Joeys steiniger Weg! von Onlyknow3 (Geschunden, Verloren und Aufgefangen) ================================================================================ Kapitel 46: Das Gefühl, dass etwas fehlt ---------------------------------------- Kapitel 46 - Das Gefühl, dass etwas fehlt Joey saß im Wintergarten, sein Skizzenblock auf den Beinen und den Bleistift in der Hand. Durch die geöffneten Glaspanelen drang das fröhliche Gezwitscher der Vögel, so wie die spätsommerliche Hitze aus dem Garten zu ihm in den Wintergarten. Der Blonde betrachtete seine Zeichnung, mit der er die letzte Stunde beschäftigt gewesen war und war davon mehr als irritiert. Frustriert schob er den Bleistift an seinen Platz in der Stiftrolle zurück und klappte den Block zu, den er dann auf den Gartentisch warf. Plötzlich umschlangen ihn zwei Arme von hinten und er erschrak, bevor er seinen besten Freund erkannte, der ihn frech angrinste. Er erwiderte das Grinsen, bevor Tristan sich löste und über die Lehne der Rattancouch stieg, um sich neben ihn zu setzen. "Wie geht es dir?", fragte der Brünette ehrlich interessiert. "Hab mal gute und mal weniger gute Momente!", antwortete Joey ehrlich und ließ kurz seinen Kopf hängen, bevor er ihn wieder hob und seinen besten Freund angrinste. "Und wie geht es dir, seit du nicht mehr rund um die Uhr mein Händchen halten musst?" Tristan boxte ihn sanft gegen die Schulter. "Hey, ich war und bin gern für dich da!", meinte Tristan streng, bevor auch er grinste. "Aber ich muss ehrlich sagen, dass mir langweilig ist... genau wie den anderen Jungs! Also haben wir uns gedacht, dass wir vielleicht auf den Rummel gehen könnten, der gerade auf dem Festplatz steht..." "Klingt doch spaßig!", kam es teilnahmslos von dem Blonden, dessen Blick wieder auf seinen Zeichenblock fiel. "Gut, dass du das so siehst, denn ich bin hier, um dich dafür abzuholen!" kam es freudig von Tristan. Geschockt und überrascht blickte Joey den Brünetten an, der ihn immer noch breit angrinste. Ihn... ihn abzuholen? Etwas erwachte in Joey. Er konnte selbst nicht sagen, was es war, nur dass es sich nicht gut anfühlte. "Ähm... ich freu mich echt darüber, dass du an mich gedacht hast, aber mir ist heute nicht so danach!", kam es ausweichen von Joey. "Hey... du bist seit fast vier Wochen nur in der Villa gewesen. Du musst endlich mal wieder rauskommen und den Kopf etwas frei kriegen!", begann Tristan zu argumentieren, was er ganz offensichtlich vorher eingeübt hatte. "Lass uns dich ein wenig ablenken!" Er war wirklich schon lange nicht mehr draußen gewesen. Seit er... zurück gekommen war noch nicht einmal. Nicht einmal im Garten, obwohl das Wetter dafür mehr als geeignet gewesen war. Der Blonde nickte schließlich und stand auf. Er rollte die Stiftrolle zusammen und schloss sie, nahm dann den Block in die Hand und eilte in sein Zimmer. Dort legte er beides auf den Nachttisch auf sein Traumsketchbook und zog sich etwas Alltagtaugliches an, während das ungute Gefühl sich hartnäckig hielt. Als er wieder im Foyer ankam stand neben Tristan Seto. Die beiden unterhielten sich und Joey hielt für einen Moment inne. Seit wann waren die beiden Menschen, die ihm im Leben am Meisten bedeuteten, so dicke miteinander? Dann fiel Seto's Blick auf Joey und lächelte verliebt. Joey überbrückte, was sie noch trennte und Seto nahm ihn sanft in den Arm und legte seine Lippen auf die seines Freundes. "Kommst du mit?", fragte Joey hoffnungsvoll. "Wenn ich darf!", war die schlichte Antwort des Blauäugigen. Sanft lächelte Joey ihn an, während Seto einen Arm um seine Schultern legte. Als Tristan die Haustür öffnete verstärkte sich dieses komische Gefühl in Joey erneut. Sein bester Freund trat über die Schwelle nach draußen und blieb neben einer der Säulen stehen, während er sich zu ihnen umwandte. Er lächelte den Blonden aufmunternd frech an. "Was für ein geiler Tag, oder?", kam es von dem Brünetten. Joey wurde durch Seto auf die Eingangstür zubewegt und mit jedem Schritt wurde das Gefühl in ihm stärker und schmerzhafter. Als sie an die Schwelle kamen blieb der Blonde ruckartig stehen. Seto und Tristan blickten ihn fragend an. Erst jetzt bemerkte Joey, dass ihm das Herz bis zum Hals schlug und er begonnen hatte zu zittern. Als sein Geliebter ihn sanft über die Schwelle schieben wollte sprang der Blonde erschrocken zurück. "Schatz?", hörte er die sanfte, aber besorgte Stimme seines Freundes, wie durch Watte oder aus großer Entfernung. Joey blickte sich suchend um. Irgendetwas war hier nicht so, wie es sein sollte. Aber was genau nicht stimmte, dass konnte der Blonde einfach nicht benennen. Nur das etwas nicht so war, wie es sein müsste und überhaupt... Joey spürte etwas Warmes an seinen Wangen und als sich sein Blick klärte sah er das besorgte Gesicht seines Freundes über sich. Daneben das von Tristan. Wie kamen sie über ihn? Erst nach und nach realisierte Joey, dass er im Foyer mit dem Rücken auf dem Boden lag. Seine Klamotten klebten vor kaltem Schweiß an seinem Körper und sein Atem ging schnell und flach. Was... was war geschehen. Langsam wollte er sich aufrichten, doch Seto legte eine Hand gegen seine Schulter und zwang ihn liegen zu bleiben. "W... was ist los?", kam es mit heiserer Stimme von dem Blonden. Warum war er heiser? Er verstand gerade gar nichts mehr. Eben war er noch im Begriff gewesen mit Tristan und Seto das Haus zu verlassen und dann - ein Stechen durchfuhr ihn bei dem Gedanken. "Du hattest eine Panikattacke, Schatz!", kam es sanft und behutsam von Seto, der ihm eine Hand auf die Wange legte. Dann fiel Joey der schuldbewusste Blick von Tristan auf. Langsam hob er eine Hand und legte sie an den Oberarm seines besten Freundes. "Hey, Tris... alles in Ordnung bei dir?", fragte Joey besorgt nach. Tristan musste schmunzeln. In seinem Schmunzeln lag ein gewisser Hauch von Ironie. "Das sollte ich eigentlich dich fragen, Kumpel!", kam es leise von dem Brünetten mit den haselnussbraunen Augen, der damit geschickt der Beantwortung aus dem Weg gehen wollte. "Alles Bestens, wirklich!", kam es von Joey, der versuchte zu grinsen. In diesem Moment läutete es an der Tür und Tristan stand auf. Als er die Tür öffnete trat Kai in die Villa, der neben dem Blonden in die Knie ging, aber darauf bedacht war ihn nicht zu berühren. "Was machst du denn für Sachen?", fragte Kai besorgt. Auch ihn versuchte Joey beruhigend anzulächeln. "Keine Ahnung!", kam es ehrlich von Joey. Kai blickte fragend zu Seto. "Wir wollten auf den Rummel, aber als wir das Haus verlassen wollten hast du eine Panikattacke bekommen. Du hast immer wieder geschrien, dass etwas fehlt oder nicht richtig wäre!", erklärte Seto, während er seinen Blick wieder auf seinen Geliebten gelegt hatte. "Echt?", fragte Joey erstaunt nach. "Ich kann mich daran gar nicht erinnern!" "Was ist denn das Letzte, was du noch weißt?", hakte Kai nach. "Wir wollten gehen und ich hatte so ein komisches Gefühl.", erklärte Joey leise. "Gerade als wir über die Schwelle treten wollten bin ich zurück geschreckt und... dann weiß ich nur noch, wie Seto und Tristan sich über mich beugten und ich auf dem Boden lag!" "Du hast immer wieder gerufen, dass das so nicht stimmen würde und etwas fehlen würde.", wiederholte jetzt Tristan traurig. "Hast dich immer mehr in Rage geschrien und dann bist du einfach wie ein nasser Sack zusammengeklappt und hingefallen." Schamesröte zog auf Joey's Wangen auf. Es war ihm so peinlich, dass er sich wieder völlig hysterisch verhalten hatte und es nicht einmal mehr wusste. "Ist dir schwindelig oder hast du Kopfschmerzen?", fragte Kai fürsorglich. Der Blonde schüttelte den Kopf. "Okay, dann versuch Mal dich langsam aufzusetzen!" Kai stand auf und machte Tristan Platz, der - ebenso wie Seto auf der anderen Seite - eine Hand von Joey nahm und ihm langsam in eine sitzende Position verhalf. Der Blonde blickte sie nur weiterhin grinsend an. "Alles gut!", versuchte er seine Freunde und seinen Therapeuten zu beruhigen. Dann ließ er sich beim Aufstehen helfen. Seine Knie waren noch etwas wackelig, aber ansonsten fühlte sich der Blonde ganz gut. Als sein Blick auf die offene Haustür fiel erstarrte er erneut. Dieser Blick... aus der Tür hinaus... mit den Säulen links und rechts und dann das geparkte Auto von Kai direkt vor der Treppe... woher... woher kam ihm das nur so bekannt vor. Er begann wieder abgehackt zu atmen und erneut brach der kalte Schweiß aus. "Joey?", kam es besorgt von Kai. Doch es war wie vorhin bei Seto. Alles rückte plötzlich sehr weit weg von ihm und schien wie durch Watte zu ihm zu dringen. An einer der Säule glaubte der Blonde jemand stehen zu sehen, den er nicht erkannte. Es war nur eine weiße, texturlose Silhouette, die auf ihn wartete. Plötzlich begann sich die Farbe der Kontur zu ändern: Das strahlende, helle und warmen Weiß wandelte sich in ein blutiges Rot, bevor sie schwarz wurde und die Figur sich aufzulösen begann. Joey hatte das Gefühl, dass wer auch immer das darstellen sollte, wichtig für ihn war und sein Verlust löste einen unglaublichen Schmerz in seiner Brust aus. Seto wusste nicht, wieso sein Geliebter erneut in eine Panikattacke verfiel. Er legte seine Hände auf seine Schultern und wollte ihn beruhigen, doch die Berührung machte alles noch viel schlimmer. Joey verfiel in einen Dauerschrei und begann hektisch mit den Armen um sich zu schlagen. Auch Tristan versuchte durch gutes Zureden seinen besten Freund zu beruhigen, aber mit genauso wenig Erfolg, wie es schon Seto gehabt hatte. Kai zog Seto von Joey weg und hinderte Tristan näher ran zu treten. Als Joey frei war stolperte er an der Treppe vorbei Richtung Küchentür stieß aber gegen die Wand, was ihn in die Ecke flüchten ließ. Der Blonde legte sich die Hände auf die Ohren, während er sich schreiend nach vorne krümmte. Immer wieder schrie er 'nein'. Laut. Anhaltend. Als er keine Kraft mehr zum Schreien hatte sackte er an der Wand entlang zum Boden und wippte vor und zurück. Kai wandte sich ab zu seiner Tasche, die er beim Ankommen neben die Haustür gestellt hatte und zog seine Medikamententasche. Er nahm eine kleine Ampulle und packte eine Einwegspritze aus, bevor er das Beruhigungsmittel aufzog. "Ich muss ihm ein Beruhigungsmittel spritzen.", kam es von Kai, der die Spritze in der Hand hielt. "Aber irgendjemand muss ihn festhalten, damit ich ihn mit der Nadel nicht verletze!" "Ich mach das!", kam es sofort von Tristan. Kai nickte ihm zu. Gemeinsam gingen sie zu Joey, der unter der Treppe in der Ecke auf dem Boden kauerte, immer noch die Hände auf den Ohren gelegt hatte und vor und zurück wippte. Tristan kniete sich vor ihn. "Hey, Joey...", sprach Tristan den Blonden an, der nicht reagierte, weil er in seiner Panik gefangen war. "Tut mir leid, aber ich werde dich jetzt festhalten. Dir wird es danach wieder besser gehen!" Doch sein bester Freund reagierte wieder nicht. Dann legte Tristan seine Hände an Joey's Schulter, der daraufhin panisch aufheulte und versuchte sich aus dem Griff seines Freundes zu befreien. Wieder schrie er, während er nach Tristan schlug. Schließlich war der Blonde auf dem glatten Boden weitergerutscht, so dass er auf dem Rücken lag und Tristan ihn geschickt mit einem Ringergriff fixieren konnte. Kai nutzte die Gelegenheit und setzte die Spritze. Binnen einer Minute erschlaffte Joey's Bewegungen, bis er nur noch weinend unter Tristan lag. Dieser stemmte sich etwas hoch und zog Joey in seinen Arm. Seto war zu ihnen gekommen und kniete sich auf Joey's andere Seite. Der Jungunternehmer war einfach nur schockiert von der Reaktion seines Geliebten und nahm ihn Tristan vorsichtig aus dem Arm, während er ihn hochhob und aufstand. Vorsichtig trug er ihn die Treppe hoch und brachte ihn in sein Zimmer. Tristan und Kai folgten ihm. Als Seto Joey sanft ins Bett gelegt hatte stieß er an die Nachtkonsole und etwas fiel herunter. Als er sich umwandte, sah er, wie Tristan den Skizzenblock aufhob. Er war runtergefallen und zeigte eine neue Zeichnung. Sie blickten zu dritt auf die Zeichnung: Die Zeichnung zeigte sehr detailiert den Eingangsbereich der Villa aus der Sicht des Foyers nach draußen. Die Tür stand offen und gab den Blick auf die beiden Säule vor der Tür frei. Unterhalb der drei Treppenstufen stand ein Wagen mit offener Tür. Die Umgebung dahinter war sehr detailiert ausgearbeitet. Aber was alle drei wirklich fesselte war die texturlose, leere Form eines menschlichen Körpers, der vor einer der Säulen stand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)