Vampire Kiss von Laito-Sakamaki ================================================================================ Kapitel 58: Ende der Spielchen ------------------------------ 58. Ende der Spielchen Michiru stand unter der Dusche und genoss das warme Wasser. Sie brauchte jetzt die beruhigende Berührung ihres Elements, um ihre Gedanken zu ordnen und eine Erklärung zu finden, für das, was sie gerade erlebt hatte. Sie hatte Amberly ein wenig um den Finger wickeln wollen, ihr schöne Augen machen, sie anflirten und heiss machen, bis diese wieder nicht mehr wusste, wo ihr der Kopf stand und sie so dazu zu bringen, Michiru ihr Blut anzubieten. »Was ist da nur falsch gelaufen?« fragte sie sich, »Sie hat den Spieß komplett umgedreht, aber wie ist das möglich? Wieso habe ich absolut nichts bemerkt?" "Sie hat mich wirklich vollkommen überrumpelt", murmelte sie grinsend, "Ganz genau wie Ruka es immer tut..." Mit diesem Gedanken verschwand das Grinsen. "Haruka!" stieß sie ärgerlich hervor. "Du verlangst nach mir?" hockte diese grinsend auf dem Badewannenrand, "Was kann ich für dich tun, mein dunkler Engel?" "Du warst das!" schimpfte Michiru los, "Warum hast du das getan und vor allem wie? Ich war mir die meiste Zeit sicher, dass du bei mir bist und nicht Amberly!" "Also hat sie dich zufrieden gestellt", zuckte Haruka mit den Achseln, "Demnach kein Grund sich zu beschweren." "Haruka", mahnte Michiru, "Ich hatte sie die ganze Zeit über immer im Griff und heute Nacht auf einmal nicht mehr. Was hast du getan? Los sag schon!" Die Blondine lachte amüsiert. Betont gemütlich erhob sie sich und trat langsam zu Michiru. Sie schloss die Arme um sie und lächelte sie entwaffnend an. "Du hattest sie also die ganze Zeit unter Kontrolle?" schnurrte sie, "Das heisst, du hast ununterbrochen deine Macht auf sie ausgeübt." "Was?", war Michiru perplex, "Ich...nein! Natürlich nicht ununterbrochen. Nur wenn du..." Sie wurde immer leiser, verstummte schließlich ganz und grinste ertappt. "Bist du jetzt böse?" fragte sie dann vorsichtig, denn leugnen hatte nun eh keinen Sinn mehr. "Warum soll ich dir böse sein, mein wunderschöner, dunkler Engel?" lächelte Haruka, "Weil du jeden Einfluss von mir auf Amberly ebenfalls beeinflusst hast? Weil du sie so verwirrt hast, dass sie sich noch immer selbst verleugnet? Weil du meine Spielchen allesamt sabotiert hast? Oder weil du mich einfach hinters Licht geführt hast?" Michiru räusperte sich verlegen und sah ihrer Geliebten schuldbewusst in die Augen. "Ja", grinste sie , "Alles das. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, du selbst hast zu mir gesagt, jede Ablenkung macht die Ewigkeit erträglicher." "Jetzt schlägst du mich auch noch mit meinen eigenen Worten", grinste Haruka und zog Michiru fester an sich, "Was Spielchen treiben betrifft, stehst du mir wirklich in nichts nach. Du hast es sogar kurzzeitig geschafft, mich an mir selbst zweifeln zu lassen. Aber ich bin dir dann doch recht schnell auf die Schliche gekommen." "Du wusstest es?" blinzelte Michiru total überrascht, "Ich war doch so bedacht darauf, es nicht auffallen zu lassen. Bedeutet, während ich dachte meine Spielchen mit euch zweien zu treiben, hast in Wahrheit du deine Spielchen mit uns getrieben!?" Haruka nickte mit einem breiten Grinsen. "Seit du sie beinahe getötet hast hier in der Dusche wusste ich genau, was du tust." "Ich wollte es dir nur ein bisschen schwerer machen, sie zu beeindrucken", gab Michiru zu, "Der Plan war, sie so zu reizen und zu verwirren, dass sie irgendwann die Kontrolle verliert und dich überrumpelt mit ihrem unterdrücktem Verlangen." "Darum hab ich sie zurück zu dir unter die Dusche geschoben", gab Haruka zurück, "Durch dich ist sie in einem derart angespanntem Zustand. Also ist es nur fair, dass sie diese Anspannung auch bei dir wieder los wird." Michiru zog eine Schnute. "Und ich dachte wirklich, mein Spiel läuft absolut perfekt." Haruka strich ihr mit der Hand durchs Haar und schenkte ihr ein unglaubliches Lächeln. "Du fängst gerade erst an damit und glaubst wirklich, du schlägst direkt die Meisterin?" hauchte sie, "Aber ich muss zugeben, du wirst sicher sehr schnell eine ernst zu nehmende Konkurrenz." Sie lehnte sich vor und küsste Michiru zärtlich. Die schloss sofort die Augen und schlang ihre Arme um Harukas Hals. Wieder war es ein Kuss ohne jede Magie. Wie zuvor auch schon blockierten beide sogar alles, was unbeabsichtigter Einfluss hätte sein können, wie den Duft ihres eigenen Blutes oder die typisch anziehende Aura, die jeder Vampir einfach besaß. "Dann ist das Spiel jetzt vorbei?" fragte Michiru leise, als der Kuss endete, sie einander aber weiterhin festhielten, "Denkst du wirklich, sie wird es tun? Für sie ist der Tod sicherlich um einiges verlockender, als dir für die Ewigkeit dienen zu müssen. Dabei auch ständig mir noch nahe zu sein, wird ihren Hass ganz sicher nicht mindern. Glaubst du wirklich, sie setzt sich all dem freiwillig aus?" "Sie hasst mich nicht", flüsterte Haruka, "Sie redet sich ein, sie würde mich hassen, aber sie tut es nicht." Michiru lehnte den Kopf an Harukas Schulter und schmiegte sich fest in deren Umarmung. "Sie ist dir unglaublich ähnlich", murmelte sie, "Ein Dickschädel wie er im Buche steht. Aber sie kämpft bis zum Tod wenn es sein muss, für das, was ihr wichtig ist." "Soll ich jetzt beleidigt oder geschmeichelt sein?" fragte Haruka leise und streichelte Michirus Haar, "Wie kommst du darauf, ich sei ein Dickschädel?" "Etwa nicht?" stützte Michiru ihr Kinn an Harukas Brustkorb und sah grinsend zu ihr hoch, "Wenn du etwas willst, lässt du nicht locker bis du es auch bekommst. Das war bei mir so und das ist auch bei Amberly so." "Das mit dir ist etwas ganz anderes", lächelte Haruka, "Ich wollte dich nicht einfach nur haben...ich wollte dich nicht mehr verlieren. Seit über fünf Jahrhunderten wandel ich auf dieser Erde und war eigentlich immer zufrieden, wie es war. Aber jetzt...", sie lächelte ganz sanft und sah Michiru mit strahlenden Augen an, "...jetzt, wo ich dich kenne und liebe, würde meine Ewigkeit zu einer Hölle, die ich nicht einen Tag ertragen könnte. Hätte ich dich damals verloren, hätte meine Ewigkeit damit geendet." Michiru hob den Kopf und legte ihre Arme fest um Haruka. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste sie ganz flüchtig, um sie danach unendlich glücklich anzulächeln. "Jetzt liebe ich dich noch viel mehr", hauchte sie, "Solche Worte von dem gefürchtesten Wesen der ganzen Welt zu hören ist einfach..." Sie fand keine Worte. Ihre Augen strahlten, wie die eines Kindes an Weihnachten. Sie nahm Harukas Gesicht zwischen ihre Hände, hielt sie fest und hauchte ihr erneut einen sanften Kuss auf die Lippen. "Ich will nie wieder ohne dich sein", wisperte sie, "Lass mich nie wieder allein..." Wieder küsste sie Haruka, doch dieses Mal öffnete ihre Zunge deren Lippen. Die Blondine schloß genußvoll die Augen. Ihre Arme schlangen sich fester um Michiru und sie wiegte sie leicht hin und her. Der Kuss und wie sie einander fest hielten, hätte jedem Betrachter beider Worte so deutlich bestätigt, wie es nur möglich war. Eine ganze Weile hielten sich sich so fest, küssten sich immer wieder und genossen das Glück, sich gefunden zu haben. Irgendwann dann aber löste Michiru sich ein kleines Stück und blickte ihr Gegenüber lächelnd an. "Und was ist jetzt mit Amberly?" fragte sie, "Gehts ihr gut? Ich meine, auch wenn sie im Rausch war - sie erinnert sich genauso gut wie ich an alles. Selbst mich hat das aus der Spur gebracht, wie es wohl ihr damit geht?" "Sie schämt sich", grinste Haruka, "Wahrscheinlich versinkt sie vor lauter Scham im Boden, wenn wir zu ihr gehen. Aber sie weiss jetzt auch, was sie in sich trägt. Sie versteht die Zusammenhänge noch nicht ganz, doch das wird sie bald." "Und du glaubst, dann wird sie sich nicht mehr einreden, dich zu hassen?", war Michiru neugierig, "Ich meine, warum ist das so wichtig für dich? Selbst wenn sie dich wirklich hassen würde - spielt das eine Rolle bei einer Dienerin, die deine Befehle so oder so befolgen muss?" "All diese Kraft und Macht an eine Dienerin zu verschwenden wäre mehr als nur dumm", entgegnete die Blondine, "Sie ist wie wir, Chiru. Wie viele andere es auch waren aber nur so wenige überhaupt lange genug überlebt haben. Eine mächtigere Waffe als sie, können selbst wir nicht in Händen halten. Doch dafür müssen wir ihr auch Macht geben. Und besser wir, als einer der noch übrigen Ältesten." "Du willst sie verwandeln?" blinzelte Michiru überrascht, "Sie zu einem vollwertigen Vampir machen? Denkst du nicht, das könnte gefährlich werden? Wenn du ihr die Macht eines Vampirs gibst und sie sich gegen uns wendet? Vor allem gegen dich?" "Das wird sie nicht", versicherte Haruka ihr, "Auch wenn sie diesselbe Macht besitzen würde wie wir, wären wir immernoch ihre Schöpfer. Vampire sind hierachische Wesen und es ist nicht nur verboten, sich gegen seinen Schöpfer zu stellen - wir können es auch gar nicht. Kein Vampir kann seinen Schöpfer töten." "Bis auf dich", stellte Michiru fest, "Du hast es geschafft und es war am Ende nicht mal schwer für dich. Was, wenn sie mehr von dir hat, als uns lieb sein kann?" "Darum will ich, dass sie aufhört sich Hass gegen mich einzureden", erklärte Haruka weiter, "Sie muss es von selbst erkennen, denn nur dann kann ich mir ihrer Loyalität sicher sein und das muss ich. Sie muss fühlen wie ich, denken wie ich und handeln wie ich, nur dann ist sie geeignet..." Sie brach ab, als hätte sie sich gerade an etwas erinnert oder eine Idee gehabt. "Geeignet wozu?" war Michiru neugierig, "Erzähl schon weiter!" "Das muss leider noch etwas warten", brachte Haruka entschuldigend hervor, "Aber wir sollten uns zuerst um das Mädchen kümmern. Wenn sie sich ohne uns entschliesst, könnte das auch zu Problemen führen." "Du hast Recht", nickte Michiru, "Gehen wir zu ihr. Ist sie im Garten oder in ihrem Zimmer?" "Im Garten", war die Antwort, "Sie weiss, das der Abend noch nicht zu Ende ist." Michiru nickte und nahm Harukas Hand. Gemeinsam verließen sie das Bad und machten sich auf den Weg in den Garten. Amberly hockte mit angezogenen Knien am Beckenrand und strich mit den Fingern abwesend durchs Wasser. »Das bin doch nicht ich«, dachte sie, »Wie konnte ich mich nur so diesem Rausch ergeben? Ich bin doch immernoch ein Mensch, wieso also konnte ich so sehr zum Vampir mutieren?« Zuerst hatte Amberly sich einfach nur unglaublich geschämt, nachdem Haruka los gegangen war, um Michiru zu holen. Die letzten Worte der Blondine waren mehr als deutlich und der Gedanke, dass auch Haruka alles wusste, was geschehen war jagte ihr noch viel mehr Scham in den Leib, als dass, was zwischen Michiru und ihr gewesen war, es sowieso schon tat. Immer wieder fragte sie sich, warum sie plötzlich aufgegeben und all den vampirischen Verlockungen nach gegeben hatte. So lange hatte sie halbwegs erfolgreich Stand gehalten. Was hatte ihre Abwehr überwunden? Was hatte sich verändert? Und dann wurde ihr klar, dass sie selbst sich verändert hatte. Der Teil in ihr, der ihr Leben lang geschlafen hatte, von dem sie nicht einmal ahnte, dass es ihn gab, dieser Teil war erwacht und egal wie sie sich entschied, egal, was sie auch tun würde - er würde nie wieder schlafen und immer ein Teil von ihr sein. »Bin ich ihr wirklich so ähnlich?« Eigentlich war Amberly davon überzeugt, dass sie so ganz und gar nicht wie Haruka war. Nicht nur wegen des eiskalten Killers, den Amberly in ihr sehen wollte und sah. Selbst wenn die Blondine ein normaler Mensch wäre. Sie war stark, entschlossen, klug, hatte Charme und selbst Mutter Natur hatte es gut mit ihr gemeint. Sie war der Traum aller Schwiegereltern. Eben alles, was Amberly nicht war. Sie selbst war einfach vollkommen unauffällig und so langweilig, dass keiner in ihrer Altersklasse etwas mit ihr zu tun haben wollte in ihrem Dorf. Das einzige womit sie immer wieder mal etwas auffiel war, dass sie - für ein Mädchen - ein ziemlicher Rabauke war. Selbst noch, als sie älter wurde. »Ich bin ihr absolut nicht ähnlich...« Und wenn doch? Wenn dieser, bislang schlafende Teil von ihr eben Charkterzüge aufwies, die auch zu Harukas Ego gehörten? "Der Teil, den meine Mutter mir vererbt hat...", murmelte sie vor sich hin, "Und der Grund, warum Vater mir nie etwas von ihr erzählt hat und es keine Bilder von ihr gab..." Nur wie war all das möglich? Konnte eine Vampirin wirklich ein Kind bekommen? Ein menschliches Kind? Denn das war sie gewesen, bis zu Michirus erstem Biss - ein Mensch. Direkt mit dem Biss hatte sich das geändert und sie wurde zum Mischwesen. Halb Mensch, halb Vampir. War sie keiner der Vampirinnen nahe, konnte ihre menschliche Seite die dämonische ganz leicht unterdrücken, doch war eine von ihnen ihr zu nahe, wurde die vampirische Seite immer stärker. Es kostete so viel Kraft, ihr nicht nach zu geben, dass Amberly eigentlich schon längst keine Kraft mehr hatte. »Und wenn ich nicht einfach nur zu schwach war?« fragte sie sich, »Wenn ich nachgeben wollte...?« Konnte das wirklich sein? Irgendetwas in ihr hatte ihr kurzzeitig gesagt, sie könne gegen Haruka bestehen. Auch wenn sie sich danach eines besseren besonnen hatte - wer sagte, dass sich das nicht wieder geändert hatte, als Michiru ihr so nahe kam? Für Michiru war sie bereit alles zu tun. Wie es aussah, sogar freiwillig zum Vampir werden, um mit Haruka um sie konkurieren zu können. Was für einen Grund hätte es sonst für sie geben können, den vampirischen Trieben nicht mehr zu widerstehen, sondern sie voll auszuleben? "Akzeptier es einfach und grübel nicht die ganze Zeit", riss sie da eine Stimme aus ihren Gedanken, "Dein Kopf qualmt ja schon beinahe." "Haruka...!" schreckte Amberly auf, "...Und Michiru...", wurde sie direkt rot uns senkte den Blick. "Bisschen spät für Scham, meinst du nicht?" legte Michiru ihr eine Hand auf die Schulter, "Es war ein Blutrausch. Sich dagegen zu wehren schafft kaum ein Vampir, also mach dir keine Gedanken, dass Haruka dich dafür bestraft. Das tut sie nicht." "Harukas Strafe ist mir doch total egal", riss Amberly den Kopf hoch und sah Michiru verzweifelt an, "Ich bin ein Vampir, verflucht! Obwohl keine von euch mich dazu gemacht hat." "Du bist kein Vampir", mischte Haruka sich in das Gespräch, "Du bist ein Hybride. Erst die Vampirtaufe macht dich zum vollwertigen Vampir." "Und wenn ich überhaupt keiner sein will?" schrie Amberly sie an, "So viele sind meinetwegen gestorben - ich will nicht auch noch selbst töten..." Ihre letzten Worte wurden leiser und waren etwas stockend. Sie ließ den Kopf sinken und verbarg damit ihr Gesicht, doch die beiden Vampirinnen wussten auch so, was in ihr vorging. "Ich will kein kaltblütiger Killer sein...", murmelte das Mädchen, hob wieder langsam den Kopf und sah Haruka an, "...ich will nicht sein wie du." Haruka legte ihr eine Hand auf die Wange und kam ihr ganz nahe. "Du bist du", sagte sie leise, "Niemand zwingt dich, wie ich zu sein und nur weil ein paar unserer Charaktereigenschaften diesselben sind, bist du nicht gleich automatisch wie ich. Du selbst entscheidest, wer oder was du bist." "Ich...selbst?", war Amberly verwirrt. Haruka nickte und entfernte sich wieder von ihr. Ein paar Schritte weiter setzte sie sich an den Beckenrand und ließ die Beine ins Wasser baumeln. Sie deutete Amberly, sich neben sie zu setzen und nach kurzem zögern und einem, nach Zustimmung suchenden Blick zu Michiru, tat Amberly es. Auch sie tauchte ihre Beine ins Wasser. Nur Michiru zog es vor, ganz hinein zu springen und von da aus dem Gespräch bei zu wohnen. "Weisst du", fing Haruka an, "Es ist eigentlich gar nicht so schlecht, ich zu sein. Keiner ist stärker oder hat mehr Macht als ich, die schönste Frau der Welt liebt mich, ich..." "Warum war mir das klar?" unterbrach Amberly sie ärgerlich und wollte sich erheben. Auch Michiru verdrehte kurz die Augen und spritze Haruka dann eine ordentliche Ladung Wasser entgegen. "Ach du", tadelte sie, "Kannst du nicht mal ernst bleiben? Einen so neugierig zu machen und dann sowas..." Sie zog eine Schnute. Haruka lachte, hielt mit einer Hand Amberly fest und mit der anderen wehrte sie einige der Wassertropfen aus Michirus Richtung ab. "Is ja schon gut", lachte sie, "Ihr habt mich beide so gespannt angeschaut, da konnte ich einfach nicht widerstehen." "Warum kann ich deine Scherze nicht lustig finden?" murrte Amberly, "Wie wäre es, wenn du mir einfach mal sagst, wer ich bin? Wer war meine Mutter? Lebt sie noch oder wurde sie getötet?" Haruka zog die Augenbrauen hoch. Auch Michiru schaute ziemlich erstaunt. "Deine Mutter?" fragte Haruka, "Ich weiss nicht, wer deine Mutter ist. Dein Vater ist der Vampir, nicht sie." "Mein...Vater...?" verstand Amberly nun gar nichts mehr. Die Vampirin wusste sofort, wo die Lücke in der Verständigung lag. "Der alte Wirt aus dem Dorf ist nicht dein Vater", erklärte sie, "Er ist nur der Sohn eines ausgedienten Jägers, der dich groß gezogen hat. Wahrscheinlich hat der Alte damals deinen Vater getötet und dich mitgenommen, um dafür zu sorgen, dass deine menschliche Seite so gestärkt wird, dass die vampirische nie erwacht." "Das heisst es war möglich?" fragte Amberly bitter, "Ich hätte ein normales, menschliches Leben können, trotz des vampirischen Keims in mir?" Haruka schüttelte den Kopf. "So einfach ist es leider nicht", sagte sie, "Irgendwann hätte irgendein Vampir dich gefunden. Und selbst wenn er die Kraft in deinem Blut nicht erkannt hätte, hätte sein Biss sie erweckt. Von dem Moment an hätte jeder erfahrene Vampir, der dir nahe genug kommt, dich riechen können." "Also war der Versuch dieses Jägers von vorn herein sinnlos?", erkannte Amberly, "Ich wäre auf Dauer diesem Schicksal sowieso nicht entkommen..." "Dauerhaft auf keinen Fall", bestätigte Haruka, "Sehr wahrscheinlich wärst du einem der großen Alten zum Opfer gefallen und ein weiteres, wertlos gewordenes Experiment geworden." "Experiment?" blinzelte Amberly, "Ich bin doch kein Versuchskaninchen!" "Doch! Genau das warst du ursprünglich", mischte nun Michiru sich ein, "Ein Experimet der großen Alten, welches sie schon seit Jahrhunderten betreiben, um Mischwesen zu schaffen aus deren Blut sie etwas gewinnen können, dass ihnen unendliche Macht verleiht. Genau wie Haruka und ich es waren." Nun war Amberly völlig fassungslos. "Haruka auch?" brachte sie erstaunt hervor, "Das von dir hast du mir ja heute erzählt, aber...du auch?" Sie sah von Michiru zu Haruka. Beide nickten und die Blondine sprach grinsend weiter: "Seit ewigen Zeiten suchen die Vampire nach der ultimaten Macht. Doch nur sehr wenige der geschaffenen Hybride trugen den Keim der erhofften Macht in sich. Und bei keinem davon konnte er bisher erweckt werden." "Aber ihr beide habt es geschafft", wusste Amberly, "Ihr habt sie in Michiru erwachen lassen und besitzt sie nun beide, da ihr auf besondere Weise miteinander verbunden seid. Aber was hat das mit mir zu tun? Selbst wenn ich genauso bin wie ihr - ihr besitzt die Macht bereits. Ich bin wertlos für euch." "Das wärst du wirklich", bestätigte Haruka, "Wenn du dich nicht in Michiru verliebt hättest." "Ich habe Wert für euch bekommen, weil ich deine Partnerin liebe?" konnte Amberly nicht glauben, "Erzähl mir doch keinen Scheiß. Wie macht gerade das mich wertvoll für euch? Ganz besonders für dich!" "Harte Nuss", lachte Michiru, "Ich schwimm ein paar Bahnen während du das hin biegst, Ruka." Sie stieß sich vom Rand ab und Haruka nickte nur noch zustimmend. Dann sah sie wieder Amberly an. "Es gibt exakt zwei Gründe, warum dich genau das so wertvoll macht", sagte sie, "Wertvoll für uns beide, weil durch diese Liebe auch in deinem Blut diese Macht zu erwachen begonnen hat und wertvoll für mich, weil diese Liebe in dir nie zulassen würde, dass Michiru etwas zustösst." Sie warf einen Blick rüber zu jener, um sich zu vergewissern, dass sie nichts mit bekam. "Ich musste dich einfach auf die Probe stellen, verstehst du?" sah sie Amberly genau in die Augen, "Nur wenn du Michiru genau so sehr liebst wie ich es tue, bist du auch bereit alles für sie zu tun, was ich auch tun würde. So weiss ich sie auch dann in Sicherheit, wenn ich nicht bei ihr bin." "Du willst mich als Leibwächter für Michiru?", war Amberly erstaunt, "Ausgerechnet mich?" "Nur bei dir wäre sie genau so sicher, wie bei mir", nickte Haruka, "Also ja - genau das will ich. " "Und du hast keine Angst, dass ich zu stark werden und mich gegen dich wenden könnte?" wollte Amberly wissen, "Wenn diese Macht in meinem Blut wirklich erwacht ist, könnte ich irgendwann stark genug sein, dich zu töten. Oder es wenigstens versuchen." "Um mich zerbrich dir mal nicht deinen Kopf", klang Harukas Stimme plötzlich eisig, "Du sollst Michiru schützen und nicht mich. Mal abgesehen davon, dass es dein Tod wäre, solltest du versuchen, mich zu töten." Das wiederum glaubte Amberly ihr sofort. "Du erwartest also von mir, dass ich deine Geliebte mit meinem Leben beschütze, mit dir einen Waffenstillstand schließe und vorher freiwillig zu deinem Geschöpf werde? Was ja allein schon für mich bedeutet, dir immer gehorsam sein zu müssen, im übrigen", ihre Stimme klang leicht sarkastisch, "Am Ende wäre ich deine Dienerin - ob nun freiwillig oder gezwungen." "Ein Bodyguard", erwiederte Haruka trocken, "Keine Dienerin! Und du könntest deine Ewigkeit in ihrer Nähe verbringen. Muss ich dich gegen deinen Willen verwandeln, wirst du sie nie wieder sehen." "So viel zu ' freiwillig ' ", brummte Amberly, "Du lässt mir doch keine Wahl. Aber weisst du was? Diese Spielchen müssen endlich aufhören. Es wird Zeit für eine Entscheidung. Ich machs!" "So plötzlich fällt jeder Widerstand und du willigst ein?" war Haruka etwas überrascht, "So leicht hatte ich mir das nicht vorgestellt. Vor allem, wo du mich doch so sehr hasst". "Ich tue es, weil ich für Michiru absolut alles tun würde", fuhr Amberly sie etwas an, wurde dann aber ganz kleinlaut, ließ den Kopf sinken und murmelte: "Außerdem hasse ich dich nicht. Ich mag dich nur nicht besonders..." »Perfekt«, schlich sich ein zufriedenes Grinsen auf Harukas Lippen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)