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Vampire Kiss

von

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Yuri

19. Yuri
 

Michirus Herz schlug bis zum Hals.

Nach dem letzten Ausweichschritt hatte sie das Gleichgewicht verloren und war auf ihrem Hinterteil gelandet. Der Boden war kalt, doch das bereitete ihr weit weniger Sorgen, als die riesigen Fangzähne des Werwolfes, keine 30 Zentimeter vor ihrem Gesicht. Hatte er sie bisher auch nicht wirklich angegriffen, so hatte es jetzt umso mehr den Eindruck, dass er dies nun nachholen würde.

In den gelb leuchtenden Pupillen war nicht die geringste Menschlichkeit zu entdecken, was also sollten Worte für einen Nutzen haben? Und was hätte sie noch sagen sollen?

Ihre Fragen waren beantwortet und neue fanden sich in dieser ausweglosen Situation nicht. Außer vielleicht, wie lange es noch dauern würde, bis Michiru es hinter sich hatte. Oder ob es sehr schmerzhaft werden würde.

Gerade wollte sie die Augen schließen, denn sie mochte dem Tod nicht länger ins grausame Angesicht sehen, da geschah etwas Unglaubliches.

Wie aus dem Nichts stürzte sich eine junge Frau schreiend auf das Untier vor Michiru. Bevor diese überhaupt richtig verstand, hatte jene Frau sich mit ihrem ganzen Körper seitlich gegen das Monstrum geworfen. Obwohl das jeder Logik entbehrte, riss sie ihn dadurch tatsächlich von den Beinen. Michiru glaubte ihren Augen nicht zu trauen.

Mit ziemlicher Wucht prallte der große, graue Körper gegen eine Hauswand. Bereits vor dem Aufprall jaulte der Wolf schmerzlich auf. Als er zu Boden fiel ein weiteres Mal.

Nur ein kleines Stück vor ihm war die junge Frau zu Boden gegangen, durch die Wucht mitgerissen. Sie schien sich nichts getan zu haben, denn sie kam sehr schnell wieder auf die Beine.

"Verdammt worauf wartest du?" schrie sie Michiru entgegen,

"Lauf weg!"

»Weg laufen?«

Dieses Mädchen schien nicht zu wissen, welchen Gegner sie sich da ausgesucht hatte.

Niemand lief davon vor einem Werwolf. Zumindest kein Mensch.

Woher war sie eigentlich so plötzlich gekommen?

Michiru kam auf die Beine und sah sich dabei um. Viel Zeit hatte sie allerdings nicht, denn mit einem Laut, welcher bereits einem Brüllen glich, kam der Wolf wieder auf die Füße.

Er duckte sich sofort zum Sprung und keine der beiden Frauen konnte noch irgendetwas tun. Der riesige Körper flog durch die Luft. Sein Ziel war nicht die ihm nähere Person gewesen. Diese jedoch stand ihm im Weg und wurde einfach beiseite geschleudert.

Michiru war es, die der Werwolf wollte und genau vor dieser landete er, geschmeidig wie eine Katze und das, trotz seiner enormen Größe. Und wieder fixierten sie diese schrecklichen, gelben Augen.

Das fremde Mädchen hatte ihren Rettungsversuch zwar nicht mit dem Leben bezahlt, aber ein weiteres Mal angreifen war ihr auch nicht mehr möglich. Angeschlagen und mit schmerzenden Gliedern musste sie tatenlos mit ansehen, wie der Werwolf sich Michiru immer weiter näherte.

Seine Schnauze berührte sie zwischen Hals und Schulter und sie schloss mit einem leisen Angstschrei die Augen.

Mit angehaltenem Atem erwartete sie den Tod und Sekunden wurden zu Ewigkeiten.

»Hätte ich doch nur auf Haruka gehört«, bereute sie ihren Alleingang,

»Sie hat mich oft genug gewarnt.«

Der Werwolf schien keine Eile zu haben.

Er hatte auch keinen Grund dazu, denn seine Beute war ihm sicher. Michiru zuckte heftig als seine kalte Schnauze die Bissstelle an ihrem Hals berührte. Und dann wurde ihr klar was gerade vor sich ging. Er schnüffelte an ihr.

Ganz deutlich nahm er Witterung auf, knurrte immer wieder kurz und nieste sogar einmal, als er zu nah an ihr Haar heran kam dabei.

Ganz sicher war es Harukas Geruch, den der Werwolf an ihr wahrnahm, der ihn vielleicht sogar, ein zweites Mal in dieser Nacht, zu ihr geführt hatte. Auf den Namen der Vampirin hatte er eindeutig Reaktion gezeigt, wenn Michiru sie auch nicht deuten konnte. Gab es tatsächlich eine Verbindung zwischen den Beiden?

In diesem Augenblick wich der Wolf ein deutliches Stück zurück.

Michiru traute sich erneut nicht zu atmen und fragte sich, ob das nun der Moment vor dem Ende war. Er war es nicht.

Einige Sekunden lang sah der Werwolf sie genau an. Einmal bleckte er die Zähne, doch danach schien sein Augenmerk nicht länger ihr zu gehören. Er drehte sich leicht weg und sah sich um. Dabei entdeckte Michiru eine klaffende Wunde an seiner linken Seite.

»Darum konnte dieses Mädchen ihn so überrumpeln«, dachte sie,

»Er ist verletzt. Ob das Haruka war?«

Der Werwolf warf einen Blick auf das Mädchen.

Die erschrak noch mehr als Michiru und war genauso sicher wie sie, dass nun sie zum Ziel werden würde. Seltsamerweise traf auch das nicht ein. Einen Moment lang sah der Wolf auch sie einfach nur an, dann noch mal kurz zu Michiru, um sich danach mit einem kräftigem Satz in eine der vielen kleinen Seitengassen zu katapultieren und sekundenschnell in der Nacht zu verschwinden.

Beide Frauen bewegten sich noch eine ganze Weile nicht. Zu tief saß die Todesangst in ihren Gliedern. Michiru fand zuerst zu sich selbst zurück.

"Alles in Ordnung?" rief sie besorgt und lief auf das Mädchen zu.

Diese kam gerade auf die Beine und sah Michiru an.

"Was war das für ein Ding?" stieß sie hervor,

"Das sah aus wie ein echter Werwolf."

Michiru senkte ein wenig den Blick.

"Es war auch einer", antwortete sie leise und sah wieder auf,

"Hat er dich verletzt?"

"Das kann doch nicht wirklich ein Werwolf gewesen sein", stellte die andere klar,

"Bestimmt ist das irgendein genmanipuliertes Tier, das aus einem Labor ausgebrochen ist!"

Sie schien nicht verletzt zu sein.

Jedenfalls machte sie nicht den Eindruck und Michiru sah auch kein Blut an ihr.

"Er kommt aus keinem Labor", sagte sie fest,

"Und er ist auch nicht der einzige in dieser Stadt. Wir sollten verschwinden, wenn dir dein Leben lieb ist."

Ein, nicht weniger, entschiedenes Nicken war die Antwort und Michiru schlug den Rückweg ein.

Bereits nach wenigen Schritten kamen die erwarteten Fragen.

"Wer bist du?" wollte das fremde Mädchen wissen,

"Und was weißt du? Dir scheint dieses Monster nicht unbekannt zu sein. Bist du etwa eine von ihnen?"

Sie blieb stehen und sah Michiru prüfend an.

Diese musste fast ein wenig lachen.

"Nein", schüttelte sie den Kopf,

"Ich bin kein Werwolf."

»Aber vielleicht schon ein halber Vampir...«

Sie verdrängte den Gedanken und sprach weiter.

"Mein Name ist Michiru. Und ich weiß von den Werwölfen, weil das nicht der erste war, der mir begegnet ist", erklärte sie,

"Und auch nicht das erste Mal, dass mich jemand gerettet hat. Verrätst du mir deinen Namen, damit ich weiß, wem ich mein Leben verdanke?"

"Entschuldige, ich bin Yuri", wurde ihr die Hand gereicht,

"Und es war selbstverständlich."

Die letzten Zweifel schienen beseitigt und sie gingen weiter, wobei Yuri sich ohne Einwände an Michiru hielt.

"Es ist wohl alles andere als selbstverständlich, sich auf einen Werwolf zu stürzen", bekundete Michiru,

"Es ist eher total verrückt und lebensmüde. Was hat dich dazu getrieben?"

Yuri zuckte mit den Schultern.

"Hätte ich weglaufen sollen?"

"Jeder andere hätte das getan", erwiederte Michiru,

"Es ist wohl auch keine Schande, vor einem Werwolf zu fliehen."

"Flucht ist eine Sache", entgegnete Yuri,

"Feiges weglaufen eine Andere!"

Michiru wollte etwas erwiedern, bekam aber nur ein Nicken zustande.

»Sie hat mein Leben gerettet«, meldete sich jetzt ihr Gewissen,

»Wie kann ich einen solchen Menschen wie sie es ist, einfach Haruka ausliefern?«

Bis vor wenigen Sekunden war Michiru fest entschlossen gewesen.

Haruka ging es schlecht und sie brauchte das Blut unbedingt, doch Yuri verdiente ein solches Ende einfach nicht. Menschen wie sie gab es sowieso viel zu wenige auf der Welt. Aber die Zeit drängte, vielleicht war es sogar schon zu spät.

»Nein!« war Michiru sich dann jedoch sofort sicher,

»Ich würde es spüren.«

Aber hatte sie noch genug Zeit ein anderes Opfer für die Vampirin zu finden? Dafür musste sie zuerst auch Yuri wieder los werden. Aber war es fairer sie allein zu lassen und sie so erneut zur Beute des Wolfes werden zu lassen?

"Wohin gehen wir eigentlich?" unterbrach Yuri da ihre Gedanken,

"Wohnst du hier in der Gegend?"

"Ich wohne bei einer Freundin", antwortete Michiru,

"Es ist nicht mehr weit und dort sind wir sicher."

Nun gab es kein zurück mehr.

Ob ihr Gewissen es nun guthieß oder nicht - sie würde Yuri zu Haruka bringen und diese würde ihr Leben lassen, für die Genesung der Vampirin. Und wenn Michiru ehrlich war, war das im Grunde das einzige, was für sie zählte. Sie wollte Haruka nicht verlieren. Auch nicht, wenn sie dafür wieder einen Menschen opfern musste.
 

Haruka konnte gar nicht reagieren. Zu unverhofft war die Situation gewesen.

Sie sah die gelben Pupillen und spürte auch schon den harten Schlag, der sie sofort nach hinten warf. Geschwächt wie sie war, hatte sie kaum eine Chance, auf den Beinen zu bleiben und blieb es auch nicht. Mit dem Bein stieß sie gegen einen Hocker, über welchen sie stürzte. Als sie den Kopf hochriss, war der Werwolf bereits über ihr.

Wäre sie nicht so abgelenkt von Michirus Alleingang gewesen, hätte sie die Gefahr früh genug gespürt. So aber blickte sie, ein weiteres Mal in dieser Nacht, in die Augen ihres Todfeindes. Und dieses Mal würde sie ihm nicht so einfach entkommen.

"Jetzt willst du es wissen, Kyosuke?" spieh sie ihm verächtlich entgegen,

"Ich mag verletzt sein, doch ich habe Heimvorteil!"

Der Wolf schüttelte sich und stand wenige Sekunden später als Mensch vor ihr.

"Ich bin nicht hier, um dich zu töten", entgegnete er,

"sondern um dich zu warnen! Lass dieses Mädchen frei oder du wirst dir wünschen, ich hätte dich jetzt und hier getötet!"

"Michiru?" presste Haruka überrascht hervor,

"Was interessiert dich dieses Mädchen? Du kennst sie doch gar nicht!"

Er packte Haruka am Hemd und riss sie zu sich hoch, um ihr genau in die Augen sehen zu können.

"Rieche ich beim nächsten Zusammentreffen deine verfluchte Saat in ihr, dann töte ich sie!" drohte er knurrend.

Er stieß Haruka wieder von sich und sie schlug mit dem Rücken gegen die Wand.

Ein schmerzliches Jaulen entwich ihr und ihre Wunden brachen wieder auf.

"Du hast nur diese eine Chance Blutsaugerin!" zischte Kyosuke, sah sie noch mal an und verwandelte sich wieder.

Mit einem Satz war der Wolf aus dem Haus und mit einem weiteren aus ihrer Sicht.

"Was hat Kyosuke mit Michiru zu tun?", murmelte sie,

"Was ist hier los, verdammt?"

Sie kämpfte sich auf die Beine und ließ sich gleich darauf in den Sessel sinken, der ihr am nächsten stand. Diese kurze Konfrontation hatte sie ihre letzten Reserven gekostet.

Auch wenn sie es noch so sehr wollte, sie konnte Michiru nicht mehr folgen.

»Ich hoffe, sie läuft ihm nicht geradewegs in die Arme«, dachte sie angespannt.

Zum ersten Mal seit Jahrhunderten entzog sich etwas ihrer Macht.

Dieser Umstand gefiel ihr ganz und gar nicht. Sie durfte sich nicht weiterhin derart von Michiru blenden lassen. So wunderbar angenehm deren Gesellschaft auch war. In all den Jahrhunderten war Haruka nie ernsthaft verletzt worden oder auch nur annährend in Gefahr geraten und nun war es bereits die 2. gefährliche Verletzung, die sie in kurzer Zeit davon getragen hatte. Sie war in Gedanken zu sehr bei Michiru und wurde zu unachtsam, den anderen Dingen gegenüber.

»Ich muss sie rund um die Uhr im Auge haben«, war definitiv klar,

»Werwölfe sind auch am Tag aktiv. Ich muss mir etwas einfallen lassen!«

In der nächsten Sekunde schreckte sie hoch, wegen eines Geräusches aus Richtung der, noch immer offenstehenden, Tür. Und in der nächsten Sekunde fühlte sie sich fest in den Sessel zurückgedrückt.
 

Yuri war nun bereits eine ganze Weile einfach schweigend an Michirus Seite mitgelaufen. Sie hatte dieses Mädchen genau studiert in der Zeit und fand nichts auffälliges an ihr und doch umgab sie ein Geheimnis. Irgendetwas war in ihren Augen und Yuri mochte sie von der ersten Sekunde an. Wirklich trauen tat sie ihr jedoch nicht.

Wieso wusste sie so gut bescheid über diese Werwölfe? Und was war so besonders an dieser Freundin? Weshalb sollten sie bei ihr sicher sein?

Sie wollte gerade eine Frage stellen, um nicht vor Neugierde zu platzen, als ein großer, dunkler Schatten vor ihnen vorbei flog. Beide sahen in die Richtung in die der Schatten verschwand, dann sich gegenseitig an. In der nächsten Sekunde registrierte Michiru sowohl, was dieser Schatten war, als auch, woher er gekommen war.

"Haruka!" stieß sie geschockt hervor und rannte sofort los.

Keine zwei Meter vor ihnen nach links durchs Tor und die lange Auffahrt zum Haupthaus hinauf.

Yuri hatte kaum eine andere Wahl, als ihr einfach nach zu laufen.

"Das war der Werwolf", rief sie während sie aufholte,

"Wohnt hier etwa deine Freundin? War er bei ihr?"

"Das will ich nicht hoffen", klang Michiru fast schon panisch.

Sie sah die große Eingangstür weit geöffnet und wurde noch etwas schneller.

Auf Yuri achtete sie nicht weiter. Nur noch Haruka zählte jetzt und das der Werwolf hier gewesen war. Sie hastete die letzten Schritte zu den Stufen und wäre fast gestolpert, als sie sie erreichte, so abrupt blieb sie stehen. Yuri wäre beinahe in sie hinein gerannt.

"Was ist los?" wollte die im Flüsterton wissen,

"Warum gehst du nicht hinein?"

"Und wenn der Werwolf sie getötet hat?" konnte Michiru ihre schlimmste Angst nicht unterdrücken,

"Er war hier und sicher nicht ohne Grund!"

Sie sah Yuri beinahe hilfesuchend an.

"Du meinst, er ist deiner Spur hierher gefolgt, um sie umzubringen?" war diese etwas verwirrt,

"Warum sollte er das tun, nachdem er dich und mich verschont hat? Was ist so besonders an dieser Freundin?"

"Sie ist nicht irgendeine Freundin", brach es fast aus Michiru hervor,

"Sie ist etwas ganz besonderes!"

Danach wurde sie ganz ruhig und drehte etwas beschämt den Kopf weg.

Yuri zog die Augenbrauen hoch, doch dann musste sie leicht grinsen.

"So ist das", schmunzelte sie,

"Du bist verliebt in sie."

Michiru sah sie wieder an und wollte leugnen, doch sie verschluckte ihren Einwand.

Die Sorge um Haruka in ihr drängte mehr, als das Bedürfnis, Yuri vom Gegenteil ihrer Annahme zu überzeugen. Außerdem hatte sie doch Recht - Michiru war verliebt in Haruka. Verliebt genug zu ignorieren, dass diese sie gebissen und infiziert hatte und verliebt genug, in die Nacht zu laufen, einen Werwolf zu ignorieren der dort lauerte und selbst ein Opfer zu suchen, dass sie der Vampirin ausliefern konnte.

Und jetzt stand sie hier am Fuß der Treppe, hatte dem Werwolf getrotzt, das ersehnte Opfer hergebracht und Haruka lebte vielleicht gar nicht mehr. Das durfte einfach nicht sein. Sie atmete einmal tief durch und sah Yuri fest an.

"Dafür ist später Zeit", sagte sie,

"Ich muss erst wissen, was geschehen ist."

Yuri nickte und folgte Michiru, die nun langsam Stufe für Stufe die Treppe zur Eingangstür hinauf ging.

Als sie diese erreichte und hineinsehen konnte, stoppte sie erneut und zuckte einmal heftig. Da Yuri beinahe gleichauf mit ihr war sah sie, was auch Michiru sah und das dieses starke Zucken Erleichterung war. In der nächsten Sekunde lief Michiru auch schon los.

"Haruka!" rief sie und fiel der großen Blondine um den Hals,

"Ich dachte er hätte dich getötet!"

Sie schluchzte und verbarg ihr Gesicht an Harukas Brust.

Yuri trat näher an sie heran und so entging ihr der kurze Schmerzensausdruck im Gesicht der Blondine nicht.

Sie sagte aber nichts und sah sich um, während Michiru sich langsam beruhigte. Es hatte hier eindeutig einen Kampf gegeben und genauso deutlich war er wohl schnell und klar entschieden gewesen. Nur warum hatte der Werwolf auch die Blondine nicht getötet?

Mehr Gedanken konnte Yuri sich nicht machen, da Michiru sie rief und zu sich winkte.

Sie folgte der Aufforderung und blieb direkt vor ihr und Haruka stehen.

"Du hast also einen Werwolf angegriffen, um meine Michi zu retten?" reichte die große Blonde ihr die Hand,

"Ich muss dir danken und meine Bewunderung für so viel Mut aussprechen."

"Das war doch gar nichts", wehrte Yuri ab, welcher der abschätzende Blick Harukas nicht entging,

"Was hätte ich tun sollen?"

Haruka nickte anerkennend und lächelte zufrieden.

Sie schenkte Michiru einen kurzen Blick, welchen diese auf dieselbe Weise erwiederte und den Yuri absolut nicht deuten konnte.

"Wieso hat der Werwolf dich verschont?" fragte sie darum frei heraus an Haruka gerichtet,

"Wieso hat er erst deine Freundin, dann mich und zuletzt auch dich verschont, obwohl er doch scheinbar Michirus Spur hierher gefolgt ist?"

Michiru wollte etwas sagen, doch Haruka hielt sie zurück.

"Du hast nicht nur Mut, sondern auch Köpfchen", lächelte Haruka und fasste sie leicht am Kinn, um ihr genau in die Augen sehen zu können,

"Und so ein hübsches Köpfchen..."

Sie schnurrte beinahe und Michiru bekam sofort eine Gänsehaut bei dieser Stimmlage.

Yuri jedoch blieb völlig unbeeindruckt und erwiederte Harukas Blick keck.

"Äußerlichkeiten können täuschen", antwortete sie fast genauso schnurrend,

"Was hinter der Fassade steckt ist, worauf es ankommt!"

Abermals war Haruka sichtlich angetan.

Sie bat Michiru die Haustür zu verschließen und den 'Salon' für etwas Wein und eine kleine Stärkung herzurichten.

Diese verstand sofort und zog sich zurück, was Yuri entweder gar nicht mitbekam, oder gekonnt ignorierte. Sie hatte nur Augen für Haruka, jedoch wirkte sie keineswegs verklärt oder beeindruckt. Eher wirkte sie sehr aufmerksam, wenn nicht wachsam oder gar etwas misstrauisch. Was sie absolut nicht war, war ängstlich.

"Der Werwolf hat dich verletzt, stimmts?" wollte sie gar nicht wirklich eine Bestätigung,

"Ich hab dein schmerzverzerrtes Gesicht gesehen, als Michiru dich so angesprungen ist. Weiß sie es nicht oder weiß sie, dass sie sich um dich nicht sorgen muss?"

"Du bist verdammt aufmerksam", lachte Haruka amüsiert und drehte sich weg.

Sofort sah Yuri den zerfetzten Stoff, die klaffenden Wunden und das Blut, das deren Rücken benetzte.

Als hätte der Wolf nach ihr geschlagen, als sie hatte weglaufen wollen.

Haruka drehte sich wieder um und suchte Yuris Blick.

"Du bist kein Werwolf", stellte die fest,

"Aber ein Mensch bist du auch nicht!"

"Nicht?" lächelte Haruka,

"Und wie kommst du darauf?"

Sie lehnte sich dichter zu Yuri und ein kurzes Aufleuchten flackerte in ihren dunklen Augen.

Es wirkte, als würde sie Yuri gleich küssen und diese wich nicht zurück.

"Ein Mensch würde wohl schwerlich aufrecht stehen, mit solch einer Verletzung", antwortete sie fest, fast schon etwas herausfordernd,

"Und du wirkst fast, als wärst du völlig unverletzt! Also was bist du?"

"Was ich bin spielt keine Rolle", flüsterte Haruka gebieterisch,

"Doch du bist genau das, was ich zur Lösung meines Problems brauche!"

"Ich habe einen Werwolf überlebt", mahnte Yuri halblaut,

"Also mach nicht den Fehler, mich für ein wehrloses Opfer zu halten!"

»Sie entzieht sich meiner Macht. Sie ist perfekt!«

"Oh das tue ich keinesfalls", grinste Haruka wölfisch und drehte leicht ihr Gesicht weg.

In der nächsten Sekunde riss sie es wieder herum, sprang nach vorn, packte Yuri an den Schulten und drückte sie fest gegen die Wand.

Alles war so schnell gegangen, dass diese total überrascht war und selbst jetzt noch einen Moment brauchte um zu registrieren, was genau geschehen war. Sie sah auf und blickte in gelb-grüne Pupillen, die sie anfunkelten. Ein zufriedenes Lächeln umspielte leicht geöffnete Lippen aus denen zwei lange Reißzähne hervorragten.

"Ein Vampir?" lachte Yuri beinahe, doch es klang verächtlich,

"Was denn noch? Werwölfe, Vampire? Ist das hier ein schlechter Horrorfilm oder was soll das ganze Theater?"

"Nein meine Schöne", schnurrte Haruka,

"Das ist die Wirklichkeit. Michiru hat dich hergebracht, weil ich Blut brauche um die Verletzungen des Werwolfs zu heilen. Aber ich habe größeres mit dir vor. Du wirst am Tag Augen und Ohren für mich sein und Michiru bewachen. Du hast den Mut und die List, die von Nöten sind und ich werde dir etwas geben, dass dich sowohl stärker, als auch mächtiger macht, als einen normalen Menschen."

"Ich soll Michiru für dich bewachen, versteh ich das richtig?" fragte Yuri,

"Du beraubst mich meines Blutes und erwartest, dass ich dein Schoßhund werde, der deine kleine Freundin beschützt?"

"Ist ja fast schon unheimlich, wie scharfsinnig du bist", grinste Haruka,

"Immerhin wirst du nicht sterben."

"Unheimlich bist wohl eher du", entgegnete Yuri,

"Aber ich habe Dracula gelesen und das jetzt hier ist wohl ein Klassiker. Ich könnte mir eine schönere Rolle vorstellen, als zu einem Renfield gemacht zu werden und doch muss ich sagen, mir gefällt, was ich heute Nacht erleben durfte."

Ihre Stimme wurde zu einem Flüstern und das klang schon fast verlockend.

"Ich habe mich schon immer gelangweilt in meinem tristen Leben. Schon als Kind wusste ich, es wartet irgendwo etwas ganz Großes auf mich. Und was könnte größer sein, als eine Fehde zwischen Vampir und Werwolf selbst als übernatürliches Wesen auszutragen?"

"Du tust es freiwillig?", war die Blondine leicht überrascht,

"Welch wunderbare Fügung des Schicksals..."

"Ich tu es für Michiru", entgegnete Yuri,

"Sie braucht Schutz und ich eine Aufgabe. Sieht nach einer großen Aufgabe aus..."

Haruka nickte.

"Sieht du?" wisperte Yuri und legte den Kopf zur Seite,

"Also worauf wartest du?"

Eine derartige Einladung hatte die Vampirin in all ihren Jahrhunderten nie erhalten.

Sie fuhr sich mit der Zunge kurz über einen ihrer Eckzähne und zögerte keine Sekunde länger zu zubeißen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Esra
2017-06-20T21:15:11+00:00 20.06.2017 23:15
Ich bin auch sehr gespannt und freue mich weiterzulesen! Eine tolle Geschichte mit faszinierenden Wendungen!
Von:  SailorStarPerle
2017-06-20T20:40:50+00:00 20.06.2017 22:40
wau Michiru hat über lebt ,
das Mädchen was Michiru gerettet hat auch,
so wie Haruka und jetzt wird Yuri eine starke aufpasserin für Michiru am Tag,
und das ganze freiwillig,
da bin ich jetzt schon sehr gespannt wie es weiter geht :-)


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