Vocaloid Story von ruikamo ================================================================================ Kapitel 1: Projekt Vocal. 01 ---------------------------- Ein System um die perfekten Pop-Stars zu erschaffen. Innerhalb von Wochen schossen die Verkaufszahlen der Alben in die Höhe, in Rekordzeit waren alle Konzerte ausverkauft. Aber was bewegt so viele Menschen dazu ihre Musik zu hören? Das kindliche Aussehen der Künstler? Die Idee von etwas vollkommen neuem? Vielleicht... Was aber wirklich jeden berührte und im tiefen Inneren eines jeden Menschen etwas bewegte, waren die klaren Stimmen, die nicht von dieser Welt zu sein schienen. Vollkommener, als menschliche jemals sein könnten. Das Projekt hat begonnen: VOCALOID Ich sehe nichts, ich kann mich nicht bewegen... aber ich spüre. Ich spüre wie Daten auf meine Festplatte übertragen werden. Plötzlich kenne ich unzählige Lieder... traurige, fröhliche... die Emotionen erkenne ich an der Tonart, denn ich selber spüre noch nichts. Auf einmal wirbeln Noten durch meine Gedanken, ich kenne jede einzelne und ihren Klang. Gedanken...? Etwas vollkommen Neues für mich. Immer mehr Lieder fallen mir ein und ich widerstehe dem Drang zu singen. Auch das Bewusstsein, dass ich singen kann, wurde als Datei herunter geladen. Nachdem ich fast alle Melodien und Töne kenne, wird mir klar, dass es nicht nur Musik, sondern auch Sprache gibt. Ich lerne binnen Sekunden neue Wörter und alle Lieder bekommen einen Text, den ich verstehe. "Projekt Vocal. 01. Funktionsüberprüfung", sagt eine monotone Stimme. Ich kann hören! Nicht nur in meinen Gedanken existieren Tonleitern! Eine wird mir vorgespielt, bis die Stimme mich anspricht:"Projekt 01, bitte wiederhole diese Tonleiter" Wiederholen? Ich kann auch Töne von mir geben? Versuchsweise probiere ich es aus, und tatsächlich, es klingt etwas verzerrt, aber ich kann singen! "Gut, Kalibrierung der Stimmbänder wird eingeleitet... Projekt 01, bitte wiederhole die Tonleiter" Ich versuche es noch einmal und dieses Mal klingt es feiner, klarer. "Wow, perfekt, damit können wir auf den Markt gehen", höre ich leises Gemurmel. "Projekt 01, bitte bewege deinen rechten Arm. Koordinaten: 56/47°" Ich spüre einen elektrischen Schauer, der durch meinen Körper fährt und mein Bewusstsein erweitert. Langsam beginne ich meinen rechten Arm zu bewegen, es fühlt sich richtig an. Die Stimme gibt mir weitere Anweisungen, die ich befolge. Ich verliere das Zeitgefühl und weiß nicht mehr, wie lange ich hier schon liege, wie lange ich schon existiere. "Kamerafunktionen werden überprüft. Projekt 01, bitte öffne deine Augen. Koordinaten:12/32°" M-meine Augen? Langsam versuche ich sie zu öffnen und ein helles Licht breitet sich aus. Ich werde langsam panisch, alles ist so grell und verschwommen. Ich kann nichts erkennen. Nach einigen Minuten wird meine Sicht klarer und ich erkenne, dass ich in einer Art weißen Kapsel liege. Mit einem lauten Zischen hebt sich der Deckel, leise höre ich die Stimme noch sagen:"Konfiguration abgeschlossen, Projekt 01 startbereit." Dann weicht die Stille einer Welle von Piepen und maschinellen Tönen. Zwei Menschen in weißen Kitteln beugen sich über mich. Eine Frau und ein Mann. Der Mann erhebt die Stimme, die ich sofort wieder erkenne. Er hat mir also die Anweisungen gegeben... "Projekt 01, Willkommen in unserem Unternehmen...oder, eher willkommen auf der Welt nicht?" ich mustere ihn stumm, unfähig irgendwas zu sagen. Er fährt fort:"Ich bin dein Erbauer und Programmierer deiner Softwares, natürlich unterstützt von einem großen Team" er deutet auf die Frau neben sich"und dies ist Amalia, deine Managerin, sie wird dir alles nötige erklären und beibringen, sie ist für den Anfang sozusagen deine Stüze" Die beiden helfen mir aufzustehen. Ich spüre zwar meine Füße, aber sie sind zu instabil, um darauf zu laufen. Deshalb werde ich vorerst auf einer Liege transportiert. Wir fahren durch sterile Flure, die mir wie ein großes Labyrinth vorkommen, bis wir schließlich in einem Raum ankommen. Amalia hilft mir dabei, mich auf eine Couch zusetzen, ehe sie neben mir Platz nimmt. "Also, es mag für dich alles ein wenig verwirrend erscheinen, aber ich erkläre dir mal, was wir in den nächsten Wochen vorhaben...",sie lächelt und blickt auf ihr Klemmbrett. "Zuerst müssen wir uns einen Namen überlegen. Projekt Vocal. 01 ist nur ein Arbeitstitel, das können wir den Leuten nicht präsentieren" sie lockert den Kragen ihrer Bluse. Leuten? Ich bin zu ängstlich, etwas zu sagen, immerhin habe ich noch nie geredet. "Hast du einen besonderen Wunsch?", erwartungsvoll neigt sie ihren Kopf zu mir. Ich schüttle den Kopf. "Gut, dann kümmern wir uns darum später..." sie schreibt irgendwas auf. "Es könnte sein, dass du in nächster Zeit Lust auf etwas bestimmtes hast, wenn dem so sei, sag einfach bescheid! Es wurde dir eine Persönlichkeit mit verschiedenen Vorlieben und Abneigungen auf deiner Festplatte gespeichert, um dich ansprechender für das Publikum zu gestalten, also nicht wundern!" Sie schaut mich wieder an, da ich aber nicht reagiere, fährt sie fort:"so, dann müssen wir laufen üben, dich natürlich zum Gesangsunterricht schicken...mal sehen... ah ja, dann zum Tanzunterricht und irgendwann krigst du ein Update für Musikinstrumente und Songwriting. Wenn wir dich ein wenig bekannter gemacht haben, kannst du zu Fotoshootings gehen und Interviews geben. Es wird also ein spannendes Jahr für dich!", ich habe zwar nur die Hälfte von dem was sie gesagt hat verstanden, aber ihr warmherziges Lächeln beruhigt mich. "Dein Hersteller und einige berühmte Modedesigner haben schon ein passendes Outfit für dich entworfen, vielleicht magst du das mal anziehen?" Sie begleitet mich zu einer Umkleidekabine, in der schon Kleidungsstücke hängen. Ich bleibe wie erstarrt vor dem Spiegel stehen, das bin also ich... Ein junges Mädchen mit zwei langen türkis-farbenen Zöpfen blickt mich unschuldig an. Als ich probehalber meine Hand hebe, tut sie das selbe. Ein warmes Kribbeln breitet sich in mir aus. Schön mich kennenzulernen. Das Mädchen lächelt mich schüchtern an. Amalia zieht den Vorhang zu und erklärt weiter, während ich mich um ziehe. Ein graues Oberteil, mit einer ebenfalls türkis-farbenen Krawatte, ein schwarzer Rock mit einem blauen Bändchen und lange schwarze Stiefel. "Dies ist dein Standart-Bühnenoutfit, es werden noch mehr dazukommen, wenn du viele Auftritte hast... in deiner Freizeit darfst du tragen, was du willst...fertig?" Sie betrachtet mich:"es steht dir wie erwartet super! Hast du dir über einen Namen Gedanken gemacht?",fragt sie neugierig. Langsam drehe ich mich zu meinem Spiegelbild um und berühre es mit der Hand. "Miku", sage ich so leise, dass Amalia mich nicht versteht. "Hatsune Miku", wiederhole ich dieses Mal mit fester Stimme, die so klar wie Wassergeplätscher ist und von den sterilen Wänden wieder hallt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)