Vampire Kiss von Laito-Sakamaki ================================================================================ Kapitel 53: Rückkehr der Wölfe ------------------------------ 53. Rückkehr der Wölfe Als Amberly erwachte, fand sie sich in einem anderen Zimmer wieder. "Wie lange habe ich geschlafen?", murmelte sie, während sie sich umsah, "Und wer hat mich hierher gebracht?" Vage Erinnerungen sagten ihr, dass Michiru zu ihr unter die Dusche gekommen war und sie gebissen hatte. Dann erinnerte sie sich, dass jemand sie hochhob und an Harukas Geruch. "Sicher war sie das", murrte sie und sah unter ihre Decke. Sie war immernoch nackt und das bestätigte sie in ihrer Annahme. »Natürlich war sie das! Michiru würde mich sicher nicht so durch die Gegend schleppen.« Sie sah, dass am Fußende des Bettes Kleidung lag und stand langsam auf. Immer wieder sah sie nervös zur Tür und fürchtete, das diese sich gleich öffnete und eine der Vampirinnen herein kam. Dies geschah jedoch nicht und Amberly konnte sich ungestört ankleiden. »Ernsthaft?« fragte sie sich, als sie an sich hinab sah, »Hat sie wirklich derart geschmacklosen Humor?« Die schwarz-weisse Dienstmädchen Uniform betonte nicht nur jede ihrer Kurven, sie war auch viel zu knapp und zu kurz, alsdass sie darin hätte soetwas wie Hausarbeit auch nur in Erwägung gezogen. Zudem hatte sie nicht vor, das Dienstmädchen für die beiden Vampirinnen zu spielen. Jedenfalls nicht freiwillig. "Dann will ich mal nachsehen, was mich erwartet", trieb sie sich selbst an, das Zimmer zu verlassen. Langsam ging sie durch den großen Flur und sah sich dabei genau um. »Stinkreich ist sie auch noch«, kam es ihr abfällig in den Sinn, »Wahrscheinlich geht das alles auf Kosten der Menschen, die sie kaltblütig getötet hat.« Sie erreichte das Ende des Ganges und damit eine stilvolle, große Treppe. Zuerst sah sie sich genauer um und lauschte, ob sie von unten etwas hören konnte. Als sie weder etwas sah, noch hörte, setzte sie den Fuß vorsichtig auf die erste Stufe. Genauso so vorsichtig brachte sie die gesamte Treppe hinter sich und blieb an deren Fuß erneut stehen, um zu lauschen und sich um zu sehen. »Ob unsere beiden Vögelchen ausgeflogen sind?« fragte sie sich und sofort keimte wieder ein Fluchtgedanke in ihr auf. Wenn die Vampire wirklich nicht hier waren, dann konnte sie es vielleicht schaffen. Dafür musste sie aber zuerst sicher gehen, dass Haruka und Michiru wirklich nicht daheim waren. Also setzte sie sich wieder in Bewegung und entschied sich für den Weg links neben der Treppe. Dort gab es nur wenige Türen und gleich die ersten drei entpuppten sich als Abstellräume. In einem stand soetwas wie ein Generator und eine große Pumpe, in den beiden anderen alles mögliche Zeugs. Die vierte Tür war die letzte und als sie diese öffnete, führte eine Treppe nach unten. "Ein Keller?" murmelte sie, "Das heb ich mir besser für den Schluß auf." Sie kehrte um und betrat den Gang rechts neben der Treppe. Hier gab es mehr Türen, als auf der anderen Seite, doch hinter jeder die sie öffnete, befand sich ein Wohnraum, der im Dunkel lag. Als sie bei der vorletzten Tür die Klinke herunter drücken wollte, hörte sie etwas hinter der letzten Tür. »Sie sind also doch da«, dachte sie geschlagen, »Dann wissen sie wahrscheinlich auch längst, dass ich durchs Haus geister...« Sie trat vor die besagte Tür und lauschte kurz. Ganz deutlich konnte sie die beiden Vampirinnen reden hören. Sie verstand zwar nicht, was sie sagten, aber sie waren definitiv in diesem Zimmer. Langsam hob Amberly die Hand und wollte an die Tür klopfen, doch noch bevor sie dazu kam, hörte sie Harukas Stimme "Herein!" rufen. Amberly schluckte. Sie dachte daran, diesselbe Situation bereits mit Michiru gehabt zu haben. Und sie dachte daran, was sie nun wohl erwarten würde. Unbeholfen versuchte sie, die Uniform etwas nach unten zu ziehen, was sich als keine gute Idee erwies. Kaum bedeckte das Röckchen etwas mehr von ihren Oberschenkeln, da drohte oben alles heraus zu rutschen. Ärgerlich zupfte Amberly die Uniform also wieder etwas höher und erschrak beinahe zu Tode, als die Tür sich schwungvoll öffnete. "Ein bißchen knapp das Teil, hm?" grinste Haruka sie an, "Sieh zu das du herein kommst. Dein Kleidchen kannst du auch hier drinnen richten!" Sie trat beiseite und machte eine einladende Handbewegung. Als Amberly weiterhin zögerte, machte sie eine leichte Verbeugung und sagte: "Ich bitte die junge Dame einzutreten, da ihre Herrschaft ihr etwas mitzuteilen hat." Amberly schluckte und betrat das große Wohnzimmer. Nachdem ihr Blick Michiru gefunden hatte, konnte sie ihn nicht mehr abwenden. Diese lächelte sie so sanft an, dass sie alles um sich herum vergaß. "Setz dich", wies sie mit der Hand auf den Sessel ihr gegenüber. Das Mädchen reagierte nicht sofort. Erst als Haruka direkt neben Michiru Platz nahm und Amberly ihr, üblich amüsiert-arrogantes, Grinsen schenkte, fand diese zu sich und setzte sich ertappt. Sie sah die beiden Vampirinnen scheu an und wusste plötzlich nicht mehr, welche der beiden nun mehr Macht auf sie ausübte. "Wie lange habe ich geschlafen?" fragte sie schließlich, erstaunlich fest. "Fast zwei Tage und Nächte", antwortete Michiru ihr, "Tut mir leid, dass ich so übertrieben habe." Amberly schluckte. Sie dachte daran, wie Michiru unter die Dusche gekommen war und es gefiel ihr überhaupt nicht, dieses Thema in Harukas Anwesenheit auf den Tisch zu bringen. "Schon ok", winkte sie daher schnell ab, "Ich leb ja noch." "Dank mir", grinste Haruka und direkt fühlte Amberly sich noch unwohler. "Ja...", murmelte sie leise, "Danke." "Gern geschehen", lachte Haruka, der die Abneigung in Amberlys Stimme natürlich nicht entging, "Jederzeit wieder!" »Das gefällt dir du Teufelin«, dachte das Mädchen, »Dir auch noch dafür danken zu müssen, dass du mich zu deiner willigen Dienerin machst...« Einen Moment lang kam wieder Verzweiflung in ihr auf, doch dann dachte sie an das, was Michirus letzter Biss sie hatte spüren lassen. Diese unglaubliche Kraft und Stärke, die sie durchflutet hatte, während die Vampirin ihr Blut trank. Es war nicht hoffnungslos. Zwar bekam Haruka Macht über sie, weil Amberly deren Blut trank, doch dieses Blut stärkte sie auch. Es hatte sie bisher zwar nicht zu einem Vampir gemacht, aber ein normaler Mensch war sie auch nicht mehr. Egal wie versteckt und wie klein auch immer - ein vampirischer Keim war in ihr. »Du kriegst mich nicht klein«, warf sie Haruka einen deutlichen Blick zu, »Solange ich lebe werde ich gegen dich kämpfen!« Die Vampirin grinste, als hätte sie die gedachten Worte genau verstanden. Wahrscheinlich hatte sie das sogar, aber auch das war Amberly plötzlich egal. »Lies ruhig meine Gedanken«, dachte sie bei sich, »Ich werde dir nicht unterliegen.« "Was soll eigentlich dieser Fetzen hier?" fragte sie und zupfte an ihrer knappen Uniform herum, "Ihr wollt doch nicht wirklich, dass ich soetwas trage? Ich hätte Geschmackvolleres von euch erwartet. Ich meine, wenn man dieses Haus hier sieht, erwartet man einen gewissen Stil." "Ich sagte dir doch, leg ihr etwas Praktisches zurecht", stieß Michiru Haruka an, "Etwas, dass sowohl für sie, alsauch für uns praktisch ist." "Hab ich doch", grinste die Blondine unschuldig, "Sie weiss, wo sie hingehört und wir haben - zu einem netten Anblick - auch noch freien Zugriff auf frisches Blut zu jeder Zeit." "Ach du...", murrte Michiru gespielt eifersüchtig, "Bei Letzterem gehts doch wohl eher um dich als um mich." "Touché", lachte Haruka, "Ich dachte mir, wenn mein dunkler Engel mir schon so ein hübsches Geschenk macht, warum es dann nicht auch genießen?" Die beiden alberten herum und waren sichtlich guter Laune. In Amberly hingegen, wuchs der Wunsch, Haruka anzuspringen und ihr die Augen auszukratzen immer weiter. Sie trieb wirklich in jeder möglichen Situation ihr böses Spiel mit Amberly. Gerade als das Mädchen dachte, den Spott der blonden Vampirin nicht länger schlucken zu können, stand diese auf und kam zu ihr. "Entschuldige", sagte sie lachend und hielt Amberly die Hand hin. Diese zuckte im ersten Moment etwas zurück, denn sie erwartete so ziemlich alles von Haruka, aber ganz sicher keine ernsthafte Entschuldigung. Darum ergriff sie auch nur sehr zögerlich deren Hand. Bis zur letzten Sekunde befürchtete sie eine weitere Boshaftigkeit der Vampirin und in genau dem Augenblick, in welchem Amberly sich endlich sicher war, dass nichts mehr folgen würde, bestätigte ihre Befürchtung sich doch. Kaum schloss Harukas Hand sich um Amberlys, zog diese sie mit einem Ruck aus dem Sessel hoch, direkt in ihre Arme. Sofort fiel diese ihrer vampirischen Aura zum Opfer. Wie ein Blitz zuckte es durch ihren ganzen Körper, verursachte eine Gänsehaut und beraubte sie jeder Selbstsicherheit. Nur langsam hob sie den Kopf und blickte Haruka scheu an. "Natürlich musst du dieses knappe Teil nicht tragen", lächelte die sie an, "Es war nur ein kleiner Spass, der dir und anderen zeigen soll, wo jetzt dein Platz ist und zu wem du gehörst." "Wohin ich gehöre?" wiederholte Amberly halblaut, "Mir und...anderen?" "Kleines, dein starker Wille wird dich noch einiges kosten", klang Haruka jetzt beinahe mitleidig, "Warum wehrst du dich so sehr gegen mich, statt es einfach zu zu lassen? Du hättest es geniessen können und vielleicht sogar etwas dabei heraus schlagen können. Stattdessen wehrst du dich so sehr gegen meine Macht, dass ich dich nur schwer hinters Licht führen kann." Sie ließ Amberly los und ging zurück zu Michiru. Noch völlig benommen sah sie zu, wie Haruka kurz mit Michiru sprach, diese sich erhob und beide zu ihr zurück kamen. Die Blondine ging direkt an ihr vorbei, während Michiru sich bei Amberly unterhakte und sie sanft mit sich mit zog. "Komm mit", sagte sie, "Du bist zur richtigen Zeit aufgewacht. Die Wölfe sind zurück." "Die Wölfe?" fragte Amberly, nun um einiges klarer, da Haruka nicht mehr auf sie einwirkte. Michiru nickte nur und zog sie weiter. Ihr Ziel war die große Eingangshalle. Haruka stand am Fuß der Treppe und erwartete die beiden. "Geh und öffne die Tür", befahl sie Amberly, "Beide Flügel. Unsere Gäste brauchen Platz!" Amberly schluckte und sah Michiru hilfesuchend an. Diese nickte ihr aufmunternd zu und schob sie ein Stück Richtung Tür. Zögerlich näherte das Mädchen sich weiter der großen Eingangstür und blickte sich immer wieder verunsichert zu den beiden Vampirinnen um. Die standen mittlerweile dicht beieinander und Haruka hatte ihren Arm besitzergreifend um ihre Partnerin gelegt. »Zeig mir nochmal deutlich, dass sie dir gehört«, dachte Amberly verächtlich, »Wahrschein spring der Wolf mich direkt an, wenn ich die Tür öffne und zerreisst mich.« Sie traute der Sache nicht. Sie traute der Ruhe nicht, sie traute Michirus Lächeln nicht und vor allem traute sie Haruka nicht. Diese blonde Bestie tat alles, um Amberly zu quälen oder sich auf ihre Kosten zu amüsieren. So zögerte sie, als sie die Tür erreichte und zuckte erschreckt zusammen, als Harukas klarer Befehl, sie ins Hier und Jetzt zurück holte. "Na mach schon", trieb sie das Mädchen an, "Unsere Gäste können es kaum erwarten!" Amberly nickte eingeschüchtert und öffnete den rechten Flügel der großen Eingangstür. Ohne nach zu denken öffnete sie auch den Linken und war relativ überrascht, als nichts geschah. Keine leuchtenden Augenpaare blitzten sie an, keine Reißzähne drohten sie zu zerreissen, es sprang nicht einmal etwas aus der Dunkelheit auf sie zu. Irritiert blickte sie zu den beiden Vampirinnen zurück. "Tret beiseite", schnurrte Haruka gefährlich und sofort tat Amberly das. Als sie am Rand der Tür stand, hob der riesige schwarze Wolf seinen Kopf und öffnete die Augen. Amberly schrie erschreckt auf, als er sich erhob und hinter ihm immer weitere Augenpaare aufleuchteten. Als der schwarze Wolf langsam in die Eingangshalle trat, wich Amberly ein ganzes Stück zurück. Sie brauchte die Wölfe, die ihm folgten nicht erst zählen um zu sehen, dass sie mehr als fünf waren. Zwar waren die Fünf mit dem Brandmal dabei, aber sie hatten noch zwei weitere Wölfe mitgebracht. Im Halbkreis setzten die sieben Wölfe sich um die beiden Vampirinnen herum. Natürlich mit einem gebührenden Abstand. Als sie still aufrecht da saßen, winkte Haruka Amberly zu sich heran. "Und nicht zu langsam, wenn ich bitten darf!" verlieh sie ihrem Anliegen Eile. Als Amberly bei ihnen ankam, griff die Blondine ihr Handgelenk und zog sie zwischen sich und Michiru. "Schau sie genau an und sag mir, was du siehst", forderte Haruka sie auf. Amberly schaute fragend Michiru an, die wieder aufmunternd nickte und dann die Wölfe. Verwirrt und verunsichert sah sie danach Haruka an und begann zaghaft zu sprechen. "Es sind zwei mehr", sagte sie, "Es waren fünf Wölfe bei dem Ritual dabei - die mit den Brandzeichen - und die beiden da", sie zeigte auf besagte Tiere, "Die sind neu." "So könnte man es auch sehen", schmunzelte Haruka, "War nicht ganz, was ich erwartet habe, aber nunja. Fragen wir mal so...wo waren unsere fünf Wölfe zuletzt und was denkst du, haben sie nach unserer Rückkehr hierher getan?" Amberly wurde immer nervöser, denn sie hatte nicht die geringste Ahnung, auf was die Blondine hinaus wollte. "Sie waren in Kershaw", antwortete sie daher unsicher, "Aber woher soll ich wissen, was sie seitdem bis heute getan haben? Du befehligst sie, also haben sie wohl irgendetwas für dich erledigt." "Sie versteht immernoch nicht", seufzte Haruka geschlagen, "Bist du wirklich so naiv, Mädchen? Ich meine, komm schon - du bist verliebt in die Vampirkönigin, hast deine eigene Spezies für sie verraten, hast ihr dein Blut gegeben...mit ihr das Bett geteilt..." Sie sog hörbar Amberlys Duft in ihre Nase und schob dann noch hinterher: "Und du hast freiwillig mein Blut getrunken und mir das deine gegeben. Enttäusch mich jetzt nicht." Amberly war nun noch verwirrter. Zum einen spürte sie Harukas Aura wieder, wenn auch nicht mit voller Wucht. Zum anderen verunsicherte es sie, dass die Vampirin mit ihr sprach, als wären sie ein eingespieltes Team. Und zu guter Letzt konnte sie sich absolut nicht vorstellen, was es mit den beiden neuen Wölfen auf sich haben sollte. "Dann eben anders", zuckte Haruka mit den Schultern, "Tretet vor ihr zwei!" Die beiden neuen Wölfe folgten dem Befehl sofort. Mit gesenkten Häuptern und eingezogenem Schwanz blieben sie vor den drei Frauen stehen und winselten unterwürfig. Amberly wusste gar nicht, wohin sie schauen sollte. Zu den Wölfen oder einer der Vampirinnen. Sie konnte sich absolut nicht vorstellen, was alles zu bedeuten hatte. Haruka stieß den linken Wolf ungeduldig an. "Du da", fuhr sie ihn barsch an, "Zeig ihr, welcher Mensch du einmal warst!" Bei diesen Worten zuckte Amberly unwillkürlich zusammen und noch bevor der Wolf sich zurück verwandelt hatte, fing sie an zu begreifen. "Das hast du nicht getan?!" starrte sie die blonde Vampirin entsetzt an, "Sag, dass du das nicht getan hast!" Haruka lachte nur und Amberly starrte fassungslos auf den alten Mann, der gerade eben noch ein Wolf gewesen war. Es war der Dorfälteste von Kershaw. Jener, der Michiru an dem Tag in der Kirche durchschaut hatte, durch den Amberly erst erfahren hatte, wer Michiru war. Dann begann der zweite Wolf sich zurück zu verwandeln und Amberly schluchzte laut auf. "Dad", begann sie zu weinen, "Bitte nicht!" Sie drehte sich zu Haruka und gab ihr einen Stoß. "Wie konntest du das tun?" schrie sie sie an, "Sie haben dir doch nichts getan. Sie haben Michiru gewähren lassen, damit sie dich zurück holen konnte, haben euch freies Geleit gewährt...!" "Niemand gewährt uns etwas", packte Haruka sie an beiden Handgelenken, "Was wir wollen, nehmen wir uns! Diese Welt ist unser Königreich und Michiru und ich seine unangefochtenen Herrscher. Was hast du gedacht würde mit deinem Dorf geschehen, nach meiner Auferstehung? Ein Fluchtpunkt für verräterische Werwölfe, geschaffen von ausgedienten Dämonenjägern. Dachtest du wirklich, wir verschwinden und lassen dort alles weiter seiner Wege gehen?" Fassungslos starrte Amberly sie an. "Dämonenjäger?" fragte sie gebrochen, "Heisst das...?" "Das heisst, das jeder in diesem Dorf von einem echten Dämonenjäger abstammt oder selbst einst einer war", unterbreitete Haruka ihr energisch, "Jeder der dort lebte, trug die Geburtsmerkmale eines Jägers in sich. Auch du!" "Lebte?" presste Amberly schluchzend hervor, denn sie glaubte zu wissen, was Haruka getan hatte. "Wir konnten keinen von ihnen gebrauchen", zwang Haruka das Mädchen, sie anzusehen, "Den alten Mann und deinen Vater habe ich einzig deinetwegen in Wölfe verwandeln und hierher bringen lassen." "Meinetwegen?" schrie Amberly beinahe, "Du hast mein ganzes Dorf von Werwölfen töten lassen und diese beiden Männer mit dem Werwolffluch belegt, allein meinetwegen? Soll ich dir jetzt etwa dankbar dafür sein, dass du meinen Vater nicht getötet hast?" "Nein", fasste Haruka sie grob am Kinn und zog sie dicht zu sich, "Dir soll nur klar werden, dass du für alle Ewigkeit mit gehörst. Wenn du dich und dein eigenes Leben ab einem gewissen Punkt auch nicht mehr retten wollen wirst, so wirst du dennoch ewig durchhalten weil du weisst, was ich sonst deinem Vater und diesem altersschwachen Dämonenjäger antun werde..." "Du Monster", murmelte Amberly und jeder Widerstand in ihr erlahmte. Haruka Griff um ihr Kinn wurde sanfter. "Ein Monster, das wieder zu erwecken du geholfen hast", sagte sie ruhig, "Ein Monster, das du beinahe genauso sehr begehrst, wie du es hasst." "Amberly", unterbrach da die geschlagene Stimme ihres Vater, "Was hast du nur getan? Ich sagte dir, du sollst dich von ihr fern halten." "Vater ich wollte nicht...", schluchzte Amberly und wollte zu ihm laufen, doch Haruka hielt sie am Arm fest und zerrte sie zurück. "Genug geredet Wolf!" blitzte sie den Wirt aus dem Dorf an, "Verwandeln und zurück in die Reihe!" "Lass mich zu ihm", fuhr Amberly sie an, doch ohne Aussicht auf Erfolg. Haruka hielt sie unbarmherzig fest und zwang sie erneut, ihr in die Augen zu sehen. "Du hast mich zurück geholt und mich heraus gefordert", zischte sie, "Dein Zuhause gibt es nicht mehr und was mit deinem Vater und dem alten Greis geschieht, liegt allein in deiner Hand!" "Warum tust du mir das an?" schluchzte Amberly, "Warum tust du mir all das an?" Ihr drohten die Knie weg zu sacken und Haruka fing sie auf. "Ich sage es dir nochmals", lächelte sie, "Hör auf dich dagegen zu wehren und fang an, es zu genießen. Das wird dir die Ewigkeit um einiges angenehmer machen. Und deinem Vater wird es das Leben retten." Das Mädchen sah ihr in die Augen und schluchzte noch leicht. Zum ersten Mal wehrte sie sich nicht, gegen Harukas extreme Nähe und machte sich keine Gedanken darüber, ob und wie lange sie deren Ausstrahlung widerstehen konnte. "Du wirst die beiden also weder quälen, noch töten, wenn ich nur alles tue, was du verlangst?" fragte sie vorsichtig. Haruka nickte. "Und wie gesagt", sie zupfte kurz an Amberlys Uniform, "Du musst das nicht tragen. Das war einfach nur ein kleiner Scherz. Du hast dein eigenes Zimmer, eigene Kleidung, kannst dich im ganzen Haus frei bewegen und darfst tun, wonach dir der Sinn steht, aber alles wonach Michiru oder ich verlangen, musst du erfüllen. Ohne jeden Widerstand!" Amberly zitterte am ganzen Körper. Was die Vampirin da verlangte, nahm ihr absolut jede Chance auf eine Flucht, doch es war die einzige Möglichkeit ihren Vater zu retten. Auch wenn sie sich selbst damit für immer verdammte, konnte sie nicht anders, als zu Nicken. "Abgemacht", gab sie leise von sich, "Was soll ich tun?" "Zuerst einmal müssen wir deinem Vater ebenfalls klar machen, dass er dir keinesfalls hilft, wenn er auf dumme Gedanken kommt", grinste die Vampirin und ließ sie los, "Er muss sehen, das dein Leben allein von Michiru und mir abhängt." "Und wie soll ich das tun?" fragte Amberly unbeholfen. Haruka grinste vielsagend und Michiru trat jetzt ebenfalls wieder dicht zu ihnen. "Lass uns trinken", wisperte Haruka lockend, "Beide." "Vor den Augen meines Vaters?" war das Mädchen entsetzt, "Und dann auch noch beide? Kann ich das überhaupt überleben?" "Das wirst du", hauchte Michiru, "Meine Haruka lässt dich nicht sterben. Ihr Blut fliesst durch deine Adern." Verzweifelt sah Amberly zwischen den beiden hin und her. Sie hatte keine Wahl mehr. Würde sie sich weigern, würde nicht sie, sondern ihr Vater dies zu spüren bekommen. Ihr ganzes Dorf war ihretwegen gestorben - ihr Vater durfte nicht auch noch ihretwegen leiden müssen. "Also gut", sagte sie leise, "Ihr sollt mein Blut haben." Sie hob die Arme und hielt sie den Vampirinnen hin. Michiru griff direkt nach dem rechten Arm und biss in ihren Puls. Amberly seufzte schmerzlich und biss die Zähne zusammen. "Gutes Kind", schnurrte Haruka, während sie nach Amberlys linken Arm griff, "Damit beginnt der Spaß..." Ihre Zähne bohrten sich in den linken Puls und Amberly glaubte, sterben zu müssen. Der Biss in den Puls schmerzte um so viel mehr, als an jeder anderen Stelle und danach traf sie die volle Wucht des Blutrausches beider Vampirinnen. Völlig willenlos stand sie da, schloss ergeben die Augen und verfiel dem, was Haruka und Michiru mit ihren Bissen ausgelöst hatten. Vor den Augen ihres Vaters und der anderen Wölfe. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)