Vocaloid Story von ruikamo ================================================================================ Kapitel 27: dem Geheimnis auf der Spur? --------------------------------------- "Was soll das heißen? Wir können es doch nicht einfach ignorieren! Ich meine, einer der Vocaloids wurde schon gehackt!",die Stimme des Herstellers dringt wütend hinter der Tür zum Chefbüro hervor. Es ist schon fast zur Gewohnheit geworden hier zu lauschen. Ich hocke so leise wie möglich vor der Türklinke und probiere durchs Schlüsselloch zu schauen. "Selbst wenn wir seinen Forderungen nachgeben würden, würden wir damit nur die Zukunft der Firma aufs Spiel setzen. Ich bin aber eh davon überzeugt, dass er nicht den Mut hat irgendetwas zu versuchen." Nachdenklich schlendere ich den Gang wieder zurück. Plötzlich werde ich von hinten umarmt. Sofort werde ich rot, aber gleichzeitig stellt sich auch ein seltsames Gefühl der Sicherheit ein. "Weißt du, es ist echt nicht fair, dass du größer bist als ich!", murmelt Len in mein Ohr. Ich muss kichern. Er löst sich von mir und blickt mich neugierig an:"was machst du denn hier?" "ehm... also..." verlegen schaue ich nach oben:"es könnte sein, dass ich das Gespräch im Chefbüro belauscht habe..." "und wieso?" "Naja, du erinnerst dich zwar nicht, aber du warst irgendwie besessen von jemandem und ich dachte, ich finde heraus, von wem." Len schaut mich nachdenklich an. "Hmm... also, ich helfe dir aufjeden Fall!" Da er jetzt ja mein Freund ist, beschließe ich Len alles über die Tagebücher und das Foto zu erzählen. Wir setzen uns auf eine Couch in einem ungestörten Raum und beginnen zu flüstern. "...Außerdem scheint der Hersteller die Stimme irgendwie gekannt zu haben!" Ich hole das Foto heraus. "Meinst du, es könnte einer von denen sein?" "Wenn es eine männliche Stimme war, können es ja nur der blonde, oder der schwarzhaarige gewesen sein, oder?" Nachdem er sich das Bild länger angeschaut und einpaar mal in der Hand gewendet hat, fährt er fort:"hast du mal Mitsu gefragt, sie schien die anderen ja auch zu kennen." "Stimmt, daran habe ich gar nicht gedacht!", rufe ich aus. Sofort tippe ich auf meinem Arm-Computer herum und starte einen Videochat mit Mitsu. "Hey Miku, was gibt's?" "Hi!", ich halte das Foto vor die kleine Kamera. "Könntest du uns sagen, wer diese Leute sind?" Mitsu wird kurz bleich im Gesicht, fängt sich dann aber wieder und lächelt:"Hast du das etwa aus dem Keller? Zeig das aber bloß nicht meinem Lehrer! Das Foto sollte ich eigentlich entsorgen." "Huh? Wieso das?" Sie blickt sich unwohl in ihrer Werkstatt um. "Also... irgendwie gab es einen Streit und er wollte nicht daran erinnert werden." "Mitsu, wer sind diese Leute?", frage ich mit ruhiger Stimme. "Nur einpaar Freunde...",sie macht eine winkende Handbewegung"Ich muss jetzt auch weiter arbeiten, macht's gut!",hastig beendet sie den Chat. "Das war ja seltsam...",gibt Len zu bedenken. Ich nicke. Ein Streit... worüber? "Sag mal, könnte ich mir das Tagebuch auch mal ansehen?" Ich krame das in Leder gebundene Buch heraus und lege es vorsichtig in Lens Hände. Verträumt schaue ich dabei zu, wie er konzentriert die Seiten durchblättert. Sein Blick huscht über die Zeilen und prüft ob sie wichtige Informationen beinhalten. Mir wird in diesem Moment klar, wie froh ich doch bin, dass seine Augen wieder die gewohnte blaue Farbe haben. Ihm fällt der Zettel mit der Adresse vor die Füße. Er hebt ihn auf:"findest du nicht, dass die Schrift anders aussieht, als auf den Seiten? Vielleicht sollten wir da mal vorbeifahren..." "Eh?! So kurz vor dem Konzert?" Er zuckt mit den Schultern :"so lang wird's schon nicht dauern." Wir schleichen uns aus der Firma und bestellen ein Taxi, anstatt mit der Limousine zu fahren. Der Fahrer schenkt uns zum Glück kaum Beachtung, sondern gibt einfach die gewünschte Adresse ins Navi ein. Er fährt uns in eine noch abgelegenere Gegend, als unser Wohnheim liegt. Nur noch einpaar Häuser bilden ein Dorf. Und mitten im Nirgendwo schmeißt er uns vor einer ramschigen Garage raus. Wir bedanken uns und drücken ihm viel mehr Geld in die Hand, als die Fahrt gekostet hat. Mit aller Mühe und lautem Gequietsche schaffen wir es sogar die Garagentor einen Spalt weit zu öffnen und drunter hindurch zu krabbeln. Wir staunen beide nicht schlecht, als wir das Innere erblicken. Ganz anders als außen ist sie hier voll ausgestattet. Mindestens fünf Computermonitore stehen auf einem Glastisch mit einem schwarzen Drehstuhl davor. Außerdem liegt überall High-Tech Werkzeug herum. "Wow!",sagt Len atemlos. Ich gehe zu einem weiteren Tisch, auf dem schon wieder ein eingerahmtes Foto steht. Auf diesem sind nur die schwarzangezogene Frau und der blonde, hilflos wirkende Mann. Beide lächeln herzlich. Vor dem Bild stehen zwei ausgebrannte Kerzen, aber bevor ich mir über sie Gedanken machen kann, bewegt sich das Garagentor knarrenden von alleine. Angespannt wirbeln Len und ich herum. Zum Vorschein kommt ein junger Mann, der eine Tüte mit einem Pappbecher Suppe lässig in der Hand hält. Er tippt etwas auf seinem Handy herum, ohne uns große Beachtung zu schenken. Wie versteinert stehen wir da. Als er uns dann doch kurz anschaut, funkeln seine Augen dunkelblau auf. Als nächstes spüre ich einen heftigen Schlag am Hinterkopf. Benommen sacke ich zusammen. Das, was ich noch in einem Trancezustand mitbekomme, sind Lens erschrockene Schreie meines Namens und ein fremdes Mädchen. Sie stellt sich mit ihren weißen Stiefeln auf meine Schulter, so dass ich nicht mehr aufstehen kann. Als Len probiert mir zu helfen, bringt sie auch ihn mit einem gezielten Schlag zu Boden. Ihre hellblonden Haare wehen, als ein Windstoß vom offenen Garagentor kommt. Zwei Strähnen hat sie Zöpfen geflochten, die ihr Gesicht umrahmen. Ihre Augen schauen kalt auf mich nieder, und doch scheint sich eine ganze Galaxie in ihnen widerzuspiegeln. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)