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Vampire Kiss

von

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Wahrhaft Gutes und unsagbar Böses

20. Wahrhaft Gutes und Unsagbar Böses
 

Michiru saß auf der Couch im großen Wohnzimmer und wartete. Sie war ungeduldig und ein wenig quälte sie auch ihr Gewissen. Yuri war eine liebenswerte Person gewesen und sie hatte ohne zu zögern ihr Leben aufs Spiel gesetzt, um Michirus zu retten.

»Jetzt rettet sie Harukas Leben«, entschuldigte sie ihr Handeln vor sich selbst,

»Und damit ein weiteres Mal meines.«

Ihr Blick wanderte zum Flur Richtung Eingangshalle und sie fragte sich, ob es schon geschehen war oder ob Yuri noch lebte.

Ein seltsames Gefühl beschlich sie bei der Vorstellung, was in diesem Moment in der Halle vor sich ging. Eine Art Zufriedenheit bemächtigte sich ihrer, brachte ein abwesendes Lächeln auf ihre Lippen und überirdischen Glanz in ihre blauen Augen.

Beinahe fühlte sie sich, als wäre sie es, die Yuris Blut trank und mit jedem Schluck die Befriedigung der erfolgreichen Jagd in sich spürte.

Ihre Atmung beschleunigte sich und sie schloss die Augen. Im Geist sah sie Haruka, wie sie Yuris Blut trank und zeitgleich ihre Wunden sekundenschnell zu heilen begannen. Ihr Herz klopfte immer schneller und sie mußte ihre Lippen etwas öffnen, um genug Sauerstoff zu bekommen.

»Was ist nur los?«

Ihr Körper schien zu brennen, ihr war schrecklich heiss und doch jagte eine Gänsehaut nach der anderen ihren Rücken hinab. Ein seltsames Kribbeln in der Magengegend wurde immer stärker und ließ das Pochen ihres Herzens noch heftiger wirken. Ihre Hände zitterten leicht, doch nicht übersehbar.

»Was geschieht hier...?«

Sie fasste sich an die Brust und riss die Augen auf.

"Ruka...", keuchte sie leise und verdrehte kurz die Augen.

Irgendetwas geschah in der Eingangshalle.

Michiru sah 1000 Dinge vor ihrem geistigem Auge, Menschen, die sie nicht kannte und Gegenden, wo sie niemals gewesen war. Sie hatte Empfindungen, die ihr fremd waren und doch gleichzeitig so vertraut. Alles ging so schnell, daß es beinahe ineinander verschwamm und sich verzerrte, bis es einen stechenden Schmerz im Kopf hervor rief.

"Was ist das verflucht?" presste sie hervor und fasste sich an die Schlefen.

Sie kniff die Augen zu und gerade als der Schmerz alle Bilder verdrängt hatte, war auch er verschwunden.

Langsam ließ Michiru ihren Kopf wieder los. Ihre Atmung wollte sich kaum beruhigen. In ihren Augen begann es leicht gelblich-grün zu leuchten und aus ihrem Oberkiefer ragten ihre Eckzähne deutlich hervor.

"Ruka...", wisperte sie wieder den Namen der Vampirin und erhob sich langsam.

Sie konnte nicht anders - es zog sie einfach in die Halle.

Deutlich spürte sie das intensive Verlangen und die starke Magie der Vampirin.

Es lockte so unglaublich, war so unwiderstehlich, als hätte die Blondine es in deutlichen Worten ausgesprochen. Bevor sie sich selbst darüber bewusst war, hatte sie sich in Bewegung gesetzt und die Tür zum langen Flur geöffnet.

Mit jedem Schritt den sie tat, wurde Harukas Anziehung stärker und so leichtfüssig legte sie den Flur zurück, daß nicht ein Laut die Stille durchbrach.

Dann hatte sie die Eingangshalle erreicht.

Sie öffnete beide Seiten der Flügeltür mit Schwung und stand direkt kurz vor Yuris leblosen Körper. Es gab erstaunlich wenig Blut. Nur ihre Kleidung an Schulter und Halsnähe war getränkt, am Boden jedoch keine Spur. Auch war ihr Körper unversehrt, wies, ausser dem Biss, keinerlei Verletzungen auf.

Von Haruka jedoch fehlte jede Spur.

Wie konnte das sein? Gerade eben noch hatte Michiru sie deutlich gespürt, aber in der Halle war nur Yuri. Warum hatte es den Anschein, als würde diese noch leben? Und warum roch ihr Blut so intensiv?

Nur einmal in ihrem Leben hatte Michiru Blut so deutlich gerochen und das war an dem Tag in der Bar. Ein kleiner Raum in dem zwei Menschen ausgeweidet worden waren. Wo Wände, Boden und sogar die Decke blutbesudelt gewesen waren und einige große Lachen sich Zentimeter tief gesammelt hatten. Dort war der Blutgeruch so deutlich gewesen und so präsent wie er es jetzt und hier war. Doch hier gab es kaum Blut...

Michiru schluckte.

Kurz zögerte sie, doch dann ging sie langsam in die Hocke zu Yuris Körper hinab. Noch zögerlicher streckte sie ihre Hand nach ihr aus und fuhr sich prüfend über ihre Reißzähne. Kurz bevor ihre zitternden Finger sie berühren konnten jedoch, schreckte sie zurück.

Siedend heiss schoss wieder das Verlangen in ihren Körper, das Harukas intensive Nähe auslöste. So stark, dass sie mit einem leisen Seufzer kurz die Augen schloß. Dann war es wieder weg.

Fast etwas benommen sah Michiru sich um. Das konnte doch nicht sein.

Was ging hier vor sich? Und wo war Haruka?

Verwirrt sah sie wieder zu Yuri und wurde sich erneut bewusst, wie intensiv der Blutgeruch war und wie sehr er sie lockte...

"Fass sie nicht an!"

Der Befehl war, klar und deutlich, auch als solcher zu verstehen.

Harukas Stimme hatte so entschieden, fast schon eisig geklungen, daß Michiru ein Stück zurück schreckte aus Angst, Yuri versehentlich doch noch zu berühren.

Zu sehen war die Vampirin nicht und auch spüren konnte Michiru sie abermals nicht mehr, doch sie war ganz sicher in der Eingangshalle.

"Was ist hier los Haruka?" fragte sie deshalb fast schon flehend,

"Warum versteckst du dich? Und wieso kann ich Yuris Blut riechen?"

"Genau darum", kam die Stimme der Vampirin deutlich aus Richtung der großen Marmorsäulen an der Eingangstür.

Und jetzt konnte Michiru sie auch sehen.

Sie verbarg sich tatsächlich hinter der rechten Säule, gab sich aber nicht mehr die Mühe sich zu verstecken. Ihre Stimme war ruhiger geworden, auch nicht mehr so eisig.

"Ihr Blut hat mich geheilt. Meine Kräfte sind wieder so stark wie eh und je und damit auch die Verbindung, die das Blut zwischen uns beiden geschaffen hat."

"Heisst das...?" begann Michiru vorsichtig, wurde aber von Haruka unterbochen.

"Es heisst, du mußt von mir weg bleiben, bis es schächer wird! Ich kann mich nicht kontrollieren, wenn du mir zu nahe bist, denn du verfällst der Saat in dir so willig, daß ich nur noch dem nachgeben will, wonach mir verlangt. Und darum ist sie jetzt hier."

Michiru lauschte ihren Worten und blinzelte erstaunt auf Yuris reglosen Körper.

"Yuri? Was ist mit ihr?" wollte sie verwirrt wissen.

"Sie wird auf dich aufpassen, solange ich nicht in deiner Nähe bin", stellte Haruka klar,

"Ich muß Abstand halten, solange es so stark ist und auch am Tage wird sie für dich da sein."

Jetzt trat sie hinter der Säule hervor und sah Michiru an.

Diese erschrak ein wenig, denn trotzdem die Vampirin geheilt war und gerade Blut getrunken hatte, schien ihr Hunger nicht gestillt zu sein. Ihre Augen glühten und aus dem leicht geöffnetem, blutigem Mund ragten ihre Reißzähne gefährlich hervor.

Sofort spürte Michiru wieder diese intensive Anziehung, doch bevor sie dieser nachgeben konnte, schrak sie ein weiteres Mal zurück.

Yuri hatte sich aufgerichtet.

"Aber was...?"

Verwirrt und etwas erschreckt sah sie zu Haruka und ging einen Schritt auf sie zu.

"Bleib wo du bist!" fuhr diese sie an und wich mehr als doppelt so weit zurück.

Dann wurde ihr Ausdruck wieder weich und sie lächelte sogar ein wenig.

"Du schienst sie zu mögen", erklärte sie,

"So bist du nicht immer allein, wenn ich nicht da sein kann und gleichzeitig beschützt sie dich. Und vielleicht kann sie dir auch eine Freundin sein."

Dann sah sie Yuri an.

"Du weisst, was du zu tun hast!"

Und bevor Michiru noch etwas fragen konnte, war die Vampirin verschwunden.

Michiru wollte ihr folgen, doch eine starke Hand fasste sie am Arm und hielt sie fest. Es war Yuri und Michiru sah ihr genau in die Augen, als sie herumschwang.

"Was soll das? Lass mich los!" fauchte sie gefährlich, wurde in der nächsten Sekunde jedoch ganz ruhig.

Es war fast, als sähe sie in Harukas Augen und das sanfte Lächeln war ebenfalls das, der Vampirin.

"Sie kommt zurück", sagte Yuri mit tiefer, beruhigender Stimme,

"Sie wird dich niemals zurücklassen!"

Michiru nickte, denn sie glaubte ihr.

Das Leuchten in ihren Augen verschwand und auch die spitzen Zähne waren nicht mehr da. Ebenso der Geruch des Blutes und das unglaubliche Verlangen - nicht nur nach dem roten Lebenssaft. Sie war wieder menschlich und spürte dennoch deutlich Harukas Nähe und Schutz.
 

Der junge Mann fixierte sich selbst im Spiegel. In seinen blauen Augen loderten Zorn und Schmerz.

Zorn gegen die verfluchte Vampirin, die sein Leben schon viel zu lange zu einer Hölle gemacht hatte und Schmerz über die Niederlage, die er hatte hinnehmen müssen.

"Alles wäre vorbei gewesen, wenn dieses Mädchen nicht aufgetaucht wäre", fluchte er und schlug mit Faust und Unterarm gegen den Spiegel,

"Ich hätte sie heute Nacht töten können, verdammt!"

Er biss die Zähne zusammen und versuchte seine Wut zu unterdrücken, was ihm erstaunlich schnell gelang.

Es nutzte alles nichts. Haruka lebte und würde sein Leben weiterhin zur Hölle machen. Doch würde das nicht ewig so bleiben. Und dieses Mädchen war sein Schlüssel zum Sieg. Zwar mußte dieser Sieg auch ihretwegen warten, doch würde er am Ende dadurch nur umso größer.

"Es kommt die Nacht, in der du mich anbetteln wirst dich zu töten, Haruka", sagte er zu seinem Spiegelbild, während er begann seine Verletzung zu versorgen,

"Leider kann ich mir nicht wie du einfach ein Opfer suchen und mich so heilen, aber auch ein Werwolf hat so seine kleinen Hilfen..."

Er grinste.

Die Wunde schmerzte und ohne Zweifel würde sie sein menschliches Dasein einige Tage lang etwas einschränken, doch als Wolf machte dieser Kratzer ihm nicht viel aus und der nächste Vollmond brachte auch ihm endgültige Heilung.

"Und danach...werde ich mich um deine kleine Freundin kümmern..."

Die geflüsterten Worte klangen nicht wie eine Drohung, eher wie ein Versprechen.

Er verpflasterte die Stichwunde und zog sich das Hemd über, welches er zurecht gelegt hatte. Dann räumte er das Verbandszeug weg und entsorgte die blutigen Tücher.

Erst danach besah er sich nochmal kurz im Spiegel, ob alles an ihm korrekt aussah. Er nickte zufrieden und drehte sich herum, um das Bad zu verlassen, doch er erstarrte fast augenblicklich. Im Türrahmen lehnte Haruka und grinste ihn triumphierend an.

"Was willst du hier?" zischte Kyosuke, der sich schnell gefasst hatte,

"Ich habe dich nicht eingeladen Blutsaugerin. Von den Gesetzen deiner Art hälst du auch nicht viel, was?"

"Ich brauche keine Einladung von einem Werwolf", antwortete die Blondine abwertend,

"Und? Leckst du deine Wunden?"

Wieder dieses fast hämische Grinsen.

"Was geht es dich an?" knurrte Kyosuke und ging direkt auf sie zu.

Er schob sie einfach beiseite und ging an ihr vorbei ins Wohnzimmer

"Du hast Mut mir den Rücken zu zudrehen!", rief die Vampirin, die sich merklich ärgerte, daß er sie einfach so stehen ließ.

"Wolltest du mich töten oder auch nur einen Kampf, wäre dieses längst geschehen", sagte er gleichgültig und schaltete den Fernseher an.

Er schmiss sich auf die Couch, legte die Füsse auf den Tisch und fing an, herum zu zappen.

Es gefiel Haruka gar nicht, daß er sie nicht fürchtete und noch weniger, wie die Dinge sich gerade entwickelten. Trotzdem war sie in der Höhle des Wolfes und mußte sich wohl oder Übel den Gegebenheiten anpassen, wenn sie etwas erreichen wollte.

Und das wollte sie. Nur darum war sie hier.

So folgte sie Kyosuke und stellte sich direkt zwischen ihn und den Fernseher, um ihm so die Sicht auf diesen zu versperren und ihn zu zwingen, sie anzusehen.

"Troll dich oder ich werd unangenehm!" knurrte Kyosuke,

"Kümmer dich lieber um deine kleine Freundin und dein neues Schoßhündchen!"

In der nächsten Sekunde war Haruka bei ihm und hatte ihn am Kragen.

"Was willst du von Michiru Wolfsbrut?" fauchte sie ihm entgegen,

"Wenn du ihr auch nur ein Haar krümmst, wirst du dir wünschen nie geboren zu sein!"

Sie hatte ihn etwas von der Couch hochgezerrt und hielt ihn so, das ihre Nasen sich beinahe berührten.

Ihre Augen glühten und sie zeigte angriffslustig ihre Zähne. Kyosuke aber lachte amüsiert, was Haruka nur noch wütender machte.

"Verfluchtes Wolfsgewürm!" schrie sie und schleuderte ihn mit einem Ruck quer durchs Wohnzimmer.

Er knallte gegen den Türrahmen und die Vampirin war sofort bei ihm und hatte ihn wieder am Kragen.

"Sag mir endlich, was du von Michiru willst!" zischte sie ihn an, doch er lachte wieder nur.

Abermals flog er durchs Wohnzimmer und landete zwischen Tisch und Couch auf dem Boden.

"Ja töte mich", japste er,

"Schaff dir vom Hals, wovon du dich bedroht fühlst, aber wenn ich sterbe, siehst du deine kleine Freundin nie wieder!"

Haruka wollte sich gerade erneut auf ihn stürzen, doch nun hielt sie inne.

"Was bedeutet das?" fragte sie und ein ungutes Gefühl beschlich sie,

"Los sag endlich, was du weisst!"

Kyosuke lachte.

Etwas umständlich kam er vom Boden hoch. Seine Verletzung machte ihm eindeutig zu schaffen.

Trotzdem wirkte er selbstsicher und überzeugt, wie jemand, der alles im Griff hatte. Er setzte sich auf die Tischkante und sah Haruka grinsend an.

"Ich weiss nichts, was du nicht auch weisst", begann er,

"Eher weniger als du selbst. Doch ich habe etwas, daß dir fremd ist, weil dein Ego bis zum Himmel stinkt, Blutsauger! Ich beobachte mein Umfeld ununterbrochen und mir fallen Kleinigkeiten auf, die du nicht einmal wahrnimmst, wenn sie dir direkt ins Gesicht springen!"

Er lachte kurz und etwas abfällig.

"Streichel du nur weiter dein Ego und überlass die Kleine deinem Schoßhündchen. Sie wird sich sicher sehr gut um sie kümmern..."

"Yuri rührt Michiru nicht an!" war Haruka sicher,

"Sie stand unter keinem Bann und hat alles vollkommen freiwillig getan. Sie kann gar nicht gegen meinen Willen handeln - ihre Seele ist mein!"

"Hast du dich mal gefragt, warum ein Mensch soetwas freiwillig tut?" lauerte Kyosuke,

"Einen Werwolf angreifen und sich nur wenig später freiwillig von einem Vampir beissen lassen?"

Er blickte ihr genau in die Augen und grinste abfällig.

"Warum hast du es getan?"

Harukas Ausdruck veränderte sich und Kyosuke sah deutlich, daß sie ihn genau verstanden hatte.

"Sie wird ganz sicher nicht damit zufrieden sein, dein Handlanger für Drecksarbeiten zu bleiben!"

Die Worte standen im Raum und hatten ihre Wirkung.

Haruka wusste, das sie zu vorschnell gehandelt hatte, doch nun gab es kein zurück mehr. Sowohl was Yuri anging, alsauch ihren Auftritt hier. Eigentlich war ihr Plan ein anderer gewesen, aber ein weiteres Mal mußte sie sich gezwungenermaßen den Umständen anpassen und ihren Drang, Kyosuke anzugreifen, unterdrücken.

"Also gut", sagte sie schließlich erstaunlich ruhig,

"Reden wir."

Kyosuke nickte und grinste zufrieden.
 

Yuri und Michiru waren zusammen in die Schwimmhalle gegangen.

Michiru sorgte sich um Haruka und wegen des Werwolfs und aus irgendeinem Grund wusste Yuri, daß Schwimmen sie am besten ablenken würde. Schon nach wenigen Minuten im Wasser fand sie Bestätigung.

"Wieso hat Haruka dich am Leben gelassen?" wurde Michiru neugierig,

"Und was genau hat sie eigentlich mit dir gemacht?"

Yuri schüttelte sich etwas Wasser aus den Haaren und sah sie lächelnd an.

"Sie brauchte jemanden, der dich beschützt und ich habe mich angeboten", gab sie sofort zu,

"Ich dachte, das könnte das Abenteuer meines Lebens werden."

"Leben?" echote Michiru,

"Aber sie hat dich gebissen. Sie brauchte dein Blut für ihre Heilung und normalerweise müßtest du tot sein."

Sie sah etwas zur Seite, weil die Worte ihr scheinbar unangenehm waren.

"Sie hat noch nie eines ihrer Opfer am Leben lassen", sagte sie leise,

"Keine Zeugen, sagt sie und auch keine neuen Vampire!"

Ihr Blick suchte wieder Yuris und ihre Selbstsicherheit kehrte zurück.

"Warum also lebst du noch? Bist du jetzt wie sie?"

Yuri musste ein wenig Schmunzeln.

Michiru schien Haruka nicht halb so gut zu kennen, wie sie dachte. Irgendwie wirkte sie gerade, wie ein verliebter Teenager der Angst hatte, plötzlich nicht mehr interessant zu sein, oder nicht mehr gewollt.

"Ich bin nicht wie sie", beruhigte Yuri ihre Angst,

"Aber ich bin jetzt ein Teil von ihr, so wie sie auch von mir. Sie hat mein Blut getrunken, aber nicht genug mich zu töten, doch zuviel, mich am Leben zu lassen. Ich befinde mich in einer Zwischenwelt, gehöre nicht mehr in deine und noch nicht in ihre, doch bin in beiden zu Hause."

Sie lächelte.

"Sieh mich als ihre rechte Hand", hauchte sie,

"Oder ihre Geheimwaffe."

Michiru schluckte.

"Und warum hast dich dich darauf eingelassen?" wollte sie wissen,

"Etwa um dein Leben zu retten? Du bist ihr Besitz! Sie könnte dich jederzeit töten, wenn sie wollte. Warum also tust du das?"

"Ich sagte doch schon, es ist ein Abenteuer", kam es lachend zurück,

"In dieser Stadt ist das aufregenste was einem passieren kann, daß Opfer eines übernatürlichen Wesens zu werden! Und da ich nicht gerne ein Opfer bin, habe ich mich für eine Seite entschieden."

Jetzt schüttelte Michiru den Kopf.

Irgendwie ging es über ihr Fassungsvermögen, was für eine sonderbare Person Yuri war. Erst die Sache mit dem Werwolf und dann ergab sie sich Hals über Kopf Haruka, die einen willigen Handlanger suchte, obwohl sie doch ein so gutes Herz hatte und so aufopfernd hilfsbereit war. Ohne Zögern entschied sie, bei einem Vampir zu bleiben und Michiru bis zum letzten Atemzug zu beschützen. Irgendetwas war seltsam daran. Das Gesamtbild passte einfach nicht zusammen.

"Wie alt bist du eigentlich?" wollte sie mehr von Yuri erfahren,

"Und wo wohnst du? Hast du keine Verwandten, die dich vermissen werden?"

"Ich bin 19", bekam sie zur Antwort,

"Und Verwandte habe ich hier keine. Ich bin vor ein paar Monaten in diese Stadt gezogen, weil ich einfach etwas Neues brauchte. Außer einer Tante, mit der ich kaum Kontakt hatte, habe ich sowieso niemanden zurück gelassen und nunja - da bin ich also!"

Sie bespritzte Michiru mit Wasser.

"Und du?" grinste sie,

"Wie alt bist du und was hat dich dazu gebracht, dich in einen Vampir zu verlieben?"

Michiru verschluckte sich beinahe, so überrascht war sie von dieser direkten Frage.

"Wer sagt, dass ich verliebt bin?" ignorierte sie alles andere,

"Woher weisst du, daß ich nicht einfach nur unter ihrem Bann stehe?"

Sie wusste nicht, wieso sie vor Yuri nicht zugeben wollte, daß sie echte Gefühle für die Vampirin hegte. Für sich selbst war sie doch mittlerweile zu dem Schluß gekommen, daß es so war und selbst für Haruka war es kein Geheimnis mehr. Doch irgendetwas in ihr ließ in diesem Moment nicht zu, es einfach zu gestehen. Vielleicht weil sie selber nicht wußte, warum es so war, redete sie sich ein, doch sie wußte es genau.

"Du bist nicht viel anders als ich", lächelte Yuri,

"Ich weiss, dass du sie liebst, weil ich gesehen habe, wie du sie anschaust. Ich habe das Strahlen in deinen Augen gesehen, schon als du das erste mal von ihr gesprochen hast. Aber obwohl du ein gutes Herz hast, hast du mich zu ihr gebracht, damit sie mich töten und selbst dadurch leben kann. Also sag mir nicht, du würdest sie nicht lieben!"

Michiru schluckte und errötete leicht, doch Yuri lächelte weiterhin.

"Und genau das ist es, was uns beide so ähnlich macht. Zwei gute Menschen, die der Verlockung des Bösen einfach erlegen sind, denn wahrhaft Gutes gibt es kaum noch auf der Welt..."



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  SailorStarPerle
2017-06-23T19:38:02+00:00 23.06.2017 21:38
wau das ist so spannend das ich so schnell wie möglich weiter lenen möchte ,
also bitte schnell weiter schreiben bittttttttttttttte :-)


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