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Vampire Kiss

von

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Je größer das Vertrauen desto größer der Schock

9. Je größer das Vertrauen desto größer der Schock
 

Verwirrt sah Michiru sich um. Sie befanden sich in einer dunklen Gasse, die höchst wahrscheinlich irgendwo in den Slums von Tokio lag. Sofort fiel ihr Blick an ihrem Körper hinab und sie stellte erleichtert fest, daß sie nicht mehr den Bademantel, sondern normale Kleidung trug. Es war zwar nicht ihres, aber das Kleid passte und entsprach sogar ihrem Geschmack.

"Wo sind wir?" fragte sie leise und hob den Kopf, um Haruka anzusehen,

"Das sieht nach keiner angenehmen Gegend aus..."

Haruka hielt sie noch immer im Arm und lächelte sie beruhigend an.

"Mit mir mußt du dich nicht fürchten", versicherte sie,

"Solange ich dich beschütze, bist du absolut sicher!"

Und wieder wußte Michiru, daß Harukas Worte der Wahrheit entsprachen.

Dieses Mal, weil sie es fühlte. Das wurde wurde ihr in diesem Moment bewußt. Nicht nur, daß sie die Nähe der Vampirin nicht fürchtete, sie fühlte sich sogar absolut sicher in deren Nähe. Trotzdem fuhr sie im nächsten Moment erschreckt zusammen und drückte sich fester in Harukas Umarmung.

Da schrie und weinte ein Mädchen. Sehr schnell fasste Michiru sich und nach einem kurzen Blickwechsel gingen sie Hand in Hand los. Haruka lief vorweg und zog Michiru, mehr oder weniger, hinter sich her. So befand diese sich aber auch geschützt hinter der Vampirin, als sie den Ort des Geschehens erreichten.

"Bitte. Ich hab wirklich kein Geld", schluchzte eine Mädchenstimme,

"Ich habe hier nur geschlafen. Ich bin keine Dirne!"

Das kalte Lachen eines Mannes erklang und Haruka gab Michiru mit der Hand ein Zeichen, in Deckung zu gehen.

Michiru tat es sofort und fand Schutz hinter einer Mauerecke.

"Das soll einer glauben. Du schläfst hier und willst kein leichtes Mädchen sein?" , erklang die rauhe Männerstimme,

"Entweder du rückst jetzt ganz leicht deine Kohle raus oder mir fällt es ganz leicht, dich zu erschiessen!"

Nach diesen Worten erklang Harukas Stimme.

"Was für ein starker Mann...", waren die deutlich ironischen Worte,

"Zielt mit einer Waffe auf ein kleines Mädchen..."

Sie ging dabei langsam auf ihn zu und klatschte zynisch Beifall.

Michiru wechselte ihre Position, um alles so gut wie möglich sehen zu können. Was sie sah, beunruhigte sie jedoch sehr viel mehr, als erwartet.

Eine junge Frau, wirklich fast noch ein Mädchen, kauerte weinend am Boden. Ein recht ungepflegt aussehender Mann stand nur höchstens 2 Meter von ihr entfernt mit einer Schußwaffe in der Hand. Jedoch hatte der Kerl sich nun Haruka zugewand, die völlig unbeeindruckt weiter langsam auf ihn zuschritt.

"Warum legst du dich nicht mit einem Gegner an, der dir auch gewachsen ist?" fragte sie herausfordernd.

"Willst du den Retter spielen?" raunte der Kerl ihr entgegen,

"Wo ist das weiße Pferd und wo deine Rüstung, du strahlender Held?"

"Die brauche ich nicht", grinste Haruka unbeeindruckt,

"Jemanden wie dich verspeis ich zum Frühstück!"

"Das wollen wir doch erst mal sehen", bluffte der Typ sie an,

"Noch einen Schritt weiter und du hast ´ne Bleivergiftung!"

Haruka machte den Schritt.

Und sie machte auch noch weitere.

Der Kerl wurde immer nervöser und dann fiel der erste Schuß. Haruka blieb stehen und Michiru schrie erschreckt auf. Dann fielen weitere Schüsse. Sieben Mal drückte der Typ noch ab und kontinuierlich war die Waffe dabei auf Haruka gerichtet. Erst als das Magazin geleert war, ließ er den Arm langsam sinken.

"Ich hab dich gewarnt", zischte er Haruka ausser Atem entgegen,

"Das hast du jetzt davon!"

Er wartete, genauso wie das Mädchen und auch Michiru darauf, daß Haruka zu Boden ging, doch das geschah nicht.

Mit jeder Sekunde die verstrich wurde der Kerl nervöser.

Haruka hob langsam den Kopf und sah ihn an.

"Das Hemd war mein Lieblingshemd...", sagte sie und besah die 8 Löcher, die es nun hatte,

"Aber jeder Schuß ein Treffer - alle Achtung!"

Mit einem Ruck befreite sie das Hemd von sämtlichen Knöpfen und entblösste ihren durchlöcherten Oberkörper.

"Eine Frau...", hörte sie seine erstaunte Stimme, schenkte ihm jedoch keine Beachtung.

Ihr Augenmerk lag auf den Wunden auf ihrem Oberkörper, welche langsam begannen sich zu schliessen, immer schneller heilten und schließlich komplett verschwunden waren.

Seine Augen weiteten sich immer mehr und von dem Mädchen war nur noch ein verstörtes Wimmern zu hören.

"So. Und nun zu dir mein Lieber...", Haruka sah den Revolverhelden direkt an.

Das Hemd nur lose um die Schultern hängend, ging sie wieder langsam auf ihn zu.

Er verstand nicht, was da vor sich ging, aber er hatte begriffen, daß sein Gegenüber kein Mensch sein konnte und das er sich dieses Wesen zum Feind gemacht hatte. Mit einem metallischem Geräusch fiel der Revolver zu Boden. Seine Hand fuhr unter seinen Mantel und schnellte mit einem Messer wieder hervor. Haruka jedoch stand in diesem Moment bereits direkt vor ihm und funkelte ihn mit glühenden Raubtieraugen böse an.

"Du bist tot", brachte sie gelassen hervor und es klang wie ein Versprechen.

Aus lauter Panik stieß der Kerl zu und rammte Haruka das Messer bis zum Griff in den Bauch.

Wieder herrschte eisiges Schweigen und keiner der Zeugen dieses Schauspiels, traute sich zu atmen. Dann schrie zuerst das Mädchen und sackte bewußtlos in sich zusammen. Das war endgültig zu viel für sie.

Danach fasste der Kerl sich langsam, ließ wie in Zeitlupe das Messer los und trat einen Schritt zurück. Fassungslos starrte er auf die Wunde und dann in Harukas Gesicht. Deren Augen glühten noch immer und auch ihr Gebiss glich nun dem eines Raubtiers.

"Wie unfein...", schnurrte sie und umfasste das Messer mit der Hand.

Ganz langsam zog sie es heraus und dem Kerl wurde klar, daß ihm wohl nur noch die Flucht blieb, als Haruka plötzlich eine blitzschnelle Bewegung machte. Mit einem gurgelndem Laut fasste er sich an die Kehle und sackte auf die Knie.

Siegreich grinsend sah Haruka zu, wie er vergeblich nach Luft schnappte, immer mehr Blut zwischen seinen Fingern hervorquoll und er schliesslich vorn überkippte und reglos liegen blieb.

"Ich kann nicht nur mit Klauen und Zähnen eine Kehle zerfetzen...", sagte sie kalt und ließ das Messer fallen.

Die Wunde, die es in ihrem Bauch verursacht hatte, war bereits ebenso verheilt, wie die Einschüsse.

Als sie sich herum drehte, um nach dem Mädchen zu sehen, war Michiru bereits neben ihr.

"Geht es dir gut?" fragte Haruka besorgt und wollte sich selbst davon überzeugen.

Michirus Blick fiel auf ihren nackten Oberkörper und sofort lief sie rot an.

"Ich seh schon, dir ist nichts geschehen", grinste Haruka und drehte sich weg,

"Ich kümmere mich schonmal um sie", brachte Michiru hervor.

Sie lief zu dem Mädchen, das noch immer bewußtlos am Boden lag und Haruka sah ihr schmunzelnd nach.

»Sie ist wirklich zu niedlich...«, dachte sie und verknotete das Hemd unterhalb ihrer Brüste.

Dann folgte sie Michiru und ging neben dieser in die Knie.

"Ist sie ok?" wollte die Vampirin wissen.

"Ihr fehlt nichts", antwortet Michiru,

"Sie ist nur ohnmächtig. Aber wir müssen sie hier weg bringen."

Sie sah Haruka durchdringend an und die nickte wortlos.

Michiru erhob sich, während Haruka das bewußtlose Mädchen auf ihre Arme hob, um dann ebenfalls aufzustehen. Sie sah Michiru lächelnd an.

Die verstand und hakte sich bei der Blondine ein. Schon in der nächsten Sekunde waren sie bei Haruka zu Hause.

"Langsam gewöhne ich mich an deine Art zu reisen", scherzte Michiru und räumte die Couch frei.

Vorsichtig legte Haruka das Mädchen darauf und sah Michiru dann genau in die Augen.

"Jede Nacht mit mir kann dir gehören...", wisperte sie lockend,

"Wenn du willst, auch für die Ewigkeit..."

Michiru schluckte und kämpfte um Stabilität in ihren Knien.

Wie nur konnte dieses obzöne Angebot eines blutrünstigen Biss-Rituals sie derart anmachen? Und das auch noch in einem solchen Augenblick?

"Wir...sollten uns um sie kümmern..", lenkte sie schnell von sich ab,

"Ein feuchtes Tuch oder etwas Riechsalz wäre gut."

"Dann ein Tuch", zuckte Haruka mit den Schultern,

"Soetwas wie Riechsalz habe ich während meiner gesamten Existenz nie benötigt."

Sie verließ das Wohnzimmer und Michiru atmete erleichtert auf.

Nicht Harukas durchdringender Blick oder ihre, bis ins Mark wirkende, Stimme waren es gewesen, die Michiru gerade so in ihren Bann gezogen hatten. Es war das Angebot selbst.

Die Vampirin hatte vor ihren Augen dieses Mädchen gerettet, hatte so viel Menschlichkeit gezeigt, wie die meisten Menschen es nicht taten und ihr dann lächelnd den Vampirkuss angeboten. Allein die Vorstellung dieses Kusses löste eine Erregung in Michiru aus, die sie nie zuvor verspürt hatte und die den Wunsch diesen Kuss zuzulassen, fast unbezwingbar groß werden ließ.

Um diese Frage und das Thema aus dem Kopf zu bekommen, konzentrierte Michiru sich auf das gerettet Mädchen.

Sie war um die 18 Jahre alt, hatte kurzes, strubbeliges Haar mit mittelbrauner Färbung. Ihre Kleidung wies auf gewissen Wohlstand hin, denn alles was sie trug war recht teuer und nicht von der Stange.

In diesem Moment kam Haruka mit dem feuchten Tuch wieder.

"Ich hoffe der Waschlappen tuts", sagte sie ein wenig unbeholfen und gab ihn Michiru.

"Das ist perfekt", lächelte diese und nahm ihn.

Sie legte ihn auf die Stirn des Mädchens und sah Haruka an.

"Sie scheint reiche Eltern zu haben. Vielleicht ist sie von zu Hause weggelaufen", sagte sie,

"Wer weiß, wie lange sie schon da draußen in den Gassen herum geirrt ist."

Haruka sah das Mädchen nachdenklich an.

"Wir werden es wohl gleich erfahren", sagte sie schließlich,

"Sie scheint aufzuwachen."

Sie wachte tatsächlich auf.

Und ihre erste Reaktion war ein kurzer Aufschrei und Flucht nach hinten, als sie Haruka sah.

"Alles ok", beruhigte Michiru sie und legte die Arme schützend um sie,

"Sie tut dir nichts."

"Sie hat alles gesehen Michiru", kommentierte Haruka ganz ruhig,

"Das wird sie dir sicher nicht glauben."

Tatsächlich ließ das Mädchen Haruka nicht aus den Augen.

Wie ein Häuflein Elend kauerte sie am äußersten Ende der Couch und machte sich in Michirus Armen so klein, daß man sie fast für ein Kind hätte halten können.

"Wenn sie dich gesehen hat, dann weiß sie auch, dass du sie gerettet hast", entgegnete Michiru und sah dann das Mädchen an,

"Du weißt es doch, oder? Haruka hat dich vor diesem Kerl mit der Pistole gerettet."

"Sinnlos", winkte Haruka ab und trat ans Fenster.

Das Mädchen sah ihr nach und blickte dann Michiru an.

Schließlich nickte sie zaghaft.

"Siehst du?", lächelte Michiru,

"Sie tut dir nichts. Und jetzt sag uns erstmal, wie du heisst."

Sie ließ das Mädchen los und die setzte sich aufrecht hin.

"Mein Name Kotori Aijuhara. Meinem Vater gehört eine große Kaufhauskette. Vor 3 Tagen hatten wir einen riesen Streit, weil er nichts von meinen Freunden hält...", sie fing an zu schluchzen,

"Wir haben uns schon oft gestritten, aber dieses Mal war es anders. Er war so wütend und hat mich überhaupt nicht mehr zu Wort kommen lassen..."

Sie sah Michiru beinahe hilfesuchend an.

Es war deutlich, dass sie verwirrt war und nicht verstand, was bei jenem Streit passiert war.

"Und weil Papa dir den Mund verboten hat, bist du weggelaufen", warf Haruka leicht genervt ein,

"Immer diese verwöhnten Teenies..."

Kotori sah zu ihr rüber und widersprach ohne nachzudenken.

"Ich bin weggelaufen, weil er mich in ein Internat schicken wollte bis ich 21 bin. In eine Klosterschule, damit ich Anstand und Benehmen lerne. Damit ich dort einen guten Abschluß mache und studieren kann an einer Elite-Uni in Amerika. Er will das ich Ärztin werde, weil er es nie geschafft hat und erwartet, daß ich mein Leben seinem Traum opfere. Es ist ihm ega,l daß ich Freunde hier zurücklasse und den Menschen, dem mein Herz gehört..."

Ihr Schluchzen wurde so stark, daß sie nicht weiter sprechen konnte.

Sie sank in sich zusammen und weinte. Michiru warf Haruka einen strafenden Blick zu, bevor sie Kotori tröstend in die Arme nahm.

"So ist es doch", murmelte die Blondine und sah aus dem Fenster,

"Papa wird zu strengt und die Antwort ist weglaufen."

Michiru schenkte ihr keine Beachtung mehr, sondern konzentrierte sich komplett auf Kotori.

Sie streichelte beruhigend über ihren Rücken und schaukelte sie leicht. Tatsächlich beruhigte das Mädchen sich so sehr schnell. Als sie sich weit genug gefasst hatte, sah sie Michiru an.

"Du bist so nett zu mir...", schniefte sie und warf einen kurzen, scheuen Blick zu Haruka,

"Ihr beide. Sie hat mein Leben gerettet und du...du bist herzlicher, als jede meiner Freundinnen. Und ich kenn nichtmal eure Namen..."

Die letzten Worte klangen beschämt.

Michiru konnte sich ein kurzes Lachen nicht verkneifen.

"Ich bin Michiru", lächelte sie dann,

"Und das ist Haruka."

Kotori sah wieder kurz zu dieser hinüber und lehnte sich dann ganz dicht zu Michiru.

"Was ist sie?" flüsterte sie so leise wie möglich.

Michiru holte hörbar Luft.

"Sie ist...", sie zögerte.

"...ein Vampir!" vervollständigte Haruka nach einer Weile den Satz.

Kotori fuhr erschreckt zusammen und sah sie an, in genau dem Moment, als auch Haruka sich zu ihnen drehte.

"Ich höre sehr viel besser, als ein Mensch", erklärte sie kühl und sachlich,

"Und auch sonst bin ich sehr viel besser..."

Die Zweideutigkeit ihrer Worte verstand nicht nur Michiru.

Auch Kotori begriff, was die Vampirin meinte. Angst schien sie, seltsamerweise, keine mehr zu haben.

"Warum hast du mich gerettet?" fragte sie unverblümt.

Auf das emotionslose Gesicht von Haruka schlich sich ein süffisantes Grinsen.

Sie schüttelte den Kopf und kam langsam zur Sitzgruppe.

"Ganz ehrlich?" lachte sie,

"Ich weiß es nicht. Du hast geschrien, wir haben dich gehört, sind losgelaufen und ich hab gehandelt."

Kotori nickte verstehend und sah Michiru an.

"Du bist nicht wie sie oder?"

Jetzt musste auch Michiru leicht lachen.

"Nein", bestätigte sie,

"Ich bin nicht wie sie. Ich bin ein ganz normaler Mensch."

"Und ihr seid...?" fragte Kotori betont gedehnt.

Als Michiru nicht sofort antwortete tat Haruka das für sie:

"Wir sind gute Freunde."

Die Aussage war kurz und klar.

Kotori nickte, doch der Blick welchen die beiden tauschten, entging ihr nicht. Er veranlasste sie dazu, nicht weiter in diese Richtung zu fragen. So entstand ein Schweigen, das schnell unangenehm wurde. Michiru war diejenige, die es zuerst nicht mehr ertrug und sich fast hastig erhob.

"Wie unhöflich. Ich sollte dir etwas zu trinken anbieten und vielleicht auch etwas zu essen", brachte sie entschuldigend hervor.

Dann verschwand sie schnell.

Kotori blickte ihr nachdenklich hinterher.

»Als würde sie vor etwas flüchten...«, dachte sie,

»Oder hat sie etwas zu verbergen?«

"Worüber zerbrichst du dir den Kopf?" zog Haruka ihre Aufmerksamkeit auf sich.

Als Kotori sie ansah sprach sie weiter:

"Du siehst so nachdenklich aus. Oder immernoch Angst?"

"Angst wovor?" fragte Kotori, was Haruka ein Grinsen entlockte.

"Na vor mir", war die leicht amüsierte Antwort.

Das dunkelhaarige Mädchen sah sie einen Moment lang schweigend an.

Sie versuchte eine Regung zu erkennen und zu deuten, was sich als sinnlos erwies.

"Nein", gab sie dann entschlossen zur Antwort,

"Ich habe keine Angst mehr vor dir."

"Wie alt bist du?" war Haruka neugierig.

"Ich werde in 2 Monaten 18", gestand Kotori überzeugt.

Haruka lachte leise und lehnte sich ganz dicht zu ihr herunter.

"So jung und so furchtlos...", schnurrte sie und richtete sich wieder auf,

"Du läufst aus einem behüteten zu Hause fort, weil dein Papa dich etwas einschränkt, schläfst in der Gosse, wirst von irgend einem gewissenlosem Raubmörder überfallen und bist nun hier - allein - mit einem echten Vampir..."

Sie grinste spöttisch und zeigte herausfordernd ihre Zähne.

"Erstaunlich, in deiner Situation keine Angst zu haben..."

Sie verschränkte die Arme vor der Brust und präsentierte sich betont lässig.

"Zum einen geht es nicht um ein paar Einschränkungen", erwiederte Kotori selbstsicher,

"Sondern darum, dass er mich um jede eigene Erfahrung und jedes noch so kleine Abenteuer bringt. Und zum anderen, hatte ich Angst, bis Michiru mich davon überzeugt hat, dass sie ein Mensch ist und du harmlos bist."

"Harmlos?" echote Haruka,

"Ich bin ganz gewiss nicht harmlos Kleines. Eher im Gegensatz - du solltest mich mit Vorsicht genießen..."

Die Worte klangen sehr ernst gemeint und doch machte die Vampirin keinesfalls einen bedrohlichen Eindruck.

"Ich werde mich davor hüten, dich zu verärgern", erklärte das Mädchen,

"Und solange ich das nicht tue, bin ich so sicher, wie Michiru es gesagt hat."

"Du bist sehr überzeugt von Michiru", lächelte Haruka leicht amüsiert,

"Dabei kennst du sie genauso wenig wie mich..."

"Jemand der ein so sanftes, verständnisvolles Wesen hat wie Michiru, kann kein schlechter Mensch sein", verkündete Kotori ihre Meinung,

"Und wenn sie dir vertraut, kann ich das auch."

Haruka trat ganz dicht vor sie und lehnte sich zu ihr. Es gefiel ihr ganz und gar nicht, dass dieses junge Mädchen sie nicht im geringsten fürchtete.

Sie legte ihr leicht eine Hand unters Kinn und hob es etwas an.

"Vielleicht vertaut sie mir gar nicht...", wisperte sie,

"Vielleicht ist sie einfach nur eine willige Sklavin, die mir hilft, Opfer für meinen Blutdurst zu finden, nur, damit ich sie verschone..."

Kotori schluckte merklich.

Die Ausstrahlung der Vampirin hatte deutliche Wirkung auf sie.

"Soetwas...kann ich mir bei Michiru nicht vorstellen...", brachte sie leise hervor,

"Außerdem mag sie dich. Das kann man genau sehen."

Haruka zog eine Augenbraue hoch, so überrascht war sie von den letzten Worten.

Lange hielt das Überraschungsmoment jedoch nicht und sie begann überheblich zu grinsen.

"Ein Grund mehr für sie, mir zu helfen!"

"Ich glaube das nicht", entgegnete Kotori nochmals leise, aber dennoch sehr überzeugt.

"Glaub es...", wisperte Haruka, wobei ihre Lippen sacht über die von Kotori strichen,

"Sie schläft auch mit mir..."

Ihre Stimme war die pure Verführung.

Sie war geschwängert von Verlockung und Gefahr. Kotori jedoch verfiel der Velockung und überhörte das leise Versprechen von Tod. Sie sah Haruka verträumt in die Augen und war wie Wachs in deren Händen, als die sie vorsichtig auf die Beine zog.

Noch immer ruhte die Hand sanft an ihren Kinn und sie ließ sich widerstandslos näher dirigieren und nahm willig den Kuss auf die Lippen hin.

Nur leicht und wenige Sekunden lang berührten Harukas Lippen die ihren, doch es reichte aus, daß sie genußvoll die Augen schloss. Gerade als Haruka sich von ihr löste kam Michiru herein. Wie angewurzelt blieb sie stehen und schüttelte den Kopf. Die Frage, die sie hatte stellen, wollen war vergessen. Sie kannte diese Situation und sie wußte, wie sie enden würde.

"Das kannst du nicht tun Haruka...", flüsterte sie fassungslos,

"Nicht sie! Du hast ihr doch das Leben gerettet."

Haruka änderte kaum ihre Position.

Sie blieb Kotori nahe und hielt weiterhin leicht ihr Kinn fest. Auch den Blickkontakt zu dieser unterbrach sie nicht.

"Das ist genau der Punkt", schnurrte sie, in Vorfreude auf das junge Blut,

"Ohne mich wäre sie schon tot. Da ist es doch nur fair, wenn sie jetzt mich am Leben erhält..."

Michiru schüttelte weiterhin fassungslos den Kopf und drehte sich gerade noch rechtzeitig weg, um nicht sehen zu müssen, wie Haruka dieses Mädchen gerettet hatte, um sie jetzt eiskalt zu töten.

Kotoris Schrei ging ihr durch Mark und Bein und sie flüchtete sich weinend in die Küche.

"Warum hat sie das getan?" schluchzte sie,

"Ich dachte, sie wollte sie retten..."

»Wie konnte ich mich nur so täuschen? Sie ist nunmal was sie ist...«

Sie kämpfte gegen die Tränen, hatte aber wenig Erfolg.

»Was ich für Menschlichkeit gehalten habe, war eiskalte Berechnung. Ab dem Augenblick in dem sie sich in diese Sache eingemischt hat, war sie sich ihres Opfers sicher. Sie hat keine Gefühle für mich. Sie spielt nur ihr blutiges Spiel mit mir und wenn sie es satt hat, ende ich, wie alle anderen auch.«

In diesem Moment kam Haruka in die Küche.

Schnell wischte Michiru sich die Tränen weg und versuchte sich nichts anmerken zu lassen.

"Warum hast du das getan?" fragte sie erstaunlich fest,

"Nicht nur, dass sie uns vertraut hat, nein, du hast ihr Leben gerettet! Wie konntest du einfach nur ein Opfer in ihr sehen?"

"Ihr ganzes Leben war viel zu behütet", zuckte Haruka mit den Schultern,

"Sie hat nach Abenteuern gesucht und wollte Aufregung - davon hatte sie nun reichlich!"

"Verstehe", murmelte Michiru geschlagen.

"Gut...", schnurrte Haruka, stellte sich ganz dicht vor sie und streichelte ihre Wange,

"Dann weißt du auch, dass sie dir heute Nacht ein weiteres Opfer erspart hat..."

Sie gab ihr einen Kuss auf die Stirn und löste sich wieder von ihr.

"Ich beseitige die Reste", sagte sie noch,

"Fühl dich wie zu Hause."

Dann war sie verschwunden und Michiru allein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Michirukaioh
2017-05-21T05:29:35+00:00 21.05.2017 07:29
Bitte schreibe weiter! Bin gespannt wie es weiter geht

Von:  SailorStarPerle
2017-05-14T13:51:46+00:00 14.05.2017 15:51
oh man damit habe ich jetzt gar nicht gerechnet,
zuerst lieb und dann so grausam,
so mit Michiru gefühlen spielen das ist einfach nicht fehr *sniff*
bin weiterhin gespannt wie es weiter geht *gg*


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