vampirin sah sie mitleidig an und ihre Stimme klang überheblich und kühl. „Auch ohne deine Hilfe finde ich sie in kürzester Zeit, dass weißt du“, waren ihre Worte, „Und meiner Macht kann sie sich auch nicht entziehen. Egal, welche Kraft sie auch immer in sich trägt.“ „Doch du weißt was geschieht, wenn sie es nicht freiwillig tut“, senkte Yuri wieder unterwürfig den Kopf, „Am Ende ist sie doch auch nur eine willige Sklavin, die um die Gunst ihrer Herrin buhlt. Du kannst dir niemals mehr sicher sein, ob sie dich wirklich liebt, oder je geliebt hat. Nur wenn sie freiwillig die Deine wird erfährst du, ob ihre Gefühle echt sind. Und nur dann kann sie dir geben, was du erhoffst!“ Harukas Blick veränderte sich. Sie schien nachzudenken und Yuri getraute sich einen kurzen Blick. Tatsächlich sah die Blondine abwesend ins Leere und Yuri spürte den Erfolg in sich. Wenn sie jetzt nicht patzte, dann erreichte sie ihr Ziel doch noch und bekam am Ende auch die Belohnung dafür. „Selbst wenn du dafür sorgen könntest, dass Michiru freiwillig zu mir zurückkommt“, murrte Haruka interessiert, „Warum solltest du das tun, wo du sie doch so gern für dich hättest?“ Yuri schwieg kurz. Dann jedoch gab sie eine überraschend offene Antwort. „Du hast Recht – ich wollte sie dir wegnehmen. Aber ihr Herz schlägt für dich und egal was ich tun würde, ich könnte es nie für mich gewinnen. Also sollst du sie haben…wenn sie dich wirklich will…“ Einen Moment lang zeigte die Vampirin keine Regung. Dann jedoch schien ihr die Sachlage langsam zu gefallen. Ihre Haltung entspannte sich, ebenso ihr Gesichtsausdruck. „Also gut“, wand sie sich bereits ab, „Bring Michiru dazu, es freiwillig zu tun und ich schenke dir mehr, als nur dein Leben!“ In der Tür blieb sie stehen und sah nochmals zurück. „Begehst du einen weiteren Verrat, erleidest du dieselbe Strafe wie dein behaarter Liebhaber!“ Der Klang ihrer Stimme verriet, dass Haruka tatsächlich mehr wusste, als angenommen und dass sie sich in einem Kampf befand, in dem sie keine Gefangenen machen würde. Sie ging und ließ Yuri allein, doch wie ein Schatten würde sie immer über ihr schweben und zuschlagen, wenn auch nur die geringste Kleinigkeit ihr Missfallen sollte. Yuri wusste das, doch es schmälerte ihren Triumph keineswegs. Ihr Plan war erneut aufgegangen und das würde sich auch nicht mehr ändern. Alle Störfaktoren waren beseitigt, die Weichen in die richtige Richtung gelegt und schiefgehen konnte eigentlich nur, dass Michiru begriff wer und was sie war. Das jedoch wusste nur Yuri genau. Selbst die großen Alten folgten nur einer wagen Ahnung und stünden vor einem Problem, wenn sie Michiru wirklich in die Hände bekämen. Wahrscheinlich sogar würden sie ihre einmalige Chance leichtfertig verspielen, ohne es überhaupt zu bemerken. Noch ein Grund, weshalb sie Michiru nicht in ihre Fänge bekommen durften. Yuri verließ das Zimmer, ging durch den langen Flur und die Halle, um das Haus zu verlassen. Bevor sie weitere Schritte ihres Planes verfolgte, musste sie zuerst einmal essen. Haruka hatte das Haus nicht verlassen. Vor Yuri hatte sie das verborgen und soweit möglich, vor allen anderen auch. Sie wusste genau, wo Michiru war, denn sie fühlte die Verbindung zu ihr so deutlich, wie sie selbst zu ihrer eigenen Schöpferin nie gewesen war. Warum das so war, wusste sie nach wie vor nicht, doch vorerst war es auch nicht von Bedeutung. Bedeutung hatte nur, dass es diese starke Verbindung gab und dass deren Kontrolle allein Haruka unterlag. Die Energien von Beiden hatten diese Verbindung möglich gemacht, doch nur Haruka wusste darum und konnte es gezielt nutzen. Sie ging an die Bar und holte eine Flasche Wein heraus. Mit einer Handbewegung war er entkorkt und sie nahm einen tiefen Schluck direkt aus der Flasche. „Zum Teufel mit Atmen und Anstand“, murmelte sie, „Gläser sind sowieso in einem Zug leer.“ Sie setzte sich mit der Flasche in der Hand auf die Couch und wartete. Es gab keinen Grund mehr, irgendwen aufzuspüren. Einiges hatte sich bereits erledigt und einiges würde sich ganz von selbst erledigen und zu ihr kommen. So, wie Ayame es tat. Haruka hatte bereits die halbe Flasche geleert, als diese plötzlich im Zimmer stand. Wie aus dem Nichts erschien sie und drehte der Blondine den Rücken zu. „Ich habe dich erwartet“, ließen Harukas Worte sie herumfahren. Betont lässig saß sie noch immer auf der Couch und ließ doch keinen Zweifel daran, dass sie in der nächsten Sekunde den Tod bringen konnte. Ayame hingegen schien mehr als überrascht, was Haruka ein amüsiertes Lachen entlockte. „Du hast wohl nicht erwartet mich hier zu sehen“, schnurrte sie und stellte die Flasche auf den Tisch, „Oder mich überhaupt noch einmal zu sehen…“ „Was bringt dich zu einer solchen Annahme?“, hatte Ayame sich etwas gefasst, „Natürlich ist mir klar, dass ich dich jederzeit auch antreffen könnte, wenn ich dein Haus betrete.“ „Nur warst du dir sicher, sie hätte mich getötet“, unterbreitete Haruka ihr kühl, „Sie hat dich schon einmal betrogen und wieder hast du auf sie vertraut. Dabei sollte auch dir längst aufgefallen sein, dass dieses kleine Biest aus irgendwelchen Gründen stark genug ist, unserem Einfluss bis zu einem gewissen Grad zu trotzen.“ „Von wem sprichst du?“ fragte Ayame ahnungslos und in der nächsten Sekunde hatte Haruka sie an der Kehle. „Hör auf mich für dumm zu verkaufen!“ zischte sie ihr gefährlich entgegen, „Yuri verfolgt ihre eigenen Ziele und hat dich ein weiteres Mal verraten! Sie hat uns gegeneinander ausgespielt, nur warst du zu blind es zu erkennen!“ Sie schleuderte sie durch den Raum und Ayame knallte vor die Wand. „Glaubst du, das wird auch nur der geringste Vorteil für dich sein?“, stand die fauchend sofort wieder auf den Beinen, „Dann töte ich dich eben selbst!“ Und erneut hatte Haruka sie an der Kehle und drückte sie mit unglaublicher Kraft gegen die Wand. In ihren Augen glühte es gefährlich und ihr Raubtiergebiss kam Ayames Gesicht bedrohlich nahe. Das Entsetzen darüber, dass Harukas Bewegungen selbst für ihre Augen zu schnell waren, war ihr deutlich anzumerken. Ebenso der Schock darüber, dass Haruka deutlich an Macht gewonnen hatte. „Und wie willst du das anstellen, wenn ich dich vorher töte?“ raunte diese gefährlich und schleuderte Ayame erneut durch den ganzen Raum. Auch dieses Mal half es ihr nicht, dass sie sofort wieder auf den Beinen war. Wie aus dem Nichts stand Haruka vor ihr, holte aus und traf sie mit voller Wucht. Und obwohl Ayame ein weiteres Mal sofort wieder auf die Füße kam, war sie nun doch deutlich angeschlagen. Die blonde Vampirin hatte ihr tiefe Kratzwunden von der linken Schulter quer bis zu rechten Brust zugefügt, die stark bluteten. Ihr Atem ging schnell und sie zitterte leicht. Noch bevor sie sich etwas gefestigt hatte, stand Haruka erneut vor ihr und grinste sie kalt an. „Erstaunlich wozu ihr Blut fähig ist, nicht wahr?“ flüsterte sie, „Selbst die großen Alten können mir nicht mehr das Wasser reichen…“ Sie holte erneut aus, verpasste Ayame dieses Mal jedoch nur eine heftige Ohrfeige. Trotzdem reichte es aus, dass diese wieder durchs Zimmer geschleudert wurde und nach dem Aufprall nicht wieder auf die Füße kam. Nach Atem ringend und blutspuckend kauerte sie am Boden und funkelte Haruka böse an. „Du darfst mich nicht töten“, presste sie hervor, „Du kennst das Gesetz und weißt, dass du nicht die Macht dazu hast, ohne mich deiner Strafe zu entgehen.“ Wieder war Haruka sofort bei ihr und packte ihre Kehle. Sie hob sie hoch in die Luft und sah sie triumphierend an. „Ich weiß, auf das Töten eines Ältesten steht die Todesstrafe“, flüsterte sie, „Aber du weißt, das hat mich auch beim letzten Mal nicht zurückgehalten.“ „Du konntest ihn nur töten, weil er der Jüngste von uns allen war“, gurgelte Ayame, „Mich kannst du nicht töten!“ Haruka ließ sie etwas zu sich herunter um ihr genau in die Augen sehen zu können. Ihre Gesichter waren sich so nahe, das Ayame sogar den Atem von Harukas gehauchten Worten spürte. „Auch ein paar Jahrhunderte mehr, als die meinen, sind wertlos bei der Kraft, die Michirus Blut mir verleiht. Du wirst genauso sterben wie er und wie alle anderen Ältesten!“ Sie schleuderte Ayame durch eines der großen Fenster. Die Scheibe zerbarst, Holz splitterte und zwischen Spänen und Scherben landete sie auf der Wiese. Wieder war Haruka sofort bei ihr und riss sie vom Boden hoch. Kaum eine Regung zeigte sie noch, doch obwohl ihr Körper zu angeschlagen war, war ihre Selbstsicherheit ungebrochen. „Selbst wenn du es schaffst mich zu zerstören“, lächelte sie matt, „Ich werde einen Weg zurück finden, denn ich bin nicht einfach nur ein Ältester. Ich bin der älteste Vampir dieser Welt. Der, von dem alle anderen abstammen! Der Erste unserer Art!“ Einen Augenblick lang schien das gehörte Haruka zu schockieren, dann jedoch schlich ein eisiges Grinsen auf ihr Gesicht. Als wäre ihr gerade ein weiterer Schatz von unschätzbarem Wert in die Hände gefallen. „Der Ur-Vampir“, schnurrte sie beinahe erfreut, „Da haben wir es 300 Jahre miteinander getrieben und erst weitere 200 Jahre danach erfahre ich, warum du mich derart an dich binden konntest.“ Sie lachte fast schon belustigt. „Aber das rettet dich jetzt auch nicht mehr“, flüsterte sie in der nächsten Sekunde wieder eiskalt, „Ich werde deinen Kadaver den verfluchten Wölfen überlassen, die mich deinetwegen nicht mehr aus den Augen lassen. Es wird keine Chance zur Rückkehr für dich geben!“ Sie stieß ihre Klaue in Ayames Brustkorb und sah in ihre erlöschenden Augen. „Denn es wird nichts von dir übrig bleiben…“ Mit einem gewaltigen Ruck riss sie das Herz aus dem Brustkorb und ließ Ayames Körper fallen. Reglos blieb dieser zu ihren Füßen liegen. Das Herz in ihrer Hand schlug nicht und doch hatte es einen Vampir Jahrtausende am Leben erhalten. Den ältesten Vampir, den es gab, den Ur-Vampir. Haruka hatte ihn getötet und es war nicht einmal schwer gewesen. „Wozu Michirus Blut noch alles im Stande sein mag?“, murmelte sie und ließ das Herz auf den toten Körper fallen. Immer mehr Zufriedenheit stieg in der Vampirin auf und sie war sich ihres Siegeszugs sicher. Was sollte sie noch aufhalten, nachdem sie den Ur-Vampir getötet hatte? „Habt ihr gehört, ihr verfluchten Werwölfe?“, schrie sie in die Dunkelheit, „Ich habe den Ur-Vampir getötet. Den Vampir, der die Jagd auf euch eröffnet hat und für so unendlich viele Verluste unter euch die Verantwortung trägt. Kommt her und holt sie euch!“ Sie blickte nochmal auf die getötete Vampirin hinab und verschwand dann von einer Sekunde auf die andere. Yuri hatte ein Opfer gefunden. Ein Obdachloser, den niemand vermisste und auch keiner je finden würde. Mit aufgeschnittener Kehle hatte sie ihn ins Raubtiergehege des Zoos geworfen, sodass nichts von ihm übrig bleiben würde bis zum Morgen. Sie hasste es, auf so unwürdige Weise an ihr Blut zu gelangen, doch auch wenn Ayame sie gebissen und ihr die Macht gegeben hatte, gegen Haruka anzutreten – ein richtiger Vampir war sie noch immer nicht. Sie war stärker geworden, hatte nahezu übermenschliche Kräfte, doch das war schon alles, was Ayame ihr gegeben hatte. »Ihr Misstrauen war ja nun auch nicht unberechtigt«, grinste Yuri in sich hinein, »Haruka wird sie in Stücke zerreißen.« Nun musste Yuri nur noch dafür sorgen, dass Michiru ganz sicher nicht zu der Vampirin zurückkehrte. So verliebt wie dieser dumme, kleine Mensch war, brachte sie es am Ende noch fertig, ohne Yuris Wissen ihre Entscheidung zu ändern und doch wieder in Harukas Armen zu landen. Und weil Yuri das auf keinen Fall zulassen konnte, war sie nun hier. Sie war seinem Geruch gefolgt und hatte seine Wohnung gefunden, doch irgendetwas stimmte nicht. Das Haruka etwas getan hatte wusste sie, doch das was sie hier spürte, verwirrte sie. Beinahe konnte sie es nicht einordnen, doch es war unverkennbar Kyosukes Aura. Aber sie hatte sich verändert. Vorsichtig schlich sie durch die Räume und fand Kyosuke auf einem Sessel in seinem Schlafzimmer sitzend. Auf dem zerwühltem Bett lag ein totes Wildschwein und sein Blick ging starr ins Leere. „Kyosuke?“, näherte sie sich ihm vorsichtig. Er hatte sie ganz sicher bemerkt, doch er regte sich weiterhin nicht. Als sie ihn erreicht hatte, sah sie zuerst, wie unglaublich schlecht er aussah und danach auch den Grund dafür. Sowohl seitlich an seinem Bauch als auch an seinem Hals klafften offene Wunden. Die am Hals stammte eindeutig von einem Vampir. „War das Haruka?“ fragte Yuri leise. Kyosuke sah sie nicht an, doch er antwortete. „Sie hat meine Schwester wieder zum Leben erweckt“, flüsterte er gebrochen, „Und sie geschickt, mir das anzutun. Ich vertrage kein Tageslicht mehr und kann mich nicht mehr selbst verwandeln. Ich bin nicht Wolf, nicht Vampir. Nur noch eine Hülle die vergeht unter dem Kampf zweier innerer Dämonen.“ Das also hatte Haruka gemeint als sie sagte, Yuri würde dasselbe Schicksal erleiden wie Kyosuke. „Ich werde nicht zulassen, dass sie ihr Ziel erreicht“, brachte sie fest hervor, „Sie wird Michiru nicht bekommen. Nicht dieses miese, kleine Experiment der großen Alten, dass die Gabe ihrer Herkunft nicht einmal zu schätzen weiß!“ Jetzt drehte Kyosuke langsam den Kopf und blickte Yuri an. „Du weißt doch etwas“, stellte er beinahe zufrieden fest, „Was hat es auf sich mit dem kleinen Lieblingsspielzeug der Blutsaugerin?“ „Du sollst es erfahren“, grinste Yuri hinterhältig, „Und ich werde alles tun, dich so lange am Leben zu erhalten, dass du den Untergang von Harukas Macht noch erleben kannst. Kapitel 31: Flucht zu Reijka ---------------------------- 31. Flucht zu Reijka Der Himmel war strahlend blau. Nicht eine Wolke trübte die Sonne und deren Wärme. Michiru jedoch konnte es nicht wirklich genießen. Nachdem ihre Augen sich schnell wieder an die Helligkeit gewöhnt hatten, war nichts mehr Seltsames vorgefallen. Yuri hatte sie zu Reijka begleitet und dort war Michiru ein wenig zur Ruhe gekommen. Sie hatte alles nochmals genau durchdacht und war zu dem Schluss gekommen, dass wohl Harukas vampirischer Keim in ihr, nach einem zweiten Biss dieser Art, doch wieder sehr deutlich wurde. Aufmerksam hatte sie sich selbst beobachtet und nach Anzeichen gesucht, die sie ja schon einmal deutlich gezeigt hatte. Selbst Reißzähne hatte sie kurzzeitig schon gehabt und das, nachdem die Vampirin sie damals zum ersten Mal gebissen hatte. Nun waren es zwei Bisse, in zwei aufeinander folgenden Nächten und um so viel intensiver, als dieser erste, damals, aus Versehen. Doch es gab keine weiteren Anzeichen. Ihre Augen ertrugen die Helligkeit wieder, die Sonne schmerzte nicht auf der Haut, ihr Spiegelbild war völlig normal und Reißzähne hatte sie schon mal gar nicht. Keinen Drang nach Blut spürte sie in sich und selbst vollkommen normal essen konnte sie. Nicht einmal mehr Haruka konnte sie erfühlen. Von dieser intensiven Verbindung, die sie beide schon eine ganze Weile verband und die in den beiden letzten Nächten noch viel stärker geworden war, war absolut nichts mehr zu fühlen. Das beunruhigte Michiru sehr. Irgendetwas war geschehen, hatte sich verändert. Wie konnte es sein, dass dieses Mal absolut gar nichts geschah und auch nichts zu spüren war, es sei denn, Haruka war etwas zugestoßen? Wenn sie nun wirklich Yuri hatte töten wollen und gegen sie gekämpft hatte? Vielleicht hatte Yuri sie getötet. Sicher würde sie sich nicht kampflos umbringen lassen und auch, wenn Haruka viel stärker war als sie – etwas konnte immer schief gehen, anders laufen als üblich oder erwartet… „Du musst endlich aufhören dir darüber Gedanken zu machen“, forderte eine Stimme Michirus Aufmerksamkeit, „Seit 2 Tagen tust du nichts anderes, als Grübeln. Das bringt dir deine große Liebe nicht zurück! Du musst dich ablenken und einen klaren Kopf bekommen, damit du alles was geschehen ist nochmals nüchtern betrachten kannst.“ Michiru sah Reijka ins Gesicht. Die lächelte aufmunternd und legte ihr die Hand auf die Schulter. Michiru hatte ihr erzählt, Haruka und sie hätten sich gestritten und getrennt und so ging ihr Gegenüber von schlimmem Liebeskummer aus. So ganz gelogen war das ja auch nicht und die Wahrheit konnte sie Reijka wohl auf keinen Fall erzählen. Auch wenn sie sich plötzlich sehr gut verstanden und sogar gemeinsame Interessen entdeckt hatten, eine Geschichte über Vampire und Werwölfe, hätte Reijka ihr sicherlich nicht geglaubt und das wäre noch das harmloseste gewesen, was an Folgen möglich war. Also ließ sie sie im Glauben, es sei einfach nur Liebeskummer und lächelte sie ebenfalls an. „Ich weiß, du meinst es gut und ich bin dir dankbar“, entgegnete sie, „Aber gibt mir noch ein wenig Zeit, bitte. Mir ist danach, einfach nur hier in der Sonne zu liegen und das Wetter zu genießen.“ „Spiel doch eine Runde Kricket mit uns“, bettelte Reijka, „Keiner von uns kann es wirklich und wir lachen beinahe die ganze Zeit. Du wirst sehen, es wird auch dir die trüben Gedanken vertreiben. Zumindest für eine Weile.“ „Vielleicht hast du Recht“, gab Michiru sich nach kurzem Zögern geschlagen, „Ich komme mit dir.“ Sie erhob sich von der Sonnenliege und schloss sich, der mehr als erfreuten, Reijka an. Sie verließen die oberste Terrasse über einen breiten, geschwungenen Weg, der auf einem riesigen Grünstreifen endete, welche die nächste Terrasse ausmachte. Es gab insgesamt vier davon. Reijkas Verlobter war mehr als wohlhabend und sein riesiges Anwesen zeigte das überdeutlich. Die oberste Terrasse war über eine riesige, automatisch öffnende Glasfront direkt aus einem der vielen Wohnzimmer im Haus zu betreten. Sie bestand komplett aus weißem Marmor, hatte eine kunstvolle Brüstung, mit einzigartigen Verzierungen und Säulen, fast wie die eines Tempels. Am linken äußeren Ende der sicher 200qm umfassenden Terrasse gab es einen kleinen Pool und ein paar Sonnenliegen. Von dort aus hatte man auch einen wundervollen Blick auf die zweite Terrasse, die etwa 1,80m tiefer Lag als die erste und aus einer einzigen, riesigen Grünfläche bestand. Nochmal 100 qm größer diente sie für jede Menge spielerischer und sportlicher Betätigungen. Nach einer großen, blühenden Hecke, in welcher sich drei markante Lücken auftaten mit Brüstungen zur Aussicht, ging es in die dritte Terrasse über. Gute 500 qm waren zu einem liebevoll gepflegten Garten gestaltet, mit Blumenbeeten, Obstbäumen, einem Pavillion und großen Vogelkäfigen. Die vierte Terrasse war eigentlich gar keine wirkliche Terrasse mehr. Sie bestand aus dem restlichen Grundbesitz, den Reijkas Verlobter neben dem Haus noch besaß und umfasste gleich mehrere tausend qm unberührter Natur. Doch da auch dieses Land, wie die anderen Terrassen, sich jeweils etwa 1,80m von der vorigen absetzte, zählte man es als vierte Terrasse. Wirklich klein war hier nichts und obwohl es Michiru gefiel hier zu sein – ein ganzes Leben würde sie so nicht leben wollen. Auch Harukas Haus war riesig und das dazu gehörige Land ebenfalls, doch war deren Luxus weit weniger aufdringlich und nicht so pompös. Michiru selbst kam aus bürgerlichen Verhältnissen. Zwar hatte sie nie hungern müssen, doch ihre Kindheit war von vielen Entbehrungen geprägt und nicht immer einfach gewesen. Sie konnte mit all dem Luxus und den scheinbar unbegrenzten Mitteln nicht viel anfangen. Aber zu Reijka und ihrem Verlobten passte es. Ihn hatte sie nur kurz kennen gelernt, doch er verkörperte auf Anhieb das Bild, welches Michiru aus Kindertagen von ihm in Erinnerung hatte. Er war nett, aber das war auch schon alles Positive, was sie zu ihm sagen konnte. Sein geschniegeltes Äußeres und das Gentleman-like Gehabe mochte viele Frauen beeindrucken, doch auf Michiru wirkte es einfach nur arrogant und oberflächlich. Seine Wortwahl zeigte ihr zu deutlich, dass der Rest nicht halten konnte, was Aussehen und Aufmachung versprachen. Reijka jedoch schien er zu gefallen und nur das war ja wichtig. Sie wollte ihn heiraten und musste ihr Leben mit ihm verbringen, nicht Michiru. „Schaut mal da hinten im Garten!“ hallte da eine Stimme laut unter dem restlichen Gewirr hervor. Eine von Reijkas Freundinnen, die sich beinahe täglich hier aufhielten, hatte sich etwas von den anderen entfernt und schaute über eine der Brüstungen in der blühenden Hecke. Irgendetwas hatte sie unten im Garten entdeckt und es war zumindest so außergewöhnlich, dass ihr Ruf das Gekicher und Geschnatter des restlichen Mädchenclubs übertönte. Und er war aufgeregt genug, ihr die ungeteilte Aufmerksamkeit zu bringen. „Was ist denn da unten?“ lief eine gleich zu ihr, sofort gefolgt von den anderen. Selbst Michiru verspürte eine gewisse Neugier und folgte ihnen. An der Brüstung angekommen entdeckte sie jedoch erst einmal gar nichts. Der riesige Garten sah aus wie immer und lag in völliger Ruhe. Selbst die Vögel in den Käfigen waren absolut still. Alle. »Da ist etwas«, wusste Michiru sofort, »Genau diese Stille herrschte damals im Wald, als Haruka mir zum ersten Mal gegenüber stand.« Sie sah sich genauer um. Wirklich nichts Auffälliges war zu sehen und noch bevor Michiru es konnte, hatte eine von Reijkas Freundinnen gefragt. „Was hast du denn gesehen?“ klang sie etwas nörgelig, „Ich sehe jedenfalls rein gar nichts!“ „Da war aber etwas!“ beharrte das Mädchen eindringlich, „Etwas verdammt Großes. Sah irgendwie aus wie ein Hund, aber irgendwie auch nicht.“ »Ein Werwolf!« Michirus Augen suchten fieberhaft den Garten ab, doch sie entdeckte nichts. »Ob das Kyosuke ist? Oder einer seiner Späher?« fragte sie sich, »Und wenn es ein ganz fremder Wolf ist? Dann werden alle sterben, die hier sind.« „Bestimmt irgendein Streuner “, lachte Reijka, „Kommt, lasst uns weiter spielen.“ Die anderen waren ihrer Meinung und geschlossen setzten sie sich in Bewegung. Bis auf Michiru. Die blieb stehen und starrte weiterhin in den Garten runter, in der Hoffnung, doch irgendwas zu entdecken. Auch als Reijka nach ihr rief, wendete sie den Blick nur kurz ab, um zu antworten. „Ich komme gleich nach“, rief sie, „Ich will erst nachsehen, was da unten war. Vielleicht ist es ein verletztes Tier, das Hilfe braucht.“ „Oder der große, böse Wolf, der darauf lauert die zu erwischen, die sich von der Gruppe entfernen“, lachte Reijka und machte ein paar knurrende und kläffende Geräusche, was die anderen Mädchen dazu brachte, wild gestikulierend und kreischend vor ihr zu fliehen. Wie die Lämmer, um Hilfe schreiend, spielten sie die Flucht vor dem bösen Wolf und hatten nicht den Hauch einer Ahnung, wie nahe sie damit vielleicht an der Wahrheit lagen. Michiru wusste es und je weiter sie dem Weg nach unten folgte, desto bedrückender wurde ihr Gefühl. Was, wenn sich dort im Garten wirklich ein Werwolf herum trieb? Von Haruka wusste sie, dass diese auch die Macht hatten, sich am Tage zu verwandeln und zu töten. Würde sie einem solchen Exemplar gegenüber stehen, hätte sie sicher nicht die geringste Chance. Weder zu entkommen und noch sehr viel weniger, ihn zu besiegen. Warum sie eine solche Begegnung dennoch riskierte und immer weiter in den Garten vordrang, wusste sie selbst nicht. Vielleicht weil sie hoffte, etwas zu erfahren oder vielleicht auch nur, um die anderen zu retten. »Es ist nicht ihr Kampf«, redete sie sich Mut zu, »Haruka und die Werwölfe gehören zu meinem Leben – ich darf sie da nicht alle mit hinein ziehen.« Kaum das der Gedanke sie etwas sicherer machte, sah sie eine Bewegung hinter dem Pavillon und ließ sie zusammen zucken. Einige Sekunden lang noch sah und hörte sie nichts, während sie langsam näher heran ging, dann plötzlich sprang der riesige Wolf hinter einer Brombeerhecke hervor und blieb nur wenig mehr als zwei Meter von ihr entfernt hoch aufgerichtet stehen. Wie angewurzelt blieb Michiru stehen und traute sich nicht einmal mehr zu atmen. Mit aufgerissenen Augen starrte sie den Werwolf einfach nur an. Mehr als einmal hatte sie einem solchen Wesen bereits dicht gegenüber gestanden, doch jetzt am Tage wirkte es fast noch gefährlicher und größer. Nach einigen schier endlosen Augenblicken aber, nahm Michiru all ihren Mut zusammen und sprach den Werwolf an. „Bist du…Kyosuke?“ fragte sie vorsichtig und sprang mit einem leisen Aufschrei zurück, als der sich heftig zu schütteln begann. Ein paar Sekunden später erkannte sie, warum er das getan hatte. Vor ihr stand kein Wolf mehr, sondern ein junger Mann und es war nicht Kyosuke. Er war blond und kam Michiru irgendwie bekannt vor. Beinahe sofort erinnerte sie sich, ihn im Café gesehen zu haben, in dem sie auch Reijka getroffen hatte. „Kyosuke ist mein Freund“, sagte er, „Und ich bin gekommen um zu sehen, wofür er nun einen qualvollen Tod stirbt.“ „Er stirbt?“ rutschte es Michiru heraus, „Was ist passiert?“ „Dein geliebter Vampir hat seine Brut auf ihn gehetzt, um ihn mit ihrer Seuche zu infizieren“, klang seine Stimme eisig, „Sie hat seine eigene Schwester auf ihn gehetzt, weil sie zu feige war, es selbst zu tun. Wenn der Fluch beider Spezies sich vermischt, bedeutet das einen langsamen, schmerzhaften Tod, musst du wissen.“ Er näherte sich ihr noch etwas und sah sie durchdringend an. „Sie hat beide zum Tode verurteilt“, flüsterte er, „Weil sie dich unbedingt bekommen will! Was treibt ein menschliches Wesen dazu, sich einer solchen Bestie wie Haruka anzuschließen?“ „Ihr tötet genauso wie die Vampire es tun“, wusste Michiru in ihrer Angst nichts Besseres zu sagen, „Sie hat mich vor einem von euch gerettet, der mich ganz sicher töten wollte! Ihr seid nicht besser als sie!“ „Dieser Wolf gehörte nicht zu uns“, wurde der Blonde laut, beruhigte sich aber sofort wieder, denn er wollte scheinbar nicht entdeckt werden. „Dieser Wolf war geschickt von jemandem aus der Blutlinie deiner Geliebten“, fuhr er sehr viel leiser fort, „Ayame hat ihn auf dich gehetzt und er hätte dich sicher nicht getötet. Er war ein Lakai von ihr und hätte dich winselnd zu seiner Herrin geschleppt. Jämmerlicher Schoßhund!“ Die letzten Worte spie er angewidert hervor. „Ayame hat ihn geschickt?“ war Michiru geschockt, „Aber…dann ist sie ja schon viel länger hier und viel weiter in das alles verwickelt, als angenommen. Und von Anfang an hinter mir her…! Warum? Und wie hat Haruka Kyoko auf Kyosuke angesetzt? Seine Schwester ist doch tot!“ Michiru war verwirrt und sichtlich verzweifelt. Sogar so verzweifelt, dass sie komplett verdrängte, dass ihr Gegenüber ein Werwolf war. Sie hoffte einfach, irgendeine Antwort zu bekommen, irgendetwas zu erfahren, was sie weiter brachte, oder etwas Licht ins Dunkel brachte. „Harukas Zigeunermagie hat sie in einem Dämmerschlaf gehalten“, war seine Antwort, „Sie hat Kyosuke glauben lassen, es wäre ihm gelungen, seine Schwester zu töten, doch in Wahrheit hat sie eine Waffe aus ihr gemacht, sie versteckt gehalten, bis sie ihr nützlich sein konnte. Sie wird sterben, weil sie das Blut eines Werwolfes getrunken hat und er, weil in seinem Körper nun zwei Monster kämpfen. Und alles nur, weil Haruka dich um jeden Preis haben will.“ »Sie ist also genauso hinter dem Geheimnis in mir her, wie die großen Alten auch«, wurde Michiru da klar, »Dann war alles nur gespielt. Sie ist ein machtgieriger Dämon, kalt und berechnend…« Tränen wollten ihr in die Augen drängen, doch sie hielt sie zurück. Nicht gut genug jedoch, denn der Blonde bemerkte es. „Kann es sein, dass du nichts von alledem wusstest?“ fragte er plötzlich überraschend sanft, „Sie hat dich genauso getäuscht, wie alle anderen auch. Unfassbar! Wie…hat sie das geschafft?“ Nun bahnten die Tränen sich doch ihren Weg. „Wie kann man sich als Mensch an einen Vampir binden?“ fragte er leise, fast schon mitleidig, „Was hat dich so blind gemacht für all das Schlimme, das sie tut?“ Michiru blickte ihm scheu in die Augen. „Ich liebe sie…“, kam es kaum hörbar von ihr, „Mein Herz gehört nur ihr…“ „Du…liebst sie?“ war er verblüfft, „Dir ist wirklich nicht mehr zu helfen! Wie kann man sich denn in einen Vampir verlieben? Und dann auch noch ausgerechnet dieses kaltblütige Monster, dass selbst in den eigenen Reihen tötet ohne jede Skrupel?“ „Bei ihr habe ich mich zum ersten Mal in meinem Leben geliebt gefühlt“, erwiderte Michiru erstickt. Sie focht sichtbar einen schweren, inneren Kampf, wehrte sich dagegen, der Erkenntnis und ihrem Schmerz zu erliegen und konnte scheinbar ihr selbst Erlebtes nicht mehr glauben. „Und du bist nun gekommen, um deinen Bruder zu rächen und Haruka das zu nehmen, was sie so unbedingt haben will“, stellte sie dann leise fest, „Du wirst mich töten, zum Ausgleich für Kyosuke und seine Schwester, nicht wahr?“ Einen Moment lang geschah gar nichts. Der blonde Werwolf sah sie einfach nur an. Dann schüttelte er leicht den Kopf und verneinte. „Kyosukes letzter Befehl in diese Richtung lautet, dich nicht anzurühren“, erklärte er, „Und obwohl er uns alle fortgeschickt hat, gilt dieser Befehl noch, denn er hat ihn nicht zurückgezogen. Bis auf mich werden alle Wölfe unseres Rudels eigener Wege gehen und diese Stadt verlassen und von mir hast du genauso wenig zu befürchten, wie von Kyosuke. Fürchten solltest du die, in deren Hände du dich begeben hast und alles, was mit ihr zu tun hat!“ „Ich habe sie bereits verlassen“, brachte Michiru hervor, „Yuri hat mir geholfen und das wird sie auch weiterhin tun. Wenn ich auch nicht glauben kann, dass Haruka mir etwas antun würde…“ „Der kleine Halbvampir, der wie ein Wiesel um Kyosuke herumschleicht?“ lachte er auf, „Dieses Wesen ist noch viel gefährlicher, als alle Vampire und Werwölfe dieser Stadt zusammen! Nur wer das entsprechende Wissen und die Mittel dazu hat, kann sich nach einem Vampirbiss dessen Macht entziehen. Dieses Mädchen birgt ein Geheimnis, das noch viel größer als deines und viel schwärzer, als das von Haruka ist. Ihr zu vertrauen könnte dich weit mehr kosten, als nur dein Blut oder deine unsterbliche Seele!“ »Yuri ist noch gefährlicher als Haruka?« Schrecken breitete sich in Michiru aus. »Wenn sie nun wirklich gekämpft haben und Yuri Haruka getötet hat?« „Du sorgst dich um sie?“ sah der Blonde ihr an, „Das solltest du nicht. Ich sage es nicht gern, aber deine Vampirin lebt. Sie erfreut sich neu gewonnener Stärke und siegreicher Schlachten. Alles was ihr noch fehlt, um ihren Siegeszug zu beenden, bist du.“ „Was soll das alles bedeuten?“ fragte Michiru brüchig, „Was heißt das genau?“ „Das heißt, dass deine Vampirin alles ausgeschaltet hat, was ihr hätte gefährlich werden können und ihr nur noch wenig dazu fehlt, bald nicht nur das mächtigste Wesen in dieser Stadt zu sein. Sie wird alle großen Alten töten und sich an die Spitze der Vampire setzen. Und wenn sie dich bekommt, dann…“, er lachte, doch es klang sehr bitter, „…dann wird sie auch die Wölfe und jede andere Spezies beherrschen können.“ „Wie soll das vor sich gehen?“ weinte Michiru, „Was soll sein in meinem Blut, dass ihr Macht über die ganze Welt geben kann? Außerdem…sie mag Böses getan haben, ja, aber für so böse halte ich sie nicht. Ich habe sie kennengelernt und viel Zeit mit ihr verbracht. Nein! Sie will keine Weltherrschaft.“ Sie schüttelte energisch den Kopf, als könne sie diesen Gedanken so wieder loswerden. „Einem magischen Wesen geht es nicht unbedingt darum zu herrschen“, erklärte der Blonde, „Es geht meist mehr ums beherrschen. Einfach nur, die Macht zu besitzen, alles Tun und Lassen zu können, was sie gerade möchten. Macht will sie und das jedes Wesen dieser Welt um ihre Macht weiß und sie fürchtet.“ „Und das erlangt sie durch etwas in meinem Blut? Wie?“ Michiru wurde immer verzweifelter. „Es ist nicht etwas in deinem Blut“, sagte der Werwolf ernst, „Es ist dein Blut selbst. Doch wie und auf welche Weise es ihr diese Macht geben wird, dass weiß, zum Glück, nicht einmal Haruka. Keiner weiß es. Auch die großen Alten nicht. Außer vielleicht jemandem der auch weiß, wie man sich dem Bluteinfluß seines Schöpfers entzieht…“ Den letzten Satz betonte er seltsam anders und Michiru verstand es als gut gemeinte Warnung. „Yuri“, sagte sie, „Glaubst du wirklich, sie könnte etwas wissen, dass kein anderes Geschöpf auf dieser Welt weiß?“ „Ich sage, du solltest sie als genauso gefährlich für dich ansehen, wie Haruka“, entgegnete er, „Und nicht als Verbündete oder gar Freundin. Sie hat genug Wissen, um noch am Leben zu sein, also hat sie auch das Wissen, diesen Zustand weiterhin zu halten.“ „Und Haruka?“ wollte Michiru es jetzt genau wissen. „Was soll mit der Blutsaugerin sein?“ sagte er abfällig, „Sie wird weiterhin alles tun, dich in ihre Finger zu bekommen, wie sie es bisher auch getan hat. Sie hat vor keiner Kreatur Halt gemacht bisher und wird es auch weiterhin nicht – bis sie dich hat. Sie wird alles und jeden töten, der ihr im Weg ist oder der dir am Herzen liegt. Solange, bis es für dich keine Flucht und kein Entkommen mehr gibt.“ „Das glaube ich nicht“, hauchte Michiru und begann wieder mit dem Kopf zu schütteln, „Haruka würde mir so etwas nie antun!“ „Und warum lebt dann niemand mehr, den du vor ihr kanntest?“ kam es frontal zurück, „Warum hat sie alle getötet - sogar deinen Chef und deine Arbeitskollegin?“ „Das war ein Werwolf!“ schrie Michiru ihn fast an, „Ich habe gesehen, wie es dort aussah und das hat kein Vampir getan!“ „Weil sie es hat so aussehen lassen, als sei es einer von uns gewesen“, hielt er gegen, „Sie wollte, dass du dich vor uns fürchtest, denn sie konnte dir Schutz vor uns bieten. Das war wirklich eine Glanzleistung von diesem Biest. Sie hat nicht nur dich getäuscht und sich gleichzeitig von Störfaktoren befreit. Hat wunderbar funktioniert, denn es hat dich in ihre Arme gebracht, nicht wahr?“ „Das kann nicht sein“, sank Michiru zu Boden, „Sie hat mich von Anfang an getäuscht…“ „Reichlich späte Erkenntnis“, klang seine Stimme gefährlich, aber nicht bedrohlich, „Du gehörst schon beinahe ihr. Ich kann es riechen. Nur noch ein Biss und du wirst sein wie sie. Eine weitere solche Nacht wie jene, die sie jedes magische Wesen hat spüren lassen.“ Michiru wusste sofort, wovon er sprach. Auch sie hatte diesen intensiven, magischen Rausch mehr als deutlich gespürt. Der Gedanke aber, dass jedes magische Wesen im Umfeld es, dank Haruka, auch gespürt hatte, trieb ihr die Schamesröte ins Gesicht. „Es war eine Machtdemonstration“, versuchte der Wolf ihr zu helfen, „Wir sollten spüren, dass du ihr bereits mit Leib und Seele gehörst und wir haben es gespürt. Du bist ihr längst verfallen und deine plötzliche Flucht erstaunt mich ehrlich gesagt. Ich kann spüren, dass du dich nach ihrer Nähe sehnst. Dein Verlangen nach ihr ist dasselbe, wie in dieser Nacht. Wieso bist du hier und bringst wieder hilflose Menschen in Gefahr?“ „Es war Yuris Idee“, fiel es Michiru nun wie Schuppen von den Augen, „Sie hat mich beinahe dazu überredet.“ Sie sprang wieder auf die Füße und ballte ärgerlich die Fäuste. „Was immer sie damit bezweckt hat“, kam es wie ein guter Rat, „Du solltest dankbar sein, dass es so ist und auf keinen Fall zu dieser Blutsaugerin zurückgehen. Nutze jeden Tag, um dich weiter von ihr zu entfernen, sowohl physisch, als auch psychisch. Dann hast du vielleicht noch eine Chance, zu überleben!“ Er sah sich kurz um, als hätte er ein Zeichen bekommen und sah sie dann nochmal ernst an. „Dann haben wir alle vielleicht noch eine Chance, zu überleben“, sagte er noch, dann verwandelte er sich und sprang in ein Waldstück. Michiru blickte noch Minuten später auf die Stelle, wo er verschwunden war. Sie konnte noch immer nicht glauben, was sie alles gehört hatte und doch gab es nichts Widersprüchliches an den Worten dieses Werwolfs. Sowohl Haruka, als auch Yuri hatten sie benutzt. Keine von ihnen meinte es wirklich ehrlich mit Michiru und sie hatte beiden vertraut. Jetzt blieb ihr nur noch Reijka und die konnte sie nicht einer solchen Gefahr aussetzen. Der Werwolf hatte Recht. Sie musste von hier fort. Nicht nur raus aus Reijkas Leben, sondern aus der Stadt und auch aus dem Land, wenn nötig. Überall hin, nur weit weg von Haruka, Yuri oder irgendwelchen anderen Vampiren. Ihr Blick wanderte Richtung Haus. Sie würde jetzt zurückgehen, würde Reijka irgendeine Geschichte erzählen und würde das Haus verlassen. Auch, dass es bald wieder dunkel sein würde, konnte daran nichts ändern. Sich selbst den Gefahren der Nacht auszusetzen war in Ordnung, nicht aber Reijka und ihre Freundinnen. Entschlossenen Fußes stieg Michiru wieder die Terrassen hinauf. Die Mädchen spielten immer noch Kricket und gackerten, wie die Hühner. Michiru bat Reijka etwas zur Seite, um sich bei ihr zu bedanken und ihr mitzuteilen, dass sie nun gehen würde, ohne dass die anderen Mädchen davon etwas mitbekamen. Kapitel 32: Michirus Entschluss ------------------------------- 32. Michirus Entschluss „Du willst doch jetzt nicht wirklich einfach verschwinden“, war Reijka überrascht, „So plötzlich und ohne jede Vorankündigung.“ Sie sah Michiru an und wartete auf deren Antwort. Etwas abseits der anderen Mädchen standen sie auf der Wiese und plötzlich fiel es Michiru schwer, eine plausible Ausrede zu finden. „Ich bin dir schon viel zu lange zur Last gefallen“, sagte sie deshalb, „Es wird einfach Zeit das…“ „Blödsinn“, unterbracht Reijka sie, „Wir haben gerade beschlossen heute Abend eine Grillparty im Pavillon zu feiern. Da darfst du einfach nicht fehlen Michiru, bitte.“ „Eine Grillparty bei Nacht?“ es fiel ihr mehr als schwer, sich ihren Schock nicht anmerken zu lassen. »Auch wenn er gesagt hat die Werwölfe verlassen diese Stadt. Sein Rudel ist nicht das einzige und auch die Vampire könnten eine Gefahr sein. Selbst Haruka…« „Naja, wir haben vor, gleich schon damit zu beginnen“, brachte Reijka hervor, „Aber es kann schon bis spät in die Nacht dauern bei uns. Du hast die Truppe ja kennengelernt.“ Sie brabbelte noch etwas, doch Michiru bekam es nur am Rande mit. Auf keinen Fall konnte sie einfach verschwinden und riskieren, dass keine der Mädchen diesen Grillabend überlebte. Nur ob sie sie im Falle des Falles auch würde schützen können, das bezweifelte sie selbst. Vor Haruka vielleicht noch, aber auch die würde Michiru wohl keine weiteren Wünsche mehr erfüllen. „Bitte sag, dass du bleibst“, forderte Reijka wieder ihre ganze Aufmerksamkeit, „Bitte Michiru. Morgen kannst du immer noch gehen, oder übermorgen.“ „Also gut“, lächelte Michiru, „Ich tu dir den Gefallen.“ „Klasse“, freute Reijka sich beinahe wie ein Kind, „Ich sag dem Personal sie sollen alles vorbereiten. In einer halben Stunde kann es dann losgehen.“ Sie drehte sich mit Schwung herum und lief zu den anderen. „Mädels gleich gibt’s Grillgut mit Lagerfeuer-Romantik!“ rief sie und bekam dafür mächtig Beifall. Michiru wünschte sich, genauso unbeschwert wie sie sein zu können, doch das würde ihr wohl niemals mehr möglich sein. Selbst wenn ihre Flucht gelang und sie Haruka nie mehr wiedersah – das Erlebte würde sie nicht vergessen. Und wenn ihr restliches Leben noch so friedlich verlief. Kein Mensch konnte solche Schrecken vergessen. »Aber sie wird mich sicher nicht einfach so gehen lassen«, war sie sich widerum sicher, »Nicht nach allem, was ich nun weiß.« Sie trat wieder an die Brüstung und sah hinunter in den Garten. Trotz allem vermisste sie die Vampirin. So viele schöne Stunden hatten sie miteinander erlebt und ihre Gefühle einfach abstellen, dass konnte Michiru nicht. Sie war ja kaum imstande, dagegen zu handeln. Auch ohne Harukas Magie wäre sie dem Charme der Blondine hoffnungslos verfallen. »Wäre sie doch nur ein Mensch…« Doch das war sie nicht. Schon seit Jahrhunderten nicht mehr. Sie war gestorben, als sie etwa in Michirus Alter war, doch auch als Mensch hatte sie ein völlig anderes Wesen gehabt, als Michiru es hatte. Wären sie sich zu jener Zeit begegnet, hätten sie sich wahrscheinlich nicht einmal gemocht, geschweige denn mehr. »Warum also ist es jetzt passiert?« fragte sie sich immer wieder, »Sie liebt wahrscheinlich gar nicht, aber wie konnte ich mich verlieben? War es wirklich nur ihre Magie?« Die Vorbereitungen für den Grillabend waren bereits im vollen Gang. Das Personal hatte Laternen angezündet, die noch im restlichen Tageslicht untergingen, Tische, Geschirr und Besteck angeschleppt und war bereits dabei, jede Menge Essbares heran zu tragen. Das geschäftige Treiben lenkte Michiru ein wenig ab, wenn sie auch immer wieder einen leisen Seufzer von sich gab. Haruka ließ das tote Mädchen aus ihren Fingern gleiten. Es war bereits das vierte Leben heute Nacht, dass sie beendet hatte ohne jedes Zögern. Die Jagd, die Angst der Opfer wenn sie um ihr Leben bettelten, alles, was der Vampirin immer ihren Kick gegeben, war jetzt nichts mehr wert. Sie konnte es nicht mehr genießen und selbst das Blut schmeckte ihr nicht mehr wirklich. Es erfüllte den Zweck sie am Leben zu erhalten, sonst nichts. „Ich hatte Verständnis, dass nicht innerhalb von wenigen Stunden alles zu klären ist“, murrte sie, „Aber ich habe Yuri mehr als genug Zeit gegeben. Entweder sie holt sie jetzt zurück oder ich werd es selbst tun!“ Sie lief in die Nacht. Den Weg nach Hause nutzte sie, ein weiteres Blutbad anzurichten, einfach nur, weil ihr danach war. Ihre Geduld hatte Grenzen und eigentlich waren diese längst erreicht. Nicht umsonst hatte sie sämtliche Störenfriede außer Gefecht gesetzt. So lange schon hatte sie auf Michiru gewartet. War geduldig gewesen und behutsam vorgegangen, damit das Mädchen freiwillig ihr Geschöpf werden und ewig bei ihr sein würde. Es reichte mit der Warterei. Zumal es längst nicht mehr nur allein um Michirus ewige Gesellschaft ging. In diesem Mädchen lag der Schlüssel zur größten Macht, die ein Vampir je besitzen konnte. Welche Macht das war, dass wusste Haruka noch immer nicht, doch das war wohl das einzige Geheimnis, welches es für sie noch gab. Sie wusste genau, wo Michiru war, wusste wohin sie geflüchtet und zu welchen Menschen sie sich begeben hatte. Sie wusste wo Yuri sich herumtrieb und das sie die letzten 2 Tage nicht bei Michiru war, um mit dieser zu reden. Sie wusste, dass Kyoko das Trinken des Werwolfblutes überlebt hatte, dass aber ihr Bruder daran bald starb. Sie wusste sogar, woher Yuri gekommen war und wem sie ihr enormes Wissen verdankte. „Und was es mit deinem Blut auf sich hat, werde ich auch bald erfahren“, grinste sie böse, als sie sich ihrem Haus näherte. In der Nähe der Stelle, an welcher sie Ayame getötet hatte, blieb sie stehen. Bereits kurz nachdem Haruka sie dort hatte liegen lassen, war nichts mehr von ihr übrig geblieben. Die Werwölfe, die sie wegen Kyosuke ständig überwachten, hatten sie in Stücke zerrissen und gefressen, denn ein toter Vampir konnte sie mit nichts mehr infizieren. Und wieder stieg der Triumpf darüber in ihr auf, wie leicht es plötzlich gewesen war, Ayame zu töten. So viele Jahrhunderte lang war sie sicher gewesen, die rothaarige Älteste niemals los zu werden, denn noch nie war es einem Vampir gelungen, seinen Schöpfer zu töten – außer Ayame selbst. Natürlich konnte ein Schüler besser werden, als sein Lehrer, doch bei Vampiren traf das nur bedingt zu. Stärker zu werden als sein Meister war möglich und schon häufiger vorgekommen, doch hintergehen konnte man seinen Schöpfer eigentlich nicht. Man war ein Teil von ihm und egal wie winzig dieser Teil auch war, starke Emotionen konnte man vor ihm nicht völlig verbergen. Hass und Mordlust waren starke Emotionen. Sogar sehr starke bei einem Vampir. Darum spürte sie auch, dass Yuri sich im Haus befand, obwohl diese versuchte, es zu verbergen. Wieder grinste Haruka böse. »Keine Angst kleine Verräterin. Noch kannst du mir vielleicht wirklich noch nützlich sein…« Sie blickte noch mal auf die Stelle, an der Ayame den Tod gefunden hatte und ging dann weiter ins Haus. Die Mühe zu suchen machte sie sich nicht. Direkt nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, brüllte sie nach Yuri. „Beweg dich her du nutzloses Ding!“, befahl sie, „Es wird Zeit für eine Berichterstattung!“ Nur Sekunden später kam Yuri angelaufen. Mit etwas Sicherheitsabstand zu Haruka blieb sie stehen und sah sie an. „Ich werde mich gleich zur Ruhe begeben“, erklärte die Vampirin, „Wenn ich heute Abend aufwache erwarte ich, dass sie wieder hier ist. Ist sie das nicht, hole ich sie selbst und dich brauche ich dann nicht länger!“ „Es tut mir leid Haruka“, neigte Yuri demütig ihren Kopf, „Es ist nicht so einfach, sie zu überzeugen. Sie ist misstrauisch und hat Angst nach allem, was sie weiß.“ „Und nicht einmal du als gute Freundin kannst sie davon überzeugen, dass sie nichts zu befürchten hat?“ klang Harukas Stimme seltsam, „Obwohl sie es doch selbst aus eigener Erfahrung wissen müsste?“ Yuri schüttelte den Kopf. „Sie hat einfach Angst“, sah sie wieder auf, „Sie ist eben nur ein Mensch und…“ Weiter kam sie nicht, denn Haruka hatte sie fest an der Kehle und funkelte sie böse an. „Verkauf mich nicht für dumm hab ich dir gesagt, kleine Made“, zischte sie, „Ich weiß genau, dass du nicht bei ihr warst. Mir ist egal, was für ein Spiel du treibst – nur übertreibe es nicht! Heute Abend ist Michiru hier oder ich nehme es selbst in die Hand! Du solltest den Tag also lieber nicht bei deinem sterbenden Schoßhündchen verschwenden, sondern das tun, weshalb du einzig und allein noch lebst!“ Yuris Augen weiteten sich, was Haruka ein kurzes Lachen entlockte. „Ganz so gut wie du dachtest, bist du dann wohl doch nicht“, flüsterte sie und stieß Yuri von sich, „Also tu, was du nicht lassen kannst. Du allein entscheidest dein Schicksal.“ Sie löste sich auf und Yuri war allein. Ein wenig umständlich kam sie von der Couch hoch, auf die sie gefallen war und sah sich kurz um. Damit hatte sie nicht gerechnet. Sie war sich sicher gewesen, ihre Streifzüge perfekt vor Haruka verborgen zu haben und nur Informationen zugelassen zu haben, welche auch bei der Vampirin landen sollten. Jetzt jedoch sah es so aus, als sei die Blondine ihr einen Schritt voraus und das konnte Yuris Plan doch noch gefährden. Sie hatte keine Wahl. Draußen wurde es langsam hell und wenn sie es heute nicht schaffen würde Michiru wieder hierher in Harukas Arme zu holen, dann würde ihr eigener Plan heute Abend wohl ein jähes Ende finden. Das konnte und wollte sie nicht riskieren. Dafür hatte sie viel zu viel bezahlt, um bis hierher zu gelangen. Beinahe ihr ganzes Leben hatte sie dieser Sache geopfert – so kurz vor dem Ziel zu scheitern, dass konnte sie nicht zulassen. Sie würde zu Michiru gehen und sie zurückholen. Doch vorher würde sie, trotz Harukas Warnung, Kyosuke aufsuchen. Der dämonische Kampf in seinem Inneren machte ihm schwer zu schaffen und sie wollte sich einfach vergewissern, dass er noch lebte. Auch wenn er ihr nicht mehr nützlich sein konnte in seinem Zustand, doch konnte man nie wissen wozu es gut war, einen sterbenden Rudelführer in der Hinterhand zu haben. Auf dem Grill brutzelten Spieße der verschiedensten Art, etliches verschiedenes Fleisch und Gemüse und jede Menge Burger Brötchen. Es roch verlockend und sah fantastisch aus. Die Stimmung war sehr ausgelassen und fast kam Michiru in die Versuchung, das alles zu genießen. Wäre da nicht dieses ungute Gefühl gewesen, das sie vor einigen Minuten beschlichen hatte und immer stärker wurde. Es lag nicht allein am bevorstehenden Sonnenuntergang. Vielmehr hatte sie das Gefühl, dass sich etwas tat bei den Vampiren, mit deren Blutlinie auch sie nun verbunden war. Sicher war sie nicht, aber sie glaubte, zum ersten Mal seit Tagen, Harukas Präsenz zu spüren. Kaum wahrnehmbar und irgendwie ganz anders als sonst, doch alles was dieses Gefühl vor ihrem geistigen Auge auslöste, war das Bild der Vampirin, die sie sanft anlächelte mit blutigen Lippen, nachdem sie sie, während eines heißblütigen Liebesaktes, gebissen hatte. Michiru wollte es nicht zulassen, konnte aber nicht verhindern, das Sehnsucht in ihr aufkam, zu diesem Moment zurück zu kehren. Ihr wurde heiß und beinahe konnte sie Harukas Berührungen spüren. Es wurde so heftig, dass Michiru sich ein wenig zurückziehen und sich auf eine der Bänke im großen Pavillion setzen musste. »Das kann unmöglich Haruka sein«, war sie verwirrt, »Solange die Sonne nicht untergegangen ist, ist ihre Macht nicht groß genug auf diese Entfernung.« Es konnte also nur Yuri sein. Oder vielleicht Ayame? Sie war eine Älteste und ihre Macht vielleicht groß genug. Ob sie bei Haruka war? Am Tage? Ein leichtes Zittern befiel sie. Dieser Gedanke wollte ihr so gar nicht gefallen. Aus vielerlei Gründen nicht und sie war sich nicht schlüssig, welchen sie als den schlimmsten empfinden sollte. »Egal welchen Grund es hat«, erhob Michiru sich energisch wieder, »Ich will nicht Nacht für Nacht Menschen töten. Ich könnte damit leben, dass sie es tut, aber ich will das nicht tun. Also vergesse ich sie und alles, was mit ihr zu tun hat und verschwinde, so schnell es geht!« Heute jedoch konnte sie das nicht mehr wagen. Also mischte sie sich wieder unter die Gesellschaft, welche mittlerweile um einige Personen angewachsen war und versuchte, alles im Blick zu halten. Scheinbar hatte Reijka noch weitere Freunde eingeladen, denn im Laufe der nächsten vierzig Minuten etwa, wuchs der gemütliche Grillabend zu einem ausgewachsenen Barbecue heran. Es waren so viele Leute da, dass es immer schwerer für Michiru wurde, nicht den Überblick zu verlieren. Das ungute Gefühl in ihr machte es nicht leichter. Irgendetwas würde geschehen, dessen war sie sich sicher. Ob es gut oder nicht sein würde, würde sie spätestens nach Sonnenuntergang erfahren – auch dessen war sie sich sicher. Sie erfuhr es jedoch sehr viel früher. Nämlich nur wenig später. Ein Bediensteter brachte scheinbar weitere Gäste und unter ihnen befand sich Yuri. Michiru wäre beinahe das Herz stehen geblieben, als sie sie sah. Sofort hatte sie die warnenden Worte dieses Werwolfs im Kopf, aber auch alles selbst erlebte mit ihr. War sie wirklich so gefährlich? Und selbst wenn – auch für Michiru? Bisher waren sie doch recht freundschaftlich miteinander umgegangen, bis auf ein paar wenige Kleinigkeiten. Was nun immer auch sich hinter Yuri verbarg, sie würde eine weitere Chance haben, es heraus zu finden. Nachdem Reijka die Gruppe empfangen und Yuri den Weg gewiesen hatte, kam sie direkt auf Michiru zu. „Hey“, sagte sie fast ein wenig scheu, was Michiru überraschte, „Können wir irgendwo reden?“ Nach kurzem Schweigen, das sie aber beabsichtigt hatte, nickte Michiru leicht. „Wir können hoch an den Pool gehen“, schlug sie vor und ging auch direkt los, „Ich wollte sowieso noch eine Runde schwimmen.“ Yuri folgte ihr und sah sich dabei genau um, was Michiru nicht entging. »Spioniert sie für Haruka? Oder überlegt sie selbst, wen sie für ihr Blut töten soll?« Den Gedanken verdrängte sie sofort wieder. Am Pool angekommen setzte sie sich auf eine der Liegen und deutete Yuri, es ihr nach zu tun. Diese nahm die Einladung an und nahm genau ihr gegenüber Platz. „Ich bin wegen Haruka hier“, begann sie gleich zu reden, „Wie du dir sicher denken kannst. Es geht ihr wirklich nicht sehr gut, seit du fort bist und ich glaube, du solltest zu ihr zurückgehen. Wie es scheint, liebt sie dich wirklich.“ „Sie liebt mich?“ zog Michiru eine Augenbraue hoch, „Du selbst sagtest mir, sie würde mich nicht lieben. Und selbst wenn doch, sei ihre Liebe eine ganz andere, als die meine. Wieso willst du plötzlich, dass ich zu ihr gehe?“ „Ich weiß ich habe dich dazu gedrängt zu gehen“, gab Yuri zu, „Aber nur, weil ich mich um dich gesorgt habe! Du solltest wissen, worauf du dich einlässt und dir sicher sein, dass du das auch wirklich willst. Außerdem gebe ich zu, dass es auch ein wenig meine Eifersucht war, die mich so etwas hat sagen lassen.“ „Eifersucht?“ war Michiru beinahe sprachlos. Das wurde ja immer besser. Sie war gespannt, was Yuri ihr nun noch alles offenbaren würde und sah sie ernst an. „Worauf bitte bist oder warst du denn eifersüchtig?“, fragte sie. „Du wolltest wissen, ob Ayame die Wahrheit gesagt hat und ich dich für mich wollte“, nahm Yuris Gesicht schuldbewusste Züge an, „Um dir ein klare Antwort darauf zu geben – ja ich wollte dich für mich! Ich habe mich verliebt und wollte dich haben, doch du liebst Haruka und es wäre nicht fair von mir, euch zu trennen. Darum bin ich hier, um mich zu entschuldigen und alles wieder in Ordnung zu bringen.“ »Sie liebt mich«, hämmerte es in Michirus Kopf, »Und Haruka wusste es von Anfang an!« Jetzt war ihr klar, warum die Blondine sehr schnell so schlecht zu sprechen war auf Yuri. Sie hatte bemerkt, dass diese dabei war, sich zu verlieben und darum bereut, sie ins Haus geholt zu haben. Und je besser Yuri und sie sich verstanden, desto zorniger wurde Haruka darüber. Das also war der Grund, warum sie Yuri töten wollte, nicht, weil sie eine Verräterin war. Sie wollte sie töten, weil sie sich nichts wegnehmen ließ und vielleicht noch, um ein Exempel zu statuieren. Womit sie die eisige Kälte und gefährliche Grausamkeit der Vampirin wieder klar vor Augen hatte. Sie hatte Haruka nie einen Grund für eine solche Eifersucht gegeben und nur sie aus tiefstem Herzen geliebt. Ja, es gab auch Menschen, die aus Liebe töteten, aber das aus zurückgewiesener Liebe und verletzten Gefühlen. Michiru jedoch liebte Haruka, hatte ihr das gesagt und gezeigt und dennoch wollte diese Yuri töten, weil diese in Michiru verliebt war. „Sie leidet wirklich“, legte Yuri ihr eine Hand auf die Schulter. Sie erkannte deren Zwiespalt und wollte nicht riskieren, dass ihr Gegenüber sich weigerte, sie zurück zu Haruka zu begleiten. „Es tut mir wirklich leid, dass ich dich so verunsichert habe“, sprach Yuri wieder in dieser mütterlich - fürsorglichen Art, „Das habe ich nicht gewollt. Ich habe vielleicht gehofft, du würdest dich auch in mich verlieben, wenn ich immer für dich da bin und dir Gutes tu. Haruka hat mir von Anfang an nichts zugetraut – warum hätte ich ihr gönnen sollen, was ich für mich haben wollte?“ „Du hast also gezielt einen Keil zwischen uns getrieben?“ erkannte Michiru, „Und hast versucht, mich von ihr fern zu halten.“ Yuris Nicken bestätigte nicht nur ihre Worte, sondern auch die des Werwolfs heute Nachmittag. Yuri besass ihre ganz eigenen Ziele und eine Menge Geheimnisse. Nach diesem Geständnis, welches hatte Vertrauen wieder herstellen sollen, traute Michiru ihr jetzt noch viel weniger. Wer sagte ihr, dass Yuri nicht noch immer ihren eigenen Weg verfolgte oder dass Haruka sie am Ende doch geschickt hatte. Das einzige, was Michiru sicher wusste war, dass Yuri ihr ungutes Gefühl verstärkt und wahrscheinlich sogar ausgelöst hatte. Was auch immer dahinter stand – es würde kein gutes Ende für Michiru haben, wenn sie dem erlag. Zu viele Vampire wollten ihr Blut und diese würden sicher vor keiner Gelegenheit zurück weichen, es sich auch zu holen. Sie konnte keinem mehr vertrauen. „Sag Haruka, ich bin nicht wegen dir oder deiner Worte gegangen“, erklärte sie darum fest, „Ich bin gegangen, weil ich kein Vampir sein will. Ich kann das einfach nicht. Wenn sie mich wirklich liebt, dann versteht sie das. Sag ihr das bitte.“ „Du kommst nicht zurück?“ Yuri war aufgesprungen und starrte sie fassungslos an. Michiru hatte es nicht eilig zu antworten. Sie erhob sich ebenfalls und sah ihrem Gegenüber lächelnd in die Augen. „Ich werde die Stadt verlassen“, sagte sie dann, „Und zwar für immer. Ich trage ein Geheimnis in meinem Blut, dessen sämtliche Vampire habhaft werden wollen. Sie dürfen mich nicht finden und es nicht in die Hände bekommen. Auch, wenn ich es selbst nicht kenne, so weiß ich doch, kein Vampir sollte die Macht dieses Geheimnisses besitzen. Bleibe ich, sitze ich auf einer Zielscheibe und auch du wirst mich nicht immer beschützen können. Außerdem könnte ich mich Haruka nicht lange entziehen. Selbst, wenn sie es nicht wollen würde, wenn sie einfach nur mit mir zusammen sein will. Ich kann auch nicht riskieren, dass sie diese Macht erlangt. Auch nicht, obwohl ich sie liebe…“ Yuri schien nicht zu wissen, was sie sagen sollte. Ungeduldig hatte sie Michirus Worten gelauscht, doch nun schwieg sie. Sie war sichtlich nicht begeistert, von Michirus Entscheidung, doch dann hellte ihr Gesicht sich etwas auf. „Ok“, pustete sie, als hätte sie einen großen Schreck verdaut, „Haruka wird nicht begeistert sein und mich sicher dafür bestrafen, aber ich respektiere deine Entscheidung. Deine Gründe sind die richtigen, also werde ich Haruka nichts von deinem Vorhaben verraten und ihr nur sagen, dass du nicht mehr zu ihr zurück kommen willst.“ „Dafür wäre ich dir sehr dankbar“, sagte Michiru. „Du weißt, diese Argumente werden bei ihr nichts bringen“, zuckte Yuri mit den Schultern, „Sie ist kein Mensch – das scheinst du immer wieder zu vergessen. Sie wollte dich und du wolltest sie. Für sie sind die Fronten damit geklärt. Du hast ihr zu viel gegeben, Chiru…das lässt sie sich nicht wieder wegnehmen!“ Sie drehte sich um und verschwand durchs Haus. Michiru starrte ihr fassungslos hinterher, denn ihre letzten Worte waren keine richtige Warnung gewesen und ihre Betonung hatte klar gezeigt, dass Michiru ihr wirklich nicht vertrauen konnte. »Vielleicht besser nie vertraut hätte…« Sie ging langsam wieder hinunter zum Grillfest. Was auch immer Yuri plante oder Haruka erzählen würde, diese würde ganz sicher selbst noch hier auftauchen, sofern es dunkel wurde. Und das ließ nicht mehr lange auf sich warten. Dann würde sie erfahren, ob sie wirklich auch die blonde Vampirin fürchten musste. Kapitel 33: Haruka schlägt zu ----------------------------- 33. Haruka schlägt zu Yuri hatte wütend das Haus verlassen. Damit hatte sie nicht gerechnet. Zumindest bei Michiru war sie sich ihrer Sache immer sicher gewesen. Dass diese sich aus freien Stücken plötzlich gegen Haruka entscheiden würde, war wirklich nicht zu erwarten gewesen. Erst Recht nicht, nach dem zweiten Biss dieser Art. War es möglich, dass Haruka wirklich nicht ihre Macht einsetzte, um Michiru zu bekommen? Doch selbst wenn das so war, würde sich das sicher sehr bald ändern. Gerade ging die Sonne unter und somit gab es nichts mehr, was die Vampirin zurück halten würde. Zuerst würde sie Yuri bestrafen und sich dann Michiru holen. Sicher wusste sie längst, dass diese sich noch immer bei Reijka befand. »Alles aus«, dachte sie voller Zorn, »Was sollte ich jetzt noch ändern? Egal was ich sage – bei Haruka wird es auf taube Ohren stoßen.« Der Blondine zu Füßen zu kriechen und um eine weitere Chance betteln, wäre ebenfalls sinnlos. Im Grunde konnte sie nun einfach abwarten bis die Vampirin sie fand und richtete. Was sicherlich sehr schnell der Fall war. So lehnte Yuri sich gegen einen Baum und beobachtete den Sonnenuntergang, der wohl der letzte ihres Lebens sein würde. Seltsamerweise löste dieses Wissen weder Angst noch Trauer in ihr aus. Alles was sie verspürte war Ärger über sich selbst. Absolut alles hatte sie in ihren Händen gehalten. Ihr Wissen war ihr in jeder Situation ein Vorteil gewesen und sie hätte alles bekommen, was sie gewollt hatte. Doch sie war sich ihrer Sache zu sicher gewesen. Hatte zu hoch gespielt und verloren, wegen ihrer Eitelkeit. „Ich hätte mir nicht so sicher sein dürfen“, murmelte sie, als die Sonne vollends verschwunden war. In genau dieser Sekunde stand Haruka vor ihr. Mit vor der Brust verschränkten Armen und ihrem, üblich arrogantem Gesichtsausdruck, grinste sie Yuri überlegen an. „Das hättest du wirklich nicht“, war sie fast schon belustigt, „Genau darum will ich ihre Entscheidung nicht beeinflussen, du dummes Ding! Weil sie zu ihren Überzeugungen steht und sogar bereit ist, dafür ihr Leben lang zu leiden oder zu sterben. Weil in ihr eine Stärke wohnt, die ich fördern und nicht zerstören will.“ Sie blickte in Richtung der riesen Villa, in der sie ganz deutlich Michiru spürte und sah Yuri danach wieder an. „Du machst dich heim und bereitest alles vor für ihre Rückkehr!“ befahl sie, zur deutlichen Überraschung ihres Gegenübers, „Und zwar ohne vorher zu deinem Wolfsfreund zu rennen!“ Dann verschwand sie und ließ ihre verwirrte Dienerin zurück. »Wieso hat sie mich nicht getötet?« hämmerte es in ihrem Kopf. Klare Gedanken wurden unmöglich. Es war einfach unbegreiflich. Haruka wusste um fast jeden Verrat, den Yuri begangen hatte. Sie wusste, dass sie noch immer ein falsches Spiel trieb und sie wusste, dass sie ihre Michiru wollte. »Nur wofür ich sie will, dass weißt du nicht!« Und schon schlich sich wieder ein zufriedenes Grinsen auf ihr Gesicht. Was interessierte es, warum Haruka sie nicht getötet hatte? Sie hatte es nicht getan und damit blieb doch noch eine Chance, das Ziel zu erreichen. Ohne es zu wollen oder zu wissen, hatte die Vampirin ihr das letzte Wegstück geebnet. Wenn sie Michiru wirklich mitbrachte, war das sogar vielleicht die Chance überhaupt, ihr so begehrtes Ziel, doch noch zu erreichen. »Wie gut das niemand außer mir um dieses wertvolle Geheimnis weiß«, machte sie sich grinsend auf den Weg, »Zur höchsten Not kann ich das nun sogar als Druckmittel benutzen…« Michiru war sehr unruhig. Die Sonne ging gerade unter und Reijkas kleine Grillparty war mittlerweile derart gut besucht, dass absolut kein Überblick mehr zu halten war. Die komplette dritte Terrasse war eine große Fete und auch die beiden ersten Terrassen waren in Beschlag genommen. Überall waren Leute in kleineren oder größeren Gruppen oder auch paarweise verteilt, bester Stimmung in Erwartung einer langen Partynacht. »Ein Frühstücks Buffet für Vampire und Werwölfe«, dachte Michiru bitter, »All diese sorglosen, jungen Menschen. Sie haben keine Ahnung, in welcher Gefahr sie alle sind meinetwegen…« Je dunkler es wurde, desto mehr fiel ihr auf, wie gut sie dennoch sah. »Es ist also doch etwas da. Nur wieso habe ich in den letzten Tagen absolut nichts gespürt?« Wieder versuchte sie, irgendeine Verbindung mit Haruka aufzubauen, doch wieder spürte und empfand sie nichts. Nichts außer diesem unguten Gefühl, welches nach Yuris Besuch noch intensiver geworden war. Und so aufmerksam sie auch suchte, etwas Ungewöhnliches fiel ihr nicht auf. Mit langsamen Schritten lief sie Terrasse für Terrasse ab. Als sie ihre erste Runde am unteren Rand der dritten Terrasse beendete, war es bereits stockdunkel. Sie lehnte sich an eine der Brüstungen zur letzten Terrasse und sah abwesend dem bunten Treiben zu. Einige Minuten stand sie so da und wollte gerade zu einer erneuten Runde aufbrechen, als sie Haruka entdeckte. Mitten in einer Gruppe junger Leute befand sie sich und steuerte genau auf Michiru zu. Sie sah harmlos und ungefährlich aus, wie all die anderen auf dieser Party, doch Michiru wusste, dass sie es nicht war. Ihr Herz pochte heftig und in ihrem Hals setzte sich ein Kloß fest. Harukas unverfängliche Art hier zu erscheinen ließ sie hoffen, dass die Vampirin nicht hier war, um zu töten. Als sie nur noch wenige Meter von Michiru entfernt war, traf sie die volle Wucht des vampirischen Charmes. Ihr Herz pochte nicht mehr – es raste, ihr Hals war wie zugeschnürt, sie konnte nicht mehr schlucken und kaum noch atmen. Ihr wurde heiß, sie begann zu zittern und ihre Beine drohten wegzusacken. In der Sekunde in der sie dachte, das alles nicht mehr auszuhalten, stand Haruka vor ihr und sah ihr genau in die Augen. „Ich sehe, ich brauche dir nichts zu erklären“, flüsterte sie, „Du fühlst es genauso wie ich. Unsere Wege haben sich nicht zufällig gekreuzt, also wehre dich nicht gegen das Schicksal und komm mit mir…“ Sie hielt Michiru die Hand entgegen und diese wollte sie ergreifen. Dann jedoch zögerte sie und zog ihre Hand zurück. „Es tut mir leid“, sagte sie leise und ihre Stimme versagte fast, „Vielleicht sind wir wirklich füreinander bestimmt, aber wenn ich zu dir zurückkehre, werde ich noch in dieser Nacht so werden wie du und was auch immer in mir schlummert wird erwachen. Kein Vampir darf diese Macht besitzen. Nicht die großen Alten und auch du nicht Ruka. Bitte versteh das.“ Sie versuchte eine Regung zu erkennen, doch Harukas Ausdruck verriet absolut nichts. „Denkst du wirklich, es geht mir um die Macht in dir?“ wollte die Blondine wissen, „Hat Yuri dir so sehr den Kopf verdreht? Du weißt, ich wollte dich lange bevor einer von uns irgendetwas von dieser Macht wusste. Warum glaubst du plötzlich, es wäre anders? Habe ich dir Grund gegeben an mir zu zweifeln?“ Ihre Stimme war ruhig und ihr Gesichtsausdruck noch immer nicht zu deuten. „Nein“, schüttelte Michiru den Kopf, „Du hast nichts Falsches getan. Aber du musst doch genauso wie ich spüren, dass da irgendetwas passiert zwischen uns. Irgendeine böse Kraft ist da entstanden und sie wird stärker, wenn wir zusammen sind, wenn du mein Blut trinkst…“ Sie griff nun doch nach Harukas Hand und barg sie in den ihren. „Bitte“, reckte sie sich ihr entgegen und sah ihr fest in die Augen, „Wenn ich dir wirklich etwas bedeute Haruka, dann lass mich bitte gehen. Ich will einfach nicht so sein wie du, jede Nacht töten müssen und nie wieder die Sonne sehen dürfen. Und ich habe Angst vor dem, was in mir ist!“ Haruka erwiderte ihren Blick. Beinahe schon eine kleine Ewigkeit sahen sie sich tief in die Augen und Michiru bekam immer mehr das Gefühl, dass es etwas Gutes bedeutete. Als die Blondine leicht zu Lächeln begann und ihr sanft eine Hand auf die Wange legte, festigte sich dieses Gefühl. Was die Vampirin jedoch sagte war trotz der, schon fast freundlich, gesprochenen Worte ein Schock für Michiru. „Du weißt, dass ich das nicht kann Michi“, hauchte sie, „Wenn ich dich gehen lasse, könnte ein anderer Vampir dich in die Finger bekommen und sich die Kraft deines Blutes aneignen. Das kann ich nicht zulassen!“ Sie strich ihr sanft eine Locke zurück und sah ihr wieder lächelnd in die Augen, während ihre Finger abwärts glitten und Michirus Kinn ebenso sanft umfassten. „Ich töte nicht seit Beginn meiner Existenz jeden großen Alten, den ich in die Finger bekomme, um mir am Ende die Macht doch noch streitig machen zu lassen!“ Ihr Lächeln wurde zu einem Grinsen und ihre Augen waren genauso kalt und leer, wie sie es bei ihrem ersten Zusammentreffen waren. Trotzdem ihr Griff ein sanfter war, erkannte Michiru wieder deutlich das gefährliche Raubtier in ihr. Den skrupellosen Dämon, der sie war. „Du…wusstest es doch…“, wisperte Michiru fassungslos, „Du hattest es wirklich von Anfang nur auf mein Blut abgesehen…“ Sie schluckte hart. Das konnte nicht wahr sein. Haruka hatte ihr vom ersten Tag an etwas vorgespielt, hatte sie die ganze Zeit über getäuscht. Ihr Herz krampfte sich zusammen und löste einen stechenden Schmerz aus. „Du hast mich benutzt…“, presste sie hervor und drängte die Tränen zurück. „Ich habe dich nicht benutzt“, erklärte Haruka und löste sich von ihr, „Du hast Recht – zu Anfang wollte ich nur dein Blut, aber das hat sich sehr schnell geändert. Du warst nicht nur einfach interessant oder anders, wie Kyoko oder das eine oder andere Mädchen in meinem Leben. Du hast mir etwas gegeben, was kein Mensch mir je gegeben hat und hast meine Neugier geweckt.“ Sie blickte kurz zum Waldrand auf die vierte Terrasse herunter, dann wieder Michiru an. „Ich fühle mich wohl in deiner Nähe“, redete sie weiter, „Sofern ein Vampir sich wohlfühlen kann. Deine Gegenwart ist etwas Besonderes und nie Dagewesenes in all den Jahrhunderten. Niemals hast du mich gelangweilt oder gar wütend gemacht. Soweit es möglich ist für meinesgleichen…“, sie machte eine kurze Pause, „…habe ich mich in dich verliebt!“ In der nächsten Sekunde stand sie wieder ganz dicht vor Michiru. So schnell und unverhofft, dass diese erschreckt aufschrie, als Haruka ihre Handgelenke umfasste und sie zu sich zog. „Ich kann dich nicht gehen lassen, verstehst du?“ funkelte sie sie an, „Auch wenn ich von der Macht in dir erst später erfahren habe – sie ist eine willkommene Zugabe zu dem, was ich schon seit der ersten Nacht will und nun auch schon so lange begehre. Du gehörst mir und ich werde weder zulassen, dass irgendwer anderes dich jemals berührt, noch dass die Macht in dir ungenutzt bleibt. Komm zu mir und wir beide werden die letzten der großen Alten auslöschen und haben die Ewigkeit, um die Macht in dir zu erforschen und für unsere Herrschaft zu nutzen!“ Wieder schluckte Michiru hart. Zum ersten Mal seit langem hatte sie Angst vor Haruka. Nach allem was Michiru jetzt wusste, würde sie sie niemals einfach gehen lassen. Selbst dann nicht, wenn sie darum bettelte. Sie wollte ihr Blut und sie würde es sich holen. „Ich…kann nicht…“, bekam sie gerade noch so heraus. Sie war sich sicher, die Vampirin würde nun ihren Trieben einfach nachgeben und rechnete mit dem Schlimmsten. Das geschah jedoch nicht. Stattdessen begann sie wieder zu sprechen. „Du willst also nicht?“ pustete sie und stieß sie etwas von sich, „Also gut. Wenn du mich und meine Liebe nicht willst, dann auch nicht meinen Schutz.“ Ihre Augen begannen zu glühen und ihre Reißzähne leuchteten fahl im Mondlicht. „Ich werde dir nicht mehr zu nahe kommen“, klang ihre Stimme kalt und emotionslos, „Doch schon bald wirst du mich anbetteln, dich zu nehmen!“ Sie löste sich vor Michirus Augen auf und diese traute sich noch einige Sekunden lang kaum zu atmen, geschweige denn, sich zu rühren. Dann jedoch begann sie heftig zu zittern und sackte auf die Knie. Die Tränen bahnten sich nun doch ihren Weg und sie fing an zu schluchzen. „Doch nur ein Traum“, flüsterte sie, „Ein schrecklicher Albtraum…“ Sie hatte sich wirklich in Haruka verliebt. Das machte den Schmerz nun doppelt so groß. Anfangs hatte sie nur um ihr Leben gefürchtet, sterben zu müssen, ihres Blutes wegen. Jetzt fürchtete sie genauso sehr, weiter zu leben. Jede Minute mit der Angst zu verbringen, doch noch ein Opfer zu werden und mit diesem schrecklichen Schmerz in ihrem Herzen. In diesem Augenblick durch schnitt ein Schrei die laue Nachtluft. Er war so laut und panisch, dass er trotz der Musik und den vielen, feiernden Menschen nicht zu überhören war. Sofort stieg ein schrecklicher Verdacht in Michiru auf. Schnell wischte sie die Tränen weg und lief in die Richtung, aus welcher der Schrei gekommen war. Anhand der anderen aufmerksam gewordenen, sah sie schnell, wohin genau sie musste. »Bitte lass es nicht Reijka sein«, schickte Michiru ein Stoßgebet nach dem anderen, »Sie hat mir doch nur helfen wollen.« Als sie die oberste Terrasse endlich erreichte und sich dem Pool näherte, sah sie Reijka, die vor einer Liege hockte und ein weinendes Mädchen tröstend im Arm hielt. Noch einige weitere Leute hatten sich eingefunden und standen im Halbkreis um sie herum mit den Gesichtern Richtung Pool. Nachdem Michiru noch einige weitere Schritte gemacht hatte, sah sie durch die Unterwasserleuchten deutlich, dass das ganze Wasser eine rote Färbung angenommen hatte. Ihre Schritte wurden langsamer und sie erwartete erneut das Schlimmste. Dann hatte sie die Gruppe erreicht und konnte sehen, was sie sahen. Im Wasser trieben drei Leichen. Alle mit dem Gesicht nach unten und alle mit aufgerissenen Hälsen. Am Rand des Pools lagen zwei weitere Leichen. Eine mit aufgerissener Kehle und eine mit gebrochenem Genick. Der Kopf war um 180 Grad nach hinten gedreht. Kein Mensch war zu so etwas fähig. »Haruka«, schoss es durch Michirus Kopf, »Sie ist das in der Bar wirklich gewesen…« Plötzlich wurde ihr klar, dass sie nicht weglaufen konnte. Ihr wurde klar, Haruka würde alles und jeden töten, mit dem Michiru in Berührung kam. Das hatte sie von Anfang an getan und sie würde es tun, bis Michiru entweder aufgab und zu ihr zurückkehrte, oder für immer starb und somit auch die Macht, welche sie in sich trug. Langsam ging sie einige Schritte rückwärts. Kaum merklich schüttelte sie den Kopf und wich immer weiter zurück. Das konnte einfach alles nicht wahr sein. Entweder würde sie selbst für die Ewigkeit jede Nacht zum Killer werden, oder Haruka würde all die töten, die Michiru nicht töten wollte und zu retten versuchte. Als sie gegen etwas prallte, fuhr sie erschrocken herum. Sie sah direkt in Harukas leuchtende Augen und auch ihr blutverschmierter Mund war nicht zu übersehen. „Komm nicht auf die Idee, dir das Leben nehmen zu wollen“, wisperte sie warnend, „Dafür ist bereits zu viel von mir in dir und solange das so ist, kannst du nicht sterben!“ Bevor Michiru irgendwie reagieren konnte, war sie auch schon wieder verschwunden. Einen Augenblick lang noch war sie vollkommen erstarrt, dann jedoch wurde ihr klar, Haruka war noch hier. Ganz deutlich spürte sie ihre Präsenz und im selben Moment wusste sie, es würde nicht bei diesen Leichen bleiben. Kaum das sie sich dessen bewusst war, durchschnitt der zweite Schrei die Nacht. Er kam von weiter unten und sofort rannte Michiru wieder los. Die meisten der jungen Leute hatten sich mittlerweile auf der ersten Terrasse eingefunden und die wenigen, die es noch nicht hatten, kamen Michiru auf der zweiten Terrasse entgegen. Sie waren aufgeregt und verängstigt und einer von ihnen sprach Michiru an. „Was ist hier los?“ fragte er zitternd, „Sie sagen am Pool hat es Tote gegeben und gerade ist da unten irgendwas geschehen!“ „Von wo kam der Schrei?“, wollte Michiru aufgebracht wissen, „Hast du irgendetwas gesehen?“ „Ich glaube, er kam vom Pavillon“, antwortete er hektisch und wollte weiter, „Wir waren schon am Aufgang dieser Terrasse, als es passiert ist.“ Dann lief er weiter. Michiru war es nur Recht. Je weiter sie alle weg waren von Haruka, desto besser. Schnellen Schrittes lief sie zum Pavillon und blieb als sie ankam, wie versteinert stehen. Zwei Mädchen lagen schluchzend auf den, dort vorhandenen, Bänken. Ihre Kleidung war in Hals – und Schulternähe blutgetränkt. Ein drittes Mädchen hielt Haruka noch fest umklammert und ließ sie in genau diesem Augenblick los. Zu Füßen der Vampirin sackte sie auf die Knie und kippte dann nach hinten, wo sie schwer atmend liegen blieb. Harukas Blick traf Michiru und beide sahen sich regungslos an. Dann fasste Michiru sich ein Herz und ging langsam näher. „Warum hast du das getan?“ fragte sie brüchig, „Sollen sie etwa Yuris Platz einnehmen?“ „Yuri ist nichts“, antwortete Haruka kühl, „Sie ist nur ein Zombie. Ein fast toter Körper, der sich durch Blut am Leben erhält, aber ohne den geringsten vampirischen Kern. Nichts hat sie bekommen – nicht von mir und nicht von Ayame. Diese Mädchen hier aber…“, sie sah grinsend auf ihr `Werk´, „Sind dazu bestimmt zu meinen Geschöpfen zu werden und mir ewig zu dienen. Sie werden, genau wie ich, die Macht dazu besitzen, weitere Vampire zu schaffen und so wird meine Ahnenreihe wachsen und unbesiegbar.“ Sie begann zu lächeln und streckte langsam ihren Arm nach Michiru aus. „Du kannst ihre Königin sein“, flüsterte sie und drehte die Handfläche nach oben, „Du musst nur meine Hand nehmen und mit mir kommen…“ „Niemals werde ich das tun“, schüttelte Michiru fast unmerklich den Kopf, „Du bist nicht die Haruka, die ich liebe. Du bist ein grausamer Dämon, machtgierig und ohne Skrupel. Aber was auch immer es ist, dass ich in mir trage – du wirst es nicht bekommen!“ „Ganz wie du willst“, entgegnete die Blondine lächelnd, „Wir sehen uns wieder.“ Sie machte eine tiefe Verbeugung mit einer ausladenden Handbewegung und war in der nächsten Sekunde verschwunden. Dieses Mal war sie wirklich weg, das spürte Michiru deutlich. Denn die Verbindung, welche damals nach dem ersten Biss vorhanden gewesen war, die gab es nun erneut. Es war nicht mehr diese unwiderstehliche Anziehung, die Michiru in der letzten Zeit immer zu der Vampirin verspürt hatte, sondern wieder diese seltsame Art innerer Verbindung. Das erfühlen können von Emotionen und Gedanken, das Miterleben ihrer Taten. Haruka hatte es deutlich gesagt und Michiru wusste, dass auch sie zur Zeit Teil von Harukas Ahnenreihe war. Und so lange sie das noch sein würde, würde auch diese Verbindung nicht mehr abreißen. Bereits vor einiger Zeit hatte sie durch die Lektionen der Vampirin gelernt, dass einen intensiven Vampirbiss auszuheilen, einen guten Monat kostete. Wie lange würde es nach zwei solchen Bissen benötigen? Zwei Monate oder sogar drei? Selbst wenn die Rechnung wirklich so einfach war, zwei Monate waren eine Ewigkeit, wenn blutgierige Vampire und vielleicht auch von Rache getriebene Werwölfe hinter einem her waren. Wie sollte sie zwei Monate lang vor Haruka fliehen, um deren Einfluss auf sie nichtig zu machen? Sie konnte nicht fliehen vor der Vampirin und verstecken konnte sie sich auch nicht. Es gab kein sicheres Versteck für Michiru. Haruka würde sie überall aufspüren, solange es diese intensive Verbindung zwischen ihnen gab. »Will ich mich wirklich auf diesen Spießroutenlauf einlassen?«, fragte sie sich selbst, »Ich kann es allenfalls hinaus zögern, aber keinesfalls verhindern…« Und dieses Hinauszögern würde viele Menschen das Leben kosten. Menschen, die normalerweise nicht zu Harukas Opfern werden würden, die die Vampirin nur töten würde, um Michiru ihre uneingeschränkte Überlegenheit zu demonstrieren und das sie bereit war, bis zum Äußersten zu gehen. Ihr Blick schweifte über die drei Mädchen, die zwar alle noch lebten, aber Harukas Macht jedoch jetzt absolut ausgeliefert waren. Ihre Zukunft lag nun einzig und allein in den Händen der Vampirin…oder vielleicht doch in den ihren…? »Wenn ich zu ihr zurückkehre, kann ich sie vielleicht retten.« Dann aber ließ Michiru den Kopf sinken. Sie machte sich noch immer etwas vor. Haruka hatte klar ausgesprochen, was ihr Ziel war. Auch ohne Michiru an ihrer Seite würde sie dieses nicht aus den Augen verlieren. Sie wollte alle alten Vampire vernichten und selbst an die Spitze der Herrschaft gelangen. Michiru war im Grunde nichts, als ein positives Extra, das die Blondine irgendwo auf ihrem Feldzug gefunden hatte. Eine Art Kriegsbeute oder Trophäe. »Vielleicht sollte ich wirklich zu ihr gehen«, kam es ihr in Gedanken, »Dann beschränke ich diesen Krieg vielleicht auf Vampire und Werwölfe.« Doch dann fiel ihr etwas ein, dass Yuri ihr erzählt hatte. Wenn sie dem Erzählten Glauben schenken konnte, dann war es vielleicht mehr, als nur eine Hoffnung. Dann gab es vielleicht wirklich eine Möglichkeit, Haruka lange genug zu entkommen. Kapitel 34: Das Kloster ----------------------- 34. Das Kloster Yuri hatte das Haus in Ordnung gebracht und den Garten kontrolliert. Es waren wirklich keine Werwölfe mehr da, die sie beobachteten. »Scheinbar hat Kyosuke die Wahrheit gesagt und sein Rudel hat die Stadt verlassen«, dachte sie, während sie überall Kerzen anzündete, »Die Ratten verlassen das sinkende Schiff!« Schon seit geraumer Zeit suchten die magischen Wesen, welche seit Jahrhunderten bereits diesen Ort bewohnten, nach und nach das Weite. Yuri wusste genau, dass es an Haruka lag, die – ebenfalls bereits vor Jahrhunderten – diesen Krieg gegen Ihresgleichen begonnen hatte und im Laufe der Zeit immer mehr an Macht gewann. Die Zigeuner, selbst ihre eigene Sippe, hatten schon vor langer Zeit die Stadt verlassen, nachdem die Vampirin über die Hälfte von ihnen ausgerottet hatte. Sie fürchteten, ihr über Generationen gewonnenes Jägerwissen, komplett zu verlieren an den blonden Dämon aus den eigenen Reihen. Sie fürchteten die Rache eines Mädchens, das sie einst aufgenommen und wie ihr eigen Fleisch und Blut großgezogen und geliebt hatten und das sie dann im Tausch gegen ein wenig Macht und magische Fähigkeiten, einem alten Vampirlord zum Fraß vorgeworfen hatten. Den ersten großen Verrat hatte Haruka erlebt, als ihre eigenen Eltern sie verkauft hatten an eben jene Zigeuner. Den zweiten, als diese Zigeuner sie zum Opfer machten und den dritten großen Verrat erlebte sie, als genau die, die Haruka als ihre Retterin wähnte, ihr klar sagte, das Alles von Anfang an geplant gewesen war. Ayame hatte die Zigeuner dazu getrieben Haruka an den Vampirlord zu verkaufen, um diese so dazu zu treiben, sich ihr freiwillig zu opfern. So bekam sie die starke Verbündete, die sie wollte und schaltete gleichzeitig einen der besten Vampirkiller sämtlicher Sippen aus. »Wer ihre Geschichte kennt, weiß warum sie ist wie sie ist.« Tage und Nächte hatte Yuri im Kloster damit verbracht, die alten Bücher zu wälzen. Wochen und Monate jedes Pergament, jede Schriftrolle und alles Wissen, welches die Mönche, über Jahrhunderte, angesammelt hatten zu erlernen und sich einzuprägen. Ob von Mund zu Mund weiter gegeben oder sogar in privaten Aufzeichnungen, nur durch Zufall entdeckt. Yuri wusste alles. Auch wenn es zwischendurch mehr als einmal den Anschein gehabt hatte, dass sie ihr Ziel nicht erreichen würde – sie war noch hier. Und ihrem Ziel sogar so nahe, wie niemals zuvor. Alles hing jetzt nur davon ab, ob Haruka allein oder mit Michiru heimkehren würde. Brachte die Vampirin sie mit, würde sie noch heute Nacht Harukas Geschöpf und selbst zum Vampir werden. Die in Michiru schlummernde Macht würde sich offenbaren und Yuri war da, um sie sich zu holen. Ein zufriedenes Grinsen huschte über ihr Gesicht. »Und dann gehört sie endlich mir…« Die Haustür knallte und Yuri fuhr erschreckt zusammen. „Verdammt!“ fluchte sie leise und löschte schnell die restlichen Lampen. Bei einer Vampirtaufe durfte es nur Kerzenschein und Mondlicht geben. Gerade als sie die letzte Tischleuchte ausgeschaltet hatte, betrat Haruka das Wohnzimmer und blieb direkt stehen. Yuri schwang zu ihr herum und sah sie an. „Wieso kommst du zu Fuß?“, fragte sie verblüfft, „Und…allein?“ »Sie hat sich wirklich gegen sie entschieden«, gefiel Yuri die Sache so gar nicht, »Jetzt kommt es darauf an…« „Glaub nur nicht, deine kleinen Machenschaften würden mir verborgen bleiben“, sagte die Blondine eisig, aber ruhig, „Es ist nur nicht von Wert für mich derzeit. Du kannst alle Kerzen wieder löschen. Es wird keine Vampirtaufe geben heute Nacht. Danach geh von mir aus mit deinem Schoßhündchen Gassi. Sehr viel Zeit dürfte ihm ja nicht mehr bleiben.“ Sie ging durchs Wohnzimmer Richtung Flur zu ihrem Schlafzimmer und ließ Yuri einfach stehen. „Es gibt keine Machenschaften!“ rief die ihr aber nach, „Ich habe Michiru alles erklärt und würdest du mir die Chance dazu geben, würde ich auch dir alles sagen, was ich weiß. Aber du hast mir ja von Anfang an misstraut und willst mich als Feind sehen!“ Sie wusste, dass konnte ein großer Fehler gewesen sein und nicht nur ein großer, sondern auch ihr letzter. Trotzdem hatte sie diese Worte bewusst ausgesprochen. Sie wollte Haruka reizen, sie provozieren zu irgendeiner Reaktion, egal welcher Art. Seit Michiru von hier geflohen war, oder besser Yuri sie dazu gedrängt hatte, war die Vampirin sonderbar gnädig und gleichgültig zu ihr. Hatte sie vorher nur nach einem Grund gesucht, Yuri endlich töten zu können, so schien sie es plötzlich überhaupt nicht mehr eilig damit zu haben und warum das so war, interessierte Yuri nur zu sehr. Es musste einen Grund dafür geben. Haruka war sofort stehen geblieben, als Yuri die Worte ausgesprochen hatte, doch sie drehte ihr auch jetzt noch den Rücken zu. Keinen Millimeter hatte sie sich bewegt, nichts gesagt, einfach keinerlei Regung gezeigt. Das tat sie auch weiterhin nicht. Ihre ruhigen, eiskalten Worte jedoch waren unmissverständlich. „Ich kenne deine Geschichte“, sagte sie, „Ich kenne die Geschichte all jener, die aus diesem Kloster stammen. Das haben sie dir verschwiegen, oder?“ Erst jetzt drehte sie sich langsam zu Yuri herum. Diese war wirklich mehr als überrascht und Haruka darüber deutlich amüsiert. „Ich war einst genau wie du“, grinste sie kühl, „Vor Jahrhunderten, als die Mönche von den ersten Experimenten der großen Alten hörten, da entschieden sie, spezielle Jäger auszubilden. Nur wenige Auserwählte sollten diese Ehre erfahren. Von den Mönchen ausgewählte Kinder, in denen sie eine besondere Macht und Stärke erkannten. Ich gehörte zur ersten Generation dieser einzigartigen Dämonenjäger. Doch im Vergleich zu den Zigeunern konnten die Mönche meinen Eltern kein Geld bieten. Meine Ausbildung begann heimlich und endete bereits nach wenigen Wochen, weil meine Eltern nichts zu verschenken hatten, wie meine Mutter den Mönchen sagte. Ich gebe zu, ich habe dich nicht sofort erkannt, doch allzu lange hat es nicht gedauert. Der Gestank dieser muffigen Klostermauern setzt sich in jede kleinste Pore und du stinkst noch heute danach.“ Yuri war sprachlos. Das eben gehörte traf wie ein Hammerschlag und zog ihr fast den Boden unter den Füßen weg. „Das ist es also…“, brachte sie irgendwann hervor, „Du glaubst, dass ich dir noch nützlich sein könnte.“ „Es wäre zumindest interessant zu erfahren, ob es Zufall war, dass Ayame zwei Schülerinnen dieses Klosters in ihre Fänge gebracht hat oder ob sie etwas wusste“, gab Haruka unverblümt zu, „Nur habe ich sie getötet und leider vergessen, sie vorher zu fragen. Also lass ich dich vorerst am Leben und sehe, was geschieht. Vielleicht nutzt es ja uns beiden – wer weiß? Wir sind gar nicht so verschieden…“ Sie grinste wieder, doch Yuri empfand es keinesfalls als freundlich. Eher als warnend oder sogar bedrohlich. Die Vampirin jedoch drehte sich wieder um und ließ Yuri nun endgültig allein. Michiru hatte sich heimlich davon gestohlen. Über die untere Terrasse war sie in den Wald gelaufen und zielstrebig drauf los. Noch bevor sie das riesige Grundstück vollends verlassen hatte, wimmelte es oben am Haus bereits von Polizeiwagen. Sie durfte keinesfalls in ein Verhör hineingezogen werden. Jeder Mensch, der mit Michiru in Kontakt kam lief nun Gefahr, von Haruka getötet zu werden. Sicherlich würde Reijka ihr Verschwinden bemerken, doch wenn sie Glück hatte, wurde sie ebenfalls für ein Opfer und vielleicht sogar für tot gehalten. Besser konnte es für ihren Plan gar nicht sein. Wobei sie gar keinen wirklichen Plan hatte. Sie folgte einer Hoffnung, die allein darauf beruhte, ob Yuri jemals ehrlich zu ihr gewesen war. Glücklicherweise lag die Villa von Reijkas Verlobten schon recht weit außerhalb am Stadtrand und so führte ihr Weg sie nicht wieder näher an Haruka heran. Weit genug von der Vampirin entfernt würde die vielleicht nicht jeden Gedanken und jede Handlung von Michiru sofort erfahren. Zusätzlich fürchtete sie, erneut einem Werwolf zu begegnen. Wenn es wirklich solche unter ihnen gab, die Vampiren freiwillig dienten, waren die mindestens eine genauso große Gefahr wie Haruka. Als Michiru den Wald endlich hinter sich gelassen hatte, fühlte sie sich ein wenig sicherer. Auch wenn sie erstaunlich gut sah in der Dunkelheit, die Schwärze des Waldes war ihr dennoch nicht geheuer. Hinter jedem Baum konnte sich etwas verbergen, dass Michiru übersah und sie dadurch erwischte. Vor ihr lagen nun ausgedehnte Wiesen und Felder mit einigen Büschen und Bäumen. Genug also, sich selbst zu verbergen und gleichzeitig den Überblick zu haben, ob sich etwas tat. Wohnhäuser gab es hier keine mehr, nur einige Scheunen und Ställe und je näher sie den Bergen kam, desto rarer wurden auch diese. Irgendwann ließ sie auch das letzte Feld hinter sich und schritt durch vollkommen unberührte Natur. Der Weg wurde steiniger und steiler und war auch gar kein wirklicher Weg mehr. Und doch war sie sich sicher in die richtige Richtung zu gehen. Sie versuchte, nicht an ihr Ziel zu denken um zu vermeiden, dass Haruka sie am Ende noch abfing. Wenn die Vampirin herausfand, was Michiru vorhatte, würde sie sie auf jeden Fall daran hindern. Auch wenn sie gesagt hatte, dass sie sie nicht anrühren und sich von ihr fern halten würde. Gab es ihr Ziel wirklich, dann wäre sie dort sicher genug vor Haruka, um wieder vollkommen menschlich zu werden. Das würde die Blondine ganz sicher nicht zulassen. Je länger Michiru unterwegs war, desto unruhiger wurde sie. Zweifel an der Wahrheit von Yuris Erzählungen kamen auf und sie war erschöpft. Die vergangenen Tage hatte sie kaum geschlafen, sehr wenig gegessen und die Menge Blut, dessen Haruka sie bereits beraubt hatte, war auch nicht ganz ohne Folgen für Michirus Verfassung geblieben. Sie fragte sich gerade, was sie tun sollte, wenn es wirklich nur eine Geschichte war, die Yuri frei erfunden hatte, als sie tatsächlich etwas entdeckte. Nur wenige hundert Meter voraus brannte ein Feuer. Welchen genauen Ursprung die Flamme hatte, konnte sie noch nicht erkennen, doch das sie einen Weg weisen sollte, war mehr als deutlich. Michiru hielt darauf zu und erkannte bald den Weg zwischen zwei großen Felsen im Schein des Feuers. Ohne die Flamme hätte jeder Mensch diesen Weg übersehen, selbst, wenn er direkt davor stünde und auch Michirus scharfem Blick wäre er auf die Entfernung wohl entgangen. Jetzt aber sah sie ihn deutlich und wurde wieder schneller. Neue Hoffnung keimte in ihr auf und verlieh ihr etwas Kraft. Sie achtete auch nicht mehr auf mögliche Feinde, sondern wollte nur noch so schnell wie möglich das Ende dieses versteckten Weges erreichen. Nachdem er eine recht scharfe Biegung machte, blieb Michiru wie angewurzelt stehen. Ihr Herz schlug schneller und sie traute sich kaum zu atmen. »Das Kloster!« schoss es in ihren Kopf, »Ich habe es wirklich gefunden.« Nach kurzem Zögern ging sie langsam wieder los. Mit ihren letzten Kraftreserven setzte sie einen Fuß vor den anderen und näherte sich Schritt für Schritt der großen Pforte inmitten dunkler, hoher Mauern, die nicht den kleinsten Schwachpunkt aufwiesen. Diese Mauern verbargen nicht einfach nur ein paar harmlose, gottesfürchtige Mönche. Solche Mauern waren gebaut, um mächtigen Feinden zu trotzen und gewaltigen Angriffen standzuhalten. »Es ist wahr«, trieb die Erleichterung sie voran, »Es ist alles wahr!« Als sie das Tor fast erreicht hatte, sackten ihr die Beine weg und sie fiel gegen das dicke, schwere Holz. Mit einem Aufschrei landete sie am Boden und blieb völlig entkräftet liegen. Auf der anderen Seite des Tores hörte sie Schritte und kurz darauf schwang einer der großen Flügel knarrend zurück. In genau diesem Moment wurde es schwarz um Michiru. Nur sehr langsam kam sie ins Bewusstsein zurück. Ihr ganzer Körper schmerzte und das Atmen fiel ihr schwer. Das sie in einem Bett lag, spürte sie deutlich und dann erinnerte sie sich auch. »Das Kloster!« Sie schlug die Augen auf und sah erst einmal gar nichts. Nachdem sie einige Male geblinzelt hatte, wurde ihr Blick klarer und sie erkannte eine große Decke, die vor dem Bett gespannt war. Dahinter lag der restliche Raum verborgen, aber leer war er nicht, denn sie hörte deutlich Stimmen. Als sie sich aufsetzte um nachzusehen, fuhr ein stechender Schmerz in ihren Kopf, sie stöhnte angeschlagen und sank zurück ins Bett. Noch bevor der Schmerz nachließ, wurde die Decke beiseite gezogen, denn es wurde deutlich heller. Im nächsten Moment war jemand bei ihr und lehnte sich zu ihr hinab. „Es ist alles in Ordnung. Beruhigen sie sich, sie sind in Sicherheit“, sagte eine tiefe, weiche Stimme. Michiru öffnete erneut die Augen und erkannte einen Mönch etwa mittleren Alters. Seine Kapuze war zurückgeschlagen und gab kurzes, von dünnen weißen Strähnen durchzogenes, schwarzes Haar preis. Blaue Augen, ein nur wenig faltiges Gesicht und ein freundliches Lächeln strahlten sie an. „Sie sind im Kloster“, erklärte er freundlich, „Wie fühlen sie sich?“ „Es geht schon wieder“, antwortete Michiru und richtete sich etwas auf, „Ich habe mich nur zu schnell aufgerichtet. Allerdings habe ich schrecklichen Durst. Wenn ich um etwas Wasser bitten dürfte?“ „Natürlich sofort“, sprang er beinahe zu einem kleinen Tisch und brachte von dort einen Krug und einen Becher mit. Er füllte den Becher und reichte ihn Michiru auffordernd lächelnd. Die nahm ihn dankbar entgegen und leerte ihn in einem Zug. „Danke“, reichte sie den Becher zurück, „Das tat sehr gut.“ „Sie brauchen viel Flüssigkeit“, erklärte der Mönch und stellte beides auf einen kleinen Nachttisch, „Und viel gesundes Essen. Sie sind das Opfer eines Dämons geworden, der sie ihres Blutes beraubt hat, aber das wissen sie selbst. Oder erinnern sie sich nicht an das, was geschehen ist?“ Er sah sie forschend an. Michiru schluckte und ließ den Blick sinken. „Doch“, antwortete sie leise, „Ich kann mich sehr gut erinnern. An alles…“ „Wurden sie hier in der Nähe angegriffen?“ legte er ihr tröstend die Hand auf die Schulter, „Stammen sie von einem der Bauernhöfe?“ »Was soll ich ihm antworten?« fragte sie sich, »Ich kann doch nicht zugeben, dass ich mit ihr gelebt habe.« Sie schüttelte leicht den Kopf und sah ihn dann an. „Ich komme aus der Stadt“, erklärte sie, „Ich war zu Besuch bei einer Freundin in einer der Villen am Stadtrand und habe mich einfach verlaufen.“ „Die Bisswunde ist nicht mehr frisch“, sah er ihr in die Augen, „Der Dämon war wieder hinter ihnen her. Sie waren auf der Flucht und völlig entkräftet, als wir sie vor dem Tor fanden. Er wollte sie holen und auch zu einem Vampir machen, nicht wahr?“ Michiru schluckte. Sie wusste nicht, was für eine Geschichte sie diesem Mönch erzählen sollte. Für ihre Liebe zu Haruka hatte er sicher kein Verständnis. Außerdem wollte sie auch nicht zu viel preisgeben und die Blondine so vielleicht noch in Gefahr bringen. „Ja“, begann sie zu erzählen, „Der Biss ist einige Tage her, aber heute Nacht da…“ Sie brach ab, da sie wirklich nicht wusste, was sie sagen sollte. Der Mönch jedoch schien genug zu wissen. „Und da sind sie geflohen und hier bei uns gelandet“, stellte er fest, „Und das war ihre Rettung. Welcher Vampirdämon sie auch immer verfolgt hat – in diesem Kloster sind sie sicher! Wir wissen schon seit vielen Generationen um die Blutsauger auf dieser Welt und haben wirksame Waffen gegen sie.“ Michiru sah ihn mit großen Augen an. »Yuri hat die Wahrheit gesagt. Ob ich ihm sagen soll, dass sie mir von dem Kloster erzählt hat?« „Ich sollte sie nicht mit diesen Dingen überanstrengen“, deutete er ihren Blick jedoch falsch, „Das ganze muss ihnen wie ein Albtraum vorkommen. Sie werden Opfer eines Geschöpfes, das es gar nicht geben dürfte und ich erklär ihnen auch noch, dass wir bereits seit Jahrhunderten von ihrer Existenz wissen.“ „Nein“, beruhigte Michiru ihn sofort, „Es ist in Ordnung, glauben sie mir. Ich weiß bereits seit einiger Zeit, welch widernatürliche Kreaturen in dieser Stadt ihre Heimat haben. Vor nicht allzu langer Zeit wäre ich beinahe das Opfer eines Werwolfes geworden. Sie sehen also, ihr Wissen über diese Kreaturen kann mich nicht mehr überraschen, geschweige denn schockieren.“ „Sie sind einem Werwolf entkommen und dann in die Fänge eines Vampirs geraten?“, horchte der Mönch auf, „Erstaunlich genug, dass sie beides überlebt haben, aber noch erstaunlicher, dass sie in kurzer Zeit beiden Spezies begegnet sind. Die Werwölfe und die Vampire gehen sich normalerweise aus dem Weg. Sie sind wie Raubtiere und dulden keine Konkurrenten in ihrem Revier.“ Er blickte Michiru forschend an. „Wäre es möglich…?“ „Was?“ war Michiru neugierig, als er nicht weiter sprach. „Nur eine dumme Idee“, wehrte er ab, „Einen Moment lang habe ich mich gefragt, ob es möglich wäre, dass sie eine von Ihnen sind, den wenigen Lebenden… Aber es ist unmöglich. Auch wenn sie gebissen wurden und ihre Aura getrübt ist – so verfälscht könnte sie nicht sein, wenn es so wäre. Sie können keine von Ihnen sein.“ „Was kann ich nicht sein?“ war Michiru nun völlig verwirrt, „Wer sind die von denen sie reden? Und was für eine Aura soll ich haben?“ »Kann er wirklich Dinge erfühlen? So wie Haruka?« schoss es ihr durch den Kopf, »Wenn er nun merkt, dass ich nicht ganz ehrlich zu ihm bin?« Ihre Ängste jedoch schienen unbegründet. „Es gibt ein paar wenige Menschen auf dieser Welt“, fing der Mönch an zu erklären, „Die etwas ganz besonderes in sich tragen. Sie sind von Geburt an anders, als andere und eigentlich dürfte es sie auch gar nicht geben…“ „Nicht geben?“, unterbrach Michiru ihn, „Ich verstehe nicht. Was gibt es da noch außer den Werwölfen und Vampiren?“ Er hob beschwichtigend sie Hand. „Ich sagte, sie brauchen keine Furcht zu haben in diesen Mauern“, blieb er ganz ruhig, „Sie sind hier sicher. Was ich ihnen sagen wollte ist, die Vampire versuchen seit Jahrhunderten, Mittel gegen ihre wenigen Schwachstellen zu…sagen wir…erfinden. Sie machen Versuche in jede erdenkliche Richtung, experimentieren herum an ihrer eigenen Spezies und anderen, versuchen ihre Gene zu kreuzen und zu manipulieren…“ Er holte kurz Atem, sprach aber direkt weiter, als Michiru schwieg. „Sie haben versucht, Hybride zu schaffen. Mit Werwölfen und auch mit Menschen. Doch beide Spezies sind unvereinbar mit ihnen. Die Vereinigung mit einem Werwolf hat absolute Zerstörung zu Folge, denn zwei längst tote Geschöpfe können kein neues Leben hervorbringen. Sie vergiften sich nur gegenseitig. Es dauerte lange, bis die Vampire aufgaben und sich der nächsten Spezies zu wanden. Die Experimente mit Menschen waren erfolgreicher, aber brachten ebenfalls keine ausreichenden Ergebnisse. Dass weibliche Vampire eben auch mit einem Menschen vereint kein Leben hervorbringen können, fanden sie schnell heraus. Dass es mit einem vampirischem Erzeuger aber ebenfalls viele Schwachpunkte gab, war ein herber Rückschlag für sie. Viele Kinder wurden, auch bei menschlichen Müttern, tot geboren, oder die Mütter starben schon vor der Geburt, weil sie innerlich verbluteten. Von vielen Hundert die starben, stammten nur ein paar wenige Kinder, kaum mehr als zwei Dutzend. Gut ein Viertel von ihnen starb innerhalb der ersten Wochen und Monate, ein weiteres Viertel in den Jahren danach. Nicht einmal die Hälfte von ihnen hat das Erwachsenen Alter erreicht. Doch die wenigen die es haben, die leben irgendwo, verborgen in einem völlig normalen Leben, und tragen dennoch den Schlüssel für einen Sieg der Vampire in sich.“ Michiru lauschte seinen Worten. Sie fühlte sich unwohl, denn sie wusste, sie trug etwas in sich, dass alle Vampire wollten. »Kann das wirklich sein?« fragte sie sich, »Bin ich das Experiment eines Vampirs? Das…Kind eines Vampirs?« Es würde zumindest erklären, warum sie von Anfang an so stark auf Harukas Bisse reagiert hatte und warum sie beide so intensiv aufeinander reagierten. »Dann trage ich den Keim des Vampirs bereits seit meiner Geburt in mir«, wurde ihr bewusst, »Ich bin eine dieser Überlebenden aus einer experimentellen Zucht!« „Sie sind sehr blass“, bemerkte der Mönch, „Das war zu viel für sie, nicht wahr? Ich überanstrenge sie, das ist deutlich zu sehen.“ „Nein, nein wirklich nicht“, wehrte Michiru ab, „Sie wollen mir also sagen, es gibt so eine Art Halbvampire? Eine Kreuzung aus Mensch und Vampir? Und was zeichnet diese Menschen aus? Wie erkennt man sie? Sind sie gefährlich?“ „Ziemlich viele Fragen auf einmal“, lachte der Mönch wurde aber sofort wieder ernst, „Sie wissen mehr junge Dame, dessen bin ich mir sicher. Ich kann es in ihren Augen sehen. Niemand will freiwillig dieses Wissen haben, es sei denn, er benötigt es aus irgendeinem Grund.“ Michiru fühlte sich erwischt und das sah man ihr auch deutlich an. „Kein Grund Angst zu haben“, beruhigte der Mönch sie jedoch, „Ich will ihnen nicht ihre Geheimnisse entlocken. Sie werden sich mir anvertrauen, wenn sie die Zeit für gekommen halten. Solange sind sie in diesem Kloster sicher vor allen Verfolgern. Und jetzt sollten sie sich noch etwas ausruhen. Sie müssen schnell wieder zu Kräften kommen.“ Er lächelte nochmal freundlich und ging zur Tür. „Aber was ist, wenn ich doch eine von Ihnen bin?“ konnte Michiru einfach nicht schweigen. „Wenn sie es sind, umso besser“, lächelte er weiterhin, „Dann können wir einen Fluch vielleicht in einen Segen umkehren. Aber das sehen wir, wenn es ihnen besser geht.“ Er nickte freundlich und verließ den Raum. »Wieso war er so ruhig und freundlich?« blieb Michiru zurück, »Ich bin sicher er kennt die Wahrheit bereits…« Kapitel 35: Wissen ist Macht ---------------------------- 35. Wissen ist Macht Gleich bei Sonnenaufgang hatte Yuri sich auf den Weg zu Kyosuke gemacht. Ob Haruka dies nun mitbekam oder nicht, war bereits egal. Also gab sie sich auch keine Mühe, sich davon zu schleichen. Als sie bei dem Werwolf ankam, lag dieser auf der Couch und döste vor sich hin. Der Fernseher lief, auf dem Tisch stapelten sich Essen und Getränke und aller möglicher anderer Kram. „Nicht mehr sehr agil, hm?“, fragte sie und weckte ihn damit, „Hast du Schmerzen oder was geschieht mit dir?“ „Du fühlst dich hier langsam richtig zu Hause was?“, richtete er sich etwas mühsam auf, „Nein, wie du selbst sehen kannst, strotze ich nicht gerade vor Kraft. Diese verfluchte Vampirseuche zerrt Tag und Nacht an mir. Alles was ich noch bekomme, sind die negativen Seiten beider Existenzen. Und dieser Drang nach Blut schafft mich. Egal wie viel ich auch trinke – dieser schreckliche Durst hört einfach nicht auf.“ „Sie hat gedroht, mir dasselbe anzutun“, setzte Yuri sich in einen Sessel, „Und plötzlich scheine ich ihr vollkommen egal zu sein. Irgendetwas ist vorgefallen. Sie weiß etwas, da bin ich mir sicher.“ „Du meinst, sie kennt dein kleines Geheimnis?“ fragte er beinahe gleichgültig, „Wer sollte es ihr verraten haben, wenn du die einzige bist, die es weiß?“ Yuri sah ihn mit großen Augen an, was ihn etwas zum Lachen brachte. „Keine Angst, ich hab nicht vor, es dir zu entlocken“, beruhigte er sie, „Meine Zeit ist abgelaufen und nach mir die Sintflut! Was interessieren mich Harukas Machenschaften noch, wenn ich Futter für die Würmer bin? Soll sie die Welt beherrschen und Menschen töten solange sie will. Die meisten Menschen haben es doch sowieso verdient, wenn wir ehrlich sind.“ „Du bist ein wirklich seltsamer Zeitgenosse“, sagte Yuri, „Du hast Jahrzehnte damit verbracht, Haruka endlich zu töten und nun ist sie dir gleichgültig. Aufgeben schien eigentlich nicht dein Ding zu sein.“ „Ich gebe nicht auf“, gab er zurück, „Ich weiß nur einfach, wann ich verloren habe. Meine Schwester, die ich einst retten und rächen wollte, ist wieder ein Vampir. Vielleicht ist sie ein weiteres Mal gestorben durch mein Blut und selbst wenn es nicht so ist – hätte ich noch die Kraft, würde ich sie genauso jagen, wie ich Haruka gejagt habe. In ihr ist nichts Gutes mehr. Da ich aber sowieso sterben werde, hat jeder weitere Kampf keinen Sinn mehr. Es sei denn, ich könnte in diesem Kampf Haruka töten.“ Er legte sich wieder auf die Couch zurück. „Doch dafür wird meine Kraft nicht mehr ausreichen. Außerdem erspürt sie mich jetzt, da ich nun auch ihrer Blutlinie angehöre.“ „Also ergibst du dich einfach deinem Schicksal und gehst hier in dieser Wohnung allein zugrunde?“ schüttelte Yuri den Kopf, „Ich hätte mehr erwartet.“ „Es freut dich doch, dass ich deine Blutsaugerin in Ruhe lasse“, sagte er lakonisch, „Nun kann nur sie selbst verhindern, dass du bekommst, was du willst. Dein Pech nur, dass sie dich genauso verachtet, wie sie mich verachtet. Auch wenn sie dir plötzlich nicht mehr ans Leben will – wenn sie es für angemessen hält, bist du tot eher du damit rechnest.“ „Sie wird mich nicht töten“, wirkte Yuri plötzlich vollkommen von sich überzeugt, „Wenn ich erst habe was ich will, dann wird sie mir aus der Hand fressen!“ Kyosuke lachte laut. Es amüsierte ihn sichtlich, was er gehört hatte und er brauchte einen Moment, um sich wieder zu fassen. Dann jedoch war er tot ernst und nicht mehr im Geringsten amüsiert. „Haruka frisst niemandem aus der Hand!“, waren seine Worte unmissverständlich, „Nicht einmal ihrer kleinen, menschlichen Schwäche. Sie wird sich das Mädchen holen, weil sie es will - auch ohne das große Geheimnis, welches sie in sich trägt. Kommst du ihr dabei in die Quere, beseitigt sie dich. Selbst wenn du ihr das große Geheimnis offenbaren kannst.“ „Das wird sie ganz sicher nicht“, blieb Yuri weiterhin überzeugt, „Ich bin der Schlüssel zu allem, was sie will und das wird sie auch erkennen!“ „Wenn du ihre Gunst erwerben willst, solltest du dich nicht dauernd bei ihrem Erzfeind rumtreiben“, schloss er etwas genervt die Augen, „Was treibt dich dauernd her? Geh zu deinesgleichen und lass mich in Ruhe sterben. Ich brauche deine haarsträubenden Geschichten nicht.“ „Ich muss Michiru zurück holen“, gab Yuri zu, „Ohne sie wird nichts funktionieren.“ „Erst vertreibst du sie und nun willst du sie wieder?“ war Kyosuke wenig überrascht, „Du bist genauso sprunghaft wie deine Herrin. Dann geh zu diesem Mädchen und hol sie zurück. Auch wenn du kein wirklicher Vampir bist, stärker als dieses Mädchen bist du allemal. Hol sie dir und mach sie Haruka zum Geschenk – dann bekommst du vielleicht wirklich einen Wert für sie.“ „Das geht nicht“, sprang Yuri auf, „Haruka betreibt ihre Wesensexperimente und will, das Michiru sich freiwillig für sie entscheidet. Sie glaubt, nur dann können gute Eigenschaften erhalten bleiben. Aber selbst wenn das so wäre – ist es keine freiwillige Entscheidung, hat die Macht in Michiru kaum eine Chance zu erwachen. Sie würde nutzlos, wie so viele vor ihr schon. Das kann ich nicht riskieren.“ „Und wie willst du Michiru davon überzeugen, sich freiwillig diesem blonden Dämon zu opfern?“, wurde Kyosuke nun neugierig, „Was willst du tun oder ihr sagen? Etwa das sie für die Ewigkeit ihre große Liebe erleben kann? Du vergisst, dass dieser dumme Mensch vollkommen verliebt ist in diesen Vampir und sich trotzdem zur Flucht entschieden hat. Ganz offenbar will sie kein Vampir werden – auch nicht aus Liebe!“ „Aber es ist ihre einzige Schwachstelle“, klang Yuri etwas nachdenklich, „Sie ist so vernarrt in Haruka, dass sie wirklich freiwillig fast zu Äußersten gegangen ist und hätte ich ihr keine Bedenken eingeredet, wäre sie schon längst ein Vampir. So unmöglich kann es also nicht sein.“ „Was für eine Macht ist es, die dieses Mädchen in sich trägt?“ fragte Kyosuke, „Zu was ist sie in der Lage, wenn du sie dafür sogar der in die Arme treibst, die du selbst an deiner Seite willst?“ Yuri sah in an. Sie schwieg, sah ihm aber genau in die Augen und verbarg keine Emotion. Sie war sich ihrer Sache scheinbar so sicher, dass sie selbst dieses Geheimnis nicht mehr für schützenswert hielt. „Alles zu seiner Zeit“, grinste sie dann, „Alles zu seiner Zeit, Wolf. Ich bin die stärkste Verbündete, die sie sich wünschen kann und wenn es so weit ist, wird sie das auch erkennen!“ Michiru hatte lange und tief geschlafen. Nachdem ihre Gedanken sie noch eine Weile davon abgehalten hatten, war sie dann doch vor Erschöpfung eingeschlafen und fühlte sich, das erste Mal seit Tagen, ausgeruht danach. Ganz fit war sie noch nicht, aber fit genug aufzustehen, zu duschen und das Frühstück im Speisesaal zusammen mit den Mönchen einzunehmen. Die meisten von ihnen waren bereits fertig, als Michiru erschien, doch jener Mönch vom Vorabend saß noch am Tisch Kurz entschlossen nahm Michiru neben ihm Platz. Sie wollte unbedingt mehr erfahren und herausfinden, ob er ihre Halbwahrheiten durchschaut hatte. „Guten Morgen“, begrüßte er sie freundlich, „Sie sehen sehr viel besser aus heute. Daraus schließe ich, sie haben gut geschlafen in der Nacht.“ „Das habe ich wirklich“, lächelte Michiru ihn an, „Ob es nun Erschöpfung war oder das ich mich wirklich sicher gefühlt habe weiß ich nicht, aber ich habe endlich wieder einmal durchgeschlafen. Und jetzt habe ich wirklichen Hunger.“ Sie griff sich einige Tomaten und eine Scheibe Brot. „Ein gutes Zeichen“, lächelte der Mönch ebenfalls, „Leider essen wir hier nur, was wir auch selbst züchten und herstellen.“ „Das reicht mir völlig“, gab Michiru zurück, „Ich brauche keinen Latte Macchiato zum Frühstück, kernfreie Marmelade oder Schokoladen Creme und frisches Obst ziehe ich jedem Müsli vor.“ „Sehr genügsam“, lachte der Mönch, „Und gesund. Sie wären geschaffen für ein Leben in diesen Mauern gewesen. Und geeignet wären sie ebenfalls wird deutlich, jetzt, wo sie ein wenig zu Kräften gekommen sind. Wie ist ihr Name?“ Michiru legte ihre Tomate beiseite und blickte ihn verblüfft an. „Es tut mir leid“, wurde sie dann ein wenig rot, „Wie unhöflich von mir. Ich habe mich überhaupt nicht vorgestellt. Kaioh ist mein Name, Kaioh Michiru, aber…“, sofort kam ihre Neugier wieder, „Wozu wäre ich geeignet? Sie haben gestern bereits in Rätseln gesprochen, Andeutungen gemacht auf meine Aura und gesagt, ich könne keine von ihnen sein. Und jetzt sagen sie, ich wäre geschaffen gewesen und geeignet. Bitte! Ich muss wissen, worum es geht. Wer oder was bin ich?" Der Mönch legte sein Stück Brot beiseite und sah sie an. „Sie haben Recht Miss Michiru“, rückte er seinen Stuhl zurück, „Ich sollte ihnen alles von Anfang an erklären. Sie sind zu tief verwickelt in all diese Dinge, um auf Wissen verzichten zu können. Wenn ich sie also darum bitten darf, mir zu folgen? Hier am Frühstückstisch ist nicht der richtige Ort für so etwas.“ Er erhob sich und Michiru tat es ihm sofort nach. Er verabschiedete sich noch von denen, die am Tisch saßen und verließ dann den Raum. Michiru folgte ihm durch einige Gänge, hinaus in den Klostergarten. „Mein Name ist im übrigen Bruder Takumi“, blieb er auf einem schmalen Weg kurz stehen, „Hierher sollten sie niemals allein gehen und erst Recht nicht bei Nacht. Der hintere Teil des Klostergartens ist zu weit entfernt vom Hauptgebäude und könnte zur Falle werden. Er ist zu uneinsichtig und starke Vampire können ihre Macht hier vielleicht noch von außerhalb der Mauern wirken lassen.“ Michiru nickte verständig und folgte ihm dann weiter. Er öffnete eine kleine Tür in einer Mauer, die Michiru, wegen des vielen Grünbewuchses, gar nicht gesehen hatte. Die Tür war ihr noch weniger aufgefallen und als sie sie durchschritt, verstand sie auch wieso. Die Mauer gehörte zu keinem Gebäude. Sie umgab nur eine schmale Treppe, die nach unten führte. Ein Kellerhäuschen, mehr war das im Gestrüpp verborgene Gebäude nicht und darum so klein, dass es im Grün unterging. Ein seltsames Gefühl beschlich Michiru, während sie dem Mönch wortlos folgte. Es war beklemmend und raubte ihr ein wenig den Atem, weckte aber gleichzeitig unglaubliche Neugier in ihr. Hinter den Stufen erwartete sie ein wahrhaft großes Kellergewölbe. Sämtliches Wissen bewahrten die Mönche hier auf, denn es war vollgestopft mit Büchern und Pergamenten. Eine jahrhundertealte Bibliothek in der vielleicht eine Antwort lag, auf jede von Michirus Fragen. Bruder Takumi holte zielstrebig ein sehr dickes, staubiges Buch hervor und legte es auf einen uralten, hölzernen Schreibtisch. Elektrisches Licht gab es in dem Gewölbe nicht, doch Fackeln an den Wänden brachten genug Helligkeit und nachdem auf dem Tisch einige Kerzen zusätzlich brannten, war auch lesen ohne Probleme möglich. Der Mönch klappte zielstrebig das Buch auf und fand genauso zielstrebig, was er suchte. „Hier steht es“, begann er zu erklären, „Im 15. Jahrhundert begannen die Vampire mit ihren Experimenten, von denen ich ihnen schon erzählt habe. Zur damaligen Zeit benutzten sie nur Werwölfe dafür. Einmalig wurde eine Gruppe Menschen gewählt, doch alle Kinder starben und sie empfanden Menschen als ungeeignet. Alle Kinder bis auf eins.“ Er sah Michiru an, die seinen Worten interessiert lauschte. „Dieses eine Kind, ein Mädchen, entkam den großen Alten jedoch. Ihre Mutter, eine sehr kluge und starke junge Frau, wusste genau, sie würde ihre Tochter niemals aufwachsen sehen und fand nur einen Weg, ihr Kind vor den Versuchen der Vampire zu retten. Sie gab sie her an das erste Paar, das ihr während der Schwangerschaft begegnete und sich so sehr ein Kind wünschte. Die Vampire töteten die Frau, als sie kamen und das Mädchen fort war, doch sie hatte ihrem Kind damit das Leben gerettet. Die Hände in welche dieses Kind kam, waren nicht die besten, aber wahrscheinlich hat gerade das sie davor bewahrt, von den Vampiren gefunden zu werden.“ „Wer war dieses Mädchen?“ war Michiru neugierig, „Warum ist ihre Geschichte so wichtig? Ich meine, auch wenn sie ein gelungenes Experiment war – das ist 500 Jahre her und sie wird wohl kaum noch unter den Lebenden weilen.“ „Unter den Lebenden ganz gewiss nicht“, erwiderte Bruder Takumi, „Doch dazu kommen wir noch. Eines nach dem Anderen. Dieses Mädchen also, fiel den Vampiren nicht in die Hände und so konnten sie auch nicht herausfinden, welch enormes Potential in diesem dürren, kleinen Geschöpf steckte. Ein unscheinbares Kind, recht hoch gewachsen für ihr Alter und darum so spindeldürr. Struppiges Haar und fast immer schmutzig, war sie ein Lausbub und keine zukünftige Ehefrau, die den Eltern Geld ins Haus bringen würde. Also gaben sie sie fort für das erste Angebot, das sie bekamen, nur Wochen, nachdem die Mönche dieses Klosters sie gefunden hatten. Sie hatte bei den Brüdern eine Ausbildung begonnen. Es war den Mönchen gelungen, ihr enormes Potential umzukehren. Das, was sie besonders machte und den Vampiren helfen sollte, wurde gegen die Vampire eingesetzt. Aus ihr sollte eine Jägerin werden, die nicht nur Vampiren etwas entgegen zu setzen hatte. Vom ersten Tag an war das Mädchen unglaublich. Sie erlernte Kampftechniken in rasender Geschwindigkeit, saugte Wissen auf, wie ein trockener Schwamm und konnte es sofort umsetzen. Sie wurde niemals müde und in ihrem schmächtigen Körper steckte eine unglaubliche Kraft, doch dann bekamen ihre Eltern dieses Angebot. Unsere Bruderschaft hatte bereits darum gebeten, das Mädchen hier aufnehmen und ausbilden zu dürfen, doch die Eltern wollten mindestens die dreifache Summe, die sie als Baby für sie bezahlt hatten und verboten ihr herzukommen. Sie kam heimlich zu ihrer Ausbildung, bis sie verkauft wurde und die Mönche sie aus den Augen verloren.“ Michiru hatte sich mittlerweile auf einen Stuhl gesetzt und sah den Mönch abwartend an. Es interessierte sie viel zu sehr, was er zu erzählen hatte, um ihn erneut zu unterbrechen und er sprach unbeirrt weiter. „Sie blieb nicht sehr lange verschwunden“, änderte sich nun seine Stimme ein wenig, „Nur einige Jahre später mehrten sich Gerüchte, um eine Jägerin aus einer Zigeunersippe. Nun waren zur damaligen Zeit die Zigeuner beinahe ausnahmslos Jäger und ihr Erfolg war nicht zu verachten, diese Jägerin jedoch hob sich aus allen hervor. Sie war erfolgreicher als alle anderen und geriet niemals in einen Hinterhalt. Vampire und auch Werwölfe fürchteten sie, denn wer einmal zu ihrem Ziel geworden war, der starb auch.“ Noch immer regte Michiru sich nicht. Sie lauschte seinen Worten und fragte sich, ob das wirklich wahr sein konnte. Haruka hatte ihr erzählt, dass sie an Zigeuner verkauft worden war von ihren Eltern. Aber wenn dieses Mädchen, von dem Bruder Takumi ihr da erzählte, wirklich Haruka war, dann war auch sie ein Experiment der großen Alten… „Diese Jägerin“, sprach Takumi weiter, „War tatsächlich das Mädchen aus diesem Kloster. Ihre Ausbildung wurde abgebrochen und doch hat das Schicksal sie zur größten Waffe gegen die Dämonen gemacht, welche sie geschaffen hatten. Leider fiel sie dann doch irgendwann einem Vampir zum Opfer. Das mühsam geschulte und geförderte Gute in ihr erlosch und sie wurde zu einer Geißel der Menschheit, die noch heute tötet und diese Stadt mit Blut tränkt.“ „Steht da auch, wie dieses Mädchen hieß?“ wollte Michiru nun wissen. Sie wusste es eigentlich schon, doch sie brauchte einfach eine Bestätigung. „Ihr Name war und ist Haruka“, bekam sie zur Antwort, „Diese Stadt gehört ihr und obwohl sie so viele getötet hat, können wir ihrer nicht Habhaft werden, da sie unsere Geheimnisse kennt. Sie hat alle anderen Vampire hier getötet, vertrieben oder sich untertan gemacht und darum kann nur sie es gewesen sein, der sie begegnet sind. Sie sollten die Geschichte ihres Feindes kennen – das ist ein großer Vorteil.“ „Und allein darum erzählen sie mir all das?“ war Michiru misstrauisch, „Ich weiß nicht, was mir das nutzen sollte.“ „Nur ein gelungenes Experiment mit einem Menschen vor Jahrhunderten“, erklärte er ernst, „Ein Prototyp, ganz gewiss nicht ausgereift und überhaupt nicht erforscht, doch stark genug, sich in kürzester Zeit an die Spitze der hier angesiedelten Kreaturen zu setzen. Und fast 500 Jahre später, wagen die alten Vampire einen weiteren Versuch. Ob aus Verzweiflung oder gewonnenem Wissen, sie taten es erneut und dieses Mal überlebten mehr. Bis heute wurden nicht alle gefunden und jene die es wurden, sind entweder Vampire oder tot. Die großen Alten fanden sie, erreichten aber trotz bester Voraussetzungen, durch sie allenfalls einen geringen Anstieg ihrer Macht und schufen in ihnen starke, neue Verbündete. Sie fanden keinen Weg, die schlummernde Macht zu wecken. Eines dieser Mädchen aber fand, wie damals, ihren Weg in dieses Kloster und so bekam das Schicksal eine zweite Chance.“ »Yuri«, schoss es in Michirus Kopf, »Sie ist auch ein Experiment der großen Alten und sie weiß es!« Diese Erkenntnis warf ein völlig neues Licht auf Alles. „Und wie es aussieht, sind sie ebenfalls eines dieser verschollenen Mädchen“, forderte Takumi aber weiterhin Aufmerksamkeit, „So schwach diese Aura um sie herum gestern Nacht noch war – heute bin ich mir sicher, sie müssen es sein. Sie sind bereits eine Frau und kein Kind mehr, welches ausgebildet werden kann, aber dennoch sind sie im letzten Augenblick den Vampiren aus den Händen gerissen worden und das ist sehr wertvoll für uns. Auch wenn bisher keines dieser Kinder sich am Ende als das für die Vampire entpuppte, was sie sich erhofft hatten, ist es möglich, dass sie den Weg doch noch finden, die geschaffene Kraft frei zu setzen. Jede Chance dazu ist eine Chance zu viel für die Blutsauger.“ „So eine Art Sicherheitsverwahrung“, stellte Michiru fest, „Solange ich hier im Kloster bin, kann Haruka mich nicht bekommen und somit auch nicht die Gefahr bestehen, dass sie vielleicht zufällig diesen Volltreffer landet.“ „Wenn sie es so sehen wollen“, schmunzelte der Mönch ein wenig, „Doch vielleicht können sie auch uns eine Hilfe sein. Sie wurden gebissen und waren in den Fängen dieses Vampirs, doch sie sind noch ein Mensch. Vielleicht wissen sie etwas, das die anderen nicht mehr weiter geben konnten, haben etwas erfahren oder gespürt…“ Seine Stimme hatte sich deutlich gesenkt bei den letzten Worten. Sie wurde leiser und auch fragend und sein Blick verriet Michiru, dass er wusste, welche Fragen er zu stellen hatte, würde sie nicht von sich aus etwas erzählen. Es war sinnlos ihr Gegenüber zu belügen, denn er würde jede Lüge sofort erkennen. Also holte sie einmal tief Luft und sah ihn dann an. „Es geht um die Verbindung zu ihr, nicht wahr?“ fragte sie vorsichtig, „Ob sie schon oder noch besteht.“ „Ich weiß, dass sie besteht“, war die überraschende Antwort, „Was mich interessiert ist, wieso sie ihr dennoch entkommen konnten. Verstehen sie mich nicht falsch, Miss Michiru, aber sie befanden sich zweifellos in der Position des sicheren Opfers, als sie in der Nacht hier eintrafen. Entweder hat der Vampir sie entkommen lassen, oder die in ihnen wirkende Kraft ist um sehr viel größer, als die der bisher gefundenen Mädchen.“ Michiru schluckte. Es war ihr sichtlich unangenehm, über dieses Thema zu reden. Trotzdem überwand sie sich dazu, denn alles andere war sowieso sinnlos. „Ich…kann es spüren…“, begann sie leise und zögerlich, „Nachdem sie zum ersten Mal mein Blut getrunken hat, da war es da und ist seither auch nicht mehr völlig verschwunden. Irgendeine Kraft, die ich nicht lenken und noch viel weniger unterdrücken kann. Wenn sie erwacht, bricht sie hervor wie eine Welle, die alles mit sich reißt. Alles was mich bis dahin ausgemacht hat, ist plötzlich klein und unendlich weit weg…“ Sie sah ihn beinahe hilfesuchend an. Ihre Stimme zeigte deutlich Verwirrung und Angst, doch auch, dass da noch mehr war. Bruder Takumi verließ seinen Platz hinter dem Buch und kam lächelnd zu ihr. Er nahm sich einen Stuhl und setzte sich ihr beinahe gegenüber. Da sie ihm nicht in die Augen sehen konnte oder wollte, senkte Michiru den Kopf, doch es gab kein Ausweichen oder Zurück mehr für sie. Der Mönch legte ihr die Hand unters Kinn und zog ihren Kopf wieder sanft nach oben. „Sie waren freiwillig bei ihr, nicht wahr?“ sagte er leise, „Es muss ihnen nicht unangenehm sein. Sie sind die Tochter eines Vampirs – da ist es verständlich, dass diese Kreaturen eine besondere Anziehung auf sie haben. Es liegt in ihrem Blut. So wollten die Uralten sicher gehen, ihre Geschöpfe auch alle zu finden.“ „Sie meinen, es ist mir angezüchtet?“ war Michiru entsetzt, „Ich steh einem Vampir gegenüber und irgendetwas in mir reagiert darauf und treibt mich freiwillig zu ihm?“ „Vielleicht nicht ganz so übertrieben, aber ja“, nickte der Mönch, „Es ist eher eine Art Sensor, als ein Magnet, der sie mit den Vampiren verbindet. Doch er reagiert auf alles, was ein Vampir der ihnen nahe genug ist tut.“ »Habe ich mich deshalb in sie verliebt? Weil ich selbst im Grunde bin wie sie?« Michirus Gedanken überschlugen sich. Plötzlich war alles noch viel komplizierter, trotzdem sie so viel mehr wusste. Sie hatte Hintergründe erfahren, von denen sie nicht einmal ansatzweise etwas geahnt hatte und selbst Dinge, derer sie sich sicher gewesen war, kamen nun ins Wanken. „Bei ihnen hat dieser Sensor sehr früh reagiert, nicht wahr?“, fragte der Mönch vorsichtig, „Vielleicht schon lange bevor sie gebissen wurden.“ Michiru nickte beinahe unmerklich. „Ja“, hauchte sie, „Vielleicht hat es mich sogar überhaupt erst in diese Stadt getrieben…“ Kapitel 36: Yuris Offenbarung ----------------------------- 36. Yuris Offenbarung Michiru starrte ins Leere. Bruder Takumi saß noch immer direkt vor ihr, doch sie nahm ihn immer weniger wahr. Sie selbst, Haruka und auch Yuri waren allesamt ein Experiment der großen Alten. Sie waren alle mit denselben Eigenschaften ausgestattet von Geburt an, hatten vielleicht sogar denselben Ursprung. Sie waren allesamt Nachkommen eines Ur-Vampirs und alle drei keine wirklichen Menschen mehr. Haruka war bereits seit Jahrhunderten zu dem geworden, was in ihr schlummerte und auch Yuri existierte mehr auf einer vampirischen Ebene, als in der menschlichen. Für sie gab es nur noch ein Bleiben wie sie war oder ein Voran. Zurück konnte sie nicht mehr, denn ihr menschlicher Körper war bereits tot. Michiru hatte diese Chance noch. Sie war noch menschlich genug, wieder vollkommen geheilt werden zu können, doch plötzlich war sie sich sicher, dass es so weit nie wieder kommen würde. Selbst, wenn sie hier sicher war und gesund werden konnte – jenes, was in ihr verborgen gewesen war, dass geruht hatte und dadurch unentdeckt blieb, war erwacht durch den ersten Biss. Es würde nie wieder schlafen, sondern für immer da sein und sie an alles erinnern, was sie in den letzten Wochen erlebt hatte. „Sie haben Angst, was verständlich ist“, riss Takumi sie aus ihren Gedanken, „Doch ich kann mich nur wiederholen – sie sind hier absolut sicher!“ „Ich liebe sie“, brachte Michiru plötzlich hervor, „Verstehen sie Bruder Takumi. Ich habe mich in Haruka verliebt, habe ihr Menschen geopfert, bei ihr gelebt…mit ihr gelebt…“ Der Mönch blickte sie sprachlos an. Er hatte gewusst, dass Michiru noch etwas verbarg und gehofft, sie würde sich ihm noch anvertrauen, doch was er gerade zu hören bekommen hatte, überforderte ihn völlig. Er schnappte nach Luft, wollte etwas sagen, tat es aber dann doch nicht. Stattdessen stand er auf und lief wie angeschossen herum. Immer wieder blieb er stehen, sah Michiru an, wollte etwas sagen, lief dann aber kopfschüttelnd weiter. „Ich bin nicht besser als ein Vampir, nicht wahr?“ brachte Michiru irgendwann vorsichtig hervor, „Ich habe ihr geholfen und mich freiwillig auf sie eingelassen.“ Sie klang sehr schuldbewusst und fast schon verzweifelt. Das schien dem Mönch seine Fassung zurück zu geben. Er kam wieder zu ihr und lehnte sich etwas zu ihr herunter. „Es ist nicht ihre Schuld“, sagte er mitfühlend, Dieser Orden hat bereits zwei Mal einen solch bösen Keim in Gutes gewendet. Auch wenn sie keine Jägerin mehr werden können, sie können lernen diese Kraft in sich zu beherrschen.“ „Glauben sie das wirklich?“ blickte sie ihn mit tränennassen Augen an. „Ich bin sicher, dass sie es können“, lächelte er, „Und dann werden sie feststellen, dass es keine Liebe war, was dieser Vampir in ihnen geweckt hat. Sie hat sie nur getäuscht und das in ihnen kontrolliert, was sie selbst nicht kontrollieren konnten.“ „Alles war nicht echt?“ hauchte Michiru brüchig. Sie dachte an die Nacht am Strand und spürte einen Stich im Herzen. „Sie hat mich von Anfang an manipuliert und benutzt?“ Nun drängten die Tränen vollends in ihre Augen. Sie wollte nicht weinen vor dem Mönch. Nicht in diesem Augenblick und aus solch einem Grund. Sie schämte sich dafür, dass es ihr auch jetzt noch so weh tat, dass Haruka sie wirklich nie geliebt, sondern immer nur ihr Blut und die Macht in ihr gewollt hatte. Vielleicht hatte die Vampirin es nicht bewusst getan und war einfach nur genauso diesem Sensor füreinander verfallen, wie Michiru auch, doch auch das bedeutete, dass es nie echte Gefühle gegeben hatte. Ob nun Absicht oder nicht – diese Tatsache schmerzte. Was wieder den Gedanken aufbrachte, dass bei ihr vielleicht doch echte Gefühle im Spiel waren, was wiederum die Scham dem Geistlichen gegenüber nochmals erhöhte. Trotzdem konnte sie die Tränen nicht zurück halten und begann zu schluchzen. „Hätte ich doch nur auf Yuri gehört“, wischte sie sich die Tränen weg, „Sie hat gesagt, dass Vampire keine Liebe empfinden.“ „Yuri?“, fragte Bruder Takumi überrascht, „Yuri Hayakawa? Sie ist bei Haruka?“ „Ich kenne ihren Nachnamen nicht“, gab Michiru zur Antwort, „Aber sie hat mir von diesem Kloster erzählt und das sie hier aufgewachsen sei.“ „Yuri Hayakawa“, wiederholte der Mönch, „Sie ist hier aufgewachsen, ja. Sie war die zweite nach Haruka, die alles Jahrhunderte altes Wissen erfahren und zu einer außergewöhnlichen Jägerin werden sollte. Ihre Ausbildung war beinahe abgeschlossen, als sie verschwunden ist.“ „Verschwunden?“ blinzelte Michiru, „Ich dachte, ihr hättet sie geschickt?“ Bruder Takumi machte ein ernstes Gesicht. Michiru sah ihm an, dass er offenbar wichtige Informationen bekommen hatte und Zusammenhänge verstand, die er bisher nicht kannte. Und doch schien er irgendwie damit gerechnet zu haben, denn er blieb erstaunlich gefasst. „So war der ursprüngliche Plan“, setzte er sich wieder zu ihr, „Nach Beendigung ihrer Ausbildung sollte Haruka ihr Ziel sein. Sie weiß alles von dieser Vampirin, was es in diesen Mauern gibt. Jahrhunderte ihrer blutigen Taten lernte sie auswendig, ihren Ursprung, ihre Art und ihr Wesen. Sie war die ultimative Waffe gegen Haruka, denn sie hat ihr Leben lang nichts anderes getan, als den Vampir zu studieren. Doch dann verschwand sie. Ohne ein Wort, ohne jede Spur.“ „Niemand hat sie geschickt“, begriff Michiru in diesem Moment, „Sie ist bei Haruka, weil sie bei ihr sein will…“ „Diesen Anschein hat es leider“, bestätigte Bruder Takumi, „Und ich hoffe der Grund dafür ist nicht, dass sie das Geheimnis entschlüsselt hat.“ Da traf es Michiru wie ein Blitzschlag. Plötzlich verstand sie jegliches Handeln von Yuri und erkannte, was von Anfang an deren Plan gewesen war. „Doch“, flüsterte sie, „Ich fürchte, genau das hat sie...“ Kyosuke starrte Yuri an. Er hatte die Bestätigung, welche er benötigte, um alles zu wissen. Wirklich überrascht war er jedoch nicht. Dennoch angetan genug, dass er sich in eine sitzende Position kämpfte, um seinem Gegenüber seine volle Aufmerksamkeit zu widmen. „Du willst sie also für dich, aber dein Plan wird nicht aufgehen“, sagte er ruhig, fast ein wenig überlegen, „Auch wenn du ihr noch so viel bieten kannst – sie hat nur Augen für Michiru!“ „Sie wird von diesem Mädchen genauso angezogen, wie Michiru von ihr“, grinste Yuri, „Vampire empfinden keine Liebe. Alles was sie fühlt ist, dass ihre kühnsten Träume sich erfüllen, wenn sie dieses Mädchen zu ihrem Opfer macht. Wie eine Motte das Licht, lockt die in Michiru schlummernde Kraft Haruka und nur das verbindet sie mit ihr.“ „Und trotzdem lockt es sie zu Michiru und dich sieht sie nicht“, grinste Kyosuke ebenfalls, „Du bist wertlos für sie. Sogar dein großes Geheimnis wird sie irgendwann ohne deine Hilfe enthüllen. Sie hat alle Zeit der Welt.“ „Ich kenne nicht nur das Geheimnis jener Kraft“, kam Yuri ganz dicht zu ihm und lehnte sich vor, „Ich trage sie auch selbst in mir! Genau wie Michiru!“ Jetzt war Kyosuke überrascht. „Du trägst sie auch in dir?“ forschte er neugierig, „Und warum hat Haruka das nicht erkannt? Sie hat dich gebissen und dich zum Halbling gemacht – warum zieht es sie bei Michiru an und bei dir bemerkt sie es nicht einmal?“ „Weil ich mein Leben lang gelernt habe, es zu kontrollieren“, war die klare Antwort, „Und sogar für mich zu nutzen. So hab ich sie finden können. So fand ich Ayame und so fand ich Haruka. Mir war klar, dass Haruka mich nicht einfach so mit offenen Armen empfangen würde, also habe ich ein wenig rumgetrickst und das eine oder andere kleine Schauspiel konstruiert, um an sie heran zu kommen. Das sie dennoch so misstrauisch mir gegenüber sein würde, hatte ich allerdings nicht erwartet.“ „Sie hat nicht mitgespielt, hm?“ konnte er sich ein Lachen nicht verkneifen, „Hast du wirklich geglaubt, du tauchst auf und wickelst sie ein? Haruka? Lachhaft! Dieses Biest ist derart unberechenbar, dass sie sich selbst nicht traut!“ „Für mich ist sie das nicht“, prahlte Yuri schon beinahe, „Ich muss nur den richtigen Moment abwarten, ihr mein Angebot zu unterbreiten. Dann habe ich gewonnen. Ja, es gab einige kleine Lücken in meinem Plan, ich musste ein paar Rückschläge einstecken, aber am Ende bekomme ich doch genau das, was ich einzig und allein wollte!“ „Du bist noch viel schlimmer als Haruka“, raunte Kyosuke, „Ich komme ja beinahe in Versuchung dem Miststück zu gönnen, dass du sie in deine Arme zerren kannst.“ „Und was hast du mit Michiru vor?“ wollte er weiter wissen, „Denkst du wirklich, Blondie wird sie so einfach aufgeben und für immer vergessen?“ „Sie ist doch ein nettes Spielzeug“, entgegnete Yuri lapidar, „Und wenn sie wirklich ein Vampir wird, dann wird sie sich sowieso von Haruka abwenden, weil sie die ganze Wahrheit kennt und dann auch die Macht hat zu gehen.“ „Und natürlich hast du dafür gesorgt, dass Michiru die Wahrheit kennt“, bemerkte Kyosuke, „Du bist wirklich viel schlimmer als Haruka. Sogar sie besitzt Stolz und einen gewissen Stil.“ „Stolz hat noch niemanden ans sein Ziel gebracht“, zuckte Yuri mit den Schultern, „Mir ist jedes Mittel Recht. Sofern es mich nur an mein Ziel bringt!“ „Und was genau hast du jetzt vor?“ wollte er wissen, „Wie willst du Haruka davon abbringen dich zu töten und sich stattdessen in deine Arme zu schmiegen?“ „Es wird sich ergeben“, erklärte Yuri, „Zuerst werde ich Michiru aufsuchen und mit ihr sprechen. Danach weiß ich, ob ich sie noch brauchen kann oder ob ich vielleicht schon am Ziel bin.“ „Du willst jetzt zu ihr gehen?“ fragte Kyosuke, da sie direkt zur Tür ging, „Also bist du nur hier gewesen, um mit deinen Machenschaften zu prahlen! Du brauchst den Beifall, um dir selbst zu bestätigen, wie genial du bist.“ „Ich brauche keinen Beifall von einem sterbenden Werwolf“, brachte Yuri gelangweilt hervor, „Ich hab einfach gern das letzte Wort.“ „Du willst einen Triumph auskosten, den du noch gar nicht bekommen hast“, lachte Kyosuke, „Und das wirst du auch nicht! Denk an meine Worte, wenn es so weit ist, kleine Sklavin!“ Er lachte und sie verließ ohne ein weiteres Wort die Wohnung. Selbst als sie auf die Straße trat, hörte sie ihn immer noch lachen, doch ihrer inneren Zufriedenheit tat das keinen Abbruch. Was wusste dieser Wolf schon? Nur weil er Haruka ein paar Jahrzehnte gejagt hatte, kannte er sie nicht besser als Yuri das tat. „Wenn ich Michiru dazu bringen kann, zurück zu kommen, dann gehört der Sieg mir“, murmelte sie vor sich hin, „Wenn sie nicht mit mir kommt, muss ich es eben riskieren.“ Sie machte sich auf den Weg zum Kloster. Das Michiru nicht mehr bei Reijka war, wusste sie bereits. Zum einen, war Harukas Massaker ihr nicht verborgen geblieben und zum anderen, hatte Michiru bereits davor klargestellt, dass sie fortgehen würde. In weiser Voraussicht hatte Yuri ihr gegenüber das Kloster erwähnt. Sie war sich sicher gewesen, dass Michiru irgendwann dort Zuflucht suchen würde, sollte es wirklich zu einer Flucht kommen. Und je näher sie ihrem einstigen Zuhause kam, desto sicherer war Yuri sich, das die von ihr Gesuchte auch wirklich dort war. Michiru und Bruder Takumi sahen sich an. Es herrschte eine bedrückende Stille in dem riesigen Kellergewölbe und der Mönch fand als erster den Mut, sie zu unterbrechen. „Sie kennt das Geheimnis?“ fragte er fassungslos, „Hat sie das etwa gesagt? Ich meine…wie können sie so sicher sein?“ „Yuri ist der Grund, warum jetzt alles ist wie es ist“, gab Michiru leise zurück, „Sie war es, die mich davon überzeugt hat, dass ich Haruka verlassen muss. Genau genommen hat sie immer alles beeinflusst, seit sie damals aus dem Nichts aufgetaucht ist.“ Sie sah den Bruder an und der verstand sofort, dass Michiru nun bereit war, frei zu reden. „Yuri hat mich vor einem Werwolf gerettet“, begann sie zu erzählen, „Ich war schockiert, wie furchtlos sie sich dem Ungetüm in den Weg geworfen hat. Nun ist mir natürlich klar, warum sie keine Angst hatte. Sie hat mir das Leben gerettet und ich konnte sie doch nicht einfach so in der Nacht zurück lassen“, machte sie eine kurze Pause und murmelte dann schuldbewusst weiter, „Außerdem war ich unterwegs, ein Opfer für Haruka zu suchen, weil sie schwer verletzt war und…“ Sie brach ab und sah dem Mönch um Vergebung flehend in die Augen. „Ich weiß, ich habe schlimme Dinge getan“, wechselte sie das Thema, „Es wäre besser gewesen, Haruka hätte mich bei unserer ersten Begegnung gleich getötet. Ob ich nun diese, von Vampiren geschaffene, Kraft in mir trage oder nicht – was ich getan habe, ist nicht zu entschuldigen. Ich wusste wer und was Haruka ist und trotzdem habe ich die Augen vor allem verschlossen, was ich nicht sehen wollte.“ „So sind die Menschen“, erklärte Bruder Takumi mitfühlend, „Sie gehen mit offenen Augen durchs Leben und sehen doch nichts. Sie haben sich keines Vergehens schuldig gemacht, dass nicht auch jeder andere Mensch in seinem Leben mehr oder weniger schlimm begeht. Es liegt in der Natur unserer Spezies, Dinge zu übersehen.“ „Etwas zu übersehen ist das Eine“, schüttelte Michiru den Kopf, „Etwas absolut nicht wahrhaben zu wollen und darum standhaft zu leugnen, etwas vollkommen anderes. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie Haruka getötet hat. Ich habe gesehen, wie kalt und manchmal schrecklich grausam sie ein Leben beendet und habe ihr doch die einzige Freundin überlassen, die ich noch hatte. Ich habe sogar am eigenen Leib erfahren, wie unberechenbar und gefährlich sie ist und trotzdem habe ich ihr jede Lüge geglaubt, die sie mir erzählt hat. Denn trotz allem was ich wusste, habe ich mich in sie verliebt und ihr damit alle Macht über mich gegeben.“ „Aber sie sind nun hier“, sprach Takumi beruhigend auf sie ein, „Sie haben das Böse, das sie bereits so stark infiziert hat, besiegt und sind hierher geflohen, um noch Schlimmeres zu verhindern. Das ist beinahe mehr wert, denn es zeigt wie stark das Gute in ihnen ist.“ „Aber ohne Yuri wäre ich gar nicht hier“, gab Michiru zu, „Nur weil sie immer wieder Zweifel in mir geweckt hat, bin ich ins Wanken gekommen. Ich wollte Haruka gar nicht verlassen. Ich wollte bei ihr sein und werden wie sie!“ Ihre Stimme klang verzweifelt und war geschwängert von Schmerz. „Selbst jetzt, nachdem ich schon Tage fort bin von ihr und mich heute endlich wieder wie ein Mensch fühle, spüre ich noch immer ihre Nähe. Jede Berührung von ihr ist so präsent, dass ich sie beinahe fühlen kann. Ich höre ihre Stimme und sehe ihr Gesicht, als stünde sie direkt vor mir. Und ich wünsche mir, sie käme mich holen und alles wäre wieder wie früher.“ „Vielleicht wird sie sie holen kommen“, wurde Bruder Takumi jetzt todernst, „Sehr wahrscheinlich sogar wird sie das tun. Doch solange sie das Kloster nicht verlassen, kann sie sie nicht bekommen. Letzten Endes liegt es an ihnen, wie sie sich entscheiden. Einen großen Schritt in Richtung Licht haben sie getan, also zweifeln sie nicht an ihrem nächsten Schritt, sondern gehen sie ihn!“ Er ging um den Schreibtisch und holte das Buch von dort. Nachdem er es an seinen Platz zurück gestellt hatte, löschte er die Kerzen und stellte einige davon wieder in die Regale, aus denen er sie vorher genommen hatte. Wortlos beobachtete Michiru ihn die ganze Zeit dabei. Als er wieder auf sie zukam, sah sie ihn fragend an. „Es ist egal aus welchem Grund sie hier sind“, erklärte er nochmals, „Sie sind es, also tun sie, was sie tun müssen. Lesen sie jedes Buch hier, wenn sie glauben, es bringt ihnen einen Nutzen. Nur seien sie vor Einbruch der Dunkelheit im Hauptgebäude!“ Die letzten Worte waren eine Warnung und guter Rat gleichermaßen. Bruder Takumi stieg die Treppen zum Garten hinauf und verabschiedete sich, oben angekommen, noch mal freundlich von Michiru. Dieses hätte noch so viele Fragen gehabt, doch gleichzeitig wusste sie, dass sie längst alle Antworten hatte, welche sie brauchte. Langsam erhob sie sich und schaute sich genau um. Sicherlich Tausende Bücher gab es hier, wenn nicht Zehntausende und Michiru wurde sich darüber bewusst, das Wissen zwar die größte Macht war, aber das mit großer Macht auch immer große Verantwortung einherging. Sie wusste eigentlich sowieso schon viel zu viel für einen normalen Menschen, der sie noch vor so kurzer Zeit gewesen war. Außerdem machte dieses Gewölbe ihr irgendwie Angst. Sie stellte sich vor, wie Yuri hier Tag und Nacht verbracht hatte und stellte fest, dass diese nicht nur stärker, sondern auch viel mutiger war, als Michiru selbst. Als eine Gänsehaut sich ihres Körpers bemächtigte und einen kalten Schauer über ihren Rücken laufen ließ, hatte sie es plötzlich furchtbar eilig, die steinerne Treppe hinauf zu kommen. Die Fackeln hatten bereits gebrannt, als sie mit Bruder Takumi das Gewölbe betreten hatte, doch selbst wenn es anders gewesen wäre, hätte Michiru sie jetzt nicht wieder gelöscht. Sie wollte nur so schnell wie möglich diesen Keller verlassen, alle seine finsteren Offenbarungen hinter der hölzernen Tür verriegeln und zurück ins Klostergebäude. Erst dort würde sie sich wieder richtig sicher fühlen. Sie verschloss die kleine Tür und schlug sich über den schmalen Weg durch das Gestrüpp zurück Richtung Hauptgebäude. Obwohl die Sonne noch schien, hatte Michiru ein ungutes Gefühl und kam sich beobachtet vor. Immer wieder sah sie sich um und verfluchte den Umstand, dass es auf der Rückseite des Klosters keine Gemüsebeete gab. Dort arbeiteten immer irgendwelche Mönche und Michiru würde sich nicht vorkommen, wie eine Maus in der Falle. Nicht eine Menschenseele befand sich in diesem verwilderten Stück Klostergarten und doch fühlte es sich an, als wäre sie nicht allein. Wie oft sie sich aber auch umsah, sie konnte niemals irgendetwas Ungewöhnliches entdecken. Gerade jedoch, als Michiru anfing sich sicherer zu fühlen, trat Yuri hinter einem alten Baum hervor und schnitt ihr damit den Weg ab. Ein leiser Aufschrei entwich Michiru, dann biss sie sich auf die Lippen. Die Fronten waren geklärt, Geheimnisse gab es nicht mehr, das war beiden bewusst. „Ich hoffe du verzeihst mir, dass ich dir nicht alles erzählt habe“, begann Yuri als erste zu sprechen, „Doch hätte ich dir gesagt, die Mönche, die mich aufzogen und ausbildeten, verraten zu haben, dann hättest du mir wohl kaum vertraut. Und ich konnte einfach nicht zulassen, dass du bekommst was immer mir bestimmt war!“ Sie lachte leise und sah Michiru genau in die Augen. „Versteh das nicht falsch. Es ist wirklich nichts persönliches, Chiru. Aber während ich mein ganzes Leben Vampiren und anderen Dämonen opfern musste, nur wegen meiner Erbsünde, konntest du deine Kindheit genießen und bis zu deiner ersten Begegnung mit diesen Mächten ein ganz normales Leben führen. Findest du nicht auch, mir steht ebenfalls etwas von diesem Glück zu, dass immer nur deines war? Du tauchst aus dem Nichts auf und nimmst dir, wofür ich mein ganzes Leben lang gearbeitet habe. Das ist nicht fair und darum konnte ich es nicht zulassen!“ „Du…bist nur meinetwegen aufgetaucht“, verstand Michiru in diesem Moment, „Es ging dir einzig und allein darum, die Macht in mir nicht Haruka zu überlassen, sondern für dich selbst zu bekommen.“ „Richtig und falsch“, grinste Yuri, „Es ging mir um dich, aber nicht darum deine Kraft Haruka vorzuenthalten. Wie du sicher erfahren hast, schlummert jene Kraft auch in mir. Und im Gegensatz zu dir kenne und beherrsche ich diese Kraft. Mein ganzes Leben habe ich damit verbracht, sie zu entschlüsseln und das Geheimnis zu ergründen, was genau für eine Kraft es ist und wie sie geweckt wird. Und gerade als ich endlich den Durchbruch erzielt habe und erkenne, dass ich nun den Lohn für alles bekommen würde, da erscheinst du auf der Bildfläche und erweckst die Kraft, ohne auch nur zu wissen, dass du sie überhaupt hast. In mich hätte sie sich verlieben sollen, verstehst du? Haruka ist mir bestimmt und keinem sonst auf der Welt. Nicht in der Vergangenheit und auch in Zukunft nicht! Sie und ich zusammen ergibt die ultimative Kraft. Nichts und Niemand hat uns etwas entgegen zu setzen oder könnte uns etwas anhaben.“ „Es war also nichts weiter als Eifersucht?“ war Michiru überrascht, „Du willst Haruka für dich? Dann nimm sie dir – ich will sie nicht mehr!“ „Nur leider will sie dich“, gab Yuri zurück, „Der Prozess hat bereits begonnen und kann nicht mehr gestoppt werden. Das Verlangen nach deinem Blut in ihr wird erst dann wieder aufhören, wenn sie dich verwandelt hat und du für immer ihr Geschöpf sein wirst. In dem Moment, in dem du zu deinem neuen Leben erwachst, erwacht auch die Kraft in dir zu ihrer vollen Stärke und zusammen mit dir besitzt Haruka auch sie. Genauso wird sich die Kraft in dir nie mehr zur Ruhe begeben, ganz gleich, wie lange und wie weit du dich von Haruka fern hältst. Ein Teil von dir und deiner Kraft ist bereits in ihr und der Rest von dir, wird immer nach diesem Teil suchen, um endlich wieder ganz zu werden…“ Dass die Lage im Grunde ausweglos war, hatte Michiru längst begriffen, doch diese klaren Worte von Yuri brachten eine Endgültigkeit, mit der Michiru nicht klar kam. Am liebsten hätte sie sich einfach ergeben und ihrem Schicksal gefügt. Wozu sich wehren, wenn sie nun doch auf ewig mit der Vampirin verbunden war? Doch dann riss sie sich zusammen und nahm eine selbstbewusste Haltung an. „Ich werde hier im Kloster bleiben“, sagte sie fest, „Du liebst Haruka schon viel länger als ich, also sollst du sie haben. Es steht dir frei alles zu tun, was du willst oder dir zutraust. Und wenn ich lange genug fort bin, dann verliebt sie sich vielleicht noch in dich.“ „Und du glaubst wirklich, ihre Liebe reicht mir?“ lachte Yuri, „Ich will nicht nur ihre Liebe! Ich will, dass sie wieder zu dem wird, was sie die ersten Jahrhunderte ihres Daseins war. Ich will, dass sie der unberechenbare Dämon ist, den alle Welt gefürchtet hat und das sie zusammen mit mir die Macht auskostet, die keinem anderen Vampir sonst vergönnt sein wird – es sei denn wir haben ihn geschaffen!“ Michiru wurde flau im Magen. Mit jedem von Yuris Worten fühlte sie sich unwohler, denn sie machten ihr immer deutlicher, dass sie nicht nur ein Schlüssel zum Sieg war, sondern auch der einzige Störfaktor, in Yuris Plan, mit Haruka zusammen eine Art Weltherrschaft aufzubauen. „Du bist also hier, um mich zu beseitigen“, stellte Michiru fest, „Obwohl ich Haruka gar nicht haben will, bin ich ein Hindernis für dich und du willst mich töten.“ „Du bist kein Hindernis“, erklärte Yuri hochmütig, „Und dich zu töten wäre wohl mit Abstand das Dümmste, was ich tun könnte. Ich bin einfach hier, um dich zu warnen. Haruka wird alles versuchen, dich hier heraus zu locken. Doch entscheidest du dich für sie, dann werde ich da sein und mir die Kraft deines Blutes holen, nachdem Haruka dich verwandelt hat. Und dann könnte es passieren, dass ich sogar sie töten muss...“ Michiru schluckte. Jegliche Farbe wich aus ihrem Gesicht und sie wusste genau, diese Worte waren ernst gemeint. „Ich bin, wie gesagt, nicht angewiesen auf die Macht in dir“, lächelte Yuri abfällig, „Ich und Haruka zusammen sind auch so stark genug. Aber wenn diese Macht erwacht, dann gehört sie mir und um an dich heran zu kommen, werde ich Haruka töten müssen.“ Michiru nickte zögerlich. „Ich werde das Kloster nicht verlassen“, versicherte sie eingeschüchtert, „Was auch immer Haruka versucht – diese Mauern werden von nun an mein Zuhause sein. Für den Rest meines Lebens.“ „Du nimmst meinen Platz ein und ich deinen“, grinste Yuri kühl, „Das ist nur fair, findest du nicht?“ Außer einem Nicken brachte Michiru nichts mehr zustande. „Gut“, machte Yuri sich zum Aufbruch bereit, „Sie wird kommen heute Nacht, sei dir dessen sicher. Also bereite dich gut vor!“ Dann verschwand sie durch das dicht gewachsene Grünzeug, ohne noch einmal zurück zu sehen. Michiru bekämpfte noch einige Sekunden das Zittern und die Angst, die ihren Körper gefangen hielten, dann rannte sie beinahe zum Klostergebäude. Sie stürzte in die kühlen Gänge, lief direkt in ihr Zimmer und warf sich atemlos aufs Bett. Erst da entspannte ihr Körper sich ausreichend und sie begann zu weinen. Kapitel 37: Schutzlos --------------------- 37. Schutzlos Reijka lag auf ihrem Bett und starrte an die Decke. Ihre Augen waren stark gerötet und angeschwollen und man sah, dass sie viel geweint hatte. Sie konnte noch immer nicht fassen, was vor zwei Tagen hier geschehen war. Die Polizei sprach von einem Wahnsinnigen oder einem Monster, doch Monster gab es nicht. Niemals zuvor hatte Reijka etwas derart schreckliches gesehen. So viel Blut und tote Menschen. Einige ihrer Freunde waren getötet worden, andere schwer verletzt. Und Michiru war verschwunden. Keiner konnte sagen, ob sie noch lebte oder nicht. Immer wieder fragte Reijka sich, was geschehen war. Niemand hatte etwas gesehen, erst, als diese armen jungen Leute bereits tot waren. Auch wenn sie eine Party gefeiert hatten und sowohl Musik als auch die Menge an Menschen, wohl einiges an Geräuschen verschluckt haben mochten – es war einfach vollkommen unmöglich, derart still und heimlich mehrere so schreckliche Morde zu begehen. »Was ist nur mit Michiru passiert?« fragte sie sich immer wieder, »Ob sie wirklich etwas damit zu tun hat und deswegen verschwunden ist?“ Glauben konnte Reijka das nicht, doch die Polizei hatte alles abgesucht und jeden befragt, aber niemand hatte Michiru gesehen oder wusste, wo sie hin war. Auch die schrecklichen Morde hatte niemand beobachtet, geschweige denn irgendetwas anderes Verdächtiges. Auf jeden Fall war Michiru irgendwie in die Sache verwickelt. Entweder war auch sie zum Opfer geworden oder aber sie kannte den oder die Täter. Es gab keine andere Erklärung für ihr spurloses Verschwinden. Reijka hörte, wie es an der Tür läutete und wenig später Schritte sich näherten. „Miss Reijka?“ klopfte ein Diener leise an die Tür, „Eine junge Dame wünscht sie zu sprechen. Sie sagte nur, ihr Name sei Yuri. Ich glaube sie war an jenem schrecklichen Abend ebenfalls hier anwesend.“ »Yuri?«, schoss es ihr siedend heiß in die Glieder, »Das ist doch Michirus Bekannte. Sie war hier an dem Abend?« Flink erhob Reijka sich und ging an die Tür. „Bitte führen sie sie her zu mir“, gab sie zum Auftrag, „Und geben sie Bescheid, dass man uns Getränke bringt.“ Der Diener verschwand und Reijka richtete das Nötigste her. Man sah ihr und auch dem Zimmer an, dass sie seit Tagen nur im Bett gelegen hatte und unter normalen Umständen, hätte sie jetzt sicher niemanden empfangen. Normal war aber nichts mehr, seit diese Morde geschehen waren und Yuri wusste vielleicht etwas von Michiru. Kurze Zeit später klopfte es erneut und nachdem Reijka ein „herein“ gerufen hatte, trat Yuri ins Zimmer. „Weißt du irgendetwas von Michiru?“ wollte Reijka gleich völlig aufgeregt wissen, „Geht es ihr gut? Bitte sag, dass ihr nichts geschehen ist!“ Yuri zögerte einen Moment. „Michiru lebt“, sagte sie dann, was ein erleichtertes Aufatmen ihres Gegenübers zur Folge hatte, „Aber das wird nicht mehr lange der Fall sein, wenn sie keine Hilfe bekommt.“ Reijka wurde blass. „Was ist passiert?“ fragte sie besorgt, „Ist sie etwa verletzt? Sie haben 3 Mädchen mit schlimmen Halswunden gefunden. Ist Michiru etwa dasselbe passiert? Aber wo ist sie?“ „Sie ist nicht verletzt“, verneinte Yuri, „Aber das, was diese Halswunden verursacht und die anderen getötet hat, ist auch hinter Michiru her. Sie ist geflohen und wenn wir sie nicht vor ihrem Verfolger finden, dann wird sie einen grauenvollen Tod sterben.“ „Wovon sprichst du?“, war Reijka entsetzt, „Was hat diese Menschen getötet? Das kann doch kein normaler Mensch gewesen sein.“ „Es war auch kein Mensch“, erwiderte Yuri, „Dieses Wesen verbirgt sich zwar hinter der Fassade eines Menschen, doch ist es keiner. Es lebt bereits seit Jahrhunderten in dieser Stadt und hat unzählige Menschen getötet in dieser Zeit. Jetzt ist es hinter Michiru her und wird sie ebenfalls töten.“ „Aber was ist es?“ klang Reijka verzweifelt, „Was wird hunderte von Jahren alt und zerreißt jungen Frauen die Halsschlagader?“ Yuri sagte nichts und sah sie nur an. Reijka hatte anhand ihrer eigenen Worte scheinbar bereits einen Verdacht, doch man sah ihr an, dass sie diesen wohl für zu fantastisch hielt. „Das kann nicht sein“, schüttelte sie den Kopf, „So etwas wie Vampire gibt es nicht!“ „Und doch war es einer“, bekundete Yuri, „Und glaub nicht, es gibt nur diesen einen.“ „Du machst dich lustig über mich“, wurde Reijka etwas ärgerlich, „Es gibt keine Vampire, verdammt. Das hier ist die Realität und nicht Hollywood!“ Yuris ernstes Gesicht jedoch und das sie auch sonst kaum eine Regung zeigte, verunsicherten sie so sehr, dass sie wirklich nicht mehr wusste, was sie denken sollte. Was vor einigen Tagen hier passiert war, erschien tatsächlich wie direkt aus einem Horrorfilm. Und doch war es real. Es war geschehen und bisher hatte es von keiner Stelle eine Erklärung gegeben. Die Ärzte, die sich um die drei Mädchen kümmerten hatten nur gesagt, dass sie so etwas noch nie gesehen hätten und die Polizei, dass wohl irgendwo ein Wahnsinniger aus einer Anstalt entkommen sei. Das klang nicht wirklich plausibel und warf eine Menge Fragen auf, aber Vampire? Das klang doch ein wenig zu fantastisch. Doch Yuris Gesichtsausdruck verleitete Reijka dazu, ihr zu glauben. „Ein Vampir also?“ fragte sie, nachdem sie tief Atem geholt hatte, „Sagen wir, es gibt so etwas wie Vampire wirklich und einer oder mehrere haben das hier an jenem Abend getan – wie sollen wir Michiru vor einem Vampir retten? Hast du mal Dracula gelesen? Ganz oben auf der Liste dieser Blutsauger stehen junge Mädchen und Frauen. Kurz gesagt ich und du!“ „Wir zwei allein können natürlich nicht viel tun“, entgegnete Yuri, „Aber es gibt noch andere, außer uns, denen etwas an Michiru liegt.“ „Du meinst ihren Ex-Freund?“ verstand Reijka sofort, „Und du glaubst wirklich, der hilft uns? Sie haben sich schließlich getrennt.“ Yuri konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Scheinbar hatte Michiru selbst in den Tagen, die sie bei Reijka gewohnt hatte, diese nicht darüber aufgeklärt, dass Haruka eine Frau und kein Mann war. „Haruka wird uns sicher helfen“, erklärte sie fest, „Die Frage ist nur, ob du mir hilfst.“ „Natürlich helfe ich“, erklärte Reijka entschlossen, „Ich mach mich kurz frisch und dann machen wir uns sofort auf den Weg zu Michirus Ex.“ Sie verschwand durch eine Tür in ein angrenzendes Bad. Im selben Moment klopfte es an die Zimmertür und sie rief den Butler aus dem Bad heraus zu, dass er herein kommen könne. Yuri sah zu, wie der Butler ein Tablett mit Getränken abstellte und sofort wieder verschwand. Dann sah sich genauer in dem Zimmer um. »Kann man so nach Geld stinken?«, dachte sie abfällig, »Aber all ihr Geld wird sie jetzt auch nicht mehr retten können…« Nur kurze Zeit später kam Reijka aus dem Bad zurück. „Weißt du, wo dieser Haruka wohnt?“ fragte sie und Yuri nickte. „Dann nichts wie los!“ Sie ging voraus und Yuri folgte ihr, bis sie das Haus und die lange Auffahrt hinter sich gelassen hatten. Danach übernahm Yuri die Führung. Es war nicht gerade ein Katzensprung, bis zu Harukas Haus, doch fast die ganze Zeit über sprachen sie kaum ein Wort miteinander. Reijka war in Gedanken versunken und fragte sich, ob sie wirklich einem Vampir gegenüber treten mussten, um Michiru zu retten. So ganz glaubte sie diese Geschichte noch immer nicht, doch von Grund auf Zweifel hatte sie auch nicht mehr. Irgendwann aber, kam sie mit ihrer Gedankenflut nicht mehr klar und sprach Yuri doch an. „Es wird bald dunkel“, sagte sie, „Ist es nicht dumm, ausgerechnet bei Nacht auf die Jagd nach einem Vampir zu gehen?“ „Noch ist es hell“, antwortete Yuri, „Und außerdem haben wir wohl keine andere Wahl. Wenn wir bis morgen warten, ist Michiru vielleicht schon tot.“ Reijka biss sich auf die Lippe. „Du hast Recht“, gab sie zu, „Das wäre wohl sehr wahrscheinlich. Ist es denn noch weit? Wo wohnt dieser Haruka denn?“ „Wir sind schon da“, sagte Yuri und blieb stehen. Sie hatten das Tor zur Auffahrt des Hauses erreicht und Reijka war sichtlich angetan. „Scheint auch kein schlechter Fang zu sein dieser Typ“, bemerkte sie, „Nach Normal-reich sieht das jedenfalls nicht aus.“ „Haruka hat einiges zu bieten, falls du das meinst“, sah Yuri sie an, „Ich bin mir sicher mehr, als dein Superverlobter.“ Sie setzte sich wieder in Bewegung und Reijka lief ihr nach. „Ich gestehe, meine Neugierde ist geweckt“, gab sie zu, „Warum hat Michiru so einen super Typ verlassen? Ist er vielleicht ungebildet? Oder hässlich?“ „Du wirst es gleich sehen“, winkte Yuri ab. Ihre Stimmung hatte sich geändert und sie schien nervös zu sein. Reijka jedoch fiel das gar nicht auf. Sie war zu beschäftigt damit, sich genauestens umzusehen und sich in ihrer Vorstellung ein Bild von Haruka zu Recht zu legen. Erst als sie die Haustür erreichten und Yuri sie einfach öffnete um einzutreten, wurde sie stutzig und blieb stehen. „Was hast du?“ sah Yuri sie an, „Los komm rein, es wird dunkel!“ „Du gehst einfach so ins Haus?“ blieb Reijka aber im Türrahmen stehen, „Bist du so vertraut mit Michirus Ex-Freund, dass du ohne Klingeln oder Klopfen einfach sein Haus betrittst?“ Yuri zog die Augenbrauen hoch. »Ganz schön misstrauisch die hochnäsige Gans«, dachte sie, »Wohl doch schon ein paar schlechte Erfahrungen gemacht. Aber was dich hier erwartet, wird deine kühnsten Träume allerdings weit übertreffen.« „Wir sind gute Freunde“, gab sie zur Antwort, „Außerdem ist Haruka eingeweiht und weiß, dass Michiru gejagt wird. Also kommst du nun oder willst du hier Wurzeln schlagen?“ „Das klang vorhin aber nicht so, als wüsste er bereits Bescheid“, wurde Reijka deutlich misstrauisch, „Hast du mir vielleicht noch irgendetwas verschwiegen?“ „Ich habe dir nichts verschwiegen“, stöhnte Yuri entnervt, „Und falls du Fragen hast, werde ich sie dir gerne beantworten, nur komm endlich rein!“ Sie fasste Reijkas Hand und zog sie einfach mit sich. „Nicht so schnell“, protestierte diese, „Willst du denn die Tür nicht wieder verschließen?“ „Vampire brauchen keine Tür, um in ein Haus zu gelangen“, klang Yuri nun fast arrogant und blieb stehen, „Sie holen sich, was sie wollen, es sei denn, man wehrt sich!“ Sie hielt noch immer Reijkas Handgelenk fest und diese zog ihren Arm jetzt mit einem „Ach ja, tun sie das?“ weg. Zwar ließ Yuri das geschehen, doch abhauen konnte Reijka trotzdem nicht mehr. Die Haustür knallte hinter ihnen zu, so dass beide herumschwangen und direkt in Harukas grinsendes Gesicht sahen. „Genau das tun sie“, wurde ihr Grinsen breiter, „Sie holen sich, was sie wollen!“ In der nächsten Sekunde hatte sie Reijka in den Haaren gepackt, ihrem Kopf nach hinten gezogen und zugebissen. Die schrie einmal kurz auf und verlor das Bewusstsein. Nach nur wenigen Sekunden ließ Haruka wieder von ihr ab und schleuderte sie Yuri entgegen, die sie auffing. „Nicht sehr belastbar“, murrte sie verächtlich, „Das soll eine Freundin von Michiru sein? Wird gleich ohnmächtig vor Schreck.“ „Sie ist es“, bejahte Yuri, „Sie wohnt in dem Haus, wo du Michiru gefunden hattest. Vielleicht sind sie keine richtigen Freundinnen, aber sie kennen sich noch aus Kindertagen.“ „Und du glaubst, sie ist wichtig genug für Michiru, sie retten zu wollen?“ sah Haruka sie an, „Und sie aus diesem verfluchtem Kloster zu locken?“ „Wenn nicht, finden wir einen anderen Weg, sie dazu zu bringen“, bettete Yuri den reglosen Körper auf die Couch im Wohnzimmer, welches sie mittlerweile betreten hatten, „Und wenn wir das ganze Kloster dem Erdboden gleich machen müssen. Diese Mönche waren sowieso viel zu lange eine Gefahr für die Vampire!“ „Versuch nicht mir Honig ums Maul zu schmieren“, knurrte Haruka, „Ich konnte Kriecher noch nie leiden!“ „Ich krieche nicht“, erwiderte Yuri selbstbewusst, „Ich sagte, ich helfe dir, alles wieder ins Lot zu bringen und danach steht es dir frei, mit mir zu tun was du willst. Wenn das Ende mein Los ist, dann ist es so.“ „Immerhin bist du kein Feigling“, reagierte Haruka weit weniger agressiv, „Wie geht es deinem Schoßhündchen mittlerweile? Lebt der überhaupt noch?“ „Er ist nicht mein Schoßhund!“ knurrte Yuri nun angriffslustig, „Es war dein Irrsinn mit Michiru! Dieser animalische, instinktive Trieb, der mich wie eine Welle überrollt und dazu getrieben hat, verdammt!“ „Ein wahrhaft berauschendes Gefühl, nicht wahr…?“ grinste Haruka süffisant, „Ich wollte, dass ihr alle teilhabt daran. Wenn ich auch nicht damit gerechnet habe, dass du gleich anspringst, was sich gerade bietet. Erstaunlich starke Reaktion dafür, dass du dich meinem Einfluss bis dahin immer so gut entziehen konntest…“ „Willst du mir damit was Bestimmtes sagen?“ wurde Yuri nun leicht bissig, „Ich war unvorbereitet auf so etwas – das ist alles.“ „Was sollte ich dir damit sagen wollen?“ lachte Haruka, „Es war nur die Bestätigung dafür, dass du dich meiner Macht am Ende doch nicht widersetzen konntest, denn seither bleibt mir nichts mehr verborgen, was ich erfahren will.“ Yuri sah ihr in die Augen und war sich bewusst darüber, dass die Vampirin von ihrem kleinen Ausflug zum Kloster wusste. Sie hielt dem Blick stand und fragte sich, ob Haruka alles wusste oder nur, dass Yuri dort gewesen war. Wenn sie wirklich alles wusste, dann war das vielleicht der Grund für ihre, fast schon nette, Art die ganze Zeit. So eine Art Ruhe vor dem Sturm. Wenn sie wirklich wusste, dass Yuri alles getan hatte, Michiru für immer von Haruka fort zu bringen, dann würde sie wohl, binnen der nächsten Minuten oder sogar nur Sekunden, ihr Leben aushauchen. Doch nichts dergleichen geschah. „Ich werde jetzt Michiru einen Besuch abstatten und sie über die Lage ihrer Freundin aufklären“, lächelte sie stattdessen freundlich, „Du kümmerst dich um die da und das sie nicht plötzlich hier durch die Gegend wandert. Bind sie von mir aus irgendwo fest. Wenn ich zurückkomme, will ich mit ihr reden!“ Sie drehte sich um und löste sich auf. Yuri starrte noch kurz auf die Stelle, an der Haruka gerade noch gestanden hatte. »Auch wenn du am Ende doch kein gelungenes Experiment warst«, grinste sie zufrieden, »Deine Zigeunermagie macht dich einzigartiger, als jede Vampirzüchtung es je könnte…« Sie sah auf die bewusstlose Reijka und ihr Grinsen wurde breiter. „Na dann, Madam Hochnäsig“, sagte sie vor sich hin, „Werd ich dich mal auf die Erfahrung deines Lebens vorbereiten.“ Sie hob Reijka von der Couch und schleppte sie die Treppe hinauf in die obere Etage. Michiru hatte lange auf dem Bett gelegen und geweint. Alles, was sich in den letzten Wochen und Monaten in ihrem Leben ereignet hatte, war mit einem Mal auf sie herein gebrochen, hatte sie Verbindungen zu Ereignissen aus ihrer Kindheit und Jugend begreifen lassen und bis auf eine einzige, verbleibende Frage eigentlich alles beantwortet. Was für eine Kraft oder Macht war es, die sie, wie einige andere auch, in sich trug, welche in ihr jedoch zum ersten Mal wirklich erwacht war? Was war es, wonach alle Vampire suchten und dem sie nicht widerstehen konnten, fanden sie einen Träger dieses Mysteriums? Plötzlich waren alle Gedanken und Fragen wie weggeblasen. Einfach beiseitegeschoben und verdrängt, von etwas viel Größerem, Machtvollerem. »Haruka!« schoss Michiru hoch, »Sie ist hier!« Geschockt sah Michiru sich um, bis ihr bewusst wurde, dass die Blondine unmöglich hier im Zimmer sein konnte. Dieses Gebäude stand auf heiligem Boden und das bedeutete einen schmerzhaften Tod für jeden Vampir, der sich darauf hervor wagte. Und dann verstand Michiru die gefühlsmäßige Botschaft. Haruka war irgendwo draußen vor den Mauern und rief sie zu sich. Es war keine Bitte, sondern ein Befehl und Michiru spürte sehr deutlich, dass sie ihm, trotz der Tage Heilungsphase, die sie bereits hatte und den schützenden Klostermauern, nicht lange widerstehen können würde. Noch etwas zögernd erhob sie sich vollends vom Bett und trat an das kleine Fenster, um hinaus zu sehen. Es ging auf Vollmond zu und die Nacht war außergewöhnlich hell. Trotzdem war der riesige Klostergarten absolut unübersichtlich und lag in Schatten und Finsternis. Der Gedanke dort hinaus zu gehen, machte Michiru mehr als Angst. Trotzdem verließ sie nur wenig später das Zimmer und schlich leise durch die leeren Gänge. Als sie die Tür zum Garten erreichte, zögerte sie nochmals kurz. »Wenn ich zu ihr gehe, kann es das Ende von allem sein…« Und doch konnte sie sich nicht dagegen wehren. Der Ruf der Vampirin war einfach zu deutlich und klar, zu stark, sich ihm zu widersetzen oder gar zu entziehen. Also öffnete Michiru langsam die Tür und schritt hinaus in die Nacht. Mit jedem Schritt spürte sie deutlicher Harukas Nähe und wusste genau, wohin sie gehen musste. Seltsamerweise jedoch lockte die Vampirin sie nicht zum Eingangstor des Klosters, sondern zur Mauer an der Rückwand. Hier gab es keinen Eingang und Michirus Angst wuchs. Hektisch suchten ihre Augen die Gegend ab, denn sie fürchtete plötzlich, dass die Blondine sich tatsächlich innerhalb der Mauern befand. Sie wusste zwar, das war eigentlich unmöglich und doch war sie sich beinahe sicher, dass es so war. Dann jedoch hörte sie Harukas leises Lachen und es drang durch einen kleinen Spalt in der Mauer. Er war kaum groß genug, um hindurch zu sehen, doch die Worte, die auf der anderen Seite gesprochen wurden, waren klar und deutlich zu verstehen. „Einen Moment lang hast du wirklich geglaubt, ich habe die Kraft das Kloster zu betreten“, klang Haruka leicht amüsiert, „“Aber glaub mir – das ist es nicht, was die Macht in dir zu geben vermag.“ „Du weißt es also wirklich?“ fragte Michiru leise, „Es ging dir von Anfang an nur um diese Macht und niemals um mich.“ Sie schluckte und kämpfte wieder gegen Tränen, die ihr in die Augen stiegen. „Ich weiß es, ja“, kam es von der anderen Seite der Mauer, „Einiges wusste ich von Anfang an, anderes hat sich erst zu einem Ganzen zusammengefügt im Laufe der Zeit. Einiges hat sogar mich überrascht, aber das ändert nichts daran, dass du es bist, die ich will Michiru!“ „Mich?“ schluchzte diese leise, „Wie kann ich dir das noch glauben? Wie soll ich noch irgendetwas glauben, nach allem, was ich nun weiß?“ Sie legte ihre Hand auf die kalten Mauersteine und versuchte irgendetwas zu fühlen, von all dem traumhaft Schönem, was sie mal bei Haruka gefühlt hatte. „Auch Yuri trägt diese Macht in sich“, legte Haruka ebenfalls ihre Hand gegen die Mauer, was Michiru deutlich spürte, „Sie läuft nicht davon und ginge es mir allein um diese Macht, bräuchte ich dich nicht. Was in Yuri ruht, zieht mich nicht an, also kann das in dir ruhende doch nicht das einzige sein, was mich zu dir zieht, Michi. Glaubst du das nicht auch?“ Michiru wollte etwas sagen, doch sie biss sich auf die Unterlippe, denn sie konnte es nicht zulassen. Nur zu gerne wollte sie das glauben und das, was sie gerade durch die Mauer so deutlich fühlen konnte, wollte sie das noch mehr glauben machen. Sogar das, so sanfte und weiche in Harukas Stimme, dass Michiru immer so glücklich gemacht hatte, war wieder da. Und doch wusste Michiru, so einfach war es nicht. Würde sie jetzt zu der Vampirin zurück gehen, dann waren alle umsonst gestorben und in Zukunft würden noch viel mehr Unschuldige sterben, denn es war zu viel Böses in der Macht, die geweckt würde. „Ich würde so gerne glauben, dass wir zusammen glücklich werden können“, flüsterte sie dann schmerzlich, „Aber das können wir nicht, Ruka. Du bist was du bist und werde ich wie du, dann werden wir diese geheimnisvolle Kraft dazu benutzen, viele Leben zu beenden. Wie sollte ich unter solchen Umständen noch Glück empfinden? Bitte versteh das. Ich kann das einfach nicht vor mir selbst verantworten.“ Die warme, gefühlvolle Verbindung, welche sie die ganze Zeit durch die kalten Steine gespürt hatte brach ab. „Du willst es nicht verstehen?“ klang Harukas Stimme jetzt wieder kalt und irgendwie endgültig, „Du kannst nicht weglaufen vor deinem Schicksal. Egal was du tust, egal wohin du gehst – du wirst immer das Ziel jedes Vampirs werden, dem du zu nahe kommst und ich kann nicht zulassen, dass ein anderer dich bekommt!“ „Was soll das heißen?“ wich Michiru erschrocken einen Schritt zurück, „Wenn ich nicht freiwillig zu dir komme, dann holst du mich mit Gewalt zurück?“ „Ich werde dich nicht anrühren, sagte ich“, drang Harukas Stimme schnurrend an ihre Ohren, „Du wirst freiwillig zu mir kommen und mich darum bitten, dich zurück zu nehmen. Ich habe nämlich einen kleinen Gast bei mir und wenn du dich mir weiterhin verweigerst, wird nicht nur Reijka einen langen, qualvollen Tod sterben, sondern alles und jeder, der irgendetwas mit diesem Kloster und seinen Glaubensbrüdern zu tun hat. Sag das auch deinem neuen Freund. Er weiß, dass ich nicht scherze, wenn es um diese Bruderschaft geht.“ „Bruder Takumi?“ Michiru war entsetzt darüber, dass Haruka Reijka gefunden hatte, doch dass der Mönch ihr scheinbar etwas Wichtiges verschwiegen hatte, schockierte sie weit mehr. „Du kennst Bruder Takumi?“ brachte sie aufgelöst hervor, „Aber…es ist 500 Jahre her, dass du in diesem Kloster deine Ausbildung begonnen hast!“ Wieder ein amüsiertes Lachen von jenseits der Mauer. In der nächsten Sekunde stand Haruka direkt vor ihr und sah ihr mit leuchtenden Pupillen direkt in die Augen. Ihre Hand verschloss Michirus Mund und erstickte den Schrei. „Du siehst es wäre mir ein leichtes, mir zu holen was ich will“, zischte sie gefährlich, „Frag deinen Bruder Takumi, was er dir verschwiegen hat. Und zögere nicht zu lange mit deiner Entscheidung, wenn Reijka nicht büßen soll, dass sie dich vor mir versteckt hat!“ In der nächsten Sekunde war sie verschwunden. Michiru stand allein in der kühlen Nachtluft und selbst zu spüren, war von der Vampirin nichts mehr. Das es aber niemals eine Flucht vor ihr geben würde, das war nun klar. Kapitel 38: Für und Wider ------------------------- 38. Für und Wider Yuri hatte Reijka in eines der Gästezimmer gebracht und dort ans Bett gefesselt. So konnte sie sich nicht selbstständig machen und Haruka konnte ohne Probleme auf sie zugreifen. Geknebelt hatte sie sie nicht, denn schreien war sowieso zwecklos. Keiner würde sie hier hören. Nachdem sie mit ihrer Aufgabe fertig war, ging Yuri wieder runter ins Wohnzimmer. Sie machte es sich gemütlich und sah in aller Ruhe einen Horrorfilm an. Angst vor Harukas Missfallen, hatte sie nicht mehr. Die Vampirin wusste, wer sie war und wonach sie dürstete und doch hatte sie von sich aus eine Art Waffenstillstand hergestellt. Sie sah keine Gefahr in Yuri und augenblicklich sogar eine engere Verbündete, als noch vor wenigen Tagen. Zwar hatte sie nach wie vor keine wirklichen Freiheiten, doch allzu kurz hielt Haruka sie auch nicht mehr. »Ganz gleich ob Michiru nun zurück kommt oder weiterhin flieht«, dachte sie zufrieden, »Ich werde bekommen, was ich will.« Der Werwolf Film, welcher gerade lief, erinnerte sie an Kyosuke und sie fragte sich, wie es ihm wirklich ging. Er ließ sich zwar nichts anmerken, aber Yuri war sich sicher, ihm war das alles nicht so egal, wie er tat. Genau wie sie, hatte er den größten Teil seines Lebens ein einziges Ziel verfolgt und mit einem Schlag war nicht nur dieses Ziel unerreichbar geworden, sondern auch alles wertlos, was er bis dahin geschaffen hatte. Sie konnte nicht glauben, dass er sich so einfach und ohne jede Emotion seinem Schicksal ergab. In diesem Moment spürte Yuri etwas und sofort darauf stand Haruka im Zimmer. Yuri sprang auf und sah sie ertappt an. „Ich habe Reijka oben ans Bett gefesselt“, brachte sie schnell hervor, beruhigte sich dann aber und blinzelte irritiert, „Sie ist wirklich nicht mit dir gekommen? Hast du ihr nicht gesagt, dass du die Schnepfe töten wirst?“ „Sie weiß noch nicht genug“, lag ein zufriedenes Grinsen auf Harukas Lippen, „Ein wenig wäre ich sogar enttäuscht von ihr gewesen, wenn sie es mir so einfach machen würde.“ „Aber sie wird alles erfahren bei den Mönchen“, war Yuri fassungslos, „Vielleicht sogar, wie leicht es für sie wäre dich und uns alle auslöschen jetzt, wo ihre Kraft einmal erwacht ist!“ „Genau darauf hoffe ich“, wurde Harukas Grinsen böse, „Wenn sie das begreift, wird sie versuchen wollen, diese Kraft für das Gute einzusetzen. Aber dazu muss sie zuerst ein Vampir werden…“ Yuri wusste nichts zu sagen. Sie wusste fast alles über Haruka. Auch über ihre Art und Handlungsweise, wie sie Dinge regelte oder aus der Welt schaffte, doch das was ihr jetzt offenbart wurde, hatte sie von der Vampirin nicht erwartet. Unnötige Spielchen zu spielen gehörte eigentlich nicht zu ihrer Art. Umso neugieriger war Yuri, was das nun sollte. „Du weißt, erkennt sie das Geheimnis und kommt freiwillig zu dir, dann wirst du die erste sein, die sie tötet, sofern sie erwacht“, brachte sie verwirrt hervor, „Ist es etwa das was du willst? Sterben? Das kannst du einfacher haben. Kyosuke wird das sicher gern für dich tun!“ „Sie wird mich nicht töten“, grinste Haruka, „Und dein Wolf hat überhaupt nicht mehr die Kraft dazu.“ Sie machte ein paar langsame Schritte, um durch die kurze Stille, ihre Worte schwerer wiegen zu lassen. „Du weißt genauso gut wie ich, dass es keine Garantie gibt, ob man sich nun freiwillig opfert oder nicht“, sagte sie ruhig, „Ayame versprach mir meine Menschlichkeit. Sie sagte, würde ich es freiwillig tun, würde mein Wesen sich nicht verändern und ich könnte bleiben, was ich bin. Doch ich wurde genauso kalt wie sie. Ich veränderte mich und der Rausch des Blutes ließ mich meine lebenslangen Ziele schnell aus den Augen verlieren.“ „Und wenn Michiru eine der wenigen ist?“ wollte Yuri wissen, „Wenn etwas Gutes in ihr erhalten bleibt, dann wird sie ihre Ziele nicht aus den Augen verlieren und zur größten Jägerin aller Zeiten werden.“ „So weit wird es nicht kommen“, entgegnete Haruka, „Das werde ich zu verhindern wissen. Und jetzt komm, wir wollen sehen, ob unser Gast wieder aufgewacht ist.“ Sie leckte sich kurz über einen ihrer Eckzähne und Yuri grinste kalt. Sie hatte Reijka von Anfang an nicht gemocht und folgte der Vampirin nur zu gern nach oben. Vielleicht war das sogar eine weitere Chance, Haruka noch mehr von sich und ihren Vorzügen zu überzeugen. „In welchem Zimmer ist sie?“ fragte die Blondine am oberen Ende der Treppe. „Das hintere natürlich“, bekam sie zur Antwort, „Ein wenig Horrorfilm Klischee musste einfach sein.“ „In allen anderen findet und hört sie genauso niemand“, murmelte Haruka, „Aber nun gut. Keiner soll behaupten, ich hätte keinen Sinn für Humor.“ Sie ging zum letzten Zimmer des Ganges links der Treppe und öffnete die Tür. Als sie das Zimmer betrat, zuckte Reijka mit einem Aufschrei zusammen und starrte sie dann entsetzt an. „Was ist hier passiert?“ fragte sie verängstigt, „Bitte helfen sie mir. Binden sie mich los!“ „Wenn man in einen Krieg zieht, muss man damit rechnen, in Gefangenschaft zu geraten“, schnurrte Haruka und trat langsam ans Bett, „Oder sogar zu sterben…“ Sie blieb neben dem Bett stehen und lächelte Reijka an. Die verstand die Welt nicht mehr und sah hilfesuchend zu Yuri, die an der Tür stehen geblieben war. „Was soll der Mist?“, schrie sie, „Du sagtest wir gehen zu Haruka und retten dann gemeinsam Michiru!“ „Aber sie hat dich doch zu mir gebracht“, zog die Vampirin wieder ihre Aufmerksamkeit auf sich, „Nur Michiru retten, das kannst du leider nicht…“ „Du…bist Haruka?“ presste Reijka fassungslos hervor, „Aber…du bist eine Frau!“ „Ganz Recht“, flüsterte die Blondine und lehnte sich zu ihr hinunter, „Eine Frau und auch der Vampir, vor dem du sie retten willst!“ Sie zog ihre Oberlippe zurück und entblößte ihr Raubtiergebiss. Reijka schrie entsetzt auf und warf schluchzend den Kopf auf die Seite. „Wie überaus freundlich von dir…“, säuselte Haruka und leckte genüsslich über die frische Wunde von vorhin, „…das du mir dein Blut freiwillig anbietest!“ Blitzschnell biss sie zu und Reijka schrie schmerzvoll auf. Sie weinte und zerrte winselnd an ihren Fesseln, doch sie war der Vampirin hilflos ausgeliefert. Yuri hatte ganze Arbeit geleistet und aus den Fesseln gab es kein Entkommen. Zufrieden sah Harukas Handlangerin dabei zu, wie diese Reijkas Blut trank und hätte nur zu gern selbst etwas davon gehabt. Ihre eigene Nahrungssuche war Recht kurz gekommen in letzter Zeit und sie verspürte deutlichen Hunger. Als Haruka von ihrem Opfer abließ und sich zu ihr herum drehte, wurde ihr Drang nach Blut noch viel größer. Völlig benebelt und fast wie in Zeitlupe sah sie die dicken Tropfen von Harukas Kinn fallen, ihr verschmiertes Gesicht und die roten Lippen, die zufrieden lächelten. Alles andere verschwand und ohne es zu wollen, trat Yuri vor Haruka und hob langsam die Hand. Die Vampirin sah ihr in die Augen und ihr Lächeln wurde verschlagen. Sie leckte sich etwas Blut von den Lippen und dann wieder über ihre scharfen Eckzähne. „Du willst es auch, nicht wahr…?“ wisperte sie, „Lass mich töten was von Ayame in dir ist und du sollst es haben…“ Yuri hatte Harukas Lippen berühren wollen und das Blut darauf, doch nun verharrte sie. Zum ersten Mal hatte sie das Gefühl, dass ihr Gegenüber keinerlei Abneigung gegen sie hegte. Das Gefühl des ersten Bisses war wieder gegenwärtig und Yuri spürte nur zu deutlich die Macht Harukas, die einzig dazu diente, ein Opfer zu umgarnen und willig zu machen. Ihr Atem beschleunigte sich und sie sehnte sich genauso nach einem Kuss mit diesen blutigen Lippen wie danach, ihr Blut herzugeben, um Harukas Saat in sich aufzunehmen. „Ich wollte immer nur dir gehören“, hauchte sie mit zitternder Stimme, „Ayame war nur Mittel zum Zweck. Dein Geschöpf wollte ich sein Haruka…“ „Ich weiß…“, schnurrte die Vampirin, „Niemand opfert sich für einen wildfremden Menschen einem Vampir, so, wie du es getan hast. Und doch imponiert mir deine Gier nach Macht und deine Zielstrebigkeit.“ „Bitte…“, flehte Yuri. Ihr Widerstand war gebrochen. Harukas Macht wirkte nun auch auf sie uneingeschränkt und hatte sie Vorsicht und Pläne vergessen lassen. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und berührte sacht Harukas Lippen mit den ihren. Sofort bei der ersten Berührung schloss sie die Augen und verführte ihr Gegenüber zu einem sanften Kuss. Die jedoch ließ sich nur bedingt darauf ein. Zwar ließ sie zu, dass Yuris Zunge sich kurz in ihren Mund schob, doch sofort nach der ersten Berührung ihrer Zungenspitzen suchten deren Lippen sich zielstrebig und schnell den Weg zu Yuris Hals. Die schrie nicht, als die Vampirin zubiss, seufzte nur einmal leise und hielt sich an ihr fest. Sie genoss das berauschende Gefühl von Harukas Macht und den stärker werdenden Keim des Vampirs in sich. Michiru saß Bruder Takumi gegenüber und sah ihn ernst an. „Sie war also wirklich innerhalb der Klostermauern?“ fragte der halb ungläubig, halb besorgt. Michiru nickte. Nachdem sie letzte Nacht in ihr Zimmer zurück geschlichen war, hatte sie kein Auge zugetan und am Morgen sofort den Mönch aufgesucht. „Sie stand direkt vor mir und es hat ihr absolut nichts ausgemacht“, sagte sie, „Und jetzt erzählen sie mir, woher sie Haruka kennen!“ Es war keine Bitte, doch Bruder Takumi fügte sich. „Also gut“, begann er leise, „Ich bin dieser Vampirin bereits begegnet. Ich war noch ein Junge, gerade mal 4 oder 5 Jahre alt. Eines Nachts habe ich nicht schlafen können, weil ich wieder mal einen Albtraum hatte und bin ins Schlafzimmer meiner Mutter gelaufen. Mein Vater war einige Monate zuvor verstorben und sie dadurch immer allein, aber in jener Nacht damals, da war sie es nicht. Was sich meinen Augen dort bot, war das blanke Entsetzen für mich. Meine Mutter lag blutüberströmt in ihrem Bett, zwischen besudelten Laken und über ihr war diese Bestie, die mich mit glühenden Augen ansah, während das Blut meiner Mutter aus ihrem Mund lief!“ „Haruka hat…ihre Mutter getötet?“ war Michiru schockiert. „Nein“, presste Takumi verbittert hervor, „Sie trieben Unzucht im Blut meiner Mutter und Haruka machte sie zu einem Blutsauger. Nachdem sie bereits meinen Vater getötet hatte und seinen Vater und dessen Vater…“ Michirus Augen wurden größer. Sie schluckte heftig und neue Fragen warfen sich auf. „Mein Urahn war einer der Gründer dieses Klosters“, erklärte der Mönch, „Seither gab es in jeder Generation mindestens einen Jungen, welcher seine Lehre ebenfalls hier begann, um die Vampire zu jagen. Und es gab auch in jeder Generation mindestens einen, der von einem Vampir getötet wurde. Ich bin die letzte Generation. Haruka hat meine komplette Familie ausgelöscht, nur mich nicht und mit mir wird meine Familie aussterben. Sie hat meinen Vater umgebracht, meine Mutter vor meinen Augen geschändet und mich am Leben gelassen, damit ich erwachsen werden und gegen sie kämpfen konnte.“ „Aber was hat sie davon?“ verstand Michiru nicht, „Wieso wollte sie einen neuen Jäger, statt ihn zu töten, bevor er zu einer Gefahr werden kann? Das ist doch paradox!“ „Sie ist ein Vampir“, sagte Bruder Takumi verächtlich, „Menschliche Maßstäbe sind hier unangebracht. Außerdem fürchtet sie weder Jäger noch andere Gegner. Ich war ein Kind – von diesem Kloster wusste ich bis damals überhaupt nichts. Sie ließ mich am Leben, weil sie meinen Tod als zu einfach empfand. Das ich einmal hier landen würde, war da noch ungewiss.“ Michiru nickte nur und kaute auf ihrer Unterlippe. Scheinbar wusste sie nichts darauf zu erwidern oder dachte nach, über die gehörte Geschichte. „Sie hat gedroht alle zu töten, wenn ich nicht zu ihr komme“, sagte sie dann jedoch leise. Sie hatte die Hände in den Schoß gelegt und den Kopf etwas gesenkt und wirkte beinahe wie ein Kind, dass etwas furchtbar schlimmes zu gestehen hatte. „Sie hält eine Freundin von mir gefangen und wird sie töten, geh ich nicht zurück zu ihr“, klang ihre Stimme leise und verzweifelt, „So wie sie Alles und Jeden töten wird, der irgendwie mit mir zu tun hat, solange ich lebe…“ Nun hob sie den Kopf und sah ihr Gegenüber an. „Es ist meine Schuld! Ich habe mich in sie verliebt und so schlimme Dinge getan für sie. So viele mussten meinetwegen sterben und es wird nicht aufhören. Also werde ich zu ihr gehen.“ Der letzte Satz klang entschlossen und selbstbewusst. Trotzdem ließ Bruder Takumi sie nicht aufstehen, als sie sich erheben und gehen wollte. „Das werden sie nicht!“ hielt er sie am Arm fest, „Wir sind nicht wehrlos. Selbst wenn sie das Kloster betreten kann – sie wird sich nicht uneingeschränkt bewegen können. Hier drinnen sind wir die besseren Kämpfer. Und was ihre Freundin betrifft – sie will sie als Druckmittel benutzen, wird sie also wohl kaum so schnell töten. Sie wissen, wo sie ist. Alles was sie tun müssen ist, uns zu sagen, wie wir sie finden können…“ Michiru sah ihn leicht erschrocken an. In diesem Moment wurde ihr klar, dass Haruka sterben würde, wenn sie Bruder Takumi alles erzählte. Sie war geflüchtet vor der Vampirin und wollte nicht zu ihr zurück und werden wie sie, aber sie wollte auch nicht, dass sie sterben musste. Trotzdem musste sie sich jetzt entscheiden. Wollte sie zu Haruka gehen, das sinnlose Töten damit beenden, mit ihr zusammen sein, aber dafür zum Vampir werden und riskieren, dadurch noch viel mehr Menschen zu töten? Oder wollte sie die Hilfe dieser Mönche, um Haruka für immer zu entkommen? Der Mönch schien ihren Zwiespalt zu verstehen. Ihren Arm hatte er losgelassen, stattdessen griff er nun ihre Hand und sah ihr genau in die Augen. „Bitte Miss Michiru“, sagte er sanft aber eindringlich, „Sie ist kein Mensch, auch wenn sie so aussieht und sich wie einer benimmt. Sie ist ein Jahrhunderte alter Dämon, der unzählige Menschen getötet hat in all dieser Zeit. Sie ist eiskalt und grausam, kennt kein Mitgefühl und kein Gewissen. Was auch immer sie in ihr gesehen haben – es ist nicht da! Alles was sie will ist ihr Blut und jemanden, der ihr ein kleines Bisschen ihrer Ewigkeit vertreibt!“ Michiru hielt seinem Blick stand. Sie wusste, dass er Recht hatte, doch der Gedanke, Haruka in den Tod zu schicken quälte sie so sehr, dass sie nicht wusste, ob sie damit würde leben können. War es nicht einfacher selbst zu sterben, statt Harukas Leben zu beenden? „Ich sehe ihnen an, was sie denken“, schüttelte der Mönch den Kopf, „Aber sie wissen, dass ist keine Lösung. Außerdem wird sie das niemals zulassen und das wissen sie auch!“ „Ja“, hauchte Michiru, „Sie würde mich mit Gewalt holen, bevor sie das zulässt…“ Es gab keinen Ausweg. „Bitte“, flehte Bruder Takumi nochmals, „Tief in sich wissen sie, dass es nur diesen einen Weg geben kann. Wenn wir sie nicht aufhalten, wird es wahrscheinlich nie jemand tun und sie kann für alle Ewigkeit weiter ihr Unwesen treiben.“ „Ich kann nicht“, presste Michiru erstickt hervor, „Bitte zwingen sie mich nicht dazu.“ „Wir können ihre Freundin noch retten!“, versuchte der Geistliche eine andere Taktik, „Sie können ihr Leben noch retten. Selbst wenn sie zum Vampir geworden ist, besteht Hoffnung solange sie noch nicht selbst getötet und einen Vampir erschaffen hat!“ Michiru war so überrascht, dass sie sogar vergaß zu weinen. „Heißt das, selbst wenn man ein Vampir geworden ist, kann man wieder vollständig geheilt werden?“ Eine Art Hoffnung keimte in ihr auf. „Aber wie?“ „Es ist möglich“, nickte Bruder Takumi, „Wenn ein Vampir getötet wird, werden alle, die dieser Vampir infiziert hat und die selbst noch kein Blut getrunken und neue Vampire geschaffen haben, wieder sterblich.“ „Schafft sie darum so selten neue Vampire?“ dachte Michiru laut, „Will sie verhindern, dass alle mit ihr sterben würden?“ „Sie schafft keine neuen Vampire, weil sie herrschsüchtig ist“, widersprach der Mönch, „Hält sie es für nützlich, tut sie es auch.“ „Verstehe“, murmelte Michiru, „Alles was sie tut geschieht aus Berechnung – völlig egal was.“ Der Geistliche nickte kurz. „Genauso ist es“, bestätigte er, „Also helfen sie uns, dieses Ungeheuer für immer aufzuhalten. Sagen sie uns, wo wir sie finden können. Dann finden sie und sicher auch einige andere, endlich für immer Frieden.“ Michiru schluckte heftig. Alles in ihr sträubte sich. Sie wollte Haruka nicht verraten und noch viel weniger, dass diese stirbt. Trotzdem nickte sie kaum merklich. „Als gut“, versagte ihre Stimme beinahe, „Ich werde es ihnen sagen. Aber erst, nachdem ich nochmal mit ihr geredet habe.“ „Glauben sie, sie könnten einen Vampir mit Worten bekehren?“ sah er sie fast mitleidig an, „Wenn sie jetzt zu ihr gehen, wird es das Letzte sein, was sie als menschliches Wesen tun. Es ist zu weit fortgeschritten und sie hatten zu wenig Zeit, sich zu regenerieren, um einen weiteren Biss zu überstehen. Sie könnten sich ihr ja nicht einmal entziehen, wenn sie es wollten!“ „Genau deswegen kann ich sie nicht einfach ausliefern“, bekundete Michiru, „Es wäre ihr ein leichtes mich zu sich zu befehlen, doch sie tut es nicht. Warum? Weil sie mich nicht zwingen will und das bedeutet…“ „Das bedeutet lediglich, dass sie sich ihrer sicher ist“, unterbrach Bruder Takumi sie, „Sie sieht keinerlei Bedrohung für ihr Vorhaben – was auch immer es sei. Sie weiß, sie können ihr nicht entkommen. Am Ende gehören sie ihr so oder so. Sie spielt mit ihnen und versucht sie dazu zu bringen, genau das zu tun, was sie will.“ „Das kann ich einfach nicht glauben“, sprang Michiru auf und riss fast den Stuhl mit um, „Sie hätte mich schon tausend Mal töten können und ebenso oft in einen Vampir verwandeln. Warum sollte sie riskieren, nicht zu bekommen, was sie will, wenn sie so viele Gelegenheiten hatte, es sich ohne Gewalt zu holen?“ „Je länger sie versuchen, diese Vampirin zu ergründen, desto grösser die Wahrscheinlichkeit ihres Sieges“, wollte Bruder Takumi Michiru endgültig überzeugen, „Die Zeit ist ihr Verbündeter und unser größter Feind, denn wir haben keine Ewigkeit, wie dieses gottlose Wesen sie hat!“ Auch er erhob sich nun. „Es liegt bei ihnen Miss Michiru“, verabschiedete er sich höflich, „Niemand wird sie zwingen und sie werden hier auch weiterhin sicher sein und unter unserem Schutz stehen. Wir fürchten den Vampir nicht und bekämpfen sie bis zum letzten Mann, wenn es sein muss. Denken sie darüber nach und entscheiden selbst, was sie für das Richtige halten.“ Er ließ Michiru allein und die sah sich verzweifelt im leeren Speisesaal um. »Haruka bitte«, dachte sie, »Komm noch einmal zu mir. Ich will nicht, dass es so endet!« Es war noch mitten am Tag und sie wusste, dass Haruka sie jetzt auf keinen Fall wahrnahm und trotzdem hoffte sie es. Ein letztes Mal wollte sie es versuchen. Sie wollte eine Lösung finden mit der alle zufrieden waren. Zwar wusste sie, das war unmöglich, doch sie ignorierte es standhaft. Haruka durfte einfach nicht getötet werden. Nicht mit ihr zusammen sein können, konnte Michiru verkraften, nicht aber, sie dem Tod auszuliefern. Niedergeschlagen schlich sie in den Garten hinaus. Unter dem einzigen, größeren Baum in einer Blumenbepflanzten Ecke, stand eine Bank, auf welcher sie Platz nahm. Ein letztes Mal noch wollte sie die Sonnenstrahlen genießen, denn tief in sich wusste sie, wie auch immer sie sich entscheiden würde – für eine von ihnen beiden, würde es den Tod bedeuten. Kapitel 39: Kyosukes Finale --------------------------- 39. Kyosukes Finale Yuri saß neben Reijka auf der Bettkante. Die kam gerade wieder zu sich und erinnerte sich sofort an alles. „Bitte lass mich gehen“, flehte sie, Ich habe doch keinem etwas getan!“ „Ginge es hierbei um Unschuld, wärst du sicher die letzte, die es verdient hätte, befreit zu werden“, lächelte Yuri kühl, „Doch hier geht es weder um Unschuld, noch um Schuld. Hier geht es nur um Blut und ewiges Leben. Haruka lebt schon Ewigkeiten und sie braucht Blut, damit es so bleibt. Du hast dieses Blut und wirst es ihr geben – so einfach ist das.“ „Was ist mit Michiru?“ kämpfte Reijka erfolglos gegen ihre Fesseln, „Lebt sie überhaupt noch? Oder habt ihr beide sie auch schon umgebracht?“ „Michiru lebt“, antwortete Yuri, „Sie hat sich in ein Kloster geflüchtet, aber das wird ihr nichts nutzen. Sie hat sich Haruka freiwillig hingegeben, mehr als einmal! Es gibt kein Zurück mehr für sie. Sie wird herkommen, um dein Leben zu retten, doch nach ihrer Verwandlung, wirst du ihr erstes Opfer sein.“ Reijkas Augen weiteten sich. „Ihr Monster!“ schrie sie, „Niemals wird Michiru das tun. Sie ist zu schlau, um auf einen so stupiden Plan herein zu fallen. Sie wird nicht herkommen!“ „Wenn sie nicht kommt, gehörst du Haruka“, grinste Yuri, „Für dich wird es kein Entkommen mehr geben – so oder so. Keine Traumhochzeit und ein laues Leben auf Kosten deines Schnösels. Aus der Traum!“ „Wehe wenn du Shingo zu Nahe kommst“, knurrte Reijka und zerrte wieder an ihren Fesseln, „Lasst ihn da raus!“ „Keine Angst“, erhob Yuri sich, „Haruka bevorzugt das Blut von Frauen. Deinem Witwer in spe wird keiner etwas tun. Du solltest dich lieber um dich sorgen. Haruka kann auch ganz anders sein als bisher… Weniger nett…“ „Nett?“ würgte Reijka hervor, „Dieses Monster hat mich zwei Mal gebissen!“ „Und sie wird dich noch öfter beißen“, lachte ihr Gegenüber, „Wenn sie will hält sie dich ewig am Leben, kurz vor der Grenze zum Tod, lässt dich genesen, gerade genug, um erneut dein Blut trinken und dich an die Schwelle des Todes bringen zu können. Sie gebietet über das Leben und den Tod! Niemand entkommt ihr und Nichts hat ihr etwas entgegen zu setzen!“ „Du liebst sie“, erkannte Reijka, „Bist du ihre Geliebte? Haben du und sie zusammen Michiru umgebracht, so wie meine ganzen Freunde in dieser Nacht?“ Yuri zog irritert die Augenbrauen hoch. »Ist sie so aufmerksam oder ich schon so leicht zu durchschauen?« „Michiru lebt, habe ich dir gesagt“, murrte sie der Gefesselten entgegen, „Sie ist diejenige, mit der zusammen Haruka seit geraumer Zeit getötet hat. Und nachdem sie plötzlich ihr Gewissen plagte, ist sie davon gelaufen und versteckt sich feige hinter den Mauern eines Klosters!“ „Und doch liebst du diesen Vampir!“ blieb Reijka hartnäckig, „Ich kann dir ansehen wie sehr du Michiru beneidest, weil Haruka sie und nicht dich will!“ „Warum sollte ich neidisch sein auf diese verweichlichte Göre?“, zischte Yuri gefährlich und funkelte sie an, „Ich bin in allem viel besser als sie!“ „Und selbst wenn es so ist“, spottete Reijka jetzt beinahe, „Trotzdem will Haruka sie und nicht dich!“ In der nächsten Sekunde war Yuri über ihr. Ihre Pupillen glühten gelb - grün und auch wenn ihre Zähne normal aussahen, entwich ihrer Kehle ein gefährlicher, drohender Laut und es hatte den Anschein, als würde sie zubeißen wollen. Reijka schrie zuerst erschreckt auf, doch dann lachte sie. „Wer derart leicht seine Beherrschung verliert, hat eine Menge Schwächen zu verbergen“, waren ihre Worte, „Na mach schon! Du willst es doch!“ Yuri blitzte sie an und wirkte einen Moment, als wolle sie tatsächlich zubeißen. Dann jedoch ließ das Leuchten ihrer Augen nach, wurde immer schwächer und verschwand schließlich ganz. „Dann hättest du es hinter dir, nicht wahr?“ lachte sie kehlig, „Aber dein Plan geht nicht auf! Du gehörst Haruka und vollkommen egal, was du auch sagst – du kannst mich nicht reizen.“ Ihre Stimme war in ein verheißungsvolles Flüstern übergegangen und am Ende ihrer Worte lächelte sie zufrieden. Sie ließ Reijka wieder frei und erhob sich vom Bett. „Weißt du“, grinste sie dann, „Ich werde es sehr genießen, was Haruka auch immer mit dir tut. Genauso wie ich es genießen werde, wenn sie sich Michiru mit Gewalt zurück holt und zum Vampir macht!“ Geschockt sah Reijka ihr nach, als sie das Zimmer verließ. »Das kann doch alles nicht wahr sein«, begann sie wieder an ihren Fesseln zu zerren, »Es muss doch ein Erwachen aus diesem Albtraum geben!« Fast gleichzeitig war ihr klar, dass es den nicht geben würde. Ihre Fesseln saßen so fest, dass Reijkas Handgelenke bereits blutig gescheuert waren, durch ihr ständiges Herumgezerre. Allein würde sie sich daraus niemals befreien können und Hilfe war hier wohl kaum zu erwarten. Ihre einzige Chance war Michiru, doch diese befand sich selbst auf der Flucht. Bereits wieder vor Sonnenuntergang war Haruka erwacht. Sie hatte entschieden, Michiru ein letztes Mal die Chance zu geben, einzulenken. Doch würde sie sich weiterhin weigern, musste es wohl so sein. Ihre Geduld war mehr als erschöpft und sie hatte keine Lust mehr auf irgendwelche Spielchen. Die hatte sie bereits viel zu lange gespielt. Zuerst hatte sie Michiru systematisch alles genommen, und ihr dann gegeben, wonach sie sich sehnte und es hatte auch wunderbar funktioniert. Michiru hatte ihr nicht nur ihr Vertrauen geschenkt, sie hatte sich sogar in Haruka verliebt. Das war viel mehr, als zu erwarten gewesen war und nun konnte und wollte die Vampirin sich nicht mit weniger abfinden. All die unvorhergesehenen Störfaktoren hatten die Zeit des Vertrauens unnötig verzögert. Kyosuke, Ayame und nicht zuletzt auch Yuri hatten zu viel Zeit gekostet und wieder Misstrauen wachsen lassen. »Ohne sie alle wäre Michiru längst Mein!« Sie ballte ärgerlich die Faust und biss die Zähne zusammen. Dann aber entspannte sie sich sehr schnell und ein Lächeln schlich auf ihre Lippen. »Am Ende wirst du doch mir gehören und wir werden gemeinsam vollenden, was ich vor 500 Jahren begonnen habe…« Sie verließ ihr Zimmer, um nach Yuri zu suchen. Sehr weit weg war sie nicht, wie Haruka deutlich fühlte. Im großen Wohnzimmer setzte sie sich darum auf einen Sessel und wartete auf sie. Keine Minute später kam sie auch schon und das belustigte Grinsen auf ihrem Gesicht erfror. „Haruka“, stammelte sie überrascht, „Du bist schon auf den Beinen? Ich habe…“ „Du hast dir einen Spaß daraus gemacht diese reiche Zicke etwas zu quälen“, unterbrach Haruka sie, „Rühr sie nur nicht an – das ist alles was ich dir sage!“ Yuri fühlte sich ertappt, doch das verging schnell wieder. Nach dem letzten Biss der Vampirin hatte ihre Vorsicht etwas nachgelassen. Sie verfolgte zwar weiterhin ihren Plan, aber in Harukas Nähe mangelte es ihr nun doch an Selbstbeherrschung. Hatte sie davor jede Emotion unterdrücken können, zugunsten ihres Planes, so rückte eben jener Plan in weite Ferne, wenn die Blondine ihr zu nahe kam. Das sie neuerdings schon beinahe freundschaftlich mit ihr umging, tat einiges dazu. „Ich habe nur ein wenig Spaß mit ihr, versprochen“, versicherte sie Haruka, „Das steht mir zu, nachdem ich mir in diesem blöden Café zwei Stunden ihr hochnäsiges Gelaber anhören musste.“ Haruka nickte nur und erhob sich. „Heute Nacht wird sie Michirus erstes Opfer werden!“ Yuri sprang beinahe erfreut ein Stück auf Haruka zu. „Heute holst du sie also endlich zurück?“ fragte sie unverblümt, „Dann wird sich endlich alles entscheiden.“ „Es ist genug Zeit vergangen“, entgegnete die Vampirin, „Das Ende ist unausweichlich und ich werde es jetzt etwas beschleunigen. Du bereitest unseren Ehrengast vor und achtest darauf, dass niemand sich heute Nacht dem Haus nähert!“ Yuri nickte und wagte sich noch ein Stück weiter vor. „Wenn sie freiwillig mit dir kommt“, fragte sie nun doch mit etwas Vorsicht, „Was wird dann aus mir?“ Haruka sah sie an und konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. „Vielleicht musst du gar nicht mehr um dein Leben fürchten“, schnurrte sie, „Auch dann nicht, wenn Michiru es nicht freiwillig tut…“ Der letzte Sonnenstrahl verschwand – ebenso Haruka. Yuri starrte fassungslos auf die Stelle, wo sie gerade noch gestanden hatte. Dann schien sie langsam zu begreifen und ein Grinsen schlich sich auf ihre Lippen. »Geschafft«, jubelte etwas in ihr, »Gewonnen!« Haruka war nicht sofort am Kloster erschienen. Zuvor hatte sie in einem ihrer Lieblingsparks zwei weitere Leichen hinterlassen. Heute Nacht durfte sich absolut Nichts ihrer Kontrolle entziehen und dafür brauchte sie diese Stärkung. Wenn dieses Blut ihr auch nicht einen solchen Kraftschub gab, wie das Michirus – die Wirkung von deren Blut war ja noch immer vorhanden. Das letzte Stück des Wegs zum Kloster legte Haruka auf herkömmliche Weise zurück. Sie ging zu Fuß und ließ sich dabei eine Menge Zeit, denn sie wollte, dass Michiru jede Sekunde genau spürte, in der sie sich ihr näherte. Sie machte sich keine Mühe, ihre Anwesenheit zu verbergen, verstärkte ihre Ausstrahlung sogar noch, um sicher zu gehen, dass man ihren Sieg auch wahrnehmen würde. Nur vor Yuri verbarg sie sich. Auch wenn sie nicht mehr die Todfeindin in ihr sah und ihre Geheimnisse kannte – etwas war da noch, dass Haruka einen gewissen Abstand wahren ließ. Dann endlich hatte sie das Kloster erreicht. Nur wenige Meter vor ihr ragten seine dunklen Mauern in den Nachthimmel und waren doch keine Hürde für sie. Sicher war es nicht ganz ohne Risiko für sie, geheiligten Boden zu betreten und schwächte spürbar ihre Kräfte, doch war sie einer der wenigen mächtigen Vampire, für die es nicht den Tod bedeutete. Selbst von den großen Alten besaßen nur sehr wenige eine solche Macht und eigentlich war sie eher eine Bürde, denn ein Vorteil. Vampire die eine solche Kraft besaßen, waren denen die sie nicht besaßen ein Dorn im Auge. Man sagte ihnen Menschlichkeit nach, ein schlagendes Herz oder sogar eine Seele. Haruka wusste, das nichts davon zutraf. Ihre Zigeunermagie war es, die sie schütze und ein gottloses Leben. Wer bereits im Leben keinen Gottesglauben hatte, der hatte ihn als Vampir genauso wenig. Und das was wirklich da war, das Gute das gegen sie wirkte, prallte auf geballte schwarze Magie. Einen letzten siegreichen Blick auf den riesigen Torbogen und dann setzte Haruka sich langsam in Bewegung. »Komm zu mir mein Engel der Nacht. Gib deiner Sehnsucht einfach nach…« Sie wusste genau, dass Michiru es so deutlich spürte, als hätte die Vampirin es ausgesprochen und genoss ihren Triumpf. In der nächsten Sekunde wurde sie von den Füßen gerissen und landete hart auf dem steinigen Boden. „Was verdammt…“, weiter kam sie nicht. Etwas schoss heran und in der nächsten Sekunde schrie sie schmerzlich auf. Ihr ganzer Körper brannte und sie konnte sich nicht mehr bewegen. Ihre Augen verließen den dicken Holzpflock, welcher aus ihrem Brustkorb ragte und fixierten Kyosuke, welcher direkt über ihr stand. Auch er war sichtlich angeschlagen, doch seine Kraft hatte noch ausgereicht, Haruka zu überrumpeln. „Schach matt“, grinste er kalt, „So kurz vor dem Ziel, doch du wirst sie nicht bekommen!“ „Das du tatsächlich noch lebst, hätte ich bedenken müssen“, ächzte die Vampirin, „Aber du hast noch nicht gewonnen. Du hast mein Herz verfehlt und wenn du das Ding heraus ziehst, um es nochmal zu versuchen, zerreiß ich dich in Stücke!“ „Oh nein…“, raunte Kyosuke und lehnte sich zu ihr herunter, „Ich habe nicht verfehlt, meine Liebe. Wo bliebe denn meine Genugtuung, wenn du einfach stirbst und ich dich überlebe?“ Er legte seinen Zeigefinger auf den dicken Holzpflock und drehte ihn mit leichtem Druck in der Wunde. Haruka heulte auf und krümmte sich vor Schmerzen. Dann unterbrach Kyosuke sein Tun und grinste sie an. Schwer rang die Vampirin nach Atem und trotz der wahnsinnigen Schmerzen, die er in ihren Augen sehen konnte, sah er auch ihren abgrundtiefen Hass. „Tut ganz schön weh, was?“ lachte er, „Solche Schmerzen waren dir bisher fremd, hm?“ Erneut drehte er den Pflock in der Wunde und wieder schrie Haruka wie von Sinnen. Als er sich danach lachend wieder aufrichtete und überlegen auf sie herab sah, war Haruka schon kaum noch fähig zu sprechen. „Verdammt, töte mich endlich!“ presste sie schmerzlich hervor. „Bitte wie war das?“ lehnte Kyosuke sich wieder zu ihr hinuter. „Beende es!“ würgte die Blondine hervor und verdrehte kurz die Augen. Kyosuke aber richtete sich wieder auf und lachte leise. Er ging langsam um sie herum und genoss sichtlich seine Überlegenheit. „Habe ich nicht gesagt, du wirst mich noch anbetteln, dich zu töten?“ war er amüsiert, „Und sagte ich nicht ebenso, ich will das du leidest, Blutsaugerin?“ Er trat wieder neben sie und ging in die Knie. „Wie fühlt es sich an, so kurz vor dem Ziel versagt zu haben?“, schnurrte er, „Sie ist nur wenige Meter entfernt von dir und doch unerreichbar. Nur ein paar Meter und du hättest den Schlüssel für all deine machtgierigen Pläne in den Händen gehabt… Du hättest mich töten sollen, als du die Chance dazu hattest!“ Er legte seinen Finger ein weiteres Mal auf den Pflock, doch in der nächsten Sekunde zog er schmerzlich zurück. Er verlor das Gleichgewicht und fiel auf den Boden, wo er sich unter Schmerzen wand und zuckte. Es kostete ihn sichtlich Kraft, sich auf alle viere zu kämpfen, doch er schaffte es und kroch auf sie zu. Haruka hatte längst begriffen, was geschehen war. Kyosuke hatte im Rausch des Sieges den Vollmond vergessen. Wenn er auch kein richtiger Werwolf mehr war und keine Macht mehr über seine Gabe besaß, sich in einen Wolf zu verwandeln – der Vollmond verwandelte ihn, ob er es nun wollte oder nicht. Harukas Lage wurde dadurch jedoch keinesfalls besser. Der Pflock lähmte sie und beraubte sie jeglicher ihrer Fähigkeiten. Es gab keine Flucht, wenn Kyosuke sich verwandelte. Nicht einmal wehren würde sie sich können und die Verwandlung hatte klar begonnen. Schon mehr Tier als Mensch streckte er seine Klaue nach dem Pflock, um ihn noch tiefer in Harukas Brustkorb zu treiben und sicher zu gehen, dass sie nicht entkam, bevor er vollends zum Wolf geworden war. Die ungewollte Verwandlung durch den Vollmond ging langsamer vonstatten und war auch nicht schmerzfrei. Als die Klauen an den Hinterbeinen durchbrachen, krümmte Kyosuke sich mit einem lauten Heulen. Dabei schlug seine Pranke gegen den Pflock und löste ihn aus Harukas Fleisch. Mit einem tierischen Schrei rollte sie auf die Seite und blieb japsend liegen. Sie hatte ihre Bewegungsfreiheit zurück, doch der Schmerz war noch da. Er war nicht mehr so Verstand raubend heftig, doch stark genug, ihr weiterhin die Kraft zu nehmen. Auch zu sehr, um ihre Zigeunermagie einzusetzen. Alles was ihr blieb war, ihre Emotionen so stark nur möglich von sich zu geben. »Yuri!« Sie versuchte, Abstand zwischen Kyosuke und sich zu bringen, was ihr nur schwer gelang. Angestrengt stützte sie sich auf die Unterarme, um besser sehen zu können. In genau diesem Moment tauchte Yuri aus dem Nichts neben ihr auf. „Wow!“ pfiff sie durch die Zähne, begeistert von der ihr neu zu eigenen Fähigkeit. Dann jedoch begriff sie die Lage und war sofort da, um Haruka hoch zu helfen. „Dieser verfluchte Werwolf“, ächzte Haruka, als Yuri sie in eine sitzende Position brachte, „Das wär fast schief gegangen!“ Yuri sah die klaffende Wunde in ihrer Brust und wusste, dass dies eine ernst zu nehmende Verletzung war. „Was ist passiert?“ war sie schockiert, „Was hat er getan?“ „Bring mich weg von hier“, krallte Haruka sich an ihr fest, „Los…!“ Yuri nickte und griff nochmals nach, um ihre Herrin besser halten zu können. Gerade als sie sich mit ihr auflösen wollte, hielt ein klägliches Jaulen sie zurück. Auch Haruka entspannte sich ein wenig und sah sofort zu Kyosuke rüber. Seine Verwandlung war vollendet, doch auf die Beine kam er nicht mehr. Winselnd lag er auf der Seite und zitterte stark. „Er stirbt“, murmelte die Vampirin, „Ein Feind weniger…“ Yuri sah sie an, dann wieder zu dem Wolf, der immer wieder versuchte aufzustehen und wie ein Welpe winselnd auf die Seite zurück fiel. „Wie schrecklich…“ hauchte Yuri abwesend. Sie wusste, ihr Schicksal wäre beinahe ein ähnliches geworden und dachte daran, wie sie diesem Wolf das erste Mal begegnet war. Unglaublich stark und machtvoll, trotz einer schweren Verletzung, welche Haruka ihm mit einem silbernen Dolch beigebracht hatte. Wie schwach und mitleiderregend er nun vor ihr lag. Und alles nur wegen des kurzen Bisses eines Vampirs. „Wenn er dir so leid tut, dann beende es“, presste Haruka zwischen den Zähnen hervor, „Lange macht er eh nicht mehr.“ Yuri wollte eigentlich gar nicht. Sie hielt Haruka im Arm, die ihre Hilfe brauchte, und damit alles, was sie je gewollt hatte. Trotzdem zog es sie zu dem sterbenden Werwolf. Als sie Haruka los lies, hatte diese zwar einige Schwierigkeiten, blieb aber aufrecht sitzen. Sie sah zu, wie Yuri neben dem Wolf in die Knie ging und ihre Hand ausstreckte. Der versuchte den Kopf zu heben, schaffte es aber kaum noch. Als sie seinen Nacken kurz hinter den Ohren berührte, jaulte er leise. „Kyosuke…“, flüsterte sie, „Hörst du mich?“ Sie sah, wie sich das Leuchten in seinen Augen veränderte und wusste, dass er sie verstand. „Es tut mir leid, dass es so gekommen ist“, sagte sie noch leiser, „Ich hatte nie etwas gegen dich.“ Sie kraulte leicht durch sein struppiges Fell und sah sich um. Nahe seiner Hinterläufe lag der hölzerne Pflock, wodurch Yuri nun auch wusste, was genau geschehen war. Von Interesse war es nicht mehr, denn dieser Kampf hatte hier sein Ende gefunden. Auch wenn Haruka schwer verletzt war und es nicht selbst tun konnte, so griff nun Yuri an ihrer Stelle zu dem blutigen Holzstück und baute sich vor dem Werwolf auf. „Es ist wirklich nichts persönliches“, sagte sie nochmals leise, „Und so hat dein Leid ein Ende!“ Ihre Arme sausten nach unten und schlugen den Pflock tief in das Herz des Wolfes. Der bäumte sich mit einem wilden Heulen ein letztes Mal auf und sackte dann leblos auf den Boden zurück. Das Leuchten seiner Augen wurde schwächer und erlosch dann völlig. Er holte noch einmal tief Luft und als sie seinen Lungen wieder entwich, war er tot. Yuri schluckte, als sie auf ihn nieder sah. »Das Ende einer Ära«, drehte sie sich zu Haruka und begann zu Lächeln, »Und der Beginn einer völlig Neuen…« Sie sah die Zufriedenheit über ihre Tat in Harukas Augen und lief zu ihr, um ihr auf die Beine zu helfen. In einer halbwegs würdevollen Position löste sie sich dann mit ihr zusammen auf, um sie ins sichere zu Hause zu bringen. Michiru hatte den ganzen Nachmittag im Garten verbracht. In der wärmenden Sonne fühlte sie sich ein wenig besser, als hinter diesen kalten Mauern und es fiel ihr leichter, ihre Gedanken zu ordnen. Sie hatte versucht, eine endgültige Entscheidung zu treffen, doch sie konnte sich einfach nicht dazu durchringen Haruka auszuliefern, bevor sie noch einmal mit ihr gesprochen hatte. Das diese ihr Flehen erhören würde, glaubte sie zwar nicht, doch sie hoffte die Vampirin würde spüren, wie sehr sie sich nach ihr sehnte und wie gern sie einfach nur bei ihr bleiben würde, es aber eben nicht konnte. Als es zu dämmern begann, zog Michiru sich ins Haus zurück. Auch wenn sie sich Harukas erneuten Besuch wünschte, wollte sie doch kein Risiko eingehen. Dass die Blondine das Kloster betreten konnte, hatte sie bereits eindrucksvoll bewiesen und überraschen lassen wollte Michiru sich auf keinen Fall. Ein weiteres Gespräch mit Bruder Takumi wollte sie vorerst ebenfalls nicht. Er würde nur versuchen, sie zu bekehren und dazu zu bewegen, ihm Harukas Versteck zu verraten. Soweit wollte Michiru jedoch keinesfalls gehen. Zumindest nicht, solange sich irgendeine andere Chance bot. Um sich die Zeit zu vertreiben, las sie in einem Buch, welches ausnahmsweise nichts mit Vampiren oder Dämonen jagen zu tun hatte. Darauf konzentrieren konnte sie sich jedoch nicht wirklich. Nachdem die Sonne untergegangen war, wurde sie immer unruhiger und fing an, in ihrem Zimmer hin und her zu laufen und immer wieder aus dem Fenster zu sehen. »Vollmond«, dachte sie, »Wie ein Zeichen…« Als sie es beinahe nicht mehr aushielt, spürte sie plötzlich etwas. In der nächsten Sekunde wusste sie, dass Haruka sich ihr näherte. Ohne jede Eile, aber deutlich lockender, je mehr sich die Entfernung zwischen ihnen verringerte und schließlich hielt sie es nicht mehr aus. Beinahe gehetzt verließ sie ihr Zimmer und lief durch die Gänge Richtung Ausgang. Plötzlich war ihr alles egal. Ihre Flucht, jeder Grund dafür – sie wollte nur noch zu ihrer Haruka und sich endlich wieder in ihre Arme schmiegen. Ohne Zögern öffnete sie die Tür nach draußen und lief in die Nacht. Dieses Mal war nicht die Rückseite des Klosters ihr Ziel, sondern das große Eingangstor. Sie spürte genau, dass Haruka da draußen vor dem Tor war und näher kam. Doch dann riss jegliche Verbindung abrupt ab. „Haruka!“ entwischte es Michiru geschockt. Sie überbrückte die letzten Meter und wollte gerade die kleine Tür im linken Flügel öffnen, als Bruder Takumi neben ihr war und sie zurück hielt. „Bitte“, wehrte Michiru sich gegen seinen Griff, „Ich muss da raus. Es ist etwas passiert!“ In dem Moment hörte sie Harukas Schrei. Beide, sie und auch Bruder Takumi hielten den Atem an und standen völlig still. Dann ließ der Mönch sie los und öffnete ein kleines Sichtfenster, um hinaus zu schauen. „Was geschieht da draußen?“ wollte Michiru aufgeregt wissen. Sie zitterte und hatte plötzlich Angst, Haruka nie wieder zu sehen. In diesem Moment schrie diese ein weiteres Mal und Michiru zerrte Bruder Takumi von dem Fensterchen weg. Als sie an seiner statt jedoch hindurch sah, wäre sie beinahe zusammen gebrochen. „Nein!“ schrie sie und wollte hektisch die Tür öffnen. Wieder hielt Takumi sie zurück. „Sie können da nicht hinausgehen!“ hielt er sie fest umklammert, „Das ist viel zu gefährlich!“ „Aber er bringt sie um!“ weinte Michiru, „Sie wird sterben!“ Ihr Widerstand erlahmte ein wenig, doch das Weinen blieb. „Wenn er es tut gibt es ein großes Problem weniger in dieser Stadt“, sprach er auf sie ein, „Auf der ganzen Welt. Sie wissen, es wäre das Beste so!“ Er dirigierte sie langsam zurück zum Gebäude und sie wehrte sich nicht dagegen. Irgendetwas sagt ihr, dass er Recht hatte. Sie war hierher geflüchtet, um die Hilfe dieser Mönche zu erbitten, sie vor Haruka zu retten. Nun erledigte sich dieses Problem vielleicht von selbst und nahm Michiru jede weitere Entscheidung ab. Eine Sekunde lang hatte sie plötzlich aber das Gefühl, Harukas alte Energie zu spüren. So stark war der Ruf, dass Michiru stehenblieb, doch dann war es wieder vorbei. Bruder Takumi führte das zitternde, weinende Mädchen weiter und die ergab sich einfach nur noch dem, was kommen würde. Kapitel 40: Alles oder Nichts ----------------------------- 40. Alles oder Nichts Yuri schaffte es gerade noch Haruka zum Bett zu hieven, bevor dieser die Knie nachgaben. Mit einem unverkennbaren Schmerzlaut sackte die Blondine auf die Matratze und ließ sich nach hinten fallen. Besorgt betrachtete Yuri die tiefe Fleischwunde in ihrer Brust. „Er hätte dich um ein Haar getötet…“, flüsterte sie fassungslos, „Nur wenige Zentimeter und es wäre aus gewesen!“ „Er wollte mich nicht töten“, presste Haruka zwischen den Zähnen hervor, „Jedenfalls nicht sofort. Er hat mit Absicht verfehlt, um mich zu quälen.“ Sie hustete, weil ihr eigenes Blut ihr die Kehle hinunter rann. Nachdem sie es mehrfach ausgespuckt hatte sprach sie knurrend weiter. „Selbst wenn er mein Herz getroffen hätte, hätte er mich so nicht töten können. Wissen diese verfluchten Mönche das etwa nicht oder ist das noch etwas, dass sie dir vorenthalten haben?“ Sie sah Yuri direkt an, dass sie nichts davon wusste. Selten hatte die Vampirin auch nur den geringsten Anflug von Unsicherheit bei ihrem Gegenüber entdeckt. Sie war berechnend und nicht aus der Fassung zu bringen – noch etwas das Haruka an ihr faszinierte. Nur einmal hatte sie einen solchen Ausdruck der Unsicherheit in Yuris Augen gesehen. Als diese erfahren hatte, dass vor 500 Jahren auch Haruka eine Ausbildung in diesem Kloster begonnen hatte. „Alle Vampire sterben, wenn man ihr Herz durchbohrt“, erwiderte Yuri schließlich, „Selbst die großen Alten!“ Trotz ihrer starken Schmerzen konnte die Vampirin sich ein Lachen nicht verkneifen, was sie aber sehr schnell schmerzlich zusammen zucken ließ. „Verdammt!“, fluchte sie und brauchte einen Moment, um sich wieder zu sammeln. „Ich bin nicht, wie andere Vampire“, raunte sie dann, „Das solltest du selbst am besten wissen. Nicht nur die jämmerlichen Versuche der großen Alten haben dazu beigetragen. Ist es nicht gerade meine Zigeunermagie, die dich so sehr an mir fasziniert hat, dass du freiwillig zu mir gekommen bist? Die dich hat alles verraten lassen, wofür du dein Leben lang trainiert und gekämpft hast?“ Ihre Stimme hatte sich verändert während dieser Worte, klang aber nicht bedrohlich sondern nur seltsam wissend. Yuri schluckte merklich und wieder sah Haruka diesen Ausdruck in ihren Augen. Den Ausdruck, der mehr als ein Genuss für die Vampirin war, denn er offenbarte ein verletzliches Wesen, sensibel und zerbrechlich und widerlegte die eiskalte Kämpferin, die Yuri immer vorgeben hatte zu sein. „Denkst du, mir ist deine Reaktion vor dem Kloster entgangen?“ grinste Haruka, „Du genießt diese schwarze Magie genauso sehr, wie ich es vom ersten Tag an getan habe, denn deine Seele ist ebenso schwarz wie meine es war. Wir beide waren zwar verdammt nah dran, doch tragen wir wohl zu viel Erbe unserer Väter in uns. Nur ein wenig mehr von unseren Müttern hätte schon ausgereicht, doch der Schatten des Bösen hat über uns geschwebt seit wir das Licht der Welt erblickten. Michiru hingegen ist ganz, wie ihre Mutter es war…“ „Du…weißt es also?“ vergaß Yuri nun jede Maskerade, „Du weißt, was sie so besonders macht? Seit wann? Und woher?“ Wieder lachte Haruka amüsiert. Sie schien sich etwas erholt zu haben. Obgleich noch immer eine tiefe Wunde in ihrer Brust klaffte, hatte sie scheinbar kaum noch Schmerzen und setzte sich nun sogar wieder auf. „Ich weiß, was sie so besonders gemacht hat und auch, welche Macht in ihr schlummert“, entgegnete die Vampirin, „Woher und seit wann ist vollkommen unwichtig!“ „Aber…“ Yuri vergaß wirklich alles und war einfach nur noch neugierig, doch Haruka würgte sie schon im Ansatz einer Frage ab. „Kein aber“, brachte sie hart hervor, „Hilf mir hoch zu unserem Gast. Als Druckmittel ist sie wertlos, aber als kleiner Heiltrank ist sie genau richtig.“ Sofort stahl sich ein gemeines Grinsen auf Yuris Lippen. So sehr es sie interessierte, was genau Haruka alles wusste, so sehr hasste sie diese arrogante Ziege Reijka. Dass nun deren Ende nahte gefiel ihr sichtlich. „Nun mach schon“, wurde die Vampirin etwas ungeduldig, „Du konntest ihr Ende doch von Anfang an nicht erwarten.“ „Eigentlich sind wir beide uns wirklich sehr ähnlich“, stützte Yuri Haruka soweit notwendig, „Wenn du mir nicht so sehr misstraut hättest, hättest du das schon längst bemerkt.“ „Wir mögen uns wirklich in einigen Dingen sehr ähnlich sein“, entgegnete die Blondine, ohne sie anzusehen, „Und wahrscheinlich ist genau das auch der Grund, warum ich dir misstraue!“ „Du misstraust mir noch immer?“ blieb Yuri stehen, „Aber warum? Habe ich nicht alles getan, was du verlangt hast? Sogar Kyosuke habe ich für dich getötet!“ Die Vampirin sah sie an und grinste überheblich. „Du hast es getan, weil er dir leid getan hat“, schnurrte sie wissend, „Und weil es dir vor Augen gehalten hat, was auch dich erwarten könnte.“ Sie nahm ihren Arm zurück unter welchem Yuri sie stützte und diese blinzelte sie überrascht an. „Wie kann es sein, dass du dich so schnell erholst?“ fasste sie ihre Überraschung auch in Worte, „Vor einer halben Stunde warst du noch fast tot!“ „Ich sagte dir bereits, selbst wenn er mein Herz getroffen hätte, hätte mich das nicht wirklich töten können“, grinste Haruka überheblich, „Und das ich so schnell wieder zu Kräften komme, liegt an ihrem wunderbaren Blut…“ Sie warf einen Blick auf die Tür hinter welcher Reijka noch immer ans Bett gefesselt war und setzte sich gleich darauf in Bewegung. Zwar war ihre Haltung noch immer angeschlagen, doch ihre Schritte waren sicher und zielstrebig. Sofort lief Yuri ihr nach und konnte ihre Schadenfreude kaum verbergen, als Haruka die Tür zum Gästezimmer öffnete. Schäbig grinsend blieb sie nahe der Tür stehen und sah genüsslich dem zu, was nun folgte. Reijka hatte bereits leise aufgeschrien, als Haruka den Raum betreten hatte und nun stieg ihre Angst ins Unermessliche. Auch für sie war die klaffende Wunde in Harukas Brust nicht zu übersehen und ihre, dadurch blutbesudelte, Kleidung tat den Rest. Reijkas Augen waren weit aufgerissen und sie wollte schreien, doch alles was sie hervorbrachte, war ein klägliches Wimmern. „Das kann doch alles nicht sein“, murmelte sie immer wieder, „Das kann nicht real sein!“ „Oh ich bin sehr real, mein schönes Kind“, wisperte Haruka und nahm lächelnd neben ihr auf dem Bett Platz, „Genauso real wie du und Michiru oder jeder andere Mensch auf dieser Welt. Ich bin sogar viel realer als ihr, denn ich besitze Fähigkeiten, von denen ihr alle nur träumen könnt…“ Grinsend zeigte sie ihre Zähne und streichelte Reijka durchs Haar. Diese warf den Kopf auf die Seite und versuchte, sich der Berührung zu entziehen, was jedoch nur sehr eingeschränkt gelang. „Alles was ich brauche, ist dein Blut und meine Wunde wird in Sekunden schnelle heilen“, wisperte die Vampirin weiter und strich dabei mit dem Finger leicht über Reijkas Hals und die Bisswunde, „Dein Leben gegen meines…“ Wieder entwich Reijka ein ängstlicher Aufschrei. Wehrlos musste sie mit ansehen, wie Haruka sich langsam über sie lehnte und brachte nur immer wieder ein weinerliches `bitte nicht´ hervor. „Du musst dich nicht fürchten“, flüsterte die Vampirin und strich ihr erneut durchs Haar, „Ich verspreche dir, du wirst es genießen…“ Ihre Augen begannen leicht aufzuleuchten und Reijkas Widerstand erlosch, mit dem ersten Blick in diese. „Das brauchen wir nicht mehr, meine Schöne“, hauchte Haruka und nach einer Handbewegung von ihr, lösten sich sämtliche Fesseln und gaben Reijka frei. Flucht jedoch kam dieser nicht mehr in den Sinn. Völlig verklärt sah sie der Vampirin in die Augen und schlang langsam einen Arm um deren Nacken. Ihr Atem beschleunigte sich und sie biss sich lasziv auf die Lippe. Ein kurzer Blick Harukas zu Yuri enttarnte jene mit exakt demselben Ausdruck und bestätigte die Vampirin, dass auch ihr kleiner Lakei nun für immer gebrochen und ihr verfallen war. „Bereit meine Schönheit?“ schnurrte sie dann verführerisch zu Reijka und die zog sie zur Antwort heran und küsste sie verlangend. Heißblütig erwiderte Haruka diesen Kuss einen Moment, was Yuri ein leises Aufstöhnen entweichen ließ. Dann wanderten ihre Lippen zielstrebig den schlanken Hals hinab und fanden schnell die Stelle, die bereits schon, mehr als einmal, Harukas Durst gestillt hatte. Kurz entfernte die Blondine sich ein kleines Stück, fing dann wieder an, die Stelle begehrlich zu küssen und entlockte Reijka wohlige Seufzer. In der nächsten Sekunde verkrampfte das Mädchen sich einen Moment komplett und krallte sich an Haruka fest. Völlig unverhofft und ohne jede Vorwarnung hatte die zugebissen und bereits als der erste Tropfen Blut ihre Kehle hinab rann, war Reijka wieder vollkommen entspannt und genoss Harukas Lippen an ihrem Hals und das außerweltliche Gefühl, welches dieses unsterbliche Wesen, ihr durch das Trinken ihres Blutes schenkte. Und die Vampirin genoss die Ergebenheit beider Mädchen in diesem Raum. Die eine vom ersten Moment auf der Flucht, da von Anfang an in der Opferrolle und die andere ein durchtriebenes, machthungriges Biest, im Bestreben sich niemals zu unterwerfen. Beide waren ihrer Macht hoffnungslos verfallen, ersehnten ihre Nähe und ihren Biss, wollten ein Teil von ihr werden und ihr Blutopfer sein. Und während Reijka langsam in ihren Händen starb, wuchs Yuris Ergebenheit weiter an. Haruka spürte das Band zwischen ihnen stärker werden mit jedem Schluck Blut und auch, dass Yuri einfach nur widerstandslos erlag. Reijka hatte längst ihren letzten Atemzug getan, als Haruka sich aufrichtete und langsam erhob. Genauso langsam drehte sie sich zu Yuri und lächelte diese wölfisch an. Die tiefe Wunde war vollständig verheilt und das zerschlissene Hemd gewährte einigen Einblick. Yuri schluckte hart, als Haruka langsam vor sie trat und leicht über ihre Wange streichelte. Sie lächelte und das Blut Reijkas tropfte von ihrem Kinn. „Ich will sein wie du Haruka…“, hauchte das etwas kleinere Mädchen bebend, „Bitte mach mich zu deinem Geschöpf…“ „Du bist bereits mein Geschöpf“, erklang die geflüsterte Antwort, „Und so wie es gerade ist, gefällt es mir sehr gut…“ „Aber ich will dir gehören“, widersprach Yuri fast schon flehend, „Ich will…“ „Du gehörst bereits mir, kleine Yuri“, unterbrach Haruka sie und hielt sie leicht am Kinn fest, „Dein Wille war sehr stark, doch ich habe ihn gebrochen. Du wirst nie wieder gegen mich handeln, so sehr wie du dich mittlerweile nach mir verzehrst und alles tun, was auch immer ich von dir verlange. Warum sollte ich dich zu einem Vampir machen und dich beteiligen an meiner Macht?“ Wieder bemächtigte sich dieser Ausdruck Yuris Blickes. „Ich mag es, wie du jetzt bist“, schnurrte Haruka, „Hilflos und…willig…“ Sie ließ Yuri los und entfernte sich von ihr. Als sie die Tür erreichte und sich zu ihr umsah, stand diese noch immer in derselben Haltung da. »Sehr gut. Wenn auch etwas erstaunlich, dass es plötzlich so schnell und einfach war«, dachte die Vampirin zufrieden, »Als hätte sich ihr Begehr von Michiru auf mich projekziert…« „Willst du dort Wurzeln schlagen?“ riss sie Yuri aus ihrer Starre, „Beseitige das und bring das Zimmer wieder in Ordnung!“ Dann verschwand sie und Yuri fand nur langsam in die Realität zurück. »Allein ihr so nahe zu sein, lässt mich alles andere vergessen«, wurde sie sich bewusst, »Ein viel unglaublicheres Gefühl, als ich es je für möglich gehalten habe.« Sie sah grinsend auf Reijkas leblosen Körper. „Tja meine Liebe. Hat all dein Reichtum dir am Ende rein gar nichts gebracht“, murmelte sie und machte sich daran, Ordnung zu schaffen. Michiru war gar nicht mehr ansprechbar gewesen, nachdem Bruder Takumi sie ins Gebäude gebracht hatte. Völlig aphatisch starrte sie ins Leere und bekam nichts von dem Aufruhr um sie mehr mit. Sie hatte nur dieses schreckliche Bild vor ihrem geistigen Auge und zitterte wie Espenlaub. Haruka lag am Boden, über ihr war Kyosuke und hatte ihr einen großen Holzpflock in die Brust gerammt. Sie blutete stark und war absolut wehrlos gegen ihren Angreifer. »Wäre ich doch nur mit ihr gegangen letzte Nacht«, hämmerte es in Michirus Kopf, »Dann wäre das nicht passiert.« Sie hatte Harukas Zuhause den Mönchen nicht nennen wollen, weil sie nicht gewollt hatte, dass diese stirbt und nun sah es so aus, als wäre sie doch ihretwegen gestorben. Was für einen Unterschied machte es, ob ein Jäger oder ein Werwolf sie tötete? Sie liebte Haruka doch und wollte nicht, dass sie starb. Nicht mit ihr zusammen sein zu können, das konnte Michiru irgendwie verkraften, zu wissen dass sie die Blondine nie wiedersehen würde, weil diese nicht mehr lebte, war unerträglich. Damit konnte sie nicht leben. »Was habe ich nur getan?« schrie es in ihr, »Ich war doch so glücklich bei ihr…« „Miss Michiru hören sie!“ Zuerst nahm sie diese Worte gar nicht wirklich wahr. Wie ein fernes Echo hallten sie irgendwo in ihrem Kopf, wurden jedoch immer deutlicher und immer lauter, bis sie sie irgendwann klar verstand und aufsah. Bruder Takumi stand bei ihr, ebenso ein paar andere Mönche ein wenig abseits. „Sind sie wieder in Ordnung?“ klang Takumi erleichtert, „Wollen sie einen Schluck Wasser trinken?“ Michiru sah ihm in die Augen und schwieg. Sie wollte etwas erwidern, doch dann wurde ihr klar, es war sowieso sinnlos. Alles war nun sinnlos – ohne Haruka. Wie sollte sie weiterleben mit dem Bewusstsein, dass die, die sie liebte, ihretwegen gestorben war? Ihre blauen Augen wurden glasig und füllten sich langsam mit Tränen. »Warum?« schienen sie Bruder Takumi anzuschreien. „Miss Michiru“, flüsterte dieser beruhigend, „Ich konnte sie nicht hinaus lassen. Verstehen sie das doch. Zwei unvorstellbar böse Kreaturen haben dort einen Kampf miteinander ausgetragen und der Sieger dieses Kampfes hätte sie als Preis bekommen.“ „Haruka würde mir nie etwas tun und wenn der Werwolf gesiegt hat, hätte ich mich gern von ihm töten lassen“, platzte es aus Michiru heraus und sie begann zu weinen, „Ich habe sie doch geliebt…!“ Takumi warf einen Blick in die Runde auf die anderen Ordensbrüder und bekam die unterschiedlichsten Reaktionen. Während einige nur mit den Köpfen schüttelten, einer ein hilfloses Schulterzucken zum Besten gab und einer nur nachdenklich Michiru betrachtete, lief ein weiterer aus dem Essenssaal, als hätte er es plötzlich sehr eilig fort zu kommen. Bruder Takumi seufzte und legte seine Hand auf Michirus Schulter. „Die Vampirin lebt“, sagte er, nach kurzem Zögern. „Haruka lebt?“ unterbrach Michiru ihn aufgebracht, „Aber…wie…?“ „Yuri hat sie weg gebracht.“ Man hörte die tiefe Enttäuschung in seiner Stimme und eine Traurigkeit, welche Michiru aufhorchen ließ. Ihre Tränen versiegten vollends und Erkenntnis schlich sich auf ihr Gesicht. „Sie war ihre Schülerin, nicht wahr?“ fragte sie, „Sie haben Yuri ausgebildet und sie hat sie verraten!“ Takumi lächelte bitter. „Wir alle haben sie unterrichtet“, antwortete er, „Aber sie haben Recht – mich trifft ihr Verrat besonders hart, weil ich es war, der sie wie sein eigenes Kind groß gezogen hat. Von mir erfuhr sie auch einige der Geheimnisse, die in keinem Buch hier zu finden sind.“ Er senkte den Blick und seine Stimme wurde leiser. „Wahrscheinlich konnte sie nur darum das Geheimnis ergründen und nun ist sie bei der, die sie bestimmt war, zu vernichten. Wenn Haruka sie in einen Vampir verwandelt, haben wir einen weiteren, beinahe unbesiegbaren Gegner. Zusammen werden sie dieses Kloster zu Fall bringen und sich diese Stadt zum Eigentum machen.“ „Das werden sie nicht“, rutschte es Michiru heraus, „Sie können es nicht nutzen, verstehen sie? Yuri kennt zwar das Geheimnis, aber obwohl sie es genau wie ich in sich trägt, kann es nicht, wie bei mir erwachen! Wäre sie nur ein wenig früher auf Haruka getroffen, dann wäre das wohl geschehen, aber sie kam zu spät. Sie…“ Alles weitere verschluckte Michiru. Erst jetzt fiel ihr auf, was sie da gerade alles gesagt hatte und wie interessiert und überrascht Bruder Takumi sie ansah. „Sprechen sie weiter“, forderte er sie auf, „Wieso kam Yuri zu spät? Was ist es, das diese Kraft in eurem Blut erweckt? Sie wissen es doch!“ Michiru schluckte. Sie fühlte sich ertappt und sah zur Seite. „Miss Michiru bitte“, schüttelte der Mönch sie leicht, „Sie müssen uns sagen, was sie wissen! Das Schicksal dieser Stadt hängt davon ab. Vielleicht das, der gesamten Menschheit. Was für eine Kraft ist das und wodurch wird sie aktiv?“ „Ich weiß es nicht“, schluchzte Michiru, „Yuri hat mir nicht gesagt, um welche Kraft es sich handelt. Sie hat mir doch nur das Nötigste erzählt, um mich für ihre Zwecke zu benutzen!“ „Sie wissen also nicht, um welche Kraft es sich handelt“, stellte Takumi nun wieder völlig ruhig fest, „Aber irgendetwas müssen sie doch wissen. Wieso ist Yuri zu spät gekommen? Was hat sich verändert?“ Wieder schluckte Michiru hart. Es kostete sie einige Überwindung, den Mönchen das alles anzuvertrauen. Nicht nur allein, weil sie Haruka noch immer schützen wollte. Ihre Haruka, die noch lebte und die, dank Yuris Hilfe, auch nicht an den Folgen des Kampfes sterben würde. „Ich bin ihr in die Quere gekommen“, gab Michiru schließlich zu. Alle Augen richteten sich neugierig auf sie, nicht nur die von Bruder Takumi. „Sie?“ fragte letzterer verblüfft, „Und was haben sie getan?“ „Ich sagte es ihnen doch bereits“, war die brüchige, leise Antwort, „Ich habe mich in sie verliebt…“ Keiner der Mönche schien zu begreifen. Einige schienen selbst diese Tatsache nicht gekannt zu haben, denn sie wirkten mehr als schockiert. Andere waren wohl eingeweiht, verstanden jedoch nicht, worauf Michiru damit jetzt hinaus wollte. Dann aber schien Bruder Takumi zu begreifen. „Sie verliebten sich in sie und bekamen ihre volle Aufmerksamkeit“, brachte er erschüttert hervor, „Sie hatten den Platz, den Yuri wollte, weil…“ „Weil sie wusste, nur Liebe würde die in ihr schlafende Kraft erwecken“, ließ Michiru ihn nicht ausreden, „Yuri liebt Haruka und aus dieser Liebe heraus wuchs wahrscheinlich auch ihr Plan, diese Kraft nicht nur zu erwecken, sondern auch gemeinsam mit Haruka zu nutzen.“ „Aber…wenn Yuri die Vampirin liebt, dann wird doch auch in ihr diese Kraft erwachen, wenn sie gebissen wird“, erschrak Takumi, „Dann hat ihr Plan Erfolg und Haruka die absolute Macht!“ Michiru schüttelte den Kopf. „Nein“, flüsterte sie kaum hörbar, „Denn Haruka liebt sie nicht! Haruka will mich und so wie es aussieht, ist es das Geheimnis von Allem. Nicht nur, vom Erwachen dieser Macht, sondern auch der Grund für ihre Existenz. Verstehen sie? Die vielen Todgeburten bei den Versuchen. Oder das einige irgendwann einfach Starben und am Ende nur wenige erwachsen geworden sind. Ich glaube, der einzige Grund, dass diese wenigen `gelungenen Experimente´ überlebten ist, dass ihre Eltern sich geliebt haben. Und Liebe ist es auch, die befreit mit welcher Gabe diese Menschen geboren wurden.“ Bruder Takumi starrte sie mit aufgerissenen Augen an. Man sah ihm deutlich an, dass er sich mit dem Gedanken, ein Vampir könnte tatsächlich Liebe empfinden, nicht anfreunden konnte. Alles was ein Blutsauger in einem Menschen sah, war ein Opfer. Mit diesem Wissen war er aufgewachsen und hatte es auch viel zu oft am eigenen Leib erfahren, als dass er etwas anderes glauben konnte. „Wenn sie wirklich Recht haben“, sagte er dann jedoch wider Erwarten, „Dann wird die Vampirin nicht eher ruhen, bis sie ihr Blut bekommen und sie ebenfalls in einen Vampir verwandelt hat!“ Michiru sah ihn an. Er sah kurz zu den anderen Mönchen, die daraufhin gleich los eilten, um seine stummen Befehle zu befolgen. Wahrscheinlich trafen sie jetzt Vorbereitungen für Harukas Rückkehr und einen Kampf gegen sie und Yuri. „Sie werden das Kloster nicht mehr verlassen“, klang Bruder Takumis Stimme plötzlich sehr ernst und mahnend, „Und damit meine ich das Klostergebäude! Wenn Haruka wirklich die Mauer überwunden hat, sind sie draußen nirgends mehr sicher. Diese Vampirin darf sie auf keinen Fall in die Hände bekommen, denn dann wäre alles verloren. Also gehen sie auf ihr Zimmer und bleiben sie dort!“ „Demnach bin ich jetzt eine Gefangene?“ stellte Michiru fest. „Sehen sie es als eine Art Schutzhaft“, erwiderte Takumi, „Sie sind die Lebens Versicherung, der gesamten Menschheit. Und wenn sie meinem Befehl nicht Folge leisten, dann muss ich sie leider in ihrem Zimmer einschließen.“ „Verstehe“, nickte Michiru leicht, „Ein Schloss ist unnötig. Ich werde auf mein Zimmer gehen und dort bleiben.“ Auf keinen Fall wollte sie sich einschließen lassen, also zog sie es vor, sich vorerst den Anweisungen des Mönches zu fügen. Außerdem hatte sie so auch die Möglichkeit, in Ruhe nachzudenken. Kapitel 41: Triumph eines Vampirs --------------------------------- 41. Triumph eines Vampirs Kurz vor Sonnenuntergang erwachte Haruka ausgeruht und zufrieden in ihrem Bett. Sie hatte es nicht mehr nötig, sich zu verbergen während des Tagesschlafes. Keinen ihrer ärgsten Feinde gab es mehr. Ayame und Kyosuke waren tot und Yuri nun eine willige Sklavin. Sie würde in Zukunft die Vampirin mit ihrem Leben schützen und sich eher selbst töten, als dieser irgendwie zu schaden. Und heute Nacht würde sie sich Michiru zurückholen, dann würde sich ihr Schicksal erfüllen. „Yuri!“ schallte Harukas Stimme durchs ganze Haus. Es bedurfte nur weniger Sekunden und diese erschien vor Haruka. „Was kann ich für dich tun?“ fragte sie schon fast unterwürfig. „Zigeunermagie passt zu dir“, bemerkte Haruka und trat direkt vor sie, um ihr genau in die Augen zu schauen, „Und sehr schnell gelernt sie zu nutzen, hast du auch.“ „Ich tue mein Bestes“, entgegnete Yuri selbstbewusst, „Alles um dir so gut wie möglich zu Diensten sein zu können.“ Haruka lachte kurz, sah ihrem Gegenüber dann aber sofort wieder ernst in die Augen. Sie umfasste ihr Kinn und hielt sie so fest. „Mir zu Diensten sein, so gut es geht?“ schnurrte sie gefährlich und zeigte ihre Zähne, „Was außer meinen Hunger zu stillen, willst du noch für mich tun?“ Sie näherte sich Yuri ein kleines Stück und die zeigte deutlich Reaktion. In nichts unterschied sie sich mehr von jedem anderen Opfer, dessen Blut Haruka hatte haben wollen und das brachte ein zufriedenes Grinsen auf die Lippen der Vampirin. „Alles was du willst…“, brachte Yuri kratzig hervor, „Du musst es nur sagen und ich tu es…“ „Alles…?“ ging das Schnurren in ein lauerndes Knurren über und sie verringerte die Entfernung zwischen ihnen nochmals, „Was immer ich auch verlange?“ „Was immer du verlangst“, widerholte Yuri, „Ich tue es!“ „Gut“, grinste Haruka und entfernte sie wieder komplett von ihr, „Du weißt, was für eine Vampirtaufe notwendig ist! In einer Stunde bin ich zurück und dann will ich dich, den Rest dieser Nacht, hier nirgends mehr vorfinden!“ Yuri blinzelte beinahe benommen und brauchte einen Augenblick, die Situation zu begreifen. Gerade noch war sie sicher gewesen, die Vampirin würde sie endlich küssen oder sie wenigstens beißen und so noch mehr an sich binden. Jetzt realisierte sie, dass Haruka dabei war, das Schlafzimmer zu verlassen und wusste, sie hatte für immer verloren, wenn sie die Vampirin jetzt gehen ließ. „Wohin gehst du?“ fragte sie darum, einzig um sie aufzuhalten, denn sie kannte die Antwort. Ihr Plan ging auf, denn Haruka blieb stehen und drehte sich zu ihr um. „Du weißt, es steht dir nicht zu Fragen zu stellen“, sagte sie gefährlich ruhig, „Außerdem weißt du es genau.“ Yuri wusste nichts zu antworten, doch als Haruka erneut gehen wollte, ließ sie raus, was ihr in den Sinn kam, ohne jede Vorsicht. „Sie will dich doch gar nicht!“ brachte sie die Vampirin sofort zum Stehen. Doch sie war nicht nur stehen geblieben, sondern auch sichtlich verärgert. Bevor sie jedoch etwas sagen konnte, sprach Yuri einfach weiter. „Sie will nicht zurück kommen und sie will kein Vampir sein“, machte sie einen Schritt auf Haruka zu, „Willst du sie wirklich zwingen? Ich denke, du liebst sie?“ Beruhigt hatten diese Worte Haruka nicht gerade. Eher hatten sie sie noch wütender gemacht. Yuris dreiste Einmischung machte sie so zornig, dass ihre Augen direkt zu glühen begannen. Trotzdem blieb sie absolut beherrscht und strahlte wieder diese gefährliche Ruhe aus. „Sie wird mit mir kommen“, war ihre Stimme eisig, „Gerade weil ich sie liebe!“ „Das wird sie nicht und du weißt es!“ widersprach Yuri prompt, „Und zwingst du sie, dann kann es keine Liebe sein und du zerstörst alles in ihr, was für dich jemals da war!“ Nun machte Haruka ein paar Schritte auf sie zu, blieb dann aber wieder stehen und funkelte sie an. „Du solltest dich nicht zu weit vor wagen“, knurrte sie drohend, „Und was schert es dich, ob sie mich nach ihrer Verwandlung noch lieben wird?“ „Michirus Gefühle interessieren mich einen Dreck“, wurde Yuri jetzt entweder mutig oder vollkommen unvorsichtig, „Ich will nicht, dass die Mönche dich töten, verflucht. Du bist einmal fast gestorben, weil du sie aus dem Kloster holen wolltest. Denkst du wirklich, sie überlassen sie dir einfach? Selbst wenn sie mit dir gehen wollte, würden sie sie benutzen, um dich endlich töten zu können!“ In der nächsten Sekunde hatte Haruka sie an der Kehle. Erschrocken riss Yuri die Augen auf und rang sofort nach Luft. „Michiru würde mich niemals verraten!“ zischte sie gefährlich, „Selbst wenn sie nicht freiwillig mit mir gehen will – meinen Tod will sie auf keinen Fall! Dein Tod allerdings rückt gerade wieder sehr nahe…“ „Töte mich wenn du willst“, presste Yuri hervor, „Aber dann verschenkst du alles, was du bereits in Händen hälst. Ich will nur, dass du dein Ziel erreichst und alle großen Alten ausgelöscht werden!“ Harukas Griff lockerte sich und Yuri bekam wieder Luft. Während sie gierig ihre Lungen damit füllte, entging ihr Harukas kurzer, durchdringender Blick. Ihre geknurrten Worte jedoch bekam sie genau mit. „Es war niemals Michiru, die du wolltest, stimmts?" Es war eine Festellung, keine Frage gewesen. „Du wolltest die Macht ihres Blutes, aber sie selbst ist dir völlig gleichgültig!“ Yuri begegnete ihrem Blick und schluckte heftig. Die glühenden Pupillen und die scharfen Reißzähne jagten ihr einen Schauer über den Rücken. »Durchschaut!« war alles was in ihrem Bewusstsein hallte. „Dachtest du wirklich, du könntest sie mir abjagen?“ fragte Haruka da leicht amüsiert und Yuri horchte auf, „Niemand nimmt mir meine Beute, kleine Handlangerin!“ »Sie weiß es nicht!« „Du verstehst nicht“, brachte sie jetzt wieder etwas vorsichtiger hervor, „Ich habe mein ganzes Leben in diesem Kloster verbracht. Woher hätte ich von Michiru wissen sollen? Es ging niemals um sie. Ich hatte gehofft mit dir zusammen diese Macht in mir zu erwecken! Warum soll ich stehlen, was ich selbst in mir habe?“ Harukas Griff lockerte sich noch ein wenig, doch vollends los ließ sie Yuri nicht. Sie schien nachzudenken und Yuri hoffte, dass es nicht zu ihren Ungunsten ausging. Viel zu weit hatte sie sich vorgewagt und vielleicht sogar zu viel preis gegeben. Verstand Haruka nun gewisse Zusammenhänge, würde sie keine weitere Sekunde zögern, sie doch noch zu töten. Und dann schien Haruka wirklich etwas zu begreifen. Die Beschwichtigungen, welche Yuri hervorstoßen wollte, wurden im Keim erstickt, denn Harukas Hand drückte wieder fester zu und sie dirigierte sie schnellen Schrittes rückwärts. »Alles aus«, hämmerte es in Yuris Kopf und sie versuchte sich von der Hand zu befreien. Ihre Kraft reichte nicht annähernd und sie bekam immer weniger Luft. Als die Vampirin sie fest aufs Bett drückte starrte sie ihr ängstlich in die Augen. „Du bist hergekommen, damit ich diese Macht in dir wecke?“ lehnte sie dicht über ihr, „Du wolltest dich mir freiwillig opfern dafür? Denkst du, das reicht aus…?“ Ihr Griff lockerte sich wieder. „Ayame hat das auch gedacht. Warum sonst war sie so scharf darauf, dass ich mich ihr freiwillig opfere?“ Ihre Stimme war leise und hatte etwas Lauerndes. „Wie wir alle wissen, hat es nicht gereicht. Freiwillig allein kann es nicht ausmachen, was diese Macht erweckt. Ich habe bei dieser Sache nichts zu verlieren – du jedoch schon. Dein Leben zu opfern für eine derart geringe Chance, die in dir schlummernde Macht zu wecken… Mehr als dumm, findest du nicht?“ „Ein Leben eingesperrt in diesem Kloster“, würgte Yuri verächtlich hervor, „Lieber ein Vampir, auch ohne diese geheimnisvolle Kraft, als für immer in diesem Kloster leben und gegen Dämonen kämpfen zu müssen!“ Wieder wurde Harukas Griff lockerer, so dass ihre Hand nur noch leicht auf Yuris Kehle lag. „Und doch nicht nur ein Vampir…“, schnurrte Haruka und lehnte sich ganz dicht zu ihrem Gesicht. Ihre leuchtenden Pupillen fixierten Yuri und aus ihrem geöffneten Mund ragten deutlich ihre Zähne hervor. „Ein Vampir mit Zigeunermagie“, streichelte ihr Atem Yuris Lippen, Wange und Hals, bevor ihre Zunge demonstrativ langsam über letztere Stelle glitt. Sofort entwich Yuri ein williges Seufzen. Ebenfalls demonstrativ küsste Haruka die Stelle, in die sie sonst ihre Zähne schlug, was ein weiteres Seufzen zur Folge hatte. „Du strebst zu sehr nach Macht, um dich einfach willenlos zu opfern“, hauchte Haruka ohne ihre Lippen wirklich von Yuris Hals zu lösen, „Und doch bin ich in der Versuchung, es darauf ankommen zu lassen…“ Wieder leckte sie langsam über die begehrte Stelle am Hals. Ein leichter Biss brachte Yuri dazu, seufzend ihre Arme um Haruka zu schlingen. „Bitte tu es“, wisperte sie zitternd, „Ich will es!“ „Böses Mädchen...“ schnurrte Haruka ihr ins Ohr und biss sofort zu. Kurz klammerte Yuri sich an sie, doch die Umklammerung lockerte sich schnell und nur zu willig gab sie ihr Blut. Seufzend streichelten ihre Hände über Harukas Körper, glitten durch das fransige Haar und griffen schließlich fordernd hinein. Die Vampirin knurrte kurz, ließ sich dann aber doch von Yuri dirigieren. Sekunden später fanden sich ihre Lippen zu einem blutigen Kuss. Yuri stöhnte erstickt und begann an Harukas Hemdknöpfen herum zu nesteln. Als die Vampirin bei ihr dasselbe tat, wurde sie mutig und vergaß jede Scheu. Sie spreizte ihre Beine etwas und ließ Haruka zwischen ihre Schenkel rutschen, was sie erneut in den Kuss hineinstöhnen ließ. „Böses Mädchen…“, raunte die Vampirin erneut, „Will das ganze Programm…“ Sie küsste sich abwärts bis genau zwischen Yuris Brüste und die bekam sofort Gänsehaut. Als Harukas Zunge über diese Stelle leckte, stöhnte sie lustvoll und klammerte sich ins Bettzeug. Langsam glitt Harukas Zunge weiter abwärts und erreichte den Bauchnabel. Mit zitternder Stimme keuchte Yuri den Namen der Vampirin und versuchte, ihre Atmung unter Kontrolle zu bekommen. Die Blondine lachte leise, küsste ihren Bauch und wanderte dabei seitlich. Ohne Vorwarnung schlugen ihre Zähne sich tief in Yuris Taille. Die schrie auf und wollte Haruka weg drücken, doch die hielt sie fest wie ein Schraubstock. Der Schmerz dieses Bisses war sehr viel heftiger und hielt wesentlich länger an, bevor er wieder in den Genuss überging, Opfer eines Vampirs zu sein. Als dies eintrat hörte Haruka auf zu trinken und küsste sich erneut zu Yuris Bauchnabel, wobei sie eine blutige Spur hinterließ. Erneut griffen Finger fordernd in das fransige Haar und dirigierten die Vampirin mit sanften, aber bestimmten, Druck abwärts. Wieder knurrte Haruka gefährlich und zerrte Yuri in der nächsten Sekunde die Hose vom Körper. Der knappe Slip gab der Gewalt gleich mit nach und schnitt beim Reißen kurz schmerzhaft in Yuris Hüfte. Grinsend leckte Haruka über die Wunde und sah Yuri kurz prüfend an. Diese war ihr vollkommen verfallen, sehnte sich danach, ihr Opfer zu sein und von ihr genommen zu werden. Grinsend streichelte Haruka über die nackte Haut Yuris Bein hinab, soweit sie reichte, wanderte auf die Innenseite und strich wieder aufwärts. Je höher sie kam, desto heftiger zuckte Yuri und ihr Stöhnen wurde lauter. Sie war Wachs in Harukas Händen und diese tat alles, sie noch weiter hinauf zu treiben. Ihre Finger strichen weiter aufwärts, berührten sie verlangend, ließen die wichtigste Stelle dabei jedoch immer wieder gekonnt unberührt. „Haruka bitte!“ flehte Yuri schließlich atemlos, „Ich halt es nicht mehr aus!“ „Nicht?“ schnurrte die lauernd und schlug ihre Zähne in die andere Taille. Schon bevor Yuri den Schmerz realisierte, hatte die Blondine sie festgenagelt und erstickte so jede Gegenwehr im Keim. Alles was dieser blieb, war ein schmerzlicher Aufschrei. Dieses Mal aber trank die Vampirin nicht, sondern ließ sofort wieder ab von der Bisstelle. Der angespannte Körper unter ihr entspannte sich wieder, Haruka gab sie frei und ihre Zunge strich im nächsten Moment vom Bauchnabel an langsam abwärts. Dann änderte sie die Richtung leicht seitlich, was Yuris erwartungsvolle Erregung nicht schmälerte. Ein Stück strich die feuchte Zunge über ihre Leiste, dann auf ihren Schenkel hinab, was sie dazu brachte, wieder ein Stück ihre Beine zu öffnen. Was Yuri erwartete blieb jedoch aus. Stattdessen bohrten Harukas Zähne sich tief in die Innenseite ihres Schenkels. Wieder schrie sie kurz auf, doch der Schmerz ließ sofort nach und wurde verdrängt vom Wohlgefühl eines trinkenden Vampirs. Bevor Yuri jedoch völlig dem vampirischen Rausch verfiel, löste Haruka sich von ihr und kroch neben sie. „Ich bin es, die du von Anfang an wolltest, nicht wahr?“ hauchte sie und streichelte über Yuris Bauch, „Nicht Michiru, nicht meine Zigeunermagie…einzig und allein mich willst du…“ Ihre Hand wanderte zielstrebig abwärts und Yuri konnte nur noch willig nicken und ergeben seufzen. „Du sollst mich haben…“ Beinahe zeitgleich mit den gehauchten Worten erreichte Harukas Hand ihr Ziel und Yuri drückte sich ihr stöhnend entgegen. Sie überhörte den gefährlichen Unterton in Harukas Worten, sah nicht das kalte Funkeln in ihren Augen und nicht das siegreiche Grinsen, das deren blutige Lippen umspielte. Der vampirische Rausch in dem sie sich befand ließ sie nichts anderes mehr wahrnehmen, als Harukas Hand zwischen ihren Beinen und ein schier unstillbares Verlangen. In der nächsten Sekunde jedoch riss sie entsetzt ihre Augen auf und wurde absolut still. Die Vampirin sah sie mit einem schiefen Grinsen an, welches so eiskalt war, dass es eine offene Flamme hätte gefrieren lassen. Langsam zog Haruka ihre Hand zurück und Yuris Augen füllten sich mit Tränen. Einen Ton brachte sie nach wie vor nicht heraus und bewegen konnte sie sich auch nicht. Der unsagbare Schmerz jedoch war ihr deutlich anzusehen, ebenso die Erkenntnis, nun zu sterben. Haruka lehnte sich ganz dicht an ihr Ohr, damit sie ihre geflüsterten Worte auch sicher noch verstand. „Selbst wenn ich dich auch geliebt hätte…“, wisperte sie triumphierend, „Die Macht in dir wäre nie erwacht. Du bist nur ein Experiment, wie so viele andere auch. Ich und Michiru hingegen, sind keine Experimente. Nicht ihre oder meine Liebe hat diese Macht erweckt. Einzig und allein, weil auch unsere Eltern sich liebten, konnten sie und ich diese Reaktion hervorrufen. Erst die Liebe zwischen Mensch und Vampir brachte Hybriden mit dieser grenzenlosen Macht hervor, die noch heute Nacht die meine sein wird…“ Als sie sich nach diesen Worten wieder aufrichtete, erlosch das Licht in Yuris Augen bereits. Haruka hatte mit ihrer Klaue die Hauptschlagader in ihrer Leiste durchtrennt und sie war binnen Sekunden verblutet. Nicht ohne die Besttätigung, dass Haruka sie längst und mit links ausgespielt hatte. Michiru hatte ihr Zimmer nicht mehr verlassen, wie es von ihr verlangt worden war. Mit geschlossenen Augen lag sie auf dem Bett und es wirkte, als schliefe sie. Das tat sie jedoch nicht. Seit Stunden standen ihre Gedanken nicht mehr still. Jede Minute der vergangenen Wochen hatte sie sich wieder und wieder vor Augen gehalten. Irgendwann kam sie immer nur noch auf dasselbe Ergebnis. Egal, wie sie alles auch drehte und wendete – am Ende konnte nur eines dabei heraus kommen. In diesem Moment war der Sonnenuntergang vorbei und der letzte Strahl verschwand. Michiru schlug, zeitgleich, die Augen auf und starrte an die Decke. Sie blieb genauso regungslos liegen wie zuvor, doch wirkte sie jetzt hellwach, wenn nicht sogar wachsam. Ihre Gedanken ruhten nun, dafür waren ihre Sinne geschärft wie nie. Sie versuchte, etwas zu erfühlen, horchte und selbst mit einer geistigen Botschaft rechnete sie in jeder Sekunde. Die Dämmerung schritt schnell voran, doch selbst als die Dunkelheit komplett den Tag verdrängt hatte, tat sich absolut nichts. Kein, auch noch so kleines, Zeichen von Harukas Gegenwart und sogar das Kloster lag in absoluter Stille. Die Stille innerhalb der Mauern allerdings war trügerisch. Bereits seit Stunden waren die Mönche eifrig damit beschäftigt, sich auf einen Angriff vorzubereiten. Sogar vor den Klostermauern hatten sie einige Feuerstellen errichtet, um eventuelle Angreifer auch sehen zu können. Langsam kroch ein ungutes Gefühl in Michiru hoch. Es war einfach zu ruhig und das, obwohl es bereits eine ganze Weile dunkel war. Kein Anzeichen von Haruka und auch Bruder Takumi ließ sich nicht blicken. Ihr Blick wanderte zum Fenster und sie erhob sich vom Bett. Mit wenigen Schritten erreichte sie das Fenster und sah hinaus. »Ob sie wirklich noch einmal her kommt?« fragte sie sich, »Vielleicht respektiert sie meinen Wunsch oder das gestern hat ihre Meinung geändert. Vielleicht bleibt sie bei Yuri... Schließlich hat die sie gestern gerettet...« Noch während dieser Gedanken änderte sich etwas. Michiru spürte es sofort. Die Stille wurde unnatürlich bedrückend, es wurde irgendwie kälter, man fühlte sich bedroht und in die Ecke gedrängt. „Haruka!“ Im Flüsterton presste Michiru den Namen hervor und sah sich dennoch sofort um, als hätte sie Angst, jemand könnte es gehört haben. Ihr kleines Zimmer war leer und still wie immer. Die Tür war verschlossen, doch eingesperrt war sie nicht. Nervös wanderte ihr Blick wieder aus dem Fenster und dann zurück zur Tür. Sie war sich sicher, dass die Mönche sie unter Beobachtung hatten und doch musste sie es versuchen. Nochmals schaute sie aus dem Fenster in der Hoffnung, irgendetwas sehen zu können doch alles war dunkel, still und scheinbar friedlich. Nachdem sie einmal tief Luft geholt hatte, ging sich langsam zur Tür. Sehr vorsichtig und so lautlos wie möglich öffnete sie diese einen Spalt breit und spähte in den Gang hinaus. Wie immer war der spärlich beleuchtet und leer. Michiru schlüpfte auf den Gang und schlich geduckt weiter. Immer wieder blieb sie stehen. um zu horchen, sah sich prüfend um und hatte schließlich die Tür zum Garten hinaus erreicht. Abermals überprüfte sie, ob auch wirklich niemand sie entdeckt hatte oder ihr folgte, dann schlüpfte sie auch durch diese Tür und hinaus in die Nacht. Die angenehm kühle Luft ließ sie ruhiger werden und die Anspannung des Davonschleichens fiel von ihr ab. Kein Gedanke mehr, ob Bruder Takumi oder ein anderer Mönch sie entdecken könnte oder ihre Flucht vielleicht auffiel. Sie hatte nur noch vor Augen, dass sie Haruka gleich endlich wiedersehen würde. Die Sehnsucht in ihr war so stark, dass sie fast vergaß, dass sie ja vor ihr geflüchtet war und sich in diesem Kloster vor ihr verstecken wollte. Zielstrebig und kaum noch darauf bedacht, nicht von den Mönchen entdeckt zu werden, führten ihre Schritte sie in Richtung der Bank, auf der sie zuletzt so sehr die warmen Sonnenstrahlen genossen hatte. Sie spürte genau, dass Haruka dort auf sie wartete. Als sie ihr Ziel fast erreicht hatte jedoch, wurde ihr plötzlich wieder bewusst, was sie gerade tat. Ihre Schritte wurden langsamer und dann sah sie Haruka. Die Vampirin stand an dem Baum in der Nähe der Bank und sah beinahe ausdruckslos in ihre Richtung. Der Mond war noch fast voll und die Nacht so klar, dass Michiru alles deutlich sehen konnte. Beinahe lässig lehnte Haruka an dem Baum. Ihr Hemd schien nicht zugeknöpft zu sein, hatte eine tiefrote Färbung und klebte an ihrem Körper. Ihr Brustkorb und die gesamte untere Gesichtshälfte waren blutig und sogar ihre Haare und die Hose hatten etwas abbekommen. Ihre Zähne blitzten im Mondlicht und ihre Augen glühten wie Feuer. Nur wenige Meter von ihr entfernt blieb Michiru stehen. Haruka stieß sich vom Stamm des Baumes ab, kam aber nicht näher. Ihre Augen fixierten Michiru und ein leises Knurren entwich ihrer Kehle. „Du wirst schon näher kommen müssen“, wisperte sie, „Es ist so schon schmerzhaft genug, aber wage ich mich noch näher heran, verbrennt es mich…“ „Du willst mich aus dem Schutz des Klosters locken“, flüsterte Michiru, „Was wirst du tun, wenn ich zu dir komme?“ „Fürchtest du mich etwa?“ fragte Haruka und es hatte etwas lauerndes, gefährliches... „Noch vor wenigen Tagen liebtest du mich!“ „Ich fürchte dich nicht“, tat Michiru einen Schritt auf sie zu, „Und ich liebe dich noch immer.“ „Warum bist du dann fortgelaufen?“ wurde die Vampirin etwas verführerischer, „Du bist so weit gegangen mit mir. Zu weit! Es gibt kein Zurück mehr und das weißt du genauso gut wie ich. Warum also bist du fortgelaufen?“ Genau diese Frage hallte jetzt in Michirus Kopf. Ebenso die Antwort, zu der sie im Laufe des letzten Tages gekommen war. Sie war geflohen, weil sie kein Vampir werden wollte. Weil diese Kreaturen auch so schon eine große Bedrohung für die Menschheit waren und sie darum unter keinen Umständen an die Macht in ihrem Blut gelangen durften, um dadurch noch mächtiger und noch gefährlicher zu werden. „Es gibt immer ein Zurück“, antwortete sie erstaunlich fest, „Das ist das Gute daran, ein Mensch zu sein, Haruka. Als Mensch hat man immer die Wahl. Die Wahl, sich für das Gute oder das Böse zu entscheiden. Und du weißt, ich kann mich nicht für das Böse entscheiden. Auch wenn mein Vater ein Vampir ist – ich bin ich und so lange ich lebe, war ich niemals ein schlechter Mensch.“ „Du weißt es also?“ grinste die Vampirin und das Blut in ihrem Gesicht reflektierte dabei im Mondlicht, „Weißt du nun auch, welche Macht in dir schlummert? Oder was sie erweckt hat?“ Ihre Stimme war wie das Knurren eines Raubtiers, gefährlich und gleichzeitig so verlockend. Eine kurze Stille breitete sich aus, als hätte Michiru keine Antwort, doch dann begann sie zu sprechen. „Du bist wie ich“, sagte sie leise, „Oder du warst es. Bevor du zu dem geworden bist, was von Geburt an ein Teil von dir war. Du hast dich für das Böse entschieden, für das Erbe deines Vaters. Ich jedoch entschied mich für das Erbe meiner Mutter. Doch genau das hat diese Macht geweckt. Wir sind gleich und genau wie bei unseren Eltern haben wir uns gefunden, als Mensch und Vampir. Am Ende ist es das Erbe unserer Mütter, was es möglich gemacht hat…“ Ihre Stimme war immer leiser geworden und versiegte schließlich ganz. „Doch welche Macht es ist, weißt auch du nicht“, stellte Haruka fest. Michiru schüttelte leicht den Kopf. „Nein“, bestätigte sie, „Und wenn ich kein Vampir werde, wird es auch nie jemand erfahren oder nutzen können.“ „Vielleicht ist es so das Beste“, kam es von der Vampirin, was Michiru sehr überraschte. „Du…wirst mich nicht zwingen mit dir zu gehen?“ fragte sie erstaunt und machte noch einen Schritt nach vorn, „Du lässt mich frei?“ Haruka betrachtete abschätzend die geringer gewordene Entfernung zwischen ihnen. Michiru war ihr unbedacht nahe gekommen und mit nur einem kleinen Sprung nach vorn konnte sie diese erreichen, doch sie tat nichts dergleichen. „Ich bin hergekommen, um dir zu sagen, dass es nie deine Macht war, die ich wollte“, sagte sie stattdessen völlig ruhig, „Als du in deine Wohnung gezogen bist, hast du mein Jagdrevier betreten. Ich habe dich also nicht einmal als Opfer ausgesucht. Doch bereits bei unserer ersten Begegnung im Wald wusste ich, du bist etwas Besonderes – schon bevor ich dein Blut gekostet hatte. Du hattest eine Anziehung auf mich, wie nie etwas zuvor in 500 Jahren. Deine Nähe gab mir ein Gefühl, das ich vorher nicht kannte. Nicht im Tod und nicht im Leben. Ich wollte dir nichts tun, um dieses Gefühl nicht zu verlieren. Wie lange denkst du hättest du gelebt, wenn ich so unbedingt dein Blut gewollt hätte?“ Sie erwartete keine Antwort auf die Frage, denn sie sprach gleich weiter. „Du hast mit eigenen Augen gesehen was geschieht, wenn ich jemandes Blut will, Michi. Ich zögere nicht, es mir zu holen und dafür zu töten. Und ich will dein Blut Michi, so sehr dass ich es mir am liebsten jetzt sofort holen würde. Und glaub nicht, ich sei nicht in der Lage dazu…“ Sie machte zwei Schritte nach vorn und stand direkt vor Michriu. Unter ihren Füßen begann es zu knistern, Laub und Geäst verglühten und es roch nach verbranntem Fleisch. „Ich will das, was zwischen uns war“, raunte sie leise und man hörte in ihrer Stimme, wie sie gegen die Schmerzen kämpfte, „Und wenn ich das nicht zurück bekommen kann, dann lass ich dich lieber gehen!“ Sie wich wieder zurück bis der Schmerz unter ihren Füßen nachließ und sah Michiru an. „In meinem Leben gab es nichts, was eine Entscheidung für das Gute hätte verursachen können“, sagte sie und es klang ein wenig bitter, „Absolut nichts!“ Sie drehte sich langsam um und entfernte sich von Michiru. Diese sah ihr nach und schluckte hart. Es war ein Abschied für immer. Wenn sie Haruka jetzt nicht aufhielt, würde sie sie nie wieder sehen, das wusste Michiru. Ihr Herz schmerzte entsetzlich bei diesem Gedanken. So sehr, dass sie bereits nach Sekunden kaum noch atmen konnte und sich wünschte zu sterben, nur damit der Schmerz endlich aufhörte. Nie zuvor hatte sie so stark empfunden in ihrem ganzen Leben, sich nie so geborgen und beschützt gefühlt. »Genau wie sie«, schoss es durch ihren Kopf, »Und sie hat 500 Jahrhunderte darauf warten müssen…« Mit einem Mal hatte es keine Bedeutung mehr, wovon sie noch vor wenigen Augenblicken überzeugt gewesen war. Wieso entschied sie sich gegen das, was sie glücklich machte um irgendwen zu schützen, den sie nicht einmal kannte? Was war so schlimm daran, wie Haruka, ein Vampir zu werden und für alle Ewigkeit mit ihr zusammen sein zu können? Dieses Glück für immer zu haben? Sie beide wollten dasselbe und nur um eine Menschheit zu schützen, die nicht nur Haruka zu Lebzeiten schon, - sondern auch Michiru zum Außenseiter gemacht hatte, sollten sie darauf verzichten? Das war mal wieder einfach nicht fair und durfte so nicht enden. »Wenn ich jetzt umkehre, wird der Rest meines Lebens hinter diesen Mauern stattfinden«, wurde sie sich bewusst, »Ich werde nie wieder vollkommen menschlich sein und die Mönche werden mich nicht gehen lassen. Sie werden versuchen, mich als Waffe gegen Haruka zu benutzen und vielleicht werden sie es sogar eines Tages schaffen und sie töten…« „Bitte geh nicht Ruka!“ brachte sie halblaut hervor, noch bevor sie sich darüber klar wurde. Die Vampirin blieb sofort stehen und drehte sich zu ihr um. Das Blut in ihrem Gesicht begann bereits zu trocknen, doch das auf Oberkörper und Hemd war nach wie vor frisch und reflektierte wieder im Mondlicht. Ihr Gesicht zeigte keinerlei Ausdruck, nur ihre Pupillen leuchteten noch immer und ihre Zähne ragten deutlich hervor. Sie wartete ab, was Michiru noch wollen könnte und sah diese im nächsten Moment auf sich zu laufen. Als sie sie erreichte, schlang sie die Arme um sie und verbarg ihr Gesicht an der blutverschmierten Brust. „Haruka bitte…“,klammerte sie sich in den Stoff des durchtränkten Hemdes, „…bitte bring mich fort von hier. Ich ertrage das alles nicht mehr. Nimm mich mit dir und erlöse mich vom Schmerz des Lebens…“ Die gelbgrünen Pupillen der Vampirin leuchteten auf und ein Lächeln legte sich auf ihre blutrot gefärbten Lippen. Ohne dass es eines weiteren Wortes bedurfte, schlang sie ihre Arme um das kleinere Mädchen und löste sich mit ihr zusammen auf. Nur Sekunden später standen sie in genau derselben Position in Harukas Schlafzimmer, welches nur von ein paar Kerzen erhellt wurde. Doch selbst wenn Michiru nicht bereits zu zwei Dritteln ein Vampir gewesen wäre, gab es genug Licht, jedes kleine Detail in diesem Raum genau zu erkennen. Und was sie erkannte war ein Blutbad. Yuri lag tot auf dem Bett, mit aufgerissenen Augen und aufgerissener Kehle. Beinahe das ganze Bett war blutgetränkt, als hätte Haruka sie bewusst ausbluten lassen. Ihr nackter Körper war geschunden und erinnerte an die Toten in der Bar damals. Langsam hob Michiru den Kopf und sah Haruka ins Gesicht. Noch immer war die komplette untere Hälfte tiefrot gefärbt, doch das Lächeln war verschwunden. Prüfend, beinahe erwartungsvoll blitzen die gelbgrünen Pupillen sie an und bestätigten ebenfalls, was Michiru eigentlich längst wusste. Es war jedoch nicht mehr von Bedeutung, dass Haruka jeden Menschen in Michirus Leben getötet hatte. Jetzt nicht mehr. Während der letzten Stunden im Kloster war sie zu dem Schluss gekommen, dass es für sie sowieso niemals ein Entkommen gegeben hätte. Sie war die Tochter eines Vampirs, trug den Keim des Bösen von Geburt an in sich, war gezeichnet dadurch als Beute für jeden Blutsauger, dem sie in ihrem Leben zu nahe kam. Wäre sie nicht zuerst Haruka begegnet, dann vielleicht Ayame oder irgendeinem anderen der großen Alten. Wie schon andere vor ihr, wäre sie irgendwann auf der Strecke geblieben, als misslungenes Experiment und ein weiterer Vampir unter Vielen geworden. Ein Leben auf der Flucht, welche irgendwann doch sicher mit Tod und Verderben endete. Doch Haruka brachte ihr kein Verderben. Haruka gab ihr die Möglichkeit, um vieles stärker zu werden als all jene, welche sich die in ihr schlummernde Macht aneignen wollten. Sie gab ihr zwar auch nicht die Chance, ihrem Schicksal zu entgehen, doch sie gab ihr die Kraft, es selbst zu bestimmen. Und sie würde die Ewigkeit mit ihr teilen. Niemals mehr würde Michiru allein oder einsam sein. Und fürchten, musste sie auch nichts mehr... Kapitel 42: Unsterblich ----------------------- 42. Unsterblich Nachdem Michirus Blick alles erfasst hatte, sah sie wieder Haruka an. Erneut legte sich ein Lächeln auf deren Lippen. Ein zufriedenes und gleichzeitig zustimmendes. Sie erkannte genau, was Michiru dachte und versicherte ihr mit ihrem Lächeln, dass diese richtig lag und die blonde Vampirin niemals mehr von ihrer Seite weichen würde. Langsam löste diese die Umarmung und legte Michiru die Hand unters Kinn, um sie ein kleines Stück zu sich hoch zu ziehen. „Nichts wird uns je wieder trennen können“, hauchte sie und zeigte deutlich ihre Zähne, „Zusammen beherrschen wir die Ewigkeit…“ Sie küsste sanft Michirus Lippen und blickte sie danach sofort wieder an. „Ich liebe dich“, wisperte das kleinere Mädchen, „Das habe ich schon immer…“ Sie strich mit den Fingern durch die blonden Strähnen und danach sanft über Harukas Wange. Ein glückliches Lächeln umspielte ihre Lippen und ein beinahe außerweltliches Strahlen erfüllte ihre, sonst so melancholischen, blauen Augen. Bereits in der nächsten Sekunde versanken beide in einem leidenschaftlichen Kuss, welcher schnell intensiver wurde und doch noch aller vampirischen Triebe entbehrte. Noch brach weder der Jäger oder das willige Opfer hervor und doch war ein Verlangen gegenwärtig, welches mehr als nur deutlich spürbar war. Ohne den Kuss zu lösen, hob Haruka Michiru auf ihre Arme und ging mit ihr langsam zum Bett. Dort angekommen, legte sie das kleinere Mädchen langsam hinein und schob mit ihr Yuris leblosen Körper einfach beiseite. Michiru gab ihr noch einen kleinen Stoß und mit einem Poltern landete die tote Dienerin auf dem Fußboden neben dem Bett. All dies geschah ohne eine Unterbrechung des Kusses, in welchen sich nun doch langsam ein Verlangen einschlich, welches nicht mehr menschlich war. Der Geruch der blutigen Laken ließ die Vampirin deutlich reagieren, ihr entwich das eine oder andere Knurren und sie löste sich von Michirus Lippen, um sich langsam zu ihrem Hals zu küssen. „Ruka…“, keuchte diese erregt und griff wenig sanft in deren Haar. Ein kurzes Fauchen war die Reaktion und dann ein, ebenfalls wenig sanfter, Liebesbiss. Nicht fest genug Michiru ernsthaft zu verletzen und doch fest genug, eine kleine Wunde zu verursachen und Michiru kurz aufstöhnen zu lassen. Haruka saß in Hüfthöhe auf ihr, küsste ihren Hals und leckte immer wieder genüsslich über die frische Wunde. Die wohligen Laute, welche sie damit auslöste, machten sie zielstrebiger und ihre Finger klammerten sich in den Stoff von Michirus Kleid. Ein kurzer, heftiger Ruck und es war nicht mehr. Michirus biss sich auf die Lippe, um ein weiteres Aufstöhnen zu unterdrücken und Haruka richtete sich langsam auf ihr auf. Zufrieden beobachtete sie, wie das Mädchen unter ihr dem Rausch des ewigen Lebens immer mehr verfiel. Wie von ihr immer deutlicher signalisiert wurde, dass die Vampirin sich holen sollte, was sie begehrte. Die leichte Gänsehaut, dass offene Darbieten ihres Halses, das leichte Winden und sich ihr entgegen drücken. Ihre Brüste, die sich hoben und senkten in erregter Atmung, ihre zierlichen Finger, welche immer wieder leicht in Harukas Fleisch krallten. Ein syffisantes Grinsen legte sich auf die Lippen der Vampirin, als die geschickten Finger das blutige Hemd erst nutzen, sie näher heran zu ziehen und es dann von ihren Schulten streiften. Fast schon gierig leckte sie sich über Lippen und Eckzähne und nahm sich dann einen wilden Kuss. Michiru gab ihn ihr willig und stöhnte immer wieder leise in den Kuss hinein. Ihre Hände strichen über Harukas Körper, kratzen verlangen über ihren Rücken, wanderten langsam seitlich und dann nach vorn um sich vom Bauch hinauf den Weg zu deren Brüsten zu suchen. Als sie diese umfasste und ihre Daumen empfindlich ihre Brustwarzen berührten, warf die Vampirin mit einem knurrenden Stöhnen den Kopf in den Nacken. Gleich darauf sank sie wieder nach vorn und küsste gierig Michirus Kehle. Sie glitt weiter abwärts zwischen deren Brüste und als die zierlichen Finger wieder in ihr Haar griffen, biss sie erneut zu. Deutlich fester und von einem schmerzlichen Stöhnen begleitet, bohrten ihre Reißzähne sich ein ganzes Stück, auf der Innenseite, in Michirus rechte Brust. Sofort rann dunkles Blut zwischen Harukas Lippen hervor und hinterließ unregelmäßige, winzige Rinnsale auf seinem Weg über Michirus nackte Haut. Zwischen ihren Brüsten sammelte es sich zu einer kleinen Pfütze, wurde grösser und rann schließlich, gedrängt von weiteren Blutstropfen, auf ihren Bauch und seitlich an ihrem Körper hinab. Die wohligen Laute Michirus zeugten jedoch keinesfalls von Schmerz und auch die Vampirin schien vorerst nicht an Michirus Blut, das größte, Interesse zu haben. Ihre Hand fing an, den nackten Oberkörper des Mädchens zu liebkosen, was weitere, deutliche Reaktionen auslöste. „Ruka…“, presste sie erregt hervor und klammerte sich an sie, um sich ihr entgegen zu drücken. Immer wieder entwichen ihr leise Seufzer und sie biss sich auf die Lippe, um sie zu unterdrücken. Ihr Verlangen jedoch ließ sich nicht unterdrücken. Als Harukas Hand weiter abwärts strich und dabei das Blut auf ihrer Haut verteilte, stöhnte sie kurz auf und ging dann in ein wohliges Schnurren über. Langsam und genüsslich leckte die Vampirin das frische Blut von Michirus Brust, ließ ihre Zunge geschickt über die zwei höchsten Punkte tanzen und steigerte den, sowieso schon stark, erregten Körper unter sich in einen Rausch, der seinesgleichen suchte. Mit einem weiteren Ruck beraubte Haruka ihre Gespielin auch des letzten Stückchen Stoffes, das noch deren Leib bedeckte und brachte sie ein weiteres Mal zu einem wohligen Seufzen. Während ihre Lippen weiter abwärts wanderten, schob Harukas Hand sich zwischen Michirus Beine und entlockte ihr damit ein deutliches Stöhnen. Nur kurz berührten ihre Finger die empfindlichste Stelle, übten gezielt leichten Druck aus und zogen sich dann wieder vollständig zurück. Die starke Erregung ihres Körpers hielt jedoch an und wurde wieder um einiges stärker, als die Vampirin sie etwa in Höhe der Taille in die Seite biss. Sie spürte das Blut über ihre Haut rinnen und die unglaubliche Hitze, die in ihren Köper schoss, als Haruka es genüsslich ableckte. Als deren Zunge dann wieder auf ihren Bauch und weiter abwärts wanderte, hielt Michiru es beinahe nicht mehr aus. Ein lüsternes Stöhnen suchte sich den Weg über ihre Lippen, sie drückte ihr Kreuz durch und den Kopf in den Nacken. Ihre Eckzähne schoben sich aus ihrem Oberkiefer hervor bis sie fast genauso deutlich hervorstachen, wie Harukas Fangzähne. Ihr Körper gehörte nicht länger ihr. Der bisher, immer unterdrückt und verschlossene Teil, ihres Ichs befreite sich, um die Führung zu übernehmen und Michiru wehrte sich nicht dagegen. Sie wollte es und ergab sich ihm. Sie wollte nicht länger weglaufen vor dem, was sie war, wollte sein wie Haruka, fühlen, was sie fühlte, leben, solange sie lebte… Ihre Finger griffen in Harukas Haar, durchwühlten es fordernd und klammerten sich von einem lauten Aufstöhnen begleitet kurz fest hinein, als Harukas Zunge die empfindlichste Stelle zwischen ihren Beinen erreichte. Sie wand sich vor Lust und die blutigen Laken färbten ihre Haut an immer mehr Stellen bräunlich - rot. Haruka trieb sie geschickt und schnell ihrem Höhepunkt entgegen, was sowohl Michirus Stöhnen, als auch ihr Körper mehr als deutlich zeigten. Kurz bevor sie ihr Ziel erreichte, unterbrach die Vampirin kurz alles, änderte ihre Position ein wenig und ließ ihre Finger den Rest erledigen, während ihre Lippen sich an dem Biss an Michirus Taille festsaugten. Nur Sekunden später bäumte diese sich auf und stöhnte lustvoll Harukas Namen, um direkt wieder ins Bett zurück zu sacken und schweratmend liegen zu bleiben. Die Vampirin löste sich von der Bisswunde und kroch langsam wieder über sie. Zufrieden sah sie, wie sehr Michiru es genoss, jede Sekunde ein Stück mehr ihr zu gehören und eins mit ihr zu werden. Langsam senkte sie den Kopf und küsste sie auf die Halsschlagader. Sofort entwich Michiru wieder ein leises Stöhnen und sie schlang ihre Arme um Harukas Nacken. Diese küsste erneut ihren Hals und wanderte dabei langsam bis zu ihren Lippen. „Jetzt du, meine Schöne…“, wisperte sie, „Hol dir, was dich nicht sterben lassen wird, wenn ich mir ein letztes Mal dein Blut nehme!“ Sie richtete sich auf und zog Michiru mit einem Ruck mit sich. Kurz funkelte sie sie mit ihren leuchtenden Pupillen an und zeigte deutlich ihre Zähne, dann holte sie sich einen heißblütigen Kuss. Michiru erwiderte genauso heißblütig und voller Verlangen. Haruka schlang die Arme um sie und ließ sich nach hinten sinken. Wieder zog sie Michiru einfach mit sich und gab ihr so die Oberhand. Sie wollte, dass Michiru ihr Blut trank, doch diese dachte nicht daran, ihre Zähne dafür zu benutzen. Als die Vampirin den Kuss unterbrach und sie mit sanften Druck nach unten dirigierte, küsste sie nur fordernd deren Kehle und Hals und setzte ihre Zähne lediglich für einige Liebesbisse ein. Harukas Körper reagierte deutlich und wesentlich mehr, als ihr lieb war. „Nicht Michi“, brachte sie keuchend hervor, „Das ist zu gefährlich. Ich könnte dich töten…“ Sie wollte sie von ihrem Hals wegdrücken, doch Michiru gab ein fauchendes Geräusch von sich und ließ sich nicht abweisen. Sie leckte über Harukas Kehle, biss leicht hinein und schob ihr Knie zwischen deren Schenkel. Die Vampirin verdrehte die Augen, stöhnte lüstern und warf den Kopf auf die Seite. „Michi-chan“, seufzte sie leise, wispernd, „Du machst mich wahnsinnig!“ Sie drückte sich ihr entgegen und verlor immer mehr an Beherrschung und Kontrolle über die Situation. Ihr Körper reagierte hoch sensibel auf jede, noch so kleine Berührung von Michiru und der Duft deren frischen Blutes, raubte ihr fast den Verstand. Nicht weniger schnell als gerade noch Michiru, steuerte sie dem Höhepunkt ihrer sexuellen Lust entgegen bis nur noch eines sie zurück hielt. Mit unglaublicher Willenskraft drängte Haruka ihre Erregung zurück und schob Michiru atemlos etwas von sich. Sie hob ihren Arm und setzte ihre scharfen Krallen auf den Ansatz ihrer rechten Brust. „Wenn du nicht von meinem Blut getrunken hast, wird es deinen Tod bedeuten, wenn du mich noch weiter heiß machst“, flüsterte sie und begann mit der Klaue in ihr eigenes Fleisch zu schneiden. Sofort hielt Michiru ihre Hand fest und sah ihr tief in die Augen. Sie sagte kein Wort, schüttelte nur ganz leicht den Kopf und nahm Harukas Hand zurück. Dann öffnete sie langsam ihren Mund und präsentierte lächelnd ihre Zähne. Langsam lehnte sie sich vor und küsste Haruka leidenschaftlich. Die erwiderte und verfiel in wohliges Stöhnen, als Michiru sich zu ihren Brüsten hinunter arbeitete, ihre Zunge über ihre Knospen tanzen ließ und sie schnell an den Punkt zurück brachte, an welchem die Vampirin gerade Einhalt geboten hatte. Dieses Mal jedoch ließ Haruka sie gewähren, ergab sich ihrer Lust und spürte eine Sekunde später den scharfen Biss an der Stelle, die sie selbst bereits gerade leicht verletzt hatte. Sie stöhnte laut auf, krallte sich kurz ins Bettzeug und quittierte es dann mit wohligen Lauten, als Michiru ihr Blut trank. Es steigerte ihre Erregung um ein vielfaches und ihren eigenen Blutdurst ins Unermessliche. Als Michiru ihr die Hand in die Hose schob, konnte sie sich kaum mehr beherrschen. Sie drückte sich ihr fordernd entgegen und keuchte immer wieder leise ihren Namen. Michiru hob den Kopf und richtete sich etwas auf, um sie ansehen zu können. Ihre Finger bewegten sich geschickt und noch bevor sie damit rechnete, lösten sie den Höhepunkt der Lust in Harukas Unterleib aus, brachten diese dazu sich mit einem animalischen Stöhnen aufzubäumen und sich in der nächsten Sekunde in Michirus Hals zu verbeißen. Die stöhnte auf, doch klang es nicht gequält oder leidend, sondern nach lange erhoffter Erlösung. Sie schloss die Augen, biss sich auf die Lippen und genoss die Sekunde in der die Zähne sich wieder aus ihrem Fleisch lösten genauso sehr, wie das Gefühl, Haruka immer mehr verbunden zu sein mit jedem Tropfen Blut, der ihren Körper verließ. Die Vampirin ließ sich zurück ins Bett sinken und zog Michiru mit sich. Nach einem kleinen Ruck und einer schnellen Drehung lag sie auf ihr und schlug erneut die Zähne in ihren Hals. Ihre Augen glühten und ein sich wiederholendes Knurren aus ihrer Kehle ließ keine Zweifel mehr darüber, dass Michiru nun für immer ihr gehörte. Die schlang ihre Arme um Haruka und ließ ebenso wenig Zweifel darüber, dass sie genau das wollte. Schnell wurde sie sichtlich schwächer und als ihre Arme kraftlos neben ihrem Körper aufs Bett rutschten, ließ die Vampirin von ihrem Hals ab. Aufgerichtet lehnte sie über Michiru, deren Blut aus ihrem Mund über ihr Kinn rann und auf den schwachen Körper unter sich tropfte. Ihre Augen glühten noch immer, doch das gefährliche Feuer in ihnen war erloschen. „Was geschieht jetzt…?“ wisperte Michiru, kaum noch hörbar. „Du stirbst“, flüsterte Haruka und strich ihr lächelnd über die Wange, „Aber wenn du wiedererwachst, wird uns nichts mehr je trennen können…“ Sie küsste Michiru sacht auf die Lippen und in genau diesem Moment tat jene ihren letzten Atemzug. Langsam zog Haruka sich zurück und betrachtete das blasse Gesicht. »Wie schön sie ist. Selbst der Tod kann das nicht ändern«, dachte sie und ein zufriedenes Lächeln legte sich auf ihre Lippen, »Nichts kann das nun jemals mehr ändern…« Sie erhob sich vom Bett und nach einer kurzen Handbewegung blieb nichts mehr von all dem Schrecken und Bösem, was in diesem Zimmer geschehen war. Michirus Körper lag auf sauberen Laken, eingehüllt in ein seidenes Nachthemd. Auch Harukas Kleidung war wieder sauber an ihrem Körper, ihre Erscheinung akkurat wie immer, ebenso das restliche Zimmer von jedem Tropfen Blut gereinigt. Nur Yuris ausgeblutete Leiche lag noch immer vor dem Bett. Außer eines kurzes Blickes, war die Harukas Aufmerksamkeit jedoch nicht würdig. Ihre ganze Aufmerksamkeit ruhte auf Michiru, welche wie schlafend dalag, doch ganz sicher tot war. Einige Stunden konnte dieser Zustand anhalten, längstens bis nach dem nächsten Sonnenuntergang. Im besten Fall erwachte Michiru noch diese Nacht, bevor die Sonne wieder aufging, doch egal wie lange es dauern würde – Haruka würde jede Sekunde über sie wachen und nicht von ihrer Seite weichen. Zu nah war des Rätsels Lösung, zu greifbar die Macht, welche kein Vampir bisher je besessen hatte, als dass die Blondine auch nur das kleinste Risiko eingehen wollte. Nur zu gut kannte sie die Mönche in dem Kloster und besonders Bruder Takumi, um auch nur eine Sekunde zu glauben, dass sie einfach aufgeben würden. Natürlich war es ihnen unmöglich, ihr zu folgen, doch war Takumi nicht zu unterschätzen. Auch wenn er, nach wie vor, im Kloster lebte und dem Weg folgte, den die Bruderschaft ihm auferlegte – er war nicht wie die anderen Mönche. Nicht mehr. Bereits seit Jahren hielt sich unter den dämonischen Kreaturen der Stadt das Gerücht, Bruder Takumi würde mit Werwölfen zusammen arbeiten. Einige der streunenden Einzelgänger waren wiederholt in seiner Nähe gesehen worden und nicht einer von ihnen war gestorben. Alle gingen gewohnt ihrer Wege und erfreuten sich, noch heute, bester Gesundheit. „Wenn du nicht sogar selbst einer von ihnen bist…“, murmelte Haruka, während sie ans Fenster trat, um hinaus zu sehen, „Ich bin mir sogar beinahe sicher, dass es so ist. Du bist wahnsinnig genug, um wie Kyosuke zu glauben, mit genug Wissen und einer solchen Macht könntest du mich besiegen…“ Sie warf kurz einen prüfenden Blick zu Michiru und sah dann wieder hinaus in die Nacht. »Sie wird dir ein ebenso unerbittlicher Gegner sein, wie ich es bin«, grinste sie kalt, »Du wirst genauso untergehen, wie alle die es je gewagt haben, sich mir in den Weg zu stellen!« Ihre Augen durchdrangen die Finsternis und entdeckten selbst die schlafenden Sperlinge in den Bäumen, weit ab vom Haus. Ihre vampirischen Sinne erspürten auch die geringste Veränderung und ihre Zigeunermagie erfasste, selbst außerhalb ihrer vampirischen Reichweite, noch alles, was Gefahr bedeuten konnte. Niemals würde jemand oder etwas nahe genug heran kommen, um Michirus Erwachen noch verhindern zu können. Wer es versuchte würde entdeckt und ausgelöscht, noch bevor er damit rechnete vom Jäger zum Gejagten geworden zu sein. Ein beinahe zufriedenes Lächeln umspielte Harukas Lippen. Trotzdem wirkte sie kalt und äußerst gefährlich. Auch wer nicht wusste welch tödlicher Dämon sie war, hätte sie gefürchtet, nach nur einem Blick, in ihre böse funkelnden Augen. Eine ganze Weile starrte sie in die Nacht hinaus, dachte über die vergangenen 500 Jahre nach, wurde jedoch nicht eine Sekunde unachtsam. So weit weg sie manchmal auch schien, sie vernahm auch das leiseste Geräusch und so bemerkte sie auch Michirus Erwachen, noch bevor diese sich das erste Mal regte. Sofort verließ sie ihren Platz am Fenster und setzte sich neben Michiru aufs Bett. Geduldig wartete sie, bis diese zuerst leicht zitterte, sich dann leise seufzend regte und schließlich langsam die Augen aufschlug. Haruka lehnte sich über sie und schenkte ihr ein überirdisches Lächeln. „Und?“ fragte sie leise, „Wie fühlst du dich, mein Engel der Finsternis?“ „Anders…“, hauchte Michiru, „Besser…“ Sie lächelte und küsste Haruka flüchtig auf die Lippen. Die begann direkt zu grinsen und setzte sich wieder aufrecht: „Wenn du willst, können wir sofort deine erste Jagd beginnen“, sagte sie, „Es wird noch mehr als eine Stunde dunkel sein.“ „Noch?“ richtete auch Michiru sich auf, „Bedeutet, es ist noch dieselbe Nacht?“ „Du bist erstaunlich schnell erwacht“, nickte Haruka und nahm ihre Hand, „Als hätte der Vampir in dir nur darauf gewartet, endlich befreit zu werden.“ „Vielleicht wollte ich auch nur so schnell wie möglich wieder bei dir sein…“, wisperte Michiru und ihre Blicke fanden sich erneut. „Jetzt…wird uns nichts mehr je wieder trennen“, flüsterte die blonde Vampirin und zog sie an sich. Ein leidenschaftlicher Kuss vereinte sie und endete erst nach schier endloser Zeit. In beider Augen schimmerte leicht das gelb - grüne Glühen und beiden ragten die Reißzähne zwischen den geöffneten Lippen hervor. „Was hälst du vom Kloster als Ziel für deine erste Jagd?“, fragte Haruka lauernd, „Wir haben sowieso keine andere Wahl, als es dem Erdboden gleich zu machen.“ Das Leuchten in Michirus Augen erlosch und wich kurz wieder der tiefen Melancholie, die sonst in ihnen lag. „Sie werden nicht ruhen, bis sie uns gefunden und getötet haben“, stellte sie leise fest, „Also wir oder sie!“ Ihr Blick wurde wieder fest und Haruka nickte zustimmend. „Takumi wird nicht ruhen“, bestätigte sie Michiru, „Ab jetzt sicher nicht eine Minute mehr. Er wird Tag und Nacht nach uns suchen und suchen lassen und wir werden nirgends mehr sicher sein, solange nur auch noch einer aus seiner Bruderschaft lebt.“ Sie sah Michiru abwartend an. „Dann sollten wir ihm zuvor kommen“, kam die, mehr als zufrieden stellende Reaktion, „Töten wir ihn, bevor er uns tötet!“ Wieder beschlich Haruka ein breites Grinsen und sie strich Michiru zärtlich eine Locke zurück. „Mein wunderschöner, finsterer Engel…“, schnurrte sie, „Unsere gemeinsame Zukunft wird so wunderbar…“ Ihre Stimme war gleichzeitig eiskalt, als auch so überladen von Emotionen, dass die Worte, die sie trugen, siedend heiß in der Seele brannten. Sie zauberten ein zärtliches und doch seltsam kühles Lächeln auf Michirus Lippen. Sie beide verstanden sich von nun an auch ohne Worte. Ob sie immer einer Meinung sein würden, würde sich zeigen, doch in diesem Fall waren sie es. Wie weit Michiru sich verändert hatte, ob sie nun war, wie alle Vampire und ohne Gewissen tötete, wußte Haruka noch nicht. Was das Kloster und die Mönche jedoch anging, dachte Michiru ganz genauso wie sie. Niemand hinter diesen Mauern durfte am Leben bleiben. Die blonde Vampirin erhob sich vom Bett und hielt Michiru die Hand hin. Diese ergriff sie ohne Zögern und ließ sich willig in Harukas Arme ziehen. Dieses Mal bekam sie die Veränderung mit. Zuerst spürte sie die unglaubliche Hitze schwarzer Zigeunermagie in sich aufsteigen, dann sah sie das Zimmer um sich herum verblassen. Sie bewegten sich voran und standen doch nach wie vor still, bis plötzlich alles wieder zu einem festen, klaren Bild wurde und die Hitze verschwand. Sie stand noch genauso in Harukas Armen wie ein paar Sekunden zuvor, doch nun standen sie mitten im Wald, nur wenige Meter vom Kloster entfernt. Die Fackeln, welche die Mönche aufgestellt hatten, brannten noch immer und erhellten die komplette Vorderfront des Klosters. Michiru löste sich aus Harukas Armen und machte einige kleine Schritte auf das große Tor zu. Dann blieb sie stehen und lauschte. Ein paar Sekunden verharrte sie, dann sah sie kurz zu der Blondine zurück. „Irgendetwas stimmt nicht“, sagte sie leicht geflüstert, „Ich spüre absolut nichts. Nicht Bruder Takumi und auch nichts anderes.“ „Deine Fähigkeiten müssen sich nunmal erst noch entwickeln“, lächelte Haruka und folgte ihr, „Kein Wunder, so schnell wie du erwacht bist.“ Noch bevor sie Michiru erreichte jedoch, spürte auch sie, was diese gemeint hatte. Hinter den Klostermauern gab es nichts, was auf Leben hinwies. Kapitel 43: Entweiht -------------------- 43. Entweiht Michiru blickte Haruka fragend an, doch auch die blonde Vampirin schien nicht zu wissen, was sie davon halten sollte. "Es kann nicht sein, dass die Mönche das Kloster aufgegeben haben", sagte sie, "Und doch gibt es hinter diesen Mauern kein Leben mehr..." "Sehen wir nach", entgegnete Michiru und bevor Haruka sich versah, hatte sie sich aufgelöst. "Michiru!" rief die Blondine und folgte ihr sofort. Als sie, innerhalb der Klostermauern, direkt neben dieser auftauchte, konnte sie ihre Fassungslosigkeit nicht verbergen. Zum einen hätte es eine Falle sein - und Michiru genau hineinlaufen können, zum anderen benutzte sie Harukas Zigeunermagie mit solch einer Selbstverständlichkeit und Präzision, dass es selbst für die gefährliche Vampirin schon unheimlich war. "Du hättest tot sein können", fluchte sie daher los, "Und ich gleich mit dir!" "Keine von uns wird hier sterben", wisperte Michiru, "Nicht hier und auch sonst nirgendwo!" "Und wenn es eine Falle ist?" knurrte Haruka scharf, "Sei nicht so leichtsinnig. Du bist gerade erst erwacht und das macht dich umso angreifbarer!" Michiru legte ihr eine Hand auf die Wange und sah sie verliebt an. "Du musst dich nicht mehr um mich sorgen, Ruka...", hauchte sie, "Ich bin jetzt wie du!" Sie küsste sie flüchtig, ergriff ihre Hand und zog sie, mit sanftem Nachdruck, hinter sich her. Ohne Umwege oder nochmals stehen zu bleiben steuerte sie auf die Eingangstür zu und betrat das Gebäude, noch bevor Haruka etwas dagegen tun oder sagen konnte. Als die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel jedoch, bremste sie sie aus. "Warum schmerzt es nicht?", fasste sie Michiru am Arm, "Etwas stimmt nicht! Das muss eine Falle sein!" Michiru schwang zu ihr herum und funkelte sie mit gelblich leuchtenden Pupillen an. Sie lächelte verheißungsvoll und zeigte dabei ihre Reißzähne. "Das ist keine Falle", schnurrte sie, "Spürst du es denn nicht?" "Das ist es ja gerade", war die Antwort, "Es ist absolut gar nichts zu spüren. Nicht einmal ein Brennen, wo mein Körper geweihte Erde berührt!" Michiru kam ihr ganz nahe und strich mit dem Zeigefinger sanft über Harukas Brustkorb. "Schon daran gedacht, dass nicht das Kloster sich verändert hat, sondern du...?" schnurrte das kleinere Mädchen erneut und stellte sich auf die Zehenspitzen, um der Größeren so nahe wie möglich zu kommen, "Es ist niemand hier - das ist seltsam - ja, aber das wir nicht brennen, liegt nicht am Kloster..." "Du meinst...?" hauchte Haruka, "Es hat etwas mit der Macht deines Blutes zu tun...?" "Sie verstärkt deine Zigeunermagie", grinste Michiru beinahe wölfisch, "Sie hat sich mit ihr verbunden und verstärkt sie, doch es ist nur ein kleiner Teil dessen, was sie alles vermag..." Erneut fasste sie Harukas Hand und begann, sie hinter sich her zu ziehen. Diese nahm es nun hin und folgte ihrer Geliebten willig, wohin immer diese sie auch führen wollte. Sehr schnell wusste sie, was Michirus Ziel war, denn auch sie war einst, als Kind, bereits durch dieses Kloster gewandert. Je näher sie dem Ziel kamen, desto gefährlicher glühten die Pupillen der blonden Vampirin auf und umso siegreicher wurde ihr Grinsen. Als sie den Eingang zur Kapelle erreichten und Michiru sie gerade hinein ziehen wollte, zerrte sie diese mit einem Ruck zurück und nagelte sie am Türrahmen fest. Ein kurzes, erschrecktes Fauchen entwich Michirus Kehle, doch es wurde sofort zu einem wohligen Schnurren, als sie Harukas Atem auf ihrem Hals spürte. "Das kann nicht wirklich dein Bestreben sein", raunte die blonde Vampirin deutlich angetan und fuhr dann mit der Zunge einmal über Michirus Hals, "Denkst du wirklich, wir könnten es...?" Sie biss leicht in die, einst so begehrte, Stelle, küsste sie dann wieder und knabberte an Michirus Ohrläppchen. Diese seufzte kurz wohlig, den vampirischen Trieben völlig ergeben und zog Haruka so fest es ging an sich. "Ich bin sicher, dass wir es können...", presste sie bebend hervor und nahm sich einen heissblütigen Kuss von der anderen. Sie drückte sich fest an sie, unterbrach atemlos den Kuss, griff in das blonde Haar und funkelte Haruka beinahe lüstern an. "Unser Blut wird diesen Ort für immer entweihen und den Mönchen ihren heiligen Zufluchtsort nehmen...", wisperte sie und küsste Haruka erneut. Diese erwiederte den wilden Kuss und wanderte dann wieder zu Michirus Hals. "Dann lassen wir das Spiel beginnen...", flüsterte sie, bevor sie zubiss. Nur kurz trank sie, bevor sie erneut in einem blutigen Kuss versanken. Michiru genoss jede Sekunde. Jetzt, wo sie war wie Haruka, empfand sie einen Biss noch um ein vielfaches intensiver und ihre animalischen Triebe überrollten sie förmlich. "Bring mich zum Altar", keuchte sie atemlos und sofort hob Haruka sie auf ihre Arme. Ohne Zögern trug sie sie zum Altar und setzte sie darauf ab. "Das wird der größte aller Siege...", flüsterte Haruka verheißungsvoll. Michiru ließ ihr Kleid etwas über die Schulter zurück gleiten und gewährte ihr freien Zugriff auf ihren Hals. Ein weiteres Mal schlug Haruka ihre Zähne hinein, trank aber nicht wirklich von ihrem Blut. Sie stieg ebenfalls auf den Altar und kurz darauf hockten sie sich auf Knien aufgerichtet gegenüber. Michiru öffnete Harukas Hemd und schob es ebenfalls leicht über deren Schultern. Dann lehnte sie sich vor und biss ihrerseits zu. Die Blondine seufzte willig und hielt Michiru umklammert. Sie genoss das dämonische Bissritual, genoss es, dabei auf heiligem Boden zu sein ohne die geringste Einschränkung und sie genoss den mächtigen magischen Schub, welcher durch ihrer beider Blut, freigesetzt wurde. Als Michirus Zähne sich in ihren Brustansatz bohrten, schlug sie ihre, nur Bruchteile einer Sekunde später, zum Gegenzug in deren Schulter. Beide jedoch wollten das Blut der anderen lediglich schmecken und so bahnte es sich seinen Weg über die eng umschlungenen Körper. Blutige Lippen fanden sich zu einem weiteren Kuss, nach welchem die zwei Vampirinnen sich tief in die Augen sahen. "Bitte mehr...", schnurrte Michiru und lehnte sich, von Harukas Arm weiterhin gehalten, so weit zurück wie möglich. "Fleisch von meinem Fleisch und Blut von einem Blut...", seufzte die Blondine zufrieden und biss ihrerseits am Brustansatz ihrer Gespielin zu. Die stieß ein wohliges Stöhnen hervor, krallte sich in das kurze, blonde Haar und zwang Haruka so, doch etwas von ihrem Blut zu trinken. Als sie die Blondine wieder frei ließ, drückte diese sie auf den Altar zurück in eine liegende Position. Auf allen vieren hockte sie über ihr, betrachtete sie mit einem zufriedenem, bösen Grinsen und in ihren glühenden Pupillen leuchtete der Triumph deutlicher denn je. Als Harukas Blut begann auf den Körper unter sich zu tropfen, wo es sich mit dem Blut Michirus verband und kleine Rinnsale bildete, wurde ihr Grinsen noch böser. Ein weiteres Mal biss sie blitzschnell zu und Michiru presste seufzend ihre Schulterblätter aneinander und drückte ihr sich so entgegen. Als das Blut dieser Bisswunde sich auch noch mit dem anderen verband, trieb die Menge es voran wie eine Welle und ließ es, in mehreren Bahnen, über die Seiten von Michirus Körper laufen und auf den Altar tropfen. Bei jedem Tropfen gab es ein zischendes Geräusch und eine kleine Rauchwolke stieg auf. Doch es war nicht das Blut der Vampirinnen, welches bei Berührung mit dem Altar verbrannte. Es war der Altar selbst, auf welchen jeder Blutstropfen wie Säure wirkte, ihn verbrannte und entweihte. "Finale...", seufzte Michiru, legte die Hand in Harukas Nacken und zog sie zu sich, um sie verlangend zu küssen. Die blonde Vampirin war wie verhext. Sie spürte Michirus Verlangen bis ins kleinste Detail, hörte ihre Gedanken, roch förmlich deren, bislang unterdrückten, vampirischen Keim und wusste genau, wonach dieser sich sehnte. "Du sollst es bekommen...", raunte sie in Michirus Ohr und biss dann, beinahe genüsslich zu. Zeitgleich schob sich ihre Hand zwischen Michirus Schenkel und die stöhnte willig. Während Haruka ihr Blut trank, welches auch immer wieder zischend auf den Altar tropfte, entlud sich Michirus sexuelle Anspannung schnell und heftig und mit ihr die geballte Macht, die nun beiden Vampirinnen zu eigen war. Wie eine unsichtbare Druckwelle breitete sie sich aus, überrollte, von ihnen ausgehend, sekundenschnell das gesamte Kloster und entweihte auch die kleinste Ecke innerhalb dieser Mauern. Vorsichtig bewegte sich die vermumte Gestalt eines Mannes durch den nächtlichen Wald. In der Hand hielt er etwas langes, glänzendes, was im Licht des Mondes reflektierte. Beinahe lautlos bewegte sich die Person und doch hatten die feinen Ohren der drei riesigen Wölfe ihn längst gehört. Als er aus dem Dickicht auf die kleine Lichtung hervor brach, blitzen ihre gelben Augen ihn bereits abwartend an. Doch ihr Anblick schien ihn in keinster Weise zu erschrecken oder zu überraschen. Beinahe als hätte er sie erwartet, schritt er zielstrebig auf sie zu und hob den Arm mit dem glänzenden Gegenstand, welcher nun deutlich als Schwert zu erkennen war. Nur knapp einen Meter vor den Wölfen blieb er stehen. Sein Arm sank langsam hinab und er schlug seine Kapuze zurück. Die Wölfe schüttelten sich und warfen ihre dämonische Hülle einfach ab. Zwei junge Männer und ein Mädchen standen nun an ihrer Stelle im Mondlicht und blickten zufrieden auf das Schwert. "Ist es das?" fragte einer der jungen Männer, ein blonder, während er einen Schritt vortrat. Er bekam ein Nicken als Antwort, woraufhin er nach dem Schwert griff und es argwöhnisch betrachtete. "Es war ganz sicher für SIE bestimmt?" wollte er dann wissen. "Es ist das Schwert eines Dämonenjägers! Vor mehr als 1000 Jahren bereits geschmiedet, hat es vergeblich darauf gewartet, von seiner Herrin geführt zu werden." "Und ihr traut es euch wirklich zu?" fragte der Blonde, "Glaubt ihr wirklich, die Vampirin damit töten zu können? Jetzt noch? Nachdem sie dieses Mädchen, samt der in ihr schlafenden Macht, bekommen hat? Glaubt ihr wirklich, ihr habt auch nur die geringste Chance?" "Ich kenne Haruka so gut wie mich selbst", war die überzeugte Antwort, "Fast mein ganzes Leben habe ich damit verbracht, sie zu studieren, sie zu jagen, um sie irgendwann dafür zu bestrafen, was sie getan hat!" "Und warum dieses Schauspiel im Kloster?" murrte der Blonde, "Sagt uns Takumi, warum mussten wir die anderen Mönche vertreiben? Ich sag euch, warum. Weil ihr genau wisst, wie gefährlich die verfluchte Vampirin ist und ihr wisst auch, dass sie, durch das Blut dieses Mädchens, unglaublich an Macht gewonnen hat. Darum wolltet ihr eure Brüder weit weg vom Kloster haben, stimmts? Ihr fürchtet zu versagen und das die Vampirin danach jeden in diesem Kloster auslöscht. Gebt es zu, Takumi. Ihr wisst, dass ihr sie nicht töten könnt!" "Ich kann und ich werde!" fuhr der Mönch ihn an, "Dieses blonde Ungeheuer wird ein für alle Mal sterben, wenn ihr mir dabei helft!" "Wir sollen euch helfen?" lachte der Blonde los, "Wir haben euch bereits genug geholfen! Unser Rudel existiert nicht mehr und unser Anführer ist tot. Keiner von uns hat die Macht, sich gegen diese verfluchte Vampirin zu stellen!" "Haruka überlasst mir", befahl Bruder Takumi beinahe, "Ihr sollt euch nur um ihr kleines Spielzeug kümmern..." Den letzten Satz hatte er so betont, das keinerlei Zweifel aufkommen konnten, wie er das meinte. "Wir dürfen Michiru nicht anrühren", murrte sein Gegenüber ihn an, "Der letzte Befehl unseres Anführers lautete, ihr nichts an zu tun und sie am Leben zu lassen." "Aber sie lebt nicht mehr", wusste der Mönch genau, die Werwölfe zu überzeugen, "Sie ist gestorben, als sie freiwillig ihr Blut gab und genauso freiwillig das von Haruka getrunken hat!" Der Blonde sah seine beiden Gefährten fragend an. "Was meint ihr dazu?" "Ich halte es für keine gute Idee Michru zu töten", antwortete das Mädchen, "Kyosukes Befehl war deutlich und was geht es uns an, wenn dieses Mädchen ihr Leben dieser Blutsaugerin opfert? Wir sollten sehen, dass wir davon kommen, bevor die beiden ihre Macht auskosten und aus uns Wachhunde machen!" "Ich seh das genauso", pflichtete der andere ihr bei, "Du fühlst es genau wie wir. Diesen beiden hat niemand mehr etwas entgegen zu setzen. Soll der Mensch versuchen sie zu töten - wir aber sollten uns, weit weg von hier, eine neue Heimat suchen!" Der Blonde wand sich wieder dem Mönch zu und zuckte mit den Schultern. "Ihr habt es gehört, Takumi. Wir können euch nicht helfen. Gegen die Vampire müsst ihr allein kämpfen." "Ihr wollt mir nicht helfen", fuhr der Ordensbruder ihn an, "Was seid ihr für Feiglinge? Fürchtet euch vor einem kleinen Mädchen! Ihr seid nicht einmal gut genug, als Wachhunde für Haruka!"" "Sie ist kein kleines Mädchen!" hatte der Blonde ihn im nächsten Moment am Kragen, "Ich war bei ihr und habe mit ihr geredet. Obwohl sie noch komplett menschlich war, hatte Harukas Keim sie bereits beim ersten Biss für immer vergiftet! Dieser erste Biss hat die Macht in diesem Mädchen erwachen lassen und ab diesem Moment war dieser Kampf bereits für uns alle verloren!" Er blickte kurz zu seinen Gefährten und sprach dann weiter. "Ich konnte es fühlen, als sie vor mir stand. In ihr wohnt die Seele eines uralten Vampirs, aus dem mächtigsten Geschlecht. Eine so schwarze Seele, dass sie nach diesem ersten Biss sowieso irgendwann komplett erwacht wäre. Auch ohne Harukas weiteres Zutun! Kyosuke wusste das." Bruder Takumi starrte ihn fassungslos an. Der Blonde ließ ihn los und lachte amüsiert. "Ihr wisst vielleicht alles über Haruka, Takumi. Aber über Michiru wisst ihr rein gar nichts! Die schwarze Seele in ihr wird Haruka zu unsagbaren Taten treiben. Sie gab ihr die Macht ihres Blutes und die wird Haruka nutzen. Michiru ist dass, was aus Haruka das gefährlichste Wesen der Welt macht, denn sie ist ihr absolut ebenbürtig!" "Wenn ihr sie schon nicht töten wollt, dann haltet sie mir wenigstens vom Leib, während ich Haruka töte", forderte Bruder Takumi, "Wenn Haruka stirbt, wird Michiru wieder ein Mensch, solange sie noch kein menschliches Blut getrunken hat! Dann wird es für mich ein leichtes dafür zu sorgen, dass nie wieder ein Vampir Zugriff auf sie bekommen kann!" "Und wenn sie schon einen Menschen getötet hat? fragte der blonde Werwolf, "Ihr Erwachen als Vampir ist bereits Stunden her und ihr wisst nicht einmal, wo die beiden gerade sind..." "Helft mir, sie zu finden und haltet mir nur für eine Weile Michiru vom Hals", bat der Mönch nochmals eindringlich, "Um alles andere kümmere ich mich!" Der Wolf atmete tief und sah seine beiden Gefährten wieder an. Als diese zögernd nickten, gab er dem Mönch sein Einverständnis. "Wir lenken sie ab, aber wir werden sie nicht töten!" "Abgemacht", war dieser vollends zufrieden, "Also suchen wir sie!" Der Blonde nickte und im nächsten Augenblick stand der Mönch wieder mit drei riesigen Wölfen auf der kleinen Lichtung. Michiru saß auf dem Altar und sah lächelnd zu, wie Haruka ihre Kleidung wieder in Ordnung brachte. Als die Blondine zu ihr kam und sie herunter hob, schlang sie ihre Arme um deren Nacken und schmiegte sich an sie. "Ich habe schrecklichen Hunger", sagte sie leise und blickte der Blondine in die Augen. "Dieses Ritual hat uns beide viel Blut gekostet", entgegnete Haruka und strich ihr eine Locke aus dem Gesicht, "Wir sollten unseren Feldzug hier unterbrechen und den Rest der Nacht dazu nutzen, zu jagen." Michiru nickte und lehnte ihren Kopf an Harukas Brust. »Wie unschuldig sie trotz allem aussieht«, dachte diese, »Dabei ist alles heute Nacht allein von ihr ausgegangen...« Sie drückte Michiru kurz an sich. »Mein wunderschöner, schwarzer Engel. Endlich bist du für immer mein!« "Lass uns gehen", drückte sie Michiru leicht von sich, "Wohin möchtest du, um dein erstes Opfer zu suchen?" "Ich weiss nicht", flüsterte diese etwas abwesend, "Ich glaube, wir sollten nach Hause gehen..." In diesem Moment spürte Haruka es auch. Etwas stimmte nicht. "Die Wölfe!" sah sie Michiru an, "Was haben die vor, verflucht?" Sie hielt ihre Partnerin fest und benutzte ihre Zigeunermagie, um mit ihr in der Nähe ihres Hauses aufzutauchen. Gerade sahen sie noch einen Werwolf ins Haus schleichen. "Na warte", knurrte Haruka, "Das habt ihr euch so gedacht!" Michiru jedoch fasste sie am Arm und schüttelte den Kopf. "Etwas stimmt nicht", flüsterte sie, "Ich kenne diesen Wolf. Er sollte nicht hier sein!" "Du kennst ihn?" wurde die Blondine direkt misstrauisch, "Du kennst einen Werwolf? Woher?" "Er kam zu mir, als ich bei Reijka war", antwortete Michiru, "Seinen Namen kenne ich nicht, aber er war direkt Kyosuke unterstellt und sein Freund. Ich dachte, er wollte mich töten, doch er wollte mich nur sehen." "Er wollte dich sehen?" forschte Haruka noch misstrauischer, "Wieso das? Was wollte er von dir?" "Wir haben geredet", war die Antwort, "Er hat mich vor dir gewarnt." "Was dich am Ende aber auch nicht von mir fern halten konnte", stellte die Blondine zufrieden klar, "Erklärt aber nicht, wieso diese drei Streuner sich in der Nacht in unser Haus schleichen." "Vielleicht zwingt sie etwas dazu", sah Michiru sie an. Haruka sah ihr in die Augen und spürte augenblicklich, wovon sie sprach. "Sie fürchten sich", stellte sie fest, "Warum schleichen sie sich ins Haus, statt aus der Stadt zu fliehen, wenn sie uns so sehr fürchten ?" "Das meine ich", nickte Michiru, "Dieser Wolf sagte, alle aus dem Rudel - bis auf ihn selbst - würden von hier weg gehen. Kyosuke verbot ihnen, mich anzurühren und alle würden sich an diesen letzten Befehl halten." "Dann wollen sie mich", war Haruka sicher, "Warum sonst sind sie hier?" "Vielleicht hat sie jemand geschickt?!" klang Michiru sich im Grunde schon sicher. "Kyosuke ist tot", schüttelte die Blonde den Kopf, "Niemand außer dem Rudelführer befielt einem Werwolf!" Sie sah nahdenklich zum Haus und dann wieder Michiru an, "Aber du hast Recht. Sie sind nicht freiwillig hier. Ich kann ihre Angst riechen und spüren, dass sie lieber nicht hier wären." Michiru nickte. "Dann sollten wir die drei nicht enttäuschen und sie gebührend empfangen", machte sich ein böses Grinsen auf Harukas Lippen breit, "Sollten sie nicht hier sein, um sich zu unterwerfen, gibt es bei Sonnenaufgang drei Wölfe weniger in dieser Stadt!" Michiru nickte zustimmend und ergriff ihre Hand. Die drei Wölfe hatten, getrennt voneinander, das ganze Haus durchsucht. Nun trafen sich zwei von ihnen in der Eingangshalle und schüttelten ihre Raubtiererscheinung einfach ab. "Hast du irgendwas gefunden?" fragte das Mädchen angespannt und bekam von ihrem dunkelhaarigen Gegenüber direkt ein Kopfschütteln. "Das Haus ist vollkommen leer. Es stinkt zwar überall nach Vampir, aber weder von der blonden Pest war etwas zu finden, noch von ihrem kleinen Spielzeug." "Verdammt. Genau wie bei mir", fluchte das Mädchen und dann schien ihr aufzufallen, daß ja noch jemand fehlte. "Wo ist Ryo? Vielleicht hat er was gefunden!" Sie gingen gemeinsam ins Obergeschoss und fanden ihren Gefährten schnell. Eine weit geöffnete Zimmertür wies ihnen direkt den richtigen Weg und als sie ebenfalls das Zimmer betraten, blieben sie direkt wie angewurzelt stehen. "Was zum Teufel sucht er in ihrem Schlafzimmer?" flüsterte das Mädchen ihrem Nebenmann zu. Beide starrten sie verwirrt auf ihren Gefährten, welcher, mit dem Rücken zu ihnen, auf der Bettkante saß und scheinbar tief in Gedanken hing. Sie fühlten sich mehr als unwohl in diesem Zimmer und das sonderbare Verhalten ihres Gefährten, machte sie noch misstrauischer. Schliesslich war es wieder das Mädchen, welches nicht an sich halten konnte. "Ryo?" fragte sie vorsichtig, "Was ist los?" Einen Moment lag geschah gar nichts, was die beiden noch mehr verunsicherte, doch dann bewegte Ryo sich ein wenig. "Seht ihr es nicht?" fragte er leise, "Hier ist es passiert. Hier hat sie sich ihr geopfert. Vollkommen freiwillig hat sie sich hier mit Körper und Seele mit dieser blonden Ausgeburt der Hölle vereint..." Seine Stimme war leise, klang fast ein wenig verzweifelt und er blieb weiterhin sitzen wie vorher. Jetzt jedoch getrauten seine Gefährten sich wieder zu bewegen. Langsam schritten sie um das große Bett herum und noch bevor sie ihn erreichten sahen sie, wohin Ryo die ganze Zeit starrte. Hinter dem Bett lag ein totes Mädchen. "Ist das Yuri?" fragte das Mädchen und erreichte so, das Ryo sie ansah. Er nickte und sah nochmals kurz auf den leblosen Körper. "Haruka hat sie in diesem Bett getötet und dann hat dieser wunderschöne Engel mit dem abgrundtief bösen Keim in sich, sich ihr in den blutigen Laken willig ergeben. Schaut genau hin, dann seht ihr es selbst!" Die beiden anderen sahen sich fragend an. Dann ein kurzes Nicken und gleichzeitig nahmen sie ihre Wolfsgestalt an. Jetzt sahen sie, was Ryo gesehen hatte. All das Blut, das Haruka mit Magie beseitigt hatte. Die völlig durchtränkten Bettlaken, die Spritzer an Decke und Wänden und die große Lache, in der Yuri neben dem Bett lag. Wie ein Blick in eine andere Dimension sahen sie kurze Fetzen der Dinge, die sich hier abgespielt hatten. Sie sahen Yuri sterben und Michiru zum Vampir werden. Das Mädchen schüttelte zuerst ihre Wolfserscheinung ab und ließ sich fassungslos neben Ryo aufs Bett sinken. "Wie konnte sie das nur tun?" fragte sie ihn und sah dann ihren anderen Gefährten an, der, mittlerweile auch wieder in menschlicher Gestalt, zu ihnen getreten war, "Wie konnte sie nur?" "Aus Liebe", erklang Harukas Stimme, vollkommen von sich selbst überzeugt, wenn nicht gar zum Kotzen arrogant, befand Ryo. Er war weder so überrascht wie seine Gefährten, noch fürchtete er Haruka. So erhob er sich vom Bett und funkelte die Vampirin böse an. Die grinste überheblich und zog Michiru noch ein wenig fester an sich, um ihrer Aussage noch mehr Gewicht zu verleihen. "Das ist das nervige an den Menschen", raunte Ryo ihr entgegen, "Ihr dummes, kleines Herz redet ihnen diesen Liebesschwachsinn ein und das macht sie nicht nur blind für all das Negative, sondern auch leider dumm genug, selbst bei so einer, derart verachtenswerten, Kreatur wie dir bleiben zu wollen..." "Neidisch Wolf?" lachte Haruka, "Michiru wollte mich und Yuri stand irgendwie auf Kyosuke. Für den armen, kleinen Ryo hat sich noch nie eine interessiert." "Du kennst ihn?" sah Michiru sie an, "Aber woher?" Nicht nur Michiru war verwirrt, sondern auch die beiden Wolfsgefährten. "Los sag es ihnen, du blondes Gift", zischte Ryo Haruka entgegen, "Du hast doch jetzt nichts mehr zu befürchten. Ich bin handlungsunfähig durch Kyosukes Befehl!" "Sag schon Ruka", forderte nun auch Michiru. Haruka ließ sie los, trat zwei Schritte in den Raum hinein und auf Ryo zu. Die beiden anderen Wölfe wichen zurück, so deutlich fühlten sie die unglaubliche Macht der Vampirin und das sie ihr, rein gar nichts, entgegen zu setzen hatten. "Es ist schon ein paar Jahrhunderte her...", grinste Haruka überheblich, "...Genau genommen fast 300 Jahre, aber ich erinnere mich wie gestern an den winselnden Werwolf, der jeden Befehl seiner Herrin unterwürfig folge geleistet hat, weil er sich in sie verliebt hatte..." Alle Augen richteten sich geschockt auf Ryo. "Du warst verliebt?" fragte die Wölfin fassungslos, "In die da??" Sie deutete auf Haruka, "Und ausgerechnet du erzählst uns dauernd etwas von Wolfsehre und das ein richtiger Werwolf sich nicht mit Vampiren abgibt???" "Ganz so war das nicht!" knurrte Ryo, "Ich war ein Mensch, als ich mich in sie verliebt habe, aber sie hat das nur benutzt, um sich mit mir etwas Langeweile zu vertreiben. Meine Gefühle waren ihr ganz egal. Nicht einmal mein Blut war ihr gut genug!" "Du übertreibst, mein Lieber", lachte Haruka, "Wir waren Freunde!" "Und warum hast du mich diesem Werwolf überlassen, wenn wir Freunde waren?" wollte Ryo wissen und die Ironie in seiner Stimme war nicht zu überhören. "Was hätte ich tun sollen?" tat Haruka unschuldig, "Das war einer von Ayames Wölfen. Ich konnte doch nicht gegen meine Schöpferin handeln..." "Wohlwissend, das dieser Wolf zu meinem Rudelführer werden würde und mir befehlen konnte, dir zu dienen", murrte der blonde Werwolf verächtlich, "Du hast mich verspottet für die Gefühle, die ich für dich hatte, hast mich versklavt und mich gedemütigt für etwas, dass du jetzt behauptest, für diese Dirne des Teufels zu empfinden... Zu dem du aber absolut unfähig bist!" Kapitel 44: Königin der Vampire ------------------------------- 44. Königin der Vampire Ausnahmslos alle Blicke ruhten auf Haruka. Jeder einzelne rechnete damit, dass sie Ryo in Stücke reissen würde, für seine klaren Worte. Sie jedoch lachte nur belustigt, was nicht allein Ryo irritierte. Dann aber gefror ich Lachen, ihre Gesichtszüge wurden eiskalt und ihre Augen glühten böse. "Und trotzdem bist du hier, um dich mir erneut zu unterwerfen", schnurrte sie hochmütig, "Vielleicht liebst du mich ja noch immer..." "Falsch", hatte er Haruka im nächsten Moment am Kragen. Die zwei anderen Wölfe waren total schockiert, während Michiru gelangweilt die Augen verdrehte, denn Ryo stellte keinerlei Gefahr dar und Haruka grinste nur amüsiert. "Wunder Punkt, hm?" streute sie weiter Salz in die Wunde, "Was an dir hätte ich je lieben sollen, Wolf?" "Mach dich nicht lustig über mich, Vampirin!" fauchte er sie an, "Ich werde mich dir nie wieder unterwerfen!" »Was für ein Dummkopf«, seufzte Michiru kopfschütteln. Noch bevor irgendwer auf sie hätte reagieren können, hatte die Szenerie sich vollkommen geändert. Viel zu schnell, selbst für die Augen der Werwölfe, hatte Haruka Ryo an der Kehle und drückte ihn aufs Bett. Seine Gefährten waren genauso überascht, wie er selbst es war und getrauten sich weiterhin nicht, irgendetwas zu tun. Hilflos standen sie da und sahen zu, wie Harukas Griff Ryo das Atmen schwer machte. "Falsche Antwort", zischte sie ihm entgegen und funkelte ihn an, "Wenn du mich nicht als deine Herrin anerkennst, dann ist dein Blut es vielleicht doch noch wert, dass ich mal davon probiere..." Sie lehnte sich weiter zu ihm hinab und ließ keinerlei Zweifel über den Ernst ihrer Worte. "Das passt zu dir", würgte Ryo hervor, "Kyosuke hetzt du feige seine eigene Schwester auf den Hals und jetzt, wo dieser dämonische Engel dir so viel Macht geschenkt hat, da fürchtest du dich nicht mehr davor, deine Drecksarbeit selbst zu erledigen." "Langsam fängst du an, mich zu langweilen", fauchte Haruka ihn an und drückte noch fester zu, "Was immer du und deine kleinen Freunde auch hier wolltet, euer Plan ist nicht aufgegangen! Ihr werdet alle drei hier sterben und du bist der Erste!" "Du irrst dich Vampir", röchelte Ryo, "Ich habe gewonnen..." Haruka riss ihn hoch und hielt ihn am ausgestreckten Arm in die Luft, als wäre es nichts. "Du hast gewonnen?" lachte sie böse, "Sieht so etwa ein Sieger aus??" Sie rüttelte ihn und er reagierte kaum noch. Schlaff hing er in Harukas Klaue, ohne jede Gegenwehr, den Kopf geneigt. Sein Gesicht lag unter seinem Haar verborgen, doch seine leisen Worte verstand die blonde Vampirin klar und deutlich. "Das...tut er...", viel es ihm schwer, zu reden und ganz langsam hob er den Kopf etwas an. Sein schmerzgepeinigter Blick traf Harukas und er lächelte zufrieden. "Schachmatt!" Zu spät erkannte die Blondine in seinen Augen, was sein Ziel gewesen war. Sie fühlte die Anspannung der Wölfe, sah ihre Bewegung im Augenwinkel, fühlte ihre Verwandlung und schleuderte Ryo wutentbrand von sich. "Rührt sie nicht an!" fuhr sie herum und sah gerade noch, wie die Wölfe Michiru wegschleppten. "Verfluchte Wolfsbrut", schrie Haruka und sprang Richtung Tür. Den Raum verlassen konnte sie allerdings nicht mehr. Direkt vor ihr erschien Bruder Takumi im Türrahmen und riss kampfbereit ein großes Schwert empor. "Du wirst sie nie wieder sehen, Blutsaugerin", richtete er es genau auf Haruka, "Denn heute stirbst du endgültig!" "Ich muss zugeben, ihr habt mich überrumpelt", lachte Haruka amüsiert auf, "Ich war wohl ein wenig unaufmerksam." Ryo kam endlich wieder auf die Beine und murrte sie an. "Allein deine widerliche Arroganz hat es uns erlaubt, unseren Plan auch in die Tat um zu setzen. Wärst du nicht so unendlich überzeugt von dir selbst, hättest du von Anfang an bemerkt, worum es hier geht." "Deine Wölfe können Michiru nicht das Wasser reichen", war Haruka so sicher, dass sie sich Ryo zuwand und Bruder Takumi somit im Rücken hatte, "Mit einem Gedanken allein, macht sie aus beiden winselnde Schoßhündchen!" "Es ging einzig und allein darum, euch zu trennen", grinste jetzt Ryo, "Und das hat doch wunderbar funktioniert..." In diesem Augenblick schien Haruka die gesamte Reichweite des Plans zu realisieren. »Das Schwert!«, schoss es ihr in den Kopf und sie fuhr herum. Ihr eigener Schwung trieb sie in die Klinge, die oberhalb des Bauchnabels, komplett durch ihren Körper stieß. "Ganz genau", grinste Bruder Takumi, "Dein Dämonenschwert! Ein Schwert mit der Macht, Vampire und jede andere Art Dämon zu töten. Auch dich..." "Ihr vergesst, dass es mein Schwert ist", knurrte Haruka, jedoch hatte sie sichtlich Schmerzen, "Ihr habt nicht die Macht, mich damit zu töten!" Mit einem Ruck trieb Takumi das Schwert bis zum Griff weiter durch Harukas Leib. Sie schrie auf und schien kaum Kraft für eine Gegenwehr zu haben. Ihre Augen glühten und aus ihrem Mund lief Blut. "Ihr könnt mich nicht töten", ächzte sie angeschlagen, "Nur eine Sekunde die Möglichkeit Kraft zu sammeln und ihr seid beide tot!" "Wie willst du Kraft sammeln, wenn dieses Schwert die Heilung deiner Wunden unmöglich macht?" schrie der Mönch und riss das Schwert mit einem Ruck heraus. Haruka wurde fast wahnsinnig vor Schmerz, schrie und fiel kraftlos vorn über. Mit dem Gesicht nach unten lag sie schweratmend da und regte sich auch nicht, als Ryo direkt neben ihrem Kopf stehen blieb. "Wie fühlt es sich an, besiegt zu sein?" Hörte sie den Triumph in seiner Stimme. "Ihr könnt mich nicht besiegen", knurrte Haruka und drehte sich, bereits wesentlich weniger angeschlagen, auf die Seite. Und wieder durchbohrte das Schwert sie mitten in der Bewegung. Nach einem tierischen Schrei sackte sie zusammen und blieb auf dem Rücken liegen. Takumi hatte sie mit dem Schwert am Boden festgenagelt. "Du hast Recht", grinste er, "Aber vorerst reicht es auch völlig aus, dich einfach mit dem Schwert im Leib hier liegen zu lassen. Es beraubt dich deiner Kräfte und gibt dir so auch keinerlei Chance zur Heilung. "Es ging euch die ganze Zeit über gar nicht darum, Haruka zu töten", stellte Ryo fest, "Ihr wusstet, dass ihr nicht nicht Macht dazu habt!" »Michiru«, schoss es durch Harukas Gedanken, »Sie war es, die er die ganze Zeit wollte...« "Noch habe ich diese Macht nicht, das ist richtig", erklang Takumis Stimme, "Doch den Schlüssel dazu haben deine Wölfe bereits ins Kloster geschafft." Ryo begriff. "Was...hast du mit Michiru vor?" ächzte Haruka, was ihr die Aufmerksamkeit beider Männer brachte. Der Mönch lachte und stieß leicht gegen das Schwert, wodurch die Vampirin erneut aufschrie. "Das kommt ganz darauf an, was du und sie mit dem Kloster gemacht habt", raunte Bruder Takumi ihr dann grinsend zu, "Auf jeden Fall aber werde ich durch sie die Macht bekommen, dich endgültig zu töten!" Haruka hustete, da ihr eigenes Blut ihr in die Kehle zurück lief. "Lass deine Finger von ihr", presste sie leise hervor. Bruder Takumi lachte nur und erhob sich. "Du bist nicht in der Position irgendetwas zu fordern!" waren seine Worte. Dann sah er Ryo an. "Gehen wir!" Er ging direkt los und blieb im Türrahmen stehen, da der Wolf ihm nicht folgte. Dieser stand da und betrachtete die geschwächte Vampirin. "Ihr seid vielleicht ein Mann Gottes", murrte er dem Mönch dann entgegen, "Aber was ihr tut hat weder etwas mit Gott zu tun, noch ist es ehrenhaft!" Er kam auf ihn zu und blieb vor ihm stehen, um ihm direkt in die Augen zu sehen. "Was macht euch besser, als Haruka? Ihr opfert alles und jeden auf eurem Weg zum Ziel!" Dann drängte er sich an Takumi vorbei und ließ ihn stehen. Der lachte nur und rief ihm nach: "Und doch helft ihr mir, um sie los zu werden!" Er sah nochmal zu Haruka. "Was für ein jämmerlicher Anblick du bist", grinste er, "Geniess deine letzten Stunden!" Dann folgte er Ryo. "Verdammt", fluchte Haruka und versuchte, nach dem Schwert zu greifen. Sie schaffte es zwar, ihre Hände um die Klinge zu legen, doch die Kraft es heraus zu ziehen, hatte sie nicht. Dieses Schwert wirkte genauso auf sie, wie der Holzpflock es getan hatte, welchen Kyosuke ihr in die Brust gestossen hatte. Die dazu gewonnene Macht machte es ihr zwar möglich, die Paralyse zu durchbrechen, doch die unglaublichen Schmerzen raubten ihr jede Kraft und so war sie genauso wehrlos, die damals vor dem Kloster. In dieser Nacht war Yuri ihre Rettung gewesen, doch diese hatte Haruka getötet. Auch Ayame war tot und außer Michiru gab es niemanden mehr, der ihr hätte helfen können. "Michiru...", flüsterte sie gequält, "Es tut mir leid..." Als Bruder Takumi das Kloster erreichte, erwarteten die drei Wölfe ihn bereits vor dem Tor. Er sah sie fragend an und Ryo trat vor. "Wir können nicht gut heissen, was ihr tut, Takumi", sagte er, "Doch wenn es der einzige Weg ist, die Vampirin für immer auszuschalten, werden wir ihn gehen." Der Mönch nickte zufrieden. "Haben sie es getan?" fragte er und Ryo nickte. "Alles innerhalb der Mauern, ist für alle Zeit unheilige Erde." "Ich wusste, auf Haruka ist Verlass", grinste Takumi und betrat das Kloster. Die Wölfe folgten ihm ohne jedes weitere Wort. An der Kapelle angekommen, gab er ihnen den Befehl, sich zu verteilen und Wache zu halten. Die beiden jüngeren postierten sich in der Nähe des Eingangs, während Ryo mit Bruder Takumi in die Kapelle trat. Auf dem verbrannten Steinaltar lag Michiru und regte sich nicht. "Was ist mit ihr?" wollte der Mönch wissen, während sie zu ihr traten. "Ein Vampir braucht Blut, um bei Kräften zu bleiben", antwortet Ryo, "Sie aber hat seit ihrem Erwachen nur Dinge getan, die sie Kraft und Blut gekostet haben. Zudem wird ihre starke Bindung zu Haruka sie ebenso an Kraft verlieren lassen, wie ihre Schöpferin..." "Ihr zwei wart euch zu sicher", lachte Takumi und fasste Michiru am Kinn. Nachdem er ihr Gesicht in seine Richtung gedreht hatte, öffnete sie minimal ihre Augen. "Ich wusste von Anfang an, dass du zu ihr zurück laufen würdest", wisperte er ihr entgegen, "Glaubst du wirklich, du hättest einfach so aus dem Kloster verschwinden können, wenn ich es nicht zugelassen hätte?" Seine Worte drangen nur langsam in Michirus Bewusstsein. Doch dann ging es plötzlich ganz schnell. Sie riss die Augen auf, war voll da und wollte Takumi, der dabei war einen Schritt zurück zu treten, direkt nach. "Niemals Vampir!" schrie der Mönsch und aus der Oberfläche des Altars schossen Hände, legten sich um Michirus Handgelenke, zogen sie zurück und versteinerten. Sie war gefangen. Langsam schritt Takumi wieder ganz dicht an den Altar und sah auf Michiru hinab, die wie von Sinnen versuchte, ihre Hände frei zu bekommen. "Geb dir keine Mühe", lächelte er, "Und verschwende nicht sinnlos deine letzte Kraft. Du wirst dich nicht befreien können. Als du diesen Altar entweiht hast, hast du damit einen sehr mächtigen Dämon befreit, der seit Urzeiten mit diesem Kloster verbunden ist. Zugegeben, wäre dein geliebter Vampirdämon bei dir, hätte er euch wohl nicht viel entgegen zu setzen, aber da du allein hier bist und deine Geliebte - mehr tot als lebendig - in eurem Haus..." "Du hast das von Anfang an geplant", zischte Michiru ihn an, "Ich war nur dein Köder." "Nunja, ganz so ist es nicht", lächelte er entschuldigend, "Ich hatte gehofft, du seist rein genug, dem Bösen zu widerstehen. Doch du hast dich gegen deine Reinheit entschieden, also entschied ich, mir das zunutze zu machen." "Und du?" funkelte Michiru nun Ryo an, "Was hat dich dazu bewogen, ihm zu helfen? Du bist ein Lügner und ein Verräter. Ein Wolf ohne Ehre im Leib!" "Verzeih mir, schwarzer Engel", verneigte dieser sich demütig, "Ich wollte dich nie verraten, doch ich habe keine Wahl, wenn nicht alle Wölfe bald zum Spielzeug einer eiskalten Vampirin werden sollen..." Daraufhin nahm er Wolfgestalt an, positionierte sich etwas abseits und hielt Wache. "Dann können wir jetzt wohl beginnen", sagte Bruder Takumi fast sanft, "Es tut mir wirklich leid, Miss Michiru. Ich wünschte, sie hätten nicht gegen uns gearbeitet. Dann hätte ich sie nicht opfern müssen." "Was hast du jetzt vor?" fragte Michiru scharf, "Genauso wie du Haruka nicht töten kannst, kannst du auch mich nicht töten!" "Du hast Recht", nickte der Mönch, "Du bist viel zu stark und zu mächtig, alsdass ein einfacher Mensch dich töten könnte - mit was für einer Waffe auch immer. Ein starker Dämon jedoch, ist dir in deinem Zustand überlegen. Er bekommt dein Leben und ich die Macht deines Blutes. Dann bin ich kein normaler Mensch mehr und kann Haruka töten!" Michirus Augen weiteten sich. "Der Dämon gehorcht dir?" erkannte sie, "Du willst deine Menschlichkeit opfern für das Gute?! Glaubst du wirklich, er wird dich dafür belohnen?" "Ich opfere meine Menschlichkeit, um eben jene zu retten. Wenn Haruka nicht vernichtet wird, werden die Menschen untergehen. Sie wird die Werwölfe befehligen und jedes andere dämonische Wesen, welches einmal menschlich war. Sie wird alles beherrschen und die Menschen werden nur noch Freiwild sein. Um das zu verhindern gibt es nur einen einzigen Weg. Ich muss ein Teil ihrer Blutlinie werden, damit das Dämonenschwert mir gehorcht und ich sie töten kann." "Und warum hast du dir ihr Blut nicht geholt in unserem Haus? Was willst du von mir? In meinen und ihren Adern fliesst das gleiche Blut!" "Nicht ganz", lächelte der Mönch freundlich und strich ihr übers Haar, "Es ist wahr, das euer Blut sich vollkommem verbunden hat, doch der Kern eurer Macht liegt nach wie vor in deinem Blut. Und diesen Kern werde ich mir holen und damit die Macht, Haruka zu beeinflussen." "Wer nichts dem Zufall überlässt hat seine Tat lange geplant", sah Michiru ihn durchdringend an, "Du bist kein Mann Gottes. Alles was du tust, tust du, um dich für den Tod deiner Eltern zu rächen. Ein Mönch der nicht vergeben kann, kann auch der Verführung unseres Blutes nicht widerstehen. Ich verspreche dir, du wirst sofort verlieren und freiwillig unser Geschöpf sein wollen, wenn der erste Tropfen meines Blutes deine Kehle berührt..." Sie grinste böse. "Na los. Trau dich!" "Die Menschen sind das Risiko wert", ließ der Mönch sich jedoch nicht einschüchtern. "Wären sie das, wäre ich jetzt nicht hier und es gäbe keinen Grund die Machtübernahme der Vampire fürchten zu müssen", schnurrte Michiru belustigt zurück, "All das Schlechte der Menschen hat meinen bösen Keim einfach nicht ruhen lassen und ihn empfänglich gemacht, für die Verlockungen, die Haruka mir geboten hat. Die Menschen sind schlimmer, als jeder Dämon es je sein könnte!" "Deine Lügen retten dich auch nicht mehr, schwarzer Engel", flüsterte Takumi, "Gib mir dein Blut und sterbe!" Die steinernen Hände wurden wieder von Leben erfüllt, wuchsen aus dem Altar heraus und mit ihnen ein riesiger Dämon, der weiterhin Michirus Handgelenke umklammerte und sie in eine aufrechte Sitzposition zwang. Nur sein Oberkörper ragte, hinter ihr, aus dem Altar und fixierte sie. Seine Klauen durchbohrten Michirus Puls und sofort quoll das Blut hervor. "Ich werde jetzt davon trinken und dann Haruka töten, während du hier, in den Händen des Dämons, gefangen sein - und komplett ausbluten wirst. Schachmatt für euch beide!" Er näherte sich und Michiru sah sich hilfesuchend um. Als ihre Augen auf die des großen Wolfes trafen, veränderte sich etwas in ihnen. Ihre Gesichtszüge wurden weich und beinahe erinnerte gar nichts mehr an eine mächtige Vampirkönigin, sondern nur noch an das verängstigte Mädchen, das damals vor ihm gestanden hatte. "Das kannst du nicht zulassen Ryo", sagte sie, "Kyosuke befahl euch, mich nicht zu töten..." Der Wolf schüttelte sich und in der nächsten Sekunde stand Ryo dort. "Er befahl uns, Michiru nicht zu töten", antwortete er, "Doch die ist gestorben, in jenem Augenblick, in welchem sie freiwillig Harukas Blut getrunken hat!" "Ryo!" befahl Michiru fast, doch er neigte nur den Kopf, um sie nicht mehr an zu sehen. "Niemand wird dir helfen", schnurrte der Mönch, "Du kannst deinem Schicksal nicht mehr entgehen..." "Ryo", flehte Michiru jetzt, "Du hast dich doch auch damals in sie verliebt!" Ryo ballte die Fäuste. "Sei still!", knurrte er sie an, "Ich will nichts mehr davon hören!" In diesem Moment gab es ein dumpfes Geräusch, der Dämon zuckte heftig und zog alle Augenpaare auf sich. Direkt neben Michirus Kopf, in seiner Brust, steckte ein Schwert und brachte ihn dazu, seinen Griff zu lockern. Als Takumi das Schwert erkannte, fuhr er herum und erschrak merklich. Nur wenige Meter vor ihm stand Haruka. Sie war frei und geheilt und allein ihre Haltung sprach Bände. Der Sieg gehörte ihr, daran ließ sie nicht die geringsten Zweifel aufkommen. "Lass deine dreckigen Hände von ihr", knurrte sie gefährlich, während er zu Ryo herumschwang und entdecken musste, dass dieser sich selbst in einer misslichen Lage befand. Eine dunkelhaarige Frau hatte ihn in die Knie gezwungen, seinen Kopf nach hinten gerissen und kam seiner Kehle mit ihren Reißzähnen gefährlich nahe. "Er kann dir nicht helfen", lachte Haruka leise, "Sie hat schon einen anderen Werwolf gebissen und es überlebt..." "Kyoko", presste Takumi hervor, was Haruka noch mehr zum Lachen brachte. "Ja Kyoko", bestätigte sie ihn, "Das einzige, was du bei deinem perfekten Plan übersehen hast. Kyosukes, kleine Schwester. Sie hat sofort gespürt, dass ihre Herrin in Gefahr ist und nachdem sie das Schwert aus meinem Körper gezogen hatte, habe ich meine volle Macht wieder erlangt." Sie machte eine bedeutungsschwangere Pause und klang nach dieser beinahe belustigt: "Und ohne die Macht starken Blutes hast du mir nichts entgegen zu setzen!" "Du hast Recht", gab Takumi zu und ließ den Kopf sinken. Haruka war derart siegessicher, dass sie seinen Plan nicht durchschaute. Ryo jedoch verstand sofort und riss sich mit einem lauten Schrei von Kyoko los. Mit einem riesen Satz sprang er in Harukas Richtung und verwandelte sich noch im Sprung. Sein riesiger Wolfskörper fing das Schwert ab, welches Takumi blitzschnell aus dem Leib des Dämons gerissen und nach Haruka geschleuderte hatte. Er jaulte auf und fiel zu Boden, wo er liegen blieb und sich nicht mehr bewegte. Einen Augenblick lang starrte Haruka ihn fassungslos an, dann jedoch verfinsterte sich ihr Gesicht und sie funkelte Bruder Takumi an. "Guter Versuch, aber damit ist das Schwert erneut nutzlos für dich", grinste sie diabolisch, "Vom Dämonenblut ist nichts übrig an der Klinge, denn sie hat einen Werwolf getötet." Als der Mönch sich hektisch umsah, sah er auch, wie der Dämon anfing, zu zerfallen. Sofort sah er wieder Haruka an. "Kein Dämon, kein Blut", grinste die und stand in der nächsten Sekunde rechtzeitig neben dem Altar, um Michiru aufzufangen, die kraftlos aus den zerbröckelnden Händen des Dämons rutschte. "Du musst endlich Blut trinken", lächelte Haruka sie an und heilte, mit nur einer Berührung, Michirus Wunden, "Und es wird dich freuen zu hören, dass Bruder Takumi dein erstes Opfer sein wird..." Erschöpft lächelte Michiru zurück. Haruka ließ sie los und erhob sich. Ihre leuchtenden Pupillen fixierten den Mönch, der langsam zurück wich. "Hörst du? Du hast die Ehre, ihr erstes Opfer zu sein", schnurrte sie gefährlich und folgte ihm genauso langsam. Als er den toten Werwolf passierte, griff er nach dem Schwert, riss es heraus und hielt es schützend vor sich. "Schon vergessen?" grinste Haruka, "Du kannst mich nicht töten!" "Fürs erste reicht es, dir zu entkommen", spieh der Mönch ihr entgegen und lief aus der Kapelle ins Freie. Mit Hilfe ihrer Zigeunermagie stand Haruka sofort neben ihm und blinzelte entsetzt in die Sonne. "Es ist bereits Tag", lachte er schadenfroh, als sie den Arm empor riss, um sich zu schützen. Doch bereits wenige Sekunden später verstummte er wieder. Verwirrt sah Haruka in seine Richtung und dann begriff sie genauso, wie er. "Ich verbrenne nicht", presste sie hervor und ließ den Arm sinken, "Es schmerzt nicht einmal..." "Das darf nicht sein", schüttelte der Mönch fassungslos den Kopf, "Du darfst nicht noch auch im Sonnenlicht dein Unwesen treiben!" Mit einem Kampfschrei riss er das Schwert empor und stieß es mit aller Kraft durch Harukas Körper. Die war noch so überrascht von ihrer Imunität gegen Sonnenlicht, dass sie zu langsam reagierte. Michiru trat gerade rechtzeitig genug ins Freie um zu sehen, wie Haruka in die Knie ging und Takumi das Schwert wieder aus ihrer Brust riss. Dann holte er aus zu einem mächtigen Schlag und Michiru brach mit einem Aufschrei zusammen, als das Schwert der blonden Vampirin den Kopf abtrennte. Zusammengekrümmt blieb Michiru liegen und weinte leise, während Harukas Körper nach vorn kippte und begann zu verglühen. "Das darf nicht sein!" wimmerte Michiru, "Sie ist unsterblich!" Der Mönch sah zu, bis auch der letzte Rest der blonden Vampirin sich aufgelöst hatte. Er bückte sich kurz und hob den goldenen Ring auf, welchen diese während ihrer gesamten Existenz getragen hatte und befreite ihn von Staub und Asche. "Deine Herrschaft hat ein Ende", murmelte er, "Du wirst niemals wieder töten!" Dann trat er zu Michiru, welche immernoch weinte und ihr Gesicht in den Händen verbarg. Er legte ihr die Hand auf die Schulter und sagte sanft: "Es ist vorbei, Miss Michiru. Der Dämon ist tot und sie sind frei." Michiru schluchzte und hob den Kopf ein wenig, um ihn anzusehen. "Und warum tut es trotzdem so weh?" fragte sie gebrochen, "Ich habe sie geliebt! Einen grausamen Vampir! Ich habe aus Liebe einem Dämon die Macht gegeben, die ganze Menschheit aus zu löschen..." Der Mönch seufzte und da er nichts zu sagen wusste, nahm er Michirus Hand und legte etwas hinein. "Hier", sagte er, "Vielleicht gibt ihnen das ein wenig Trost." Michiru betrachtete es und erkannte Harukas Ring. Ihr Blick hellte sich auf, bis sich sogar ein kleines Lächeln auf ihre Lippen legte. "Kommen sie", zog Bruder Takumi sie vom Boden hoch, "Es wird alles gut werden." Michiru starrte weiter nur verträumt auf den Ring in ihrer Hand und lächelte verklärt, während der Mönch sie wegführte vom Kloster, weg von den Schrecken, die nun Vergangenheit waren, weg von den Wölfen, den Vampiren und anderen Dämonen. Weg von Haruka, von der ihr nichts mehr geblieben war, außer einem kleinen, goldenen Ring, von dem ein sonderbares Leuchten ausging, seit Michiru ihn in der Hand hielt. Michiru saß auf der Couch und hatte die Hände in den Schoss gelegt. Ihr Blick ging ins Leere und sie schien tief in Gedanken versunken zu sein. Bruder Takumi hatte sie, vor 5 Tagen, in diese kleine Wohnung am Stadtrand gebracht, um von dort aus alles in die Wege zu leiten. Er musste Kontakt zu seinen Ordensbrüder herstellen und Michiru in ein sicheres Kloster bringen, wo sie von nun an leben würde. Als die Wohnungstür sich öffnete und Bruder Takumi eintrat, sah Michiru auf. "Hat alles geklappt?" fragte sie und der Mönch nickte. Er wirkte ungewohnt in Alltagskleidung, fast wie ein ganz anderer Mensch, gar nicht mehr wie ein Geistlicher, der fast sein ganzes Leben lang Dämonen gejagt hatte. "Ein kleines Kloster in Schottland nimmt sie auf", sagte er, "In vier Stunden geht unser Flug." "So kommen wir erst nach Enbruch der Nacht am Ziel an", gab Michiru leise von sich und erhob sich. Sie ging hinaus auf den Balkon und sah in die Ferne. Takumi folgte ihr und lehnte sich neben sie auf die Brüstung. "Sie müssen die Nacht nicht mehr fürchten, Miss Michiru", sagte er und blinzelte gegen die Sonne, "Sie ist tot und kein anderer Vampir wird sie je wieder in seinen Bann ziehen!" Michiru sah ihn kurz an und blinzelte dann auch gegen die Sonne. Sie strich mit einer Hand ihr Haar zurück und hielt es fest, da der Wind ihr die Strähnen immer wieder ins Gesicht wehen wollte. "Solange ich lebe, wird die Gefahr nie ganz gebannt sein", flüsterte sie etwas abwesend, "Auch ohne Haruka!" Sie lächelte, als sie den Namen der Vampirin aussprach und einen Moment lang glaubte der Mönch, einen spitzen Zahn unter ihrer Lippe heraus schauen zu sehen. »Das kann nicht sein«, schüttelte er den Kopf und sah nochmals hin, »Sie hatte doch noch niemanden getötet!« Und was er sah, bestätigte seine Gedanken. Was auch immer er geglaubt hatte zu sehen, jetzt sah er nichts derartiges. Auch als Michiru sich ihm zuwand, war nichts von spitzen Zähnen zu entdecken. "Geht es ihnen gut?" fragte Michiru besorgt. "Ich bin nur etwas erschöpft", wehrte Takumi ab, "Da spielen einem die Augen schon mal einen Streich." "Was glaubten sie denn, gesehen zu haben?" wurde sie etwas neugierig. "Nichts, Miss Michiru", lachte er, "Es war nur Einbildung. Haruka ist tot und sie wieder ein Mensch, da sie noch nicht getötet hatten." Michiru zog die Augenbrauen hoch. "Sie dachten, ich sei noch ein Vampir?" fragte sie überrascht, "Ein Vampir, der sich freiwillig in ein Kloster begibt und nur am Tage unterwegs ist?" "Ja. Dumm, nicht wahr?" gab der Mönch verlegen zu, doch sein Misstrauen konnte das nicht völlig überspielen, "Sie haben weder getötet, noch menschliches Blut getrunken", schob er in einem Ton nach, der Bestätigung erhoffte. Michiru sah ihm tief in die Augen und lächelte unschuldig, doch sie schwieg. Der Wind zerrte an ihren Haaren, doch sie regte sich nicht. "Das stimmt doch?" fragte Bruder Takumi vorsichtig, "Sie haben doch keinen Menschen getötet...oder etwa doch...?" Weiterhin regte Michiru sich nicht, lächelte ihn nur an und in ihren Augen lag ein außerweltliches Funkeln. Erst als der Mönch sichtlich nervös wurde, fing sie an zu lachen. "Sie sollten ihr Gesicht sehen", amüsierte sie sich, "Als hätten sie wahnsinnige Angst vor mir. Aber ich kann sie beruhigen - ich habe weder getötet, noch Menschenblut getrunken." Sie präsentierte ihre Zähne und nahm Takumi so auch die letzten Zweifel. "Selbst wenn ich jemanden gebissen hätte - glauben sie wirklich ich hätte die letzten 5 Tage ohne einen einzigen Tropfen Blut überstanden, wenn ich ein Vampir wäre?" lachte sie weiter und wollte ihn zum Mitlachen animieren. Er jedoch drehte ihr den Rücken zu und murrte: "Sie haben Recht. Das wäre wohl schwerlich möglich. Und dennoch sollten sie damit keine derartigen Scherze treiben. Ich könnte sie töten, wenn sie den Eindruck erwecken, ein Vampir zu sein!" Er wollte gehen, doch Michirus Worte hielten ihn zurück. "Das könnten sie nicht", flüsterte sie, "Dazu haben sie mich viel zu gern und..." "Was und?" drehte er sich neugierig herum und sah direkt in ihre gelblich leuchtenden Augen. "...und dazu fehlt ihnen die Macht...", grinste sie böse und zeigte deutlich ihr Raubtiergebiss. Kapitel 45: Ein neues Ziel -------------------------- 45. Ein neues Ziel Michiru lief kreuz und quer durchs Haus und packte alles zusammen, was ihr von Nutzen sein konnte. Die Flugtickets lagen auf dem Tisch und der Fernseher lief nebenher. Alles wirkte völlig normal, doch in diesem Haus lebte das Böse. Auch nach dem Tod der Hausherrin war all das Böse, was diese getan hatte, allgegenwärtig in diesen Mauern. Fast konnte Michiru ihre Nähe fühlen, als wäre etwas von ihr noch in diesem Haus. Und als Michiru den goldenen Ring vom Nachttisch aufhob, wurde dieses Gefühl noch viel intensiver. »Dein Blut fliesst auch in meinen Adern...«, lächelte sie und steckte den Ring auf ihren Finger. Wieder reagierte der Ring auf die Berührung, leuchtete kurz auf. Michirus Gesichtsausdruck veränderte sich und für den Bruchteil einer Sekunde waren Harukas Züge darin zu erkennen. "Wir sind eine Einheit", sagte Michiru leise vor sich hin und beinahe war es, als konnte man Harukas Stimme diesselben Worte flüstern hören, "Nichts auf dieser Welt kann uns trennen!" Ihre Augen leuchteten kurz auf und sie ging zurück ins Wohnzimmer. Gerade liefen die Nachrichten im Fernseher und zogen sofort Michirus Aufmerksamkeit auf sich. *In einer kleinen Wohnung am Stadtrand wurde vor etwa einer Stunde eine Leiche gefunden*, berichtete die junge Reporterin, *Es handelt sich um einen Mönch aus dem Kloster außerhalb der Stadt. Laut Polizei weise alles auf den Angriff eines Raubtiers hin, was jedoch die Frage aufwirft - woher kommt dieses Raubtier und was ist es überhaupt? Kein heimisches Raubtier wäre in der Lage, einen Menschen derart zu zu richten...* Michiru grinste und ließ sich auf die Couch sinken. »Ahnungslose Menschen«, dachte sie amüsiert, »Dieses Raubtier ist überall zuhause. Dieser Mönch ist gar nichts. Ihr werdet schon noch sehen, wozu ich alles in der Lage bin...« "Takumi hat mehr als nur Kyoko vergessen...", flüsterte sie versonnen, "Auch er war sich seiner Sache zu sicher und hat Fehler gemacht. Außerdem wusste er zwar wirklich sehr viel mehr über die Kreaturen der Hölle, welche auf Erden wandeln, als jeder andere Mensch und doch wusste er nicht genug!" Michiru lachte. Wie leicht es ihr gefallen war, den Mönch zu täuschen, nachdem er Haruka getötet hatte. Dabei hatte er ihr selbst noch gesagt, dass der Keim der Macht des Blutes, welches auch durch Harukas Adern floss, allein in ihr lag. »Das hätte dir sagen müssen, dass ich kein Menschenopfer brauchte, um zu sein, was ich bin, Takumi...« Sie lehnte sich zurück und seufzte übermütig. »Wir waren füreinander bestimmt. Der Vampir in mir war immer da und hat nach ihr gesucht. Der erste Kontakt zwischen uns, bei dem Blut floss, hat ihn geweckt und ab diesem Moment hätten weder sie noch ich dem Verlangen unseres Blutes widerstehen können. Nur darum wirkte Haruka in jeder Hinsicht derart stark auf mich - weil ich genauso stark auf sie wirkte! Wir verstärken gegenseitig alles, was den anderen ausmacht, was er in sich trägt und was er beherrscht...« Nicht Haruka hatte einen Vampir aus Michiru gemacht, sondern sie selbst hatte sich dazu entschieden, dem Vampir in sich ihren Körper zu überlassen und die Macht seines Blutes zu nutzen. Allein Harukas Nähe hätte dazu ausgereicht. *...Unerklärlich ist ebenfalls, wieso das Kloster verlassen vorgefunden wurde...*, wurde Michirus Aufmerksamkeit wieder auf die Nachrichten gelenkt. *Es gibt keinerlei Hinweis, was in dem alten Kloster vorgefallen ist und warum die Mönche es scheinbar verlassen haben. Noch ist kein einziger von ihnen irgendwo aufgetaucht und der Kardinal selbst behauptet, nicht zu wissen, was in diesem Kloster geschehen ist.* »Der weiss ganz sicher, was vor sich geht«, grinste Michiru erneut, »Die Mönche sind nur die Frontsoldaten. Jene welche im Hintergrund die Fäden ziehen sind die, die alles wissen...« Sie wussten auch, das Michirus Blut die Macht hatte, Menschlichkeit zu geben. Menschlichkeit in so fern, dass ihre Körper nicht mehr den Gesetzen der Vampire unterlagen. Sie litten keinen quälenden Hungerschmerz mehr, wenn sie mal ein paar Tage kein Blut tranken, heilige Gegenstände hatten keinerlei Macht über sie und sie existierten am Tage ebenso, wie bei Nacht. Sie waren in der Lage vollkommen menschlich unter Menschen zu leben, ohne im geringsten aufzufallen und konnten so, ohne jede Eile und jedes Risiko, die Menschheit unterwandern. Alles das wussten die Kirchoberhäupter. »Hättet ihr den Mönchen das gesagt, hätten Takumi und seine Ordenbrüder uns wirklich gefährlich werden können«, konnte sie ihre Schadenfreude nicht zurück drängen, »Doch ihr seid böser und herrschsüchtiger, als jeder Dämon es je sein könnte. Leider seid ihr aber Menschen. Dämonen können warten, denn sie haben Zeit - etwas das euch nur begrenzt zur Verfügung steht. Darum wollt ihr alles und das am besten sofort und darum könnt ihr immer nur verlieren...« Auch wenn es Menschen gab, die das Wissen hatten, jedem Dämon den Garaus zu machen, so würden diese Wissenden sich niemals unter die Frontsoldaten mischen, denn sie waren keine Krieger. Ebenso wie die Krieger viel zu austauschbar waren, alsdass man ihnen zu viel Wissen anvertraute. Die Menschen waren ihr eigener Untergang. "Und ich gehöre nicht länger zu ihnen", lächelte Michiru und schaltete den Fernseher aus. Sie hob die Hand und betrachtete den Ring an ihrem Finger. »Solange unser gemeinsames Blut durch meine Adern fliesst, wurdest du nicht endgültig ausgelöscht«, wurde ihr Blick abwesend, »Ich werde tun, was ich tun muss, bis der Zeitpunkt gekommen ist und du wieder an meiner Seite bist...« Sie stand auf, nahm ihre Taschen und machte sich auf den Weg zum Flughafen. Der Flug war lang gewesen, doch Michiru spürte nicht die geringste Erschöpfung. Sie hatte noch zwei Stunden Fahrt, bis sie ihr Ziel erreichte und so winkte sie das erste Taxi heran, welches sie sah. Der Fahrer, ein junger Mann mit mittelblondem Haar, verstaute ihr Gepäck und hielt ihr sogar die Beifahrertür auf. Die ganze Zeit über lächelte er freundlich und fragte Michiru dann, genauso freundlich, nach ihrem Ziel. "Nach Kershaw", antwortete sie, "Ich werde dort erwartet." "Familie?" fragte der Fahrer, während er los fuhr, um ein lockeres Gespräch zu beginnen, "Lassen sie mich raten. Sie haben im Ausland studiert und kommen jetzt, als echte Lady, zurück in das Dorf, in welchem sie aufgewachsen sind?!" "Falsch geraten", entgegnete Michiru, "Ich bin keine Schottin. Und warum ich hier bin, geht niemanden etwas an!" Der Taxifahrer zog die Augenbrauen hoch. "Genauso bissig wie schön, hm?" sagte er frei heraus und lachte. "Sie sind ganz schön frech für ein Landei", sah Michiru ihn direkt an, "Bilden sie sich nichts ein. Die Lady aus der Stadt wird sich nicht in den gutaussehenden Gentlemen vom Lande vergucken!" "Bissig und eingebildet", grinste der Fahrer, "Genau die Art Frau, die man bei uns auf dem Land besonders gern sieht. Sie werden es schwer haben, Freunde zu finden!" "Wer sagt, dass ich welche suche?" murrte Michiru. "Irgendetwas suchen sie", lächelte der junge Mann sie an, "Sonst wären sie nicht hier!" Langsam fing der Typ an, Michiru auf die Nerven zu gehen und das zeigte sie auch deutlich. "Ich bin jedenfalls nicht hier, um Smalltalk mit einem Taxifahrer zu halten, denn ich nichtmal kenne und auch nicht kennen will!" sagte sie spitz. "Sie sollen mich nicht heiraten, sie sollen sich nur mit mir unterhalten", gab er unbeeindruckt zurück, "Oder sitzen sie lieber zwei Stunden schweigend neben mir?" "Das würde ich vorziehen", bejahte Michiru und blickte, beinahe trotzig, aus dm Seitenfenster. Den jungen Mann amüsierte ihr Verhalten offenbar königlich, denn er lachte. Die Unschuld vom Lande hatte demnach nichts mit Landei zu tun. Dieser, aufdringliche, Taxifahrer hatte in seinem ganzen Leben sicher ungefähr genauso viele böse Gedanken gehabt, wie es Eisbären in der Wüste gab - nämlich keine. Er ging so unbefangen mit Michiru um, als wären sie zusammen aufgewachsen und schien das auch gar nicht anders zu kennen. Doch er war auch schlau genug und hatte genug Charme um zu wissen, dass er sich beinahe alles erlauben durfte, bei der Damenwelt. "Da haben sie leider Pech gehabt", kam in diesem Moment die Bestätigung, "Ich unterhalte mich gerne und werde das, auf so einer langen Fahrt, auch tun." Michiru verdrehte die Augen. "Dann tun sie, was sie nicht lassen können", stöhnte sie genervt, "Ich werde es überleben." »Aber du nicht, wenn du mir jetzt zwei Stunden lang Honig ums Maul schmierst und mich wie deine beste Freundin behandeltst...« Sie schloss die Augen und blendete das Gerede des euphorischen Landeis einfach aus. Hin und wieder murrte sie etwas zur Antwort, doch er schien zufrieden damit zu sein. So verging die Fahrt und Michiru nutzte die Zeit, etwas zu ruhen, um Kraft zu sammeln für das, was vor ihr lag. Als das Taxi jedoch abrupt zum Stehen kam, wurde sie nach vorn gerissen und war sofort hellwach und in Alarmbereitschaft. Die Sonne war bereits untergegangen und die Dämmerung sehr weit fortgeschritten. Menschliche Augen erkannten bei dieser Dunkelheit nicht mehr viel. Und dennoch starrte der Taxifahrer in eine bestimmte Richtung, als hätte er etwas gesehen. Michiru musste nicht hinsehen, um zu erkennen, was er da wohl entdeckt hatte. Sie hatte den Werwolf sofort gespürt. Der Fahrer jedoch schien es ebenfalls irgendwie zu wissen, denn er legte den Finger auf die Lippen und gebot Michiru, sich nicht zu bewegen. "Seien sie ganz still", flüsterte er, "Wenn wir keinen Mucks von uns geben, bemerkt er uns vielleicht gar nicht." "Das ist kein normaler Wolf", sah Michiru ihn unbeeindruckt an, "Der weiss längst, dass wir hier sind. Selbst wenn er die quietschenden Bremsen überhört haben sollte und das Licht der Scheinwerfer für Glühwürmchen hält - er riecht mein Blut!" Zuerst schien der junge Mann überrascht, dass Michiru offensichtlich darüber aufgeklärt war, dass es hier Werwölfe gab, doch dann nahm er es als willkommen, um frei heraus zu reden. "Sie riechen unser Blut?" fragte er, "Ohne jede Verletzung und auf diese Entfernung?" "Nein", seufzte Michiru gelangweilt, "Ich sagte mein Blut! Vampire können Menschenblut wittern - Werwölfe hingegen wittern Vampirblut. Ziemliche Lücken in Dämonen Lehre!" "Woher wissen sie das so genau?" war er jetzt verblüfft und schien dann zu begreifen, "Warten sie. Sie sagten, er hätte ihr Blut gerochen und sie sagten, Werwölfe können das nur bei Vampiren. Wollen sie mir damit ernstahaft sagen, sie seien ein Vampir?" Er lachte. "Verzeihen sie. Aber sie sind sicher eher ein Engel, als ein Dämon. Sie haben Angst, das ist normal. Da draussen ist ein Werwolf und wenn er uns angreift, haben wir wohl schlechte Karten, aber das ist kein Grund, solche haarsträubenden Dinge zu sagen." "Gott, bist du ein Warmduscher", war Michiru es jetzt offenbar genug damit, braves Mädchen zu spielen, "Das Ding da draussen sucht mich und du hast nicht die geringste Chance einen Kampf du bestehen. Also bleib brav hier im Auto und lass den bösen Vampir die Sache regeln!" Sie grinste nochmal und stieg aus dem Auto. "Sind sie verrückt geworden?" rief er, als sie in Richtung des Wolfes los lief. Er sprang aus dem Auto und lief ihr, ohne nachzudenken, hinterher. Der Werwolf würde sie in Stücke reissen. Die Vampir Story hatte er ihr sowieso nicht abgekauft und selbst wenn sie stimmen würde, dieses zarte Wesen würde niemals einen Werwolf besiegen können. Er musste sie unbedingt zum Auto zurück und in Sicherheit bringen. Im nächsten Moment hörte er ein gefährliches Heulen und zeitgleich einen Schrei. "Verdammt", wollte er gerade los spurten, als etwas Großes auf ihn zu flog. Es war zu schnell, um zu reagieren und der Aufprall war hart. Angeschlagen hockte der Taxifahrer auf dem Boden im Scheinwerferlicht und hatte Mühe, wieder auf die Beine zu kommen. "Was war das denn, verfluchte Scheisse?" presste er hervor und blickte sich um. Im nächsten Moment riss ihn etwas nach hinten und zerrte ihn weg. Voller Panik sah er sich um und erblickte Michiru, die ihn hinter sich her zog. "Bleib im Auto hab ich doch gesagt", knurrte sie, "Was daran hast du nicht verstanden? Oder sehnst du dich so sehr danach, von einem Werwolf zerfleischt werden?" "Unglaublich", flüsterte er völlig fasziniert, "Diese Kraft!" "Darüber können wir später diskutieren", schimpfte Michiru, "Im Moment haben wir..." Weiter kam sie nicht. Sie spürte den lauernden Gegner im Dunkel genau. Spürte, wie siegessicher er war, spürte, wie er sprang. Der Taxifahrer sah in auf sie zuschiessen und schrie, doch Michiru war schneller. Sie schleuderte den Fahrer Richtung Auto, wich dem Wolf aus und schlug nach ihm. Er heulte auf und verschwand im Dunkel. Der junge Mann schien endlich begriffen zu haben, das hier zwei wirkliche Dämonen miteinander kämpften. Er hatte sich ins Auto zurück gezogen und beobachtete gebannt, was sich abspielte. Wieder schoss der Werwolf aus der Dunkelheit und wieder wich die junge Frau ihm gekonnt aus. Ihr Gegenüber blieb er stehen und starrte sie siegessicher an. "Du kannst mir nichts anhaben, Wolf", sagte sie, "Unterwerfe dich oder stirb!" Unterwerfung schien für diesen Werwolf nicht in Frage zu kommen. Er duckte sich und sprang. Michiru ließ sich fallen, hob ihre Klaue empor und schlitze ihn der Länge nach auf. Sein Heulen war schrecklich und nachdem er hart auf den Boden aufschlug, regte er sich nicht mehr. Michiru stand auf und sah auf den toten Wolf herab. "Deine Art ist nicht stark genug, für mich eine Gefahr darzustellen", sagte sie und kam dann Richtung Taxi. Noch bevor sie die Fahrertür erreicht hatte, sprang dieser aus dem Wagen. "Das war unglaublich", jubelte er begeistert, "Sind sie Supergirl oder soetwas? Sie sind bestimmt ein Dämonenjäger, so schnell wie sie dieses Biest ausgeschaltet haben. Haben sie dafür einen Silberdolch benutzt? Darf ich ihn sehen?" Michiru blieb direkt vor ihm stehen und sah zu ihm auf. "Ich sagte dir doch, was ich bin", schnurrte sie tadelnd, "Ebenso wie ich sagte, du sollst im Wagen bleiben!" Sie drängte ihn an jenen zurück und blieb weiter dicht vor ihm. Je länger er ihr in die Augen sah, desto mehr begann er, ihre Worte zu glauben. "Sie...sind ein Vampir?" fragte er zögerlich, "Ein echter?" "Ich bin nicht nur irgendein Vampir", lächelte sie honigsüß, "Ich bin die Königin der Vampire." "Aber ich dachte, Vampire sind auch Dämonen, die den Menschen nach dem Leben trachten", war er verwirrt, "Wieso haben sie mich vor dem Werwolf gerettet?" "Das habe ich nicht", hauchte Michiru, "Zu diesem Kampf wäre es in jedem Fall gekommen, auch ohne die Anwesenheit eines jämmerlichen Menschen, der glaubt einen Werwolf zu besiegen, um dadurch die Vampirkönigin zu retten." Sie strich mit dem Finger über seine Wange und stellte sich auf die Zehenspitzen. "Hättest du nur getan, was ich dir gesagt habe", schnurrte sie verführerisch, nahe an seinem Ohr und sog hörbar seinen Duft ein, "Wärst du im Wagen geblieben, hätte ich den Wolf direkt erledigt. Durch deine Ablenkung allerdings musste ich Energie für einen unnötigen Kampf verschwenden. Ich habe viel zu viel gehundert seit Harukas Tod, alsdass ich dich jetzt noch gehen lassen könnte..." Er regte sich nicht, als begreife er den Ernst der Lage nicht. Erst als er den scharfen Schmerz an seinem Hals spürte, leistete er Gegenwehr. Das jedoch, ohne das geringste damit zu erreichen. Michiru hatte ihn fest im Griff und schnell wurden seine Versuche, sie weg zu stoßen, schwächer und hörten schliesslich ganz auf. Nach nur wenigen Minuten trat Michiru zurück und er fiel leblos zu Boden. "Zu dumm", schmollte sie und wischte sich einen Rest Blut vom Mundwinkel, "Jetzt muss ich das letzte Stück Weg auch noch selber fahren." Sie stieg ins Auto und startete den Motor. Kershaw konnte nicht mehr weit sein und einen Kampf mit einem weiteren Werwolf wollte sie heute Nacht auch aus dem Weg gehen. Sie holte alles aus dem alten Wagen des Taxifahrers, verfluchte mehr als einmal die vielen Schlaglöcher und konnte nur eine viertel Stunde später, die Lichter von Kershaw sehen. Schon als sie in das Dorf hinein fuhr wusste sie, sie würde leichtes Spiel haben. Die Dorfbewohner waren misstrauisch und ängstlich. Sie wurden zu lange von Werwölfen heimgesucht, um noch irgendjemanden von Außerhalb zu trauen. Einige schlossen sogar direkt die Fensterläden, als sie das fremde Auto sahen. Michiru lächelte zufrieden. Ihr war es nur Recht, wenn keine Kerle ihr schöne Augen machten und keine neugierige Nachbarin sie zum Kaffee einlud. Sie war hierher gekommen um sich zurück zu holen, was ihr genommen wurde und menschlicher Balast, würde daraus nur ein unnötiges Blutbad machen. Vor einem kleinen Gasthaus hielt Michiru den Wagen an und stieg aus. Als sie sich umsah, verschwanden gleich drei Leute in ihre Häuser. Grinsend schüttelte Michiru den Kopf, holte ihr Gepäck und ging ins Gasthaus, in dem emsiger Betrieb herrschte. Als die Tür hinter ihr zu fiel und alle sie bemerkten, wurde es jedoch augenblicklich still. "Guten Abend", lächelte sie freundlich, "Mein Name ist Kaioh. Ich brauche ein Zimmer auf unbestimmte Zeit." Niemand regte sich. Alle sahen sie nur an. Dann jedoch tauchte ein junges Mädchen zwischen all den rüden Kerlen auf und kam auf sie zugelaufen. "Hallo", strahlte sie Michiru entgegen und hielt ihr die Hand hin, "Ich bin Amberly. Meinem Vater gehört dieses Wirtshaus." Michiru blickte sie prüfend an und reichte ihr dann zögerlich die Hand. "Amberly also?" fragte sie interessiert, "Wie alt bist du?" "Fast 17, Miss", antwortete diese und machte einen kleinen Knicks, "Sie kommen von sehr weit her, stimmts?" Michiru nickte und wollte etwas sagen, doch da durchbrach die grollende Stimme eines Mannes die Stille. "Amberly! Belästige unseren Gast nicht!" schimpfte es, "Hilf ihr, das Gepäck nach oben zu tragen und gib ihr das letzte Zimmer im Gang. Das ist das einzige, das den Ansprüchen einer Lady aus der Großstadt genügen könnte!" Michiru nahm deutlich die Missgunst in seinen Worten wahr. Einigen dieser Leute war wohl doch klar, wann sie ein gefährliches Wesen vor sich hatten. "Sie müssen immer eine Woche im Voraus bezahlen", hielt die Stimme des Wirtes sie ungefähr auf halber Höhe der Treppe zurück, "Was weiss ich, wie lang sie bleiben." Sie drehte sich zu ihm um und lächelte wieder unschuldig süß. "Natürlich. Ich werde ihrer Tochter das Geld sofort mitgeben." Kurz trafen ihre Blicke sich und der wortlose Pakt war geschlossen. Dieser Mann wusste, das sie ein Dämon war, doch er würde sie nicht verraten und sich ihr unterwerfen, um sich und seiner Familie das Leben zu retten. Michiru nickte nochmal freundlich und ging dann mit Amberly zu ihrem Zimmer. Als Amberly die große Tasche auf dem Bett abstellte, sah sie Michiru entschuldigend an. "Es tut mir leid. Mein Vater ist eigentlich ein sehr herzlicher Mensch", erklärte sie, "Es ist nur, dass hier so gut wie nie Fremde herkommen und..." "Schon gut", unterbrach Michiru sie, "Wie viel bekommt dein Vater für eine Woche?" "Einhundert", antwortete Amberly leicht enttäuscht. Sie hatte gehofft, sich mit Michiru anfreunden zu können und endlich mal etwas von der Welt zu erfahren. Die jedoch drückte ihr einige Geldscheine in die Hand und sagte: "Das sind 200. Sollte ich doch länger bleiben, bekommt er natürlich mehr." Amberly verstand sehrwohl, dass Michiru sie damit höflich aus dem Zimmer bat, doch sie fand deren Anwesenheit viel zu aufregend, um einfach zu gehen. "Woher kommen sie, wenn ich das fragen darf?" sprudelte es beinahe aus ihr heraus und Michiru fasste sie bei den Schultern, um ihre Euphorie direkt auszubremsen. "Kleine! Hör zu!", sagte freundlich, aber mit Nachdruck, "Ich bin zu alt, um mich mit dir anzufreunden. Außerdem habe ich hier etwas wichtiges zu tun und kann kein kleines Mädchen gebrauchen, das um mich rumschleicht. Also geh und gib deinem Vater das Geld. Ich will niemanden sehen!" Sie drehte sich um und begann ihre Taschen auszupacken. Amberly stand einen Moment lang wie angewurzelt da und dann blinzelte sie. "Ich werde ihnen später noch etwas zu essen bringen", rief sie und war so schnell weg, das Michiru das nicht einmal ablehnen konnte. "Die macht sicher noch Probleme...", murmelte Michiru ärgerlich, "Noch aufdringlicher als dieser dumme Taxifahrer und viel zu neugierig." Sie verstaute ihre Sachen und legte sich aufs Bett. Den Blick an die Decke gerichtet, schlich sich ein zufriedenes Lächeln auf ihre Lippen. Wieder betrachtete sie den Ring an ihrem Finger und ihre Augen begannen zu glühen. "Nicht mehr lang, Geliebte", hauchte sie leise, "Bald hole ich dich zurück und wir werden stärker sein, als ein Vampir es je gewesen ist." Sie schloss die Augen und versank in Gedanken an Haruka. Wie sie sich kennen - und lieben gelernt hatten. Wie sie gejagt wurden und jeder sie voneinander trennen wollte und wie sie am Ende für immer Eins geworden waren. Sie genoss diese Erinnerung so sehr, dass sie nicht bemerkte wie die Tür sich öffnete und jemand ins Zimmer schlich. Jedenfalls fühlte der Eindringling sich unentdeckt. Er wähnte Michiru schlafend, doch dieses Denken zerbrach, als diese ihn im nächsten Augenblick an der Kehle hatte und hart zu Boden drückte. "Miss Kaioh bitte", brachte eine Mädchenstimme sie zum einhalten. "Amberly", zischte sie, "Warum schleichst du dich heimlich in mein Zimmer? Ich hätte dich verletzen können!" Sie zog das Mädchen vom Boden hoch und sah sie an. "Also sag schon. Was willst du hier?" "Sie haben so viele schöne Dinge mitgebracht", brachte das Mädchen scheu hervor, "Das meiste habe ich noch nie gesehen und ich wollte es mir nur einmal anschauen. Das müssen sie mir glauben, Miss Kaioh. Ich wollte nicht stehelen." "Nenn mich Michiru", sagte diese und setzte sich aufs Bett, "Ich zeige dir meine Sachen und du hilfst mir im Gegenzug, ein paar Dinge zu besorgen. Ist das ein Angebot?" Amberly nickte hecktisch. "Alles was sie wünschen, Miss, wenn sie mir nur ein wenig von der Welt da draußen zeigen." "Also gut", holte Michiru eine der Taschen unter dem Bett hervor, "Das alles bleibt ein Geheimnis zwischen uns. Wir beide werden etwas tun, dass vorher noch nie ein Wesen auf Erden getan hat!" Sie öffnete die Tasche und legte den Inhalt fein säuberlich aufs Bett. Amberly trat zu ihr und sah gebannt auf die Gegenstände. Einiges war Schmuck, wohl sehr alt und wertvoll, während anderes wie wertloser Plunder wirkte. Kleine Holzkistchen, winzige Lederbeutel und ein schäbig aussehender, alter Dolch. "Was ist das alles?" fragte Amberly, "Und wozu brauchen wir es?" Michiru legte eine Hand auf ihre Wange und sah ihr tief in die Augen. "Wir brauchen es, um meine geliebte Haruka wieder zu mir zurück zu bringen", wisperte sie, "Wir werden ein uraltes Ritual vollziehen und sie kommt zurück." "So eine Art...Liebeszauber...?" fragte Amberly benommen. Sie stand ganz und gar in Michirus Bann. Diese lächelte zufrieden und nickte dann. "So etwas ähnliches", sagte sie noch und fing an, die Sachen wieder in die Tasche zu packen. Ein paar der kleinen Lederbeutel gab sie Amberly. "Ich brauche noch einige Kräuter. Die wirst du mir besorgen ohne Aufsehen zu erregen oder jemandes Neugier zu erwecken!" Amberly nahm die Beutel und nickte gehorsam. »Eigentlich wäre der Bann gar nicht nötig gewesen«, dachte Michiru, als das Mädchen fort war, »Sie hätte auch so alles getan, worum ich sie bitte. Ein solches Mädchen gehört nicht in ein so hinterweltlerisches Dorf wie dieses. Sie würde alles tun, von hier zu entkommen. Wahrscheinlich sogar einen Pakt mit dem Teufel schliessen...« Sie verstaute die Tasche wieder unter dem Bett und trat ans Fenster. Die Nacht auf dem Land war dunkel und schon wenige Schritte von den Häusern entfernt, drang kein Lichtstrahl mehr durch die Finsternis. Michiru jedoch reichte das schwache Mondlicht aus. Sie sah jedes noch so kleine Tier, das sich da draußen bewegte, hörte jedes noch so kleine Geräusch und verstand jedes gesprochene Wort innerhalb des Dorfes, wenn sie nur etwas lauschte. Nichts blieb ihr verborgen und nichts konnte sie überraschen. Sie hatte ihr Ziel erreicht. Kapitel 46: Unschuld -------------------- 46. Unschuld In einem der Lederbeutel hatte Amberly eine Notiz gefunden, mit allen Kräutern, die Michiru benötigte. Ein paar davon, hatte sie beim Apotheker bekommen und die restlichen draußen im Wald gesammelt. Nicht einmal eine Stunde hatte sie dafür benötigt und sie freute sich auf das überraschte Gesicht der feinen Lady, wenn Amberly ihr nicht nur etwas zu Essen brachte, sondern auch schon die verlangten Kräuter. Sicher konnte sie damit Punkte sammeln. Voller Tatendrang klopfte sie an die Tür und trat ins Zimmer, ohne das ' herein ' abzuwarten. Sie redete direkt drauf los und stellte das Tablett mit dem Essen auf dem Tisch ab. Erst als ihre Augen danach wanderten, um Michiru anzusehen bemerkte sie, dass diese gerade dabei war, sich umzuziehen. Sofort verstummte sie und wurde rot. "Du solltest geduldiger sein und weniger Reden", tadelte Michiru sie und drehte sich zu ihr herum, "Dann würden solche Momente erspart bleiben!" Sie grinste, denn nun drehte Amberly auch noch den Kopf weg, da Michiru nur einen Slip trug. Ihr war die Situation sichtlich peinlich und Michiru konnte gar nicht anders, dieses Spiel weiter zu treiben. Wie sie war ging sie zu dem Mädchen und hielt ihr die geöffnete Hand hin. Amberly getraute sich kaum, in ihre Richtung zu sehen und vermied es, den Blick zu weit zu senken. Völlig verunsichert blickte sie Michiru in die Augen und regte sich nicht weiter. "Na gib schon her", seufzte Michiru. Jetzt wurde Amberlys Blick fragend. Das war jedoch alles, was sich änderte. Nach wie vor war ihr Gesicht hochrot, sie regte sich nicht und sagte nichts. "Na, die Kräuter", verdrehte Michiru die Augen, "Die hast du doch schon dabei oder nicht? Das ist doch der Grund, warum du derart aufgekratzt in mein Zimmer eingefallen bist." "Du weisst es?" war das Mädchen total verblüfft, "Aber...?" "Kein aber", grinste Michiru, als sie die kleinen Beutel entgegen nahm, "Einfach den Apotheker zu bestehlen... Du solltest doch nicht auffallen, habe ich gesagt." Amberly war nun völlig irritiert. "Aber wie...?", fing sie an, entschloss sich dann aber anders, "Ach, was solls? Dann weisst du es halt. Aber was denkst du, wäre auffälliger gewesen? Wenn ich bis morgen früh gewartet hätte und dann den Apotheker, der mich seit meiner Geburt kennt, nach diesen Kräutern gefragt hätte oder Nachts heimlich rein zu schleichen, sich zu nehmen, was man brauch und sich darauf zu verlassen, das der alte Herr senil genug ist, dass er gar nicht bemerkt, dass etwas von seinen Kräutern fehlt?" Sie grinste entwaffnend und war offensichtlich total stolz auf sich. "Na gut", schnurrte Michiru und sah ihr wieder genau in die Augen, "Das war sehr gut mitgedacht. Aber bei Nacht allein in den Wald zu gehen, war wohl eher überhaupt nicht nachgedacht!" Ihr Blick wurde prüfend, was Amberly jedoch nicht einschüchterte. "Das habe ich schon tausend Mal getan", winkte sie ab, "Ich bin mit den Werwölfen aufgewachsen und habe gelernt, mich vor ihnen zu verbergen." Michiru grinste und lehnte sich nun ganz dicht zu ihr vor. Das wiederum verunsicherte Amberly nun völlig und sie hielt angespannt die Luft an, als sie Michirus Atem an ihrem Hals spürte und sie leise in ihr Ohr flüstern hörte. "Und wenn man noch so gut in etwas ist, kleines Mädchen...es gibt immer jemanden, der besser ist als du..." Sie pustete absichtlich über den Hals des Mädchens und die bekam sofort eine Gänsehaut. "Was tust du, wenn dein Gegenüber kein Werwolf, sondern ein Vampir ist?" Sie küsste kurz die begehrte Stelle, wobei Amberly merklich zusammen zuckte und wich dann wieder etwas zurück. "Wäre ich ein Vampir, wärst du jetzt tot", lächelte sie das Mädchen an, "Also hör auf, Nachts allein da draußen rum zu laufen! Du wolltest mir helfen und das kannst du nicht, wenn du Dämonenfutter wirst!" Sie drehte sich um und ging zum Bett, um sich ein leichtes Nachthemd über zu ziehen. Amberly wusste, dass sie jetzt gehen sollte und hielt es ausnahmsweise für besser, Michirus stillem Wunsch folge zu leisten. "Und das nächste Mal wartest du, bis ich dich herein bitte", hielt Michirus Stimme sie in der Tür zurück. Als sie zu dieser zurück blickte, um sich wegen dieser Sache zu entschuldigen, stand Michiru grinsend am Fenster. "Beim nächsten Mal könnte ich komplett unbekleidet sein!" Sie nahm noch amüsiert zur Kenntnis, wie die Schamesröte Amberly wieder ins Gesicht schoss und dreht sich dann lachend weg von dieser, um aus dem Fenster zu sehen. Amberly verließ beschämt das Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Sie ging den Gang entlang, warf noch einen kurzen Blick die Treppe runter und rief ihrem Vater zu, dass sie jetzt zu Bett gehen würde. Der winkte nur ab und Amberly steuerte ihr Zimmer an, wo sie sich enttäuscht und beschämt ins Bett warf. "Das hatte ich mir anders vorgestellt", murmelte sie ins Kopfkissen, "Warum behandelt sie mich wie ein Kind? Sie ist doch höchstens 3 oder 4 Jahre älter als ich." Amberly hatte gehofft, sich so gut mit Michiru anfreunden zu können, dass diese sie mitnahm, wenn sie Kershaw wieder verlassen würde. "Ich will hier nicht verrotten...", seufzte sie und drehte sich auf den Rücken, "Und die geringe Lebenserwartung duch die ganzen Werwölfe macht dieses Kaff auch nicht attraktiver." Michiru war ihr Schlüssel, all das hier hinter sich zu lassen. Alleine würde sie diesem Ort niemals entkommen. Sie konnte nicht Auto fahren und selbst wenn sie es gekonnt hätte, hätte sie hier keines organisieren können. Zu Fuss war der Weg zum nächsten Ort nicht zu schaffen. Mit all den Werwölfen im Genick schon mal gar nicht. Vor zwei Jahren hatte sie es einmal mit dem Pferd versucht. Weit gekommen war sie nicht. Ein Werwolf erschreckte das Tier und es warf sie ab. Zu ihrem Glück hatte der Wolf sich auf das fliehende Pferd konzentriert und so kam sie unbeschadet zurück ins Dorf. Danach hatte sie ihre Fluchtpläne begraben und sich damit abgefunden, ein Teil dieses Höllenschlundes zu sein. Bis Michiru am letzten Abend hier aufgetaucht war... Da waren all die Fluchtpläne wieder da und die Hoffnung, Kershaw für immer hinter sich lassen zu können auch. "Ich bin mir sicher, sie mag mich", murmelte sie nachdenklich, "Warum also hält sie so viel Abstand zwischen uns?" »Naja...«, verzog sie beschämt das Gesicht, »Andererseits stand sie halb nackt vor mir und hatte nichts besseres zu tun, als mir so nahe zu kommen, wie es noch nie jemand war.« Sie wurde wieder rot, als sie an diese Situation dachte. Soetwas durfte ihr auf keinen Fall nochmals passieren. Sie nahm sich vor, geduldiger und aufmerksamer zu sein, damit Michiru mit ihr zufrieden war und nicht mehr glaubte, sie beschützen zu müssen. So könnten sie Freunde werden und sie würde diesem verfluchten Ort entkommen. Michiru blickte aus dem Fenster und suchte die Landschaft ab. Sie versuchte heraus zu bekommen, wie viele Werwölfe es hier gab. Das es viele sein mussten, wusste sie. Hier lebten all die Einzelgänger ohne Rudel und auch jene, die geflohen waren, um nicht von den Vampiren versklavt zu werden. Einige lebten hier ein völlig normales, ruhiges Landleben, ernährten sich von den Tieren, die sie selber züchteten - andere verunsicherten die Gegend wie wilde Hunde. "Ich weiss ihr seid Viele", flüsterte Michiru in die Nacht hinaus, "Ich werde jeden einzelnen von euch töten, wenn es nötig ist. Ihr könnt es nicht verhindern..." Ein Schatten huschte am Nachbarhaus vorbei und sofort wurde Michiru aufmerksam. Ein junges Mädchen schlich Richtung Kirche und es war nicht Amberly. Michiru grinste zufrieden. Die Kirche lag ein wenig abseits vom Rest des Dorfes und Michiru stand in der nächsten Sekunde, direkt an deren Eingang, im Schatten. Geduldig wartete sie auf das junge Mädchen und sah zu, wie sie in das Gotteshaus hinein schlich. "Auf die Männer der Kirche ist eben immer Verlass", grinste Michiru belustig, "Dann wollen wir mal weitere Vorbereitungen treffen." Sie öffnete die Tür und schlich sich ebenfalls in die Kirche hinein. Zielstrebig führte ihr Weg sie nach vorne rechts, wo, in einer kleinen Nische, der Beichtstuhl stand. »Das wird ein Spass...«, freute sie sich, betrat lautlos die Kabine und setzte sich. Natürlich hatte weder das junge Mädchen, noch der Pfarrer sie bemerkt, denn die waren auf der anderen Seite der Kabine mit ganz anderen Dingen beschäftigt. Durch das feine Gitter konnte Michiru ihre Silouetten sehen und was sie zu hören bekam, sprach Bände. Amüsiert lehnte sie sich zurück, schloss die Augen und wartete ab. Kurz bevor das unsittliche Treiben nebenan seinen Höhepunkt erreichte, klopfte Michiru gelangweilt an die Trennwand. "Brauchen sie noch sehr lange, Herr Pfarrer?", fragte sie, "Ich müsste dringend mit ihnen reden." Grinsend lauschte Michiru dem geflüstertem Streitgespräch der beiden und erhob sich langsam, als das junge Mädchen schnell verschwand. In der nächsten Sekunde stand sie direkt vor dem Pfarrer in seiner Kabine. Der kämpfte noch mit seiner Hose, sein Hemd war offen und erschrak beinahe zu Tode. "Was...?", presste er hervor und blinzelte dann irritiert, "Wer sind sie? Sie stammen nicht von hier!" "Gut erkannt", schnurrte Michiru, "Was würde der Kardinal wohl davon halten, dass sie selbst hier noch die Finger nicht von den kleinen Mädchen lassen können? Wo sie doch hierher geschickt wurden, weil die Kirche genau das unterbinden wollte." Sie lachte kurz. "Oder hat man einfach nur gehofft, hier würde sowieso niemand danach fragen, das ein Pfarrer mit minderjährigen Mädchen Unzucht treibt?" "Wer sind sie?" fragte der junge Pfarrer misstrauisch, "Hat der Kardinal sie geschickt, mir den Todesstoß zu geben? Soll er. Dann wird mir halt das Amt entzogen. Macht mir auch nichts mehr aus!" "Na, na, ganz ruhig", seuselte Michiru und trat ganz dicht an ihn heran, "Niemand hat mich geschickt und was der Kardinal oder andere Kirchenkaspar sagen oder denken, ist mir so egal, wie es nur egal sein kann. Ich dachte nur, mit einer richtigen Frau würde es dir mehr Spass machen..." Sie strich mit der Hand über seinen Schritt, lächelte ihm sündig zu und verließ den Beichtstuhl. Ihr kurzes Nachthemd verbarg nur das Nötigste und nachdem der junge Pfarrer sie zum ersten Mal richtig angesehen hatte, folgte er ihr sofort. Als sie sich auf den Altar setzte und ihn lockend anblickte, ging er direkt zu ihr und holte sich einen gierigen Kuss. Michiru schlang die Beine um ihn und griff in sein Haar. Als seine Lippen über ihre Wange zu ihrem Hals wanderten seufzte sie begeistert. "So fordernd?", gurrte sie zufrieden, "All diese jungen Dinger können jemandem wie dir doch gar nicht geben, was du brauchst..." "Du hast Recht", brachte er atemlos hervor und küsste ihr Dekollte. Seine Hände griffen um ihre Hüften und er zog sie ganz an sich heran. "Wie besitzergreifend", hauchte Michiru wie eine Raubkatze, "Holt sich was er will mit solchem Nachdruck. Was für ein böser Junge..." "Sie sind es, nicht wahr?" brachte er atemlos hervor, ohne sein Unterfangen jedoch zu unterbrechen, "Sie sind die, von der die Wölfe reden." Michiru zog ihn halbwegs sanft, an den Haaren etwas von sich weg und sah ihm in die Augen. "Du weisst es und näherst dich mir auf solche Weise? Du bist verrückt oder größenwahnsinnig", sagte sie und fing an zu grinsen, "Das gefällt mir..." Sie ließ ihn los und sofort küsste er wieder ihr Dekollte. "Ich sterbe so oder so", keuchte er, "Was also spricht dagegen noch ein bisschen Spaß zu haben? Eine Frau wie du könnte mir mein Ende versüßen!" "Eine Frau wie ich ist dein Ende...", schnurrte sie, "Du hast nur Glück das Blut bei meiner Spezies so viel Erregung hervor ruft..." Sie biss in seine Schulter und er drückte ihren Oberkörper mit seinem auf den Altar zurück. "Sei bitte sanft", flüsterte sie in sein Ohr und leckte einen kleinen Blutstropfen von seiner Haut, "Es ist das erste Mal für mich." Als sie ihn in sich spürte, krallte sie sich an ihm fest. "Die Königin der Vampire ist noch unberührt?" brachte er lüstern hervor und drückte sich noch weiter zwischen ihre Schenkel. "Jetzt nicht mehr", gurrte sie, " Das letzte Stück meiner Unschuld ist gerade durch dich gestorben..." Sie drückte ihn hoch und er blinzelte sie irritiert an. "Für mehr brauche ich dich nicht", grinste sie, schnellte vor und riss ihm mit ihren Zähnen die Kehle auf. Blitzschnell löste sie sich auf und sah noch, wie sein Körper auf den Altar fiel und zuckte. Sein Blut breitete sich auf der glatten Oberfläche aus und tropfte an den Rädern auf den Boden. "So eine Entweihung ist doch wirklich der größte Spass, den es geben kann", trat sie an den, mittlerweile verbluteten, Pfarrer heran, "Auf die Vereinigung mit dir hätte ich allerdings verzichten können, aber es war leider nötig, für das Ritual..." Sie löste sich auf und erschien wieder in ihrem kleinen Zimmer. Sofort wusste sie, das sie nicht allein war und genauso schnell wusste sie, wer in ihrem Zimmer war. "Wieso liegst du nicht im Bett und schläfst? Es ist beinahe 4 Uhr früh", sagte sie in die Dunkelheit hinein. Sofort trat Amberly hervor und sah sie an. "Und wo treibst du dich mitten in der Nacht allein herum?" fragte sie, "Ich wollte dich etwas fragen und habe gesehen, dass du gar nicht hier bist. Und genauso habe ich nicht gesehen, woher du jetzt gerade so plötzlich gekommen bist. Was geht hier vor sich Michiru? Bist du etwa selbst ein Werwolf?" Michiru kam lächelnd auf die zu. Als sie direkt vor ihr stand, da sah das Mädchen das Blut auf Michirus Nachthemd. "Ist alles in Ordnung?" stieß sie erschrocken hervor und Michiru legte ihr beruhigend die Hand auf die Wange. "Ich wusste, du bist zu neugierig", sagte sie sanft, "Und dennoch brauche ich dich vielleicht noch!" Sie lehnte sich vor und küsste das Mädchen. Die riss erschreckt die Augen auf, doch sofort überrollte sie die ganze Macht der Vampirin und ihre Augen schlossen sich. "Beim nächsten Mal bekommst du mehr", versprach Michiru, "Und jetzt geh schlafen!" Amberly nickte benommen und verließ das Zimmer. Sie würde sich an nichts mehr erinnern, wenn sie morgen früh erwachte. »Noch ist es nicht an der Zeit, ihr die Wahrheit zu offenbaren«, dachte Michiru zufrieden und kroch ins Bett. Sie betrachtete wieder Harukas Ring und lächelte kühl und berechnend, »Aber schon bald wird sie wissen, was ich bin. Was wir beide sind, Ruka...« Sie schloss die Augen um sich noch ein wenig aus zu ruhen. Ein zufriedenes Lächeln legte sich auf ihre Lippen, denn schon sehr bald würden Haruka und sie wieder zusammen sein und dann würde Nichts und Niemand sie je wieder trennen können. Zusammen würde ihre Macht ins Unermessliche wachsen und nichts auf Erden war stark genug, sich ihnen entgegen zu stellen. »Denn das habt ihr leider nicht gewusst, ihr Hampelmänner mit Gottkomplex«, wurde ihr Lächeln zu einem Grinsen, »Der einzige Grund, warum die Wiedererweckung eines Vampirs bisher nie gelungen ist und warum es mir gelingen wird, ist so winzig, so alltäglich, so menschlich...« Michiru wusste, wäre Haruka keine Frau, sondern ein Mann gewesen, hätte sie keine Chance gehabt, mit der Erweckung erfolgreich zu sein. Das Ritual erforderte viele Dinge und eigentlich keines davon stellte für einen Vampir ein wirkliches Problem dar. Bis auf eines. Das Stückchen Reinheit. Einen Rest Unschuld aus dem einst menschlichen Leben. Doch besaß das kein Vampir. In dem Augenblick in dem der Mensch starb und der Vampir erwachte, starb auch alles menschliche in ihm. »Und nur weil Haruka eine Frau ist, ist wirklich ein Rest Unschuld in mir erhalten geblieben«, schmunzelte sie, »Wer hätte gedacht, dass das Klischee mit der Jungfrau wirklich mal zutreffend wäre?« So in zufriedene Gedanken versunken, schlief Michiru tatsächlich irgendwann ein. Am nächsten Morgen wurde sie durch große Unruhe in der unteren Etage geweckt. Viele Stimmen riefen durcheinander und klangen entsetzt, als wäre etwas sehr Schlimmes geschehen. »Sie haben mein Werk wohl entdeckt«, grinste sie zufrieden und stand auf, »Dann wird es Zeit, die Fronten zu klären.« Sie richtete sich her und verließ ihr Zimmer. Mitten auf der Treppe nach unten blieb sie stehen. "Darf ich die Herrschaften fragen, was dieser Aufruhr zu bedeuten hat?" zog sie jegliche Aufmerksamkeit auf sich. In den Augen der Leute erkannte sie, ob sie einfach nur entsetzt, wissend oder absolut ahnungslos waren. Misstrauisch waren sie zwar alle, doch nur der Wirt schien wirklich zu wissen, was hier geschah. »Das wird so einfach, wie einem Kind den Lolli zu stehlen«, dachte Michiru zufrieden, »Alle haben viel zu viel Angst irgendetwas zu unternehmen und der Wirt ist einfach nur dankbar, dass ich mich nicht für ihn und seine Familie interessiere.« Sie ging die restliche Treppe herunter und sah fragend in die Runde. "Nun gut. Wenn mir hier niemand etwas sagen möchte, dann werd ich allein heraus finden, was los ist", sagte sie und ging Richtung Ausgang. Als sie nach der Türklinke griff sagte eine Stimme hinter ihr: "Unser Pfarrer ist tot! Er liegt mit aufgerissener Kehle auf dem Altar!" Langsam drehte Michiru sich zu ihnen um. "Ein Werwolf?" fragte sie unschuldig. "Das war kein Werwolf", traute jemand sich hervor zu bringen, "Er liegt da, mit offenen Hosen. Wir wissen, dass er alles andere als unschuldig war, aber das sieht aus wie eine Hinrichtung nach dem Sex!" "Ein wütender Ehemann?" fragte Michiru genauso unschuldig. Sie wusste sicher, dass so ziemlich jeder in diesem Raum sie für die Schuldige hielt. »Sie haben ja Recht. Aber wäre ihr Pfarrer nicht so ein Lüstling gewesen, hätte ich hier längst nicht so leichtes Spiel gehabt einen geeigneten Ort zu erschaffen...« "Zu soetwas ist kein Mensch in der Lage!" drang es aus der hinteren Reihe. "Dann war es also doch ein Werwolf", lächelte Michiru, "Soetwas geschieht hier eben immer wieder mal." Sie deutete ein Nicken als Verabschiedung an, drehte sich um und verließ das Gasthaus. "Michiru!" rief da eine Mädchenstimme und sofort war Amberly bei ihr, "Darf ich dich begleiten? Ich weiss zwar nicht, wo du hin willst, aber..." Amberly!" brüllte ihr Vater, "Ich habe dir schon mal gesagt, du sollst die Lady nicht belästigen!" "Sie belästigt mich keineswegs", gab Michiru ihm keine Chance, "Sie darf mich sehr gerne begleiten." Wieder ein betörendes Lächeln und dann ging sie, zusammen mit Amberly, entgültig. "Wieso lässt du sie mit ihr gehen?" fuhr einer der Kerle den Wirt an, "Sie ist deine Tochter und du überlässt sie einfach so dieser Fremden, die das Böse in unser Dorf bringt!" "Das Böse ist schon seit ewigen Zeiten hier heimisch", schimpfte der Wirt zurück, "Und was soll ich tun? Wenn sie mit dem Pfarrer wirklich etwas zu tun hat, bin ich der nächste, wenn ich ihr im Weg bin!" "Du glaubst also auch, das mit ihr was oberfaul ist", stellte ein anderer fest, "Los. Sag schon!" "Gar nichts glaube ich", murrte er, "Sie kommt aus einer großen Stadt in einem anderen Land. Sie ist eben anders als wir. Aber sie ist eine Frau und keine besonders kräftige - wie sollte sie einen starken, jungen Mann auf solche Weise töten?" Er wollte nicht, dass die anderen erfuhren, was er längst wusste. Es würde Panik ausbrechen, wüssten die Dorfbewohner davon, dass nun noch ein weiterer dämonische Räuber hier sein Unwesen trieb. Sollte sie alle die Werwölfe verantwortlich machen. Dann würde diese Vampirin tun, was zu tun sie hergekommen war und vielleicht wieder verschwinden. Außerdem fürchtete er, sie könnte einen Verräter in ihm sehen und ihn einfach töten. Also lag ihm viel daran, seine Landsleute zu beruhigen und auf eine falsche Spur zu bringen. Amberly ging schweigend neben Michiru her. Einige Minuten blieb das so, dann unterbrach Michiru die ungewohnte Stille. "Was ist los mit dir? Willst du gar nicht wissen, wo wir hin gehen?", fragte sie, "Du willst doch sonst immer alles wissen und kannst keine 5 Sekunden schweigen." "Natürlich will ich wissen, wo wir hingehen", versuchte Amberly so gesittet wie möglich, zu antworten, "Aber ich werde mich in Geduld üben und es dann sehen, wenn wir angekommen sind." Michiru zog die Augenbrauen hoch und legte skeptisch den Kopf schräg. "Was ist passiert?" fragte sie, "Auf den Kopf gefallen?" "Nein", blieb Amberly stehen und Michiru tat es ihr nach, "Ich möchte dir einfach nur zeigen, dass ich gut alleine klar komme. Du musst nicht auf mich aufpassen oder mir bei irgendetwas helfen. Du kannst mir voll und ganz vertrauen und dich auf mich verlassen, Michiru, glaub mir bitte." "Das tue ich", kam die überraschende Antwort, "Wenn ich dir nicht vertrauen würde, dürfest du dann bei dem Ritual dabei sein?" "Ich darf dabei sein?", sprudelte es da aus Amberly heraus, "Ich darf wirklich dabei sein und helfen? Aber du sagtest doch..." "Ich habe mich umentschieden", unterbrach Michiru sie, "Du bemühst dich wirklich sehr und ich habe mich schon an dich gewöhnt. Selbst an dein pausenloses Gerede. Ich vertraue dir und möchte dich dabei haben." Und schon gehörte alle Begeisterung und Symphatie wieder Michiru. Jetzt wusste Amberly sicher, dass ihr Plan aufgehen würde. Michiru würde sie ganz sicher nicht hier zurück lassen, wenn sie das Dorf wieder verließ. Sie war eine wirkliche Freundin geworden und mochte sie. "Und wohin gehen wir nun?" fragte sie jetzt doch neugierig. "Nur spazieren", lächelte Michiru, "Spazieren und Reden." Sie setzte sich wieder in Bewegung und Amberly tat es ihr nach. "Über etwas bestimmtes?", fragte sie direkt. "Was weisst du über euren Pfarrer?" kam Michirus deutliche Frage. "So ziemlich alles, was es zu wissen gibt", erklärte Amberly, "Er wurde hierher versetzt, weil er jedem Rock nachgelaufen ist und besonders junge Mädchen es ihm angetan hatten. Die Kirche hat ihn hier bei uns versteckt und gehofft, hier gäbe es nicht so viele, die in sein Beuteschema passen." "Und war es so?" wollte Michiru wissen. Amberly lachte kurz. "Naja, so groß wie früher ist seine Auswahl hier wohl nicht", sagte sie etwas gedehnt, "Aber glaub mir, beinahe alle Mädchen des Dorfes stehen total auf ihn. Er sieht ja auch gut aus und er weiss, was Mädchen wollen. Selbst einige Ehefrauen gehen regelmässig zu ihm." "Du auch?" sah Michiru sie an. "Ich?", war Amberly überrascht, "Wie kommst du darauf, dass ich auf den Pfarrer steh? Nur weil die meisten anderen das tun? Außerdem mach ich solche Sachen nicht. Soetwas sollte etwas besonderes sein und nicht heimlich im Beichtstuhl mit ständiger Angst, erwischt zu werden stattfinden!" "Soetwas tust du nicht?" grinste Michiru, "Heisst, du hast nicht in sein Schema gepasst?" "So ein Blödsinn", murrte das Mädchen, "Und wenn schon - er hat mir genauso wenig gefallen, wie ich ihm! Was interessiert es, ob er mich will? Das einzige was zählt ist, ob ich will!" "Da hab ich dich aber ganz schön dran gekriegt", lachte Michiru los, "Ich weiss doch, das er für dich nie in Frage gekommen wäre. Deine Reaktion hat Bände gesprochen, als du mich beim umkleiden überrascht hast!" Sofort blieb Amberly wie angewurzelt stehen und lief knallrot an. Diese peinliche Situation würde Michiru ihr wohl immer wieder unter die Nase reiben. »Aber sie ist wirklich einfach nur wunderschön...«, musste sie sich jedoch auch eingestehen. "Schlägst du da Wurzeln oder was?" winkte Michiru ihr, die einfach weiter gegangen war, "Na komm schon!" "Bin sofort da", flötete Amberly, verdrängte den kleinen Zwischenfall und lief zu ihr. Sie fühlte sich so gut, wie nie zuvor in ihrem Leben. Sie hatte eine Freundin gefunden, mit der ihr ganzes Leben sich ändern würde. Sie würde die Werwölfe und diesen Ort weit hinter sich lassen und mit Michiru zusammen, in einer großen Stadt, ein ganz neues Leben beginnen. Kapitel 47: Vorbereitungen -------------------------- 47. Vorbereitungen Amberly genoss den Spaziergang mit Michiru sehr. So gut sie konnte beantwortete sie dieser alle Fragen, die sie ihr stellte und getraute sich auch, selbst einige zu stellen. Nicht auf alle bekam sie eine klare Antwort, aber sie war sich sicher, Michiru würde sie nach und nach in alles einweihen. Dann jedoch stellte diese eine Frage, die Amberly mehr als irritierte. "Hast du einen starken Magen?" wollte sie wissen. Amberly wusste gar nicht, wie sie die Frage verstehen sollte und zuckte hilflos mit den Schultern. "Keine Ahnung", sagte sie, "Was hast du denn vor?" Michiru grinste und nahm ihre Hand. Ohne ein weiteres Wort zog sie das Mädchen einfach mit und Amberly fühlte sich mit jedem Schritt unwohler, als sie sich der Kirche näherten. Als sie vor dem Tor endlich stehen blieben, blickte Amberly sie unsicher an. "Du willst doch jetzt nicht da rein, oder?" fragte sie, "Sie werden uns sofort wieder raus schmeißen!" "Das lass mal meine Sorge sein", grinste Michiru und betrat die Kirche. Amberly ging zögerlich neben ihr her. Je näher sie dem Altar kamen, desto deutlicher sah sie die riesige Blutlache. Und desto mehr der Leute bemerkten die beiden. »Gleich gibt es riesen Ärger...«, dachte Amberly resignierend, als ein weisshaariger Mann sich zu ihnen umdrehte. "Wer sind sie?", fuhr dieser Michiru auch gleich an, "Verschwinden sie von hier. Frauen haben an einem Tatort nichts zu suchen und Fremde können wir jetzt hier schon Mal gar nicht brauchen!" "Ich höre nur Tatort", wehrte Michiru ihn ab, "Wenn sie glauben, ich habe noch niemals ein Werwolf Opfer gesehen, dann irren sie! Zudem hat die Kirche mich hergeschickt, euren unzüchtigen Pfarrer zu überprüfen und etwas gegen die Werwölfe zu unternehmen." "Die Kirche schickt eine Frau?" war er deutlich misstrauisch, "Seit wann denn sowas?" "Ich bin nicht der erste weibliche Dämonenjäger", grinste Michiru, wodurch Amberly sie überrascht ansah. Michiru jedoch war voll und ganz auf den älteren Mann konzentriert. "Sie wissen doch, dass dazu auch Mädchen auserwählt werden. Ich habe mein ganzes Leben in einem Kloster verbracht und beherrsche das Schwert der Zigeunerin." "Harukas Schwert? Das Schwert, das noch nie einen Meister hatte, weil die Zigeunerin zu einem Vampir geworden ist, den auch heute noch alle fürchten?" fragte er ungläubig. "Genau dieses Schwert", war die Antwort, "Ich habe es und es gehorcht mir!" Amberlys Augen wurden immer größer und nur zu gerne hätte sie einfach dazwischen gefragt. Ihre Neugierde im Zaum zu halten, fiel ihr sichtlich schwer, doch im Moment schenkte ihr sowieso niemand Beachtung. Alle folgten dem Gespräch Michirus mit dem weisshaarigen Mann, der nicht nur der Dorfälteste war, wie Amberly wusste, sondern auch der hiesige Apotheker. "Soetwas gab es noch nie", sagte der Alte, "Ein Dämonenschwert gehorcht nur dem, dem es bestimmt ist. So wird sicher gestellt, dass eine so mächtige Waffe, nicht in falsche Hände gerät! Sie müssten ihrer Blutlinie entstammen, um auch nur die Chance zu haben, das Schwert benutzen zu können. Und das ist wohl schwer möglich!" "Sie haben Recht", lächelte Michiru entwaffnend, "Natürlich bin ich keine Nachfahrin von Haruka. Die ist bereits vor 500 Jahren zum Vampir geworden und sie war die letzte ihrer Blutlinie. Sie vergessen nur, dass sie kein Mann der Kirche sind und daher nicht in Alles eingeweiht werden!" Sie trat direkt vor ihn und sah ihm genau in die Augen. "Bruder Takumi hat Haruka mit diesem Schwert den Kopf abgeschlagen. Er hat das Schwert gegen seine Herrin benutzt, sie damit getötet und so den Bann gebrochen. Nun liegt ein neuer Bann auf dem Zigeunerschwert...", begann sie zu grinsen, "Meiner!" Ganz zufrieden schien der Alte damit immernoch nicht, doch er ließ Michiru gewähren, als diese an ihm vorbei, direkt zum Altar trat. Amberly folgte ihr gehorsam und wusste plötzlich, was die Frage mit dem starken Magen bedeutet hatte. Noch niemals hatte sie so viel Blut gesehen. Und der Anblick des Pfarrers war auch nicht unbedingt das, was Amberly gern sehen wollte. "Das war doch ganz klar ein Werwolf!" deutete Michiru auf die aufgerissene Kehle und blickte in die Runde. Keiner erwiederte irgendetwas. Alle sahen sie nur misstrauisch an und wieder war es der Alte, der das Wort ergriff. "Das mag vielleicht ein Werwolf gewesen sein", sagte er, während er zu Michiru trat, "Aber das da...", er deutete auf eine Bisswunde in der Schulter des Pfarrers, "Das war kein Wolf! Werwölfe zerreissen ihre Opfer. Jener der das getan hat...", er deutete nun auf das Loch in der Kehle, "...jener wurde gestört von einem Wesen, das noch mächtiger ist. Von einem Wesen, dass eine derartige Wunde hinterlässt...", sein Finger deutete wieder auf den Biss, "...von einem Vampir!" "Ein Vampir?" raunte einer der Männer, "Jetzt auch noch Blutsauger? Was nur zieht all diese gottverfluchten Wesen an?" Michiru beachtete ihn gar nicht und blickte weiter dem weisshaarigen, Alten in die Augen. Sie sah, dass er sie durchschaute, dass er genau wusste, was sie war. Sie sah aber auch, dass er absolut nicht wusste, was er hätte gegen sie tun sollen, dass er sie fürchtete. "Was macht ein Dämon mehr oder weniger schon aus?" sagte sie beinahe gleichgültig, "Ich werde mich um das Problem kümmern und sie alle bleiben Nachts in ihren Häusern. Keine eigenmächtigen Wolfsjagten! Und räumen sie die Leiche weg", ließ ihr letzter Satz keine Widerrede zu, "Bringen sie ihn in ein Kühlhaus oder verscharren sie ihn hinter der Kirche - ist mir gleich, wie sie das hier handhaben. Er muss da verschwinden, wenn diese Kirche je wieder auf geweihter Erde stehen soll!" Sie sah genau, dass der Alte noch etwas sagen wollte, es dann aber hinunter schluckte. Hoch erhobenen Hauptes ließ sie die Männer stehen und ging. Amberly stand noch einen Moment lang perplex da, dann jedoch lief sie ihr nach. "Michiru!" rief sie, "Warte doch! Ist das wahr? Bist du eine echte Dämonenjägerin?" Als sie neben ihr ankam plapperte sie gleich weiter. "Du hast den alten McNamara total in die Ecke gestellt. Normalerweise hat er immer das letzte Wort hier. Das er es duldet, dass du bleibst und sogar deine Befehle annimmt, kann nur bedeuten, das du eine sehr ranghohe Jägerin bist." "Ich bin die ranghöchste Jägerin, die es gibt", wisperte Michiru kalt grinsend und kurz leuchteten ihre Pupillen auf, "Und das auf mehr als eine Weise..." Amberly nahm das gar nicht wahr. Vollkommen aus dem Häuschen lief sie neben Michiru her und plapperte und plapperte, ohne auf irgendetwas zu achten. "Zeigst du mir dieses Schwert auch mal?", zappelte sie vor Michiru herum, "Bitte Michiru. Ich würde so gerne mal die Waffe eines Dämonenjägers sehen. Ich kann auch..." "Jetzt beruhige dich endlich mal", fasste Michiru sie an den Armen und das mit so viel Kraft, das diese ein "Autsch" hervorpresste und nicht mehr weiter sprach. "Wir beide werden heute Nacht in die Kirche gehen und alles vorbereiten! Du wirst das Schwert noch früh genug sehen, wie alles andere auch!" »Sie hat einen festeren Griff als mein Dad«, ging Amberly durch den Kopf, begriff dann aber, was Michiru da gesagt hatte. "Du willst das Ritual in der Kirche durchführen?" wollte sie verwundert wissen, "Ein Ritual auf entweihter Erde? Das kann sehr gefährlich werden!" Michiru legte ihr eine Hand auf die Wange und lächelte sie an. "Wenn du Angst hast, dann musst du nicht dabei sein", sagte sie, "Es ist nur ein Angebot." "Ich will aber", platzte es direkt aus Amberly heraus, "Du bist meine Freundin und ich will dir helfen, deine Haruka zurück zu gewinnen!" In diesem Moment veränderte sich ihr Blick und Michiru wusste, dass sie endlich dabei war, zu begreifen. "Haruka...", flüsterte sie abwesend, "Die Haruka, die vor 500 Jahren zum Vampir geworden ist? Hast du mich darum mit in die Kirche genommen? Damit ich all das zu hören bekomme? Ist die Haruka von der geredet wurde deine Haruka? Sags mir, Michiru!" Michiru zog ihre Hand zurück und schloss lächelnd die Augen. "Was denkst du?", fragte sie belustigt, "Ein Ritual in einer entweihten Kirche, ein 500 Jahre alter Vampir der getötet wurde...was sagt dir das?" "Du kannst unmöglich ein Vampir sein!", presste Amberly hervor, "Das glaube ich einfach nicht, Michiru." "Glaub es ruhig", war die gelassene Antwort und Michiru schlug die Augen auf. Ihre gelb-grünen Pupillen glühten das Mädchen an und sie öffnete ihren Mund, um ihre Zähne zu präsentieren. "Das kann nicht sein...", flüsterte Amberly und schüttelte leicht den Kopf, "Dann hast du den Pfarrer also doch getötet..." Michiru sah die Angst in ihr hochsteigen und hielt sie fest. "Hätte ich dir irgendetwas tun wollen, hätte ich das längst getan", sagte sie ernst, "Wir Vampire sind nicht, als was wir immer dargestell werden! Ich habe dir gesagt, dass ich Haruka liebe und das war keine Lüge. Ich habe mich als Mensch in sie verliebt und mich dazu entschieden, wie sie zu werden. Wir wollten einfach nur zusammen glücklich sein. Doch bereits in derselben Nacht, in der Haruka mich in ihre Welt geholt hat, wurde sie von einem Mönch eiskalt getötet." "Du hast dich in einen Vampir verliebt?", blinzelte Amberly, "Wie ist das möglich? Vampire sind Killer und töten für Blut ohne jedes Mitleid. Wieso hat sie dich nicht getötet?" "Weil sie etwas ganz Besonderes ist", lächelte Michiru sie, nun wieder ohne ihre Vampirmerkmale, an. Sie fing an, Amberly zu erzählen, wie sie Haruka kennen gelernt hatte. Sie berichtete ihr von der wunderschönen Nacht am Strand, davon, wie Haruka sie vor Werwölfen gerettet hatte, wie sie sie beschützt und umsorgt hatte, wie sie ihr ein Gefühl von Geborgenheit gegeben hatte und ihr Herz damit für sich gewann. Das Haruka jeden Menschen in Michirus Leben einfach getötet - und sie lange hinters Licht geführt hatte, davon erzählte sie nichts. Auch nicht von Kyosuke, Ayame und den Mönchen oder irgendeinem anderen, der abrundtief bösen Dinge, die Haruka, ohne mit der Wimper zu zucken, tat. Sehr schnell sah Amberly in ihrer Erzählung die tragische Geschichte zweier Liebenden, die einfach nicht zusammen sein konnten, weil sie waren, wer sie waren. Jede Angst und jeder Zweifel versiegte in ihr, sie himmelte Michiru an wie eh und je und war fest entschlossen ihr dabei zu helfen, sie wieder mit ihrer Liebsten zu vereinen. Den restlichen Weg zurück zur Herberge ihres Vater, stellte Amberly alle möglichen Fragen zu Haruka und war, durch Michirus wohl gewählte Worte, völlig begeistert von dieser. Als sie ankamen blieb sie vor der Tür kurz stehen uns sah Michiru mit strahlenden Augen an. "Ich freue mich darauf, deine Haruka kennen zu lernen", sagte sie ehrlich, "Wenn sie nur halb so nett ist wie du, dann kann gar nichts schief gehen." "Sie wird dich lieben...", lächelte Michiru und Amberly glaubte ihr. Sie öffnete die Tür zum Gasthaus und schlüpfte hinein. Als auch Michiru eintrat, wurde es sofort wieder still in der Schankstube. Wieder richteten alle Augen sich auf sie, doch dieses Mal hielt das alles nur wenige Sekunden an. Dann fuhren alle Anwesenden mit dem fort, was sie vorher getan hatten, als wäre nie etwas gewesen. »Brave Menschen«, grinste Michiru innerlich, »Ihr habt also verstanden, dass ihr nichts zu befürchten habt, solange ihr meinen Weg nicht durchkreuzt.« "Bring mir später bitte noch etwas zu Essen aufs Zimmer", bat sie Amberly und diese nickte eifrig. Dann ging Michiru hinauf und Amberly zu ihrem Vater. Sie fragte ihn, ob er sie noch brauchte oder ob sie für eine Weile auf ihr Zimmer gehen konnte. Ihr alter Herr wollte sowieso nicht, das seine Tochter die Gespräche mitbekam, die hier im Moment geführt wurden. So gab er ihr die Erlaubnis und auch sie verschwand nach oben. In ihrem Zimmer legte sie sich aufs Bett und fing an zu träumen. Sie versuchte, sich Haruka vorzustellen und wie ihre Erweckung wohl vonstatten gehen würde. Und ganz plötzlich waren da Gedanken in ihrem Kopf, die sie erschreckt hochfahren ließen. Sie dachte an all die Dinge, die sie über Haruka gehört hatte, lange bevor Michiru hergekommen war. Auch wenn es nicht sehr viel war, das sie wusste, so wurde diese Vampirin doch immer auf die gleiche Art dargestellt. Als kaltblütige Killerin, die selbst vor der eigenen Art nicht halt machte. "Kann das denn wirklich sein?" murmelte Amberly verwirrt, "Michirus Beschreibung von ihr war so ganz anders und sollte alles eine Lüge gewesen sein hieße das, dass Michiru ebenso eine kaltblütige Killerin ist..." Sie versuchte sich vorzustellen, wie Michiru die Dinge tat, die sie von Haruka gehört hatte und schaffte es einfach nicht, diese in die Rolle der eiskalten Vampirin zu stecken. »Nein. Michiru ist kein Killer«, war sie sich sicher, »Sie ist viel zu nett und außerdem hätte sie mich wirklich schon mehr als einmal beißen und töten können, aber das hat sie nicht.« Damit hatte sie sich selbst beruhigt und alle Zweifel beiseite geschoben. Sie vertraute Michiru voll und ganz. Genau, wie diese ihr vertraute. Sie waren Freundinnen und würden es auch bleiben. Am frühen Abend machte Amberly sich, mit einem Tablett voller Essen, auf den Weg zu Michiru. Zwar war diese ein Vampir und brauchte dieses Essen gar nicht, doch es musste zumindest der Schein gewahrt werden. Und da Michiru selbst um das Essen gebeten hatte, war das Mädchen sich sicher, dass diese noch ein paar Dinge mit ihr bereden wollte. Sie sah das als weiteren Vertrauensbeweis und war derart übermotiviert, dass sie wieder das ' herein ' nicht abwartete und von einen auf den anderen Moment im Zimmer stand. Gerade jedoch als die Tür ins Schloss fiel, erinnerte Amberly sich an den letzten Vorfall dieser Art und duckte sich, als erwarte sie, dass ihr was auf den Kopf fällt. Nur zögerlich hob sie den Blick und schaute in Michirus Richtung. Die grinste sie breit an und trug wieder nur einen Slip. Sofort wurde Amberly rot und sichtlich nervös. "Du lernst es auch nicht, hm?" lachte Michiru und kam zu ihr, um ihr das Tablett ab zu nehmen, "Wenn es dir peinlich ist, mich so zu sehen, dann komm nicht einfach rein, als wäre das dein Zimmer." Sie stellte das Tablett auf den Tisch und trat wieder vor Amberly. "Ich will noch einige Dinge mit dir klären, bevor es heute Nacht beginnt", sagte sie und nahm ihre Hand, "Komm mit." Sie zog sie mit zum Bett und setzte sich darauf. Nach kurzem Zögern tat das Mädchen es ihr nach und sah sie scheu an. "Könntest du dir bitte etwas anziehen, bevor wir reden?" fragte sie kleinlaut, "Das macht mich irgendwie nervös." "Ich könnte", lachte Michiru, "aber ich tus nicht. Sieh woanders hin, wenn es dir peinlich ist. Mir ist es nicht peinlich und so lernt du vielleicht abzuwarten, bis man dich herein bittet." Amberly schluckte. "Das ist unfair...", hauchte sie kaum hörbar, "Wie sollte ich mich bei diesem Anblick auf etwas anderes konzentrieren?" "Was sagtest du?" fragte Michiru und Amberly sah sie erschreckt an. "Gar nichts!" presste sie ertappt hervor, "Ich hab nur laut gedacht. Nichts wichtiges!" Sie lachte verlegen und wusste eindeutig nicht, wohin sie ihre Augen wenden sollte. Sie empfand es als unhöflich, Michiru nicht anzusehen, wenn diese mit ihr sprach, doch hinsehen konnte sie auch nicht. Das bestätigte ihr, was sie eigentlich schon vom ersten Moment an wusste. Noch einer der Gründe, warum sie dieses Dorf verlassen wollte. Hier sah man soetwas überhaupt nicht gern und wurde nur allzu schnell verdammt, wenn man nicht war, wie die Kirche es vorschrieb. Da änderte auch das 21te Jahrhundert nichts dran. "Es gibt da ein kleines Problem", zog Michiru ihre volle Aufmerksamkeit auf sich, "Sowohl die Vorbereitungen, alsauch das Ritual selbst werden mich einiges an Energie kosten. Ich habe tagelang gehungert und nur einmal trinken können, seit ich erwacht bin. Euren Herrn Pfarrer musste ich ja ausbluten lassen, wegen der Entweihung und dem Ritual." Amberly schien nicht zu verstehen, was Michiru ihr damit sagen wollte. "Und warum erzählst du mir das?" fragte sie, "Warum suchst du dir nicht einfach ein Opfer und tust es?" "Ich will niemanden töten, der dir vielleicht nahe steht", antwortete Michiru, "Dieser Ort ist sehr klein und am Ende erwische ich jemanden, der dir am Herzen liegt." »Nein. Sie kann kein eiskalter Killer sein!« war Amberly sich in diesem Moment einfach nur sicher, »Nicht so wie sie sich meinetwegen sorgt.« "Außer meiner Familie steht mir hier niemand wirklich nahe", schenkte sie Michiru ein glückliches Lächeln, "Meine Familie und du." "Ich?" war Michiru überrascht, "Du nennst mich in einem Atemzug mit deiner Familie? Bin ich dir so wichtig geworden, in dieser kurzen Zeit?" Amberly nickte. "Das bist du Michiru. Zum ersten Mal habe ich das Gefühl, von jemanden verstanden und ernst genommen zu werden", sagte sie, "Du bist meine Freundin und es ist mir egal, dass du ein Vampir bist. Ich habe dich gern und würde alles tun, dir zu helfen." "Alles...?" rutschte Michiru näher zu ihr und ihre Stimme war wie ein geheimnisvolles Wispern, "Wirklich...alles...? Würdest du mir auch freiwillig von deinem Blut geben?" Amberly schluckte. Damit hatte sie nicht gerechnet. Einen kurzen Moment lang hatte sie wieder die Bilder Harukas angeblicher Taten vor Augen, danach den Anblick des Pfarrers - der auf Michirus Konto ging. Dann jedoch nahm ihr Gesicht entschlossene Züge an und sie nickte erneut. "Ja", sagte sie fest, während sie die oberen Knöpfe ihrer Bluse öffnete, um ihren Hals frei zu legen, "Du brauchst es, also gebe ich es dir. " "Und du hast keine Angst, dass ich dich töten könnte?" wisperte die Vampirin erneut und drückte Amberly aufs Bett zurück und kroch über sie. Diese war sichtlich nervös, was jedoch allein an Michirus extremer Nähe und ihrem wenig bekleideten Körper lag. "Nein", presste sie hervor, "Ich vertraue dir!" Sie drehte den Kopf zur Seite und gab Michiru freien Zugriff auf ihren Hals. Diese lächelte zufrieden und das gelb-grüne Leuchten entflammte in ihren Augen. "Das kannst du auch", hauchte sie noch in Amberlys Ohr und biss zu. Die schloss die Augen und hatte den scharfen Schmerz schnell vergessen, denn direkt mit dem Biss fühlte sie eine Energie von Michiru ausgehen, die unglaublich war. Sie zog sie ganz und gar in ihren Bann und ließ sie eine Vertrautheit zu der Vampirin fühlen, eine Verbundenheit, als würden sie einander schon ewig kennen. Jede Scheu fiel von ihr ab und sie schlang ihre Arme um Michiru. "Du verfällst dem vampirischen Keim genau so schnell, wie ich es einst tat...", flüsterte es an ihrem Ohr und dann bohrten die Zähne sich erneut in ihren Hals. "Michiru", seufzte Amberly schmerzlich, begann aber gleichzeitig, schneller zu Atmen. Durch den Biss war sie mit der Vampirin verbunden und sah vor ihrem geistigen Auge alles, was diese sie sehen lassen wollte. Und sie zeigte ihr die gelöschte Erinnerung an den Kuss, den Michiru ihr gegeben hatte. Mit dem Versprechen auf mehr. Als Amberly das realisierte, spürte sie auch das Verlangen, welches von der Vampirin ausging und sie fühlte dasselbe Verlangen in sich aufsteigen. "Was machst du nur mit mir, Michiru...?" seufzte sie benommen und drückte sie an den Schultern leicht weg von sich. Diese sah ihr tief in die Augen und auf ihren blutigen Lippen lag ein betörendes Lächeln. Sie öffnete sie restlichen Knöpfe von Amberlys Bluse, ohne den Blickkontakt zu unterbrechen. "Du gibst mir dein Blut, also gebe ich dir, was dieses Blut in mir weckt...", hauchte sie und lehnte sich wieder zu ihr. Amberly nahm es hin, schloss die Augen und ließ sich willig von ihr küssen. Erneut schlang sie die Arme um deren Körper und ließ ihre Hände über jedes Stück Haut streicheln, das sie erreichen konnte. Leise stöhnte sie Michirus Namen, als diese sich von ihren Lippen löste und langsam abwärts wanderte. Dabei hinterließ sie eine blutige Spur vom Kinn über die Kehle, bis hinab zwischen Amberlys Brüste, wo sie direkt ein weiteres Mal zubiss. Seufzend drückte das Mädchen sich ihr entgegen und sofort wuchs aus dem erneuten Schmerz, erneute Lust. Die wuchs noch um ein vielfaches an, als Michirus Lippen den höchsten Punkt ihrer Brust erreichten. "Michiru!" stöhnte sie wieder leise und drückte sich ihr erneut entgegen. Ergeben öffnete sie ihre Schenkel, als Michirus Hand sich in ihren Slip schob. Bereits bei der ersten Berührung glaubte sie, den Verstand zu verlieren. Das setzte sich fort über, die schier endlosen Minuten, in denen Michirus zarte Finger sich zielstrebig bewegten und Amberly gekonnt an der Grenze zum Wahnsinn hielten. Und in dem Augenblick, in dem sie die Grenze übertrat, schlug Michiru nochmals ihre Zähne in ihren Hals und vervielfachtes damit, jede Empfindung, die durch Amberlys Körper schoss, in ein unglaubliches Maß. Erschöpft und schwer atmend blieb sie mit geschlossenen Augen liegen und Michiru sah lächelnd auf sie hinab. »Damit gehörst du mir«, war sie sichtlich zufrieden, »Ein williges Werkzeug meiner Macht...« Sie trat ans Fenster und sah hinaus. Nach einigen Augenblicken spürte sie, dass Amberly sie ansah. "Schlaf ein wenig", sagte sie, ohne sich zu ihr umzudrehen, "Die Nacht wird lang und du brauchst deine Kraft. Ich weck dich auf, wenn es los geht." Amberly schluckte leicht. Das war nicht, was sie wollte, doch sie legte sich ohne Widerspruch zurück und schloss wieder die Augen. »Ich weiss, sie tut nichts ohne Grunde«, dachte sie, »Und trotzdem weiss ich keinen, warum sie das jetzt getan hat. Sie liebt doch Haruka. Oder etwa nicht?" Zweifel entstanden daraus jedoch keine. Amberly vertraute Michiru völlig und fühlte sich sicher bei ihr. So sicher, dass sie wirklich einschlief in deren Bett, wie sie erstaunt feststellte, als Michiru sie weckte. "Es wird Zeit", sagte sie, "Mach dich bereit zu gehen!" Amberly nickte und setzte sich auf. Sie fühlte sich seltsam benommen, ihre Glieder schmerzten leicht und ihr war etwas schwindelig. »Ist das der Blutverlust?«, fragte sie sich, »Wie viel sie wohl getrunken hat?« Sie sah zu Michiru, die wieder am Fenster stand und hinaus sah. Eine leichte Brise spielte mit ihren Haaren und ließ sie aussehen, wie eine Märchenfee. »Sie ist so wunderschön«, stellte Amberly erneut fest, »Und sie hat so ein sanftes Wesen. Sie ist so ganz anders, als Vampire immer beschrieben wurden. Wie sie wohl als Mensch war?« Sie schüttelte sich kurz, um den letzten Schwindel los zu werden und streckte sich. Dann stand sie auf und machte sich daran, die benötige Tasche unter dem Bett hervor zu holen, als Michiru sie bremste. "Das brauchen wir erst bei Vollmond", sagte sie und trat auf die andere Seite des Bettes. "Heute...", flüsterte sie verheißungsvoll, bückte sich und holte etwas unter dem Bett hervor. Es war recht lang und in Stoff eingewickelt. Michiru entwickelte es und hielt es mit glänzenden Augen in den Händen. "Heute brauchen wir das hier!", sagte sie und blickte Amberly voller Vorfreude an, "Harukas Dämonenschwert." Amberly blinzelte fassungslos. Ein vergoldeter Griff und eine erstaunlich feine Klinge, keine Verzierungen, kein Schnick Schnack. Nichts, was diese Waffe irgendwie besonders machte und doch spürte auch Amberly deutlich, welche Macht in diesem Schwert verborgen war. Kapitel 48: Der Vampirin verfallen ---------------------------------- 48. Der Vampirin verfallen Misstrauisch beäugte Amberly immer wieder den Altar und fühlte sich sichtlich unwohl. Zwar hatten sie den toten Pfarrer weg geschafft, doch all das Blut war noch da. Es hatte stellenweise begonnen, zu trocknen und eine dunkelrote Schicht über den ganzen Altar gelegt. Auch die Pfützen um den Altar herum folgten diesem Naturgesetz und doch war noch genug flüssiges Blut vorhanden, dass es Amberlys Sohlen färbte und sie blutige Abdrücke hinterlassen hatte. "Kann ich dir wirklich nicht helfen?" fragte sie und sah Michiru an. Diese hockte etwas entfernt und zeichnete irgendetwas auf den Boden. "Du hilfst mir, indem du dort stehen bleibst", sagte sie, "Diese Symbole muss ich selbst aufzeichnen. Du kennst sie nicht und schon der kleinste Fehler kann alles zunichte machen." Amberly nickte verständig, fühlte sich aber keinen Deut besser. Dieser Ort befand sich in einem Zustand, der sie die Anwesenheit von Magie und Dämonen beinahe spüren ließ. "Du kannst schon mal das Schwert auf den Altar legen", sagte Michiru, als sie ein Stück weiter, das nächste Symbol zu zeichnen begann. "Sofort", rief Amberly erleichtert aus. Sie ging zu der Decke, in welche das Schwert eingewickelt war und holte dieses hervor. Allein das sie etwas tun durfte, lenkte das Mädchen ab von der unheimlichen Atmosphäre dieses unheiligen Ortes, aber dieses Schwert in der Hand zu halten, nahm sie komplett gefangen. Mit glänzendem Blick betrachtete sie es von allen Seiten, hielt es hoch, bewunderte, wie leicht es war und wie gut es sich führen ließ. »Wofür sie es wohl brauch?«, fragte sie sich, während sie langsam zum Altar zurück schritt, »Sie ist ein Vampir und keine Dämonenjägerin. Ob es ihr trotzdem gehorcht? Oder ist es für Haruka, wenn sie zurück kehrt?« Sie legte es auf den Altar und konnte ihren Blick weiterhin nicht davon abwenden. "Ich brauche noch etwas von deinem Blut", stand Michiru plötzlich direkt hinter ihr und legte das Kinn auf ihre Schulter. Amberly zuckte erschreckt zusammen und fuhr herum. "Es war nicht genug für dich?", presste sie hervor. "Ich will es nicht trinken", lächelte Michiru sie zuckersüss an und zog den kleinen Dolch hervor. Amberly bekam etwas Angst beim Anblick dieser alten Waffe. "Gib mir deinen Arm", befahl Michiru und die Angst des Mädchens wuchs. Jedoch getraute sie sich nicht, sich der Anweisung der Vampirin zu widersetzen und so hob sie ihren Arm. Als Michiru mit der Spitze des Dolches leicht in ihre Haut drückte, sah dieser plötzlich gar nicht mehr alt aus. Bevor Amberly ihr Erstaunen kund tun konnte, schnitt Michiru ihr in den Unterarm. Sofort quoll das Blut hervor und lief ihren Arm hinunter. "Was tust du?", presste Amberly noch ängstlicher hervor, "Willst du, das ich hier verblute?" "Kleines Dummerchen", lächelte Michiru und legte ihr die Hand auf die Wange, "Du wirst nicht verbluten. Halt deinen Arm über den Altar und lass dein Blut auf das Schwert laufen. Es verlangt danach..." Amberly zögerte kurz, tat es dann jedoch. "Und was nun...?", drehte sie sich nach hinten, doch Michiru war weg. »Lass mich hier nicht allein bitte«, flehte das Mädchen stumm, »Dieser Ort macht mir Angst ohne dich.« Sie blickte auf das Schwert und wie ihr Blut darauf tropfte. Tatsächlich wurde es langsam weniger und würde sicher bald ganz aufhören zu bluten. »Es verlangt danach?« wiederholte sie Michirus Worte in ihrem Kopf, »Das Schwert? Oder meinte sie das Ritual?« Sie begutachtete das Schwert genau und ob das Blut irgendeine Veränderung an ihm bewirkte, doch sie entdeckte nichts. Das einzige was geschah war, dass ihr Drang, das Schwert aufzunehmen und zu führen, in ihr unglaublich stark wurde. Die Wunde an ihrem Arm blutete mittlerweile nicht mehr und sie sah sich kurz um, ob sie auch wirklich noch allein war. Als sie dies bestätigt sah, streckte sie langsam ihre Hand nach dem Schwert aus und nahm es auf. "Was für ein wunderschönes Stück", murmelte sie voller Bewunderung, "Ob es mir wohl gehorchen würde?" Genau das sollte sie schneller erfahren, als sie je zu hoffen gewagt hätte. Ein nicht zu überhöhrendes Knurren hinter ihr ließ sie herum fahren und direkt in die gelben Augen eines riesigen Wolfes blicken. Er war bereits zum Sprung geduckt und flog in der nächsten Sekunde direkt auf sie zu. In Panik umfasste sie das Schwert mit beiden Händen und riss es empor. Der Wolf reagierte blitzschnell und berührte es so gerade eben nur noch mit einer Pfote. Amberly spürte die Berührung, riss die Augen auf und sah sich hektisch um. Der Wolf hockte nun auf dem Altar, was ihn noch größer wirken ließ und duckte sich bereits zu einem erneuten Sprung. Die Klinge schien ihn nicht wirklich verletzt zu haben und Amberly wich ängstlich zurück. Sie stolperte, ließ das Schwert fallen und landete hart auf dem Rücken. »Jetzt ist es aus«, dachte sie noch und schloss ergeben die Augen, als der Wolf sprang. Sie wartete auf den Aufprall, doch nichts geschah. Vorsichtig öffnete sie die Augen und konnte kaum glauben, was sie sah. Dicht vor ihr stand Michiru. Ihre Augen glühten und sie lächelte kalt. In ihren Händen hielt sie das Schwert, in welches der Wolf genau hinein gesprungen war. "Du...hast mir das Leben gerettet...", presste sie, noch total unter Schock, hervor, ""Ohne dich wär ich jetzt tot." Michiru warf den toten Körper von sich und lächelte sie an. "Du warst nie in Gefahr", sagte sie, "Ich war immer in der Nähe." Sie hielt ihr die Hand hin und half ihr auf. Dann drehte sie sich um und zog das Schwert aus dem Körper des Wolfes. Sie wischte das Blut von der Klinge und legte es, unter dem Altar, in eine kleine Nische. Amberly beobachtete sie und sammelte Mut, um eine Frage zu stellen. Als Michiru sich zu ihr herum drehte, bemerkte sie das sofort. "Ich dachte du bist mit den Wölfen aufgewachsen", sagte sie, "Und dennoch derart geschockt?" "Du warst immer in der Nähe?" stellte Amberly jedoch eine Gegenfrage, "Hast du den Wolf etwa erwartet?" Michiru kam zu ihr, legte ihr die Hand auf die Wange und lächelte sie beinahe liebevoll an. "Vertraust du mir etwa nicht mehr?", hauchte sie, "Du weisst doch - alles zu seiner Zeit meine Kleine..." Sie küsste sie flüchtig auf die Lippen und ging zu den Bänken, bei denen sie bei ihrer Ankunft eine Tasche plaziert hatten. Amberly folge ihr zuerst nur mit dem Blick, doch dann siegte ihre Neugier. Sie schob die, in ihr aufkommenden, Zweifel beiseite und gesellte sich zu der Vampirin. "Und was nun?" fragte sie leise. Michiru holte ein Holzkästchen aus der Tasche und öffnete es. Darin lagen einige Fiolen mit einer dunklen Flüssigkeit. Michiru nahm zwei heraus, verschloss das Kästchen wieder und stellte es auf die Bank. "Du musst das trinken", sagte sie und hielt Amberly eine der beiden Fiolen hin. "Ich?", war die erstaunt, "Warum ich? Was ist das?" "Das...", grinste Michiru, öffnete ihre Fiole und leerte sie, "...das ist Harukas Blut! Mich stärkt es und dir hilft es, dein Blut schneller neu zu bilden. Eine kleine Hilfe nach dem ganzen Blutverlust." "Ich soll...Blut trinken?", war Amberly entsetzt, "Blut von einem Vampir? Aber...macht mich das nicht auch zu einem?" "Dummerchen", lachte Michiru und tiptte ihr gegen die Stirn, "Die wenigen Tropfen können einem Menschen nicht gefährlich werden. Außerdem müsste Haruka dich vorher gebissen und dein Blut getrunken haben. Das ist wohl schwer möglich, denn noch ist sie nicht zurück. Seit wann bist du so misstrauisch?" "Du hast Recht", war ihr Misstrauen ihr jetzt scheinbar peinlich, "Tut mir leid Michiru. Es gibt absolut keinen Grund, dir nicht auch weiterhin zu vertrauen." Sie öffnete die Fiole und leerte sie, um ihren Worten mehr Gewicht zu verleihen. Durch Michiru Augen huschte ein Schatten und über ihre Lippen ein zufriedenes Grinsen. Sie nahm die leere Fiole von ihrem Gegenüber entgegen und legte sie, zusammen mit ihrer, zurück in das Kästchen. Sie packte es wieder in die Tasche, nahm sie und lächelte Amberly zu. "Das war es für heute Nacht. Jetzt müssen wir nur noch den Vollmond abwarten und dann holen wir Haruka zurück." Amberly nickte lächelnd zurück und gemeinsam verließen sie die Kirche. Amberly schaute sich nervös in der Schankstube um und zog sich dann wieder zurück in die Küche. Zwei Tage war es jetzt schon her, dass sie mit Michiru die Vorbereitungen in der Kirche getroffen hatte. Seit dieser Nacht hatte sie Michiru nicht mehr zu Gesicht bekommen und langsam machte sie sich Sorgen. Sie wusste, sie brauchte sich um die Vampirin nicht zu ängstigen. Diese war selbst ein gefährliches Raubtier. Doch hatte sie ein wenig Angst, alles würde doch ohne sie über die Bühne gehen. Sie beschloss, Michiru in ihrem Zimmer auf zu suchen, nachdem die Küchenarbeit erledigt war. Sogar das ' herein ' abzuwarten, nahm sie sich vor. Nachdem sie die restlichen Teller vom Mittagstisch gereinigt hatte und die Kochnische gesäubert war, setzte sie ihren Plan in die Tat um. Wenn es zum Abend ging, bestellten die Gäste eher Bier statt Essen und so begann jetzt ihre Freizeit. Als sie Michirus Zimmer erreichte, zögerte sie kurz. Den Blick auf die Tür gerichtet, versank sie in Gedanken. »Was, wenn sie gar nicht mehr da ist?« wurde sie unsicher, »Vielleicht hatte sie schon, was sie brauchte und ist darum die letzten zwei Tage nicht mehr aufgetaucht...?« Plötzlich hatte sie Angst, es könne wirklich so sein und sofort klopfte sie an die Tür. "Michiru?", fragte sie zaghaft, "Bist du da? Kann ich rein kommen?" Nichts regte sich und sie versuchte es nochmals. Wieder jedoch blieb alles ruhig. »Verdammt. Ich kann doch nicht wieder einfach rein gehen«, war Amberly beinahe verzweifelt, »Aber ich muss wissen, was los ist. « Unschlüssig stand sie einige Minuten vor der Tür. Dann hielt sie es nicht mehr aus und öffnete sie leise. Langsam schritt sie ins Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Draußen wurde es bereits dunkel, weshalb die Lichtverhältnisse hier drinnen nicht die besten waren. "Michiru?", fragte Amberly vorsichtig ins halbdunkel, "Wo bist du?" Sie ging langsam Richtung Bett und fühlte sich mehr als unwohl dabei. Als sie den hinteren Teil des Raumes erreichte aber, stellte sie fest, das außer ihr niemand hier war. Nachdem Amberly unters Bett geschaut und gesehen hatte, dass die Tasche sich noch dort befand, war sie erleichtert. "Sie ist also noch hier", murmelte sie vor sich hin und trat ans Fenster, "Aber wo ist sie? Warum hat sie sich so lange nicht gezeigt?" Sie versuchte, draußen irgendetwas zu erspähen, doch da war nichts. Der Ort lag im Dunkel und nur in wenigen Häusern brannte Licht. Die meisten Männer waren in der Wirtsstube, während die Frauen sich trafen oder schon schliefen. Keine Menschenseele war unterwegs. Nicht einmal ein Hund streunte herum oder eine Katze. Alles war einfach nur still. Selbst die Natur außerhalb des Dorfes. »Diese Stille ist nicht normal«, war Amberly sich sicher, »Irgendwie bedrohlich...« In diesem Moment zeriss ein schreckliches Heulen die Stille. Es kam von sehr weit her, doch war noch gut genug zu hören, um schrecklichen Schmerz darin erkennen zu können. Eindeutig war es das Heulen eines Werwolfs und genauso deutlich war er dabei, zu sterben. »Ob das Michiru war?«, schlich sich in ihre Gedanken, »Hat sie etwa die ganze Zeit Werwölfe gejagt?« Plötzlich fühlte sie sich wieder unwohl. Schnell verließ sie Michirus Zimmer und ging in ihres. Sie wollte auf keinen Fall, dass die Vampirin sie ohne Erlaubnis in ihrem Zimmer erwischte, wenn sie heim kam. Sie wollte sie zwar unbedingt endlich sehen und mit ihr sprechen, aber sie befand es für besser, einfach später nochmals bei ihr anzuklopfen. So blieb ihr Zeit zum duschen und sich frisch zu machen. Von der Duschkabine aus konnte sie durch ein kleines Oberlich ein Stück Himmel sehen. "Fast Vollmond", murmelte sie, "Morgen Nacht ist es soweit. Ich muss unbedingt vorher noch mit ihr reden." Sie wusch sich und wickelte sich danach in ein großes Handtuch. Da sie zum Bad - und damit auch zurück ins Zimmer - immer über den Flur laufen musste, äugte sie zuvor aus der Tür, ob niemand da war. Als die Luft rein war lief sie schnell zu ihrem Zimmer und musste dabei noch das Handtuch vor der Brust zu sammen halten, da der Knoten sich löste. Just in diesem Moment hörte sie ihren Vater die Treppe hinauf kommen. "Tolles Timing, Dad", fluchte sie leise und huschte so schnell es ging in ihr Zimmer. So leise wie möglich schloss sie die Tür und lehnte sich erleichtert dagegen. "Grad noch geschafft", pustete sie. Zum einen wäre es ihr peinlich gewesen, so ihrem Vater gegenüber zu stehen und zum anderen hätte er sie nur unnötig aufgehalten mit seinem Gerede. Sie wollte so schnell wie möglich fertig werden und nochmal bei Michiru vorbei schauen. Sie ging zum Schrank und öffnete ihn, wodurch sie die Bewegung aus Richtung ihres Bettes nicht sah. Sie wühlte mit einer Hand im Schrank herum und hielt mit der anderen noch immer das Handtuch, als sie einen kurzen Windhauch von hinten spürte und es an ihrem Ohr leise flüsterte: "Du hast nach mir gesucht...?" "Michiru!" schoss Amberly erschreckt herum, "Du weisst..." "Das du in meinem Zimmer warst?" unterbrach diese sie lächelnd, "Natürlich weiss ich das. Ich weiss alles!" "Alles?" bei diesem Gedanken fühlte das Mädchen sich gar nicht wohl. Dann wusste Michiru auch, was sie gerade dachte und wie sie sich fühlte. Das wäre überaus unangenehm, denn sie war sich gerade darüber bewusst geworden, das nur das Handtuch sie momentan verhüllte. Michirus Nähe machte sie allein schon nervös genug, aber das sie selbst nicht bekleidet war und was im Zusammenhang mit dem Biss geschehen war, ließ ihren Körper deutlich reagieren. "Warum so nervös?" fragte Michiru schnurrend, "Hab ich dich wirklich so sehr erschreckt?" Amberly nickte hektisch und ging schnell um Michiru herum Richtung ihres Bettes. Die lachte amüsiert und folgte ihr. Als Amberly ihr Nachthemd vom Bett genommen hatte und sich wieder herum drehte, stand Michiru wieder direkt vor ihr. Wieder erschrak das Mädchen fürchterlich und ihre Nervosität stieg in solche Höhen, dass sie einfach drauf los plapperte. "Wo...wo warst du eigentlich die ganze Zeit?" fragte sie, "Ich dachte schon, du wärst weg und hättest mich hier zurück gelassen." "Ich lass dich doch nicht einfach zurück", streichelte Michiru ihr über die Wange, "Ich habe nur Vorbereitungen für morgen Nacht getroffen." "Hast du Wölfe gejagt?" wollte Amberly besorgt wissen, "Das hat dich doch sicher viel Energie gekostet und du hast seit Tagen nichts getrunken." "Wer sagt dir, dass ich nicht getrunken habe?" grinste Michiru schelmisch, "Du weisst doch gar nicht, wo ich überall war. Und außerdem habe ich genau darum von Harukas Blut getrunken." "Die paar Tropfen", wehrte Amberly ab, "Es war zu wenig, um mir zu schaden, also auch zu wenig, dich zu ernähren. Und hättest du irgendwo jemanden gebissen, hätte sich das verbreitet wie ein Lauffeuer!" "Bist du etwa eifersüchtig?" grinste Michiru nun. "Eifersüchtig?" lachte Amberly verlegen, "Wie kommst du denn auf soetwas? Ich will nur nicht, dass du morgen Nacht nicht stark genug bist, das Ritual zu vollenden!" "Akzeptiert", nickte Michiru, "Aber du hast Recht. Ich habe gehungert seit ich dein Blut getrunken habe. Dadurch verliere ich natürlich auch an Kraft. Für das Ritual jedoch, wird diese Kraft schon reichen." "Bist du dir ganz sicher?" fragte Amberly, "Ich könnte dir auch nochmal..." Sie verstummte und versank in Michirus Augen. "...mir etwas von deinem Blut geben?" fragte diese leise und griff nach Amberlys Hand, welche das Handtuch hielt. Diese ließ sie gewähren, nickte benommen und hauchte kaum hörbar: "Ja bitte. Nimm von meinem Blut." Michiru lehnte sich zu ihr, während ihre Finger sie dazu brachten, das Handtuch los zu lassen. Ihr knappes Nachthemd war ein Hauch von nichts und Amberly spürte jede Rundung ihres Gegenübers so deutlich, das sie ergeben die Augen schloss. Michiru lächelte zufrieden und dirigierte sie zum Bett. Sie drückte sie auf die Bettkante nieder und Amberly legte ihren Kopf etwas schräg. Als Michiru sie auf die Halsvene küsste, seuzte sie leise auf und ließ sich nach hinten sinken. Sie zog Michiru mit sich, denn längst hatte sie alles andere aus ihrem Kopf verbannt. Das, was von der Vampirin während eines Bisses ausging, war unglaublich und weckte einfach nur den Wunsch, nach mehr davon. Ob es nun Magie war oder irgendeine dämonische Kraft war Amberly vollkommen egal. Sie das Gefühl eins mit Michiru zu sein unbedingt wieder. "Du wirst danach wieder von Harukas Blut trinken müssen", atmete Michiru ihr ins Ohr, "Ich bin sehr durstig..." Sie strich mit den Lippen an Amberlys Hals abwärst Richtung Brust. Dabei kroch sie ein Stück rückwärts, stellte ihre Füße auf den Boden und war auf ihren Armen über das Mädchen gelehnt. "Dann werde ich das tun", seufzte diese begehrlich, "Es wird mich schon nicht umbringen." "Das wird es nicht", schnurrte Michiru und schlug ihre Zähne in die Innenseite ihrer Brust. Sie hob den Kopf und sah zu, wie das Blut hervorquoll und über Amberlys nackte Haut lief. Diese wand sich vor Verlangen und stöhnte zufrieden auf, als Michiru es ableckte und ihre Lippen dann auf die Wunde drückte. Sie griff in Michirus Haar und ließ die Strähnen durch ihre Finger gleiten "Ich weiss jetzt, was es in Haruka ausgelöst hat, dass ich ihr so willig mein Blut gab", flüsterte Michiru und fing an, sich abwärts zu küssen, "Im Grunde ist es uns Vampiren unmöglich ein solches Angebot auszuschlagen..." Amberlys Körper zuckte, als Michiru sie nahe des Nabels küsste und immer wieder leichte Bisse andeutete. "Dann nimm es an", keuchte Amberly, "Trink so viel du willst." Michiru küsste sich weiter abwärts und Amberly konnte nicht anders, als hin zu sehen. Sie zitterte herftig, je näher die Vampirin ihrer empfindlichsten Stelle kam und drehte beinahe durch, als diese gekonnt daran vorbei auf ihren Schenkel glitt. "Bitte Michiru...", flehte Amberly atemlos, "Quäl mich nicht so." "Tu ich das?", schnurrte Michiru und hob Amberlys Bein an. Ihre Lippen glitten auf die Innenseite des Oberschenkels und ihre Augen glühten gefährlich. "Ich folge nur meinen Instinkten..." Ihre Zähne bohrten sich langsam in Amberly Schenkel und diese seufzte schmerzlich. Doch direkt darauf schien wieder Michirus ganze Macht sie zu überrollen und sie nahm genussvoll hin, was diese mit ihr tat. Sie genoss jeden weiteren Biss, genoss, wie die Vampirin ihr Blut trank, genoss die Vereinigung ihrer Körper und die magische Explosion, die an deren Ende stand. Wieder blieb sie schweratmend mit geschlossenen Augen liegen. Michiru zog die Decke über ihren blutigen Körper und strich ihr durchs Haar. Ihre Augen glühten noch immer und ihre Reißzähne waren deutlich zu sehen. "Ich hatte solches Glück dich hier zu finden", flüsterte sie, "Williges Blut ist so viel mächtiger..." Sie ließ eine kleine Fiole in ihrer Hand erscheinen und legte sie Amberly an die Lippen. "Trink", hauchte sie, "Schon Morgen wirst du dich erholt haben und mit mir gemeinsam Haruka ins Leben zurück holen." Amberly blickte sie geschwächt an und tat, wie ihr befohlen wurde. Wie eine Mutter ihr krankes Kind zu Bett brachte, kümmerte Michiru sich um sie. Strich ihr immer wieder übers Haar und hauchte ihr dann noch einen sanften Kuss auf die Lippen. "Schlaf jetzt", wisperte sie und richtete sich auf. Amberly lächelte geschwächt und schloss die Augen. Beinahe augenblicklich war sie eingeschlafen. Michiru beobachtete sie noch eine Weile und genoss die unglaubliche Anziehung, die von ihr ausging. Ihr Blut roch viel stärker als normal und lockte so sehr, es sich bis zum letzten Tropfen zu holen. Und alles nur, weil sie freiwillig davon gab. »Es ist wirklich nicht leicht dem Drang zu widerstehen, mir alles zu nehmen«, grinste Michiru, »Aber noch könnte ich dich brauchen...<< Kapitel 49: Verraten -------------------- 49. Verraten Amberly erwachte, weil etwas sacht über ihre Wange strich. Sie reckte sich genüßlich und öffnete nur langsam die Augen. Beinahe hätte sie Michirus Namen geseufzt, doch da erkannte sie ihren Cousin. Ein aufgeweckte, kleiner Junge, mit ständig zerschlissener Kleidung, enormem Tatendrang, blutigen Knien und einem imens großem Ideenreichtum. Augenblicklich zum Beispiel hielt er ein totes Eichhörnchen in der Hand und wedelte mit dessen Puschelschwanz in ihrem Gesicht herum. "Wie ekelhaft Jeffrey", wich sie nach hinten weg und hob schützend die Bettdecke, "Hast du das arme Tier etwa getötet?" "Ich heisse Jeff", stemmte der, etwa 11 jährige Junge die Arme in die Hüften, "Und du weisst, dass ich keine Tiere töte!" Amberly lugte hinter der Decke hervor und musste leicht schmunzeln. "Nein", sagte sie, "Aber du sammelst sie auf und erschreckst unschuldige Mädchen damit." »Du bist nicht unschuldig«, hallte es durch ihren Kopf. Konnte sie sich wirklich noch als unschuldiges Mädchen bezeichnen? Sie half einem Vampir dabei, einen anderen Vampir zu erwecken, gab ihm freiwillig ihr Blut, tat alles, was Michiru von ihr verlangte und begehrte sie, obwohl sie Haruka gehörte. Und all das nur, weil sie diesen Ort für immer verlassen - und ihre Familie damit bei den Werwölfen zurück lassen wollte. Weder ihr Ziel war ein Ehrbares und noch weniger, was sie dafür tat. "Schläfst du jetzt mit offenen Augen?" stieß ihr Cousin sie an, "Dein Vater sagt, du sollst runter kommen. Er will das du den alten McNichol mit dem Wagen abholst!" "Was???" protestierte Amberly, während der Junge lachend aus dem Zimmer verschwand, "Da bin ich ja Stunden unterwegs! Was will dieser Tattergreis überhaupt hier? Der hat doch sonst mit niemandem was zu tun." "Er lebt lieber abgeschieden", berichtigte ihr Cousin sie, "Aber er ist krank und wird deswegen ein paar Tage im Gasthaus bleiben, damit der Arzt ihn beobachten kann." Er grinste noch kurz und dann war die Tür zu. "Na toll", murrte Amberly, "Ausgerechnet heute. Was wenn der Alte nicht Abreise bereit ist, wenn ich ankomme? Oder wenn ich super langsam fahren muss, damit die alten Knochen nicht so durchgerüttelt werden? Dann komm ich erst spät in der Nacht heim und das Rital findet ohne mich statt." Sie schlug die Decke zurück und erschrak ein wenig. »So viel Blut...« In der Tat sah das Bett aus, als hätten zwei Raubtiere darin miteinander gekämpft. »Nein. Ein unschuldiges Mädchen bin ich sicher nicht...« Sie erhob sich eilig, packte ihre Sachen und schlich rüber in die Dusche. Schnell wusch sie sich das Blut vom Körper, zog sich an und schlich zurück ins Zimmer. Dort machte sie sich sofort daran, das Bett neu zu beziehen und die blutigen Laken verschwinden zu lassen. »So viel Blut...«, dachte sie dabei wieder, »Und doch bin ich voller Kraft und kein bisschen erschöpft. Liegt das wirklich an Harukas Blut?« Im Augenblick fand sie aber keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, denn ihr Vater rief bereits ungeduldig nach ihr. Als sie mit einem ' schon unterwegs ' rufend den Gang entlang und die Treppe hinunter lief, war ihr, als würde sie beobachtet. Nur einen kurzen Moment lang, doch sie hatte den Blick deutlich gespürt. "Was ist nur los mit mir?", murmelte sie vor sich hin, als sie auf dem Kutschbock saß und das Dorf verließ, "Bekomme ich jetzt schon Verfolgungswahn oder was passiert hier? Michiru ist zur Zeit der einzige Gast bei uns und sie schläft sicher bis heute Abend." Sie ging davon aus, dass die Vampirin Kraft sammelte für das Ritual, indem sie ruhte. Nachdem sie die ganze Umgebung von Werwölfen gesäubert hatte, brauchte sie sicher auch Ruhe und nicht nur Blut. Und schon waren sie wieder da. Die Gedanken an die beiden Bisse der Vampirin. Etwas so unglaubliches hatte Amberly nie zuvor erlebt. Das man solche Gefühle und Empfindungen überhaupt haben konnte, wäre ihr nie in den Sinn gekommen. Schon vor dem ersten Biss war Amberly neugierig gewesen. Sie fragte sich, wie es wohl war, von einem Vampir gebissen zu werden und wie es war, einer zu werden. Bereits seit dem Moment, in welchem sie erfahren hatte, das Michiru ein Vampir war, war der Wunsch da und die Sehnsucht immer stärker geworden, sich Michiru wenigstens ein Mal als Opfer anzubieten. »Ich bin ganz sicher kein unschuldiges Mädchen...« Dieser Gedanke machte ihr zu schaffen. Bisher war sie immer ein guter Mensch gewesen und eigentlich hielt sie sich auch noch immer für einen, doch würde ein guter Mensch wirklich solche Dinge tun? Sie spielte mit dem Gedanken Michiru darum zu bitten, sie zu einem Vampir zu machen und stellte sich dennoch die Frage, ob sie sich damit schuldig machte. »Aber Michiru ist so gar nicht, wie Vampire immer beschrieben werden«, dachte sie, »Sie ist so nett und so warmherzig. Sie sorgt sich um mich und hat mich vor dem Werwolf beschützt. Sie ist nicht böse - obwohl sie ein Vampir ist...« Gab es also auch gute Vampire? Dämonen, die eigentlich alles andere als menschlich waren? Wie bei den Menschen? Da gab es auch Gute und Böse. War das möglich? Es widersprach allem, womit Amberly aufgewachsen war, was sie gelernt oder selber erfahren hatte. Auch wenn es eher die Werwölfe waren, die ihr Leben prägten, so gab es genug Erzählungen von den Vampiren. Keine erfundenen Gruselgeschichten, sondern wahre Erlebnisse von Dämonenjägern. Hier draußen in den Highlands gehörten solche Dinge noch zum Alltag, wie es auch in den vergangenen Jahrhunderten war. In den großen Städen jedoch, hatte man längst vergessen, was es da draußen alles gab. So grübelte Amberly beinahe die ganze, lange Fahrt über. Sie dachte an eine Zukunft weit weg von hier, an Michiru und wie Haruka wohl sein würde. Bis etwas ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Etwas abseits des Weges lag etwas im hohen Gras. Sofort hielt sie die Kutsche an und versuchte, etwas genaueres zu erkennen. "Das sieht beinahe aus wie...", sie hielt sich die Hand als Sonnenschutz vor die Stirn, "...ein Mensch!" Sofort sprang sie vom Wagen und lief auf den leblosen Körper zu. Es war ein junger Mann und Amberly fiel neben ihm auf die Knie. "Geht es ihnen gut?" rief sie und drehte ihn auf den Rücken. Sofort sah sie das viele Blut, das sein Shirt durchtränkt hatte und auch, woher es kam. Eine große Stichwunde im Oberbauch, die zu jener fein gearbeiteten Waffe passte, welche nach Amberlys Blut verlangt hatte. "Michiru...", flüsterte sie gedankenversunken, "Dann war er ein Werwolf." Sie blickte den leblosen Körper an. Ein junger Mann. Höchstens Ende 20, mit halblangem, braunen Haar und attraktivem Gesicht. Er sah kein bisschen böse aus oder wie das Monster, das in ihm steckte. »Kann es auch gute Werwölfe geben?« überlegte das Mädchen, »So, wie es gute Vampire gibt? Gute Menschen, die unter dem Fluch des Werwolfs stehen? Klingt eigentlich logisch.« Sie strich sein Haar über der Stirn zurück und sah ihn genau an. Doch sie konnte nichts finden, was sie ihn nicht mögen lassen würde, wäre er noch am Leben. "Verdammt der alte McNichol", fiel ihr in diesem Moment wieder siedendheiss ein, "Keine weitere Verzögerung mehr!" Sie wollte aufstehen und wurde genau in diesem Augenblick fest am Handgelenk gepackt und zurück gerissen. Mit einem ängstlichen Schrei blickte sie hinter sich und direkt in ein Paar dunkelblauer Augen. »Verflucht er lebt noch«, stieg Panik in ihr auf, »Ich bin geliefert.« "Du darfst...ihr nicht vertrauen...", vernahm sie ganz leise seine Stimme und sah ihn verdutzt an. Plötzlich war von Angst keine Spur mehr. Stattdessen lehnte sie sich neugierig etwas zu ihm hinab. "Wem soll ich nicht vertrauen?" fragte sie, "Wir beide sind uns doch noch nie begegnet." "Wir mögen Fremde füreinander sein", brachte er, zwar etwas gefestigter, aber dennoch sehr leise hervor, "Aber trotzdem kenne ich dich. Ihr Geruch klebt an dir wie Pech und jedes übernatürliche Wesen im Umkreis von 100km riecht sie an dir." "Sie?" blinzelte Amberly, "Du meinst...?" "Spiel nicht die Unschuldige", presste er schmerzlich hervor, "Du weisst genau, von wem ich rede. Von diesen blutsaugenden Bestien. Du darfst ihr nicht helfen, ihre Partnerin wieder ins Leben zu holen. Diese Vampirin ist das gefährlichste Geschöpf, das je auf Erden existiert hat und wenn sie zurückkehrt, dann wird die Verbindung mit Michiru sie zu noch schlimmeren Taten treiben!" "Haruka?" war das Mädchen fassungslos, "Aber...Michiru ist nicht böse! Sie ist so herzlich zu mir und sie liebt Haruka!" "Sie benutzt dich", wurde seine Stimme wieder brüchig, "Du darfst...ihr nicht...vertrauen..." Amberly stand sekundenschnell auf den Füßen. "...nicht...vertrauen...", hörte sie ihn nochmals leise, dann war er tot. "Das kann nicht sein", presste Amberly hervor, "Michiru würde mich niemals so hintergehen und benutzen!" Plötzlich fühlte sie sich wieder beobachtet. Und wieder konnte sie die Blicke regelrecht spüren. Sie sah sich kurz hektisch um, lief dann zur Kutsche, sprang hinauf und trieb das Pferd an, so schnell es ging. Als versuche sie, vor ihren Gedanken zu fliehen oder vor den Worten des toten Werwolfs, hetzte sie das Tier zum Haus des alten McNichol. Da angekommen zog sie die Bremse, sprang vom Kutschbock und hastete zur Eingangstür. Erst dort zwang sie sich zu Ruhe und atmete einige Male tief durch. »Alles ist gut«, beruhigte sie sich selbst, »Da war niemand. Der Werwolf hat mir Angst gemacht, aber er versucht nur, damit Harukas Rückkehr zu verhindern. Michiru sagte doch, das die Wölfe es verhindern wollen...« Sie klopfte an die Tür, um nicht weiter nachdenken zu müssen und sehr schnell öffnete ihr eine junge Frau. "Sie wollen sicher meinen Vater abholen?" fragte sie, "Es tut mir leid, aber mein Mann bringt ihn bereits in ein Krankenhaus." »Das ist jetzt nicht wahr!«, ging es ärgerlich durch Amberlys Kopf, doch sie blieb ganz freundlich. "In ein Krankenhaus? Dann haben sie ein Auto? Anders ist von hier aus kein Krankenhaus zu erreichen." "Ganz Recht", nickte die Frau, "Mein Vater wollte sich vom Dorfarzt behandeln lassen, aber er gehört in ein Krankenhaus. Es tut mir leid, dass sie den Weg nun ganz umsonst gemacht haben, aber mein Vater hat leider kein Telefon im Haus." Amberly nickte abwesend. "Wenn sie wollen bleiben sie die Nacht über hier und fahren morgen früh zurück", bot die junge Frau ihr da an. "Das kommt auf keinen Fall infrage", antwortete Amberly sofort, "Ich werde das Pferd abspannen und zurück reiten. Dann dauert der Weg nur halb so lang." "Dann nehmen sie das Pferd meines Vaters", bekam sie als Reaktion, "Es ist ausgeruht und sie können auf ihm herreiten, wenn sie ihr Gespann wieder abholen." "Das ist überaus freundlich", bedankte Amberly sich. "Gehen sie einfach in den Stall, holen das Tier und reiten los. Ich spann den Wagen ab und bringe ihr Pferd in den Stall", sagte die junge Frau noch, "Das ist das mindeste, was ich als Entschädigung tun kann." Amberly nickte nur noch dankend und verschwand in den Stall. Sie zäumte und sattelte den großen Rappen und schwang sich auf seinen Rücken. "Dann zeig mal, was du kannst", streichelte sie kurz über seinen Hals und trieb ihn dann an. Das Pferd war kräftig und schnell. Nur kurze Zeit später hatte Amberly die Stelle erreicht, an welcher sie den, fast toten, Werwolf gefunden hatte. Nur war der nicht mehr da. Irritiert stieg das Mädchen ab und sah sich genauer um. »Ganz sicher hier war es!« bestätigten ihr die Blutflecken und das platt gedrückte Gras, "Aber...", sie wusste nichts zu sagen. War er etwa gar nicht tot? Sie hatte zu Anfang auch geglaubt, er sei es und er war es nicht. Was, wenn sie sich ein zweites Mal getäuscht hatte? Dann bedeutete dieser Wolf eine große Gefahr für das Ritual. Und wenn andere Wölfe ihn gefunden und mitgenommen hatten, hieß das, dass noch immer Werwölfe in dieser Gegend waren. Womit ebenfalls das Ritual gefährdet war. "Ich muss das unbedingt Michiru erzählen", stieß sie hervor und sprang wieder aufs Pferd. In weniger als der Hälfte der Zeit trug das Tier sie zurück nach Hause. Im Stall spielte gerade ihr Cousin, was ihr das Versorgen des Pferdes ersparte. Jeff riss sich gerade zu um die Pferdepflege. So konnte Amberly sofort hinein zu ihrem Vater gehen. Sie erklärte ihm, warum sie den alten McNichol nicht mitgebracht hatte und das sie das Gespann in ein paar Tagen von dort wieder abholen würde. Die Begeisterung ihres Vaters darüber hielt sich sehr in Grenzen, doch Amberly hatte schon als kleines Mädchen gelernt, ihn um den Finger zu wickeln. So schaffte sie es auch dieses Mal, ihn recht schnell milde zu stimmen. Kaum zehn Minuten später schloss sie ihre Zimmertür hinter sich und atmete erleichtert durch. »Zum Glück bleibt noch genug Zeit bis Mitternacht«, dachte sie, »Noch schnell umziehen und dann nichts wie zu Michiru geschlichen!« »Sehr gut«, grinste Michiru in sich hinein, »Nur ein paar Stunden noch...« Die Dämmerung war bereits fortgeschritten, doch ihre Augen durchdrangen die Dunkelheit. Nichts regte sich da draußen. Nicht einmal ein Kaninchen oder eine Maus. Als würden alle Tiere die schwarze Macht dieser Vollmondnacht spüren. Als wüssten sie, dass in dieser Nacht nichts mehr sicher sein würde, was nicht versteckt war. "Wären die Menschen nur halb so klug wie Tiere", sagte sie leise vor sich hin, "Dann könnten sie ihrem Schicksal entgehen. Stattdessen laufen sie immer wieder mit offenen Augen in ihr Verderben..." Ihre Augen leuchteten kurz auf. "Herein", sagte sie grinsend, noch bevor es geklopft hatte. Leise öffnete sich die Tür und schloss sich kurz darauf wieder. "Du wusstest, dass ich vor der Tür stehe?" fragte Amberly und erschrak etwas, als Michiru in der nächsten Sekunde direkt bei ihr stand. "Ich sagte doch, ich weiss alles", schnurrte sie, "Und? bereit für die große Show heute Nacht?" Sie ging ans Bett und holte die Tasche hervor. Dann verschwand sie kurz ins Bad und stand kurz darauf wieder am Bett, um in der Tasche zu wühlen. Amberly stand noch immer wie angewurzelt an der selben Stelle und sah dem Geschehen nur zu. »Frag sie!«, trieb sie sich selbst an, »Wenn sie wirklich alles weiss, ist es doch auch egal!« Sie trat zu der Vampirin ans Bett und räusperte sich leise. "Ich höre", sagte Michiru, ohne ihre Tätigkeit zu unterbrechen oder sie anzusehen. Dieses Verhalten war Amberly mittlerweile gewöhnt und so begann sie zu reden. "Ich habe heute etwas gefunden", sagte sie und wurde direkt von Michiru unterbrochen. "Einen fast toten Werwolf", sagte sie, "Der seine letzten Worte dazu benutzt hat, dir einreden zu wollen, die Wölfe seien die Guten. Zum Glück kennst du mich gut genug, um einer solchen Lüge eines sterbenden Dämons, Glauben zu schenken." Bei dem lletzten Satz hob sie den Kopf und schenkte Amberly ein so unschuldiges Lächeln, dass diese augenblicklich jeden Zweifel vergaß. »Nein. Sie ist ganz sicher nicht böse«, war sie sich vollkommen sicher und lächelte zurück. "Ich kann es kaum erwarten, deine Haruka kennen zu lernen", sagte sie, "Wann gehen wir los?" "Heute gehen wir nicht", antwortete Michiru, "Heute benutzen wir Magie. Keine unnütze Zeitvergeudung mehr und kein Risiko, gesehen zu werden." Sie holte eines der Holzkästchen heraus und öffnete es. Als Amberly die Fiolen erblickte, schluckte sie merklich. Der Wunsch, weitere Tropfen von Harukas Blut zu trinken, war plötzlich so stark, dass ihr Mund trocken wurde. Nochmals schluckte sie, als Michiru langsam eine der Fiolen heraus nahm. "Du musst noch eine davon trinken", sagte sie sanft und hielt sie ihr hin. Amberly versuchte beherrscht zu bleiben, was ihr nicht ganz gelangt. Sie griff zitternd nach der Fiole und sah Michiru an. "Ich tue alles, was nötig ist, das weisst du", sagte sie zu der Vampirin, "Willst du denn nochmal von meinem Blut trinken? Oder warum ist diese weitere Dosis nötig? Ich fühl mich wirklich gut." "Natürlich fühlst du dich gut, dummes Ding", wisperte Michiru, als sie Amberly sanft am Kinn fasste und ihrem Gesicht ganz nahe kam, "In jedem Tropfen ihres Blutes liegt unglaubliche Macht..." Sie hauchte ihr einen Kuss auf die blutigen Lippen und ließ sie los, um das Kästchen wieder in die Tasche zu packen. "Und ich werde nicht mehr von deinem Blut trinken, bis das Rital vollzogen ist", erklärte sie danach, "Haruka wird durstig sein..." Ihre Stimme klang seltsam und Amberly konnte es nicht wirklich einordnen. "Ha...ruka...?" fragte sie kratzig, "Bedeutet...sie wird auch von meinem Blut trinken? So wie du?" Sie wusste nicht wirklich, ob der Gedanke ihr gefiel. Michiru war eine Sache. Die kannte und mochte sie. Sogar mehr. Doch Haruka? Eine völlig Fremde? »Und Michirus Geliebte!« "Wenn du ihr dein Blut so willig anbietest, wie du es bei mir getan hast", lächelte Michiru, "Dann wird sie gewiss nicht ablehnen." Sie lehnte ihre Stirn gegen Amberlys und blickte ihr schelmisch in die Augen. "Mit ihr ist es etwas ganz Besonderes", schnurrte sie verschwörerisch, "Glaub mir, ihr Biss bewirkt Unglaubliches." Amberly nickte und Michiru fing wieder an, herum zu laufen und aus allen Ecken etwas hervor zu kramen, was sie noch in die Tasche auf dem Bett packte. »Noch unglaublicher als bei dir?«, dachte Amberly während sie ihr zusah, »Kann das überhaupt möglich sein?« Sie erinnerte sich an die Woge von Magie, die sie nun bereits zwei Mal mit Michiru geteilt hatte und ihr wurde etwas flau im Magen. Bei Haruka sollte dies noch stärker sein? Wenn das wirklich so war, würde Amberly sie wohl direkt anflehen, sie zum Vampir zu machen. Andererseits hatte sie schon von Harukas Blut getrunken. Bedeutete das nicht, dass sie sich sowieso in einen Vampir verwandeln würde, wenn diese sie biss und ihr Blut trank? "Das ist doch, was du dir wünscht, oder?" riss Michiru sie aus ihren Gedanken. Mit der Tasche in der Hand stand sie vor ihr und sah sie prüfend an. "Du willst mit uns kommen, wenn Haruka erwacht ist, oder?", fragte sie weiter, "Du willst für immer hier weg und sein wie wir. Biete Haruka dein Blut an und du hast sehr gute Chancen darauf." "Du weisst...?" begann Amberly, brach aber ab, "Du weisst also wirklich alles." Michiru nickte nur und ein seltsamer Schatten schlich durch ihre Augen. Sie hielt Amberly die Tasche hin und diese nahm sie. Zeit, Fragen zu stellen hatte sie keine mehr. Michiru fasste sie am Arm und alles um sie herum verzerrte sich. In der nächsten Sekunde standen sie in der entweihten Kirche. Michiru ließ sie los und Amberly ging in die Knie. "Was zur Hölle war das denn?" rang sie nach Atem, "Hat sich angefühlt, als würde mein Blut kochen." Michiru war bereits zum Altar getreten und drehte sich nur zu ihr um. "Das war Magie", grinste sie, "Sie zu benutzen fordert immer einen kleinen Tribut. Deswegen benutzen die Menschen sie seit Jahrhunderten nicht mehr. Benutzen sie zu viel Magie, zerstört es ihre Körper." Sie machte eine Handbewegung und um sie herum entflammten Fackeln und tauchte beide in flackerndes Licht. "Dein Körper war durch Harukas Blut geschützt", griff sie dann noch Amberlys Frage vor. Diese gab es auf und mühte sich auf die Beine. "Als würde sie meine Gedanken lesen", murmelte sie leise, "Ob man das als Vampir wirklich kann?" Sie ging Richtung Altar auf Michiru zu, wobei ihr Blick auf den toten Werwolf fiel. "Warum hat er sich nicht zurück verwandelt?" wollte sie neugierig wissen, "Und warum verwest er nicht? Immerhin liegt er schon einige Tage hier." Michiru war dabei, Kräuter auf dem Altar zu verteilen und sagte: "Und auch hier wieder die Antwort: Magie. Zigeunermagie, um genau zu sein. Hat zwar einiges an Energie gekostet, aber er ist noch genau so, wie ich ihn brauche!" "Du brauchst ihn?" war Amberly überrascht, "Wozu?" "Das wirst du noch früh genug sehen", antwortete Michiru und winkte sie zu sich heran. Außer den Kräutern waren auf dem Altar noch ein Kelch. Daneben lag der alte Dolch und einige Amulette. Aberly war gespannt, was nun geschehen würde, obwohl sie schon eine wage Ahnung hatte. Wie gedacjt benutze Michiru den Dolch, um sich in den Arm zu schneiden und das Blut in den Kelch laufen zu lassen. Dann streute sie einige der Kräuter mit hinein und eine Fiole von Harukas Blut. Fassungslos stellte Amberly fest, dass es aussah, als würde die rote Flüssigkeit kochen. Das tat sie jedoch nicht. "Was geschieht jetzt?" fragte sie leise. "Das Blut zieht bestimmte Elemente aus den Kräutern und vermischt sich damit", erklärte Michiru vorfreudig, "Es hat alles funktioniert!" "Alles?" blinzelte Amberly, "Wars das etwa schon?" "Nein", lächelte Michiru kühl, "Doch ab jetzt kann nichts mehr schief gehen..." "Und was genau heisst das?" fragte Amberly gegen. Michirus Blick verfinsterte sich. Sie senkte den Kopf ein wenig und grinste, wobei sie gefährlich ihre Zähne präsentierte. Sie hob die Arme ausgestreckt rechts und links vom Körper und machte eine kurze Bewegung mit den Händen, um die Fackeln zu löschen. "Das...", sagte sie, während sie noch im Dunkel standen. Dann plötzlich schossen Feuersäulen aus dem Boden überall dort, wo Michiru ein Zeichen hingemalt hatte. Sie züngelten gefährlich, machten dabei jedoch nicht das kleinste Geräusch und brannten komplett mit blauer Flamme. "Das...", schnurrte Michiru nochmals, "Das bedeutet das Ende der Herrschaft der Menschen auf Erden. Haruka wird erwachen und sich an ihnen rächen. Zusammen werden wir nicht nur die Nacht, sondern auch den Tag beherrschen, werden die Könige aller Dämonen sein und die Menschen zu dem machen, was sie Zeit ihrer Existenz waren. Nutzvieh!" Ihre Stimme klang wie das Raubtier, als dass sie gerade so sehr wirkte und zum ersten Mal wurde Amberly bewusst, dass sie das auch war. Michiru war ein Vampir. Das gefährlichste Raubtier auf Erden und ein Raubtier ließ sich niemals ganz zähmen. Das hatten die gefährlich geschnurrten Worte deutlich gezeigt. "Hast du jetzt Angst?", schnurrte Michiru leicht lauernd, während sie langsam um den Altar herum schritt auf Amberly zu. Diese wich unmerklich zurück, denn die hatte sie. Sogar schreckliche Angst. "Der Wolf hatte Recht", presste sie geschockt hervor, "Du hast mich nur benutzt!?" "Ganz so würde ich das jetzt nicht ausdrücken", gurrte Michiru weiterhin gefährlich, "Schließlich hab ich dir nur gegeben, was du begehrt hast und du hattest auch deinen Spass daran. Zugegeben - dich als Werwolf Köder zu benutzen war ein wenig gemein von mir, aber ich brauchte diesen Wolf hier nahe beim Altar. Um ihn so punktgenau töten zu können, musste ich ihn halt ködern." "Also hast du mich mein Blut auf das Schwert geben lassen, damit ich am Altar stehenbleibe und zur Zielscheibe werde?" fragte Amberly verstehend, "Was hast du mir noch verschwiegen? Los sag schon! Warum wollte das Schwert mein Blut?" "Sei nicht so eingebildet, kleines Mädchen", wehrte Michiru ab, "Das habe ich nur gesagt, damit ihr dir die Wunde zufügen und der Wolf dich besser riechen kann. Du warst von Anfang an so leichtgläubig. Es gab so Vieles, was das Ritual unmöglich gemacht - und Harukas Rückkehr verhindert hätte. Glücklicherweise hatte ich dich an meiner Seite und war so gegen alles gewappnet. Nachdem ich das erste Mal dein Blut getrunken habe, konntest du nicht mehr die kleinste Emotion vor mir verbergen. Selbst deine Gedanken kenne ich!" »Sie hat mich von Anfang an getäuscht«, kroch es schmerzlich in Amberlys Bewusstsein, »Einfach alles war eine Lüge!<< Kapitel 50: Das Ritual ---------------------- 50. Das Ritual Michiru blieb stehen und sah Amberly an. Diese schüttelte fast unmerklich den Kopf und wich weiterhin langsam zurück. Was sich ihr jetzt alles offenbarte, war einfach zu viel für sie. Michiru war nicht ihre Freundin. Sie hatte sie benutzt und hintergangen. Ein seelenloses Wesen, ein bösartiger Dämon, der sie von Anfang an in ein genauso skrupelloses Raubtier verwandeln wollte, wie er selbst es war. In einen Vampir, wie er von allen Jägern beschrieben wurde und nicht, wie Michiru es ihr hatte Glauben machen wollen. "Du brauchtest mich gar nicht für das Ritual", erkannte sie nun, "Ich sollte dir nur alle Wege ebnen." "Und wieder hälst du dich für viel zu wichtig, Mensch", sagte Michiru beinahe bedauerlich, "Ich habe diese Kirche entweiht, indem ich euren Pfarrer auf dem Altar getötet habe, der glücklicherweise ein Lüstling war. Das Ritual verlangte Unschuld und ich gab ihm die meine, bevor er starb. Und auch dein Blut hat den Altar getränkt. Ich habe Schächte zur Unterwelt geschaffen, die für das Ritual unabdingbar sind", sie deutete auf die Feuersäulen, "Ich habe die Gegend von allen Werwölfen befreit, die nicht bereit waren, sich zu unterwerfen. Ich habe die uralte Magie, die diesen Ort beseelt zum Leben erweckt! Du hast lediglich einem alten Mann ein paar Kräuter gestohlen. Alles was du getan hast, hätte ich selbst mit nur einem Augenaufschlag gekonnt!" "Und warum verdammt hast du dann so getan, als wären wir Freunde?" schrie Amberly sie schmerzlich an, "Warum hast du mich nicht einfach weiter von dir fern gehalten und stattdessen mit mir und meinen Gefühlen gespielt?" "Williges Blut hält ein Vampir nicht von sich fort", war die Antwort, "Anfangs habe ich versucht, dich fern zu halten. Doch mit deinem willigen Opfer hast du dein Schicksal besiegelt." "Ich habe dir also die ganze Zeit nicht das geringste bedeutet?" fragte Amberly gebrochen, wobei sie sich verstohlen umsah. Die Tür war nicht mehr allzu weit entfernt und wenn sie noch ein wenig mehr zurückweichen konnte, ohne das Michiru ihr folgte, würde sie es auch hinaus schaffen. Die Vampirin würde ihr sicherlich nicht folgen, denn das Ritual war ihr viel zu wichtig. "Nichts kann man nicht sagen", seuselte Michiru, "Dein Blut hat mir sehr viel bedeutet. Es ist wirklich überaus gut und kraftvoll..." "Mein Blut", würgte Amberly hervor, "Ist das wirklich das Einzige gewesen?" "Das du dich in mich verliebt hast, dafür kann ich nichts", lächelte die Vampirin und machte einen Schritt auf sie zu, "Du wusstest das ich Haruka liebe. Kleines, Vampire sind Raubtiere. Die pflegen keine Freundschaften. Was dachtest du denn, welche Rolle du spielen würdest, nähmen wir dich mit uns? Selbst als Dienerin bist du ungeeignet oder was glaubst du, wie lange Haruka dich am Leben lässt? Sie weiss, was ich weiss, also auch, das du mich liebst..." "Sie...wird mich töten?" war Amberly geschockt, "So oder so wird sie mich umbringen? Sollte ich darum dabei sein, wenn sie erwacht? Damit du mich ihr opfern kannst?" "Du bist mein Willkommensgeschenk für sie", entgegnete Michiru, "Was sie mit dir anstellt, wird sie entscheiden." Amberly schielte nach hinten. Die Tür war nun nahe genug und Michiru war auch wieder stehen geblieben. Wenn sie jetzt los lief, hatte sie gute Chancen. Kurz sah sie nochmal zu Michiru und lief los. Das heisst, sie wollte laufen, doch sie konnte nicht. »Was passiert denn jetzt?«, dachte sie geschockt, als sie Michiru in ihrem Rücken lachen hörte. Sie wollte sich zu ihr umdrehen, doch sie bekam nicht einen Fuß vom Boden hoch. "Dachtest du wirklich, es wäre so einfach?", war die Vampirin deutlich amüsiert, "Du hast Harukas Blut getrunken. Ebenso, wie ich deines... Das gibt mir alle Macht über dich, die ich brauche. Du musst mir gehorchen - ob es dir gefällt oder nicht!" "Das kann nicht sein", erfüllte Entsetzen Amberly. Sie kämpfte und kämpfte, mühte sich, alle Kraft aufzubringen, doch sie bekam den Fuß nicht gehoben. "Genug gespielt", flötete Michiru, "Komm her zu mir!" Ihre Augen leuchteten auf und Amberly drehte sich langsam zu ihr um. So, wie sie gerade nicht hatte loslaufen können, konnte sie nur nicht stehen bleiben. Beinahe automatisch setzte sie einen Fuß vor den anderen und kam Michiru so immer näher. "Gutes Kind", lächelte diese, als sie bei ihr ankam, "Du musst die Tür doch für unsere Gäste frei geben..." Amberly folgte ihrem Blick und sah, wie ein riesiger Wolf langsam in die Kirche trat. Nach ihm noch vier weitere. Langsam, beinahe schon gelassen, trotteten sie durch den Raum und setzten sich je an einer der Feuersäulen nieder. "Sie...folgen deinem Befehl...?!" stellte Amberly fassungslos fest, "Sie..." "Haben sich unterworfen, ja", lächelte Michiru zufrieden, "Sonst wären sie längst tot!" Sie fasste Amberlys Hand und zog sie mit sich an den Altar heran. Diese dachte gar nicht mehr daran, weg zu laufen. Es würde ihr sowieso nicht gelingen, wenn Michiru sie nicht gehen lassen wollte. Und das wollte sie nicht, wie sie klargestellt hatte. So stand Amberly einfach nur da und sah zu, wie Michiru die Amulette in den Kelch tauchte, was das Blut darin dampfen und zischen ließ. Dann nahm sie sie wieder heraus und gab sie Amberly. "Bring sie zu den Wölfen. Jeder eines", lautete ihr Befehl. Amberly schluckte und setzte sich widerwillig in Bewegung. Langsam steuerte sie den ersten Werwolf an und je näher sie ihm kam, desto größer wurde ihre Angst. Direkt vor ihm blieb sie stehen. "Und nun?" sah sie unsicher zu Michiru. "Drück es ihm auf die Brust", befahl die ihr. Wieder zögerte das Mädchen. Sie sah den Wolf an, der erhobenen Hauptes vor ihr saß. Vollkommen unbeweglich, als nähme er sie gar nicht wahr. "Tu es!" trieb Michiru sie an, "Ich kann dich auch dazu zwingen!" Wieder schluckte Amberly. »Naja, wenn er zubeisst, habe ich es wenigstens hinter mir«, dachte sie. Sie hob den Arm und drückte das erste Amulett auf seine Brust. Wieder zischte und dampfte es und der Geruch von verbranntem Fleisch stieg ihr in die Nase. Fühlen konnte sie rein gar nichts und als sie die Hand zurück nahm, war das Amulett nicht mehr da. Stattdessen trug der Wolf ein Brandzeichen an der Stelle, auf die Amberly es gedrückt hatte. "Die anderen vier auch", wurde Michiru etwas ungeduldig, "Wir haben nicht ewig Zeit." Amberly setzte sich in Bewegung. »Sind sie damit als ihr Besitz markiert oder beherrscht sie die Wölfe damit?«, fragte sie sich, während sie die Prozedur noch vier Mal wiederholte. Danach trat sie zu Michiru an den Altar und sah sie an. "Alle fünf tragen das Brandmal", sagte sie, "Was nun?" Michiru legte ihr die Hand auf die Wange und lächelte. "So gefällst du mir", wisperte sie, "Sei folgsam und deine Chancen steigen." »Chancen?«, dachte Amberly verächtlich, »Die Chancen eine Dienerin zu werden, statt einfach nur ein Blutopfer zu sein?« Sie sah zu, wie Michiru den Kelch in beide Hände nahm und ihn leerte. Danach ging sie zu dem toten Wolf und strich über sein Fell, womit sie den Zauber, den sie auf ihn gelegt hatte, löste. Sofort fing er an, sich zurück in einen Menschen zu verwandeln. Kaum eine Minute später lag eine junge Frau an seinerstatt zu Michirus Füßen. Diese hob sie auf ihre Arme, als wäre es nichts und trug sie zum Altar, um sie darauf zu legen. Dann gab sie Amberly den Dolch und befahl ihr, die Pulsadern der Toten zu durchtrennen. "Aber...", wollte diese einwenden, doch Michiru warf ihr nur einen scharfen Blick zu und das Mädchen folgte. Nachdem sie an beiden Armen einen tiefen Schnitt gemacht hatte, stellte sie sich an die Kopfseite des Altars. Die Arme der Toten hingen rechts und links hinab und an beiden Seiten bildete sich eine, schnell größer werdende, Blutlache. "Was hast du mit ihr vor?" fragte Amberly zaghaft, "Warum musste ich ihre Pulsadern durchtrennen? Sie ist doch schon tot." "Ganz einfach", sah Mchiru sie an, "Ich brauche ihren Körper. Von Harukas Körper ist nichts geblieben also brauchen wir einen anderen. Und ausbluten lasse ich sie, weil kein schmutziges Wolfsblut ihn unbrauchbar machen soll." "Seelenwanderung?" fragte Amberly ungläubig und brachte Michiru damit zum lachen. "Dummerchen. Vampire haben keine Seele!" "Genau das verwirrt mich ja", gab das Mädchen zurück, "Wie soll das funktionieren? Wenn von deiner Geliebten nichts übrig geblieben ist, was soll denn dann diesen Körper hier übernehmen? Und stört es dich gar nicht, das sie ganz anders aussieht als deine Haruka?" Wieder lachte Michiru. "Kleines", schmunzelte sie, "Sieh zu und staune!" Die Wunden bluteten mittlerweile nicht mehr und Michiru plazierte den linken Arm direkt am Körper der Leiche auf den Altar. Dann nahm sie den Ring von ihrem Finger und steckte ihn auf den Ringfinger der rechten Hand der toten Wölfin. Danach plazierte sie ihn ebenso neben dem Körper wie den anderen Arm. "Was ist das für ein Ring?" wollte Amberly wissen. Michiru sah sie an und lächelte: "Der gehört Haruka." Amberly schluckte. Sie konnte sich nicht vorstellen, was genau Michiru vor hatte oder wie das Ritual vonstatten ging, aber sie war sich sicher, sie musste vor dessen Ende fliehen, wenn sie eine Chance haben wollte, all das zu überleben. »Vielleicht schaff ich es in dem Moment, in dem Haruka erwacht«, dachte sie kurz. Wenn die beiden Vampire wieder vereint waren, wären sie vielleicht wenigstens einen Moment unachtsam und Michiru würde ihr nicht ihren Willen aufzwingen. »Dann muss ich nur hoffen, dass die Wölfe mich nicht aufhalten.« "Bewirkt der Ring irgendetwas?" konzentrierte sie sich wieder auf das Ritual, damit Michiru am Ende nicht noch ihre Gedanken las. "Ich sagte doch - schau zu!" antwortete diese und nahm den Dolch. Sie schnitt sich tief in die Innenfläche ihrer rechten Hand und öffnete mit der linken, durch Druck auf die Kieferknochen, den Mund des leblosen Körpers vor sich. Dann ließ sie ihr Blut hinein laufen. Bei diesem Anblick spürte Amberly die Macht dieses Blutes deutlich. Ihre Hände begannen zu schwitzen und innerliche Unruhe befiel sie. Schließlich drehte Michiru ihre Hand mit der Innenfläche nach oben und hielt sie Amberly hin. "Willst du auch...?", schnurrte sie grinsend. Sie wusste genau, dass Amberly nichts lieber wollte. Sie waren miteinander verbunden und die vampirischen Triebe Michirus ließen Amberly sich gerade nach ihr verzehren. »Ich darf ihr nicht verfallen«, trieb sie sich selbst an, statndhaft zu sein. Sie wollte kein williges Opfer sein. Also biss sie kurz die Zähne zusammen und schüttelte dann den Kopf. "Wie du willst", grinste die Vampirin überheblich. Sekundenschnell heilte die Wunde in ihrer Hand und ihr verlockendes Blut, entließ Amberly aus seinem Bann. Erleichtert atmete sie durch und konzentrierte sich auf das, was Michiru nun tat. Seitlich stand sie vor dem Altar und breitete die Arme aus. Als sie die Handflächen nach oben drehte, züngelten die blauen Flammen höher und die Brandmahle auf den Brustkörben der Werwölfe begannen zu leuchten. Dann schoss ein Strahl aus ihnen hervor, während die blauen Flammen zwar viel kleiner wurden, sich dafür aber einmal im Kreis um sie herum frassen. »Jeder Punkt war genau gewählt«, dachte Amberly geschockt, »Hier heraus gibt es kein Entkommen...« Durch die Flammen und die Strahlen aus den Mahlen der Werwölfe hatte sich ein Symbol gebildet, dass Amberly nur zu gut kannte. Ein riesiges Pentagramm nahm die gesamte Fläche der entweihten Kirche ein und der Altar befand sich genau in der Mitte davon. Michiru legte den Kopf in den Nacken und aus den fünf Toren zur Unterwelt schossen kurze Blitze hervor, bündelten sich über ihr und stießen in ihre Brust. Sofort spürte Amberly die böse Aura, welche nun überdeutlich von ihr ausging und wich unwillkürlich zurück. Regelrechte Panik befiel sie und als Michiru sich langsam wieder in eine normale Position bewegte, wurde die Panik noch größer. Michirus Augen glühten, doch nicht in der üblichen Farbe. Die hellbauen Flammen, welche vom Schwefel genährt wurden und darum in dieser Farbe brannten, schienen auch in den Augen der Vampirin zu lodern. Ihre Reißzähne blitzten gefährlich und ihr böses Lächeln ließ dem Mädchen beinahe das Blut in den Adern gefrieren. »Ich muss hier weg!« war alles, was in ihrem Kopf noch Platz hatte. Als Michiru jedoch ganz dicht an den Altar heran trat, hatte sie dadurch auch wieder Amberlys gesamte Aufmerksamkeit. "Und jetzt, ihr Dämonen der Unterwelt...«, raunte die Vampirin, "Gebt Haruka frei, damit wir zusammen auf Erden herrschen können!" Entsetzt sah Amberly zu, wie der Körper der toten Wölfin begann, zu zerfallen. Er vertrocknete, wurde dunkel und zerfiel regelrecht zu Staub, bis nur noch das blanke Gerippe da lag. Und als wäre das zu sehen nicht schon Horror genug, musste Amberly danach mit ansehen, wie nach und nach neues Gewebe um die Knochen entstand. Muskeln, Sehnen, Fleisch - alles bildete sich aus dem Nichts, nahm langsam Form an, wurde wieder zu einem menschlichen Körper. Zuletzt bildeten sich Haut und Haare und in dem Augenblick, in welchem die Metamorphose beendet war, schlugen die blauen Flammen nochmals bis an die Decke der Kirche, um dann augenblicklich zu erlöschen. Die Symbole auf den Wölfen hörten auf zu glühen und die Tiere fielen winselnd auf die Seite. Amberly war wieder stehen geblieben, so abrupt hatte alles plötzlich geendet. Gebannt starrte sie auf den Körper, der nun auf dem Altar lag. Eine junge Frau, sehr groß, blond und mit Harukas Ring am Finger. Doch sie regte sich nicht. »Hat irgendetwas nicht geklappt?«, keimte in Amberly Hoffnung auf, denn auch Michiru wirkte leicht verwirrt darüber. Gerade als Amberly jedoch soetwas wie Erleichterung verspürte und wieder der Gedanke an Flucht aufkam, sah Michiru sie an und fixierte sie regelrecht mit ihren glühenden Pupillen. "Ich wusste, ich würde dich noch brauchen...", schnurrte sie gefährlich und zwang Amberly zu sich. Als diese direkt neben ihr stand, konnte sie die Blondine auf dem Altar genauer erkennen. Sie hatte ungefähr Michirus Alter, kurze Haare und ein fein geschnittenes Gesicht. Sie sah aus, als würde sie schlafen und wirkte kein bisschen gefährlich. "Ist das...Haruka?" traute Amberly sich zu fragen, woraufhin Michiru ein Nicken andeutete, "Und warum wacht sie nicht auf?" "Weil ich leider doch einen kleinen Denkfehler in meinem Plan hatte", sah die Vampirin ihr in die Augen, "Zwar habe ich den Altar mit deinem Blut getränkt, doch ist es Haruka, die es zum erwachen braucht. Meines wurde durch euren Pfarrer unbrauchbar dafür." Amberly verstand nicht und gerade als sie anfing zu begreifen, packte Michiru ihr Handgelenk und hatte mit einer schnellen Bewegung ihren Unterarm aufgeschnitten. Das Mädchen schrie auf vor Schmerz, doch Michiru hielt sie erbarmungslos fest und ließ ihr Blut auf Harukas Lippen tropfen. "Nur jungfräuliches Blut erweckt einen Vampir zu neuem Leben...", flüsterte sie und der Triumpf in ihrer Stimme war nicht zu überhören. Dann ließ ließ sie Amberly los und starrte gebannt auf den leblosen Körper ihrer Geliebten. Amberly hielt sich die Hand auf die Wunde und fühlte wieder die Panik in sich aufsteigen. Aus irgendeinem Grund spürte sie, das das Ritual damit vollendet war und wusste, die Vampirin dort auf dem Altar lebte. Dennoch wich sie mit einem Aufschrei erschreckt zurück, als diese ihre Augen öffnete. Sie sah, wie Haruka die Hand hob und sie auf Michirus Wange legte und wich weiter langsam zurück. "Ich wusste, du schaffst das, mein finsterer Engel...", hörte sie die blonde Vampirin sagen und Michiru entgegnete: "Ich hätte alles Leben auf Erden ausgelöscht, nur um dich zurück zu bekommen." »Jetzt oder nie«, dachte Amberly. Michiru war mit Haruka beschäftigt und die Wölfe lagen noch immer geschwächt am Boden. Auf dem Absatz drehte sie sich um und lief los. Sie hatte den Ausgang fast erreicht und spürte Hoffnung in sich aufkeimen, da hafteten ihre Füße wieder wie festgenagelt am Boden. Schockiert sah sie nach hinten und wusste, Michiru hatte sie die ganze Zeit durchschaut und kontrolliert. Sie drehte ihr noch immer den Rücken zu und küsste Haruka, die noch auf dem Altar saß, doch ihre linke Hand hatte sie leicht in Amberlys Richtung gedreht und hielt sie so mit ihrer Magie fest. »Bitte...«, flehte Amberly verzweifelt, »Ich will so nicht sterben.« "Ich habe ein Geschenk für dich", hauchte Michiru nachdem der Kuss geendet hatte, "Ich hoffe, es gefällt dir..." Sie trat einen Schritt zurück, drehte Amberly aber weiterhin den Rücken zu, was diese verwunderte. In der nächsten Sekunde allerdings drehte Amberly den Kopf erschreckt wieder nach vorn und blickte direkt in ein paar blaue Augen. Ein kurzer, leiser Aufschrei entwich ihr, was ihr Gegenüber zum Lächeln brachte. "Hallo Amberly", wisperte Haruka, "Fürchtest du dich etwa vor mir?" Amberly wollte zurück weichen, denn die Vampirin war ihr viel zu nahe, doch sie konnte sich nach wie vor nicht von der Stelle bewegen. "Es gibt überhaupt keinen Grund Angst zu haben", lächelte die Blondine und lehnte sich ganz dicht zu ihr. Amberly konnte ihren Atem auf ihrem Hals spüren und zitterte am ganzen Körper, als sie deren geflüsterte Worte direkt an ihrem Ohr vernahm. "Du hast Michiru dabei geholfen, mich zurück zu holen", hauchte sie, "Du hast ihr freiwillig dein Blut gegeben. Ich kann es riechen..." Sie sog hörbar Luft durch die Nase und küsste Amberly dann direkt auf die Halsvehne, was wieder einen ängstlichen Aufschrei zurfolge hatte. "So wie ich auch deine Angst und dein Verlangen rieche...", schnurrte sie weiter und fuhr mit der Zunge über die begehrte Stelle, "Obwohl du mich fürchtest, wünscht du dir, dass ich dein Blut trinke..." Immer wieder ließ sie ihre Zunge über Amberlys Hals streichen und diese wimmerte nur noch ängstlich. Sie zitterte wie Espenlaub und war Haruka einfach nur noch ausgeliefert. Sie hörte, wie Michiru näher kam und schloss ergeben die Augen. »Aus«, dachte sie nur noch. "Denkst du nicht, wir sollten unserer kleinen Helferin vertrauen?" hörte sie Haruka zu Michiru sagen, "Sie wird schon nicht davon laufen." "Alles was du willst, Ruka", entgegnete diese und im nächsten Augenblick konnte Amberly sich wieder bewegen. Sofort stieß sie Haruka zur Seite und rannte los. Nur raus aus dieser Kirche und weg von den Vampiren. "Du hast sie weglaufen lassen", grinste Michiru und stellte sich auf die Zehenspitzen, um Haruka zu küssen. "Natürlich", lächelte diese sie danach an, "Wo bliebe denn sonst der Spass?" Erneut versanken sie in einem innigen Kuss. Amberly rannte, so schnell sie konnte. Egal wohin, nur so weit weg wie möglich. Sie wollte raus aus dem Wirkungsfeld der Vampire. Nur wenn ihr dies gelang, hatte sie eine Chance sich lange genug vor ihnen zu verbergen. Im Dorf würden die beiden sie wahrscheinlich sehr schnell finden und obendrein ein Blutbad unter den Bewohnern anrichten. Also lief sie in das Waldstück und weg vom Dorf. Trotz des Vollmonds war es hier so dunkel, dass Amberly kaum die Hand vor Augen sah. Äste peitschten ihr ins Gesicht und einige Male stürzte sie, doch sie rappelte sich wieder auf und lief weiter. Immer wieder sah sie sich um, spähte in die Dunkelheit und rechnete damit, dass die Vampire sie einholten. Dies geschah jedoch nicht. Stattdessen lief sie gegen etwas, verlor den Halt und stürzte. Sofort war ihr klar, dieses Hindernis war kein Baum gewesen, sondern ein lebendiges Wesen. Schnell kam sie wieder auf die Beine, als sie das gefährliche Knurren hörte. »Die Wölfe«, schoss es durch ihren Kopf und da stand der auch schon direkt vor ihr. Seine gelben Augen blitzten sie tükisch an und von seinen riesigen Fangzähnen tropfte, mit Blut vermischter, Geifer. Es sah aus, als hätte er gerade Beute gemacht und Amberly war genau in ihn hinein gelaufen. Und noch etwas sah sie. Dieser Wolf hatte kein Brandmahl auf der Brust. »Wie kann das sein?«, dachte sie panisch, »Michiru hat doch alle Werwölfe unterworfen oder getötet!« Obgleich es wohl keinen Unterschied mehr machte. Ob nun ein Streuner ihr Leben beendete oder einer von Michirus Schoßhunden sie zurück zu den Vampiren schleppte. Sterben würde sie so oder so. Doch ihr Überlebenstrieb war ungebrochen und ihr kam eine haarsträubende Idee. Sie sprach mit dem Wolf. "Bist du hier um die Auferstehung zu verhindern?", fragte sie, "Ich weiss, für dich rieche ich nach Vampir, aber ich bin keiner!" Der Wolf sah sie an und regte sich nicht. Nur sein Knurren war verstummt. Amberly wusste nicht, ob er sie wirklich verstand, oder ob es ihn überhaupt interessierte, was sie zu sagen hatte, doch sie hoffte es. "Bitte glaub mir", sagte sie, "Wir sitzen im selben Boot du und ich, Wolf. Die Vampire wollen mich genauso töten wie dich!" Scheinbar verstand er, denn er bewegte sich weiterhin nicht. Dann jedoch plötzlich duckte er sich zum Sprung und Amberly stolperte rückwärts gegen einen großen Baum. Sie hörte noch, wie der Wolf sich vom Boden abdrückte und schloss ergeben die Augen. Dann vernahm sie ein dumpfes Geräusch und der Wolf jaulte auf. Vorsichtig öffnete sie die Augen. Keinen Meter entfernt stand Haruka und vor ihr kauerte der riesige Werwolf. Er wirkte angeschlagen, doch er knurrte leise, als die Vampirin langsam um ihn herum schritt. "Du weisst, was du getan hast, Wolf?" zischte die Blondine gefährlich, "Und du weisst, ich kann das nicht durchgehen lassen!" Langsam erhob der Wolf sich und senkte seinen Kopf. Als Haruka ihn umrundet hatte und direkt vor ihn stehen blieb, schloss er die Augen. Die Vampirin lachte amüsiert und tätschelte seinen Kopf. "Ich sehe du weisst auch, was gut für dich ist", sagte sie zufrieden und packte ihn urplötzlich grob im Nackenfell. Sie zog seinen Kopf nach hinten und funkelte ihn an. Die Angst in seinen Augen war deutlich zu sehen - selbst für Amberly, die, wie erstarrt, noch immer an den Baum gelehnt da hockte. "Lauf los und verbreite unter Deinesgleichen, dass ich zurück bin", knurrte Haruka, "Wer leben will unterwirft sich freiwillig!" Sie schleuderte ihn fort und er knallte gegen einen Baum. Sein kurzes Jaulen war mehr Wut als Schmerz. Während Haruka sich Amberly zuwand, rappelte er sich wieder auf, schüttelte sich kurz, duckte sich und sprang. Amberly riss entsetzt die Augen auf, so schnell ging alles. Sie kam nicht einmal mehr dazu zu schreien. Haruka jedoch fuhr herum, ihr Arm schnellte vor und das Jaulen, welches dann folgte, ließ Amberly das Blut in den Adern gefrieren. Sie hielt sich die Ohren zu und starrte völlig geschockt auf Haruka, die den Wolf direkt vor sich hielt. Seine Schnauze war nur Millimeter von ihrem Gesicht entfernt, doch die Kraft zuzubeißen hatte er nicht mehr. Ein kurzes, heftiges Zittern schoss durch seinen Körper und Haruka grinste ihn böse an. "Zu langsam, Wolf", flüsterte sie und stieß ihn von sich. Genau in der Sekunde winselte er nochmal leise auf und war längst tot, als er auf dem Boden aufschlug. In ihrer Hand hielt Haruka sein Herz, welches noch einen letzten Schlag tat, so schnell hatte sie es ihm aus dem Leib gerissen. Kurz stand sie noch so da, dann warf sie das Herz einfach weg und drehte sich langsam wieder zu Amberly. Die sah ängstlich zu ihr auf und selbst das sanfte Lächeln der Vampirin änderte nichts an ihrer Angst. Auch als Haruka ihr auffordernd die Hand hin hielt, wuchs ihre Angst eher, alsdass sie weniger wurde. Zögerlich ergriff Amberly dennoch ihre Hand und ließ sich von ihr auf die Beine ziehen. "Kein Wolf rührt dich an, solange ich in deiner Nähe bin", seuselte Haruka beinahe charmant und zog sie in ihre Arme, um ihr genau in die Augen sehen zu können. Amberly erwiederte den Blick scheu und einzig ihre Angst vor der gnadenlosen Vampirin hielt sie davon ab, in deren Augen zu versinken. "So ein hübsches Ding", flüsterte Haruka lächelnd, "Wäre doch schade, wenn dich ein Wolf zerreisst..." Sie strich Amberly eine Haarsträhne zurück und roch an ihrem Hals, um sie dann wieder verführerisch anzulächeln. Das Mädchen schluckte hart und wollte eigentlich nur eines. "Würdest...du mich bitte los lassen...?", brachte sie zaghaft hervor, "Diese extreme Nähe ist..." "Was?" hauchte Haruka und sah ihr tief in die Augen, "Zu viel für deine Sinne?" Amberly brachte nur noch ein Nicken zustande. Sie fühlte Harukas Körper ganz dicht an ihrem, fühlte die starke, besitzergreifende Umarmung, ihren heissen Atem und die unglaubliche Aura, die von ihr ausging. Sie weckte unstillbare Sehnsüchte und versprach unendliche Genüsse. Einzig ihr Herz, dass Michiru liebte, half ihr, dieser unglaublichen Verlockung zu widerstehen. Überraschenderweise jedoch, folgte Haruka ihrer Bitte und ließ sie aus der Umarmung frei. "Ich bin mir sicher, dieses Mal läufst du nicht davon", strich sie ihr stattdessen sanft durchs Haar. "Nein.... ich...", stammelte Amberly und wich etwas zurück. Weit jedoch kam sie nicht. Bereits nach dem zweiten kleinen Schritt hielt der große, alte Baum in ihrem Rücken sie auf. Kurz schielte sie zur Seite, stieß sich von dem Baum ab und wollte los laufen, doch Haruka drängte sie mit ihrem ganzen Körper an den Baum zurück, noch bevor Amberly denken konnte ' lauf! '. Erschreckt schrie diese auf und wollte die Vampirin von sich weg stoßen, doch die packte ihre Handgelenke und drückte sie seitlich ihres Kopfes ebenfalls an den Baum. "Nein...?", schnurrte sie verführerisch gefährlich, "Du läuft nicht weg? Keine Angst mehr vor mir...?" "Doch", presste Amberly hervor, "Sogar schreckliche Angst." "Angst, weil du mein Mädchen liebst?", wurde Harukas Lächeln zu einem Grinsen, "Oder weil du sie berührt hast?" Amberly schluckte und starrte sie entsetzt an. »Hätte der Wolf mich doch erwischt«, dachte sie, »Dann hätte ich es schon hinter mir...« "Na na", lächelte Haruka nun wieder, "Nicht einmal ich habe ihr widerstehen können. Wie solltest du armes, kleines Ding das schaffen? Außerdem...", sie küsste Amberly auf die Halsvehne und hauchte dann in ihr Ohr: "...können wir zwei doch auch unseren Spass haben..." Amberly schrie ängstlich auf, als sie im nächsten Moment Harukas Zähne an ihrem Hals spürte. Sie drehte den Kopf auf die Seite und schluchzte leise. Ihr ganzer Körper zitterte und sie wusste, jetzt und hier würde es enden. Kapitel 51: Die Macht der Vampire --------------------------------- 51. Die Macht der Vampire Die Vampirin biss nicht zu. Stattdessen hauchte sie nochmals einen Kuss auf die Stelle und blickte Amberly dann an. Die hatte den Kopf noch immer weg gedreht und erst nach Harukas leiser Aufforderung, drehte sie ihn langsam zu ihr. "Es...tut mir leid...", flüsterte sie erstickt. "Und...?", lockte Haruka schnurrend und sah sie abwartend an. Amberly schluckte und sah ihr fest in die Augen. "Nimm mein Blut als Entschädigung", brachte sie leise hervor. "Braves Mädchen", schnurrte Haruka in ihr Ohr und drückte sie noch fester mit ihrem Körper gegen den Baum, "Williges Blut bewirkt so viel mehr..." Dann bohrten die scharfen Zähne sich schmerzhaft in Amberlys Hals. Deren Körper verkrampfte sich merklich, doch kein Laut drang über ihre Lippen und als der Schmerz nachließ, trat an dessen Stelle eine unglaubliche Woge aus Magie, vampirischen Trieben und das Verlangen, dieses Gefühl nie wieder zu verlieren. Nun entwich ihr doch ein Seufzen und sie entspannte sich völlig. "Dein Blut ist wirklich etwas Besonderes", flüsterte Haruka angetan, "Und es gehört jetzt mir!" Sie ließ Amberlys Handgelenke los, drückte sie aber weiter mit ihrem Körper gegen den Baum. Ihre Lippen strichen etwas abwärts Richtung Schulter, wo ihre Zähne sich erneut in ihr Fleisch bohrten. Dieses Mal seufzte das Mädchen wohlig, legte ihre Hand in Harukas Nacken und atmete hörbar. "Ja, es gehört dir", wisperte sie, längst unfähig, sich Haruka noch zu entziehen, "Trink so viel du willst." Harukas Knie schob sich zwischen ihre Beine und wieder seufzte sie wohlig. Die Lippen der Vampirin küssten ihre Kehle aufwärts und Amberlys Atmung wurde noch deutlicher. "Michiru hat dich sicher unglaublich genossen...", flüsterte die Vampirin und sah sie mit leuchtenden Pupillen an, "Nur darum hat sie dich mir zum Geschenk gemacht..." "Und was ist mit dir?" hauchte Amberly, "Zufrieden mit ihrem Geschenk?" Haruka strich sich mit dem Finger etwas Blut von den Lippen und leckte es genussvoll ab. "Sehr", schnurrte sie, "Du hast gute Chancen dein Leben zu behalten, damit dein wundervolles Blut mir immer zur Verfügung steht." Sie gab Amberly etwas frei und fing an, deren Bluse langsam auf zu knöpfen. "Was tust du?", brachte die benommen hervor. "Hab keine Angst", wisperte Haruka und schmiegte ihre Wange an Amberlys, "Es ist nur ein kleiner Test..." Sie streifte dem Mädchen die Bluse ab und küsste ihre Schulter nahe des Halses. Ihre Hände legten sich auf ihre Hüften und wanderten langsam nach hinten, um Amberlys Rock zu öffnen. Mit einem leisen Geräusch rutschte er zu Boden. "Wunderschön...", flüsterte Haruka und fasste Amberly sanft am Kinn. Diese blinzelte sie, noch immer benommen, an und ihre Wangen hatten sich rot gefärbt. Nicht nur das, sondern auch ihre Haltung zeigte der Vampirin deutlich, dass Amberly sich schämte. Haruka grinste amüsiert und trat einen Schritt zurück, um das Mädchen genauer betrachten zu können. "Dein Wille ist sehr stark", sagte sie leise, "Und doch ist deine Gegenwehr zwecklos." Sie trat noch einen Schritt zurück und lächelte herausfordernd. In der nächsten Sekunde war Amberly voll da. Jedes auch noch so winzige Bißchen von Harukas Aura war verschwunden und damit auch die seltsame Benommenheit. Sie hielt sich die Hände vor die Brust und starrte die Blondine fassungslos an. "Und...?" schnurrte diese erwartungsvoll, "Wie lange kannst du widerstehen?" Amberlys innerer Kampf war ihr deutlich anzusehen. »Ich weiss sie wird mein Tod sein«, dachte sie, »Aber diese Sehnsucht zerrt so unglaublich an mir. Als würde jegliches Glück aus meinem Leben verschwinden, wenn ihre Nähe schwindet...« Es war, als wäre von jetzt auf gleich plötzlich alles einfach nur noch sinnlos, eine so unfassbare Leere hinterließ Harukas fehlende Aura. »Sie macht mir solche Angst«, sah sie in die leuchtenden Augen ihres Gegenübers, »Und doch fürchte ich noch viel mehr, dass sie nie wieder von meinem Blut trinkt...« "Das ist es, was dich schon immer so gefährlich gemacht hat", brachte sie leise hervor, "Dein Biss ist wie eine Droge. Wer einmal deine Zähne gespürt hat und wie du sein Blut trinkst, will dieses Gefühl immer wieder erleben." "Zugegeben, dass mir diese vorteilhafte Gabe von je her zu eigen war", grinste Haruka, "Obgleich es auch noch ein paar wenige andere meiner Art gibt, deren Biss diese Wirkung hat." "Dann...war es bei Michiru ganz genauso...", stellte Amberly fassungslos fest, "Was sie für Liebe hielt war einfach nur die Macht deines ersten Bisses, der sie sich einfach nicht mehr entziehen konnte?" Haruka grinste kühl und trat wieder ganz dicht an Amberly heran. Dieses Mal jedoch wirkte ihre Nähe nicht im geringsten anziehend auf diese. "Was glaubst du?" schnurrte sie überheblich und in der nächsten Sekunde überflutete Harukas magische Aura sie so frontal, dass sie seufzend den Kopf in den Nacken legte und kurz ihre Augen schloss. Haruka nagelte sie erneut mit ihrem Körper an den Baum und knabberte kurz an ihrem Ohr, was ihr einen weiteren Seufzer entlockte. "Du hasst mich, nicht wahr?" flüsterte sie und glitt mit der Zunge über die Bisswunde von vorhin. So benebelt Amberly auch von Harukas Vampircharme war, so sehr deren Berührungen sie auch zum Beben brachten und unglaubliches Verlangen in ihren Körper trieben und so willig auch ihre Stimme klang, nickte sie dennoch. "Ja", stöhnte sie kaum hörbar, "Ich hasse dich! Ich hasse dich, weil du mir das antust und ich hasse dich, weil Michiru dich will und nicht mich..." "Gut...", schnurrte Haruka, "Dieses Spiel beginnt Spaß zu machen..." Wieder glitt ihre Zunge über Amberlys Hals und die legte mit einem Seufzen willig den Kopf auf die Seite. "Tu es endlich", bettelte sie beinahe, "Sonst..." "Sonst was?" blitzte Haruka sie an. Amberly erwiederte kurz ihren Blick und sprang ihr dann regelrecht an den Hals. Sie schlang die Arme um ihren Nacken, reckte sich ihr noch ein wenig entgegen und küsste ihre blutigen Lippen. Haruka grinste nur, löste Amberlys Arme von ihrem Nacken und drückte sie ein kleines Stück von sich weg, um ihr wieder in die Augen sehen zu können. "Du gehörst mir", wisperte sie gefährlich, "Zweite Runde!" Sie nahm jeglichen Einfluss von ihr, schlang einen Arm um ihre Taille, zog sie heran und schlug ihre Zähne in Amberlys Brustansatz. Die schrie auf und versuchte, sich von der Vampirin weg zu drücken, was jedoch vergeblich war. Es gab kein Entkommen vor dem Schmerz und als er endlich nachließ, verließ sie auch die Kraft. Hätte Harukas Arm sie nicht am Rücken gehalten, wäre sie einfach hinten über gekippt. So hatte diese sie in eine Position gebracht, in der jede Gegenwehr eh keinen Sinn gemacht hätte. Mit dem Öberkörper weit nach hinten in Harukas Arm gelehnt, fanden ihre Füße keinen festen Halt mehr am Boden. "Bitte töte mich", presste Amberly kaum hörbar hervor, "Dieses Verlangen nach dir bedeutet endlose Qual für mich..." Haruka hob den Kopf ein wenig und blitzte sie zufrieden mit ihren leuchtenden Augen an. Ihr Kinn lehnte in einer Pfütze aus Blut zwischen Amberlys Brüsten und ihre untere Gesichtshälfte sah aus, als hätte sie mit den Zähnen ein Stück Wild gerissen. "Dann lerne, es zu genießen", schnurrte sie eisig, "Wir werden noch eine ganze Menge Spass miteinander haben..." Sie senkte den Kopf wieder und biss erneut zu. Amberly seufzte schmerzlich und schlang ihre Arme um Harukas Nacken. »Michiru«, dachte sie und eine Träne bahnte sich den Weg über ihre Wange, »Warum?« Michiru hockte auf dem Altar und kraulte einem der Werwölfe den Kopf, als Haruka zu ihr zurück kehrte. Sie trug Amberly auf den Armen, die aussah wie tot. Sofort roch Michiru ihr Blut und sah die mehrfachen Bisswunden auf ihrem, fast nackten, Körper. "Ich sehe, du hattest deinen Spass mit ihr", grinste sie, als die Blondine vor ihr stehenblieb. "Und ich sehe, du machst Schoßhündchen aus unseren neuen Wachhunden", grinste diese zurück, "Böses Mädchen..." "Was sollte ich denn tun?" hüpfte Michiru vom Altar, "Was du mich hast spüren lassen hat eben mein Bedürfnis nach Nähe geweckt und er hat so schönes, weiches Fell..." Sie umklammerte Harukas rechten Oberarm und sah sie an, wie ein naives Schulmädchen. "Ich musste doch schon so lange auf dich verzichten," Dann schenkte sie ihr einen unschuldigen Augenaufschlag, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste sie. Haruka erwiederte, obwohl Amberly noch immer, wie tot, in ihren Armen hing. "Glaubst du, sie hält den Sprung überhaupt noch durch?" deutete Michiru nach dem Kuss auf sie. Haruka sah nachdenklich auf das bewusstlose Mädchen. "Ich habe wohl etwas übertrieben", klang ihre Stimme ebenso nachdenklich, "Aber sie hält das schon durch und daheim bekommen wir sie sehr schnell wieder aufgepäppelt. Wissen die Wölfe bescheid?" Michiru nickte. "Sie wissen, was sie zu tun haben und kehren danach zu uns zurück." "Gut", nickte auch Haruka, "Dann bring uns mal nach Hause." Nichtmal eine Sekunde später standen sie im Schlafzimmer der Villa und Michiru ließ ihren Arm los. "Es fühlt sich gut an, wie du meine Zigeunermagie nutzt", grinste Haruka beinahe anzüglich, "Fast so gut, wie die Vereinigung deiner und meiner Macht." Sie warf Amberly auf das große Bett und drängte Michiru an die nächste Wand zurück. "Wie hat es sich mit ihr angefühlt?", klang ihre Stimme gefährlich lüstern, "In eurem Fall hast du es ja zum ersten Mal aus meiner damaligen Position erlebt. Wie hat diese Macht sich angefühlt...?" "Unglaublich gut", keuchte Michiru leise, als Haruka ihren Hals küsste, "Beinahe so gut wie das, was du mich jetzt gerade fühlen lässt. Bitte lass mich nicht länger warten." Haruka lachte leise und biss genüßlich zu. Ganz langsam bohrten ihre Zähne sich in Michirus Hals und die konnte kaum noch an sich halten. "Bitte", stöhnte sie leise, "Ich will dich so sehr..." Haruka hörte auf zu trinken und hob sie hoch. Sie trug sie zum Schreibtisch, fegte diesen mit einem Arm leer und setzte Michiru darauf ab. Da diese ihren Nacken noch umschlungen hielt, waren ihre Gesichter sich ganz nahe. "Nicht so sehr wie ich dich...", hauchte die Blondine begehrlich, küsste sie verlangend, zeriss ihr Kleid und drückte sie mit ihrem Oberkörper nach hinten. Michiru seufzte erstickt in den Kuss, griff in Harukas Hemd, das eine Sekunde später auch nur noch ein Fetzen war. Ihre Fingernägel hinterließen blutige Striemen auf dem Rücken der blonden Vampirin und der Geruch ihres Blutes versetzte Michiru in einen noch größeren Rausch. Haruka erging es nicht anders und sie küsste sich zielstrebig zu Michirus Brüsten hinab. "Beiss endlich zu", bettelte diese, doch die Blondine tat es nicht. Sie deutete die Bisse lediglich an und ließ ihre Zunge jeden Millimeter Haut streicheln. Je unkontrollierter Michirus Keuchen wurde, desto tiefer wanderte sie abwärts, verteilte gekonnte Liebesbisse mit ihren Reißzähnen und wurde immer zielstrebiger. Als sie Michirus Bauchnabel erreichte hielt sie kurz inne, griff nach deren Slip und zerfetzte ihn kurzerhand, was diese jedoch ebenfalls mit einem lustvollen Stöhnen quittierte. Als Haruka ihre Hüften umfasste und sie näher zu sich zog, hielt sie es kaum noch aus. "Bitte", flehte sie atemlos, "Beiss zu!" "Das letzte Wesen das so über dir stand, war ein Mann der Kirche...", wisperte Haruka und brachte Michiru erneut zum aufstöhnen, als sie kurz leicht in ihre Hüfte biss, "Eigentlich müsste ich dich dafür bestrafen..." Sie biss wieder leicht zu und genoss es unendlich, Michirus Verlangen immer höher zu treiben. Damit brachte sie auch sich selbst in einen derartigen Rausch, wie sie ihn nie zuvor gefühlt hatte. "Aber du hast das ganz allein für mich getan", flüsterte sie verheissungsvoll, "Also lass ich diese unschöne Erinnerung jetzt für immer verblassen..." Ihre Zähne gruben sich in Michirus Hüfte und die verlor sich dadurch vollkommen im Rausch des Blutes. All ihre Sinne nahmen nur noch Haruka wahr und das Aufeinander prallen ihrer beider Energien. Als das Bewusstsein langsam wieder zurück kehrte, wusste Amberly im ersten Moment gar nicht, was geschehen war. Erst als sie Michirus Stimme hörte, war alles auf einen Schlag wieder da. Und was sie noch hörte, ließ sie geschockt die Augen auf reißen. Sie wollte aufspringen und weg laufen, doch sie schaffte es nicht. Ihr Körper war derart erschöpft und ausgelaugt, dass sie es gerade Mal in eine sitzende Position schaffte und dann kraftlos mit dem Rücken ans Kopfteil des Bettes sackte. »Bitte nicht«, dachte sie, »Zwing mich nicht dazu, das ertragen zu müssen...« Sie schloss die Augen und biss die Zähne zusammen. "Bitte...beiss zu...", hörte sie Michirus Betteln und presste sich die Hände auf die Ohren. »Warum tut sie das?« schrie alles in Amberly, »Ist sie wirklich so grausam?« Wie ein Häufchen Elend saß sie zusammen gekauert da, hielt Augen und Ohren zu, kämpfte gegen den Schmerz in ihrem Inneren und suchte verzweifelt einen Weg, dieser Hölle zu entkommen. Leider gab es diesen Weg nicht. Wenn sie ihre Augen auch geschlossen halten konnte, so konnte sie ihre Ohren noch so sehr zu halten - Michirus Ergebenheit war nicht zu überhören. »Will sie mich bestrafen?«, wurde der Schmerz in ihr immer größer, »Oder einfach nur quälen?« Sie kämpfte hart gegen die Tränen, konnte kaum richtig Atem holen und es zerriss sie innerlich. Dennoch drang kein Laut über ihre Lippen und sie verkrampfte sich so sehr, dass sie am ganzen Leib zitterte. Eine oder zwei Minuten hockte sie so da, dann vernahm sie derart lüsterndes Stöhnen Michirus, dass es ihr durch Mark und Bein schoss, wie Blitze auf ihr Herz zuraste und es zu zerfetzen drohte. Sie löste ihre Starre, riss den Kopf hoch und starrte schweratmend Richtung Schreibtisch. »Es reicht! Du hast gewonnen!« wollte sie schreien, doch sie konnte nicht, »Bitte erlös mich - ich flehe dich an!« Sie wollte. Sie wollte schreien - doch sie konnte nicht. Sie wollte aufspringen und Haruka von ihr fort reissen - doch sie konnte nicht, sie einfach nur wegsehen - doch sie konnte nicht. Und als sie die blutigen Striemen auf Harukas Rücken sah, konnte sie sich auch nicht mehr kontrollieren. Ganz deutlich kroch die Magie des Vampirblutes in ihr hoch, sie glaubte, es riechen zu können und wusste, es war die Erfüllung aller Sehnsüchte. »Ich will ihr nicht unterliegen«, kämpfte sie gegen die magische Woge, die sie überfluten wollte, »Ich hasse sie und werde niemals ihre willige Dienerin sein!« Ihr Atem beschleunigte sich, ihr Hals wurde trocken und ihr, sowieso schon sehr geschwächter, Körper drohte, völlig zu versagen. Sie zitterte heftig, konnte sich nicht mehr rühren und hatte schliesslich nur noch einen Gedanken. »Ihr Blut ist meine Rettung«, war sie sich sicher, »Nein! Es ist meine Vedammnis...«, war sie sich noch bewusst, dann überrollte die Woge sie. Michirus Finger suchten nach Harukas Haar und griffen hinein. Sie spürte, wie diese ihr Blut trank, hörte, wie sie es schluckte, nahm jede kleinste Berührung tausendfach wahr. All ihre Sinne waren messerscharf und übertrafen bei weitem die, jedes bekannten Raubtieres. Und all diese Sinne verzerrten sich nach der blonden Vampirin. Zu lange war sie von ihr getrennt gewesen und zu lange war sie dem galaktischen Blutrausch, den einzig Haruka und sie zu schaffen in der Lage waren, nicht mehr erlegen gewesen. Dieses Mal war er stärker, als je zuvor und ließ sie nur noch eines wollen. "Gib mir mehr...", ächzte sie leise und zog die Blondine an den Haaren zu sich hoch, "Gib mir dein Blut..." Sie zog sie noch näher, um sich in einem blutigen Kuss mit ihr zu vereinen. Haruka erwiederte beinahe gierig und als Michiru die Arme um ihren Nacken schlang, richtete sie sich wieder auf und zog ihre Gespielin so wieder in eine sitzennde Position. "Dieser Rausch ist unglaublich", presste die Blondine atemlos hervor, als ihre Lippen sich kurz trennten, "Dafür hat es sich gelohnt zu sterben!" Sie holte sich noch einen heißblütigen Kuss und bot Michiru dann ihren Hals dar. "Nimm es dir, mein dunkler Engel", hauchte sie, "Vereine unsere Mächte endgültig miteinander und lass uns für immer Eins werden..." Sie legte die Hand in Michirus Nacken und zog sie ganz an ihren Hals heran. Diese biss beinahe gierig zu und ließ nicht mehr los. Ihre nackten Oberkörper eng aneinander gepresst verharrten sie beide im Bann der unglaublichen Macht, welche sie durchflutete. Als die Woge nachließ strich Haruka Michiru übers Haar. Diese ließ noch immer nicht los und die Blonde genoss das Gefühl ihrer Zähne in ihrem Fleisch. Sie genoß das Gefühl, wie ihr Blut über ihre Schulter ihren Rücken hinab rann und sie genoss, wie es nach vorn ihren Brustkorb hinab lief und sich zwischen ihren Körpern verteilte. Als Michiru den Biss endlich löste, seufzte sie wohlig und sah dieser sofort in die Augen. "Ich will dich", schnurrte sie wie eine Raubkatze und nahm sich einen fordernden Kuss. »Ich weiss du siehst zu«, heizte der Gedanke sie fast noch mehr an, »Ich fühle dein Vangen nach meinem Blut seit du aufgewacht bist...« Sie öffnete ihre Hose, als Michirus Hand sich den Weg nach unten suchte und ermöglichte es dieser so, direkt in die Hose hinein, zwischen ihre Beine zu gleiten. »Sieh hin«, triumphierte sie innerlich, »Sie gehört allein mir!« Dann warf sie mit einem wohligen Seufzen den Kopf in den Nacken, hielt den Mund geöffnet und schnellte wieder vor, um ihre Zähne in Michirus Schulter zu schlagen, was wiederum die genußvoll aufstöhnen ließ. Während ihre Finger sich geschickt zwischen Harukas Schenkeln bewegten, trank diese ihr Blut, was beide sehr schnell an die Grenze jeder Erregung trieb. Als die blonde Vampirin kurz vor der Explosion den Kopf in den Nacken riss und Michirus Namen keuchte, schleuderte sie damit Blutstropfen bis auf das große Bett. Sofort biss Michiru in ihren Hals und die blonde Vampirin gab ein animalisches Gräusch von sich. Ihre Arme schlossen sich um Michiru und sie verbiss sich in deren Schulter, als ihre zarten Finger zusammen mit dem begehrlichen Biss, sie zum Höhepunkt brachten. Amberly schluckte immer heftiger. Es fühlte sich an, als würde sie verdursten und obwohl ihre Gedanken ihr nach wie vor sagten, wie sehr sie Haruka hasste und das sie sie am liebsten töten würde, verzehrte alles andere von ihr sich nach dem Blut der Vampirin. Obwohl es sie schmerzte zu sehen, wie sehr Michiru diesen blutigen Liebesakt mit ihr genoss, sehnte sie sich gleichzeitig danach, in genau diesem Moment an Michirus Stelle zu sein. Ihr Atem wurde ganz flach und sie biss sich begehrlich auf die Lippe, als die beiden Vampirinnen sich ineinander verbissen und Haruka, die gefährlichste Vampirin die es je gab, einige Sekunden lang Michirus sanften Fingern erlag und vollkommen ihr gehörte. Sie wusste, hätte sie die Kraft gehabt aufzustehen, wäre sie auf keinen Fall geflohen. Sie wollte fühlen, was die Vampirinnen fühlten, wollte Harukas Blut trinken und das sie und Michiru ihr Blut tranken. Als ihr Blick die frischen Blutstropfen auf der Satindecke entdeckten, zuckte ein Blitz durch ihren Körper. »Michiru«, ging es durch ihren Kopf, »Ich will für immer bei dir sein. Auch wenn ich dafür ihre willige Dienerin sein muss!« Sie hob den Kopf und wollte etwas sagen, doch sie verschluckte es sofort. Haruka hatte sich von Michiru gelöst küsste stattdessen verlangen über Michirus Bauch. Die lag zurückgelehnt auf die Ellenbogen auf dem Schreibtisch, hatte den Kopf in den Nacken gelegt, die Augen geschlossen und ihr Körper verbarg nicht im geringsten, wie sehr er nach Haruka verlangte. Amberly schluckte hart, doch dieses Mal nicht, weil sie nach Harukas Blut dürstete. Dieses Mal war es, weil sie genau sah, wie Harukas Lippen immer weiter abwärts glitten, während ihre Hände sich auf Michirus Hüften legten und auf die Schenkel hinunter glitten. Sie sah, wie Michiru diese Berührungen genoss, hörte ihre erregte Atmung und hatte in diesen Moment nur noch einen einzigen Gedanken. »Ich hasse sie!« verfluchte sie Haruka innerlich, »Um jetzt an ihrer Stelle sein zu dürfen, würde ich ihr meine Seele verkaufen...« Haruka kniete zwischen Michirus Beinen vor dem Schreibtisch, hielt deren rechtes Bein fest und küsste die Innenseite ihres Oberschenkels. Michiru stöhnte lüstern und hob den Kopf, um mit glühenden Pupillen den Blick ihrer Gespielin zu suchen. Diese erwiederte den Blick, grinste verschlagen und bohrte ihre Zähne direkt an der Leiste in Michirus Oberschenkel. "Zu nah", bäumte Michiru mit einem derart schmutzigen Stöhnen den Oberkörper auf, das Amberlys Hände sich ins Bettzeug krampften und sie Haruka ein weiteres Mal verfluchte. "Ruka...bitte...", flehte Michiru um Erlösung. Die löste langsam ihre Zähne aus Michirus Schenkel und strich mit den Lippen nur noch ein wenig nach links. Die Augen immer wieder nach oben gerichtet, um jede, noch so kleine Reaktion Michirus zu sehen, suchte ihre Zunge langsam Michirus empfindlichsten Punkt. Als sie ihn erreichte und sanft massierte, bäumte Michiru sich erneut stöhnend auf, ließ dann den Kopf wieder in den Nacken sinken und ihre Hände krallten sich am Schreibtisch fest. »Ich hasse dich so sehr...«, dachte Amberly, denn Michirus Reaktionen zeigten, mehr als deutlich, dass sie nicht mehr lange brauchen würde, Haruka zu erliegen. Diese wusste das auch und ließ gekonnt ihre Finger die Zunge ersetzen und Michiru weiter antreiben. Ein zufriedenes Grinsen von ihr und ihre Zähne gruben sich ein weiteres Mal ganz nahe der Leiste in die Innenseite ihres Oberschnkels und trieben Michiru dazu, Amberly überdeutlich zu zeigen, wie grenzenlos verfallen und ergeben sie der blonden Vampirin war. »Und wieder Punkt für den Vampir«, grinste Haruka, als sie Michiru danach in den Armen hielt, »Dritte Runde!<< Kapitel 52: Ein neues Leben --------------------------- 52. Ein neues Leben Amberly hatte sich in Fötus Stellung zusammen gekauert, hielt sich die Ohren zu und lag zitternd da. Zum einen frass der Hass auf Haruka sie beinahe auf. Zum anderen sehnte sie sich so sehr nach deren Blut. Sie wusste nicht, ob sie würde widerstehen können, wenn die Vampirin es ihr anbot. »Mach dir nichts vor«, quälten ihre eigenen Gedanken sie, »Entweder das oder sie tötet dich.« Andererseits, wenn sie das gewollt hätte, hätte sie es längst tun können. Amberly war ihr von Anfang an hilflos ausgeliefert gewesen und hatte ihr, mehr oder weniger freiwillig, ihr Blut gegeben. »Vielleicht war genau das mein Fehler«, dachte sie verzweifelt, »Vielleicht hätte sie mich getötet, wenn ich es nicht getan hätte. Dann hätte ich mir all das hier erspart.« Irgendwann fing die Stille im Raum an, sie erst misstrauisch und dann neugierig zu machen. »Vielleicht dachten sie, ich bin noch bewusstlos und sind gegangen«, keimte etwas Hoffnung in ihr auf. Langsam löste sie ihre Fötusstellung und richtete sich ein wenig auf. Sofort traf es sie gleich wieder doppelt mit voller Wucht. Die beiden Vampirinnen standen eng umschlungen da und küssten sie innig - was einen Stich ins Herz zurfolge hatte, der wiederum den Hass auf Haruka steigerte und zum anderen drehte eben genau jene, Amberly ihren blutigen Rücken zu - was das Verlangen nach diesem Blut schlagartig so stark werden ließ, dass sie bereit war alles zu tun, was Haruka verlangte, um es zu bekommen. In diesem Augenblick lösten die beiden Vampirinnen sich voneinander und Amberly drückte sich erschreckt zurück ins Bett. Sie versuchte wieder genau die Position einzunehmen,welche sie beim Erwachen gehabt hatte und hoffte, so vortäuschen zu können, noch ohnmächtig zu sein. Als sie hörte, wie Michiru sich unter die Dusche zurück zog, wurde ihr flau im Magen. »Du konntest die ganze Zeit nicht genug von ihr bekommen, Michiru", dachte sie verzweifelt, »Warum lässt du mich jetzt hier mit ihr allein?« Sie traute sich kaum zu atmen und erst Recht nicht, die Augen zu öffnen. Ganz sicher würde die blonde Vampirin Michirus Abwesenheit nutzen, sich Amberly zu zuwenden. Und das sie die Show der Bewusstlosen lange glaubhaft rüber bringen konnte, war mehr als unwahrscheinlich. »Bitte komm nicht her«, dachte Amberly gerade noch, da spürte sie deutlich Harukas Nähe. So gerade eben noch konnte sie ein erschrecktes Zucken verhindern, als sie einen leichten Hauch auf ihrer Schulter fühlte. "Ich weiss, dass du längst aufgewacht bist", hörte sie die lockende Stimme der Vampirin in ihr Ohr flüstern, "Ich hoffe, du hast es genaus so sehr genossen, wie ich..." Sie richtete sich auf und wartete auf Amberlys Reaktion. Die lies nicht lange auf sich warten. Zwar regte Amberly sich zuerst nicht und öffnete auch nicht die Augen, aber ihre Worte waren klar und deutlich. "Du bist ein viel schlimmeres Monster, als alle Geschichten von dir Glauben machen könnten", sagte sie verächtlich und öffnete die Augen, um Haruka anzusehen. Zu ihrer Überraschung war die wieder normal gekleidet und rein von Blut, als hätte sie gerade geduscht. Amberlys Worte entlockten ihr ein Lachen und sie setzte sich auf die Bettkante. "Nettes Kompliment", grinste sie, "Und dennoch liebt Michiru mich." "Liebe?", pustete Amberly verächtlich, "Sie liebt dich nicht! Du hast sie mit deiner Magie verhext und abhängig gemacht von dir und deinem Blut. So, wie du es immer getan hast und immer tun wirst. Du nimmst dir, was du willst, ohne jede Rücksicht und redest dir dann auch noch ein, sie würde dich lieben!" Sie sah Haruka direkt in die Augen, doch es kam nicht die geringste Reaktion. "Was treibst du jetzt wieder für ein Spiel?" fragte Amberly, "Die Ruhe vor dem Sturm?" Sie hatte damit gerechnet, dass die Vampirin sie bestrafen würde für ihre klaren Worte, doch diese zuckte nur kurz mit den Achseln und grinste. "Weiter", sagte sie, "Ich würde sehr gerne hören, was du noch alles zu sagen hast, kleines Mädchen." Sie lehnte sich über Amberly und kam ihrem Hals mit den Zähnen ganz nahe. Diese atmete ängstlich ein und hielt die Luft an. Haruka lachte leise amüsiert und hauchte einen flüchtigen Kuss auf ihre Kehle, wobei diese kurz leise aufschrie. Sie blieb über Amberly gebeugt, zwang dieser ihre, in den Wahnsinn treibende Nähe auf, pustete hin und wieder über deren Haut und genoss ihr Spielchen mehr als deutlich. "Na los sag schon", forderte sie das Mädchen beinahe neckisch heraus, "Sag mir, warum Michiru mich nicht liebt und warum sie mit dir besser dran wäre!" Sie drehte den Kopf ein wenig und sah Amberly genau in die Augen. Einen Moment lang regten beide sich nicht. Sie sahen sich nur tief in die Augen, ohne ein Wort. Nach etwa einer halben Minute fing Haruka an zufrieden zu grinsen. "Du kannst es nicht", sagte sie leicht verächtlich, "Denn du weisst, dass du mir nicht im geringsten das Wasser reichen kannst..." Sie senkte langsam wieder den Kopf und küsste Amberly kurz auf die begehrte Stelle am Hals. Dieses Mal erschrak diese nicht und nahm es einfach nur zitternd hin. "Wie fühlt es sich an, so sehr nach meinem Blut zu verlangen?" streute die Vampirin noch weiteres Salz in die Wunde, "Mich so zu hassen und gleichzeitig so zu wollen?" Wieder küsste sie die begehrte Stelle. Sofort griff Amberly fest in ihre Haare und hielt sie so direkt an ihrem Hals. "Tu es", befahl sie beinahe, "Beiss zu und töte mich! Dann hat das Alles endlich ein Ende." Harukas Augen glühten auf. Nur eine kurze Bewegung und sie war sowohl frei, alsdass sie auch beide Arme Amberlys über deren Kopf, mit einer Hand ans Bett nagelte. "Heisst, du gibst wirklich schon auf?" fragte sie beinahe etwas enttäuscht, "Ich hatte sehr viel mehr von dir erwartet." Sie ließ Amberly frei, drehte sich etwas weg, hob den linken Arm und schlitze sich mit einer schnellen Bewegung ihre Pulsader auf. Amberly spürte sofort die unglaubliche Magie. Sie sah das Blut hervorquellen und vergaß einen Moment lang alles. Selbst Michiru war aus ihren Gedanken verschwunden. "Ich könnte dich heilen...", flötete Haruka unschuldig und ließ sich provokant ihr eigenes Blut in den Mund laufen, "...dir deine ganze Kraft zurück geben, damit du nicht mehr hilflos daliegen musst, während Michiru und ich so unendlich viel Spass haben...aber du willst mein Blut ja nicht, weil du mich so hasst...", sie leckte demonstrativ über die Wunde, "Lieber stirbst du, wie wertloses Nutzvieh es eben tut, als ausgerechnet mich um mein Blut zu bitten. " Amberly ertrug den Anblick kaum. Alles in ihr schrie danach, auch etwas von diesem Blut zu bekommen. Selbst ihr geschwächter Körper schien nochmal alle Kraft zu mobilisieren weil er wusste, dieses Blut würde ihn wieder stärken. Doch ihr Herz leistete Widerstand. Suggestierte ihr, daß Haruka ihr Todfeind war und auch das Einzige, was zwischen ihr und Michiru stand. "Du bist bemerkenswert stark", drang Harukas Stimme an ihre Ohren, "Eigentlich schade um dich." Mit einer Handbewegung schloss sie die Wunde an ihrem Handgelenkt und grinste Amberly überheblich an. "Du kannst gehen und bist frei", sagte sie kalt, "Wenn deine Beine dich tragen sollten..." Sie wand sich ab und ging zur Zimmertür. Ohne Amberly noch die geringste Beachtung zu schenken, öffnete Haruka sie und wollte das Schlafzimmer gerade verlassen, als die Stimme des Mädchens sie zurück hielt. "Bitte gib es mir", sagte sie beschämt, aber hörbar. Über Harukas Lippen huschte ein "ich wusste du widerstehst mir nicht" Grinsen und einige Sekunden lang genoss sie ihren weiteren Sieg. Dann ließ sie das verräterische Grinsen verschwinden, drehte sich um und kam zurück ins Zimmer. "Was soll ich dir geben?", schnurrte sie lauernd, während sie den letzten Meter zu dem geschwächten Mädchen auf dem Bett zurück legte. Dort angekommen beugte sie sich etwas zu ihr hinab, sah ihr tief in die Augen und präsentierte lächelnd ihre Zähne. "Sag es", wisperte sie, "Sag, dass du mein Blut begehrst und du sollst es haben..." Amberly schluckte hart. Sie wusste sie war dabei, dem Teufel ihre Seele zu verkaufen, doch sie wusste auch, sie konnte nicht länger widerstehen. Haruka würde sie in diesem geschwächten Zustand hier liegen lassen und sie ohne Unterlass diesem entsetzlichen Verlangen nach deren Blut aussetzen. Sie würde sie nicht sterben lassen, um ihren Triumph endlos aus zu kosten. Wenn sie eine Chance habe wollte, diesem Schicksal zu entgehen, dann brauchte sie Harukas Blut, um wieder zu Kräften zu kommen. So war sie wenigstens nicht mehr vollkommen handlungsunfähig. "Bitte gib mir dein Blut", gab sie ergeben von sich, "Ich will nicht sterben." Haruka zog beinahe spöttisch den Mundwinkel nach oben und lehnte sich ganz dicht zu ihr. "Siehst du?", wisperte sie, "Es war doch ganz einfach..." Sie biss sich blitzschnell ins Handgelenk und riss sich eine tiefe Wunde. Dann hielt sie Amberly den Arm hin. Die griff sofort danach, zog sich etwas hoch und presste ihre Lippen gierig auf Harukas Puls. "Ganz ruhig", flüsterte die Vampirin zufrieden und setzte sich wieder zu ihr aufs Bett, "Gleich wirst du dich besser fühlen..." Bereits mit dem ersten Schluck fühlte Amberly sich besser. Und sie spürte ihre alte Kraft zurückkehren mit jedem weiteren Schluck. Einige Sekunden lang genoß sie das Gefühl, nicht mehr wehrlos zu sein, doch dann wurde ihr bewusst, dass sie wehrloser als jetzt, gar nicht mehr sein konnte. »So viel!«, schrie etwas in ihr, »Ich habe so entsetzlich viel von ihrem Blut getrunken! Was hab ich nur getan?« Sie stieß Haruka zurück und rutschte atemlos in die hinterste Ecke des Bettes. Mit dem Blick des getretenen Hundes starrte sie die Vampirin an und versuchte, ihren beinahe nackten, Körper zu verbergen. Haruka konnte sich ein amüsiertes Lachen nicht verkneifen. "Arme Unschuld vom Lande", grinste sie, "Glaubst du wirklich, es macht einen Unterschied, ob du ein paar Tropfen oder einen halben Liter trinkst?" Sie erhob sich und sah Amberly beinahe mitleidig an. "Seit dem ersten Tropfen gehörst du mir und der einzige Grund, warum ich es dir jetzt gegeben habe ist, dass Michiru sehr hungrig sein wird, wenn sie aus dem Bad kommt. Ich kann doch nicht riskieren, dass sie dich aus Versehen tötet!" Sie drehte sich um und ging einfach. "Du bist so verabscheunungswürdig", würgte Amberly beinahe hervor, "Irgendwann wird auch Michiru das begreifen und dann..." "Und dann?" war die Blondine in der nächsten Sekunde direkt bei ihr, hielt ihr Kinn fest und zischte sie mit glühenden Augen an, "Dann wirst du da sein? Und mit ihr für alle Ewigkeit glücklich werden?" Sie lachte und ließ das, völlig geschockte, Mädchen wieder frei. "Du willst mich also herausfordern?", verstummte ihr Lachen urplötzlich, "Dann sehen wir mal, wie lange du gegen mich und meine Magie bestehst!" Sie lehnte sich wieder etwas zu ihr vor und flüsterte verschwörerisch: "Michiru wird gleich zu dir kommen und sehr hungrig sein. Du weisst, was geschieht, wenn sie dein Blut trinkt und du bist dir auch klar darüber, das du gerade genug von meinem Blut getrunken hast, um diesem Blutrausch genau so sehr zu verfallen, wie ein Vampir? Und du weisst auch, dass nur hier bist und lebst, damit ich dich eine Ewigkeit lang dafür bestrafen kann, dass du sie auf diese Weise berührt hast." Sie richtete sich wieder auf und grinste Amberly überheblich an. "Was denkst du wohl, was ich alles mit dir machen werde, wenn du sie nochmal auf die Weise berührst...!?" Diese Mal verließ sie das Zimmer so schnell, das Amberly nicht reagieren konnte. Aber sie war sowieso viel zu geschockt, noch etwas zu erwiedern. Selbst als die Vampirin längst weg war, hockte sie noch genauso da und starrte ins Leere. »Ich bin verloren«, dachte sie, »Verdammt in alle Ewigkeit...« Ihr Blick wanderte zur Tür, durch die Haruka verschwunden war. Sie stand noch offen. Sollte sie einen Fluchtversuch wagen? Noch war Michiru im Bad und sie könnte sich davon schleichen. So leise nur möglich erhob sie sich. »Ich muss es wagen«, dachte sie, »Und wenn ich damit nur Zeit schinde. Aber wenn ich lange genug verhindern kann, von Michiru gebissen zu werden, dann finde ich in der Zeit vielleicht einen Weg zur Flucht.« Sie schlich zur Tür und spähte hinter sich, als sie dort ankam. Michiru konnte jeden Moment fertig sein und das Bad verlassen. »Jetzt oder nie«, trieb sie sich zur Eile an und verließ das Schlafzimmer. In der nächsten Sekunde schrie sie erschreckt auf. Direkt neben der Tür an der Wand lehnte Haruka arrogant wie immer und lässig, als hätte sie Amberly erwartet - was sie auch hatte. Als das erschreckte Mädchen zitternd dastand und sie anstarrte, grinste sie amüsiert vor sich hin. "Ich vergaß dich darauf hin zu weisen, dass es in diesem Haus nicht einen Platz gibt, an dem du dich vor uns verbergen könntest", sagte sie völlig trocken, "Ebenso kannst du dieses Haus nicht verlassen. Und solltest du - unwahrscheinlicher Weise - doch einen Weg finden, dann sei dir sicher, ich werde dich unerbittlich jagen. Und wenn ich dich erwische, dann wäre die Hölle ein Erholungsurlaub für dich!" Sie stieß sich lässig von der Wand ab und ließ Amberly einfach stehen. Zitternd hatte diese die Arme um ihren Körper geschlungen und kämpfte hart mit sich selbst, nicht weinend zusammen zu brechen. »Hoffnungslos«, war alles, was sie noch dachte, »Ich habe nicht die geringste Chance.« In diesem Moment legte sich eine Hand auf ihre Schulter und sofort fuhr sie herum. "Michiru", presste sie hervor, "Du hast mich erschreckt!" "So?" sah diese sie unschuldig an, "Das war nicht meine Absicht. Ich habe mich nur gewundert, wieso du halb nackt hier rum stehst. Als Haruka dich aufs Bett gelegt hat, wirkte es nicht, als würdest du so schnell wieder zu Kräften kommen." Sie grinste verschmitzt. "Aber wie ich sehe, hast du Harukas Blut getrunken. Das erklärt natürlich alles." Sie wischte mit dem Finger etwas Blut von Amberlys Kinn und steckte ihn sich genüsslich in den Mund. "Ihr Blut ist so unglaublich stark", schnurrte sie zufrieden, "Findest du nicht auch?" "Was soll das?" murrte Amberly, "Wieso bist du so freundlich zu mir? Beim letzten Mal hast du klar gestellt, ich sei bedeutungslos für dich und hast mich deiner blutrünstigen Geliebten zum Frass vorgeworfen! Was also soll jetzt diese Freundschaftsmasche?" Sie schob sich an Michiru vorbei ins Zimmer und ging zum Bett, auf dessen Kante sie sich setzte. "Also komm schon", brachte sie geschlagen hervor, "Hol dir mein Blut, damit Haruka mich danach dafür bestrafen kann." "Wie kommst du darauf, dass sie dich bestrafen würde?" trat Michiru zu ihr, "Oder das ich wollen würde, dass sie dich bestraft? Sie hat dich nicht getötet und mit her gebracht - du gehörst jetzt zu uns und genau das wolltest du doch!?" "Ich gehöre zu euch?" riss Amberly den Kopf hoch und blickte genau in Michirus Augen, "Du hast mich ihr ausgeliefert und es war dir egal, was sie mit mir macht. Soll ich das etwa einfach vergessen?" Sie sah ihr Gegenüber beinahe verzweifelt an. "Ginge es allein um dich, würde ich das sogar", sagte sie leise, "Für dich würde ich alles tun. Aber ich glaube nicht, dass Haruka es so sieht wie du. Sie wird mich irgendwann einfach töten und bis dahin durch jede Hölle gehen lassen, die sie erschaffen kann. Also nimm dir mein Blut und lass das Schicksal seinen Lauf nehmen." Sie legte den Kopf auf die Seite und schloss ergeben ihre Augen. Als sie jedoch Michirus Hand auf ihrer Wange spürte, blickte sie diese wieder an. "Nichts dergleichen wird geschehen", sagte sie beinahe mütterlich, "Haruka ist etwas hitzköpfig und ja - vielleicht übertreibt sie es auch gern, aber wollte sie deinen Tod, wärst du nicht hier." Sie fasste Amberlys Arm und zog sie hinter sich her Richtung Bad. "So und jetzt gehst du erstmal unter die Dusche", beschloss sie einfach, "Die Berührung von Wasser bewirkt wirklich Wunder und du wirst danach entspannter sein. Ich such dir etwas zum Anziehen raus und dann sehen wir weiter." Amberly blieb misstrauisch, doch sie tat, was Michiru verlangte und stieg unter die Dusche, während diese aus dem Bad verschwand, um Kleidung zu holen. Erstaunlicherweise schien das angenehm temperierte Wasser sie wirklich etwas zu entspannen. »Was für ein Spiel treiben die zwei mit mir?«, fragte sie sich, mit dem Unterarm an die Wand gestützt und den Kopf dagegen gelehnt. Ihr Blick fiel auf das blutige Wasser in der Duschwanne. »Wollen sie mich wirklich nur quälen und ihre Macht an mir demonstrieren? Oder steckt dahinter Methode? Könnte es irgendein Ziel geben, dass sie verfolgen? Wer sagt mir, dass Michiru mir nicht noch andere Dinge verheimlicht hat und da noch viel mehr ist, was sie mit mir vorhaben könnten?« In diesem Moment schlang sich von hinten ein Arm um ihren Bauch und sie zuckte erschreckt zusammen. "Michiru!" presste sie hervor, als diese sich fest an sie schmiegte und das Kinn auf ihre Schulter legte. »Bitte nicht«, flehte sie stumm, denn sie spürte jede Rundung Michirus in ihrem Rücken genau, »Wie soll ich mich dagegen wehren, wo ich dich doch so sehr will?« "Du riechst beinahe so gut wie Haruka...", drang Michirus Schnurren an ihr Ohr, "Ich bin so hungrig..." Ihr Arm gab Amberly frei, doch stattdessen sank ihre Hand zielstrebig zwischen deren Beine. "Nicht!", riss diese geschockt den Kopf in den Nacken und presste ihre Beine zusammen. In derselben Sekunde bohrten sich Michirus Zähne in ihren Nacken. Der Schmerz ließ sie zusammen zucken und kurz verkrampfen. Sehr schnell jedoch kam die Welle vampirischer Triebe und Amberly entspannte sich. Michirus Biss und wie sie ihr Blut trank ließen sie so deutlich spüren, dass sie wirklich ein Teil der beiden war, das Harukas Blut in ihr schnell an Macht gewann. Sie schloss die Augen, seufzte leise Michirus Namen und als sie ihre Augen wieder aufschlug, leuchteten sie wie die, der beiden Vampirinnen. »Diese Kraft...«, dachte sie, »Ich werde nicht einfach untergehen!« Sie legte den Kopf weiter seitlich, um Michiru das Trinken zu erleichtern, doch ihre Hand griff nach deren Arm und zog ihn nach oben. In Bauchhöhe ließ sie ihn ruhen und schloss wieder die Augen. "Nimm dir so viel du brauchst", flüsterte sie und presste sich fester an Michirus nackten Körper, »Für dich tu ich alles...«, formten ihre Lippen noch lautlos hinterher. Haruka lümmelte lässig auf der Couch, trank Sekt und hatte den Fernseher laufen, als Michiru das Wohnzimmer betrat. Sie wischte sich noch einen Rest Blut aus dem Gesicht und gesellte sich lächelnd zu ihrer Geliebten. "Na?", begrüßte die sie mit einem Kuss und zog sie auf ihren Schoss, "Ist ihr Wille doch stärker, als du dachtest, hm?" Sie grinste überheblich. Michiru kuschelte sich in ihren Arm und zog eine leichte Schnute. "Du brauchst gar nicht so selbstherrlich grinsen", murmelte sie, "Du hattest Recht und ich Unrecht. Sie ist viel stärker als erwartet." "Ich hoffe du hast ihr genug Blut gelassen", spielte Haruka mit einer Strähne von Michirus Haar, "Nicht, dass sie uns doch noch weg stirbt." "Warum ist es dir so wichtig, dass sie lebt?" hob Michiru den Kopf um sie anzusehen, "Unser Blut ist auch ohne ihres mächtig genug, dass Nichts uns mehr die Stirn bieten kann. Gefällt dir dieses Spielchen wirklich so sehr?" "Wenn du so lange gelebt hast wie ich", strich Harukas Hand durch Michirus Haar und über ihre Wange, "Dann bist du dankbar für alles, was du noch nicht kennst. Solche kleinen Spielchen machen die Jahrhunderte um einiges interessanter." "Wahrscheinlich hast du Recht", flötete Michiru nachdenklich, "Vielleicht hat sie ja wirklich ein paar Überraschungen auf Lager oder kann uns am Ende sogar noch wirklich nützlich sein." "Das meine ich", nickte Haruka, "Also wie viel Blut hast du ihr gelassen?" "Naja...", setzte Michiru sich auf und blickte die Blondine schuldbewusst an, "Ihre Zurückweisung hat schon ein bisschen an meinem Ego gekratzt..." "Bedeutet?" hakte Haruka nach, "Ich muss sie aus dem Bad aufsammeln und ihr noch etwas Blut geben?" Michiru grinste entschuldigend und zuckte mit den Achseln. "Vielleicht...ein ganz kleines bißchen...?" Haruka schüttelte resignierend den Kopf und erhob sich. "Die Kleine muss wirklich was aushalten", grinste sie, "Meine Spielchen und deine auch noch - das wird eine harte Zeit für sie." "Wenn sie durchhält, lohnt es sich vielleicht für uns", zuckte Michiru mit den Schultern, "Und wenn nicht, hatten wir wenigstens etwas Spass." "Dann will ich unser Spielzeug mal retten", nickte Haruka, "Am Ende ertrinkt sie noch unter der Dusche, weil so übertreiben mußtest." Sie verließ das Wohnzimmer und steuerte ihr Schlafzimmer im oberen Stock an. Als sie es betrat, lief die Dusche im Bad noch immer und von Amberly keine Spur. Ohne Zögern betrat Haruka das Bad und verdrehte kurz die Augen. "Du bist ja beinahe noch grausamer zu ihr als ich es bin, Chiru«, dachte sie und trat an die Duschwanne, um Amberly heraus zu heben. Die hockte da, benommen an die Wand gelehnt und war dem Tode definitiv näher, als dem Leben. "Na komm...", sagte Haruka leise und hob sie auf ihren Arm. Amberly wehrte sich nicht. Dafür fehlte ihr jegliche Energie. Kraftlos hing sie in den Armen der Vampirin und lehnte ihren Kopf an deren Schulter. "Ich hab sie nicht angefasst", hauchte sie kaum hörbar, "Dein Plan ist nicht aufgegangen. Ich habe sie nicht angefasst." "Ich weiss, du bist wirklich stark", sagte die Vampirin beruhigend und legte Amberly ins Bett, "Aber damit du nicht trotzdem noch draufgehst, musst du nochmal von meinem Blut trinken." "Nein", brachte Amberly vor, jedoch ohne wirkliche Gegenwehr, "Lass mich sterben! Bitte! Ich bin doch absolut bedeutungslos für euch und ihr könnt alles tun, wonach euch der Sinn steht. Ihr seid die freiesten Lebewesen, die es auf der Erde gibt. Ich aber werde niemals frei sein, also bitte, lass mich sterben." "Tut mir leid", streichelte die Vampirin ihr übers Haar und lehnte sich ganz dicht zu ihrem Gesicht, "Das kann ich nicht tun. Noch brauch ich dich." Sie fasste Amberly fest am Kinn und drückte so fest auf deren Kiefer, dass sie den Mund öffnen musste. Dann biss sie sich selbst wieder eine Wunde in den Puls und ließ ihr Blut in Amberly Mund tropfen. Als diese genug geschluckt hatte, heilte Haruka die Wunde und sah Amberly nochmal an. "Schlaf jetzt", sagte sie, "Dieses Mal wird es etwas länger dauern, bis du wieder bei Kräften bist. Ich konnte dir nur wenig geben, weil du sonst an meinem Blut gestorben wärst." Sie drehte sich um und ging. Im Türrahmen blieb sie kurz stehen und sah zu Amberly zurück. "Vierte Runde", lächelte sie und verschwand. Amberly folgte ihr mit den Augen, regte sich aber sonst überhaupt nicht. Selbst bei den letzten Worten Harukas nicht. Sie wusste, sie war nichts als ein Spielzeug für die zwei Vampirinnen, doch sie wusste auch, das sie nicht mehr die Kraft hatte für einen Fluchtversuch. Dieses war jetzt ihr neues Leben. Also schloss sie ihre Augen und fiel bald in einen unruhigen Schlaf. Kapitel 53: Rückkehr der Wölfe ------------------------------ 53. Rückkehr der Wölfe Als Amberly erwachte, fand sie sich in einem anderen Zimmer wieder. "Wie lange habe ich geschlafen?", murmelte sie, während sie sich umsah, "Und wer hat mich hierher gebracht?" Vage Erinnerungen sagten ihr, dass Michiru zu ihr unter die Dusche gekommen war und sie gebissen hatte. Dann erinnerte sie sich, dass jemand sie hochhob und an Harukas Geruch. "Sicher war sie das", murrte sie und sah unter ihre Decke. Sie war immernoch nackt und das bestätigte sie in ihrer Annahme. »Natürlich war sie das! Michiru würde mich sicher nicht so durch die Gegend schleppen.« Sie sah, dass am Fußende des Bettes Kleidung lag und stand langsam auf. Immer wieder sah sie nervös zur Tür und fürchtete, das diese sich gleich öffnete und eine der Vampirinnen herein kam. Dies geschah jedoch nicht und Amberly konnte sich ungestört ankleiden. »Ernsthaft?« fragte sie sich, als sie an sich hinab sah, »Hat sie wirklich derart geschmacklosen Humor?« Die schwarz-weisse Dienstmädchen Uniform betonte nicht nur jede ihrer Kurven, sie war auch viel zu knapp und zu kurz, alsdass sie darin hätte soetwas wie Hausarbeit auch nur in Erwägung gezogen. Zudem hatte sie nicht vor, das Dienstmädchen für die beiden Vampirinnen zu spielen. Jedenfalls nicht freiwillig. "Dann will ich mal nachsehen, was mich erwartet", trieb sie sich selbst an, das Zimmer zu verlassen. Langsam ging sie durch den großen Flur und sah sich dabei genau um. »Stinkreich ist sie auch noch«, kam es ihr abfällig in den Sinn, »Wahrscheinlich geht das alles auf Kosten der Menschen, die sie kaltblütig getötet hat.« Sie erreichte das Ende des Ganges und damit eine stilvolle, große Treppe. Zuerst sah sie sich genauer um und lauschte, ob sie von unten etwas hören konnte. Als sie weder etwas sah, noch hörte, setzte sie den Fuß vorsichtig auf die erste Stufe. Genauso so vorsichtig brachte sie die gesamte Treppe hinter sich und blieb an deren Fuß erneut stehen, um zu lauschen und sich um zu sehen. »Ob unsere beiden Vögelchen ausgeflogen sind?« fragte sie sich und sofort keimte wieder ein Fluchtgedanke in ihr auf. Wenn die Vampire wirklich nicht hier waren, dann konnte sie es vielleicht schaffen. Dafür musste sie aber zuerst sicher gehen, dass Haruka und Michiru wirklich nicht daheim waren. Also setzte sie sich wieder in Bewegung und entschied sich für den Weg links neben der Treppe. Dort gab es nur wenige Türen und gleich die ersten drei entpuppten sich als Abstellräume. In einem stand soetwas wie ein Generator und eine große Pumpe, in den beiden anderen alles mögliche Zeugs. Die vierte Tür war die letzte und als sie diese öffnete, führte eine Treppe nach unten. "Ein Keller?" murmelte sie, "Das heb ich mir besser für den Schluß auf." Sie kehrte um und betrat den Gang rechts neben der Treppe. Hier gab es mehr Türen, als auf der anderen Seite, doch hinter jeder die sie öffnete, befand sich ein Wohnraum, der im Dunkel lag. Als sie bei der vorletzten Tür die Klinke herunter drücken wollte, hörte sie etwas hinter der letzten Tür. »Sie sind also doch da«, dachte sie geschlagen, »Dann wissen sie wahrscheinlich auch längst, dass ich durchs Haus geister...« Sie trat vor die besagte Tür und lauschte kurz. Ganz deutlich konnte sie die beiden Vampirinnen reden hören. Sie verstand zwar nicht, was sie sagten, aber sie waren definitiv in diesem Zimmer. Langsam hob Amberly die Hand und wollte an die Tür klopfen, doch noch bevor sie dazu kam, hörte sie Harukas Stimme "Herein!" rufen. Amberly schluckte. Sie dachte daran, diesselbe Situation bereits mit Michiru gehabt zu haben. Und sie dachte daran, was sie nun wohl erwarten würde. Unbeholfen versuchte sie, die Uniform etwas nach unten zu ziehen, was sich als keine gute Idee erwies. Kaum bedeckte das Röckchen etwas mehr von ihren Oberschenkeln, da drohte oben alles heraus zu rutschen. Ärgerlich zupfte Amberly die Uniform also wieder etwas höher und erschrak beinahe zu Tode, als die Tür sich schwungvoll öffnete. "Ein bißchen knapp das Teil, hm?" grinste Haruka sie an, "Sieh zu das du herein kommst. Dein Kleidchen kannst du auch hier drinnen richten!" Sie trat beiseite und machte eine einladende Handbewegung. Als Amberly weiterhin zögerte, machte sie eine leichte Verbeugung und sagte: "Ich bitte die junge Dame einzutreten, da ihre Herrschaft ihr etwas mitzuteilen hat." Amberly schluckte und betrat das große Wohnzimmer. Nachdem ihr Blick Michiru gefunden hatte, konnte sie ihn nicht mehr abwenden. Diese lächelte sie so sanft an, dass sie alles um sich herum vergaß. "Setz dich", wies sie mit der Hand auf den Sessel ihr gegenüber. Das Mädchen reagierte nicht sofort. Erst als Haruka direkt neben Michiru Platz nahm und Amberly ihr, üblich amüsiert-arrogantes, Grinsen schenkte, fand diese zu sich und setzte sich ertappt. Sie sah die beiden Vampirinnen scheu an und wusste plötzlich nicht mehr, welche der beiden nun mehr Macht auf sie ausübte. "Wie lange habe ich geschlafen?" fragte sie schließlich, erstaunlich fest. "Fast zwei Tage und Nächte", antwortete Michiru ihr, "Tut mir leid, dass ich so übertrieben habe." Amberly schluckte. Sie dachte daran, wie Michiru unter die Dusche gekommen war und es gefiel ihr überhaupt nicht, dieses Thema in Harukas Anwesenheit auf den Tisch zu bringen. "Schon ok", winkte sie daher schnell ab, "Ich leb ja noch." "Dank mir", grinste Haruka und direkt fühlte Amberly sich noch unwohler. "Ja...", murmelte sie leise, "Danke." "Gern geschehen", lachte Haruka, der die Abneigung in Amberlys Stimme natürlich nicht entging, "Jederzeit wieder!" »Das gefällt dir du Teufelin«, dachte das Mädchen, »Dir auch noch dafür danken zu müssen, dass du mich zu deiner willigen Dienerin machst...« Einen Moment lang kam wieder Verzweiflung in ihr auf, doch dann dachte sie an das, was Michirus letzter Biss sie hatte spüren lassen. Diese unglaubliche Kraft und Stärke, die sie durchflutet hatte, während die Vampirin ihr Blut trank. Es war nicht hoffnungslos. Zwar bekam Haruka Macht über sie, weil Amberly deren Blut trank, doch dieses Blut stärkte sie auch. Es hatte sie bisher zwar nicht zu einem Vampir gemacht, aber ein normaler Mensch war sie auch nicht mehr. Egal wie versteckt und wie klein auch immer - ein vampirischer Keim war in ihr. »Du kriegst mich nicht klein«, warf sie Haruka einen deutlichen Blick zu, »Solange ich lebe werde ich gegen dich kämpfen!« Die Vampirin grinste, als hätte sie die gedachten Worte genau verstanden. Wahrscheinlich hatte sie das sogar, aber auch das war Amberly plötzlich egal. »Lies ruhig meine Gedanken«, dachte sie bei sich, »Ich werde dir nicht unterliegen.« "Was soll eigentlich dieser Fetzen hier?" fragte sie und zupfte an ihrer knappen Uniform herum, "Ihr wollt doch nicht wirklich, dass ich soetwas trage? Ich hätte Geschmackvolleres von euch erwartet. Ich meine, wenn man dieses Haus hier sieht, erwartet man einen gewissen Stil." "Ich sagte dir doch, leg ihr etwas Praktisches zurecht", stieß Michiru Haruka an, "Etwas, dass sowohl für sie, alsauch für uns praktisch ist." "Hab ich doch", grinste die Blondine unschuldig, "Sie weiss, wo sie hingehört und wir haben - zu einem netten Anblick - auch noch freien Zugriff auf frisches Blut zu jeder Zeit." "Ach du...", murrte Michiru gespielt eifersüchtig, "Bei Letzterem gehts doch wohl eher um dich als um mich." "Touché", lachte Haruka, "Ich dachte mir, wenn mein dunkler Engel mir schon so ein hübsches Geschenk macht, warum es dann nicht auch genießen?" Die beiden alberten herum und waren sichtlich guter Laune. In Amberly hingegen, wuchs der Wunsch, Haruka anzuspringen und ihr die Augen auszukratzen immer weiter. Sie trieb wirklich in jeder möglichen Situation ihr böses Spiel mit Amberly. Gerade als das Mädchen dachte, den Spott der blonden Vampirin nicht länger schlucken zu können, stand diese auf und kam zu ihr. "Entschuldige", sagte sie lachend und hielt Amberly die Hand hin. Diese zuckte im ersten Moment etwas zurück, denn sie erwartete so ziemlich alles von Haruka, aber ganz sicher keine ernsthafte Entschuldigung. Darum ergriff sie auch nur sehr zögerlich deren Hand. Bis zur letzten Sekunde befürchtete sie eine weitere Boshaftigkeit der Vampirin und in genau dem Augenblick, in welchem Amberly sich endlich sicher war, dass nichts mehr folgen würde, bestätigte ihre Befürchtung sich doch. Kaum schloss Harukas Hand sich um Amberlys, zog diese sie mit einem Ruck aus dem Sessel hoch, direkt in ihre Arme. Sofort fiel diese ihrer vampirischen Aura zum Opfer. Wie ein Blitz zuckte es durch ihren ganzen Körper, verursachte eine Gänsehaut und beraubte sie jeder Selbstsicherheit. Nur langsam hob sie den Kopf und blickte Haruka scheu an. "Natürlich musst du dieses knappe Teil nicht tragen", lächelte die sie an, "Es war nur ein kleiner Spass, der dir und anderen zeigen soll, wo jetzt dein Platz ist und zu wem du gehörst." "Wohin ich gehöre?" wiederholte Amberly halblaut, "Mir und...anderen?" "Kleines, dein starker Wille wird dich noch einiges kosten", klang Haruka jetzt beinahe mitleidig, "Warum wehrst du dich so sehr gegen mich, statt es einfach zu zu lassen? Du hättest es geniessen können und vielleicht sogar etwas dabei heraus schlagen können. Stattdessen wehrst du dich so sehr gegen meine Macht, dass ich dich nur schwer hinters Licht führen kann." Sie ließ Amberly los und ging zurück zu Michiru. Noch völlig benommen sah sie zu, wie Haruka kurz mit Michiru sprach, diese sich erhob und beide zu ihr zurück kamen. Die Blondine ging direkt an ihr vorbei, während Michiru sich bei Amberly unterhakte und sie sanft mit sich mit zog. "Komm mit", sagte sie, "Du bist zur richtigen Zeit aufgewacht. Die Wölfe sind zurück." "Die Wölfe?" fragte Amberly, nun um einiges klarer, da Haruka nicht mehr auf sie einwirkte. Michiru nickte nur und zog sie weiter. Ihr Ziel war die große Eingangshalle. Haruka stand am Fuß der Treppe und erwartete die beiden. "Geh und öffne die Tür", befahl sie Amberly, "Beide Flügel. Unsere Gäste brauchen Platz!" Amberly schluckte und sah Michiru hilfesuchend an. Diese nickte ihr aufmunternd zu und schob sie ein Stück Richtung Tür. Zögerlich näherte das Mädchen sich weiter der großen Eingangstür und blickte sich immer wieder verunsichert zu den beiden Vampirinnen um. Die standen mittlerweile dicht beieinander und Haruka hatte ihren Arm besitzergreifend um ihre Partnerin gelegt. »Zeig mir nochmal deutlich, dass sie dir gehört«, dachte Amberly verächtlich, »Wahrschein spring der Wolf mich direkt an, wenn ich die Tür öffne und zerreisst mich.« Sie traute der Sache nicht. Sie traute der Ruhe nicht, sie traute Michirus Lächeln nicht und vor allem traute sie Haruka nicht. Diese blonde Bestie tat alles, um Amberly zu quälen oder sich auf ihre Kosten zu amüsieren. So zögerte sie, als sie die Tür erreichte und zuckte erschreckt zusammen, als Harukas klarer Befehl, sie ins Hier und Jetzt zurück holte. "Na mach schon", trieb sie das Mädchen an, "Unsere Gäste können es kaum erwarten!" Amberly nickte eingeschüchtert und öffnete den rechten Flügel der großen Eingangstür. Ohne nach zu denken öffnete sie auch den Linken und war relativ überrascht, als nichts geschah. Keine leuchtenden Augenpaare blitzten sie an, keine Reißzähne drohten sie zu zerreissen, es sprang nicht einmal etwas aus der Dunkelheit auf sie zu. Irritiert blickte sie zu den beiden Vampirinnen zurück. "Tret beiseite", schnurrte Haruka gefährlich und sofort tat Amberly das. Als sie am Rand der Tür stand, hob der riesige schwarze Wolf seinen Kopf und öffnete die Augen. Amberly schrie erschreckt auf, als er sich erhob und hinter ihm immer weitere Augenpaare aufleuchteten. Als der schwarze Wolf langsam in die Eingangshalle trat, wich Amberly ein ganzes Stück zurück. Sie brauchte die Wölfe, die ihm folgten nicht erst zählen um zu sehen, dass sie mehr als fünf waren. Zwar waren die Fünf mit dem Brandmal dabei, aber sie hatten noch zwei weitere Wölfe mitgebracht. Im Halbkreis setzten die sieben Wölfe sich um die beiden Vampirinnen herum. Natürlich mit einem gebührenden Abstand. Als sie still aufrecht da saßen, winkte Haruka Amberly zu sich heran. "Und nicht zu langsam, wenn ich bitten darf!" verlieh sie ihrem Anliegen Eile. Als Amberly bei ihnen ankam, griff die Blondine ihr Handgelenk und zog sie zwischen sich und Michiru. "Schau sie genau an und sag mir, was du siehst", forderte Haruka sie auf. Amberly schaute fragend Michiru an, die wieder aufmunternd nickte und dann die Wölfe. Verwirrt und verunsichert sah sie danach Haruka an und begann zaghaft zu sprechen. "Es sind zwei mehr", sagte sie, "Es waren fünf Wölfe bei dem Ritual dabei - die mit den Brandzeichen - und die beiden da", sie zeigte auf besagte Tiere, "Die sind neu." "So könnte man es auch sehen", schmunzelte Haruka, "War nicht ganz, was ich erwartet habe, aber nunja. Fragen wir mal so...wo waren unsere fünf Wölfe zuletzt und was denkst du, haben sie nach unserer Rückkehr hierher getan?" Amberly wurde immer nervöser, denn sie hatte nicht die geringste Ahnung, auf was die Blondine hinaus wollte. "Sie waren in Kershaw", antwortete sie daher unsicher, "Aber woher soll ich wissen, was sie seitdem bis heute getan haben? Du befehligst sie, also haben sie wohl irgendetwas für dich erledigt." "Sie versteht immernoch nicht", seufzte Haruka geschlagen, "Bist du wirklich so naiv, Mädchen? Ich meine, komm schon - du bist verliebt in die Vampirkönigin, hast deine eigene Spezies für sie verraten, hast ihr dein Blut gegeben...mit ihr das Bett geteilt..." Sie sog hörbar Amberlys Duft in ihre Nase und schob dann noch hinterher: "Und du hast freiwillig mein Blut getrunken und mir das deine gegeben. Enttäusch mich jetzt nicht." Amberly war nun noch verwirrter. Zum einen spürte sie Harukas Aura wieder, wenn auch nicht mit voller Wucht. Zum anderen verunsicherte es sie, dass die Vampirin mit ihr sprach, als wären sie ein eingespieltes Team. Und zu guter Letzt konnte sie sich absolut nicht vorstellen, was es mit den beiden neuen Wölfen auf sich haben sollte. "Dann eben anders", zuckte Haruka mit den Schultern, "Tretet vor ihr zwei!" Die beiden neuen Wölfe folgten dem Befehl sofort. Mit gesenkten Häuptern und eingezogenem Schwanz blieben sie vor den drei Frauen stehen und winselten unterwürfig. Amberly wusste gar nicht, wohin sie schauen sollte. Zu den Wölfen oder einer der Vampirinnen. Sie konnte sich absolut nicht vorstellen, was alles zu bedeuten hatte. Haruka stieß den linken Wolf ungeduldig an. "Du da", fuhr sie ihn barsch an, "Zeig ihr, welcher Mensch du einmal warst!" Bei diesen Worten zuckte Amberly unwillkürlich zusammen und noch bevor der Wolf sich zurück verwandelt hatte, fing sie an zu begreifen. "Das hast du nicht getan?!" starrte sie die blonde Vampirin entsetzt an, "Sag, dass du das nicht getan hast!" Haruka lachte nur und Amberly starrte fassungslos auf den alten Mann, der gerade eben noch ein Wolf gewesen war. Es war der Dorfälteste von Kershaw. Jener, der Michiru an dem Tag in der Kirche durchschaut hatte, durch den Amberly erst erfahren hatte, wer Michiru war. Dann begann der zweite Wolf sich zurück zu verwandeln und Amberly schluchzte laut auf. "Dad", begann sie zu weinen, "Bitte nicht!" Sie drehte sich zu Haruka und gab ihr einen Stoß. "Wie konntest du das tun?" schrie sie sie an, "Sie haben dir doch nichts getan. Sie haben Michiru gewähren lassen, damit sie dich zurück holen konnte, haben euch freies Geleit gewährt...!" "Niemand gewährt uns etwas", packte Haruka sie an beiden Handgelenken, "Was wir wollen, nehmen wir uns! Diese Welt ist unser Königreich und Michiru und ich seine unangefochtenen Herrscher. Was hast du gedacht würde mit deinem Dorf geschehen, nach meiner Auferstehung? Ein Fluchtpunkt für verräterische Werwölfe, geschaffen von ausgedienten Dämonenjägern. Dachtest du wirklich, wir verschwinden und lassen dort alles weiter seiner Wege gehen?" Fassungslos starrte Amberly sie an. "Dämonenjäger?" fragte sie gebrochen, "Heisst das...?" "Das heisst, das jeder in diesem Dorf von einem echten Dämonenjäger abstammt oder selbst einst einer war", unterbreitete Haruka ihr energisch, "Jeder der dort lebte, trug die Geburtsmerkmale eines Jägers in sich. Auch du!" "Lebte?" presste Amberly schluchzend hervor, denn sie glaubte zu wissen, was Haruka getan hatte. "Wir konnten keinen von ihnen gebrauchen", zwang Haruka das Mädchen, sie anzusehen, "Den alten Mann und deinen Vater habe ich einzig deinetwegen in Wölfe verwandeln und hierher bringen lassen." "Meinetwegen?" schrie Amberly beinahe, "Du hast mein ganzes Dorf von Werwölfen töten lassen und diese beiden Männer mit dem Werwolffluch belegt, allein meinetwegen? Soll ich dir jetzt etwa dankbar dafür sein, dass du meinen Vater nicht getötet hast?" "Nein", fasste Haruka sie grob am Kinn und zog sie dicht zu sich, "Dir soll nur klar werden, dass du für alle Ewigkeit mit gehörst. Wenn du dich und dein eigenes Leben ab einem gewissen Punkt auch nicht mehr retten wollen wirst, so wirst du dennoch ewig durchhalten weil du weisst, was ich sonst deinem Vater und diesem altersschwachen Dämonenjäger antun werde..." "Du Monster", murmelte Amberly und jeder Widerstand in ihr erlahmte. Haruka Griff um ihr Kinn wurde sanfter. "Ein Monster, das wieder zu erwecken du geholfen hast", sagte sie ruhig, "Ein Monster, das du beinahe genauso sehr begehrst, wie du es hasst." "Amberly", unterbrach da die geschlagene Stimme ihres Vater, "Was hast du nur getan? Ich sagte dir, du sollst dich von ihr fern halten." "Vater ich wollte nicht...", schluchzte Amberly und wollte zu ihm laufen, doch Haruka hielt sie am Arm fest und zerrte sie zurück. "Genug geredet Wolf!" blitzte sie den Wirt aus dem Dorf an, "Verwandeln und zurück in die Reihe!" "Lass mich zu ihm", fuhr Amberly sie an, doch ohne Aussicht auf Erfolg. Haruka hielt sie unbarmherzig fest und zwang sie erneut, ihr in die Augen zu sehen. "Du hast mich zurück geholt und mich heraus gefordert", zischte sie, "Dein Zuhause gibt es nicht mehr und was mit deinem Vater und dem alten Greis geschieht, liegt allein in deiner Hand!" "Warum tust du mir das an?" schluchzte Amberly, "Warum tust du mir all das an?" Ihr drohten die Knie weg zu sacken und Haruka fing sie auf. "Ich sage es dir nochmals", lächelte sie, "Hör auf dich dagegen zu wehren und fang an, es zu genießen. Das wird dir die Ewigkeit um einiges angenehmer machen. Und deinem Vater wird es das Leben retten." Das Mädchen sah ihr in die Augen und schluchzte noch leicht. Zum ersten Mal wehrte sie sich nicht, gegen Harukas extreme Nähe und machte sich keine Gedanken darüber, ob und wie lange sie deren Ausstrahlung widerstehen konnte. "Du wirst die beiden also weder quälen, noch töten, wenn ich nur alles tue, was du verlangst?" fragte sie vorsichtig. Haruka nickte. "Und wie gesagt", sie zupfte kurz an Amberlys Uniform, "Du musst das nicht tragen. Das war einfach nur ein kleiner Scherz. Du hast dein eigenes Zimmer, eigene Kleidung, kannst dich im ganzen Haus frei bewegen und darfst tun, wonach dir der Sinn steht, aber alles wonach Michiru oder ich verlangen, musst du erfüllen. Ohne jeden Widerstand!" Amberly zitterte am ganzen Körper. Was die Vampirin da verlangte, nahm ihr absolut jede Chance auf eine Flucht, doch es war die einzige Möglichkeit ihren Vater zu retten. Auch wenn sie sich selbst damit für immer verdammte, konnte sie nicht anders, als zu Nicken. "Abgemacht", gab sie leise von sich, "Was soll ich tun?" "Zuerst einmal müssen wir deinem Vater ebenfalls klar machen, dass er dir keinesfalls hilft, wenn er auf dumme Gedanken kommt", grinste die Vampirin und ließ sie los, "Er muss sehen, das dein Leben allein von Michiru und mir abhängt." "Und wie soll ich das tun?" fragte Amberly unbeholfen. Haruka grinste vielsagend und Michiru trat jetzt ebenfalls wieder dicht zu ihnen. "Lass uns trinken", wisperte Haruka lockend, "Beide." "Vor den Augen meines Vaters?" war das Mädchen entsetzt, "Und dann auch noch beide? Kann ich das überhaupt überleben?" "Das wirst du", hauchte Michiru, "Meine Haruka lässt dich nicht sterben. Ihr Blut fliesst durch deine Adern." Verzweifelt sah Amberly zwischen den beiden hin und her. Sie hatte keine Wahl mehr. Würde sie sich weigern, würde nicht sie, sondern ihr Vater dies zu spüren bekommen. Ihr ganzes Dorf war ihretwegen gestorben - ihr Vater durfte nicht auch noch ihretwegen leiden müssen. "Also gut", sagte sie leise, "Ihr sollt mein Blut haben." Sie hob die Arme und hielt sie den Vampirinnen hin. Michiru griff direkt nach dem rechten Arm und biss in ihren Puls. Amberly seufzte schmerzlich und biss die Zähne zusammen. "Gutes Kind", schnurrte Haruka, während sie nach Amberlys linken Arm griff, "Damit beginnt der Spaß..." Ihre Zähne bohrten sich in den linken Puls und Amberly glaubte, sterben zu müssen. Der Biss in den Puls schmerzte um so viel mehr, als an jeder anderen Stelle und danach traf sie die volle Wucht des Blutrausches beider Vampirinnen. Völlig willenlos stand sie da, schloss ergeben die Augen und verfiel dem, was Haruka und Michiru mit ihren Bissen ausgelöst hatten. Vor den Augen ihres Vaters und der anderen Wölfe. Kapitel 54: Ruhige Stunden -------------------------- 54. Ruhige Stunden Als Amberly die Augen aufschlug, kamen sofort die Gedanken an ihr Zuhause, an die Leute aus dem Dorf und an ihren Vater. »Sie hat mir mein komplettes Leben genommen«, wurde sie sich bewusst, »Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurück drehen. Dann wäre ich ihr eine bessere Freundin gewesen und hätte vielleicht nicht als Harukas Leibeigene geendet...« Nach einem tiefen Seufzer erhob sie sich und trat an den Kleiderschrank. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie ein Nachthemd trug und nicht mehr diese alberne Dienstmädchen Uniform. Sie wollte gar nicht weiter darüber nachdenken, wer sie umgezogen hatte und holte sich ein leichtes Sommerkleid aus dem Schrank. »Sieht aus, als könnte es wirklich passen«, sah sie es skeptisch an, »Bei Haruka sollte mich eigentlich nichts mehr wundern.« Sie probierte das Kleid an und es passte tatsächlich. Schulterzuckend nahm sie es hin und öffnete eine Tür in der hinteren Ecke des Raums. "Ein eigenes Bad", murmelte sie erstaunt, "Jetzt überrascht sie mich doch. Gewährt sie mir wirklich ein Privatleben?" Sie betrat das Bad und fand dort alles vor, was sie benötigte. Duschen ersparte sie sich, da die Angst zu groß war, Michiru könne wieder zu ihr unter die Dusche kommen oder schlimmer noch - Haruka. Nachdem sie sich frisch gemacht hatte, verließ sie sowohl das Bad, alsauch ihr Zimmer. Ohne jede Vorsicht schritt sie dieses Mal durchs Haus. Die Fronten waren klar. Flucht kam nicht in Frage, solange die Vampire Macht über Amberlys Vater hatten. Auch wenn es ihr nicht gefiel, sie hatte beschlossen, vorerst alles zu versuchen, um Haruka und Michiru zufrieden zu stellen. Als sie unten in der Eingangshalle ankam, blieb sie kurz stehen und sah sich um. »Hmm...«, überlegte sie, »Da ich im Moment nichts zu befürchten habe, was ich nicht schon kenne, könnte ich doch eigentlich mal in den Keller schauen. Vielleicht gibt es da was Nützliches.« Sie zögerte noch kurz und betrat dann den linken Gang. Die Tür nach unten war schnell erreicht und dieses Mal machte der Anblick einer Treppe nach unten ins Dunkel, ihr seltsamerweise keine Angst. Zielstrebig tastete sie die Seitenwände nach einem Lichtschalter ab und fand ihn auch. Kaum das sie ihn betätigt hatte, stutzte sie schon. »Sieht gar nicht mal nach Kellertreppe aus«, dachte sie, »Weckt eher Neugier, was es da unten Schönes geben könnte.« Sie hatte eine Art Verließ erwartet, wo Haruka alles verbarg oder vielleicht Menschen gefangen hielt wegen ihres Blutes. Je weiter sie die Treppe hinunter ging jedoch, desto mehr begann ihr Bild von der blonden Vampirin zu wanken. Noch bevor sie unten ankam erkannte sie, wohin sie da ging und blieb schließlich staunend vor dem großen Pool stehen. »Wahnsinn«, ging es ihr durch den Kopf, »Wenn man mal von den Vampiren absieht denen das hier alles gehört, ist dieses Haus echt ein Traum!« Sie ging in die Knie und reckte ihren Arm zum Wasser, um hinein zu fassen. "Warm", murmelte sie, "Unglaublich. Ein beheizter Pool..." "Der Pool ist klasse, nicht wahr?" ertönte eine helle Stimme hinter Amberly und diese erschrak ein wenig. Als sie sich erhob und zu Michiru herumdrehte, die am Ende der Treppe stand, war der kurze Schreck bereits vergessen. Amberly verspürte keine Angst mehr, wenn es um die beiden Vampirinnen ging, denn es war ihr egal, was sie ihr antaten - solange ihr Vater in Sicherheit war. "Haruka schwimmt?" fragte Amberly erstaunt, "Ich meine, das ist doch ihr Haus, oder?" "Jetzt gehört dieses Haus uns beiden", lächelte Michiru, "Aber du hast Recht - Haruka schwimmt nicht. Ich bin die Wasserratte von uns Zweien. Schwimmst du auch gern?" Amberly sah nachdenklich aufs Wasser. Sie erinnerte sich daran, wie sie im Sommer immer in dem kleinen See nahe des Dorfes Schwimmen war. Einen Moment lang schmerzte die Erinnerung, brachte sie doch auch das Bewusstsein, dass es nie wieder so sein würde, doch dann sah sie Michiru mit einem leichten Lächeln an. "Ja", nickte sie, "Ich schwimme sehr gern. Nur war mein Pool immer ein See und das Wasser darin fürchterlich kalt." "Na dann wirds höchste Zeit, für eine neue Erfahrung", lachte Michiru und sprang auf sie zu. Sie fasste Amberly Hand und zog sie hinter sich her zu den Kabinen. Dort öffnete sie einen Schrank und grinste das überraschte Mädchen an. "Such dir was aus", forderte sie sie auf, "Es ist genug Auswahl vorhanden. Sowohl in Schnitt, alsauch in Größe." Ungläubig blickte Amberly auf die große Auswahl an Bademode. Sowohl dieses Haus, alsauch die Vampire überraschten sie immer mehr. Sie lebten zwar ein Leben im Überfluss, aber sonst schienen sie genauso ein normales Leben zu führen, wie andere auch. Eben wie Menschen auch. "Nun mach schon", trieb Michiru sie in dem Moment an, "Haruka ist noch etwas unterwegs, also ist die Gelegenheit günstig." »Gelegenheit...«, dachte Amberly. Ihre Gedanken wollten sich gerade wieder in Richtungen bewegen wie, dass Michiru Harukas Abwesenheit nutzte, sie zu beißen und zu verführen, da sah sie in ihrem Augenwinkel etwas zu Boden fallen. Sie sah hin, senkte sofort den Kopf und wurde rot. Michiru war dabei sich zu entkleiden und gerade im Begriff, ihren Slip auszuziehen. Amberly hörte sie lachen und im nächsten Moment flog ihr etwas an den Kopf. Erschreckt und empört gleichermaßen riss sie den Kopf wieder hoch und sah, wie Michiru in einen Badeanzug schlüpfte. "Na zieh ihn schon an", sah sie dabei ungeduldig in Amberlys Richtung. Jetzt bemerkte Amberly auch, dass es ein Badeanzug war, den Michiru nach ihr geworfen hatte. Noch einmal blickte sie die wunderschöne Vampirin an. »Sie scheint wirklich einfach nur mit mir schwimmen zu wollen«, dachte sie, »Wer weiß? Vielleicht haben wir sogar ein wenig Spass dabei.« Sie zuckte mit den Schultern und schälte sich aus ihren Klamotten, um ebenfalls in einen Badeanzug zu schlüpfen. Als sie fertig war, sah sie Michiru wieder an. "Bereit", sagte sie lächelnd. "Ok, dann los", fasste Michiru sie an der Hand und zog sie mit sich. Amberly ließ sich einfach mit ziehen. Dieser freundschaftliche Umgang fühlte sich seltsam an, doch als unangenehm empfand das Mädchen es bisher nicht. Selbst als Michiru sie am Pool vorbei, Richtung Treppe zog, wehrte sie sich nicht ernsthaft. "Wolltest du nicht Schwimmen?", fragte sie verwirrt, "Wo willst du denn jetzt mit mir hin?" "Warts einfach ab", lachte die Vampirin und zog sie weiter. Sie lief die Treppe hinauf bis in die Eingangshalle, danach den Gang rechts bis zu dem hintersten Wohnzimmer. Als Michiru sie dort hinein zog, wurde es Amberly doch ein wenig mulmig. Das letzte Mal war Haruka in diesem Zimmer gewesen und wer sagte, dass diese mittlerweile nicht zurück gekehrt war und es sich hier gemütlich gemacht hatte? Zu ihrer großen Erleichterung jedoch, war das Wohnzimmer leer. Michiru zog sie weiter bis zu den schweren Vorhängen vor einer riesigen Glasfront. Dort blieb sie endlich stehen und ließ Amberly los. Die war sichtlich neugierig, was die Vampirin hier wohl wollte und so zog Michiru die Vorhänge beiseite und Amberly sah erstmal gar nichts. So gleißend hell strahlte die Sonne ins Zimmer, dass ihre Augen sich erst daran gewöhnen mußten. Das erste, was sie erkennen konnte war, dass eine große Glasschiebetür sich öffnete und danach Michiru, die sie auffordernd ansah. "Ein Wettschwimmen?", fragte sie grinsend und ging nach draußen. Amberly folgte ihr und blieb im nächsten Moment wie angewurzelt stehen. "Noch ein Pool?!" blinzelte sie ungläubig, "Und beinahe doppelt so groß, wie der Indoor Pool..." Michiru stand grinsend am Beckenrand und sah aus wie ein kleines Kind, das man beim Dummheiten machen erwischt hatte. "Und? Was ist nun?" fragte sie, "Lust auf ein Wettschwimmen?" Das Mädchen schaute sie an. "Warum bin ich eigentlich überrascht?" zuckte sie mit den Achseln, "Schwimmen wir also um die Wette." »Ich werd eh keine Chance gegen sie haben, aber immerhin besser, alsdass sie hungrig ist«, dachte sie, während sie sich neben Michiru an den Rand stellte. "Dann bei drei", sah diese sie kurz an, "Eins, zwei, drei!" Beinahe synchron sprangen sie los und tauchten fast genauso synchron ins Wasser ein. Kurz blieben sie sogar gleich auf, sodass in Amberly die Hoffnung aufkam, vielleicht doch gewinnen zu können. Das änderte sich jedoch sehr schnell, als Michiru das Tempo mit einem Mal anzog und danach nicht mehr ein zu holen war. »Ich hab noch nie einen Menschen so schnell schwimmen sehen«, dachte Amberly und erinnerte sich dann sofort, »Sie ist ja auch keiner...« Als sie, völlig außer Atem, am anderen Beckenrand ankam, erwartete die Vampirin sie mit einem breiten Grinsen. "Du bist gut", sagte sie und es klang ehrlich, "Das machen wir auf jeden Fall öfter und vielleicht schlägst du mich irgendwann sogar." "Ich? Dich schlagen?" pustete Amberly, "Als ob ich schwacher Mensch dich besiegen könnte. Du schwimmst wie ein Fisch." "Ich schwimme wie ein Fisch", bestätigte Michiru, "Aber nicht, weil ich ein Vampir bin." "Nicht?" blinzelte Amberly sie an, "Ich dachte..." "Ich bin mein Leben lang gern geschwommen", unterbrach Michiru sie, "Und mich konnte nie jemand schlagen. Wasser ist einfach mein Element und nichts liebe ich mehr, als im Meer zu schwimmen." "Du wurdest noch nie geschlagen?" war das Mädchen verblüfft, "Nichtmal von Haruka?" "Die schwimmt nicht gern", war die direkte Antwort, "Und - nein - auch sie hat mich nicht besiegt." "Jetzt bin ich sprachlos", gab Amberly zu, "Auf mich macht sie den Eindruck, als könne Nichts und Niemand ihr das Wasser reichen. Egal worin." Michiru lachte daraufhin und grinste Amberly dann verschmitzt an. "Das ist auch so", erklärte sie verschwörerisch, "Mit Ausnahme vom Schwimmen." Irgendwie brachte Amberly das zum Grinsen. Eine gefürchtete Vampirin, grausam, kalt und todbringend, die vor nichts zurück schreckte, die selbst andere Vampire und Werwölfe fürchteten, wie sonst nichts anderes. Ein Dämon, der alles bekam, was er wollte und niemals unterlag - außer beim Wettschwimmen gegen eine so zarte junge Frau, wie Michiru. Auch die grinste vor sich hin und sah versonnen aufs Wasser. Amberly schaute sie an und hatte plötzlich nicht mehr den geringsten Groll gegen sie in sich. »Sie sieht so zerbrechlich und sanft aus, wenn sie an Haruka denkt«, ging es ihr durch den Kopf, »Und ich bin sicher, sie denkt gerade an sie. Dieses glückliche Lächeln... Könnte es sein, dass sie sich wirklich in Haruka verliebt hat? Das es tatsächlich nicht einfach nur an deren Macht lag?« Wahrscheinlich lag es daran, dass dieser Tag mit Michiru bisher beinahe wie unter Freunden verlaufen war und Amberly sich kein bißchen unwohl fühlte, in ihrer Gesellschaft. Vielleicht war sie aber auch einfach nur neugierig. Es interessierte sie plötzlich jedenfall unglaublich, wie Michirus Leben gewesen war - und wie sie die blonde Vampirin kennen gelernt hatte. "Warst du früher Wettkampfschwimmerin?", fragte sie daher einfach, "Ich meine, als du noch ein Mensch warst." Michiru sah sie an und ihr ganzer Ausdruck hatte sich geändert. Ihr Lächeln war ein anderes, wirkte leicht gequält und ihre Augen wirkten so traurig, dass Amberly sich fast wünschte, dieses Thema besser nicht angesprochen zu haben. "Nein", wurde Michirus Lächeln ehrlicher, "Ich bin keine Wettkämpfe geschwommen. Ehrlich gesagt, hatte ich ein ziemlich langweiliges und unbedeutendes Leben. Meine Eltern waren arm, wir kamen immer so gerade über die Runden. Ich musste ziemlich früh auf eigenen Füßen stehen und immer hart kämpfen, um etwas zu erreichen. Mir wurde nichts geschenkt und nur allzu oft musste ich damit klar kommen, was Menschen anderen anzutun bereit sind, wenn es um den eigenen Vorteil geht." Sie lachte, doch Amberly merkte, dass auch das nicht echt war. "Lass uns zurück schwimmen", stieß Michiru sie an und schwamm los. Das tat sie aber gemütlich und in einem Tempo, in welchem auch Amberly ohne Anstrengung mithalten konnte. "Es tut mir leid, dass ich gefragt habe", sagte das Mädchen zu ihr, als sie mit ihr gleich gezogen hatte, "Ich wollte dich nicht traurig machen." "Das hast du nicht", lächelte Michiru sie an, "Mein Leben war halt nicht unbedingt von Glück geprägt. Darum war die Entscheidung für mich auch so leicht, als ich mich in Haruka verliebt habe." "Bei ihr warst du zum ersten Mal glücklich...hm...?" fragte Amberly zaghaft und nachdenklich, "Wie hart muss ein Leben sein, um sich in einen eiskalten Vampir zu verlieben und selbst einer zu werden?" "Haruka ist nicht eiskalt", sah Michiru sie an, "Nicht zu mir jedenfalls. Ich habe mich noch nie so wohl bei jemandem gefühlt, wie bei ihr. Auch, als ich noch ein Mensch war. Sie hat mir die schönsten Augenblicke meines Lebens geschenkt." Dann sah sie wieder nach vorn und grinste unschuldig. "Naja, auch die schlimmsten Augenblicke meines Lebens gehen auf ihr Konto", versuchte sie deutlich herunter zu spielen, "Sie hat jeden getötet, mit dem ich irgendeine Bindung hatte. Freunde, Arbeitskollegen, meinen Chef... Und sie wollte mich gewaltsam zum Vampir machen, als ich versucht habe, sie zu verlassen, aber ich habe mich genauso schuldig gemacht, denn ich habe ihr Menschen als Opfer gebracht." "Du hast was?" war Amberly schockiert, "Du hast ihr Menschen geopfert? Warum?" Sie hatten den Beckenrand erreicht und Michiru stützte sich mit den Armen darauf ab. Amberly tat es ihr nach und sah sie an. "Sag schon. Wieso hast du ihr Menschen geopfert?" "Am Anfang hatte ich fürchterliche Angst vor ihr", begann Michiru tatsächlich zu erzählen, "Ich meine - ein echter Vampir! Wie heftig ist das denn? Ich dachte, ich wäre in einem Albtraum. Und aus Angst gebissen zu werden, habe ich ihr einen Handel vorgeschlagen." Amberlys Augen wurden immer größer und Michiru erzählte einfach weiter. Sie ließ nichts aus, erzählte von jedem noch so kleinen Erlebnis mit der Vampirin, ob nun gut oder angsteinflössend, wundervoll oder grausam. Sie erzählte von den Gefühlen, die Haruka nach und nach in ihr ausgelöst hatte und wie sie ihr Freunde geopfert hatte. Sie endete damit, wie sie zum Vampir geworden war. Danach konnte sie Amberly an der Nasenspitze ansehen, wie geschockt diese war. "So schlimm?" fragte Michiru, "War ich wohl doch kein so guter Mensch..." "Ich bin mir sicher, du warst einer", schüttelte Amberly den Kopf, "Ein guter Mensch dem einfach zu viel Böses widerfahren ist im Leben. Und bei Haruka hast du etwas gefunden, dass du immer vermisst hast. Oder wonach du immer gesucht hast." "Du verstehst es also?" lächelte Michiru sie an, "Verstehst du jetzt, warum ich sie so liebe und all das getan habe für sie?" Amberly nickte. "Ich verstehe warum", gab sie zur Antwort, "Ich verstehe nur nicht, warum ausgerechnet in Haruka. Sie ist genau das, alsdass sämtliche Generationen von Jägern sie immer beschrieben haben. Auch zu dir war sie zuweilen grausam und kalt. Ich verstehe deine Gefühle, aber wie ausgerechnet dieses blonde Gift sie gewinnen konnte, das kann ich mir absolut nicht vorstellen." "Ich wusste, du würdest soetwas sagen", grinste Michiru und schwang sich aus dem Pool, "Du kennst sie nicht wirklich, nicht so wie ich." Amberly fiel der Abend ein, an dem Haruka sie vor dem Werwolf gerettet hatte. "Ich glaube auch nicht, dass ich das will", sagte sie entschlossen. Sie erinnerte sich, wie nahe Haruka ihr in dieser Nacht gekommen war. Wie sie sich an sie gepresst hatte, sie sexuell deutlich gereizt hatte. Das Gefühl, als sie fast nackt vor ihr gestanden hatte und das Gefühl ihres Bisses. So überirdisch, dass er unendliches Verlangen nach der blonden Vampirin ausgelöst hatte. So starkes Verlangen, dass sie diese einfach geküsst hatte...und danach... »Filmriss«, traf es sie wie ein Faustschlag, »Bitte lass mit ihr nicht dasselbe passiert sein, wie mit Michiru...« Dieser Gedanke gefiel ihr überhaupt nicht. Und sich dann nicht einmal daran zu erinnern, machte es doppelt schlimm. Auch wenn sie Haruka nicht mehr ganz so sehr hasste, dennoch hasste sie sie genug, ihr weiterhin den Tod zu wünschen und sie zu verfluchen, weil sie Michiru an sich gebunden hatte. Irgendwie wurde ihr richtig übel bei dem Gedanken, der Blondine noch viel näher gekommen zu sein, als sie bisher gedacht hatte. "In der Nacht, als du Haruka erweckt hast", begann sie zögerlich, "Als sie mich eingefangen und hergebracht hat...ich habe keine Erinnerung daran..." "Und?" sah Michiru sie kurz an, "Du warst fast schon tot. Natürlich fehlen ein paar Kleinigkeiten, aber du bist wieder gesund - was sind da ein paar fehlende Erinnerungen?" "Kleinigkeiten?" krächzte Amberly, "Ich war nackt, als ich hier zu mir kam und meine letzte Erinnerung ist Harukas Biss...!" Ihre Stimme wurde leiser, als hätte sie sich mit etwas verraten und sie senkte den Blick. "Ach das meinst du", hörte sie Michiru lachen, "Sie hat dich nicht angefasst, falls dich das beruhigt. So nahe wie mir warst du ihr nicht." "Hat sie nicht?" riss Amberly überrascht und erleichtert den Kopf hoch und blickte direkt auf Haruka, die ihr grinsend die Hand hin hielt. Ertappt und zögerlich ergriff sie sie und stand in der nächsten Sekunde außerhalb des Pools direkt in Harukas Arm. "Hat sie nicht", grinste diese und roch kurz übertrieben an Amberlys Hals, "Aber vielleicht tut sie es noch..." Erneut sog sie den Duft nahe Amberlys Hals durch die Nase und fuhr dann ganz langsam mit der Zunge darüber. »Bitte nicht...«, flehte das Mädchen innerlich, als ihr dabei ein wohliger Seufzer entwich. Sie spürte wieder die unglaubliche Anziehung der blonden Vampirin, die starke Kraft, die von ihr ausging, dieses abgrundtief Böse, dass so sehr verlockte und drohte, ihr alle Sinne lahm zu legen. Haruka grinste zufrieden und lies sie los. "Na mein dunkler Engel", wand sie sich Michiru zu, "Ihr habt euch die Zeit also beim Schwimmen vertrieben. Dann hast du dich ja nicht gelangweilt." "Das hab ich nicht", küsste Michiru sie kurz und schmiegte sich an sie, "Und ich war sogar brav." "Gut", grinste Haruka zufrieden, "Dann muss ich mich ja endlich nicht mehr zurück halten." Sie warf der geschockten Amberly ein überhebliches Grinsen zu. "Schon seit einer Woche warte ich auf dein Blut", sagte sie, "Wäre eine von uns vorher schwach geworden, hätte wohl auch mein Blut dich nicht mehr retten können. Also habe ich dafür gesorgt das du schläfst und dein Zimmer nicht verlässt, um uns den Verzicht leichter zu machen." "Du hast mich eine Woche schlafen lassen?" rief Amberly fassungslos, "Ich habe eine ganze, verdammte Woche geschlafen? "Das hast du", grinste Haruka, ließ Michiru los und kam wieder zu ihr. Sofort wurde ihre Wirkung auf Amberly wieder deutlich stärker. "Und jetzt fahr mal runter", schnurrte sie, "Du hast nichts verpasst und es war notwendig. Dafür machen wir uns heute zusammen einen schönen Abend zu dritt." Ihr Grinsen wurde schmutzig und ihr Blick sprach Bände. Sie ließ Amberly stehen und ging mit Michiru zusammen Richtung Haus. "Um neun hier am Pool. Solange kannst du tun, wonach dir ist", rief sie noch zurück und war dann mit ihrer Partnerin verschwunden. Amberly stand da, wie bestellt und nicht abgeholt. Sie musste erstmal Harukas starken Einfluss auf sich verdauen, bevor deren Worte anfingen, sie komplett aus der Bahn zu werfen. »...aber vielleicht tut sie es noch...«, hallten deren Worte in ihrem Kopf, »Nicht gut. Gar nicht gut!« Sie hatte eigentlich gedacht, die Fronten seien geklärt. Haruka bestrafte sie, wo sie nur konnte dafür, dass sie ihrer Michiru so nahe gewesen war und wartete nur auf einen weiteren Ausrutscher dieser Art, um sich neue Gemeinheiten für sie einfallen zu lassen. Und passieren konnte dies jederzeit, wenn Michiru in ihrer Nähe Hunger bekam. Und als wäre diese Dauerbelastung nicht schlimm genug, musste sie jetzt auch noch fürchten, dass mit Haruka dasselbe passierte. Das war noch schlimmer, als für Michirus Nähe bestraft zu werden. Allein die Vorstellung, der Blondine so nahe zu kommen, gefiel ihr weniger, als gar nicht. Lieber ließ sie sich von ihr Demütigen und Foltern bis in alle Ewigkeit, als auch nur die kleinste Intimität mit ihr auszutauschen. »Hat sie das wirklich ernst gemeint?«, fragte sie sich, »Sie hasst mich doch genauso wie ich sie. Vielleicht wollte sie mich damit nur wieder ärgern oder in irgendeine Falle treiben.« Nach Schwimmen war Amberly nun nicht mehr. Außerdem schien der Abend auf eine Poolparty hinaus zu laufen, es gab also später noch die Gelegenheit zum Schwimmen. »Oder was dieses blonde Gift sonst noch vorhaben könnte«, dachte sie mürrisch, »Sie schwimmt nicht gern und befiehlt einen ' schönen Abend zu dritt ' am Pool. Ausgerechnet...« Sie ersparte es sich, ins Untergeschoss zu gehen, um ihr Kleid zu holen. In ihrem Zimmer hatte sie alles, was sie brauchte, sich herzurichten und sie zog es vor, bis zum Abend dort zu bleiben. So konnte sie sich wenigstens ein kleines bißchen mental auf das vorbereiten, was sie erwarten konnte oder würde. Kapitel 55: Poolparty bei Nacht 1 --------------------------------- 55. Poolparty bei Nacht 1 Als Amberly auf die Uhr sah, war es bereits kurz vor einundzwanzig Uhr. Sie verspürte wenig Lust, sich nach draußen an den Pool zu begeben. Eine Poolparty mit Haruka kam ihr doch ziemlich suspekt vor. Mit Michiru war soetwas denkbar, wie der Tag heute gezeigt hatte, aber Haruka? Die blonde Vampirin schwamm nicht gern und Amberly war ihr im Grunde mehr ein Dorn im Auge, als alles andere. Wie also sollte Amberly sich das, was vor ihr lag schönreden? Am Ende würde Haruka sowieso nur wieder in ihre Richtung schiessen, so oft es nur ging und sie müsste erneut ihr Blut hergeben für eine oder sogar beide Vampirinnen. "Wenn sie mich danach wenigstens sterben lassen würde", murmelte Amberly vor sich her, "Dafür würde ich sogar ein Mal ertragen, dass sie mich anfasst." Sie wollte gerade die Tür öffnen und ihr Zimmer verlassen, da wurde die Tür schon von außen geöffnet. Ein kurzer Schreck ließ sie ein wenig nach hinten springen und sie verlor das Gleichgewicht. Unsanft landete sie auf dem Hinterteil. "So schwach auf den Beinen?" hörte sie Haruka lachen, "Ich wollte nur sehen, wo du bleibst, aber scheinbar muss ich dich holen." Noch bevor Amberly etwas einwenden konnte oder wusste, wie ihr geschah, hatte die blonde Vampirin sie auf ihre Arme gehoben. Sie wollte gerade protestieren, als ihr ein betörender Duft in die Nase stieg. »Was ist das?« wollte sie nur noch wissen und schnupperte verstohlen an der Vampirin. Die lief mit ihr durchs Haus und rief nach Michiru. "Hab sie gefunden", rief sie, "Sieht aus, als hätte sie keine Lust der Einladung folge zu leisten!" Dann sah sie Amberly an und fragte: "Oder irre ich mich? Zu einer Poolparty trägt man Bademode und keine Kleider, oder?" Amberly erwiederte den Blick ertappt und nickte nur schüchtern. »Wieso riecht sie so gut, verdammt?«, sog sie erneut diesen verführerischen Duft ein, »Und wieso fühl ich mich kein bißchen unwohl, obwohl ich sie doch so sehr hasse?« Als Haruka mit ihr nach draußen trat und direkt darauf neben Michiru stehen blieb, konnte Amberly den Blick noch immer nicht von Haruka abwenden. Sie starrte sie abwesend an und bekam sogar kaum etwas vom Gespräch der beiden Vampirinnen mit. "Findest du nicht, zumindest für den Anfang hat sie sich eine Auszeit verdient?" fragte Michiru, "Vielleicht wird es auch ein interessanter Abend, wenn du sie nicht dauernd deiner Anziehung aussetzt." "Das tue ich nicht", grinste Haruka, "Sie riecht mein Blut!" Michiru blinzelte Amberly an. "Aber das ist doch gar nicht möglich", war sie verunsichert, "So viel Blut hast du ihr nicht gegeben. Sie ist noch immer ein Mensch und kann dein Blut unmöglich riechen, es sei denn..." Harukas Grinsen wurde breiter. Michiru sah ihr genau an, dass sie nicht weiter fragen musste. "Du wusstest es von Anfang an?" fragte sie erstaunt, "Aber wieso habe ich es nicht bemerkt? Ich habe auch ihr Blut getrunken." "Von Anfang an", bestätigte Haruka, "Schon bevor ich ihr Blut gekostet habe, konnte ich es an ihr riechen. Und das du nichts bemerkt hast liegt daran, dass du es nie gerochen oder geschmeckt hast. Hast du dich denn gar nicht gefragt, wieso du dich nicht zurück halten konntest bei ihr, obwohl sie nur ein Mensch ist?" "Das liegt daran?" erkannte Michiru nun scheinbar Zusammenhänge, "Ich dachte, ich hätte zu oft zu lange gehungert nach meiner Verwandlung." "Jetzt weisst du, woran es wirklich lag", grinste Haruka zufrieden, "Und jetzt weisst du, wieso ich sie hergebracht habe, statt sie zu töten." Sie machte noch zwei Schritte an den Beckenrand heran und sah Michiru kurz an. "Und was genau hast du jetzt vor mit ihr?" wollte diese wissen. "Na zuerst Mal schauen wir, was diese Nacht uns bringt", antwortete die Blondine und warf Amberly ins Becken, "Und zwar ohne sie zu beeinflussen." Michiru blinzelte ungläubig, während Amberly schimpfend und prustend an die Wasseroberfläche kam. "Was sollte das denn?" schimpfte sie, "Wie komm ich überhaupt hierher? Treibst du schon wieder deine bösen Spielchen mit mir?" Jetzt war Michiru noch überraschter. Sie sah Haruka an, die nur selbstgefällig grinste und danach Amberly, die gerade ohne jede Angst, die Blondine angemeckert hatte. Ungläubig sah sie zu, wie Haruka sich herunter lehnte und Amberly die Hand hin hielt. "Ich habe nichts getan", sagte sie lächelnd, "Außer dich in den Pool zu werfen. Es ist nicht meine Schuld, wenn du anfängst zu träumen in meinen Armen." "Ich soll was?" zog Amberly ihre Hand zurück, denn sie hatte gerade Harukas ergreifen wollen, "Das glaubst du doch selbst nicht. Ausgerechnet bei dir..." Sie schien unsicher zu werden, denn ihre Stimme wurde immer leiser und die Worte kamen immer langsamer über ihre Lippen. Harukas Grinsen hingegen wurde wieder immer breiter und sie hielt Amberly weiterhin ihre Hand entgegen. "Na los, ich helf dir raus", grinste sie auffordernd, "Greif zu." "Ich trau dir nicht", wehrte Amberly ab, "Es ist besser für mich, dir nicht zu nahe zu kommen." "Ich kann auch zu dir rein kommen", stellte die Blondine klar, "So oder so - du wirst es nicht verhindern können, mir nahe zu kommen..." Jetzt grinste auch Michiru und schüttelte amüsiert den Kopf. Sie wusste genau, dass ihrer Partnerin das Spielchen mit dem Mädchen aus Schottland, gerade wieder richtig Spaß machte. "Ich machs mir dann mal gemütlich", flötete sie und steuerte eine der Liegen an. "Michiru sagte, du hasst Schwimmen", wehrte Amberly ab, "Was soll also die Show mit der Poolparty? Erstens ist mir nicht nach feiern und zweitens kommst du doch sowieso nicht ins Wasser. Also was..." Weiter kam sie nicht. Sie sah Haruka noch abspringen und im nächsten Moment tauchte diese direkt hinter ihr aus dem Wasser. Sie trug noch sämtliche Kleidung, selbst ihr Schuhe hatte sie nicht ausgezogen und sie drängte Amberly, die sich erschreckt zu ihr gedreht hatte, zurück bis an den Beckenrand. "Ich komm also nicht ins Wasser...?" schnurrte sie und stützte sich mit beiden Händen neben Amberlys Kopf am Beckenrand ab, "Und du musst mir auch nicht vertrauen. Du musst nur tun, was ich will!" Sofort fühlte Amberly sich wieder mehr als unwohl und das war ihr auch deutlich anzusehen. Sie schluckte hörbar und sah Haruka unsicher in die Augen. "Und...was willst du?" fragte sie zögerlich, "Mein...Blut?" Sie legte den Kopf auf die Seite und schloss ihre Augen. "Nimm es dir", sagte sie leise. "Ich muss zugeben, ein sehr verlockendes Angebot", wisperte die Vampirin in ihr Ohr und strich mit den Lippen über ihren Hals, "Aber man hebt sich das Beste immer für den Schluß auf..." Sie deutete einen leichten Biss an, genoss die Gänsehaut, welche dieser auf Amberlys Körper brachte und den leisen Seufzer, der ihr entwich. "Und jetzt zieh dich um", hauchte sie, "Wir erwarten Besuch und vor dem willst du doch nicht im Kleid schwimmen gehen, oder?" Sie schwang sich derart schnell aus dem Becken, dass Amberly nur einen leichten Lufthauch vernahm und allein im Wasser war, als sie die Augen wieder öffnete. »Besuch?«, fragte sie sich geschockt, »Was hat sie nun wieder vor? Das letzte Mal als sie wen erwartet haben, war es mein Vater, den sie zum Werwolf gemacht haben...« Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, um was für eine Art Besuch es sich handeln sollte. Vampire pflegen keine Freundschaften - hatte Michiru ihr mal gesagt, also würde dies sicher kein Besuch im eigentlichen Sinne sein. »Dieses blonde Gift plant doch wieder irgendeinen Hinterhalt«, war Amberly sich sicher. Sie hievte sich aus dem Wasser und wrang ihr Kleid aus. Dann ging sie nach unten in die Schwimmhalle, um sich dort in der Umkleide einen neuen Badeanzug zu holen. Zu ihrem Leidwesen gab es nur noch Zweiteiler in ihrer Größe. »Toll! Noch mehr Angriffsfläche«, dachte sie sarkastisch, »Das hat sie doch garantiert genau so auch beabsichtigt.« Mit wenig Begeisterung schlug sie den Weg zurück in den Garten ein. Fieberhaft überlegte sie, um was für eine Art Besuch es sich handeln könnte und was das am Ende für sie bedeuten würde. Was sie jedoch zu sehen bekam als sie den Garten erreichte, hatte sie absolut nicht erwartet. Michiru lag nicht mehr auf der Liege, sondern stand mit Haruka und drei weiteren Mädchen auf der Wiese nahe des Pools. Sie schienen sich gut zu kennen, denn sie unterhielten sich angeregt. Verunsichert trat Amberly an eine Liege und wollte sich gerade darauf sinken lassen, als Haruka sie entdeckte und zu sich winkte. "Komm zu uns rüber", rief sie, "Wir wollen dir jemanden vorstellen." Es klang und wirkte unverfänglich und trotzdem wollte das seltsame Gefühl in Amberlys Magengegend nicht verschwinden. So kam ihr nur ein leises ' Hallo ' über die Lippen, als sie bei dem Grüppchen ankam. "Mädels", grinste Haruka, "Das ist Amberly - sie lebt hier mit uns zusammen. Amber? Das sind die Mädels." Amberly warf Haruka einen strafenden Blick zu. Er sagte so viel wie: »Ernsthaft? Willst du mich verarschen oder kennst du nicht mal ihre Namen? Und nenn mich nicht Amber. Wir sind keine Freunde und ich hasse diesen Spitznamen!« Die Vampirin grinste belustigt, denn sie wusste genau, was Amberly dachte. "Na habt jedenfalls viel Spaß Mädels", lachte sie in die Runde, "Ich geh mich noch umziehen. Wenn noch jemand eine Gaderobe brauch - einfach in irgendein Zimmer gehen hier unten." Sie warf Amberly nochmals einen amüsierten Blick zu und verschwand dann ins Haus. Die drei Mädel erklärten, sich auch schnell umziehen gehen zu wollen und schon stand Amberly mit Michiru allein da. "Hübscher Bikini", lächtelte diese sie an, "Hätte nicht gedacht, dass du dich Haruka so präsentierst." "Es gab nichts mehr anderes in meiner Größe", berichtigte sie Michirus Annahme, "Das hat sie sowieso mit Absicht getan. Aber was mich viel mehr interessiert ist, wer sind diese Mädchen? Sie wirkten nicht wie Vampire und du selbst hast mir gesagt, ihr pflegt keine Freundschaften. Also wer sind sie und warum sind sie hier?" "Du hast Recht", nickte Michiru, "Sie hat es mit Absicht getan und was die Mädel betrifft...nunja...", sie sah kurz zum Haus und dann wieder Amberly an, "Sie sind Freunde einer früheren Freundin von mir und irgendwie sind sie Menschen, ja. Etwas kompliziert und eine lange Geschichte." Amberly merkte genau, dass Michiru ihr irgendetwas nicht sagen wollte. »Hätte mich auch gewundert, wenn sie das blonde Gift in die Pfanne hauen würde. Natürlich hält sie zu ihr.« "Menschen?" fragte Amerly darum einfach weiter, "Oder Opfer? Du hast ihr Freunde geopfert. Was sind da Freunde von Freunden?" "Du siehst da etwas falsch", schüttelte Michiru den Kopf, "Ich kenne diese Mädchen nicht. Sie waren damals auf Reijkas spontan Grillparty. Dort hat Haruka sie gebissen und ihnen jetzt suggestiert, wir seien schon lange befreundet. Das hier soll eine Poolparty werden - kein kaltes Buffett." "Und das glaubst du wirklich?" klang Amberlys Stimme fast freundschaftlich, "Du kennst sie doch besser als jeder andere. Sie wird diese Mädchen nicht unbeschadet wieder gehen lassen und wenn du ehrlich bist, du auch nicht. Zwei Vampire und vier junge Mädchen - das hier ist ein Buffett und keine Party!" Sie drehte sich um und sprang mit Anlauf in den Pool. Es gab nichts weiter zu sagen, fand sie und wollte auch nichts mehr hören. Michirus Grinsen und ihre verheißungsvollen Worte entgingen ihr dadurch natürlich. "Es liegt allein an dir, ob das hier ein Buffett oder eine Party wird...", wisperte sie und ging wieder zu den Liegen. Als Amberly gerade wieder auftauchte, kamen die drei Mädchen aus dem Haus und blieben bei Michiru stehen. Amberly lehnte sich auf den Beckenrand und sah sich das Schauspiel an. »Die drei haben nicht die geringste Ahnung, was ihnen hier heute Nacht bevorsteht«, dachte sie, »Das schlimmste ist, das zu wissen und es trotzdem nicht ändern zu können. Was sollte ich tun, um sie zu retten? Haruka hat mich in der Hand und am Ende verschulde ich den Tod der drei noch, wenn ich sie warne oder was anderes versuche...« Ihr war klar, dass sie nichts würde verhindern können, was diese Nacht brachte. Wahrscheinlich würde Haruka es auch noch vor ihren Augen tun, um Amberly wieder einmal mehr, ihre Macht zu demonstrieren und sie erneut zu quälen. »Und ich hab auch noch geholfen, sie ins Leben zurück zu holen...«, dachte sie geschlagen. In der nächsten Sekunde fuhr sie erschreckt herum und fühlte sich an den Beckenrand genagelt, ohne zu wissen, wie ihr geschah. Geschockt sah sie in Harukas grinsendes Gesicht. "Wo...wie...?" stammelte sie, "Du warst doch..." "Zerbrich dir dein hübsches Köpfchen nicht über meine Fähigkeiten", lächelte sie und zeigte dabei ihre Zähne, "Zerbrich ihn dir lieber darüber, wie du vermeiden willst, mir zu nahe zu kommen. Du bist mir schon wieder so nahe, dass ich das Blut in deinen Adern pulsieren höre..." Sie lehnte sich vor und küsste Amberly auf den Hals. Diese hielt die Luft an und versteifte sich völlig, so überrumpelt war sie von der plötzlichen Veränderung der Situation. »Bitte geh weg von mir«, flehte sie innerlich, »Nicht jetzt! Nicht so!« "Sie...könnten uns sehen...", stammelte sie verlegen, als Haruka ihr wieder in die Augen sah, "Gib ihnen doch wenigstens eine Chance." "Ihnen?" schnurrte die Blondine belustigt, "Oder dir...?" Sie schmiegte ihre Wange an Amberlys und pustete über deren Hals und Schulter. Dieser lief sofort ein Schauer über den Rücken und Haruka wiederholte ihre Prozedur noch zwei weitere Male. "Schon gut schon gut! Mir! Gib mir eine Chance!", drückte sie die Blondine danach energisch von sich weg. Als ihre Blicke sich trafen, wurde sie ganz kleinlaut. "Entschuldige", brachte sie leise hervor. "Alles bestens", lächelte Haruka, "Du sollst deine Verschnaufpause haben." Sie schwamm zur Treppe und sah Amberly nochmal kurz an. "Immerhin stehts bereits 4:0 für mich..." »Ich wusste sie spielt ein Spiel mit mir!«, begann es in Amberly zu brodeln. Sie wollte der Vampirin noch ein Kontra geben, doch die Worte blieben ihr im Hals stecken. Haruka war dabei aus dem Wasser zu steigen und was sich Amberlys Augen da offenbarte, machte sie sprachlos. Eigentlich war der schwarze Zweiteiler so gar nichts besonderes, schlichter Schnitt, komplett einfarbig und edel sah er schon gar nicht aus, aber er gab so viel freie Sicht auf den Körper der Vampirin, das Amberly hart schlucken musste. »Wow«, dachte sie, »Verstecken muss die sich sicher nicht...das muss der Neid ihr wirklich lassen...« Mit viel hatte Amberly gerechnet. An erster Stelle natürlich damit, dass Haruka einen Badeanzug oder Badeshorts tragen würde, aber ganz sicher nicht damit, dass Haruka Michiru im Bikini eigentlich in Nichts nachstand. "Ich muss zugeben, es ist schwer weg zu sehen...", murmelte sie und schalt sich im nächsten Moment selbst. »Schluß! Bis hierher und nicht weiter!«, rief sie sich zur Ordnung, »Schlimm genug, dass ich ihr gerade um den Hals gefallen wäre, wenn sie noch ein mal mehr über meinen Hals gepustet hätte. Jetzt auch noch gaffen? Was kommt als nächstes? Verdammt Amberly, sie ist ein kaltblütiges Monster, dass zwischen dir und Michiru steht!« In diese Gedanken hinein platzte Michiru, die mit den drei anderen Mädchen ins Wasser kam. "Die Party fängt grad erst an und Haruka war schon bei dir im Wasser", bemerkte Michiru, "Normalerweise braucht sie länger, bis sie mal in den Pool kommt. Sie scheint dich echt zu mögen." "Klar", lachte Amberly sarkastisch, "Sie hat mich zum fressen gern..." Das brachte die drei Mädchen dazu, amüsiert zu kichern. Sie schienen diese Aussage unendlich komisch zu finden und konnten sich gar nicht beruhigen. Amberly sah sie skeptisch an und dann zu Michiru. »Was sind denn das für Hühner?« fragte ihr Gesichtsausdruck und Michiru zuckte unschuldig mit den Schultern. "Ein Wettschwimmen?" fragte Michiru und hatte so die geteilte Aufmerksamkeit. Amberly sah fragend die drei Mädchen an und die schüttelten beinahe synchron die Köpfe. "Lieber etwas mit dem Wasserball werfen", kam es ebenso im Chor. "Ok", lächelte Michiru, "Ich hol ihn." »Das kann ja lustig werden«, dachte Amberly genervt, »Die totalen Tussis. Wettschwimmen? Nein danke. Lieber werfen wir alberne Bälle mit albernem Gekicher im Kreis herum...« Sie verdrehte die Augen. Bei diesen Aussichten kam man ja glatt in Versuchung, sich auf Harukas Sticheleien zu freuen. Als Michiru mit dem Ball wieder kam, nahmen alle Position ein und es begann genau das, was Amberly befürchtet hatte. Die drei stellten sich unglaublich unbeholfen an und gackerten mehr, alsdass sie den Ball erwischten. Nach unendlich langen zehn Minuten tauchte Haruka wieder im Garten auf. Mittlerweile war es dunkel geworden und die vielen kleinen Lämpchen und Laternen verliehen dem Ganzen wirklich einen gemütlichen Touch. Der Sekt, den Haruka anschleppte würde das ganze noch abrunden, die Stimmung heben und - zumindest für die beiden Vampire - einige delikate Situationen hervor bringen. Trotz der abwertenden Gedanken sah Amberly Harukas Auftauchen als willkommenen Grund, sich aus dem langweiligen Ballspiel auszuklinken. Sie schwamm Richtung der blonden Vampirin an den Rand und lehnte sich mit den Armen darauf. "Willst du uns alle abfüllen, um dich auf unsere Kosten zu amüsieren?", fragte sie beinahe frech, "Oder bist du heimliche Alkoholikerin?" Haruka kam zu ihr und ging in die Hocke, um näher heran zu kommen. "Ich zwinge niemanden, etwas zu trinken", sagte sie keck, "Halt dich zurück, wenn du mir nach ein bißchen Sekt nicht mehr widerstehen kannst." "Als ob", drehte Amberly schnippisch den Kopf weg, "Selbst nach einer ganzen Flasche nicht!" "Na, so wie du mich vorhin gemustert hast", erhob sich Haruka grinsend, "Sah nicht danach aus, als hätte dir nicht gefallen, was du siehst." Amberly machte ein Geräusch das ungefair nach "Pfüah" klang und verschrenkte die Arme vor der Brust. Im Augenwinkel sah sie, dass Haruka sich entfernte und sah ihr verstohlen hinterher. »Ich muss meine Emotionen und Gedanken besser verbergen«, dachte sie, »Wenn ich mich ihr schon kaum entziehen kann, muss ich ihr ja nicht noch zusätzliche Angriffsfläche bieten. Wenn die checkt, dass ich sie durchaus anziehend finde, hab ich mehr als nur die A-Karte...« Sie beobachtete, wie Haruka Gläser füllte, für Snacks sorgte, Kerzen anzündete, für angenehme Musik sorgte und schließlich zum Pool zurück kam. Erneut blieb sie direkt vor Amberly stehen und ging zu ihr in die Hocke runter. "Und?" seuselte sie, "Ein Glas Sekt für die Lady?" "Nein danke", lehnte Amberly ab, "Such dir wen anderen zum Abfüllen." Sie drehte sich herum und schwamm von Haruka weg. Diese erhob sich und grinste in sich hinein. »Du allein bist es, die dieses Spiel so interessant macht, Kleines", dachte sie zufrieden, »Es ist an der Zeit, dass du dir darüber bewusst wirst...« "Wer hat Lust auf ein Glas Sekt?" rief sie Richtung der ballspielenden Mädchen. "Ich mein Schatz", rief Michiru, als Amberly gerade bei ihnen ankam. Sie schwamm los zum Rand und Amberly stand allein da, mit diesen drei wildfremden Tussis, die schon wieder albern kicherten, weil Michiru Haruka Schatz genannt hatte. "Wusstest ihr nicht, dass die zwei ein Paar sind?" fragte Amberly leicht genervt, "Was wisst ihr dann überhaupt über sie? Wie lange kennt ihr euch?" Eines der Mädchen, eine Blondine, antwortete ihr. "Natürlich wissen wir, dass sie ein Paar sind", erklärte sie gehoben, "Es ist nur immer wieder so komisch, wenn man es direkt mitbekommt. Weisst du, wir kennen Michiru schon seit der Schulzeit und hätten nie gedacht, dass sie mal mit einer Frau zusammen sein würde. Sie war doch damals Ewigkeiten in diesen komischen Schnösel aus dem Paukstudio verknallt und hat immer gesagt, den würde sie irgendwann mal heiraten." Amberly warf einen kurzen Blick zu Haruka und Michiru. Die hockten nebeneinander auf einer Liege, hatte beide ein Glas in der Hand und schienen sich köstlich zu amüsieren. »Hm...«, wurde sie nachdenklich, »Haruka muss diese Reijka in ihren Erinnerungen irgendwie gegen Michiru ausgetauscht haben. Vielleicht eine Chance für mich, ein paar Dinge heraus zu finden, die die beiden mir sicher vorenthalten...« "Lasst uns doch lieber ein wenig plauschen", schlug sie daher vor, "Ball spielen können wir später immernoch." Wie erwartet, erntete sie für diesen Vorschlag Begeisterung. Rumschnattern und sich über andere das Maul zerreissen war genau das, was solche reichen Gänse am liebsten taten. Kapitel 56: Poolparty bei Nacht 2 --------------------------------- 56. Poolparty bei Nacht 2 Michiru saß, an Haruka gekuschelt auf einer der Sonnenliegen, lauschte der Musik und nippte zwischendurch an ihrem Glas Sekt. "Hälst du es für eine gute Idee, Amberly mit den dreien allein zu lassen?", seufzte sie zufrieden, "Wenn sie ihnen nun erzählt, was wir sind?" "Das wird nicht passieren", legte Haruka den Arm um sie, "Sie müsste damit rechnen, ausgelacht zu werden. Gerade diese Millionärstöchter glauben ihr doch eine solche Geschichte nicht und am Ende müsste sie noch eine Strafe von uns fürchten oder damit leben, das die drei ihretwegen sterben mussten." "Ziehst du etwa ernsthaft in Erwägung, die drei gehen zu lassen?" blinzelte Michiru sie ungläubig an, "So viel Blut frei Haus und du würdest darauf verzichten? Außerdem macht es dir bei so hochmütigen Weibern doch gleich doppelt Spaß!?" "Die drei sind vielleicht ein kleiner Snack zwischendurch", grinste Haruka wissend, "Von wirklichem Wert ist für uns nur Amberlys Blut." "Du spielst dein Spielchen also weiter", stellte Michiru fest, "Dann lass ich mich mal überraschen, was die Nacht so alles bringt. Wird sicher mehr als interessant." "Das wird es sicher", grinste Haruka, "Auf welche Weise, werden wir dann sehen." Sie erhob sich und hielt Michiru auffordernd die Hand hin. "Mischen wir uns unter die Beute und haben ein wenig menschlichen Spaß, bevor der unserige beginnt." Michiru ergriff ihre Hand und ließ sich in Harukas Arme ziehen. "Es tut so gut, dass ich dich wieder habe", hauchte sie und reckte sich der Blondine etwas entgegen, "Ohne dich hätte die Ewigkeit jeden Sinn verloren..." Sie überbrückte das letzte Stück und küsste Haruka zärtlich. Diese erwiederte genauso zärtlich und schloss Michiru fester in die Arme. Es war ein Kuss, ohne jede Magie, ohne vampirische Triebe, ohne jeden Hintergedanken und er dauerte erstaunlich lang. Als er endete sahen sie sich tief in die Augen. "Und ich habe erst bemerkt wie leer und sinnlos meine Ewigkeit war, als ich dich gefunden habe", hauchte Haruka, "Du bist das einzige Wesen, zu dem ich je ' ich liebe dich ' gesagt habe." "Ruka...", flüsterte Michiru glücklich und legte den Kopf auf ihre Brust, "Soetwas von dir zu hören ist mehr, als alles was ich mir je gewünscht habe." Haruka streichelte über ihr Haar und hielt sie ganz fest in ihren Armen. "Du verdienst viel mehr, als nur ein paar schöne Worte", sagte sie leise, "Ich habe immer nur existiert, selbst als ich noch ein Mensch war. Durch dich habe ich angefangen zu leben." Sie hielten sich noch einen Moment fest im Arm und genossen die Nähe der anderen. Auch das ohne jede Magie oder Vampirtriebe. Wie zwei normale junge Frauen, die sich fürs Leben gefunden hatten, standen sie da und hielten sich einfach nur fest. Schließlich löste Michiru sich langsam aus der Umarmung und grinste Haruka spitzbübisch an. "Lassen wir das Spiel weiter gehen", forderte sie ihre Partnerin auf, "Mischen wir uns unter sie." "Kommen wir also zur fünften Runde", grinste Haruka, "Mal sehen, wie gut sie sich dieses Mal schlägt." Hand in Hand schlenderten sie Richtung Pool und alles wirkte so unschuldig. Die vier Mädchen im Wasser, die Beiden, die sich zu ihnen gesellten, das gesamte Ambiente hätte einen unschuldigen, harmlosen Eindruck gemacht, auf jeden Betrachter. Nur Amberly und die beiden Vampire wussten, dass diese Nacht am Pool alles andere als harmlos oder unschuldig bleiben würde. Amberly fiel es wirklich schwer sich nicht anmerken zu lassen, wie wenig symphatisch sie diese drei Gänse fand. Schnell stellte sie sich die Frage, ob es das alles wert war für sie, nur um vielleicht irgendetwas zu erfahren von dem sie nichts wusste, was ihr aber hilfreich sein könnte. »Im Grunde reden sie ja von Reijkas Leben und nicht von Michirus«, dachte sie, »Haruka lässt sie ja nur glauben, statt Reijka wäre Michiru schon ewig ihre Freundin.« Seit gefühlten zehn Minuten versuchte sie nun schon, irgendetwas in Erfahrung zu bringen und das einzige, was sie bisher heraus gefunden hatte war, dass die Blondine Midori hies. Nicht wirklich ein Erfolg für Amberly. Von der Rothaarigen und der Schwarzhaarigen hatte sie nichtmal das erfahren. "Michiru hat mir da mal etwas von einer Grillparty erzählt", versuchte sie es darum gezielter, "Da gab es angeblich eine Art Angriff und mehrere Tote. Seid ihr auch dabei gewesen?" "Waren wir", quiekte Midori aufgeregt, "Das war wirklich eine mysteriöse Sache." "Mysteriös?" fragte Amberly direkt weiter, "Du meinst unheimlich?" Midori und die beiden anderen nickten hektisch. "Das war die Sache mit den Bissen", war die Schwarzhaarige direkt neben ihr total aufgebracht, "Stimmts Midori?" "Bisse?" hakte Amberly direkt nach, "Von Tieren?" "Lasst mich erzählen ok?", wand Midori sich an ihre Freundinnen und sah dann Amberly an. "Von den Toten haben wir gar nichts mitbekommen", erklärte sie, "Wir waren viel zu weit weg vom Haus. Das mysteriöse war, das wir alle drei wohl ohnmächtig geworden sind. Keine von uns erinnert sich, was der Grund dafür gewesen sein könnte oder was davor passiert ist. Sie haben uns in der Nähe des Pavillion gefunden und scheinbar hat uns irgendein Tier gebissen. Wahrscheinlich waren wir darum ohnmächtig." »So hat Haruka sie also zu dieser falschen Freundschaft gebracht«, dachte Amberly, »Sie hat Macht über sie, weil sie sie damals bei Reijkas Party gebissen hat. Stellt sich nur die Frage, wie sie diese drei Zicken gegen mich benutzen will. Umsonst hat sie die sicher nicht hierher befohlen.« "Na, tauscht ihr Geheimnisse aus?", wurden sie da von Michirus Stimme unterbrochen. "Michi", freute Midori sich und sprang dieser um den Hals, "Endlich sind wir vollzählig." Sie ließ Michiru wieder los und grinste sie breit an. "Geheimnisse tauschen wir nur mit dir aus", schmeichelte sie, "Das weisst du doch, Sweety. Wir haben uns nur über die Party bei Reijka damals unterhalten." Michiru nickte verstehend und warf Haruka einen wissenden Blick zu. Diese grinste unschuldig und suchte dann nach Amberlys Blick. Letztere wusste zuerst nicht, ob sie wegsehen oder dem Blick begegnen sollte. Sie entschied sich dafür den Blick zu erwiedern, hielt aber nur wenige Sekunden stand. Zu ihrem Glück forderte Midori weiter die Aufmerksamkeit aller. "Du erinnerst dich doch auch noch an die seltsamen Wunden, die wir drei hatten, oder?", fragte sie, "Deine Bekannte ist an diesem Abend doch auch spurlos verschwunden." Michiru nickte und konnte Amberlys Blicke regelrecht spüren. Nicht ohne Grund hatte sie dem Mädchen ihre Geschichte erzählt. Sie sollte Hintergründe und Zusammenhänge erkennen können, wenn die Freundinnen von Reijka etwas erzählten, wenn Haruka oder sie Andeutungen machten oder die blonde Vampirin ihre Spielchen mit ihr trieb. "Was sollen wir denn jetzt schönes zusammen machen?", wollte Michiru das Trüppchen animieren und den Abend so offiziell eröffnen, "Wasserkampf? Wettschwimmen?" "Wolf und Lämmer", kam es von den drei Mädchen gleichzeitig. "Wolf und Lämmer?" fragte Amberly verständnislos, "Was soll denn das sein?" "Na, einer ist der Wolf und die anderen sind die Lämmer und müssen vor dem Wolf flüchten. Wen der Wolf erwischt..." "Lass mich raten", unterbrach Amberly die Schwarzhaarige , "Wer erwischt wird, wird auch zum Wolf und muss helfen den Rest zu erwischen." Die drei Freundinnen sahen sie mit großen Augen an. "Wie kommst du auf soetwas?", fragte Midori, "Wer erwischt wird, wird gefressen - ist also raus aus dem Spiel - und wer am Ende übrig bleibt, hat gewonnen." "Ihr wollt fangen spielen?" begriff Amberly, "Ernsthaft? Sind wir nicht etwas zu alt für solche Spiele?" "Für Spaß ist man nie zu alt", mischte Michiru sich ein, "Und die Spiele für Erwachsene gibts erst zu späterer Stunde." Sie warf Amberly einen kurzen Blick zu und wusste genau, was diese dachte. "Also wer ist der Wolf?" fragte sie schnell in die Runde. Kurz sahen sich alle an. Amberly erkannte das stille Einverständnis und verdrehte entnervt die Augen. Sie konnte sich nur zu gut vorstellen, was jetzt folgen würde. Michiru und die drei anderen drehten sich gleichzeig in die Richtung der blonden Vampirin und riefen laut: "Haruka - wer sonst?" "Ich geb mich geschlagen", lachte diese, "Ihr bekommt fünf Minuten Vorsprung. Das Kellergeschoss ist tabu. Ebenso das Obergeschoss." Sofort schossen alle los in sämtliche Richtungen. Alle, außer Amberly. Die zog es vor, gemütlich zu verschwinden, um Haruka noch mit ein wenig Sarkasmus bedenken zu können. "Der böse Wolf, hm?", lachte sie ironisch, "Ist dir ja wie auf den Leib geschneidert diese Rolle, was?" "Wenn ich du wäre, würd ich zusehen, dass ich weg komme", grinste Haruka sie frech an, "Sonst schnappt der böse Wolf dich zuerst und schlägt seine Reißzähne in deinen wunderschönen, verlockenden Hals..." Diese Worte brachten Amberly dazu, kurz inne zu halten und die Vampirin genau anzusehen. "Du bist wirklich das Letzte", würgte sie beinahe hervor, "Was soll diese ganze Show? Natürlich wirst du sie eine nach der anderen fangen und was du dann mit ihnen machen wirst, wissen wir beide genau! Warum holst du dir nicht direkt, was du willst? Ich gehöre dir - mit Leib und Seele - und du kannst dir alles, wonach dir der Sinn steht, jederzeit einfach von mir nehmen. Warum also diese Tussis und dieses Schauspiel eines Abends unter Freunden? Lass die drei gehen und hol dir, was du willst. Ich wehre mich nicht." In der nächsten Sekunde war Haruka direkt vor ihr und zog sie ganz nahe an sich. Ihre Augen glühten wie die eines Tigers bei Nacht und nicht nur ihre Reißzähne verliehen ihr den Ausdruck eines tödlichen Raubtiers. Auch ihr Gesichtsausdruck und das eisige Lächeln taten einiges dazu. "Du glaubst zu wissen, was ich will?" schnurrte sie angriffslustig, "Du weisst ja nicht einmal, was du selbst willst, kleines Mädchen!" Amberly sah sie völlig überrumpelt an. Wieder war Haruka ihr urplötzlich so nahe, dass reagieren unmöglich war. Und wieder roch sie so unglaublich gut. Trotz ihres gefährlichen Tons, des lauernden Ausdrucks und der bedrohlichen Nähe aber, empfand Amberly seltsamerweise nicht das geringste bisschen Angst. Nicht einmal unwohl fühlte sie sich. »Wie auch, wenn sie derart gut riecht«, ging es ihr durch den Kopf, »Was ist das für ein Duft, verdammt? Wieso wird er nicht schwächer, obwohl sie im Wasser ist?« Auch als Harukas Gesichtsausdruck sich entspannte und das Glühen ihrer Pupillen nachließ, regte sie sich kein Stück. Sie stand da, schaute der Vampirin tief in die Augen, war gefangen von diesem betörenden Geruch und gefangen, in Harukas Armen. Sie war der Haruka so nahe, wie selten zuvor und nichts davon schien sie im Augenblick zu begreifen. »Mehr...«, war alles was in ihrem Kopf noch vorhanden war. Nun begann Haruka zu lächeln. Ihr Gesichtsausdruck wurde weich und sie lehnte sich langsam zu Amberly hinab. Diese atmete hörbar und schloß schließlich ihre Augen. Nur Millimeter bevor ihre Lippen sich trafen hielt Haruka inne. "Werd dir darüber klar, was du willst...", hauchte sie herausfordernd, "...und hör auf, dein Verlangen zu leugnen. Dann weisst du, was ich will..." Ein Luftzug und Amberly war allein. Sie blinzelte und sah sich ungläubig um. Außer ihr war niemand mehr da. »Wahrscheinlich sind alle Lämmer ins Haus gelaufen und der Wolf...« Der Wolf war ihnen gefolgt. Doch zuvor hatte er Amberly deutlich vor Augen gehalten, dass sie nicht zu den Lämmern gehörte. Sie war keines der Opfer des heutigen Schauspiels. Sie war selbst ein Wolf. Irgendetwas an Haruka zog sie so sehr an, wie sie es noch nie erlebt hatte. »Sogar stärker als bei Michiru«, dachte sie erkennend, »Und sie ist mir viel näher gekommen als Haruka es je war...« Sie war sich von Anfang an sicher gewesen, die blonde Vampirin zu hassen wie nichts anderes, doch genau diese Sicherheit hatte Haruka gerade eben ins Wanken gebracht. Weder ihren vampirischen Charme, noch sonst eine Art Magie hatte sie dazu gebraucht. Ohne jeglichen Einfluss auf Amberly aus zu üben war sie ihr hautnah gekommen und hatte nur wenige Worte zu ihr gesagt und nun fragte Amberly sich, ob sie die Vampirin wirklich hasste. »Ist es tatsächlich möglich, dass ich einfach nur eifersüchtig bin?« fragte sie sich plötzlich, »Will ich Michiru wirklich so sehr für mich haben, dass ich nur denke Haruka zu hassen, weil Michirus ganze Aufmerksamkeit ihr gehört?« Plötzlich sah sie all die Dinge, die sie getan hatte, seit Michiru in ihr Leben getreten war. Dinge, die man getrost als böse und schlecht bezeichnen konnte. Ihr ganzes Leben lang war sie ein guter Mensch gewesen. War hilfsbereit, freundlich und hegte für niemanden je böse Gedanken, doch mit Michiru hatte sich das geändert. Sie hatte ihre Chance gesehen, dem Dorfleben zu entkommen und sich dann auch noch in die schöne Vampirin verliebt. Damit hatte sie sich so sehr versündigt, wie es kaum denkbar war, in der relativ kurzen Zeit, die sie Michiru erst kannte. »Ich bin auch ein Wolf«, war sie sich plötzlich sicher, »Ich hasse sie nicht. Ich sehe nur eine Rivalin in ihr, weil wir uns ähnlich sind...« Noch immer stand Amberly bis zu den Hüften im Wasser. Ihre Gedanken wollten nicht still stehen und sie hatte das Gefühl, wirklich gar nichts gewusst zu haben, die ganze letzte Zeit. Dabei war Vieles so klar und deutlich gewesen, wie es nur möglich war und trotzdem hatte Amberly es vor sich selbst verleugnet. Nun sah sie all diese Tatsachen und wusste trotzdem nicht, ob sie es glauben oder weiter verleugnen sollte. "Nein", schlug sie mit der Faust aufs Wasser, "Ich bin nicht wie sie! Sie ist ein skrupelloser Dämon der tausende Menschen kaltblütig getötet hat und jederzeit wieder tötet." Die Gedanken an den Pfarrer, dessen Tod sie Michiru verziehen hatte und die Menschen, welche jene - noch als Mensch - Haruka geopfert hatte, verdrängte sie komplett. Entschlossen verließ sie den Pool und ging Richtung Haus. Es würde keine Spielchen mehr geben. Sie würde sich Haruka stellen und damit sich selbst. Michiru stand am Fenster im Obergeschoss und beobachtete Amberly genau. Haruka saß, etwas abseits, in einem uraltem Ohrensessel und sah sie erwartungsvoll an. "Und?", fragte sie, "Lag ich richtig?" Michiru drehte sich zu ihr und lehnte sich gegen die Fensterbank. "Sie geht ins Haus", nickte sie, "Aber ob sie wirklich eine Konfrontation mit dir sucht, das sehen wir dann erst noch." "Sie wird herkommen", grinste Haruka siegessicher, "Wenn ich Unrecht habe, gehört sie heute dir und ich begnüge mich mit einer dieser Gänse." "Solltest du Recht behalten, gehört ihr Blut heute dir", entgegnete Michiru, "Oder wir teilen einfach." "Wir werden sehen", lachte Haruka, "Erstmal abwarten, wie unser Glodschatz reagiert." Michiru wollte noch etwas erwiedern, doch da öffnete sich tatsächlich langsam die Tür. Erwartungsvoll schauten die beiden Vampirinnen in deren Richtung. Während Michiru sich hinter den schweren Vorhängen verbarg, saß Haruka ganz lässig in dem antiken Sessel. Sie spielte gelangweilt mit einer ihrer Haarsträhnen und ihr Blick traf direkt Amberlys, nachdem diese das Zimmer betreten hatte. Sie wirkte entschlossen und so hielt Haruka sich auch nicht unnötig zurück. "Steh nicht an der Tür rum, sondern komm her zu mir", befahl sie beinahe, "Du bist doch hier, um mir zu sagen, dass du mich als deine Herrin anerkennst, oder nicht?" Amberly ließ die Tür langsam ins Schloss fallen, wodurch nur noch ein Teil des Raumes erhellt wurde von den Laternen und Lichtern im Garten, die durchs Fenster schienen. Der alte Sessel, auf dem Haruka saß wie auf einem Thron, stand im Lichtkegel des Fensters, der bis nahe an die Tür heran reichte, wo Amberly stand. Ebenso langsam wie sie die Tür geschlossen hatte, trat sie auch auf Haruka zu. Die wartete geduldig und grinste zufrieden. Als das Mädchen bei ihr ankam und vor ihr stehen blieb, wurde Harukas Grinsen hochmütig. "Worauf wartest du?", fragte sie kühl, "Knie nieder und gelobe mir für die Ewigkeit deine absolute Loyalität." "Bevor ich das tue, habe ich ein paar Fragen", erwiederte Amberly erstaunlich fest, "Beantworte sie ehrlich und du sollst deinen Schwur bekommen." "Ich glaube nicht, dass du in der Position bist, Forderungen zu stellen", lachte Haruka spöttisch, "Aber gut. Ich will mal nicht so sein..." Ihr Ton war lauernd und verhies nichts Gutes, dennoch hielt Amberly weiter stand. "Du lässt meinen Vater frei, wenn ich dir Gehorsam schwöre?" war ihre erste Frage, woraufhin die Blondine nickte, "Selbst wenn er zurück kehrt nach Kershaw und den Ort wieder aufbaut?" Wieder nickte Haruka. "Ein Zufluchtsort für ausgediente Jäger und streunende Wolfsbastarde ist das letzte, was ich fürchten müsste", sagte sie beinahe gelangweilt, "Also weiter. Was willst du noch wissen?" "Es gibt einen Grund, warum du mich nicht einfach getötet hast und der ist nicht mich ewig strafen zu können für eine heisse Nacht mit deiner Geliebten!", brachte Amberly als nächstes vor und wieder nickte die Vampirin. "Den gibt es", bestätigte die sie, "Und der liegt ganz allein in dir..." Amberly schluckte und es fiel ihr immer schwerer, sich zu kontrollieren. Das bemerkte natürlich auch Haruka und erhob sich grinsend aus dem Sessel. Sie trug nach wie vor den schwarzen Bikini und Amberly wich direkt einen Schritt zurück. "Es ist mein Blut...", wisperte die Vampirin, "Du musst es dir nur holen..." "Dein...Blut...?", presste Amberly geschockt hervor, "Das...kann doch nicht sein!" Haruka überbrückte den kleinen Abstand zwischen ihnen und lehte sich zu Amberlys linkem Ohr. "Es ist aber so...", seuselte sie lockend, "Es sei denn, du wolltest als nächstes nicht fragen, was an mir so gut riecht, dass du nicht länger widerstehen kannst...nicht länger widerstehen willst..." Wieder schluckte Amberly, denn genau das hatte sie fragen wollen. Haruka verharrte weiterhin in derselben Position und so musste Amberly ihr zumindest nicht ins Gesicht sehen. Dennoch raste ihr Herz und Harukas Atem, der immer wieder ihren Hals streifte, brachte sie fast um den Verstand. "Was...ist mit diesen Mädchen?" fragte sie scheu, "Lässt du sie auch gehen, wenn ich es tue?" "Diese Mädchen?" fragte Haruka und machte eine Handbewegung. Die Nachttischlampen gingen an und auf dem großen Bett lagen die drei Freundinnen von Reijka. Sie waren ohne Bewusstsein und Amberly hoffte, dass sie nicht bereits tot waren. "Keine Angst, sie leben", sah Haruka ihr nun genau in die Augen, "Wie lange allerdings noch, hängt ganz von dir ab." Amberly erwiederte den Blick. Sie versank beinahe in den dunklen Augen und der Duft von Harukas Blut raubte ihr die Sinne. Dennoch sträubte irgendetwas in ihr sich weiterhin dagegen, Harukas willige Dienerin zu werden. Irgendetwas, dass ihr sagte, sie könne gegen die Vampirin bestehen und nur aus diesem Grund wollte diese sie unterwerfen. Sie wollte Harukas Blut so sehr, doch sie wollte ihr nicht die absolute Macht über sich geben. Also brachte sie alles auf, was sie konnte und trat einen Schritt zurück. "Es tut mir leid", sagte sie, "Aber ich werde niemals deine willige Dienerin sein!" "Falsche Antwort", schnurrte Haruka und gab so eine Art Zeichen. Hinter den schweren Vorhängen trat Michiru hervor und ging ans Bett zu den drei Mädchen. Die Rothaarige lag ihr am nächsten und die Vampirin griff fest in deren Haar und zog ihren Kopf grob nach hinten. Sie schlug ihre Zähne in ihre Kehle und all das ging so schnell, dass Amberly nicht einmal die Zeit hatte, es auch nur ansatzweise verhindern zu können. Ihr Ausruf "Nicht!" ging unter und ihr Versuch dabei auf Michiru zu zu springen endete in Harukas Armen. "Warum tut ihr das?" verbarg Amberly ihr Gesicht schluchzend an deren Brust, "Sie haben doch gar nichts damit zu tun." Haruka hielt sie beinahe tröstend im Arm und lehnte ihre Wange gegen Amberlys Kopf. "Sie haben keinerlei Wert", sagte sie leise, "Nicht für uns, nicht für dich und auch für sonst niemanden auf der Welt. Sie sind nur verzogene, reichen Gören, die anderen das Leben schwer machen. Was also interessiert es dich, ob sie leben oder sterben?" Amberly hob beinahe schüchtern den Kopf und sah Haruka an. "Es interessiert mich im Grunde auch nicht", gab sie leise zu, "Ich will nur nicht, dass sie meinetwegen sterben." "Und warum nicht?" fragte Haruka verständnislos, "Du kennst sie nicht. Das sind drei eingebildete Zicken, die du nichtmal leiden kannst. Es kann dir egal sein, dass sie sterben." Amberly hatte sich regelrecht in Harukas Umarmung verkrochen. Sie schluchzte und schüttelte unentwegt den Kopf, während der Worte der Vampirin und als Haruka geendet hatte, riss sie den Kopf wieder hoch und schrie verzweifelt: "Aber sie sollen nicht meinetwegen sterben!!!" "Noch ein kleines bißchen, meine Schöne...", wisperte die blonde Vampirin, "Übertrete die Grenze und halt dich nicht länger zurück..." Zufrieden sah sie in Amberlys glühende Pupillen. Das Mädchen zitterte wie Espenlaub, atmete schwer und Schweissperlen bildeten sich auf ihrer Stirn. "Lass mich gehen", bettelte sie kaum hörbar, "Bitte lass mich gehen." Haruka hielt sie weiterhin im Arm und das ohne jeden Nachdruck. Amberly hätte sich leicht daraus lösen können, doch trotz ihrer Worte schmiegte sie sich weiterhin fest an die Vampirin, als wäre diese der einzige Schutz, den es für sie überhaupt gab. Kapitel 57: Blutrausch ---------------------- 57. Blutrausch Wie ein Häuflein Elend war Amberly in Harukas Arme geschmiegt. Sie fühlte sich so verletzlich, wie noch nie in ihrem Leben. Zu viele Menschen waren bereits ihretwegen gestorben. Beinahe ihr gesamtes Dorf hatten die Vampire ausgelöscht. Darunter Frauen und Kinder. Als sie davon und von der Mutation ihres Vaters zu einem Werwolf gehört hatte, hatte sie sich fest vorgenommen alles zu tun, dass nie wieder ein Mensch ihretwegen sterben musste. Und nun war doch wieder ein Mensch, wegen einer falschen Entscheidung von ihr, gestorben. Auch wenn die drei hochnäsige Ziegen waren und Amberly sie niemals gemocht hätte, es durfte trotzdem nicht sein, dass sie ihretwegen starben. Sie wusste, Haruka würde auch die beiden anderen ohne jede Skrupel von Michiru töten lassen oder sie selbst töten, wenn Amberly bei ihr auch nur das kleinste bißchen Missfallen erregen würde. Hinzu kam dieser unstillbare Drang nach Harukas Blut, dessen Duft ohne Unterlass lockte. Sie konnte einfach nicht mehr. Das alles war zu viel und sie brach ein. "Bitte Haruka...", flehte sie kaum hörbar, "Warum tust du mir das an?" "Ich tue dir gar nichts an", flüsterte die Vampirin, "Spürst du es denn nicht?" Amberly schüttelte ganz leicht den Kopf. "Nein...", wisperte sie und löste sich aus Harukas Armen, "Bitte nicht..." "Wieso wehrst du dich immernoch?" lachte Haruka amüsiert, "Du kannst nicht vor dir selbst fortlaufen!" "Aber ich habe die Möglichkeit mich zu entscheiden", schrie sie die Vampirin beinahe an, "Und ich entscheide mich gegen das Böse!" Im nächsten Augenblick hielt Haruka sie wieder im Klammergriff. "Dummes Ding!" zischte sie ihr entgegen, "Du hast dich längst entschieden! Du hast Michiru bei meiner Erweckung geholfen, deinetwegen steh ich jetzt hier und deinetwegen lebt in Kershaw keine Menschenseele mehr." "Nein", wehrte Amberly sich verbal und auch körperlich, "Das ist nicht wahr! Sie hätte dich auch ohne meine Hilfe zurück geholt." Haruka fasste sie an den Schultern und schüttelte sie kurz. Als Amberly sich dadurch ein wenig beruhigte und sie ansah, sagte die Vampirin: "Das ist exakt. Sie hätte mich zurück geholt, aber sie hätte mich nicht erwecken können. Letzten Endes war es dein jungfräuliches Blut, welches mir neues Leben gab..." Amberly starrte sie fassungslos an. Tausend Gedanken schossen durch ihren Kopf und genauso viele Fragen. Alles überschlug sich bis sie schließlich begriff, all die schlimmen Dinge die Haruka und Michiru getan hatten -und noch tun würden - wären nie passiert, wenn sie auf ihren Vater gehört und sich von Michiru fern gehalten hätte. "Michiru?" riss Harukas Stimme sie aus ihren Gedanken, "Die Nächste!" Noch bevor Amberly begriff, was geschehen war, hatte Michiru die Schwarzhaarige zu sich gezerrt und ihr brutal in die Kehle gebissen. Das Blut spritzte in sämtliche Richtunge, traf sowohl Haruka, alsauch Amberly und das Mädchen schrie vor Schmerz. Sehr schnell jedoch verstummte sie und sackte kraftlos in Michirus Händen zusammen. "Nein!" schrie Amberly und versuchte nach Haruka zu schlagen. Die jedoch hielt sie noch immer fest und lachte herausfordernd. "Ja verdammt!" wurde auch sie lauter, "Tu es endlich!" "Ich will nicht!" wehrte Amberly sich weiterhin so wehement, das Haruka ausholte und ihr eine Ohrfeige verpasste. Das Mädchen hatte dem nichts entgegen zu setzen und stürzte zu Boden. Dort kauerte sie sich zusammen und wimmerte vor sich hin. "Michiru!" befahl Haruka scharf und zerrte dann Amberly vom Boden hoch. Sie hielt sie so am Oberarm fest, dass sie zusehen musste, wie auch Midori, wie ein Stück Nutzvieh, ohne zu zögern getötet wurde. Zuerst noch wimmerte Amberly. Sie ließ den Kopf sinken und verbarg so ihr Gesicht. Nur ihr Schluchzen war ab und an zu hören, doch auch das verstummte schließlich. Haruka hielt sie nach wie vor am Arm und sah sie erwartungsvoll an, während ein siegessicheres Grinsen auf ihre Lippen schlich. "Du bist eine Bestie", murrte Amberly drohend, "Ich sollte dich..." Sie riss den Kopf hoch und funkelte Haruka mit glühenden Pupillen an. "Was?" schnurrte diese erwartungsvoll, "Mich töten?" Erst jetzt wurde Amberly klar, was da im Begriff war zu geschehen. Noch immer hatte sie den Drang, Haruka anzuspringen und ihr die Kehle aufzureissen und irgendetwas tief in ihr gab ihr das Gefühl, auch die Kraft dazu zu haben. Dann aber besann sie sich eines Besseren und wurde ruhiger. »Ich bin nur Mensch. Ich habe ihr auf Dauer nichts entgegen zu setzen...« Haruka seufzte enttäuscht. Sie zerrte Amberly Richtung Bett und warf sie Michiru entgegen. "Nimm ihr Blut", sagte sie kühl, "Sie ist all die Mühe nicht wert." Dann verließ sie einfach den Raum. Amberly war zwischen den ausgebluteten Mädchen gelandet und starrte Michiru entsetzt an. Ihre Pupillen waren wieder normal und sie wirkte verzweifelt. Michiru machte einen so gefährlichen Eindruck wie nie, so blutverschmiert war ihr Gesicht und ihr Körper. »Hab ich es geschafft?« fragte das Mädchen sich, »Tötet sie mich jetzt auch?« Doch nichts derartiges geschah. Michiru begann zu lächeln und hielt ihr die Hand hin. "Komm", sagte sie beinahe mütterlich, "Du musst keine Angst mehr vor ihr haben. Für diese Nacht gehörst du mir." Die gerade aufkeimende Hoffnung brach weg. Michiru würde sie nicht töten. Sie würde ihrer Geliebten nicht ihr liebstes Spielzeug nehmen und Haruka würde sie niemals sterben lassen. Es würde für die Ewigkeit so weiter gehen. Ständig hin und her gerissen, zwischen Leben und Tod, niemals dauerhaft etwas davon erreichen, Lust und Laune zweier Vampire ausgeliefert, die kein Mitgefühl kannten, für Blut und etwas Spass über Leichen gingen und auf Niemanden Rücksicht nahmen, der ihren Weg kreuzte. "Nun komm schon", wurde Michiru leicht ungeduldig und griff nach Amberlys Handgelenk, "Oder willst du da jetzt wirklich liegen bleiben?" Sie zog das Mädchen aus dem Zimmer und den Flur ein Stück entlang. Amberly ließ sich einfach nur noch willig mit ziehen. Sie hatte keine Kraft mehr, sich gegen irgendetwas zu wehren. Auch als Michiru sie in ihr und Harukas Schlafzimmer zerrte, nahm sie es einfach hin. Was brachte Gegenwehr denn noch? Selbst wenn sie noch ein Mensch - und kein Vampir war, sie war infiziert genug, um den beiden Vampirinnen einfach nur ausgeliefert zu sein. Jede Gegenwehr war sinnlos. Als Michiru sie jedoch am Schreibtisch vorbei Richtung Bad zog, fing Amberly doch an, sich etwas zu sträuben. Zuerst hatte sie das blutige Schauspiel auf dem Schreibtsch vor Augen, welches sie hatte mit ansehen müssen und danach erinnerte sie sich an das letzte Mal, als Michiru sie in dieses Bad gebracht hatte. "Was hast du vor?" blieb Amberly einfach stehen. Michiru blinzelte sie an und sah sofort, was in Amberly vorging. Sie legte ihr eine Hand auf die Wange und lächelte sie sanft an. "Schau uns doch an", sagte sie genauso sanft, "Oder willst du das Blut etwa nicht von deinem Körper waschen? Wir können ja die Badeanzüge an lassen." Das schien Amberly etwas zu beruhigen, denn sie hielt nicht mehr ganz so stark dagegen, als Michiru sie weiter zog. "Und du wirst mich auch sicher nicht beißen?" fragte das Mädchen unsicher, als Michiru sie in die große Dusche schob und ihr folgte, "Ich meine, so wie letztes Mal...?" "Nein", versicherte die Vampirin und öffnete den Duschhahn, "Es wird nichts passieren, dass du nicht willst." Sie nahm einen weichen Schwamm und fing an, Amberly das Blut vom Rücken zu waschen. "Warum tut Haruka das?" fragte das Mädchen leise, "Hasst sie mich so sehr, weil wir...weil wir..." "Weil wir im Blutrausch miteinander Sex hatten?" kam es von Michiru direkt zurück, "Oder weil du nicht willst, dass genau das zwischen uns ein Ende hat?" "Ich...", fing Amberly an, doch brach sofort wieder ab, "Ach, was solls? Ist ja auch ganz egal warum. Haruka hasst mich und wird mich das auch die ganze Ewigkeit lang spüren lassen." Michiru rieb nochmal mit dem Schwamm über ihren Rücken und tippte sie dann leicht an. "Fertig. Umdrehen!" befahl sie liebevoll. Als Amberly dies tat, sah sie sie lächelnd an. "Haruka hasst dich nicht", erklärte sie, "Ich weiss, sie ist das am meisten gefürchtete Wesen auf dieser Welt und ich weiss auch, dies ist absolut gerechtfertigt. Sie ist eine eiskalte Killerin, gnadenlos in allem was sie tut, doch alles was sie tut, macht sie aus einem guten Grund." Sie kam Amberly ganz nahe und hauchte: "Sie hasst dich ganz sicher nicht. Neben mir bist du ihr im Moment das Wichtigste auf der Welt..." "Ich und wichtig?" konnte Amberly ein ironisches Lachen nicht unterdrücken, "Für Haruka? Wers glaubt! Warum ist sie dann so zu mir? Ständig gibt sie mir das Gefühl, ein Stück Beute zu sein. Sie lässt mich nicht leben und sie lässt mich nicht sterben." "Das ist einfach ihre Natur", lächelte Michiru, "Sie braucht ständig Herausforderung und gibt es keine, sucht sie sich eine. Egal, welcher Art." "Was an mir sollte eine Herausforderung für sie sein?" glaubte Amberly ihr deutlich kein Wort, "Das ich freiwillig ihr Opfer und ihre Dienerin werde? Das ich sie darum anbettel, mich endlich zu beißen und zum Vampir zu machen? Das ist keine Herausforderung. Das ist grausam!" "Versuchst du wirklich so verzweifelt, ein guter Mensch zu sein, dass du es nicht erkennst?" schüttelte Michiru leicht den Kopf, "Du musst es doch längst gespürt haben." "Ich spüre gar nichts", wehrte Amberly abfällig ab, "Und ein guter Mensch bin ich auch nicht. So viele sind gestorben, weil ich eine falsche Entscheidung getroffen habe." "Jeder trifft falsche Entscheidungen", seufzte Michiru und reinigte sich dabei vom Blut, "Das macht aus niemandem einen schlechten Menschen, warum also sollte es aus dir einen machen?" "Ich hätte mich für das Gute entscheiden können, als ich die Wahl hatte", ließ Amberly resignierend den Kopf sinken, "Stattdessen habe ich mich dagegen entschieden, weil ich..." Sie hob den Kopf und sah Michiru schmerzlich an. Kein weiteres Wort drang über ihre Lippen und die Verzeiflung in ihren Augen schien unendlich. "Weil...du dich in mich verliebt hast...", flüsterte Michiru und kam dem Mädchen wieder ganz nahe, "Und seit wann ist Liebe etwas Schlechtes...?" Amberly blinzelte sie an und schluckte hörbar. "Du sagtest,...es passiert nichts, was...ich nicht will...", stammelte sie verunsichert, "Du hast es gesagt!" Michiru nickte ganz leicht, näherte sich ihr weiter und lächelte sanft. "Willst du denn nicht?" wisperte sie verführerisch, "Du musst es nur sagen..." Sie überbrückte das letzte Stück und ihre Lippen berührten ganz leicht die von Amberly. Diese stand stocksteif da. Mit aufgerissenen Augen starrte sie Michiru an, fühlte deren zarten Körper ganz nah an ihrem, spürte die unglaubliche Hitze in sich aufsteigen... Sie sah dieses wunderschöne Mädchen, dass sie vom ersten Moment an verzaubert hatte und sie sah, wie diese ihre Augen geschlossen hatte und sie sanft küsste. Und von einen Moment auf den anderen, war dies plötzlich alles, was zählte. Sie schloss ihre Arme um Michiru und schob sanft ihre Zunge durch deren Lippen, um sie zu einem zärtlichen Kuss zu verführen. Nur Sekundenbruchteile vergingen, bis Amberly wieder diese unglaubliche Kraft in sich aufsteigen fühlte und sofort wurde ihr Kuss verlangender. Michiru ließ sich willig leiten und auch als Amberly sie an den Hüften fasste, eine halbe Drehung machte und sie gegen die Wand drückte, unterbrach sie den Kuss nicht. Das tat irgendwann Amberly, doch sie entfernte sie kaum von Michirus Lippen, lehnte ihre Stirn an die ihres Gegenübers und sah ihr mit glühenden Pupillen in die Augen. "Ich will dich", keuchte sie atemlos, "Egal was Haruka mir dafür antun wird..." Sie küsste die Vampirin wieder verlangend, öffnete dabei deren Bikini Oberteil und ließ es einfach fallen. Danach drückte sie Michiru wieder mit ihrem Körper gegen die Wand, all das begleitet von diesem heißblütigen Kuss. Als ihre Lippen Michirus verließen und auf deren Hals hinab glitten, seufzte diese wohlig. Sie war regelrecht Wachs in Amberlys Händen und schien nicht im geringsten nach deren Blut zu verlangen. Ihre Finger durchwühlten Amberlys fransiges Haar, krallten sich hinein und dirigierten diese von ihrem Hals zu ihrer Brust hinab. Als auch deren Hände ihren Weg dorthin fanden, entwich Michiru ein Stöhnen, das Amberly nur noch besitzergreifender werden ließ. "Du gehörst mir...", presste sie mit erregter Atmung hervor, "Soll Haruka mir antun, was immer sie will, aber heute Nacht gehörst du mir!" Sie drückte die Vampirin wieder fest gegen die Wand und biss in ihre Schulter. Ob Michiru ihr nichts entgegen zu setzen hatte oder genau das von Anfang an ihr Ziel gewesen war, fragte Amberly sich nicht eine Sekunde lang. Es fühlte sich richtig an, was sie tat und diese absolute Ergebenheit der schönen Vampirin, bestätigte sie in ihrem Tun. "Michiru...", hauchte sie voller Verlangen und küsste sich immer weiter zu ihrem Hals hoch. Die kurzen, aber verlangenden Liebesbisse immer wieder zwischen drin, entlockten der Vampirin stetig lustvolleres Stöhnen, was wiederum Amberly noch zielstrebiger werden ließ. Irgendwann riss sie atemlos den Kopf hoch und starrte Michiru mit ihren glühenden Pupillen an. Diese hielt die Augen geschlossen, den Kopf auf die Seite gelegt und jede Faser ihres Körpers schien nach Amberly zu schreien. Die schluckte einmal heftig und öffnete gleich wieder den Mund, um mehr Sauerstoff zu bekommen. Ihre Brust hob und senkte sich schnell in kurzen, erregten Atemzügen, ihre Augen glühten gefährlich und aus ihrem Oberkiefer ragten zwei dolchartige Zähne hervor. Nichts an ihr wirkte mehr menschlich. Sie sah aus wie ein Vampir, fühlte wie einer, dachte wie einer und hatte das Verlangen wie einer. Trotzdem zögerte sie und irgendetwas schien sie zurück zu halten. Ihr Atem wurde immer schneller und ihr Verlangen deutlich stärker. Dennoch zögerte sie. "Tu es endlich!" befahl da Harukas Stimme leise direkt an ihrem Ohr. Amberly erschrak weder, noch drehte sie sich um. Sie stand da, starrte auf Michirus Hals und spürte Harukas Atem auf ihrem. "Sieh sie dir genau an...", wisperte Haruka, "Sie verzehrt sich nach dir, also zöger nicht länger und beiss zu!" "Ich...kann...nicht...", presste Amberly hervor, "Ich will sie...nicht..." "Sie ist ein Vampir - du kannst sie nicht töten", hauchte Haruka ihr ins Ohr, "Beiss endlich zu und nimm sie dir!" "Nein!" schrie Amberly, schwang herum und hatte in derselben Sekunde ihre Zähne in Harukas Hals geschlagen. Die schloss die Augen, lehnte den Kopf etwas in den Nacken und lächelte zufrieden, nachdem ihr ein kurzer Seufzer entwichen war. "Langsam verstehst du mich...", flüsterte Haruka und legte ihre Hand in Amberlys Nacken, um sie so an ihrem Hals zu halten, "Trink von meinem Blut und befreie dich von den Fesseln der Menschlichkeit..." Das tat Amberly. Sie wollte Harukas Blut schon seit einer gefühlten Ewigkeit und nun holte sie es sich mit Nachdruck. Die Vampirin nahm das eine Weile wohlwollend hin. "Es ist jetzt genug", flüsterte sie irgendwann und streichelte über Amberlys Haar, "Mehr würde dich töten außerhalb einer Vampirtaufe und das wollen wir doch nicht..." Amberly jedoch ließ nicht von ihr ab. Haruka verdrehte kurz die Augen und grinste belustigt. Sie griff in Amberlys Haar und zog deren Kopf mit einem Ruck nach hinten. Amberly funkelte sie an und ein gefährliches Fauchen entwich ihrer Kehle. "Ich habe es nicht anders erwartet von dir, meine Schöne", grinste die Vampirin, "Aber zuerst musst du beenden, was du angefangen hast..." Sie drehte Amberly herum, so das beider Blicke auf Michiru fielen, die noch immer an der Wand lehnte und mit verklärtem Blick dem, in ihr ausgelösten Rausch, verfallen und vollkommen ausgeliefert war. "Du allein hast sie in diesen Zustand gebracht", flüsterte Haruka Amberly scharf ins Ohr, "Jetzt bring es zu Ende oder sieh zu, wie ich es tue!" Sie gab Amberly einen leichten Stoß Richtung Michiru. Diese sah ihr erwartungsvoll in die Augen, als Amberly gegen sie stieß und sich mit dem Händen neben ihrem Kopf an die Wand stützte. "Kannst du ihr Blut riechen?" drang Harukas Stimme lauernd an ihre Ohren, "Und ihr grenzenloses Verlangen...?" Amberly konnte. Und zwar so deutlich, dass sie sich keine Sekunde länger beherrschen konnte und wollte. Sie presste sich so fest an Michiru, dass diese keinerlei Bewegungsfreiheit mehr hatte. Ihre Lippen trafen beinahe gierig aufeinander und Amberlys Hände strichen an Michirus Armen abwärts, um dann blitzschnell deren Handgelenke zu umfassen und ihre Arme ebenfalls fest gegen die Wand zu drücken. Michiru wehrte sich nicht, war ihr absolut verfallen und stöhnte zufrieden, als Amberlys Lippen zu ihrem Hals wanderten und deren Zähne sich gleich darauf in ihr Fleisch bohrten. Haruka griff nach der Bisswunde an ihrem Hals und grinste zufrieden. "Diese Runde geht an dich", flüsterte sie, "Genieße deinen Sieg..." Ihr Blick traf nochmals auf das blutige Schauspiel unter der Dusche, dann verließ sie sowohl das Bad, alsauch das Schlafzimmer. Haruka saß auf dem Rand des Pools und ließ die Füße ins Wasser baumeln. Geduldig wartete sie darauf, welche der beiden Frauen sie zuerst aufsuchen würde. Es dauerte eine Weile, aber schließlich stand Amberly hinter ihr. Ohne sich umgedreht oder etwas gehört zu haben wusste die Vampirin genau, das sie da war. Sie konnte jede noch so kleine Emotion des Mädchens überdeutlich spüren. Sie spürte die Verwirrung und die Angst. Die Kraft ihres eigenen Blutes, welches auch durch Amberlys Adern floss. Sie spürte die Hilflosigkeit und den Zorn. "Ziemliches Gefühlschaos, hm?" fragte sie, ohne sich umzudrehen, "Welchem davon folgst du zuerst?" Als keinerlei Reaktion kam, drehte die Vampirin sich zu ihr um. Amberly stand da mit geballten Fäusten und sichtlich um Fassung bemüht. Sie war sauber geduscht, wieder vollkommen normal, trug noch immer den Bikini und zitterte vor Anspannung am ganzen Leib. "Ziemlich unentspannt für jemanden, der gerade übermenschlichen Sex hatte", lachte Haruka, "Irgendwas scheinst du falsch zu machen." "Mach dich nicht lustig über mich", presste Amberly zwischen den Zähnen hervor, "Was hast du getan?" "Ich?" lachte die Blondine noch lauter, "Wer hier etwas getan hat, bist wohl eher du, Kleines." "Verarsch mich nicht", stieß Amberly sie an, "Wie hast du mich dazu gebracht, all das zu tun? Hör endlich mit diesem miesen Spiel auf. Töte mich oder lebe damit, dass ich deine Freundin liebe, aber treib mich mit deiner Magie nicht dazu, ihr immer wieder so nahe zu kommen. Du kannst mich auch bestrafen, ohne das ich mich schuldig mache. Ich bin doch dein Besitz!" Haruka erhob sich kopfschüttelnd und seufzte ein wenig enttäuscht. In der nächsten Sekunde hatte sie Amberly fest am Unterkiefer gepackt und zerrte deren Gesicht ganz nah vor das ihre. "Das ist kein verdammtes Spiel", zischte sie, "Versteh das endlich! Ich tue, was nötig ist, ja, aber ich habe den ganzen Abend nicht die geringste Macht auf dich ausgeübt. Alles was du getan hast, kam allein aus dir. Ich habe es lediglich zugelassen." An ihrem Blick erkannte Haruka, dass Amberly nicht wusste, ob sie das glauben oder verleugnen sollte. Sie ließ sie los und legt ihr eine Hand auf die Wange. "Ergeb dich nicht der Unsicherheit", flüsterte sie, "Sei dir endlich deiner Stärke bewusst." "Ich bin nicht stark", entgegnete Amberly kleinlaut, "Ich habe meinen Vater und mein ganzes Dorf verraten, weil ich mich in einen Dämon verliebt habe. Selbst als ich erfuhr, das dieses engelsgleiche Wesen in Wahrheit ein Vampir ist, hat das nichts an meinen Gefühlen geändert und ich habe ihr weiterhin geholfen dich zu erwecken und dir damit die ganze Welt auszuliefern. Und ich rede mir ein dich zu hassen, weil Michiru dich liebt und nicht mich..." "Du hast es also doch verstanden?" stellte Haruka zufrieden fest, "Dann hör endlich auf, dich dagegen zu wehren." "Ich kann nicht", brachte Amberly gequält hervor. "Und warum nicht?" fragte Haruka scharf, "Weil du dir dann eingestehen müsstest, das du ganz genauso bist wie ich? Und weil ich für dich der Inbegriff allen Übels bin? Das bösartigste Geschöpf, das je auf Erden wandelte?" "Nein", schluchzte Amberly, "Ich bin nicht wie du. Ich war ein guter Mensch, bevor ich Michiru getroffen und dein Blut getrunken habe." "Das bist du immernoch", lächelte die Blondine jetzt wieder, "Warum sonst denkst du, wollen wir dich unbedingt haben? Eine so unschuldige Seele und ein so gutes Herz wie das deine, findet man nicht oft auf der Welt. Genau das ist es, was dich anders macht, als alle von deinesgleichen, was dich so besonders macht, dass Michiru und ich dich in unserer Nähe und auf unserer Seite wollen, statt dich einfach wie all die anderen auszulöschen!" "Das kann nicht sein", murmelte Amberly gebrochen, "Jemand wie ich kann kein guter Mensch sein." "Oh doch, das bist du", war Haruka jedoch überzeugt, "Du musst nur endlich auch den Teil von dir akzeptieren, welchen du so krampfhaft verleugnest, seit du von ihm weisst. Du hast dich entschieden und es reicht nicht mehr, ihn nur zu dulden..." Amberly sah ihr genau in die Augen. "Es gibt kein Zurück, nicht wahr?" sagte sie leise, "Ich kann nur noch vorwärts..." "Nein, zurück kannst du nicht", bestätigte Haruka, "Du wirst nie wieder die sein, die du früher warst. Aber ob du weiter gehst oder das bleibst, was du jetzt bist, entscheidest nur du allein." Amberly schluckte. Sie wusste, dass die Vampirin Recht hatte. Es war allein ihre Entscheidung, den erwachenden Teil in sich zu akzeptieren und anzunehmen oder sich gegen ihn zur Wehr zu setzen, solange Haruka und Michiru sie nicht sterben ließen. Obwohl das ihren Zorn gegen die Blondine wieder verstärkte, nickte sie zustimmend. "Siehst du?" grinste Haruka, "Und wo hast du Michiru gelassen?" "Sie duscht", antwortete Amberly, "Ich werde ihr nie wieder in die Augen sehen können!" "Unsinn", dementierte Haruka, "Dazu gibt es keinerlei Grund." "Du weisst nicht, was ich mit ihr gemacht habe", murmelte Amberly beschämt, "Du bist ja verschwunden, bevor der Blutrausch meinen Kopf völlig ausgeschaltet hat." "Stimmt", grinste Haruka schmutzig, "Ich weiss es nicht, aber ich weiss, was ich alles schon mit ihr gemacht habe und du bist wie ich... Außerdem konnte ich euren Rausch sehr deutlich spüren..." "Na toll", ließ Amberly den Kopf sinken und wurde rot, "Jetzt kann ich dir auch nicht mehr in die Augen sehen." "Die Unschuld vom Lande", lachte Haruka, "Freunde dich erstmal damit an, dass wir beide absolut alles über dich wissen, was wir wissen wollen. Ich geh in der Zeit nach Michiru schauen." Sie ließ Amberly allein und verschwand ins Haus. Kapitel 58: Ende der Spielchen ------------------------------ 58. Ende der Spielchen Michiru stand unter der Dusche und genoss das warme Wasser. Sie brauchte jetzt die beruhigende Berührung ihres Elements, um ihre Gedanken zu ordnen und eine Erklärung zu finden, für das, was sie gerade erlebt hatte. Sie hatte Amberly ein wenig um den Finger wickeln wollen, ihr schöne Augen machen, sie anflirten und heiss machen, bis diese wieder nicht mehr wusste, wo ihr der Kopf stand und sie so dazu zu bringen, Michiru ihr Blut anzubieten. »Was ist da nur falsch gelaufen?« fragte sie sich, »Sie hat den Spieß komplett umgedreht, aber wie ist das möglich? Wieso habe ich absolut nichts bemerkt?" "Sie hat mich wirklich vollkommen überrumpelt", murmelte sie grinsend, "Ganz genau wie Ruka es immer tut..." Mit diesem Gedanken verschwand das Grinsen. "Haruka!" stieß sie ärgerlich hervor. "Du verlangst nach mir?" hockte diese grinsend auf dem Badewannenrand, "Was kann ich für dich tun, mein dunkler Engel?" "Du warst das!" schimpfte Michiru los, "Warum hast du das getan und vor allem wie? Ich war mir die meiste Zeit sicher, dass du bei mir bist und nicht Amberly!" "Also hat sie dich zufrieden gestellt", zuckte Haruka mit den Achseln, "Demnach kein Grund sich zu beschweren." "Haruka", mahnte Michiru, "Ich hatte sie die ganze Zeit über immer im Griff und heute Nacht auf einmal nicht mehr. Was hast du getan? Los sag schon!" Die Blondine lachte amüsiert. Betont gemütlich erhob sie sich und trat langsam zu Michiru. Sie schloss die Arme um sie und lächelte sie entwaffnend an. "Du hattest sie also die ganze Zeit unter Kontrolle?" schnurrte sie, "Das heisst, du hast ununterbrochen deine Macht auf sie ausgeübt." "Was?", war Michiru perplex, "Ich...nein! Natürlich nicht ununterbrochen. Nur wenn du..." Sie wurde immer leiser, verstummte schließlich ganz und grinste ertappt. "Bist du jetzt böse?" fragte sie dann vorsichtig, denn leugnen hatte nun eh keinen Sinn mehr. "Warum soll ich dir böse sein, mein wunderschöner, dunkler Engel?" lächelte Haruka, "Weil du jeden Einfluss von mir auf Amberly ebenfalls beeinflusst hast? Weil du sie so verwirrt hast, dass sie sich noch immer selbst verleugnet? Weil du meine Spielchen allesamt sabotiert hast? Oder weil du mich einfach hinters Licht geführt hast?" Michiru räusperte sich verlegen und sah ihrer Geliebten schuldbewusst in die Augen. "Ja", grinste sie , "Alles das. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, du selbst hast zu mir gesagt, jede Ablenkung macht die Ewigkeit erträglicher." "Jetzt schlägst du mich auch noch mit meinen eigenen Worten", grinste Haruka und zog Michiru fester an sich, "Was Spielchen treiben betrifft, stehst du mir wirklich in nichts nach. Du hast es sogar kurzzeitig geschafft, mich an mir selbst zweifeln zu lassen. Aber ich bin dir dann doch recht schnell auf die Schliche gekommen." "Du wusstest es?" blinzelte Michiru total überrascht, "Ich war doch so bedacht darauf, es nicht auffallen zu lassen. Bedeutet, während ich dachte meine Spielchen mit euch zweien zu treiben, hast in Wahrheit du deine Spielchen mit uns getrieben!?" Haruka nickte mit einem breiten Grinsen. "Seit du sie beinahe getötet hast hier in der Dusche wusste ich genau, was du tust." "Ich wollte es dir nur ein bisschen schwerer machen, sie zu beeindrucken", gab Michiru zu, "Der Plan war, sie so zu reizen und zu verwirren, dass sie irgendwann die Kontrolle verliert und dich überrumpelt mit ihrem unterdrücktem Verlangen." "Darum hab ich sie zurück zu dir unter die Dusche geschoben", gab Haruka zurück, "Durch dich ist sie in einem derart angespanntem Zustand. Also ist es nur fair, dass sie diese Anspannung auch bei dir wieder los wird." Michiru zog eine Schnute. "Und ich dachte wirklich, mein Spiel läuft absolut perfekt." Haruka strich ihr mit der Hand durchs Haar und schenkte ihr ein unglaubliches Lächeln. "Du fängst gerade erst an damit und glaubst wirklich, du schlägst direkt die Meisterin?" hauchte sie, "Aber ich muss zugeben, du wirst sicher sehr schnell eine ernst zu nehmende Konkurrenz." Sie lehnte sich vor und küsste Michiru zärtlich. Die schloss sofort die Augen und schlang ihre Arme um Harukas Hals. Wieder war es ein Kuss ohne jede Magie. Wie zuvor auch schon blockierten beide sogar alles, was unbeabsichtigter Einfluss hätte sein können, wie den Duft ihres eigenen Blutes oder die typisch anziehende Aura, die jeder Vampir einfach besaß. "Dann ist das Spiel jetzt vorbei?" fragte Michiru leise, als der Kuss endete, sie einander aber weiterhin festhielten, "Denkst du wirklich, sie wird es tun? Für sie ist der Tod sicherlich um einiges verlockender, als dir für die Ewigkeit dienen zu müssen. Dabei auch ständig mir noch nahe zu sein, wird ihren Hass ganz sicher nicht mindern. Glaubst du wirklich, sie setzt sich all dem freiwillig aus?" "Sie hasst mich nicht", flüsterte Haruka, "Sie redet sich ein, sie würde mich hassen, aber sie tut es nicht." Michiru lehnte den Kopf an Harukas Schulter und schmiegte sich fest in deren Umarmung. "Sie ist dir unglaublich ähnlich", murmelte sie, "Ein Dickschädel wie er im Buche steht. Aber sie kämpft bis zum Tod wenn es sein muss, für das, was ihr wichtig ist." "Soll ich jetzt beleidigt oder geschmeichelt sein?" fragte Haruka leise und streichelte Michirus Haar, "Wie kommst du darauf, ich sei ein Dickschädel?" "Etwa nicht?" stützte Michiru ihr Kinn an Harukas Brustkorb und sah grinsend zu ihr hoch, "Wenn du etwas willst, lässt du nicht locker bis du es auch bekommst. Das war bei mir so und das ist auch bei Amberly so." "Das mit dir ist etwas ganz anderes", lächelte Haruka, "Ich wollte dich nicht einfach nur haben...ich wollte dich nicht mehr verlieren. Seit über fünf Jahrhunderten wandel ich auf dieser Erde und war eigentlich immer zufrieden, wie es war. Aber jetzt...", sie lächelte ganz sanft und sah Michiru mit strahlenden Augen an, "...jetzt, wo ich dich kenne und liebe, würde meine Ewigkeit zu einer Hölle, die ich nicht einen Tag ertragen könnte. Hätte ich dich damals verloren, hätte meine Ewigkeit damit geendet." Michiru hob den Kopf und legte ihre Arme fest um Haruka. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste sie ganz flüchtig, um sie danach unendlich glücklich anzulächeln. "Jetzt liebe ich dich noch viel mehr", hauchte sie, "Solche Worte von dem gefürchtesten Wesen der ganzen Welt zu hören ist einfach..." Sie fand keine Worte. Ihre Augen strahlten, wie die eines Kindes an Weihnachten. Sie nahm Harukas Gesicht zwischen ihre Hände, hielt sie fest und hauchte ihr erneut einen sanften Kuss auf die Lippen. "Ich will nie wieder ohne dich sein", wisperte sie, "Lass mich nie wieder allein..." Wieder küsste sie Haruka, doch dieses Mal öffnete ihre Zunge deren Lippen. Die Blondine schloß genußvoll die Augen. Ihre Arme schlangen sich fester um Michiru und sie wiegte sie leicht hin und her. Der Kuss und wie sie einander fest hielten, hätte jedem Betrachter beider Worte so deutlich bestätigt, wie es nur möglich war. Eine ganze Weile hielten sich sich so fest, küssten sich immer wieder und genossen das Glück, sich gefunden zu haben. Irgendwann dann aber löste Michiru sich ein kleines Stück und blickte ihr Gegenüber lächelnd an. "Und was ist jetzt mit Amberly?" fragte sie, "Gehts ihr gut? Ich meine, auch wenn sie im Rausch war - sie erinnert sich genauso gut wie ich an alles. Selbst mich hat das aus der Spur gebracht, wie es wohl ihr damit geht?" "Sie schämt sich", grinste Haruka, "Wahrscheinlich versinkt sie vor lauter Scham im Boden, wenn wir zu ihr gehen. Aber sie weiss jetzt auch, was sie in sich trägt. Sie versteht die Zusammenhänge noch nicht ganz, doch das wird sie bald." "Und du glaubst, dann wird sie sich nicht mehr einreden, dich zu hassen?", war Michiru neugierig, "Ich meine, warum ist das so wichtig für dich? Selbst wenn sie dich wirklich hassen würde - spielt das eine Rolle bei einer Dienerin, die deine Befehle so oder so befolgen muss?" "All diese Kraft und Macht an eine Dienerin zu verschwenden wäre mehr als nur dumm", entgegnete die Blondine, "Sie ist wie wir, Chiru. Wie viele andere es auch waren aber nur so wenige überhaupt lange genug überlebt haben. Eine mächtigere Waffe als sie, können selbst wir nicht in Händen halten. Doch dafür müssen wir ihr auch Macht geben. Und besser wir, als einer der noch übrigen Ältesten." "Du willst sie verwandeln?" blinzelte Michiru überrascht, "Sie zu einem vollwertigen Vampir machen? Denkst du nicht, das könnte gefährlich werden? Wenn du ihr die Macht eines Vampirs gibst und sie sich gegen uns wendet? Vor allem gegen dich?" "Das wird sie nicht", versicherte Haruka ihr, "Auch wenn sie diesselbe Macht besitzen würde wie wir, wären wir immernoch ihre Schöpfer. Vampire sind hierachische Wesen und es ist nicht nur verboten, sich gegen seinen Schöpfer zu stellen - wir können es auch gar nicht. Kein Vampir kann seinen Schöpfer töten." "Bis auf dich", stellte Michiru fest, "Du hast es geschafft und es war am Ende nicht mal schwer für dich. Was, wenn sie mehr von dir hat, als uns lieb sein kann?" "Darum will ich, dass sie aufhört sich Hass gegen mich einzureden", erklärte Haruka weiter, "Sie muss es von selbst erkennen, denn nur dann kann ich mir ihrer Loyalität sicher sein und das muss ich. Sie muss fühlen wie ich, denken wie ich und handeln wie ich, nur dann ist sie geeignet..." Sie brach ab, als hätte sie sich gerade an etwas erinnert oder eine Idee gehabt. "Geeignet wozu?" war Michiru neugierig, "Erzähl schon weiter!" "Das muss leider noch etwas warten", brachte Haruka entschuldigend hervor, "Aber wir sollten uns zuerst um das Mädchen kümmern. Wenn sie sich ohne uns entschliesst, könnte das auch zu Problemen führen." "Du hast Recht", nickte Michiru, "Gehen wir zu ihr. Ist sie im Garten oder in ihrem Zimmer?" "Im Garten", war die Antwort, "Sie weiss, das der Abend noch nicht zu Ende ist." Michiru nickte und nahm Harukas Hand. Gemeinsam verließen sie das Bad und machten sich auf den Weg in den Garten. Amberly hockte mit angezogenen Knien am Beckenrand und strich mit den Fingern abwesend durchs Wasser. »Das bin doch nicht ich«, dachte sie, »Wie konnte ich mich nur so diesem Rausch ergeben? Ich bin doch immernoch ein Mensch, wieso also konnte ich so sehr zum Vampir mutieren?« Zuerst hatte Amberly sich einfach nur unglaublich geschämt, nachdem Haruka los gegangen war, um Michiru zu holen. Die letzten Worte der Blondine waren mehr als deutlich und der Gedanke, dass auch Haruka alles wusste, was geschehen war jagte ihr noch viel mehr Scham in den Leib, als dass, was zwischen Michiru und ihr gewesen war, es sowieso schon tat. Immer wieder fragte sie sich, warum sie plötzlich aufgegeben und all den vampirischen Verlockungen nach gegeben hatte. So lange hatte sie halbwegs erfolgreich Stand gehalten. Was hatte ihre Abwehr überwunden? Was hatte sich verändert? Und dann wurde ihr klar, dass sie selbst sich verändert hatte. Der Teil in ihr, der ihr Leben lang geschlafen hatte, von dem sie nicht einmal ahnte, dass es ihn gab, dieser Teil war erwacht und egal wie sie sich entschied, egal, was sie auch tun würde - er würde nie wieder schlafen und immer ein Teil von ihr sein. »Bin ich ihr wirklich so ähnlich?« Eigentlich war Amberly davon überzeugt, dass sie so ganz und gar nicht wie Haruka war. Nicht nur wegen des eiskalten Killers, den Amberly in ihr sehen wollte und sah. Selbst wenn die Blondine ein normaler Mensch wäre. Sie war stark, entschlossen, klug, hatte Charme und selbst Mutter Natur hatte es gut mit ihr gemeint. Sie war der Traum aller Schwiegereltern. Eben alles, was Amberly nicht war. Sie selbst war einfach vollkommen unauffällig und so langweilig, dass keiner in ihrer Altersklasse etwas mit ihr zu tun haben wollte in ihrem Dorf. Das einzige womit sie immer wieder mal etwas auffiel war, dass sie - für ein Mädchen - ein ziemlicher Rabauke war. Selbst noch, als sie älter wurde. »Ich bin ihr absolut nicht ähnlich...« Und wenn doch? Wenn dieser, bislang schlafende Teil von ihr eben Charkterzüge aufwies, die auch zu Harukas Ego gehörten? "Der Teil, den meine Mutter mir vererbt hat...", murmelte sie vor sich hin, "Und der Grund, warum Vater mir nie etwas von ihr erzählt hat und es keine Bilder von ihr gab..." Nur wie war all das möglich? Konnte eine Vampirin wirklich ein Kind bekommen? Ein menschliches Kind? Denn das war sie gewesen, bis zu Michirus erstem Biss - ein Mensch. Direkt mit dem Biss hatte sich das geändert und sie wurde zum Mischwesen. Halb Mensch, halb Vampir. War sie keiner der Vampirinnen nahe, konnte ihre menschliche Seite die dämonische ganz leicht unterdrücken, doch war eine von ihnen ihr zu nahe, wurde die vampirische Seite immer stärker. Es kostete so viel Kraft, ihr nicht nach zu geben, dass Amberly eigentlich schon längst keine Kraft mehr hatte. »Und wenn ich nicht einfach nur zu schwach war?« fragte sie sich, »Wenn ich nachgeben wollte...?« Konnte das wirklich sein? Irgendetwas in ihr hatte ihr kurzzeitig gesagt, sie könne gegen Haruka bestehen. Auch wenn sie sich danach eines besseren besonnen hatte - wer sagte, dass sich das nicht wieder geändert hatte, als Michiru ihr so nahe kam? Für Michiru war sie bereit alles zu tun. Wie es aussah, sogar freiwillig zum Vampir werden, um mit Haruka um sie konkurieren zu können. Was für einen Grund hätte es sonst für sie geben können, den vampirischen Trieben nicht mehr zu widerstehen, sondern sie voll auszuleben? "Akzeptier es einfach und grübel nicht die ganze Zeit", riss sie da eine Stimme aus ihren Gedanken, "Dein Kopf qualmt ja schon beinahe." "Haruka...!" schreckte Amberly auf, "...Und Michiru...", wurde sie direkt rot uns senkte den Blick. "Bisschen spät für Scham, meinst du nicht?" legte Michiru ihr eine Hand auf die Schulter, "Es war ein Blutrausch. Sich dagegen zu wehren schafft kaum ein Vampir, also mach dir keine Gedanken, dass Haruka dich dafür bestraft. Das tut sie nicht." "Harukas Strafe ist mir doch total egal", riss Amberly den Kopf hoch und sah Michiru verzweifelt an, "Ich bin ein Vampir, verflucht! Obwohl keine von euch mich dazu gemacht hat." "Du bist kein Vampir", mischte Haruka sich in das Gespräch, "Du bist ein Hybride. Erst die Vampirtaufe macht dich zum vollwertigen Vampir." "Und wenn ich überhaupt keiner sein will?" schrie Amberly sie an, "So viele sind meinetwegen gestorben - ich will nicht auch noch selbst töten..." Ihre letzten Worte wurden leiser und waren etwas stockend. Sie ließ den Kopf sinken und verbarg damit ihr Gesicht, doch die beiden Vampirinnen wussten auch so, was in ihr vorging. "Ich will kein kaltblütiger Killer sein...", murmelte das Mädchen, hob wieder langsam den Kopf und sah Haruka an, "...ich will nicht sein wie du." Haruka legte ihr eine Hand auf die Wange und kam ihr ganz nahe. "Du bist du", sagte sie leise, "Niemand zwingt dich, wie ich zu sein und nur weil ein paar unserer Charaktereigenschaften diesselben sind, bist du nicht gleich automatisch wie ich. Du selbst entscheidest, wer oder was du bist." "Ich...selbst?", war Amberly verwirrt. Haruka nickte und entfernte sich wieder von ihr. Ein paar Schritte weiter setzte sie sich an den Beckenrand und ließ die Beine ins Wasser baumeln. Sie deutete Amberly, sich neben sie zu setzen und nach kurzem zögern und einem, nach Zustimmung suchenden Blick zu Michiru, tat Amberly es. Auch sie tauchte ihre Beine ins Wasser. Nur Michiru zog es vor, ganz hinein zu springen und von da aus dem Gespräch bei zu wohnen. "Weisst du", fing Haruka an, "Es ist eigentlich gar nicht so schlecht, ich zu sein. Keiner ist stärker oder hat mehr Macht als ich, die schönste Frau der Welt liebt mich, ich..." "Warum war mir das klar?" unterbrach Amberly sie ärgerlich und wollte sich erheben. Auch Michiru verdrehte kurz die Augen und spritze Haruka dann eine ordentliche Ladung Wasser entgegen. "Ach du", tadelte sie, "Kannst du nicht mal ernst bleiben? Einen so neugierig zu machen und dann sowas..." Sie zog eine Schnute. Haruka lachte, hielt mit einer Hand Amberly fest und mit der anderen wehrte sie einige der Wassertropfen aus Michirus Richtung ab. "Is ja schon gut", lachte sie, "Ihr habt mich beide so gespannt angeschaut, da konnte ich einfach nicht widerstehen." "Warum kann ich deine Scherze nicht lustig finden?" murrte Amberly, "Wie wäre es, wenn du mir einfach mal sagst, wer ich bin? Wer war meine Mutter? Lebt sie noch oder wurde sie getötet?" Haruka zog die Augenbrauen hoch. Auch Michiru schaute ziemlich erstaunt. "Deine Mutter?" fragte Haruka, "Ich weiss nicht, wer deine Mutter ist. Dein Vater ist der Vampir, nicht sie." "Mein...Vater...?" verstand Amberly nun gar nichts mehr. Die Vampirin wusste sofort, wo die Lücke in der Verständigung lag. "Der alte Wirt aus dem Dorf ist nicht dein Vater", erklärte sie, "Er ist nur der Sohn eines ausgedienten Jägers, der dich groß gezogen hat. Wahrscheinlich hat der Alte damals deinen Vater getötet und dich mitgenommen, um dafür zu sorgen, dass deine menschliche Seite so gestärkt wird, dass die vampirische nie erwacht." "Das heisst es war möglich?" fragte Amberly bitter, "Ich hätte ein normales, menschliches Leben können, trotz des vampirischen Keims in mir?" Haruka schüttelte den Kopf. "So einfach ist es leider nicht", sagte sie, "Irgendwann hätte irgendein Vampir dich gefunden. Und selbst wenn er die Kraft in deinem Blut nicht erkannt hätte, hätte sein Biss sie erweckt. Von dem Moment an hätte jeder erfahrene Vampir, der dir nahe genug kommt, dich riechen können." "Also war der Versuch dieses Jägers von vorn herein sinnlos?", erkannte Amberly, "Ich wäre auf Dauer diesem Schicksal sowieso nicht entkommen..." "Dauerhaft auf keinen Fall", bestätigte Haruka, "Sehr wahrscheinlich wärst du einem der großen Alten zum Opfer gefallen und ein weiteres, wertlos gewordenes Experiment geworden." "Experiment?" blinzelte Amberly, "Ich bin doch kein Versuchskaninchen!" "Doch! Genau das warst du ursprünglich", mischte nun Michiru sich ein, "Ein Experimet der großen Alten, welches sie schon seit Jahrhunderten betreiben, um Mischwesen zu schaffen aus deren Blut sie etwas gewinnen können, dass ihnen unendliche Macht verleiht. Genau wie Haruka und ich es waren." Nun war Amberly völlig fassungslos. "Haruka auch?" brachte sie erstaunt hervor, "Das von dir hast du mir ja heute erzählt, aber...du auch?" Sie sah von Michiru zu Haruka. Beide nickten und die Blondine sprach grinsend weiter: "Seit ewigen Zeiten suchen die Vampire nach der ultimaten Macht. Doch nur sehr wenige der geschaffenen Hybride trugen den Keim der erhofften Macht in sich. Und bei keinem davon konnte er bisher erweckt werden." "Aber ihr beide habt es geschafft", wusste Amberly, "Ihr habt sie in Michiru erwachen lassen und besitzt sie nun beide, da ihr auf besondere Weise miteinander verbunden seid. Aber was hat das mit mir zu tun? Selbst wenn ich genauso bin wie ihr - ihr besitzt die Macht bereits. Ich bin wertlos für euch." "Das wärst du wirklich", bestätigte Haruka, "Wenn du dich nicht in Michiru verliebt hättest." "Ich habe Wert für euch bekommen, weil ich deine Partnerin liebe?" konnte Amberly nicht glauben, "Erzähl mir doch keinen Scheiß. Wie macht gerade das mich wertvoll für euch? Ganz besonders für dich!" "Harte Nuss", lachte Michiru, "Ich schwimm ein paar Bahnen während du das hin biegst, Ruka." Sie stieß sich vom Rand ab und Haruka nickte nur noch zustimmend. Dann sah sie wieder Amberly an. "Es gibt exakt zwei Gründe, warum dich genau das so wertvoll macht", sagte sie, "Wertvoll für uns beide, weil durch diese Liebe auch in deinem Blut diese Macht zu erwachen begonnen hat und wertvoll für mich, weil diese Liebe in dir nie zulassen würde, dass Michiru etwas zustösst." Sie warf einen Blick rüber zu jener, um sich zu vergewissern, dass sie nichts mit bekam. "Ich musste dich einfach auf die Probe stellen, verstehst du?" sah sie Amberly genau in die Augen, "Nur wenn du Michiru genau so sehr liebst wie ich es tue, bist du auch bereit alles für sie zu tun, was ich auch tun würde. So weiss ich sie auch dann in Sicherheit, wenn ich nicht bei ihr bin." "Du willst mich als Leibwächter für Michiru?", war Amberly erstaunt, "Ausgerechnet mich?" "Nur bei dir wäre sie genau so sicher, wie bei mir", nickte Haruka, "Also ja - genau das will ich. " "Und du hast keine Angst, dass ich zu stark werden und mich gegen dich wenden könnte?" wollte Amberly wissen, "Wenn diese Macht in meinem Blut wirklich erwacht ist, könnte ich irgendwann stark genug sein, dich zu töten. Oder es wenigstens versuchen." "Um mich zerbrich dir mal nicht deinen Kopf", klang Harukas Stimme plötzlich eisig, "Du sollst Michiru schützen und nicht mich. Mal abgesehen davon, dass es dein Tod wäre, solltest du versuchen, mich zu töten." Das wiederum glaubte Amberly ihr sofort. "Du erwartest also von mir, dass ich deine Geliebte mit meinem Leben beschütze, mit dir einen Waffenstillstand schließe und vorher freiwillig zu deinem Geschöpf werde? Was ja allein schon für mich bedeutet, dir immer gehorsam sein zu müssen, im übrigen", ihre Stimme klang leicht sarkastisch, "Am Ende wäre ich deine Dienerin - ob nun freiwillig oder gezwungen." "Ein Bodyguard", erwiederte Haruka trocken, "Keine Dienerin! Und du könntest deine Ewigkeit in ihrer Nähe verbringen. Muss ich dich gegen deinen Willen verwandeln, wirst du sie nie wieder sehen." "So viel zu ' freiwillig ' ", brummte Amberly, "Du lässt mir doch keine Wahl. Aber weisst du was? Diese Spielchen müssen endlich aufhören. Es wird Zeit für eine Entscheidung. Ich machs!" "So plötzlich fällt jeder Widerstand und du willigst ein?" war Haruka etwas überrascht, "So leicht hatte ich mir das nicht vorgestellt. Vor allem, wo du mich doch so sehr hasst". "Ich tue es, weil ich für Michiru absolut alles tun würde", fuhr Amberly sie etwas an, wurde dann aber ganz kleinlaut, ließ den Kopf sinken und murmelte: "Außerdem hasse ich dich nicht. Ich mag dich nur nicht besonders..." »Perfekt«, schlich sich ein zufriedenes Grinsen auf Harukas Lippen. Kapitel 59: Offene Worte und andere Fragen ------------------------------------------ 59. Offene Worte und andere Fragen Michiru schwamm gemütlich ihre Bahnen. Dabei ließ sie Haruka und Amberly niemals ganz aus den Augen. Sie rechnete nicht mit einer Auseinandersetzung der Beiden - obwohl das bei ihnen jederzeit möglich war - sie war schlichtweg einfach neugierig, wie es jetzt weiter gehen würde. Amberly war wie sie und Haruka es als Menschen auch gewesen waren und sie war bereits zu weit gegangen, alsdass es hätte noch ein umkehren geben können. »Genau wie ich damals...« Sie warf einen verstohlenen Blick zu den beiden rüber. »Aber sie ist so ganz anders als ich«, sah sie ganz deutlich, »In einigen Dingen ähnelt sie mir zwar, aber in den meisten ähnelt sie Ruka. Außerdem bin ich mir sicher, dass Haruka sie mag. Ganz anders als damals bei Yuri. Irgendetwas führt sie im Schilde mit der kleinen Schottin und ich wüsste so gerne was das ist«. Bis vorhin noch hatte sie geglaubt, sämtliche Fäden in der Hand zu halten, seit Amberly hier war und Haruka versuchte, den Dämon in ihr so zu stärken, dass sie ihn nicht mehr zurück drängen konnte. Es war alles die ganze Zeit gelaufen wie sie es geplant und erwartet hatte. Nie wäre sie auf die Idee gekommen, dass Haruka ihr Spiel längst durchschaut - und Gegenmaßnahmen ergriffen hatte. »Sie hat ein ganz bestimmtes Ziel«, war Michiru sich sicher. Und leider hatte sie nicht die geringste Ahnung, welches Ziel es war. Wäre sie nicht so überzeugt gewesen, alle Fäden in der Hand zu halten, wären ihr vielleicht einige, winzige Dinge ins Auge gefallen. So aber hatte Haruka ihr Spiel gespielt und Michiru gleichzeitig noch den dafür Blick getrübt. Wieder sah sie verstohlen zu den beiden rüber, als sie am Beckenrand wendete. Gerade fuhr Amberly Haruka an und ließ dann den Kopf sinken. Haruka indes grinste so zufrieden, dass man hätte neidisch werden können. Bei Michirus letzter Wende hatte Amberly noch sehr überrascht gewirkt. So langsam wuchs die Neugierde in Michiru auf ein Level, dass nach ihrer Ansicht nicht mehr zumutbar war. Sie wollte unbedingt zu ihnen rüber schwimmen und erfahren, wie es nun weiter gehen würde, doch sie hatte ihrer Geliebten versprochen, sie zuerst allein mit Amberly reden zu lassen, bevor sie zurück an den Pool gekommen waren. "Das macht sie sicher mit Absicht", murmelte Michiru vor sich hin, "Auch ein Teil der Strafe, weil ich ihr ins Handwerk gepfuscht habe." Sie musste grinsen. Nachdem Haruka ihr versichert hatte, das kleine Spielchen jeglicher Art die Ewigkeit versüßten, hatte sie ihre kleinen Sabotage Aktionen direkt gestartet und sehr schnell gemerkt, dass ihre Geliebte Recht hatte - es versüßte ihr wirklich die Zeit. Es war interessant zu sehen, wie Haruka vorging, um Amberly dorthin zu bekommen, wo sie sie haben wollte und es war noch interessanter zu sehen, wie diese darauf reagierte, wo sie doch unter Michirus Einfluss stand. Aber am interessantesten war es zu sehen, wie die beiden einander umschlichen, sich bis zu einem gewissen Punkt anzogen und dann wieder abstießen. Dabei waren sie sich so ähnlich, dass sie sich eigentlich ohne jedes Wort hätten verstehen müssen. All die schönen Gedanken und belustigenden Erinnerungen jedoch, machten Michiru die Wartezeit nicht leichter. Sie wollte unbedingt wissen, worüber die zwei sprachen und warum Haruka dieses zufriedene Grinsen zur Schau trug. Alles schien genau so zu sein, wie die Blondine es haben wollte. »Dann wäre es doch langsam an der Zeit, mich auch einzuweihen«, hielt Michiru die Neugierde kaum noch aus, »Warum ist ihre Loyalität so wichtig für dich?« Genau mit dieser Frage konnte sie sich nicht mehr weiter auseinander setzen, da Haruka den Arm hob und sie zu sich winkte. »Na endlich«, war alles, was Michiru jetzt noch einfiel. Haruka hatte zu kämpfen, sich ihren inneren Triumph nicht anmerken zu lassen und auch das siegessichere Grinsen wieder von den Lippen zu bekommen, fiel ihr nicht leicht. Als sie es endlich schaffte, sah sie wieder Amberly an und fragte: "Wie war das? Ich hab da akkustisch etwas nicht verstanden." Sie versuchte, so gelassen wie immer zu klingen und zu wirken und es gelang ihr. Weder machte ihr Ton Amberly misstrauisch, noch ihr Gesichtsausdruck, als sie langsam den Kopf hob und Haruka etwas beschämt ansah. "Ich hasse dich nicht", wiederholte sie ihre Worte etwas lauter, "Ich mag dich nur einfach nicht." "Damit kann man doch arbeiten", stieß Haruka sie leicht an, "Du musst mich gar nicht mögen. Du sollst nur für mich arbeiten." "So wie du das sagst klingt das, als solle ich eine Stelle als Hausmädchen oder sowas annehmen", pustete Amberly, "Wir reden hier aber nicht von einem Job. Wir reden davon, dass ich freiwillig zu deinem Geschöpf werde und dich damit als meine Herrin akzeptiere." "So dramatisch ist das nicht", wigelte Haruka ab, "Ich werde deine Schöpferin sein. Was das am Ende aber für dich bedeutet, entscheidest du selbst." "Klar", lachte Amberly wieder ironisch, "Als hätte ich noch einen eigenen Willen als eine deiner Kreaturen." "Tu es freiwillig und du behälst deinen freien Willen", entgegnete Haruka trocken. "Du willst mir also ernsthaft erzählen, wenn jemand freiwillig zum Vampir wird, hat er einen freien Willen und ist nicht seinem Schöpfer unterworfen?" sah Amberly sie skeptisch an. "Nein", grinste Haruka, "Ein Mensch der sich freiwillig opfert, bleibt seinem Schöpfer genauso unterworfen, wie einer, der es nicht freiwillig tut. Aber du bist kein Mensch. Du trägst den vampirischen Kern seit deiner Geburt bereits in dir." "Wie Michiru und du", murmelte Amberly nachdenklich. Haruka nickte. "Ganz genau wie sie und ich", bejahte sie, "Du musst dich einfach nur für deine vampirische Seite entscheiden und du wirst genauso frei sein, wie wir zwei es sind." "Wieso sagst du mir das jetzt?" fragte Amberly misstrauisch, "Wieso hast du nicht schon viel früher mit offenen Karten gespielt? Dann hättest du das alles viel leichter und schneller bekommen können." "Ich konnte nicht riskieren, dass mein Einfluss dich zu deiner Entscheidung treibt", war Haruka ehrlich, "Du warst noch menschlich und die Entscheidung musste allein von dir kommen. Jetzt aber ist der Vampiranteil in dir erwacht, hat eigenständig gehandelt, womit du kein Mensch mehr bist." "Könnte ich noch ein normales, menschliches Leben leben?" lenkte Amberly jetzt in eine andere Richtig, "Ich meine, wenn ich mich für die vampirische Seite entscheide, werde ich ein vollwertiger Vampir, wie du und Michiru. Also muss ich mich doch auch für ein menschliches Leben entscheiden können." "Natürlich kannst du das", entgegnete Haruka und zerstörte mit ihren weiteren Worten sofort wieder, die in Amberly aufkeimende, Hoffnung, "Allerdings mit den Einschränkungen deiner vampirischen Hälfte. Sie ist erwacht und wird nie mehr schlafen. Du wirst das Blut der Menschen immer riechen können und dein Leben lang gegen dein Verlangen danach kämpfen müssen. Noch brauchst du es nicht, um dich am Leben zu erhalten, doch Verlangen wird zur Qual, wenn es niemals Erfüllung bekommt. Das solltest du mittlerweile wissen..." "Du musst mir nicht schmackhaft machen, ein Vampir zu werden", sah Amberly sie ernst an, "Ich habe mich bereits entschieden, oder nicht?" "Vielleicht hast du das", grinste Haruka geheimnisvoll, "Aber vielleicht hast du es aus den falschen Gründen getan..." Jetzt verstand Amberly gar nichts mehr. Sie wollte fragen, doch Haruka hob den Arm und rief Michiru zu ihnen. Diese schwamm direkt rüber und hatte sie bald erreicht. "Na? Hab ihr zwei es hinbekommen?" fragte sie grinsend, "Dann weiht mich doch mal ein, auf was ihr euch geeinigt habt." "Sie bleibt bei uns", entgegnete Haruka direkt, "Nur leider aus den falschen Gründen." Sowohl Amberly alsauch Michiru sahen sie fragend an. Dem Mädchen konnte die Blondine genau ansehen, dass sie jetzt eine Aufklärung erhoffte und Michiru sah sie an, dass diese sich offenbar ertappt fühlte. "Dieser süße, unschuldige Blick", grinste Haruka sie an, "Und trotzdem hast du nicht aufgehört, sie zu beeinflussen, nachdem ich dich enttarnt hatte. Ich gebe zu, du bist auch eine Meisterin der Spielchen und mir durchaus gewachsen - dennoch möchte ich dich bitten, deinen Einfluss auf unsere Amberly jetzt zu beenden." Michiru wurde rot und als Amberly sie fassungslos anstarrte, kicherte sie verlegen. "Du hast mich die ganze Zeit beeinflusst?" war Amberly völlig neben der Spur, "Inwiefern beeinflusst? Genauso wie Haruka?" "Najaaa...", murmelte Michiru gedehnt, "Irgendwie schon, aber irgendwie auch nicht." "Was denn nun?" wollte Amberly wissen, "Ja oder nein?" "Vielleicht solltest du es ihr einfach zeigen", lachte Haruka, "Erklärt es wohl am besten." Michiru nickte und eine Sekunde später wurden Amberlys Augen immer größer. Die Erkenntnis war ihr förmlich ins Gesicht gemeisselt und ihr fehlten erstmal vollkommen die Worte. Sie starrte Michiru fassungslos an, dann Haruka, dann wieder Michiru. "Das...das kann nicht sein...", stammelte Amberly, "Ich war mir so sicher..." "Das du mein Mädchen liebst?" zog Haruka Amberlys Gesicht zu sich, "Das sie die Erfüllung all dessen ist, wonach du dich sehnst? Das du mit ihr für immer glücklich wärst? Das sie dich einfach nur anzieht, wie die Motte das Licht...?" Amberly nickte leicht. "Und fühlst du jetzt noch genauso?" wollte Haruka wissen. Nun schüttelte Amberly fast unmerklich den Kopf. "Nein", flüsterte sie, "Ich habe sehr starke Gefühle für sie, aber ob das wirklich schon Liebe ist, kann ich nicht sagen..." Haruka ließ ihr Kinn los und grinste Michiru an. Diese zuckte unschuldig mit den Achseln und stieg dann aus dem Wasser. "Irgendwie habe ich dir auch geholfen und dich beschützt", sah sie dann Amberly an, "Zwar habe dich dauerhaft meine Anziehung spüren lassen, aber dafür hast du auch nicht die volle Wucht von Rukas Einflüssen abbekommen. Jetzt bist du ihr ausgeliefert." Sie grinste und setzte sich auf der freien Seite neben Amberly. Die sah kurz zischen den Beiden hin und her. "Aber ich spüre nichts", sagte sie, "Ich habe nicht mal Blutgeruch in der Nase." "Zusammen?" grinste Michiru ihre Partnerin an und diese nickte. Amberly wollte gerade fragen, was nun wieder los war, als sie es schon zu spüren bekam. Frontal traf sie der Blutgeruch und die Anziehung beider Vampire. Sie wusste gar nicht, wie ihr geschah, fühlte sich plötzlich in einer ganz anderen Welt, fühlte ihre eigene vampirische Hälfte so deutlich, als könne sie sie anfassen. Und diese Hälfte von ihr wusste auch nicht, wessen Blut sie zuerst wollte - Michirus oder Harukas... "Genug. Sonst fällt sie uns gleich an", lachte Haruka und mit einem beiderseitigem Nicken, unterdrückten sie wieder jede Ausstrahlung, die einen Vampir vom Menschen unterschied. "Das...ist..." "Unglaublich nicht wahr?" lachte Michiru und legte einen Arm um sie, als Amberly nicht weiter sprach. Das Mädchen nickte versonnen und suchte Harukas Blick. "Und das war nur der normale Vampircharme", grinste diese, "Darin liegt nicht die geringste, gewollte Anziehung. Auf Menschen wirkt es einfach nur so symphatisch, dass man mit etwas Geschick alles daraus machen kann, aber auf Vampire hat es wesentlich mehr Wirkung." Amberly wurde klar, dass sie die ganze Zeit über einfach nur hilflos ausgeliefert war. Nie wäre sie auf die Idee gekommen, das ihre Liebe zu Michiru einzig und allein darauf beruhte, dass diese sowohl mit ihrem Vampircharme, alsauch gezielt auf sie eingewirkt hatte. Es hatte sich nicht angefühlt, wie eine Beeinflussung. Bei Haruka hatte sie meistens gespürt, wenn diese Macht auf sie ausübte. Aber ganz offensichtlich hatten nicht nur beide Macht auf sie ausgeübt, sondern auch zwischendurch ihre eigenen Kräfte blockiert, um jegliche Beeinflussung zu unterbinden. "Ihr hättet mich einfach zwingen können", sagte Amberly halblaut, "Wenn ihr es gewollt hättet, wäre ich längst eure willenlose Marionette. Stattdessen habt ich versucht, mir allein die Entscheidung zu überlassen, damit ich so werde wie ihr. Warum? Warum gerade ich? Es gibt doch sicher noch andere Mischwesen." "Die gibt es", bejahte Michiru, "Aber nur wenige, deren Eltern sich geliebt haben, so wie deine Eltern. Nur durch das Gefühl von Liebe zwischen Mensch und Vampir bekommt das Kindesblut die Macht, nach der alle Vampire verlangen. Und nur durch Gefühle der Liebe zu einem Vampir, wird sie im Blut eines Mischwesens aktiv." "Dann hattet ihr all das von Anfang an geplant", war Amberly irritiert, "Darum warst du zuerst so abweisend zu mir und plötzlich nicht mehr. Du hast gespürt, was ich bin!?" Sie sah Michiru um Anwort heischend an. Diese schüttelte leicht den Kopf und errötete ein wenig. "Ehrlich gesagt, war es purer Zufall", gab Michiru etwas kleinlaut zu, "Ich bin doch noch recht unerfahren als Vampir. Und da du so unbedingt mit mir befreundet sein wolltest, hab ich an dir einfach meine Kräfte geübt." "Und doch ein Versuchskaninchen", schlug Haruka ihr lachend auf die Schulter, "Aber zumindest waren es wohltuende Versuche!" Schlagartig war Amberly knallrot, was Haruka noch mehr zum lachen brachte. Michiru rügte sie dafür und erklärte, dass auch sie diesen Witz unangebracht fand, wodurch Haruka noch mehr lachen musste. "Natürlich findest du ihn nicht lustig", fiel sie vor lauter lachen schon beinahe hinten über, "Du wusstest ja auch nicht, wie dir geschah!" Michiru sah zu Amberly und die zog nur hilflos die Augenbrauen kurz hoch. "Zumindest ist sie nicht sauer deshalb", piepste sie, "Wäre, zumindest für mich, wesentlich schlimmer." "Nochmal Glück gehabt", schnurrte Michiru Haruka grinsend zu, "Trotzdem ist das letzte Wort darüber noch nicht gesprochen." "Ich weiss...", grinste Haruka vielsagend, "Aber jetzt zum Thema zurück. Michiru hat also ihre Kräfte an dir ausprobiert und trainiert. Du standest so sehr unter ihrem Einfluss, dass du nur noch sie im Sinn hattest und den Blick für alles andere verloren hast. Das du ein Hybrid wie wir bist, dass habe ich bemerkt. Direkt beim ersten Tropfen deines Blutes." "Also nachdem du mich vor dem Werwolf gerettet hast", stellte Amberly fest. "Nein", schüttelte die Blondine den Kopf, "Der erste Tropfen war jener, der mich erweckt hat..." "Das du es so früh schon wusstest, hast du mir aber nicht gesagt", beschwerte Michiru sich, "Hättest du einen Ton gesagt, hätte ich doch sofort jeden meiner Einflüsse auf sie geblockt. "Womit wir wieder bei dem letzten Wort wären, welches noch nicht gesprochen wurde", grinste Haruka, "Aber so weit sind wir noch nicht." Jetzt war nicht nur Amberly misstrauisch. Auch Michiru fragte sich, wie das gemeint war und hatte das Gefühl, Haruka hätte ihr noch etwas grundlegendes verschwiegen. Da Haruka jedoch direkt weiter sprach, hatte sie keine Gelegenheit, sich im Moment darüber Gedanken zu machen. "Ich wusste also von Anfang an, was du bist", sah die Blondine Amberly an, "Denn hätte ich es nicht gewusst, hätte ich dich dem Werwolf überlassen. Mit meiner Erweckung hattest du deine Schuldigkeit getan. Ich bin das mächtigste Wesen dieser Welt, also was sollte ein einzelnes Leben, das ich nichtmal kenne, mir bedeuten? Menschen sind Nahrung - keine Haustiere." Michiru sah genau, wie Amberlys Gesicht sich veränderte. Sie schien sich nicht mehr sicher zu sein, ob sie zum Vampir werden sollte. Was nicht verwunderlich war, so wie Haruka gerade sprach. "Sag mal, willst du sie jetzt abschrecken?" warf sie ihrer Partnerin einen kritischen Blick zu, "Die ganze Zeit machst du alles, dass sie freiwillig bei uns bleibt und jetzt sagst du ihr soetwas. Außerdem weiss ich genau, dass du sie magst, also warum sagst du sowas?" »Sie mag mich?«, sah Amberly Haruka sofort an. Die jedoch schüttelte kurz den Kopf und ließ sich ins Wasser gleiten. Sie plazierte sich zwischen den beiden am Beckenrand und schenkte Michiru ein honigsüßes Lächeln. "Mein dunkler, kleiner Engel...", sagte sie mit weicher Stimme, "Ich sage das, weil es wahr ist. Was für einen Grund hätte ich haben sollen sie zu retten, wenn sie nur ein Mensch gewesen wäre? Für ein bißchen Blut muss ich mich nicht dazu nieder lassen, gegen einen räudigen Wolf zu kämpfen. Das bekomme ich überall. Außerdem muss sie wissen, worauf sie sich einlässt. Eine freie Entscheidung ist es nur dann, wenn sie die ganze Wahrheit kennt. Und zu der Sache mit dem ' mögen ' ..., ihre Stimme verwandelte sich in ein gefährliches Schnurren und ihr Blick suchte Amberlys, "Ich mag auch Frauen - trotzdem habe ich jede getötet, die mir zu nahe kam..." Sie warf Michiru noch einen kurzen Blick zu und stieß sich dann vom Beckenrand ab. In etwa der Mitte des Beckens hielt sie an und sah die beiden anderen auffordernd an. "Ihr seht aus, als hättet ihr viele Fragen", lachte sie, "Mein Vorschlag: Welche von euch mich zuerst erwischt, die bekommt alle Antworten, die sie will." Amberly und Michiru sahen sich skeptisch an. "Sag mal...", fing Amberly vorsichtig an, "Will die gefährlichste Kreatur dieser Welt jetzt ernsthaft Fangen mit uns spielen? Ich meine, oben im Gästezimmer liegen drei tote Mädchen, sie hat mir gerade deutlich gesagt, dass sie mich auch ohne mit der Wimper zu zucken töten würde und jetzt will sie, dass wir beide darum kämpfen, wer sie zuerst erwischt? Geht das nur mir so, oder ist das gerade irgendwie so...so...na so halt..." Sie war sichtlich irritiert und verunsichert. Michiru zuckte mit den Schultern. "So ist sie eben", kam es lapidar von ihr, "Wie ich schon sagte - sie tut nichts ohne guten Grund und wenn wir den erfahren wollen, müssen wir sie wohl oder übel jagen." Sie ließ sich ins Becken gleiten und sah Amberly auffordernd an. Diese atmete einmal tief und verdrehte genervt die Augen, ließ sich dann jedoch ebenfalls ins Wasser gleiten. "Geht doch", hörten sie Haruka rufen und sahen beide zu ihr, "Vielleicht solltest ihr euch überlegen zusammen zu arbeiten. Sonst bekommt am Ende keine von euch Antworten." Sie lachte und schwamm los. Michiru und Amberly nickten sich kurz zu und nahmen dann die Verfolgung auf. Im Wasser war Michiru klar im Vorteil, sowohl Amberly, alsauch Haruka gegenüber. Dieser Vorteil jedoch schwand, als Haruka sich an der anderen Seite aus dem Pool schwang und außen herum bis auf die Höhe der Mädchen zurück ließ. "Ihr müsst euch schon etwas anstrengen", grinste sie, "Sonst wird das nichts!" Sie bewegte sich gemütlich Richtung Haus und winkte, ohne sich umzudrehen. "Das glaubt aber nur sie", grinste Michiru, "Ich seh wo sie hinläuft - du kommst nach und wir schnappen sie zusammen." "Nachkommen...?" konnte Amberly gerade noch fragen, da war Michiru auch schon verschwunden. "Sehr fair", murrte Amberly, "Ich bin hier klar chancenlos. Selbst bei einem Kinderspiel..." Sie schwamm zurück von wo sie gekommen war und stieg aus dem Wasser. Im Vorbeigehen an den Liegen griff sie sich ein Handtuch und wickelte sich darin ein. Dann betrat sie das Haus und sah sich um. "Michiru?" rief sie, "Bist du hier irgendwo?" In der nächsten Sekunde erschien diese direkt hinter ihr, wodurch Amberly fürchterlich erschrak. Sie fasste sich an die Brust und rang nach Luft. "Mach das noch ein paar Mal und ich brauch keine Entscheidungen mehr zu treffen", japste sie, "Und? Hast du gesehen, wo sie hin ist?" Michiru sah sie schuldbewusst an. "Ja", nickte sie, "Aber ich darf es dir nicht sagen. Ich bin disqualifiziert, weil ich Magie benutzt habe und sie mich erwischt hat." Amberly zog die Augenbrauen hoch. "Lass mich raten", sagte sie, "Wenn du mir hilfst, bekommt keine von uns eine Antwort?" Wieder nickte Michiru geschlagen. "Glaub mir, ich bin genauso neugierig wie du", versicherte sie, "Ich weiss auch nicht, was sie damit bezweckt oder was sie vor hat." "Spielchen spielen", verdrehte Amberly die Augen, "Was denn sonst? Sie kann doch gar nicht anders." Sie wand sich Richtung Tür und verließ das große Wohnzimmer. Langsam ging sie den Flur entlang zur Treppe in den ersten Stock. Dort blieb sie stehen und sah sich um. Michiru war ihr nicht gefolgt und auch von Haruka war natürlich nichts zu sehen. Auch angestrengtes Lauschen lieferte Amberly nicht der geringsten Hinweis. »Als könne ich sie finden, wenn sie nicht gefunden werden will«, dachte sie sarkastisch, »Warum mach ich das eigentlich? Sie ist mir meilenweit über, also warum?« Sie wusste genau, warum. Weil sie der Vampirin klar und deutlich zeigen wollte, dass sie sich niemals unterwerfen oder klein bei geben würde. "Ich krieg dich", murrte sie leise, "Verlass dich drauf." Sie schloss ihre Augen und atmete tief durch. Das tat sie einige Male, konzentrierte sich dabei, so gut sie konnte und bald stahl sich ein zufriedenes Grinsen auf ihre Lippen. Sie öffnete die Augen und ihre Pupillen glühten. "Du kannst weglaufen, Haruka...", murmelte sie, "Aber du kannst dich nicht verstecken..." Sie blickte nach oben und stieg dann langsam die Treppe hinauf. Kapitel 60: Zielgerade ---------------------- 60. Zielgerade Langsam schritt Amberly den Gang entlang. Im Haus war es stockdunkel, doch das stellte kein Hindernis dar. Ihre vampirische Hälfte sah im Dunkeln, hörte das kleinste Geräusch und nahm jede Bewegung wahr. Auch wenn Haruka alles blockierte, was Amberly hätte wahrnehmen können, dennoch hatte sie Augen und Ohren eines Vampirs und war kein wehrloses Opfer mehr. Viel mehr war sie in diesem Spiel - welches Ziel dieses Spiel auch immer hatte - die Jägerin, nicht die Gejagte. Allerdings war ihre Beute ebenfalls eine Jägerin. Eine mit wesentlich mehr Kraft und 500 Jahren mehr Erfahrung. Trotzdem wollte Amberly ihr auf keinen Fall unterliegen. Die Antworten, welche ein Sieg ihr bringen würde, waren jetzt zweitrangig - im Moment wollte sie nur Haruka demonstrieren, dass diese sie besser nicht unterschätzen sollte. Vor der Tür zu ihrem eigenen Zimmer blieb sie stehen. "Hätte ich mir eigentlich denken können", murmelte sie und öffnete die Tür. Sie betrat ihr Zimmer und schloss die Tür hinter sich. "Ich weiss, du bist hier", sagte sie gut hörbar, "Und gleich werde ich auch wissen, was du mit alledem bezweckst!" Sie schritt langsam Richtung Bett durchs Zimmer und war dabei so aufmerksam, wie eine Katze bei Nacht. "Du hast Michiru nicht disqualifiziert, stimmts?" fragte sie in die Dunkelheit hinein, "Du wolltest einfach nur sicher gehen, dass ich die bin, die dich stellt, richtig? Du spielst wieder eines deiner Spielchen mit mir. Aber dieses Mal werde ich gewinnen!" Sie sah eine Bewegung an einem der schweren Vorhänge und ließ sich nichts anmerken, während sie sich so unauffällig wie möglich, in Richtung Vorhang bewegte. "Du kannst mich nicht mehr überrumpeln", sagte sie im Brustton der Überzeugung, "Ich bin nicht mehr wehrlos!" Sie griff blitzschnell nach dem Vorhang und zerrte ihn beiseite. Noch bevor sie begriff, dass sie direkt in die Falle gelaufen war, bekam sie eine kräftigen Stoß und landete bäuchlings auf dem Bett. Als sie nur eine Sekunde später wieder aufspringen wollte, warf Haruka sich über sie und drückte sie mit ihrem ganzen Gewicht wieder runter. Amberly spürte, wie die Vampirin an ihren Haaren roch, sich leicht gegen sie schmiegte und einen heißen Atemzug über ihren Nacken streichen ließ. Dann legte sie ihr Kinn auf Amberlys Schulter, schmiegte die Wange an ihre und schnurrte: "Nein, wehrlos bist du nicht...", sie knabberte kurz an Amberlys Ohr, "Mir gewachsen aber auch nicht..." Sie leckte langsam über Amberlys Nacken bis hin zu ihrem Ohr, welches ihre Lippen nur ganz leicht berührten. "Außerdem weiss ich, dass du es geniesst, mir ausgeliefert zu sein...", schnurrte sie lockend, "...so wie jede Einzelne vor dir es genossen hat - auch Michiru..." Als Amberly diesen Namen hörte, reagierte irgendetwas in ihr. Sie wusste nicht warum, denn eigentlich war sie sich vorhin klar gewesen, dass sie Michiru wohl doch nicht liebte und dennoch spürte sie jetzt Eifersucht. Eine solche Eifersucht, dass sie die Arme anwinkelte und anfing, sich hoch zu stemmen und das mit Haruka auf dem Rücken. Die jedoch lachte nur amüsiert und schmiegte wieder ihre Wange an Amberlys. "Du bist stärker, als ich dachte", flüsterte sie, "Und dennoch nicht stark genug." Ihre Hände glitten an Amberlys Armen hinab und umfassten ihre Handgelenke. Ein kurzer Ruck nur und das Mädchen lag wieder auf dem Bauch. Die Arme links und rechts vom Körper gestreckt, hatte Haruka sie absolut wehrlos gemacht. Sie ließ Amberlys Handgelenke los, rutschte mit ihren Händen direkt auf deren Handrücken und schob langsam die Finger zwischen ihre, um sie so an den Händen zu halten. "Ich könnte jetzt alles mit dir machen, was ich nur will...", hauchte die Vampirin dem Mädchen ins Ohr, "Und du würdest dich nicht einmal wehren, weil ich weiss, was du willst..." Sie spürte, wie Amberly den Druck ihrer Finger ein wenig erwiederte und biss leicht in deren Schulter. Sofort entwich dieser ein leises Seufzen. "Bitte", presste sie dann hervor, "Diese Spielchen müssen endlich aufhören, haben wir doch geklärt. Also bringen wir es endlich hinter uns. Beiss schon zu!" Haruka lachte leise. Amberly spürte jede kleinste Bewegung von ihr derart intensiv, dass sie sicher war, dass Haruka gerade gar nichts kontrollierte und sie der vollen Wucht ihres Vampircharmes ausgeliefert war. Vielleicht lag es auch daran, dass das Handtuch, welches sie umgewickelt hatte, bei Harukas Attacke zu Boden gefallen war. Da beide nur Bikinis trugen und die Vampirin wie ein Schatten auf ihr lag, spürte sie im Grunde nur nackte Haute. Im Gegensatz zu Amberlys Erwartung, war sie nicht kalt, wie es von Vampiren immer berichtet wurde. Sie war zwar etwas kühl, aber nicht unangehm. Genauer gesagt, fühlte es sich sogar mehr als angenehm an. "Bist du dir wirklich sicher, dass du das willst...?" brachte die Stimme der Vampirin, ganz nah an ihrem Ohr, eine Gänsehaut auf Amberlys ganzen Körper, "Jetzt...? Hier...?" Das Mädchen war derart berauscht von Harukas intensiver Nähe, dass sie nur noch ein Nicken zustande brachte. "Armes, kleines Ding", wisperte die Vampirin, "Du musst noch so viel lernen..." Dann senkte sie den Kopf und bohrte ihre Zähne ganz langsam, zwischen Hals und Schulter, in Amberlys Fleisch. Der Schmerz war so unglaublich intensiv, dass Amberly sich komplett verkrampfte und die Zähne zusammen beißen musste, um nicht zu schreien. Als Haruka den Biss wieder löste, verschwand der Schmerz, doch mit ihm auch alles andere. Haruka ließ Amberlys Hände los und war in der nächsten Sekunde nicht mehr zu spüren. Sofort schossen klare Gedanken in Amberlys Kopf, sie drehte sich blitzschnell auf den Rücken und richtete sich auf. Die Vampirin stand am offenen Fenster und grinste sie mit blutigen Lippen an. "So leicht nicht", sagte sie, "Mein Spiel - meine Regeln." Mit einem Satz sprang sie aus dem Fenster und Amberly war allein. "Warte gefälligst", rief sie, sprang auf und lief ebenfalls zum Fenster. Dort angekommen verwarf sie den Gedanken, Haruka dicht auf den Fersen zu bleiben um sie zu erwischen. Sie hatte gar nicht daran gedacht, dass ihr Zimmer sich im ersten Stock befand und es ein paar Meter waren, bis man unten ankam. "Glaub ja nicht, ich geb mich geschlagen", murmelte sie, "Ich finde dich!" Dann machte sie kehrt und lief durchs Haus ebenfalls hinunter in den Garten. Michiru saß gemütlich auf einer Liege, hatte ein Glas Sekt neben sich stehen und lauschte der klassischen Musik, welche sie in den CD Wechsler gelegt hatte. Ein leichter Sommerwind bließ, streichelte ihre Haut und spielte mit ihren Haaren. Trotzdem sie ihre Augen geschlossen hatte, war ihr nicht entgangen, dass Haruka sich ihr näherte. Auch wenn diese nicht das geringste Geräusch verursachte, als sie an der Liege stehen blieb, spürte Michiru ihre Nähe ganz deutlich. "Du hast sie gebissen, aber du hast nichts getrunken", sagte sie und öffnete die Augen, "Warum?" "Willst du eine ehrliche Antwort?" grinste Haruka sie an. "Natürlich will ich das", entgegnete Michiru. Harukas Grinsen wurde noch breiter. "Weil es gerade einfach nur unglaublich Spaß macht", gab sie zu, "Sie ist besonders. Mit ihr wird es hier sicher nie langweilig werden. Denkst du nicht auch?" Michiru konnte sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen. "Das dir mal etwas so viel Spaß macht, hättest du wohl selbst nicht für möglich gehalten, hm?" sagte sie, "Ich muss ehrlich sein - Anfangs in Kershaw fand ich sie eher lästig. Sie hat ihre Nase einfach überall rein gesteckt und ich konnte keinen Schnüffler gebrauchen, aber mit der Zeit hab ich mich so an sie gewöhnt, dass ich sie nicht geopfert hätte, wäre es nicht um dich gegangen." "War das jetzt eine Liebeserklärung an mich oder an sie?" lachte Haruka, "Wenn du ihr das sagst, dann wird sie die ganze Ewigkeit lang mit mir um dich konkurieren!" "Du weisst genau, wie das gemeint war", spielte Michiru die Gekränkte, "Vielleicht sollte ich es ihr sagen. Ist doch interessant, wenn zwei sich um mich reißen. Wer weiss, was sie alles zu bieten hat, wenn sie erstmal ein paar Jahre ein Vampir ist..." In der nächsten Sekunde lag sie auf dem Rücken und Haruka war über ihr. "Jedenfalls niemals mehr als ich...", schnurrte sie mit glühenden Pupillen, "Ich weiss, dass du nur mich willst..." Sie lächelte und küsste Michiru mit ihren, noch immer, blutigen Lippen. Die Leidenschaft, mit welcher diese erwiederte, war mehr als nur Bestätigung für Harukas Worte. Als sie sich voneinander lösten, sahen sie sich tief in die Augen. "Und? Verstehst du jetzt?" hauchte die blonde Vampirin und Michiru nickte überrascht. "Ihr Blut hat sich verändert", brachte sie leise hervor, "Wie ist das möglich?" Haruka lehnte sich ganz dicht an ihr Ohr. "Allein durch dich mein geliebter, dunkler Engel", wisperte sie, sah Michiru nochmals kurz in die Augen und küsste sie flüchtig, "Sie geht genau denselben Weg, den du gegangen bist..." Dann richtete sie sich auf, schaute kurz zur Terassentür und grinste Michiru nochmal an. "Ich muss jetzt leider weiter, meine Schöne", sagte sie in leicht neckischen Ton, "Sonst erwischt sie mich am Ende doch noch." Gerade rechtzeitig lief sie los, denn Amberly war bereits durch die Terassentür nach draußen gestürmt und direkt auf sie zu. Nur um Zentimeter verfehlte sie, als sie nach Harukas Arm griff und verlor das Gleichgewicht, durch den mitgebrachten Schwung. Während Amberly auf der Wiese landete, landete die blonde Vampirin mit einem eleganten Sprung im Wasser. "Verdammt", fluchte Amberly und hörte Michiru ein Stück hinter sich "das is so unfair Ruka" rufen. Sie rappelte sich auf und sah Michiru an. "Hast du von ihr etwas anderes erwartet?" fragte sie, "Sieh mich an. Ich lauf ihr nach wie eine Blöde, für ein paar Antworten, die sowieso nur neue Fragen aufwerfen. Dabei kann ich sie nicht mal leiden." Sie drehte sich um und lief weiter zum Pool. Haruka war schon fast an der gegenüber liegenden Seite angekommen, als Amberly ebenfalls ins Wasser tauchte. Michiru sah ihr nachdenklich hinterher. »Was meint Ruka nur damit?« fragte sie sich, »Sie geht denselben Weg wie ich... Welchen Weg?« Sie sah zu, wie Amberly versuchte, Haruka zu erwischen. Der riesige Pool jedoch bot genug Platz und Tiefe, dass die Vampirin ihr, auch im Wasser, weit voraus war. Im Grunde war Amberly chancenlos - das wusste sie und das wussten die Vampirinnen. Ein weiteres Mal entzog Haruka sich Amberlys Zugriff und diese fluchte laut. Es konnte doch einfach nicht sein, dass die Blondine absolut nicht zu fangen war. "Ich erwisch dich", rief sie in Harukas Richtung, "Und wehe dir, du beantwortest dann nicht ehrlich alle meine Fragen!" Die Vampirin tauchte gerade unter und Amberly versuchte zu erspähen, in welche Richtung sie tauchte. Leider gab es keine Poolbeleuchtung und die Oberfläche reflektierte das Laternenlicht so, dass selbst die Augen eines Vampirs nichts sahen, was unterhalb der Oberfläche war. Schnell tauchte Amberly unter in der Hoffnung, so Haruka ausmachen zu können, doch auch das war erfolglos. Die Sichtweite lag bei höchstens zwei Metern - was gar nichts war, bei den Ausmaßen dieses Pools. Also tauchte sie wieder auf und suchte oberhalb des Wassers. Dort sahen ihre Augen sehr gut und irgendwann musste die Blondine schließlich mal auftauchen. »Brauch sie überhaupt Sauerstoff?«, fragte Amberly sich plötzlich, »Ich meine, bisher wäre mir nicht aufgefallen, dass sie nicht atmen würde. Aber muss sie das denn wirklich? Schließlich ist sie seit über 500 Jahren tot.« Eigentlich beantwortete diese Frage sich von selbst. Tote brauchten keinen Sauerstoff, also konnte Haruka so lange ohne auskommen, wie sie wollte. Amberly war sich sicher, dass die blonde Vampirin sich im tiefen Stück des Pools befand. Der Teil war zum einen der größte vom Pool und weil sich da ein 5 Meter Sprungbrett befand, auch über dreieinhalb Meter tief. "Tief genug um zu ertrinken", murmelte Amberly vor sich hin, "Und noch brauche ich Sauerstoff, um am Leben zu bleiben." Sehr langsam schwamm sie in den tiefen Teil des Pools. Sie bewegte sich äußerst vorsichtig und war wachsam, wie ein Luchs. "Wo bist du?" rief sie, "Nur Feiglinge verstecken sich!" Im nächsten Moment packte sie etwas am Knöchel und zog sie unter Wasser. Nach der ersten Schrecksekunde wusste sie zwar sofort, dass es nur Haruka sein konnte, aber angenehmer machte das ihre Lage nicht. Haruka zerrte sie direkt zu sich in die Tiefe, hielt sie fest und schlug die Zähne in ihren Hals. Dieses Mal schrie Amberly, wodurch sie sämtlichen Sauerstoff aus ihren Lungen frei gab, welcher in großen Blasen zur Oberfläche stieg. Direkt darauf wurde die Luft knapp und da Haruka bereits wieder von ihr abgelassen hatte, ruderte sie wild mit den Armen, um an die Oberfläche zu kommen. Haruka jedoch ließ sie nicht. Sie zerrte das panisch werdende Mädchen zu sich zurück direkt in ihre Arme. Amberly wehrte sich verzweifelt, doch Haruka fasste sie am Kinn und zwang sie, sie anzusehen. Sehr schnell erlahmte Amberlys Widerstand und sie wurde so ruhig, als stünde sie grad nicht kurz vor dem Ertrinken. Sie sah Haruka einfach nur in die Augen und vergaß alles andere um sich herum. Wie schwerelos im All trieben sie dicht voreinander in absoluter Stille und Dunkelheit. Es war, als warfen sie einen kurzen Blick in die Seele der anderen. Das dauerte exakt so lang, bis Amberlys Körper ihr überdeutlich signalisierte, dass er komplett den Dienst versagen würde, wenn sie nicht sofort wieder anfing zu atmen. Sie riss die Augen auf und wollte hoch, doch Haruka zog sie an sich und drückte ihr die Lippen auf den Mund. Amberly schlug nach ihr, denn so wollte sie nicht sterben. Nicht unter Wasser ersticken während ausgerechnet Haruka sie küsste. Dann jedoch wurde ihr klar, was die Vampirin wirklich tat. Sie gab ihr Sauerstoff. Ihre Lungen waren gefüllt damit und sie brauchte ihn nicht. Nach dem Austausch tauchten beide gemeinsam auf. Im Gegensatz zu Haruka schnappte Amberly heftig nach Luft. Die Vampirin gab ihr die Zeit, die sie brauchte. "Was sollte das?" fuhr Amberly sie irgendwann, noch immer etwas außer Atem, an, "Willst du mich ertränken oder was?" "Ich will, dass du über dich hinaus wächst", grinste Haruka, "Und es hat doch funktioniert, oder nicht? Nachdem du das erste Mal keine Luft mehr hattest, hast du nochmal eine ganze Minute bei mir ausgeharrt ohne zu atmen." Amberly sah sie verblüfft an. Sehr schnell jedoch nahm ihr Gesicht ärgerliche Züge an und sie bespritzte die Blondine mit Wasser. "Lass deine scheiß Experimente", fuhr sie sie dabei an, "Mach mich zum Vampir oder töte mich, aber hör endlich auf deine miesen Spiele mit mir zu treiben, verdammte Blutsaugerin. Ich..." Weiter kam sie nicht. Die Vampirin packte sie und in der nächsten Sekunde spürte sie den Beckenrand in ihrem Rücken. Sie hatte deutlich fühlen können, dass Haruka Magie benutzt hatte. Dieses Mal jedoch, spürte sie keinerlei Auswirkung davon. "Das sind keine miesen Spiele", zischte ihr Gegenüber sie an, "Ich tue, was immer nötig ist, um das Bestmögliche zu erreichen. Es kommt auch dir zugute - nicht nur Michiru und mir!" Amberly schluckte hart, denn schon wieder berührte viel zu viel nackte Haut von Haruka die ihre, wieder gab es keine Möglichkeit, sich etwas von ihr zu lösen und wieder beeinflusste die Vampirin sie zwar nicht, aber sie blockierte auch nicht ihren natürlichen Charme und den Geruch ihres Blutes. Obwohl Amberly sie vor zwei Sekunden noch am liebsten erwürgt hätte, hatte sie jetzt bereits massive Probleme, nicht von ihren eigenen, vampirischen Trieben überwältigt zu werden - so unglaublich zog Haruka sie in ihren Bann. "Michiru sagte mir schon, du tust nichts ohne Grund", brachte Amberly leicht gequält hervor, "Bitte Haruka...ich halt das nicht aus..." Die Vampirin sah sie überrascht an, verstand dann aber sofort. Mit einem Grinsen blockierte sie alles, was Amberly so offensichtlich zu schaffen machte. "Besser?" fragte sie. "Viel besser", atmete das Mädchen erleichtert auf, "Danke." "Schon problematisch, wenn dein Körper sich nach mir verzehrt, während dein Kopf dir hartnäckig sagt, dass du mich hassen musst", grinste Haruka, "Vielleicht solltest du einfach mal nicht auf deinen Kopf hören. Danach geht es dir sicher besser." "Schon klar", stieß Amberly sie ein Stück weg, "Dann red endlich Klartext! Es war doch alles geklärt. Ich habe dir zugesagt, Michirus Bodyguard zu werden. Was also soll die Show, die du hier abziehst?" "Also gut", sah Haruka ihr in die Augen, "Dann sollt ihr beide jetzt alles erfahren. Ich habe ja eine Ewigkeit lang Zeit, dich zu trainieren und zu prüfen." "Trainieren?" fragte Amberly ungläubig, "Worin? Wie man unschuldigen Mädchen den Kopf verdreht, sie von seinem Blut abhängig - und sich komplett gefügig macht?" Sie lachte bitter. "Klären wir das bei Michiru", hievte Haruka sich aus dem Becken, "Sie hat da auch noch die eine oder andere Frage." Wie selbstverständlich hielt sie Amberly die Hand hin, um sie aus dem Becken zu ziehen und genauso selbstverständlich ergriff das Mädchen sie, obwohl das bedeutete, wieder in Harukas Armen zu landen. Dieses Mal empfand sie es nicht einmal als unangenehm. Sie sah ihr direkt in die Augen und war in keiner Weise verunsichert. Das änderte sich in der nächsten Sekunde. "Außerdem muss ich dir nicht beibringen, wie man ein Mädchen dazu bringt, sich komplett hinzugeben", grinste die Vampirin sie an, "Das du das beherrscht, hast du bei Michiru schon eindrucksvoll bewiesen." Sofort wurde Amberly rot und befreite sich aus der Umarmung. "Du kannst es einfach nicht lassen", murrte sie mit gesenktem Blick, "Ich geh jetzt zu Michiru. Und es wäre nett, wenn du solche Sprüche in ihrer Gegenwart lässt." Sie drehte sich um und ließ Haruka einfach stehen. Die jedoch amüsierte sich königlich und folgte ihr lachend. Bei Michiru angekommen, hatte sie sich noch immer nicht beruhigt. "Was ist so lustig?" wollte Michiru wissen, "Raus damit! Ich will mitlachen." Mit einem genervten Aufstöhnen ließ Amberly sich auf eine Liege sinken. "Dann amüsiert euch mal auf meine Kosten", murmelte sie vor sich hin, "War ja klar, dass du das wieder zum Thema machst..." Michiru blinzelte sie verwirrt an. Dann sah sie ihre Partnerin an, die übers ganze Gesicht grinste. "Worum geht es denn?" verstand Michiru absolut nicht. "Nichts besonderes", erklärte Haruka, "Sie dachte, ich würde ihr beibringen, wie sie Mädchen um den Finger wickelt. Dabei hat sie das bei dir doch wie eine Meisterin hinbekommen." Amberly saß da, als hätte sie etwas schweres auf den Kopf bekommen. Michiru machte fast denselben Eindruck. Nur Haruka kam mal wieder voll auf ihre Kosten. Sie grinste zufrieden und genoss es sichtlich, beiden Mädchen mit ihrer Aussage die Schamesröte ins Gesicht getrieben zu haben. Amberly jedoch fasste sich erstaunlich schnell. "Ja, ich bin eine ganz Schlimme", sagte sie ironisch, "Wir wissen alle drei genau, was da passiert ist und müssen damit leben. Es lässt sich nunmal nicht rückgängig machen, aber wenigstens finde eine von uns das ja erfreulich." Sie warf Haruka einen vielsagenden Blick zu. "Also amüsier dich auf unsere Kosten, aber vergess dabei nicht, uns endlich ein paar Antworten zu geben", fuhr sie direkt fort, "Danach kannst du von mir aus über mich lachen soviel und solange du willst." "Sie hat Recht", pflichtete Michiru ihr bei, "Es wird endlich Zeit für Antworten." "Is ja schon gut", hob Haruka beschwichtigend die Hände, "Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Und letzteres werde ich heute Nacht sicher noch haben..." Sie setzte sich neben Michiru auf die Liege und sah die beiden Mädchen an. "Na dann mal los", sagte sie, "Stellt eure Fragen." Kapitel 61: Es gibt immer einen Weg ----------------------------------- 61. Es gibt immer einen Weg Michiru sah Haruka an und hielt auch nicht lange mit ihrer Frage hinter dem Berg. "Wieso hat ihr Blut sich verändert?" wollte sie direkt wissen, "Wie hast du das hinbekommen?" "Mein Blut hat sich verändert?" warf Amberly neugierig dazwischen, "Und Haruka ist dafür verantwortlich?" Sie sah die Blondine strafend an. "Was hast du jetzt wieder mit mir gemacht?", fuhr sie sie an, "Los, beantworte Michirus Frage!" Wieder musste Haruka lachen und wieder wusste nur sie, warum. "Ok. Wenn es das ist, was ihr zuerst wissen wollt", gab sie sich dennoch geschlagen, "Aber gebt nicht wieder mir die Schuld. Dieses Mal habt ihr dieses Thema angeschnitten. Ich wollte damit eigentlich bis zum Schluß warten." Michiru und Amberly blickten sich kurz fragend an und dann beide zu Haruka. "Wie sag ich es am besten?" fing die an zu reden, "Diese Macht in dir...", sie sah Michiru an, "...die, welche nur erwacht ist, weil wir beide aufrichtige Gefühle füreinander haben..." "Was ist damit?" fragte ihre Geliebte ungeduldig, als Haruka nicht sofort weiter sprach. "Naja...", grinste Haruka unschuldig, "...in Amberly ist sie auch erwacht. Das ist die Veränderung in ihrem Blut, die so deutlich zu schmecken ist." Michiru war sprachlos. Sie starrte ihre Partnerin ungläubig an und brauchte einen Moment, um sich zu fangen. "Was bedeutet das?" fragte Amberly stattdessen, "Ich versteh nicht ganz. Ehrlich gesagt eigentlich nur Bahnhof und Abfahrt." Durch ihre Worte schien Michiru sich gefasst zu haben. Sie ignorierte einfach, dass Amberly eine Frage gestellt hatte wand sich direkt an Haruka. "Wie hast du das gemacht?" fragte sie nachdrücklich, "Das ist doch gar nicht möglich. Selbst dann nicht, wenn sie mich wirklich lieben würde, weil ich dich und nicht sie liebe!" "Womit wir dann wieder bei eurem gemeinsamen Blutrausch sind...", erklärte die Blondine fast behutsam, "...aber ich fang wohl am besten am Anfang an." Ob sie Amberly damit milde stimmen wollte - denn diese warf ihr direkt einen giftigen Blick zu - oder sich wieder irgendwie um die Wahrheit drücken wollte, wussten die beiden Mädchen nicht. So nickten sie zustimmend und lauschten weiter Harukas Worten. "Das bereits in Schottland ihr vampirischer Keim erwacht ist, wissen wir ja alle", begann sie wirklich ganz am Anfang, "Und auch da war schon klar, dass ihr Blut diesselbe Macht in sich trägt wie Michirus. Und das ist der Grund, warum ich sie leben ließ. Weil sie sich in dich verliebt hatte Michi, kam mir der Gedanke, ob es möglich wäre, auch in ihr die Macht ihres Blutes zu aktivieren." "Aber sie liebt mich doch gar nicht", schüttelte Michiru den Kopf, "Mein dauerhafter Einfluss hat sie das nur glauben lassen." "Die Kraft in ihrem Blut ist erwacht - es gibt also keine Zweifel - sie hat starke Gefühle für dich", erwiederte Haruka gelassen, "Ich musste also nur einen Weg finden, die Macht auch zu aktivieren." Sie sah Amberly ein wenig mitleidig an. "Es tut mir leid", klangen ihre Worte sehr ehrlich, "Vielleicht liebst du sie noch nicht, aber verliebt bist du auf jeden Fall in sie." Sofort lief Amberly wieder rot an. "Hätte ich mir eigentlich denken können, dass du das weisst", murmelte sie wenig begeistert, "Schön das Michiru es jetzt auch weiss." Diese empfand das scheinbar kein bißchen als schlimm. "Naja, im Grunde hatte ich ja genau das bezweckt", gab sie zu, "Ich wollte halt wissen, wie Haruka all das empfunden hat, als ich mich damals in sie verliebt habe. Diese Verbundenheit zwischen Mensch und Vampir. Das ich das hin bekomme, hätte ich allerdings nicht gedacht." "Du hast also mit meinen Gefühlen gespielt?" fragte Amberly entrüstet, "Soetwas hätte ich von dir niemals erwartet." Michiru senkte etwas beschämt den Blick und wollte sich gerade entschuldigen, als Haruka ihr zuvor kam. "Sie hat nicht mit deinen Gefühlen gespielt", sagte sie zu Amberly und nicht nur die sah sie erstaunt an, "Zum einen hat der Vampirkeim in dir sie angezogen. Zum anderen hat sie versucht, die Leere die ich hinterlassen hatte, mit dir zu füllen." "Wie...?" rutschte es Amberly heraus und Michiru biss sich gerade noch auf die Zunge. "Ich fürchte mein sicher geglaubtes Vergnügen wird mit jedem meiner Worte unsicherer", seufzte Haruka schuldbewusst und sah Michiru in die Augen, "Auch wenn sie es abstreitet und noch so sehr verleugnet - sie ist mir wahnsinnig ähnlich." Amberly schluckte, als die beiden sie kurz ansahen. "Du entstammst dersselben, alten Blutlinie wie ich", sprach Haruka nun mit ihr, "Dein Vater war die Schöpfung des selben Vampirs, wie auch mein Vater." "Wir sind verwandt?" war Amberly sichtlich geschockt, "Bleibt mir denn wirklich gar nichts erspart?" Die Blondine musste wieder lachen und Michiru fehlten einfach nur die Worte. "Naja, das eher weniger", beruhigte Haruka Amberly, "Unsere Väter waren weder miteinander verwandt, noch kannten sie sich. Deiner hatte außerdem sein menschliches Leben lange nach meinem. Sie hatten eben einen gemeinsamen Schöpfer." "Also ist es das Erbe unserer Väter, was uns so ähnlich macht?" fragte Amberly, "Aber das kann doch nicht der Grund dafür sein, dass die Kraft meines Blutes aktiviert wurde." "Erfreulich, dass du die Ähnlichkeit zwischen uns nicht mehr leugnest", entgegnete Haruka, "Erhöht die Wahrscheinlichkeit deines freien Willens bei deiner Entscheidung und damit für mich die Wahrscheinlichkeit deiner Loyalität." "Ich ahne, worauf du hinaus willst, Ruka", zog Michiru da unerwartet die Aufmerksamkeit auf sich, "Jetzt versteh ich endlich, was da passiert ist. Darum hast du gesagt, es sei allein mein Verdienst..." Haruka wusste, dass Michiru richtig lag und nickte ihr zu. Nur Amberly verstand rein gar nichts und machte ihrem Ärger darüber direkt Luft. "Würdet ihr mich bitte auch einweihen?" forderte sie ungeduldig, "Schließlich geht es hier in erster Linie um mich und mein Blut!Also klärt mich gefälligst auf. Gedanken lesen kann ich nunmal nicht." "Das wirst du aber bald", grinste Haruka, "Ist aber nicht halb so toll, wie man es sich vorstellt, wenn man es nicht kann." "Lenk nicht ab!" stieß Michiru sie an, "Erzähl weiter." "Is ja gut", wehrte Haruka beschwichtigend ab, "Nach über 500 Jahren geht man die Dinge eben etwas gemütlicher an. Grund zur Eile gab es da nie." "Ich versteh schon", winkte Michiru ab, "Natürlich haben wir alle Zeit der Welt, aber du hast uns lange genug an der Nase herum geführt. Es wird Zeit, endlich alles aufzuklären. Wenn Amberlys Entscheidung bestehen bleibt, haben wir danach auch noch alle Zeit der Welt für irgendwelche Spielchen." "Zu Befehl", grinste Haruka, "Dann also wieder zu dir, mein dunkler Engel. Sie ist mir wirklich sehr ähnlich und je deutlicher das wurde, desto mehr fühltest du dich zu ihr hingezogen. Du hast dich einfach wohl gefühlt in ihrer Nähe, weil du den Einfluss meiner Blutlinie gespürt hast." "Trotzdem liebe ich sie nicht", beharrte Michiru, "Wieso also hat der Blutrausch mit mir die Macht in ihrem Blut aktiviert?" "Erinnerst du dich, was du über diesen Rausch zu mir gesagt hast?" fragte Haruka beinahe sanft. "Natürlich", erwiederte Michiru, "Ich hab die meiste Zeit doch sowieso nicht wirklich gewusst, wie mir geschah. Vor allem nicht in den Momenten, in denen ich mir sicher war, mit dir zusammen zu sein..." Harukas Mimik und ihre eigenen Worten schienen sie begreifen zu lassen. "Aber wie...?" brachte sie ungläubig hervor, konnte den Satz jedoch nicht beenden. "Wie das möglich ist?" grinste die blonde Vampirin, "Es gibt immer einen Weg, wenn man nur gründlich genug sucht! Also gibt es für jede Regel auch ein Hintertürchen. So wie mit dem Stück unschuldiger Reinheit die benötigt wird, um einen Vampir zu erwecken. Und das Hintertürchen zur Aktivierung ihres Blutes habe ich halt gefunden. Zugegeben - ich wusste es nicht sicher, aber das Experiment ist geglückt." "Erklärt mir trotzdem nicht, wie du das gemacht hast", zog nun Amberly alle Aufmerksamkeit auf sich, "Dann hat sie halt zwischenzeitlich kurz geglaubt mit dir - und nicht mit mir zusammen zu sein. Was spielt das für eine Rolle? Wieso wurde die Macht aktiv, obwohl Michiru mich nicht liebt? Das ist es, was wir wissen wollen." "Ich habe halt ein wenig getrickst", kam die ehrliche Antwort, "Das du so sehr unter Michirus Bann standest, kam mir zugute. Ich hab quasi ihre eigene Waffe gegen sie benutzt. All die Energie von ihr habe ich noch verstärkt, um dein Verlangen in ein solches Maß zu treiben, dass du dich zwangsläufig irgendwann verlieren musstest. Aber nicht nur Michirus Einflüsse auf dich habe ich verstärkt, sondern auch alles in dir, was Teil deiner vampirischen Seite ist und Michiru beeinflussen konnte... Naja und die Menge meines Blutes, die du bereits getrunken hast, hat sicher auch seinen Teil dazu beigetragen, dass du Michirus Sinne so sehr vernebeln konntest." "So also konnte ich mich derart verlieren...", flüsterte Michiru, "...und glauben, dass du es bist, die bei mir war." "Ich wusste wirklich nicht, ob es ausreicht", gab Haruka zu, "Auch wenn sie gut war - es war eine Täuschung. Und trotzdem hast du ihr genug aufrichtige, tiefe Gefühle entgegen gebracht in den Augenblicken, in denen du dachtest sie sei ich, dass die Macht ihres Blutes aktiv wurde." "Und was bedeutet das jetzt genau?" wollte Amberly wissen, "Bin ich dann so eine Art Supervampir? Mit besonderen Fähigkeiten und so?" "Ja", lachte Haruka, "Und so...! All die Dinge, die Vampire von den Menschen unterscheiden, die sie verraten, schwächen oder sogar töten können...all diese Dinge sind nicht existent für dich. Du kannst dich in die Sonne begeben und geheiligte Dinge haben keinerlei Wirkung auf dich. Du bist stärker und mächtiger, als jeder andere Vampir und da sind noch so viele weitere nützliche Dinge, die dein Blut dir ermöglicht..." "Und nochmal", sagte Amberly betont, "Ich habe eingewilligt. Du musst mir nichts schmackhaft machen." "Das tue ich nicht", lächelte Haruka, "Aber man sollte doch möglichst wissen, auf was man sich einlässt, oder nicht?" "Jetzt stell dich hier aber mal nicht als die nette, großzügige dar", stieß Michiru sie in die Seite, "Du hast da ein ganz schön übles Spiel mit uns getrieben. Mich so an der Nase herum zu führen..." "Auch nicht mehr, als du mich", grinste Haruka. "Ich weiss, ich habs verdient", lächelte Michiru, "Sagen wir unentschieden." Sie hauchte ihrem Gegenüber einen zarten Kuss auf die Lippen. "Jetzt musst du Amberly nur noch erklären, warum du die ganze Zeit deine Spielchen mit ihr gespielt hast", seuselte sie dann grinsend. "Ich sagte doch schon - um sie zu testen", erklärte Haruka, "Ich musste doch absolut sicher gehen, dass sie genau so für dich da ist, wie ich es fordere. Du sollst bei ihr genauso sicher sein, wie du es bei mir bist. Ich musste testen, wie stark sie ist und wie weit sie bereit ist zu gehen, ob sie für dich auch sterben würde, wenn nötig..." Sie sah Amberly an. "Verstehst du? Ich wollte dich weder quälen, noch dich bestrafen. Ich musste dich durch und durch prüfen. Wie sonst könnte ich dir ruhigen Gewissens mein Liebstes anvertrauen?" Amberly entglitt das Gesicht. Harukas Worte waren weich und klangen so unendlich ehrlich, dass sie nicht glauben konnte, dass ausgerechnet das blonde Gift sie ausgesprochen hatte. Doch nicht nur auf Amberly hatten ihre Worte eine solch imense Wirkung, auch Michiru sah ihre Partnerin an, als wäre sie ein kleines Mädchen und Haruka ein Einhorn oder sowas. "Haruka...", hauchte sie, als könne sie ihr Glück kaum fassen, "Du hast alles, was du seit deiner Rückkehr getan hast, ganz allein für mich getan? Ich...ich..." Sie fand keine Worte mehr. Überglücklich sprang sie ihrer Geliebten um den Hals und hielt sich an ihr fest. Haruka legte die Arme um sie und drückte sie an sich. "Du hast meinen Fluch zu einem Segen gemacht", wisperte sie und schloss die Augen, "Dich wieder zu verlieren könnte ich niemals ertragen..." Sie hielten sich einfach nur fest, genossen die Nähe der anderen und vergaßen sogar, dass sie nicht allein waren. »Bitte jetzt nicht knutschen«, dachte Amberly leicht peinlich berührt. Es war ihr unangenehm den beiden gegenüber zu hocken und sie zu beobachten, während sie - außer sich gegenseitig - nichts wahrzunehmen schienen. »Aber es ist schon merkwürdig, die zwei mächtigsten Vampire der Welt so zu sehen«, dachte sie, »Ganz besonders nach diesen sanften Worten...« Obwohl es ihr peinlich war, die beiden zu beobachten, konnte sie widerum auch den Blick nicht abwenden. Die Zwei wirkten wie völlig normale, junge Frauen. Glücklich verliebt, mit rosaroter Brille und unendlich zufrieden durch die Nähe der anderen. Nicht die winzigste Kleinigkeit hätte sie als die blutrünstigen Dämonen verraten, welche sie in Wirklichkeit waren. »Auch manche Raubtiere können zahm werden«, ging es Amberly durch den Kopf. Sie dachte an Menschen, die mit Löwen kuschelten, Wölfe die wie Hunde bei Menschen lebten und solche Sachen. All das gab es. Aber konnte es auch bei Vampiren so sein? Die waren im Grunde auch Raubtiere. Amberlys Gedanken standen nicht mehr still und hielten sie so gefangen, dass sie ihren Blick für Haruka und Michiru verlor. Da diese auch noch immer keine Anstalten machten, sich los zu lassen oder auch nur die Augen zu öffnen, zog das Mädchen es vor, sich in den Pool zurück zu ziehen und den beiden etwas Zeit zu geben. Sie würden sich bemerkbar machen, wenn es weiter gehen sollte. Selbst als sie aufstand und Richtung Pool ging, nahmen die Zwei sie gar nicht wahr. Langsam ließ sie sich ins Wasser gleiten und fing an, ein paar Bahnen zu schwimmen. Sie fragte sich, ob Vampire wirklich genau wie Raubtiere waren. So zärtlich und liebevoll wie Michiru, alsauch Haruka sich gerade präsentiert hatten, schien es so zu sein. Doch blieben Raubtiere nicht immer auch Raubtiere - egal wie zahm sie waren? Eine Restgefahr bestand immer und oft genug griffen gezähmte Raubtiere, nach Jahren ohne Zwischenfälle, dann doch ihren Besitzer an. Sie hielt inne und sah zu den beiden zurück. Mit ihrem, wieder menschlichen, Blick sah es so aus, als würden sie sich noch immer im Arm halten. »Das kann scheinbar dauern«, dachte Amberly und schwamm weiter. Sie dachte daran, wie sie aufgewachsen war. Zwischen Werwölfen und ausgemusterten Dämonenjägern hatte sie ihre Kindheit und Jugend verbracht. War von je her mit Dingen konfrontiert gewesen, von denen man in den modernen Großstädten nicht einmal ahnte, dass es sie gab. Sie wusste, dass Dämonen existierten und auf welche Weise welche Dämonen eine Gefahr waren. Sie hatte gelernt, dass alle Werwölfe auch ein ganz normales, menschliches Leben führten und das einige sogar so menschlich lebten, dass sie nur Tiere frassen. Aber Vampire, die nicht nur das Blut eines Menschen begehrten, sondern auch diesen Menschen selbst - davon hatte sie noch nie etwas gehört. Vampire waren Killer. Immer und zu jeder Zeit. Es gab bei ihnen keine Phase, in der sie weniger gefährlich, geschweigedenn harmlos waren, so wie zum Beispiel die Wölfe. Einige Dämonen scheuten das Licht, brauchten die Finsternis, um existieren zu können. Wieder andere waren gebunden an Orte oder Gegebenheiten. Alle hatten sie eine Archillisferse. Eine Zeit oder einen Zustand, in welchem man sich gefahrlos in ihrem Revier bewegen konnte. Nur die Vampire waren immer gefährlich. Vor ihnen war man nur im Sonnenlicht sicher oder auf heiligem Boden, aber selbst das zählte für Haruka und Michiru auch nicht mehr. Sie waren die perfekten Raubtiere ohne jede Archillisferse. »Will ich wirklich ein genau solches Raubtier sein?« fragte sie sich, »Werwölfe können sich auch von Tieren ernähren, aber Vampire werden schwächer, wenn sie sich dauerhaft von Tierblut ernähren. Nur menschliches Blut erhält ihre volle Macht...« Sie war sich so sicher gewesen. Jetzt haderte sie plötzlich mit ihrer Entscheidung. Eine Vampirsklavin zu sein, ohne eigenen Willen und Verstand - das wäre noch etwas ganz anderes. Sie würde sich keine Gedanken mehr über ihre Taten machen, wäre sie erst ein Vampir. Die Befehle und Belange ihres Schöpfers wären dann das einzige, was für sie noch zählte. Aber ein Vampir zu sein wie Michiru und Haruka es waren, das bedeutete freie Entscheidungen und klaren Verstand. »Komm ich wirklich damit klar, immer wieder Menschen töten zu müssen?« Sie erreichte den anderen Beckenrand und lehnte sich gemütlich mit den Armen darauf. Die Augen in die dunklere Ecke des Gartens gerichtet, rottierten ihre Gedanken weiter. »Oder hört man als Vampir auf, sich solche Fragen zu stellen? Denkt man an den Blutrausch ist das wohl sehr wahrscheinlich und so wie ich Haruka kennen gelernt habe, fragt die sich soetwas sicher nicht. Selbst Michiru tötet ohne Regung, obwohl sie sonst so viel sanfter ist, als Haruka...« Jedenfalls bis gerade eben. So, wie Amberly sie gerade eben erlebt hatte, hatte sie immer nur Michiru gesehen und selbst von der hätte sie niemals ein solch offenes, gefühlvolles Liebegeständnis erwartet. Das ausgerechnet Haruka derart glaubhaft zeigte, dass sie unsagbar starke Gefühle hatte, erschütterte eigentlich alles, was Amberly jemals geglaubt hatte zu wissen. "Verstehst du jetzt?" wisperte es da ganz nah an ihrem Ohr. Mit einem leisen Aufschrei fuhr sie herum und blickte genau in Harukas Gesicht. "Verdammt, du hast mich fast zu Tode erschreckt", zischte sie sie an, "Schleich dich nicht immer lautlos von hinten an!" "So sehr in Gedanken vertieft?" lächelte die Blondine, "Zweifel an deiner Entscheidung?" Zuerst wollte Amberly abwehren und sagen, sie hätte über etwas ganz anderes nachgedacht, doch aus irgendeinem Grund wollte sie in diesem Moment ehrlich zu der Vampirin sein. Sie deutete ein Nicken an und sah ihrem Gegenüber genau in die Augen. "Beantwortest du mir noch eine Frage?" klangen ihre Worte ganz leise und als Haruka nickte, stellte sie diese: "Hast du dir je Gedanken über eines deiner Opfer, außer Michiru, gemacht?" "Ob ich soetwas wie Reue empfinde?" fragte die Vampirin, "Oder ein schlechtes Gewissen habe?" Jetzt nickte Amberly. "Ich will ganz ehrlich sein", war die Antwort, "Weder das eine, noch das andere. Es ist nicht so, dass ich mir keine Gedanken mache, aber nach allem, was mein menschliches Leben ausgemacht und geprägt hat, ist mir eigentlich nichts egaler, als die Menschen. Keine andere Spezies ist so skrupellos und grausam wie sie." "Ich glaube, langsam verstehe ich dich", sagte Amberly noch immer leise, "Wir beide sind uns sogar sehr ähnlich..." "Das sind wir", bestätigte Haruka, ebenfalls leise, "Und genau darum bitte ich dich, die Beschützerin meines größten Schatzes zu werden. Nur du kannst sie ganz genau so beschützen, wie ich. Und nur dir kann ich sie anvertrauen, falls mir irgendwann ein mal etwas zustoßen sollte. Du musst für sie da sein, wenn ich es nicht mehr können sollte!" "Warte mal! Was??" Amberly glaubte, sich verhört zu haben. Das was ihr hier grad wiederfuhr, stellte selbst die schonungslos offene Liebeserklärung in Amberlys Beisein vorhin, noch Haushoch in den Schatten. "Du willst, dass ich bei ihr bleibe, falls du sterben solltest?" fragte sie fassungslos, "Ich meine...so richtig? Auferstehung unmöglich? Du wärst für immer weg?" "Auch dann", nickte Haruka, "Ich will, dass es ihr immer gut geht und sie immer in Sicherheit ist!" Amberly schluckte. Sie hatte plötzlich ein ganz anderes Bild von Haruka. "Weisst du...", flüsterte sie, "Du magst vielleicht ein eiskalter Killer sein und die Geißel des gesamten Planeten, aber deine Liebe zu Michiru ist so einzigartig und stark... Ich habe heute Abend zugestimmt zu deinem Geschöpf zu werden, um immer in ihrer Nähe sein und sie immer beschützen zu können..." Sie strich mit der Hand durch das kurze, blonde Haar und legte sie schließlich sanft um Harukas Nacken ab. "Jetzt entscheide ich mich dazu, weil ich genau dasselbe will wie du..." Schon bevor ihre gewisperten Worte zu Ende gesprochen waren, zog sie die Vampirin langsam zu sich. Die öffnete leicht ihren Mund und die scharfen Eckzähne kamen zum Vorschein. Amberly dirigierte sie direkt zu ihrem Hals und legte den Kopf auf die Seite. Als sie Harukas Lippen spürte, schloss sie die Augen und wartete ergeben auf den Biss. Kapitel 62: Vampirtaufe ----------------------- 62. Vampirtaufe Nach schier unendlichen Minuten lösten Haruka und Michiru sich voneinander und sahen sich an. "Ich liebe dich so sehr", hauchte Michiru. "Nicht so sehr, wie ich dich liebe", wisperte Haruka, "Nichts wird uns je wieder trennen." Sie küssten sich zärtlich und lächelten sich danach zufrieden an. "Und wie geht es nun weiter?" wollte Michiru wissen, "Bist du dir ganz sicher, dass wir Amberly vertrauen können? Wenn sie wirklich genau so wird wie wir es sind, dann kann sie zu einer ernsthaften Gefahr für uns werden. Das weisst du!" "Für dich wäre sie niemals eine Gefahr", klang Haruka überzeugt, "Ich weiss, dass du bei ihr jederzeit genauso sicher bist, wie bei mir." "Und was ist mit dir?" klang Michiru besorgt, "Selbst wenn sie mit dir auskommt - sie stünde auf der Position, mit dir konkurieren zu können. Auf jeder Ebene." "Ich weiss, dass du nur mich liebst", lächelte Haruka, "Mehr brauche ich nicht. Solange du bei mir bleibst, kann sie von mir aus alles andere haben. Du allein bist von Wert für mich!" "Und wenn sie versucht, dich zu töten?" war Michiru deutlich besorgt, "Wenn sie dich einfach aus dem Weg räumen will, weil sie glaubt dann Chancen bei mir zu haben? Du hast gesehen, wie groß ihr Einfluss auf mich war." Haruka streichelte ihr übers Haar und küsste sie auf die Stirn. "Das wird sie nicht", versicherte sie, "Und selbst wenn - ich habe ihr 500 Jahre voraus. Sie kann mich nicht besiegen!" Sie erhob sich und sah sich kurz um. "Wo ist sie hin?" kam auch Michiru neben ihr zum stehen. "Im Pool", lächelte Haruka, "Ich denke, sie ist jetzt so weit." "Dann lass ich dich wohl mal ein wenig mit ihr allein", hauchte Michiru ihr einen kurzen Kuss auf die Lippen, "Soll ich eines der Gästezimmer her richten für ihre Vampirtaufe oder ihr eigenes Zimmer?" "Gästezimmer. Und bitte richte den großen Wohnraum unten auch etwas her", erklärte die Blondine, "Ich habe da noch etwas vor." "Doch noch ein Geheimnis", piekste Michiru sie mit dem Finger, "Das ist nicht nett!" "Es ist eine Überraschung", lächelte Haruka verschwörerisch, "Und sie wird dir sicher gefallen..." Allein an ihrem Gesichtsausdruck erkannte Michiru, dass es ihr ganz sicher gefallen würde. "Ich bin mir sicher, es wird etwas Einzigartiges", hauchte sie, "Genauso einzigartig wie du es bist!" "Das wird es", grinste Haruka selbstgefällig, "Absolut einzigartig..." Sie küssten sich nochmals kurz und danach bewegte Haruka sich Richtung Pool, um Amberly zu holen. Michiru ging ins Haus und trug die benötigten Kerzen zusammen. Es durfte kein künstliches Licht geben bei einer Vampirtaufe. Sie stellte die Kerzen auf und entzündete sie. Obwohl die einzige Vampirtaufe die sie je erlebt hatte, ihre eigene war, wusste sie genau, welche Vorbereitungen zu treffen waren. Es nahm einige Zeit in Anspruch, sowohl in der oberen Etage alles her zu richten, alsauch hier unten. Als sie mit beiden Räumen fertig war, schaute sie sich nochmals genau um, ob auch wirklich alles passte. "Nun bin ich ja wirklich gespannt, was du vor hast meine Liebe", murmelte sie vor sich hin, "Alles ist bereit." Sie ging zur Terassentür und schaltete dort die beiden Gartenstrahler aus, die sich direkt an der Hausfassade befanden. Nun brannten nur noch die kleinen Laternen weiter draußen im Garten. Deren Licht jedoch war nicht stark genug, den Garten wirklich zu erhellen und bis zum Haus reichte es erst recht nicht. "Dann bring sie mal her...", sah Michiru zufrieden lächelnd Richtung Pool. Haruka spürte Amberlys Ergebenheit mit jeder Faser ihres Körpers. Schon als ihre Lippen deren Hals berührten, konnte sie ihr Blut förmlich schmecken. So sehr wie Amberly den Biss ersehnte, war es nicht nur ihr fester Entschluss ein Vampir zu sein, sondern auch ihr eigener Wunsch. Dennoch biss die Vampirin nicht zu. Sie küsste nur ihren Hals und entlockte Amberly damit einige wohlige Laute. "Willig kommt von wollen...", schnurrte Haruka lasziv in ihr Ohr, "Und wonach du begehrst, weckt alles das in mir, wofür mein Ruf mir so voraus eilt..." Sie küsste weiter Amberlys Hals, ließ diese immer wieder leicht ihre Zähne spüren und genoss die absolute Ergebenheit, die das Mädchen zu Wachs in ihren Händen werden ließ. "Ja ich will es...", seufzte dieses leise, "Mit allen Konsequenzen." "Es wird mir ein Vergnügen sein", hauchte Haruka, während sie nicht aufhörte Amberlys Hals zu liebkosen und auch ein kurzes, zufriedenes Grinsen nicht verkneifen konnte, "Sogar ein ganz besonderes Vergnügen..." Ihre Lippen wanderten auf Amberlys Kehle und die ließ seufzend ihren Kopf in den Nacken sinken. Ihre rechte Hand griff verlangend in Harukas Haar, während sie sich mit der Linken an der Vampirin festhielt. Diese ließ jede ihrer Blockaden fallen und allein das entlockte Amberly ein wohliges Stöhnen. "Deine Aura ist unglaublich", atmete Haruka hörbar, "Und das...obwohl du noch kein Vampir bist..." Jetzt griff Amberly mit beiden Händen wenig zaghaft in das kurze, blonde Haar und zog Harukas Kopf gerade so weit nach hinten, dass ihre Nasenspitzen sich berührten und sie sich genau in die Augen sahen. "Dann mach mich zu einem...", schnurrte sie herausfordernd, "...und ich lass dich dasselbe spüren, was du mich spüren lässt..." Die Augen der Vampirin blitzten auf. So beherrscht sie auch die ganze letzte Zeit ohne Schwierigkeiten gewesen war, jetzt war sie dabei, jede Beherrschung zu verlieren. Die ständige Unterdrückung ihrer vampirischen Triebe rächte sich nun, indem sie mit voller Wucht auf sie einwirkten und schon jetzt unglaublich nahe an einen Blutrausch trieben. Die herausfordernden Worte Amberlys und deren lasziver Blick wirkten so akkut, dass die Blondine sie gegen den Beckenrand presste und sie heissblütig küsste. Amberly stöhnte zufrieden in den Kuss hinein, durchwühlte Harukas Haar und schlang die Beine um deren Hüften. Letzteres brachte die Vampirin dazu, noch fordernder zu werden, um sich dann aber doch von Amberly los zu reißen. "Noch etwas Geduld", brachte sie atemlos hervor, "Sonst scheitert es direkt vor dem Ziel!" Amberly starrte sie, genauso atemlos, an. "Was sollte denn noch schiefgehen?" fragte ungeduldigt und näherte sich Haruka wieder. "Keine Worte mehr", wich die etwas zurück, schnellte dann jedoch vor, packte Amberly und drückte sie unter Wasser. Die zappelte wie wild und schlug um sich, doch erst als ihre Gegenwehr fast erlahmte, zog die Vampirin sie wieder an die Oberfläche. "Wieder klar im Kopf?" fragte sie und Amberly nickte. "Es ist unfassbar, was für Empfindungen du bei mir auslösen kannst", gab sie zu, "Aber der Tauchgang hat mich abgekühlt." "Ich hoffe nicht zu sehr", grinste Haruka, "Michiru wartet auf uns." "Michiru?" sah Amberly sie verwundert an, "Ich dachte, du bist diejenige, die mich verwandelt. Soll jetzt etwa sie...?" Sie brach ab, da die Vampirin den Kopf schüttelte. "Lass uns einfach ins Haus gehen und alles wird sich aufklären", sagte diese und stieg aus dem Wasser. Wieder hielt sie Amberly die Hand hin und wieder landete sie, nach deren ergreifen, in Harukas Armen. Sofort jedoch ließ diese sie los, griff stattdessen ihr Handgelenk und zog sie mit sanftem Nachdruck, Richtung Haus. Als sie den Wohnraum betraten, schaute Amberly sich mit großen Augen um. Sie hatte noch niemals so viele Kerzen auf einmal gesehen. Sie erhellten den Raum beinahe mehr, als die Lampe, welche sonst dazu diente. Und mitten in diesem Lichtermeer saß Michiru auf einer antiken Sofaliege. "Wow...", hauchte Amberly regelrecht verzaubert, "Sie ist...so wunderschön..." "Und wird es für die Ewigkeit bleiben...", sagte Haruka leise, "Du und ich werden auf immer dafür Sorge tragen, dass ihr nichts geschieht..." Amberly nickte versonnen und konnte den Blick dabei nicht von Michiru abwenden. "Das werden wir", bestätigte sie, "Auf ewig..." Zufrieden nahm die blonde Vampirin zur Kenntnis, dass Amberly immer zu 100% hinter ihr stehen würde. Sie war sich ihrer Sache von Anfang an sicher gewesen und alles hatte sich genau so entwickelt, wie es ihre Absicht gewesen war. Ihr Plan war bis ins kleinste Detail aufgegangen. Michiru war der Schlüssel zu allem. Sie war Amberly genauso wichtig geworden, wie sie es für Haruka war und das hatte die Vampirin genutzt, um sie auf ihre Seite zu ziehen. Sie hatte aus einer ernsthaften Konkurrentin eine starke Verbündete geschaffen, von der sie sicher sein konnte, dass auch für sie nur das zählte was für die blonde Vampirin zählte: Michirus Wohl. »Sie hat meine Erwartungen sogar noch übertroffen«, grinste die Blondine innerlich zufrieden, »Aber zugeben werd ich das ganz sicher nicht.« Sie sah Amberly an und lächelte. "Gehen wir zu ihr", hauchte sie auffordernd. Wieder nickte Amberly und gemeinsam gingen sie die letzten Schritte zur Sofaliege. Als sie stehen blieben sah Michiru zu ihnen auf und schenkte beiden ein bezauberndes Lächeln. Haruka hielt ihr die Hand hin und zog sie vom Sofa hoch, um ihr direkt in die Augen zu sehen. "Kommen wir also zur Krönung des Plans", flüsterte sie und küsste sie flüchtig, "Zuerst die Königin...", sie machte eine kurze Handbewegung und Michiru trug, statt des Bikinis, einen seidenen Morgenrock, "Dann ihre Geliebte...", noch eine Handbewegung und Haruka trug denselben Morgenrock, "Und zu guter letzt - der heutige Ehrengast..." Eine weitere Handbewegung und auch Amberly trug den schwarzen Traum aus Seide. "Und jetzt...", schnurrte die blonde Vampirin grinsend, "...die richtige Atmosphäre..." Sie machte eine, etwas ausladende Bewegung mit dem rechten Arm und etwa zwei drittel der Kerten erloschen. Nun beherrschte ein defuses Halbdunkel den Raum. Lächelnd hielt Haruka Amberly die Hand hin. Dieses Mal jedoch dirigierte sie diese galant in ihre Richtung, als das Mädchen sie ergriff. Direkt bei den beiden kam Amberly zum stehen und senkte beinahe demütig den Blick. Haruka legte einen Finger unter ihr Kinn und hob ihre Kopf etwas an. "Das ist deine große Nacht", hauchte sie, "Du wirst der erste Vampir sein, der mehr als nur einen Schöpfer hat..." Es war deutlich, das Amberly nicht verstand und am liebsten gefragt hätte, doch Harukas Blick versicherte ihr, dass sie gleich verstehen würde. Sie hielt die ganze Zeit Blickkontakt und lächelte das Mädchen wissend an, während sie den Knoten an deren Morgenrock öffnete und ihn ihr langsam von den Schultern schob. Amberly schluckte, wurde deutlich nervös, doch sie ließ sich weiterhin von Haruka leiten. Nachdem diese sie auf die Sofaliege dirigiert hatte, sah sie scheu zu ihr auf. Ihre Wangen waren leicht gerötet vor Scham und sie hob einen Arm schützend vor ihre Brüste. Haruka lächelte daraufhin sanft und sah dann zu Michiru. Mit einem Kopfnicken deutete sie ihr, auf die andere Seite der Sofaliege zu gehen, was Michiru ohne zögern tat. "Lehn dich zurück", flüsterte Haruka und drückte Amberly sanft etwas nach hinten, an die Kopflehne des Sofas. Auf dem antiken Stück lag man ähnlich einer Sonnenliege mit hoch gestelltem Rückenteil, nur weitaus luxuriöser. Die freizügige Position brachte Amberly dazu, beide Arme vor der Brust zu verschränken und die Beine zusammen zu pressen, um so wenig wie möglich Preis zu geben. Haruka und Michiru standen sich je rechts und links von ihr gegenüber und sahen sich jetzt in die Augen. "Und nun geben wir ihr gemeinsam die Vampirtaufe", lächelte Haruka. "Zusammen?" fragte Michiru überrascht, "Sie wird unser beider Geschöpf?" Haruka nickte. "Das ist der Plan", bestätigte sie vollkommen ruhig, "Und sodass das Schicksal auf unserer Seite ist, wird die Macht euer beider Blutes sich vereinen und ins Unendliche wachsen..." "Das also war von Anfang an dein Plan", erkannte Michiru, "Du willst die ultimative Macht erwecken. Eine Macht, die uns zu Göttern erheben würde!" "Wir sind bereits unbesiegbar und die Herrscher dieser Welt", grinste Haruka selbstgefällig, "Nachdem wir Jahrtausende geächtet waren und bis zum Tod gejagt wurden, ist es da nicht nur Recht und Billig, dass diese Welt uns nun als Götter verehrt?" Einen Moment lang schien Michiru unsicher. Sie blickte zwischen Haruka und Amberly hin und her. Auch Amberly schien nicht wirklich zu wissen, was sie denken sollte. Sie war nach wie vor damit beschäftigt, sich so gut es ging zu verbergen und die momentane Situation schien sie weit mehr zu verunsichern, als die Tatsache, dass gleich zwei Vampire zeitgleich ihr Blut trinken und sie ebenfalls in einen Vampir verwandeln würden. Schließlich sah Michiru wieder Haruka in die Augen und nickte. "Versuchen wir es." Auch Haruka nickte und sie nahmen links und rechts von Amberly Platz auf dem Sofa. Fast schüchtern blickte diese von der einen zur anderen und zurück. Die Vampirinnen sahen sie lächelnd an und keine sagte etwas. Amberly empfand dieses Schweigen als sehr beklemmend und wurde immer nervöser. Schließlich brach Haruka die Stille. "Willst du uns er beider Geschöpf werden?" fragte sie ruhig. Auch wenn ihr deutlich anzusehen war, dass sie Angst hatte, nickte Amberly zustimmend, denn Worte wollte ihr einfach nicht über die Lippen kommen. "Dann gib uns deine Hände..." Harukas geflüsterte Worte klangen verheißungsvoll und unendlich verlockend. Obwohl sie keine Ahnung hatte warum, folgte Amberly der Aufforderung. Die Vampirinnen drehte ihre Hände langsam mit den Handflächen nach oben und nun verstand Amberly. Wieder musste sie hart schluckten, doch danach fand sie ihre Stimme zurück. "Tut es jetzt", flüsterte sie entschlossen, "Ich will für immer ein Teil von euch sein..." Haruka alsauch Michiru sahen sie lächelnd an. Sie führten Amberlys Handgelenke direkt an ihre Lippen, tauschen nochmal gegenseitig einen kurzen Blick aus und richteten ihn dann beide wieder auf Amberly. Wie auf ein unsichtbares Stichwort schlossen beide die Augen und bohrten ihre Zähne, zeitgleich in Amberlys Puls'. Die presste sich fest gegen die Sofalehne, legte den Kopf nach hinten und schloss ebenfalls die Augen. Sie musste sich auf die Lippe beißen, um nicht schmerzlich aufzustöhnen und die Sekunden, bis die beiden Vampirinnen ihre Zähne wieder aus ihren Pulsadern lösten, schienen ewig anzudauern. Als es endlich soweit war, vergaß Amberly sofort jeglichen Schmerz. Sie verlor jede Scheu, ließ sich willig gefangen nehmen vom Charme der Vampirinnen und ergab sich ihnen mit Leib und Seele. Nur einige Sekunden tranken Haruka und Michiru ihr Blut, doch der Schwall von Empfindungen, welche dadurch ihren Körper überflutete, ließ es dem Mädchen länger erscheinen und sie genoss es bis ins kleinste Detail. Als die zwei Vampire ihre Köpfe wieder hoben, öffnete auch Amberly langsam ihre Augen und sah sie mit, leicht verschleiertem, Blick an. "Sterbe ich jetzt?" fragte sie leise. Haruka, alsauch Michiru rückten weiter zu ihr hoch und die Blondine lehnte sich zu ihrem Gesicht vor. "Noch lange nicht...", flüsterte sie, "Zuerst genießen wir eine einzigartige Vampirtaufe. Gestorben wird später..." Sie richtete sich wieder auf und lehnte sich stattdessen zu Michiru. Die kam ihr gleichermaßen entgegen und sie fanden sich zu einem leidenschaftlichen Kuss, von dem aus Haruka zielstrebig auf Michirus Hals hinabglitt und verlangend hinein biss. Michiru seufzte wohlig und zeigte auch sonst deutlich, in welche Erregung Haruka ihren Körper versetzte. Als diese sich gleich darauf zurück zog und Amberly mit blutigen Lächeln ansah, sah man nicht nur ihr das Verlangen nach Harukas Lippen an. Amberlys Verlangen erfüllte sich und die blonde Vampirin küsste sie zärtlich. Immer intensiver verteilte sich der Geschmack Michirus' Blutes in ihren Mündern und immer deutlicher trieb dieser sie einem Blutrausch entgegen. "Jetzt Michiru", riss Haruka sich aus dem Kuss und sah Amberly direkt in die Augen. Sie biss sich selbst in den Puls und hielt den Arm Michiru hin. Die presste ihre Lippen auf die Wunde und trank das Blut. Haruka verdrehte kurz die Augen, ihre Atmung wurde flacher und sie biss sich lüstern auf die Lippe. Während der ganzen Zeit hatte sie den Blickkontakt zu Amberly nicht unterbrochen. Und sie tat es auch nicht, als Michiru sich von Haruka löste und sich ebenfalls zu Amberly vorlehnte. "Mein Blut durch sie und ihr Blut durch mich...", flüsterte sie und vereinte sich nun ebenfalls in einem zärtlichen Kuss mit Amberly. Die sah noch Harukas zufriedenes Grinsen und verlor dann jegliche Beherrschung. Ihre Augen schlossen sich und sie brachte deutliches Verlangen in den Kuss. Ihre Arme schlangen sich um Michirus Nacken und sie gab immer wieder ein leises, ersticktes Stöhnen von sich. Haruka ließ dem seinen Lauf, bis auch Michiru deutlich die ersten Anzeichen eines Blutrausches zeigte. Erst da zog Haruka sie sanft von Amberly weg. Als Michiru sie anblickte, schenkte sie ihr ein sanftes Lächeln. "Es wird nie wieder jemanden geben, der während einer Taufe, einen solchen Rausch bei uns auslöst", wisperte sie, "Genieße es..." Michiru nickte und beide sahen Amberly an. Sie lehnten sich gemeinsam vor und Amberly hielt den Atem an. Harukas Lippen berührten sanft ihre linke Halsseite und Michirus ihre Rechte. Wie Blitze schoss es durch Amberlys Körper und sie musste kurz die Augen schließen. Es folgte ein unglaublicher Schwall Magie und als das Mädchen ihre Augen wieder öffnete, lag sie nicht mehr auf dem Sofa im großen Wohnraum, sondern in einem Bett mit seidener Wäsche. Weder Michiru, noch Haruka hatte zugebissen und beide zogen sich nun wieder zurück. Amberly lag zwischen ihnen, in einem Meer aus Seide, konnte ihre erregte Atmung kaum kontrollieren und erweckte immer weiter das Tier in beiden Vampirinnen, mit ihrem grenzenlosen Verlangen. Beide trugen dasselbe Lächeln auf den Lippen und blickten Amberly mit dem selben, animalischen Blick an, während sie, neben ihr kniend, ihre Bademäntel öffneten und von ihren Schultern streiften. Amberlys Finger krallten sich in die kühle Seide und das Bewusstsein, dass all ihr Verlangen nun Erfüllung finden würde, ließ auch in ihr den animalischen Keim stärker werden und brachte das raubtierhafte Glühen in ihre Augen. Die beiden Vampire ließen sich auf gleicher Höhe, rechts und links, neben Amberly nieder und nahmen sie so erneut wieder zwischen sich. Wieder lehnten sie sich zu je einer Seite von Amberlys Hals hinab und küssten sie dort verlangend und fordernd. Immer wieder deuteten sie leichte Bisse an, mal etwas energischer, mal weniger energisch, was Amberly in unglaublicher Geschwindigkeit zum gewollten Blutrausch trieb. "Du wirst mein Vermächtnis sein", hörte sie irgendwann Harukas erregte Stimme und gleich darauf bohrten deren Zähne sich tief in Amberlys Schulter. Amberly stöhnte auf, doch es klang nicht nach Schmerz und als gleich darauf Michirus Zähne sich in ihren Hals gruben, folgte ein weiteres, ergebenes Aufstöhnen. Wieder tranken die Vampirinnen nicht viel von ihrem Blut, genossen es mehr, immer wieder kurz zu zubeißen, dem willigen Mädchen so auch immer wieder lustvolle Laute zu entlockend und sie in einen immer stärker werdenden Rausch zu treiben. Einmal richteten sie sich kurz etwas auf und küssten sich wild, während das Blut von ihren Gesichtern auf Amberlys Körper tropfte. Die krallte sich immer fester in die seidene Bettdecke und konnte kaum mehr an sich halten. Dann spürte sie Harukas Lippen zwischen ihren Brüsten und der letzte Rest klaren Verstandes schwand. Sie stöhnte laut auf, drückte die Schulterblätter aneinander und ihren Oberkörper somit Haruka entgegen. Die biss an der Innenseite ihrer rechten Brust zu, um Amberly spüren zu lassen, wie das warme Blut sich zwischen ihren Brüsten kurz sammelte und dann ihren Oberkörper in kleinen Bahnen hinab lief. Dieses Gefühl und wie Haruka verlangend mit der Zunge immer wieder etwas von dem Blut aufnahm, ließ sie sich noch mehr winden. Auf die Ellenbogen gestützt ließ sie schließlich den Kopf in den Nacken sinken und krallte sich noch fester ins Bettzeug, als Michirus Zähne sich auf der Innenseite ihres linken Oberschenkels in ihr Flesich bohrten. "Bitte...", flehte Amberly stöhnend, obwohl nicht einmal sie selbst mehr wusste, worum sie nun bettelte. Kapitel 63: Die Geburt von Göttern ---------------------------------- 63. Die Geburt von Göttern Amberlys ganzer Körper stand unter Strom. Sie atmete schnell, stöhnte und seufzte wohlig, wand sich bei jeder erneuten Berührung und bebte wie ein Vulkan vor dem Ausbruch. Michiru, welche ihr Blut trank, aus dem frischen Biss so nahe ihrer empfindlichsten Stelle und Haruka, die ihr Blut trank, aus der Bisswunde an ihrer Brust. Die sexuelle Anspannung ihres Körpers wuchs immer weiter und lieferte sich ein Rennen, mit den stärksten, vampirischen Trieben, die man sich vorstellen konnte und der schwärzesten Zigeunermagie, die jemals aus einem magischen Wesen hervor gebrochen war. "Fünf Jahrhunderte...", raunte Haruka deutlich um Kontrolle bemüht, "Noch nie habe ich etwas so Mächtiges gespürt..." Amberly krallte sich mit beiden Händen in ihr Haar und zog sie ganz dicht zu sich heran. Die Augen der Vampirin glühten, der Ausdruck ihres Gesichtes hatte nicht das geringste menschliche mehr und das Blut, das ihre Haut färbte, ließ ihre Reißzähne noch gefährlicher wirken. Wie eine wilde Bestie, die ihr Opfer gestellt hatte, blitzte sie Amberly an. Die jedoch war nicht im geringsten eingeschüchtert. Ihr Blick war fest und ihre Stimme klang ähnlich gefährlich, wie die der Vampirin. "Hol sie dir", forderte sie und zerrte die Vampirin auch das letzte kleine Stück zu sich, um sie fordernd zu küssen. Nach einem wilden Kuss starrten sie sich, beide hörbar atmend, wieder gegenseitig in die Augen wie zwei Raubtiere, von denen keines zurück weichen würde. In der nächsten Sekunde jedoch legte Amberly mit einem animalischen Stöhnen den Kopf in den Nacken. Ihre Finger krallten sich noch fester in Harukas kurzes Haar und diese schlug blitzschnell ihre Zähne in Amberlys Kehle. "Chiru...", stöhnte das Mädchen lustvoll und ihre Finger lösten sich aus Harukas Haaren. Stattdessen schlangen ihre Arme sich um deren Körper und sie drückte sich ihr entgegen. Was Michiru zwischen ihren Beinen tat und der, fast gleichzeitige, Biss in die Kehle von Haruka ließen keine logischen Gedanken mehr zu. Allein animalische Instinkte leiteten ihr Handeln und während sie sich zurück aufs Sofa gleiten ließ, hinterließen ihre Fingernägel blutige Striemen auf Harukas Rücken. Diese genoss das hörbar und sichtlich. Die Hände neben Amberlys Kopf aufs Bett gestützt, die Arme komplett durchgedrückt, machte sie einen leichten Katzenbuckel, um noch intensiver zu spüren, wie Amberlys Fingernägel ihre Haut aufrissen. "Weiter Chiru", stöhnte Haruka lüstern und senkte den Kopf bis dicht an Amberlys Ohr, "Lass es endlich frei...", schnurrte sie, "...sonst tu ich es..." Amberly suchte keuchend ihren Blick. In ihren Augen sah die Vampirin deutlich, dass Michirus heißblütige Zunge das Mädchen einer, nahezu galaktischen, Explosion entgegen trieb. "Lass es frei...", wisperte Haruka erneut. Ihre Stimme klang so verlockend, war geschwängert von Lust und in ihrem Raubtierblick loderte ein gefährliches Feuer. Nur eine Sekunde später bäumte Amberly sich auf, Reißzähne wuchsen aus ihrem Oberkiefer und sie verbiss sich regelrecht in Harukas Hals, um das lüsterne Stöhnen ihres, in den Wahnsinn treibenden Höhepunktes, zu unterdrücken. Ihre Hände umklammerten mit unglaublicher Kraft die Oberarme der blonden Vampirin, um sich so an ihr festzuhalten. Auch als Michiru bereits neben sie kroch, verharrte sie in ihrer Position, den Nachwirkungen ihres sexuellen Höhepunktes noch immer erlegen. Haruka legte ihre Arme um sie, um sie zu halten, wodurch Amberly zumindest die verkrampften Griffe um deren Oberarme löste. Ihr Kiefer jedoch hielt weiterhin den Druck, mit welchem sie sich in der Vampirin verbissen hatte. Diese richtete sich auf in eine knieende Position, zog Amberly mit sich und hielt sie fest an sich gedrückt. Michiru kniete sich hinter das Mädchen und deutete einen verlangenden Biss in deren Nacken an. "Trink jetzt ihr Blut...", hauchte sie verführerisch, "...trink und verbinde deine Seele mit ihr..." Ohne ihre Lippen wirklich von Harukas Hals zu lösen, lockerte Amberly den Biss und ließ schließlich ganz los. Beinahe gierig trank sie das Blut der blonden Vampirin und gab ein ersticktes Seufzen von sich, als Michirus Zähne dabei zwischen Schulter und Nacken langsam in ihr Fleisch eindrangen. Harukas Atmung wurde immer geräuschvoller und ihre Hand hielt Amberly fest an ihren Hals. "Trink...", drängte sie erregt, "Es passiert...ich kann es fühlen..." Sie öffnete langsam die Augen und suchte Michiru Blick. Die fuhr lasziv mit der Zunge über Amberlys Schulter, leckte so etwas Blut auf und sah dabei ihrer Geliebten herausfordernd in die Augen. Haruka hielt Amberly weiter an ihren Hals und Michiru spürte deutlich die Veränderung , die in dem Mädchen vor sich ging. Als die blonde Vampirin sie dann endlich frei gab, wollte Amberly sich nur widerwillig von ihrem Hals lösen. Niemals zuvor hatte sie so viel von Harukas Blut getrunken und niemals zuvor hatte sie die Macht ihres eigenen Blutes so deutlich gespürt. Es war ein derart berauschendes Gefühl, dass Amberlys Kehle ein kurzes Knurren entwich, als die blonde Vampirin sie sanft, aber bestimmt etwas von sich weg schob. "Kannst du es fühlen?", legte Haruka ihr den Zeigefinger unters Kinn und zog ihr Gesicht etwas zu sich, "Es ist so weit..." Sie sah Amberly tief in die Augen und ein zufriedenes Grinsen schlich auf ihre Lippen. Sanft drehte sie deren Kopf so, dass auch Michiru ihre Augen sah. Das leuchtende gelb-grün verblasste deutlich, verschwand schließlich wie Glut, die erlosch und präsentierte Amberlys normal grün-braunen Augen. Das blieb allerdings nur kurz so, dann fingen ihre Pupillen an, sich zu verändern und sahen bald aus, wie die einer Katze. Die beiden Vampirinnen sahen sich an und wussten, ihr Versuch war von Erfolg gekrönt. "Jetzt du...", flüsterte Haruka und erhob sich. Auch Michiru stand kurz auf, um Harukas Platz ein zu nehmen, während die Blondine den ihren hinter Amberly einnahm. Während des ganzen Wechsels hatte Letztere in der Position verharrt, in der Haruka sich von ihr gelöst hatte. Sie kniete aufrecht, mit leicht gehobenem Kopf und wirkte beinahe, wie in Trance. Als die Blondine von hinten einen Arm um ihren Bauch legte, senkte Amberly ihren Kopf und sah genau in Michirus Augen. "Meine Königin...", wisperte sie und ihre Augen begannen blutrot zu leuchten. Haruka lehnte von hinten den Kopf auf Amberlys Schulter und strich mit der Hand langsam von deren Bauch aufwärts. "Nicht mehr länger nur Königin..." hauchte sie bedeutungsschwanger, "Von jetzt an...sind wir Götter..." Ihre Hand legte sich auf Amberlys rechte Brust und die schloss mit einem leisen Seufzer kurz die Augen. Danach sah sie wieder Michiru an, die derart sanft lächelte, dass man sie für einen Engel hätte halten können, wäre nicht all das Blut, das ihre Haut überall befleckte. "Nimm dir ihr Blut", flüsterte Haruka auffordernd, "Trink es und verbinde deine Seele auch mit ihr..." Amberly nickte unmerklich. Trotzdem auch sie sich - zumindest optisch - nicht mehr von den Vampiren unterschied, war sie noch immer menschlich. Sie hatte längst nicht die Kontrolle über ihren vampirischen Teil, die Haruka und Michiru über sich hatten. Und selbst den beiden fiel es sichtlich schwer, an sich zu halten. "Tu es!" befahl die Blondine ungeduldig und zog sich etwas zurück. Jedoch nur, bis Amberly Michirus Hand ergriff, sie mit einem Ruck in ihre Arme zog und ihr die Zähne in den Hals schlug. Michiru stöhnte wohlig und schloss die Augen. Beinahe zeitgleich gruben sich Harukas Zähne in Amberlys Schulter. Schon die ersten Tropfen davon befreiten das, was die blonde Vampirin bereits seit Beginn dieser Taufe spürte. Sie ließ kurz von Amberly ab, legte den Kopf in den Nacken und schloss genüsslich die Augen. Als sie sie wieder öffnete glichen sie denen Amberlys. Sie senkte langsam wieder den Kopf und sah zu Michiru, die gerade ihre Augen öffnete, welche sich glühend rot präsentierten, mit den Pupillen einer Katze. Amberly trank noch immer ihr Blut und Haruka biss ein weiteres Mal in Amberlys Schulter. Sie konnte und wollte das Tier in sich nicht länger bezwingen. Ihre rechte Hand schob sich wieder nach vorn auf den Bauch des Mädchens und direkt zielstrebig abwärts zwischen deren Beine. "Genug", flüsterte Haruka atemlos und Amberly riss mit einem Stöhnen den Kopf in den Nacken. Michirus Blut rann ihr übers Kinn und sie lehnte sich mit dem gesamten Körper gegen Haruka. Sie war nicht länger Herr ihrer Sinne. Die Verschmelzung ihres Blutes mit dem der Vampirinnen, die vampirischen Triebe und das Verlangen aller drei, die komplett freigesetzte Magie und Harukas Hand ohne jede Vorwarnung zwischen ihren Beinen - all das wütete in ihrem Körper, entzog ihr jede Beherrschung über ihn und als die Blondine genüsslich langsam in sie eindrang, brach es in einem lüstern-willigen Stöhnen aus ihr hervor. Michiru hatte sich vorgelehnt und ihre Zähne nochmals in die, von Haruka hinterlassene, Wunde an Amberlys rechter Brust geschlagen. Dieser erneute Biss dort, wie Michiru ihr Blut trank und Harukas Bestreben, es ihrer Geliebten nach zu tun und Amberly auf den Höhepunkt ihrer sexuellen Lust zu treiben, sorgten dafür, dass jede Faser im Körper des Mädchens nach Erlösung schrie. Ihre Atmung war flach und ihr williges Stöhnen zeigte mehr als deutlich, dass Haruka wusste, was sie tat. Wieder lehnte sie ihr Kinn auf Amberlys Schulter und raunte ihr verheißungsvoll ins Ohr, wobei auch in ihrer Atmung deutliche Erregung erkennbar war. "Es ist soweit... Du wirst gleich sterben", ließen ihre Worte einen deutlichen Schauer durch Amberlys Körper fahren, "Zuerst einen kleinen - und dann den entgültigen Tod..." Ihre Finger wurden fordernder und mit der freien Hand griff sie in das fransige Haar des Mädchens und zog ihren Kopf so weit nach hinten, wie es möglich war. Die Haut über ihrem Hals spannte sie und Haruka ließ lüstern ihre Zunge darüber gleiten. Da Michiru die ganze Zeit Amberlys Blut trank, war deren Körper bereits deutlich schwächer geworden. Wie eine wehrlose Marionette wurde sie von Haruka gehalten, die ihrem geschwächten Körper jede Sekunde das letzte bißchen Kraft rauben würde. "Ich will dich jetzt!", wisperte die Vampirin, "Mit Leib und Seele!" In dieser Sekunde erbebte Amberlys Körper unter einem atemraubendem Höhepunkt, der sich lautstark Freiheit verschaffte, während Haruka gierig ihre Zähne in ihren Hals schlug und sie, zusammen mit Michiru, ihres letzten Blutes beraubte. Als die Triebe verblassten und Amberlys geschwächter Körper zur Ruhe kam, war sie bereits an der Schwelle zum Tod. Zu keiner Bewegung mehr fähig fühlte sie, wie Haruka sie sanft ins Bett zurück legte und beide Vampire sich neben sie setzten. Aus müden Augen blickte sie sie an. Michiru strich mit einem Finger sanft über ihre Wange, hinunter zum Hals und nahm einen Blutstropfen von der Bisswunde dort. Sie hielt den Finger präsentativ vor Amberlys Augen und lächelte sie betörend an. "Der letztes Tropfen deines Blutes...", flüsterte sie und hielt ihren Finger Haruka hin. Die leckte den Blutstropfen ebenso lächend ab und verdeutlichte nochmals kurz, wie sehr sie diesen Geschmack liebte. Dann sah sie Amberly in die Augen. "Nur noch unser Blut in deinen Adern verzögert dein Sterben", sagte sie lächelnd, "Im Grunde bist du längst tot..." Amberly konnte nichts mehr sagen. Ihr Körper versagte komplett und sie konnte fühlen, wie ihr Herzschlag immer langsamer wurde. Sie sah die Vampirinnen nochmals an, ihr Blick wurde trüb und sie schloss langsam die Augen. Ihr Herz schlug ein letztes Mal und auf ihren Lippen lag ein leichtes Lächeln. Die beiden Vampirinnen sahen sich lächelnd in die Augen. Ohne ein Wort ergriff Michiru Harukas Hand und zog sie mit sich ins angrenzende Bad. Dort dirigierte sie sie in die große Duschkabine und grinste sie wölfisch an. Die blonde Vampirin wusste genau, was in ihrem Gegenüber vorging. Sie spürte jede Kleinigkeit und grinste überheblich. Michiru stieß sie gegen die Schultern und Haruka landete mit dem Rücken an der Wand. In der nächsten Sekunde hing Michiru an ihren Lippen und holte sich einen gierigen Kuss, den die Blondine, nicht weniger gierig, erwiederte. Ihre Arme schlangen sich um den zierlichen Körper vor sich und zogen ihn so fest an sich, wie nur möglich. Ein Mensch hätte wohl kaum noch atmen können, doch Vampire brauchten keinen Sauerstoff und so wurde Michirus Bestreben deutlich stärker, statt schwächer. Sie glitt zu Harukas Hals und biss zu. Das zufriedene Seufzen ihrer Gespielin und der Geschmack deren Blutes, ließen sie keine weitere Sekunde zögern. Ohne Umwege schob sie ihre Hand zwischen Harukas Beine und drang in sie ein. "Chiru...", stöhnte die lüstern ihren Namen, ließ diese los, um sich gegen die Wand in ihrem Rücken zu pressen. Als würde sie fürchten, nach hinten zu fallen, stützte sie sich auch mit den Armen, an der Wand ab. Immer wieder seufzte sie ergeben, biss sich auf die Lippe, um wenigstens ab und an ein Stöhnen zu unterdrücken. Dies gelang ihr allerdings nicht, da Michiru ihren Finger genüsslich langsam zurück zog und ihn, ebenso langsam bis zu ihrem empfindlichsten Punkt durch Harukas Scham gleiten ließ. Dort angekommen übte sie leichten Druck aus und begann, sie sanft zu massieren. Erneut stöhnte Haruka ihren Namen und begann zu keuchen. Als Michirus Lippen begannen an ihrem Körper abwärts zu wandern, suchte ihre Hand Halt am Duschkopf. Gerade noch rechtzeigt, bevor Michirus Zunge ihr Ziel erreichte, umklammerten ihre Finger das rettende Stück Metall. Als würden ihre Beine jeden Moment nachgeben klammerte sie sich daran fest und quittierte Michirus Tun mit einem Stöhnen das klang, als wäre sie dabei, ihren Verstand zu verlieren. Die Finger ihrer freien Hand griffen in Michirus Mähne, um sie dirigieren zu können und ihr so zu deuten, was sie wollte und wie sie es wollte. Schnell jedoch ließ sie ihre Gespielin wieder los, denn diese wusste genau, wonach es Haruka verlangte. Stattdessen suchte die blonde Vampirin jetzt auch mit der zweiten Hand irgendwo nach Halt. So unglaublich es war - ihre Knie würden nachgeben, wenn ihr Körper weiterhin so vielen derart starken Empfindungen ausgesetzt sein würde, wie es so kurz zuvor noch bei Amberly der Fall gewesen war. Beinahe hektisch suchte ihre Hand die Fliesen ab und fand schließlich den Wasserregler. Wie ein im Moor versinkender klammerte sie sich daran fest und stellte dabei versehentlich das Wasser an. Eiskalt prasselte es auf die zwei Vampirinnen nieder, doch die nahmen weder die Kälte wahr, noch das Wasser oder sonst irgendetwas. Sie waren gefangen im Rausch des Blutes und ergaben sich vollkommen ihren Instinkten und animalischen Trieben. Die neue Kraft in ihrem Blut berauschte sie, wie eine Droge und als Haruka ihren Höhepunkt erreichte, sorgte sie dafür, dass dieser nur weiteres Verlangen nach Michiru auslöste, sodass Haruka sie grob am Arm packte, auf die Beine zog und besitzergreifend küsste. Sofort schlang Michiru die Arme um ihren Hals und verlangte nachdrücklich nach mehr. Sie schlang ein Bein um die Blondine, was diese als Aufforderung nahm, Michiru auf ihre Arme zu heben. Fest klammerte diese ihre Beine um Harukas Hüften und schlang ihre Arme so fest um deren Nacken, dass sie keinerlei Chance hatte, den heißblütigen Kuss zu unterbrechen. Die Blondine schwankte leicht und musste sich ausbalanzieren. Mit Wucht knallten sie an die Wand, wodurch Michiru ihren Schwerpunkt nicht mehr durcheinander brachte. Dafür bekamen einige der Fliesen einen Sprung, so hart war Michiru mit dem Rücken dagegen geschlagen. Ein Mensch hätte sich wohl mindestens die Rippen geprellt, sie aber küsste ohne Unterbrechung ihre Geliebte und genoss, wie die sich fest zwischen ihre Schenkel drückte, um sie allein durch den Druck ihres Körpers oben an der Wand zu halten. Die Hitze zwischen ihren Beinen trieb erneute Lust in Harukas Körper und sie griff nach Michirus Handgelenken, um deren Arme von ihrem Nacken zu lösen. Die wollte auf keinen Fall aufhören, die blonde Vampirin zu küssen, sie also auch nicht loslassen. Ohne Probleme jedoch löste Haruka die Umklammerung und nagelte Michirus Arme fest an die Wand. Sie unterbrach den Kuss, blitzte ihr Gegenüber mit glühenden Augen an und fauchte gefährlich. Blitzschnell schlug sie ihre Zähne in Michirus Hals und trank gierig deren Blut. Wie ein wehrloses Opfer musste diese das hinnehmen. "Ruka...", keuchte sie leicht gequält. Sie hatte das Gefühl, jede Sekunde sterben zu müssen, wenn die Blondine ihr Verlangen weiter steigerte, statt es endlich zu befriedigen. Haruka jedoch ließ sich nicht beirren. Irgendwann suchten ihre Lippen wieder die Michirus und die seufzte zufrieden als Antwort, auf Harukas besitzergreifende Art. Die ließ Michiru vorsichtig wieder auf den Boden gleiten, hielt aber deren rechtes Bein, mit Hilfe ihres eigenen ein wenig in die Luft. Dann ließ sie Michirus Handgelenke los und die schlang direkt wieder ihre Arme um Harukas Nacken. Ohne den wilden Kuss zu unterbrechen, griff die Blondine zwischen die leicht gespreizten Schenkel ihrer Geliebten und dämpfte so deren lustvollen Geräusche. Je mehr Erregung Michirus Körper zeigte, desto zielstrebiger wurden Harukas Finger und irgendwann konnten weder sie, noch ihre Partnerin den, alles fordernden, Kuss weiter halten. Michiru riss sich mit einem so lüsternen Stöhnen von Harukas Lippen los, dass diese mit nur noch einer weiteren, kleinen Bewegung eine Explosion in Michirus Unterleib auslöste, deren Auswirkung selbst die Blondine so deutlich spürte, als wär es ihre eigene. Nachdem die Vampirtaufe beendet und der Blutrausch vorbei war, hatten Haruka und Michiru sich direkt geduscht und waren hinunter in den Garten gegangen. Entspannt lagen sie auf den Liegen, tranken Sekt und sprachen über die Macht, welche sie nun in sich trugen. "Ich liebe es, in deine Augen zu sehen", seuselte Haruka und meinte damit die Raubkatzenpupillen, die nun selbst in ihrer menschlichsten Form, für immer deutlich zeigen würden, wer und was sie waren. "Und ich erst", schnurrte Michiru verliebt, "Es passt so gut zu dir, dass ich schon wieder ganz kribbelig werde..." Haruka leerte ihr Glas, stellte es beiseite und erhob sich, um sich vor Michiru neben deren liege zu knien. Sie nahm ihre Hand, sah ihr tief in die Augen und lächelte sanft. "Das bin ich grundsätzlich in deiner Nähe", gab sie offen zu, "Aber unser Schützling wird bald erwachen und ich bin sicher, nicht nur ich habe den Drang, die neue Macht zu testen und auszukosten..." Ihre Lippen verzogen sich zu einem Grinsen. Auch Michiru übernahm dieses Grinsen und sah ihrer Geliebten tief in die Augen. "Wie Recht du doch hast", seuselte sie, "Ich kann es kaum erwarten und ich bin sicher, unser kleiner Frischling wird das genauso sehen. Also schauen wir nach ihr oder geben wir ihr noch ein paar Minuten?" "Ich bin sicher, sie wird schon sehr bald zu uns kommen", flüsterte Haruka, "Gehen wir solange noch ein wenig schwimmen." Sie erhob sich und zog Michiru sanft auf die Beine. "Zum Glück sind wir endlich am Ziel", hauchte sie der Blondine entgegen, "Jetzt brauche ich nicht zwingend Badeklamotten, wenn ich schwimmen will..." Sie lief lachend zum Pool und sprang elegant hinein. Haruka folgte ihr etwas gemütlicher, tauchte ebenfalls ins Wasser und direkt vor Michiru wieder auf. "Von mir aus hättest du jederzeit nackt schwimmen können", grinste sie, "Hätte den letzten Abend sicher noch um einiges interessanter gemacht." "Du hoffst doch nur, dass diese drei schrecklichen Freundinnen von Reijka sich der Sache angeschlossen hätten", bespritzte Michiru sie mit Wasser. "Ich hätte natürlich nicht weg geschaut", lachte Haruka, "Du aber auch nicht, wenn du ehrlich bist!" Erneut bespritzte Michiru sie mit Wasser und zog dann eine Schnute. "Natürlich nicht", spielte sie kurz die Beleidigte, dann lachte sie und Haruka bekam erneut einen Schwall Wasser ins Gesicht, "Aber eine Lady wie ich tut das dezent und fällt nicht auf. Im Gegensatz zu dir, meine Liebe." "Vielleicht will ich gar nicht dezent sein", grinste Haruka arrogant, "Das hab ich gar nicht nötig. Keine Frau widersteht mir, warum also hinter dem Berg halten, mit meinen Absichten? Du hast es damals doch auch genossen, als ich dich das erste Mal nackt gesehen habe..." Michiru trat ganz dicht vor sie und sah ihr tief in die Augen. "Das habe ich", wisperte sie, "So wie jedes weitere Mal auch..." Sie reckte sich Haruka noch etwas entgegen und verführte diese zu einem zärtlichen Kuss, frei von jeder Magie. Als sie sich voneinander lösten, schlich ein Grinsen auf Harukas Lippen. "Sie ist wach", flüsterte sie und Michiru nickte, da sie es ebenso gespürt hatte, "Ihre Ausstrahlung ist einfach unglaublich." Wieder nickte Michiru und sie beide begaben sich zum Beckenrand. Dort angekommen lehnten sie sich bequem auf den Rand und blickten erwartungsvoll zur Terassentür. Nur kurze Zeit später erschien Amberly, trat hinaus in den Garten und auf die beiden Vampirinnen zu. Sie war nach wie vor nackt und ihr ganzer Körper befleckt mit Blut. "Schickes Outfit", pfiff Haruka durch die Zähne als sie bei ihnen stehen blieb, "Fühlst du dich so gut wie du aussiehst?" "Besser", grinste Amberly entwaffnend, "Ich fühle mich danach, eine völlig neue Welt zu schaffen." Michiru und Haruka warfen sich einen vielsagenden Blick zu und katapultierten sich aus dem Wasser, direkt vor Amberly. Haruka legte ihr die Hand unters Kinn und grinste sie auffordernd an. "Dann tun wir das doch", waren ihre einladenden Worte, "Wozu sonst sind Götter da, wenn nicht Welten zu erschaffen...?" Ihr Grinsen wurde eisig und sowohl Michiru, alsauch Amberly taten es ihr gleich. "Wir werden eine völlig neue Ordnung schaffen", schnurrte Michiru voller Vorfreude, "Die Zeit der Menschen, als Krone der Schöpfung, ist vorüber!" "Die Zeit der Götter beginnt", beendete Amberly gefährlich, "Und wir werden gnadenlos sein!" Gleichzeitig begannen aller drei Augen rot aufzuglühen und sie entblößten lachend ihre Reißzähne, die im Mondlicht schimmerten, wie todbringende Waffen - die sie auch waren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)