Vocaloid Story von ruikamo ================================================================================ Kapitel 7: warum so feindselig? ------------------------------- "...Und ich hab dann nur gedacht: omg, das ist ja wohl das abgefahrenste, dass ich je gehört hab!!" Während ich der enthusiastischen Ayumi beim erzählen zu höre, schlürfe ich meine Fanta. Es ist ein weiterer Tag am Set. Einpaar Monate sind seit Drehbeginn schon vergangen, in denen Momoka und ich kein weiteres Wort miteinander gewechselt haben. Immer wenn wir Mato und Yomi sind, habe ich dass Gefühl, sie wäre nur zu schüchtern und eigentlich echt freundlich..., die verächtlichen Blicke, die sie mir Backstage zu wirft sind aber kaum zu ignorieren. Seufzend steige ich in die Limousine, die mich am Abend nach Hause bringt. Bald ist meine Arbeit als Schauspielerin beendet... und ich will nicht, dass diese Feindseligkeit bis dahin bleibt. Ich würde so gerne mit Rin darüber reden, aber sie ist im Moment ziemlich mit Len und deren Album beschäftigt. Ich muss daran zurück denken, als Rin und ich unseren ersten gemeinsamen Song geschrieben haben und fühle mich ziemlich einsam. Ich bin gerade auf dem Weg in mein Zimmer, als Len mir entgegen kommt. "Hi, hast du Rin irgendwo gesehen, sie wollte in die Kantine, aber..." er wirkt etwas unsicher. Genervt unterbreche ich ihn:"Nein, hab ich nicht, ist ja nicht so, als würde ich sie überhaupt noch sehen!" Er macht einen kleinen Schritt zurück. "Äh...ok, danke trotzdem." Schnell dreht er sich um und läuft in die entgegengesetzte Richtung. Ich knalle meine Zimmertür hinter mir zu und setze mich in die hinterste Ecke des Raumes um zu schmollen. Nachdem einige Zeit vergangen ist mache ich mich auf den Weg in die Werkstatt. Der Hersteller ist so etwas wie ein Vater für mich und im Moment auch die einzige Person an die ich mich wenden kann. Dort angekommen vergesse ich kurz all meine Probleme und schaue dem Hersteller bei der Arbeit zu, lustigerweise hat er mich noch nicht bemerkt. "Hallo" begrüße ich ihn nicht so freudig wie sonst. Er zuckt kurz zusammen. "Hallo Miku, willst du mir vielleicht helfen?" Ich nicke. "Schau, im Moment bin ich dabei den Kopf des neuen Vocaloids zumachen." Er zeigt einen puppenartigen Kopf, der auf der Arbeitsplatte liegt. "Hmm, welche Augenfarbe hättest du denn gerne?" Ohne lang zu überlegen antworte ich:"blau!" er lacht und holt zwei kontaktlinsenartige Dinger, die über die Kameras gelegt werden, die als Pupillen fungieren. Als nächstes macht er die Haare, sie werden am Kopf befästigt, sind aber alle noch gleich lang. Ich darf ihm dabei helfen einen Pony zuschneiden. Damit die Frisur etwas individuelles bekommt, machen wir zwei Strähnen kinnlang, den Rest lassen wir wie er ist. Ich bin ziemlich zufrieden mit unserem Werk. Am nächsten Morgen bin ich voller Tatendrang und entschlossen Momoka zu konfrontieren. Leider muss ich mich gedulden, bis der Drehtag zu Ende ist, da ich es nicht im Studio klären möchte. Zum Glück bin ich schneller fertig als sie und warte vor ihrer Umkleidekabine. Ein letztes Mal hole ich tief Luft. Ein bisschen Unwohl ist mir schon dabei, aber ich kann diese Feindseligkeit nicht so auf mir sitzen lassen. Die Tür öffnet sich... endlich! "H-hey, Momoka..." bringe ich nicht so selbstsicher heraus, wie ich es gerne hätte. "Ja?", fragt sie relativ gleichgültig, aber mit einem fiesen Unterton. "Ich...ähm, hatte das Gefühl, dass wir uns bis jetzt nicht so gut verstanden haben und...äh", ich stottere nur vor mich hin, bis ich endlich auf den Punkt komme:"Naja, ich wollte fragen, was du gegen mich hast!" Beim warten auf die Antwort bin ich wie gelähmt. Sie antwortet ruhig:"Ich habe nichts gegen dich." "Eh?!", jetzt bin ich total überascht. Sie klang nicht sarkastisch oder herablassend "A-aber... du meintest doch..." "versteh mich nicht falsch", unterbricht sie mich "ich habe etwas dagegen, dass Maschinen... Roboter Menschen ihre Arbeit wegnehmen... und dann auch noch in Bereichen wie Musik oder Schauspielerei!" Sie blickt mich kühl an, sodass ich nichts erwidern kann. Unbarmherzig fährt sie fort:"Sag mir Miku, wie lange bist du jetzt schon auf dieser Welt?" Die Frage macht mich stutzig, aber ich schaffe es zu antworten:"u-ungefähr ein dreiviertel Jahr..." Ihre grünen Augen durchbohren mich "und dann denkst du, du könntest aus deinen Erfahrungen heraus die menschlichen Emotionen auch nur Ansatzweise verstehen?! Du hast noch nichts durchgemacht Miku! Alles was du denkst zu fühlen sind Gefühle von dem, der dich programmiert hat. Es gehört nichts dir!" Mit festen Schritten geht sie an mir vorbei. Ich bleibe eine Weile noch stehen, bis ich merke, dass meine Limousine schon wartet. Wie in Trance setzte ich mich und werde nach Hause gefahren. Ratlos bleibe ich vor der Eingangstür der Firma stehen. Wäre ich ein Mensch, würde ich jetzt weinen, so einsam und nutzlos fühle ich mich. Aber als Roboter kann ich nicht weinen, wieder wird mir dieser riesige Unterschied vor Augen geführt. Also setzte ich mich einfach auf eine der Treppenstufen und blicke vor mich hin... bis eine klare Stimme mich aus meinen Gedanken reißt. "Miku? Warum sitzt du hier?", ich drehe mich um: es ist Len. Auf einmal macht mir sein unsicherer Blick klar, wie ungerecht ich ihn behandelt habe, ich war sogar noch schlimmer als Momoka. Am Anfang dachte ich, ich könnte mit ihm auskommen, aber ich war zu eifersüchtig und besitzergreifend, also habe ich ihn ignoriert. "Es tut mir so leid, Len!" Die Worte klingen zittrig und weinerlich. Überrascht blicken mich seine blauen Augen an"W-was denn?" er setzt sich langsam neben mich. "Ich war so unfreundlich und mir ist eben klar geworden, wie es sich anfühlt, wenn jemand so zu einem ist..." ich traue mich gar nicht ihn anzusehen, stattdessen erzähle ich auf seine Bitte hin die ganze Geschichte. "Diese Momoka hat doch ein Rad ab!", stellt er viel energischer als sonst fest. "Meinst du?" er lächelt mich an:" Rin hat mir so viel von dir erzählt! Wie ihr euren ersten Song geschrieben habt, wie das Konzert gelaufen ist und wie ihr zusammen einkaufen ward. Sie bewundert dich sehr, Miku. Und ich tue das auch! Diese Momoka kann mir doch nicht erzählen, dass all diese Emotionen nicht echt waren! Und Erfahrungen kann man immer machen!" Diese Worte heiteren mich etwas auf. "Du hast recht! Danke Len!" ich hatte all diese Momente nicht bedacht, und auch nicht, wie viele Menschen anders denken als Momoka. Die vielen Leute auf dem Konzert... die Verkäuferin im Kleiderladen,... Ayumi! Ich kann nicht anders, als Len eine kurze Umarmung zugeben, so dankbar bin ich ihm. "Übrigens", sagt er mit knallrotem Kopf "Rin wollte eigentlich sehen wann du kommst, weil sie dich so vermisst hat in den letzten Monaten..." "wirklich?! Dann lass sie uns suchen gehen! Ich habe sie auch vermisst!" Vielleicht wird Momoka mich niemals verstehen... aber dafür gibt es so viele Menschen... und Vocaloids, die es tun! Das reicht vollkommen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)