Sein Wort, Mein Gesetz von JuPie88 ================================================================================ Kapitel 34: Ivan ---------------- Valentin war mir zwar gefolgt aber den ließ ich vor der Zimmertüre stehen. Er klopfte noch einige Male und rief meinen Namen doch ich blieb hart und ging duschen. Ich brauchte einen klaren Kopf. Ich musste das Geschehende sortieren in eine Reihenfolge bringen um zur einer logische Schlussfolgerung zu kommen. Doch die blieb aus. Ich lehnte meine Stirn an die, mit Wasser befeuchteten, Fliesen und schloss die Augen. Das Wasser rieselte auf meinen Körper herab und verschwand daraufhin im Abfluss. Weder das widerliche Gefühle der Demütigung noch meine Verwirrtheit nahm es mit sich. Nachdem ich so lange geduscht hatte bis ich ganz schrumpelig war zog ich mir einen Jogginganzug an, den ich mir bei der Großbestellung zu Beginn gegönnt hatte und setzte mich auf mein Bett. Ich konnte niemanden fragen, niemand der mir Antworten geben würde. Kelly hatte sicherlich keine Ahnung und Valentin, der war im Moment nicht mein Ansprechpartner. Ich brauchte jemand ehrlichen, dem es egal war was andere dachten und dem egal war wie es mir bei seinen Worten ging. So stand ich wenig später wieder vor dem kleinen Wohnhaus, in dem Ivan lebte. Niemand anderes war mir eingefallen. Dieses Mal klingelte ich wirklich. Mir war Ivans Geheimnis egal, mir war egal was er angestellt, noch was er für ein Problem mit Valentin hatte. Ich wollte Antworten über mich und meine Zukunft. Ein etwas verschlafender, breitschultriger Russe öffnete mir die Türe. Als er mich erblickte, war von Müdigkeit keine Spur mehr. „Was verschafft mir dir Ehre, dass sich das obere Volk zu mir herablässt." Meinte er provokant. „Keine dummen Sprüche ich will mit dir reden!" Er öffnete die Türe und stützte sich mit einem Arm an der Türzarge ab. „Was wenn ich nicht mit dir reden will!" Ich hielt ihm eine Flasche edlen Vodka vor die Nase, den ich aus dem Vorrastkeller besorgt hatte. Ein breites Grinsen, ich wusste, dass er auf das Zeug stand aber immer nur die billige Plörre trank. Er ging zur Seite und ließ mich ins Innere des kleinen Hauses. Hier roch es nach Rauch und Alkohol. Auch wenn Nicholas überall seine Augen hatte, hier drückte er sie wohl eher zu. „Leider kann ich dir kein luxuriöses Sofa bieten auf das du dich setzen kannst. Hier musst du mit vollgesauten Möbeln vorliebnehmen." Das würde eine harte Nuss werden. Ich biss die Zähne zusammen und ließ mich auf dem Sofa nieder, das keineswegs einladend wirkte. Ivan, steckte sich eine Kippe zwischen die Lippen und zündete sie sich an. Danach ging er zur angrenzenden, offenen Küche und holte zwei kleine Gläser für den Vodka aus dem Hängeschrank. Bewaffnet mit dem Gläsern kam er zurück und setzte sich mir breitbeinig gegenüber. „Also was willst du?" fragte er und schraubte die Flasche Alkohol auf. Er befüllte die beiden Pinnchen und reichte mir eines. Ich hob die Hände. „Nein danke!" er zog den Arm nicht zurück und hob eine Augenbraue. Er zeigt mir klar, wenn ich etwas wissen wollte musste ich jetzt mit ihm trinken. Ich nahm den Alkohol entgegen und setzte an. Gleichzeitig mit Ivan ließ ich das Teufelszeug meine Kehle herablaufen. Ich verzog angewidert das Gesicht. „Du weißt einfach nicht was gut ist." Meinte er und zog an seiner Zigarette, dann lehnte er sich zurück und warf die Arme über die Lehne. „Leg los!" Ich hatte mir nicht wirklich Gedanken darüber gemacht wie ich anfangen sollte. Ich räusperte mich und legte gedankenlos los. „Wer ist Mister Lane?" das war nicht schwer gewesen. Ich war erleichtert, der Einstieg war geschafft. „Mister Lane, der Psychoheini?" wollte Ivan genauer wissen. Ich nickte, wir sprachen also von demselben Mann, das war schon mal sehr gut. „Er ist immer hier gewesen, wenn Mister Norton wieder ein Mädchen angeschleppt hat!" Wieder ein Zug, er ließ den Qualm aus seinen Lungen entweichen und sah dabei nicht weg. Unbehagen stieg in mir auf. Alleine mit Ivan, der bekanntermaßen vor Gewalt nicht zurückstreckte. „Ganz ruhig, das wird schon." Versuchte ich mich selber zu beruhigen. „Warum?" „Warum was?" stellte sich Ivan dumm. „Warum er genau dann hier ist, wenn einer der Mädchen hier war?" konkretisierte ich meine Frage. „Er untersuchte sie!" „Ja das war mir bisher auch klar." Sagte ich ungeduldiger als gewollt. Er machte sich aus meiner Hilflosigkeit ein Spaß, dessen war ich mir bewusst und genau über dieser Tatsache musste ich darüber stehen. „Du bist zu angespannt kleine, trink dir noch einen!" „Nein danke!" „Das war keine Bitte." Er löste sich aus seiner bequemen Haltung und schüttete mir ein weiteres Pinnchen ein, dabei fiel die Asche auf den Tisch. Er sah mich mit einem verschwörerischen Blick an. Hatte er vor mich abzufüllen? Ich hob das Glas und stieß mit ihm an. Erneut malträtierte ich meine Geschmacksnerven mit dem Zeug. „Weiter!" sagte ich und versuchte ihn nicht angeekelt vom Wodka anzusehen. Alles zog sich zusammen. „Ok Mister Norton und Mister Lane arbeiten seit je eher zusammen. Seit der ersten Kleinen, die hier landete war Mister Lane mit von der Partie... er prüfte sie auf Herz und Nieren und nur, wenn er das GO gab durfte sie weiterleben!" „Was war mit den Mädchen vor mir, bekamen sie kein GO?" forschte ich nach und lehnte mich vor, während Ivan sich wieder zurücklehnte und die Zigarette auf der Holzlehne des Sofas ausdrückte. Er hob eine Augenbraue und sah mich von der Seite an. „Richtig erkannt du bist ein schlaues Mädchen... und du bist hier weil du für gut befunden wurdest?" mutmaßte nun er und traf damit ins Schwarze. „Valentin erzählte mir, die Mädchen haben sich umgebracht oder sind verschwunden..." Ivan lachte auf und stand von der Couch auf. „Das erzählt also unser Blondschopf. Interessant nur keineswegs die Wahrheit! Sie haben sich nicht umgebracht sie wurden aus dem Weg geräumt, damit hat er nicht unrecht. Diese Arbeit durfte bisher immer ich übernehmen." Er grinste dabei breit, holte die nächste Zigarette aus der Schachtel und steckte sie sich zwischen die Lippen. Ich bekam eine Gänsehaut, er sagte das so als wäre es nicht wirklich erwähnenswert. „Schade, wenn du für die beiden in Ordnung bist werden wir das Vergnügen nicht haben...dabei habe ich mich schon richtig darauf gefreut, dir Schmerzen zuzufügen!" fuhr er fort und setzte sich mir wieder gegenüber, das ging nicht ohne, dass er zwei weitere Pinnchen füllte. Ich spürte bereits die beiden letzten im Kopf und war insgeheim froh darüber. Komplett nüchtern, hätte ich längst die Flucht ergriffen. Alleine mit einem Psychopathen, der sich bereits sicherlich Gedanken über meinen Tod gemacht hatte. „Was passiert nun mit mir wenn du mich nicht aus dem Weg räumen darfst." Ivan warf den Kopf nach hinten und leerte sein Glas, ich tat es ihm gleich und stellte das Gläschen auf den Tisch. „Bah." Kam es nun aus mir heraus und ich schüttelte mich. „Du bist wirklich eine Memme!" meinte Ivan nur und konnte meine Abneigung dem guten Wodka entgegen nicht verstehen. „Tut mir leid Kleine aber darauf habe ich tatsächlich keine Antwort!" meinte er und nahm einen Zug. Mir drehte es sich bereits und ich spürte den Alkohol im Kopf und im Magen, der sich schön warm anfühlte. „Du lügst!" flüsterte ich und lehnte mich noch weiter vor. Auch er lehnte sich vor und verengte die Augen. „Nein ich habe keine Ahnung ich weiß viel aber nicht alles. Ich weiß wo jedes der Mädchen zu finden ist aber ich weiß nicht, was sie mit dir vorhaben!" Diese Aussage verstörte mich auf verschiedenen Ebenen. „Wo sind sie?" wollte ich wissen und nahm die Flasche Wodka. Das Gespräch wurde immer interessanter und grausamer. Ich setzte die Flaschenöffnung an und trank mehrere Schlücke. Es schmeckte immer noch übel aber es machte mich locker. Ich ließ die Flasche auf den Tisch knallen und bekam ein zufriedenes Nicken meines Gegenübers. „Sag mir, stimmt auch nur eine Geschichte, die Valentin erzählt hat? Pricilla die vom Turm gestürzt war?" Bei der Frage zeigte er auf sich. „Mein verdienst!" „Kaily?" Wieder deutete er auf sich. Ich hielt inne und führte, das Mädchen auf, das für Nicholas wohl am wichtigsten gewesen war. „Katleen, die auf der Lichtung in seinen Armen starb?" Ivan ließ die Hand herab und griff nach der Flasche. „Die Geschichte ist wohl wahr!" gestand er mir zu und wirkte von einem Moment auf den anderen nachdenklich und starrte an mir vorbei ins Nichts. „Sie war wirklich fabelhaft..." murmelte er beinahe in Gedanken. Er nahm einen großen Schluck und sah dann wieder zu mir. „Jetzt weißt du, dass dir die Wahrheit vorenthalten wurde und das wird auch weiterhin so sein außer... du schaffst es in Mister Nortons Privatzimmer zu kommen... da darf niemand rein wirklich niemand!" Ich wurde hellhörig. „Meinst du das Zimmer mit den Bildern?" „Den Bildern, die du zerstört hast?" Ich nickte und merkte wieder ein Schwall Alkohol, der mein Gehirn überkam. „Nein das meine ich nicht. Es ist direkt unter dem Dach. Es ist immer verschlossen und bisher kennt niemand das Innere... ich weiß aber das dort sämtliche Antworten für dich bereitliegen!" Ich nickte zufrieden, mit dieser Information konnte ich zur Abwechslung mal etwas anfangen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)