Matter of Time von Kayurinya (Every single chance I took was worth it.) ================================================================================ Kapitel 5: Re:member -------------------- Er war ein interessantes Kerlchen, das musste sie eingestehen. Sie hatte das Bedürfnis ihn besser kennen zu lernen. Sie sah ihm noch nach, doch sollte sie ihn erst Mal nicht mehr begegnen. Dieser Aufruhr um sie, gefiel der Rosahaarigen nicht. Lieber wollte sie ihre Ruhe haben. Die Bekanntschaft zu ihm hatte ihr schon gezeigt, dass man damit nicht in Ruhe lernen geschweige denn leben konnte. Ihr war nie aufgefallen, dass diese Art von Hetzerei noch in der Altersgruppe vertreten war. Wobei, diese Cheerleader strahlten jetzt nicht gerade Reife oder Intelligenz aus. Egal. Sie drehte sich um, ging in Richtung Bibliothek und verweilte dort jede freie Minute vor und zwischen den Vorlesungen. Der Vormittag verflog schnell, auch der „Ambulanz-Dienst“. Irgendwie war es schon fast langweilig, wenn man bedenkt, dass nichts passierte und der Tag einfach verging. Doch nach den heutigen Ereignissen wäre es vielleicht sogar das Beste, wenn sie ihm zunächst aus dem Weg ginge. Das würde einfach weiter in Stress ausarten und Sakura hatte einfach kein Interesse an derartiger Aufmerksamkeit. Sie wollte einfach nur ihr Studium mit möglichst Bestnote abschließen und einen guten Job bekommen. Da kam ihr so etwas völlig ungelegen. Morgen würde sie jedenfalls nicht mit dem Uchiha gemeinsam zur Uni gehen. Nicht nur, weil sie es nicht wollte, es war ein Mittwoch. An diesem Tag besuchte die Haruno lediglich einige Mittagskurse. So konnte sie am Abend zuvor Arbeiten und das daraus entstehende Schlafdefizit direkt wieder ausgleichen. Sie konnte so auch mitten in der Woche arbeiten. Theoretisch hatte sie mittwochs gar keine Kurse, aber sie ging zu bereits belegten Kursen, damit sie alles nochmal festigen konnte. Nicht dass sie das nötig hätte, aber besser man lernt zu viel, als zu wenig. Das war jedenfalls Sakura’s Devise. Schweigend und mit Musik in ihren Ohren lief sie nach Hause. Es war wunderbar. Niemand wollte etwas von ihr. Niemand sprach sie an. Kein Uchiha zu sehen und besonders nicht diese nervigen Cheerleader-Tanten. Die könnten wirklich noch ein Problem werden, wenn die Rosahaarige nicht aufpasste. Es war verflucht spät geworden. Dass er sich so ins Lernen vertiefen würde, hatte er nicht von sich erwartet. Doch das Buch war wirklich interessant gewesen und dass er den Inhalt in Klausuren wiedergeben müsste, machte die Sache dazu noch wesentlich einfacher. Es war momentan alles seltsam um ihn herum. Vor einigen Tagen kam dieses Mädchen, was ihm noch nie aufgefallen war plötzlich in sein Leben und war genauso schnell, wie sie gekommen war, einfach wieder verschwunden. Er sah sie oft, wenn er zur gewohnten Zeit zur Uni ging immer schon am Fenster der Bibliothek sitzen. Doch nicht an diesem Mittwoch. War sie mittwochs nie früh hier? Wieso fragte er sich das überhaupt? Jedenfalls hatte er sich die Woche brav an sein Sport-Verbot gehalten und somit seinen Team-Kollegen genauer auf die Füße und Hände geschaut. Und es war sinnvoll. Bei einigen konnte man tatsächlich wesentliche Verbesserungen bezeugen. Nicht, dass sie schlecht gewesen wären, aber so würden sie vielleicht sogar die Mannschaften der Unis schlagen können, die, seit er hier spielte, als unbezwingbare Rivalen in der Uni-Zeitung betitelt wurden. Vielleicht sollte er sich wirklich nicht von der Rosahaarigen ablenken lassen und trotzdem kam sie ihm immer wieder in seinen Gedanken vor. Irgendwas an ihr machte ihn stutzig. Irgendetwas machte sie interessanter, als die anderen Frauen um ihn herum. Irgendwas strahlte sie aus. Und irgendwas war ihr Geheimnis, welches er so intensiv herauszufinden versuchte. Sie passte einfach in kein Schema dieser Gesellschaft und dennoch hatte sie ihre kleine Nische gefunden und besetzt. Super. Seine Gedanken kreisten erneut um sie. Die Bahn ratterte unter seinen Füßen. Die Schlaufen der Haltestange schwangen hin und her. Sie vermied den Kontakt mittlerweile mehrere Wochen, wollte ihn scheinbar nicht sehen, nicht sprechen. Er hatte sich jedenfalls nichts vorzuwerfen, demnach war es ihre Entscheidung und vielleicht war es auch richtig so. Vielleicht hatten auch die Cheerleader ihre Finger im Spiel. Seine Gedanken waren das reinste Chaos. „Was so ein kleines Ding nur für einen Einfluss haben kann…“ murmelte er zu sich selbst. Ja, nicht nur ihm war aufgefallen, dass sie nicht mehr kam. Er wurde sogar schon von seinen Kumpanen angequatscht, ob er sich irgendwas geleistet hätte. Sein Blick glitt auf die dunklen und leeren Straßen. Die Beleuchtung in dieser Gegend war nicht gerade die Beste, jedoch galt dies nur für einige, bestimmte Stationen. Selbst hier war an einem Freitagabend nichts los. Jedermann begab sich auf die Spaßmeilen der Stadt und nur wenige Leute verirrten sich in diese vereinsamten Gassen. Oder täuschte er sich? Mit ihrer Tasche auf der Schulter hatte die Rosahaarige ihre kleine Wohnung verlassen. Sie hatte es etwas eilig, weswegen sie in zügigen Schritten von Laterne zu Laterne lief. Es war hier immer so düster in den hinteren Gassen. Die Straßenbahn schnellte an ihr vorbei, doch hatte sie keine Zeit auf diese zu achten. Die meisten Feierwütigen, ob nun Studenten oder ältere Leute würden ins Zentrum verschwinden und selten verirrte sich jemand in dieses Viertel. Es war als Rotlicht-Viertel verschrien, jedoch wurden diese Läden seit Jahren vom Staat dicht gemacht. Nun tummelten sich hier Kneipen, Cocktail-Bars, Diskotheken, Karaoke und Spiel-Tempel und auch das ein oder andere Hotel. Natürlich auch etliche Fressbuden. Sakura schwörte auf den Ramen-Laden neben dem „Masquerade“. Das waren einfach die Besten der ganzen Stadt. Kurz grinste sie. Irgendwie konnte man diese Straßen schon noch als „Vergnügungsviertel“ bezeichnen. Die Uhr der nächsten Bahnhaltestelle, die auf der anderen Straßenseite gelegen war, zeigte ihr die Uhrzeit. Verflixt, wieso war sie nur auf der Couch eingepennt. Das war doch alles zum Kotzen. Sie legte noch etwas an Tempo zu und verschwand schließlich in einer der dunklen Gassen. Seine Augen starrten in die Dunkelheit. So richtig glauben konnte er das, was er gerade gesehen hatte, nicht. Das war sie doch nicht gewesen. In dem Licht der Laterne hatte er tatsächlich geglaubt Sakura gesehen zu haben. Er blinzelte kurz, ehe sein Blick mit dem Boden der Stadtbahn Liebschaft machte. Was hatte sie hier zu suchen? Er kannte niemanden sonst mit rosafarbenen Haaren. Was nicht ausschließt, dass es nicht welche gab, aber dieses Mädchen würde er doch wohl erkennen. Was hatte sie in diesem verwegenen Viertel zu suchen? Nachdem die Bahnansage seine Station ansprach überlegte er sogar kurz in die entgegengesetzte Bahn einzusteigen, nur um sie zu suchen. Sie war nun noch eine Spur geheimnisvoller, noch weitaus interessanter für ihn geworden. Wo er sich so in seinen Gedanken wand und schließlich aus der Bahn trat, wurde er von einem abstrusen Gedanken verfolgt. War er nicht vor kurzem von seinem Bruder in genau dieses Viertel geschliffen worden? Wie hieß diese Bar noch gleich. Die mit der verdammt guten Tänzerin. Oft hatte er diese Frau im Kopf, sie hatte ihren Job gut gemacht. Doch es gab jemanden der öfter in seinem Kopf schwirrte. Aber diese Bar… Irgendwas mit M. Er käme gleich drauf. „Kommst du mit ins Masquerade?“ „Klar, die Cocktails dort sind echt super, nichts im Vergleich zu den Läden auf der Spaßmeile…“ „Und die Ramen-Bude dort ist echt die Beste der ganzen Stadt!“ Hörte er ein Gespräch mit, als seine Gedanken verstummt nach dem Namen gesucht hatten. Die Personen stiegen gerade in besagte entgegengesetzte Bahn und fuhren davon. War diese Gegend doch nicht so verwegen, wie gedacht? Wollte sie vielleicht einfach nur feiern gehen? Wozu dann die Tasche? Er raufte sich seine Haare. Was hat dieses Weib bloß mit ihm gemacht, dass er sich so für sie interessierte?! Die Blicke der vorbeigehenden Leute strafte er mit Ignoranz. Er würde jetzt nach Hause gehen und sich ins Bett legen, jawohl! Jetzt wo sie darüber nachdachte. Sasuke war doch vor kurzem auch in der Bar. Mit seinem Bruder. Leider hatte er nicht so begeistert geklungen, sodass sie nicht erwarten konnte, dass er dort nochmal aufkreuzen würde. Moment Mal, was dachte sie da eigentlich? Außerdem sollte er nicht wieder kommen. Nicht dass er sie nachher noch wiedererkennt. Das hatte sie bei ihm auch trotz der Maske geschafft. Also wäre das wirklich nicht gut. Heute war in den dunklen Gassen weitaus weniger beängstigend, da die hell erleuchteten Nebenstraßen voll mit Menschen waren. Hin und wieder kamen ihr einige Gruppen von Feierwütigen entgegen. Zum Glück war sie eher unscheinbar gekleidet mit ihren Sport-Klamotten. Die waren aber auch überaus gemütlich und nicht so eng anliegend, wie die meisten Kleidungsstücke für Frauen. Immer diese Fleischschau, die im Alltag auf der selbst so vollen Straße Tokyos so tief verankert war, ging ihr schon immer irgendwie auf den Senkel. Dass sie sich natürlich in dieser Bar so spärlich bekleidet präsentierte machte ihren Standpunkt nicht gerade glaubwürdig. Kurz bevor Sakura die Türklinke des Personaleinganges berührte, hielt sie inne. Würde sie ihr ganzes Studium hier arbeiten müssen? Hätte sie nicht die Möglichkeit auf einen genauso gut bezahlten aber weniger grenzwertigen Job? Sie seufzte. Eigentlich machte es ihr doch Spaß. Eigentlich tanzte sie so gerne und mixte auch gerne hinter der Bar ihre Cocktails. Besonders ihren selbst kreierten „TC-Mix“. Sie atmete einmal tief ein und umschloss mit ihrer Hand die Klinke, ehe sie das Etablissement betrat. Eigentlich liebte sie ihren Job. Allen den Kopf verdrehen und dafür bezahlt werden. In ihrem normalen Leben ungewünscht, hier aber absolut gewollt. Er schloss die Türe seiner Wohnung hinter sich. Das Chaos lag vor ihm. Er lief kopfschüttelnd und im Slalom um die, am Boden liegenden, Gegenstände. Schob mit seinen Füßen Klamotten, die weder seine, noch Narutos waren, leicht angewidert, zur Seite. Wie konnte Naruto sich nur in diesem Dreck wohl fühlen? Die Küchenspüle quoll über mit benutztem Geschirr. Klar, hatte auch Sasuke Pflichten, aber alles aufräumen, was der Uzumaki liegen ließ, hatte er vor langer Zeit schon satt gehabt. Vielleicht sollte sich der Uchiha eine eigene Bude suchen, in der er sein eigener Herr ist und wo er nicht hinter anderen her räumen müsste, außer hinter sich selbst. Sein eigenes Geschirr spülte er in der Regel sofort und meistens im Badezimmer, da die Küchenspüle voll war und bereits eigene Kulturen in sich verbarg. Ein Schauder lief dem Schwarzhaarigen den Rücken runter. Toll. Morgen hat er sicher eine fette Bratsche im Gesicht. Wieso hatte er sich das auch bildlich vorgestellt, er wusste doch wie schnell der Herpeserreger aufgrund von Narutos Verhalten und Lebensstils bei ihm ausbrach. Noch ein Grund für eine eigene Wohnung. Vor sich hin murmelnd schloss er die Zimmertüre hinter sich und legte seine Sachen beiseite. Heute war ein anstrengender aber auch lehrreicher Tag gewesen. Er hatte viele interessante Sachen in diesem Buch gelesen, dennoch freute er sich auf den kommenden Samstagmorgen, wenn er wie gewohnt seine Strecke lief. Endlich war wieder Wochenende. Vielleicht nahm er mal wieder seine alte Route. Es waren 3 Kilometer, die er dadurch zusätzlich laufen würde und es waren besonders am Morgen wirklich angenehme, ruhige und schöne 3 Kilometer. Auch wenn sie komplizierte Erinnerungen wach riefen, war es diese Strecke wert. Seltsam, dass seine Gedanken nun an jenen Ort, an jenes Ereignis zurückflogen. Kurz sein Shirt über den Kopf gezogen und über einen Stuhl gelegt, legte er sich auf sein Bett, schloss die Augen. Der Rückblick wirkte wie ein unrealistischer Traum. Damals war er gerade mal 15 Jahre alt. Seither war er dort auch nicht mehr gewesen, hatte den Ort stets vermieden. „Cherry, da bist du ja! Ich werde ständig gefragt, wann du endlich kommst.“ Lachte die Blonde ihr entgegen. „Jetzt bin ich ja da!“ Kam ein Gegenlächeln. Die Rosahaarige stellte sich hinterm Tresen zu ihrer Freundin und knotete ihre Schürze am Rücken fest. „Musst du heute nicht auch hoch?“ „Erst später. Ist ja noch früh…“ Grinste die Haruno. „Ach so, es kommt mir vor, als hätte ich schon wieder ‘ne Nacht durch gearbeitet…“ Temari stöhnte, während sie einige Gläser abtrocknete. „Ist so viel los heute?“ Die Rosahaarige mixte gerade einen Cocktail. „Irgendwie schon, aber dafür vergeht die Zeit, wie im Flug.“ Die erste Stunde verging tatsächlich relativ schnell, da sehr viele Gäste und auch neue Gesichter in der Bar waren. Vielleicht hatte sich die Bar rumgesprochen. Naja. Gut für Sakura. Durch ihr natürliches und auch leicht verführerisches Verhalten gab es mächtig viel Trinkgeld an dem Abend. Sie hatte viel gelernt, seit sie hier arbeitete. Ungern erinnerte sie sich an die ersten Wochen hier, als sie noch das schüchterne Mauerblümchen war, dass aus Angst des persönlichen Ruins diesen Job angenommen hatte. Doch jetzt konnte sie sich keinen besseren Nebenjob vorstellen. Sie blühte geradezu auf und adaptierte sich schnell an diese unbekannten und neuen Umstände. Und das erste Mal auf der Bühne, Wow, dieses intensive aber wohlige Kribbeln im Magen würde sie niemals vergessen, zumal sie es kurz bevor ihre Show los geht immer wieder bekommt. Allerdings nur noch in mäßigen Dosen. Schade für die Rosahaarige. Vielleicht gibt es ja irgendwann mal einen neuen Anlass, der ihr dieses Gefühl gab. Ihr Herz in die Hose rutschen lässt. Sie grinste, während sie eine weitere Bestellung aufnahm. Ihr Leben war gerade eigentlich ziemlich cool. Das konnte sie nicht abstreiten. Das Rauschen der Blätter in dem abendlichen Wind, die Musik in seinen Ohren summte er vor sich her. Seine Gedanken flogen gerade umher, hatten kein bestimmtes Ziel, er lief, wohin sich seine Beine trugen. Es war schon ein kleines Weilchen her, dass er sich einfach mal Zeit zum Entspannen gönnte. Nicht Joggen, nicht lernen, das würde erst morgen kommen. Er hatte zwar vor sich her gedöst, doch verschlug es ihn nach draußen. An möglichst menschenleere Orte und das war an einem Freitagabend nicht schwer. Die Seitenstraßen und die Parks waren leer, wie auch die Route am Kanal entlang. Das Wasser spiegelte das Bild des Himmels wieder, welches wegen der Strömung leicht flimmerte. Die Wellen verzerrten das Bild, was es nicht minder schön machte. Er atmete die kühle Nachtluft tief in seine Lunge ein, versuchte die Gerüche, die dabei seine Nase auffing zu identifizieren. Feuchtes Gras, gemischt mit Erde. Den Stadtsmog hatte er gelernt auszufiltern. Seine Lungen hatten sich auch erst daran gewöhnen müssen. Selbst wenn das hier nur ein äußerer Bezirk Tokyos war, so war dieser auch sehr mit Abgasen und Smog verseucht. Die Stadt versuchte dagegen anzukämpfen, bisher leider vergebens. Weiter seines Weges gehend kam ihm wieder ein Bild der Rosahaarigen in den Sinn. Er war weiterhin darin bedacht zu erkennen, wieso er so ein Interesse an ihr hegte. Was sie so interessant machte. Vielleicht würde er das gar nicht herausfinden können. Vielleicht musste er das auch nicht. Vielleicht sollte er einfach geduldiger sein und abwarten, was passiert. Dann würden seine Gedanken sich nicht ständig im Kreis drehen und er könnte sich endlich wieder auf das wichtige in seinem Leben konzentrieren. Immerhin würde er sein Stipendium verlieren, würde er seinen schulischen Pflichten nicht nachkommen. Er lachte kurz in sich hinein. Alle glauben, dass er mit dem Namen Uchiha in einer reichen Familie lebte, doch dem war nicht so. Das Uchiha-Imperium war schon lange gefallen, noch bevor Sasuke auf die Mittelschule ging. Sein Vater hatte es damals an seinen Großonkel verkaufen müssen. Das war der Untergang, dennoch schaffte er es die roten Zahlen zu verstecken, sodass der Name nicht in den Dreck gezogen wurde. Ob das so gut war, war wieder etwas anderes. Vermutlich waren die Geschäfte illegal und der Name seiner Familie würde auf kurz oder lang einen mächtigen Wertverlust erleiden. Jedenfalls war er mittelständisch aufgewachsen und konnte einfach gut mit Geld umgehen, wobei dies scheinbar so aussah, als hätte er viel davon. Ihm selbst war es eigentlich egal, er war froh, als sein Vater sich wieder zu seiner Familie gesinnte. Der Schwarzhaarige brauchte kein Geld, keine Firma, die er übernehmen müsste und somit seinen hätte Traum aufgeben müssen. Das klang ziemlich egoistisch, aber andersherum auch wieder nicht. Uchiha. Wieso wird man in der Gesellschaft eigentlich so reduziert. Als hätte er sich ausgesucht in welche Familie er geboren wurde. Abstrus diese Welt. Völlig irrsinnig zu glauben, man sei was Besseres, nur weil man in einer bestimmten Familie oder einem bestimmten Land geboren wurde. Genauso mit Religion. Wieso entscheidet ein Mensch, was das Richtige für andere ist? Eigentlich ist doch nur das friedliche Miteinander wichtig. Wissen warum was wie ist. Verständnis füreinander haben. Dass man keine Angst haben muss, jedenfalls nicht vor jedem per se. Kurz schnaubte Sasuke auf und blickte in den Sternenhimmel. Vielleicht sollte er doch was trinken gehen. Diese Gedanken waren ja nicht aus zu halten. Die Stunden vergingen schnell, denn an der Bar war immer etwas los. Sakura war bereits in ihrem kleinen Umkleide-Eckchen verschwunden. Ihr Outfit war heute wesentlich mehr Stoff als sonst. Leicht verwundert zog sie es an. Dabei verrutschte ihre Maske, die sie den ganzen Abend schon trug. Manchmal vergaß man wirklich, dass man eine Maske trug. Seltsam. Sie sah einige Federn zu Boden gehen. „Oh nein, nicht die schöne Maske…“ nuschelte sie sarkastisch. Sie nahm die beschädigte Maske von ihrem Gesicht und griff nach einer Weiteren aus ihrer offenen Schublade. Sie sah fast genau so aus, wie die Vorherige. „Zum Glück haben wir einen Vorrat“ kicherte sie sich im Spiegel zu. Sie redete schon mit sich selbst. Was war nur mit ihr kaputt momentan. Sie trauerte ihrer alten Maske nicht weiter hinterher und begab sich in Richtung Bühne. Ihre Finger striffen an den Gittern der erhöhten Musikanlage entlang, sodass der DJ ihre Anwesenheit bemerkte. „Lied 4, deine CD?“ kam direkt die Frage. „Mit Ansage, bitte!“ lachte die Rosahaarige auf. Es dauerte keine Minute, da tanzte die Rosahaarige mit ihrer langen Mähne bereits auf der Bühne. Sie hatte sich eine andere Choreographie ausgedacht und versuchte diese auch irgendwie durchzuziehen. Letztlich war sie teilweise in ihre alte Choreographie verfallen. Das war aber nicht der Rede wert. Immerhin wusste das niemand, außer ihr selbst. Jedenfalls wusste niemand, dass es keine Absicht war. Er lief gerade in eine Seitengasse hinein, wovon er glaubte, dass es eine Abkürzung nach Hause sei. Zugeben, dass er sich in diesen kleinen Gassen nicht auskannte, würde er sowieso nicht. Jedenfalls nicht mal eben so. Es dauerte nicht lange, da bog er wieder um die Ecke und immer mehr Menschen tummelten sich auf den Gehwegen. Dabei dachte er sich erst mal nichts und lief weiter, bis ihm einige bekannt vorkommende Häuser ins Auge fielen. Nach einer gefühlten Ewigkeit des Herumirrens stand er plötzlich vor einem Restaurant auf Ramen spezialisiert. Natürlich kannte er den Laden. Er erinnerte sich an diesen eigentlichen kleinen Imbiss. Hier war dieser Laden. Er schaute sich um. Dieses Lokal. „Masquerade“ stand in schwungvollen Buchstaben auf dem Leuchtschild. Der Eingang war mit weiteren Lampen in der Dunkelheit erkennbar gemacht. Hier war er doch vor einigen Wochen gewesen. Klar, sein Bruder hatte ihn hier her geschleppt. Das war die Tanzbar mit dieser überaus attraktiven und begabten Tänzerin. Aber das ist ja eigentlich Voraussetzung für eine Tanzbar oder etwa nicht? Talent und gutes Aussehen? Aber an diese konnte er sich sehr gut erinnern. Schon allein, weil sie die einzige war, die er je gesehen hatte. Jedenfalls hatte sie ziemlich lange Haare. An dessen Farbe konnte er sich nicht entsinnen, da das Licht es irgendwie unmöglich gemacht hatte, diese zu identifizieren. Kennen konnte er diese junge Frau jedenfalls nicht. Er kannte niemanden mit solch langen Haaren, geschweige denn eine derart begabte Tänzerin. Schulterzuckend lief er an dem Laden vorbei und trat in den Ramen-Imbiss ein. Zwar war er nicht so versessen auf Ramen, wie Naruto, dennoch aß er sie gelegentlich gerne. Jedenfalls die frisch zubereiteten Nudeln und nicht die Instant-Dinger. Da lief ihm ein Schauder über den Rücken, wenn er daran dachte, dass sein blonder Kumpel sich davon 5 Stück hintereinander reinziehen konnte. Mindestens. Er bestellte sich seine Nudelsuppe und setzte sich an den Tresen. Ihm war sichtlich langweilig. Sollte er vielleicht doch nochmal in den Schuppen nebenan gehen? Ein paar Cocktails gönnen. Es war wenigstens nicht so weit weg, wie das Zentrum. Wieso war er eigentlich hier? Was hatte ihn genau hierher bewegt? Er konnte es nicht so genau sagen. Seine Füße hatten ihn einfach her getragen. Naja, eher seine Orientierungslosigkeit. Irgendwie war er froh gewesen, eine bekannte Gegend gefunden zu haben. Wer weiß, wie lange er diese Nacht noch unterwegs gewesen wäre. Aber dass er hier war änderte nur wenig. Eigentlich war diese Bar nichts für ihn. Generell waren Bar und Disco nichts für ihn. Er hatte Besseres zu tun, als sich mit Weibern zu vergnügen. Wobei würden sich eher Weiber mit ihm Vergnügen wollen. Immerhin kannte man die Uchiha-Familie und ihn somit auch. Sauerrei. Da war das Masquerade natürlich wieder von Vorteil. Mit den Masken erkannte man ihn nicht so leicht, als ohne. Zusätzlich waren die Lichter ziemlich gedimmt und auch eher auf die Bühnen und Tanzflächen gerichtet. Vielleicht kann er sich dort gemütlich an die Bar setzen. Aber was sollte er dort. Seinen Bruder treffen? Er schnaubte kurz über seine eigene Ironie. Sein Bruder war sicherlich dort. Immerhin war er Stammgast und Sasuke hatte ihm gegenüber sein Desinteresse klar und deutlich gezeigt. Dass er solche Läden nicht leiden kann, in denen sich die Frauen halb nackt vor den Kerlen räkeln. Sein Ramen schlürfend waren seine Gedanken wieder bei dieser geheimnisvollen Tänzerin. Sie sah eher so aus, als würde ihr der Job gefallen. Naja. Jedem das Seine. Vielleicht kommt er irgendwann mit Naruto her. Aber für heute ging er lieber nach Hause. Er bezahlte seine Mahlzeit und übermittelte dem Inhaber und Koch, dass es sehr lecker war und dass er sicherlich wiederkommen würde. Er trat aus dem kleinen Büdchen aus und sah sich um. Die dunkle Gasse wirkte ein wenig verlassen und düster, allerdings mussten sich seine Augen zunächst an das spärliche Licht der Laternen gewöhnen. Sein Weg nach Hause war schnell gefunden, den kannte er nämlich noch vom letzten Mal. Er merkte sich den kurzen Weg unbewusst, sodass sein nächster Besuch hoffentlich keine Umwege mehr fordern würde. In einer der vielen Gassen, die als Hinterausgang der Geschäfte diente, sah man eine junge Frau an der Wand lehnen. Sie sah erschöpft aus. Irgendwie war ihr so unsagbar warm hier draußen. Es war fast Oktober und die Nächte wurden nun wieder kühler. Leider nicht so kühl, dass man es als angenehm empfinden konnte. Zusätzlich hatte sich ihr Blutdruck plötzlich so stark erhöht, dass sie schwitzte. Dieser Uchiha war hier gewesen? War er auch in der Bar gewesen? Das konnte nicht sein, oder? Sie war so verwirrt, als sie ihn aus dem Ramen-Imbiss gehen sehen. Sie stieß sich von der Wand ab und sah ihn hinterher. Er verschwand gerade hinter einer Ecke, hinter der er auch beim letzten Mal verschwand, als sie da waren. Diesmal zu Fuß und ohne großen Bruder. Sie schüttelte den Kopf. Selbst wenn er in der Bar gewesen sein sollte, hätte er sie sicherlich nicht erkannt. Das hatte er beim letzten Mal ja auch nicht. Oder doch? Verwirrt lehnte sie sich wieder gegen die Mauer des Hauses. Wieso musste er nur auf den Straßen umher laufen und sie war durch den Wind? Hatte sie wirklich nur Angst, dass er ihr kleines Geheimnis herausfände? Und was würde er wohl tun, wenn er es täte? Normalerweise würden die Leute das mittels Buschfunk so weit ausposaunen, dass jeder es wissen würde. Aber war er auch so? Sasuke Uchiha? Wie sollte sie ihn einschätzen? So, wie es sein Name vermuten ließ oder so, wie sie ihn bisher kennengelernt hatte? Das war nicht so einfach, aber sie verließ sich darauf, dass, selbst wenn er es wissen sollte, er es für sich behalten würde. Ansprechen würde sie ihn auf keinen Fall. Das wäre reiner Selbstmord. Jedenfalls für ihrem Ruf als unauffälliger Musterstreber. Diese Gedanken stellten ihre Welt auf den Kopf. Die Rosahaarige war so durcheinander, hätte jetzt so gerne jemanden, mit dem sie reden könnte. Kurz war ihr Kopf wie leer gefegt. Ihr Vater hätte ein offenes Ohr für sie, wobei sie sich nicht sicher wäre, ob er nicht mit einer Schrotflinte eine Jagd auf den Jungen ansetzen würde, der ihr Mädchen so einfach aus der Bahn warf. Leise kicherte sie in sich hinein. Er machte immer diese Witze, dass er nicht jeden dahingelaufenen Kerl akzeptieren würde. Für seine kleine Prinzessin war nur das Beste gerade gut genug. Sie vermisste seine bedingungslose Liebe, die er Tag für Tag bewies, wenn er Frühstück machte oder sie verhätschelte, wenn sie auch nur die Anzeichen eines Schnupfens zeigte. Sie studierte Medizin, aufgrund ihres Vaters. Er war Oberarzt gewesen und sie wollte es ihm gleich tun. Allerdings hatte er damals seinen Job gekündigt, als ihre Mutter schwanger geworden war und diese ihre Karriere nicht aufgeben wollte. Natürlich hätten sie mehr Geld gehabt, wenn ihre Mutter ihr eine wirkliche Mutter gewesen wäre, aber sie war eine egoistische und auf den Ruf ihres Mannes eifersüchtige Frau, die lieber ihrem Gatten die Zukunft verbaute und ihre leibliche Tochter hasste. Schnell mit Kaiserschnitt das Kind planbar rausgeholt und keine Woche später war sie wieder unterwegs. Lieber so, als ihre eigene Karriere aufs Spiel zu setzen. Aber irgendjemand musste sich um das kleine Kind kümmern und diese Aufgabe hatte ihr Vater liebevoll und bemerkenswert gemeistert. Sie sah sein Lächeln vor ihrem inneren Auge und die Tränen sammelten sich vor ihrer Linse, dass ihr Blick verschwamm. Sie rollten still und leise ihre Wange hinunter. Das Leben war einfach nicht fair, dennoch gab die Haruno nicht auf. Sie würde weiter Kämpfen und in die Fußstapfen ihres Vaters steigen. Auch sie würde Menschen, so weit wie es möglich war, helfen. Dafür lernte sie viel und arbeitete übergangsweise hier. Doch, wenn herauskäme, dass sie sich so ihr Geld verdiente, wäre das wieder schlecht für ihren Ruf. Ihre Chancen würden so weit schrumpfen. Vermutlich bekäme sie nie eine Stelle als Ärztin. Einen Ruf bekommt man so schnell nicht gerettet, wenn er einmal durch den Dreck gezogen wurde, besonders, wenn er mal hoch angesehen war. Wieso waren alle eigentlich auf die Allgemeinheit so beschränkt und hören auf einen allgemeinen Ruf? Könnte er nicht auch gefälscht sein? Worauf basiert ein schlechter Ruf und was ist ein guter Ruf? Wie genau kommt der zu stande? Was definiert hier Gut und Böse? Eine gesellschaftliche Norm? Ein paar Menschen, die auf ihre Gewohnheit beharren, dass etwas schlecht sei, weil es immer als schlecht galt? Das macht jegliche Art von Entwicklung doch unmöglich. Sturheit und Ignoranz, Selbstsucht und Gier machten die Gesellschaft zu dem, was es ist. Ein stagnierendes System, was durch freiheitsliebende Menschen auch wieder als schlecht bezeichnet wurde. Sie hätte irgendwas mit Philosophie studieren sollen. Sie kicherte wieder. Das mit dem Gut und Böse-Denken bekam man nur schlecht aus seinem Bewertungsprinzip raus. Aber das machte auch wieder die Vielfalt der Menschheit aus. Jeder sah alles etwas anders. Und das machte es wieder spannend. Sie seufzte und schaute aus der dunklen Gasse auf die vorbeigehenden Menschen. Ob die sich von einer Ärztin behandeln lassen würden, wenn sie wüssten, wie sie sich ihr Studium finanziert hatte? Klar gab es noch gesellschaftlich kritischere Nebenjobs, aber schon so hatte die Rosahaarige keine ernstzunehmenden Gelegenheiten um ihrem Traum auch nur einen Zentimeter näher zu kommen. Jedenfalls wenn es publik gemacht werden würde. Ihr Blick nun zu Boden gerichtet, sah sie die runden nassen Flecken. Wie war sie jetzt auf diese Gedanken gekommen? Wieso erinnerte sie sich gerade jetzt an ihren Vater und seine gesellschaftskritische Meinung? Sie rieb ihre Tränen vorsichtig trocken, damit die Schminke nicht allzu sehr verwischte. Tief sog sie die Nachtluft in ihre Lungen und entließ sie langsam. Das beruhigte ihr Herz und auch ihre Seele, sodass sie ihre Pause beenden und weiter arbeiten konnte. Pause konnte man diese Achterbahnfahrt ihrer Gefühle nicht nennen. Es war bereits 3 Uhr nachts, als sie in ihr Bett fiel. Sie hatte nicht mal mehr die Energie sich die Zähne zu putzen. Sie zog sich mühevoll und murrend ihre Klamotten aus, nur um sich langsam wieder in ihre Schlafgewänder zu kleiden. Ihr Handy steckte sie an das Ladekabel, welches neben ihrem Bett lag und prompt zog sie die Decke über sich, da war sie auch schon eingeschlafen. Sie lief am Morgen, früh wie immer, einen anderen Weg als üblich. Es verschlug sie an die Kanalstraße, dort wo der Fluss entlang der Straße floss. Es gab zwischen 2 Brücken einen Steg, den sie verwundernd erblickte. Wofür war der eigentlich? Der Kanal war viel zu flach, dafür, dass man mit einem Boot darüber fahren konnte, aber auch wieder zu tief und schnell, als dass man darin schwimmen könnte. Ob es Fische gab, die es dort zu angeln gab? Ihr Weg führte nicht sehr lang an dem Kanal entlang, dennoch hatte der morgendliche Anblick etwas Beruhigendes an sich. Die Sonne ging unwahrscheinlich schnell unter. Dabei war doch eigentlich morgens oder? In der Dunkelheit leuchteten ihr nun die ersten Sterne den Weg. An dem Steg saß ein junger Mann, welcher sich umdrehte, als ein Mädchen zu ihm kam. Sie hatte scheinbar etwas zu Essen dabei. Sie schätze das Alter der beiden Jugendlichen auf 15 Jahre. Die Uniform hatte sie früher auch getragen, stellte sie fest. Der Junge stand auf und die beiden standen stumm gegenüber ehe sie verlegen lächelten. Gemeinsam gingen sie vom Steg, auf dem Weg, wo auch Sakura lief und verwundert zu den beiden hinüber blickte. Sie liefen in die gleiche Richtung wie sie selbst, einige Meter vor ihr. Sie versuchten immer wieder ein Gespräch aufzubauen, was kläglich scheiterte. Als würden sie nicht wissen, über was sie reden sollten. Die Rosahaarige konnte in der nun stock finsteren Dunkelheit nicht genau erkennen, wer die beiden waren. Kennen tat sie Leute in diesem Alter jedenfalls nicht. Die Straßenbeleuchtung schaffte es kaum, etwas Licht auf diesen vertieften Gehweg Nahe dem Wasser zu bringen. Zu viele Büsche und Sträucher hinderten die Helligkeit daran. Die Haruno musste leicht lächeln, als sie bemerkte, was gerade vor ihr ablief. Kurz redete das Paar miteinander, sie sich dann einander ansahen, wegsahen und ihre Hände anschließend zusammenfanden. Süß, waren ihre Gedanken, als sie den beiden folgte. Wie in einem kitschigen Shoujo-Manga, kicherte sie stumm. An ihr huschten einige seltsame Gestalten vorbei. Sie konnte die Personen nicht genau erkennen, die Gesichter waren durch Kaputzen verdeckt. Sakura ahnte Schlimmes, wollte die zwei Jugendlichen warnen, ihnen zurufen, doch ihre Stimme blieb stumm. Selbst nach mehrmaligen Versuchen entrann ihrer Kehle nicht einen Ton. Verwirrt darüber lief sie in die Richtung der beiden Jugendlichen, erreichte sie sogar eher, als diese dunklen Gestalten. Doch wieder blieb ihre Stimme stumm, nahmen sie die Rosahaarige denn gar nicht wahr?! Entsetzt entfernte sie sich einige Schritte von den ungleichen Gruppen. Das wollte sie nicht mit ansehen, aber irgendwas hinderte sie daran, von hier wegzulaufen. Wieso konnte sie nicht weg? So könnte sie wenigstens Hilfe holen. Aber dann nahm alles seinen Lauf. „Hey Junge, willst du das Mädchen nicht mit uns teilen? Wir helfen dir auch gerne dabei!“ In ihrem Kopf hallte es leiste. „Es tut mir leid, dass du das mitbekommen musst…“ Der Junge blickte ruhig zu dem leicht irritierten Mädchen. Er drehte sich um und stellte sich schützend vor ihr auf. Dadurch dass er so viel größer war als sie, war sie völlig von ihm verdeckt. „Lauf.“ Flüsterte er noch. Wieso konnte sie das Gesicht des Jungen nicht deuten? Er kam ihr so unsagbar bekannt vor, aber dann auch wieder nicht. Es war seltsam, diese ganze Sache hier war seltsam. Das Mädchen blickte auf den breiten Rücken ihres scheinbaren Beschützers. Verwirrt blickte Sakura in das Gesicht des Mädchens. Das vorher so verschwommene und nicht erkennbare Gesicht. Sie kannte dieses Gesicht sehr gut. Oft hatte sie es gesehen. Jeden Tag. Spiegel. Sie war es selbst. Lediglich jünger. Das Alter war scheinbar gut geschätzt. Mit großen Augen staunte sie über ihre eigene Fantasie. Wieso wurschtelte diese so einen Quatsch zusammen? Jedenfalls konnte das keine Erinnerung sein, dafür war ihr diese Situation viel zu fremd. Daran würde man sich ja wohl auch erinnern. Besonders, wenn es eine Person war, die man gerne hatte und diese einen noch beschützt. Das wäre prägend gewesen, jedoch hatte sie so etwas nie erlebt. Die Gruppe der Jungs fingen den Streit an und ein Schlag folgte dem Nächsten. Die Rosahaarige wehrte sich, als einer der Jungs sie zu Packen bekam. Die erwachsenere Version konnte nicht eingreifen. Sie schrie, als einer der Kerle sie an der Hand in eine Richtung zerrte, doch weit kam er nicht. „Lasst die Finger von ihr!“ Er schlug dem Kerl ins Gesicht. Aus dem fremden Gesicht tropfte das Blut. Er schubste die verängstigte Rosahaarige weg, dabei stolperte sie leicht zurück, ehe sie auf dem nassen Gras, das am Wegrand wuchs ausrutschte. Sakura bekam plötzlich immense Kopfschmerzen, als sie zusah, wie sie selbst von dem kleinen Weg über die Wiese ans Ufer rutschte. Sie war bewusstlos, stellte sie selbst ihre Diagnose. Sie kniete sich zu sich selbst hinunter. Sie hatte scheinbar nur Schürfwunden davongetragen. Ihr Blick richtete sich nun auf ihren Begleiter. „Sakura!“ rief er. Eigentlich wollte er sofort zu ihr, doch die Typen hinderten ihn daran. Diese Kerle waren älter als er, und ebenso auch stärker. Er konnte nicht viel tun, außer die Schlage so gut wie möglich blocken oder einstecken. Drei Typen schlugen scheinbar aus Spaß auf ihn ein. Seine Lippe war bereits aufgeplatzt und auch sein restlicher Körper war stark in Mitleidenschaft gezogen worden. „Kommt so ist es total langweilig…“ Somit hauten diese Gestalten ab, wie sie auch gekommen waren. Kurz lächelte er. Auch wenn er Schmerzen hatte, so hatten sie es nicht geschafft sich dem Mädchen zu widmen. Dann drehte er sich instinktiv um, und versuchte das Gras hinunter zu ihr zu schlittern. Er stolperte und sah recht wackelig auf den Beinen aus. Mehr schlecht als recht kam er bei dem bewusstlosen Mädchen an. „Es tut mir so leid.“ Sie konnte ihn nicht hören, stellte die ungewollte Zuschauerin fest. In der Nähe betrachtet waren seine Haare dunkel, ebenso wie seine Augen. Das könnte vielleicht auch an der Dunkelheit liegen. Die Stimme zitterte, vermutlich vor Schmerzen. Sie erschauderte, als sie sich die zahlreichen Wunden ansah, die er für sie erlitten hatte. Überrascht über seine verbliebene Stärke, sah sie, dass er die leicht verletzte Sakura auf seine Arme hob und mit ihr in Richtung Straße lief. Das Licht blendete stark und nachdem ein hupendes Auto an ihnen vorbei gerast war. Der Handlungsort hatte gewechselt. Alles verschwamm, als würde man mit Wasser einfach das erste Bild abwaschen und das nächste kam zum Vorschein. Von der dunkeln Umgebung war sie nun in ein helles Krankenhauszimmer gewechselt. Das war alles so verwirrend. Wieso träumte sie das? Eine Vorahnung kann es kaum sein, sie war immerhin schon gute 5-6 Jahre älter. Bei dem Licht, sah sie, dass sie im Bett leg, weiterhin bewusstlos. ihr Begleiter und Beschützer von vorhin war versorgt worden, was nach ziemlich viel Arbeit aussah, da er scheinbar viele VerletzunKurz begutachtete sie das Klemmbrett, welches am Patientenbett befestigt war. Gehirnerschütterung, Schürfwunden, bisher bewusstlos. Auch sie hatte einen Verband um ihren Kopf, einige Pflaster zierten ihren Arm. Nein, sie war lange nicht so schwer verletzt gewesen, wie er. Seine Haare waren tatsächlich dunkel gewesen. Ihr Begleiter hielt ihre Hand, redete mit ihr, dass es ihm Leid tue. Aber er konnte doch nichts dafür? Einige Schritte lief sie auf ihn zu, indem sie selbst sich liegen sah. Ihr Blick galt aber eher dem verzweifelten Jungen. Sie sah in das Gesicht, welches ihr wieder so bekannt vorkam. Doch war es einfach Keines was sie kannte. Diese weichen Gesichtszüge, diese markanten Augen. Dieser unendlich traurige Gesichtsausdruck verfremdete dieses Gesicht noch mehr. Wer zum Henker war er? „Sakura-Mäuschen!“ Ihr eigener und der Blick des Jungen glitten in Richtung der Stimme. „Du elender Schuft! Du hast Sakura in diese Lage gebracht! Verschwinde und lass dich nie wieder blicken!“ „Aber Haruno-san…“ Versuchte er sich zu rechtfertigen. „Verschwinde. Ich will dich nie wieder auch nur in der Nähe meiner Tochter sehen!“ Sakura selbst verstand nicht. Wieso gab ihre Mutter ihm die Schuld und seit wann hatte sie sich so viele Sorgen gemacht? Der schwarzhaarige Junge stand noch in der Türe, blickte auf das Bett und die Frau, die scheinbar sehr besorgt um die Rosahaarige war. Er machte kehrt. Was sollte er tun. Die Dame hatte Recht. Er war schuld daran gewesen und er konnte sie nicht richtig beschützen. Natürlich hatte er sie nicht verdient. Er murmelte etwas vor sich her, doch verstehen konnte Sakura das nicht. Sie folgte ihm noch bis zum Ausgang, dann blockierte etwas Unsichtbares ihre Verfolgung. „Warte…!“ Der Angesprochene drehte sich um, aber scheinbar nicht, weil er sie gehört hatte, sondern eher, zum Abschied. Dann verschwand er in der Dunkelheit, in die sie nun fiel. Von dem Schrecken des Fallens fuhr sie hoch. Sie saß in ihrem Bett. „Was war das?“ Sie hielt ihren Kopf. Es war eine seltsame Situation gewesen. War es wirklich passiert? Wer war dieser Schwarzhaarige Kerl, den sie einfach nicht erkannte? Und wieso zum Henker war ihre Mutter so besorgt? Wieso hatte ihre Mutter ihm die Schuld gegeben? Da scheint es etwas zu geben, was Sakura vergessen hatte. Tief in sich vergraben. Aber was sollte sie nun tun? Sie hatte niemanden, den sie fragen konnte. Ihre Mutter wäre da sicherlich auch keine Hilfe. War sie sich denn so sicher, dass die Ereignisse im Traum wirklich passiert waren? Nein. Es war nur ein Traum. Ganz sicher. Das wäre doch sonst seltsam oder? Sie kannte den Schwarzhaarigen aus ihrem Traum nicht. Der einzige Schwarzhaarige, der vielleicht dem aus ihrem Traum ähnlich sehen könnte, hatte sie bevor er sie vor dem Auto rettete, noch nie gesehen. Nachdem die Rosahaarige anhand ihres Weckers festgestellt hatte, dass es noch einige Stunden zu Schlafen gab, entschloss sie, dies auch zu tun. Die weitere Nacht verlief traumlos, ehe sie am nächsten Morgen noch immer gedanklich bei der scheinbaren Illusion war. Sie hatte ihn nicht vergessen. Wie könnte sie auch. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)