I'm in Love with a Killer von Sakami-Mx (Sie leben unter uns) ================================================================================ Kapitel 6: Ewiges hin und her ----------------------------- Ungeduldig biss ich auf meiner Unterlippe herum. Die Jungs starrten alle vor sich. Keiner wusste was er sagen sollte. Da hatte Rel doch tatsächlich vorgeschlagen, mich gehen zu lassen. Eigentlich sollte ich mich darüber freuen, aber den Gesichtern um mich herum zu urteilen, würde mich hier keiner raus lassen. Rel hatte sich, die Arme vor der Brust verschränkt, in den Türrahmen gestellt und die Augen geschlossen. Er schien nachzudenken. Seiner Äußerung von eben zu urteilen, hatten die Jungs doch schon mal einen ähnlichen Fall wie mich gehabt. Anders konnte ich es mir einfach nicht erklären. „Wir können sie nicht gehen lassen… Außerdem hat sie doch keine Ahnung, wie sie diesen Scheiß kontrollieren kann“, ergriff Pey das Wort. „Ja, sag es doch noch lauter… Am besten erklärst du es ihr noch!“ Pira funkelte ihn an. „Jetzt beruhig dich doch, Pira. Sie hat doch eh keine Ahnung, wovon wir hier reden“, versuchte Piwi den Braunhaarigen mir den blonden und violetten Strähnen zu beruhigen. Leider musste ich ihm recht geben… Ich hatte keinen blassen Schimmer. „Verteidigen kann sie sich auch nicht so gut, also können wir sie hier festhalten“, meinte Pey dann noch. Ich musste mir ein verbittertes Schnauben unterdrücken. Warum redeten sie so, als sei ich nicht anwesend? „Andererseits ist sie dazu im Stande, einem fast das Hirn wegzubrutzeln! Wenn sie die Kräfte nicht kontrollieren kann, stellt es für uns eine große Gefahr da. Das nächste Mal könnte sie vielleicht-“ „Sei still!“, fuhr Rel Baka an. Dieser schloss sofort den Mund und sah zu Boden. „Ich weiß es doch selbst, dass es für uns eine Gefahr gibt! Aber wenn ihr sie nicht gehen lassen wollt, dann seht zu, dass ihr euch darum kümmert, dass sie keine Bedrohung darstellt. Ganz einfach!“ Der Blondhaarige schien ziemlich sauer zu sein, deswegen wiedersprach ihm keiner. „Wenn wir sie gehen lassen, was denkst du wird dann passieren? Die Polizei wird Nachforschungen anstellen und wer weiß… vielleicht werden sie uns finden?! Hast du schon mal daran gedacht?“, fuhr Pey nun seinen Freund an. Rel rümpfte die Nase. Es war schon erstaunlich, den beiden zuzusehen. Rel war der Anführer dieser Truppe und Pey stand unter ihm, das war auch klar. Aber wie er ihn manchmal anschnauzte… Vielleicht hatte der Schwarzhaarige mit den eisblauen Strähnen doch einen anderen Stellenwert, als ich dachte. „Dann töten wir sie. Wo ist da das Problem?“, mischte sich nun Pira ein. „Man Pira, stellst du dich immer so dumm oder bist du es einfach??“ Bana schüttelte den Kopf. Selbst ich verstand, warum sie das nicht machen konnten. „Aber-„ „Nein!“ Nun war es Piwi, der seine Stimme erhob. Er stand auf und stand genau in dem Winkel, in dem er alle im Blick hatte. „Wir haben jetzt seit verdammten 6 Jahren endlich einen Platz gefunden, an dem wir halbwegs neu anfangen konnten! Ich sehe es nicht ein, wegen euch schon wieder davon zu laufen!“ Die Jungs schwiegen. Nun wandte sich der Rothaarige an Rel. „Du hast versprochen, dass es nicht wieder so ablaufen wird, wie in der letzten Stadt! Du hast versprochen, dass wir in Ruhe hier leben können, ohne dass uns jemand auf die Schliche kommt!“ Rel starrte ihn durchdringend an. Doch anstatt auf irgendeine Antwort zu warten, ging Piwi schnurstracks an ihm vorbei und verschwand aus der Wohnungstür. Zurück ließ er einen Haufen Jungs, die sich alles, Wort für Wort, noch einmal durch den Kopf gehen ließen. Bana war der erste, der sich nach gefühlten Stunden regte, seine Jacke in die Hand nahm und sich räusperte. „Piwi hat Recht. Ich greife nur zu gern Baka’s Plan von neulich auf. Wir sollten sie lebendig begraben, dann hat sich die Sache und wir müssen uns keine Gedanken mehr machen, ob sie was ausplaudert oder nicht. Es ist die sicherste Methode und sie wird am Ende, ohne unsere Beihilfe sterben. Es wird nur nicht so schnell gehen, das ist der einzige Nachteil an allem.“ Meine Augen weiteten sich vor Schreck. Was? Aber eben wollten sie mich doch noch gehen lassen! Nein… oh bitte nicht!!! „Ja, ich bin dafür!“, befürwortete Baka seinen Plan als erster. „Hm, dann müssten wir uns wirklich keine Sorgen mehr machen. Ich bin auch dafür“, meinte Pira. Erwartungsvolle Blicke lagen auf Pey und Rel. Rel verdrehte die Augen. „Na gut, aber dann macht ihr das. Ich hab noch was vor“, bewilligte er den Plan ebenso. In meinem Inneren drehte sich alles. Nein… NEIN! Ich will noch nicht sterben! „Pey sollte das machen. Er hat sie ja auch erst hier her gebracht!“, forderte Pira. Die anderen beiden neben ihm nickten ebenfalls. „Machst dus?“, wandte sich Rel an den Bestimmten. Dieser zuckte nur mit den Schultern. „Is mir schnuppe“, meinte er nur, stand auf und verließ das Wohnzimmer. „Gut dann wäre das ja erledigt. Ich muss noch wohin“, verabschiedete sich Bana und eilte schon aus der Tür hinaus. Pira und Baka blieben noch einen Moment, dann verschwanden sie auch. Ich war wie versteinert und konnte mich nicht bewegen. Selbst blinzeln konnte ich nicht mehr. Rel kam langsam auf mich zu und hockte sich vor mich. Ich traute mich gar nicht, ihn anzusehen und starrte weiter auf einen unsichtbaren Punkt an der Wand. „Eigentlich schade“, murmelte er und strich mir eine verirrte Strähne hinter das Ohr. Seine Berührung ließ mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Ich fing an zu zittern und merkte, wie meine Wangen feucht wurden. „Ich würde dir ja gerne ein paar aufmunternde Worte sagen, aber das wäre sicherlich nicht angebracht…“, hauchte er in mein Ohr und stand wieder auf. „Pey, ich verschwinde. Mach es am besten noch heute Abend. Dann hast du es hinter dir.“ Es war keine Antwort mehr zu hören, nur die sich öffnende und schließende Wohnungstür. Dann war alles still. Ich starrte immer noch weiter auf die Wand. Es war so unwirklich. Ich wusste, dass ich sterben würde und dass auch noch an diesem Abend. Es gab keinen Ausweg und ich wurde nicht hysterisch oder dergleichen. Es schien, als wäre mir das gesagte egal. Als hätte ich mich damit abgefunden. Aber das hatte ich nicht. Ganz und gar nicht! Ich wollte nicht sterben. Ich durfte noch nicht sterben! Jetzt noch nicht… Plötzlich horchte ich auf. Es war ein leises Klavierspiel zu hören. Ich drehte mich zum Fenster, doch dieses war zu. Wie von der Musik magisch angezogen, tappte ich in den Flur und lauschte. Die Melodie kam aus dem Schlafzimmer. Ich überlegte nicht, sondern machte die Tür einfach auf. Der Ton wurde lauter, aber ich konnte immer noch nichts sehen. Erst jetzt viel mir die kleine Tür auf, welche dieselbe Farbe wie die Wandfarbe hatte. Sie war einen Spaltbreit geöffnet. Ich spähte durch den Schlitz, konnte jedoch nur einen großen Raum erblicken. Ich machte die Tür noch ein Stück weiter auf und entdeckte einen großen, schwarzen Flügel vor einem, bis zu dem Boden reichendem Fenster stehen sehen. An diesem saß Pey und spielte gedankenverloren vor sich hin. Er sah aus dem Fenster, welches einen tollen Ausblick auf eine Brücke mit einem Fluss bot. Zu Beginn war die Melodie noch langsam, doch dann wurde er lauter und vor allem schneller. Seine Finger schienen regelrecht über die Tasten zu fliegen. Ich ließ mich an der Wand nieder, schloss die Augen und lauschte seinem Spiel. So hatte ich wenigstens noch eine schöne Erinnerung, bevor ich die Welt verlassen musste. Und das nur, weil ich so blöd gewesen war, mit einem Fremden nach Hause zu gehen. Die Leute hatten damals immer Recht gehabt. Man sollte keinem Fremden vertrauen, auch wenn er noch so nett zu einem war. Eine kleine Träne kullerte meine Wangen herunter, als er auf einmal zu singen anfing. My secrets are burning a hole through my heart And my bones catch a fever When it cuts you up this deep It's hard to find a way to breathe Your eyes are swallowing me Mirrors start to whisper Shadows start to sing My skin's smothering me Help me find a way to breathe Time stood still The way it did before It's like I'm sleepwalking Fell into another hole again It's like I'm sleepwalking I'm at the edge of the world Where do I go from here? Do I disappear? Edge of the world Should I sink or swim? Or simply disappear? Your eyes are swallowing me Mirrors start to whisper Shadows start to sing My skin's smothering me Help me find a way to breathe Sing it! Time stood still The way it did before It's like I'm sleepwalking Fell into another hole again It's like I'm sleepwalking Wake up! Take my hand and Give me a reason to start again Wake up! Pull me out and Give me a reason to start again Time stands still (Time stands still) Time stands still (Time stands still) Your eyes are swallowing me Mirrors start to whisper Shadows start to sing My skin's smothering me Help me find a way to breathe Time stood still The way it did before It's like I'm sleepwalking Fell into another hole again It's like I'm sleepwalking (It's like I'm sleepwalking) (It's like I'm sleepwalking) (It's like I'm sleepwalking) Time stood still The way it did before It's like I'm sleepwalking Während des ganzen Liedes, waren meine Augen geschlossen. Seine Stimme war so schön und passte so harmonisch zu seinem Spiel. Ich musste leicht lächelnd den Kopf schütteln. Warum musste er auch so ein Lied spielen? Es klang so traurig… War er auch einer der Menschen, die mit Musik ihre eigentlichen Gedanken ausdrückten? Na gut, Mensch traf jetzt nicht wirklich bei ihm zu, aber wie sollte ich es anders ausdrücken? War er ein Killer, der eigentlich ein ganz lieber war? Vielleicht war das alles ja auch nur Show gewesen… Das Spiel hatte aufgehört und ich klammerte meine Finger in den Boden. Was würde er sagen, wenn er mich hier sah? Tief atmete ich ein und aus, ganz darauf bedacht, ruhig zu bleiben. Doch da begann hörte ich nur, wie eine Musikanlage angeschaltet wurde. Langsam drehte ich mich um und spähte erneut durch den Türspalt. Wenn ich ihn noch ein bisschen größer machen könnte, würde ich auch etwas in diesem Raum erkennen. Aber es war einfach zu dunkel. Das Lied, welches er anmachte, war keinen Deut besser als das andere gewesen. Mein Herz zog sich zusammen. Wie konnte jemand wie er nur so tiefgründige Musik hören? Oke, ich hätte ihn keine Ahnung was zugetraut, aber das? Ich bließ etwas erleichtert die Luft aus. Es war stockduster draußen. Bald würde es also so weit sein… Wie lange ich so vor der Tür gesessen hatte, wusste ich nicht, aber irgendwann bemerkte ich, dass die Musik verstummt war. Panisch stand ich auf, doch da stand er schon hinter mir. „Wie lange sitzt du schon hier?“, fragte er mit rauer Stimme. Was war nur mit ihm los? Er sah auf einmal so… zerbrechlich aus. Ihm fehlte jede Kraft in der Stimme. „Ei-Eine Weile…“, stotterte ich und wischte mir schnell eine verräterische Träne aus dem Gesicht. Er musterte mich kurz, dann ging er an mir vorbei. Perplex stand ich da und wusste nicht, was ich machen sollte. Einen Augenblick kehrte er wieder in das Schlafzimmer zurück, schnaufte kurz, nahm meine Hand und zog mich in die Küche. „Du musst sicherlich Hunger haben“, meinte er und suchte in seinem Kühlschrank nach etwas essbaren. Verbittert lachte ich auf. „Wird wohl meine Henkersmahlzeit sein.“ Er stockte in seiner Bewegung und lehnte dann langsam seinen Kopf gegen die Schranktür. Was war nur plötzlich mit ihm los? „Alles okay?“, fragte ich vorsichtshalber, erntete aber nur ein kaltes Seufzen. „Du fragst mich wirklich ob alles okay ist? Du? Ich sollte eher dich fragen, ob alles okay ist. Du stehst hier und tust so taff, dabei weiß ich ganz genau, wie große Angst du hast. Wie gerne du einfach davon laufen würdest…“ Sprachlos starrte ich seinen Rücken an. „Was?“, hauchte ich nur und ging einen Schritt zurück. Das klang ja beinahe so, als ob er gleich anfangen würde, in Tränen auszubrechen. Was um Himmelswillen war hier los? Wen hatte ich da vor mir? War das wirklich der Kerl, der mich noch vor einigen Tagen töten wollte? „Verdammt. Ich hab da keinen Bock drauf! Wenn sie dich unbedingt töten wollen, dann sollen sie es doch selbst machen!“ Er knallte die Kühlschranktür zu und zog wieder ab. Diesmal jedoch nicht in sein Zimmer, sondern aus der Wohnungstür. Er hatte sie so heftig zugeknallt, dass sie aus dem Schloss gesprungen war und nun einen spaltbreit offen stand. Abermals blinzelte ich. Pey war soeben abgehauen, aus welchem Grund auch immer. Er war wütend, und ich hatte keine Ahnung warum. Hatte er nicht noch vor ein paar Stunden in den Plan eingewilligt? Lag es vielleicht daran, dass er die Drecksarbeit erledigen musste? Innerlich lachte ich auf. So ein Flachwitz aber auch. Jedenfalls würde es sicherlich seine Zeit dauern, bis er sich abreagiert hatte. Ich hatte daher einen Freifahrtsschein nach draußen. Vor der Wohnungstür stoppte ich und trat mit zitternden Beinen in den Hausflur hinaus. Es war kalt und ich konnte mein Glück kaum fassen. Schnell beeilte ich mich und rannte die Treppen hinunter. Jetzt hieß es nur: Lauf um dein Leben! Ich war erst ein paar Schritte gerannt, war schon um die nächste Ecke gebogen und meine Beine trugen mich immer weiter weg. Doch ich wurde von Meter zu Meter langsamer. Ein tiefer Stich zog sich durch meine Brust. Reiß dich zusammen! Geh, solange du noch kannst! Ich lief und lief, wurde langsamer und blieb schlussendlich stehen. Der Mond prangte weit über meinem Kopf und erhellte die Gegend. Ich hatte keine Ahnung, wo ich hier war und was ich hier machte. Ich müsste nur einen Menschen finden der ein Handy besaß. Oder an irgendeiner Tür klopfen. Doch die Gegend war menschenleer. In weiter Ferne konnte ich die Hauptstraße hören. Die Auto’s welche über die Straße rasten. Aber was genau sollte ich zu den Leuten sagen, wenn ich wieder zu ihnen kam? „Sorry, dass ich solange verschollen war. Mich hat nur ein Fremder in seine Wohnung verschleppt, mich verführt und dann wollte er mich töten? Und dann hab ich das wie durch ein Wunder überlebt und seine Freunde haben auch versucht mich zu töten? Nur so nebenbei, ich glaub ja, oder eher ich hab gesehen, dass sie keine menschlichen Wesen sind. Aber halb so schlimm. Jetzt bin ich ja wieder da und wir können weiter machen wie gehabt.“?! Wohl kaum. Erst jetzt merkte ich, wie kühl es hier draußen doch war. Ich begann zu frieren. Ich wusste, ich musste weiter. Ich musste unter Menschen kommen! Doch meine Beine bewegten sich keinen Millimeter. Verdammt noch mal! Er wird dich bei lebendigem Leibe vergraben, wenn du dich nicht vom Acker machst! Geh einfach! Die Stimme in meinem Inneren schrie immer weiter, wurde immer lauter und ich sank ineinander. Ich konnte nicht mehr. Was brachte es schon, wenn ich weglief? Er würde mich finden. Und wenn nicht er, dann einer der anderen. Vielleicht Baka… Er war glaube ich derjenige, der am meisten sauer auf mich war. Ich wusste nicht genau, was es gewesen war, dass ihn hatte diese Schmerzen erleiden lassen und es tat mir wirklich leid. Ja, es war komisch, dass einer Person verzog, die mich töten wollte, aber ich konnte nicht anders. Es war schwer für mich, nachtragend zu sein. Ich lebte wahrscheinlich wirklich nach dem Motto: Vergeben und Vergessen… Was sollte ich also tun? Mich dazu zwingen, einen Schritt vor den anderen zu schaffen, zurück zum Internat laufen und versuchen, dort solange in Sicherheit zu leben, bis einer von ihnen mich holte? Sie wussten doch nun alle wo ich lebte. Wer weiß, vielleicht würden sie mich mit meiner Familie oder meinen Freunden erpressen, wenn ich nicht zurück kam und mich begraben ließ. Oder würden sie es so weit bringen, dass ich mir selbst etwas antat, weil sie einfach nicht im Stande waren, mich direkt zu töten? Verzweifelt schüttelte ich den Kopf. Was sollte ich nur machen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)