I'm in Love with a Killer von Sakami-Mx (Sie leben unter uns) ================================================================================ Kapitel 19: Spiegelraum ----------------------- Spiegelraum Anna: Ich musterte den Typen von oben bis unten. Er war ungefähr so groß wie Pira und stelle sich mit seinem belustigten Grinsen, die Arme vor der Brust verschränkt, vor den Braunhaarigen mit den blonden und violetten Strähnen. Er hatte kurze Haare, welche zum Teil orange und zum anderen Teil lila waren. Auf der linken Seite jedoch besaß er eine längere, weiße Strähne, welche mit einer schwarzen Haarklammer festgehalten wurde. Unter der weißen Strähne zog sich eine lange Narbe, bis unter sein linkes Auge, entlang. Die Nähte, welche die längliche, beinahe schon S-förmige Schramme zusammenhielten, schimmerten schwach im abendlichen Licht. Nichtsdestotrotz dass er schon so ungewöhnlich genug aussah, viel mein Blick auf seine Augen. Sie waren schon beinahe unheimlich! Er besaß ein blaues, welches sich auf der linken Seite befand, und ein rotes auf der rechten Seite. Seine Pupillen glichen denen einer Katze und durch seine halbgeöffneten Lippen blitzten scharfe, weiße Reißzähne hervor. Ich musste nicht zweimal nachdenken um zu erkennen, dass er ein Dämon sein musste. So konnte definitiv kein Mensch aussehen… Naja, er könnte auch einfach farbige Kontaktlinsen und sich die Zähne schleifen gelassen haben, doch in mir breitete sich ein solch mulmiges Gefühl in meiner Magengrube aus, dass ich mir schon zu einhundert Prozent sicher war, dass er ähnlich wie die Jungs war. Sein italienischer Akzent und diese leicht provozierende Begrüßung verrieten uns sofort, dass er derjenige sein musste, mit dem wir telefoniert hatten. „Bist du dieser Itinier?“, fragte Pira sofort nach und blickte ihm ebenbürtig in die Augen. Um zu verdeutlichen, dass der Braunhaarige mit den blonden und violetten Strähnen keinesfalls zum Scherzen hier her gekommen war, verwandelte er seine Augen in seine dämonischen, welche sogleich zu glühen anfingen. „Nenn mich wie du willst, Kleiner. Ich muss ja nicht nachfragen, wer ihr seid und was ihr von mir wollt. Bringen wir die Sache schnell hinter uns, ich hab noch einiges zu tun. Wo ist er?“, konterte der Italiener schroff. Seine Belustigung in der Stimme war sofort gewichen, nachdem Pira angefangen hatte zu reden. Stumm drehte sich der Angesprochene zur Seite und lief vor zum Wagen. Unser kleiner Trupp folgte ihm auf Schritt und Tritt, Itinier mit seinen zwei Bodyguards jedoch mit etwas Abstand. Der selbsternannte Anführer riss die Hintertür mit einem Ruck auf und schob sie zur Seite, um den Blick auf Rel und Pey freizugeben. Itinier kam etwas näher und hockte sich neben den schlafenden Weißhaarigen. Mit seinen Fingern der rechten Hand hob er ein paar Haarsträhnen an und seufzte resigniert. „Was genau ist passiert? So etwas sieht man nicht allzu oft. Kaum zu glauben, dass er noch am Leben ist.“ Piwi blickte mich genauso nervös an, wie ich ihn. Wenn herauskam, dass ich die Übeltäterin war, die Rel das angetan hatte, dann wäre das mein sicherer Tod! Itinier, welche ein Freund oder Bekannter von Rel zu sein schien, würde noch nicht einmal mit der Wimper zucken und mich bei lebendigem Leib begraben. „Eine Auseinandersetzung mit einer Klerikerin“, meinte der Braunhaarige mit den blonden und violetten Strähnen eintönig. Nahm er mich gerade wirklich in Schutz? Ich dachte er war sauer auf mich, wegen der ganzen Sache. Grimmig blickte er mich eine Sekunde an, wendete dann jedoch wieder seinen Blick ab. „Und wo ist Raym?“, wollte Itinier wissen. „Tot und dass schon seit ein paar Jahren.“ Der Mann mit der weißen Strähne blickte uns etwas erschrocken an. „Was?! Das kann unmöglich sein!“ Zum ersten Mal an diesem Abend zeigte Itinier so etwas wie Mitgefühl uns gegenüber. „Was genau ist denn passiert? Es ist ziemlich beängstigend, jemanden wie die beiden in solche Vorfälle verwickelt zu wissen. Dabei standen sie doch auch zur Nachfolge fest…“ Letzteres murmelte er nur so vor sich hin und keiner von uns konnte etwas mit dieser Aussage anfangen. Was meinte er mit Nachfolge? „Wir wurden von einer Gruppe Kleriker in einen Hinterhalt gelockt. Raym, hat uns alle gerettet und hat dafür sein Leben gelassen…“, erzählte Pira bedrückt. Rel’s Bruder schien wirklich für alle eine wichtige Rolle gespielt zu haben, dem wurde ich mir nun auch endlich bewusst. Itinier erhob sich, hielt jedoch mitten in seiner Bewegung inne. „Und wer ist das?“ Er nickte auf Pey. „Ein Freund von uns. Ihm wird das gleiche Schicksal ereilen, wenn wir uns nicht beeilen!“ Der Mann mit der weißen Strähne beugte sich etwas über die Sitzbank und fuhr dem Schwarzhaarigen mit den eisblauen Strähnen ebenfalls durch die Haare. Im schwachen Licht der Beleuchtung des Innenraums erkannte man schon vereinzelt weiße Strähnen. „Der Prozess verläuft langsamer bei ihm. Scheint, als hätte er nicht direkten Kontakt zur Quelle des weißen Lichts gehabt zu haben.“ „Was ist das denn?“, fragte Baka nach. Pira strafte ihn mir einem tödlichen Blick, hatte er doch ohne Erlaubnis das Wort ergriffen. „Die läuternde Macht der Kleriker. Der Teil ihrer Macht, welcher tödlich für unser Volk ist. Jedoch scheint es, dass der Kleriker noch ein Anfänger war, sonst wären beide schon wenige Minuten später nach dem Kontakt gestorben.“ Die Jungs rissen verblüfft die Augen auf und wichen unauffällig einige Schritte von mir weg. „Es gibt noch Hoffnung für die beiden. Für den Jungen wahrscheinlich eher, als für den werten Herrn - äh ich meinte Rel. Sie sollten unverzüglich ins Reich des Feuers zurückkehren.“ „Zu-zurück-kehren?!“, fragte Piwi stockend. Itinier musterte unseren Trupp genauer. „Ja zurückkehren. Irgendein Problem damit? Deswegen seid ihr doch her gekommen.“ Ein unbehagliches Gefühl und eine gewisse Nervosität machten sich unter den Jungs breit. Sie waren Mörder, keine Frage, aber in eine andere Welt reisen die auch noch die Hölle war? Itinier hatte Recht, deswegen waren wir ja hier, aber so kurz vor dem Ziel wirkte es doch etwas unecht. Ich lebte seit gut eineinhalb vielleicht sogar schon zwei Wochen bei ihnen und fand den Dämonenkram und Ähnliches schon irgendwie normal, aber die Hölle, die ECHTE Hölle war nun doch eine Sache für sich. „Jetzt sagt bloß nicht, dass ihr keine reinrassigen unserer Art seid?!“ Der Dämon vor uns funkelte sofort alle mordlustig an und auch die Bodyguards machten einen bedrohlichen Schritt auf uns zu. Itinier’s Augen begannen sich ebenfalls, wie Pira’s Augen zuvor, zu verfärben und im Nu hoben sich von den schwarzen Augäpfeln zwei blassblaue, glühende Pupillen mit orangeroten Ringen ab. So etwas Atemberaubendes hatte ich ja noch nie gesehen! Die Augen der Jungs hatten zwar auch in unnatürlichen Farben geleuchtet, dass jedoch war das erste Mal, dass ich ein solches Muster sah. Pira hatte violette Pupillen mit einen goldenen Ring darum und auch Rel hatte einen goldenen Ring um seine weißen Pupillen gehabt, aber mehrere Ringe hintereinander sah ich wirklich zum ersten Mal. Die Jungs schluckten und wirkten ein wenig eingeschüchtert. „Wir haben uns dieses Leben nicht ausgesucht!“, blaffte auf einmal Bana los. „Rel und Raym haben uns die Entscheidung abgenommen, ob wir ein normales Leben weiterführen wollen, oder nicht.“ „Und wie sollen sie das bitteschön gemacht haben? Es gibt nur zwei Wege, ein Dämon zu werden: der eine ist, dass man so geboren wurde, der zweite Weg ist, dass man durch den Fluch zu einem wird. Für den Fluch benötigt man das schwarze Buch und dieses heilige Relikt wird seit Jahren in der Schatzkammer des Schlosses, bei dem König höchstpersönlich aufbewahrt und bewacht! Wie seid ihr Diebe daran gekommen, wenn ihr anscheinend noch nie in der Hölle ward?“ Seine Stimme wurde immer wütender. „Jetzt mach mal halblang, du Affe! Wir haben nichts gestohlen! Dieses verfickte Buch ist aus eurer Welt, mit noch anderen Reliquien in unsere Welt gebracht worden. Durch nen dummen Zufall ist es in unsere Hände gefallen und wir waren zu neugierig und haben dieses beschissene Ritual ausgeführt! Raym und Rel haben uns getötet und deswegen sind wir jetzt das, was wir nun mal sind!“, keifte Pira den Italiener an, dessen grimmige Miene von Zeit zu Zeit verschwand. Die eingeschüchterte Atmosphäre war nun gänzlich verschwunden und die Jungs guckten ihren Gegenüber und dessen Schoßhündchen bissig an. „Und dann wollt ihr ihm trotzdem helfen, obwohl er euer Leben zerstört hat? Sollte man das als naiv, unterwürfig oder einfach nur als dumm bezeichnen?!“ Piwi’s Bruder fletschte die Zähne und knurrte Itinier bedrohlich an. „Er ist die einzige Person, die wir noch haben! Wahrscheinlich kennst du so etwas wie Freundschaft gar nicht, denn dann wüsstest du, dass man für seine Freunde alles tut!“ „Beeindruckend“, meinte der Mann mit der weißen Strähne und schnalzte beiläufig mit der Zunge. „Bringt die Jungs und die beiden da drin in den Spiegelraum. Ich werde gleich nachkommen“, wandte er sich an die Bodyguards und wollte gerade gehen, als er vor mir stehen blieb und sich zu mir herunterbeugte. „Und wer bist du, meine Süße?“ „A-anna“, stotterte ich etwas unbeholfen und senkte meinen Blick zu Boden. „Und was machst du hier, Anna?“ Seine melodische Stimme wirkte so anziehend, dass ich wieder hochblicken musste und starrte regelrecht fasziniert in seine dämonischen Augen. Er hatte mich ganz in seinen Bann gezogen. „Sie gehört zu uns“, antwortete Piwi für mich und legte beschützend eine Hand auf meine Schulter. „Ist sie denn auch ein-“ „Nein, ist sie nicht. Sie ist ein normaler Mensch!“, unterbrach Piwi ihn sofort. „Also sowas wie Proviant für zwischendurch? Dafür ist sie ziemlich zahm.“ Mir lief ein kalter Schauer den Rücken herunter. „Sie ist doch kein Tier! Sie gehört zu unserer Gruppe“, beschwerte sich der Rothaarige hinter mir. Der Italiener betrachtete ihn missverständlich, dann blickte er mich an. „Ein Mensch mit Sonderrechten… Ihr werdet ja immer interessanter“, grinste er mich teuflisch an, dann ging er schnurstracks an mir vorbei und verschwand in Richtung des Nachtclubs. Die zwei Typen , welche der Italiener zurückgelassen hatte, machten sich an Rel und Pey zu schaffen, um sie aus dem Auto zu manövrieren. „Nichts so ruppig! Sie dürfen auf keinen Fall aufwachen!“, wies Pira die beiden an und machte es sich schlussendlich selbst zur Aufgabe, den Weißhaarigen und den Schwarzhaarigen mit den eisblauen Strähnen abzuschnallen und aus dem Wagen zu bringen. Dort übergab er wiederwillig den Bodyguards die schlaffen Körper seiner Freunde und beäugte die Schränke mit Argusaugen. Sollten sie auch nur einen falschen Schritt machen, dann würde er ihnen sehr wahrscheinlich sofort an die Kehle springen. Pira war jedoch nicht der einzige, welcher die beiden Kerle auf Schritt und Tritt beobachtete, denn wir anderen folgten ihnen schnurstracks, als sie in Richtung des Nachtclubs liefen. „Wäre es nicht besser durch einen Hintereingang zu gehen?“, fragte Piwi, erntete jedoch nur ein stetiges Schweigen. Ich hatte mich indes an den Arm des Rothaarigen geklammert, damit ich ihn auch ja nicht verlor. Ich hatte Angst, alleine in diesem Gebäude herumzuirren und am Ende noch in Itinier’s Arme zu laufen. Die Menschen in der Schlange begannen wieder herumzupöbeln, als wir alle in den Club gingen, jedoch verstummten einige, als sie die Bodyguards mit den beiden Jungen in den Armen sahen und blickten uns misstrauisch hinterher. Sie konnten ja nicht ahnen, wer wir waren und vor allem, was die Jungs waren. Schon beim ersten Schritt in den Club schallten uns die ersten Töne eines Lieds entgegen, welche immer lauter wurden, je tiefer wir in den Club eindrangen. Bei genauerem hinhören stellte sich heraus, dass es so ähnlich klang, wie Rel’s Musik. I came to party, I came to party. Hands up girl give me that body. I can tell you want somethin' from me, 'cause everything you think girl I can see. I came to party, I came to party. Hands up girl give me that body. I'm a make you mine before I leave, 'Cause every little thing you do to me, got me goin' crazy. Ob er seinen Musikgeschmack von hier hatte? Wie oft er wohl schon hier gewesen war?! Ein dritter Bodyguard gesellte sich zu uns und lief voraus, um die Türen zu öffnen. Unser Weg führte zum Eingangsbereich des Tanzbereichs, welcher von mehreren Couches und zwei Bars umsäumt war. Die Bodyguards gingen einfach mitten über die Tanzfläche, welche in verschiedenen Farben leuchtete, sobald man die Fliesen berührte. Unsere Vorhut bekam auch sofort von den Feiernden Platz gemacht, damit wir uns nicht durch die Menge hindurch drängen mussten. Ich wunderte mich schon sehr: warum gingen wir direkt durch den Besucherraum und über die Tanzfläche? Gab es keinen anderen Weg zu diesem Spiegelraum, wo uns die Bodyguards hinbringen sollten? Vor uns, am Ende der Tanzfläche, erstreckte sich eine große, schwarze Treppe, welche hinauf zu einer großen Lounge führte. Oben an der Treppe angekommen, öffnete der dritte Bodyguard den Durchgang und ließ uns alle hindurch. Anscheinend war diese Lounge so etwas wie der VIP-Bereich, denn von hier aus hatte man den gesamten Club im Augenschein. Sie erstreckte sich einige Meter über den Raum, bis sie zu einem Flur führte. Wir liefen einige Meter durch dieses dunkle Abteil, bogen hier und da mal ab, bis wir schlussendlich vor einer schwarzen Tür anhielten. Der Flur an sich war so schwach beleuchtet, dass mir die Tür beinahe nicht aufgefallen wäre, wären wir nicht davor stehen geblieben. Der dritte Bodyguard zog einen unscheinbaren Schlüsselbund aus seiner inneren Jackentasche und schloss die Tür auf, danach machte er einen Schritt zur Seite und ließ uns alle hinein. Die beiden Bodyguards, welche Rel und Pey trugen, legten die beiden ungefähr in die Mitte des Raums und verschwanden wieder. Der Raum war dunkel, doch als der letzte von den Typen verschwunden war, schaltete sich ein Licht an und wir sahen uns in einen Raum wieder, auf den der Name Spiegelraum wirklich zu einhundert Prozent zutraf. Er schien schier endlos, doch anscheinend war er nicht gerade groß. In den Innenkanten des Raumes, waren LED-Leuchten angebracht, welche in einem blauweißen Licht den Raum erhellten. Dadurch, dass auch noch der Boden und die Decke aus einem Spiegel bestanden, spiegelte sich das eigentlich schwache Licht so sehr wieder, dass es taghell war. „Wo haben die uns hier her gebracht?“, fragte sich Bana laut und sah sich um. Man wurde ja schon beinahe verrückt, wenn man sein Spiegelbild überall sah. „Keine Ahnung, aber wir müssen ihm vertrauen. Er ist unsere einzige Chance, den beiden zu helfen“, meinte Pira und kniete sich neben Rel und Pey. Diese hatten ihre Hände noch immer auf den Rücken gebunden und die Augen geschlossen. „Atmet er noch?“, fragte Piwi unsicher seinen Bruder und nickte in die Richtung des Weißhaarigen. „Ganz schwach“, gab der Braunhaarige mit den blonden und violetten Strähnen bekannt. Der Zustand von Rel wurde immer kritischer. Wir mussten uns beeilen. „Scheiße, kommen wir hier überhaupt wieder raus? Wo ist diese verdammte Tür??“, fragte Baka und sah sich hektisch um. „Beruhig dich. Es wird alles wieder gut“, beruhigte Bana ihn ein bisschen und Baka blickte ihn zuversichtlich an. Plötzlich öffnete sich aus einer Ecke eine bis vor kurzem noch unbekannte Tür. Wenn ich mich noch Recht erinnerte, waren wir aus einer ganz anderen Richtung gekommen. Itinier stand im Türrahmen, gekleidet in einer schwarzen Robe und grinste uns an. „Das letzte Mal, als ich das Portal geöffnet habe, war vor gut acht Jahren. Ich bin schon ganz aus der Übung gekommen“, lachte er und verschloss die Tür wieder, welche auch sofort wieder verschwand. Der Spiegel sah so einheitlich aus, so gepflegt, man konnte noch nicht einmal einen Fingerabdruck an einer Scheibe erkennen. Er schritt auf die beiden Jungs zu und betrachtete sie. „Schätzungsweise habt ihr zehn Stunden Zeit um Rel zu einem Arzt zu bringen, sonst kratzt er euch ab“, verkündete der Italiener und schloss seine Augen. Er murmelte ein paar Worte vor sich hin und konzentrierte sich immer mehr. Nach einer gefühlten Ewigkeit öffnete er wieder die Augen und trat an Rel’s Seite. Blitzschnell hatte er dessen Arm ergriffen und ein Messer aus einem Ärmel gezückt. „Bist du denn bekloppt? Was hast du vor?“, schrie Pira ihn an und wollte sich schon auf ihn stürzen, als er von einer unbekannten Macht zurückgeschleudert wurde. „Lass mich meine Arbeit machen, du Giftzwerg!“, zischte der Mann mit der weißen Strähne und funkelte den Braunhaarigen mit den blonden und violetten Strähnen an. Sein Gesicht hatte sich ein wenig verändert: seine Ohren waren Spitzer geworden und lugten leicht aus seinem Haar hervor. Seine Reißzähne waren ein bisschen länger geworden, was ich erkennen konnte, als er Pira angeschnauzt hatte. Seine Augen waren wieder die eines Dämons und auch seine Krallen, welche ich schon von Pey kannte, hatten sich ausgebildet. Itinier schnitt Rel einen kurzen Schnitt ins Handgelenk und ließ einige Tropfen seines Blutes auf den Spiegelboden tropfen. „Ich korrigiere mich. Ihr habt noch knappe vier Stunden Zeit“, verbesserte sich der Italiener und ließ Rel’s Handgelenk wieder sinken. „Nehmt sie aus der Mitte heraus und setzt euch an den Rand“, befahl der Dämon und faltete seine Hände ineinander. Piwi schluckte und drückte behutsam meine Hand. „Wir schaffen das. Wir werden beide retten.“ Ich nickte tapfer. Auch wenn ich den Weißhaarigen für das hasste, was er mir angetan hatte oder eher, was er mir noch alles antun wollte, ich hatte nie mit Absicht vorgehabt ihn zu töten. Ich war doch keine Mörderin! Die Jungs taten wie ihnen angewiesen wurde und brachte die Jungs an den Rand des Raumes. Dieser war schneller gefunden, als wir dachten, da Bana fast dagegen gelaufen wäre. Piwi riss sich derweil ein Stück von seinem Ärmel ab und band dieses um den Schnitt an Rel’s Handgelenk, welcher nicht aufhören wollte zu bluten. Itinier zog mit dem Blut auf dem Boden ein kleines, umgedrehtes Pentagramm, welches sich an allen Seiten wiederspiegelte und murmelte so etwas wie einen Zauberspruch. Innerlich betete ich. Die beiden durften nicht sterben, das könnte ich mir niemals verzeihen. Der Italiener blieb angewurzelt stehen. Er drehte sich schlagartig in meine Richtung um und starrte mich ungläubig an. „Du bist es… Diese Kraft… Ich wusste doch, dass etwas nicht mit dir stimmt. Von wegen, ein normaler Mensch. Dass ich nicht lache!“ Er zog ein abschätziges Grinsen und kniff die Augen zusammen. „Spiritum!“, ertönte plötzlich seine Stimme und ein blaues Licht hüllte sich um meinen Körper. Itinier selbst, sowie die anderen in diesem Raum wurden in ein rotes Licht gehüllt. Rel’s Rot war schon beinahe gänzlich violett, Pey’s hingegen schimmerte nur leicht in dem Lilaton. „Das ich nicht lache! Ihr bringt eine Klerikerin mit hier her?!“ Mein Hals fühlte sich schlagartig staubtrocken an. Wie-wie war er so plötzlich darauf gekommen? Und was war das für ein Licht?? Die unsichtbare Macht, welche zuvor Pira weggeschleudert hatte, legte sich nun um meinen Körper und hob mich an. Ich wurde panisch. Was hatte er mit mir vor? „Halt! Lass sie los!“, ertönte schwach aber bestimmend die Stimme von Pey. Wie war das möglich? Er war doch bewusstlos. „Pey! Oh man, ich dachte du wachst nicht mehr auf!“, wandte sich Pira sogleich an ihn. „Lass sie runter“, knurrte Pey schwach und blinzelte den in seinen Augen Fremden an. „Warum sollte ich? Sie ist der Feind!“ „Nein, sie ist kein… Feind…“, meinte der Schwarzhaarige mit den eisblauen Strähnen schwach und schloss wieder seine Augen. Das war schon zu viel Anstrengung gewesen. „Pey“, entwich es mir erschrocken und Tränen schossen mir in die Augen. Ich wollte nicht, dass er sich unnötig anstrengte und erst Recht nicht wegen mir. „Nennt mir einen einzigen Grund, warum ich sie nicht hier und jetzt töten sollte?“ „Sie brutzelt dir das Hirn weg und versetzt dich in den gleichen Zustand wie die beiden“, entwich es Baka. War ihm nicht klar, dass er mich damit nur noch schlechter hinstellte?? „Dann warst du es, die Rel so zugerichtet hat?“, fuhr mich der Mann mit der weißen Strähne an. „Es-es war ein Unfall!“, verteidigte ich mich sogleich. „Weißt du was wir mit Menschen in unserer Welt machen? Ihr werdet wie Tiere gehalten, wie Schweine in eurer Welt. Ihr seid nichts anderes, als ein billiges Nahrungsmittel für uns. Glaub bloß nicht, dass ich Mitleid mit dir hätte. Schon gar nicht mit einer Klerikerin, die ihre Kräfte nicht unter Kontrolle hat. Denkst du ich riskiere das Leben meines Volkes damit, dass ich dich durch das Portal lasse? Darauf kannst du Gift nehmen!“ Die Macht ließ von mir ab und ich wurde zu Boden geschleudert. Blitzschnell stand der Italiener über mir und beugte sich zu mir herab. „Ich habe schon reichlich Erfahrung, Menschen von deiner Art zu töten. Ich habe kein Problem das gleiche mit dir zu machen. Glaubst du, nur weil du hier so rumheulst, dass ich dich gehen lasse? Lächerlich.“ „Ich.hab.gesagt.du.sollst.sie.in.Ruhe.lassen!“ „Bleib liegen du Idiot!“, schnauzte Baka den Schwarzhaarigen mit den eisblauen Strähnen an, welcher sich aufgerappelt hatte und den Italiener mit seinen dämonischen Augen anstarrte. Schlagartig wurde sein Haaransatz gänzlich weiß und begann sich immer weiter auszubreiten. „Du Idiot! Du zerstörst dich selbst“, knurrte Itinier und ließ endlich von mir ab. Ich schluchzte am laufenden Band und meine Tränen flossen wie Sturzbäche über meine Wangen. „Ich würde alles für sie machen… Immerhin liebe ich sie.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)