Vocaloid Story von ruikamo ================================================================================ Kapitel 19: Das Fotoshooting ---------------------------- "Die Gewinner waren Miku und Len!", beendet Amalia ihre Erklärung. Len und ich werfen uns kurz einen Seitenblicke zu, bevor wir knallrot werden und zu Boden schauen. Was macht man denn bei einem Valentinstags-Shooting? Ich gehe so schnell es geht zum neuen Musikzimmer, um mich etwas abzulenken und auszuruhen. Irgendwie bin ich wegen des Shootings ziemlich nervös. Das Zimmer ist wunderschön geworden. Durch die von Holz eingerahmten Fenster fällt das schwache, aber sanfte Licht der Wintersonne. Leise gehe ich zu dem weißen Klavier. Meine Finger liegen eine Weile nur auf den kühlen Tasten und ich genieße die Stille ein bisschen. Dann fange ich an einfach ein paar Akkorde zu spielen. In einer der letzten Ecken meiner Festplatte finde ich noch einen längst vergessenen Text und fange an zu singen: "kisetsu kurikaesu tabi   hotsureteku kizuna wo   tsuyoku, tsuyoku daki shimete   nakusanu you..." Ich stoppe mit einem unmelodischen Klimpern, als ich Rin bemerke, die an der Tür steht. "Das klingt echt schön...", sagt sie ein bisschen bedrückt. "Was ist los, Rin?", frage ich besorgt. Sie kommt mit leisen Schritten ebenfalls in das Zimmer und setzt sich  neben mich auf den breiten Klavierhocker. "Wegen dem Fotoshooting...Weißt du,... Len ist für mich sehr wichtig! So was wie meine zweite Hälfe. Ohne ihn ist es irgendwie nicht richtig... zumindest habe ich das Gefühl. So als wären wir eine Einheit, oder zwei Teile, die zueinander gehören..." Ich höre ihr nur stumm zu, da ich nicht weiß, worauf sie hinaus will. "Also, nehm' ihn mir bitte nicht weg! Okay?!" Mit diesen Worten springt sie auf und läuft davon. Ich werde etwas perplex zurückgelassen. Was meint sie damit? Als ob wir jetzt durch ein einziges Shooting ein Pärchen werden! Verwirrt spiele ich weiter auf dem Klavier. "...kakaeta kotoba no omotasa ni   ugoke naku natte   tada atatakana yume ni oboreteta   kizuke ba kimi wo miushinai..." Am nächste Morgen wird uns vom Hersteller über eine Video-Nachricht mitgeteilt, dass der nächste Vocaloid bald fertig sein werde und die Herstellung bei weiteren wahrscheinlich etwas schneller gehen werde, da er nun mehrere Assistenten zur Seite gestellt bekommen hat. Natürlich freut uns das alle, denn je mehr, desto lustiger. Und dann ist es soweit. Stumm sitzen Len und ich in der Limousine, die uns zum Fotoshooting bringt. Es ist noch ziemlich früh am Morgen. "Ich frag mich, was wir so machen, es soll ja den ganzen Tag dauern...", versuche ich irgendwie eine Konversation anzufangen. "Es wird bestimmt lustig...", antwortet Len mit einem unbeholfenen Lächeln. Seine Wangen sind leicht gerötet. Wir treffen uns mit dem  Fotografen in seinem Büro. Er begrüßt uns zwar mit einem strahlenden Lächeln, aber etwas hektisch. So schnell es geht erklärt uns der aufgeregte Mann, wie der Tag ablaufen wird. Wir hatten gar keine Zeit bei der Firma vorbei zufahren, weshalb Katie unsere Outfits schon vorher hier abgegeben hatte. Ich verschwinde kurz auf Toilette, um mich umzuziehen. Katies Design sprüht geradezu vor Romantik. Für die Fotos drinnen soll ich einen Wollpullover mit wunderschönen Mustern tragen. Dazu einen süßen Rock und eine Leggins. Draußen werde ich mir noch einen langen Mantel mit vier Knöpfen und eine Schirmmütze überziehen. Natürlich dürfen die hellbraunen Stiefel nicht fehlen. Ich komme wieder heraus und schließe die Tür leise hinter mir.Len hat sich mittlerweile auch fertig gemacht und hilft bereits das Set aufzubauen. Er sieht echt anders aus in seiner Kleidung. Normalerweise trägt er nur sein Bühnenoutfit oder sehr schlichte T-shirts und Jeans. Jetzt aber könnte er wirklich aus einem Modemagazin stammen, mit seiner weißen Jacke, die an den Ärmeln  mit Reißverschlüssen verziert ist und der schwarzen Hose, die zu zwei teuren Sneakern reicht. Außerdem trägt er auf einmal unzählige Armbänder am linken Handgelenk. Ich schlage mir selber ins Gesicht, als ich merke, dass ich rot werde. Schnell laufe ich zu den beiden, um zu sehen, wie weit sie sind. "Also... das erste Foto soll euch beide als fröhliches Pärchen zeigen, dass gerade Plätzchen backt." Er holt sein Stativ und stellt es vor die unechte Kücheninsel, die vor einem Greenscrean steht. "Entspannt euch einfach und tut so, als würdet ihr backen, wir haben sogar echten Teig!... Miku, nehm doch bitte den Schneebesen!" Wir geben uns zwar die größte Mühe, aber irgendwie bewegen wir uns ziemlich steif und unatürlich. Das merke sogar ich. Wahrscheinlich sind wir beide noch nervös. "Nein, nein...", murmelt der Fotograf vor sich hin. Es gibt eine kurze Pause, in der er Kaffee macht. "Wir sind wohl nicht so gut geeignet für dieses Valentinstags-Getue..." Len lacht verlegen und ich steige mit ein:"Da hast du recht." Er blickt mich kurz an, so dass ich ihm perfekt in die Augen schauen kann. Obwohl ich mich an die Kücheninsel lehne, was mich etwas kleiner macht, sind wir ungefähr auf gleicher Höhe. Langsam wird es unangenehm sich gegenseitig so anzustarren, weshalb ich verlegen zu Boden schaue. Ich zucke etwas zusammen, als er mir mit dem Zeigefinger über die Nase streicht:"du hast da Teig." Click.Click. Erstaunt drehen wir uns um. An der Tür steht der Fotograf und macht so schnell er kann einpaar Schnappschüsse. Ich werde zwar hochrot im Gesicht, aber er nickt nur zufrieden beim ansehen der Bilder und sagt:"Perfekt, wir können weiter machen." Als nächstes fahren wir mit einem Van in die nahegelegene Kleinstadt. Vor einem Café machen wir halt. Bevor es weiter geht bestellen wir uns Kuchen und Pudding. Das Café ist so niedlich eingerichtet, dass ich mich erstmal umschauen muss. Es scheint so, als wolle man besonders zur Valentinstagszeit so viel Kitsch wie möglich präsentieren. Was es für uns natürlich zur perfekten Kulisse macht. Es werden schnell einpaar Fotos geknipst, auf denen Len und ich uns gegenseitig Essen in den Mund schieben und verzweifelt versuchen nicht anzufangen zu kichern, weil das echt etwas ist, was nur in Filmen vorkommt. Es endet damit, dass ich mit den Kuchen aus versehen etwas zu hastig bin. Len bekommt einen Hust- und ich einen Lachanfall. Unsere Tour geht weiter, bis wir an einem verschneiten Park ankommen. Wir müssen Händchen halten, was an Peinlichkeit nur noch davon getoppt wird, dass wir auf Schritt und Tritt von einem Fotografen verfolgt werden.  Es gibt zwar viele Liebeslieder, aber in echt habe ich noch nie die Hand eines Jungen gehalten. In mir kribbelt es irgendwie, obwohl es ja auch nicht wirklich etwas besonders ist. Schlagartig kommen mir Rins Worte in den Sinn und das Gefühl verschwindet. Ich lächle zwar weiter für die Kamera, aber innerlich ist mir irgendwie  mulmig zumute. "Lass uns doch einen Schneemann bauen!", schlägt Len vor und reißt mich so aus meinen Gedanken. Meine Miene hellt sich auf. Gemeinsam formen wir drei große Kugeln, die wir mit Mühe übereinander stapeln. Während dessen wird nicht aufgehört Fotos zu machen. "Alles ok?", fragt Len mich aufeinmal. "J-ja, alles gut!",antworte ich unter der Bemühung meine Überraschung zu unterdrücken. "Ich hab grad nur gedacht... wie gut du und Rin euch versteht!" Er lächelt, während er dem Schneemann seinen karierten Schal umhängt. "Hm... wir sind ja auch... wie soll ich es sagen... wie ein Puzzle, dessen Teile zwar alleine funktionieren,aber sich zusammen einfach besser ergänzen. Um ehrlich zu sein sehe ich sie aber eher als meine Schwester." Ich denke etwas wehmütig an die Zeit zurück, in der Rin und ich alles zusammen gemacht haben und wir wie Geschwister waren. Aber es war so viel los in letzer Zeit und Rin hat mit Len schon jemand neuen zum Reden gefunden. Ich wische den Gedanken erstmal  beiseite und lächle für ein weiteres Foto von dem Schneemann, Len und mir. Dann gehen wir zu einem nahegelegenem Baum. Len soll so tun, als würde er etwas in die Rinde ritzen, während ich nur glücklich daneben stehe. Umsere Namen und ein Herz werden später am Computer eingefügt. Die letzte Etappe draußen ist ein zugefrorener See. Danach werden wir wieder ins Büro fahren. Auf dem See fahren viele Kinder mit ihren Eltern Schlittschuh, aber auch einpaar andere Pärchen. Ich ziehe weiße Schlittschuh an, mit einem kleinen Absatz. Ich finde sie sehr elegant. Es gibt nur ein Problem: weder Len, noch ich sind jemals Schlittschuh gelaufen, weshalb wir beide wackelig auf dem Eis stehen. Plötzlich verliere ich das Gleichgewicht und versuche verzweifelt mich an Lens Taille zu klammern. Nach einigen Sekunden, in denen wir gefährlich schwanken, kippen wir unbeholfen um. Lachend probieren wir uns gegenseitig aufzuhelfen. Irgendwann erinnert uns der Fotograf mit einem Räuspern daran, dass wir zum Arbeiten und nicht zum rumalbern da sind. Also reißen wir uns zusammen und stehen einen Moment perfekt still. Hand in Hand. Als wir das erlösende Klicken hören entspannen wir uns kurz und fallen sofort wieder hin. Ich lande genau auf ihm drauf, versuche aber mich so schnell aufzurappeln, wie es nur geht. Damit er nicht bemerkt, dass mein Herz flattert, wie ein Schmetterling, drehe ich mich um und bleibe mit beiden Händen an den Wangen erstmal sitzen. Ich könnte alleine auf gar nicht aufstehen. Nachdem Len es irgendwie geschafft hat hoch zukommen, hilft er auch mir. Zum Glück habe ich mich bis dahin wieder gefasst. Durchgefrohren kommen wir am späten Nachmittag wieder im Büro des Fotografen an, wo wir das letzte Foto machen. Zum Aufwärmen bekommen wir beide eine heiße Schokolade und sollen uns auf eine gemütliche rosa Couch vor einem Greenscrean setzen. "Rückt mal etwas näher zusammen! Len, du kannst ruhig deinen Arm um Mikus Schulter legen." Len befolgt etwas unbeholfen die Anweisung. Plötzlich klopft mein Herz wieder wie verrückt, ich versteh nicht woher das auf einmal kommt. Ich seufze kurz, um mich zu beruhigen,blicke dann aber wieder zur Kamera. Es ist schon fast dunkel, als Len und ich wieder von der Limousine abgeholt werden. Wir verabschieden uns und steigen ein. "Es war wirklich ein schöner Tag", sage ich lächelnd, Len stimmt mir nickend zu. "Könnte man ja mal wiederholen." Ich lache zwar, bin aber innerlich total durcheinander. Meint er damit, dass man mal wieder ein Fotoshooting machen könnte, oder... meint er etwa ein D-D-D-D-Date?! Ich meine, das zählt doch nicht als erstes Date, oder? Obwohl wir schon alle Sachen gemacht haben, die in Filmen auch vorkommen. Meine Überlegungen beginnen zu kreisen, bis sie zu einer rosa-roten Masse verschwimmen und ich keinen klaren Gedanken mehr fassen kann. Als wir wieder am Wohnheim ankommen, werden wir gleich von allen anderen mit Fragen überschüttet. Rin klammert sich  an Lens Arm und ist sichtlich erleichtert ihn wieder zu haben. Wir setzten uns erstmal an den Kamin und beginnen dann zu erzählen. Ich erwähne aber mit keinem Wort meine seltsamen Gefühle. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)