Sein Wort, Mein Gesetz von JuPie88 ================================================================================ Kapitel 20: Gebrochen --------------------- Unsanft, so wie ich es gewohnt war, brachte mich Ivan in ein anderes Gebäude. Der kalte, erbarmungslose Wind empfing mich mit vollem Einsatz. Ich spürte die Kälte bis auf meine Knochen. Ich trug keine Jacke, nicht mal einen warmen Pullover. Der Griff des Affens fest und dominant. Es lag sehr viel Wut und Hass in der Luft sowohl ausgehend von mir als auch von meinem Entführer, der zurückgeblieben war. "Du bist wirklich mit Dummheit gesegnet worden." meinte Ivan und konnte sich ein hämisches Grinsen nicht verkneifen. Das wollte er sicherlich auch gar nicht. Er stieß eine Doppeltüre auf und brachte mich in das eigene Kleine Kino. Was sollte mich hier erwarten? Erst in einem Kinosaal mit vielleicht 40 Plätzen, ließ er von meinem schmerzenden Arm ab. Ich hatte keine Zeit mir meinen Arm zu reiben. Ivan erfasste sofort meine Schultern mit demselben unsanften Griff und beugte sich leicht vor. "Mit dir hat man wirklich Spaß." sagte er grinsend. "Was wollt ihr denn nun mit mir machen... mir einen schlechten Splatterfilm zeigen?" murmelte ich vor mir her und versuchte dem nichts sagenden Blick meines eigenen Grobians standzuhalten. Ivan hob eine Augenbraue. "Weißt du kleine, wenn ich Miste Norton wäre würde ich mit dir was ganz anderes anstellen. Ich hätte dir schon längst beigebracht was es heißt Anweisungen zu befolgen... aber du hast Glück, er ist ein ehrenhafter und im Herzen netter Mann... naja zumindest hat er den Funken Anstand, der dafür Sorge trägt, dass er dich nicht an ein Bett fesselt und dich zu Recht weißt." Diese Worte gefielen mir kein bisschen. Also konnte ich froh sein, dass Mister Norton seine schützende Hand über mich hielt? Ich glaubte Ivan, er wäre sicherlich keineswegs so nachsichtig mit mir gewesen. Eine Art schlechtes Gewissen stieg in mir auf. Vielleicht war das Zerstören der Bilder ein Schritt zu weit gewesen?! "Ja, das war ein Schritt zu weit." flüsterte Ivan als würde er meine Gedanken lesen. Ich zuckte leicht zusammen, als er mich mit diesem Satz wieder ins Hier und Jetzt beförderte. "Ein ziemlich großer Schritt...eines muss man dem Mann ja lassen, er würde sicherlich keine Gewalt einsetzen aber seine Methode ist grausamer." Er kam mir, mit seinem Gesicht noch ein wenig näher. Nur wenige Zentimeter trennten seine Lippen von meinem. Ich roch Alkohol und Zigaretten. Ich versuchte meinen Kopf ein wenig nach hinten zu nehmen konnte dem Schwall der Geruchsmischung jedoch nicht entkommen. "Ich warte einfach... du wirst dich sicherlich niemals an seine Regeln halten und wenn es soweit ist und du ihm egal geworden bist... bin ich an der Reihe... wie bei den anderen, die vor dir hier waren auch!" diese Worte sagte er so leise, als würde er unter keinen Umständen wollen, dass jemand etwas hörte. Mein Gehirn fing sofort an zu rattern. Was hatte er mit den Mädchen angestellt? Wusste etwa Niemand davon? Ich schluckt. Ivan zog mich zu sich und legte seine bitteren Lippen auf meine. Ich wollte den Kopf wegdrehen, doch er griff mit seiner großen Hand nach meinem Kinn und hielt somit mein Gesicht still. Ich spürte seine Zunge, mit der er über meine Lippen fuhr und kniff die Augen zusammen. Nach etwa 10 Sekunden löste er sich von mir und ich öffnete meine Augen. Ungläubig sah ich dem Mann ins Gesicht, der mir einen nüchtern Blick entgegen brachte. Ich erkannte die Gier nach meiner Person und bekam eine Gänsehaut. Dann ließ er von mir ab und ging einfach. Kein weiteres Wort, nichts. Die schwere Tür schloss sich hinter ihm und ich war alleine. Alleine in diesem Saal. Die Rache ließ auf sich warten. Ich war wieder meinen Gedanken ausgesetzt, die sich abwechselnd um Ivan und Mister Norton drehten. Ich saß auf einen der vielen Sitze und starrte auf die Leinwand. Was genau erwartete mich denn nun? Wollten sie mir vielleicht Filme von Kriegen zeigen, von abgetrennten Armen und Beinen? Wollte er mich schocken? Mir mein Gehirn durch grausames Bildmaterial waschen? Ich stand wieder auf und ging zur Türe. Die ganze Zeit über, in der ich hier nun wartete stieg wieder dieser Trotz in mir auf. Als ich schließlich eine Bewegung über der Türe wahrnahm ging ich genau unter die Aussparung, die für den Beamer gedacht war und sah nach oben. "Was hast du vor? Wie willst du mich bitte bestrafen... alleine die Tatsache, dass du mich hier festhält ist Strafe genug!" brüllte ich nun wütend empor. Keine Antwort. Ich stürmte zur Türe und zog an der Türklinke. "Lass mich endlich raus...!" schrie ich und hatte Mühe meine Fassung zu bewahren. Ich hatte keine Lust mehr auf dieses Spiel, ich wollte raus. Das nur gedämmte Licht und die stickige Luft hatten mich mittlerweile aufgeputscht und das Verlangen nach Sonnenlicht in mir geweckt. Ich war sicherlich schon 3 Stunden hier drin. "Hast du gehört? Du wirst mich nicht klein kriegen... egal was du mir zeigst... selbst dann wenn du mir Tod, Mord und Gewalt zeigst... Sogar ein Porno wäre keine Strafe." schrie ich weiter und hämmerte nun gegen die Türe, die nicht nachgab. Ich hatte keine Lust mehr zu warten und ließ die Arme sinken. "Gut...erlöse mich endlich und zeig mir was du mir zeigen willst..." Ich würde mich allem hingeben. Kaum ausgesprochen ging die Türe auf. Ich ging automatisch einen Schritt zurück. Mister Norton stand im Türrahmen und sah mich nüchtern an. "Was jetzt?" fragte ich und hob eine Augenbraue. Der Mann vor mir blieb stumm und ließ die Türe hinter sich ins Schloss fallen. "Willst du mir meine Augenlider mit Tesa festkleben damit ich nicht wegsehen kann?" Ich hatte definitiv zu viele Filme gesehen. Wieder keine Antwort. Er sah mich einfach nur an. In seinen Augen erkannte ich weder Hohn, Wut oder etwas anderes was mir seinen Plan verriet. Was hatte er vor? "Spatz du siehst so wunderschön aus..." Als diese Worte mein Bewusstsein erreichten ereilte mich eine sofortige Ohnmacht. Mein Körper verspannte sich von einem Moment auf den anderen. "Du siehst aus wie eine kleine Prinzessin..." ich weitete ungewollt meine Augen und erkannte, darauf hatte mein Gegenüber gewartet. Mein Körper fühlte sich urplötzlich viel zu schwer an, mein Magen zog sich zusammen. Ich erwiderte den nun zufriedenen Blick meines Peinigers und merkte wie meine Pupillen flackerten. Sofort wurde meine Sicht durch die aufsteigenden Tränen getrübte. Wie in Zeitlupe drehte ich mich zur der Leinwand um. "Ich bin eine Prinzessin und du die Königin, Papa ist der König." Die kindliche Stimme erfüllte den Raum und bereitete mir eine Gänsehaut. Ich sah zu den veralteten Bilder direkt in das Gesicht meiner selbst. Die Kamera schwenkte zu meiner Mutter, die warm lächelte. Ich konnte mich noch genau an die Situation erinnern und wie aufgeregt ich war. Mit 6 Jahren alleine mit anderen Kindern an Haustüren klingeln gehen. Ich schluckte, mein Hals brannte, mein Kopf dröhnte. "Da kommt sie, unsere Tochter." hörte ich die Stimme meines Vaters. Wieder konnte man mich sehen, das war noch gar nicht all zu lange her. Wir hatten einen Schulball und ich trug eine schönes Kleid. Langsam glitt ich die Treppe herab. Mein Vater drehte die Kamera auf sich und grinste. "Das ist meine Tochter." sagte er voller Stolz. Ich glitt mit meinen Händen zu meinem Mund und musste kämpfen, kämpfen gegen den Schmerz gegen die unendliche Trauer, in mir drin. Ich ging die Stufen herab zur Leinwand und blieb in der ersten Reihe stehen. Die Bilder flackerten vor mir her. Alle möglichen Situation, Kindheitserinnerungen, mein erster Freund, meine Eltern, mein Hund, meine Schwester. Ich kam mir vor wie auf dem offenen Meer, verlassen und ausgeliefert. Wehrlos gegenüber den erbarmungslosen Wellen der Emotionen, die über mich hereinbrachen. Sie drückten mich zu Boden und nahmen mir die Luft zum atmen. Ich hoffte, daran zu sterben. Ich hoffte, dass der Schmerz, der sich in mir ausbreitete mich sofort umbringen würde. Ich ertrug das hier nicht, ich ertrug die Stimmen, die Bilder und mich nicht. Langsam sackte ich auf die Knie. Den Blick wie gebannt auf die Leinwand gerichtet. Die Tränen liefen nun unaufhaltsam meine Wangen herab. Ich hatte mit allem gerechnet nur nicht mit dieser Grausamkeit. Warum hatte er mich nicht einfach zusammengeschlagen? Keine körperliche Qual konnte schlimmer sein als die emotionalen Schläge, die ich hier erlitt. Die barbarische Peinigung meiner erschütterten Seele, die in diesem Moment begann zu sterben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)