Vampire Kiss von Laito-Sakamaki ================================================================================ Kapitel 14: Zu früh gefreut --------------------------- 14. Zu früh gefreut Sie waren am Strand angekommen und fanden ihre Kleider sofort. Nachdem sie sich angezogen hatten, waren sie langsam zur Promenade gegangen und wieder mit dem Motorrad losgefahren. Glücklich schmiegte Michiru sich eng an Haruka, genoß ihre Nähe, den Fahrtwind, die Nacht, einfach alles. Haruka nahm es wohlwollend zur Kenntnis und beschleunigte ein wenig. Nach nicht allzu langer Zeit waren sie wieder dort angekommen, wo sie losgefahren waren. Als sie beide abgestiegen waren, blickte Haruka Michiru an und diese bemerkte sofort, daß die Blondine etwas auf dem Herzen hatte. Irgendwie brachte sie das zum Schmunzeln, denn auch sie selbst wollte nicht, dass diese Nacht jetzt endete und war sich sicher, daß Haruka genau dies bedrückte. "Kommst du noch mit zu mir?" fragte sie, "Du bist ja nicht auf das Motorrad angewiesen, um heim zu kommen." Michiru schien recht gedacht zu haben, denn Harukas Gesichtsausdruck hellte sich auf. "Ich hätte dich sowieso nicht allein gehen lassen", entgegnete sie, "Das weißt du!" Michiru nickte und lehnte sich an sie. Die Blondine legte den Arm um sie und so gingen sie die zwei Blocks zu Michirus Haus. Vor der Haustür unten angekommen sah Haruka sich kurz um und in der nächsten Sekunde standen sie in Michirus Wohnung. "Entschuldige", zuckte sie entschuldigend mit den Achseln, als diese sie ansah, "Macht der Gewohnheit. Geht einfach schneller." Sie tat unschuldig, doch Michiru wußte, daß sie es nicht war. Was genau dahinter nun steckte wußte sie zwar nicht, aber sie hatte eine ungefähre Ahnung. Oder vielleicht eher eine Hoffnung. Eine Hoffnung, die ihr ein weiteres Mal bestätigte, daß Haruka an ihr und ihrer Nähe etwas lag, das sie mehr war, als nur ein netter Zeitvertreib für ein unsterbliches Raubtier. Mehr, als das Spielzeug eines kaltblütigen Vampirs, mehr als nur ein Opfer oder Beute. "Und was fangen wir mit der Zeit an, die uns heute Nacht noch bleibt?" fragte sie und schenkte Haruka ein Lächeln. "Wie wärs, wenn wir einige Dinge zusammen packen die du brauchst und zum Tagesschlaf mein wunderbar großes Bett aufsuchen?", kam es sofort und klang auch nicht wirklich nach Vorschlag, "Wir könnten noch ein wenig reden und kuscheln zum einschlafen." "Warum hast du mich überhaupt hergebracht, wenn du willst das ich bei dir bleibe?" fragte Michiru, "Das hättest du einfacher haben können!" Sie lachte und verunsicherte die Blondine damit ein wenig. Doch sie griff sich eine kleine Reisetasche und begann, einige Sachen darin zu verstauen. "Ich wollte einfach nett sein", gab Haruka ein wenig mürrisch von sich, "Dich nicht bedrängen, nach allem, was dir in letzter Zeit widerfahren ist. Um diese schöne Nacht nicht zu ruinieren." Michiru trat auf sie zu und stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihr einen sanften Kuss auf die Lippen zu hauchen. "Und genau deswegen bin ich froh, bei dir bleiben zu können", lächelte sie, "Bei dir fühle ich mich sicher und wohl und selbst ein Werwolf macht mir keine Angst. Hättest du nicht auf deine ganz persönliche Art klar gemacht, dass du mich bei dir haben willst, dann hätte ich einen Weg gefunden, dich darum zu bitten..." Sie legte ihr sanft die Hand auf de Wange. "Außerdem will ich bei dir sein..." Ein leichtes entgegen recken reichte aus. Haruka überbrückte die restliche Distanz zu ihren Lippen und sie küssten sich zärtlich. "Dann pack fertig", grinste sie sie danach an, "Umso mehr Zeit bleibt zum kuscheln." Michiru veschwand grinsend ins Bad, um einige Pflegeutensilien zusammen zu tragen. Haruka setzte sich auf ihr Bett und wartete darauf, daß Michiru fertig wurde - was wenig später der Fall war. "Fertig?" fragte Haruka als Michiru mit der Tasche vor ihr zum stehen kam. "Fertig", bestätigte Michiru grinsend. In der nächsten Sekunde packte Haruka sie und zog sie aufs Bett. Michiru kreischte kichernd und noch während sie fielen, veränderte sich die Umgebung. Als sie im weichen Bettzeug zu liegen kamen befanden, sie sich in Harukas Schlafzimmer. Michiru auf Haruka, die Tasche irgendwo neben ihnen, alberten sie kichernd herum und scheinbar dachte keine von beiden in diesem Moment daran, wer oder was sie waren. Sie genossen einfach nur beieinander zu sein und benahmen sich nicht anders, als andere junge Frauen, die zum ersten Mal jemand gefunden hatten, bei dem sie sich verstanden und wohl fühlten. Nach einer halben Stunde etwa wurde es stiller bei den Zweien. Gemeinsam waren sie unter die große Decke geschlüpft und Michiru lag fest an Haruka gekuschelt in ihrem Arm. "Noch ein paar solcher Nächte und du wirst mich nie mehr los", seufzte Michiru zufrieden. Ihre Augen waren geschlossen und sie klang sehr müde. "Ist das ein Versprechen?" fragt Haruka leise. Ihre Finger kraulten verträumt Michirus Haar, doch ihr Blick war hellwach und ruhte auf dem Mädchen in ihrem Arm. Die hob ein wenig den Kopf, stützte das Kinn auf Harukas Brust und sah sie an. "Ich will dich nicht mehr verlieren", wisperte sie, "Du machst mich glücklich wie niemand es je konnte..." Sie kuschelte sich zurück in die vorherige Position und schloss wieder die Augen. Haruka war sich sicher, daß sie noch in derselben Sekunde eingeschlafen war, doch sie lächelte zufrieden. "Gut zu wissen...", flüsterte sie und ein sonderbares Lächeln umspielte ihre Lippen. Wenig später war auch sie eingeschlafen. Als Michiru wieder erwachte, war es draußen noch hell. Das erkannte sie sofort, weil durch die schweren dunklen Vorhänge am oberen Ende ein kleiner Lichstrahl drang, da sie nicht mit Sorgfalt zugezogen worden waren. Das nächste was sie erkannte war, daß sie allein war. »Seltsam«, dachte sie, »Sie kann noch nicht auf Nahrungssuche gehen. Wo ist sie?« Langsam erhob sie sich und verließ das Schlafzimmer. Trotzdem es Tag war, konnte Haruka sich in dem riesigem Haus frei bewegen. Alle Fenster waren abgedunkelt und nur künstliches Licht erhellte die Räumlichkeiten. Nicht nur bei Tag. Als Michiru das große Wohnzimmer erreichte vernahm sie Geräusche, die wohl aus der Küche kamen. »Was tut sie in der Küche? Sie muß doch nicht essen.« Einen Augenblick lang blieb sie stehen und überlegte, ob es wirklich Haruka sein konnte, die dort in der Küche war, aber wer sonst wenn nicht sie? Etwas zögerlicher als vorher setzte sie ihren Weg fort und hatte die Küche kurz darauf erreicht. "Du bist es tatsächlich", rutschte es ihr überrascht heraus, "Was machst du hier?" Haruka drehte sich um und grinste sie an. "Dir auch einen guten Abend", sagte sie und stellte demonstrativ die Kaffeemaschine an, "Ich habe für dein leibliches Wohl gesorgt, wenn du erlaubst." Sie trat direkt vor Michiru und legte die Arme um sie. "Gut geschlafen?" wollte sie lächelnd wissen. Michiru sah ihr in die Augen und hätte direkt wieder dahinschmelzen können. Ihre Wangen färbten sich leicht rot und ihr Gesicht sah ein wenig schuldbewusst aus. "Entschuldige", murmelte sie etwas kratzig, doch dann hellte ihr Gesicht sich wieder auf, "Guten Abend, ich habe wunderbar geschlafen!" Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und hauchte ihrem Gegenüber einen Kuss auf die Lippen. "Und du hast echt etwas für mich gekocht?" fragte sie dann. Haruka, die gerade sichtlich noch den flüchtigen Kuss genossen hatte, verzog das Gesicht. "Gekocht?", lachte sie verlegen, "Das wäre wohl etwas zu viel des Guten. Mal abgesehen davon, daß du Arme dich wahrscheinlich vergiften würdest." Sie zuckte unschuldig mit den Achseln. "Aber ich habe dafür gesorgt, dass die Küche alles bietet was du benötigen könntest, den Tisch gedeckt und Kaffee gekocht." "Du kannst Kaffee kochen?" neckte Michiru, als sie an den gedeckten Tisch trat, "Oder war das eher ein Experiment?" Haruka legte ein überhebliches Grinsen auf und entgegnete: "Ich kann sehrwohl Kaffee kochen. Auch wenn das Koffein bei mir keine Wirkung hat trinke ich sehr gern Kaffee, weil ich den Geschmack einfach mag." "Heisst du trinkst eine Tasse mit mir?", lächelte Michiru erfreut. "Eigentlich...", begann die Blondine zögernd, "Wollte ich während du isst mir auch etwas besorgen..." Michiru sah sie an und sie war wieder da, die knallharte Realität. Haruka brauchte Blut, das hatte sie fast völlig vergessen. Vergessen oder verdrängt. Jetzt abe war der Gedanke wieder da, an das viele Blut und all das, was damit zusammen hing. Michiru schluckte ein wenig. Dann jedoch trat sie wieder direkt vor Haruka und blickte ihr in die Augen. "Musst du denn wirklich sofort gehen?" fragte sie leise und es klang enttäuscht, "Es ist doch noch gar nicht richtig dunkel und..." Sie brach ab, denn Haruka nickte lächelnd. "Also gut. Für eine Tasse Kaffee habe ich noch Zeit." "Schön", strahlte Michiru übers ganze Gesicht. Sie nahm Harukas Hand und zog sie mit zum Tisch. Der Kaffee war mittlerweile durchgelaufen und Michiru füllte beiden eine Tasse ein. Haruka gegenüber setzte sie sich an den Tisch und besah sich kurz, was diese aufgetragen hatte. "Erst eine Tasse Kaffee", entschied sie dann lächelnd, "Ich hab noch nicht richtig Appetit." Ihr Blick suchte den Harukas und fand ihn. "Und was hast du für diese Nacht geplant?" fragte sie neugierig, "Unternehmen wir wieder etwas oder bleiben wir daheim?" "Liegt ganz bei dir", gab Haruka ihr zur Antwort, "An Möglichkeiten mangelt es nicht, aber eben erst nach meiner Rückkehr!" Sie trank noch einen Schluck Kaffee und erhob sich dann schon wieder. Michiru erhob sich ebenfalls und war direkt bei ihr. "Willst du jetzt schon gehen? Das waren nichtmal 5 Minuten." Sie war sichtlich enttäuscht. Haruka legte den Arm um sie und sah ihr in die Augen. »Ist das menschliche Liebe? Das sie nicht will, dass ich gehe?« "Ich muß aber", sagte sie leise, "Wenn ich nicht wenigstens etwas Blut bekomme, ist das Risiko zu groß für dich." Michiru blinzelte traurig, aber sagte nichts. Der Ausdruck in ihren Augen brachte Haruka fast um den Verstand. So oft schon hatte sie diesen flehendlichen Blick genossen, wenn eine junge Fau in ihren Händen ihr Leben aushauchen mußte. Dieser Blick war die Krönung des Jagdfiebers, der Abschluß einer erfolgreichen Jagd und bestätigte die Vampirin in ihrem ganzen Dasein. Doch immer hatte dieser Blick ein Flehen um ihre Abwesenheit bedeutet, die Bitte Gnade walten und das Gegenüber am Leben zu lassen. Zu verschwinden... Dieses Mal flehten die Augen sie an zu bleiben, nicht zu gehen. Jedenfalls nicht in diesem Augenblick. »Ist es wirklich so einfach? Sind die Menschen so schwach geworden?« Sie hob die Hand und streichelte Michiru durchs Haar. "Daran wirst du dich gewöhnen müssen", erklärte sie ruhig, "Erst die Arbeit und dann das Vergnügen, wie es so schön heisst." Michiru deutete ein kleines Nicken an, aber zufrieden war sie eindeutig nicht. "Es gehört zu mir. Gehe ich nicht, würde das eine Gefahr für dein Leben bedeuten und das wollen wir doch beide nicht. Ich verspreche, ich halte mich nicht unnötig auf." Sie löste sich von Michiru, schenkte ihr noch einen kurzen Kuss und ein Lächeln und drehte sich dann um. "Und wenn du heute ausnahmsweise mal mein Blut nimmst?" Haruka stand still wie eine Statue. Mit dem Rücken zu Michiru gedreht bewegte sie sich keinen Millimeter, was diese etwas verunsicherte. »So weit ist sie bereit zu gehen? Nur damit ich bei ihr bleibe?« Ein kurzes, zufriedenes Grinsen huschte über ihre Lippen. Sie drehte sich herum und sah Michiru dadurch sofort in die Augen. "Du weißt nicht, was du da sagst", flüsterte sie halblaut, "Fürchtest du denn gar nicht, dich zu infizieren?" "Doch schon ein wenig", gab Michiru leicht verlegen zu, "Aber wenn du vielleicht nur ein bißchen...? So dass es ausreicht, aber nicht schadet? Du kennst doch die Grenze...und weißt schon, was ich meine..." Harukas Blick veränderte sich und genauso schnell wie die kurze Distanz zwischen den beiden überbrückt war, lag ihre Hand unter Michirus Kinn und sie zog es leicht nach oben. Michirus Herz schlug bis zum Hals, denn durch Harukas geöffnete Lippen ragten ihre Reißzähne, sie atmete nicht und ihre Augen begannen leicht gelblich-grün zu leuchten. "Verlocke nicht das Tier in mir...", wisperte sie dann und küsste Michiru, fast schon mit Nachdruck, auf die Halsschlagader, wodurch dieser ein leiser Aufschrei entwich. Offenbar war ihr das Ausmaß ihres Angebotes klar geworden, denn sie zitterte etwas. "Es könnte das letzte sein, was du in deinem Leben tust...", flüsterte Harukas Stimme weiter, "und das will ich nicht!" »Jedenfalls noch nicht!« Sie war zurückgewichen und sah Michiru, nun wieder mit normalen Pupillen, an. "Hätte ich vorletzte Nacht nicht bereits die Beherrschung verloren, ließe es sich tatsächlich in Erwägung ziehen", streichelte sie Michiru durchs Haar, "Doch zu viele Bisse oder zu großer Blutverlust in so kurzer Zeit, haben meist unerwartete Folgen." Michiru nickte verständig. "Dann warte ich auf dich", brachte sie etwas kratzig hervor, denn die plötzliche Todesangst, die sie zuvor befallen hatte, war noch nicht völlig von ihr gewichen. Die Vampirin bemerkte das sehr wohl. »Bei aller Liebe...die Angst vor mir solltest du nicht verlieren...« "Du kannst dich frei bewegen", sagte sie, "Doch verlass das Haus besser nicht. Wir wissen nicht, ob irgendwo Wölfe herumschleichen!" Dieses Mal machte sie sich nicht die Mühe zu gehen, sondern löste sich einfach auf. Michiru atmete auf. So wohl sie sich seit gestern in Harukas Nähe fühlte und so sehr sie ihr vertraute - gerade hatte sie einen Moment lang wirklich geglaubt, sich in ihr getäuscht zu haben. Es waren nicht allein die deutlichen Vampirmerkmale, welche die Blondine mehr als zur Schau gestellt hatte. Es war die Art wie sie es getan hatte und der noch nie da gewesene Ausdruck in ihren Augen. Die Wahl ihrer Worte und nicht zuletzt der Klang ihrer Stimme. So verlockend wie nie und gleichzeitig mit erschreckender Klarheit so warnend gefährlich... »Ich dachte wirklich, sie tötet mich...« Abwesend ließ Michiru sich wieder auf einen Stuhl sinken. Einerseits hatte Haruka ihr erklärt, dass ein Biss nicht so schlimm wäre, wenn der Vampir wusste was er tat und nicht zuviel Blut trank. Es würde einfach heilen und hätte keinerlei Wirkung. Vor einer Minute jedoch hatte sie deutlich gesagt, dass ein weiterer Biss heute gefährlich sei. »Hat sie doch mehr getrunken als sie zugeben wollte? Oder war es am Ende gar kein Versehen?« Michirus Gedanken standen nicht mehr still. Letzte Nacht war die Vampirin so anders gewesen. Wie zwei völlig normale, junge Frauen hatten sie den Abend und die Nacht verbracht. Nicht einmal erschien sie gefährlich oder unmenschlich. Sie war genau wie Michiru gewesen. Einige Dinge lagen ihr mehr, einige weniger und alles in Allem war es ein ausgeglichenes Beisammensein gewesen. Nicht eine Sekunde hatte Michiru sich wie ein Opfer gefühlt oder eine Gefangene. Sie war zufrieden und glücklich und hatte deutlich wie nie gespürt, dass sie sich längst über beide Ohren in Haruka verliebt hatte. Die letzte Nacht ließ sie Glauben machen, dass Haruka genauso fühlte und gerade eine wundervolle Romanze zwischen ihnen ihren Anfang hatte. Sie hatte die kalte Realität völlig vergessen und war einfach nur total verliebt gewesen. Bis jetzt gerade. »Ob Vampire überhaut zu Gefühlen fähig sind? Sie wirkt so, ja, aber was wenn ich doch nur ein seltenes Spielzeug für sie bin?« Fünf Jahrhunderte würde wohl niemand freiwillig allein durchschreiten und das sich in so langer Zeit niemand fand, war auch eher unwahrscheinlich. Niemand der menschlich fühlte zumindest, würde so lange allein sein wollen. War Haruka also überhaupt fähig menschlich zu fühlen? Michiru seufzte. "Warum ist sie bloß kein Mensch?" Sie stand auf und füllte ihre Tasse nochmals. Danach setzte sie sich jedoch nicht wieder an den Küchentisch, sondern ging ins Wohnzimmer und kuschelte sich auf die Couch. Sie stellte den Fernseher an, sah aber nicht wirklich hin. Ihre Gedanken hingen nach wie vor bei Haruka. »Was sie jetzt grad wohl tut? Passiert es noch oder hat sie schon getötet?« Ein kurzes Zittern schoss durch ihren Körper. Sie wusste, was Haruka tat und wie sie dabei vorging, doch sie wollte daran nicht mehr denken. Es gab auch noch eine andere Haruka, die kein kaltblütiger Killer war. Die sanft sein konnte und liebevoll, die sie beschützte und zum Lachen brachte. In die sie sich verliebt hatte... Gut möglich das diese Liebe keine Zukunft hatte, dass sie direkt ins Verderben führte, aber was hatte Michiru schon zu verlieren? Es gab keinen Menschen mehr, der ihr auch nur halb so viel bedeutete wie Haruka. Die Arbeit in der Bar gab es auch nicht mehr und ihre Wohnung würde sie somit ebenfalls verlieren. Keine Freunde, kein Job, keine Bleibe - eine trostlose Zukunftsaussicht - wäre da nicht Haruka. Durch sie war alles andere nur noch halb so schlimm und letzte Nacht hatte sie deutlich gezeigt, dass sie Michiru ihre Sorgen auch völlig vergessen lassen konnte. "Ich kann nicht mehr zurück", flüsterte sie vor sich hin, "Ich glaube wirklich, ich liebe sie..." Haruka stand im Schatten einer großen Eiche. Sie hatte den Stadtpark für die heutige Nahrungssuche gewählt. Der war nachts sehr ruhig und einsam, so kurz nach Einbruch der Dunkelheit, aber noch immer eine beliebte Abkürzung für die jüngeren Generationen. Manche Liebespaare trafen sich hier auch heimlich. Es war ideal um ein schnelles Opfer zu finden. Das hatte die Blondine schon öfter genutzt und auch heute musste sie nicht lange warten oder in die Dunkelheit hinein horchen. Ein junges Mädchen in Jeans kam direkt auf sie zu. Wahrscheinlich war sie auf dem Heimweg und entweder spät dran oder ängstlich, denn sie hatte es sehr eilig. Kaum das sie die Höhe der Eiche erreicht hatte, packte Haruka sie und zerrte sie in den Schatten, aus dem sie gesprungen war. Noch bevor das Mädchen schreien konnte, drückte die Vampirin ihr die Hand auf den Mund, ihren Körper gegen den alten Baum und biss zu. Die Gegenwehr war heftig, doch viel zu schwach für Haruka und die genoss es einfach nur, ein erfolgreicher Jäger zu sein. Keine Magie, kein Charme und becircen - nur fühlen wie ihr Opfer sich dagegen wehrte zu sterben und es doch mit jedem Tropfen Blut den sie trank, mehr tat. Die vergeblichen Befreiungsversuche, das erstickte Weinen, welches beides immer schwächer wurde gab der Vampirin eine Genugtuung, die den Geschmack des Blutes intensivierte wie selten. Das hatte zur Folge, dass das Tier in ihr immer mehr hervorbrach. Nochmals biss sie zu und dann noch ein weiteres Mal, um schneller an die begehrte Flüssigkeit zu gelangen. Wieder schrie das Mädchen, was die Vampirin mit der Hand erstickte und als sie zu schwach war für jegliche Art Gegenwehr, löste sie sich von ihrem Hals. Allerdings nur so weit, das sie ihr ins Ohr flüstern konnte. "Wohin wolltest du?" wisperte sie lauernd, "Warst du hier im Park verabredet?" Ein schwaches Kopfschütteln war die Antwort. "Niemand kommt mehr oder wird dich hier suchen?" "Nein...", kam es schwach, denn Haruka hielt ihr auch nicht mehr den Mund zu, "Ich wollte...heim...Keiner weiß...das ich überhaupt weg war..." "Schade", schnurrte die Blondine gefährlich, "Dann muss ich jetzt leider zum Ende kommen!" Ihre Zähne schlugen eine weitere Wunde in den Hals des Mädchens, das nur noch schmerzlich seufzte und wenig später hatte sie ihr auch den letzten Lebenssaft entzogen. Leblos fiel ihr Körper zu Boden, als Haruka sie los lies und sich umsah. Da war nichts und niemand nah genug, um etwas gesehen zu haben oder ein weiteres Opfer zu sein. Blitzschnell brachte sie sich ans andere Ende des Parks. Ein weiteres Opfer - das brauchte sie heute Nacht! Ohne das würde sie das Tier nicht wieder zurückdrängen können. Das musste sie aber, wenn sie zu Michiru zurückkehren und sie nicht in Gefahr bringen wollte. »Michiru...« Da war der Gedanke an sie. Dieses sanfte, unschuldige Mädchen, welches ein Engel hätte sein können. Und trotz dieser Reinheit war sie bereit, freiwillig ihr Blut zu geben... Haruka fuhr sich mit der Zunge über die noch blutigen Lippen und dann prüfend über einen ihre Eckzähne. "Warum eigentlich sollte ich dieses Angebot nicht annehmen...?" sagte sie zu sich selbst und ein wölfisches Grinsen huschte über ihre Lippen, "Warum weiter um etwas bemühen und kämpfen, das sowieso mir gehört?" Ihre Augen begannen stärker zu leuchten und das wölfische Grinsen gewann langsam Oberhand. Dann jedoch schüttelte sie sich plötzlich und kniff die Augen zu. »Nein! Sie soll freiwillig zu mir kommen!«, hämmerte sie sich immer wieder ein, »Nur dann kann ich es erfahren...« Sie ballte die Fäuste mit solcher Gewalt das sie zitterten. Ihr ganzer Körper war angespannt bis zum kleinsten Muskel. Dann sank ihr Kopf nach vorn. Die langen Ponysträhnen verdeckten das Gesicht und ihre Finger öffneten sich langsam wieder. Noch langsamer formten sie sich zu Klauen. In der nächsten Sekunde blitzten ihre gelb-grünen Raubtieraugen in eine ganz gewisse Richtung. Kurz verharrte sie noch und nach einem ebenso kurzen Grinsen, spurtete sie los. Schnell wie ein Gepard steuerte sie eine dunkle Ecke des Parks an. Natürlich hätte sie nicht laufen müssen, doch bei dieser kurzen Strecke rannte sie fast schneller, als sie ihre Magie hätte tragen können. Sie erreichte das junge Paar gerade, als er sich über sie beugte um sie zu küssen. So schnell und heftig riss Haruka ihn zurück das weder er, noch seine Freundin irgendwie reagieren konnten. Genauso schnell biss sie in seine Kehle und riss dort eine klaffende Wunde. Noch bevor sein Körper auf den Boden schlug, war er tot und Haruka an seiner Stelle über dem geschockten Mädchen. Das Blut ihres Freundes tropfte von der Vampirin auf sie nieder, die sie voller Vorfreude anfunkelte und grinste. "Er wärs sowieso nicht wert gewesen", schnurrte sie gefährlich, "Sei brav und du wirst ihm nicht folgen!" Dann schlug sie ihr sekundenschnell die Zähne in den Hals. Ein schmerzlicher Aufschrei war die Folge. Sofort hielt Haruka ihr den Mund zu und zischte gereizt. Das Mädchen jedoch schien ihre Worte zu glauben. Zwar zitterte sie heftig und weinte, doch sie wehrte sich nicht. Das machte auch die Vampirin entspannter und langsam verschwand das Leuchten aus ihren Augen. »Ich muss zurück. Sie wartet auf mich!« wurden ihre Gedanken wieder klar. Wenige Sekunden später, löste sie sich langsam vom Hals des Mädchens. Sie sah auf sie herab und stand auf. Gerade als sie eindeutig etwas sagen wollte, durchriss ein lautes Heulen die Stille der Nacht. Haruka schwang herum und entdeckte den hoch aufgerichteten Werwolf, der zwar noch recht weit weg war, sie aber dennoch genauso gesehen hatte, wie sie ihn. "Ich glaube, ich war zu unaufmerksam...", murmelte Haruka. Dann sah sie das Mädchen an. "Tut mir leid", zuckte sie entschuldigend mit den Schultern, "Ich hab dir dein Leben versprochen, aber der war nicht eingeplant." Die Augen des Mädchens weiteten sich, während die Vampirin sich dem Werwolf zuwand. Der kam bereits auf sie zu gerannt und Haruka fauchte ihm kurz entgegen. "Sry Hasso. Heute keine Zeit zum Spielen!", grinste sie dann und verschwand kurz bevor er sie erreicht hatte. Sie hörte noch den Schrei des Mädchens, dann stand sie bei sich daheim in der Küche. Ein kurzer Blick verriet ihr, dass Michiru nichts gegessen hatte und ein kurzes horchen, dass diese wohl Fernseher schaute. Ein kurzes Lächeln und sie fuhr sich einmal mit der Hand übers Gesicht. Danach war sie rein von Blut und trat langsam Richtung Wohnzimmer. Michiru hockte auf der Couch. Die Beine an den Körper gezogen und unter eine Decke gekuschelt saß sie vor dem Fernseher, schien jedoch völlig in Gedanken zu sein. "Ich kann nicht mehr zurück", hörte Haruka sie flüstern, "Ich glaube wirklich, ich liebe sie..." Ein triumphierendes Grinsen schlich auf Harukas Lippen. »Sieg auf ganzer Linie!« "Das hört man doch gern!" trat sie grinsend an die Couch. Michiru fuhr geschockt herum und starrte sie erschrocken an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)