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Königsanwärter

von

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Kapitel 2

Kapitel 2
 

Erschrocken fahren die beiden auseinander. Während Aidan noch einen weiteren Schritt nach hinten trat und eine Hand auf seinen Mund legte, drehte Killian sich zu der störenden Person um. Seine Augen brauchten einen Moment, bis er erkannt, wer dort im dunkeln am Wandvorsprung lehnte. Toran sah sie mit verschränkten Armen unverwandt an. „Was glaubt ihr, was ihr da tut?“
 

Killian setzte zu einer Antwort an, brachte jedoch keinen Ton heraus. Nicht wissend, wie er mit dieser Situation umgehen sollte schloss er seinen Mund wieder und schluckte nervös. Aidan schien es ähnlich zu gehen. Der Ältere von ihnen beiden konnte hören, wie er unschlüssig von einem auf das andere Bein trat. Sprechen tat auch er nicht.

Als er schließlich nochmal versuchte zu einer Antwort anzusetzen, schüttelte Toran nur seinen Kopf und ließ die Arme an den Seiten seines Körpers fallen. Enttäuschung und Missbilligung blitzte kurz in seinen Augen auf und er dreht ihnen den Rücken zu. „Lasst euch lieber von niemand anderem erwischen“, sagte er noch leise, bevor er sich in Bewegung setzte und in der Dunkelheit des Flures verschwand.
 

Noch immer erschrocken blicken die beiden ihm hinterher. Aidan ließ seine Hand nun sinken, jedoch nur um sie nach Halt suchend an die kalte Wand zu legen. Killian hingegen drehte sich nach einer Weile zu dem Prinzen um. Er wusste nicht, ob ihm heiß oder kalt sein sollte. Sein Herz schlug ihm noch immer bis zum Hals, nur war der Auslöser dafür nun nicht mehr positiv.

Das hätte nicht passieren dürfen! Das Liam von ihrem gegenseitigen Interesse wusste, war ihre eigene Entscheidung gewesen, als sie ihn unabhängig voneinander um Rat gebeten hatte. Doch nun wusste einer der Anwärter Bescheid!
 

Er hatte nie zuvor von einer Liebschaft eines Anwärters gehört, schon gar nicht zu einem der Anderen. Während der Ausbildung waren keine Beziehungen gestattet. Zum einen sollten sie nicht abgelenkt werden, zum anderen müssten sie offen für die mögliche Heirat der zukünftigen Königin sein.

Was würde der Älteste von ihnen mit seinem neuen Wissen machen?
 

Noch während der braunhaarige sich den Kopf zerbrach räusperte der Prinz sich kurz. Sein Blick auf den steinernen Fußboden gerichtet sah man ihm an, dass er unsicher war. Er kniff die Augen kurz fest zu und sah danach in Killians Richtung, ohne ihn direkt anzusehen. Seine Körperhaltung war nun gerade, sein Stand sicher und er wirkte ausgeglichen. Da war sie wieder, seine übliche Selbstbeherrschung.
 

„Ich werde schlafen gehen“, meinte er mit einem aufgesetzten leichten lächeln und ging an Killian vorbei. Dieser wollte nach seinem Arm greifen, wurde jedoch zurückgewiesen, indem der Blonde einfach nur seinen Arm hob und der Hand des Anderen auswich.

„Aidan, bitte...“ Weiter sprach er nicht. Aidan reagierte nicht auf ihn und ging seines Weges. Erst kurz bevor er um die Ecke bog, blickte er nochmal zurück. Killian sah ihn flehend an, doch das hinderte ihn nicht daran weiter zu gehen.
 

„Verdammt!“
 

- - - - -
 

Energisch zog Killian seine Schnürsenkel fest. Als er sich wieder aufrichtete blickte er aus dem Fenster. Die Sonne stand noch nicht sehr hoch. Er war extra früh aufgestanden um noch vor dem Unterricht mit Aidan zu sprechen. Er wusste nicht genau was er ihm sagen wollte, doch ihm würde schon das Richtige einfallen.
 

Tief einatmend setzte er sich schließlich in Bewegung und verließ seine Räumlichkeiten. Das Zimmer des Prinzen lag auf der gegenüber liegenden Seite des Flures. Dort angekommen klopfte er entschlossen an der Tür. Nach einer Weile wiederholte er dies, da er keine Antwort erhielt. Doch auch dieses Mal kam keine Reaktion. Also griff er nach der Türklinke und drückte sie herunter. Als die Tür soweit offen war, dass er seinen Kopf hindurchschieben konnte, fragte er leise ob jemand dort wäre. Doch auch jetzt blieb die Antwort aus. Er öffnete die Tür noch ein Stückchen weiter um den Raum richtig einsehen zu können. Aidan sah er dort aber nicht. Auch die Tür zum Bad stand offen, weshalb er sehen konnte, dass auch dort niemand war.
 

Enttäuscht schloss er die Tür wieder von außen. Er hatte gehofft mit ihm darüber reden zu können, bevor sie Toran das nächste Mal begegneten. Nun konnte er nur noch hoffen, dass der Jüngere bereits zum Trainingsplatz gegangen war, da sie heute Unterricht im Nahkampf hatten.
 

Zu seiner Erleichterung fand er ihn tatsächlich dort auf. Still schweigend saß er am Rand des Platzes in einer Meditation vertieft. Dies tat er öfters, vor allem vor dem Kampftraining. Es half ihm über großen Stress hinweg zu kommen, welcher ihn ablenken könnte und somit vor unangenehmen blauen Flecken bewahrte.
 

Er ging zu ihm rüber und setzte sich ruhig neben ihn, in der Hoffnung auf eine Reaktion. Diese kam jedoch nicht. Killian begann bald Aidan regelrecht anzustarren, doch dieser ließ sich nicht ablenken und meditierte einfach weiter.
 

„Aidan...“, setze er leise zum sprechen an.

„Ich meditiere.“ kam nur die ruhige Antwort. Der Blonde zuckte noch nicht einmal mit dem Augenlid, geschweige denn, dass er den Älteren auch nur eines Blickes würdigte. Also entschied Killian, sich ruhig zu verhalten und das Ende der Meditation abzuwarten.
 

Dieses kam auch schon bald in Form von Peer. Ungewöhnlich früh betrat dieser den Platz und kam auf sie zu. Lächeln beendete der Prinz seine Ruhephase und blickte dem jüngsten Anwärter entgegen. Frustriert stellte sein Sitznachbar fest, dass er nun fürs Erste sein Vorhaben vergessen konnte.
 

- - - - -
 

Vorsichtig rieb Killian sich den schmerzenden Arm. Er würde mit Sicherheit einen großen blauen Fleck davontragen.

Während des Trainings hatte Aidan zu einem Tritt ausgeholt, dem er nicht schnell genug hat ausweichen können. Stattdessen hob er zur Schutz seinen Arm und fing den Fuß ab. Den Fuß, hinter dem scheinbar eine Menge Aggressionen steckten. Dies war etwas, was Killian nicht kannte. Normalerweise verringerten sie beide sogar die Kraft, sobald sie erkannten, dass der Andere nicht ausweichen konnte. Doch heute scheint die Meditation des Prinzen ihm entweder nicht mit seiner inneren Ruhe geholfen zu haben, oder er war schlicht und einfach sauer auf ihn.
 

Mit seinem verlassen des Trainingsplatzes entließ ihr Nahkampftrainer sie in die Mittagspause. Wie nicht anders an diesem Tag zu erwarten, war Aidan schneller verschwunden, als Killian überhaupt reagieren konnte. Dieser beschloss sein Glück einfach dann zu nutzen, wenn er den Jüngeren mal alleine antreffen würde.

Statt sich weiter Gedanken zu machen, ging er zum nahegelegenen Teich. An warmen und sonnigen Tagen wie diesen ging er gerne dorthin, um sich den Schweiß abzuwaschen.
 

Aus dem Augenwinkel sah er Toran auf sich zukommen. Er hatte sich schon gefragt, wann dieser die Gelegenheit nutzen würde um ihn unter vier Augen auf den gestrigen Abend anzusprechen. Er hoffte nur, dass er das Gleiche nicht mit dem Prinzen tun würde, oder es bereits getan hatte. Dessen Laune schien ohnehin nicht die beste zu sein und würde ihm in keinster Weise bei dem bevorstehenden Gespräch behilflich sein.
 

Mit einem nassen Tuch wischte Killian sich gerade über den verschwitzen Nacken, als auch der Ältere sich neben ihn kniete und mit seinen Händen Wasser schöpfte, um es sich als Abkühlung in das Gesicht zu spritzen. Danach zog auch er ein Tuch hervor und wischte sich dürftig über das nasse Gesicht um es anschließend in das kühle Nass des Teiches zu tauchen.

„Was ist das zwischen dir und Aidan?“, fragte er schließlich wie beiläufig. War es dumm gehofft zu haben, dass er womöglich doch nichts dazu sagen würden. Scheinbar war es das, ja. Killian seufzte.

„Was interessiert dich das?“ Ablehnung war innerhalb einer Freundschaft vielleicht nicht das Beste, aber er wollte darüber nicht sprechen. Er wollte sich nicht rechtfertigen. Er wollte nicht, dass der Andere über das Gesehene urteilte.
 

Nickend senkte Toran seinen Kopf. Er schien mit einer solchen Reaktion gerechnet zu haben. Schließlich drehte er seinen Kopf und sah dem Jüngeren ins Gesicht.

„So etwas ruft nur Probleme hervor.“

Killian starte auf die ruhige Wasseroberfläche und ließ das Tuch sinken. Frustriert presste er seine Lippen aufeinander.

„Wenn einer von euch zum neuen König ernannt werden sollte, dann hätte so etwas nicht einmal eine Zukunft.“, sprach der Ältere weiter, als er erkannte, dass er keine Antwort bekommen würde.
 

„Das weiß ich doch selbst!“, rief der Jüngere sauer, stand auf und sah zu seinem Gegenüber herunter. Die Gedanken darüber waren schon nicht einfach zu bewältigen, aber dies dann auch noch von jemand anderem zu hören schmerzte und machte ihn wütend.
 

Torans Augen weitet sich nach einigen Sekunden. „Du magst ihn wirklich!“, stieß er die neu gewonnenen Erkenntnis aus. Sofort ließ Killian seinen Blick zur Seite schweifen. Eine kleine Falte bildete sich zwischen seinen Augenbrauen und er biss sich kurz auf die Unterlippe.

Kurzerhand wrang er das nasse Tuch in seinen Händen aus und wandte sich ab. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren setzte er sich in Bewegung zurück zur Burg um zum Speisesaal zu gelangen. Der Ältere hingegen kniete noch immer am Teich und schaute ihm nachdenklich hinterher.
 

Ja, Killian mochte Aidan. Er mochte ihn sogar sehr und das schon seit längerem. Immer wieder sagte er sich, dass seine Gefühle ihm einen Streich spielen würden, dass es nur die Neugierde war. Als dies nicht mehr half, rief er sich ihre Position in Gedächtnis. Die Schwierigkeiten, die sie bekommen könnten, wenn andere davon erfuhren. Die negativen Gefühle, die ausgelöst werden würden, wenn einer von ihnen die neu gewählte Königin heiraten müsste.

Er war sich dessen bewusst und trotzdem konnte er dem Prinzen nicht fern bleiben, als dieser ein gewisses Interesse zeigte. Ihm blieb nun nur noch die Hoffnung, dass es zumindest bei dem Blonden nur die Neugierde war und keine tiefer gehenden Gefühle. Diese konnten sie sich erst erlauben, wenn sie die Gewissheit hatten, dass keiner von ihnen zum König gewählt werden würde. Ob eine solche Beziehung dann akzeptiert werden würde war nicht klar. So weit Killian sich erinnern konnte, gab es eine solche Situation bisher nicht, zumindest nicht in der Öffentlich.
 

Völlig in seine frustrierenden Gedanken versunken stellte er fest, zumindest automatisch den Weg zum Speisesaal gefunden zu haben, als er vor der Tür zum Stehen kam.
 

Ein kurzer Blick genügte um festzustellen, dass er der Erste war. Also setzte er sich an den Tisch, mit Blick in Richtung Tür und wartete.

Als er eine Bewegung aus der Küchenrichtung wahrnahm blickte er kurz dorthin. Liam kam auf ihn zu und zog den Stuhl neben ihm zurück um sich zu setzen.

Der Anwärter war sich nicht ganz sicher, ob er wirklich mit ihm sprechen wollte. Zwar wusste er nichts vom gestrigen Abend und würde ihm auch keine Predigt halten, doch trotzdem hatte er genug selbst mit dem Thema zu tun, so dass er es nicht unbedingt mit sämtlichen Leuten besprechen musste.
 

„Man kann dir deine Frustration regelrecht ansehen. Was ist los?“, wurde er leise gefragt. Unentschlossen guckte er kurz zum Fragesteller, dann wieder zur Tür und schließlich wieder zurück. „Es ist kompliziert... Aidan ist kompliziert... eigentlich ist die ganze Situation kompliziert.“

Hilflos hob Killian kurz die Arme, nur um sie seufzend wieder fallen zu lassen.

Vielleicht würde ihr „Mädchen für Alles“ ihm ja doch helfen können. Immerhin war er im Bilde.
 

Als die Gefühle des Anwärters immer verwirrender für ihn wurden, vertraute er sich Liam an. Wie sich später herausstellte, hatte dies auch Aidan getan.

Es ist noch gar nicht so lange her, da sprach er ihm Mut zu. Er müsse die Entscheidungen was er tun würde zwar selber treffen, doch sollte er sich nicht seiner Gefühle schämen und auch auf den Prinzen vertrauen, dass dieser ihn nicht verspotten würde. Dass dieser ihn nicht mal von sich stoßen würde behielt er aus Solidarität einem Freund gegenüber natürlich für sich. Doch Abschließend konnte man sagen, er war derjenige, der die Zweifel auf beiden Seiten beseitigte und sie zugleich ermutigte aufeinander zuzugehen.
 

„Aber das war doch zu erwarten.“, schmunzelte Liam leicht. „Was also frustriert dich jetzt so sehr, dass du es noch nicht mal verstecken kannst?“

Leichte schüttelte Killian mit dem Kopf. Er wollte wirklich nicht mehr darüber reden, doch zugleich wusste er, dass er hier wohl eine hilfreiche Reaktion erwarten konnte. Schließlich setzte er dann doch an zu reden und erzählt vom Vorabend, Aidans heutigem Verhalten und auch Torans Einwänden.

Als er gerade geendet hatte betrat Luan den Speisesaal. Es war klar, dass sie nun nicht mehr offen reden konnten und auch, dass es nun wohl vorerst doch keinen Ratschlag geben würde, aber Killian ging es auch schon alleine dadurch besser, dass er alles einmal laut aussprechen durfte.

Liam hingegen legte seine Hand ermuntern auf die Schulter des Anwärters und drückte kurz zu. Als er sich beim aufstehen leicht zu ihm beugte raunte er ihm leise zu, dass er dem Ganzen noch etwas Zeit geben soll. Es würde sich wahrscheinlich von alleine klären.
 

„Ich schaue mal nach, wie weit das Essen ist.“, meinte er etwas lauter und verschwand wieder in die Richtung, aus der er gekommen war.
 

Nach und nach folgten nun auch die anderen Anwärter. Das Essen wurde aufgetischt und kaum das sich alle bedienten kam auch Aidan dazu.
 

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Nach der Mittagspause ging der Kampfunterricht weiter, dieses Mal jedoch mit dem Bogen. Ihnen wurde die Handhabung von verschiedenen Waffen beigebracht um auch in den unterschiedlichsten Situationen handeln zu können. Killian mochte den Umgang mit Klingen und konnte auch gut mit ihnen umgehen, der Bogen war jedoch eine andere Sache. Er traf zwar immer die Zielscheibe, jedoch selten die Mitte. Dies war eine Disziplin, in der die Meisten der Anderen ihm überlegen waren. Nur Peer hatte mehr Probleme und war froh, wenn er die Scheibe innerhalb der Markierungen traf.
 

So ähnlich ging es Killian heute auch. Er konnte sich nicht richtig konzentrieren und so war es kein Wunder, dass seine Leistungen nachließen. Am Ende des Unterrichts wurde er sogar darauf hingewiesen, in seiner Freizeit ein wenig mehr zu trainieren. So etwas passierte ihm sonst nie!
 

Er war gut in dem was er hier tat, egal um welches Fachgebiet es sich handelte. Natürlich hatte auch er Schwächen und Stärken, aber im Normalfall wurde er positiv hervorgehoben. Daher hatte er auch den Ruf des Lehrerlieblings. Dass er ermahnt wurde war ihm das letzte Mal vor Jahren passiert, als er noch am Anfang stand.
 

Leise vor sich hin fluchend räumte er nach dem Unterricht seinen Bogen und die Pfeile weg und verließ als erster die Gruppe. Jetzt frustrierte ihn nicht nur die Situation um Aidan, sondern auch noch seine eigene Leistung.

Er ging auf direktem Wege zu seinen Räumlichkeiten. Bis zum Abendessen war noch ein wenig Zeit und er würde versuchen zu entspannen.
 

In seinem Schlafzimmer angekommen ging er in das angrenzende Bad um sich dort vom Staub und Schweiß des Tages zu befreien und zog sich frische Kleidung an. Dann kehrte er in das Schlafzimmer zurück und ließ sich auf das Bett fallen. Gegen das Kopfende gelehnt ließ er seinen Blick wieder über die Landschaften hinter seinem Fenster gleiten. Ob sein Leben trotz der Annehmlichkeiten die ein Anwärter hatte, wohl einfacher wäre, wenn er noch bei seiner Familie leben würde? Dort wäre es seine Aufgabe gewesen seinem Vater zu folgen, von diesem zu lernen und später seine Geschäfte zu übernehmen.
 

Der Tag war anstrengend gewesen und seine Augenlider wurden schwerer. Erschöpft schloss er sie für einen Moment.
 

Ende Kapitel 2



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