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Vampire Kiss

von

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Beseitigung von Störfaktoren

30. Beseitigung von Störfaktoren
 

Kyosuke schlich durch die verbleibende Nacht. Viel Zeit blieb ihm nicht mehr, dann würde die Dämmerung einsetzen. Nicht, dass Tageslicht ihm etwas ausgemacht hätte, aber er musste in seiner Wolfsgestalt nach Hause zurückkehren. Als Mensch hätte er niemals das tote Wildschwein so schnell zu seiner Schwester bekommen. Außerdem zogen Vampire warmes Blut vor.

Ungesehen brachte der Wolf das tote Tier in seine Wohnung und ans Bett zu seiner Schwester. Sie war bereits wieder bei Bewusstsein und als sie das Schwein sah, verzog sie sofort das Gesicht.

„Ein Tier?“ murrte sie,

„Und dann auch noch ein Totes?“

„Einen Menschen wird es nicht geben“, entgegnete Kyosuke, der bereits wieder seine menschliche Form angenommen hatte,

„Damit wirst du klar kommen müssen!“

Kyoko war offensichtlich nicht begeistert, doch sie fügte sich.

Ihr Bruder verließ das Zimmer, denn er wollte nicht sehen, zu was seine kleine Schwester geworden war. Er selbst tötete keine Menschen. Nur Vampire oder andere Werwölfe. Menschen nur dann, wenn sie diesen aus freien Stücken dienten. Seine kleine Schwester hatte das getan.

Nachdem Haruka einen Vampir aus ihr gemacht hatte, war nichts mehr von Kyokos sonst so zartem Wesen geblieben. Sie sah zwar noch aus wie seine Schwester, redete und bewegte sich so, aber ihr Herz war gefroren und zu keinem positiven Gefühl mehr fähig. Die 12jährige Nachbarstochter war ihr erstes Opfer geworden. Kyoko hatte sie getötet, ohne danach auch nur die geringste Reue zu zeigen. Und genau darum hatte Kyosuke sie getötet. Er wusste, sie würde niemals aufhören zu töten und auch vor Kindern schreckte sie nicht zurück.

»Das war alles die Schuld dieser verdammten Blutsaugerin«, ballte er eine Faust,

»Und jetzt hat sie Kyoko zurückgeholt, damit alles wieder von vorn beginnt. Aber ihr Plan wird nicht aufgehen. Ich werde meine Schwester kein weiteres Mal verlieren!«

Er schwang herum, weil genau in diesem Moment die Schlafzimmertür sich öffnete.

Kyoko kam auf ihn zu und wirkte wesentlich kräftiger, als vorhin noch. Sie war blutverschmiert und lächelte gefährlich. Etwa zwei Meter vor ihm blieb sie stehen.

„Danke Kyo-chan“, schnurrte sie wie eine Raubkatze,

„Das wird bis morgen Nacht reichen. Dann kann ich wieder selbst jagen gehen.“

„Nicht, wenn ich dir helfen soll“, erwiederte er bestimmt,

„Wenn du wirklich wieder ein Mensch sein willst, dann darfst du keine Menschen mehr töten!“

Einen kurzen Augenblick schwieg Kyoko, doch dann setzte sie wieder dieses Lächeln auf und nickte kaum merklich.

„Ganz wie du es willst, Bruderherz“, kam sie langsam bis dicht zu ihm,

„Ich bin nicht hergekommen, um einen Krieg mit dir zu beginnen.“

Sie sah ihm tief in die Augen, was ihm einen seltsamen Schauer über den Rücken jagte.

Er fragte sich warum und im selben Moment in dem er es erkannte, spürte er den reißenden Schmerz durch seinen Körper schießen. Fassungslosigkeit stieg in seine Augen und er hatte Schwierigkeiten, sich auf den Beinen zu halten. Langsam zog Kyoko ihre Hand zurück, die über und über blutig war. Ohne die kleinste Regung hatte sie die fast verheilte Wunde an seiner Seite wieder aufgerissen.

„Ich wusste sie hat dich geschickt“, röchelte er, als er auf die Knie ging,

„Ist sie zu feige mich selbst umzubringen oder fehlt ihr am Ende die Macht dazu?“

„Du irrst dich Kyo-chan“, grinste Kyoko und lehnte sich zu ihm hinunter,

„Haruka will gar nicht, dass ich dich töte.“

Ihr Gesicht erfror zu einer eisigen Maske und ihre Stimme verhieß nichts Gutes.

„Es wäre zu langweilig, dich nur zu töten“, hauchte sie,

„Du sollst die Gelegenheit haben, Harukas Sieg über die großen Alten mitzuerleben und nichts dagegen tun zu können, weil du langsam und qualvoll stirbst in dieser Zeit…“

Bevor ihr Bruder fragen konnte, schlug sie ihre Zähne in seinen Hals.

Er versuchte, sich zu wehren, doch die erneute Verletzung hatte ihn zu sehr geschwächt. Nur einige Sekunden trank sie von seinem Blut, vielleicht eine Minute, doch es kam ihm vor wie eine Ewigkeit. Als sie sich von ihm löste, fiel er nach hinten und fasste sich an den Hals.

„Was hast du getan?“ presste er hervor,

„Du weißt, das kann dein Tod sein!“

„Das kann es“, grinste sie nun wieder,

„Für mich kann es den Tod bedeuten – für dich wird es das ganz sicher! Einzig und allein darum hat Haruka mich zurückgeholt, lieber Bruder.“

Sie drehte sich weg und ging langsam zur Tür.

„Such nicht nach mir. Du wirst mich nicht finden“, sagte sie noch, ohne sich umzudrehen.

Dann verließ sie seine Wohnung und ließ ihn, in seinem eigenen Blut, auf dem Boden zurück. Sein Blick wanderte zum Fenster und er sah, dass es bereits dämmerte. Nicht mehr lange und die Sonne würde aufgehen.

„Ich hoffe der erste Sonnenstrahl trifft dich Kyoko“, knurrte er schmerzlich.

Er wusste, was ihm nun bevorstand. Der Fluch der Wölfe würde nun gleichermaßen an ihm zerren, wie der Fluch der Vampire. Beide Kreaturen würden darum kämpfen, endlich die Oberhand zu gewinnen und ihn immer schwächer werden lassen. Die eine Kraft würde die andere immer versuchen zu unterdrücken, sodass er weder die eine, noch die andere würde kontrollieren oder nutzen können. Dieser Biss war wie ein starkes Gift, das langsam wirkte und einen schmerzvollen Tod bedeutete.
 

Yuri wartete.

Nachdem sie Michiru sicher zu ihrer Bekannten gebracht hatte, war sie zurückgekehrt, um dem Unausweichlichem entgegen zu treten. Haruka würde sie sowieso finden, also konnte sie auch gleich hier auf sie warten.

Die Sonne war noch nicht ganz untergegangen, da erschien die blonde Vampirin auch schon. Als sie Yuri in einem der Sessel sitzen sah, grinste sie zufrieden.

„Ich sehe du hast wenigstens die Größe, dich mir zu stellen“, sagte sie,

„Dein Leben wird das allerdings nicht retten.“

„Mir ist bewusst, dass ich deine Strafe verdient habe“, erhob Yuri sich,

„Und ich werde mich meinem Schicksal fügen…“

Sie ging auf die Knie und verneigte sich vor Haruka.

„Gewähre mir nur eine Chance, meine Fehler wieder gut zu machen“, fuhr sie dann fort,

„Danach kannst du mein Leben beenden.“

„Es gibt nichts, wofür ich dich noch brauchen könnte“, lachte die Vampirin,

„Du warst von Anfang an nutzlos für mich!“

Sie trat direkt vor Yuri und sah zufrieden auf sie herab.

„Was immer auch dein Plan war, er ist gescheitert“, wisperte sie,

„Und dein Leben endet hier…“

„Ich weiß, wo Michiru ist“, kam es wie aus der Pistole geschossen, danach hob sie langsam den Kopf und blickte Haruka an,

„Ich kann dir helfen, sie zurück zu bekommen!“

Die Vampirin sah sie mitleidig an und ihre Stimme klang überheblich und kühl.

„Auch ohne deine Hilfe finde ich sie in kürzester Zeit, dass weißt du“, waren ihre Worte,

„Und meiner Macht kann sie sich auch nicht entziehen. Egal, welche Kraft sie auch immer in sich trägt.“

„Doch du weißt was geschieht, wenn sie es nicht freiwillig tut“, senkte Yuri wieder unterwürfig den Kopf,

„Am Ende ist sie doch auch nur eine willige Sklavin, die um die Gunst ihrer Herrin buhlt. Du kannst dir niemals mehr sicher sein, ob sie dich wirklich liebt, oder je geliebt hat. Nur wenn sie freiwillig die Deine wird erfährst du, ob ihre Gefühle echt sind. Und nur dann kann sie dir geben, was du erhoffst!“

Harukas Blick veränderte sich.

Sie schien nachzudenken und Yuri getraute sich einen kurzen Blick. Tatsächlich sah die Blondine abwesend ins Leere und Yuri spürte den Erfolg in sich. Wenn sie jetzt nicht patzte, dann erreichte sie ihr Ziel doch noch und bekam am Ende auch die Belohnung dafür.

„Selbst wenn du dafür sorgen könntest, dass Michiru freiwillig zu mir zurückkommt“, murrte Haruka interessiert,

„Warum solltest du das tun, wo du sie doch so gern für dich hättest?“

Yuri schwieg kurz.

Dann jedoch gab sie eine überraschend offene Antwort.

„Du hast Recht – ich wollte sie dir wegnehmen. Aber ihr Herz schlägt für dich und egal was ich tun würde, ich könnte es nie für mich gewinnen. Also sollst du sie haben…wenn sie dich wirklich will…“

Einen Moment lang zeigte die Vampirin keine Regung.

Dann jedoch schien ihr die Sachlage langsam zu gefallen. Ihre Haltung entspannte sich, ebenso ihr Gesichtsausdruck.

„Also gut“, wand sie sich bereits ab,

„Bring Michiru dazu, es freiwillig zu tun und ich schenke dir mehr, als nur dein Leben!“

In der Tür blieb sie stehen und sah nochmals zurück.

„Begehst du einen weiteren Verrat, erleidest du dieselbe Strafe wie dein behaarter Liebhaber!“

Der Klang ihrer Stimme verriet, dass Haruka tatsächlich mehr wusste, als angenommen und dass sie sich in einem Kampf befand, in dem sie keine Gefangenen machen würde.

Sie ging und ließ Yuri allein, doch wie ein Schatten würde sie immer über ihr schweben und zuschlagen, wenn auch nur die geringste Kleinigkeit ihr Missfallen sollte. Yuri wusste das, doch es schmälerte ihren Triumph keineswegs. Ihr Plan war erneut aufgegangen und das würde sich auch nicht mehr ändern. Alle Störfaktoren waren beseitigt, die Weichen in die richtige Richtung gelegt und schiefgehen konnte eigentlich nur, dass Michiru begriff wer und was sie war. Das jedoch wusste nur Yuri genau. Selbst die großen Alten folgten nur einer wagen Ahnung und stünden vor einem Problem, wenn sie Michiru wirklich in die Hände bekämen. Wahrscheinlich sogar würden sie ihre einmalige Chance leichtfertig verspielen, ohne es überhaupt zu bemerken. Noch ein Grund, weshalb sie Michiru nicht in ihre Fänge bekommen durften.

Yuri verließ das Zimmer, ging durch den langen Flur und die Halle, um das Haus zu verlassen. Bevor sie weitere Schritte ihres Planes verfolgte, musste sie zuerst einmal essen.
 

Haruka hatte das Haus nicht verlassen.

Vor Yuri hatte sie das verborgen und soweit möglich, vor allen anderen auch. Sie wusste genau, wo Michiru war, denn sie fühlte die Verbindung zu ihr so deutlich, wie sie selbst zu ihrer eigenen Schöpferin nie gewesen war. Warum das so war, wusste sie nach wie vor nicht, doch vorerst war es auch nicht von Bedeutung. Bedeutung hatte nur, dass es diese starke Verbindung gab und dass deren Kontrolle allein Haruka unterlag. Die Energien von Beiden hatten diese Verbindung möglich gemacht, doch nur Haruka wusste darum und konnte es gezielt nutzen.

Sie ging an die Bar und holte eine Flasche Wein heraus. Mit einer Handbewegung war er entkorkt und sie nahm einen tiefen Schluck direkt aus der Flasche.

„Zum Teufel mit Atmen und Anstand“, murmelte sie,

„Gläser sind sowieso in einem Zug leer.“

Sie setzte sich mit der Flasche in der Hand auf die Couch und wartete.

Es gab keinen Grund mehr, irgendwen aufzuspüren. Einiges hatte sich bereits erledigt und einiges würde sich ganz von selbst erledigen und zu ihr kommen. So, wie Ayame es tat.

Haruka hatte bereits die halbe Flasche geleert, als diese plötzlich im Zimmer stand. Wie aus dem Nichts erschien sie und drehte der Blondine den Rücken zu.

„Ich habe dich erwartet“, ließen Harukas Worte sie herumfahren.

Betont lässig saß sie noch immer auf der Couch und ließ doch keinen Zweifel daran, dass sie in der nächsten Sekunde den Tod bringen konnte.

Ayame hingegen schien mehr als überrascht, was Haruka ein amüsiertes Lachen entlockte.

„Du hast wohl nicht erwartet mich hier zu sehen“, schnurrte sie und stellte die Flasche auf den Tisch,

„Oder mich überhaupt noch einmal zu sehen…“

„Was bringt dich zu einer solchen Annahme?“, hatte Ayame sich etwas gefasst,

„Natürlich ist mir klar, dass ich dich jederzeit auch antreffen könnte, wenn ich dein Haus betrete.“

„Nur warst du dir sicher, sie hätte mich getötet“, unterbreitete Haruka ihr kühl,

„Sie hat dich schon einmal betrogen und wieder hast du auf sie vertraut. Dabei sollte auch dir längst aufgefallen sein, dass dieses kleine Biest aus irgendwelchen Gründen stark genug ist, unserem Einfluss bis zu einem gewissen Grad zu trotzen.“

„Von wem sprichst du?“ fragte Ayame ahnungslos und in der nächsten Sekunde hatte Haruka sie an der Kehle.

„Hör auf mich für dumm zu verkaufen!“ zischte sie ihr gefährlich entgegen,

„Yuri verfolgt ihre eigenen Ziele und hat dich ein weiteres Mal verraten! Sie hat uns gegeneinander ausgespielt, nur warst du zu blind es zu erkennen!“

Sie schleuderte sie durch den Raum und Ayame knallte vor die Wand.

„Glaubst du, das wird auch nur der geringste Vorteil für dich sein?“, stand die fauchend sofort wieder auf den Beinen,

„Dann töte ich dich eben selbst!“

Und erneut hatte Haruka sie an der Kehle und drückte sie mit unglaublicher Kraft gegen die Wand.

In ihren Augen glühte es gefährlich und ihr Raubtiergebiss kam Ayames Gesicht bedrohlich nahe. Das Entsetzen darüber, dass Harukas Bewegungen selbst für ihre Augen zu schnell waren, war ihr deutlich anzumerken. Ebenso der Schock darüber, dass Haruka deutlich an Macht gewonnen hatte.

„Und wie willst du das anstellen, wenn ich dich vorher töte?“ raunte diese gefährlich und schleuderte Ayame erneut durch den ganzen Raum.

Auch dieses Mal half es ihr nicht, dass sie sofort wieder auf den Beinen war.

Wie aus dem Nichts stand Haruka vor ihr, holte aus und traf sie mit voller Wucht. Und obwohl Ayame ein weiteres Mal sofort wieder auf die Füße kam, war sie nun doch deutlich angeschlagen.

Die blonde Vampirin hatte ihr tiefe Kratzwunden von der linken Schulter quer bis zu rechten Brust zugefügt, die stark bluteten. Ihr Atem ging schnell und sie zitterte leicht. Noch bevor sie sich etwas gefestigt hatte, stand Haruka erneut vor ihr und grinste sie kalt an.

„Erstaunlich wozu ihr Blut fähig ist, nicht wahr?“ flüsterte sie,

„Selbst die großen Alten können mir nicht mehr das Wasser reichen…“

Sie holte erneut aus, verpasste Ayame dieses Mal jedoch nur eine heftige Ohrfeige.

Trotzdem reichte es aus, dass diese wieder durchs Zimmer geschleudert wurde und nach dem Aufprall nicht wieder auf die Füße kam. Nach Atem ringend und blutspuckend kauerte sie am Boden und funkelte Haruka böse an.

„Du darfst mich nicht töten“, presste sie hervor,

„Du kennst das Gesetz und weißt, dass du nicht die Macht dazu hast, ohne mich deiner Strafe zu entgehen.“

Wieder war Haruka sofort bei ihr und packte ihre Kehle.

Sie hob sie hoch in die Luft und sah sie triumphierend an.

„Ich weiß, auf das Töten eines Ältesten steht die Todesstrafe“, flüsterte sie,

„Aber du weißt, das hat mich auch beim letzten Mal nicht zurückgehalten.“

„Du konntest ihn nur töten, weil er der Jüngste von uns allen war“, gurgelte Ayame,

„Mich kannst du nicht töten!“

Haruka ließ sie etwas zu sich herunter um ihr genau in die Augen sehen zu können.

Ihre Gesichter waren sich so nahe, das Ayame sogar den Atem von Harukas gehauchten Worten spürte.

„Auch ein paar Jahrhunderte mehr, als die meinen, sind wertlos bei der Kraft, die Michirus Blut mir verleiht. Du wirst genauso sterben wie er und wie alle anderen Ältesten!“

Sie schleuderte Ayame durch eines der großen Fenster.

Die Scheibe zerbarst, Holz splitterte und zwischen Spänen und Scherben landete sie auf der Wiese. Wieder war Haruka sofort bei ihr und riss sie vom Boden hoch. Kaum eine Regung zeigte sie noch, doch obwohl ihr Körper zu angeschlagen war, war ihre Selbstsicherheit ungebrochen.

„Selbst wenn du es schaffst mich zu zerstören“, lächelte sie matt,

„Ich werde einen Weg zurück finden, denn ich bin nicht einfach nur ein Ältester. Ich bin der älteste Vampir dieser Welt. Der, von dem alle anderen abstammen! Der Erste unserer Art!“

Einen Augenblick lang schien das gehörte Haruka zu schockieren, dann jedoch schlich ein eisiges Grinsen auf ihr Gesicht. Als wäre ihr gerade ein weiterer Schatz von unschätzbarem Wert in die Hände gefallen.

„Der Ur-Vampir“, schnurrte sie beinahe erfreut,

„Da haben wir es 300 Jahre miteinander getrieben und erst weitere 200 Jahre danach erfahre ich, warum du mich derart an dich binden konntest.“

Sie lachte fast schon belustigt.

„Aber das rettet dich jetzt auch nicht mehr“, flüsterte sie in der nächsten Sekunde wieder eiskalt,

„Ich werde deinen Kadaver den verfluchten Wölfen überlassen, die mich deinetwegen nicht mehr aus den Augen lassen. Es wird keine Chance zur Rückkehr für dich geben!“

Sie stieß ihre Klaue in Ayames Brustkorb und sah in ihre erlöschenden Augen.

„Denn es wird nichts von dir übrig bleiben…“

Mit einem gewaltigen Ruck riss sie das Herz aus dem Brustkorb und ließ Ayames Körper fallen.

Reglos blieb dieser zu ihren Füßen liegen. Das Herz in ihrer Hand schlug nicht und doch hatte es einen Vampir Jahrtausende am Leben erhalten. Den ältesten Vampir, den es gab, den Ur-Vampir. Haruka hatte ihn getötet und es war nicht einmal schwer gewesen.

„Wozu Michirus Blut noch alles im Stande sein mag?“, murmelte sie und ließ das Herz auf den toten Körper fallen.

Immer mehr Zufriedenheit stieg in der Vampirin auf und sie war sich ihres Siegeszugs sicher.

Was sollte sie noch aufhalten, nachdem sie den Ur-Vampir getötet hatte?

„Habt ihr gehört, ihr verfluchten Werwölfe?“, schrie sie in die Dunkelheit,

„Ich habe den Ur-Vampir getötet. Den Vampir, der die Jagd auf euch eröffnet hat und für so unendlich viele Verluste unter euch die Verantwortung trägt. Kommt her und holt sie euch!“

Sie blickte nochmal auf die getötete Vampirin hinab und verschwand dann von einer Sekunde auf die andere.
 

Yuri hatte ein Opfer gefunden.

Ein Obdachloser, den niemand vermisste und auch keiner je finden würde. Mit aufgeschnittener Kehle hatte sie ihn ins Raubtiergehege des Zoos geworfen, sodass nichts von ihm übrig bleiben würde bis zum Morgen. Sie hasste es, auf so unwürdige Weise an ihr Blut zu gelangen, doch auch wenn Ayame sie gebissen und ihr die Macht gegeben hatte, gegen Haruka anzutreten – ein richtiger Vampir war sie noch immer nicht.

Sie war stärker geworden, hatte nahezu übermenschliche Kräfte, doch das war schon alles, was Ayame ihr gegeben hatte.

»Ihr Misstrauen war ja nun auch nicht unberechtigt«, grinste Yuri in sich hinein,

»Haruka wird sie in Stücke zerreißen.«

Nun musste Yuri nur noch dafür sorgen, dass Michiru ganz sicher nicht zu der Vampirin zurückkehrte.

So verliebt wie dieser dumme, kleine Mensch war, brachte sie es am Ende noch fertig, ohne Yuris Wissen ihre Entscheidung zu ändern und doch wieder in Harukas Armen zu landen. Und weil Yuri das auf keinen Fall zulassen konnte, war sie nun hier. Sie war seinem Geruch gefolgt und hatte seine Wohnung gefunden, doch irgendetwas stimmte nicht.

Das Haruka etwas getan hatte wusste sie, doch das was sie hier spürte, verwirrte sie. Beinahe konnte sie es nicht einordnen, doch es war unverkennbar Kyosukes Aura. Aber sie hatte sich verändert.

Vorsichtig schlich sie durch die Räume und fand Kyosuke auf einem Sessel in seinem Schlafzimmer sitzend. Auf dem zerwühltem Bett lag ein totes Wildschwein und sein Blick ging starr ins Leere.

„Kyosuke?“, näherte sie sich ihm vorsichtig.

Er hatte sie ganz sicher bemerkt, doch er regte sich weiterhin nicht.

Als sie ihn erreicht hatte, sah sie zuerst, wie unglaublich schlecht er aussah und danach auch den Grund dafür. Sowohl seitlich an seinem Bauch als auch an seinem Hals klafften offene Wunden. Die am Hals stammte eindeutig von einem Vampir.

„War das Haruka?“ fragte Yuri leise.

Kyosuke sah sie nicht an, doch er antwortete.

„Sie hat meine Schwester wieder zum Leben erweckt“, flüsterte er gebrochen,

„Und sie geschickt, mir das anzutun. Ich vertrage kein Tageslicht mehr und kann mich nicht mehr selbst verwandeln. Ich bin nicht Wolf, nicht Vampir. Nur noch eine Hülle die vergeht unter dem Kampf zweier innerer Dämonen.“

Das also hatte Haruka gemeint als sie sagte, Yuri würde dasselbe Schicksal erleiden wie Kyosuke.

„Ich werde nicht zulassen, dass sie ihr Ziel erreicht“, brachte sie fest hervor,

„Sie wird Michiru nicht bekommen. Nicht dieses miese, kleine Experiment der großen Alten, dass die Gabe ihrer Herkunft nicht einmal zu schätzen weiß!“

Jetzt drehte Kyosuke langsam den Kopf und blickte Yuri an.

„Du weißt doch etwas“, stellte er beinahe zufrieden fest,

„Was hat es auf sich mit dem kleinen Lieblingsspielzeug der Blutsaugerin?“

„Du sollst es erfahren“, grinste Yuri hinterhältig,

„Und ich werde alles tun, dich so lange am Leben zu erhalten, dass du den Untergang von Harukas Macht noch erleben kannst.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  SailorStarPerle
2017-06-27T21:18:16+00:00 27.06.2017 23:18
oh man das kann nicht sein was hat diese Yuri wirklich vor
und Michiru ist ein Experminet von denn Ältesten,
Haruka hat sich scheinbar viele feinde gemacht die Jahrhunderte,
bin schon gespannt was hierbei rauskommt ,
bitte schnell weiter schreiben :-)


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