Vocaloid Story von ruikamo ================================================================================ Kapitel 31: das zweite Konzert ------------------------------ "Also gut!", ruft Kazuya und wirft uns Kopfbedeckungen, sowie neue Kleider zu. "Wenn ich euch mitnehmen soll, müsst ihr euch verkleiden, sonst entsteht noch ein riesiger Aufruhr und das ist das letzte, dass ich gebrauche kann!" Er wedelt mit dem Zeigefinger vor unseren Gesichtern herum. "Jawohl!", antworten Len und ich im Chor. Dann laufen wir schnell zum Bad, um uns umzuziehen. "Nicht gucken!", flüstere ich ihm zu. Wir stehen Rücken an Rücken und kleiden uns neu ein. Ich verstecke meine Haare unter einer Mütze und schlüpfe in eine viel zu große Collegejacke. Meinen Rock tausche ich gegen eine alte Jeans. "Warte mal…",sagt Len plötzlich. Ich drehe mich zu ihm um und muss mit aller Kraft mein Lachen unterdrücken. "Wieso muss ich ein Kleid anziehen?!", fragt er verzweifelt. Ich pruste los. Er sieht einfach genau wie ein richtiges Mädchen aus! Irgendwie total niedlich. "Das ist doch logisch! Niemand würde vermuten, dass Kagamine Len ein Kleid anzieht... hier!" ich werfe ihm eine braunhaarige Perücke zu. Man könnte ihn sonst noch für Rin halten. Auch Kazuya kann sein Grinsen nicht unterdrücken, als er Len zurückkommen sieht. "Alles bereit?", fragt er mit feierlicher Stimme. IA, Len und ich nicken ernst. Wir steigen in einen sehr alten Pick-up und fahren zur Konzerthalle. "Was machen wir jetzt?",flüstert Len mit besorgten Blick auf die Eingangshalle, in der die Karten kontrolliert werden. "Wir suchen unsere Plätze.", erwidert Kazuya gelassen und wedelt mit einpaar Eintrittskarten vor Lens Gesicht herum. "Die hast du extra gekauft?!", frage ich überrascht. Er schüttelt den Kopf und deutet auf eine hektische Frau und ihre Familie. "Sie mussten dafür herhalten." Sein Gesicht ist toternst. "Du hast denen einfach ihre Karten gestohlen?!", flüstere ich so leise, dass es niemand mitbekommt, aber dennoch anklagend. "Oh bitte! Als würde ihnen dieses Konzert nicht eh vermasselt werden." Da hat er auch wieder recht. Ohne weitere Zwischenfälle kommen wir durch die Kontrolle. Der Backstagebereich ist von mehreren Security-Beauftragten bewacht. Ich spähe an ihnen vorbei und erkenne wie vermutet ein großes Durcheinander, weil Len und ich fehlen. Es tut mir irgendwie schon leid solche Schwierigkeiten zu bereiten, aber ich kann nicht akzeptieren, dass zwei Vocaloids einfach sozusagen getötet, und dann neue gebaut werden mit dem Wissen, für das Kazuya keine Anerkennung bekommen hat! So eine Ungerechtigkeit muss doch aufgedeckt werden! Wir nehmen Platz und warten bis es losgeht. Der erste Song wird von Luka gesungen. Es ist der, den wir zusammen geschrieben haben, nur langsamer und irgendwie trauriger. Schuldgefühle packen mich. Aber bevor ich mir zu viele Gedanken machen kann, sind SONiKA und Gumi dran. Ihr Lied hingegen ist fröhlich und voller Energie. Das Publikum klatscht laut mit. Ich hätte jetzt schon Lust auch auf dieser Bühne zu stehen... Irgendwann während der Vorstellung steht IA auf und verschwindet. Kazuya tippt irgendetwas heimlich auf seinem Handy herum und plötzlich wird alles um mich herum schwarz. Alle Scheinwerfer sind aus, keine Saallampe scheint mehr zu funktionieren. Jedenfalls laufen hinter uns hektisch irgendwelche Techniker mit Taschenlampen herum. Kazuya gibt irgendein Passwort ein und es geht ein einzelner heller Lichtstrahl auf der Bühne an. Durch die Menge geht ein Raunen. Mit leichtfüßigen Schritten kommt IA in die Mitte des Lichtes und steht im Center aller Aufmerksamkeit. Ihre klare Stimme schneidet durch die Stille. Es scheint als würden alle im Saal den Atem anhalten, um sie besser verstehen zu können. Sie erzählt von allem, was passiert ist. Wie LEON und LOLA einfach ihre "Gehirne" gestohlen wurden, wer das wahre Genie hinter den Vocaloids ist und wie weit diese korrupte Firma gegangen ist, um Geld zu verdienen. Dann beginnt sie zu singen. Der ganze Saal scheint noch überwältigt von diesen Informationen zu sein. Aber wir alle genießen einfach den wunderschönen Klang von IAs Gesang. Es klingt melancholisch und geheimnisvoll. Ich schließe kurz die Augen. Plötzlich wird IA von einem Angestellten unterbrochen. Er reißt ihr das Mikro aus der Hand. "Meine Damen und Herren, bitte entschuldigen sie die Unterbrechung. Natürlich ist nichts von alle dem wahr. Wir werden gleich mit unserem eigentlichen Programm fortfahren." Was?! Ich höre erste Stimmen in der Menge, die bereits an IAs Worten zweifeln. Es kann doch nicht einfach so abgetan werden! "Nein!!!", schreie ich so laut, dass der gesamte Saal zu mir schaut. Das Licht geht wieder an und alle starren in meine Richtung. Inklusive Len, IA und Kazuya. Ich reiße mir die Mütze vom Kopf, so dass meine langen türkisenen Haare hervor kommen. Überall wird erschrocken Luft geholt, aber niemand stört mich. "Was dieses Mädchen sagt ist wahr! Ich, Hatsune Miku habe Beweise! In dem Firmengebäude der Veranstalter sind viele Tagebücher zu finden, in denen der wahre Erfinder der Vocaloids alles aufgeschrieben hat!" Plötzlich zieht Kazuya mich an meinem Arm durch die langen Sitzreihen zum nächsten Ausgang. Len folgt uns nach draußen, wo uns das Sonnenlicht blendet. "Was passiert jetzt?",frage ich außer Atem. "Erstmal sehen wir, wie die Öffentlichkeit reagiert... Miku, das war total unüberlegt und gefährlich für dich! Wenn ich nur an den Firmenchef denke...!" Er rauft sich kurz die pechschwarzen Haare, umarmt mich dann aber. Wir alle wissen, dass viele Fans mein Wort für voll nehmen werden. "Ihr solltet wohl erstmal nicht wieder nach Hause gehen…" Ich lächle:"Keine Sorge, zusammen passiert uns schon nichts. Ich finde, weglaufen ist nicht der richtige Weg." Kazuya blickt noch unentschlossen zu uns runter, nickt dann aber. Hinter uns kommt IA aus dem Gebäude gerannt und zeigt auf den Pick-up. Es laufen ihr ein paar Bodyguards hinterher, aber sie ist viel zu schnell, um eingeholt werden zu können. Wir fahren mit lautem Gebrumme los, das aber von dem noch lauterem Radio übertönt wird. "mein Plan ist auf jeden Fall aufgegangen. Hach, es fühlt sich echt gut an, der Welt alles erzählt zu haben.", ruft Kazuya uns erleichtert lachend zu. Am Abend setzt er uns am Wohnheim ab und verabschiedet sich. Len und ich holen tief Luft und fassen uns an den Händen. Dann klopfen wir an die Tür. Es öffnet uns eine erschöpft aussehende Rin, die es sich nicht verkneifen kann, misstrauisch unsere Hände zu betrachten. "Der Hersteller will mit euch reden… er wartet schon." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)