Vocaloid Story von ruikamo ================================================================================ Kapitel 12: Gumi ---------------- "Woooaaah!" Auch Gumi beugt sich über meinen Arm und bestaunt die stetig wachsende Anzahl von Klicks. "Hätte nicht gedacht, dass sowas bei dieser Schnaps-Idee herauskommt!", sie springt wie ein Häschen auf und ab. Dabei klatscht sie sich immer wieder auf die Wangen, wahrscheinlich um sich selbst zu überzeugen. "Und wie steht es eigentlich um die Votes?" fragt Rin aufgeregt. "Stimmt das hatte ich ganz vergessen!" Schnell schauen wir nach. Ich springe auf: "Ha! Ich führe!", es ist zwar knapp, aber im Moment habe ich mehr Stimmen "Keine Sorge! Noch ist nichts entschieden!" schießt Gumi zurück: "Am Ende gewinnt immer der Bessere, also ich!" Sie lacht überschwänglich. Heute haben wir frei, weshalb wir beschließen mal unser Zimmer einzurichten. Zuerst müssen die Wände gestrichen werden. Ich trage einen blauen Kittel und habe meine Haare ausnahmsweise mal zu einem langen Zopft geflochten. Auch Gumi hat ihre Haare hochgesteckt: zu zwei frechen Zopfe, die bei jeder ihrer Bewegungen mit schwingen. Sie trägt ein einfaches Top und Shorts. "Also..." beginne ich und tauche meinen Pinsel in türkisene Farbe. "Hey, hey, hey! Du kannst doch nicht einfach die Farbe entscheiden!", ruft Gumi mir wütend zu. "Türkis ist furchtbar, ich bin für orange!" "Waas? Wie kannst du so was nur sagen!? Türkis ist beruhigend und macht gute Laune!" niemand beleidigt meine Lieblings- farbe und kommt ungeschoren davon! "Ha! Wenn du gute Laune willst ist orange eh die bessere Wahl!" "Orange sticht in den Augen!!" "Tut es nicht! Wir streichen orange und damit basta!" "Nein! Türkis!" "ORANGE!" "Türkis!" Ohne nachzudenken schwinge ich den Pinsel. *Platsch* Ein großer türkisener Fleck landet auf Gumis Top. Für einen Moment ist es still. Ich bin etwas perplex, das wollte ich wirklich nicht... aber es ist zu spät. Gumis Augen funkeln schelmisch, als auch sie einen Pinsel in orangene Farbe taucht und sie mir vollekanne ins Gesicht schleudert. DAS WAR'S! Ich laufe mit dem vor Farbe triefenden Pinsel auf sie zu und verpasse ihr einen dicken Strich aufs Bein. Daraufhin jagt sie mich drei Runden durchs Zimmer und versucht meinen Rücken zu bemalen. Irgendwann stehen wir voll beschmiert mit Farbe und lachend mitten im immer noch weißen Zimmer. In diesem Moment kommen Rin und Len vorbei. Sie staunen über unser Aussehen. "Ihr habt noch nichts gemacht?", fragt Rin etwas besorgt. "Schafft ihr es denn heute noch zu zweit?" "Naja..." ich lächle etwas verlegen " wir müssen uns erstmal auf eine Farbe einigen..." "Wieso teilt ihr das Zimmer nicht einfach auf?", fragt Len. Gumi und ich sehen uns kurz an und müssen dann gleichzeitig wieder anfangen zu lachen, weil wir nicht auf diese einfache Idee gekommen sind. Rin schlägt sich mit der Faust in die Hand:" Ich muss noch was erledigen, aber Len hilft euch bestimmt gerne beim Streichen! Stimmt's?" Sie schaut ihren Bruder erwartungsvoll an. "A-Also..." ,beginnt dieser, traut sich aber unter dem unbiegsamen Blick nicht etwas zu erwidern. "O-ok..." Rin lächelt freudestrahlend. Er kann ihr wohl keinen Wunsch ausschlagen. Und so sind wir etwas später zu dritt dabei zu streichen. Eine Seite des Zimmers wird Türkis, die andere orange. "D-danke, dass du uns hilfst Len" Er tut mir irgendwie leid. "Kein Problem, so werdet ihr hoffentlich noch rechtzeitig fertig" Er lächelt etwas erschöpft, aber ehrlich. "Ihr hattet doch schon mal ein Konzert...", sagt Gumi nach einer Weile:" Das muss doch echt der Waaaaaahnsinn sein vor so vielen Leuten zu singen. Ich kann's kaum erwarten, bis ich meinen ersten Auftritt hab!" Es kommt mir vor, als währe das Konzert schon Ewigkeiten her... immerhin habe ich gleich danach den Film gedreht. Aber trotzdem sind meine Erinnerungen daran ganz klar. "Ja, am Anfang war ich aufgeregt, aber wenn man dann vor dieser Menge steht ist es so überwältigend, dass man einfach aufhört darüber nachzudenken" Wir reden mehr, als dass wir streichen, schaffen es aber trotzdem irgendwie gegen Abend hin fertig zu werden. Schnell schaue ich nochmal nach, wer bei unserem Wettbewerb führt. Es ist immer noch ein Kopf an Kopf-Rennen. Die nächsten Tage verbringen wir damit dem Unterricht zu folgen und unser Zimmer einzurichten. Ich kann einfach meine Umzugskartons ausräumen und meine vielen Kissen, den Teppich, sowie diverse andere Accessoires ungefähr so einräumen, wie es vorher auch war. Gumi besorgt sich viele gelbe und grüne Sachen, wie z.B. eine Kommode und einen Sitzsack. Ich bin froh, dass sie sich dazu entschlossen hat nicht auch noch ihre Möbel in orange zu halten. Das wäre echt zu viel für mich. Außerdem hängen wir süße Lichterketten an alle Wände des Zimmers, was ihm ein heimisches Gefühl gibt. So verbringen wir unsere Zeit relativ sorglos.... ... bis uns eines Morgens dieser Brief erreicht. "Ich dachte, ich schaue mal nach, ob wir irgendwie Post bekommen haben und es war tatsächlich ein Brief da! Er ist an dich und Gumi adressiert.", Rin reicht mir den seriös wirkenden Brief. "Er sieht nicht nach Fanpost aus...", fügt sie hinzu. Was könnte da wohl drin stehen? Ich bedanke mich bei ihr und wir laufen zu meinem jetzt voll eingerichteten Zimmer, um Gumi bescheid zu sagen. "Dann öffne ihn doch!", sagt diese gelassen. Um ehrlich zu sein hab ich das nur noch nicht getan, weil ich ein bisschen Angst habe. "Von wem ist er denn?", Gumi ist aufgestanden und reißt mir den Brief aus der Hand. Schnell schnappe ich ihn ihr wieder weg und drehe ihn um. "Von der Firma, bei der der Hersteller angestellt ist... seltsam." Behutsam öffne ich den Umschlag. Leise lesen wir drei ihn uns durch. Rin ist etwas panisch: "D-da steht ja nur, dass ihr Morgen abgeholt werdet, bekommt ihr Ärger?!" "Ich weiß auch nicht...", antworte ich nervös. Ich wüsste nicht wieso... "Wer sagt denn, dass wir Ärger bekommen? Vielleicht haben wir auch nur irgendeinen Job zu besprechen... Ich weiß! Vielleicht ist ein weiteres Konzert geplant, auf dem wir spielen sollen!", ruft Gumi und springt auf ihre Kapsel, um dort etwas vor sich hin zu singen. Vielleicht hat sie ja recht... Ich kann diese Nacht trotzdem nicht einschlafen. Immer wieder drehe ich mich von einer Seite auf die andere, nur um letztendlich auf den Deckel meiner Kapsel zu starren. Glücklicherweise werden meine Augen irgendwann von alleine schwer und ich sinke in einen unruhigen Schlaf. Der nächste Morgen ist fast wie jeder andere, mit der Ausnahme, dass gleich nach dem Frühstück eine schwarze Limousine vor dem Haus parkt. "Dann mal los!" energisch winkt Gumi den anderen, während sie einsteigt. Ich winke auch und zwinge mich zu einem Lächeln. Trotzdem lässt sich dieses mulmige Gefühl nicht vertreiben. Der Fahrer will uns keinerlei Informationen geben, warum wir abgeholt werden, weshalb ich die gesamte Fahrt lang Gumi dabei zu höre, wie sie Vermutungen anstellt. Vorm Eingang der Firma holt uns ein Angestellter ab. Es tut gut wieder durch die gewohnten, sterilen Gänge zugehen. Beinahe vergeht das seltsame Gefühl, dass ich schon die ganze Zeit hatte. Es ist besonders schön, dass wir ab und zu an bekannten Gesichtern vorbei laufen. Kurz kann ich mich sogar mit Samira unterhalten und Kati zu winken. Der Angestellte bringt uns zu einem Raum, in dem ich noch nie war, aber auf der Karte in meinem Kopf steht, dass es das Büro des Firmenchefs ist. Ein kalter Schauer überläuft meinen Rücken. Gumi ist immer noch guter Laune und öffnet mit Schwung die Tür. Der Raum ist riesig. Es sind kaum Möbel in ihm, nur ein paar Regale an den Seiten. Der Boden ist von einem roten Teppich überzogen. Gegenüber von uns ist eine riesige Fensterwand und vor ihr ein ziemlich großer Schreibtisch, an dem eine Person sitzt. Ich schlucke, das muss der Chef sein. "Kommt ruhig rein und setzt euch", seine tiefe Stimme ist kräftig, aber keineswegs beruhigend. Er deutet auf zwei Stühle vor dem Schreibtisch. Wir treten leise ein du durchqueren den Raum. Je näher wir dem Schreibtisch kommen, desto unruhiger werde ich. Der Firmenchef ist sehr ordentlich angezogen. Er trägt einen dunkelblauen Anzug und eine teueraussehende Uhr am Handgelenk. Er sitzt zwar aufgerichtet, jedoch sind seine Augen so weit in seinen Augenhöhlen, dass ich seine Emotion nicht ausmachen kann. "Wisst ihr warum ihr hier seid?", fragt er mit einem Ausdruck der Strenge in seiner Stimme. Gumi antwortet: "Nein", während ich nur schüchtern den Kopf schütteln kann. "Es handelt hierum:..." er dreht den Computer um, der etwas rechts von ihm steht. Darauf zu sehen ist das Video von unserem Wettbewerb. "Ich kann es leider nicht dulden, dass ohne meine Zustimmung Aufnahmen von euch an die Öffentlichkeit gelangen" Ich fühle mich wie versteinert "Warum das?" fragt Gumi mutig... nein, ich denke eher, dass sie im Gegensatz zu mir gar keine Angst at. Der Chef wartet kurz, bis er antwortet:" Dafür gibt es viele Gründe. Paparazzi hätten z.B herausfinden können, wo ihr euch aufhaltet. Wichtiger aber noch, hier arbeiten viele Leute daran, aus euren Auftritten und CDs Profit herauszuholen. Wenn ihr den Fans einfach das was sie wollen über das Internet gebt, behindert ihr damit die Arbeit hier." Gumi steht so ruckartig auf, dass ich kurz zusammen zucke. "Mit anderen Worten: Wir sind nur dazu da, um Geld zu verdienen und sollen uns schön euer Spielchen spielen." Gumi! Was tust du?! Ich merke, wie der Gesichtsausdruck des Chef's sich etwas verdunkelt. Er antwortet mit strenger Stimme:" Du solltest lieber dankbar sein, dass du überhaupt existierst. Ohne diese Firma gäbe es euch Roboter gar nicht, also ist es wohl nicht zu viel verlangt ein paar Regeln zu befolgen" Gumi knirscht mit den Zähnen, sie ist wohl ziemlich sauer. "So lange diese Firma Produkte herstellt, die ein Bewusstsein und Gefühle haben, sollte sie sich darüber im klaren sein, dass auch wir gewisse Rechte und Freiheiten haben! Und ich werde sie ganz sicher nutzen!" Wütend stapft sie zurück zur Tür. Ich folge ihr, auch wenn ich nicht weiß, was ich tun soll. Ich bin erst auf halber Strecke, als sie die Tür schon mit voller Wucht zuknallt. "Miku" sagt der Chef. Ich gefriere da wo ich stehe, traue mich aber nicht zu antworten. "Du warst bis jetzt immer ein sehr guter Vocaloid. Ich hatte noch nichts zu beklagen. Deshalb möchte ich, dass du Gumi etwas ausrichtest.... Wenn sie sich weiter so benimmt, sehe ich mich leider gezwungen ihren Ausschalter zu betätigen" Diese Worte bohren sich direkt durch mein Herz. Ich hätte niemals gedacht so eine Drohung zu hören. Ohne ein weiteres Wort stürme ich aus dem Raum, Gumi hinterher. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)