Behind Reality von Ookami-no-Tenshi (Hinter der Wirklichkeit) ================================================================================ Kapitel 2: 2. Neues Wissen -------------------------- 2. Neues Wissen Ich komme mir irgendwie ein wenig nutzlos vor. Stehe hier mitten im Raum, während alle anderen um mich herum los sprinten. Die Aufgaben in der Gruppe scheinen genau verteilt zu sein. Während Chris auf der Tastatur seines Laptops herumtippt, sind Emily und Sam nach hinten zu der einzigen Tür des Raumes gerannt, welche sich als eine Art Abstellkammer herausstellt. Kurz darauf halten sie mehrere Gürtel, ähnlich dem Meinem in der Hand, mit den verschiedensten Waffen darin. Sam hängt sich gleich den ersten selbst um. Er ist schwarz und beinhaltet zwei Pistolen, jeweils eine pro Seite. Etwas weiter hinten steckt noch ein kleiner, silberner Dolch. Emily trägt auf ihrem Rücken jetzt einen altmodischen Köcher und quer über die Schulter hängt ein schön geformter Bogen. Luna, die bis eben irgendetwas in einen kleinen Block, der alleine am Tisch liegt, geschrieben hat, nimmt nun auch ihren Gürtel von den Beiden entgegen. Daran hängen zwei Katana-ähnliche Langschwerter. Dünn und elegant hängen sie an ihrer Hüfte. Chris nimmt einen etwas dünneren Ledergürtel in die Hand, an dem man nur einige Wurfsterne sehen kann. Zusätzlich dazu packt er sein Notebook in eine rotbraune Tasche, um sie sich umzuhängen. Jo bekommt als Einziger keinen Gürtel. Nur eine übergroße Axt, die ganz sicher in keine Gürteltasche passen würde. Der Stil geht bis zum Boden und das Metall ist beidseitig scharf und sehr schön gearbeitet. Nach dem Verteilen kommt Sam auf mich zu und packt meinen Arm. Lachend ruft er: "Komm Tak, wir müssen los", und zieht mich zu den Anderen, die mittlerweile in einem Kreis zusammenstehen. Sofort wird uns Platz gemacht und ich stehe zwischen Luna und Sam, welcher meinen Arm erst jetzt loslässt, um sich im selben Moment meine mittlerweile zitternde Hand zu schnappen. Auch Lu greift nun seufzend nach der anderen Hand. Sofort schlägt mein Herz einen Takt schneller. Wieso bringen mich ihre feurigen Augen nur so aus der Fassung? Noch nie hat ein Mädchen das gekonnt. Mein Freund Suki dachte schon ich wäre schwul, so wie er. Aber da ich mich nicht zu Männern hingezogen fühle, bezweifle ich das stark. Nervös schaue ich in die Runde, um meine rot gewordenen Wangen vertuschen zu können, mit eher mäßigen Erfolg. Sam schmunzelt mich an und boxt mir wissend in die Seite, was ich versuche zu ignorieren. Alle Anderen scheinen schon hoch konzentriert zu sein und haben ihren Blick gegen den Boden gerichtet. Neugierig richte auch ich meine Augen nach unten. Man kann eine Rose erkennen, umrandet von merkwürdigen, alten Schriftzeichen, die ich nicht lesen kann. Beides ist fein säuberlich mit silber in den mattgrauen Boden eingraviert und ich wundere mich wirklich, dass ich dies nicht schon vorher gesehen habe. War das etwa schon die ganze Zeit da? Scheint so. In mir keimt die Frage auf, warum wir hier eigentlich Hand in Hand stehen, als plötzlich die Zeichen eines nach dem anderen weiß zu leuchten beginnen, am Ende die Rose selbst. Kaum ist das geschehen, kann ich mich nicht mehr bewegen. Das Gefühl ist das Selbe, wie am Anfang, als ich plötzlich hier gelandet bin. Schwerelos fliegt mein Körper im Nichts. Dieses Mal ist jedoch eine Sache anders. Ich spüre etwas. Es sind die Hände von Luna und Sam. Zwar kann ich sie nicht bewegen, geschweige den nach links und rechts schauen, wo ich die Beiden vermute, jedoch fühle ich die sanfte, fast zaghafte Berührung. Entgegen meiner Vermutung werde ich nicht wieder Ohnmächtig, sondern kann auf einmal Wind spüren. Ein starker Luftstoß weht gegen meinen Körper. Langsam kommt wieder Leben in meine Muskeln und ich fühle harten Boden unter meinen Füßen. Dieser ist aber uneben und gegen meinen Willen falle ich rückwärts auf den Po, sobald mein Körper wieder normal beweglich ist. Lu, die geistesgegenwärtig losgelassen hat, wirft mir einen abschätzigen Blick zu, während Sam, der nicht so schnell war, lachend auf mich rauffällt. Daraufhin schießt mir das Blut in den Kopf und auch wenn ich mich im Moment selbst nicht sehen kann, kann mein Gesicht sicher mit einer Tomate konkurrieren. Verlegen stammle ich eine Entschuldigung, was mir von Sam ein Grinsen und von Emily ein gutmütiges Lächeln einbringt. Sie hält mir ihre Hand hin, die ich zögerlich annehme, während Sam schon längst wieder aufgehüpft ist, und ein Rad auf der grünen Wiese schlägt. Er kommt mir immer mehr, wie ein überdrehtes Kind vor, was nicht unbedingt schlecht sein muss. Ich bin mir sicher, mit ihm wird es selten langweilig. Jo und Chris ignorieren die eben entstandene Situation und flüstern miteinander, während sie Richtung Sonne blicken. Erst jetzt wird mir die ungewöhnliche Umgebung richtig bewusst. Wir stehen auf einer Art Felsvorsprung. Nach unten führt ein breiter, mit Gras bewachsener Weg und links von unserer kleinen Gruppe fällt die Wiese steil ab. Weiter unten, in der Ferne, kann man ein kleines Dorf erkennen. Es wirkt fast wie aus dem Mittelalter herausgerissen, so alleine steht es dort im Sonnenschein. Irgendetwas daran stört jedoch im friedlichen Bild. Um das Dorf herum, so weit das Auge reicht ist nur Wald, Nadelwald um genau zu sein. Nicht ein Weg, eine Straße, oder Möglicherweise eine weitere Stadt kann man sehen. Wieso das? Gibt es sowas heutzutage noch? Wo genau befinden wir uns eigentlich? Da Sam immer noch damit beschäftigt ist, die einsame Wiese auf und ab zu rollen, wende ich mich lieber an Em, die die Umgebung zu bewundern scheint. Beim genaueren hinsehen finde ich, dass ich sie mir genau so in ihrer Heimat vorstelle. Mit hinter dem Rücken verschränkten Armen und wehendem Haar steht sie im warmen Sonnenlicht und bewundert die Vögel, die sanft im Winde schweben. Ich stelle mich neben sie, während sich Luna mittlerweile zu den Beiden diskutierenden Jungs begibt, um mitzureden. Erst jetzt sehe ich, dass Emily genießerisch die Augen geschlossen hat. Leise räuspere ich mich und mache somit auf mich aufmerksam, wobei es mir leid tut, diese harmonische Atmosphäre zu zerstören. Wie aus einer Trance gerissen, erwacht sie und sieht mich auffordernd an. Wahrscheinlich vermutet sie bereits, dass ich erneut Fragen habe. "Em, wo sind wir hier, wie kamen wir her und noch wichtiger, wie kommen wir wieder zurück?" "So wo fange ich am Besten an?", überlegt sie vorerst, mit dem Gesicht gegen Himmel gerichtet. "Wie schon gesagt gibt es erfundene Welten, die aus den Fugen geraten sind. Wir befinden uns gerade in einer dieser, um sie wieder auf die richtige Bahn zu leiten. Um es für uns Wespen leichter zu machen, haben wir die verschiedenen Welten in 8 Gruppen eingeteilt. Stufe 1: Welten, die aus der Fantasie von Kleinkindern stammen. Stufe 2: Vorstellungen von alten Leuten. Beide kaum gefährlich und meistens treten keine Probleme auf. Stufe 3: Gedanken von armen Menschen. Großteils auch ungefährlich, da sie nur Frieden und Nahrung wollen. Dann kommt Stufe 4: generell Erwachsene. Die sind einfältig und langweilig. Nichts Besorgnis erregendes, jedenfalls fast immer. Es gibt in jeder Stufe natürlich auch Ausnahmen, aber das merkst du schon bald. Anschließend gibt es Stufe 5: Jugendliche. Eine schwierige Phase, deshalb sehr häufig kompliziert. Eine der häufigsten Weltstufen. Stufe 6 ist dann schon schwieriger bei Problemen: Fantasien von reichen, egoistischen Leuten. Die haben einfach viel zu viel Freizeit zum Nachdenken. In Stufe 7 sind Welten, die von Menschen mit psychischen Problemen erdacht wurden, vertreten. Bei denen haben wir mindestens einmal schon versagt. Auch das kommt vor. Sie sind sehr anfällig für schwerwiegende Komplikationen. Und zum Abschluss Stufe 8, die Schlimmste von allen. Vorstellungen von Leuten, die Rache verlangen. Welche, die alles verloren haben und gegen einzelne oder auch mehrere Personen vorgehen möchten, sie insgeheim sogar töten wollen. Ich weiß, das war viel Theorie auf einmal. Aber mit der Zeit merkst du es dir schon. Ach ja da ist noch etwas. Jede Welt ist einzigartig. Dennoch reagiert jedes Mal einer aus unserer Gruppe hier besonders darauf. Jeder von uns kann es sein. Man spürt es automatisch. Es fühlt sich an wie ein starkes Kribbeln und du hast plötzlich das Verlangen, alles zu tun, um die jeweilige Welt zu retten. Derjenige der reagiert, leitet die Mission. Er weiß nach einiger Zeit automatisch, was getan werden muss, um die Welt wieder zu richten." Ich werde sicher nie wieder etwas fragen!!! Und ich habe schon gehofft, das im Hauptquartier war alles an Informationen. Naja, das hätte ich mir eigentlich auch denken können. "Alle her. Wir haben die Informationen erhalten", reißt mich Chris schlussendlich aus meinen Gedanken. Die gesamte Gruppe versammelt sich um den Computerfreak, der sein Notebook demonstrativ vor seiner Nase hält. "Welt in Stufe 5. Die ungefähre Zeit: Mittelalter. Gebiet: Nur dieses kleine Dorf. Besonderheiten: Niemand stirbt, die Einwohner können mit Tieren reden. Problem: In letzter Zeit sind Menschen verschwunden und anschließend tot aufgefunden worden. So das wars. Wer hat auf die Welt reagiert?" "Ich", meint Emily. "Bei Welten, die mit der Natur zu tun haben, reagiere ich meistens." Erneut schmückt ein gütiges Lächeln ihr Gesicht. Wie sie nur immer so ruhig bleiben kann. Chris hat doch gerade erklärt, dass hier Leute gestorben sind und sie grinst völlig unbeeindruckt. Ich bin mir immer noch nicht sicher, was ich von der ganzen Sache halten soll, folge den anderen jedoch, als sie sich einen Weg zum Dorf suchen. Egal was passiert, aber alleine bleiben will ich nicht! Während wir still durch den dichten Wald wandern, beobachte ich meine Mitstreiter. Chris geht mit dem stummen Jo an der Spitze. Dahinter kommen Lu und Em, wobei erstere die Umgebung nach möglichen Gefahrenquellen abscannt. Wo Sam ist, kann man nicht genau bestimmen. Er läuft fröhlich quer durch das Labyrinth der Nadelbäume, dabei ist er schon mehr als einmal der länge nach auf dem wurzelbedeckten Boden gelandet. Das scheint ihn jedoch nicht unbedingt zu stören. Ich meinerseits trotte den Anderen einfach hinterher. In der Hoffnung bald wieder zurück in meinem Bett zu sein. Mittlerweile habe ich keine Hoffnung mehr, dass das Alles hier nur ein Traum ist. Dazu ist schon zu viel passiert. Aber nach Emilys Erklärung sollte ich doch nach dem erfüllten Auftrag wieder zurück kommen. Jedenfalls sobald es in der normalen Welt wieder Morgen ist. Das ganze ist so kompliziert, mein Kopf brummt höllisch. Das ist der hundertprozentig schönste Geburtstag meines Lebens! So ganz in meine sarkastischen Gedanken versunken, laufe ich fast in Lu, die direkt vor mir stehen geblieben ist, hinein. Wir sind am Dorf angekommen. Auf den ersten Blick wirkt hier alles sehr friedlich. Kinder spielen friedlich auf der Straße. Einige Bewohner haben Marktstände aufgebaut. Ganz so als würden wir hier her gehören, marschiert unsere Gruppe einfach los. Links und rechts erheben sich mehrstöckige, jedoch hölzerne Häuser. Die Frauen tragen altmodische Röcke und Kleider, während die Männer in Arbeitshosen herumlaufen. Alles im Mittelalterstil. Unglaublich, dass das Alles hier von einer einzigen Person erfunden wurde. Das so etwas atemberaubendes herauskommt, wenn man es sich nur vorstellt. Inzwischen hat sich Em an die Spitze der Gruppe begeben und geht freundlich lächelnd auf einen Gemüsestand zu. "Willkommen in unserem kleinen Dorf Kinkin. Ihr seid Reisende, nicht wahr? Ich habe euch hier noch nie gesehen", meint der dort stehende, junge Mann mit drei-Tage-Bart. "Da haben sie recht junger Mann. Wir sind nur Zufällig in der Gegend, würden uns aber sehr gerne eine Weile in diesem Ort ausruhen. Es ist schon einige Zeit her, dass wir in einem Bett geschlafen haben. Gibt es hier in der Nähe eine Gaststube?" "Aber natürlich. Die Straße runter gibt es ein gutes Wirtshaus. Dort könnt ihr bleiben." "Ich danke Ihnen vielmals." Damit verabschieden wir uns und folgen den Anweisungen. Anscheinend will Emily den Bewohnern nichts über unsere wahre Herkunft erzählen, was sicher nicht schlecht ist. Ich bin gespannt, was hier noch auf uns zukommt. Luna, die rechts vor mir geht, scheint ihre Augen auf ein verlassen wirkendes Haus gelegt zu haben. Die Tür steht offen, die Fenster sind eingeschlagen, oder schon nicht mehr vorhanden. Kurz pfeift sie, um sich Aufmerksamkeit zu verschaffen. Danach lotst sie uns zu der Bruchbude. "Meinst du hier ist auch jemand gestorben?", fragt Chris vorsichtig. "Möglich wärs", antwortet die Gefragte. Ohne Absprache begibt sich der Älteste, Jo, an die Spitze und stößt vorsichtig die Tür weiter auf. Ich vermute, dass er in gefährlichen Situationen immer die Kontrolle übernimmt, was auch Besser ist. Von allen hier Anwesenden wirkt er am ehesten Kampferprobt, wenn es zu Problemen kommt. Drinnen angekommen teilt sich die Gruppe in alle Richtungen auf. Jo, Chris und Lu übernehmen das obere Stockwerk und wackeln die gefährlich schwankenden Treppenstufen hinauf. Inzwischen machen wir drei uns an die Arbeit, die unteren Räume nach Hinweisen zu durchsuchen. Em geht nach rechts und öffnet einige Türen dort. Sam folgt mir nach links, eine Hand schon griffbereit am Gürtel, bei seinen Pistolen. Vor mir ist eine Tür, nicht unbedingt ungewöhnlich in einem Haus, oder? Man oh man, ich muss über meine eigenen Gedanken die Augen verdrehen. Als ich die schwere Holztür aufstoße, stockt mir der Atem. Nur damit ich ihn gleich darauf umso heftiger wieder einziehen muss. Blut! Überall Blut! Der ganze Boden ist voll verschmierter rot-brauner Flüssigkeit. Mir wird schlecht, was der verwesene Geruch nicht unbedingt besser macht. Hinter einer Holzbank kann man rot glänzende Fleischreste und einen abgetrennten Arm ausmachen. Ich sinke auf die Knie. So etwas furchterregendes habe ich noch nie gesehen. Mir wird kalt und warm zugleich und ich habe das Gefühl, mich gleich übergeben zu müssen. Als Sam ins Zimmer kommt, zieht auch er die Luft ein. Er streckt den Kopf wieder aus der Tür und ruft den Anderen irgendetwas zu, was ich nicht verstehen kann. Meine Arme umschlingen mittlerweile meinen zierlichen Körper und ich zittere unaufhörlich, während sich mein Blick nicht von den auseinandergenommenen Resten des Toten lösen will. Nur am Rande spüre ich, wie Sam mir an die Schulter greift und daran schüttelt. Kurz darauf werde ich unerwartet hochgehoben, kann aber nichts sagen oder tun. Erst im Nachhinein erfahre ich, dass Jo es war, der mich aus dieser Hölle aus Blut geholt hat. Tränen rinnen mir mittlerweile unkontrolliert über die Wangen. Was ist das für eine kranke Welt hier? Wieso muss ich das hier sehen, warum ich?! "Ich will das NICHT !!!!!!" To be continued ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)