I'm in Love with a Killer von Sakami-Mx (Sie leben unter uns) ================================================================================ Kapitel 26: Verbündete für Gegenleistung ---------------------------------------- Verbündete für Gegenleistung Pey: Nachdem diese komischen Wächter in Hiisi’s Haus einmarschiert waren, hatte es nicht lange gedauert und sie führten uns ab. Selbst den kleinen Jungen hatten sie festgenommen! Es waren gut ein Dutzend Wachen, welche vor dem Haus standen und uns in Gewahrsam nahmen, dann führten sie uns zu einem kleinen, leuchtenden Portal. Anna hatte sich dicht an mich geschmiegt und hielt meine Hand fest umschlossen. Keiner von uns konnte sich wirklich vorstellen, was nun passieren sollte. Hochverrat? Weswegen? Das die Jungs Rel und mich in letzter Sekunde zu einem Heiler gebracht hatten, damit wir nicht starben? Was sollte daran Hochverrat sein? Hatte man uns nicht vorher noch gesagt, dass wir als Rel’s Gefolge durchgingen und es daher kein Problem war in die Hölle zu gehen? Zumal waren wir doch alle Dämonen, also wo war verdammt nochmal das Problem? Nach wenigen Minuten fanden wir uns, samt der Wachen, vor einer großen Flügeltür wieder, welche von weiteren Wachen geöffnet wurde. Ein leises Knarzen ertönte und die Türen schwangen auf. Was war das hier nur für ein komisches Gebäude? Etwa Rel’s zu Hause? Er wohnte in so einer riesigen Festung? Mein Blick wanderte die hohen, steinigen Wände hinauf zur Decke, von welche ein paar Kronleuchter hingen. Wir wurden in einen großen Saal geführt, in welchem lauter Stühle und sogar ein Thron standen und dann fielen die Türen mit einem dumpfen Klong wieder in ihre Angeln zurück. Auf den Stühlen vor uns saßen lauter komische Leute, allem Anschein nach Dämonen. Es waren männliche und auch ein paar weibliche in verschiedenen Altersgruppen. Das konnte ich an ihrem Aussehen und teilweise auch an ihrer Größe ausmachen. Bis auf einen Platz auf jeder Seite waren alle Plätze belegt. Wer waren diese Leute und was wollten sie von uns? War das etwa Rel’s Familie? Anna hielt meine Hand noch ein bisschen fester, ich konnte die Anspannung in ihrem Körper spüren. Als wir in der Mitte des Saals endlich stehen blieben, seufzte ich erleichter auf. Mir tat alles weh, ich war außer Puste und meine Beine gaben auch bald nach. So viel Bewegung und Anstrengung war ich einfach nicht mehr gewöhnt und das machte mir nun zu schaffen. Durch den kleinen Adrenalinschub von eben hatte ich gar nicht mitbekommen, wie anstrengend der Weg hierher gewesen war. Auch, wenn wir nur durch das Portal gegangen waren und die paar Meter davor und dahinter. Pira: Mir kam die Umgebung etwas suspekt vor. Diese ganzen Dämonen um uns herum musterte uns von oben bis unten und blickten und leicht misstrauisch an. Mein Blick wanderte von Dämon zu Dämon, doch ich konnte Rel nirgends ausmachen. Was hatten sie mit ihm gemacht? Wo war er und was hatte er denn bitteschön angestellt? Auch die ganze Stille um uns herum machte mich immer nervöser. Konnte nicht irgendjemand irgendetwas sagen? Plötzlich ertönte ein Knarzen und die Türen hinter uns wurden erneut geöffnet. Als ich mich umdrehte, musste ich etwas erstaunt die Augen aufreißen. Das war doch der Typ aus dem Club der uns das Portal geöffnet hatte. Er blickte uns mit einem finsteren und verachtenden Blick entgegen und hätten Blicke töten können, wären wir wahrscheinlich schon zweimal hintereinander gestorben. „Kennst du ihn?“, frage mich Kisin leise, welcher an meinem Oberteil gezupft hatte und dicht neben mir stand. Hatte er mich etwa zu seinem Beschützer auserkoren oder warum wich er mir keinem Schritt mehr von der Seite? Warum konnte er nicht bei Hiisi bleiben, den kannte er doch wahrlich länger?! Ich nickte nur knapp, ging aber nicht weiter auf seine Frage ein. Erst wollte ich abwarten, was nun passierte. Links von mir saß ein kleines Mädchen mit kurzen, rosa Fransen und einem Augentattoo auf der Stirn. Sie sah uns etwas nachdenklich an, dann blieb ihr Blick auf Anna liegen. Plötzlich wurde mir ganz mulmig in der Magengegend. Wussten sie etwa, dass Anna diese läuternde Macht besaß und bezichtigten sie uns deswegen des Hochverrats? Jetzt fiel mir auch wieder ein, was Itinier zu Anna gesagt hatte, bevor wir durch das Portal gegangen waren. „Ich habe deine Kraft unterdrück. Es wird nicht lange halten, deswegen solltet ihr euch beeilen. Wenn auf mich zurückgeführt wird, dass ich eine Klerikerin durch das Tor gelassen habe, werden sie mich höchstwahrscheinlich hinrichten, also macht nichts Auffälliges!“ Innerlich schlug ich mir vor die Stirn. Kein Wunder dass der Kerl uns so böse ansah. Wenn diese Dämonen wussten, dass Anna diese Macht besaß, dann war das unser aller Todesurteil. Rel: Nachdenklich ging ich in meinem Zimmer auf und ab. Seit Lamia gegangen war, machte ich mir Gedanken ob sie es an meiner Stelle schaffte Devas und Indra von meinem Vorhaben zu überzeugen. Aber würde es ihnen genügen, wenn ich von meinem Platz zurücktrat, damit sie alle eine bessere Chance auf den Thron hatten? Wahrscheinlich nicht… Aber was konnte ich ihnen schon anbieten, damit sie zusammen mit mir vor Vater darum baten, dass ich die Hölle mit meinen Freunden verlassen konnte und als Bestrafung in die Menschenwelt verbannt wurde? Und dann wäre da noch diese eine Sache, aber damit würde ich bis zum Schluss warten müssen. Wenn ich gleich von Anfang an zu viel forderte, dann würde es eh nicht funktionieren. Ein Klopfen ertönte und ich blickte auf. Meine Zimmertür wurde geöffnet und eine Krähe trat herein. „Ihr werdet im Thronsaal erwartet, Majestät“, sprach sie und ich atmete tief durch. Hatte Lamia ihr Versprechen gebrochen und Vater doch etwas erzählt? Oder hatte er die Jungs wirklich herbringen lassen? Wenn das so war, dann hatte ich ein deutlich größeres Problem, denn wenn sie hier waren würde es nicht lange dauern und Vater und meine Geschwister würden sofort wissen, was in den letzten Wochen alles passiert war. Ich musste alles geheim halten, denn wenn die Bombe um Anna platze, waren wir alle tot! Und zwar ohne wiederrede! An der Tür angekommen löste die Krähe den Zauber, dass ich auch endlich aus dem Zimmer austreten konnte. Anscheinend hatten sie den Zauber so gesprochen, dass ich die einzige Person war, die nicht aus dem Zimmer heraus konnte. Der Wächter führte mich den Weg entlang zum Thronsaal und mir rutschte mein Herz sofort in die Hose, als ich meine Freunde, Kisin, den Medicus und Sammael in einer Reihe in der Mitte des Saals stehen sah. Nervös biss ich mir auf die Unterlippe, als ich meinen Platz neben ihnen einnahm. „Ist das der Dank dafür, dass ich Euch das Leben gerettet habe, Majestät?“, wandte sich Sammael an mich und presste das letzte Wort regelrecht angewidert zwischen den Lippen hervor. „Keine Sorge, ich bieg das wieder gerade“, versicherte ich ihm, war mir aber selbst nicht sicher, ob ich dieses Versprechen einhalten konnte. „Nun denn, sind alle Beteiligten anwesend?“, erhob mein Vater die Stimme und erhielt ein einheitliches „Ja, Majestät!“ von den Wächtern um uns herum. Mit einer Handbewegung ließ er die Wachen zurücktreten und betrachtete jeden von uns der Reihenfolge nach. „Sind das die Unreinen und deine Verbündete, Churel?“, fragte er mich mit erhobener Stimme. „Sie haben mit dem ganzen nichts zu tun! Ich übernehme für alles die Verantwortung!“ Lamia wusste worauf ich abzielte, ab jetzt mussten wir improvisieren. Ich hoffte inständig, dass sie bereits mit Indra und Devas geredet hatte und dass die beiden auch mitspielten. Was die drei dafür haben wollten, dass konnte wir bestimmt noch danach aushandeln. Sie konnten ja ungehindert zwischen der Hölle und der Menschenwelt hin und her pendeln. Wenn wir es also nicht mehr hier aushandeln konnten, dann mussten sie halt zu mir kommen. „Also war das ein Ja?“, hakte der Oberteufel noch einmal nach. Mein Auge zuckte leicht. Was dachte er denn? „Sie haben nichts damit zu tun“, grummelte ich erneut. „Weswegen werden wir eigentlich angeklagt, Majestät?“, wandte sich Sammael an Lucifer und spannte sich sichtlich an. „Illegale Einwanderrung von Ureinen und Bereitstellung eines Durchgangs der nur für reinrassige Dämonen ist“, beantwortete Jaromier ihm die Frage. „Illegale Einwanderung? Im Gesetzt steht dass der Durchgang für jegliches Gefolge der Königsfamilie offensteht!“, konterte der Clubbesitzer sofort. „Aber nur wenn es keine Unreinen sind“, fügte Jaromier hinzu. Konnte dieser Bastard nicht einfach mal seine Klappe halten?“ „Im zweiten Absatz steht aber, dass auch unreines Gefolge einreisen darf, wenn ein triftiger Grund vorliegt“, ergänzte Indra und lächelte knapp. Jaromiers siegessicheres Grinsen verschwand und ein böser Blick stahl sich auf sein Gesicht, während er den Zweitältesten mürrisch anfunkelte. „Den gab es!“, stimmte Sammael sofort zu. Ich bin so ein Idiot, warum habe ich das nicht schon von Anfang an erwähnt? Natürlich gab es einen Grund, warum wir hier sind! Dass ich zu meiner Familie gehe und meinem Vater das Buch übergebe ist doch nur im Anschluss daran so gekommen! Mein Vater hatte die Augenbraue hochgezogen, da er den Grund wissen wollte. „Sie haben mich hierher gebracht, da ich von einem Kleriker mit läuternder Macht getroffen wurde. Hiisi hat mir das Leben gerettet, und die anderen haben alle dabei geholfen, dass wir die Operation schnellstmöglich durchführen konnten!“, erzählte ich sofort. Nachdenklich nickte er. „Dann zeig den Kampf mit dem Kleriker in dem du verletzt wurdest, damit ich dir glauben kann.“ Fuck! Urplötzlich fiel mir auch wieder ein, warum ich nichts davon erzählt hatte. Ich schluckte und blickte zu Sammael. Er wusste ganz genau, dass es ein noch größeres Vergehen war, einen Kleriker durch das Portal zu lassen, als Unreine. Klar, ich hatte jetzt meine Kräfte etwas sammeln können, aber würde es reichen meine Erinnerungen so zu manipulieren, dass Anna nicht darin vorkam? Mir lag nicht wirklich was an ihr, aber Pey tat es. Zudem wenn herauskam dass sich die ganze Zeit eine Klerikerin unter uns befand, dann waren wir tot. Sofort! „Vater ich denke das wird nicht nötig sein“, mischte sich Lamia ein. „Ich konnte sehen dass Churel am Ende seiner Kräfte war, als er durch das Portal kam.“ Jaromier zog nun etwas verwundert die Augenbraue hoch. „Die Krähen berichteten mir zudem, dass sie Churel’s Kräfte nur sehr schwach anfangs wahrgenommen haben. Daher verlief die Suche auch so langsam. Als sie ihn in Regno tenebrarum fanden, hatten sich seine Kräfte noch nicht vollständig ausgebreitet. Kam er dir nicht auch schwach vor, als er das erste Mal vor dich getreten ist?“, mischte sich nun auch Devas ein. Lamia hatte es also wirklich geschafft. Ich machte innerlich Luftsprünge vor Freude, nun würde doch noch alles besser werden. Aber was war mit der Verbannungssache? Wenn wir ja jetzt einen geeigneten Grund hatten, dann konnte mein Vater mich auch nicht mehr verbannen. Jetzt musste ich mir einen anderen geeigneten Plan überlegen. Mein Vater runzelte nachdenklich die Stirn. Wahrscheinlich wunderte er sich auch, warum nun meine Geschwister meinten zu mir halten zu müssen. „Oh ja, er sah wirklich scheiße aus“, fügte Ariel beiläufig hinzu und kämmte ihrer Puppe die Haare. Verwundert musterte ich sie. Warum unterstützte sie mich nun auch? Nun wurde es mir doch etwas seltsam zumute. Je mehr meiner Geschwister mir zustimmten, desto unheimlicher wurde es. Auch meine andern Geschwister, bis auf Jaromier, begannen nun zustimmend zu nicken. Was um alles in der Welt hatte Lamia getan oder eher gesagt? „Wenn das so ist, dann werden die Vorwürfe natürlich zurückgezogen. Es handelte sich ja anscheinend um einen Ausnahmezustand“, meinte mein Vater etwas nachgebend und erhob sich. „Nun gut, wenn es besondere Umstände gab, dann werden der Portalwächter sowie der Medicus und sein Helfer freigesprochen. Ihr dürft nun gehen“, verkündete er, dann wandte er sich an mich und die Jungs. „Was euch angeht, so werdet ihr die Hölle so schnell wie möglich wieder verlassen. Unreine sind hier unerwünscht. Du weißt das, Churel!“ „Ja, Vater“, nickte ich und verbeugte mich. „Was? Vater du kannst sie doch nicht einfach so begnadigen!“, rief der Weißblondhaarige mit den Dreadlocks und stand erbost auf. „Du lässt dich einfach so abfertigen? Nur weil ein paar rumheulen, dass die Memme da angeblich so fertig aussah?“ Ich knirschte mit den Zähnen. Musste er jetzt alles wieder kaputt machen? „Ej, halt mal den Ball flach, klar? Es ist doch jetzt alles geklärt, also heul nicht rum, nur weil heute mal wieder keine Köpfe rollen“, zischte ich ihn an. Mein Vater schüttelte nur den Kopf und verließ den Saal. Er war es wahrscheinlich leid, Jaromiers ständige Unzufriedenheit aushalten zu müssen. „Du kleiner Bastard. Du wirst hier nicht mehr lebend rauskommen“, knurrte mein älterer Bruder mich an und verließ wutschnaubend den Raum. Ich atmete erleichter aus, als alles überstanden war. „Heißt das, ich kann wieder in meinen Laden zurück?“, fragte Sammael neben mir und ich nickte nur daraufhin. „Es tut mir leid, dass du hier mit reingezogen wurdest. Das wird nie wieder vorkommen, versprochen.“ „Will ich auch hoffen!“, meinte er und zog ab. Kein Wunder, dass er nun sauer war. Er wäre heute beinahe draufgegangen, nur weil ich den Vorfall mit der OP verschwiegen hatte. Nachdem mein Vater und auch Jaromier außer Sichtweite waren, drehte ich mich zu meinen Freunden um. „Wäre es okay, wenn ihr noch einen Moment draußen vor der Tür warten würdet? Ich habe noch ein paar Sachen zu klären.“ Langsam nickte einer nach dem anderen, doch dann überdachte ich das Gesagte noch einmal. „Wahrscheinlich ist es besser, wenn ihr in meinem Zimmer wartet. Ich lasse euch hinführen“, meinte ich und wandte mich an einen Wächter in meiner Nähe. Diesem befahl ich, dass er mein ‚Gefolge‘ auf mein Zimmer bringen sollte und dann flüsterte ich ihm noch zu, dass er einen Schutzzauber um das Zimmer legen sollte. Wer wusste schon, was Jaromier in seiner Rage anstellte. Wenn er ihnen auch nur ein Haar krümmen würde, dann konnte er was erleben! Nachdem die Jungs und Anna aus dem Raum geführt wurden stand Devas auf. „Dir ist klar, dass wir eine Gegenleistung dafür verlangen“, wandte sich das Oberhaupt der Krähen an mich und ich nickte stockend. Was sie wohl von mir wollten. „Du wirst die Hölle erst wieder verlassen, wenn du jemand bestimmten getötet hast“, fügte Indra hinzu und stand nun ebenfalls auf. Meine anderen Geschwister taten es ihm gleich, bis alle in einem Halbkreis um mich herum standen. „Und wen?“, fragte ich neugierig, konnte ich mir die Antwort schon beinahe denken. „Das Großmaul natürlich“, beantwortete Flaga meine Frage und nickte in Richtung Ausgang. „Ihr wollt allen Ernstes, dass ICH Jaromier töte? Alleine?! Wie soll ich das bitteschön machen? Und wer hat sich das ausgedacht?“ Als meine Geschwister auf das Mädchen mit den rosafarbenen Fransen zeigten seufzte ich resigniert. War ja klar. Sicherlich war das der einzige Weg, meine Geschwister zur Mitarbeit zu drängen. Mir wird keine andere Wahl bleiben, als das zu tun, was sie von mir verlangen. Aber wie soll ich das anstellen? Er ist um einiges älter, erfahrener und im Kampf sicherlich auch stärker. Wir hätten alle zusammen eine viel höhere Chance als ich alleine. „Na gut. Ich werde mir etwas einfallen lassen. Aber dafür habe ich noch zwei weitere Sachen bei denen ich Hilfe benötige.“ „Jetzt werd ja nicht frech, klar?“, fauchte Flage, wurde jedoch durch ein Handzeichen von ihrem Zwillingsbruder zurückgehalten. „Worum geht es?“, fragte Indra. Ich war wirklich überrascht. Ich hatte meine Geschwister noch nie so hilfsbereit erlebt, aber es hatte ja auch einen großen Preis den ich dafür bezahlen musste. „Mein Gefolge bleibt solange hier, wie ich auch hier bleibe. Und ich brauche den Schlüssel für die Seelenkammer.“ Die Seelenkammer war ein Raum in welchen die Seelen gesammelt wurden, welche nach dem Tod eines Menschen hierher geschickt wurden. Vielen Menschen wurde in ihrer Religion erzählt, dass die Sünder in die Hölle kamen und so war es auch. Und dieses Sprichwort ‚einen Pakt mit dem Teufel schließen‘ war auch nicht ein an den Haaren herbeigezogener Irrglaube. Alles hatte einen wahren Kern, doch diese Wahrheit wurde ab und an gerade gebogen. Es hieß zwar nicht, dass jeder der ein paar Notlügen in seinem Leben benutzte auch gleich in die Hölle kam, oder zumindest seine Seele, aber Menschen die wirklich grausame Verbrechen begangen hatten, oder aber durch nen dummen Zufall sich verflucht hatten (hierbei musste ich sofort an die Jungs denken), deren Seelen kamen in die Hölle. Von Erzählungen her wusste ich, dass die Seelen welche in den Himmel kamen als Menschen wiedergeboren wurden, bei uns blieben die Seelen einfach in Siegeln gefangen und wurden in der Seelenkammer verstaut. Dass die Seelen bei uns nur einen richtigen Nutzen hatten lag daran, dass die Dämonen grundsätzlich ohne Seele geboren wurden. Es gab ein paar Fälle von Dämonen die sich eine Seele kaufen wollten, denn wenn sie eine Seele besaßen, dann konnten sie als Mensch wiedergeboren werden oder sich in einen Menschen ihrer Wahl und ein friedliches Leben auf der Erde führen. Doch der Preis für eine Seele war sehr hoch und daher nicht wirklich tragbar für einen Dämon aus dem Außenbezirk. Was die Dämonen in meinem Stand anging, so dachten diese noch nicht einmal daran, sich eine Seele kaufen zu wollen, da sie mit ihrem normalen Leben zufrieden waren. Menschen waren schwach und für die Dämonen einfach nur eine Futterquelle, also warum sollte man sich freiwillig zu einem Opfer machen, indem man die Bedingung erfüllte, um eine Seele zu bekommen? Es gab jedoch auch gelegentliche Ausnahmen. Dämonen, welche schwerwiegende Regeln brachen wurden zwanghaft in einen Menschen verwandelt und erhielten eine noch grausamere Strafe als den einfachen Tod. Sie wurden in die Zuchthäuser gesteckt und dienten dem Volk als Essen. Und diese Menschen starben wahrlich keinen angenehmen Tod, wie ich hörte. „Was willst du mit dem Schlüssel für die Seelenkammer?“, fragte Devas verständnislos und blickte mich fragend und irritiert zugleich an. Ich wich seinem Blick knapp aus, doch er konnte sich schon sofort denken, was ich darin wollte. „Bist du denn des Wahnsinns? Du willst dir doch nicht etwa-“, begann Lamia zu wettern, doch ich unterbrach sie. „Ich will keine“, antwortete ich nur und seufzte dann noch einmal. „Also gut. Ich werde mich um Jaromier kümmern, dafür bekomme ich den Schlüssel und meine Leute können hier bleiben und sind sicher. Deal?“ Ich blickte in die Runde und erhielt ein widerwilliges Nicken allerseits. Jetzt hieß es nur noch einen guten Plan überlegen und dann war alles perfekt. Pira: Diese komischen Wächter, welche uns zuvor aus Hisii’s Haus eskortiert hatten, führten uns durch einen langen, steinigen Gang und blieben irgendwann vor einer Tür stehen. Das musste Rel’s Zimmer sein, wenn mich nicht alles täuschte. Einer machte die Tür auf und deutete uns mit einer einladenden Geste den Raum zu betreten. Wir taten wie uns geheißen wurde und traten staunend ein. Wenn Rel wirklich all die Jahre gezwungen war in diesem Zimmer zu leben, dann konnte ich auch so langsam verstehen, warum er nicht zurück wollte. Diese Einrichtung war alles andere als Modern, aber was erwartete man auch von einer Festung die aus Felsen bestand? Irgendwie passte es aber auch genauso in das Bild, was ich von der Hölle bekommen hatte. Der Außenbezirk, in welchem wir noch bis vor ein paar Stunden waren, bestand aus lauter Ruinen und war dreckig und verstaubt gewesen. Klar, als wir in Hiisi’s Haus eingetreten waren, hatten wir feststellen müssen dass diese Ruinen mit einem Zauber belegt waren und wirklich mehr Schein als Sein waren, aber die modernste Technologie konnte man hier wahrlich auch nicht erwarten. „Wow, irgendwie tut Rel mir schon ein bisschen Leid“, meinte Pey und ließ sich auf Rel’s großes Bett fallen. Staub wirbelte auf und er musste leicht husten. „Ich fühl mich wie im Mittelalter gefangen“, jammerte Baka und besah sich seine Umgebung mitleidig. „Da gefiel mir die Kellerwohnung ja noch um einiges besser“, witzelte mein Bruder und wischte mit einem Finger über einen stehenden Kerzenhalter und besah sich prüfend die Staubschicht. „Also Sauberkeit und Hygiene ist hier bestimmt auch ein Fremdwort“, meinte ich und setzte mich nun auch auf Rel’s Bett. Anna hatte es sich auf Pey’s anderer Seite gemütlich gemacht und blickte sich auch etwas im Zimmer um. Viel gab es hier jedenfalls nicht zu sehen. Als die Tür aufging unterbrachen wir alle unsere Gedankengänge und richteten unsere volle Aufmerksamkeit auf den Eindringling. „Das war ganz schön knapp“, meinte der Blondhaarige leicht beschämt und schloss seine Zimmertür. „Weißt du eigentlich, was ich für ne scheiß Panik bekommen hab?!“, fuhr Baka ihn sofort an. „Es tut mir leid!“ Rel hob abwehrend die Hände nach oben und schmiss sich von der anderen Seite auf sein Bett. Wieder wurde etwas Staub aufgewirbelt. „Meine Güte, hier wurde echt nicht sauber gemacht, als ich die ganze Zeit weg war“, jammerte er und schloss die Augen. „Das wird wohl deine geringste Sorge sein. Was machen wir denn jetzt und wann können wir wieder nach Hause?“, fragte Pey und drehte sich zu dem Dämon um. „Das wird noch eine Weile dauern, schätze ich“, murrt er und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. „Ich will aber nach Hause“, jammerte Baka erneut und erhielt eine Kopfnuss von Bana. „Dein Gejammere geht mir auf den Sack. Halt doch einfach einmal deine Schnauze!“, fuhr er ihn genervt an. „Was soll das heißen? Wie lange dauert es denn?“, erkundigte sich der Schwarzhaarige mit den eisblauen Strähnen. „Naja, dafür dass meine Geschwister mir geholfen haben, erwarten sie nun eine Gegenleistung von mir. Sie wollen, dass ich Jaromier töte, dann lassen sie uns gehen“, erzählte er und ich riss erstaunt und besorgt zugleich die Augen auf. „Wen?“ „Meinen Bruder. Der mit den Dreadlocks“, erklärte der Blondhaarige und stand nun mit einem Schwung auf und lief in seinem Zimmer hin und her. „Deine Geschwister wollen, dass du deinen Bruder umbringst? Was seid ihr denn für eine verkorkste Familie?“ Ich schüttelte den Kopf und stütze diesen dann auf einer Hand ab. „Das dauert zu lange um es ausgiebig zu erklären. Das Beste wird es sein, wenn wir alle erstmal richtig schlafen. Ich lasse euch ein paar Zimmer fertig machen und dann reden wir morgen weiter. Der silberne Mond geht bald auf. Das heißt dass es bald Abend ist.“ Daraufhin verließ er wieder den Raum und ließ uns verdattert zurück. Gab es gerade nichts Wichtigeres zu besprechen, als sich über Schlafmöglichkeiten zu erkundigen? Wie konnte er in so einer Situation nur so ruhig bleiben? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)