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Manus manum lavat

von

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Ein Kampf gegen Windmühlen

Liebe deine Feinde, denn sie verraten dir deine Fehler.

- Benjamin Franklin


 

 
 

~*~
 

 

- Kapitel sieben -


 

Drei Tage waren – im Bezug auf ihre Erfolgsquote – recht ansehnlich gewesen. Zu keiner Stunde hatte sie damit gerechnet, ihm drei Tage – unter Vortäuschung falscher Tatsachen – aus dem Weg zu gehen, nachdem sie beschloss, sich im Labor ihres Vaters zu verbarrikadieren und zusätzlich zu behaupten – sofern man nach ihr rief –, dass sie den Radar prüfte, sowie die Pläne des Gravitationsraums überarbeitete. Insgeheim wollte sie jedoch Son Goku und vor allem Vegeta aus dem Weg gehen – zwei Charaktere, die unterschiedlicher nicht sein konnten und doch verwirrten sie die blauhaarige Saiyajin zutiefst. Allerdings verursachten die beiden Saiyajins auch unterschiedliche Gefühle. Während sie Son Goku unheimlich mochte, entfesselte Vegeta höchsten einen Würgereiz in ihr. Alleine an ihn zu denken brachte Bulma auf Hochtouren, angesichts seiner Arroganz. Immer wenn sie an diesen selbstgefälligen Sack dachte, verspürte sie das dringende Bedürfnis, ihn zu blamieren, ihn aufgrund seiner Art ihr gegenüber auflaufen zu lassen, aber dem gegenüber stand wiederum ihre Angst.

 

Oh ja, sie hatte wirklich Angst vor ihm, nachdem er ihr nun schon mehrmals zu verstehen gegeben hatte, inwiefern sich ihr Verhalten ihm gegenüber auf ihr weiteres Leben mit ihm auswirken konnte. Und tatsächlich hatte es sie beeinflusst. Entkräftet hatte sie ihre weiteren Notizen aufgeschrieben, während sie ferner über diese seltsamen Tagträume nachdachte, welche auf Vegeta-Sei immer öfter von Bulma Besitz ergriffen hatten.

 

Es waren marternde Träume, die sich von Bulmas ausgeschöpften Kräften ernähren wollten. Sie katapultieren Bulma in ein Paralleluniversum, um die junge Erfinderin regelrecht zu quälen, da es sich so echt anfühlte. Als... Als befände sie sich mittendrin, ohne entfliehen zu können. Und es waren immer dieselben Bilder, dieselben Sequenzen. Immer wieder fand sich Bulma in einer im Chaos versinkenden, zerstörten, brennenden Stadt wieder – umgeben von riesigen Affen, die über den Boden trampelten. Aus ihren Mündern schossen goldene Strahlen, aber nie hatte sie sehen können, was genau die Affen jagten. Stattdessen hatte sie jedes Mal hilflos mit ansehen müssen, wie Häuser in sich zusammenstürzten, wie bepflanzte Felder niederbrannten und sie nichts dagegen ausrichten konnte. Doch selbst das war noch erträglich gewesen, im Gegensatz zu den quälenden Schreien, die sie weit abseits vernehmen konnte.

 

Und jedes Mal fragte sie sich aufs Neue: Welche Rolle spielte sie in diesen Träumen? Denn einen Zusammenhang hatte sie nie herauskristallisieren können.

 

Den einzigen Konnex, den sie mit sich, sowie den Träumen herstellen konnte, waren die Saiyajins, denn sie waren es, die schreiend an Bulma vorbeiliefen. Aber wieso sah sie die Saiyajins leiden? Wieso wurde ihr die Bürde auferlegt, ihre Artgenossen leiden zu sehen, obwohl sie nichts mit Ihresgleichen zu tun haben wollte? War es eine Strafe? Doch inwiefern? Weil sie nichts mit ihnen zu tun haben wollte und die Träume sie dahingehend zwingen wollten, dass sie sich endlich mit dem Faktum arrangierte, eine Saiyajin zu sein?

 

Und überhaupt: In welcher Zeitperiode passierte das, was Bulma immerzu sah? Wüteten einst diese gigantischen Affen auf Vegeta-Sei? Wurde sie Zeugin der saiyajinschen Vergangenheit, um zu sehen, dass sich diese Wesen in keinster Weise geändert, gar gesteigert hatten? Oder... Oder sah sie die Zukunft?

 

Nein, das war noch abwegiger. Niemand, so befand der wissenschaftliche Teil in ihr, konnte die Zukunft voraussehen. Vielleicht war es auch einfach der Angst geschuldet. Angst, dass sie erneut das Opfer eines brutalen Überfalls werden könnte?

 

Ach, sie wusste es nicht, doch wurde jeder neue Tag zur Qual, weil sie sich fürchtete, erneut in diese andere Dimension zu fallen. Dieser Hilflosigkeit ausgesetzt zu sein war mitunter das Schlimmste, was einem Menschen... nein, was einem Saiyajin widerfahren konnte. Hinzu kamen ihre Bedenken, die ihr ebenfalls keine Ruhe lassen wollten, bezüglich der Ernsthaftigkeit. Sollte sie die Träume ernst nehmen? Oder basierten diese Träume tatsächlich aufgrund ihrer Angst? Oder bestand ferner die Möglichkeit, dass es am Stress lag? War all das, was sie die letzten drei Monate erlebt hatte, einfach zu viel gewesen? Oder vermisste sie bloß ihr Studium, das sie nicht weiterführen konnte? Oder war es auf den unfreiwilligen Umzug nach Vegeta-Sei zurückzuführen? Hatte sie die Umstellung nicht verkraftet?

 

Dem Ursprung auf den Grund zu gehen kam der bekanntlichen Nadel im Heuhaufen gleich. Es wäre eine Suche, dessen Erfolg nicht abzusehen war, wenngleich Bulma davon überzeugt war, niemals eine adäquate Antwort finden zu können.

 

Unterdessen breitete sich Verzweiflung in ihr aus. Schnaubend lehnte sie ihren Rücken gegen die Stuhllehne, während sie ihren Kopf in den Nacken legte und zur Decke sah. Doch würde der strahlend weiße Rauputz ihr bestenfalls sagen, dass sie sich lieber ihren Notizen widmen sollte – die vergessen vor ihr lagen.

 

„Hey!“, donnerte es vor der Tür. „Aufmachen!“

 

Aufgrund dessen, dass sie unvorbereitet angesprochen wurde, schreckte Bulma nach oben, ehe sie über ihre Schulter zur verschlossenen Tür sah, gegen welche pausenlos gehämmert wurde. Verschüchtert davon, weil sie nicht wusste, welchen Grund es gab, der ihre Anwesenheit bedurfte, erhob sie sich bedächtig aus ihrem Stuhl, bevor sie sich mit stockenden Schritten der Tür näherte.

 

Zuletzt sah sie ihn im Wald, als sie mit Turles gesprochen hatte. Dort und das darauffolgende Treffen am Abend hatten ihr Angst eingejagt, weshalb sie beschlossen hatte, dass das das letzte Mal sein sollte, dass sie sich über den Weg liefen. Allerdings schien er das anders zu sehen.

 

Währenddessen kam sie der Tür auf leisen Sohlen immer näher. Ja, es wäre klüger, würde sie sich nicht bemerkbar machen. Sie sollte sich weiterhin ruhig verhalten und darauf warten, dass er ging. Zugegeben, sie hatte schon bessere, clevere und durchaus effektivere Ideen, aber allem Anschein nach bestand ihre Hirnmasse nur noch aus Brei, was es ihr erschwerte, durchdachter vorzugehen, im Hinblick darauf, ihn loszuwerden. Erwachsen wäre es, würde sie die Tür öffnen und ihm sagen, dass sie derartige Treffen nicht wünschte, aber sie war... sie war feige.

 

„Wenn du die Tür nicht aufmachst, werde ich sie öffnen – was jedoch nicht angenehmer sein wird, versprochen!“ Die drohenden Worte hatte Bulma deutlich hören können, aber statt dem nachzukommen, was er verlangte, erstarrte die blauhaarige Saiyajin inmitten ihrer Bewegung. „Insofern rate ich dir, endlich diese verdammte Tür zu öffnen.“

 

Um Himmels Willen. Doch statt den gewünschten Effekt zu erzielen, erreichten Vegetas Warnungen lediglich, dass Bulma noch ängstlicher wurde.

 

„Los!“, brüllte er hinter der geschlossenen Tür. „Ich weiß, dass du da drin bist. Schließlich kann ich deine Furcht durch meterdicke Stahlwände riechen und wenn du dich weiter weigerst, gehorsam zu sein, werde ich dich lehren, was es heißt, sich dem Prinzen der Saiyajins zu widersetzen.“ Feixend besah er sich die schwere Eisentür, die ihn von dem Mädchen trennte. Nun, die ihn vorerst von ihr trennte.

 

„Äh... Vegeta“, begrüßte sie ihn stotternd und blickte hektisch um sich, nachdem sie es geschafft hatte, die Leere von sich zu schütteln. Darüber hinaus war ihr klar geworden, dass es schwachsinnig war, weiter zu schweigen denn er hatte recht. Saiyajins waren im Stande, die Auren anderer Wesen zu spüren – sofern sie in unmittelbarer Nähe waren. Auren, die mehrere hundert Meter entfernt waren, konnten sie nur mithilfe ihrer Scouter lokalisieren – das war der Unterschied, den sie ganz vergessen hatte. Allerdings gab es einen Saiyajin, der nicht auf die Hilfe eines Scouters angewiesen war – Son Goku. Er hatte in unzähligen Kampfturnieren auf der Erde gelernt, den Standort seiner Gegner anhand seiner Sinne zu präzisieren.

 

„Was?“, schnaufte er verbissen. „Kommt da noch was?“

 

„Ähm... Ich... Ich habe gerade gar keine Zeit, tut mir leid.“ Mist. Mist. Obermist. Fieberhaft suchte sie nach einer Ausrede, während ihre zitternden Pupillen auf ihre schwitzenden Hände sahen und ihr doch keine Lösung einfallen wollte. Außerdem wollte sie eine abermaligen Begegnung tunlichst vermeiden, da sie grundsätzlich zu ihrem Nachteil ausgingen.

 

Anlässlich ihrer Angst und ihrem Instinkt folgend, fiel ihr nichts anderes ein, als ihre Hände auf den kalten Stahl zu drücken, sich jedoch darüber bewusst, wie ineffektiv ihr Handeln war. Dennoch gab sie sich der Illusion hin, etwas ausrichten und Vegeta daran hindern zu können, die Tür zu öffnen, die ihr im Moment noch Schutz bot.

 

„Ach ja? Warum das denn?“

 

„Ich... Ich bin beschäftigt!“, rief sie pathetisch und hoffte gleichermaßen, dass ihre Improvisation überzeugend klang.

 

„Womit?“

 

Scheiße. Dieser Mistkerl gab aber auch nicht nach. In der Hektik hatte sie ihren Kopf zur Seite gedreht, um letztendlich den Radar zu fokussieren, der unberührt auf dem Schreibtisch ruhte. „Ich teste gerade den Radar. Den, von dem mein Vater gesprochen hatte. Erinnerst du dich?“ Innerlich war sie zerrissen, einfach machtlos und nicht fähig, ihm den Wind aus den Segeln zu nehmen, aber sie war froh, dass zumindest ihre Stimme das Spiel der falschen Selbstsicherheit mitspielte. „Er spinnt noch ein wenig, was wohl an den elektromagnetischen Wellen liegt. Ich habe ihn auf der Erde entwickelt. Folglich ist er mit den Strahlungen hier auf Vegeta-Sei nicht kompatibel, verstehst du?“ Oh Gott, sie tischte ihm Märchen auf. Hoffentlich gut verpackte Märchen, denn anders als ihre Stimme, bebte ihr Körper. Selbst ihre sonst eher ruhigen Hände, die routiniert und perfektioniert arbeiteten, sobald es darum ging, die kleinsten Metallplatten miteinander zu veröden, erzitterten über dem Eisen. „Sie sind logischerweise ganz anders als auf der Erde.“

 

„Kann sein, interessiert mich aber überhaupt gar nicht.“ Tatsächlich erinnerte er sich an das Gespräch und er hatte auch erwähnt, dass die physikalischen Gesetze ganz anders waren als auf der Erde, woraufhin sie erwiderte, darüber im Bilde zu sein... Ja, von wegen. Seinetwegen hatte sie womöglich den Fehler gefunden. Seinetwegen war es ihr scheinbar gelungen, den Radar – wofür sie diesen auch brauchte – den Umständen anzupassen.

 

Ob er auf ihren Dank bestehen sollte? Oh, das sollte er zu gegebener Zeit tatsächlich.

 

„Ach so, dann... dann entschuldige.“ Bulma hatte die zunehmende Ungeduld in seiner Stimme heraushören können, doch noch immer fiel es ihr schwer, diese verdammte Tür zu öffnen.

 

„Fräulein, entschuldige dich für nichts, was du nicht ehrlich meinst. Am Ende tut dir noch mehr leid und jetzt: Mach endlich diese gottverdammte Tür auf!“ Die letzten sechs Worte hatte er geschrien, weil er die Geduld verlor. Zusätzlich hatte er seine Faust gegen die Tür geknallt, woraufhin er ihren Hechtsprung vernahm und die Beule in der Tür sehen konnte. „Verlass dich drauf, ich öffne sie und es ist mir scheißegal, ob du dich abermals der Tür näherst oder die Flucht ergreifst. In die Finger bekomme ich dich – so oder so.“ Schlussendlich vergingen weitere Sekunden. Momente, die sie scheinbar nutzte, um die Tür zu verbarrikadieren. Das glaubte er zumindest, denn er hörte Mobiliar, das kratzend über den Boden geschoben wurde. Daraufhin sank sein Kinn gegen seine Brust, ehe er den Blick hob und grinste, hinsichtlich des Amüsements. „Wenn ich dir einen Tipp geben darf: Es ist unerheblich, welches Möbelstück du vor die Tür schiebst und anstatt dich mit Dingen zu befassen, die nicht von Erfolg gekrönt sind, solltest du dich eher dem widmen, wovon du etwas verstehst.“

 

Das Verrücken der Möbel hörte dennoch nicht auf. Dahingehend legte er seine flache Hand auf die Oberfläche der Tür, er schloss seine schwarzen Augen und hob sein Gesicht an, während seine Nasenflügel unaufhörlich zu flattern begannen. Der Duft ihrer Angst drang in seine Nase, er ließ seine Nackenhaare förmlich zu Berge stehen, während in der Mitte ein undefinierbares Kribbeln freigesetzt wurde.

 

„Es tut mir leid, Vegeta, aber ich kann dich nicht reinlassen.“

 

Augenblicklich flogen seine Lider nach oben. „Hör auf, mit mir zu diskutieren“, entgegnete er zähneknirschend, weil er spürte, wie seine Geduld immer weniger wurde. Bald hing sie am seidenen Faden. Lange würde es nicht mehr dauern.

 

„Hier drin ist alles geheim und wenn du hier reinkommst, kann ich nicht mehr garantieren, dass unsere Erfindungen geheim bleiben. Nachher verkaufst du noch geheime Informationen.“ Ihre Ausrede war lächerlich, aber ihr war nichts besseres eingefallen.

 

Bezichtigte sie ihn gerade der Spionage? „Na sicher, weil ich auch nichts anderes zu tun habe“, erwiderte er ruhiger, gleichzeitig aber auch belustigt. Ja, genau. Vegeta würde, weil es ihm ungeheuren Spaß machte, ihre Erfindungen verkaufen. „Aber diesbezüglich kann ich dich beruhigen – das Verkaufen von Planeten ist deutlich lukrativer. Wohingegen ich dich allerdings weniger beruhigen kann, ist der Umstand, dass ich dich allmählich darüber informieren sollte“, führte er gefasster fort, nachdem er wieder ernst wurde, „dass ich weitaus gefährlicher bin als du annehmen magst. Glaub mir“, hauchte er der verschlossenen Tür entgegen, sich sicher, dass sie ihm zuhörte, „du befindest dich in größerer Gefahr, wenn du dich weiter querstellst. Außerhalb dieses Hauses gibt es Dinge, die ungefährlicher sind – das als letzte Warnung, Weib.“

 

Wie viele Warnungen würde er aussprechen? Konnte sie sich sicher fühlen, weil er bisher nicht intervenierte? War das ein kleiner Wermutstropfen? Zumindest dachten das ihre Hände, die sich zitternd zu Fäusten ballten. Geladen mit Wut, die sich bis in ihre blauen Haarspitzen zog, marschierte sie wutschnaubend zur Tür – vorbei an den schweren Schränken, die sie davor schieben wollte. Sicher, Herr über die Lage zu werden und den Konflikt sachlich zu beenden, öffnete sie mit zusammengekniffen Augen die Tür.

 

„So! Du hörst mir jetzt zu!“, brüskierte sie sich vor dem Mann, der ihr inzwischen rasch näher gekommen war, nachdem er ihre Erscheinung wahrnahm. Das, und sein Blick, schüchtern sie tatsächlich wieder ein, aber... sie schluckte ihre Angst hinunter, sie zwang sich, nicht zurückzutreten und ihn gewinnen zu lassen.

 

Nein, dieses eine Mal nicht.

 

Möglich, dass Vegeta gefährlich war. Ja, vielleicht war er brandgefährlich und wartete bloß darauf, dass sie aus ihrem Schneckenhaus herauskam, um ihr zu schaden – insbesondere, weil sie es wagte, sich ihm in den Weg zu stellen. Seine Uniform – bestehend aus seiner Kampfrüstung und dem dazugehörigen roten Umhang – versuchte sie dahingehend zu ignorieren. Vor allem das königliche Emblem, das seine Rangordnung plakativ hervorhob, durfte keinen Einfluss auf ihre Entschlossenheit nehmen.

 

„Du... Du hörst mir jetzt genau zu!“, entgegnete sie immer krächzender, während ihre Augen nun doch auf der Kennzeichnung hafteten. „Mein Name ist... Bulma, und so möchte ich auch endlich von dir genannt werden. Des Weiteren verbitte ich mir jedwede Beleidigung meiner Eltern und mir gegenüber.“ Grundgütiger, ihr Herz begann in ihrer linken Brust zu rasen, als sie ihren Blick hob und seinen bedrohlichen Ausdruck zu deuten versuchte.

 

Würde er jetzt zuschlagen?

 

„Du verbittest dir das?“ Skeptisch beäugte er sein Gegenüber. Zwar bereitete es ihm Freude, ihre Angst nicht nur zu riechen, sondern auch zu sehen, doch war er misstrauisch allem Neue gegenüber – und genau das war die Situation vor ihm. Sie war ihm fremd, weil er immer das bekam, was er haben wollte. Allerdings bot sie ihm – trotz ihrer grenzenlosen Angst – die Stirn, das Mädchen stellte sich ihm tapfer entgegen. Nachfolgend schob er die Tür weiter auf, wodurch er sie immer tiefer in den Raum drängte, nachdem sie die Tür erschrocken losgelassen hatte und zurückgewichen war.

 

„Ja“, stotterte Bulma und stützte sich, während sie nach hinten ging, krampfhaft an den Gegenständen fest, die ihre Hände zu fassen bekamen. Bulma bereute die Worte, die sie bisher gesprochen hatte nicht, aber jedes, das sie in seiner Gegenwart herunterschlucken musste und damit musste Schluss sein. „Ich möchte von dir genauso behandelt werden, wie du von mir.“

 

„Und wenn ich mich nicht daran halte?“ Ha, wieso sollte er einen Anfang machen? Vegeta war der Prinz. Schon immer wurde das getan, was er wollte – nicht umgekehrt. Indessen beobachtete er genau, wohin sie schweigend ging, während er feixend seine Hände in die Hüften stemmte und ihr dabei zusah, wie sie der näher kommenden Wand nicht mehr ausweichen konnte und mit ihrem Rücken dagegen stieß. Das war wiederum sein Zeichen, rasch zu ihr aufzuschließen, seine Hände zentimetergenau neben ihrem Kopf zu platzieren und mithilfe seiner Beine die ihrigen in Schach zu halten. Es war ein Kinderspiel, ihre Flucht aus dem Zimmer zu verhindern. „Na? Was passiert“, begann er zu flüstern, nachdem seine Lippen über ihr rechtes Ohr glitten, „wenn ich mich nicht daran halte?“

 

„Das willst du gar nicht wissen“, keuchte sie entsetzt, ehe sie ihre Kopf zur Seite neigte, um seinem Atem nicht länger ausgesetzt zu sein, der ihr erbarmungslos entgegenschlug.

 

„Na dann. Ich hoffe“, pointierte er flüsternd und richtete ihren Kopf mit seiner Hand nach vorne, so dass sie ihn ansehen musste, „dass deine Rache grausam sein wird. Sonst macht das Ganze gar keinen Spaß.“ Heiliger Saiyajin-Mist, er wollte sie gar nicht mehr berühren. Vegeta durfte sie nicht berühren – um seinetwillen, weil er sich beweisen musste, sie überhaupt nicht anziehend zu finden, obwohl sie aufgrund ihrer Andersartigkeit eine gewisse Faszination auf ihn ausübte – was keinesfalls gut war. Dieses Problem sollte er ebenfalls in den Griff kriegen. „Willst du oder kannst du nicht antworten?“, fragte er nachdrücklich und umfing ihr Kinn ein wenig gröber – jedoch nicht zu fest. „Erzähl mir von deiner Rache. Schließlich muss ich meinen Feinden nahe sein, denn nur diese sagen dir die Wahrheit, im Gegensatz zu Freunden, welche dir – gefangen in ihrer Pflicht – eiskalt ins Gesicht lügen.“ Die Erschrockenheit war in ihren Augen abzulesen und noch etwas erkannte er darin: Dass er vor ihr keine Angst haben müsste.

 

Nein, sie konnte ihm in keinster Weise gefährlich werden. Selbst ihr ansehnliches Aussehen würde keinen Einfluss auf ihn nehmen können. Immerhin war er kaltherzig genug, um zu wissen, dass man niemandem trauen durfte. Und ihm durfte man noch weniger trauen.

 

Was ihm jedoch Sorgen bereitete, waren ihre klaren, offenen Augen. Ihre vibrierenden Iriden verrieten so vieles, dass Vegeta annahm, in einem Buch zu lesen und er befürchtete, dass er irgendwann Gefahr laufen könnte, ihre Empfindungen bewusst wahrzunehmen. Er hatte Angst davor, dass es ihm irgendwann nicht mehr egal sein könnte, was sie empfand.

 

Aber wieso war das so? Warum beschäftigte ihn der Gedanke? Nichts als Kälte wohnte in ihm. Er hatte immer zu seinem Nutzen gehandelt. Nie hatte er Rücksicht auf andere genommen.

 

„Du sollst aufhören“, entfuhr es Bulma nach einigen stillschweigenden Momenten ihrerseits.

 

Verwirrt darüber, dass sie doch noch mit ihm sprach, grinste er. Ja, er musste lächeln, um seine eigene Unsicherheit zu überspielen. Aber auch das Wissen, dass sie im Grunde ängstlich und feige war, war ungemein hilfreich. „Ich höre auf, wenn es mir passt. Verstanden?“ Um seinen Standpunkt zu untermalen, packte er ihre Schulter und drückte ihren Rücken fester gegen die dahinterliegende Wand.

 

„Nein, es reicht, Vegeta!“ Inzwischen hatte ihre Hand selbstständig reagiert, die unweigerlich auf seiner stählernen Brust gelandet war, um ihn und seinen Körper von sich wegzuschieben. Aber das war gar nicht so einfach wie sie sich das vorgestellt hatte. Bulma glaubte nämlich, dass er angesichts ihrer Berührung zurückspringen würde, weil er eben nicht von ihr angefasst werden wollte, aber sie irrte sich.

 

Es war zum Schreien. Welchen Weg sie auch wählte, es war stets der verkehrte.

 

„Auch das ist ein Denkfehler. Nicht du sagst mir, wann es reicht“, informierte er sie blasiert. „Das bestimme ebenfalls ich.“

 

Unterdessen spürte Bulma immer einschneidender den Druck, welchen die Wand in ihrem Rücken hervorrief, doch die Schmerzen unterdrückte sie, indem sie sich seufzend auf die Unterlippe biss und nuschelte: „Spiel deine kleingeistigen Spiele mit dir selbst, Vegeta. Ich habe keine Zeit, mich in einem sinnlosen Kampf mit dir zu messen.“

 

„Interessant. Dabei ist es ein unbeschreibliches Gefühl, die Beute zappeln zu lassen“, gestand er seine wahren Absichten und strich zur selben Zeit mit zwei Fingern ihre Haarsträhnen nach hinten. „Und weißt du, wieso es so unbeschreiblich ist?“

 

Antworten konnte sie nicht. Viel zu entgeistert sah sie ihm ins Gesicht, ehe sie ihre Augen fest zusammenkniff und heftig ihren Kopf schüttelte.

 

„Nicht?“ Das überraschte ihn nicht. Woher sollte sie das auch wissen? „Nun, oftmals wiegt die Beute sich in großer Sicherheit – in falscher Sicherheit. Sie glaubt, dem Jäger überlegen zu sein. Aber“, erzählte er weiter, doch wurde seine Stimme immer leiser, „diese falsche Sicherheit schlägt schlagartig um, sobald die Beute ihre Niederlage realisiert. Die darauffolgende Angst wird umso größer. Angst, die den Jäger antreibt, ihn ernährt und animiert, die Jagd zu beenden.“

 

„Nein. Du... Du lügst“, stammelte sie, nachdem sie ihre blauen Augen öffnete und zu Vegeta hinauf sah.

 

„Finde es doch heraus? Aber denk gar nicht dran, abzuhauen“, murrte er durch seine gebleckten Zähne, als er ihr Vorhaben durchschaute und geistesgegenwärtig handelte. Zwar wäre die Flucht für ihn spaßig gewesen, aber er wollte ihr nicht das Gefühl geben, dass sie ihn überlisten konnte. „Du wirst schön hierbleiben“, fügte er anschließend hinzu, während er sein rechtes Bein zwischen ihre schob.

 

Daraufhin sah Bulma fassungslos gen Boden – hinab zu seinem Bein, das gegen ihre Mitte gepresst worden war, um sie am Weglaufen zu hindern. Anschließend wanderte ihr Blick etappenweise nach oben, jedoch sah sie davon ab, weiter mit ihm zu diskutieren. Stattdessen öffnete sich ihr Mund und sie schrie: „Papa! Papa, komm schnell, ich bin im Labor.“

 

„Netter Trick, aber leider wirkungslos“, stieß er knurrend aus und berührte ihre Stirn mit seiner, nachdem er sich zu ihr nach vorne gebeugt hatte. „Deine Eltern sind außer Haus, was der Grund meiner Anwesenheit ist.“

 

Was? Ihre Eltern verließen das Haus und ließen Bulma mit diesem Monstrum alleine? Alleine mit Vegeta? „Wenn ich Son Goku erzähle, was du -“

 

„Ah“, lachte Vegeta auf und zog sich langsam von ihr zurück. „Sind deine Eltern kein geeignetes Druckmittel, greifst du auf Kakarott zurück? Schlechter Tausch, da weder Kakarott, noch deine Eltern etwas gegen mich ausrichten können.“

 

„Du würdest dich wundern!“

 

„Wach endlich auf, Fräulein. Ich bin der Prinz der Saiyajins und gehöre zur absoluten Elite“, schilderte er unliebsam, ohne ihre Bewegungen aus den Augen zu lassen.

 

„Ha, darauf verlässt du dich? Auf deine Abstammung? Nur zu, denn Son Goku und Kuririn würden dich in der Luft zerreißen!“, fauchte sie ihm angriffslustiger entgegen, da die Nähe zu ihm nicht mehr gegeben war, nachdem er sich von ihr entfernt hatte. Das verschaffte Bulma Luft, die sie dringend brauchte, um ihm entgegen zu funkeln.

 

„Der laufende Meter und Kakarott? Wird ja immer besser hier, aber sei dir darüber bewusst, dass nicht derjenige mit den meisten Soldaten gewinnt, sondern derjenige, der seine Soldaten am besten einzusetzen weiß.“ Ob er sich in seiner jetzigen Position gut fühlte? Mehr als das. Er fühlte sich unbesiegbar, da man sich hier vor ihm fürchtete. Hier konnte er das ausleben, was ihm im Palast untersagt wurde.

 

„Dann... Dann...“

 

„Hüte dich und sieh zu, dass du selbstbewusster wirst. Ansonsten wird Turles dich nicht wollen. Er mag keine ängstlichen Saiyajin-Weiber, die ihm zur Last fallen.“
 

„Ach ja?“

 

„Ja!“, fügte er mit geschwellter Brust hinzu, vor der er seine Arme verschränkte. „Oder glaubst du, ich hätte deine klimpernden Augen nicht bemerkt? Dann wäre ich wirklich blind.“ Es war offensichtlich, dass sie Turles mochte. Ja, ihre Blicke waren ihm aufgefallen und sie unterschieden sich deutlich von Vegetas Blicken, der selbst nahestehenden Personen jederzeit wütende Blicke zuwarf – im Gegensatz zu ihr. Oh ja, dieses Mädchen war so anders. Sie stach aus der Masse hervor und unterschied sich sowohl im Aussehen, als auch charakterlich von den anderen, was ihm tierisch auf den Sack ging. Allerdings erfreute er sich darüber, sie im Hinblick auf ihre Gefühle verletzt zu haben, woraufhin seine Schultern zu zittern anfingen – jedoch nicht vor Angst, sondern aufgrund seines intensiven Lachens.

 

Sie sollte mit den Augen geklimpert haben? Woran hatte sich Vegeta gestoßen, um solch einen Schwachsinn von sich zu geben? „Welche Hirngespinste dich auch verfolgen, du irrst dich. Davon aber abgesehen, geht es dich auch überhaupt nichts an.“

 

„Dann setz mich dem Weiberkram nicht aus.“

 

Es war sinnlos, sich weiter über ihn aufzuregen. Das tat sie schon in seiner Abwesenheit zur Genüge. Dieser selbstverliebte Trottel hatte sein Ziel erreicht und Bulma so weit getrieben, dass sie sich maßlos über ihn ärgerte, jawohl. „Schön, und was genau willst du jetzt hier?“ Die Distanz zu ihm tat ihr wahrlich gut. Auch ihre Körperspannung lockerte sich auf, nachdem nun schon mehrere Minuten vergangen waren, in denen er ihr nicht mehr zu nahe gekommen war.

 

„Gut, dass du es ansprichst“, ging Vegeta auf ihre Frage ein und hob seinen Zeigefinger. „Deine Eltern sind ja unauffindbar – keine Ahnung, was sie treiben. Ich will es ehrlich gesagt auch nicht wissen, aber da gibt es ein Problem.“

 

„Welches?“ Um ihn schnellstmöglich loszuwerden, sollte Bulma alsbald sein Anliegen klären.

 

„Ich hab Kohldampf! Treib was zu essen auf.“

 

„Tja Vegeta“, erwiderte Bulma, neigte ihren Kopf ein wenig nach unten und grinste schelmisch. Gleichzeitig verschränkte sie ihre Arme, lehnte ihren Rücken sanfter gegen die Wand und überkreuzte ihre Beine. „Das kann ich nicht. Wenn dein Vater“, fuhr sie fort und ihr Grinsen wurde breiter, „es nicht als Notwendigkeit ansah, dir kochen beizubringen, dann hast du schlichtweg Pech gehabt.“ Oh, es war toll, ihn in seine Schranken zu weisen und zu zitieren.

 

„Was sagst du da?“

 

„Dort hat der Maurer das Loch gelassen. Auf Nimmerwiedersehen“, warf sie belanglos in den Raum und zeigte zur Tür, ehe sie sich von ihm wegdrehte, um sich weiter mit ihrer Arbeit – die sie lange genug vernachlässigt hatte – zu befassen.
 

Vegeta verstand das Sprichwort nicht. Selbst wenn, hätte er es sowieso nicht beherzigt. „Ich soll was?“ Sicher, er fragte sie etwas, doch die Frage war einem Reflex geschuldet, weil er nicht fassen konnte, in welch einem Ton sie mit ihm sprach. „Sieh zu, dass du nach oben kommst. Du wirst mir was zu essen machen – und zwar jetzt.“ Vegeta war fassungslos, aber noch klar genug, um auf sie zuzugehen. Er würde sie über seine Schulter werfen und in der Küche einsperren, aber selbst dazu kam er nicht, weil sie sich offenbar wappnete, sich mit der Situation abgefunden hatte und nicht länger seiner Angst Platz machen wollte.

 

Nun, das würde ihr aber nicht gelingen.

 

„Du bist also noch nicht einmal fähig genug, dir ein Brot zu schmieren, Prinz der Saiyajins? Bedauerlich, weil du bloß den Kühlschrank öffnen müsstest.“ Abschließend warf sie ihm einen letzten vernichtenden Blick zu, bevor sie sich gänzlich von ihm abwandte und zu ihrem Schreibtisch zurückging – davon ausgehend, dass auch Vegeta ging, weil er sich ihre Unverschämtheit nicht länger antun wollte.

 

Und Vegeta ging. Er verließ kommentarlos das Labor, woraufhin sie ausatmend über ihre Schulter zur mittlerweile wieder verschlossenen Tür sah und achselzuckend auf die Blätter zurückblickte, diese sortierte und einen Ordner hervorzog, um sie später darin abzuheften. Im späteren Verlauf würde sie die restlichen Daten in ihrem Computer speichern, der im Hinblick auf Simulationen viel praktischer war als ihre Zeichnungen. Außerdem war ein Rechner effizienter, was Ordnung betraf. Nirgends würden unnötige Papiere herumfliegen, man müsste sich nicht durch sämtliche Ordner quälen.

 

Allerdings besagte ein irdisches Sprichwort, dass das Genie das Chaos beherrschte, wohingegen der Primitivling in Ordnung lebte.

 

Wie dem auch war, Bulma schaltete ihren Computer ein und entnahm die Kanne Kaffee aus der Maschine, um ihre Tasse zu befüllen, während der Rechner hochfuhr. Daraufhin setzte sie sich deutlich entspannter auf einen der vielen Tische, blies den Dampf zur Seite und genoss das schwarze, koffeinhaltige Heißgetränk.

 

Eindeutig. Kaffee galt nicht umsonst als anregendes Getränk.

 

Während sie diesen genoss und auf die Bereitschaft ihres Computers wartete, schloss sie die Augen und dachte über den Kleinkrieg mit Vegeta nach, der ihrer Meinung nicht nötig wäre, da es genügte, ihm das zu sagen, was man von ihm dachte. Unterdessen ruhten ihre Lippen auf dem Rand der warmen Keramik, wodurch ihr die erneute Anwesenheit ihres erklärten Feindes entgangen war, der auf leisen Sohlen zurück geschlichen war – mit einer riesigen Überraschung im Gepäck.

 

Lediglich der laute Aufprall ließ Bulma aufschreien. Sogleich fiel ihre Tasse zu Boden, die unverzüglich in tausend Einzelteile zersprang und die schwarze Flüssigkeit den Boden benetzte, sowie die Schubladen des Tisches besprenkelte.
 

„Hier!“

 

Wie ein aufgescheuchtes Reh sah sie zur Tür, ehe das Reh den Blick abwandte und in den Lichtkegel des heranrasenden Autos sah und zur gegenüberliegenden Wand starrte, wo sie einen gigantischen Riss erkannte, der sich vom Boden bis zur Decke erstreckte. Folglich entdeckte sie auch die Ursache des lauten Knalls – nämlich den brief'schen Kühlschrank, der seitlich und mit offener Tür am Boden lag.

 

„Spinnst du?“ In Ermangelung besserer Worte kam ihr bloß diese Frage über die Lippen.

 

„Nein, ich habe deinen Rat befolgt, aber wie du siehst, ist der Kühlschrank leer.“
 

Bulma war immer noch wie gelähmt. Vegeta hatte tatsächlich den Kühlschrank zu ihr ins Labor getragen. „Meinst du das ernst? Trag sofort den Kühlschrank zurück.“
 

„Nö.“

 

„Und ob. Dass du ihn ersetzen wirst, muss ich nicht sagen, oder?“ Ohne Umschweife war sie zum Kühlschrank gegangen, wovor sie in die Hocke ging, um sich den weiteren Schaden darin anzusehen. Zähneknirschend versuchte sie die Scherben der gesprungenen Glasplatten zu entfernen, während sie zornig hinzufügte: „Ist es eigentlich normal, dass Saiyajins fremdes Eigentum mutwillig zerstören? Liegt das in deren Natur?“

 

„Genau das macht einen Saiyajin aus. Es kümmert uns“, betonte er, weil auch sie eine Saiyajin war, „nicht im Geringsten, ob wir fremdes Eigentum zerstören. Es geht lediglich um unseren Stolz, um Gold, um Macht und darum, dem Universum zu zeigen, wer die stärkste Rasse ist.“

 

„Du bist ein widerliches Etwas“, teilte sie ihm unverblümt mit, nachdem ihr Körper herumwirbelte. Wenn diese Eigenschaften einen Saiyajin ausmachten, hatte Vegeta hier nichts mehr verloren. Das müsste auch ihr Vater einsehen, dem sie unverzüglich davon berichten würde und es war ihr egal, ob sie eine Petze wäre. „Was würdest du sagen, wenn ich mich in deinem Zimmer austobe?“

 

„Wird nicht passieren, da sich in meinem Zimmer nur prädestinierte Saiyajin-Weiber austoben – wenn du verstehst“, entgegnete er frivol. „Aber um das Ganze endlich abzuschließen, rate ich dir, nach oben zu gehen und zuzusehen, dass du mir was essbares auf den Tisch stellst. Glaub mir“, fuhr er nahtlos fort und lehnte seine Schulter gegen den Türrahmen, „ich habe noch viele Dinge gesehen, die meiner Zerstörungswut, aufgrund meines Appetits, nicht standhalten.“

 

Wenigstens hatte sie die Wahl, sich zwischen Krieg und Frieden zu entscheiden und Bulma würde immer den Frieden wählen. Ja, immer. Selbst wenn Vegeta im Endeffekt gewann und seinen Willen bekam, aber Bulma wollte keinen weiteren Kampf riskieren. Die letzten Aufeinandertreffen hatten an ihren Kräften gezehrt und sie war des Kampfes wirklich müde geworden.

 

„In... In Ordnung, aber ich muss in die Stadt fahren. Meine Mutter scheint vergessen zu haben, dass wir... dass wir ein unersättliches Großmaul durchfüttern müssen.“ Zack, dieser Seitenhieb hatte sie wieder für sich entscheiden können. Immerhin etwas, dachte sie, als sie den Raum verließ und nach oben ging. „Was möchtest du?“ Nachdem sie keine Antwort vernahm, glaubte sie, dass er im Labor geblieben wäre, weswegen sie sich verdutzt umdrehte und doch erschrak, als er so dicht hinter ihr stand und mit gehobener Augenbraue ihren Blick erwiderte.

 

„Mir egal. Hauptsache, ich bin am Ende satt.“

 

Argwohn überzog Bulmas Gesicht, denn sie rechnete mit Widerstand, mit einer Retourkutsche, aber nichts dergleichen passierte. Stattdessen hatte er ihr normal geantwortet. „Gut.“

 

„Ach, und übrigens.“ Rechtzeitig hatte er ihr Handgelenk greifen können, bevor sie sich umdrehte und weitergehen konnte. So war sie aber gezwungen, stehen zu bleiben und ihn anzusehen. „Ich glaube nicht, dass mich deine Mutter vergisst. Schließlich, so waren doch ihre Worte, bin ich ein hübscher, attraktiver Mann, nicht wahr?“

 

Nein, er würde ihr die Schamesröte nicht ins Gesicht treiben. „Das kommt auf den Betrachter an, Vegeta, denn nicht jeder glänzende Stein ist automatisch ein Diamant“, informierte sie ihn verlegen und entzog hastig ihre Hand aus seinem Griff. „Aber wenn dir das wichtig ist, dann -“

 

„Unterstell mir nichts, was nicht stimmt und überlege dir in meiner Gegenwart immer genau, was du sagst. Es könnte nämlich das letzte sein, was du sagst“, drohte er ihr mithilfe der nötigen Strenge in seiner Stimme an. „Und so leid es mir tut, es lässt sich nicht vermeiden, dass wir aufeinanderstoßen, dennoch solltest du deine Worte peinlichst genau abwägen, bevor sie deinen Mund verlassen und womöglich auf Gegenwind stoßen könnten.“ Er bräuchte normalerweise keinen einzigen Griff, um sie Schachmatt zu setzen, aber als er sie im Labor berührte... das hatte er gar nicht steuern können. Sein Instinkt hatte die Nähe zu ihr gewollt, weshalb er dieses Mal standhaft blieb und nicht dem nachgab, was sein Kopf scheinbar wollte.
 

Sie hingegen war kommentarlos geflüchtet, ohne ihn eines weiteren Blickes, gar einer Antwort zu würdigen. Nein, sie hatte ihre Beine in die Hand genommen und war abgehauen, da sie anscheinend seine Worte verstand und verinnerlichte.
 

 
 

~*~
 

Diese dumme Gans. Sie war doch niemals, nie und nimmer, einkaufen.
 

Vor zwei Stunden verließ sie das Haus. Vor zwei Stunden!
 

Seitdem saß er hier, hielt geduldig die Gabel in seiner Hand, starrte auf den nun leeren Platz, an dem einst der Kühlschrank stand und passiert war nichts. Richtig, gar nichts, was seinen Geduldsfaden außerordentlich strapazierte. Ob er mit ihr – wie nannte sie es noch gleich? – in die Stadt hätte fahren sollen? Als er jedoch das seltsame Ding sah, in das sie gestiegen war, überdachte er seine Idee schnell. Niemals! Keine zehn Pferde hätten ihn in dieses Teil kriegen können.
 

Erstaunlich, wie sie sich seit drei Tagen verstecken konnte. Vegeta war es nur recht. Als er aber ihre Eltern nicht fand, musste er notgedrungen auf sie zurückgreifen. Vegeta selbst hatte seine Tage damit verbracht, in die Berge zu fliegen um dort zu trainieren... Wie lächerlich. Das alles hätte er auch von Zuhause erledigen können, denn er lernte hier einfach gar nichts – viel mehr wurde er ja in seinem Tun und Denken unterstützt. Man bot ihm nicht wirklich die Stirn, man verbot ihm nichts, sondern ließ ihn ziehen – weshalb also dieses Affentheater? Vegeta verstand es nicht. Hinzu kam das Warten. Dieses unendliche lange Warten auf ihre Rückkehr, die gar nicht erst erfolgte.

 

Wo war sie bloß abgeblieben, verflucht?
 

Dahingehend sah er sich gezwungen, ihr zu folgen, denn sein Hunger wurde nicht gesättigt, indem er Luft einatmete. Ebenso seine Wut, die kontinuierlich anstieg. Schäumend knallte er das Essbesteck auf den Tisch zurück, erhob sich und hielt inne, als er die Tür ins Schloss fallen hörte. Seine Augen zogen sich eng zusammen und mit geballten Fäusten wollte er diesem Weib entgegentreten, ihr nochmals – da es nötig war – nahelegen, wie gefährlich er sein konnte. Doch stattdessen sah er in die überraschten Gesichter ihrer Eltern, nachdem er in den Flur trat.

 

„Oh! Vegeta, hallo“, kicherte ihre Mutter künstlich, ehe sie sich ihm zügig näherte und die Einkaufstüten neben ihm abstellte. „Was machst du denn hier?“
 

„Ich... Ich dachte, Bulma wäre zurückgekommen.“ Diese Frau brachte es mit ihrer nervigen Art fertig, ihn aus dem Konzept zu bringen. Unfassbar.
 

Bulma?“, erhob die schwarzhaarige Saiyajin erfreut ihre Stimme. „Du hast auf Bulma gewartet? Oh, ist sie denn nicht hier?“
 

Nein, verfluchte Scheiße! Offensichtlich war sie nicht hier. War er nur von Idioten umgeben? Woraus bestand sein Volk? Aus unzähligen Vollidioten. „Nein, sie ist nicht hier. Sie wollte in die Stadt fahren, weil ich Hunger hatte“, gab er unverblümt zu.
 

„Ohhh, sie wollte dir etwas kochen? Wie reizend.“
 

Oh Gott, ihre Mutter war dumm wie trocken Brot. Wenn sie wüsste, wie er ihre Tochter dazu aufforderte, ihm etwas essbares zu beschaffen, würde sie gewiss nicht so erfreut und übereifrig sein. Wenigstens enttäuschte ihn ihr Vater nicht, dessen Ausdruck sich unmittelbar nach Vegetas Aussage zu verändern schien. Ja, diesem alten Mann waren die Gefahren, die in der Stadt lauerten, bekannt. Ganz offensichtlich. Er schien sich auch nicht in die Irre führen zu lassen und zu erahnen, inwiefern Vegeta seine Tochter aufgefordert hatte, doch schwieg er beharrlich.
 

„Ich werde sie suchen gehen“, schlug Vegeta heuchlerisch vor, denn aufgrund von Sorge machte er sich den Weg sicher nicht. Nein, ganz bestimmt nicht. Der wahre Grund war, weil er stinksauer war und seit zwei Stunden auf sie wartete.
 

„Ja, tu das bitte“, erwiderte Panchy und kniff Vegeta grinsend in die Wange. „Du bist so ein zuvorkommender Mann, Vegeta. Bulma kann sich glücklich schätzen, dich bekochen zu dürfen. Deine Anwesenheit ist herrlich erfrischend und sag Bulma doch bitte, dass wir einkaufen waren. Und wenn ihr nach Hause kommt“, fügte sie erfreut hinzu und Vegetas Wange weiterhin fest im Griff, „erwartet euch ein köstliches Abendessen.“
 

Schnell hatte er sich von der Frau loseisen können. Allerdings verließ er das Haus nicht ohne seinen Scouter. Eilig war er nach oben gerannt, doch bevor er seine Tür öffnete, blieb er stehen und sah den Gang entlang. Zwei Zimmer weiter sah er die offen stehende Tür und er glaubte zu wissen, wessen Zimmer sich dahinter verbarg. Seine geschlossenen Augen halfen ihm, die naheliegende Umgebung schneller zu kontrollieren und als sich seine Augen langsam öffneten, schlich sich ein böses Lächeln auf seine Lippen.
 

Er zog die Hand von seiner Tür zurück und ging zu ihrem Zimmer. Aber auch hier hielt er an, bevor er das Zimmer betrat. Sie war so kleinlich, da es ihm unglaublich schwer fiel, an Zufall zu glauben. Dieses Weib würde doch niemals ihre Tür offen lassen – schon gar nicht, wenn er im Haus war, oder?
 

„Clever, aber nicht clever genug.“ Feixend brach er den Ast einer herumstehenden Pflanze ab, um diesen durch die Tür zu werfen und gerne – ja, sehr gerne – hätte Vegeta aufgelacht, nachdem ein Wassereimer über der Tür zum Vorschein kam, der unverzüglich auf den Boden krachte und den ausgebreiteten Teppich benetzte. Danach wartete er noch ein wenig, doch würde es ihn nur aufhalten, wenn er länger hier verweilte. Mit nach oben gestrecktem Kinn ging er zur Tür, um nachzusehen, weshalb der Eimer nach unten fallen konnte. Und tatsächlich schimmerte ihm etwas rotes entgegen, je näher er gekommen war.
 

War das ein Sensor, der einen Mechanismus auslöste, sobald man das Zimmer betrat? Es konnte nur so sein. Wie sonst hätte der Eimer fallen können? Irgendetwas musste den Fallmechanismus ausgelöst haben.
 

Dieses Weib war allemal erfinderisch – ohne Zweifel. Lachend, weil sie ihn eben nicht überlisten konnte, betrat er das Zimmer und setzte diabolisch grinsend einen Fuß durch die Tür, doch er hatte die Rechnung ohne Bulma gemacht. Vegeta konnte gar nicht schnell genug reagieren, da plumpste bereits der zweite Wassereimer über ihn, der nicht – wie der erste – ihren Teppich, sondern Vegeta einsaute. Allerdings... Moment! Seine Hand fuhr schleppend nach oben zu seinem Haar, als ihm etwas grünes auf seiner Kleidung und dem Boden aufgefallen war.
 

Nein! Nein, das... das war nicht wahr? Schlimm genug, dass seine Haare getroffen wurden, aber seine Rüstung?
 

Nachdem er seine Hand vor sein Gesicht hielt, verengten sich seine Augen. Starr vor Schreck, blickte er zu seiner Hand - eine Hand, welche in grünen Glibber getaucht war... Etappenweise wanderte sein Blick zu Boden, wo er eine Notiz am Henkel des Eimers sah. Stoisch - denn er musste Haltung bewahren, um seine Wut vollständig auf sie zu reflektieren - griff er danach, drehte das Papier und das war es, was das Fass zum Überlaufen brachte.
 

Erbost und Zähnefletschend zerknitterte er den Zettel, der anschließend zu Boden fiel. Jedoch war Vegeta schneller in seinem Zimmer verschwunden, als der Zettel überhaupt auf dem Boden landen konnte. Blindwütig hatte er seinen Scouter geschnappt, ihn an der ihm zugedachten Stelle platziert und war unweigerlich darauf aus dem Fenster geflogen – gepaart mit seiner Wut, sowie dem grünen Glibber, der seinen Körper schmückte. Tja, und auch ihren Zettel hatte er nicht vergessen. Schon gar nicht den genauen Wortlaut.
 

Reingefallen, Vegeta! Dummheit muss bestraft werden und grün steht dir ganz ausgezeichnet.

- Bulma
 

Dieses Weib hatte keine Scheu, ihm ganz ehrlich zu schreiben, dass sie hinter dieser Attacke steckte. Nun, dann sollte sie auch seinen blanken Hass zu spüren bekommen, denn Vegeta befand, dass die Röte in ihrem Gesicht - wenn ihm grün so ausgesprochen gut stand – ihr ganz wunderbar stand, solange er der Ursprung dafür war. 



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