Vampire Kiss von Laito-Sakamaki ================================================================================ Kapitel 54: Ruhige Stunden -------------------------- 54. Ruhige Stunden Als Amberly die Augen aufschlug, kamen sofort die Gedanken an ihr Zuhause, an die Leute aus dem Dorf und an ihren Vater. »Sie hat mir mein komplettes Leben genommen«, wurde sie sich bewusst, »Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurück drehen. Dann wäre ich ihr eine bessere Freundin gewesen und hätte vielleicht nicht als Harukas Leibeigene geendet...« Nach einem tiefen Seufzer erhob sie sich und trat an den Kleiderschrank. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie ein Nachthemd trug und nicht mehr diese alberne Dienstmädchen Uniform. Sie wollte gar nicht weiter darüber nachdenken, wer sie umgezogen hatte und holte sich ein leichtes Sommerkleid aus dem Schrank. »Sieht aus, als könnte es wirklich passen«, sah sie es skeptisch an, »Bei Haruka sollte mich eigentlich nichts mehr wundern.« Sie probierte das Kleid an und es passte tatsächlich. Schulterzuckend nahm sie es hin und öffnete eine Tür in der hinteren Ecke des Raums. "Ein eigenes Bad", murmelte sie erstaunt, "Jetzt überrascht sie mich doch. Gewährt sie mir wirklich ein Privatleben?" Sie betrat das Bad und fand dort alles vor, was sie benötigte. Duschen ersparte sie sich, da die Angst zu groß war, Michiru könne wieder zu ihr unter die Dusche kommen oder schlimmer noch - Haruka. Nachdem sie sich frisch gemacht hatte, verließ sie sowohl das Bad, alsauch ihr Zimmer. Ohne jede Vorsicht schritt sie dieses Mal durchs Haus. Die Fronten waren klar. Flucht kam nicht in Frage, solange die Vampire Macht über Amberlys Vater hatten. Auch wenn es ihr nicht gefiel, sie hatte beschlossen, vorerst alles zu versuchen, um Haruka und Michiru zufrieden zu stellen. Als sie unten in der Eingangshalle ankam, blieb sie kurz stehen und sah sich um. »Hmm...«, überlegte sie, »Da ich im Moment nichts zu befürchten habe, was ich nicht schon kenne, könnte ich doch eigentlich mal in den Keller schauen. Vielleicht gibt es da was Nützliches.« Sie zögerte noch kurz und betrat dann den linken Gang. Die Tür nach unten war schnell erreicht und dieses Mal machte der Anblick einer Treppe nach unten ins Dunkel, ihr seltsamerweise keine Angst. Zielstrebig tastete sie die Seitenwände nach einem Lichtschalter ab und fand ihn auch. Kaum das sie ihn betätigt hatte, stutzte sie schon. »Sieht gar nicht mal nach Kellertreppe aus«, dachte sie, »Weckt eher Neugier, was es da unten Schönes geben könnte.« Sie hatte eine Art Verließ erwartet, wo Haruka alles verbarg oder vielleicht Menschen gefangen hielt wegen ihres Blutes. Je weiter sie die Treppe hinunter ging jedoch, desto mehr begann ihr Bild von der blonden Vampirin zu wanken. Noch bevor sie unten ankam erkannte sie, wohin sie da ging und blieb schließlich staunend vor dem großen Pool stehen. »Wahnsinn«, ging es ihr durch den Kopf, »Wenn man mal von den Vampiren absieht denen das hier alles gehört, ist dieses Haus echt ein Traum!« Sie ging in die Knie und reckte ihren Arm zum Wasser, um hinein zu fassen. "Warm", murmelte sie, "Unglaublich. Ein beheizter Pool..." "Der Pool ist klasse, nicht wahr?" ertönte eine helle Stimme hinter Amberly und diese erschrak ein wenig. Als sie sich erhob und zu Michiru herumdrehte, die am Ende der Treppe stand, war der kurze Schreck bereits vergessen. Amberly verspürte keine Angst mehr, wenn es um die beiden Vampirinnen ging, denn es war ihr egal, was sie ihr antaten - solange ihr Vater in Sicherheit war. "Haruka schwimmt?" fragte Amberly erstaunt, "Ich meine, das ist doch ihr Haus, oder?" "Jetzt gehört dieses Haus uns beiden", lächelte Michiru, "Aber du hast Recht - Haruka schwimmt nicht. Ich bin die Wasserratte von uns Zweien. Schwimmst du auch gern?" Amberly sah nachdenklich aufs Wasser. Sie erinnerte sich daran, wie sie im Sommer immer in dem kleinen See nahe des Dorfes Schwimmen war. Einen Moment lang schmerzte die Erinnerung, brachte sie doch auch das Bewusstsein, dass es nie wieder so sein würde, doch dann sah sie Michiru mit einem leichten Lächeln an. "Ja", nickte sie, "Ich schwimme sehr gern. Nur war mein Pool immer ein See und das Wasser darin fürchterlich kalt." "Na dann wirds höchste Zeit, für eine neue Erfahrung", lachte Michiru und sprang auf sie zu. Sie fasste Amberly Hand und zog sie hinter sich her zu den Kabinen. Dort öffnete sie einen Schrank und grinste das überraschte Mädchen an. "Such dir was aus", forderte sie sie auf, "Es ist genug Auswahl vorhanden. Sowohl in Schnitt, alsauch in Größe." Ungläubig blickte Amberly auf die große Auswahl an Bademode. Sowohl dieses Haus, alsauch die Vampire überraschten sie immer mehr. Sie lebten zwar ein Leben im Überfluss, aber sonst schienen sie genauso ein normales Leben zu führen, wie andere auch. Eben wie Menschen auch. "Nun mach schon", trieb Michiru sie in dem Moment an, "Haruka ist noch etwas unterwegs, also ist die Gelegenheit günstig." »Gelegenheit...«, dachte Amberly. Ihre Gedanken wollten sich gerade wieder in Richtungen bewegen wie, dass Michiru Harukas Abwesenheit nutzte, sie zu beißen und zu verführen, da sah sie in ihrem Augenwinkel etwas zu Boden fallen. Sie sah hin, senkte sofort den Kopf und wurde rot. Michiru war dabei sich zu entkleiden und gerade im Begriff, ihren Slip auszuziehen. Amberly hörte sie lachen und im nächsten Moment flog ihr etwas an den Kopf. Erschreckt und empört gleichermaßen riss sie den Kopf wieder hoch und sah, wie Michiru in einen Badeanzug schlüpfte. "Na zieh ihn schon an", sah sie dabei ungeduldig in Amberlys Richtung. Jetzt bemerkte Amberly auch, dass es ein Badeanzug war, den Michiru nach ihr geworfen hatte. Noch einmal blickte sie die wunderschöne Vampirin an. »Sie scheint wirklich einfach nur mit mir schwimmen zu wollen«, dachte sie, »Wer weiß? Vielleicht haben wir sogar ein wenig Spass dabei.« Sie zuckte mit den Schultern und schälte sich aus ihren Klamotten, um ebenfalls in einen Badeanzug zu schlüpfen. Als sie fertig war, sah sie Michiru wieder an. "Bereit", sagte sie lächelnd. "Ok, dann los", fasste Michiru sie an der Hand und zog sie mit sich. Amberly ließ sich einfach mit ziehen. Dieser freundschaftliche Umgang fühlte sich seltsam an, doch als unangenehm empfand das Mädchen es bisher nicht. Selbst als Michiru sie am Pool vorbei, Richtung Treppe zog, wehrte sie sich nicht ernsthaft. "Wolltest du nicht Schwimmen?", fragte sie verwirrt, "Wo willst du denn jetzt mit mir hin?" "Warts einfach ab", lachte die Vampirin und zog sie weiter. Sie lief die Treppe hinauf bis in die Eingangshalle, danach den Gang rechts bis zu dem hintersten Wohnzimmer. Als Michiru sie dort hinein zog, wurde es Amberly doch ein wenig mulmig. Das letzte Mal war Haruka in diesem Zimmer gewesen und wer sagte, dass diese mittlerweile nicht zurück gekehrt war und es sich hier gemütlich gemacht hatte? Zu ihrer großen Erleichterung jedoch, war das Wohnzimmer leer. Michiru zog sie weiter bis zu den schweren Vorhängen vor einer riesigen Glasfront. Dort blieb sie endlich stehen und ließ Amberly los. Die war sichtlich neugierig, was die Vampirin hier wohl wollte und so zog Michiru die Vorhänge beiseite und Amberly sah erstmal gar nichts. So gleißend hell strahlte die Sonne ins Zimmer, dass ihre Augen sich erst daran gewöhnen mußten. Das erste, was sie erkennen konnte war, dass eine große Glasschiebetür sich öffnete und danach Michiru, die sie auffordernd ansah. "Ein Wettschwimmen?", fragte sie grinsend und ging nach draußen. Amberly folgte ihr und blieb im nächsten Moment wie angewurzelt stehen. "Noch ein Pool?!" blinzelte sie ungläubig, "Und beinahe doppelt so groß, wie der Indoor Pool..." Michiru stand grinsend am Beckenrand und sah aus wie ein kleines Kind, das man beim Dummheiten machen erwischt hatte. "Und? Was ist nun?" fragte sie, "Lust auf ein Wettschwimmen?" Das Mädchen schaute sie an. "Warum bin ich eigentlich überrascht?" zuckte sie mit den Achseln, "Schwimmen wir also um die Wette." »Ich werd eh keine Chance gegen sie haben, aber immerhin besser, alsdass sie hungrig ist«, dachte sie, während sie sich neben Michiru an den Rand stellte. "Dann bei drei", sah diese sie kurz an, "Eins, zwei, drei!" Beinahe synchron sprangen sie los und tauchten fast genauso synchron ins Wasser ein. Kurz blieben sie sogar gleich auf, sodass in Amberly die Hoffnung aufkam, vielleicht doch gewinnen zu können. Das änderte sich jedoch sehr schnell, als Michiru das Tempo mit einem Mal anzog und danach nicht mehr ein zu holen war. »Ich hab noch nie einen Menschen so schnell schwimmen sehen«, dachte Amberly und erinnerte sich dann sofort, »Sie ist ja auch keiner...« Als sie, völlig außer Atem, am anderen Beckenrand ankam, erwartete die Vampirin sie mit einem breiten Grinsen. "Du bist gut", sagte sie und es klang ehrlich, "Das machen wir auf jeden Fall öfter und vielleicht schlägst du mich irgendwann sogar." "Ich? Dich schlagen?" pustete Amberly, "Als ob ich schwacher Mensch dich besiegen könnte. Du schwimmst wie ein Fisch." "Ich schwimme wie ein Fisch", bestätigte Michiru, "Aber nicht, weil ich ein Vampir bin." "Nicht?" blinzelte Amberly sie an, "Ich dachte..." "Ich bin mein Leben lang gern geschwommen", unterbrach Michiru sie, "Und mich konnte nie jemand schlagen. Wasser ist einfach mein Element und nichts liebe ich mehr, als im Meer zu schwimmen." "Du wurdest noch nie geschlagen?" war das Mädchen verblüfft, "Nichtmal von Haruka?" "Die schwimmt nicht gern", war die direkte Antwort, "Und - nein - auch sie hat mich nicht besiegt." "Jetzt bin ich sprachlos", gab Amberly zu, "Auf mich macht sie den Eindruck, als könne Nichts und Niemand ihr das Wasser reichen. Egal worin." Michiru lachte daraufhin und grinste Amberly dann verschmitzt an. "Das ist auch so", erklärte sie verschwörerisch, "Mit Ausnahme vom Schwimmen." Irgendwie brachte Amberly das zum Grinsen. Eine gefürchtete Vampirin, grausam, kalt und todbringend, die vor nichts zurück schreckte, die selbst andere Vampire und Werwölfe fürchteten, wie sonst nichts anderes. Ein Dämon, der alles bekam, was er wollte und niemals unterlag - außer beim Wettschwimmen gegen eine so zarte junge Frau, wie Michiru. Auch die grinste vor sich hin und sah versonnen aufs Wasser. Amberly schaute sie an und hatte plötzlich nicht mehr den geringsten Groll gegen sie in sich. »Sie sieht so zerbrechlich und sanft aus, wenn sie an Haruka denkt«, ging es ihr durch den Kopf, »Und ich bin sicher, sie denkt gerade an sie. Dieses glückliche Lächeln... Könnte es sein, dass sie sich wirklich in Haruka verliebt hat? Das es tatsächlich nicht einfach nur an deren Macht lag?« Wahrscheinlich lag es daran, dass dieser Tag mit Michiru bisher beinahe wie unter Freunden verlaufen war und Amberly sich kein bißchen unwohl fühlte, in ihrer Gesellschaft. Vielleicht war sie aber auch einfach nur neugierig. Es interessierte sie plötzlich jedenfall unglaublich, wie Michirus Leben gewesen war - und wie sie die blonde Vampirin kennen gelernt hatte. "Warst du früher Wettkampfschwimmerin?", fragte sie daher einfach, "Ich meine, als du noch ein Mensch warst." Michiru sah sie an und ihr ganzer Ausdruck hatte sich geändert. Ihr Lächeln war ein anderes, wirkte leicht gequält und ihre Augen wirkten so traurig, dass Amberly sich fast wünschte, dieses Thema besser nicht angesprochen zu haben. "Nein", wurde Michirus Lächeln ehrlicher, "Ich bin keine Wettkämpfe geschwommen. Ehrlich gesagt, hatte ich ein ziemlich langweiliges und unbedeutendes Leben. Meine Eltern waren arm, wir kamen immer so gerade über die Runden. Ich musste ziemlich früh auf eigenen Füßen stehen und immer hart kämpfen, um etwas zu erreichen. Mir wurde nichts geschenkt und nur allzu oft musste ich damit klar kommen, was Menschen anderen anzutun bereit sind, wenn es um den eigenen Vorteil geht." Sie lachte, doch Amberly merkte, dass auch das nicht echt war. "Lass uns zurück schwimmen", stieß Michiru sie an und schwamm los. Das tat sie aber gemütlich und in einem Tempo, in welchem auch Amberly ohne Anstrengung mithalten konnte. "Es tut mir leid, dass ich gefragt habe", sagte das Mädchen zu ihr, als sie mit ihr gleich gezogen hatte, "Ich wollte dich nicht traurig machen." "Das hast du nicht", lächelte Michiru sie an, "Mein Leben war halt nicht unbedingt von Glück geprägt. Darum war die Entscheidung für mich auch so leicht, als ich mich in Haruka verliebt habe." "Bei ihr warst du zum ersten Mal glücklich...hm...?" fragte Amberly zaghaft und nachdenklich, "Wie hart muss ein Leben sein, um sich in einen eiskalten Vampir zu verlieben und selbst einer zu werden?" "Haruka ist nicht eiskalt", sah Michiru sie an, "Nicht zu mir jedenfalls. Ich habe mich noch nie so wohl bei jemandem gefühlt, wie bei ihr. Auch, als ich noch ein Mensch war. Sie hat mir die schönsten Augenblicke meines Lebens geschenkt." Dann sah sie wieder nach vorn und grinste unschuldig. "Naja, auch die schlimmsten Augenblicke meines Lebens gehen auf ihr Konto", versuchte sie deutlich herunter zu spielen, "Sie hat jeden getötet, mit dem ich irgendeine Bindung hatte. Freunde, Arbeitskollegen, meinen Chef... Und sie wollte mich gewaltsam zum Vampir machen, als ich versucht habe, sie zu verlassen, aber ich habe mich genauso schuldig gemacht, denn ich habe ihr Menschen als Opfer gebracht." "Du hast was?" war Amberly schockiert, "Du hast ihr Menschen geopfert? Warum?" Sie hatten den Beckenrand erreicht und Michiru stützte sich mit den Armen darauf ab. Amberly tat es ihr nach und sah sie an. "Sag schon. Wieso hast du ihr Menschen geopfert?" "Am Anfang hatte ich fürchterliche Angst vor ihr", begann Michiru tatsächlich zu erzählen, "Ich meine - ein echter Vampir! Wie heftig ist das denn? Ich dachte, ich wäre in einem Albtraum. Und aus Angst gebissen zu werden, habe ich ihr einen Handel vorgeschlagen." Amberlys Augen wurden immer größer und Michiru erzählte einfach weiter. Sie ließ nichts aus, erzählte von jedem noch so kleinen Erlebnis mit der Vampirin, ob nun gut oder angsteinflössend, wundervoll oder grausam. Sie erzählte von den Gefühlen, die Haruka nach und nach in ihr ausgelöst hatte und wie sie ihr Freunde geopfert hatte. Sie endete damit, wie sie zum Vampir geworden war. Danach konnte sie Amberly an der Nasenspitze ansehen, wie geschockt diese war. "So schlimm?" fragte Michiru, "War ich wohl doch kein so guter Mensch..." "Ich bin mir sicher, du warst einer", schüttelte Amberly den Kopf, "Ein guter Mensch dem einfach zu viel Böses widerfahren ist im Leben. Und bei Haruka hast du etwas gefunden, dass du immer vermisst hast. Oder wonach du immer gesucht hast." "Du verstehst es also?" lächelte Michiru sie an, "Verstehst du jetzt, warum ich sie so liebe und all das getan habe für sie?" Amberly nickte. "Ich verstehe warum", gab sie zur Antwort, "Ich verstehe nur nicht, warum ausgerechnet in Haruka. Sie ist genau das, alsdass sämtliche Generationen von Jägern sie immer beschrieben haben. Auch zu dir war sie zuweilen grausam und kalt. Ich verstehe deine Gefühle, aber wie ausgerechnet dieses blonde Gift sie gewinnen konnte, das kann ich mir absolut nicht vorstellen." "Ich wusste, du würdest soetwas sagen", grinste Michiru und schwang sich aus dem Pool, "Du kennst sie nicht wirklich, nicht so wie ich." Amberly fiel der Abend ein, an dem Haruka sie vor dem Werwolf gerettet hatte. "Ich glaube auch nicht, dass ich das will", sagte sie entschlossen. Sie erinnerte sich, wie nahe Haruka ihr in dieser Nacht gekommen war. Wie sie sich an sie gepresst hatte, sie sexuell deutlich gereizt hatte. Das Gefühl, als sie fast nackt vor ihr gestanden hatte und das Gefühl ihres Bisses. So überirdisch, dass er unendliches Verlangen nach der blonden Vampirin ausgelöst hatte. So starkes Verlangen, dass sie diese einfach geküsst hatte...und danach... »Filmriss«, traf es sie wie ein Faustschlag, »Bitte lass mit ihr nicht dasselbe passiert sein, wie mit Michiru...« Dieser Gedanke gefiel ihr überhaupt nicht. Und sich dann nicht einmal daran zu erinnern, machte es doppelt schlimm. Auch wenn sie Haruka nicht mehr ganz so sehr hasste, dennoch hasste sie sie genug, ihr weiterhin den Tod zu wünschen und sie zu verfluchen, weil sie Michiru an sich gebunden hatte. Irgendwie wurde ihr richtig übel bei dem Gedanken, der Blondine noch viel näher gekommen zu sein, als sie bisher gedacht hatte. "In der Nacht, als du Haruka erweckt hast", begann sie zögerlich, "Als sie mich eingefangen und hergebracht hat...ich habe keine Erinnerung daran..." "Und?" sah Michiru sie kurz an, "Du warst fast schon tot. Natürlich fehlen ein paar Kleinigkeiten, aber du bist wieder gesund - was sind da ein paar fehlende Erinnerungen?" "Kleinigkeiten?" krächzte Amberly, "Ich war nackt, als ich hier zu mir kam und meine letzte Erinnerung ist Harukas Biss...!" Ihre Stimme wurde leiser, als hätte sie sich mit etwas verraten und sie senkte den Blick. "Ach das meinst du", hörte sie Michiru lachen, "Sie hat dich nicht angefasst, falls dich das beruhigt. So nahe wie mir warst du ihr nicht." "Hat sie nicht?" riss Amberly überrascht und erleichtert den Kopf hoch und blickte direkt auf Haruka, die ihr grinsend die Hand hin hielt. Ertappt und zögerlich ergriff sie sie und stand in der nächsten Sekunde außerhalb des Pools direkt in Harukas Arm. "Hat sie nicht", grinste diese und roch kurz übertrieben an Amberlys Hals, "Aber vielleicht tut sie es noch..." Erneut sog sie den Duft nahe Amberlys Hals durch die Nase und fuhr dann ganz langsam mit der Zunge darüber. »Bitte nicht...«, flehte das Mädchen innerlich, als ihr dabei ein wohliger Seufzer entwich. Sie spürte wieder die unglaubliche Anziehung der blonden Vampirin, die starke Kraft, die von ihr ausging, dieses abgrundtief Böse, dass so sehr verlockte und drohte, ihr alle Sinne lahm zu legen. Haruka grinste zufrieden und lies sie los. "Na mein dunkler Engel", wand sie sich Michiru zu, "Ihr habt euch die Zeit also beim Schwimmen vertrieben. Dann hast du dich ja nicht gelangweilt." "Das hab ich nicht", küsste Michiru sie kurz und schmiegte sich an sie, "Und ich war sogar brav." "Gut", grinste Haruka zufrieden, "Dann muss ich mich ja endlich nicht mehr zurück halten." Sie warf der geschockten Amberly ein überhebliches Grinsen zu. "Schon seit einer Woche warte ich auf dein Blut", sagte sie, "Wäre eine von uns vorher schwach geworden, hätte wohl auch mein Blut dich nicht mehr retten können. Also habe ich dafür gesorgt das du schläfst und dein Zimmer nicht verlässt, um uns den Verzicht leichter zu machen." "Du hast mich eine Woche schlafen lassen?" rief Amberly fassungslos, "Ich habe eine ganze, verdammte Woche geschlafen? "Das hast du", grinste Haruka, ließ Michiru los und kam wieder zu ihr. Sofort wurde ihre Wirkung auf Amberly wieder deutlich stärker. "Und jetzt fahr mal runter", schnurrte sie, "Du hast nichts verpasst und es war notwendig. Dafür machen wir uns heute zusammen einen schönen Abend zu dritt." Ihr Grinsen wurde schmutzig und ihr Blick sprach Bände. Sie ließ Amberly stehen und ging mit Michiru zusammen Richtung Haus. "Um neun hier am Pool. Solange kannst du tun, wonach dir ist", rief sie noch zurück und war dann mit ihrer Partnerin verschwunden. Amberly stand da, wie bestellt und nicht abgeholt. Sie musste erstmal Harukas starken Einfluss auf sich verdauen, bevor deren Worte anfingen, sie komplett aus der Bahn zu werfen. »...aber vielleicht tut sie es noch...«, hallten deren Worte in ihrem Kopf, »Nicht gut. Gar nicht gut!« Sie hatte eigentlich gedacht, die Fronten seien geklärt. Haruka bestrafte sie, wo sie nur konnte dafür, dass sie ihrer Michiru so nahe gewesen war und wartete nur auf einen weiteren Ausrutscher dieser Art, um sich neue Gemeinheiten für sie einfallen zu lassen. Und passieren konnte dies jederzeit, wenn Michiru in ihrer Nähe Hunger bekam. Und als wäre diese Dauerbelastung nicht schlimm genug, musste sie jetzt auch noch fürchten, dass mit Haruka dasselbe passierte. Das war noch schlimmer, als für Michirus Nähe bestraft zu werden. Allein die Vorstellung, der Blondine so nahe zu kommen, gefiel ihr weniger, als gar nicht. Lieber ließ sie sich von ihr Demütigen und Foltern bis in alle Ewigkeit, als auch nur die kleinste Intimität mit ihr auszutauschen. »Hat sie das wirklich ernst gemeint?«, fragte sie sich, »Sie hasst mich doch genauso wie ich sie. Vielleicht wollte sie mich damit nur wieder ärgern oder in irgendeine Falle treiben.« Nach Schwimmen war Amberly nun nicht mehr. Außerdem schien der Abend auf eine Poolparty hinaus zu laufen, es gab also später noch die Gelegenheit zum Schwimmen. »Oder was dieses blonde Gift sonst noch vorhaben könnte«, dachte sie mürrisch, »Sie schwimmt nicht gern und befiehlt einen ' schönen Abend zu dritt ' am Pool. Ausgerechnet...« Sie ersparte es sich, ins Untergeschoss zu gehen, um ihr Kleid zu holen. In ihrem Zimmer hatte sie alles, was sie brauchte, sich herzurichten und sie zog es vor, bis zum Abend dort zu bleiben. So konnte sie sich wenigstens ein kleines bißchen mental auf das vorbereiten, was sie erwarten konnte oder würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)