Joeys steiniger Weg! von Onlyknow3 (Geschunden, Verloren und Aufgefangen) ================================================================================ Kapitel 37: Doktor Akari ------------------------ Kapitel 37 - Doktor Akari Seto saß in seinem Hausbüro und ließ die Woche Revue passieren. Letzten Samstag hatten sie Joey in seiner Eigentumswohnung gefunden. Was er während der Zeit seiner Entführung durchgemacht hatte, war offensichtlich gewesen. Auf Tristan's Rat hin war er einen Schritt zurück getreten und hatte die Pflege seines Geliebten dessen besten Freund überlassen. In den ersten Tagen wollte Joey ihn nicht sehen. Von Tristan hatte er erfahren, dass sich der Blonde schmutzig fühlen würde und aus Scham den Kontakt zu ihm scheute, sowie große Angst davor hatte, dass Seto sich von ihm abwenden würde. Unsinn! So etwas würde Seto nicht mal in Betracht ziehen. Doch Joey war in dieser Verfassung keiner logischen Argumentation gegenüber aufgeschlossen. Dann endlich... hatte Joey einem Treffen zugestimmt. Seto war so aufgeregt gewesen. Wie würde der Blonde auf ihn reagieren? Mit Distanz? Mit Angst? Nein! Sie waren sich einander in die Arme gefallen und waren froh endlich wieder den anderen so nah bei sich zu haben. Es war so anders gewesen, als Seto es befürchtet hatte. Doch dann, als Osachi namentlich erwähnt wurde, wallte etwas in Joey auf und er bekam eine Panikattacke. Das war in etwas das Verhalten, was Seto schon auf seine Anwesenheit erwartet hatte. Es machte deutlich, dass es dem Blonden längst nicht so gut ging, wie dieser ihnen glauben machen wollte. Das er längst nicht so gefasst war, wie er ihnen vorspielte. Nur der Gabe eines Beruhigungsmittels war es zu verdanken, dass Joey sich schließlich wieder einkriegte. Seitdem waren wieder einige Tage vergangen. Wenn Joey sich alleine wähnte saß er nur da und blickte unbeteiligt aus dem Fenster auf den Regen, der sie seit einer Woche fest im Griff hatte. Sobald jemand bei ihm war versuchte er seine alteingesessene Maske aufzusetzen und so zu tun, als wäre alles in Ordnung. Berührungen, die er kommen sah steckte er ohne Reaktion weg. Unerwartete Berührungen lösten bei ihm schreckhafte Reaktionen aus, die er anschließend mit dummen Sprüchen und unpassendem Grinsen versucht runter zu spielen. Das musste verdammt anstrengend sein, sich so zu kontrollieren, ging es Seto durch den Kopf. Doch im Schlaf konnte er nicht darüber hinwegtäuschen, wie schlecht es um ihn bestellt war. Die Träume waren noch heftiger, als vor der Entführung. Wenn Joey schreiend aus einem Albtraum erwachte schlug er oft wild um sich und konnte nur sehr schwer wieder beruhigt werden. Danach übermannten ihn die Gefühle von Scham, Angst und Panik. Er ertrug keine Nähe, egal von wem - nicht mal Tristan's und vor allem nicht Seto's! Das waren Momente in denen Seto's Herz drohte vor Schmerz und Hilflosigkeit zu zerbrechen. Er wusste, dass es Tristan ähnlich ging. Doch sie ließen Joey seinen Willen, bis er sich beruhigt hatte. Dann versuchte er wieder seine Maske aufzusetzen und so zu tun, als wäre nichts gewesen, bis ihn die Erschöpfung schließlich wieder zur Ruhe zwang und der Kreislauf von vorne begann. "Sir?" wurde er von Roland angesprochen, der seinen Kopf durch die Tür steckte. Seto brauchte einen Moment, um wieder in das hier und jetzt zu finden und seine rechte Hand zu mustern. "Ja?" kam es müde von dem jungen Mann. "Die Detectives Matsubara und Fujimura möchten zu Herrn Wheeler!" informierte der ältere seinen Chef. Sofort strafte er sich und stand auf. In Begleitung Rolands schritt er in die Eingangshalle, in der die beiden Männer standen und warteten. "Meine Herren!" begrüßte Seto sie geschäftig. "Was kann ich für Sie tun?" "Sie?" kam es von dem graumelierten Detective Matsubara überrascht. "Gar nichts! Wir möchten mit Herrn Wheeler sprechen!" "Das wird derzeit nicht möglich sein!" eröffnete Seto den beiden Polizisten. "Wir waren mehr als geduldig!" wandte nun der jüngere, der beiden Beamten ein, dessen rotbraunes Haar, kurz geschnitten und nach hinten gegelt, irgendwie schmierig wirkte. "Es ist nicht so, dass ich es Ihnen nicht gestatten möchte!" erklärte Seto. "Nur ist Jo... ähm.. Herr Wheeler in keiner Verfassung für eine Befragung oder gar ein Gespräch!" "Das würden wir gerne selbst beurteilen wollen!" wiegelte Matsubara Seto's Argumentation ab. Hilfesuchend blickte Seto zu Roland, der aber auch mit seinem Latein am Ende war. "Wenn Sie nicht kooperieren möchten, können wir Herr Wheeler auch mit auf die Wache nehmen!" "Haben Sie mir denn nicht zugehört?" wurde Seto langsam ungehalten. "Es ist nicht so, dass wir nicht kooperieren möchten... aber... Herr Wheeler hat eine Menge durchgemacht. Er ist traumatisiert! Und ich werde nicht zulassen, dass übereifrige Beamte der Morddezernat seine psychische Genesung zurück werfen, nur weil Sie nicht abwarten können!" "Es reicht jetzt, Herr Kaiba" bellte der jüngere Fujimura. "Sie können uns JETZT zu Herrn Wheeler führen oder wir suchen uns den Weg selbst!" In diesem Moment klingelte es an der Tür und Roland öffnete die Tür. Doktor Akari trat ein und war überrascht von der Anwesenheit der beiden Polizeibeamten. "Matsubara und Fujimura," grüßte er die beiden namentlich. Seto wunderte es nicht, dass sein Hausarzt die beiden kannte. Doktor Akari war oft im Dienst des Kommissariats als Berater oder Spezialist tätig. Es gab eine Zeit, da war er hauptberuflich als Pathologe tätig gewesen, bevor er sich für seine letzten Berufsjahre in die ruhige Zivilpraxis zurück gezogen hatte. "Akari!" kam es überrascht von dem älteren Beamten. "Was tun Sie denn hier?" "Ich wollte nach meinem Patienten schauen!" antwortete Akari mit einem warmen Lächeln. "Ihren Patienten?" hakte Fujimura nach. "Herr Wheeler!" erklärte Akari. "Sie sind sein behandelnder Arzt?" kam es ungläubig von dem graumelierten Detective. "Ja!" kam es kurz von dem älteren Arzt. "Wir würden den jungen Mann gerne befragen!" kam Fujimura endlich auf den Punkt. "Davon würde ich zum jetzigen Zeitpunkt abraten, meine Herren!" stärkte Akari Seto's Position unwissentlich. "Wieso?" fragte Matsubara ungeduldig nach. "Weil er nicht dazu in der Verfassung ist!" antwortete der Arzt eiskalt ohne ins Detail zu gehen. "Würden Sie bitte Captain Satou von mir grüßen?" "Na... natürlich!" kam es nun verunsichert von dem jüngeren Detective und auch sein älterer Partner schien nun klein beizugeben. Sie nickten in die Runde und verließen dann das Haus der Kaibas. "Danke!" kam es von Seto leise. "Wofür?" fragte Akari verwirrt. "Das Sie Joey vor diesem unnötigen Stress bewahrt haben!" konkretisierte Seto. "Ich handle immer im Sinne meiner Patienten!" meinte Akari lächelnd. "Wenn das einer wissen sollte, dann Sie.... HERR Kaiba!" Verlegen brach Seto den Blickkontakt mit seinem Hausarzt ab, bevor er wieder aufsah. "Wie geht es Herr Wheeler heute?" fragte der Arzt nach. "Die Nacht war ein Horror!" kam es von Seto. "Tagsüber versucht er normal zu wirken. Er grinst, manchmal lacht er aufgesetzt, redet über belanglose Dinge. Das erschöpft ihn sehr. Doch schlafen will er nicht. Wenn er dann doch einschläft wird er von Albträumen gequält. Wacht er aus ihnen auf kann man ihn nicht berühren oder gar ansprechen. Bin ich im Raum schreit er solange, dass ich raus gehen soll, bis ich diesem Wunsch nachkomme. Nachdem er sich dann beruhigt hat geht der ganze Kreislauf von vorne los!" "Und wie geht es Ihnen damit, Herr Kaiba?" hakte Akari nach, während sie gemeinsam die Treppe hinauf stiegen. "Mir?" kam es verwirrt von Seto. "Seto!" maßregelte der Ältere ihn sanft. Eine Gänsehaut überzog Seto, als der Arzt ihn beim Vornamen nannte. Das hatte der Ältere seit dem Tod Gozaberu nicht mehr getan. Seit Seto offiziell die Firma übernommen hatte. "Mir geht es gut!" log Seto. "Nur Joey ist jetzt wichtig!" Akari blieb stehen und legte seine freie Hand an Seto's Arm. Auch dieser blieb stehen und blickte zu dem älteren Mann runter. "Dann sollte es auch wichtig sein, wie es dir geht!" belehrte der Ältere. "Du kannst ihm keine Hilfe sein, wenn du dich vernachlässigst. Also noch mal: Wie geht es dir?" Seto blickte betroffen zu Boden und horchte kurz in sich hinein. "Beschissen!" kam es unverblümt von dem jungen Mann, der wieder zu Akari blickte. "Ich will ihm helfen... ihm nah sein... aber das kann ich nicht. Ich weiß, dass diese Reaktionen von ihm normal sind... Dass er überhaupt so viel Selbstbeherrschung hat im Wachzustand nicht ständig wegen jedem Scheiß in Panik zu geraten, ist bewundernswert. Aber... ihn zu sehen, wie er sich unnötig quält... es zerrt an mir." "Und wie gehst du mit der Thematik allgemein um?" hakte Akari bedächtig nach. "Ich hab damit kein Problem!" erwiderte Seto, der seinen Weg Richtung Joey's Zimmer fortsetzte. "Ich habe Doktor Reijirou gebeten sich Herrn Wheeler anzunehmen." erklärte Akari, der ihm wieder folgte. Abrupt blieb Seto stehen, so dass Akari fast auf ihn aufgelaufen wäre. Dann wandte sich der Jungunternehmer ungläubig zu dem älteren Arzt um. Der blickte ihn freundlich lächelnd an, als wäre nichts gewesen. "Nichts zu danken, Seto!" kam es von dem Älteren, der sich dann an ihm vorbei schob und den Weg fortsetzte. Seto fuhr sich fahrig durch sein Haar, bevor er dann seinem Hausarzt wieder folgte. An Joey's Zimmer angekommen klopfte er. Ein Rumpeln war aus dem Inneren des Zimmers zu vernehmen. "JOEY!" hörten sie Tristan's verzweifelte Stimme durch die Tür. "Hör auf... HÖR AUF DAMIT!" Ein dumpfes Rumsen erklang. Seto öffnete die Tür und konnte gerade noch so den Kopf wieder zurück ziehen, als eine Vase neben ihm an den Türrahmen knallte und in hundert Scherben zersprang. "Verdammt!" murmelte Seto. "ICH WILL DAS NICHT!" brüllte Joey panisch. Als Seto und Doktor Akari es schafften in das Zimmer zu schlüpfen sahen sie Joey, der sich in eine Ecke manövriert hatte und seine Misere wohl gerade erkannte. Verzweifelt ließ er sich an der Wand runterrutschen, während er seine Hände vor das Gesicht geschlagen hatte. "WARUM... Warum... warum... könnt... ihr... mich... nicht einfach..." Joey's Stimme verlor an Lautstärke und Volumen, bevor sie in ein Schluchzen überging. Tristan stand verloren in der Mitte des Zimmers, dass wie ein Schlachtfeld wirkte. "Tristan?" kam es vorsichtig von Seto. Der andere Brünette wirbelte herum und sah erleichtert aus, als er Doktor Akari sah. "Was ist vorgefallen?" fragte der Ältere. "Er... hatte wieder einen Albtraum!" war alles, was von Tristan kam, als wäre das Erklärung genug. Vielleicht war es das auch. "Dann wird er erstmal niemand mehr an sich ran lassen!" kam es erkennend von Seto. Dann ertönte die verzweifelte Stimme des Blonden, der lang gezogen Seto's Namen rief. Seto's Augen weiteten sich. Was sollte er tun? Der Ruf hatte nicht so geklungen, als wäre sich Joey wirklich bewusst darüber, dass er da war. Langsam ging Seto um das Bett herum. Joey saß nach wie vor in der Ecke, hatte seine Beine über Kreuz an die Brust gezogen und die Arme schützend um seinen Kopf gelegt. Wieder rief Joey schluchzend und völlig verzweifelt nach ihm. Vorsichtig ging Seto vor dem Blonden in die Hocke. "Hey... Joey!" flüsterte Seto sanft. "Ich bin da!" "Seeeto!" kam es wieder schluchzend von Joey. "Bitte... lass mich nicht hier... alleine... sterben!" "Schatz... ich bin da!" erwiderte Seto, dem es sichtlich schwer fiel die Fassung zu behalten, während er sanft seine Hand auf Joey's Schulter legte. Erste Tränen kämpften sich an die Oberfläche und zogen sich langsam über Seto's Wangen. "Du bist in Sicherheit!" Das Schluchzten versiegte augenblicklich, als der Kopf des Blonden hochschnellte und Seto mit geweiteten Augen anblickte. Die Schwellungen im Gesicht waren gut abgeschwollen! Die letzten Tränen zogen sich über seine Wangen und Seto legte ganz langsam seine Hände an sie um die Feuchte wegzustreichen. "Seto?" kam es leise und irgendwie verwirrt von Joey. "W... warum weinst du?" Vorsichtig zog Seto Joey an sich und drückte ihn fest an sich. Dann spürte er, wie Joey seine Arme um ihn legte und ihn ebenfalls drückte. Erst nach einigen Minuten, nachdem Seto sicher war, dass er sich wieder unter Kontrolle hatte, löste er sich von dem Blonden. Dieser erwiderte die Geste des Brünetten und wischte ihm die letzte Restfeuchte vom Gesicht. "Ich bin nur so glücklich, dass du wieder hier bei mir bist!" flüsterte Seto sanft. Verdutzt blickte Joey ihn nur an, als sich seine Wangen leicht röteten. Dann stand Seto auf und zog ihn mit sich auf die Füße. Erst jetzt bemerkte Joey Doktor Akari, doch mehr erregte seine Aufmerksamkeit der Zustand seines Zimmers. "W... war ich das?" fragte Joey unsicher. "Halb so wild!" kam es aufmunternd von Tristan. "Haben wir im Nu wieder aufgeräumt!" Seto spürte, wie der Blonde nach seiner Hand angelte und nahm diese behutsam in die eigene. Vorsichtig strich er mit dem Daumen über den Handrücken. "Was ist denn das letzte, woran Sie sich erinnern können, Herr Wheeler?" fragte Doktor Akari den Blonden. "Ähm..." kam es nachdenklich von Joey. "Wir... haben ein wenig Duell Monsters gespielt. Dann bin ich müde geworden und bin weggenickt... und dann geht es weiter, wie ich in der Ecke sitze und Seto... vor mir kniet!" "Verstehe!" kam es von Doktor Akari, der seine Tasche auf einem niedrigen Beistelltisch abstellte, während Tristan bereits damit begonnen hatte wieder aufzuräumen. "Dann wollen wir mal!" Seto spürte, wie Joey einen Schritt zurück weichen wollte, doch er ließ es nicht zu. Er hielt weiterhin seine Hand und zog ihn etwas näher an sich. "Würden Sie bitte auf dem Bett Platz nehmen!" forderte der Arzt ihn auf. Nur zögerlich und immer noch Seto's Hand haltend kam Joey der Aufforderung des Arztes nach. Das war das erste Mal, dass Seto bei Joey bleiben durfte, während einer Untersuchung durch den Hausarzt. Vielleicht stand der Blonde immer noch etwas neben sich... vielleicht besann er sich aber auch wieder darauf, dass er Seto vertrauen konnte... der Jungunternehmer wusste es nicht. Aber er war dankbar für diesen Moment der Nähe. Zufrieden stellte der Arzt fest, dass die Wunden gut verheilten. Bei einigen hatte sich sogar schon neue Haut gebildet. "Ich hab hier die ersten Untersuchungsergebnisse!" meinte Akari, während Joey sich wieder das Shirt überzog. "Ah..." kam es desinteressiert von dem Blonden, der wieder nach Seto's Hand tastete. Er nahm die suchende Hand in die eigene und verschränkte die Finger miteinander. "Soweit es scheint ist alles in Ordnung!" meinte der Arzt mit einem väterlichen Lächeln. "Wir sollten in sechs Monaten jedoch den HIV-Test wiederholen, um auf Nummer sicher zu gehen!" Peinlich berührt wandte Joey seinen Kopf von Doktor Akari und Seto ab und nickte stumm. Doktor Akari packte seine Sachen wieder ein. "Ich werde morgen einen Bekannten von mir mitbringen!" eröffnete der Ältere dem Blonden. Dieser verspannte sich augenblicklich und die Angst sprang förmlich aus seinen Augen. "Sein Name ist Inukai Reijirou. Er ist Doktor der Psychologie und ich habe ihn gebeten, sich Ihnen anzunehmen!" "N... nein... wirklich... nicht nötig!" stammelte Joey abwehrend. "Joey!" kam es von Tristan, der auf der anderen Seite des Blonden Stellung bezogen hat. "Doch es ist nötig!" "I... ich... brauch..." wollte der Blonde wieder abwiegeln. "Doch, du brauchst Hilfe!" wiedersprach dieses Mal Seto sanft. Tränen stahlen sich in Joey's Augen. "Sie brauchen nichts von Doktor Reijirou befürchten. Herr Kaiba kennt ihn schon seit einigen Jahren und kann für ihn bürgen!" führte Doktor Akari aus, was ihm einen bitterbösen Blick von Seto einbrachte, der wiederum verwundert von Joey angeschaut wurde. "Nun denn. Bis morgen, die Herren!" verabschiedete sich Doktor Akari mit einem Lächeln von den drei jungen Männern und verschwand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)