Yu-Gi-Oh! The Last Asylum von -Aska- ================================================================================ Kapitel 59: Turn 54 - Matches ----------------------------- Turn 54 – Matches     Ricther streckte erhaben den Arm aus. „Dann empfange jetzt mein Urteil! Für das Brechen zweier Siegel der ewigen Ordnung soll dich der Tod ereilen, Anya Bauer! Greife [Gem-Knight Sapphire] an und lösche Anya Bauers verbliebene Lebenspunkte dank Durchschlagschaden aus, [Different Dimension Deity – Lastelise]! Declaration of D!“   [Anya: 1000LP / Ricther: 3700LP]   Different Dimension Deity – Lasteliste [ATK/4000 DEF/3000 (10)] Gem-Knight Sapphire [ATK/0 DEF/2100 (4)]   Anya nahm einen Schritt zurück, der Schweiß stand auf ihrer Stirn geschrieben. Die Kristallhände der gewaltigen Dimensionsgottheit drehten sich wie Bohrmaschinen und feuerten auf ihren Ritter zwei gelbe Laserstrahlen ab. „Shit …“ Jener wurde zerfetzt, als sich die Strahlen durch seine Brust bohrten. Dabei trafen sie auf den Asphalt, rissen diesen anschließend auf ihren Weg zu Anya auf. Jene wandte sich schnell an Levrier. „War schön, dich gekannt zu haben! Irgendwie jedenfalls …“   Anya Bau-!   Dann wurde sie erfasst, alles um sie herum explodierte. Ihr Schrei hallte durch die ganze Straße und wurde doch von niemandem vernommen.   Aufrecht stand der über zwei Meter große Ricther in seiner gold-silbernen Rüstung und wartete darauf, dass der Rauch und aufgewirbelte Staub sich legte. Sein weißer Umhang flatterte in dem Wind, den die pinkfarbene Kristallkreatur über ihm entfacht hatte. Leises Gestöhne drang an sein durch den Helm nicht sichtbares Ohr. Ein Schatten lag dort drüben auf dem Boden und rührte sich nicht. Sie lebte, und wie er bemerkte, als der Rauch sich verzog, mehr schlecht als recht. Auch wenn es im Angesicht dieser verzerrten Dimension, jenes ungeschriebenen Pfades bedeutungslos erschien.   [Anya: 1000LP → 100LP / Ricther: 3700LP]   Anya lag auf dem Bauch, quer auf der Straße und sah ihn kämpferisch aus einem blauen Auge an. Die Stirn blutete, ihre Kleidung mehr Fetzen denn alles andere, aber sie lebte – und grinste. Von Levrier alias [Gem-Knight Pearl] war keine Spur mehr. Die ganze, der Realität entfremdete Einkaufsstraße war durch Ricthers Magie leergefegt, wirkte verzerrt unter dem rötlichen Licht seines Bannkreises oder auch dem potentiellen Pfad der Zukunft, wie er ihn nannte. „Na? Hab ich dir die Suppe versalzen, Blechbüchse?“, krächzte sie in ihrer regungslosen Haltung. „Anscheinend.“ „Ha ha. Willst sicher auch wissen wie, huh?“ Anya streckte den Arm aus und tippte auf eine Karte, die vor ihr lag. „[Gem-Merchant]. Kann normale Erd-Monster wie [Gem-Knight Sapphire] um 1000 Punkte in Angriff und Verteidigung stärker machen, wenn ich ihn abwerfe.“ „Also hast du den Schaden verringert? Deine Entschlossenheit ist lobenswert“, erkannte Ricther ebenjene an, „aber du bist nicht mehr imstande weiterzukämpfen.“ „Halt's Maul. Und wenn ich mich im Liegen duellieren muss“, fauchte Anya, „dann tu' ich's!“ Ricther nickte. „Ich habe nichts anderes erwartet. Nun, da ich für diesen Zug keine weiteren Karten aktivieren kann, erkläre ich ihn für beendet.“   Schwer atmend nahm Anya ihren [Gem-Merchant] und presste sich mit ihm zwischen den Fingern von Boden ab. Langsam erhob sie sich, drohte kurz wieder zusammenzusacken, schaffte es dann immerhin auf die Knie. Neben den zwei Löchern in ihrer Brust gesellten sich nun auch tiefe Einschnitte, die das Resultat des letzten Angriffs waren. Der ganze Torso war voll von Anyas Blut, welches auf den Asphalt tropfte. Wenn sie dieses Duell verlor, würde dieser zukünftige Körper Realität werden. Und eins hatte Anya begriffen: Der letzte Angriff hatte dessen Leben ausgehaucht. Ihr Herz schlug nicht mehr, was sie durch das Auflegen ihrer Hand spürte. „Ich geb' nicht auf“, sagte sie zu sich selbst, setzte einen ihrer Füße auf den Asphalt und stand schwankend auf, „ganz egal, ob du ein Undying oder meinetwegen Gott höchstpersönlich bist. Dafür bin ich zu weit gekommen!“ Wie durch ein Wunder hielt sie sich auf den Beinen. Und ein solches forderte sie jetzt auch ein, als sie nach ihrem Deck griff. „Levrier! Einmal Cheat-Draw zum Mitnehmen!“ Obwohl er nicht erschien, konnte sie zumindest seine Stimme vernehmen. Nur leider hatte er keine guten Nachrichten. Unmöglich. Ich habe nicht genug Kraft übrig, um jetzt dem Schicksal einen neuen Pfad hinzuzufügen.   „Dann fang' an zu sammeln, du Volltrottel!“   Was denkst du, was ich die ganze Zeit tue? Anya Bauer, muss ich dich daran erinnern, dass ich längst kein immaterieller Abkömmling mehr bin, dessen Kraft an die der Originale heranreicht? Im Gegenteil, ich spiele mittlerweile eher in der Schattengeist-Liga.   „Was auch immer das jetzt heißt!“, pflaumte Anya zurück. „Was auch immer, beeil' dich gefälligst, lange stehe ich das hier nicht mehr durch, ohne deine Hilfe!“ Schnaubend umschloss sie die oberste Karte ihres Decks. Also keine Spielereien mit dem Schicksal, vorerst. Musste es eben so gehen! Immerhin stand sie ja auch, obwohl sie technisch gesehen tot war. Sie würde das Beste draus machen. Schwungvoll zog sie jene dann und warf noch in der Bewegung einen Blick auf sie. „Tch, mehr nicht!?“, beklagte sie sich lauthals. Dann sah sie zu Ricther auf. „'kay, mal sehen was du hierzu sagst. Ich setze ein Monster und diese da noch dazu! Zug beendet!“ Vor ihr materialisierten sich die beiden Karten in horizontaler beziehungsweise vertikaler Lage, wobei letztere direkt vor ihren Füßen auftauchte.   Zwar zog Ricther sofort auf, beachtete seine neue Karte jedoch gar nicht und steckte sie ins Blatt unter seinem Schwertarm, zu den anderen. Er hob die frei gewordene Hand und spreizte die Finger. „Egal wie hoch die Verteidigungspunkte deines Monsters sein mögen, sie werden niemals genügen, um [Different Dimension Deity – Lastelises] Angriff vollständig abzuwehren! Füge dich deinem Urteil, Anya Bauer! Declaration of D!“ Anya aber grinste diesmal, statt erschrocken zurückzuweichen. „Ne.“ Die aus drei spitzen Kristallen bestehenden Arme der Dimensionsgottheit begannen um die eigene Achse zu drehen und feuerten aus der längsten Spitze zwei gelbe Lichtstrahlen. Die Karte von Anyas gesetztem Monster wirbelte um. Aus ihr entstieg ein weißer Drache, dessen ganzer Körper mit einer Schicht von funkelnden, durchsichtigen Edelsteinen bedeckt war.   Alexandrite Dragon [ATK/2000 DEF/100 (4)]   Plötzlich aber sprang auch Anyas andere gesetzte Karte auf. Während die beiden Laserstrahlen auf den Drachen zusteuerten, fegte unter ihnen ein Wirbelsturm hinweg, direkt in Ricthers Richtung. Dieser sah erstaunt mit an, wie seine offene Zauberkarte [Dimensions Reach] von besagtem Zyklon zerrissen wurde. „Oh, hat der [Mystical Space Typhoon] dir einen Strich durch die Rechnung gemacht?“, feixte Anya. „Damit habe ich [Dimensions Reach] zerstört, also nix mit Durchschlagschaden!“ Deswegen überlebte ihr [Alexandrite Dragon] den Angriff trotzdem nicht und implodierte bei Kontakt mit den Strahlen.   Different Dimension Deity – Lasteliste [ATK/4000 → 3000 DEF/3000 (10)]   „Du schindest nur Zeit, Anya Bauer“, sprach Ricther und schob eine Fallenkarte in die entsprechende Zone der stumpfen Seite seiner Schwertarm-Duel Disk, „diese setze ich und erkläre den Zug für beendet.“ Zischend materialisierte sie sich vor seinen Füßen. Damit war Anya komplett blank. Kein Feld, keine Handkarten, nichts. „Levrier, Statusbericht!“, forderte sie daher.   Nichts, was du hören willst.   Eine zornige Falte bildete sich im Anschluss auf ihrer Stirn. „Na ganz klasse!“ Sie musste sich eingestehen, dass sie noch nicht stark genug war, um ohne jene sagenhafte Fähigkeit Levriers auszukommen. Der Weg zur Duel Queen war dementsprechend noch sehr lang. Aber wenn sie überhaupt etwas von ihrem Traum haben wollte, musste sie eben solche Vorsätze wie das Verzichten auf Schicksalsbeeinflussung vorübergehend außen vor lassen. Plötzlich spürte sie einen Stich in ihrem nicht mehr schlagenden Herzen, als sie sich an den gestrigen Tag und den Streit mit Levrier und Logan erinnerte. Sie wurde sich ihrer eigenen Hilflosigkeit, ihrer Schwäche wieder bewusst. Die Schwäche, die sie an ihrem Traum zweifeln ließ. „Wie konnte ich … jemals …“   Gib nicht auf, noch hast du nicht verloren, Anya Bauer! Eine Duel Queen zeichnet sich gerade dadurch aus, sich ihrer Fehler bewusst zu sein!   Levriers Worte schreckten Anya auf. Hatte er ihre Gedanken gehört!? Oder kannte er sie mittlerweile einfach zu gut um zu wissen, was in ihr vorging. Das Mädchen seufzte. Selbst wenn, im Endeffekt änderten seine Worte nichts an ihrer Abhängigkeit von ihm. „Was auch immer …“ Es half aber alles nichts, zur Zeit stand das sowieso nicht zur Debatte. Kämpfen würde sie trotzdem bis zum Schluss, so viel stand fest. Nervös griff sie nach ihrem Deck. Kacke, ihr ganzer Körper schmerzte. Wenn das nicht noch schlimmer werden sollte, musste sie unbedingt etwas Gutes ziehen! „Komm schon!“, flehte sie ihr Deck an und riss die oberste Karte fort. „Draw!“ Würde ihr Herz noch schlagen, hätte es in diesem Moment regelrecht gegen ihre Brust gehämmert, als sie die Karte zwischen ihren Fingern umdrehte und tatsächlich [Pot Of Avarice] erkannte. „Hell yeah!“, jubelte sie und legte jenen sofort in das schwarze D-Pad ein. „Guck dir den an, du Psycho! Dieser nette Zauber namens [Pot Of Avarice] mischt fünf Monster auf meinem Friedhof in mein Deck zurück und lässt mich zwei Karten ziehen.“ Anya entschied sich für [Gem-Knight Sapphire], [Gem-Knight Emerald], [Gem-Merchant], [Alexandrite Dragon] und ihre neueste Errungenschaft, den [Labradorite Dragon], der wohl in diesem Duell nicht mehr glänzen würde. Als durchsichtige Abbilder tauchten die Karten über ihr auf, bis Anya sie auf ihr Deck legte und jenes durchmischen ließ. Danach legte sie Zeige- und Mittelfinger auf ihr Deck fuhr mit dem Fingernagel ihres Daumens von unten nach oben über den Kartenstapel, bis sie genau die zwei obersten Karten im Griff hatte. Und zog. „Heh“, gluckste sie beim Anblick der neuen Karten, „das wird lustig!“ Sofort zeigte sie eine davon vor, um sie anschließend auf die Duel Disk zu klatschen. „Ich beschwöre [Gem-Knight Alexandrite], einen Kumpel von meinem Drachen!“ Tatsächlich materialisierte sich ein weißer Ritter vor ihr, in dessen Rüstung die gleichen Edelsteine eingelassen waren wie auf der Haut des [Alexandrite Dragons].   Gem-Knight Alexandrite [ATK/1800 DEF/1200 (4)]   Anya streckte den Arm weit aus. „Aber leider ist seine Screentime eher kurz bemessen, denn durch seinen Effekt opfere ich ihn, um einen normalen Gem-Knight von meinem Deck zu beschwören. Mach Platz für [Gem-Knight Tourmaline]!“ In funkelnden Partikeln löste sich ihr Ritter auf, welche sich sofort wieder zusammensetzten und einen Krieger in goldener Rüstung bildeten, der zwischen seinen Handflächen elektrische Ladungen austauschte.   Gem-Knight Tourmaline [ATK/1600 DEF/1800 (4)]   Natürlich hatte Anya bei all dem einen Hintergedanken – den Friedhof mit Stufe 4-Monstern zu füllen. Denn gleich würde dieser Spinner ihre neue Lieblingskarte kennenlernen! Die Blonde nahm ihr Deck aus der Halterung. „In meinem Extradeck gibt es ein ganz besonderes Synchromonster, das ich beschwören kann, wenn ich ein Lichtmonster von meinem Deck auf den Friedhof lege. Und egal ob es ein Empfänger ist oder nicht, durch diesen Effekt wird es dann als einer behandelt, der gerade für die Beschwörung des [Angel Wing Dragons] auf den Friedhof gelegt wurde!“ Endlich konnte Anya ihren [Alexandrite Dragon] nehmen und in den Friedhofsschacht rammen. Über ihr erschien ein massiver, goldener Ring mit über einem Meter Durchmesser. Das Mädchen reckte die Hand nach oben, als wolle sie das Gebilde berühren. „From the light of a different world, the herald of starlight decends upon the ravaged land! By discarding a single star, I call upon you! Synchro Summon! Shine forth!“ Während ihr Tourmaline zersprang und in Form vierer grüner Lichtkugeln durch den Ring glitt, begannen sich vier weiße, federbesetzte Schwingen von ebenjenem zu spannen. „[Angel Wing Dragon]!“ Innerhalb des Gebildes befand sich eine wässrige Oberfläche, ein Tor in eine andere Dimension, aus dem nach vorne ein weißer, schlangenhafter Drachenkopf mit Goldgestell um den Kragen schoss. Aus der anderen Seite drang ein peitschender Schweif, bis beide Seiten perfekt aneinander passten und die komplette Kreatur ergaben.   Angel Wing Dragon [ATK/2700 DEF/2000 (8)]   Anya ballte eine Faust, während ihr majestätischer Drache über ihr verharrte. „Zeit zum Gegenangriff, Angel Wing! Los, Seraphim Judgment!“ Jener öffnete sein Maul und feuerte umgehend einen weißen Lichtstrahl auf den Kopf des Kristallgottes ab, wobei der Strahl noch von einer goldenen Flamme wie eine Spirale umkreist wurde. „Du greifst ein stärkeres Monster an?“, wunderte sich Ricther. „Sicher nicht ohne Hintergedanken.“ „Was denkst du denn!? Sieh dir die hier an!“, raunte Anya und schob einen Schnellzauber in das D-Pad. Vor ihr klappte die Karte hoch und zeigte eine junge, brünette Frau in weißer Tunika, die ausgiebig einen Speer in ihren Händen betrachtete. „[Forbidden Lance]!“ Genau jene Waffe schoss plötzlich mit wahnsinniger Geschwindigkeit aus der Karte, überholte spielend leicht den Lichtstrahl Angel Wings und traf genau in den blauen Kern des Kopfes von Lastelise. Um den schlugen sofort blaue Blitze.   Different Dimension Deity – Lasteliste [ATK/3000 → 2200 DEF/3000 (10)]   „Das war also deine Absicht.“ „Pft!“ Anya reckte stolz das Kinn. „Nicht nur der Angriffsmalus von 800, mir geht’s auch darum, dass dein Monster jetzt von Zauber- und Fallenkarten unberührt bleibt. Also kannst du es nicht wieder stärker machen!“ Ricther zeigte keine Regung. In diesem Moment schlug Angel Wings Angriff genau dort ein, wo auch die Lanze steckte. Eine heftige Explosion folgte, tausende pinker Kristallsplitter flogen durch die Gegend. Der Hüne wehrte sie ab, indem er einfach seine Schwert-Duel Disk über sich hob. Deren Klinge breitete sich weitflächig aus und war nun mehr ein Schild, denn eine todbringende Waffe. Wie ein Hagel gingen die Splitter auf diesen nieder und prasselten laut klirrend ab.   [Anya: 100LP / Ricther: 3700LP → 3200LP]   Anya atmete tief durch, als es aufhörte. Diesmal war tatsächlich nichts mehr von dem Monster zu sehen. Sie hatte es geschafft! „Der Effekt von [Different Dimension Deity – Lastelise] setzt nun ein!“, erklärte Ricther plötzlich und riss sie aus ihrem voreiligen Triumph. „Wenn er das Feld verlässt, wird eine meiner verdeckt verbannten Karten gewählt und wenn ein selbiges Exemplar davon sich in meinem Deck befindet, erhalte ich es.“ Im Bruchteil einer Sekunde war Ricthers Schutzschild wieder zu einem Schwert geworden. Aus dem Nichts stieg vor seiner Spitze eine einzelne Karte auf, die er sich schnappte und zwischen den Fingern zu Anya umdrehte. „Diese Falle nennt sich [Dimensions Foreboding] und in der Tat befindet sich noch ein Exemplar davon in meinem Deck.“ Aus jenem, welches sich am zurückgezogenen Heft des Schwertes befand, schob sich eine Karte hervor, während Ricther das vorgezeigte Exemplar wieder ins Nichts hinab fallen ließ. „Na ganz toll“, stöhnte Anya, die wieder blank auf der Hand war. „'kay, Zug beendet.“   Ricther zog und besaß nun ganze sieben Handkarten, was einen schier unwirklichen Kontrast zu Anya bildete. Eine davon nahm er und legte sie in seine Klinge ein. „Ich erwecke [Different Dimension Deity – Astellante] aus seinem Schlaf. Genau wie [Different Dimension Deity – Lastelise] muss ich zehn Karten von meinem Deck verdeckt verbannen, um ihn zu beschwören. Wie jede Dimensionsgottheit duldet er keine anderen Monster auf meinem Feld während seiner Anwesenheit.“ Verblüfft sah Anya mit an, wie sich nach und nach zehn Karten aus Ricthers Deck lösten und um die Klinge wirbelnd in einem schwarzen Loch an ihrer Spitze verschwanden. Damit hatte er die Hälfte seines Decks verbannt und vielleicht noch zehn oder so übrig. Wenn sie lange genug durchhielt, würde er sich am Ende selbst besiegen … Jedoch vergaß Anya jenen Gedanken, als aus dem Asphalt um Ricther herum zehn grüne Kristallsäulen geschossen kamen und in die Luft aufstiegen. Zwei davon führten die anderen an und flogen parallel nebeneinander, bis sie etwa zehn Meter über dem Erboden abrupt stehen blieben. Zwischen ihnen bildete sich eine feuerrote Entladung, aus der plötzlich eine schmale Iris drang. Die anderen Kristalle schwebten in zwei Vierergruppen neben den beiden Hauptsäulen und bildeten etwas, das entfernt an Flügel erinnerte. „Uh. Da guckt jemand zu viel Herr der Ringe“, kommentierte Anya gallig das Auge, was auf sie gerichtet war.   Different Dimension Deity – Astellante [ATK/? DEF/? (10)]   „[Different Dimension Deity – Astellantes] Werte richten sich danach, wie viele meiner Karten verdeckt verbannt sind“, erklärte Ricther. „Sie entsprechen dem Zweihundertfachen.“ Weitere Ladungen wurden zwischen den 'Schwingen' der Kreatur ausgetauscht.   Different Dimension Deity – Astellante [ATK/? → 4000 DEF/? → 4000 (10)]   „Oh shit!“, keuchte Anya, die damit nicht gerechnet hatte. „Die Dinger werden ja immer stärker!“ Ricther schwang den Arm aus. „Vernichte [Angel Wing Dragon]! Judgment of D!“ Die acht Kristalle, die eben noch Flügel gemimt hatten, richteten sich ruckartig auf Anyas Drachen und gingen dann wie ein Kugelhagel auf diesen nieder. Überall neben ihr schlugen sie ein und letztlich durchbohrte einer von ihnen Angel Wing. „Aus Kämpfen mit Angel Wing erhalte ich keinen Schaden!“, rief Anya aufgeregt. Jener explodierte schließlich. Und genau so schnell, wie die spitzen Kristalle gekommen waren, flogen sie wieder zurück zu Astellante, als hätte jemand einfach ein Video rückwärts gespult. Erst in diesem Moment bemerkte Anya die dauerhafte Fallenkarte, die vor Ricther offen stand. „Wie du siehst, habe ich vor dem Angriff [Dimensions Twilight] aktiviert, was nur möglich ist, wenn mindestens zehn meiner Karten verdeckt verbannt sind“, berichtete ihr Gegner, „wenn ein Stufe 10-Monster nun einen Feind im Kampf schlägt, bleibt es bis zum Ende deines Zuges vor deinen Zaubern und Fallen immun.“ Anya glaubte sich verhört zu haben. „Was!?“ Dann war dieses Ding ja beinahe unantastbar, solange sie nichts besaß, was stärker war! Das wusste auch Ricther, der eine weitere Karte nahm und in die Armklinge einlegte. „Du kannst nur scheitern, Anya Bauer. Diese Karte setze ich und erkläre meinen Zug für beendet.“ Vor ihm materialisierte sich seine Falle. Und Anya schwang den Arm aus. „Jetzt kann ich zwei Stufe 4-Monster von meinem Friedhof verbannen und [Angel Wing Dragon] reanimieren! Komm zurück!“ Sie schob [Gem-Knight Alexandrite] und [Gem-Knight Tourmaline] in ihre Hosentasche, wobei gleichzeitig der goldene Ring über ihr auftauchte. Aus ihm schoss der imposante, kobraähnliche Drache.   Angel Wing Dragon [ATK/2700 DEF/2000 (8)]   Die Hand über ihrem Deck verharren lassend, verzog Anya schmollend die Lippen. „Lass mich raten, Levrier. Diese Runde wird es wieder nichts?“   Ich muss meine Machtlosigkeit entschuldigen, Anya Bauer. Hätte ich gewusst, dass uns ein Undying auflauert, hätte ich vorher den hiesigen Walmart aufgesucht und ein dutzend schicksalsändernder Donuts gekauft. Was glaubst du wohl!?   Anya zuckte zusammen. So wütend hatte sie Levrier selten erlebt, dass er sogar eine für seine Verhältnisse moderne Sprache benutzte. War das jetzt bei ihm Dauerzustand, ihr so ans Bein zu pissen!? „Ist ja schon gut!“ Grimmig zog sie eben ohne übernatürliche Hilfe ihre Karte, ihr doch egal, würde schon irgendwie passen. … oder auch nicht. „Na toll.“ Kurz überlegte sie, ob sie die Karte ausspielen sollte, entschied sich letztlich auch dafür. Nicht, dass ihr Gegner am Ende auf die dumme Idee kam, mehr als einmal angreifen zu wollen. „Ich aktiviere [Silent Doom]! Dieser Zauber belebt einen Vanilla vom Friedhof in Verteidigungsposition, allerdings kann der nicht angreifen. Da dort sowieso nur noch [Alexandrite Dragon] liegt, nehm' ich den.“ Vor ihr setzte sich aus funkelnden Partikeln der weiße Drache zusammen, dessen Haut von schimmernden, farblosen Edelsteinen überzogen war, die durch Lichteinwirkung trotzdem bunt anmuteten. Schützend legte er seine Schwingen um den schlanken Körper.   Alexandrite Dragon [ATK/2000 DEF/100 (4)]   Anya verschränke, mal wieder ohne Blatt, die Arme. „Dein Zug, Fettsack!“ Ihr gingen langsam die Optionen aus, dachte Anya aufgeregt. Wenn sie weiterhin so beschissen zog, würde sie verlieren und elendig krepieren! Und das so gar nicht Duel Queen-haft.   Der Undying in seiner gold-silbernen Rüstung und der helmartigen Maske zog und ließ Anya dabei nicht aus seinen dunklen Augen. Mit dem Ausschwingen seines Arms ließ er seine gesetzte Karte schließlich aufspringen. „Ich aktiviere [Dimensions Foreboding].“ Anya erinnerte sich, die hatte er vorhin seiner Hand zugefügt. Da kam sicher nichts Gutes bei raus. „Benötigt werden zunächst fünf verdeckt verbannte Karten, ehe ich sie aktivieren kann. Dann wähle ich eine Karte in meinem Friedhof als Ziel und wenn sich eine desselben Namens unter meinen verdeckt verbannten Karten befindet, erhalte ich das Ziel auf die Hand.“ Demonstrativ zeigt Ricther [Dimensions Reach] vor und erntete augenblicklich von Anya entnervtes Gestöhne. Aus dem Boden schossen die insgesamt zwanzig verbannten Karten Ricthers und staffelten sich in zwei Reihen á zehn Karten vor ihm auf. Die meisten waren Zauber und Fallen, aber Anya sprang sofort die eine Karte ganz rechts in der oberen Reihe ins Auge, die sie nicht sehen wollte. „Großartig … der luckt mich hier weg!“ „Wie du siehst, befindet sich [Dimensions Reach] unter ihnen, wodurch ich das Exemplar von meinem Friedhof erhalte und sofort aktiviere.“ Während die zwanzig Karten wieder im Asphalt verschwanden, begannen die beiden Hauptkristalle Astellantes, zwischen denen sich das Auge befand, grell aufzuleuchten. „Wie du weißt, erhöht [Dimensions Reach] [Different Dimension Deity – Astellantes] Angriffspunkte um ein Hundertfaches meiner verdeckt verbannten Karten“, erklärte Ricther, „und lässt ihn Durchschlagschaden zufügen.“   Different Dimension Deity – Astellante [ATK/4000 → 6000 DEF/4000 (10)]   Anya sagte dazu gar nichts mehr, so sehr stand ihr das Wasser bis zum Hals. Gebieterisch streckte ihr Gegner den Arm aus. „Ich befehle dir, [Alexandrite Dragon] zu vernichten und Anya Bauers Lebenspunkte ein für allemal auf 0 fallen zu lassen! Judgment of D!“ Clever, dachte sich Anya. [Alexandrite Dragon] war nicht vor Durchschlagschaden gefeit, anders als sein großer Bruder Angel Wing. Aber leider wusste Ricther eines nicht. „Pech für dich, [Angel Wing Dragon] kann sich zum Ziel des Angriff machen, wenn mir danach ist!“ Wie beim letzten Mal feuerte Astellante seine insgesamt acht Kristallsäulen auf Anyas Spielfeldseite ab. [Angel Wing Dragon] drängte sich dabei vor den wesentlich kleineren [Alexandrite Dragon] und war es schließlich, der einen der Pfeiler direkt ins Herz bekam und explodierte. „Der zweite Effekt von [Dimensions Foreboding] wirkt“, rief Ricther, „solange diese Falle auf dem Friedhof liegt, werden alle Monster sofort verbannt, sollten sie den Friedhof betreten.“ Die Nase rümpfend, nahm Anya das Synchromonster von ihrer Duel Disk und stopfte es in die linke, hintere Hosentasche ihrer Jeans. Dann sagte sie: „Is' sowieso egal, habe keine Monster mehr auf dem Friedhof, die für Angel Wings Reanimation herhalten könnten.“ Pfeilschnell flogen derweil die Kristalle zurück zu Astallante und bildeten je zu viert dessen Flügel. Zwischen ihnen entluden sich rote Blitze. „Der Effekt von [Dimensions Twilight] wirkt und macht [Different Dimension Deity – Astellante] immun vor feindlichen Zauber- und Fallenkarten, bis dein nächster Zug verstrichen ist, Anya Bauer.“ „Oh wie toll“, ätzte die aufgebracht und runzelte ihre Stirn, „ein Monster, das nicht durch Zauber und Fallen besiegt werden kann, trampelt und mal eben 6000 Kilo auf die Waage bringt. Ich Glückspilz!“ „Du zögerst das Unvermeidliche nur hinaus“, sagte Ricther, „Zug um Zug. Aber deine Lage bessert sich nicht, im Gegenteil. Einerseits ist deine Hartnäckigkeit bewundernswert, aber …“ Anya horchte auf. „Aber was?“ „Nichts. Vergiss, was ich gesagt habe. Meinen Zug erkläre ich für beendet.“   Jetzt hatte sie nur noch [Alexandrite Dragon], überlegte Anya. Ihre beste 'Wall' war weg und würde nicht wiederkommen. Und der Typ hatte noch ganze sechs Karten, um ihr das Leben schwer zu machen und dazu noch genug Lebenspunkte, um selbst einer billigen Verzweiflungstat zu entkommen, sollte Anya irgendeine einfallen. Sie kam nicht umhin sich zu fragen: Wie zur Hölle sollte sie ihn besiegen? Ewig würde sie seinen Angriffen nicht entkommen, das wusste er genauso gut wie sie. War das alles, zu was sie alleine imstande war? Unsicher, ob dieser Kampf überhaupt noch Sinn ergab, sah sie ihr D-Pad an. Beziehungsweise Logans. Der würde ausrasten, wenn er … wenn er erfuhr, dass sie tot war. Toll! Wahrscheinlich würde ihn das nicht mal jucken, nachdem sie sich ja zerstritten hatten. Gott, dieser Idiot!   Du wirst ihn wiedersehen, Anya Bauer. Halte noch ein bisschen durch.   „Darum geht’s doch gar nicht, Levrier“, murmelte sie betrübt, „ich …“ Sie sah zu Ricther auf, welcher sie die ganze Zeit genau beobachtet hatte. „Wieso? Wieso seid ihr so scharf darauf, dass ich ins Gras beiße? Ich dachte, wir Menschen interessieren euch nicht!“ „Das Brechen aller sieben Siegel hat zur Folge, dass ein Schlüssel geboren wird. Nur mit ihm kann der Narthex betreten werden.“ Anya runzelte die Stirn. „Ist das so etwas wie der Nexus?“ „Nein. Der Narthex ist Teil dessen, was alle Welten vereint.“ Ricther sah gen Himmel. „Wer den Narthex betritt, vermag den Nexus zu lenken.“   Ist es das, was der Sammler vorhaben könnte?   Die Blonde zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Ist das was Schlechtes?“ „Wenn jene Person sinistre Absichten hegt, ja.“ Ricther richtete sich wieder an Anya. „Das, was sich noch im Narthex befindet, ist nicht weniger gefährlich. Deswegen darf niemand ihn betreten.“ „Und lass mich raten, du sagst mir sicher nicht, -was- genau sich noch im Nardings befindet?“ Ihr Gegner schüttelte den Kopf. „Es ist besser, wenn du das nicht weißt.“ „Wer hätte das gedacht“, gab Anya ärgerlich von sich. Dann griff sie nach ihrem Deck. „Aber fein, hatte eh nicht vor, jetzt noch einen Rückzieher zu machen. Ich werd' dir 'ne Karte aus dem Nardings schicken, wenn ich fertig bin und dann werden wir ja sehen, wer zuletzt lacht! Draw!“ Anya schloss dabei die Augen. Sie spürte nichts, kein Netz aus Pfaden, welches sie zu ihrem Ziel beschreiten musste. Aber Levrier hatte sie ja vorgewarnt, dass es noch dauern würde. Die Augen öffnend, entlockte ihr die gezogene Zauberkarte einen erstaunten Seufzer. „Huh? Die kommt gerade recht!“ Sofort rammte sie sie in ihr D-Pad. „Lauscher aufgesperrt! [Gem-Trade]! Um sie aktivieren zu können, muss sich zunächst [Gem-Knight Fusion] oder zumindest irgendwas, was Gem-Knight-Fusionen beschwören kann, auf meinem Friedhof befinden.“ In diesem Fall dachte Anya an [Fragment Fusion], war ihr das Original ja in diesem Duell verwehrt geblieben. „Dafür darf ich dann ein Gem-Knight-Fusionsmonster verbannen und für jede drei Stufen eine Karte ziehen. Allerdings muss ich dann für dieselbe Zahl an Zügen meine Draw Phase überspringen.“ Sie zeigte [Gem-Knight Ruby] vor und schob sich diesen dann in die hintere Hosentasche, ehe sie zwei Karten aufzog.   Anya Bauer! Beschwöre mich!   Anya, die unter anderem ein Monster gezogen hatte, sah sich verwirrt um. Levrier war aber nicht erschienen. „Warum!? Ich sollte eher mehr Monster rufen, damit er mich nicht klein kriegt! Vielleicht halte ich durch, bis er keine Karten mehr im Deck hat!“ So viel Zeit hast du nicht, deine Mittel sind nicht unerschöpflich, um seinen Angriffen auszuweichen. Vertraue mir!   Was leichter gesagt als getan war. Ricther würde Levrier sofort überrennen und Anya wollte sich nicht ausmalen, was dann mit ihm geschah. Schließlich wusste sie nicht, ob dieses Zukunftspfaddingens nur für sie galt oder für alles, was sich in dieser verzerrten Welt befand. „Bist du sicher?“, fragte sie skeptisch. „Du weißt, was dich erwartet, wenn …“   Wie ich sagte, vertraue mir.   Sich an die Stirn fassend, lenkte Anya skeptisch ein. „Also schön, aber wehe das geht schief. Ich beschwöre [Gem-Knight Turquoise]!“ Neben ihrem Drachen erschien ein Ritter in hellblauer Rüstung, die mit gleichfarbigen Edelsteinen gespickt war. Mit sich führte er einen Bogen.   Gem-Knight Turquoise [ATK/1400 DEF/2000 (4)]   In die Verteidigungsposition.   Das wusste sie selbst, dachte Anya, sie war schließlich nicht lebensmüde! Zumindest nicht mehr als sonst! Selbstbewusst streckte sie den Arm gen Himmel aus. „Ich erschaffe das Overlay Network! Aus meinen beiden Stufe 4-Monstern wird ein Rang 4-Monster!“ Ihre beiden Monster verwandelten sich in einen gelben und einen braunen Lichtstrahl und verschwanden in dem Schwarzen Loch, das sich inmitten des Spielfelds auftat. Aus diesem entstieg ein weißer Ritter. „Erscheine, [Gem-Knight Pearl]!“ Dieser schwebte sofort zu Anya herüber und baute sich zusammen mit seinen sieben riesigen Perlen sowie den beiden Overlay Units vor ihr auf. Unter seinem Helm leuchteten blaue Augen. Gem-Knight Pearl [ATK/2600 DEF/1900 {4} OLU: 2]   Gut gemacht, Anya Bauer. Du wirst es nicht bereuen.   „Das hoffe ich auch für dich!“, schnauzte sie Levriers physische Gestalt nervös an. Dabei zückte sie ihre letzte Handkarte und schob sie in den schwarzen Apparat an ihrem Arm. „Die da setze ich verdeckt und beende meinen Zug.“ Mit einem Zischen tauchte die Falle vor ihren Füßen auf.   Ricther nahm stillschweigend die nächste Karte von seinem Deck, verharrte anschließend einen Moment, bis er sie wegsteckte und den Duel Disc-Arm anhob. Zwar mochte sein Kopf seinem Blatt zugewandt sein, doch sein Augenmerk lag allein auf Anya. Die fühlte sich regelrecht durchbohrt von seinem nachdenklichen Blick, was ätzender war als jeder seiner Angriffe. „Was ist!?“ Er murmelte etwas, doch Anya konnte nicht verstehen, was es war. Schließlich ergriff er lautstark das Wort. „[Different Dimension Deity – Astellante], vernichte [Gem-Knight Pearl]! Judgment of D!“ „Levrier!“, schrie das Mädchen aufgeregt, als der Kristallgott seine acht unbenutzten, spitzen Säulen auf ihren Partner richtete. Alles wird gut. Du bist nicht schwach, Anya Bauer!   Ehe sie antworten konnte, schossen die Kristalle nacheinander in ihre Richtung. Zwei von Ihnen trafen Levrier direkt in die Brust, spießten ihn auf. Dabei entglitt ihm ein grauenhafter Schrei, der Anya erschaudern ließ. Vergiss … die … Falle nicht …!   „Ah! Ja, Falle aktivieren!“ Zerstreut schwang Anya den Arm aus. „[Magic Deflector]! Für diesen Zug setzen die Effekte aller dauerhaften Zauber, Ritualzauber, Schnellzauber und Ausrüstungszauber aus. Also kein Trampelschaden!“ Aus der magenta-farbenen Karte schwebte ein Satellit, der mit seiner Antenne grüne Wellen aussendete. Diese erreichten Ricther gerade rechtzeitig und ließen um seine offen stehende [Dimensions Reach] Funken schlagen. Das innere Leuchten von Astellante erlosch.   Different Dimension Deity – Astellante [ATK/6000 → 4000 DEF/4000 (10)]   Eine Sekunde später explodierte Levrier bereits. Von einem heftigen Windstoß erfasst, schütze Anya sich mit ihren Armen gegen die Schockwelle und konnte sich gerade so auf den Beinen halten, während sie zurückgedrängt wurde. „Da [Dimensions Foreboding] auf meinem Friedhof liegt, werden all deine Monster verbannt, Anya Bauer“, sagte Ricther.   Jetzt! Die Zeit ist gekommen!   Plötzlich befand sie sich nicht mehr inmitten der puzzlehaften Einkaufsstraße, sondern in einer dunklen Welt, die nur noch aus dem bunten Mosaik der Erde bestand, in dessen Mitte sie stand – ihr Elysion. Um sie herum schwebten die sieben Perlen von [Gem-Knight Pearl], doch sie leuchteten nicht, waren seltsam farb- und glanzlos. „Ich … erinnere mich …“, stammelte sie. Vor ihr materialisierte sich Pearl, dessen weiße Rüstung an allen Ecken und Enden aufgeplatzt war. „Wir haben unseren Pakt damals neugeschrieben, Anya Bauer.“ „Willst du damit sagen, dass-!? Ich meine, ich wusste, dass du irgendwas vorhast, aber-“ Ihre Stimme überstürzte sich regelrecht. „Aber ich dachte, -die- gibt es nicht mehr!? Und außerdem, zwischen uns besteht kein Pakt mehr, wie kannst du da-?“ Levrier streckte ihr die Handfläche aus, hielt sie ihr entgegen. „Indem ich lebe.“ Der Gedanke an das Kommende gefiel Anya gar nicht. „Aber wird das nicht all deine Kraft verbrauchen?“ „Dann sei es so. Ich lasse dich nicht sterben, Anya Bauer!“ Das Mädchen biss sich auf die Lippen, rang mit sich selbst. „Ich dich auch nicht!“ Dann legte sie ihre Handfläche auf die seine. Von dort begann ein grelles Licht zu leuchten …   … und Anya war zurück in der noch nicht geschriebenen Realität. Sofort streckte sie den Arm mit gehobenem Zeigefinger in die Höhe. „Mach dich auf was gefasst und diesmal meine ich es so! Ich rekonstruiere das Overlay Network!“ Vor Anya öffnete sich der schwarze Wirbel, doch gab es nichts, was er hätte absorbieren können. Dies überraschte selbst den sonst so gestandenen Ricther derart, dass er zurückwich. „Du tust was?“ „Ich zeige dir die Inkarnation, die jede Regel missachtet! Du hast Pearl zerstört, also wirst du jetzt den Preis dafür zahlen!“ Anya atmete tief durch. „Wenn der letzte Krieger fällt, wird das Licht der Hoffnung in ihm erwachen! Eine neue Kraft wird geboren, geformt von Kameradschaft und Stolz! Steige wie Phönix aus der Asche!“ Mit einem Mal schoss eine gewaltige Energiesäule aus dem Überlagerungsnetzwerk bis in den Himmel. In ihr war eine schattenhafte Gestalt wahrzunehmen. Anya nannte sie: „[The Last Gem-Knight – Pearl Radiance], zeig dich!“ Gleichzeitig explodierte die Lichtsäule regelrecht und löste eine Schockwelle aus, die sämtliche aus dem Gefüge gerissenen Teile ihrer Umgebung zerspringen ließ und selbst den Hünen beinahe von den Füßen riss. Und da war er dann schließlich. In pechschwarzer, mit allen nur erdenklichen Edelsteinen gespickter Rüstung trat der neue Pearl aus dem Overlay Network hervor. Hinter seinem Rücken schwebten die sieben Perlen, verbunden durch Energielinien in einer Formation, mit der sie an Engelsflügel erinnerten. Die bunten Federn an seinem Helm wippten ob seiner kaum wahrnehmbaren Aura hin und her. Und in seiner Brust gab eine achte Perle goldenes Licht frei.   The Last Gem-Knight – Pearl Radiance [ATK/2600 DEF/1900 {4} OLU: 1]   Ich hoffe, das Ergebnis meines Walmart-Besuchs ist zu deiner Zufriedenheit ausgefallen, Anya Bauer.   „Abso-fucking-lut.“ Anya grinste wie ein Honigkuchenpferd. „Da du Pearl vernichtet hast, hast du seine Inkarnation ausgelöst. Dabei bekommt Levrier seine alte Version obendrein als Xyz-Material, egal ob er durch deine Falle verbannt wurde oder nicht.“ Diese stieg als Licht aus Anyas D-Pad auf und verschwand in der goldenen Perle in Levriers Brust. „Eine interessante Wendung“, kommentierte Ricther dies und nahm eine Karte aus seinem Blatt, „diese Karte setze ich und erkläre meinen Zug für beendet.“ Die Verdeckte erschien vor seinen Füßen, ganz zu Anyas grimmiger Freude. Ihr Gegner erklärte: „Da der Zug nun beendet ist, verliert dein [Magic Deflector] seine Wirkung. Darüber hinaus verbannt sich [Dimensions Foreboding] nun, nach der dritten End Phase ihrer Aktivierung, verdeckt von meinem Friedhof. Zudem ist mein Monster vor deinen Zauber- und Fallenkarteneffekten geschützt, da es wieder einen Feind niedergerungen hat.“   Different Dimension Deity – Astellante [ATK/4000 → 6300 DEF/4000 (10)]   „Oh guck mal Levrier, der ist ja noch stärker geworden“, gab Anya hämisch zum Besten. Auch wenn rote Entladungen zwischen den Kristallsäulen stattfanden, war es ihr egal, ob das Ding nun vor ihren Zaubern und Fallen sicher war – sie hatte und brauchte ohnehin keine.   Stattdessen verschränkte sie hochmütig die Arme und legte den Kopf schief. „So, da ich [Gem-Trade] letzte Runde aktiviert habe, darf ich nicht ziehen. Sei's drum, für mich ist die Standby Phase sowieso viel wichtiger!“ Ricther fragte: „Aus welchem Grund?“ „Weil du ein Trottel bist“, zischte sie voller Genugtuung, „dank deiner blöden Falle hast du so viele meiner Monster verbannt, dass Levrier jetzt ein wahres Festmahl an Xyz-Material erhält!“ Insgesamt sieben Lichter traten plötzlich aus ihrem D-Pad aus. Sie gehörten zu den Gem-Knights Alexandrite, Tourmaline, Garnet, Ruby, Turquoise sowie zu [Angel Wing Dragon] und [Alexandrite Dragon]. Sie alle verschwanden in Pearl Radiances Brust.   The Last Gem-Knight – Pearl Radiance [ATK/2600 DEF/1900 {4} OLU: 1 → 8]   „Ganz richtig, in meiner Standby Phase erhält Levrier alle verbannten Monster zu seiner freien Verfügung. Oh, und er wird verfügen! Zeig's ihm doch mal!“ Anya zog zwei Xyz-Materialien unter Pearls Karte hervor. „Der chronologisch zweite Effekt von meinem Buddy besagt, dass ich jetzt alle Karteneffekte für diesen Zug lahmlegen werde, außer sie gehören zu Gem-Knights!“ Levrier streckte seine Arme weit aus. An seinem rechten Panzerhandschuh war ein Rubin angebracht, am linken ein Saphir. Mit ihnen absorbierte er zwei Lichtstrahlen, die aus seiner Brust austraten.   The Last Gem-Knight – Pearl Radiance [ATK/2600 DEF/1900 {4} OLU: 8 → 6]   Anya schwang den Arm aus. „Chains of Virtue!“ Ihr Krieger ballte zwei Fäuste, nur um diese wieder zu öffnen. Aus ihnen schossen dutzende Kristallketten, die zu Ricthers verdeckter Karte, seiner offenen [Dimensions Reach] und hin bis Astellante flogen und diese fest umwickelten. Sogar er selbst wurde zum Opfer, schlangen sich gleich vier davon um seinen ganzen Körper. „Ist nicht so angenehm, huh!?“ Ricther wehrte sich allerdings gar nicht weiter gegen seine Fesseln, was Anya ein wenig aus dem hochmütigen Konzept brachte. Drum wollte sie umgehend eins drauf setzen. „Jetzt pass' mal auf, was Levrier noch drauf hat! Ich hänge ein weiteres Xyz-Material ab und aktiviere seinen nächsten Effekt! Half Gem!“ Mit seiner Faust schlug sich Pearl Radiance in die Brust, genauer gesagt in die Perle dort, welche in zwei Teile zerbarst und ein grelles Licht freigab. Jenes begann auch von Innen heraus aus den Kristallen Astellantes zu glühen, welcher daraufhin begann, sich durch ruckartiges Hin-und-her-Bewegen mit aller Macht gegen seine Fesseln zu wehren – vergebens.   Different Dimension Deity – Astellante [ATK/6300 → 3150 DEF/4000 (10)] The Last Gem-Knight – Pearl Radiance [ATK/2600 → 5200 DEF/1900 {4} OLU: 6 → 4]   „Half Gem halbiert die Angriffskraft deines Monsters“, erklärte Anya und zeigte noch ein Xyz-Material vor, welches sie zwischendurch abgehangen hatte, „und [Gem-Knight Turquoise] verdoppelt die von Levrier, da ich ihn abhängen kann, wenn ein Gem-Knight als Xyz-Material entfernt wurde, um meinem Kumpel ein bisschen stärker zu machen.“ Tja, das wusste niemand, dachte sich Anya zufrieden. Dass man Turquoises Effekt auch dann aktivieren konnte, wenn er nicht selbst dafür sorgt, dass er und ein Gem-Knight abgehangen wurden. „Sieht ganz so aus, als wäre ich dir jetzt so'n bisschen überlegen“ meinte sie stolz und schwang den Arm aus, „noch irgendwelche letzten Wünsche?“   Anya Bauer, sei nicht so voreilig. Wir haben noch lange nicht gewonnen!   Allerdings juckte Levriers Mahnung sie überhaupt nicht. Der gefesselte Ricther erwiderte knapp: „Ich habe dir alles gesagt, was es für dich zu wissen gilt.“ „Blechbüchse“, begann sie dann plötzlich in einem völligen Stimmungswechsel und sah ihren beinahe einen Meter größeren Gegner fest in die Augen, „falls du überleben solltest, dann … hilf mir. Egal ob du es darfst oder nicht, ist mir scheißegal.“   Anya Bauer, was sagst du da!?   „Ganz egal was ich tue, wenn ich wirklich alle Siegel breche“, erklärte sie weiter, „wird der Sammler mich wegwerfen. Oder weiter benutzen, falls das nur der Anfang war. Aber du hättest vielleicht eine Chance gegen ihn.“ Ricther schwieg. „Ich werde nicht vor dir auf Knien drum flehen, klar!? Wenn du mir nicht hilfst, such ich mir jemand anderes!“ Der hatte ja keine Ahnung, wie schwer ihr es fiel, diese Worte überhaupt auszusprechen. Um Hilfe zu bitten. Das letzte Mal dieser Größenordnung war, als sie im Turm von Neo Babylon festgesteckt und sich alle ob ihres Verrates von ihr abgewandt hatten. Und doch hatten ihre Freunde ihr am Ende versucht beizustehen. Aber ob das bei dem auch funktionieren würde …? Eher nicht. „'kay, wenn du nichts zu sagen hast, beende ich das hier jetzt! [The Last Gem-Knight – Pearl Radiance], greife [Different Dimension Deity – Astellante] an! Divine Sword of Purity!“ Ihr schwarzer Ritter streckte den Arm aus. Ein gleichfarbiger Blitz fuhr über seine gespreizte Handfläche und erzeugte eine düstere Klinge, in die das komplette Arsenal der Gem-Knight-Edelsteine eingelassen war. Würdevoll umschlossen seine Finger den Griff, da schoss er auch schon pfeilschnell vom Boden in die Luft, mitten auf das Auge zwischen den beiden Hauptkristallen zu. „Mach es kalt!“, knurrte Anya. Und das tat Levrier. Mit zwei Hieben über Kreuz zerstörte er die beiden Kristalle und sorgte so dafür, dass das projizierte Auge zwischen ihnen explodierte. Die anderen Kristalle verloren ihre Kraft und fielen wie abgeschossene Vögel in die Tiefe – dorthin, wo Ricther stand.   [Anya: 100LP / Ricther: 3200LP → 1150LP] „Jetzt lernst du den letzten Effekt von Pearl Radiance kennen!“, schrie Anya aufgeregt. „Vier Xyz-Materialien kostet er, wenn er ein Monster besiegt. Und wenn du jetzt genau so eins nicht von deiner Hand abwerfen kannst, habe ich automatisch gewonnen! Los, Levrier, The Last Strike!“   The Last Gem-Knight – Pearl Radiance [ATK/5200 DEF/1900 {4} OLU: 4 → 0]   Unmöglich, schoss es ihr dabei durch den Kopf. Das würde nie funktionieren, Ricther hatte ganze sechs Handkarten. Da würde mit Sicherheit ein Monster drunter sein. Aber wenn er dieses wenigstens verlor, war ihr schon gut geholfen …   Levrier indes machte einen Bogen und flog an den in die Tiefe fallenden Kristallsäulen vorbei, auf den gefesselten Ricther zu. Die Klinge vor sich gerichtet, rammte er diese direkt in seines Feindes Nacken. Es folgte eine finstere Explosion, die Rauch aufwirbelte. Keine Sekunde später krachten zwei der Kristalle genau in die Stelle, an der der Hüne gestanden hatte. Die anderen schlugen rings um ihn ein. Anya stockte der Atem. Vielleicht musste sie gar nicht gewinnen? Würde es nicht reichen, wenn diese Teile Ricther erschlugen? Nein … er war unsterblich. Vermutlich würde selbst Levrier ihn mit all seiner Macht nicht töten können, weshalb sie überhaupt erst um Hilfe gebeten hatte. Und doch, ein Funken Hoffnung war da.   Ihr Fuß wippte aufgeregt, wartete sie darauf, dass der Rauch sich legte. Wo zur Hölle blieb Levrier? Der Lebenspunktestand änderte sich auch nicht mehr, was war da los? Hatte er tatsächlich ein Monster abgeworfen? Wieso meldete sich die Schrottkiste dann nicht? Jene Ungewissheit zerrte derart an ihren Nerven, dass sie sich auf den Daumen biss. Dann löste sich der Rauch langsam auf, Anya streckte sich kerzengerade. Da war eine schattenhafte Gestalt und stand aufrecht. Aber wer war es, Levrier oder Ricther? Sie konnte es nicht genau erkennen. „Lass es Levrier sein“, murmelte sie. Wenn er es nicht war, konnte sie davon ausgehen, dass ihr Partner das Zeitliche gesegnet hatte. Wortwörtlich … Schließlich hatte sich der Qualm ganz verzogen. Um die Gestalt herum lagen die zerborstenen Kristalle. Ein Schwert in ihrer Hand wurde sichtbar, als sie sich Anya zu wandte. Aber ihre Größe verriet sie. Denn Pearl Radiance war bestenfalls so groß wie Nick! Es war Levrier, der dort stand!   [Anya: 100LP / Ricther: 1150LP → 0LP]   Anya begann zu rennen. Ihre Beine wollten sie kaum tragen, so wabbelig fühlten sie sich an. Doch das hielt das Mädchen nicht davon ab, ihrem Freund um den Hals zu fallen. Der schwarze Ritter brach ob jener unerwarteten Geste fast unter Anyas Umarmung ein. „Der Mistkerl ist weg! Du hast ihn in die Hölle geschickt, wo sein unsterblicher Kadaver hoffentlich für immer schmoren wird!“   Er ist nicht tot, sondern hat die Flucht ergriffen.   Etwas unbeholfen, nicht zuletzt weil er es nicht gewohnt war, eine physische Form zu besitzen, tätschelte Levrier den Rücken der Blondine. Die sah enttäuscht zu ihm auf, auch wenn es sie nicht überraschte. „'kay, hätte ja sein können …“ Ich fürchte, ich muss jetzt für eine lange Zeit ruhen. Du hörst von mir, Anya Bauer.   „D-danke“, murmelte sie verhalten und ließ ihn los. Vor ihr löste er sich in schwarzen Partikeln auf. Als er weg war, erlaubte Anya ihren Beinen endlich nachzugeben. Sie sank auf die Knie und sah gen Himmel. „Tch … wieder einmal davongekommen, huh?“   Das Rot um sie herum verflog zunehmend. Stimmen drangen an ihr Ohr, die Einkaufsstraße war wieder belebt, ja geradezu überfüllt mit Menschen. Alles sah wieder normal aus, der Blumenladen, das Café gegenüber. Und sie? Saß mitten auf der Straße. Und wurde fast überfahren, als unvermittelt hinter ihr ein Wagen mit quietschenden Bremsen hielt und hupte. In dem Moment spürte sie, wie ihr Herz schlug. Anya sprang auf und streckte dem Fahrer noch den Mittelfinger entgegen, während sie planlos über die Straße eilte.   Was sollte sie jetzt tun? Matt und Zanthe davon erzählen? Musste sie wohl oder übel. Es war kaum zu glauben wie viel Glück sie gehabt hatte. Wer hätte gedacht, dass sie Ricther tatsächlich besiegen konnte? Ohne Levrier wäre ihr das nie gelungen, ein weiterer Beweis dafür, dass sie … schwach war. Aber das war jetzt nebensächlich. Hoffentlich hatte das Duell Levrier nicht zu sehr geschafft. Dagegen sah sie selbst ganz gewiss nicht mehr so aus, als ob sie gerade einen ihrer schwersten Kämpfe ausgetragen hatte. Dieser zukünftige Pfad, er war nicht zur Realität geworden, nichts verriet mehr von ihren Wunden. Aber was sollte sie jetzt tun? Am besten wäre es, wenn sie jetzt erstmal nachhause ging und dort nach dem Rechten sah, nur für alle Fälle. Außerdem war es an der Zeit, einen alten Langzeitplan aufzutauen. Eins war so sicher wie das Amen in der Kirche: Diesen Deppen hatte sie nicht das letzte Mal gesehen! Aber nächstes Mal würde sie vorbereitet sein! Wie schön für Zanthe und Matt, dass die beiden Napfsülzen sich mit Nicks Mutter vergnügten und so schön um den Kampf drumherum gekommen waren. Denen würde sie die Hölle heiß machen, dachte Anya grimmig und überlegte schon, wie sie die beiden am besten als Bodyguards missbrauchen konnte.   Und doch … so sehr sie versuchte, einen auf taff zu machen, ihre Beine waren immer noch weich wie Pudding, als sie den Bürgersteig entlang lief. Die Undying waren schlimmer als alles, was sie bisher kennengelernt hatte. Konnten die denn wirklich nicht sterben? Wie sollte sie dann mit ihnen fertig werden? Gedankenverloren rannte sie dabei durch Livington, rempelte unbeholfen Leute an und beschimpfte sie nicht einmal dafür.   -~-~-   Eine halbe Stunde später war Anya zuhause angekommen, doch ihre Mutter traf sie nicht an. Die Stufen ins obere Stockwerk nehmend, fragte sich Anya, ob sie nicht im Büro ihrer Mum anrufen sollte, nur um sicherzugehen, dass es ihr gut ging. Aber als sie ihr Zimmer betrat, um nach dem Telefon zu suchen, wurde sie bereits erwartet. Der rothaarige Sammler stand am Fenster neben ihrem Schreibtisch und sah hinaus in die Ferne. „Du hast überlebt. Damit bist du eindeutig die richtige Wahl“, sinnierte er zufrieden und drehte sich zu ihr um, „aber ich fürchte, das war nicht der letzte Angriff seiner Art.“ Anya krallte sich am Türrahmen fest, nur um nicht sofort auf ihn loszugehen. „Ein bisschen Hilfe hätte nicht geschadet!“ „Wenn ich dir helfe, werden sie wissen, dass ich dein Auftraggeber bin. Und das kann ich nicht gebrauchen.“ Er strich sich mit angewidertem Blick einen Fussel von seinem schwarzen Sakko. „Keine Sorge, ich unterstütze dich bereits auf andere Weise. Schließlich ist mir dein Wohl sehr wichtig.“ Die Zähne zusammenbeißend, versuchte Anya ihre ohnehin sehr sparsam bemessene Geduld nicht zu verlieren. „Laber' keinen Schwachsinn! Ich bin dir scheißegal! Dir geht’s um den Narsonstwas, sonst nichts!“ „Oh?“ Der Rothaarige zuckte mit den Augenbrauen. „Wer hätte gedacht, dass der Gute so mitteilungsfreudig ist. Nun, ob dem so ist, überlasse ich allein deinem Urteil.“   Dies gesagt, trat er auf sie zu. Anya wich keinen Millimeter zurück, obwohl sie wusste, dass dieser Dämon sie auf ein Himmelfahrtskommando geschickt hatte. „Du bist hier in ernster Gefahr, Anya Bauer“, sagte er, als sie sich näher waren, als ihr lieb war, „im Moment ist Ricther mit sich selbst beschäftigt, das Duell muss ihn erschöpft haben. Aber wenn er erst wieder bei Kräften ist oder eine seiner beiden Hände schickt, dann solltest du bereits an einem weit entfernten Ort sein, wenn du leben willst.“ „Ahja? Und wo soll ich hin?“ Leise fügte sie hinzu: „Der Job erledigt sich nicht von allein …“ „Nicht umsonst habe ich dir mehr als ein Paar meiner Handschuhe überlassen.“ „Ach, meine Freunde sind gut genug, um für dich zu sterben, ja!?“, fauchte Anya ihn wutentbrannt an, aber er winkte ab. Stattdessen lächelte der Sammlerdämon geheimnisvoll. „Es ist deine Entscheidung. Wie du weißt, findet bald der Legacy Cup statt. Eines deiner Ziele, Claire Rosenburg, wird dort ebenfalls zugegen sein.“ „Also soll ich sie dort einschleusen, huh?“ Das erinnerte die Blonde an etwas. „Nick hatte auch so etwas erwähnt. Kannst du vergessen, wenn jemand daran teilnimmt, dann ich!“ „Betrachte meine Worte als gut gemeinten Ratschlag: Du solltest das Angebot von Aiden Reid ausschlagen und einen anderen Weg finden, sie zu stellen.“ Der Collector verengte seine Augen. „Dieses Turnier wird in allen erdenklichen Medien übertragen werden. Sie – und andere – würden dich sofort entdecken.“ Plötzlich legte er seine Hand auf die ihre am Türrahmen, auch wenn er einen Moment zögerte, höchstwahrscheinlich aufgrund seiner Bakterien-Phobie. Welche bei Anyas, für gewöhnlich nicht gerade pflegeleichtem, Erscheinungsbild vermutlich schon für innere Panikattacken bei ihm sorgte. „Und weil mir dein Wohl so sehr am Herzen liegt, gebe ich dir noch einen Rat. In deinem jetzigen Zustand wirst du sie nicht besiegen können. Egal wie gut du glaubst zu sein, kein Mensch könnte es. Also rate ich dir, dich nach einem neuen Paktpartner umzusehen.“ Nun reagierte Anya doch und riss sich von ihm los, stolperte rückwärts aus dem Zimmer. „Nie im Leben! Eher sterbe ich, als noch einmal diese Scheiße mitzumachen!“ Der Sammler nahm einen Schritt zurück. „Oh, glaube mir, das wirst du auch. Claire Rosenburg ist anders als alle deiner bisherigen Gegner. Aber es war nur ein Rat, die Entscheidung liegt letztlich bei dir allein.“ Hinter ihm öffnete sich ein schwarzes Portal. „Wir werden uns zu gegebener Zeit wiedersehen. Aber jetzt solltest du deine Koffer packen und so schnell wie möglich verschwinden.“ Dann drehte er sich um und verschwand in dem Tor, welches sich sofort hinter ihm schloss.   Anya stand nur sprachlos im Flur und wusste nicht, wohin ihre Gedanken als Erstes gehen sollten. Abhauen? Jetzt sofort? Was würde dann aus ihrer Mutter werden? Und ihrem Job? Mr. Palmer würde sie umbringen, wenn sie wieder eine Auszeit nahm! Wenn sie das Nick, Abby und den anderen erzählte, würden die durchdrehen. Langsam trat Anya wieder in ihr unaufgeräumtes Zimmer ein, welches mit einem Mal befremdlich auf sie wirkte. Orientierungslos ließ sie sich auf ihr Bett fallen und begann, so sehr sie sich auch dagegen strebte, nachzudenken.   Einige Zeit verging, da stürmten plötzlich Matt und Zanthe in ihr Zimmer. „Was ist passiert?“, fragte Ersterer sofort. „War jemand hier?“ Abwesend erwiderte Anya: „Was macht ihr denn hier?“ „Ich hab irgendwas gerochen, was mir bekannt vorkam“, meinte der Werwolf, „es stank ganz schön arrogant. So sehr, dass es selbst über tausende Meter hinweg bis hierher verfolgen konnte.“ Anya brummte: „Der Sammler …“ Und erzählte ihnen im Anschluss von ihrem ach-so-tollen Tag.   -~-~-   Als Aiden Reid sein Büro betrat, hatte er am allerwenigsten damit gerechnet, dass sein Chefsessel bereits von einem anderen in Beschlag genommen wurde. Der Sessel, den er sich erst vor einem Jahr schwer erarbeitet hatte. Und derjenige, der auf diesem Stuhl saß, war imstande, all diese Mühen innerhalb kürzester Zeit zunichte zu machen. Das wusste Aiden auch ohne zu sehen, wer auf dem ihm abgewandten Stuhl Platz genommen hatte. Ungeachtet dessen war es die Art des brünetten Geschäftsmanns immer zu lächeln. In dem Fall fiel ihm das aber nicht außergewöhnlich schwer. „Du erzböser kleiner Teufel“, sagte Nick und drehte sich zu ihm mit einem zuckersüßen Lächeln um, „du wartest nicht einmal vierundzwanzig Stunden und ziehst schon meine Familie in deine Abgründe. Verhöre ich mich oder tickt da die biologische Uhr?“ Aiden grinste. „Seit wann bist du so spitzzüngig?“ „Das habe ich mir von einer guten Bekannten abgeschaut.“ „Und du? Du lässt keine vierundzwanzig Stunden verstreichen und hackst dich schon in unseren Main Server.“ Aiden schloss die Tür hinter sich, ohne Nick dabei aus den Augen zu lassen. „Man möchte meinen, du hörst eine Bombe ticken.“ Nick erwiderte das Grinsen. „Oh ja. Tick tack … tick tack …“ „Du hast die Dateien nicht gefunden, die dich belasten, nicht wahr? Oder vielleicht hast du es auch, weißt aber, dass es längst Kopien davon gibt, die sich deiner Kontrolle entziehen. Sonst wärst du jetzt nicht hier.“ „Ich arbeite daran“, versprach Nick gut gelaunt, „aber ich habe dafür etwas ganz anderes gefunden, Aiden.“ Jener durchschritt das Büro und setzte sich auf seinen Schreibtisch. „Deinen Arbeitsvertrag?“ „Nein.“ Nick beugte sich vor und verlor plötzlich all sein Strahlen. „Monochrome.“ Ebenso Aiden. Der sah sofort weg.   „Tu nicht so, Aiden. Du wolltest, dass ich es finde“, sagte Nick mit schnarrender Stimme, „jemand wie du würde sonst niemals riskieren, dass etwas von dieser Tragweite von einem der besten Hacker auf diesem Planeten entdeckt wird.“ Nick lehnte sich entspannt zurück. „Die Frage ist nur, warum? Warum sollte ich Monochrome sehen?“ „Um dich zu erinnern, was wir uns einst versprochen haben“, sagte Aiden steif. „Die Welt verändern, richtig? Ich bitte dich“, gab Nick voller Verachtung wieder und beugte sich aufs Neue vor, „dafür ist es zu spät und das weißt du. Ich kann dir nur den 'freundschaftlichen' Rat geben, dieses Programm zu zerstören.“ „Dein Baby zerstören?“ Aiden sah Nick liebevoll an. „Das würde ich nie tun und das weißt du.“ „Das solltest du aber“, erwiderte der junge Mann eiskalt, „bevor jemand herausfindet, was -du- damit angestellt hast.“ Aiden sah Nick fragend an, also nahm sich dieser seinen Laptop und drehte ihn so um, dass Aiden sehen konnte, was dort schwarz auf weiß stand. Und es ließ ihn erblassen. „Leb' wohl, Aiden“, hauchte Nick mit unterschwelliger Endgültigkeit, richtete sich sprunghaft auf und watete durchs Zimmer. Sein Ex-Freund aber lachte plötzlich vergnügt. „Wie berechenbar du bist, Eli.“ „Nenn' mich nicht so“, verlange Nick und drehte sich um. Er spürte, wie sich sein Magen zusammenzog. „Papi schmeißt dir ein paar Brotkrumen hin und du folgst brav der Spur“, Aiden nickte, „ja, Eli, du bist wirklich außer Form. Dachtest du, ich wüsste nicht, dass du das Programm starten würdest?“ Nicks Lippen umspielten plötzlich ein zuckersüßes Lächeln. „Hast du überhaupt nachgesehen, wer der Empfänger ist?“ „Das war gar nicht nötig. Denn das wusste ich schon bevor du überhaupt den ersten Tastenschlag getätigt hast. Und -er- auch.“ „Das ist unmöglich!“, verlor Nick die Fassung. „Er würde-“ „Er ist genau wie alle anderen, Eli. Und du hättest ihn getötet, ohne mit der Wimper zu zucken, hätte ich nicht vorher Kontakt mit ihm aufgenommen und gewarnt.“ Aiden sah Nick eindringlich, gleichwohl herausfordernd an. „Wer ist jetzt das böse kleine Teufelchen von uns?“   Nick verlor den Halt und sackte gegen die Tür, sah Aiden in einer Mischung von Entsetzen und aufrichtiger Bewunderung für so viel Hinterlist an. Jetzt hatte Aiden noch ein Druckmittel mehr in der Hand. Und jemanden auf seiner Seite, den Nick niemals als Feind gewollt hatte. Mr. Bauer höchstpersönlich. Welcher jetzt womöglich von Monochrome wusste und dass Nick es gegen ihn eingesetzt hätte …   „Nimm mein Angebot an und ich sorge dafür, dass dein Vater ein Auge zudrückt. Und Gott allein weiß, wie oft er schon Augen und sämtliche anderen Körperöffnungen für dich zugedrückt hat“, sagte Aiden mit einer Spur Triumph in der Stimme, „noch weiß er nicht, wer genau ihm da an die Gurgel wollte. Wenn er erfährt, wessen Identität du angenommen hast, dann wirst du dir wünschen, in dem Feuer umgekommen zu sein. Er hält dich für tot, genau wie der Rest der Welt.“ „Und dafür gehst du das Risiko ein, dass er von Monochrome weiß? Obwohl ich es von deinem Rechner abgeschickt habe? Du hast keine Beweise, dass ich es war!“, fauchte Nick verzweifelt. „Sieh mal neben dem Bild nach“, wies Aiden ihn an und deutete auf die Stelle. Nick eilte wieder herüber hinter den Schreibtisch. Erst jetzt bemerkte er es. Das eingerahmte Bild von ihm und Aiden vor drei Jahren, als er noch inoffiziell für die Firma gearbeitet hatte. Beide nebeneinander, die Arme um die Hüften gelegt und in die Kamera lächelnd. Nick nahm es in die Hand, es weckte ungewollt die schöneren Erinnerungen ihrer Beziehung. „Das will ich zurückhaben, Eli“, sagte Aiden. Nick sah neben das Bild und entdeckte eine Katzenfigur aus Porzellan. Erstaunlich, da Aiden solchen Kitsch verabscheute. „Eine Kamera“, murmelte er, ohne sich das alles genauer anschauen zu müssen. Wieso hatte er nicht auf so etwas geachtet!? „Damit kann ich beweisen, dass du an meinem Rechner warst. Du bist so verdammt unvorsichtig geworden“, tadelte Aiden ihn. Und es klang ernsthaft besorgt. Nick schluckte und sah zu Aiden auf, während er das Bild wieder wegstellte. „Glaub mir, das passiert mir kein zweites Mal.“ „Dann nehme ich an, dass du weiterhin deiner eigenen Wege gehst?“ Der hochgewachsene junge Mann straffte sich. „Nein. Du kannst annehmen … dass ich jetzt deinen Weg beschreite.“ Dann streckte Nick die Hand nach ihm aus. Aiden nahm sie zufrieden. „Das höre ich gerne. Willkommen zurück.“ Der einzige Gedanke, der Nick in diesem Moment noch Halt gab, war der an Rache.   -~-~-   Als das Portal sich hinter ihm schloss, befand sich Ricther in dem kreisrunden, finsteren Raum, umgeben von dutzenden holografisch dargestellten Bildschirmen und dem mechanischen Thron in dessen Mitte. Sofort spürte er, dass er nicht alleine war. „Der Anführer kehrt unverrichteter Dinge zurück.“ Es war Stoltz' kratzende Stimme. „Der Undying möchte wissen, warum der Richter Gnade gezeigt hat.“ Der Hüne drehte sich zu der dürren Gestalt um, die regungslos nur wenige Schritte von ihm entfernt stand und schief grinste. „Mein primäres Ziel war es nie, sie zu töten“, erwiderte Ricther unterkühlt, „aber mein Einschüchterungsversuch ist zweifelsohne erfolglos gewesen, ebenso wie deiner.“ Stoltz kicherte. „Ist das auch die Wahrheit?“ „Die Wahrheit ist, dass ihr Tod bedeutungslos wäre. Wir würden das Unvermeidliche nur verzögern, denn das Mädchen ist lediglich Mittel zum Zweck und würde nach ihrem Tod durch ein neues Opfer ersetzt werden.“ „Fürwahr, der Gedanke erscheint einleuchtend. Doch wie lange noch, bis das Mädchen ihr eigenes Todesurteil unterschreibt?“, gurrte Stoltz und streckte seine langen Arme einladend aus. „Auch wenn dem Undying das Gefühl beschleicht, dass sein Anführer nicht aufrichtig handelt.“ Ricther fragte daraufhin: „Woher kommen deine Zweifel?“ Sein Gegenüber sah bewusst zur Decke. „Wie konnte er das Mädchen finden, wenn doch all die Versuche der anderen beiden Undying gescheitert sind? Ihre Augen sind trübe, das Bild wird von geheimnisvollen Mächten verschleiert.“ „Hast du solange geschlafen, dass du nicht mehr in der Lage bist, deinen Verstand einzusetzen?“, fragte Ricther scharf. „Wir sind Undying und sollten uns nicht auf die Mittel beschränken, die nicht einmal unserer eigenen Hand entstammen.“ Stoltz nahm wieder eine aufrechte Haltung an. „Natürlich nicht. Trotzdem ist es erstaunlich. Unwissende könnten zu dem Schluss kommen, der Anführer selbst würde das Werk seiner rechten Hand behindern.“   „Du gehst zu weit, Stoltz!“, donnerte es. Eine mechanische Tür öffnete sich, die mit bloßem Auge nicht zu erkennen gewesen war. Die Frau mit dem schwarzen, beinahe bodenlangen Haar in der weißen Robe trat herein. Zed stellte sich zwischen die beiden und richtete sich an den bandagierten Undying. „Ricther des Verrats zu beschuldigen ist selbst für deine Verhältnisse vermessen. Zügle deine Zunge!“ „Der Undying wird den Rat beherzigen“, erwiderte jener und verneigte sich. „Seine Zweifel sind unbegründet, haben aber einen berechtigten Hintergedanken“, schlichtete Ricther, „es gibt neben uns nur fünf Wesen, die in der Lage wären, unserem allsehenden Auge zu entkommen.“ Die Frau mit der turmartigen Maske in der Runde nickte. „Ohne die Eine sind es vier.“ „Der Undying würde nicht ausschließen, was vielleicht ausgeschlossen werden will.“ Sich zu Stoltz drehend, erwiderte Zed: „Die Möglichkeit besteht. Aber ich bezweifle, dass sie dahinter steckt.“ „Um das herauszufinden werde ich euch zunächst zu zwei von ihnen schicken. Zusammen solltet ihr keine Schwierigkeiten haben, die Wahrheit herauszufinden“, ordnete Ricther an und drehte sich um, schritt in Richtung seines Throns. „Undying brauchen sich vor ihresgleichen nicht zu fürchten“, widersprach Stoltz, „einer der unseren ist mehr als genug.“ „Ihr werdet zusammen gehen. Ihre Macht ist während unseres Schlafes gewachsen, weshalb selbst wir vorsichtig sein müssen.“ Ricther drehte sich um und nahm Platz. Automatisch schossen aus der Decke mehrere Schläuche und verbanden sich mit seinen Armen und Beinen. Zed trat vor. „Es soll so geschehen, wie du es sagst. Wer sind die Ziele?“ „Die 'Gelehrte' und derjenige, der für das Verschwinden der 'Botschafterin' verantwortlich ist.“ „Dann wird der Undying sich umgehend aufladen“, zeigte sich Stoltz nun gefügig, verneigte sich und verschwand dann durch die Tür, die hinter Zed noch offen stand. Als die beiden alleine waren, seufzte Zed. „Du weißt genau, dass diese beiden gewiss nicht in Anya Bauers Feldzug involviert sind. Die 'Gelehrte' aus Prinzip nicht und 'er' wird vermutlich nicht einmal wissen, dass es die Siegel gibt.“ „Dein Verstand ist scharf wie immer. Nein, ich kaufe mir dadurch nur Zeit“, gestand Ricther, „und Abstand von Stoltz. Deine Befehle bleiben dieselben, behalte ihn unbedingt im Auge, während ich die Sache kläre.“ Seine tatsächliche rechte Hand nickte. „Natürlich. Aber du wirst dein Geheimnis nicht ewig vor Stoltz verbergen können. Er weiß jetzt, dass du imstande bist, Kontakt mit Anya Bauer herzustellen, selbst ohne unsere üblichen Methoden.“ „Sollte er sich einmischen, werde ich ihn unverzüglich vernichten, auch wenn er Stoltz ist.“ In seinem Ton lag eine Endgültigkeit, die ihresgleichen suchte. „Es ist von äußerster Wichtigkeit, dass das Problem ohne großes Aufsehen gelöst wird. Dazu müssen wir es an den Quellen anpacken. Etwas, zu dem Stoltz nicht imstande ist.“ „Er mag die Brutalität bevorzugen, weil er nicht an Diplomatie glaubt, aber-!“ Ricther's gehobene Hand unterbrach Zed. „Wann habe ich behauptet, mich nur auf Diplomatie zu beschränken?“ Ruckartig wirbelte Zed um, klang plötzlich verstimmt. „Es ist deine Entscheidung, wie du von hier an vorgehen willst. Aber was immer du zu tun gedenkst, tu es schnell.“ Mit diesen Worten verließ sie ebenfalls den kleinen Raum. Ricther fasste sich an die Stirn, als sie weg war. „Warum …?“     Turn 55 – Metropolis Of Duelists Über eine Woche ist vergangen. Anya, die den Rat des Sammlers befolgt und Livington verlassen hat, schmuggelt sich zusammen mit Zanthe und Matt in eine Veranstaltung der Abraham Ford Company, die den Auftakt zum Legacy Cup darstellt. Dort sollen alle Teilnehmer über den Ablauf des Turniers informiert werden. Leider entdeckt Henry, dass Anya sich unrechtmäßig auf die Teilnehmerliste gesetzt hat und denkt nicht im Traum daran, es dabei zu belassen … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)