There must be more ... von TigerNagato (... than black or white) ================================================================================ Kapitel 7: Das ernte Ritual --------------------------- Gegen Abend verließ ich mein Zimmer wieder und machte mich auf die Suche nach Hayley. Ich fand sie neben Chloé in der Küche. Sie sah nervös aus und wippte ungeduldig mit einem Fuß auf und ab. Der Vollmond stand noch nicht einmal am Himmel und sie war schon nervös. „Wird es gehen?“, fragte ich leise und setzte mich zu ihr. „Keine Ahnung, es war eine Menge los in den letzten Tagen“, gab Hayley zu und ich nickte. „Hast du den Zettel von Olek noch? Vielleicht kann ich ihn aufspüren?“, begann die sonst so quirlige Hexe ruhig. Ich schüttelte den Kopf. „Nein, bevor ich Olek suche, würde ich gerne wissen, wer ihm geholfen hat Constantin zu töten oder wer die Werwölfe hier her geschickt hatte“, murrte ich zerknirscht und nahm die Kaffeetasse entgegen, die mir Chloé hinhielt. „Das würde mich auch interessieren“, knurrte Klaus und betrat mit seinem Bruder die Küche. „Irre ich mich, oder haltet ihr euch mehr in der Küche, als in jedem anderem Raum auf“, stellte Elijah fest. „Hexe, Küche das ist naheliegend oder? Es gibt viele Zauber, die man als Tränke an mischen kann, damit sie auch andere Leute als Hexen sie anwenden können. Die meisten Hexen haben nur vergessen, dass Magie mehr als nur Zaubersprüche aus Büchern sind“, erklärte Chloé ruhig. „Außerdem ist hier eine Tür“, fügte Hayley hinzu und deutete auf die Tür zum Garten. „Sollen wir dir ein hübsches verlassenes Lagerhaus suchen oder zumindest einen Keller?“, seufzte ich resigniert. Seit Klaus den Raum betreten hatte, war meine Lieblingswölfin noch nervöser geworden. Alarmiert sah sie zu mir. „Ich schaffe das“, hielt sie mir entsetzt vor. „Das weiß ich, aber es wäre einfacher, wenn du dich verwandeln würdest. Ich weiß, du magst es nicht und Chloés magisches Mal verhindert, dass du dich bei Vollmond verwandeln musst. Aber du hast es selbst gesagt, es ist viel passiert. Du bist gestresst und ich was auch immer hier los ist, ich muss mich auf dich verlassen können und das ist schwierig, wenn du dich wie ein Junkie auf Entzug benimmst.“ Ich wollte ihr keine Strafpredigt halten, aber ich hatte keine Wahl. Ihr Verhalten war wirklich bedenklich und als ich sie vor 6 Jahren kennen lernte, hatte ich mir geschworen sie zu töten, sobald sie eine Gefahr wurde. Wenn ich mich daran gehalten hätte, hätte ich Hayley schon 4 Mal erschießen müssen. „Du hast Recht, suchen wir mir ein schönes Lagerhaus“, resignierte Hayley. „Fahrt doch ins Bayou“, schlug meine Hexe vor. Kurz ließ ich mir den Vorschlag durch den Kopf gehen. Auch in ihrer Wolfsgestalt hatte sich Hayley unter Kontrolle, das hatte sie in ihr ersten Vollmondnacht bewiesen und es war bestimmt angenehmer, wenn sie ein wenig Platz zum Laufen hatte. „Ich hole meine Jacke, programmiere du das Navi“, lachte ich Hayley entgegen. Es dauerte nicht lange, bis ich meine Jacke übergezogen hatte und das Buch, das ich gerade las, in eine Tasche gesteckt hatte. Meine Pistole, hatte ich wie immer in der Innentasche meiner Jacke platziert. Hayley wartete bereits im Flur auf mich und bevor ich nach dem Tür Knauf drücken konnte, hielt Chloé mir ein Glas Blut hin. Skeptisch betrachtete ich die Selleriestange und nahm ihr das Glas aus der Hand. Ich roch die Tabascosoße viel zu deutlich. Sie hatte mal wieder etwas übertrieben. „Kein Wodka?“, fragte ich gespielt beleidigt und trank die Bloody Mary á la Chloé auf ex. „Du musst fahren und hast seit…“ Sie stockte. Ich wusste, dass ich viel zu selten Blut trank, das letzte Mal war gestern gewesen und das war das Blut von Klaus. Wenn man den Wolfsbiss und den damit verbundenen Blutverlust berücksichtigte, viel zu wenig. „Schon klar, du kennst mich doch. Ich habe feste Essenszeiten“, versuchte ich die Situation herunter zu spielen. „Einmal in der Woche einen Blutbeutel zu trinken, sind keine festen Essenszeiten, sondern krank“, erklärte Hayley trocken. Sie hatte gut reden, immerhin tank sie Schweineblut und das zwei Mal täglich. Anfangs hatte sie nicht so regelmäßig trinken können und das hatte sich bemerkbar gemacht. Seit sie morgens und abends ihre Tasse Blut trank, war sie sehr viel ausgeglichener. „Ich komme klar, lass und losfahren, nicht das du mir noch mein Auto vollsabberst.“ „Ich sabbere nicht!“, murrte sie und hob abwehrend den Zeigefinger, da Chloé gerade etwas erwidern wollte. „Wir rede nicht, über dieses eine MAL, außerdem war es deine Schuld.“ Bevor die Unterhaltung noch eskalieren konnte, drückte ich der Hexe das Glas in die Hand und schon die Hybridin aus der Tür. Noch bevor ich an meinem Auto ankam stoppte ich wieder. „Was wird das denn jetzt?“, blaffte ich Klaus an, der wie selbstverständlich an meinem Auto lehnte. „Ich würde gerne noch etwas mit dir besprechen, allein und da du sicher auf sie warten wirst“, erklärte Klaus knapp und stieß sich vom Auto ab. Ich war Hayley einen kurzen Seitenblick zu und sah ihre Augen golden aufblitzen. Sie würde in der Nähe bleiben. Bei meinem Glück und seinem Dickschädel, wäre er mir einfach gefolgt. Von daher war es bestimmt stressfreier, wenn ich ihn gleich mitnahm. „Ich brauche keinen Babysitter. Wenn du das nächste Mal allein mit mir reden willst, sag es gleich“, beendete ich das Theater und öffnete meinen Wagen. Den Weg in den Bayou fand ich ohne Probleme, aber auch mein neues Navi hatte so seine Macken. Ständig nannte er mich Liebes, auch wenn er nicht alle drei Minuten »Bitte Wenden« rief. Dieser Satz hatte tatsächlich schon einem Navi das Leben gekostet. Ich war mir Hayley vor zwei Jahren in Europa gewesen. Auf Anraten eines Einheimischen waren wir drei Auffahrten früher als geplant auf die eine Autobahn gefahren. Wir mussten so oder so diese Autobahn fahren und da es später eine Vollsperrung gab, war das die einfache Alternative. Dummerweise hatte dem Navi das keiner erklärt und anstatt eine Neue Rute zu berechnen, war das Teil drei Ausfahren der Meinung gewesen, dass wir auf der (richtigen) Autobahn wenden sollten. Für Leute drei streng nach Navi fahren, eine echte Herausforderung, aber wahrscheinlich die Erklärung schlecht hin für den einen oder anderen Geisterfahrer. Bei Ausfahrt Nummer Zwei hatte ich das Navi dann aus dem fahrenden Wagen geschmissen und mir an der nächsten Tankstelle eine altmodische Straßenkarte gekauft. Das Klaus-Navi hatte hingegen sogar utopische Schleichwege und Umleitungen einprogrammiert, dafür hatten sie den >kein Smalltalk Button< eindeutig vergessen. Ich parkte irgendwo mitten im Wald und traute mich gar nicht auszusteigen. Wahrscheinlich sah mein Ferrari aus, als hätte ich an einer Rallye teilgenommen. Wobei ich zugeben musste, dass ich auch schon das ein oder andere illegale Autorennen gewonnen hatte. Nur vom Pokern konnte man schlecht leben und wenn man nicht ab und an verlor, wollte keiner mehr mit einem spielen. Hayley hingegen stieg ohne Bedenken. Seufzend folgte ich ihr in den Wald und nahm ihre Kleidung entgegen. „Nicht heimlich baden gehen, dann nehme ich dich nicht mit zurück“, witzelte ich, als ich meinen Blick über das naheliegende Gewässer schweifen ließ. „Ich bin ein Werwolf, keine Meerjungfrau“, lachte Hayley trocken. Als nächstes hörte ich das Knacken ihrer Knochen. Es war ein widerliches Geräusch und auch wenn mir Hayley versichert hatte, dass es bei weiten nicht mehr so schlimm wie in der ersten Nacht war, zuckte ich immer wieder aufs Neue zusammen. An manche Dinge wollte man sich nicht gewöhnen und ich sah es als gutes Zeichen, dass ich noch nicht völlig abgestumpft war. Zum Auto ging ich erst, als Hayley mir als Wolf gegenüber stand und mir einem kurzen Nicken im Wald verschwand. Ihre Sachen verstaute ich auf der Rückbank. Vor Morgenfrüh würde ich sie nicht brauchen. Klaus schwieg, starrte mich aber derart intensiv an, dass es mir lieber wäre, er würde reden. „Was ist?“, blaffte ich ihn an, um meine Unsicherheit zu kaschieren. „Du bist bei ihr geblieben.“ Eine Feststellung und noch dazu eine unnötige. „Meine Schuhe sind schlammig.“ Ich wusste, dass er auf etwas anderes hinauswollte, aber wenn er eine offensichtliche Tatsache zusammenhanglos in den Raum warf, tat ich das gleiche. „Das meinte ich nicht“, lachte er leise und schüttelte den Kopf. „Warum, bist du bei ihr geblieben?“ Das war eine Frage und damit hatte er sich eine Antwort als Belohnung verdient. Vielleicht merkte er es sich für das nächste Mal. „Ich war bei ihrer ersten Verwandlung dabei. Sie hatte Angst, aber dass sie nicht allein sein musste, hatte ihr unheimlich geholfen. Sie verwandelt sich nur selten und auch wenn ich ihr nicht helfen kann, will ich sie nicht allein lassen.“ „Du bist wirklich sonderbar“, murmelte Klaus und schüttelte den Kopf. Ich wusste, was er meinte. Ich weigerte mich Hayley als Freundin zu bezeichnen, blieb aber, um ihr moralische Unterstützung zu bieten. „Vielleicht eher verkorkst“, gestand ich und setzte mich wieder in den Wagen. Das war der perfekte Ort für Werwölfe und ich wollte nicht herausfinden, ob es hier wirklich welche gab. „Du wolltest reden, also rede“, forderte ich Klaus schließlich auf, nachdem er auch nach 5 Minuten noch schwieg. „Es ist vielmehr eine Bitte.“ Verwundert sah ich zu Klaus. Ich kannte ihn noch nicht lange, aber er wirkte nicht, wie jemand, der andere Leute um etwas bat. „Wie dir unschwer aufgefallen sein dürfte, bin ich nun ja…“ „Impulsiv“, half ich ihm aus. Es gab noch genug andere Bezeichnungen, aber das war die netteste von allen. „Genau. Jedenfalls ist da dieser Hexenzirkel, der Davina will“, erklärte er weiter. Ich verstand nicht, was er genau von mir wollte. Einen Hexenzirkel konnte er bestimmt auch allein töten. „Ich bin Auftragskillerin.“ „Schon, aber objektiv und wahrscheinlich diplomatischer als ich. Mein Bruder und Marcel glauben, dass es nicht gut wäre, den ganzen Hexenzirkel zu töten. Zumal der Aufwand enorm wäre.“ „Also soll ich was? Den Vermittler spielen? Solche Probleme löse ich für gewöhnlich mit einer Kugel pro Hexe. Aber in Ordnung, was genau ist da los? Vielleicht hilft es, wenn ich die ganze Story kenne.“ Warum genau ich zuließ, dass mich Klaus in Angelegenheiten hineinzog, die mich besser nichts angingen wusste ich nicht. Vielleicht lag es daran, dass Davina noch so jung war oder aber es war eine einfache Lösung, um Zeit zu schinden. Immerhin würde ich bis Sonnenaufgang hier sein. „Der ansässige Hexenzirkel bezieht seine Kräfte aus ihren Ahnen. Ich weiß nicht genau, warum aber alle 300 Jahre opfern die Hexen 4 junge Hexen aus ihren Reihen im sogenannten Ernteritual.“ Kaum hatte er den Satz zu Ende gesprochen, richtete ich mich auf. „Bitte sag‘ mir nicht, das Davina eines der vier Opfer dieses Rituals ist.“ Die Panik in meiner Stimme war nicht zu überhören, aber ich hatte gerade andere Sorgen, als auf meine Gefühle zu achten. „Sie sollte das letzte Opfer sein“, bestätigte Klaus leise. „Scheiße!“, fluchte ich nüchtern und versuchte meine Gedanken zu ordnen. Das waren keine guten Nachrichten. Ich kannte das Ernteritual nur aus Erzählungen und von alten Schriften, aber mir kam es immer unnötig grausam vor. Trotzdem gab es noch eine Sache, die ich wissen musste. „Wann war das eigentliche Ritual?“ „In 5 Tagen sind es drei Monate.“ Mir wich sämtliche Farbe aus dem Gesicht. „Das ist ganz und gar nicht gut. Ich muss mit Chloé reden und dann will ich diese Hexen kennenlernen. Wie kann man nur so bescheuert sein?“ Ich erwartete nicht, dass Klaus mir antwortete, aber ich war so frustriert, dass ich meinem Ärger irgendwie raus lassen musste. Nach etwa 10 Minuten verlagerte ich meinen kleinen Wutausbruch nach draußen. Ich zeterte, schrie und trat gegen ungefähr alles, was ich fand. Dabei wusste ich nicht einmal, welche Partei bescheuerter war. Marcel, weil er ein derart komplexes Ritual unterbrochen hatte oder die Hexen, die dieses grausige Ritual überhaupt durchgeführt hatten. Ich weiß nicht wie lange Klaus mich schimpfen und Zetern ließ, aber irgendwann wurde es ihm wohl zu bunt. Es überraschte mich, als ich mich mit dem Rücken an einem Baum und Klaus Hand an meiner Kehle wiederfand. Unter anderen Umständen, hätte ich es kommen sehen, aber so hatte es mich eiskalt erwischt. „Und da heißt es, ich reagiere übertrieben“, lachte Klaus. Für den Moment war ich zu wütend um mich auf seine Spielchen einzulassen. „Lass mich los oder ich…“, fauchte ich und wollte nach meiner Waffe greifen, doch Klaus griff einfach nach meiner Hand und drückte zu. Der Schmerz ließ mich langsam ruhiger werden. „Du wirst nichts Dummes tun, Liebes. Dieses Mal hilft dir Elijah nicht.“ Ich musste lachen. Auf den Ersten Blick sah diese Situation vielleicht nicht gut aus, aber ich war schon in ähnlichen Situationen gewesen. Zugegeben, das war kein Urvampir gewesen, doch ich mochte Herausforderungen. „Also glaubst du, ich würde aufgeben? Dafür bin ich definitiv die falsche Frau“, lachte ich und starrte in seine Augen. Sie funkelten belustigt und das ließ mich mutig werden. „Du legst es wirklich darauf an, Rotkäppchen.“ Ich lächelte und rammte ihm mein Knie in den Magen. Es war keine elegante Lösung, aber für alles andere, war er zu nah. Ich nutzte den Überraschungsmoment, um Abstand zwischen mich und ihn zu bringen. Zu meinem Bedauern, unterschätzte ich seine Schnelligkeit und er zog mich an seinem Handgelenk zurück. „Wirklich nicht übel. Ich muss zugeben, du bist talentiert, Liebes.“ „Tja, und ich habe dich unterschätzt passiert nicht wieder.“ Ich war mir nicht sicher, ob ich dieses Versprechen so einfach halten konnte. Zwar konnte ich Klaus ganz gut einschätzen, aber ein Restrisiko blieb. „Du bist immer noch aufgebracht.“ Es war eine Feststellung, doch in meinen Ohren klang es wie eine Anklage. „Bei so viel Dummheit… Ich meine, wie kann man nur so bescheuert sein und…“ Klaus hielt mir eine Hand vor den Mund und seufzte anklagend. Aus Reflex hätte ich ihm beinahe in die Hand gebissen, aber das Geräusch eines brechenden Zweiges, ließen Klaus und mich aufmerksam werden. Als jedoch kein weiteres Geräusch zu hören war, konnte ich mir meinen Teil denken. Wahrscheinlich war es Hayley gewesen. Den Rest der Nach, versuchte ich mich auf mein Buch zu konzentrieren. Klaus ließ mir meine Illusion, wofür ich ihm dankbar war. Jetzt ein Gespräch mit ihm zu führen, hätte in einer weiteren Auseinandersetzung geendet. Kurz vor Sonnenaufgang starrte ich immer noch auf die erste Seite, die ich aufgeschlagen hätte. Meine Gedanken kreisten um das Hexenzirkel-Problem und einer möglichen Lösung. Dass ich Chloés Meinung brauchte wusste ich, aber ich kam trotzdem zu zwei Lösungen. Meine chaotische französische Hexe wusste einen Weg, das Ritual aufzulösen oder ich würde Davina töten. Ich bemerkte Hayley erst, als Klaus mir das Buch aus der Hand nahm und aus dem Fenster deutete. Seufzend stieg ich aus und nahm ihre Sachen von der Rückbank. Wie so oft wartete sie mit dem Verwandeln, bis ich bei ihr war. Hayley schwieg, aber ich konnte in ihrem Blick sehen, dass sie meinen Ausraster mitbekommen hatte. Kurz schüttelte ich den Kopf, ich würde ihr zusammen mit Chloé alles erklären. Auf dem Rückweg fuhr ich ein wenig aggressiver als zuvor und als ich einen Polizeiwagen schnitt winken mich die Officer an den Straßenrand. „Warum denn so eilig, Ma’m?“, fragte der Officer, als ich das Fenster auf meiner Seite herunterlassen hatte. Ich seufzte. „Wenn sie einen Untoten Psychopathen aufspüren müssten ,der von einer noch unbekannten Macht unterstützt wird und sich nebenbei noch darum kümmern müssen, dass der hiesige Hexenzirkel die Stadt nicht vernichtet, würden sie sich auch nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten“, erklärte ich flott und lächelte den Officer an. „Haben Sie etwas getrunken?“ Seufzend öffnete ich die Augen. Zugegeben es hätte mich gewundert, wenn er mir geglaubt hätte, aber mussten es diese Standardsätze sein? Ich sah ihm tief in die Augen. „Nein und am besten vergessen Sie, was ich gesagt habe oder warum sie mich angehalten haben. Das war eine Routine Kontrolle und es ist alles in Ordnung.“ Meine Stimme war ruhig und ich konnte sehen, wie die Manipulation wirkte. Er nickte mechanisch und wünschte mir noch einen guten Tag. Als ich weiterfuhr hielt ich mich weitgehend an die STVO. Es wunderte mich, dass Chloé bereits im Wohnzimmer war oder dass Rebecca und Elijah neben ihr saßen. Aber meine Hexe wirkte blass, müde und ein wenig abwesend. „Was ist passiert?“, fragte alarmiert. „Das wüsste ich auch gern, erst ist sie umgekippt und dann brabbelte sie unverständliches Zeug“, keifte die blonde Urvamprin. Sofort saß ich neben Chloé und griff nach ihrer Hand. „Was hast du gesehen?“ „Das Mädchen, er hat sie umgebracht. Blut… so viel Blut. Der Kreis ist geschlossen, aber sie ist nicht tot“, flüsterte sie leise. Ich verstand den Zusammenhang nicht, aber es war bestimmt keine angenehme Situation. Einige ihrer Visionen waren nicht gut für sie. Sie waren grausam, verwirrend und scheinbar Zusammenhang los. Meist war dies ein Zeichen, dass dieses Ereignis bereits passiert war. Hayley reichte der verwirrten Hexe einen Becher Kräutertee und wickelte Chloé in eine Decke ein. „Wann hatte Sie die Vision?“, wand sie sich an Elijah, der bereits eine Vision mitbekommen hatte. „Vor einer halben Stunde“, antwortete er ruhig. „Das wird wieder. In einer Stunde ist sie wieder putzmunter und nervig, wie eh und je“, lachte sie nervös. Wir wussten beide, dass es sehr viel länger dauern würde, bis Chloé die Bilder verarbeitet hatte, aber anmerken lassen würde sie es sich nicht. „Du wirst ausgeglichener“, stellte Elijah fest und musterte Hayley. Auch mir war es aufgefallen, aber genau dieses Ergebnis hatte ich erwartet. Immer wenn sie eine Nacht in ihrer Wolfsgestalt war, war sie hinterher ruhiger und ausgeglichener. „Ja, das ist der Grund, warum es sich nicht vermeiden lässt, von Zeit zu Zeit in die Wolfsgestalt zu wechseln. Es ist unangenehm sich zu verwandeln, aber für das Ergebnis lohnt es sich“, bestätigte Hayley. „Gibt es hier einen Fleischer? Ich glaube das Schweineblut ist alle und ich bin weniger launisch, wenn ich regelmäßig trinke.“ „Wir haben Menschenblut“, informierte Rebecca sie. „Ich bin ein Hybrid. Du stellst einem Junkie auch kein Heroin vor die Nase nur um zu sehen was passiert. Das mit dem Blut ist so eine Sache. Ich werde nervös, wenn ich Menschenblut trinke und …“ Sie ließ das Ende des Satzes im Raum stehen. „Vielleicht sollte das Nik auch mal probieren“, murrte Rebecca und funkelte ihren Bruder böse an. „Sie trinkt seit sie ein Vampir ist hauptsächlich Schweineblut. Ich nehme an, dass du und deine Geschwister euch hauptsächlich von Menschen ernährt haben. Tierblut würde da jetzt auch nichts ändern“, erklärte ich langsam. Es war Elijah, der sich erhob, seinen Anzug richtete und in Richtung der Tür deutete. „Ich kann dir einen Fleischer zeigen.“ Mit einem prüfenden Blick zu mir, ließ mich Hayley mit den beiden Urvampiren allein. Ich wusste, sie wäre geblieben, wenn ich darauf bestanden hätte. Doch für den Moment kam ich klar. Eine Viertelstunde später hatte sich auch Rebecca verzogen, weil sie die Gegenwart ihres Bruders nicht mehr ertrug. Kurz nach ihr kam Marcel durch die Tür. Lächelnd ging ich ihm entgegen und bemerkte aus den Augenwinkeln, wie Klaus prüfend einen Schritt in meine Richtung machte. Ich ließ dem Vampir keine Zeit >Hallo< zu sagen, sondern schlug gleich zu. Ich hörte das knackende Geräusch seines Kiefers und spürte den ziehenden Schmerz in meiner Hand. „Wie bescheuert, muss man sein?“, fuhr ich den Vampir an. Verwirrt blinzelte er mich an. Wie gerne hätte ich noch einmal zugeschlagen, aber Klaus hielt mich vorsichtshalber fest. Das änderte nichts daran, dass ich versuchte Marchel zu treten. „Nur ein komplett grenzdebiler Idiot würde ein 300 Jahre altes Hexenritual unterbrechen. Was genau glaubst du, wollten die besänftigen? Die Geister ihrer Ahnen? Wohl kaum, wenn man die Menge an geopferten Jungfrauen betrachtet.“ „Wen wollten sie denn dann besänftigen?“, fragte Davina leise. Ich wurde ruhiger und sah zu der jungen Hexe auf der Treppe. Offensichtlich hatte sie noch bis eben geschlafen, denn sie trug ein gelbes Nachthemd und rieb sich verschlafen über die Augen. „Dafür müsste ich mit den Hexen sprechen, aber sicher ist, nichts Nettes“, erklärte ich ruhig und wand mich wieder Marcel zu. „Deshalb kann ich nicht verstehen…“ „Er wusste es nicht!“, unterbrach mich Chloé matt. Sofort war ich ruhig und konzentrierte mich auf meine Hexe. „Hast du das in deiner Vision gesehen?“, fragte ich neugierig. „Nein, da ging es um etwas anderes. Aber kein Vampir der weiß, was es bedeutet, würde ein Hexenritual mit Menschenopfern unterbrechen. Schwärzere Magie gibt es kaum“, erklärte sie träge und trank einen Schluck Tee. Sicher war ich mir nicht, aber ich nickte verstehend. Ich war müde und wollte einfach nur schlafen, aber das Ernteritual hatte gerade an Bedeutung gewonnen. Seufzend drehte ich mich zu Klaus. „Wo finde ich diesen Hexenzirkel?“ Sein Blick verriet eine Menge. Er war nicht sonderlich überzeugt davon, dass ich jetzt ein paar Hexen aufsuchte. Zugegeben es war noch früh, aber gestern war Vollmond und der spielte eine zentrale Rolle in einigen Hexenritualen. Daher war ich mir sicher, dass die Hexen schon wach waren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)