Vampire Kiss von Laito-Sakamaki ================================================================================ Kapitel 38: Für und Wider ------------------------- 38. Für und Wider Yuri hatte Reijka in eines der Gästezimmer gebracht und dort ans Bett gefesselt. So konnte sie sich nicht selbstständig machen und Haruka konnte ohne Probleme auf sie zugreifen. Geknebelt hatte sie sie nicht, denn schreien war sowieso zwecklos. Keiner würde sie hier hören. Nachdem sie mit ihrer Aufgabe fertig war, ging Yuri wieder runter ins Wohnzimmer. Sie machte es sich gemütlich und sah in aller Ruhe einen Horrorfilm an. Angst vor Harukas Missfallen, hatte sie nicht mehr. Die Vampirin wusste, wer sie war und wonach sie dürstete und doch hatte sie von sich aus eine Art Waffenstillstand hergestellt. Sie sah keine Gefahr in Yuri und augenblicklich sogar eine engere Verbündete, als noch vor wenigen Tagen. Zwar hatte sie nach wie vor keine wirklichen Freiheiten, doch allzu kurz hielt Haruka sie auch nicht mehr. »Ganz gleich ob Michiru nun zurück kommt oder weiterhin flieht«, dachte sie zufrieden, »Ich werde bekommen, was ich will.« Der Werwolf Film, welcher gerade lief, erinnerte sie an Kyosuke und sie fragte sich, wie es ihm wirklich ging. Er ließ sich zwar nichts anmerken, aber Yuri war sich sicher, ihm war das alles nicht so egal, wie er tat. Genau wie sie, hatte er den größten Teil seines Lebens ein einziges Ziel verfolgt und mit einem Schlag war nicht nur dieses Ziel unerreichbar geworden, sondern auch alles wertlos, was er bis dahin geschaffen hatte. Sie konnte nicht glauben, dass er sich so einfach und ohne jede Emotion seinem Schicksal ergab. In diesem Moment spürte Yuri etwas und sofort darauf stand Haruka im Zimmer. Yuri sprang auf und sah sie ertappt an. „Ich habe Reijka oben ans Bett gefesselt“, brachte sie schnell hervor, beruhigte sich dann aber und blinzelte irritiert, „Sie ist wirklich nicht mit dir gekommen? Hast du ihr nicht gesagt, dass du die Schnepfe töten wirst?“ „Sie weiß noch nicht genug“, lag ein zufriedenes Grinsen auf Harukas Lippen, „Ein wenig wäre ich sogar enttäuscht von ihr gewesen, wenn sie es mir so einfach machen würde.“ „Aber sie wird alles erfahren bei den Mönchen“, war Yuri fassungslos, „Vielleicht sogar, wie leicht es für sie wäre dich und uns alle auslöschen jetzt, wo ihre Kraft einmal erwacht ist!“ „Genau darauf hoffe ich“, wurde Harukas Grinsen böse, „Wenn sie das begreift, wird sie versuchen wollen, diese Kraft für das Gute einzusetzen. Aber dazu muss sie zuerst ein Vampir werden…“ Yuri wusste nichts zu sagen. Sie wusste fast alles über Haruka. Auch über ihre Art und Handlungsweise, wie sie Dinge regelte oder aus der Welt schaffte, doch das was ihr jetzt offenbart wurde, hatte sie von der Vampirin nicht erwartet. Unnötige Spielchen zu spielen gehörte eigentlich nicht zu ihrer Art. Umso neugieriger war Yuri, was das nun sollte. „Du weißt, erkennt sie das Geheimnis und kommt freiwillig zu dir, dann wirst du die erste sein, die sie tötet, sofern sie erwacht“, brachte sie verwirrt hervor, „Ist es etwa das was du willst? Sterben? Das kannst du einfacher haben. Kyosuke wird das sicher gern für dich tun!“ „Sie wird mich nicht töten“, grinste Haruka, „Und dein Wolf hat überhaupt nicht mehr die Kraft dazu.“ Sie machte ein paar langsame Schritte, um durch die kurze Stille, ihre Worte schwerer wiegen zu lassen. „Du weißt genauso gut wie ich, dass es keine Garantie gibt, ob man sich nun freiwillig opfert oder nicht“, sagte sie ruhig, „Ayame versprach mir meine Menschlichkeit. Sie sagte, würde ich es freiwillig tun, würde mein Wesen sich nicht verändern und ich könnte bleiben, was ich bin. Doch ich wurde genauso kalt wie sie. Ich veränderte mich und der Rausch des Blutes ließ mich meine lebenslangen Ziele schnell aus den Augen verlieren.“ „Und wenn Michiru eine der wenigen ist?“ wollte Yuri wissen, „Wenn etwas Gutes in ihr erhalten bleibt, dann wird sie ihre Ziele nicht aus den Augen verlieren und zur größten Jägerin aller Zeiten werden.“ „So weit wird es nicht kommen“, entgegnete Haruka, „Das werde ich zu verhindern wissen. Und jetzt komm, wir wollen sehen, ob unser Gast wieder aufgewacht ist.“ Sie leckte sich kurz über einen ihrer Eckzähne und Yuri grinste kalt. Sie hatte Reijka von Anfang an nicht gemocht und folgte der Vampirin nur zu gern nach oben. Vielleicht war das sogar eine weitere Chance, Haruka noch mehr von sich und ihren Vorzügen zu überzeugen. „In welchem Zimmer ist sie?“ fragte die Blondine am oberen Ende der Treppe. „Das hintere natürlich“, bekam sie zur Antwort, „Ein wenig Horrorfilm Klischee musste einfach sein.“ „In allen anderen findet und hört sie genauso niemand“, murmelte Haruka, „Aber nun gut. Keiner soll behaupten, ich hätte keinen Sinn für Humor.“ Sie ging zum letzten Zimmer des Ganges links der Treppe und öffnete die Tür. Als sie das Zimmer betrat, zuckte Reijka mit einem Aufschrei zusammen und starrte sie dann entsetzt an. „Was ist hier passiert?“ fragte sie verängstigt, „Bitte helfen sie mir. Binden sie mich los!“ „Wenn man in einen Krieg zieht, muss man damit rechnen, in Gefangenschaft zu geraten“, schnurrte Haruka und trat langsam ans Bett, „Oder sogar zu sterben…“ Sie blieb neben dem Bett stehen und lächelte Reijka an. Die verstand die Welt nicht mehr und sah hilfesuchend zu Yuri, die an der Tür stehen geblieben war. „Was soll der Mist?“, schrie sie, „Du sagtest wir gehen zu Haruka und retten dann gemeinsam Michiru!“ „Aber sie hat dich doch zu mir gebracht“, zog die Vampirin wieder ihre Aufmerksamkeit auf sich, „Nur Michiru retten, das kannst du leider nicht…“ „Du…bist Haruka?“ presste Reijka fassungslos hervor, „Aber…du bist eine Frau!“ „Ganz Recht“, flüsterte die Blondine und lehnte sich zu ihr hinunter, „Eine Frau und auch der Vampir, vor dem du sie retten willst!“ Sie zog ihre Oberlippe zurück und entblößte ihr Raubtiergebiss. Reijka schrie entsetzt auf und warf schluchzend den Kopf auf die Seite. „Wie überaus freundlich von dir…“, säuselte Haruka und leckte genüsslich über die frische Wunde von vorhin, „…das du mir dein Blut freiwillig anbietest!“ Blitzschnell biss sie zu und Reijka schrie schmerzvoll auf. Sie weinte und zerrte winselnd an ihren Fesseln, doch sie war der Vampirin hilflos ausgeliefert. Yuri hatte ganze Arbeit geleistet und aus den Fesseln gab es kein Entkommen. Zufrieden sah Harukas Handlangerin dabei zu, wie diese Reijkas Blut trank und hätte nur zu gern selbst etwas davon gehabt. Ihre eigene Nahrungssuche war Recht kurz gekommen in letzter Zeit und sie verspürte deutlichen Hunger. Als Haruka von ihrem Opfer abließ und sich zu ihr herum drehte, wurde ihr Drang nach Blut noch viel größer. Völlig benebelt und fast wie in Zeitlupe sah sie die dicken Tropfen von Harukas Kinn fallen, ihr verschmiertes Gesicht und die roten Lippen, die zufrieden lächelten. Alles andere verschwand und ohne es zu wollen, trat Yuri vor Haruka und hob langsam die Hand. Die Vampirin sah ihr in die Augen und ihr Lächeln wurde verschlagen. Sie leckte sich etwas Blut von den Lippen und dann wieder über ihre scharfen Eckzähne. „Du willst es auch, nicht wahr…?“ wisperte sie, „Lass mich töten was von Ayame in dir ist und du sollst es haben…“ Yuri hatte Harukas Lippen berühren wollen und das Blut darauf, doch nun verharrte sie. Zum ersten Mal hatte sie das Gefühl, dass ihr Gegenüber keinerlei Abneigung gegen sie hegte. Das Gefühl des ersten Bisses war wieder gegenwärtig und Yuri spürte nur zu deutlich die Macht Harukas, die einzig dazu diente, ein Opfer zu umgarnen und willig zu machen. Ihr Atem beschleunigte sich und sie sehnte sich genauso nach einem Kuss mit diesen blutigen Lippen wie danach, ihr Blut herzugeben, um Harukas Saat in sich aufzunehmen. „Ich wollte immer nur dir gehören“, hauchte sie mit zitternder Stimme, „Ayame war nur Mittel zum Zweck. Dein Geschöpf wollte ich sein Haruka…“ „Ich weiß…“, schnurrte die Vampirin, „Niemand opfert sich für einen wildfremden Menschen einem Vampir, so, wie du es getan hast. Und doch imponiert mir deine Gier nach Macht und deine Zielstrebigkeit.“ „Bitte…“, flehte Yuri. Ihr Widerstand war gebrochen. Harukas Macht wirkte nun auch auf sie uneingeschränkt und hatte sie Vorsicht und Pläne vergessen lassen. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und berührte sacht Harukas Lippen mit den ihren. Sofort bei der ersten Berührung schloss sie die Augen und verführte ihr Gegenüber zu einem sanften Kuss. Die jedoch ließ sich nur bedingt darauf ein. Zwar ließ sie zu, dass Yuris Zunge sich kurz in ihren Mund schob, doch sofort nach der ersten Berührung ihrer Zungenspitzen suchten deren Lippen sich zielstrebig und schnell den Weg zu Yuris Hals. Die schrie nicht, als die Vampirin zubiss, seufzte nur einmal leise und hielt sich an ihr fest. Sie genoss das berauschende Gefühl von Harukas Macht und den stärker werdenden Keim des Vampirs in sich. Michiru saß Bruder Takumi gegenüber und sah ihn ernst an. „Sie war also wirklich innerhalb der Klostermauern?“ fragte der halb ungläubig, halb besorgt. Michiru nickte. Nachdem sie letzte Nacht in ihr Zimmer zurück geschlichen war, hatte sie kein Auge zugetan und am Morgen sofort den Mönch aufgesucht. „Sie stand direkt vor mir und es hat ihr absolut nichts ausgemacht“, sagte sie, „Und jetzt erzählen sie mir, woher sie Haruka kennen!“ Es war keine Bitte, doch Bruder Takumi fügte sich. „Also gut“, begann er leise, „Ich bin dieser Vampirin bereits begegnet. Ich war noch ein Junge, gerade mal 4 oder 5 Jahre alt. Eines Nachts habe ich nicht schlafen können, weil ich wieder mal einen Albtraum hatte und bin ins Schlafzimmer meiner Mutter gelaufen. Mein Vater war einige Monate zuvor verstorben und sie dadurch immer allein, aber in jener Nacht damals, da war sie es nicht. Was sich meinen Augen dort bot, war das blanke Entsetzen für mich. Meine Mutter lag blutüberströmt in ihrem Bett, zwischen besudelten Laken und über ihr war diese Bestie, die mich mit glühenden Augen ansah, während das Blut meiner Mutter aus ihrem Mund lief!“ „Haruka hat…ihre Mutter getötet?“ war Michiru schockiert. „Nein“, presste Takumi verbittert hervor, „Sie trieben Unzucht im Blut meiner Mutter und Haruka machte sie zu einem Blutsauger. Nachdem sie bereits meinen Vater getötet hatte und seinen Vater und dessen Vater…“ Michirus Augen wurden größer. Sie schluckte heftig und neue Fragen warfen sich auf. „Mein Urahn war einer der Gründer dieses Klosters“, erklärte der Mönch, „Seither gab es in jeder Generation mindestens einen Jungen, welcher seine Lehre ebenfalls hier begann, um die Vampire zu jagen. Und es gab auch in jeder Generation mindestens einen, der von einem Vampir getötet wurde. Ich bin die letzte Generation. Haruka hat meine komplette Familie ausgelöscht, nur mich nicht und mit mir wird meine Familie aussterben. Sie hat meinen Vater umgebracht, meine Mutter vor meinen Augen geschändet und mich am Leben gelassen, damit ich erwachsen werden und gegen sie kämpfen konnte.“ „Aber was hat sie davon?“ verstand Michiru nicht, „Wieso wollte sie einen neuen Jäger, statt ihn zu töten, bevor er zu einer Gefahr werden kann? Das ist doch paradox!“ „Sie ist ein Vampir“, sagte Bruder Takumi verächtlich, „Menschliche Maßstäbe sind hier unangebracht. Außerdem fürchtet sie weder Jäger noch andere Gegner. Ich war ein Kind – von diesem Kloster wusste ich bis damals überhaupt nichts. Sie ließ mich am Leben, weil sie meinen Tod als zu einfach empfand. Das ich einmal hier landen würde, war da noch ungewiss.“ Michiru nickte nur und kaute auf ihrer Unterlippe. Scheinbar wusste sie nichts darauf zu erwidern oder dachte nach, über die gehörte Geschichte. „Sie hat gedroht alle zu töten, wenn ich nicht zu ihr komme“, sagte sie dann jedoch leise. Sie hatte die Hände in den Schoß gelegt und den Kopf etwas gesenkt und wirkte beinahe wie ein Kind, dass etwas furchtbar schlimmes zu gestehen hatte. „Sie hält eine Freundin von mir gefangen und wird sie töten, geh ich nicht zurück zu ihr“, klang ihre Stimme leise und verzweifelt, „So wie sie Alles und Jeden töten wird, der irgendwie mit mir zu tun hat, solange ich lebe…“ Nun hob sie den Kopf und sah ihr Gegenüber an. „Es ist meine Schuld! Ich habe mich in sie verliebt und so schlimme Dinge getan für sie. So viele mussten meinetwegen sterben und es wird nicht aufhören. Also werde ich zu ihr gehen.“ Der letzte Satz klang entschlossen und selbstbewusst. Trotzdem ließ Bruder Takumi sie nicht aufstehen, als sie sich erheben und gehen wollte. „Das werden sie nicht!“ hielt er sie am Arm fest, „Wir sind nicht wehrlos. Selbst wenn sie das Kloster betreten kann – sie wird sich nicht uneingeschränkt bewegen können. Hier drinnen sind wir die besseren Kämpfer. Und was ihre Freundin betrifft – sie will sie als Druckmittel benutzen, wird sie also wohl kaum so schnell töten. Sie wissen, wo sie ist. Alles was sie tun müssen ist, uns zu sagen, wie wir sie finden können…“ Michiru sah ihn leicht erschrocken an. In diesem Moment wurde ihr klar, dass Haruka sterben würde, wenn sie Bruder Takumi alles erzählte. Sie war geflüchtet vor der Vampirin und wollte nicht zu ihr zurück und werden wie sie, aber sie wollte auch nicht, dass sie sterben musste. Trotzdem musste sie sich jetzt entscheiden. Wollte sie zu Haruka gehen, das sinnlose Töten damit beenden, mit ihr zusammen sein, aber dafür zum Vampir werden und riskieren, dadurch noch viel mehr Menschen zu töten? Oder wollte sie die Hilfe dieser Mönche, um Haruka für immer zu entkommen? Der Mönch schien ihren Zwiespalt zu verstehen. Ihren Arm hatte er losgelassen, stattdessen griff er nun ihre Hand und sah ihr genau in die Augen. „Bitte Miss Michiru“, sagte er sanft aber eindringlich, „Sie ist kein Mensch, auch wenn sie so aussieht und sich wie einer benimmt. Sie ist ein Jahrhunderte alter Dämon, der unzählige Menschen getötet hat in all dieser Zeit. Sie ist eiskalt und grausam, kennt kein Mitgefühl und kein Gewissen. Was auch immer sie in ihr gesehen haben – es ist nicht da! Alles was sie will ist ihr Blut und jemanden, der ihr ein kleines Bisschen ihrer Ewigkeit vertreibt!“ Michiru hielt seinem Blick stand. Sie wusste, dass er Recht hatte, doch der Gedanke, Haruka in den Tod zu schicken quälte sie so sehr, dass sie nicht wusste, ob sie damit würde leben können. War es nicht einfacher selbst zu sterben, statt Harukas Leben zu beenden? „Ich sehe ihnen an, was sie denken“, schüttelte der Mönch den Kopf, „Aber sie wissen, dass ist keine Lösung. Außerdem wird sie das niemals zulassen und das wissen sie auch!“ „Ja“, hauchte Michiru, „Sie würde mich mit Gewalt holen, bevor sie das zulässt…“ Es gab keinen Ausweg. „Bitte“, flehte Bruder Takumi nochmals, „Tief in sich wissen sie, dass es nur diesen einen Weg geben kann. Wenn wir sie nicht aufhalten, wird es wahrscheinlich nie jemand tun und sie kann für alle Ewigkeit weiter ihr Unwesen treiben.“ „Ich kann nicht“, presste Michiru erstickt hervor, „Bitte zwingen sie mich nicht dazu.“ „Wir können ihre Freundin noch retten!“, versuchte der Geistliche eine andere Taktik, „Sie können ihr Leben noch retten. Selbst wenn sie zum Vampir geworden ist, besteht Hoffnung solange sie noch nicht selbst getötet und einen Vampir erschaffen hat!“ Michiru war so überrascht, dass sie sogar vergaß zu weinen. „Heißt das, selbst wenn man ein Vampir geworden ist, kann man wieder vollständig geheilt werden?“ Eine Art Hoffnung keimte in ihr auf. „Aber wie?“ „Es ist möglich“, nickte Bruder Takumi, „Wenn ein Vampir getötet wird, werden alle, die dieser Vampir infiziert hat und die selbst noch kein Blut getrunken und neue Vampire geschaffen haben, wieder sterblich.“ „Schafft sie darum so selten neue Vampire?“ dachte Michiru laut, „Will sie verhindern, dass alle mit ihr sterben würden?“ „Sie schafft keine neuen Vampire, weil sie herrschsüchtig ist“, widersprach der Mönch, „Hält sie es für nützlich, tut sie es auch.“ „Verstehe“, murmelte Michiru, „Alles was sie tut geschieht aus Berechnung – völlig egal was.“ Der Geistliche nickte kurz. „Genauso ist es“, bestätigte er, „Also helfen sie uns, dieses Ungeheuer für immer aufzuhalten. Sagen sie uns, wo wir sie finden können. Dann finden sie und sicher auch einige andere, endlich für immer Frieden.“ Michiru schluckte heftig. Alles in ihr sträubte sich. Sie wollte Haruka nicht verraten und noch viel weniger, dass diese stirbt. Trotzdem nickte sie kaum merklich. „Als gut“, versagte ihre Stimme beinahe, „Ich werde es ihnen sagen. Aber erst, nachdem ich nochmal mit ihr geredet habe.“ „Glauben sie, sie könnten einen Vampir mit Worten bekehren?“ sah er sie fast mitleidig an, „Wenn sie jetzt zu ihr gehen, wird es das Letzte sein, was sie als menschliches Wesen tun. Es ist zu weit fortgeschritten und sie hatten zu wenig Zeit, sich zu regenerieren, um einen weiteren Biss zu überstehen. Sie könnten sich ihr ja nicht einmal entziehen, wenn sie es wollten!“ „Genau deswegen kann ich sie nicht einfach ausliefern“, bekundete Michiru, „Es wäre ihr ein leichtes mich zu sich zu befehlen, doch sie tut es nicht. Warum? Weil sie mich nicht zwingen will und das bedeutet…“ „Das bedeutet lediglich, dass sie sich ihrer sicher ist“, unterbrach Bruder Takumi sie, „Sie sieht keinerlei Bedrohung für ihr Vorhaben – was auch immer es sei. Sie weiß, sie können ihr nicht entkommen. Am Ende gehören sie ihr so oder so. Sie spielt mit ihnen und versucht sie dazu zu bringen, genau das zu tun, was sie will.“ „Das kann ich einfach nicht glauben“, sprang Michiru auf und riss fast den Stuhl mit um, „Sie hätte mich schon tausend Mal töten können und ebenso oft in einen Vampir verwandeln. Warum sollte sie riskieren, nicht zu bekommen, was sie will, wenn sie so viele Gelegenheiten hatte, es sich ohne Gewalt zu holen?“ „Je länger sie versuchen, diese Vampirin zu ergründen, desto grösser die Wahrscheinlichkeit ihres Sieges“, wollte Bruder Takumi Michiru endgültig überzeugen, „Die Zeit ist ihr Verbündeter und unser größter Feind, denn wir haben keine Ewigkeit, wie dieses gottlose Wesen sie hat!“ Auch er erhob sich nun. „Es liegt bei ihnen Miss Michiru“, verabschiedete er sich höflich, „Niemand wird sie zwingen und sie werden hier auch weiterhin sicher sein und unter unserem Schutz stehen. Wir fürchten den Vampir nicht und bekämpfen sie bis zum letzten Mann, wenn es sein muss. Denken sie darüber nach und entscheiden selbst, was sie für das Richtige halten.“ Er ließ Michiru allein und die sah sich verzweifelt im leeren Speisesaal um. »Haruka bitte«, dachte sie, »Komm noch einmal zu mir. Ich will nicht, dass es so endet!« Es war noch mitten am Tag und sie wusste, dass Haruka sie jetzt auf keinen Fall wahrnahm und trotzdem hoffte sie es. Ein letztes Mal wollte sie es versuchen. Sie wollte eine Lösung finden mit der alle zufrieden waren. Zwar wusste sie, das war unmöglich, doch sie ignorierte es standhaft. Haruka durfte einfach nicht getötet werden. Nicht mit ihr zusammen sein können, konnte Michiru verkraften, nicht aber, sie dem Tod auszuliefern. Niedergeschlagen schlich sie in den Garten hinaus. Unter dem einzigen, größeren Baum in einer Blumenbepflanzten Ecke, stand eine Bank, auf welcher sie Platz nahm. Ein letztes Mal noch wollte sie die Sonnenstrahlen genießen, denn tief in sich wusste sie, wie auch immer sie sich entscheiden würde – für eine von ihnen beiden, würde es den Tod bedeuten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)