Unerwartet von Fabien (snarry) ================================================================================ Prolog: Hürden überwinden ------------------------- Hallo Zusammen! Das hier ist meine erste Harry Potter FF. Ursprünglich sollte es ein Oneshot werden, aber sie wird nun doch länger. Ich habe keinen Beta-Leser und bin nicht wirklich gut in der Rechtschreibung, aber ich gebe mir Mühe und hoffe, dass es trotzdem ausreicht, damit ihr euch nicht die Haare rauft. Sonst gehört mir hier nix. Nicht mal die Idee ist neu. Eher eine Art Neuinterpretation. Die Charaktere gehören J.K.Rowling. Es ist lange her dass ich die Bücher gelesen habe, aber meine Geschichte folgt der Story sowieso nicht. Angesiedelt ist das ganze wohl im 5. Schuljahr. Logikfehler sind mit Sicherheit vorhanden. Nun wünsche ich euch viel Spaß : ) --------------------- Harry atmete tief durch. Das hier gehörte zu einen der schwierigsten Aufgaben die er sich in seinem bisherigen Leben stellen musste. Aber für das, was er sich vorgenommen hatte, war es notwendig. Entschlossen klopfte er an die Tür. Es war 6 Uhr morgens und lange Zeit tat sich nichts. Doch nach einer Weile war ein verstimmtes Brummen auf der andern Seite zu vernehmen. Ein wenig abrupt und mit einer genauso großen Entschlossenheit wurde die Tür geöffnet. Es war typisch für ihn. Innerlich grinste Harry ein wenig. Snape sah noch ein wenig verschlafen und zerzaust aus, aber er stand gerade und hatte bereits Hose und Hemd an die nicht mal eben übergeworfen aussahen. Er war also schon eine Weile wach gewesen. Wen immer der Professor erwartet hatte, es war nicht Harry. Kurz wirkte er überrascht, aber seine Miene verfinsterte sich schnell. Auch am frühen Morgen sah ein Snape also furchterregend aus. Harrys Entschlossenheit wollte anfangen zu türmen als er sich nochmal vergegenwärtige warum er hier stand. Es war der kürzlich vergangene Aufenthalt bei den Dursleys gewesen, die ihn die jetzige Richtung einschlagen lies. Und er war schlimm gewesen. Dass seine Tante und sein Onkel ihn nicht leiden konnten ist kein Geheimnis. Sie zeigten es inbrünstig mit verachtenden Blicken, Beleidigungen und mangelndem Essen. Doch dieses Mal sind sie auch handgreiflich geworden. Vernon hatte Ärger auf der Arbeit, weil ein neuer Mitarbeiter ihm den Rang ablaufen wollte. Seinen Frust lies er häufig an seinen Neffen aus. Der Gürtel war dabei sein Lieblingsinstrument. Harry war sich nicht sicher, aber bei Merlin, er hätte schwören können, dass dieses Teil verhext war. Sämtliche Wunden, die sein Onkel ihn damit zugefügt hatte, heilten nicht oder nur sehr schlecht. Sie zierten noch immer, fast unverändert, seinen Rücken. Der einzige Grund, warum er diese Möglichkeit ausschloss, war die Tatsache, dass die Dursleys alles Magische verachteten. So versuchte Harry seine Verwandten nicht zu reizen um diesen Sommer irgendwie zu überstehen. Er hatte Ron und Hermine per Eule um Hilfe gebeten und sie reagierten prompt mit Heilsalben, die sie ihm zuschickten. Selbst konnten sie nicht kommen, weil es jeden Besucher der magischen Welt irritierte, sollten sie nach seinem Wohnort suchen. Es gehörte zu Dumbledors Vorkehrungen zu seinem Schutz. Die beiden hatten auch Briefe an den Direktor geschickt, die aber unbeantwortet blieben. Die Salben halfen wenig. Harry musste hoffen, das alles von allein heilte. Eines Tages fand er bei der Gartenarbeit ein verletztes Tier. Einen Vogel, der wohl einen Kampf mit einer Katze hinter sich hatte. Er war in einem schrecklichen Zustand. Er hob das Tier behutsam auf und überlegte fieberhaft, wie er ihm helfen könnte. Schließlich fiel im das Zaubertränkebuch aus dem vergangenem Schuljahr ein. Da wurden unter anderem auch Heiltränke behandelt. Er stürmte in sein Zimmer und kramte das Buch hervor. Eilig las er die Zutaten und stellte erleichtert fest, dass das meiste im Garten zu finden war. Einen Tag hatte er gebraucht um den Trank fertig zu stellen. Und vier Fehlversuche. Als er den Vogel damit versorgte, konnte er beobachten wie die Verletzungen ausheilten und eine Nacht später, konnte er seinen Patienten wieder in die Freiheit entlassen. Der Junge fühlte sich durch seinen Erfolg beflügelt und es hinterließ ein Gefühl des Stolzes in ihm. Natürlich ist er auf die Idee gekommen, den Trank an sich selbst auszuprobieren. Aber seine Heilung blieb ihm nach wie vor verwehrt. Und er probierte weitere Rezepte aus. In dieser Zeit hatte er viel über Heil- und Zaubertränke gelernt und war richtig gut geworden. Und schließlich reifte ein Wunsch in ihm heran. Er wollte, wenn der Krieg vorbei ist, Heiler werden. Mit Schwerpunkt auf Heiltränke. Da das für den Krieg selbst hilfreich sein würde, beschloss er gleich nach den Ferien seine neue Leidenschaft zu studieren. Auch in der Hoffnung seine Wunden auf den Rücken selbst heilen zu können. Er hat sein Dilemma niemandem mitgeteilt. Seinen Freunden nicht, weil er ihnen keine Sorgen bereiten wollte. Er wollte stark für sie sein. Eine Hoffnung für sie bleiben. Dumbledore nicht, weil er ihn ignoriert hatte und er bezweifelte, dass es jetzt anders sein würde. Er ist ihm gegenüber misstrauisch geworden. Poppy hatte er mit einem Obliviate belegt, nachdem sie seine Verletzungen dem Direktor melden wollte. Aber er brauchte Hilfe. Jemand der ihn leitete. Nun, er kannte nur einen Tränkemeister. Und auch wenn es ihm nicht behagte, er stand jetzt genau vor ihm. „Mr. Potter, ich hoffe Sie haben sich verirrt.“ lautete die trockene Begrüßung von Snape. Kurz war Harry versucht, seinen Erscheinen damit zu begründen, dass er schlafgewandelt wäre, aber dann nahm er doch seinen Mut zusammen. „Nein Professor, ich möchte zu Ihnen. Ich weiß, ich bin der Letzte, den Sie am Morgen sehen wollen“ 'geht mir bei Ihnen nicht anders' fügte Harry in Gedanken dazu. „aber ich wäre sicher nicht hier, wenn mir jemand anderes helfen könnte. Bitte, könnten Sie mein Anliegen wenigstens anhören?“ Professor Snapes Augenbraue machte einen sportlichen Abgang nach oben. Man sah deutlich, dass es ihm widerstrebte der Bitte des jungen Potters nachzukommen. Nach einer Weile entwich ihm ein kaum merklicher Seufzer und er trat ein wenig zu Seite. „Sie irren sich, wenn Sie glauben, die Spitze der Liste meiner meist verhassten Personen anzuführen. Aber ja, sie rangieren weit oben. Treten Sie ein.“ Harry atmete innerlich auf. Der erste Schritt war getan. Er staunte nicht schlecht, als er die Privaträume des Professors sah. Es gab keinen Flur. Man stand direkt im Wohnzimmer. An der Wand gab es einen Kamin und ihm gegenüber ein Sofa und Zwei Sessel. Ja, vieles war dunkel gehalten, aber die hellen Möbel gaben den nötigen Kontrast. Snape führte ihn an einen Tisch, an dem er wohl gerade gesessen hatte. Eine Zeitung und eine Tasse Kaffee markierten seinen Platz. „Haben Sie schon Frühstück gegessen?“ erkundige sich der Professor und Harry war über seine Gastfreundschaft überrascht. Der Schüler schüttelte den Kopf „Nein Professor, aber ich würde jetzt sowieso nichts runterbekommen“ „Wie Sie wollen.“ war der Kommentar Snapes, bevor er sich setzte und auch Harry anwies Platz zu nehmen. Kurz wartete er, dass der Junge anfing zu reden, doch dieser schien zu straucheln. Der Tränkemeister verdrehte innerlich die Augen, aber er war noch zu müde um sich darüber aufzuregen. Also schnappte er sich die Zeitung und begann nebenbei seinen Kaffee zu trinken. Harry derweil besah sich seinen Lehrer genauer. Snape hatte seine Maske aufgesetzt die jegliches Erkennen seiner Gefühlsregung verhinderte. Er war noch nicht komplett in seiner Alltagsrobe gekleidet. Er trug ein weißes Hemd. Harry fand, das stand ihm. Und so wie er völlig unsteif seine Zeitung las, wirkte er fast wie ein normaler Mensch. Das ermutige ihn zum Reden. „Professor, ich möchte Heiler werden. Mein Schwerpunkt soll Heiltränke sein.“ Snape hustete in seinen Kaffee „Hoffentlich vergiften Sie niemanden“ brachte er hervor. „Ausgeschlossen, wenn ich beim Besten lerne.“ entgegnete Harry. „Und wer ist der Unglückliche?“ fragte Snape fast gelangweilt. Harry starrte ihn an. Er starrte ihn lange vielsagend an, bis Snape endlich die Erkenntnis traf. „Nein.“ lautete seine kurze Antwort auf die stumme Frage und sah wieder auf seine Zeitung. Harry hatte nicht vor aufzugeben. „Wieso nicht Professor?“ begann er die Debatte. Snape schien Fahrt aufzunehmen. Er legte die Zeitung weg und setzte sich gerade hin. „Weil Sie, Potter, absolut unbegabt sind im Brauen von Tränken. Es vergeht nicht eine Stunde bei mir in der Sie sich nicht beinahe selbst umbringen und ich soll Sie unterrichten? Sie sind absolut ungeeignet dafür Heiltrankbrauer zu werden, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.“ Harry hatte Blut geleckt. „Ich habe in den Ferien gelernt.“ Snape schnaubte „Sie haben doch gar nicht den Horizont um das Wesen des Tränkebrauens zu verstehen. Nicht das Organisationstalent für die exakte Vorbehandlung der Zutaten. Nicht das Feingefühl wann der Trank sein Optimum erreicht hat oder in Ihrem Fall zu erkennen, dass er jeden im Umkreis von 1 km den Tod einhaucht.“ „Und wenn ich Ihnen Beweise, dass das Amen in der Kirche keineswegs sicher ist?“ Snape stockte kurz. „Genauso überheblich wie Ihr Vater.“ folgte es im verachtenden Ton darauf. Harry spürte die altbekannte Wut in ihm auflodern, aber er zwang sich darauf zu schweigen. „Und dafür habe ich Sie reingelassen? Wieso wollen Sie jetzt Tränke intensiver studieren? Wieso warten Sie nicht nach Ihrem Abschluss, studieren es woanders und verschonen mich? Wie ist dieser absurde Wunsch überhaupt zustande gekommen?“ „Professor, Sie müssen doch zugeben, dass das Wissen des Heilens und seiner Tränke gerade im aufkommenden Krieg eine wertvolle Fähigkeit ist.“ antwortete sein Schüler. Auf die letzte Frage ging er erst gar nicht ein. Dieses Argument konnte Snape tatsächlich nicht so einfach wegreden. Daher schwieg er. „Ich kann Sie nicht leiden, Potter“ Sagte er nach einer Weile. „Ich Sie auch nicht, Professor“ entgegnete Harry. Kurz meinte er ein amüsiertes Funkeln in den Augen seines Gegenübers gesehen zu haben, aber die unbewegliche Miene des Professors, lies ihn sich einreden, dass er sich geirrt haben musste. „Also schön, brauen Sie unter meiner Aufsicht einen Heiltrank und sollten Sie es wider Erwarten beim ersten Mal schaffen, unterrichte ich Sie. Doch seien Sie sich Gewiss, dass ich nichts unversucht lasse, Sie rauszuekeln.“ „Ich wäre enttäuscht wenn Sie sich anders verhalten“ gab der Schüler zynisch zurück. „Soll ich den Trank hier und jetzt brauen?“ fragte er noch. „Bei Merlin, nein! Keine Katastrophen am Morgen! Kommen Sie nach dem Unterricht zu mir. 20 Uhr.“ Harry fiel ein Stein vom Herzen. Er hatte es geschaffte eine Chance bei Snape zu bekommen. Jetzt, wo das geklärt war, spürte er doch seinen Hunger aufkommen. „Professor, hätten Sie nicht vielleicht doch etwas zum Frühstück?“ fragte er vorsichtig. „Verschwinden Sie.“ ----- Wie war der Auftakt? Kapitel 1: Bauchgefühl ---------------------- Moin! Vielen Dank für die Reviews und Favos zu dem ersten Kapitel. Ich habe mich total darüber gefreut! Ja. Das wollte ich eben loswerden. Nun viel Spaß mit dem 2. Kapitel : ) ------------- Harry war gerade auf den Weg zum Verwandlungs-Unterricht als ihm jemand auf den Rücken klopfte. Sofort fingen die Wunden an zu brennen und er knickte kurz ein. Er fing sich aber schnell wieder und konnte den Aussetzer als ein Stolpern tarnen. Er blickte neben sich und erkannte Ron. „Hey Kumpel, wo warst du heute morgen? Als ich aufgewacht bin war dein Bett leer.“ „Morgen Ron, ich habe Snape um Nachhilfe gebeten.“ Diese Nachricht hatte gesessen. Der Rothaarige blieb wie angewurzelt stehen. „Dein Ernst? Du willst das wirklich durchziehen?“ fragte er und Harry nickte. „Also ich finde es toll, dass Harry ein Ziel hat, das er verfolgt. Das würde dir auch nicht schaden, Ron“ kam es von Hermine, die nun ebenfalls neben Harry aufgetaucht war. Er hatte den beiden von seinen Plänen erzählt. Sie kannten schließlich die Geschichte bei den Dursleys, nur dass seine Wunden nicht wirklich heilten, hatte er verschwiegen. Doch manchmal wusste er nicht, ob die beiden nicht doch etwas ahnten. „Sonst alles okay bei dir? Du wirkst... langsam zurzeit.“ fragte Ron. Auch Hermine konnte sich einen besorgen Blick nicht verkneifen. „Es ist alles Okay, wirklich. Danke dass ihr euch Sorgen macht, aber ich muss mich wieder einleben. Ich bin bei den Dursleys ja nicht oft raus gekommen.“ beschwichtige Harry. Überzeugt, wirkten die beiden Freunde nicht, aber sie ließen es erst mal auf sich beruhen. „Also ich habe auch ein Ziel! Ich werde Stratege und werde die Politiker gegeneinander ausspielen bis was Vernünftiges bei rumkommt!“ wechselte das Schachgenie das Thema. „Dann bist du nicht strategisch sondern intrigant und landest eher bei Lucius Malfoy.“ konterte Hermine. Ron wurde blass. „Bloß nicht! Der will mich doch gar nicht.“ entfuhr es ihm und untermauerte seine Aussage indem er seine Hände fahrig an seiner Robe abstrich. Harry musste darüber grinsen. „Was haltet ihr von unserer neuen Verteidigungslehrerin? Diese Umbridge? Harry, ich finde sie hat dich bei der Feier ganz komisch angeguckt. Als wenn sie etwas ausheckt. Du solltest vorsichtig sein.“ warf Hermine ein. Ron nickte zustimmend. „Naja ist doch klar, oder? Sie sagt, Du-weißt-schon-wer ist nicht zurück und Harry behauptet das Gegenteil. Ich stimme Hermine zu, Kumpel. Bleib erstmal unauffällig.“ Harry hatte dafür nur eine nach oben wandernde Augenbraue übrig. Sein Freund erkannte seinen eigenen Widerspruch und musste darüber sogar ein wenig schmunzeln. „Wann haben wir sie eigentlich?“ fragte er. Hermine wusste die Antwort. „Morgen. Gleich nach Zauberkunst.“ In Verwandlung bestand die heutige Aufgabe darin, sich in eine Tonvase zu verwandeln. Das war nicht einfach, aber nach ein paar Versuchen schafften es die meisten. Als Harry an der Reihe war, konzentrierte er sich auf den Zauber, doch die Schmerzen auf seinen Rücken machten es ihm schwer. 'Alles gut. Es wird schon wieder' redete er sich selbst ein und schaffte es tatsächlich sich ebenfalls zu verwandeln. Prüfend ging Professor McGonagall um Harry herum bis sie an einer Stelle innehielt. „Mr. Potter, das ist schon ein recht gutes Ergebnis. An einer Stelle weißt ihre Verwandlung Kerben auf, aber ich finde, das macht ihre Ergebnis authentischer. Versuchen Sie, sie beim nächsten mal trotzdem wegzulassen. Sie dürfen sich zurückverwandeln.“ Harry tat es und fluchte innerlich. Das mussten die Striemen auf den Rücken sein. Was ihn jedoch verwunderte. Keine der anderen Narben spiegelte sich sonst auf seiner Verwandlung ab. Außer die Blitznarbe, aber die konnte er gut in die Maserung mit einarbeiten. War das ein Hinweis darauf, dass Vernons Gürtel doch verzaubert gewesen war? Bisher hatte er die schlechte Heilung auf seinen körperlichen Zustand geschoben. Sollte es nicht so sein, wie war dann das Ding in die Hände seines Onkels gekommen? Nach dem Unterricht hielt ihn Hermine auf. „Harry, hatten diese Kerben irgendetwas zu bedeuten?“ fragte sie vorsichtig. Der Schwarzhaarige schüttelte nur müde den Kopf. „Nein. Ich hab es einfach nicht besser hingekriegt.“ Harry wusste, dass sie ihm am liebsten die Kleider vom Leib reißen würde um sich selbst zu vergewissern. Aber dafür war sie einfach viel zu schüchtern. Zumal sie eh nur auf eine Illusion treffen würde. Tränke sei Dank. „Kommen Sie rein.“ lautete Snapes knappe Begrüßung als Harry um 20 Uhr vor seiner Tür stand. Er führte ihn an seinen Privaträumen vorbei und öffnete die Tür zu seinem Labor. Der Gryffindor blieb kurz erstaunt stehen. Dieses Labor sah viel moderner und strukturierter aus, als das Klassenzimmer. Alles griffbereit, ohne die Gefahr etwas umzustoßen. Ein Blick auf den Vorratsschrank sagte ihm, dass diese Auswahl bedeutend größer war als die Schulvariante. Der Professor beobachtete die Reaktion seines Schülers aus den Augenwinkel heraus und konnte ein amüsiertes Schnauben nicht vermeiden. Aber Harry bekam das bei seiner Bewunderung gar nicht mit. „Und Sie wollen mich den Trank wirklich in Ihren Labor brauen lassen?“ „Ja, betrachten Sie es als ein Bestandteil ihres Tests.“ „Habe ich diesen Part bestanden?“ „Das wird sich zeigen.“ antwortete Snape kryptisch. „Hier, das Rezept nach dem Sie heute brauen. Sie haben 2 Stunden Zeit. Ich werde mich auf diesen Stuhl dahinten setzen und Sie beobachten. Sollten sie irgendeine tödliche Suppe zusammenrühren die explodieren könnte, renne ich weg und ich werde Sie nicht retten.“ Snape hielt ihm ein handgeschriebenes Papier hin. „Alles andere wäre eine Beleidigung.“ entgegnete Harry. „Zynismus ist nicht Ihr Terrain“ kommentierte der Spion. „Und Ihres nicht der Unterricht?“ schlug der Potter zurück. Snape ließ das im Raum stehen. Der Gryffindor besah sich das Rezept und stellte fest, dass er den Trank kannte. Es war eine abgeschwächte Form vom Skele-Wachs. Es wird vor allem bei Kleinkindern verwendet, da sie die Pur-Version schlecht vertragen. Er hatte es bei dem verletzten Vogel angewendet, da er befürchtete, dass das Skele-Wachs für die dünnen Knochen zu heftig war. Er drehte sich zu der Arbeitsplatte und bemerkte, dass Professor Snape die benötigen Zutaten schon rausgeholt hatte. Harry machte sich einen Plan was zuerst vorbereitet werden musste und was in der Wartezeit bearbeitet werden konnte. Dann fing er an. Snape kam nicht umhin festzustellen, dass Potter sehr zielsicher seine Vorbereitungen traf. Oft war es schwer einen Anfang zu finden, aber der Gryffindor schien zu wissen wie er vorgehen wollte. Zu seinem Ärger viel ihm außerdem auf, dass es, trotz des anderen Labors, kaum unnötige Bewegungen gab. Alles folgte einem Plan. Leider nicht seinem. Er hatte gehofft, dem verhassten Schüler mit der neuen Umgebung irritieren zu können, aber allen Anschein nach, hatte er ihm sogar einen Gefallen damit getan. Harry schnitt akkurat die Kappa-Wurzeln und drückte mit Gefühl die Vogelbeeren aus. Er wog Milligramm-genau das Einhornhaar ab und brachte den Kessel nicht zum überkochen. Wieso zum Teufel war er nie im Unterricht so? Hatte sein Schüler das Brauen wirklich in den Ferien für sich entdeckt? Harry derweil musste in seinem Trott doch einmal stutzen. Fischkraut. Es wurde eigentlich zum konservieren benutzt und er war sich sicher, dass es nicht wirklich in den Trank gehörte. Er wurde unsicher. Hatte Snape den Trank optimiert? Lange konnte er nicht darüber nachdenken, denn der nächste Schritt stand bevor. Er schloss kurz die Augen und entschied sich, das Fischkraut nicht zu benutzen. Er hatte ein ungutes Gefühl dabei und er wusste, dass der Trank auch ohne diese Zutat funktionieren würde. Snape, der diese Entscheidung mitbekam, lies den Schritt unkommentiert. Nachdem Harry fertig war, drehte er sich zu dem Tränkemeister um und präsentierte ihm den Kessel. Die Suppe hatte die Farbe die sie haben sollte und lag ruhig im Gefäß. Snape trat näher und Besah sich das Ergebnis. Er verzog kurz das Gesicht. „Zu meinem Bedauern... ist Ihnen tatsächlich ein perfekter Trank gelungen.“ Stellte er fest. „Wieso haben Sie das Fischkraut nicht benutzt?“ „Es schien mir nicht darein zu gehören.“ Snapes wandernde Augenbraue signalisierte, das ihm diese Begründung nicht reichte. Also versuchte Harry es ausführlicher. „Naja, die meisten Heiltränke die ich kenne, setzten sich aus den selben Grundzutaten zusammen. Dabei habe ich gelernt, dass Zutaten von denen sich Tiere ernähren sich mit denen beißen, die die Struktur eines Lebewesens verändert.“ Fischkraut hatte deshalb seinen Namen, weil es den Menschen ermöglichte sich für kurze Zeit in ein Fisch zu verwandeln. Der Professor seufzte frustriert. „Das war die richtige Entscheidung. Hätten Sie es verwendet, wäre ein Nebel zustande gekommen, der Sie gelähmt hätte.“ „Sie müssen sehr enttäuscht sein.“ „Sie können sich nicht vorstellen wie sehr mich das ärgert.“ „Also habe ich bestanden?“ „Sie haben 3 Minuten länger gebraucht als ich vorgegeben habe.“ „Ohne diese fiese Fischkraut-Falle, wäre ich im Limit geblieben.“ verteidigte sich Harry. Der Professor stützte sich am Tisch ab und sah ihn eindringlich an. Seine pechschwarzen Augen hatten einen wissenden und suchenden Ausdruck zugleich und schienen konzentriert etwas in den jungen Potter lesen zu wollen. Der Blick war so intensiv das Harry das Gefühl hatte, dass sein Gegenüber in seinen Kopf blickte. Erschrocken suchte er nach einer unbekannten Präsens in sich. Ein leises Lachen unterbrach ihn und er konnte einen erheiterten Snape erleben. „Ich schaue nicht in Ihre Gedanken Potter. Dafür brauche ich keinen Zauber. Sie sind offen wie ein Buch. Schade, Sie haben meinen Test bestanden. Ich halte mein Wort und werde Sie unterrichten.“ „Und versuchen mich rauszuekeln?“ ergänze Harry. Snape hatte dafür nur ein fieses Grinsen übrig. „Ich verlange Disziplin und keine Rummoserei. Montag-, Donnerstag- und Sonntagabend erwarte ich Sie in meinem Büro. Dieser Plan gilt ab jetzt. Gehen Sie schlafen. Ich hoffe, mir ist der Traum vergönnt in dem Sie tatsächlich in meine Falle tappen.“ Der Schüler war schon im Begriff zu flüchten, als ihm etwas einfiel. „Professor, wäre es möglich, dass unsere Zusammenkünfte geheim bleiben?“ „Den Direktor eingeschlossen?“ „Ja.“ Snape ließ einen überraschten Ausdruck zu. „Darüber unterhalten wir uns noch morgen. Ansonsten liegt es ganz in meinem Sinne.“ Harry brachte noch ein genuscheltes Danke zustande eher er das Labor verließ. „Mann Harry, das hat aber lange gedauert. Hast du es geschafft?“ Harry blieb überrumpelt stehen als er Ron und Hermine erkannte. „Ron, Hermine, was macht ihr hier? Es ist bereits Sperrstunde.“ wollte er wissen, aber insgeheim freute er sich, das die beiden hier waren. Das wussten sie natürlich denn Ron grinste ihn an. „Gern geschehen, Alter. Wir können doch nicht zulassen, dass Snape dich erwischt.“ „Ron, Harry kommt gerade von Snape.“ warf Hermine ein. Den Rothaarigen beeindruckte das nicht. „Na eben, der weiß genau, dass Harry hier jetzt rumläuft.“ Hermine wollte darauf etwas erwidern, konnte aber eine gewisse Logik in Rons Aussage nicht absprechen. Stattdessen fragte sie Harry nochmal: „Und, wie ist es gelaufen?“ Dieser zuckte die Schulter und meinte: „Er unterrichtet mich. Widerwillig. Er hat sich viel Mühe gegeben, damit ich seinen Test nicht bestehe. Wenig Zeit, tangierender Blick...“ „Fallen?“ fragte seine Freundin „Eine. Wenn sie funktioniert hätte, wäre ich gelähmt...“ Harry dachte kurz nach. „... und könnte mir den Toilettengang sparen.“ „Er muss sehr enttäuscht gewesen sein.“ vermutete Ron. „Meine Worte.“ grinste Harry. Die Zwei beglückwünschten ihren Freund „Wann hast du Unterricht?“ „Montag-, Donnerstag- und Sonntagabend.“ „Igitt, bescheuerte Tage!“ entfuhr es Ron und Harry stimmt ihm zu. Zusammen machten sie sich auf den Weg zu ihren Schlafsälen. Eine Sache hatte der Schwarzhaarige jedoch für sich behalten. Er redete sich ein, Snape nicht zu mögen, aber dieser Test mit seinem Lehrer hatte ihm unerwartet Freude gemacht. Nachdem Harry Diesen bestanden hatte, schien er ein wenig in Snapes Achtung gestiegen zu sein. Ihr Hass beruhte auf Gegenseitigkeit, aber es reichte immerhin dafür, keine verachtenden Blicke mehr zu kassieren. Kapitel 2: Reviere abstecken ---------------------------- Der-Junge-der-lebt lag in seinem Bett und starrte an die Decke. Am Mittwoch hatte Harry den Test gemacht. Und heute, einen Tag später, würde er seinen ersten Zusatzunterricht bei Snape bekommen. Er freute sich auf das neue Wissen, andererseits dämpfe die Person, die ihm dieses Wissen beibringen würde, seine Motivation. Nachdenklich erinnerte er sich an Snapes intensiven Blick, als er fragte, ob er bestanden hatte. Harry hatte sich noch nie so... nackt gefühlt. Dabei hatte der Professor ihm nur in die Augen geblickt. Es schien als wüsste er, dass der Junge etwas verbarg. Andererseits, es war Snape. Er rechnete immer damit, dass Harry etwas vor ihm verbarg. Der Gryffindor wurde in seinen Überlegungen unterbrochen als Ron seine Bettvorhänge zur Seite schob. „Guten Morgen Harry. Steh auf. Wir sollten langsam los um noch etwas vom Frühstück abzukriegen.“ begrüßte er den Schwarzhaarigen. Harry musste über die plötzliche Helligkeit ein paar Mal blinzeln, bis er seinen Freund ansehen konnte. „Morgen Ron, ich steh gleich auf.“ nuschelte er. Sein Gegenüber grinste nur. Als er das Tränkebuch auf Harrys Bett sah, schien ihm etwas einzufallen. „Weißt du was ich mich frage, Harry. Du hast etliche Tränke in den Ferien zusammengebraut, aber du hast nicht eine Verwarnung vom Ministerium bekommen. Wie konnten sie die Magie deines Zauberstabes nicht bemerken?“ Harry nahm bei diesen Worten gedankenverloren seinen Stab in die Hand und hielt ihn vor seinem Gesicht. Nach einer Weile gestand er: „Weil ich ihn nicht benutzt habe.“ Sein Freund stand vor Erstaunen der Mund offen und es dauerte einen Moment bis er etwas sagen konnte. „Harry! Hast du stablose Magie angewendet? Sowas lernt man erst im 7. Schuljahr!“ brachte er schließlich heiser hervor. Doch im selben Moment wurde er nachdenklich. „Müsstest du nicht trotzdem eine Signatur hinterlassen haben?“ Harry schüttelte den Kopf. „Ich schätze nicht. Ich habe keinen Zauber laut ausgesprochen. Ist bei Zaubertränke sowieso nicht nötig. Erinnerst du dich an meine Erzählung von dem verletzten Vogel?“ Ron nickte. „Nun, er sah so gut wie tot aus. Als ich den Trank endlich soweit hatte, wurde ich panisch bei dem Gedanken, dass er mir wegsterben könnte. Ich habe an meinen Zauberstab, ehrlich gesagt, gar nicht mehr gedacht. Ich habe den Kessel angefasst und plötzlich spürte ich, wie meine Magie in ihn hineinfloss.“ Harry sah den Rothaarigen nun direkt an. „Es hat funktioniert, Ron. Erst später wurde mir bewusst, was ich da getan habe und habe es immer wieder ausprobiert. Es ist nicht leicht zu händeln. Ein paar Mal, ist mir das Ganze übergekocht, weil ich zu viel Magie ausgesendet habe. Nichtsdestotrotz, scheinen nonverbale Zauber nicht gemeldet zu werden.“ beendete Harry seine Erzählung. Ron staunte immer noch über seinen Freund. Schließlich meinte er dazu: „Wahrscheinlich denken die vom Ministerium, dass Zauberer, die nonverbale Zauber beherrschen, garantiert nicht mehr minderjährig sind.“ Beide grinsten bei den Gedanken, das Ministerium ausgetrickst zu haben. Der Zauberkunstunterricht verging friedlich und ereignislos und Harry hätte nichts dagegen gehabt, wenn der Rest des Tages ebenso verlaufen wäre. Leider machte ihm der Verteidigungsunterricht einen Strich durch die Rechnung. Umbridge stellte sich als pinke Plage heraus. Sie verteilte Bücher über die theoretische Abhandlung in denen die praktische Kontrolle geschwärzt wurde. Praxis wäre nicht nötig. Es gibt nichts, vor dem man sich verteidigen müsse. Harry wurde das zu bunt. „Professor, selbst wenn Voldemort nicht zurück wäre, gibt es genügend andere Gefahren vor denen man sich mindestens einmal im Leben schützen muss.“ platze es aus ihm raus. Beim Klang des verbotenen Namens wurde es still im Klassenzimmer. Umbridge fixierte Harry und setzte ein scheinheiliges Lächeln auf, das wohl beruhigend wirken sollte. Doch Harry würde 10 Dementoren beruhigender als dieses Lächeln finden. „Mr. Potter, es mangelt Ihnen an Disziplin. Nun, ich denke, man hat es auf Grund Ihres... Status versäumt. Unterbrechen Sie mich nie wieder und wenn sie etwas zu sagen haben, melden Sie sich bitte. Und es sind nur Beiträge erlaubt, die keine Lügenmärchen enthalten.“ belehrte sie den Gryffindor. „Um Ihre eigenen zu kompensieren?“ giftete Harry zurück. „Er ist nicht wiedergekehrt!“ untermauerte Sie zischend. „Komisch, wieso sprechen Sie ausgerechnet diesen Punkt an?“ schleuderte er ihr in falscher Verwunderung entgegen. „Harry. 'unauffällig'“ hörte er Hermine leise und bittend neben sich flüstern, aber für Harry war es zu spät um unauffällig zu sein. „Das reicht! Mr. Potter, so schnell hat sich noch nie jemand bei mir Nachsitzen eingehandelt. Heute Abend, 20 Uhr in meinem Büro! Und 50 Punkte Abzug für Gryffindor!“ Umbridges Gesichtsfarbe biss sich mittlerweile mit ihren pinken Anzug. „Leider schon belegt. Da müssen Sie mit Snape verhandeln. Ich bin sehr beliebt, wissen Sie.“ „Das erübrigt sich, Mr. Potter. Mir als Inquisitorin steht das Privileg zu, mich nicht hinten anstellen zu müssen. Ich werde Professor Snape darüber informieren.“ Nun war Harry doch alarmiert. Er blickte sich im Klassenzimmer um und konnte schnell feststellen, dass er wenig Unterstützung erfahren dürfte. Viele Schüler waren verunsichert, und mochten Harrys Wahrheit nicht akzeptieren oder sie wollten nicht in Umbridges Ungnade fallen. Einige sahen ihn sogar mit Zorn im Gesicht an. Keiner sagte etwas. Als Ron und Hermine Anstalten machten, Partei für ihn zu ergreifen, schüttelte er warnend den Kopf. Bei so wenig Rückendeckung machte es wenig Sinn, sich vor die Flinte zu werfen. Ron sah das nur widerwillig ein und Hermine ließ ihren Kopf resignierend auf den Tisch plumpsen. Auf Umbridges Gesicht legte sich ein zufriedener Ausdruck. „Sie sind eine verantwortungslose Person. Das Übermaß an Aufmerksamkeit dass Ihnen in der Vergangenheit geschenkt wurde, hat Sie zu einer egozentrischen Brutstätte der unangebrachten Rebellion verkommen lassen, die die Harmonie der Gesellschaft gefährdet.“ Aus den Augenwinkel konnte Harry erkennen, wie Ron eine würgende Geste vollführte. Ihm selbst, kostete es alle Kraft, seine Beherrschung zu behalten. Er wollte sich nicht geschlagen geben. Aber diese Schlacht musste er Umbridge überlassen. Als die Schüler endlich den Unterricht verlassen durften, wurde Harry von der pinken Pest zurückgerufen. „Mr. Potter, Sie kommen mit mir mit. Ich werde Mr. Snape von Ihrer Abwesenheit unterrichten.“ lautete ihre kurze Anweisung. Harry fragte sich, warum es notwendig war, dass er dazu mitkommen müsse, aber er hatte beschlossen für heute gar nichts mehr zu sagen. Also folgte er ihr schweigend, wären er weitere abfällige Bemerkungen über sich ergehen ließ. „Jetzt kommen Sie!“ befahl sie etwas barscher und schubste ihn vor sich her, als er ihr zu langsam wurde. Auf Harrys Rücken flammten erneut die Schmerzen auf, die ihm die Sicht vernebelten. Er vertraute darauf, Hogwarts Gänge blind zu kennen und zwang sich, einfach stur weiterzugehen. An der Bürotür angekommen sah Umbridge nochmal zu den Gryffindor, der sich unauffällig gegen die Wand gelehnt und den Kiefer zusammengepresst hatte, ehe sie drei mal anklopfte. Er erkannte Schadenfreude in ihren Augen und ihm wurde bewusst, wieso er mitkommen sollte. Ihr war klar, dass er Snape nicht leiden konnte. Niemand tat das. Ob die beiden sich zusammengetan hatten? Und hatte er sich geirrt, oder war da eine beunruhigende Erkenntnis über ihre Gesicht gehuscht? „Professor! Ich wollte Ihnen mitteilen, dass Sie Mr. Potter heute nicht mehr zu erwarten brauchen. Er wird heute bei mir Nachsitzen. Sie können ihn gerne morgen eine Strafarbeit zukommen lassen.“ Der Schwarzhaarige hatte gar nicht mitbekommen, dass Snape in der Tür aufgetaucht war. Er ragte 2 Köpfe über sie beide und warf einen Schatten auf sie. Die Nachricht tangierte Snape offenbar mehr, als Harry erwartet hätte, denn sein bis eben starrer Blick wich für eine Millisekunde einem zornigen Funkeln, welcher ihn kurz taxierte. Der Inquisitorin entfuhr ein erfreutes Schnauben. „Ausgeschlossen.“ erwiderte der Lehrer schlicht. Umbridge entgleisten die Gesichtszüge. Sie hatte nicht mit Widerspruch gerechnet. Empört schnappte sie nach Luft. „Der Junge hat einen Lehrkörper beleidigt und versucht eine Revolte gegen mich anzuzetteln!“ Die Ansprache reichte lediglich um eine Augenbraue vom Meister der Tränke müde zucken zu lassen. „Erzählen Sie mir etwas Neues.“ spottete er nur. „Soll das heißen, der Junge führt sich immer so auf?!“ 'Danke Snape.' fluchte der Junge innerlich. „Seien Sie sich gewiss, dass Mr. Potter Ihnen noch genügend Vorwände für eine Strafarbeit liefern wird. Doch heute, wird er seine Schuld bei mir absitzen. Ich habe mit ihm noch eine... besondere Rechnung offen.“ umschrieb Snape ihren Sonderunterricht. „Was spricht dagegen, Ihre Angelegenheit nicht auf morgen zu verschieben?“ wollte Umbridge wissen. „Das Recht des Ersten. Und der Neumond.“ Verwirrung zeichnete sich auf der Ministeriumsangestellten ab. Snape erbarmte sich, eine Erklärung folgen zu lassen. „Zu Neumond lassen sich die Algen auf der Oberfläche des Sees besonders gut ernten, da sie nicht vom Mondlicht irritiert werden. Blutegel und Stunkkröten machen dieses Unterfangen jedoch nicht besonders angenehm.“ Diese Strafe schien Umbridge zu besänftigen, denn sie lenkte ein. „Also schön. Mr. Potter, Sie werden sich dann morgen um 20 Uhr vor meinem Büro einfinden.“ Mir diesen Satz lies sie Harry und Snape stehen. „Was schauen Sie so?“ fragte der Lehrer als er Harrys starrenden Blick auf ihn bemerkte. „Professor, Sie haben sich gerade wie ein strahlender Ritter zwischen mich und dem Drachen geworfen. Wenn auch nicht sehr heldenhaft.“ stellte Harry nüchtern fest. Ein spöttisches Grinsen flog dem Jungen-der-lebte daraufhin zu. „Sie verkennen die Lage, Lady Potter. Ich kann diese Frau noch weniger leiden als Sie. Es war eine Genugtuung ihr einen elektrischen Zaun vorzusetzen.“ „Vorsicht Professor, ihr Strahlen verliert gerade an Glanz. Aber es macht Sie sympathischer.“ quittierte Harry. Snape verzog das Gesicht. „Gott bewahre! Es war übrigens keine Lüge. Wir werden heute zum großen See gehen und die Algen am Rand ernten. Und die Blutegel und Stunkkröten gibt es dort wirklich.“ „Jetzt hasse ich Sie wieder.“ „Gut.“ Es herrschte kurzes Schweigen, indem jeder die Situation nochmal durchging. „Wieso sind Sie eigentlich hier? Sie haben nichts Sinnvolles beigetragen.“ fiel es dem Tränkemeister schließlich auf. Harry entfuhr ein Seufzen. „Sie meinte, ich sollte mitkommen. Ich bin davon ausgegangen, dass Sie beide eine Art Allianz gegründet haben.“ „Halten Sie Ihre absurden Theorien im Zaum! Aber nun kann ich mir Ihre Rolle in diesem Theater vorstellen. Mit Ihnen hatte sie sich wohl größere Chancen erhofft, mich zu kaufen, da ich Sie ebenfalls nicht leiden kann.“ „Sie sind nicht käuflich?“ „50 Punkte Abzug von Gryffindor. Verspäten Sie sich heute nicht.“ Harry beschloss die Laune des Lehrers nicht noch mehr auf die Probe zu stellen und türmte. Er hatte den Professor schon eine Weile hinter sich gelassen und sauste gerade zum nächsten Unterricht, als ihn der nächste Tiefpunkt des Tages ereilte. Mit dieser Begegnung hatte wohl keiner von beiden gerechnet. Und dass sie so zerrüttend verlaufen würde, hätte sich zumindest Harry nicht vorstellen können. Albus kam, für sein Alter, flink um die nächste Ecke geschossen, als er wie ein verschrecktes Reh stehen blieb sobald er Harry bemerkte. Dem Schüler ging es nicht anders. Es war eine unangenehme Stille. Beide wussten, was in den Ferien passiert war. Oder in Dumbledores Fall, nicht passiert war. Er hatte keinen Finger krumm gemacht. Harry wusste nicht, ob er wütend oder enttäuscht sein sollte. Letztendlich musste er sich für keiner der beiden Optionen entscheiden, denn beide Gemütslagen wurden durch eisiges Entsetzen verdrängt. Albus hatte seine Reaktion gewählt. Der Direktor schaute ihn mit distanzierten, abwertenden und vom Ekel angehauchten Blick an, bevor er sich abwandte und ohne ein Wort ging. Harry lief es kalt und heiß den Rücken runter und er konnte nicht anders als wie vom Donner gerührt zu erstarren. Ein Stich durchfuhr seinen Körper und trug dem Gryffindor die Erkenntnis zu. Albus Dumbledore verachtete Harry Potter. Offen. Er versagte ihm jede Hilfe und Unterstützung und würde für ihn nie wieder ansprechbar sein. 'Es ist zumindest eine Gewissheit' versuchte der Schwarzhaarige das Positive aus der Situation zu sehen, doch das berührte ihn kaum. Stattdessen brach eine andere Frage an die Oberfläche: Was war passiert, dass Harry in Dumbledores Missgunst stand? Kapitel 3: Lesson one --------------------- Moin! Ich merke, die Kapitel werden länger. Langsam verstehe ich die oft angeführte Bemerkung: "Die Charaktere! Die tun was sie wollen!" Viel Spaß : ) -------------- „Harry bist du dir sicher?“ fragte Hermine besorgt. Harry nickte. Die 3 Löwen, saßen in einer Nische im Gemeinschaftsraum. Dorthin fiel kaum ein Lichtstrahl und sie konnten sich gerade noch so sehen. Perfekt für ein vertrautes Gespräch. Seine beste Freundin ist mittlerweile zu einem Personal Trainer mutiert und hatte ihn mit seinen Hausaufgaben ganz schön gedrillt. Harry nahm es ihr nicht übel. Es war ihre Art der Unterstützung, damit er einen entspannten Zeitplan hatte. Doch das kluge Mädchen erkannte, dass er nicht bei der Sache war und hatte ihn, zusammen mit Ron, solange bearbeitet, bis er mit der Sprache rausrückte. Er erzählte von der Begegnung mit Dumbledore. Nachdem er geendet hatte, herrschte eine Weile Schweigen, bis Ron etwas einzufallen schien. „Der Direktor hat mich vor 2 oder 3 Tagen mal kurz abgefangen gehabt. Ich dachte, dass er sich einfach nur so mal unterhalten wollte um die allgemeine Stimmung zu erfahren. Aber im Nachhinein spricht immer weniger für diese Vermutung.“ Der Weasley sah nun seinen Freund direkt an. „Harry, er hatte mich gefragt, ob mir das nicht zu anstrengend mit dir wäre oder ob du mich nicht einschränken würdest. Und das er mich dafür bewundere. Ich habe ihn nur ganz schön komisch angeguckt. Er hat die Hilferufe, die wir ihm geschickt hatten, mit keinem Wort erwähnt. Ehrlich, wenn ich es mir recht überlege, klingt das nach einer subtilen...naja... Manipulation?“ endete Ron unsicher. Für ihn selbst klang das doch ein wenig hart ausgedrückt. Hermine erkannte, worauf er hinauswollte. „Meinst du, er will uns gegen Harry ausspielen?“ Der Rothaarige zuckte unbeholfen die Schultern. „Es ist nur eine Spekulation die zurzeit, mit den Indizien die wir haben, ziemlich wackelig ist. Aber wir sollten anfangen darauf zu achten.“ Harry wusste, dass seine Freunde nur unter einen Zauber sich gegen ihn wenden würden. Aber das Erlebnis, dass Ron gerade gebeichtet hatte, zeigte ihm, wie ernsthaft die Situation möglicherweise war. Mittlerweile wurde sein enges Umfeld damit berührt. Und es machte ihm Angst. „Potter, Sie sehen weiß, wie Madame Pomfreys Krankenbetten aus.“ hieß ihn Professor Snape Willkommen. Der junge Potter war den Rest des Tages wie im Trance gewesen. Zwar bemühte er sich zuvor noch eine normale Haltung aufzulegen doch seine Schlagfertigkeit würde er wohl heute nicht mehr wiederfinden. Von daher konnte er, als er Snape gegenüber stand, nur ein klägliches „Guten Abend, Professor.“ entgegnen. Der Tränkemeister wunderte sich zwar ein wenig, aber er würde sich hüten, sich darüber zu beschweren. Es war noch zu hell um die Seealgen zu sammeln, also führte er den Schüler in sein Büro. Er wollte Harry erstmal sich durch trockene Theorie ackern lassen. Das hatte mehrere Gründe. Zum einen, lagen noch etliche Klausuren zum Korrigieren vor ihm. Darunter waren noch die Hausaufgaben aus den Ferien. Zum anderen, war es selbstredend extrem wichtig, sich Vorwissen zu dem Trank, den man braut, anzueignen. Natürlich spielte Snapes Ambitionen, den Schüler mit einem verstaubten Wälzer zu ärgern, auch eine nicht unerhebliche Rolle. In Severus' Augen schlich sich ein listiger Glanz. Er war sich sicher, dass Harry beim Anblick des ollen Schinkens, den er ihm gleich vorwerfen wird, Anstalten machen würde, zu kapitulieren. Harry fand, Snapes Büro verströmte immer einen leicht abgestandenen Geruch. Als wäre sehr lange niemand dagewesen. Doch zu seiner Überraschung stellte er fest, dass das Fenster geöffnet war. Sein Lehrer wies ihm einen Platz zu und klatschte ihm eines der fettesten Bücher vor die Nase, das er je sehen hatte. Der Tisch gab ein bedeutungsschweres Ächzen von sich. „Das Kompendium der Tränke. Angefangen mit der Klassifizierung der bekanntesten Zutaten und ihrer eigenen Wirkung, bis hin zu den Tränkearten, darunter auch Heiltränke. Ich erwarte, dass Sie das Buch in einem Monat durchgelesen haben.“ Der Tränkemeister wusste, dass er da zuviel verlangte. Ihm ging es darum herauszufinden, wie ernst es dem Potter wirklich mit seiner fixen Idee, Heiler zu werden, war. Es vergingen ein paar Sekunden, indem sein Schüler nicht eine Miene verzog. „Okay.“ sagte er schließlich. „Okay?“ Der Lehrer erlaubte sich für eine Sekunde die Fassung zu verlieren. Das schien auch sein Gesicht widerzuspiegeln, denn der Schüler rang sich doch noch eine Frage ab. „Kann ich es mir ausleihen?“ Der Hauslehrer der Slytherins zwang sich, seine Überraschung nicht anmerken zu lassen. „Ja.“ War seine knappe Antwort. So saß jeder an seinem Platz und brütete über seine eigenen Aufgaben. Snapes roter Stift war im Dauereinsatz, aber anstrengend war die Prozedur nicht. Nicht mehr. Es waren immer die selben Fehler, welche die Schüler machten. Nur manche kriegten es regelmäßig hin den Professor zum Fluchen zu bringen, weil sie es schafften Fehler zu verzapfen, die einfach nur dämlich sind. Longbottom zum Beispiel. Er wusste, dass ihm in Kräuterkunde keiner etwas vormachen konnte, aber bei Tränke, dass diesem Fach so verdammt nah war, schaffte er es die Zutaten ständig zu vertauschen. Und dann gab es noch Harry. Früher zumindest. Manchmal waren seine Aufsätze so hanebüchend wie die Artikel des Tagespropheten. Seine jetzigen Arbeiten dagegen waren tadellos. Seinem Schüler musste schrecklich langweilig in den Ferien gewesen sein, wenn er sich freiwillig ein Tränkebuch vorgenommen hatte. Sind ihm die Ideen für irgendwelchen Blödsinn ausgegangen? Snape hatte sich mit den Korrigieren der Hausarbeiten so sehr vertieft, dass er die vorangeschrittene Zeit erst merkte, als er eine Kerze brauchte um etwas lesen zu können. Er sah zu seinem Schüler und stellte fest, dass er ebenfalls im Dunkeln saß und versuchte das Buch zu entziffern. Snape schnaubte und schickte einen nonverbalen Zauber zu Harrys Tisch der die Kerze darauf entzündete. Nun konnte Severus sehen, wieso der Gryffindor sich selbst kein Licht gemacht hatte. Er ist einfach nicht darauf gekommen. Das warme Licht offenbarte einen Harry, der so fixiert auf das Buch starrte und gelegentlich Notizen in eine Kladde schrieb, dass er nicht einmal gemerkt hatte, dass es heller geworden war. Dass passte so gar nicht zu dem Bild, dass er sich immer von ihm gemacht hatte. „Mr. Potter, was schreiben Sie da die ganze Zeit?“ „Fragen, Sir.“ antwortete Harry, aus seiner Konzentration gerissen, noch ein wenig benommen. „Ich saß direkt neben Ihnen.“ „Ich weiß, aber Sie sahen so versunken in Ihrer Arbeit aus, dass ich davon ausgegangen bin, dass Sie es sicher nicht leiden können, unterbrochen zu werden.“ war die wahrheitsgemäße Begründung. Harry blickte zu Snape hoch, der in der Zwischenzeit an seinen Tisch herangetreten war. Die Kerze verströmte ein gedämpftes Licht und tauchte den Professor in weiche Schatten. Der Gryffindor hatte, wegen ein paar aufgekommener Fragen, tatsächlich öfters zu seinem Lehrer geschielt. Doch der Blick, der sagte, dass Snape mit seiner Arbeit in einer ganz anderen Welt war, gab ihm den Anstoß, sie später zu stellen. Also hatte er alles aufgeschrieben. Außerdem fand der Schwarzhaarige, dass der Professor ungewöhnlich entspannt dabei aussah (auch wenn ihm bei einigen Aufsätzen ein leises Fluchen entfuhr) und er mochte dieses Bild. „Geben Sie es her.“ verlangte der Lehrer mit ungewohnt weicher Stimme. Harry reichte ihm das Notizbuch. Nachdem er es kurz überflogen hatte, legte er es auf seinen Schreibtisch. „Sie bekommen es später wieder.“ Eine kurzweilige Stille füllte den Raum, bis Snape ein neues Thema anschnitt. „Mr. Potter, in der Zwischenzeit ist mir eine Ungereimtheit in einer Ihrer vergangenen Aussagen in den Sinn gekommen. Sie behaupten, in den Ferien sich das meiste Wissen über Tränke angeeignet zu haben. Nun, wieso darf ich Ihren Schulverweis nicht bedauern?“ Harry war klar gewesen, dass Snape dieses Paradox relativ schnell erkennen würde. Er hatte nicht vor, mit der Geschichte hinterm Berg zu halten, also erzählte er es dem Tränkemeister so, wie es sich zugetragen hatte. Vernons Wutausbrüche erwähnte er natürlich mit keiner Silbe. „Ein Vogel?“ „Ja.“ „Ohne Zauberstab?“ „Und ohne Zauberspruch.“ „Oh, jetzt fangen Sie bloß nicht an selbstverliebt daher zu reden!“ Harry hatte nicht die Muse, darauf einzugehen. Er schaute seinen Professor einfach mit seinem ehrlichsten Ausdruck an, den er bieten konnte. Die Miene des Professors blieb starr. Trotzdem schrie der Unglaube aus seiner Person und man sah ihm an, dass er wenigstens etwas Spöttisches erwidern wollte. Doch dann entschied er sich anders. „Beweisen Sie es.“ forderte der Lehrer. Das überraschte Harry. Er hatte erwartet, dass Snape ihm nicht glauben würde. Aber dass er es nicht gleich abschmetterte und ihm die Möglichkeit gab seine Geschichte zu untermauern, hatte er nicht vorhergesehen. Also sah er sich um und entschied sich für einen Kessel, den er kurioserweise in Snapes Bücherregal fand, und füllte ihn mit Wasser. Snape schwieg während der ganzen Prozedur und beobachtete ihn beinahe lauernd. Harry hielt nun den Kessel mit beiden Händen umschlossen und versuchte seine Magie dorthin zu lenken. Sie war wie ein unruhiger Fluss, aber er schaffte es, das Wasser darin zu erhitzen. Der Professor warf einen seiner undefinierbaren Blicke auf den Gryffindor, eher er sich das Ergebnis besah. „Nun, das ist... überraschend.“ gestand er. Harry entfuhr ein misstrauisches Schnauben. „Keine Unterstellung, dass ich getrickst habe?“ „Ich habe sie gespürt.“ erwiderte der Tränkemeister nur. Harry zauberte diese Aussage ein Fragezeichen ins Gesicht und Snape ließ nicht lange mit der Antwort auf sich warten. „Ihre Magie. Sie ist noch recht ungelenk. Aber wir können damit arbeiten.“ Hörte er richtig? Snape wollte das in den Unterricht mit einfließen lassen? Für diesen schien das Thema abgehakt, denn er griff nach seinem schwarzen Mantel. „Es wird Zeit.“ sagte er. „Wofür sind eigentlich die Seealgen?“ fragte der Schüler. „Ich wäre beleidigt, wenn sie die Frage früher gestellt hätten. Wir werden das nächste Mal einen Korrekturtrank für Ihre Augen brauen.“ „Wieso? Kam die Anweisung vom Direktor?“ „Ja, in Ihrem ersten Jahr.“ „Ich bin im Fünften, Sir“ „Scharfsinnig, Potter. Sie können sich vorstellen, dass sich mein Enthusiasmus in Grenzen hielt. Aber jetzt, wo Sie sich für Tränke quasi anbieten, dachte ich, wäre der richtige Augenblick gekommen.“ sagte der Professor nicht ohne einen feixenden Unterton in seiner Stimme. Das Gesicht des Schülers verfinsterte sich, beim Thema Dumbledore. „Brauch ich nicht mehr, hab's bis jetzt auch so überlebt.“ 'Außerdem liegt der Trank dem Direktor bestimmt nicht mehr im Sinne' dachte Harry bitter. Severus, dem die Gleichgültigkeit des Jungen irgendwie beunruhigte, aber vor allem gewaltig gegen den Strich ging, griff zu einer altbewährten Methode um den Jungen wieder aus der Reserve zu locken. „Sie sind wir Ihr Vater. Arrogant, selbstüberschätzt, undankbar... und bei Merlin, wieso bleiben Sie so still?“ „Hm.“ Harry blickte kurz auf. „Ihre Bemühungen mich zu demütigen sind heute irgendwie nur halbherzig.“ Das Schnauben seines Gegenübers ließ ihn doch ein wenig grinsen bevor er wieder ernst wurde. „Sir, vertrauen Sie Dumbledore?“ wollte er dann wissen. Der Professor schien kurz in Gedanken zu verweilen ehe er langsam auf den Potter zuging, ohne den Blick von ihm abzuwenden. Harry wurde mulmig zumute und wich ein Stück zurück. Snape drängte ihn damit ziemlich erfolgreich an die hinterste Wand ,die einer Nische ähnelte. Harry hatte das Gefühl, dass er gegen eine Mauer starrte. Snape war schließlich ziemlich groß. „Professor?“ fragte der Gryffindor irritiert. „Sprechen Sie leise wenn Sie sich der Loyalität gegenüber Albus unsicher sind. Die Bilder hören Sie und sämtliche Portraits unterliegen dem Direktor eine Meldepflicht.“ Snapes Flüstern war ein dunkles Vibrieren, das Harry eine Gänsehaut auf die Arme trieb. Über diese Reaktion wunderte er sich ehrlich überrascht. Als der Schüler nichts erwiderte, ergriff der Professor nochmals das Wort. „Hat er was angestellt?“ „Nein, das ist ja das Problem. Er hat nichts gemacht.“ „Herrgott Potter, Sie sind kryptischer als die Behördensprache vom Ministerium!“ zischte der Lehrer. „Naja, er ist anders.“ „Er ist anders?“ echote Snape. „...als sonst. Als Früher. Tut mir leid, ich bin noch dabei die Fäden zu verbinden. Über die Beweggründe... will ich noch nichts sagen.“ stakselte Harry. Snape betrachtete seinen Schüler prüfend, eher er, langsam und nachdenklich, als würde sich etwas Undurchsichtiges lichten, sagte „ Noch zu keinem Entschluss gekommen und trotzdem erscheint es mir so, dass Sie eine Bestätigung erwarten.“ Harry fiel auf, dass der Professor keine Anstalten machte, ihm eine Meinung aufzuzwingen. Doch er wollte gerne wissen, wie dieser dazu stand. Der Tränkemeister las die stumme Frage mühelos aus dem Gesicht des jungen Gryffindors. „Ihnen wird die Antwort nicht gefallen.“ „Seid wann ist das ein Hindernis für Sie? Sie könnten mich für eine Seite bekehren.“ „Sie tun doch sowieso nie das was man Ihnen sagt. Meine Wenigkeit scheint ganz besonders davon betroffen zu sein.“ kam es trocken zurück. „Dann setzten Sie doch umgekehrte Psychologie ein.“ „Kluger Gedanke, aber jetzt wissen Sie um diese Taktik.“ „Sie könnten bluffen. Ein Doppelbluff, oder ein Dreifacher?“ schlug Harry vor. „Betteln Sie mich gerade an Sie zu manipulieren?“ Harry zuckte die Schultern. Da war es wieder. Diese Gleichgültigkeit. Snape entfuhr ein leises Seufzen. „Das was ich Ihnen versprechen kann ist, dass die schwarze Seite nur etwas für Sie ist, wenn Sie Todessehnsucht verspüren. Unter diesen Umständen: Haben Sie noch eine Wahl?“ Das waren die vollendeten Tatsachen. Harry war überrascht, wie sicher diese Aussage klang, so dass ihm unwillkürlich der Verdacht aufkam, Snape müsse das aus erster Hand wissen. Er erinnerte sich an den Gedanken, wie er schon mal vermutet hatte, dass der Tränkemeister ein Todesser war. Und vielleicht sogar wieder ist. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er ausgerechnet Snape, dessen Loyalitäten so schwer einzuschätzen sind, eben in diesen Belang um Rat gefragt hatte. Was wenn er wirklich Tendenzen zu Voldemort hatte? Hatte er vielleicht gerade wirklich umgekehrte Psychologie angewendet? Begab er sich gerade in Gefahr? Auch dieses Dilemma konnte Snape mühelos auf dem Gesicht von Harry erkennen. Er haderte noch kurz mit sich bis er sich doch noch eine ehrliche Antwort abrang. „Ich habe ein Versprechen einzulösen. Wenn es vorsieht dem Direktor zu vertrauen, so werde ich es tun.“ Der Weg zum großen See dauerte eine halbe Stunde, den beide schweigend zurücklegten. Die Seealgen wuchsen tatsächlich nur im Uferbereich und Harry war froh sich nicht umziehen zu müssen. Er würde lediglich nasse Hosenbeine davon bekommen, aber damit konnte er leben. Die Viecher, die ihm zu schaffen machen konnten, würde er schon irgendwie überstehen. Er wollte gerade hineintreten als er ein leises „covertat“ vernahm. Überrascht stellte er fest, dass sich seine Hose in einen weiten Gummianzug verwandelt hatte. Sein Blick flog zu Professor Snape, der ihn mit einem erheiterten Ausdruck quittierte. „Ich sagte ja, die Blutegel und Stunkkröten sind nicht ohne. Aber mit einer Teichhose sollten die selbst Ihnen nichts anhaben können. Außerdem sehen Sie darin so herrlich albern aus.“ Zum ersten mal an diesen Abend flog ein ehrliches Lächeln über Harrys Gesicht. „Sie haben einen komischen Humor, Potter.“ entgegnete der Tränkemeister daraufhin nüchtern. Severus hatte deutlich gemerkt, dass der Schüler heute anders war als sonst und was sollte er sagen? Ein handzahmer Potter, wirkte beunruhigend auf ihn. Dabei hatte seine Magie eine angenehme Ausstrahlung, dachte sich der Professor. Er war sich sicher, dass sich Harry dessen gar nicht bewusst war, dass man Magie spüren konnte, wenn der Zauberer sie nonverbal einsetzten wollte. Der Dunkle Lord nutzte das gerne um sein Erscheinen anzukündigen. Sie war kalt und klamm, und setzte sich wie ein dicker Nebel hartnäckig für Stunden fest. Severus konnte ein entsetztes Zucken über die Erinnerung nicht unterdrücken. Harrys Magie hingegen war warm und umspielten den Empfänger. Snape war sogar ein wenig enttäuscht gewesen, als der junge Potter es geschafft hatte, seine Magie einzusammeln. Er hätte sie gerne noch ein wenig länger um sich gespürt. Und sie verriet dem Lehrer noch etwas. Harrys Wesen war weder das von James noch von Lily. Es war einfach nur Harrys. Beide Elternteile ließen sich in ihm finden und doch war sein Charakter so anders, dass er mit dem beiden einfach nicht mehr verglichen werden konnte. Nun, da ihm das klar geworden war, konnte er unmöglich noch eine Gemeinsamkeit zu seinem Vater ziehen. Er würde ihm nie wieder etwas in dieser Weise unterstellen können. 'Großartig. Ich hoffe, das merkt der nicht.' Kapitel 4: Bitter ----------------- Hallo ihr Lieben! Ich möchte mich gerne nochmal für eure Kommentare bedanken. Ich freue mich jedes mal darüber und sie geben mir oft zusätzliche Motivation. Dieses Kapitel ist ein wenig düsterer, aber jede Geschichte braucht Tiefs, damit es Hochs geben kann ; ) Viel Spaß! ----- Harry schlich sich leise in das Bad der Gryffindors. Er war alleine. Die Tatsache, dass es 2 Uhr morgens war, machte diesen Umstand plausibel. Und es war gewollt. Das Bad der Gryffindors war rund und hatte 2 sich gegenüberliegende Spiegel die vom Boden bis zur Decke reichten. Harry war nicht eitel, aber er danke dem Architekten für diesen Einfall. So konnte er sich bestens um seinen Rücken kümmern. Die Verbände hatten zu jucken angefangen und das war das untrügliche Zeichen dafür, dass es Zeit wurde sie zu wechseln. Langsam und ziemlich umständlich fing er an sich zu entkleiden. Der Gryffindor kam sich dabei vor wie ein alter Opa, weil ihm dieser Prozess schmerzlich zusetzte und seine Bewegungsfreiheit einschränkte. Als das endlich geschafft war, wickelte er den Verband ab. Das tat er mit geschlossenen Augen. Die letzten Male hatte sich der Zustand seines Rückens nicht verändert gehabt und er mochte das selbe Ergebnis nicht schon wieder sehen. Harry war sich bewusst, dass er nicht ewig so stehen bleiben konnte. Und keine Veränderung hieß gleichzeitig, dass es zwar nicht besser, aber auch nicht schlechter geworden ist. Das gab ihm den Mut, der Tatsache ins Auge zu blicken. Und diese Einstellung scheint sich gelohnt zu haben. Harry konnte es kaum glauben. Seine Wunden bluteten nicht mehr. Ein leichtes Lächeln umspielten seine Züge. Sie sahen immer noch frisch aus und ein unbedachter Schlag konnte alles wieder sofort aufreißen lassen, aber Merlin, er machte endlich Fortschritte! Vielleicht hatte es doch an ihm gelegen? Er wusch sich vorsichtig und beschmierte die neuen Verbände, die er sich mitgebracht hatte, zügig mit einer entzündungshemmenden Creme ehe er sich damit einwickelte. Harry war nun ein wenig zufriedener als er sich wieder ins Bett legte. Wenigstens ein Problem, dass sich löste. Langsam, aber immerhin. Er musste nur vorsichtig sein. Sein letzter Gedanke, bevor er wieder einschlief, galt Snape. Er hatte an das letzte Gespräch über Dumbledore zurückgedacht. Im Nachhinein erst wurde ihm so richtig klar, dass Snape ziemlich locker mit der Tatsache umging, dass Harrys Loyalität gegenüber dem Direktor keinesfalls bombenfest war. Er schien offener oder vorurteilsfreier dem Thema gegenüberzustehen als die meisten anderen. Er hatte zwar deutlich gemacht, dass er Dumbledore vertraute, dass dieses Privileg aber durchaus kippen konnte. Und nicht zum ersten Mal fragte Harry sich, was der Professor eigentlich für ein Mensch war. Welche Rolle spielte er und wie ist er so geworden, wie er ist? Das Trio rannte. Die beiden Jungs hatten so fest geschlafen, dass Hermine sie erst in letzter Minute mit einem Lärmzauber geweckt hatte. Nicht nur sie, sondern auch alle anderen die im Gryffindorturm noch geschlafen hatten. Sie konnte ja nicht einfach in die Schlafsäle der Jungen hinein spazieren. Folge daraus ist, dass sie nun ziemlich spät dran waren. Diese Tatsache rückte aber schnell wieder in den Hintergrund als ihnen der Direktor begegnete. Alle Beteiligten blieben abrupt stehen. Wie schon bei der letzten Begegnung zwischen Harry und Dumbledore, herrschte kurze Stille in der jeder zu überlegen schien, wie er reagieren sollte. Albus musterte die drei als er ein großväterliches Lächeln aufsetzte. „Guten Morgen, Mr. Weasley, Mrs. Granger. Sie sind spät dran. Ich will sie nicht aufhalten.“ sagte er und ging seines Weges. Harry hatte er nicht eines Blickes gewürdigt. Das Trio wusste nicht so recht was es davon halten sollte. „Nun, das war wirklich eine reichlich ungewöhnliche Vorstellung.“ Ron sprang mit einem Satz zur Seite als er Snape hinter sich bemerkte. „Verdammt! Wieso tauchen Sie so plötzlich auf!“ entfuhr es ihm und etwas leiser zu Harry: „Ehrlich! Nie hört man ihn!“ Snape quittierte diesen Ausbruch mit einer zuckenden Augenbraue. „Wie käme ich sonst dazu Strafarbeiten zu verteilen, Mr. Weasley? Ganz zu schweigen, den gryffindorischen Punktestand zu korrigieren. Sehe ich das richtig, dass Sie alle gerade zu spät zu Ihren Unterricht kommen?“ Die Frage klang beinahe beiläufig. Ron und Hermine wurden weiss im Gesicht und spurteten ohne einen weiteren Ton davon. Harry blieb stehen. Snape kommentierte das nur mit einen verächtlichen Schnauben. Der Gryffindor schien abzuwägen ob er eine Bemerkung unbeschadet überstehen würde. „Ein ganz schöner Zufall, dass Sie hier sind.“ sagte er schließlich nach einer Weile. „Ich bin schon in kurioseren Situationen aufgetaucht.“ entgegnete der Lehrer. „Vorwiegend sind sie eigentlich eher unpassend.“ „War die Situation unpassend?“ „Sagen Sie es mir.“ forderte Harry den Tränkemeister heraus. Dieser schien den Wink zu verstehen. Severus war in der Tat misstrauisch geworden. Dass der Direktor den Gryffindor nicht beachtet hatte, stimmte so nicht. Ihm war durchaus dessen Ausdruck in den Augen aufgefallen und Severus kannte diesen Blick. Er hatte es häufig genug beim dunklen Lord erlebt. Der Blick, der sagte, dass er in Jemanden eine Bedrohung wiedererkannte. Doch er wollte aus der eben beobachteten Situation noch keinen Elefanten machen. Nicht vor dem Gryffindor. Zumal er selbst sich keinen Reim auf die Einstellung von Albus machen konnte. Sicher, er hatte den Jungen oft genug im Dunkeln gelassen, aber seiner Unterstützung konnte sich Potter immer sicher sein. Woher also kam diese Wandlung? Oder interpretierte er etwas falsch? Severus war klar, dass Harry voreilig handeln würde, wenn er nun seine Ängste bestätigen würde. Vor ein paar Tagen hätte ihn das nicht gejuckt, aber in der Zwischenzeit hatte er einen kleinen Einblick auf einen anderen Harry gehabt. Dessen Intelligenz und wachen Augen sich erst auf den Zweiten Blick offenbarten. Der Gryffindor verstand und durchschaute vieles besser als er vermutet hatte, aber er war sich sicher, dass sein Temperament ihm nach wie vor im Wege stand. Deshalb spielte er die Situation runter, bis er selbst hinter Dumbledores Gründe gestiegen war. „Er hat Sie nicht gegrüßt, na und? Das tun Sie bei mir auch nie.“ „Und Sie wissen warum.“ „Weil Sie keine Manieren besitzen.“ „Nein, weil ich Sie nicht leiden kann.“ klatschte ihm Harry entgegen. Severus ließ das an sich abprallen. „...und weil Sie keine Manieren besitzen. Mr. Potter, ist Ihnen schon mal der Gedanke gekommen, dass Sie das Ganze falsch interpretieren könnten? Oft steckt etwas anderes dahinter, als es den Anschein hat. Die meisten Menschen werden falsch eingeschätzt.“ Harry hatte das Gefühl, dass Snape gerade nicht nur über den Direktor sprach und ihm einen Wink gegeben hatte, den er noch nicht zu interpretieren wusste. „Haben Sie ein anderes Indiz, dass Ihren Verdacht begründet, der Direktor hasse Sie plötzlich?“ setzte Snape neu an. Natürlich hatte Harry den. Aber die Ferien würde er seinem Lehrer bestimmt nicht auf die Nase binden. Auch wenn das Verhältnis zwischen ihnen entspannter geworden war, es änderte nichts an der Tatsache, dass sich die beiden nicht leiden konnten. Harry stutzte. Auch wenn er dem Tränkemeister gegenüber etwas anderes gesagt hatte. Das stimmte so nicht. Nicht bei ihm. Der Grund, warum er nichts sagte ist, weil er sich sicher war, dass Snape ihn nicht leiden konnte. Da Harry weiterhin schwieg, beschloss Severus das Thema fallen zu lassen. „Gehen Sie Mr. Potter, sonst ziehe ich Ihnen tatsächlich noch Punkte ab. Und ich bezweifle, dass Ihre Kameraden darüber hinwegsehen werden. Die meisten hassen Sie zur Zeit.“ „Und woher wissen ausgerechnet Sie das?“ Dem Professor huschte der Schalk übers Gesicht. „Sie haben Sie nicht gegrüßt.“ Harry überstand den Tag unbeschadet. Die meisten ignorierten ihn. Nur hier und dort gab es Bemerkungen, dass er sich aufspielen würde und die Lüge über die Rückkehr von Du-Weißt-schon-wem deswegen rumerzählt, weil er nach Aufmerksamkeit geierte. Und um diesen Plan zu vereiteln, und weil sie dachten, dass es ihm am meisten wehtat, beachteten sie ihn nicht. Harry tangierte das mittlerweile überhaupt nicht mehr. Ihm war es sogar ganz recht. Ignoriert zu werden. Das kannte er. Vielmehr fragte er sich, was ihn immer noch dazu antrieb, sich Voldemort eines Tages zu stellen. Er erfuhr kaum Unterstützung. Er wusste nicht, wie er sich auf die Gefahr vorbereiten sollte. Und er fragte sich verbittert, ob er für diese Leute wirklich in den Kampf ziehen wollte. Einzig Ron und Hermine gaben ihm den Antrieb. Für sie wollte er das tun. Die Uhr im Gemeinschaftsraum erinnerte Harry daran, dass er sich auf den Weg zum Nachsitzen bei Umbridge machen musste. Er verabschiedete sich bei Ron und Hermine, die ihn beim Rausgehen mit einem mitleidigen Blick bedachten. „Herein“ drang es aus dem Büro nachdem Harry an die Tür geklopft hatte. Er atmete noch einmal tief ein und aus. Es war lästig, aber er würde es überstehen, redete er sich ein. Dann betrat er den Raum. „Ah, Mr. Potter! Fein, fein, dass Sie hier sind, ich habe schon auf Sie gewartet. Bitte setzten Sie sich.“ Harry folgte der Anweisung und setzte sich an den Tisch auf den sie mit ihrer Schreibfeder gedeutet hatte. Er kam sich vor wie Ken in Barbies Traumhaus. Alles Pink. Und Katzenbilder auf Teller, die an der Wand hingen. Innerlich erschauderte er. Umbridge hatte sich derweil zu ihn gesellt und bedachte ihn mit ihrem scheinheiligen Lächeln, das ihm immer das Gefühl gab, er wäre in eine Falle getappt. Er versuchte das Unbehagen abzuschütteln und betrachtete seinen Tisch genauer. Ein Blatt Papier und eine Feder lagen akkurat nebeneinander gelegt darauf. „Sie werden schreiben.“ Bestätigte sie Harrys Vermutung. Das überraschte den Gryffindor aufrichtig. Mehr nicht? Ok, damit konnte er leben. „Was soll ich schreiben?“ fragte er. Das 'Professor' ließ er bewusst aus. Doch das tangierte die Inquisitorin offenbar nicht. Ihr Lächeln blieb unverändert. „Wir werden versuchen Ihnen ein wenig Manieren beizubringen. Sie werden „Ich darf nicht Lügen“ aufschreiben.“ 'Das ist doch albern' dachte sich Harry. Andererseits hätte es schlimmer kommen können. Er wunderte sich, dass Umbridge keine Mengenangabe gemacht hatte also fragte er nach. „Oh, ich werde schon wissen wann Sie genug haben.“ war ihre Antwort darauf. Das ungute Gefühl im Nacken wurde fast greifbar. Und es wurde sofort bestätigt als Harry den Satz zum ersten mal schrieb. Er konnte gerade noch ein überraschtes schmerzvolles Zischen unterdrücken, doch Umbrigdes falsches Lächeln war längst einem diabolischen Grinsen gewichen. Auf Harrys Hand zeichneten sich jene Worte ab, die er eben geschrieben hatte. Sie wurden ihm in die Haut eingeritzt. Mit jedem neuen Satz tiefer. Das Papier hingegen blieb weiss. Seine Zähne pressten sich so fest aufeinander, dass sie knirschten und sein ganzer Körper war aufs äußerste angespannt. Er wollte es ihr nicht gönnen. Nicht einen Ton. Der pinke Alptraum schien sich trotzdem an diesen Anblick zu weiden. Sie sah die ganze Zeit zu. Nach einer Stunde, beendete sie diese Tortur. Harry atmete tief aus. „Bleiben Sie sitzen, Mr. Potter, ich will wissen, ob Sie es auch richtig gemacht haben.“ lautete ihre Anweisung als er sich erheben wollte. Er schenkte ihr einen vernichtenden Blick. Aber mit der Aussicht, dass er so schneller wegkommen würde, gehorchte er ihr. Dolores schlich sich hinter Harry und begutachtete das Ergebnis. „Ja, sehr schön. Das gefällt mir.“ sagte sie. Doch in ihrer Stimme mischte sich nun ein Unterton falschen Bedauerns hinein. „Doch ich habe den Eindruck, dass Sie es immer noch nicht richtig verstanden haben.“ Und plötzlich, ohne Vorwarnung, legte sie ihre Hand auf sein Schulterblatt und drückte zu. Harry wurde beinahe schwarz vor Augen und konnte einen Schmerzlaut diesmal nicht unterdrücken. „Sie tun weh, nicht war? Die Wunden.“ Harry erstarrte zur Salzsäule. Nicht fähig irgendetwas zu sagen, wummerte nur eine Frage in seinem Kopf. Woher wusste sie davon? „Ich habe mich schon gefragt, wo der Gürtel zum Einsatz gekommen ist.“ Ging sie mehr ins Detail. Sie hielt ihn immer noch fest. Ihr Griff war erstaunlich stark. „Sie? Aber wie? Das Haus. Es hat den Blutschutz.“ brachte Harry unter Anstrengung hervor. „Albus.“ Kurz war die Antwort. Und vernichtend. „Es hat Überredungskunst gebraucht und Dank einem...Hilfsmittel, konnte ich ihn dazu bringen, das Ding ihn den Haushalt ihrer Verwandten unterzuschieben. Ihnen ist sicher aufgefallen, dass der Direktor Sie mit anderen Augen sieht. Zugegeben, er ist nicht ganz er selbst. Falsch sind seine Gefühle aber auch nicht.“ „Wieso?“ keuchte der Schüler. Er atmete flach und konnte sich kaum noch konzentrieren. „Weil sie ein Dorn im Auge sind. Halten Sie sich zurück.“ Damit lies sie los und Harry brach zur Seite weg. Er bemühte sich, nicht in die Schwärze abzudriften und spürte, wie ein Teil der Wunden wieder aufgebrochen war. „Sie wissen, dass ihre Wunden nur langsam verheilen. Dieser unscheinbare Gürtel ist ein schwarzmagischer Gegenstand, wie Sie sicher schon vermutet haben. Es wird ein Jahr dauern bis sie komplett verheilt sind. Das wird wohl zu Beginn der Sommerferien sein. Wenn ich richtig informiert bin, sind Sie jeden Sommer bei ihren Verwandten?“ Dem jungen Gryffindor kam das kalte Entsetzen. Umbridge genoss den Anblick. „Ich rate Ihnen dieses kleine Geheimnis für sich zu behalten, wenn Ihnen das Wohl ihrer wenigen Freunde lieb ist, Mr. Potter. Sie können gehen.“ sagte sie schließlich. Harry schleifte sich mehr als dass er ging in den Gemeinschaftsraum. Er war leer. Erschöpft lies er sich auf einen der Stühle fallen, zog seine Knie an und legte seinen Kopf darauf. Er steckte in der Klemme. Wie sollte er mit all dem fertig werden? Immerhin wusste er nun, dass der Direktor unter einem Zauber stand. Durch ein Hilfsmittel, hatte Umbridge gesagt. Etwas, das er bei sich trug? Sollte er dort ansetzten? Er stöhnte, als eine neue Schmerzwelle über seinen Rücken glitt. Im Moment fühlte er sich zu nichts in der Lage. Das einzige was er wusste, war, dass er zutiefst verzweifelt ist. Kapitel 5: Abgeschlagen ----------------------- Ohne große Vorreden. Viel Spaß damit : ) ---------------------- „Du hast die Hausregeln abgeschrieben?“ hakte Hermine ungläubig nach, nachdem ihr Harry auf die Frage, was er denn bei Umbridge tun musste, so lapidar geantwortet hatte. Auch Ron schien nicht zu wissen, ob er der Aussage Glauben schenken sollte. Für Umbridge schien diese Strafe viel zu milde. Zumindest hatten sich die beiden die Frau sadistischer vorgestellt. Dass sie damit recht hatten, verschwieg Harry seinen Freunden. Er wollte nicht das kleinste Detail vom Nachsitzen preisgeben aus der Befürchtung heraus, dass somit Fragen resultieren könnten, die die wahren Begebenheiten offenbarten. Und da er Dolores' Kommentar, sie würde seine Freunde leiden lassen, sollten sie davon erfahren, für keine leere Drohung hielt, hatte er sich etwas ausgedacht. Bestärkt wurde sein Entschluss durch die Tatsache, dass sie gerade in der großen Halle am Frühstückstisch saßen und er keinen Wert darauf legte, es dem ganzen Haus mitzuteilen. Seine restlichen Kameraden hätten sich bestimmt sogar noch darüber gefreut. Er unterdrückte das Zittern seiner Hand, auf dem der „Ich darf nicht Lügen“-Satz prangte. Ein Illusionszauber verhinderte, dass es gesehen werden konnte. Das Zittern, war jedoch verräterisch. Es tat weh. Eine Salbe hatte wenig geholfen. Der Schmerztrank wirkte vielleicht eine halbe Stunde. Bei dauerhafter Anwendung bestand die Gefahr, dass er noch süchtig werden würde. 'Großartig. Schlechte Heilung scheint eine Grundeigenschaft schwarzmagischer Gegenstände zu sein.' Harry ging nur zu gerne auf den Vorschlag von Ron und Hermine ein, nach Hogsmeade zu gehen. Im Scherzartikelladen der Zwillinge konnte er sich bestimmt ablenken. Und er wollte das chaotische Duo gerne wiedersehen. „Sie an! Schau Brüderchen, wenn das nicht unser Gönner ist.“ Grinste einer der Weaslyzwillinge. Harry lächelte bei der Begrüßung. „Hallo George. Wie läuft das Geschäft? Ist ja ganz schön voll hier.“ George schüttelte lachend den Kopf. „Du bist nach wie vor der einzige dem wir nie etwas vormachen werden können. Woran erkennst den Unterschied zwischen uns?“ Harry überlegte kurz wie er es beschreiben sollte. „Keine Ahnung. Ihr bewegt euch zwar synchron, aber die Ausstrahlung ist dennoch unterschiedlich. Du hast eben die George-Aura und Fred die Fred-Aura.“ George schien verblüfft. Zuckte dann aber mit den Schultern. „Tja, dagegen können wir wohl wenig machen.“ In diesen Moment gesellte sich der andere Zwilling, der dem Ruf seiner zweiten Hälfte gefolgt war, dazu. „Hallo Harry! Toll dich wiederzusehen. Wo hast du unseren kleinen Bruder gelassen?“ Harry drehte sich suchend um. Und erspähte ihn wild küssend mit Hermine in einer gut einsehbaren Nische. „Ich glaube Ron und Hermine sind Opfer von eines eurer Knutschpralinen geworden.“ George wurde ein wenig blass. „Bruder. Gib ihnen ein Zimmer! Das Zeug ist noch in der Beta-Phase!“ Fred schnappte sich die die beiden und zog sie unauffällig in den hinteren Teil des Ladens. Das schien Ron und Hermine überhaupt nicht zu stören. Sie hatten ihre Aktivitäten nicht eine Sekunde unterbrochen. Harry beobachtete das mit gerunzelter Stirn. Er machte sich keine Sorgen um seine Freunde. Er wusste, dass die Zwei schon länger umeinander herumschlichen. „Ich will nicht kleinlich sein, aber wieso liegt das Zeug bei euch offen rum, wenn es noch nicht fertig ist?“ fragte er als Fred wieder zurückkam. Beide antworteten in gewohnter Abwechsel-Manier. „Irgendjemanden muss es ja treffen.“ „Wir haben gehofft, so drumrum zu kommen es an uns selber auszutesten.“ „Wir sind zwar die Brüder mit dem besonderen Band, dass uns verbindet,...“ „...aber auf manche Sachen können auch wir gerne verzichten.“ Harry lachte offen darüber. Den Zwillingen viel trotzdem auf, dass dem Gryffindor wohl irgendetwas zu schaffen machte. „Harry, du siehst ein wenig blass aus, ist alles ok bei dir? Macht ER dir zu schaffen?“ Fred und George gehörten zu den wenigen Zauberern, die Harry glaubten, dass Voldmort wieder zurück sei. „So in der Art.“ antwortete Harry schwammig. Fred merkte, dass sein Freund nicht weiter darauf eingehen wollte. Deshalb erneuerte er sein Angebot, dass er bei jedem Besuch von Harry machte. „Du weißt, du kannst auf uns zählen. Wenn du Hilfe brauchst, oder mal einen Unterschlupf suchst, dann wirst du das bei uns immer finden.“ Harry lächelte dankbar. „Sagt mal. Habt ihr noch ein paar von diesen Langziehohren?“ Snape sah müde und abgeschlagen aus, als er am Sonntag Abend die Tür öffnete. Und ehe Harry sich versah war ihm ein „Sir, geht es Ihnen gut?“ raus gerutscht. Snape bedachte ihn nur mit hochgezogener Augenbraue. Seine Gesichtsakrobatik hatte der Professor offenbar selbst in diesen Zustand nicht verloren. „Nichts was Sie zu interessieren hätte, Potter. Selbst ich kann mal eine Nacht lang durchmachen.“ „Das stelle ich mit Sicherheit nicht in Frage.“ Schließlich hatte ihn der Professor oft genug in der Vergangenheit weit nach Sperrstunde auf den Fluren aufgegabelt. „Ich erahne ein 'aber'...“ „Naja, Sie erscheinen mir nicht wie jemand der sich gerne auf Partys rumtreibt.“ Womit Harry diskret ausdrücken wollte, dass er nicht glaubte, dass Snape genug Freunde, oder überhaupt einen Freund besaß, der ihn zu einer einladen würde. Und weil es Snape war, wusste dieser die versteckte Botschaft auch zu entschlüsseln. „Glauben Sie mir Potter, ich kenne mehr Leute als mir lieb ist, die mir dazu keine Wahl lassen.“ „Dann hatte ich recht. Sie mögen keine Partys.“ „Nicht solche.“ sagte der Professor nur und ließ damit das Thema fallen. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg ins Snapes Labor. Harry hatte den Lehrer überreden können, seins statt das Schullabor zu nehmen, aus dem Grund, dass Dumbledore sie so nicht auf einen seiner ungeplanten Streifzüge überraschen könne. Snape derweil schien irgendetwas zu beschäftigen als sie die Treppe zu seinem Labor hinabstiegen. Das merkte der Gryffindor daran, dass der Lehrer noch kein zynischen Kommentar abgelassen hatte. Und als sie Ihr Ziel erreichten, ließ er die Bombe platzen. „Der Direktor möchte nicht mehr, dass ich Ihnen den Korrekturtrank braue.“ Harrys Augen nahmen den Ausdruck des Triumphs an. „Reicht Ihnen das als Indiz, dass er mich nicht leiden kann?“ Und wie es dem Professor reichte. Bei dieser Bitte ist dem Tränkmeister fast die Kinnlade runtergeklappt. Er hatte Lilly geschworen auf Harry aufzupassen. Und einmal die Brille im Kampfgefecht verloren, würde dies das Todesurteil sein. Dumbledore hatte ihn beschwichtigt, dass er etwas Besseres für Harry gefunden hätte. Bis zu dem Zeitpunkt zu dem er es brauchen würde, hätte er es parat. Severus konnte darüber nur den Kopf schütteln. Dieser Zeitpunkt konnte nun, unter den gegebenen Umständen, jederzeit sein. „Er hat mir das Versprechen abgenommen. Ich werde diesen Trank nicht brauen.“ sagte Snape. In Harrys Augen schien irgendetwas zu erlöschen. „Sie werden es tun.“ fuhr der Professor fort. „Unter meiner Anleitung.“ Dem totem Blick ist Überraschung gewichen. „Und Sie denken, dass das gut geht?“ „Zu meinem Bedauern, haben Sie bewiesen, dass Sie durchaus konzentriert und planmäßig arbeiten können. Und dass Sie sich mal dazu herablassen Anweisungen zu befolgen. Ich versuche mal mein Glück.“ „War das ein Kompliment?“ Snape tat ihm nicht den Gefallen das zu bestätigen. Stattdessen warf er ihm einen Zettel entgegen auf denen die Zutaten draufstanden. Oh Ha! 3 Monate würde die Suppe kochen müssen. Snape ließ es sich trotzdem nicht nehmen einige Zutaten vorzubehandeln. Gerade das Destillieren kannte der Schüler noch nicht und so lauschte er gespannt, fast so als würde er eine fesselnde Geschichte hören, den Ausführungen seines Lehrers. Hier in diesem Labor war er ganz anders. Fast entspannt, ruhig und konzentriert. Er nahm sich Zeit alles ausführlich zu beschreiben und zum ersten Mal fiel Harry auf, was für ein guter Lehrer Snape eigentlich war. Oder sein könnte. „Wieso sind Sie nie im Unterricht so?“ platzte es Harry heraus. Snape, in seinem Fluss unterbrochen, stockte. „Weil Sie alleine sind. Es ist eine ganz andere Sache 30 Schüler im Auge zu behalten und Katastrophen zu verhindern.“ lautete die plausible Erklärung. Damit machten sie weiter. „Hier. Ab jetzt übernehmen Sie.“ sagte der Lehrer nach einer Weile und hielt Harry den Portionier-Löffeln hin. Eilig überprüfte er nochmal die Stelle im Protokoll an der sie sich nun befanden. 'Den Löffeln mit Zunderpuder häufen, vorsichtig über den Kessel halten und zärtlich drei mal gegenklopfen, damit ein wenig Pulver runterrieselt.' Harry verdrehte die Augen bei der Beschreibung. Das konnte auch nur ein Vollblut-Tränkemeister geschrieben haben. Und zugleich fragte er sich, ob das Rezept von Snape höchstpersönlich stammte. Er schüttelte den Gedanken ab und machte sich ans Werk. Doch Harry konnte den Schmerz in der Hand nicht mehr ignorieren. Er schaffte es nicht sie ruhig zu halten. Und natürlich, es wäre nicht Snape, wenn ihm das nicht auffallen würde. Als der Professor neben ihm stand, erwartete der Gryffindor irgendeine Rüge, aber der Lehrer griff nur ruhig sein Handgelenk und fixierte es. Der Griff war nicht fest, aber bestimmt. Er drehte die Temperatur vom Kessel runter ehe er den Handrücken zu sich zog und betrachtete. Er hatte währenddessen kein Wort gesagt. Harry lies es geschehen und hielt unbewusst den Atem an. Würde der Tränkemeister den Illusionszauber bemerken? Er tat es. Snape zückte nach ein paar Sekunden seinen Zauberstab und murmelte ein „finite.“ Sofort fiel der Zauber und offenbarte den Schriftzug der auf Harrys Hand prankte. Ich darf nicht Lügen. Snape zog ehrlich überrascht die Augenbrauen hoch. „Das ist von einer Blutfeder.“ erkannte er sofort. Aha, so wird das Ding also genannt, dachte sich Harry. „In was für eine absurde Geschichte sind Sie nun wieder hinein gestolpert? Kommen Sie mit.“ Diese Anweisung wäre gar nicht nötig gewesen, denn der Professor hatte Harrys Handgelenk nicht losgelassen und führte ihn nun in eine Art Arbeitszimmer neben dem Labor, wo er ihm bedeutete sich hinzusetzten. Dort stand ein Stuhl an einem Schreibtisch, 2 Sessel und Bücher, die drei der vier Wände von oben bis unten säumten. Das schien wohl zusätzlich eine kleine private Bibliothek zu sein. Harry wählte den Sessel. Nach ein paar Minuten tauchte Snape mit einer Salbe wieder auf. Harry seufzte innerliche. „Professor, ich glaube nicht, dass eine Salbe hilft. Ich habe sie schon ausprobiert.“ erklärte er. Snape quittierte das nur mit einen flüchtigen aber spöttischen Blick und schob den zweiten Sessel gegenüber dem, auf dem Harry platz genommen hatte und setzte sich ebenfalls. Mit einem stummen Wink, forderte er den Gryffindor auf, seine verletzte Hand zu reichen. Harry tat es. Severus nahm die Hand in seine und fing an mit der Salbe drüberzustreichen. Seine Hände sind groß, feingliedrig und überraschend warm, stellte der junge Potter fest. Wie die meisten Schüler hatte er sie sich eiskalt vorgestellt. Zum ersten Mal seit langem fühlte sich Harry gut aufgehoben und da er ausgerechnet bei seinem grimmigen Lehrer so empfand wurde ihm bewusst, wie sehr ihm ein wenig körperliche Nähe gefehlt hatte. Irritiert vielen ihm Beschreibungen zu dieser Situation ein, die er Snape niemals zugeschrieben hätte. Behutsam, fürsorglich, sanft... oder um das Protokoll zu zitieren: zärtlich. Harry gab sich eine mentale Ohrfeige. Was passierte hier? Er zwang sich auf andere Gedanken zu kommen. Sein Blick wanderte zu Snapes Unterarm, der von den Ärmeln seines Gehrocks gut verdeckt wurde. Unwillkührlich stieg die altbekannte Frage in ihm auf. Hatte er das Mal? Wurde er noch gerufen? Folgte er den Rufen? „Nicht.“ durchbrach Snapes Stimme seine Gedanken. Irritiert blickte Harry auf. Snape sah ihn mit durchdringenden Augen an. Sie glänzten wie eine schwarze Flüssigkeit im dämmrigen Licht. „Es ist nicht der richtige Zeitpunkt für diese Frage.“ erklärte der Tränkmeister ohne den Blick abzuwenden. Harry fragte sich, ob es mal wieder so offensichtlich in seinem Gesicht geschrieben stand. „Sie sind anders heute.“ sagte der Gryffindor gerade heraus. „Und ich hatte mir Mühe gegeben, damit Sie das nicht bemerken. Wo sind Ihre Scheuklappen hin?“ entgegnete Snape ironisch. „Hab ich im Turm liegen lassen.“ Snape musste kurz auflachen, was den Gryffindor vollends verwirrte. Sowohl die Tatsache, dass sein Lehrer tatsächlich lachen konnte, als auch seine eigene Reaktion darauf. War es die Überraschung gewesen, die seinem Magen das kurzzeitige Gefühl gab Achterbahn zu fahren? Snape setzte neu an. „Verzeiht die fehlenden Beleidigungen. Ich verspreche Ihnen, beim nächsten Mal bekommen Sie sie in doppelter Ausführung geliefert.“ Harry schaltete sofort und ließ ein nicht ernst gemeintes gequältes Stöhnen entweichen, dass dem Professor zu einem amüsierten Zucken seiner Mundwinkel trieb. „Schieben sie es auf die Party.“ lautete sein Nachtrag. „Sie sollten öfters auf Parties gehen.“ Ein bitterer Ausdruck huschte über Snapes Gesicht. So schnell, dass Harry nicht sagen konnte, ob er sich das eingebildet hatte. „Fertig.“ Sagte der Professor schließlich und gab Harrys Hand frei. Der starrte verblüfft auf die eingecremte Stelle. „Das ist... Es ist... Was für ein Zeug ist das?“ fragte er erstaunt. Wirklich nichts war mehr von der Verletzung zu sehen. Alles war verheilt. Snape konnte ein wenig Stolz und Genugtuung nicht verbergen. „Eine Heilsalbe, die ich entwickelt habe. Sie basiert auf Teufelskamille.“ „Aber in hohen Dosen schlägt ihre heilungsbeschleunigende Wirkung ins Gegenteil um!“ Snape gab ein Schnauben von sich. „Seite 560 im Kompendium. Sie sind weiter als ich dachte. Als Tränkemeister, weiß man manche Naturgesetze zu umgehen. Es hat fast 16 Jahre gebraucht diese Lücke zu finden.“ „Was war Ihr Anlass so eine starke Salbe zu entwickeln?“ „Eine Party.“ kam es ironisch zurück. „Die scheint heute Dreh- und Angelpunkt zu sein.“ „Offensichtlich.“ „Haben Sie noch mehr von dem Zeug?“ „Wozu brauchen Sie noch mehr?“ ein skeptischer Unterton war unterschwellig herauszuhören. „Es... Das war bestimmt nicht das einzige Nachsitzten bei Umbridge.“ strauchelte der Schüler ein wenig. „Das haben Sie von Umbridge?“ entfuhr es dem Tränkemeister entsetzt. „Nein, vom Weihnachtsmann.“ konterte Harry zynisch. „Sie wissen genau, dass Sie schon unter merkwürdigeren Umständen in Schwierigkeiten geraten sind. Nein, leider habe ich nicht mehr davon. Das war der letzte Rest. Vor kurzem habe ich selbst etwas davon gebraucht.“ Harry war überrascht von diesem Geständnis. „Die Party?“ riet er. Snape hüllte sich nur in kryptisches Schweigen. Doch für Harry war das Antwort genug. Und er konnte nicht umhin sich ein wenig Sorgen um seinen Lehrer zu machen, der für Reibereien heute einfach keine Energie zu haben schien. Kapitel 6: Zugespitzt --------------------- Hui, also... ja. Das ist ein unerwartet langes Kapitel geworden. Wird, denke ich, so schnell nicht nochmal passieren. Wie immer: Viel Spaß! --------------------------------- Das Trio saß alleine in der großen Halle am Frühstückstisch. Keiner hatte besonders lange schlafen können und es war schnell beschlossen einfach nach unten zu sehen. „Sag mal Harry, wie läuft eigentlich dein Unterricht bei Snape?“ „Professor Snape.“ korrigierte Hermine Ron. Es war ihr Automatismus der ihr zum Verhängnis wurde. Die beiden hatten seit dem Kuss-Unfall im Laden der Weasly-Zwillinge nicht ein Wort miteinander gewechselt. Als sie wieder bei Sinnen waren, schien es ihnen schlicht die Sprache verschlagen zu haben. Nun sahen sich die zwei verschreckt an. Harry rollte mit den Augen. „Ehrlich Leute. Irgendwann müsst ihr darüber reden. Wenn es jetzt noch nicht geht, dann schließt doch ein stilles Abkommen, dass das Thema nicht angesprochen wird. Aber schiebt es bloß nicht auf die lange Bank.“ Ron und Hermine schienen zumindest soweit zugänglich dafür zu sein, über diesen Vorschlag nachzudenken. Sie konnten diese Tatsache nicht weg ignorieren. Sie brauchten nur Zeit, sich auf dieses Gespräch vorzubereiten. Plötzlich trat Poppy in die große Halle ein. Das Trio war kurz überrascht, weil sie die Heilerin nie an den Lehrertischen hatten sitzen sehen. Als sie die drei Gryffindors sah, ließ sie es sich nicht nehmen, eben bei ihnen stehen zu bleiben und sie zu begrüßen. „Na euch habe ich noch nie so früh hier gesehen!“ „Wir haben Sie hier auch noch nie gesehen.“ sagte Ron nicht sehr galant. Hermine gab ihn einen unmädchenhaften Tritt gegen sein Schienbein. Poppy lachte nur darüber. „Kein Wunder! Ich bin meistens mit dem Frühstück schon fertig ehe die ersten Schüler angetorkelt kommen.“ „Madame Pomfrey, verreisen Sie etwa?“ fragte Harry, der erst jetzt den Koffer bemerkte, der von der Heilerin gezogen wurde. „Nur einen Tag. Ich bin auf einer Fortbildung, aber keine Sorge, der Krankenflügel ist nicht unbesetzt. Zu meiner Überraschung hat Professor Umbridge einen Heilergrundkurs-Schein vorweisen können. Sie wird mich vertreten, wenn sich ein Notfall ereignen sollte.“ Harry wurde bei diesen Worten ganz anders und er kam nicht um den Verdacht herum, dass die Inquisitorin etwas ausheckte. Wie konnte diese sadistische Person einen Heilerschein besitzen? „Kommen Sie nicht auf den Gedanken ausgerechnet jetzt aus den Latschen zu kippen.“ kommentierte Madame Pomfrey als sie Harrys blasses Gesicht bemerkte. Dieser schüttelte nur mit dem Kopf. „Versprechen Sie mir nur, dass die Krankenbetten nicht Pink werden.“ Darüber konnte die Heilerin herzlich lachen und machte sich zu den Lehrertischen auf um ebenfalls zu frühstücken. Der Montag verging recht reibungslos. Harry hatte sich soweit zurückgezogen, dass die in letzter zeit üblich gewordenen Anfeindungen fast ausblieben. Er war gerade mit seinen Hausaufgaben fertig geworden als er merkte, dass er noch Zeit hatte, bevor er zu Snape musste. Da Harry müde geworden war, beschloss er, sich lieber noch einmal hinzulegen. Snape hasste schließlich Unaufmerksamkeit. Er meldete sich bei Ron und Hermine ab, ehe er in den Schlafsaal ging. Und er hatte den Schlaf gebraucht, denn kaum auf das Bett gefallen war er auch schon eingeschlafen. Der Traum den Harry hatte ging ihm ins Mark. Das lag nicht nur an der finsteren Umgebung in der er sich wiederfand, sondern viel mehr war da das Gefühl nicht Herr seiner selbst zu sein. Er wirkte wie ein Zuschauer und sah sich selbst schreckliche Dinge tun. Die Person vor ihm wandte sich auf dem Boden und schrie so erschütternd, dass Harry postum schlecht wurde. Der leichte Hauch von Genugtuung ergab eine so derart eigenartige Gefühlsmischung, dass es Harry innerlich zu zerreißen drohte. Als die gequälte Person keine Regung mehr offenbarte, schien sein fremdes Ich, oder der Körper in dem er steckte, genug zu haben. Nach einer kurzen Stille, indem der Körper außer Sichtfeld geschleift wurde begann er zu reden. „Nun, fahren wir fort.“ in diesem Moment drohte ihn die Erkenntnis zu überrollen. Harry wusste, wem diese Stimme gehörte. Voldemort. Er befand sich im Geiste seines größten Widersachers. Und das verwirrte Harry zutiefst. War das hier wirklich ein Traum? Das er dies in Frage stellen konnte sprach eher dagegen. Seine nicht vorhandenen Möglichkeiten die Handlungen zu lenken, eher dafür. „Severus.“ Harry konnte nicht glauben welchen Namen er da gerade gehört hatte. Vor ihm trat eine schwarzgekleidete Person mit verhülltem Gesicht heran und kniete sich nieder. Dann nahm er seine Maske ab. Hatte Harry noch gehofft, dass es eine andere Person namens Severus sein könnte, wurden seine Hoffnungen in diesem Moment zerstört. Entgeistert starrte er auf seinen gegenüber. „Ja mein Lord?“ „Was macht unser junger Held? Kannst du etwas Neues vom Orden berichten?“ „Mein Lord, Potter trollt sich. Es scheint als würde er eure Wiederkehr verdrängen und den Lügen der Presse Glauben schenken. Mir ist nichts bekannt, dass er irgendwie... vorbereitet wird.“ „Ich habe gehört, du lädst ihn ab und zu zu Strafarbeiten ein?“ „...In denen er sich absolut ungeschickt anstellt. Wir reden nicht viel.“ „Hat er keine besonderen Talente?“ „Er fliegt gut.“ erlaubte sich Snape eine trockene Erwiderung. „Bestrafst du ihn?“ die Betonung lies nicht einen Zweifel zu, dass Voldemort sich dabei etwas Schmerzhaftes vorstellte. „Ja.“ „Schön, aber töte ihn nicht. Das steht nur mir zu.“ „Natürlich.“ „Und der Orden?“ „Dumbledore scheint gerade einen Alleingang zu führen. Er verrät den anderen Mitgliedern nichts.“ „Severus.“ „Ja mein Lord?“ „Ich habe das Gefühl, dass du mir etwas verschweigst.“ Die Stimmung kippte und lies Harry das herz zusammenkrampfen. Der Schüler war sich Sicher, dass es Snape nicht anders ging, dessen Gesichtsausdruck hatte sich aber nicht einen Millimeter bewegt. „Mein Lord, Ihr könnt jederzeit in meinen Geist sehen.“ „Nun, ich weiß, dass dir Okklumentik ein Begriff ist. Verzeih, wenn ich rabiat vorgehe. Wenn du das hier überlebst, weiß ich, dass du nicht gelogen hast.“ Und da viel die erste Schmerzwelle über Severus hinein. Er gab nicht ein Ton von sich, aber das unkontrollierte Zucken und das angespannte Gesicht, ließen jede Vorstellungskraft überflüssig werden dass es wehtat. Voldemort schickte einen langen Cruciatus ab und hetzte ihm anschließend einen Schneidefluch hinterher. 'Er will ihn schwach machen!' erkannte Harry 'Damit er leichter seine Gedanken einsehen kann!' Diese Szene zu sehen, tat ihm weh. Er fühlte sich so hilflos doch als er fieberhaft überlegte, ob er irgendwie eingreifen könne, entstand ein Sog der ihn dieser Szene entrückte. Die Situation wurde immer verschwommener und plötzlich lag er wieder im Schlafsaal der Gryffindors. Schweißnass. Zitternd. Mit einem stechenden Pochen seiner Narbe, die ihn blind machte. Harry zwang sich, sich zu beruhigen und als er wieder klar sehen konnte, rannte er schon fast (Wie es sein Körper eben zu lies) zu den Privaträumen vom Tränkelehrer. Harry klopfte mehrmals kräftig an der Tür, aber es geschah nichts. Insgeheim hatte er gehofft, dass es sich doch nur um einen schlechten Alptraum gehandelt hatte, aber Snape war nie unpünktlich. Er war zumindest so gewissenhaft, Termine abzusagen. Dass niemand aufmachte, bestätigte ihm nun die Wahrheit der Vision, die er gehabt hatte. Harry lehnte seinen Kopf gegen die Tür. Lebte Snape noch? 'Er hat meine nonverbalen Fähigkeiten nicht erwähnt.' Und der Orden würde Snape nicht ausschließen. Er wusste von Sirius, dass der Tränkemeister immer anwesend war. Für Harry ließ das nur einen Schluss zu. Snape spionierte. Er riskierte auf jeden dieser Treffen sein Leben um an Informationen für den Orden heranzukommen. Dem Gryffindor wurde beinahe schlecht, als ihm bewusst wurde, was der Lehrer da eigentlich auf sich nahm. 'Und dann hassen ihn auch noch die meisten.' Harry fragte sich, wenn er mit seiner Interpretation denn richtig lag, wie der Professor das bewältigte. Und wenn es doch keine Vision gewesen war, so hatte ihm der Traum zumindest eine neue mögliche Sichtweise auf den Tränkeprofessor gegeben. Harry stand noch eine Weile mit dem Gesicht zur Tür gelehnt als diese unerwartet mit einem leisen Klicken aufsprang. Verwundert drehte er sich um und plötzlich, ohne dass er sich darauf vorbereiten konnte, stürzte eine große schwarze Silhouette auf ihn hinab. Harrys instinktive Reaktion verhinderte einen unsanften Aufprall auf den Boden. Die Person begrub den Schüler fast unter sich, aber Harry schaffte es sie zu stützen. Snape zu stützten. „Professor, bitte! Nur noch ein paar Schritte bis zum Sofa und dann können Sie sich hinlegen. Auch wenn Sie wahrscheinlich die Hälfte ihres Blutes verloren haben, kann ich Sie immer noch nicht tragen.“ bat der Gryffindor seinen Lehrer. Dieser gab ein unwilliges Brummen von sich, schaffte es aber mit Harrys Hilfe, das letzte Stück Weg. Kaum auf die Couch gefallen, suchte ihn die längst überfällige Ohnmacht heim. Harry indes fand nun die Zeit in Panik zu verfallen. Vor ihm lag Snape. Blutend, mit Schmerzen und wahrscheinlich dem Tode nahe. Er brauchte Madame Pomfrey! Der Schüler war schon zum Kamin gelaufen als ihm einfiel, dass diese heute ja gar nicht da war. Und Umbridge stand erst gar nicht auf der Liste möglicher Optionen. Seine Gedanken begannen auf der Suche nach einer Lösung immer sprunghafter zu werden. Tränke! Snape hatte mit Sicherheit Heiltränke in einem seiner Vorratsschränke! Aber er konnte nicht einfach wahllos etwas nehmen. Manche Lösungen vertrugen sich überhaupt nicht. Zwar erkannte er die Gebräue mittlerweile sehr gut, aber ohne zu wissen, was der Lehrer genau für Verletzungen hatte, konnte er nicht einfach etwas nehmen. Harry ging zurück zum Sofa und fühlte den Puls vom Professor. Mit Schrecken stellte er fest, dass er ihn kaum noch spürte. „Nein!“ rief er verzweifelt. Aus einem Impuls heraus legte er beide Hände auf Snapes Brustkorb und schickte einen Magiestoß aus. Dann passierten mehrere Dinge gleichzeitig. Harry konnte die verletzten Stellen im und am Körper ausmachen, es war als wäre ein Teil von ihm in seinen Körper gefahren. Diese Beschreibung war gar nicht mal so verkehrt, denn er spürte genau, wie er ein Teil seiner Magie auf Snape übertragen hatte. Und es schien ihm Kraft zu geben. Sein Puls war wieder zu spüren und auch das Atmen war stabiler geworden. Der Schüler atmete durch. Er nahm sich die Zeit, den Kamin zu entfachen und ging dann still alle Tränke durch die er brauchen würde. Schmerzlinderungstrank, Blutbildungstrank, einer gegen die äußeren Wunden und Skele-Wachs. Die Wunden würde er selbst desinfizieren. Letzteres war eine Überwindung für Harry, denn das bedeutete, den Professor von seinen Roben zu befreien. Als es soweit war, gab er sich einen Ruck und mit einem Zauber, lag Snape nur in Boxershorts vor ihm. Ebenfalls schwarz. Harry erlaubte sich das mit einem Schnauben zu kommentieren. Der Schüler sprach einen Reinigungszauber, besah sich die Verletzungen und begann die Wunden zu desinfizieren und zu verbinden. Dabei kam er nicht umhin, sich wie auf einer Erkundungstour zu fühlen. Er blieb immer wieder mit dem Blick am Körper hängen. Der Gryffindor wusste sich seine Faszination nicht zu erklären, aber er fand Snape anziehend. Er hatte kräftige Oberarme, die mehr tragen konnten als man in seiner Robenkluft vermuten würde. Breite Schultern, der Bauch wie auch der Rest, recht muskulös. Fast überall zogen sich helle aber auch tiefe Narben über die Haut. Harry schluckte. Ja, Snape war attraktiv. In den schwarzen Klamotten wirkte er viel hagerer, als er wirklich ist. Der Schüler zwang seine Gedanken wieder aufs Wesentliche und er war froh, als er mit hochrotem Kopf endlich den letzten Verband umlegte. Auch wenn Harry das Ganze als sehr spannend empfunden hatte, so hoffte er inständig, dass Snape auf detaillierte Fragen verzichten würde. Jetzt konnte er nicht mehr viel tun. Er sah sich ein wenig ratlos um, doch ihm fiel schnell auf, dass diese Aktion ihm viel Energie gekostet hatte. Er zog eine Tagesdecke über seinen Patienten, kuschelte sich in den Sessel der dem Kamin am nächsten stand und war schnell eingeschlafen. Das Erste was Snape bemerkte, als er aufwachte, war, dass es warm war und er relativ wenig Schmerzen hatte. Was war passiert? Er versuchte sich zu erinnern. Der Lord hatte ihn körperlich wie auch geistig malträtiert. Severus wusste nicht woher er noch die Konzentration genommen hatte, aber letztendlich war es ihm gelungen, Voldemort ein Trugbild seiner Erinnerungen zu präsentieren. Daraufhin unterbrach er seine Folter und ließ ihn auf den kalten Fliesenboden liegen. Irgendwie hatte er es geschafft nach Hogwarts zu kommen und dann... Abrupt setzte sich der Tränkemeister auf. Dabei fiel ihm auf, dass er erstaunlich wenig anhatte. Seine Wunden waren versorgt worden und das unangenehme Ziehen sagte ihm, dass allen Anschein nach auch das Skele-Wachs am arbeiten war. Dann schaute er zu dem Kamin und entdeckte Potter auf einen der Sessel. Schlafend. Auch wenn die Erinnerung langsam wiederkam, war er überrascht, den Gryffindor hier bei sich anzutreffen. Offensichtlich hatte Harry sich um ihn gekümmert und er musste sich eingestehen, dass er ihm soviel Fürsorge nicht zugestanden hätte. Er fragte sich, was Potter sich davon versprach. Überhaupt war Snape weit nach ihrem Termin erst wiedergekehrt. Hatte der Schüler solange gewartet? Snape wusste eine ganz einfache Lösung um an die Antwort zu gelangen. Er schnappte sich sein Kopfkissen und pfefferte es voll Karacho auf Harrys Gesicht. Dieser schreckte auf und blickte sich reichlich desorientiert um. Doch er fing sich schnell wieder. Blickte vom Kissen zu Snape. „Haben Sie gerade das Kissen nach mir geworfen?“ fragte er fassungslos. „Nein.“ War schon die fast freche Antwort auf seine Frage. Auch wenn die Miene vom Professor starr war, so war sich Harry ziemlich sicher ein leichtes Amusement in seinen Augen aufblitzen gesehen zu haben. Doch dann wurde er wieder ernst. „Warum sind Sie hier?“ fragte Snape den jungen Potter. „Wo sollte ich sonst sein?“ „Ich hoffe inständig für Sie, dass mir da nichts entgangen ist aber meine Räumlichkeiten sind keines Falls selbstverständlich.“ „Verzeihen Sie Professor, aber Sie sind mir halb tot in die Arme gefallen. Ich hatte es als weniger schlimm für sie eingeschätzt, dass ich Sie verarzte als Sie einer Demütigung in Pink auszusetzten.“ Snapes Augenbraue verriet Harry, dass ihm diese Erklärung nicht reichte. „Madame Pomfrey hat heute eine Fortbildung und ist nicht da. Umbridge ist ihre Vertretung. Glauben Sie mir, sonst lägen Sie längst im Krankenflügel.“ lautete sein Nachtrag. „Dann war es eher Ihre eigene egoistische Wahl, welchem Übel Sie sich lieber aussetzten wollten. Offenbar war die Aussicht, sich eine halbe Nacht um die Ohren zu schlagen um mich zusammenzuflicken, attraktiver als 10 Minuten bei der Inquisitorin um mich abzuliefern. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich mich geschmeichelt fühlen soll.“ „Für unser beider Leibliches Wohl: Fühlen Sie sich geschmeichelt.“ Snape schnaubte, beließ es aber dabei. „Wieso haben Sie vor meiner Tür gestanden? Es war bereits Sperrstunde, als ich wieder kam.“ „Ausgerechnet DAS wissen Sie noch?“ Snape ging nicht darauf ein, sondern wartete geduldig auf eine Antwort. Harry fragte sich, ob das Offensichtliche für den Professor wirklich so abwegig war. Eine Zeit lang war nur die knisternden Flammen des Kamins zu hören. „Weil ich mir Sorgen gemacht habe.“ wisperte er schließlich in die Stille hinein. „Die meisten Schüler freuen sich darüber, wenn ich zu einem Termin nicht erscheine.“ antwortete Snape sarkastisch. Harry atmete tief durch. Dieses Geständnis würde ihm nicht leicht fallen, aber es war Notwendig. Zumal es Ihrer beider Zukunft betraf. „Professor, kurz bevor ich zu Ihnen gegangen bin, hatte ich einen Traum. Darin war ich Voldemort. Zumindest als Beobachter. Nachdem er eine arme Seele bewusstlos gefoltert hatte, rief er Sie zu sich und erwartete Informationen. Irgendwas haben Sie ihm gesagt. Ein bisschen Wischiwaschi, aber nicht die Wahrheit. Er war misstrauisch und fing an Sie zu quälen. Dann bin ich aufgewacht. Mit Schmerzen auf der Stirn und fast blind. Sagen Sie mir, war das wirklich nur ein Traum?“ Snape war während dieses Abrisses ziemlich blass geworden. Dieser Junge hatte das Todessertreffen miterlebt. Er hatte ihn, Severus Snape, in einer der gedemütigsten Situationen gesehen, die er je erlebt hatte. Scham und Wut überkam den Lehrer und er wollte aufbrausen, als ihm etwas anderes klar wurde. Dieser Junge hatte sich um ihn gekümmert. Er hatte ihn verarztet und um sein Leben gekämpft obwohl er nicht wusste was passiert war. Zumindest dürfte ihm immer noch nicht alles klar sein, dafür war zu wenig Zeit vergangen um darüber nachzudenken. Potter wusste immer noch nicht mit Sicherheit auf welcher Seite Severus stand, nur ein Traum von dem er nicht ausschließen konnte, ob er wahr oder gesponnen ist und trotzdem ließ er diese Tatsache außer acht. Harry Potter hatte sich um Severus' Willen gesorgt und deshalb noch so spät vor seiner Tür gestanden. Diese Erkenntnis traf den Tränkemeister unvorbereitet. „Ich bin mir ziemlich sicher Ihnen einen Blutbildungstrank verabreicht zu haben, wieso sehen Sie also so blass aus?“ fragte Harry lakonisch. „Wenn Ihnen meine Motive nicht klar sind, wieso haben Sie mir das Leben gerettet?“ fragte Snape heiser. Um Fassung bemüht. Der Gryffindor überlegte, wie er darauf am besten antworten sollte. „Ich habe beschlossen Ihnen zu vertrauen, Sir. Gerade weil Sie auf beiden Seiten... naja, unterwegs sind. Das kann ich bei Dumbledore nicht. Das sollten Sie mittlerweile auch einsehen. Und über Voldemort brauchen wir erst gar nicht zu reden.“ „Auf wessen Seite wollen Sie dann stehen Potter?“ Harry lächelte, weil er wusste, dass sein Lehrer nicht damit rechnen würde. Er hatte sich selbst erst während der Verarztung dazu entschieden. Und obwohl er es nicht begründen konnte, wusste er, dass er das Richtige damit tun würde. „Auf Ihrer.“ Die Reaktion folgte auf dem Fuße. „Bei Merlin! Vergessen Sie diesen Gedanken schnell wieder. Sie wissen nichts über mich.“ „Und doch vertraue ich Ihnen mehr als Dumbledore.“ der Tränkemeister bemühte sich gar nicht mehr, seine Fassung wieder zu finden. Offenbar hatte er Potter völlig falsch eingeschätzt. Niemals hatte er erwartet so hoch in seiner Gunst zu stehen. Dass dieser Junge die Charakteristika beider bestehenden Seiten durchschauen würde und sich zutraut einen gefährlichen Weg zu gehen. Einen den er selbst formte um für sich das Richtige zu tun. Nie hätte er gedacht, dass Potter anfängt, eigene Spielregeln aufzustellen. „Nun Potter, erleuchten Sie mich. Was bewegt Sie dazu mir zu vertrauen?“ „Ich weiß nicht. Mein Bauchgefühl.“ Darauf folgte doch ein wenig Ernüchterung. „Das Bauchgefühl, dass Sie ständig in Schwierigkeiten bringt?“ „Nein, das Bauchgefühl, das mich ständig aus Schwierigkeiten rettet.“ „Nachdem es Sie in Schwierigkeiten gebracht hat.“ „Sie werden es nicht müde, mir dieses zweifelhafte Talent ständig anzudichten.“ „Zweifelhaft, in der tat.“ Harry wusste, dass sich diese Bemerkung nicht nur auf sein Bauchgefühl bezog. Er beschloss, das Gespräch wieder zum Thema zu lenken. „Dann erzählen Sie mir Ihre Geschichte. Überzeugen Sie mich, dass ich falsch liege. Oder richtig. Nachdem was heute passiert ist, ist es sowieso nur noch eine Frage der Zeit, bis Sie damit rausrücken müssen. Und glauben Sie mir, ich finde Wege es anders herauszufinden. Das war mit Sicherheit nicht der einzige...Traum.“ Snape hätte wütend über die schon beinahe aufmüpfige Art sein müssen mit der Harry ihm heute Nacht begegnete. Aber seit heute war nichts mehr wie vorher. Die Umstände haben die beiden dazu gezwungen sich auf neuen Ebenen zu begegnen. Ihm war klar, dass er Harry sein Leben verdankte. Er schuldete ihm was. Und wie es aussah, kamen sowieso noch Okklumentikstunden auf sie zwei zu. Severus konnte den Gryffindor nicht in diesem Zustand lassen. Verdammtes Pflichtgefühl. Also entschloss er sich für die Wahrheit. Es war eh nur noch ein kleiner Schritt, bis Potter sich alles zusammengereimt hätte. Also erzählte er es ihm. Die tiefe Freundschaft zu Lilly, der Cut dieser Freundschaft, sein Beitritt zum Lord, seinen Fehler die Prophezeihung zu ihm getragen zu haben, seine Motivation die Seiten zu wechseln, das Versprechen Harry zu schützen und anschließend seine Rolle als Doppelspion. Alles mit recht ausdrucksloser Miene, als würde er nichts Persönliches erzählen. Harry hatte die ganze Zeit aufmerksam zugehört und ihm wurde die Bedeutung jener Worte Bewusst, die Snape sagte, als er gefragt hatte, ob er loyal zu Dumbledore stehe. „Na, immer noch entschlossen entschlossen mir zu vertrauen?“ fragte der Tränkemeister bitter. Er war sich sicher, dass sein Schüler ihn mit anderen Augen sah. Jetzt da er wusste, dass er die Schuld an den Tod seiner Eltern trug. Das tat Harry allerdings. Mal wieder anders als Snape dachte. Ein verschlagenes Grinsen flog über sein Gesicht. „Das kommt mir sogar ziemlich gelegen.“ gestand er. Snape glaubte sich verhört zu haben. Lauernd sah er den jungen Potter an. „Ich bin mir nicht ganz sicher, aber unter Zauberern herrscht doch eine Art Wiedergutmachung. Also aufgrund dessen steht es mir zu Ihre Unterstützung einzufordern, oder?“ Beinahe wäre dem Professor die Kinnlade nach unten geklappt. „Sie sind sind gerade slytherinhafter als es je ein Slytherin war, wissen Sie das?“ „Aber ich zwinge Sie zu nichts. Eigentlich hatte ich vor, gar nicht gegen Voldemort zu kämpfen. Ich habe mir diesen Krieg nicht ausgesucht, aber wie es aussieht, muss ich so oder so gegen ihn antreten. Weil er mich immer suchen wird. Weil er, aufgrund der Prophezeiung, in mir seinen Erzfeind sieht.“ begann Harry seine Ausführung. Nach einer kurzen Pause fuhr er fort. „Dumbledore ist nicht mehr der Alte. Ihre Erzählungen bestätigen, dass er früher anders war und jetzt etwas nicht mit ihm stimmt, und bis das nicht gelöst ist, ist er nicht vertrauenswürdig. Da sein Einfluss aber ziemlich groß ist, wird niemand dieser Tatsache ins Auge blicken. Mein Vorschlag ist eine eigene Seite. Dauerhaft oder temporär, das wird sich mit der Zeit geben. Für den Anfang nur wir beide.“ Harry hatte bewusst die Informationen ausgelassen, dass Albus von Umbridge manipuliert wurde. Auch wenn er Snape traute, konnte er noch nicht alles preisgeben, bis dieser dem Plan zustimmte. Man sah dem Lehrer deutlich an, dass er darüber nachdachte. Aber anscheinend nagte der letzte Besuch beim Lord doch noch zu sehr an ihm, denn er fing an sich den Kopf zu massieren. „Auch wenn ich Ihnen für ihre Dreistigkeit gerne eine Backpfeife geben würde, ist Ihr Vorschlag durchaus nicht dumm und hat etwas für sich. Dennoch nehme ich mir die Freiheit um Bedenkzeit heraus. Wenn es Sie beruhigt, schwöre ich Ihnen, kein Ton über dieses Gespräch zu verlieren.“ Harry schüttelte den Kopf. „Es liegt genauso in Ihrem Interesse kein Wort über diese Nacht zu verlieren, wie in meinem.“ „Gut. Ein anderes Thema. Sie kommen morgen wieder. Die verpasste Stunde holen wir nach.“ Der abrupte Themenwechsel bescherte Severus einen verwirrten Blick. „Ihr Verantwortungsbewusstsein in allen Ehren, aber sollten Sie sich nicht erst ein mal erholen?“ „Das Meiste ist verheilt. Der Rest ist nicht der Rede wert. Wenn ich wollte, könnte ich Sie unterm Arm nehmen und hochkant rausschmeißen.“ Harry erlaubte sich ein spitzbübisches Lächeln. „Aber das werden Sie nicht tun, weil wir jetzt Freunde sind.“ Snape verzog das Gesicht, als hätte Lavander ihm ihre Liebe gestanden. „Ja...“ Kapitel 7: Verhandlungen ------------------------ Hallo ihr Lieben! In diesem Kapitel wird es passieren. Schluss mit dem Versteckspiel Harry. Ich bin übrigens im Urlaub. Nächste Woche wird leider kein neues Kapitel kommen können. Und nun viel Spaß! -------------------- "Harry, du hast uns immer noch nicht erzählt wie dein Unterricht bei Snape läuft." fiel es Ron ein, als sie alle drei zur Mittagszeit am großen See über ihren Hausaufgaben hingen. Es war einer der letzten noch warmen Tage des Jahres und das nutzten sie in vollen Zügen aus. Harry, der im Schneidersitz an seinen Aufsatz gefeilt hatte, streckte sich ausgiebig, bevor er antwortete. "Ganz gut soweit. Ich komme schnell voran, glaube ich." Harrys Miene wurde ein wenig bitter. "Aber das Kompendium werde ich nicht in einem Monat durchgelesen haben. Das schaffe ich einfach nicht. Wenn ich mein Tempo beibehalte, dann kann ich froh sein dreiviertel geschafft zu haben." "Weißt du Harry, ich glaube das hat er nicht ernst gemeint. Niemand schafft dieses Buch in einem Monat zu lesen. Nicht mal Hermine besitzt soviel Durchhaltevermögen und ich bin mir sicher, dass Snape das auch nicht tut." teilte Ron seine Gedanken dazu mit. Hermine nickte zustimmend. "Es ist ein Test. Einer dieser Aufgaben die nicht zu schaffen sind, die man gerne in einem Bewerbungsgespräch einbaut." erklärte sie. Unter normalen Umständen hätte Harry ihr Recht gegeben, aber es war Snape. Snape meinte sowas immer ernst. Trotzdem hatten die Worte seiner Freunde ihn ein wenig beruhigt. Harry tat es Leid, dass er ihnen nichts über Umbridge erzählen konnte, oder über das Angebot das er Snape unterbreitet hatte. Umbridge wusste, wer seine Freunde sind und würde es sofort merken, wenn Harry sich ihnen anvertraut hätte. Snape allerdings... Jeder ging davon aus dass sie sich hassten. Nun, das entsprach vor kurzen sogar noch der Wahrheit. Keiner wusste über die eigenartige Freundschaft die sich, zugegebenermaßen aus der Not heraus, entwickelt hatte. Und vielleicht verdankte er es dieser Tatsache, dass er sich ihm bald mitteilen würde. Harrys Vorgehensweise sich unauffällig zu verhalten bescherte ihm die Situation, dass ihn die meisten in Ruhe ließen. Die anderen Schüler dachten offenbar, dass sie den Gryffindor mundtot gemacht hatten. Derbe Blicke gab es trotzdem noch, aber die konnte Harry ausblenden. Dass seine Vorgehensweise im Verteidigungsunterricht nicht aufgehen würde, hätte er sich allerdings denken können. Umbridge hatte ihn einfach auf dem Kieker. Da müsste er schon im Tarnumhang erscheinen, damit er Ruhe vor ihr hatte. Denn wie sich herausstellte, brauchte sie mittlerweile nicht mal mehr einen Grund um ihn zu trietzen. Die Klasse hatte über die Stunde die Aufgabe bekommen, einen Aufsatz über Thestrale zu schreiben. Was die nun mit den Dunklen Künsten zu schaffen hatten, konnte nicht mal Hermine sagen. Und weil Umbridge die gesamte Schülerschaft unter Kontrolle hatte, sagte auch niemand etwas dagegen. Sie ging prüfend zwischen den Reihen der Schüler und blickte von Zeit zu Zeit auf einen der Aufsätze. Und bei Harry blieb sie stehen. Er blickte erst nach ein paar Sekunden auf, als er merkte dass der Umriss der Lehrerin aus seinem Augenwinkel nicht verschwand. Diese schaute ihn ungläubig an. Erbost ungläubig. Gerade als Harry zur Frage ansetzte, schnappe sie sich sein Handgelenk um es sich näher anzusehen. Ach so, das war das Problem. Sie verstand das Rätsel nicht. Sie hatte keine Ahnung wieso seine Blutfedernarbe verschwunden war. Das hätte nicht passieren dürfen. Ein wütender Schleier legte sich über ihr Gesicht. „Mr. Potter! Sie werden morgen bei mir Nachsitzen. 20 Uhr in meinem Büro.“ In der Klasse sagte niemand etwas. „So eine blöde Kuh!“ „Hermine, das war die persönlichste Beleidigung die du je von dir gegeben hast.“ bemerkte Ron. Die drei Freunde kamen gerade vom Abendessen und begleiteten Harry noch ein Stück, da er gleich zu Professor Snape musste. „Sehr gut! Sie ist wie Herpes! Wieso kommt sie mit ihrer ungerechten Handlungsweise durch?“ regte sich die Klassenbeste auf. Hermine war in einer Welt aufgewachsen in der die Gerechtigkeit oberstes Gebot war. Und was in letzter zeit ablief, war absolut nicht gerecht. „Und du!“ fauchte sie weiter und zeigte dabei anklagend auf ihren schwarzhaarigen Freund. „Was fällt dir ein, einen nonverbalen Zauber über uns beide zu legen! Der hätte ich die Meinung gegeigt!“ Harry zuckte entschuldigend mit den Schultern. „Aber das ist es doch, Hermine. Hätte ich kein Silencio über euch gelegt, hätte es euch ebenso getroffen. Für euch, wie für mich, ist es besser, wenn ihr da raus seit. Die anderen ärgern euch schließlich nicht.“ „Ja, weil wir nicht für dich einstehen dürfen.“ murrte der Weasley. Harry lies das unkommentiert. Dieses Gespräch hatten sie schon oft gehabt. Zudem wollte er jetzt nicht diskutieren, da er noch schnell in den Gryffindorturm wollte um den Illusionstrank zu nehmen. Er merkte, wie der jetzige nachließ. „Sagt mal, ist das nicht Seamus?“ fragte Hermine, als sie in den Himmel blickte. „Was macht er da oben?“ „Ich glaube, er trainiert. Jetzt, da Harry sich entschlossen hat, dieses Jahr kein Quidditch zu spielen, ist sein Posten als Sucher wieder frei.“ „Aber Seamus war doch noch nie ein guter Flieger.“ runzelte Hermine die Stirn. „Für eine höhere Platzierung im Ranking der Beliebten tun viele Leute etwas, dass ihnen nicht liegt.“ antwortete Ron. Harry hatte dem Treiben schweigend zugesehen. Seamus konnte wirklich nicht gut fliegen. Ständig scherte sein Besen aus und er konnte sich nicht vorstellen, dass das seine Absicht war. Plötzlich frischte der Wind auf und rüttelte den sowieso schon unruhigen Besen nochmal richtig auf. Und es passierte! Seamus konnte sich nicht mehr halten und stürzte vom Besen. Ron und Hermine keuchten erschrocken auf. Harry reagierte sofort. Er lief schon mal vor während er mit seinem Zauberstab „Accio Feuerblitz!“ rief. Der tauchte auch fast im selben Moment neben ihm auf und Harry schwang sich in die Luft. Der ehemalige Sucher hatte vor Seamus auf seinen Besen landen zu lassen, doch er verfehlte ihn knapp. Da der Boden nicht mehr weit war, beugte sich Harry vor und schaffte es ihn an seinen Kragen zu erwischen. Diese Anstrengung hatte zur Folge, dass seine Wunden erneut aufflammten und er merkte schnell, dass sich sein Rücken ein wenig klebrig anfühlte. Er zwang sich die Fassung zu bewahren und schwebte mit Seamus langsam hinab. Ron und Hermine waren schon auf sie zu gestürmt. „Geht es euch gut?“ rief Hermine noch im Laufen. Der Unglücksflieger knickte sofort auf den Rasen ein. Er stand ziemlich unter Schock nach diesem Erlebnis. Harry haderte ein wenig. Er musste sich jetzt dringend auf den Weg zu Snape machen, aber er konnte seinen Hauskameraden, so feindlich er ihm auch zurzeit gesonnen sein mag, nicht einfach so liegen lassen. „Geh Harry, wir kümmern uns um ihn.“ sagte Ron, der offenbar sein Dilemma erkannt hatte. Harry nickte ihm dankbar zu. „Potter.“ Der Schwarzhaarige stoppte und sah Seamus fragend an. Dieser schaute immer noch wie ein verschrecktes Reh, schien aber seine Sprache wiedergefunden zu haben. „Danke.“ Harry nickte nur und eilte durch die Gänge. Er hatte keine Zeit mehr um seinen Illusionstrank zu nehmen, daher hoffte er, dass die derzeitige Verschleierung noch bis zur Sperrstunde hielt. Er hatte Schwierigkeiten sich gerade zu halten, aber er hatte schon schlimmeres durchgestanden. Diese Unterrichtseinheit würde er auch noch durchstehen, redete er sich ein. Snape öffnete fast sofort die Tür als Harry anklopfte. „Hallo Professor, wie ich sehe, haben meine ersten Schritte in die Heilkunst Sie noch nicht umgebracht.“ begrüßte er seinen Lehrer. „So wie Sie das sagen, würde ich Ihnen unterstellen, Sie haben es drauf angelegt.“ antwortete er in seiner üblich ruhigen und zynischen Art. „Ihnen laufen die bissigen Bemerkungen leichtfüßig über die Lippen. Offensichtlich sind Sie wirklich wieder bei bester Gesundheit.“ stellte der Schüler seine Diagnose. „Tatsächlich haben Sie sich ganz passabel angestellt.“ gestand Snape ihm nach kurzem Zögern zu. Als sie die Treppe zu seinem Labor hinunter schritten stellte der Professor eine Frage, die ihm schon gestern im Kopf spukte, aber noch nicht an die Oberfläche gedrungen war. „Wenn Sie erlauben, woher wussten Sie, welche Verletzungen Sie behandeln müssen?“ „Es war wieder die Magie. Es war wie bei dem verletzten Vogel. Ich hatte solch eine Panik, dass Sie mir wegsterben, das sich ein Teil davon auf Sie übertrug und mir zeigte, wo Sie verletzt waren.“ Snape gab ein unzufriedenes Brummen von sich. „Ich weiß nicht, ob mir die Verbindung zu einem Vogel gefällt.“ „Ein Vogel ist ein stolzes und freiheitsliebendes Tier.“ gab der Gryffindor zu bedenken. „Sie sind flatterhaft und zerbrechlich.“ konterte der Tränkemeister. „Kommt drauf an, welche Art es ist. Große Vögel wirken dann doch eher erhaben.“ „Wie groß war Ihr Vogel denn?“ verlangte Snape zu wissen. Der Schüler kam um ein amüsiertes Schnauben nicht herum. „Das wurmt Sie jetzt wirklich? Ich kann Ihnen die Geschichte nochmal erzählen und den Vogel gegen eine Fledermaus eintauschen.“ schlug Harry frech vor. „Vorsicht Potter, sonst war das die kürzeste Koorperation die Sie mit mir hatten.“ Mittlerweile hatten sie das Labor erreicht. Der Korrekturtrank lag still an genau der selben Stelle, wo sie ihn zurückgelassen hatten. Er war magisch eingefroren worden, bis sie weiter machen konnten. „Sie nehmen meinen Vorschlag an?“ „Nicht ohne an ein paar Punkten zu feilen. Fangen wir z.B. damit an, was Sie sich genau vorgestellt haben?“ Harry überlegte kurz und versuchte die Tatsachen zu formulieren. „Nun ja. Hauptziel ist es wohl Voldemort zu besiegen. Allerdings ohne Dumbledore. Er mag das selbe Ziel haben, aber ein Verbündeter bin ich in seinen Augen wohl schon länger nicht mehr. Wir müssen eine eigene Schiene fahren.“ „Ich gebe zu bedenken, dass Dumbledore den größten Überblick hat. Mit Sicherheit weiß er Informationen, an die wir nicht ohne weiteres ran kommen.“ warf der Lehrer ein. „Also schlagen Sie vor, sich weiter an ihn zu halten?“ wollte Harry wissen. Ein paar Sekunden lang war es still in der Snape scheinbar nochmal darüber nachdachte. „Ja. Wir müssen beide so tun, als wenn wir noch auf seiner Seite wären. Schließlich müssen wir herausfinden, was Albus manipuliert. Und mit den Informationen von beiden Seiten, werden wir dann die weitere Vorgehensweise überlegen. Sollten wir Albus zwischenzeitlich heilen können, erübrigt sich der Rest.“ „Sir.“ „Ja?“ „Sie wären dann ein dreifach Spion.“ „Offensichtlich.“ „Das macht Ihnen nichts aus? Wäre das wirklich in Ordnung für Sie?“ Snape blickte Harry dunkel an. „Sorge um mich steht Ihnen nicht.“ seine samtene tiefe Stimme war mit einer ordentlichen Portion Spott versehen. „Es würde mir nie einfallen, mir Sorgen zu machen. Das machen Sie schließlich mit links.“ spottete Harry zurück. Severus erkannte die Anerkennung dahinter und zog es vor, dies unkommentiert zu lassen. „Also, wo stehen wir in dieser Koorperation?“ Wollte er die Verhältnisse verdeutlichen. „Ich werde irgendwann gegen Voldemort kämpfen. Aber ich kenne die Hintergründe nicht. Ich brauche jemanden der sich mit dem Krieg....“ Harry blickte Snape nur kurz an, aber dieser wusste die Bedeutung des Blickes zu lesen. Es war ein entschuldigender Blick. „...auskennt. Dafür gebe ich mein Bestes, um diesen Kampf zu gewinnen. Für eine freie Welt.“ „Nichts anderes hätte ich von Ihnen erwartet. Gut, dann werden Sie sich an mich halten. Ich bin von heute an Ihr Mentor. Wir werden die nächsten Schritte gemeinsam planen, aber stellen Sie meine Schritte nicht in Frage. Können Sie mir soweit vertrauen?“ Harry nickte stumm. „Wenn wir auf einer Ebene bleiben.“ „Wenn wir auf einer Ebene bleiben.“ bestätigte Snape. Der Schüler kam nicht um das Gefühl herum, dass die Vorzüge dieses Bündnisses sehr unausgeglichen waren. Im Grunde genommen, konnte er Snape doch gar nichts bieten. Wieso hatte er sich dann darauf eingelassen? Harry merkte erst Sekunden später, dass Snape ihn mit undefinierten Blick anschaute. Als sich ihre Blicke kreuzten sah der Tränkemeister die Chance gekommen seinen Gedanken vorzutragen. „Ich werde trotzdem gemein zu Ihnen sein.“ sagte er mit ernster Stimme. Harry war von dieser Offenbarung ein wenig überrumpelt. Konnte den leichten Schalk dahinter dann aber erkennen. „Mir war klar, dass diese völlig veränderte Situation keinen Einfluss auf Ihren ursprünglichen Plan hat, mich raus zu ekeln.“ entgegnete Harry trocken. Beide grinsten sich an. Er hatte verstanden. In der Öffentlichkeit würde sich nichts ändern. Und das war auch wichtig. Die beiden stellten sich an den unfertigen Trank und machten dort weiter, wo sie aufgehört hatten. Harry arbeitete nach Anweisung von Snape, während dieser die Schritte mit zusätzlichem Hintergrundwissen ausschmückte. Snape fragte ihn, wie weit er mittlerweile im Kompendium war und Harry nannte ihm die Seitenzahl. Der Lehrer stellte ein paar Kontrollfragen, die Harry mal oberflächlich mal tiefgehender beantworten konnte. Bei oberflächlichen Antworten kam Harry nicht umhin einen bissigen Kommentar zu kassieren, der die Lücken ergänzte, aber das machte ihm nichts. Sie gaben ein erstaunlich harmonisches Team ab, stellte der Schüler fest und fragte sich, ob der Professor das genauso sah. Diese Eintracht hätte ihn sogar fast die Schmerzen auf seinem Rücken vergessen lassen. Fast. Snape stand nach wie vor neben ihm und erklärte die Nebenwirkung von Gänsefedern als er sich plötzlich unterbrach. „Es riecht nach Blut.“ sagte er leicht alarmiert. Alarmiert war auch Harry. Wenn man das Blut schon riechen konnte, dann hatte der Illusionstrank mittlerweile seine Wirkung verloren. Er überlegte fieberhaft, wie er von sich ablenken konnte. „Der Trank?“ fragte er daher etwas unsicher. Der Professor beugte sich über die Suppe, schüttelte dann aber den Kopf. „Das kommt nicht vom Trank.“ Als hätte er eine Witterung aufgenommen schaute sich Snape bedacht am Platz um bis er schließlich bei Harry hängen blieb. „Es kommt von Ihnen.“ stellte er seine Diagnose. Harry bewunderte und verfluchte zugleich das feine Gespür seines Lehrers. Aber er hätte es sich denken können. Als Tränkemeister war es wohl unerlässlich eine feine Nase zu haben. Snape ragte bedrohlich vor ihm auf und der Gryffindor schluckte hart. „Sind Sie sicher? Ist es nicht vielleicht doch eine Wunde von Ihnen, die wieder aufgegangen ist?“ Snape ging gar nicht drauf ein. „Umdrehen Potter.“ befahl er seinem Schüler. Selbst wenn Harry gewollt hätte, er konnte nicht. Er war mittlerweile zur Salzsäule erstarrt. Als der Gryffindor sich nicht rührte ergriff Snape die Initiative und packte Harry. Er drehte ihn um, schlang einen Arm um seine Hüfte und zog ihn an sich. Er hob ihn ein wenig an, damit sein Schüler nicht doch noch auf die Idee kam, die Flucht zu ergreifen. Mit der freien Hand zog er das T-Shirt hoch. Für Harry war alles so schnell gegangen, dass er seine Situation erst realisierte, als Snape freie Sicht auf seinen Rücken hatte und verspannte sich sofort. Lange Sekunden war es ruhig im Labor. Nur das leise Köcheln des Tranks durchbrach die Stille. „Wer?“ Snapes Stimme klang seltsam heiser und ein wenig brüchig. Harry hätte es ihm gerne erzählt. Jetzt machte es sowieso keinen Sinn, sich etwas auszudenken. Doch als seine Erinnerungen des letzten Sommers ihn heimsuchten versagte seine Stimme. Statt einem Geständnis folgte nur ein leichtes hilfloses Zittern. Snape lies seinen Schüler wieder runter und drehte ihn zu sich. Die Angst die er in seinen Augen erkannte, lies sein Herz sich zusammenziehen. Und er erkannte, dass Harry mit einer Sprachblockade zu kämpfen hatte. Vorsichtig, nahm er dessen Gesicht in seine Hände. „Vertrauen Sie mir jetzt. Es wird nicht wehtun.“ sagte er leise und drang in den Geist des Jungen ein. Snape sah alles. Und es schockierte ihn in mehrfacher Hinsicht. Der Inhalt war grausam. Es gab kaum eine liebevolle Geste die Harry in seiner Kindheit erfahren hatte. Erst als Ron und Hermine kamen, konnte er eine Freundschaft definieren. Gerade Harrys letzter Sommer lies ihn vor Zorn verkrampfen. Diese Leute hatten Spaß dabei gehabt. Ein hilfloser Mensch. Und diese Hilflosigkeit war der zweite schockierende Aspekt. Es erschütterte ihn, wie leicht Harry zu lesen war, denn er war sich sicher, dass er nicht vorhatte ihm das alles zu zeigen. Snape erkannte die Ursache der Wunden auf Harrys Rücken. Es wunderte ihn, dass sie immer noch genauso frisch aussahen, wie zu dem Zeitpunkt, als sie ihm zugefügt wurden. Der Gürtel musste schwarzmagisch sein. Jeder Schlag machte ihn nur noch wütender. Harry schien ihm ein wenig unter die Arme zu greifen zu wollen, denn plötzlich tauchte eine Erinnerung auf, nach der Snape gar nicht gegraben hatte. Das Nachsitzen bei Umbridge. Er hörte sich die Unterhaltung an und ihm wurde einiges klarer. Er spürte einen wilden Aufruhr und ihm wurde bewusst, dass es seine eignen Gefühle waren die so durcheinander flogen. Plötzlich merkte er, wie der Junge in seinen Händen einzuknicken drohte und er zog sich vorsichtig zurück. Harry hatte die Augen geschlossen und seinen Kopf an die Brust von seinem Lehrer gelehnt um Halt zu finden. Dieser nahm ihn kurz entschlossen auf die Arme und trug ihn in das Wohnzimmer. Harry war der Erschöpfung zu stark erlegen um dagegen zu protestieren. Oben angekommen, befreite der Tränkemeister den Schüler von seinem Shirt und bugsierte ihn auf das Sofa wo er selbst Nachts zuvor behandelt wurde. „Legen Sie sich hin. Ich werde mich um die Verletzungen kümmern.“ Der Gryffindor kam der Aufforderung nach und legte sich auf den Bauch. Snape war kurz verschwunden um dann wieder mit paar Heilsalben aufzutauchen. Es war still während der Lehrer die Salbe auf den Rücken einmassierte. Harry kam nicht umhin festzustellen, dass er das genauso sanft und behutsam machte wie schon bei der Blutfedernarbe. Auch wenn es wehtat, genoss er gleichzeitig diese Zuwendung. Doch er hasste sich dafür, dass er scheinbar nach jeder Zuwendung lechzte. Geborgenheit. Es war ein Bedürfnis dass nur andere ihm vermitteln konnten. Aber er konnte niemanden zumuten ihm das zu geben, oder? „Der Krieg hat noch nicht ein mal angefangen und Sie haben schon so viele Narben.“ riss ihn Snape aus seinen Gedanken. „Werden welche zurückbleiben?“ „Sicher.“ war seine kurze Antwort und Harry wusste, dass es sich nicht auf seinen Rücken bezog. Während Snape weiter seine Verletzungen behandelte, schlief der junge Potter ein. Und als Severus fertig war, setzte er sich in den Sessel gegenüber und betrachtete den Jungen. Er tat es eine ganze Weile, bis es ihm endlich bewusst wurde. Er hatte sich geirrt. Er hatte sich in den Jungen noch gründlicher geirrt, als er es angenommen hatte. Kapitel 8: Schrittweise ----------------------- Hallo zusammen. Nun bin ich aus dem Urlaub. Und er war toll! Leider knüpft nun direkt im Anschluss meine Prüfungsphase an und die nächsten 2 Monate werde ich wenig Zeit haben. Deshalb ist auch dieses Kapitel nicht ganz so lang. Die Updates sind wärend diesen Zeitraumes unregelmäßig, aber danach geht es wie gewohnt weiter! Und dann möchte ich mich nochmal für eure lieben Kommentare bedanken. Ich freu mich immer total darüber : ) Viel Spaß wünsche ich euch! ----------------------------------- Als Harry aufwachte war es noch dunkel. Er blinzelte ein paar mal um sich zu orientieren. Der erste Blick fiel auf den ausgebrannten Kamin, der nur noch kalte Asche beherbergte. Doch ein wenig Restwärme strahlte er noch aus. Das nächste was Harry bemerkte war die Identifizierung seines Schlafplatzes. Ein Sofa? Der Gryffindor drehte sich vorsichtig um, damit er so wenig Schmerzen wie möglich hatte. Das war dann Punkt Drei der ihm auffiel. Er hatte keine Schmerzen. Und plötzlich prasselten die Erinnerungen des gesamten gestrigen Abends auf ihn ein. Mit einem mal saß er kerzengerade auf. Bei Merlin! Snape war hinter den Verletzungen gekommen. Er war in seinen Kopf eingedrungen! Er hatte gesehen woher sie rührten und Harry hatte ihm gezeigt, wer es eingefädelt hatte. Danach muss er eingeschlafen sein und der Professor hatte ihn einfach gelassen. Harry saß noch ein wenig grüblerisch an seinem Platz als er von irgendwoher Geschirrgeklapper hören konnte. Aus einem Impuls heraus folgte er dem Geräuschen bis er eine halb geöffnete Tür erreichte durch die ein warmer Lichtstrahl flutete. Wie sich dann herausstellte war das die Küche. „Guten Morgen“ krächzte Harry noch ein wenig schüchtern und verschlafen, als er Snape erblickte. Der Professor war auch schon um diese Uhrzeit fast perfekt angezogen. Die Robe fehlte. Dafür hatte Harry Sicht auf ein weißes Hemd mit aufgeschlagenen Ärmeln. Wie letztes Mal, als er so früh bei ihm auf der Matte stand, fiel es dem Schüler auf. Snape schenkte ihm einen knauserigen Blick, zur Bestätigung. Harry vermutete, das sein Lehrer selbst noch ziemlich müde war. „Sind Sie immer so früh wach?“ wollte er wissen, doch Snape schwieg. Mit einem Blick, bedeutete er ihm nur sich zu setzten. Dann stellte er stumm 2 Tassen auf den Tisch und goss in eine Kaffee hinein. In die andere kam eine ebenso dunkle Flüssigkeit, aber Harry erkannte an dem Geruch, dass es schwarzer Tee war. Snape war am Morgen wohl nicht sehr gesprächig. War er generell nicht, aber jetzt merkte man, dass er erst mal auf Touren kommen musste. Harry grinste verschlagen als der Professor ihm wieder den Rücken zudrehte. Schnell vertauschte er die beiden Tassen und setzte sich hin. Severus stellte noch paar klein geschnittene Früchte dazu ehe er sich auch setzte. Harry hätte am liebsten laut aufgelacht als er den verdutzten Blick erhaschte, den sein Professor aufsetzte als er einen Schluck aus seiner Tasse nahm. Doch dem folgte schnell die Erkenntnis. Finster schaute er seinen Schüler an der wiederum provokativ seine Tasse an die Lippen setzte und daran nippte. Doch Harry hatte Snapes Kaffee gewaltig unterschätzt! Er versuchte keine Miene zu verziehen doch seine Lippen formten eine schmale Linie und er kam nicht umhin sich zu schütteln. Snapes Augen leuchteten vor Schadenfreude und Harry war sich sicher, dass dessen leichtes Zittern von einem unterdrückten Lacher herrührte. Mit einem Grinsen und leichten Kopfschütteln, griff der Tränkemeister den Kaffee aus Harrys Hand und tauschte die beiden Tassen wieder. „Ich hätte nicht gedacht, dass Sie ein Frühaufsteher sind. So oft, wie Sie sich verspäten.“ Natürlich waren Snapes erste Worte mit leichtem Spott versehen. Andererseits war es wohl auch nicht seine Art jemandem nach dem Wohlbefinden zu fragen, dachte sich Harry. „Wieso, wie spät ist es denn?“ „Um halb 6.“ war die knappe Antwort. Harry schüttelte daraufhin mit dem Kopf. „Diese Uhrzeit gehört garantiert nicht zu meinem Standard.“ versicherte er seinem Lehrer. „Das würde zumindest diesen Blödsinn erklären.“ erwiderte dieser und hob zum Verständnis seine Tasse. Als er seinen ersten Schluck daraus trank, drängte sich in Harry das Bild eines indirekten Kusses auf. Der Blick wanderte zu seiner eignen Tasse, aus der Snape auch schon getrunken hatte. Bei ihm wäre es das selbe. Er legte beide Hände darum um sie ein wenig zu wärmen. Dann fielen ihm wieder seine Manieren ein und Harry räusperte sich. „Ähm, Danke übrigens. Dass Sie mich versorgt haben.“ Snape ließ wieder seine Augenbraue wandern. Ein wenig wölfisch sah er ihn an während er noch ein Schluck nahm. „Wie lange hatten Sie angedacht, in diesem Zustand überhaupt noch rumzurennen?“ „Nicht lange.“ gestand Harry. „Als Sie erfolgreich meine Blutfedernarbe handelt haben, wollte ich es Ihnen bald erzählen. Doch erst wollte ich Ihre Zustimmung zu meinem Vorschlag haben.“ „Wohl eher wollten Sie unauffällig die Salbe erbeten und sich heimlich heilen. Wenn Ihnen Ihr Körper nicht einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte, wüsste nach wie vor niemand davon.“ brachte der Tränkemeister seine Vermutung vor und damit traf er den Nagel auf den Kopf. Harry wusste darauf nichts zu erwidern. Stattdessen nahm er sich ein Stück Banane und vermied den Blickkontakt. „Umbridge also?“ unterbrach Snape nach einer Weile das einvernehmliche Schweigen. Harry ging auf das Stichwort ein. „Ja, sie gab Dumbledore irgendeinen Gegenstand der ihn verändert hat. Sie meinte, er ist nicht mehr er selbst.“ „Ja, das habe ich in Ihren Erinnerungen gesehen. Was mich zu der Frage treibt, wieso sie Ihnen ans Leder will und den Weg über Dumbledore wählt um Sie zu quälen. Das kann sie selbst offenbar ganz hervorragend.“ erläuterte Snape seine Gedanken. Harry währenddessen überwand sich und trank einen Schluck seines Tees. „Naja, sie wurde vom Ministerium geschickt und das will nicht wahrhaben dass Voldemort zurück ist. Wahrscheinlich ist das ihre Art mich klein zu halten.“ vermutete er. Snape verzog das Gesicht, als könne er das nicht so richtig glauben. „Wäre eine Möglichkeit, aber irgendwas stimmt daran nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Ministerium zu solchen Methoden greift. Sie sind Illegal und dieser Verein hat – Pardon - nicht den Arsch in der Hose um das zu tun.“ „Was sähe dem Ministerium denn ähnlich?“ lautete die Gegenfrage. „Lassen Sie mich mal überlegen... Zum Beispiel die Rückkehr des Dunklen Lords zu verschweigen, damit keine Massenpanik entsteht und gleichzeitig eine Strategie gegen die Gefahr zu entwickeln die beinhaltet den Kopf in den Sand zu stecken und zu hoffen, dass schon nichts passieren wird.“ Harry grinste. Die Bissigkeit seines Professors kämpfte sich allmählich durch den Morgennebel. „Was glauben Sie also?“ „Ich weiß es noch nicht. Dass Sie dem Ministerium zurzeit ein Dorn im Auge sind, spielt sicherlich eine Rolle. Aber da ist noch irgendetwas anderes.“ Dem jungen Potter kam ein Verdacht. „Glauben Sie, sie gehört zu ihm?“ Der Tränkemeister schwieg darauf eine Weile. Es schien über diese Möglichkeit ernsthaft nachzudenken. „Ich habe sie in seinen Reihen noch nicht gesehen.“ sagte er schließlich nach einem weiteren Schluck Kaffee. „Vielleicht sollten wir erst mal den Gegenstand finden, der den Direktor manipuliert.“ schlug Harry vor. Snape begann diesen Vorschlag zu analysieren. „Es muss etwas sein, dass sich in seiner Nähe befindet. In seinem Büro, oder er trägt es die ganze Zeit bei sich.“ Kurz dachte er darüber nach, als er wieder ansetzte. „Ich werde mich beim nächsten Treffen genauer umsehen. Zunächst muss ich Sie noch auf eine andere Sache ansprechen.“ „So? Was denn?“ „Sie werden nicht nur Tränke bei mir lernen, sondern auch Okklumentik und Verteidigung. Solange Albus nicht klar im Kopf ist, liegt es an mir Sie vorzubereiten. Zudem sind Ihre Schilde zum Schutz Ihrer Gedanken grottig. Grade durch Ihre offensichtliche Verbindung zum Dunklen Lord ist es zu Ihrem und gerade zu meinem Schutz unabdingbar, dass Sie das lernen!“ „Was... Was haben Sie denn gesehen?“ fragte Harry vorsichtig. Er wusste, dass Snape über die Herkunft der Wunden auf den Rücken wusste und auch das letzte Nachsitzen bei Umbridge. Was er noch zu sehen bekommen hatte, wusste der Gryffindor nicht. „Alles.“ war die knappe Antwort und Harry erbleichte. Bestürzt senkte er den Kopf. „Eines Tages werden Sie darüber reden müssen.“ sagte der Tränkemeister, nachdem er Harrys Unbehagen bemerkte und ließ damit das Thema erst mal fallen. Doch sein Tonfall war bestimmt. Das konnte der Schüler unmöglich ewig für sich behalten. Irgendwann bricht so etwas heraus. Nach einem flüchtigen Blick auf die Uhr stand der Professor auf und sah den Gryffindor auffordernd an. „Wenn wir keinen Verdacht schöpfen wollen, sollten Sie jetzt besser gehen und darauf achten, dass Sie niemand sieht. Morgen treffen wir uns wieder in meinem Büro.“ „Sir, wenn ich noch in eine ganze Reihe anderer Dinge von Ihnen unterrichtet werden soll, ist es dann nicht sinnvoll mehr als 3 mal die Woche bei Ihnen aufzukreuzen? Wie soll das dann nicht verdächtig wirken?“ „Richtig. Ich würde vorschlagen der Samstag gehört Ihnen. Die restlichen Tage immer 20 Uhr im Büro. Stellen Sie etwas an. Etwas, damit ich Ihnen Nachsitzen geben kann.“ „Und das wollen Sie sich wirklich zumuten?“ fragte Harry ernsthaft ergriffen, aber besorgt. Snape schüttelte nur müde mit den Kopf. „Das hat auch für mich einen Vorteil.“ begann er. „Wenn mich der dunkle Lord wieder...testen...will, dann muss ich mich danach nicht mehr selbst versorgen. Das machen Sie. Gleichzeitig ist es eine gute Übung“ 'Und wenn Sie einen Fehler machen, sei's drum. Um mich ist es nicht schade.' Diesen makaberen Gedankengang behielt der Professor jedoch für sich. Der kleine Schwarzhaarige spürte trotzdem dass da noch etwas war und legte den Kopf schief. „Wollen Sie es irgendwann mal erzählen?“ bot er an. Snape gab nur ein sehr unfeines Schnauben von sich. „Wenn Sie es tun?“ sagte er beinahe spöttisch. Harry befand es besser, das Thema fallen zu lassen. „Wie haben Sie das all die Jahre überlebt? Und wieso gehen Sie nicht zu Poppy?“ „Bei Merlin Potter! Wie effektiv wäre es, wenn Sie diesen Wissensdurst auf den Unterricht übertragen könnten. Letztes Mal war eine Ausnahmesituation. Meistens war ich soweit bei Bewusstsein, dass ich mir selbst helfen konnte. Poppy habe ich deshalb nie dazu gezogen weil der Krankenflügel ständig belegt ist. Zu viele Augen.“ „Oh... Nagut. Dann bis morgen.“ Harry fand, dass das Gespräch nun erschöpft war und wollte sich auf den Weg machen. Doch Severus sah das anders. „Halt, warten Sie noch.“ Überrascht hielt Harry inne. „Drehen Sie sich um.“ Ein wenig misstrauisch tat der Schüler ihm den Gefallen, auch wenn es ihm nicht behagte. Dann spürte er Snapes Hand die über seinen Rücken, vom Hohlkreuz bis zu Schulter, wanderte. Harry keuchte überrascht auf. Und die Nachwirkung bescherte ihm eine Gänsehaut. „Was tun Sie da?“ „Eine Illusion. Sie haben heute Nachsitzen bei der Inquisitorin, nicht war? Es wäre doch merkwürdig wenn all Ihre Wunden verschwunden wären. Versuchen Sie, etwas aus der pinken Pest herauszubekommen.“ Harry brachte nur ein Nicken zustande. Bevor er allerdings ganz durch die Tür hindurch schlüpfte fiel ihm noch etwas ein. „Professor?“ „Was gibt es denn noch?“ „Sie haben mich noch nicht einmal beleidigt.“ Das schien nun auch dem Lehrer aufzufallen. Ein wenig undefiniert wanderte sein Blick zu seiner Tasse, den er immer noch in der Hand hielt. „Offensichtlich ist mein Kaffee kaputt. Aber ziehen Sie ihr Fazit nicht so früh Potter, der Tag ist noch jung.“ Kapitel 9: Schlechter Tag ------------------------- Wieder ein eher kürzeres Kapitel. Aber immerhin pünktlich zum Sonntag : ) Viel Spaß! ----------------------- Ron und Hermine ahnten etwas. Spätestens am Morgen, als Ron bemerkte, dass Harry die Nacht nicht im Gryffindorturm verbracht hatte und dieser zuletzt bei Snape war, ist den beiden klar geworden, dass es um viel mehr gehen musste als einfacher Zusatzunterricht in Heiltränke. Sie wollten mit Harry unbedingt darüber reden, aber über den ganzen Tag ergab sich kaum eine Möglichkeit für ein vertrautes Gespräch. Erst als der Held zu dem Nachsitzen zu Umbridge musste, sahen sie die Chance gekommen und begleitete ihn auf dem Weg. Harry merkte, das seinen Freunden etwas auf der Seele lag und konnte sich denken um was es gehen würde. Sein verwaistes Bett war nicht unbedingt der diskreteste Hinweis auf sein Wegbleiben gewesen. „Harry wir müssen reden.“ fing Hermine an. Ron verdrehte daraufhin die Augen. „Super! jetzt ist er total entspannt. Ehrlich Hermine, das war der beschissenste Anfang den du je gemacht hast. Jeder Trottel, riecht den Ärger hinter dieser Formulierung!“ Harry musste darüber grinsen. Doch Hermine dachte gar nicht daran einzulenken. „Na und? Es ist ja auch nicht so, dass wir mit ihm über Pancakes reden wollen. Er kann ruhig wissen, dass wir ihn in die Mangel nehmen.“ Ron zuckte darauf resignierend mit den Schultern und schaute Harry auffordernd an. „Los Harry, du weißt sicher über was wir reden wollen. Deine schwammigen Aussagen über den Zusatzunterricht, dein nicht erzählter Ausgang zu deinem Feriendrama und zu guter Letzt das leere Bett in der Nacht.“ zählte sein bester Freund auf. „Harry, wir wollen dir so gerne helfen. Warum vertraust du uns nicht? Das hast du die letzten Jahre doch auch getan, was ist jetzt anders?“ Hermine klang ehrlich verzweifelt. Harry fuhr sich ein wenig frustriert durch die Haare. „Nichts ist anders. Du und Ron, ihr seid meine besten Freunde und das ist das Problem. Ich will nicht, dass euch etwas zustößt.“ offenbarte er. Hermine konnte das nicht verstehen. „Aber deswegen ist man doch Freunde. Damit man zusammen durch schwierige Zeiten gehen kann.“ Doch Harry schüttelte vehement den Kopf. „Es ist Umbridge. Sie hat mir gedroht euch etwas anzutun, wenn ich erzähle was in den Ferien passiert ist.“ erklärte er. „Was hat sie denn mit deinen Ferien zu schaffen?“ fragte Ron irritiert. Harry verzog das Gesicht. Die beiden verstanden, dass das eine Frage war, zu der Harry nichts sagen durfte. Konnten sich allerdings denken, dass es mit seinen Hilfebrief an sie, im Zusammenhang stehen musste. „Aber Snape ist dahinter gekommen. Er unterstützt mich indem er mich in mehr als nur Heiltränke unterrichten will.“ gestand er schließlich. Ron keuchte überrascht. „Und ich dachte, du scherzt als zu sagtest, dass ihr ohne Federlesen gut vorankommt.“ Harry quittierte das mit einem leisen Lachen. „Nein. Aber du siehst selbst an dir: Keiner kommt auf die Idee, er und ich könnten uns verstehen.“ Ron begriff. „Deshalb hast du dich ihm anvertraut und nicht uns. So schwebt niemand in Gefahr.“ „Ja und Nein. Ich hätte es ihm nicht von mir aus erzählt. Wie gesagt, er ist selbst dahinter gekommen.“ lautete Harrys Erklärung. „Was mit Dumbledor los ist, wisst ihr aber nicht?“ fragte Ron nach. Harry schüttelte nur frustriert den Kopf. „Gibt es nicht trotzdem etwas was wir tun können? Immerhin musst du jetzt zu Umbridge. Sie wird dich doch sicher quälen, oder?“ wollte Hermine wissen. „Ich weiß es nicht. Aber ihr könnt euch unter den Schülern umhören. Vielleicht schnappt ihr ja was bei den Slytherins auf. Immerhin stehen sie in Umbridges Gunst. Dumbledore redet auch noch mit euch. Vielleicht fällt euch etwas an ihm auf.“ Hermine wurde hellhörig. „Meinst du etwas Bestimmtes?“ „Nichts Bestimmtes. Irgendwas was er vorher vielleicht noch nicht hatte.“ war der Tipp den der Schwarzhaarige geben konnte. „Du glaubst er ist verzaubert? Dumbledore?“ Ron klang sehr ungläubig als ihm klar wurde, auf was Harry da anspielte. Doch Harry nickte und der Rothaarige ließ es zu, dieser Theorie eine Chance zu geben. Mittlerweile hatten Sie Umbridges Büro erreicht. „Das Gespräch hat ja nicht viel gebracht. Wir sind so schlau wie vorher.“ stellte Hermine fest. „Na ganz richtig ist das nicht. Wir wissen, dass Harry von Snape unterstützt wird. Und er nicht komplett alleine dasteht. Ich bin mir sicher, dass er uns mehr einbeziehen würde, wenn er könnte.“ zählte Ron auf. „Das heißt, wenn er sich nicht einschüchtern lassen würde.“ stichelte Hermine und war ernsthaft ein wenig gekränkt. „Es tut mir wirklich leid.“ ein gequälter Ausdruck schlich sich auf sein Gesicht. „Ist okay Harry. Wir sehen, wie sehr es dich wurmt.“ beruhigte Ron seinen Freund. In diesen Moment ging die Tür der Inquisitorin auf. Zur Überraschung des Trios stand nicht sie in der Tür sondern Seamus und Neville. Verwirrt schaute Harry die beiden an. Als sein Blick auf ihre Handflächen wanderte, welche sie eilig hinter ihren Roben zu verstecken versuchten, wusste der Schwarzhaarige Bescheid. Neville und Seamus gingen mit gesenkten Häuptern schnell an ihren Gryffindormitbewohnern vorbei. Es schien ihnen sichtlich unangenehm. Mit einem Blick, den nur Leute verstehen konnten, die sich schon ewig kannten, gab er Ron und Hermine zu verstehen, die beiden zu begleiten und mit ihnen zu reden. „Mr. Potter, kommen Sie rein. Und schließen Sie die Tür.“ forderte die Stimme aus dem Büro den Schüler auf. Dieser winkte seinen Freunden nochmal aufmunternd zu, als er ihren sorgevollen Blick bemerkte. Dann trat er ein und schloss die Tür. Umbridge saß an ihren Schreibtisch. Die Hände ineinander verhakt vor ihr Gesicht und starrte den Jungen lauernd an. Das Zimmer war noch pinker als vorher und dem Schüler kam für einen kurzen Moment der konfuse Gedanke, ob sich die Wandfarbe an die Stimmung des Besitzers anpassten. „Also Mr. Potter. Wie sind Sie die Blutfedernarbe losgeworden?“ Ohne Umschweife, dachte sich Harry. „Ich weiß es nicht. Als ich am nächsten Morgen aufgewacht war, war sie weg.“ war die nicht besonders originelle Ausrede von dem Gryffindor. Das erkannt auch die Verteidigungslehrerin. „Lüge! Sie haben es irgendwie heilen können! Was war es? Es muss immun gegen schwarzmagische Verletzungen sein!“ in diesem Moment stockte sie und eine Sekunde später blitzten ihre Augen unheilvoll auf. „Ziehen Sie sich die Robe und das Oberteil aus und drehen Sie sich um.“ befahl sie. Harry entwich ein verständnisloses „Was?“ „Ich sagte:“ Sie zückte ihren Zauberstab. „Sie sollen Ihre Robe“ die Robe wurde weggezaubert. „und das Hemd ausziehen“ das Hemd wurde weggezaubert. „und sich umdrehen!“ mit einem Schlenker zwang sie, dass sich der junge Potter ihr abwandte, damit sie freie Sicht auf seinen Rücken hatte. Im nächsten Moment stand die Inquisitorin direkt hinter ihm und besah sich seinen Rücken. Harry danke Snape in Gedanken Tausend mal, dass er an eine Illusion gedacht hatte. Umbridge strich beinahe vorsichtig drüber bis sie plötzlich schmerzhaft zudrückte, so dass ihr Fingernagel sich in sein Fleisch bohrte. Harry schrie auf, es war nicht mal vorgetäuscht. Zufrieden trat Umbridge einen Schritt zurück. „Ein anderer hat Ihnen nicht geholfen, soviel steht fest. Aber Sie haben trotzdem ein Geheimnis. Sagen sie es! Was hat die Blutfedernarbe geheilt?“ „Ich weiß es nicht.“ versuchte es Harry nochmal. Es blieb still im Raum. Solange, dass Harry sich fragte ob Umbridge überhaupt noch da war. „Crucio.“ bellte sie plötzlich und er sah sich mit einem unvorstellbaren Schmerz konfrontiert. Er sackte auf dem Boden und zuckte unkontrolliert vor sich hin. Dabei stieß er gegen den Tisch in seiner Nähe und eine Vase stürzte auf ihn hinab. Das Porzellan zerschellte und schnitt ihm dabei Wunden in die Haut. Die Lehrerin sah äußerst zufrieden dabei aus. 'Bestimmt sehe ich jetzt aus wie Snape als er beim dunklen Lord war' huschte der Gedanke flüchtig durch seinen Kopf. „Sagen Sie es! Was war es?“ flöhtete Umbridge beinahe unschuldig. Harry schaffte es nicht zu sprechen. Stattdessen schüttelte er nur mit dem Kopf. Als sie den Fluch immer noch nicht abbrach, rang sich Harry zu einer anderen Taktik durch. „Vielleicht.. falsche... Feder.“ brachte er mühsam hervor. Das schien tatsächlich Wirkung zu zeigen. Die Inquisitorin lenkte ein. Nachdenklich blieb sie stehen und blickte scheinbar ins Leere ehe sie zu ihrem Schreibtisch ging. Sie packte 2 Federn aus. Eine, sie war rot, erkannte der Schüler vom letzten Mal. Diese legte das pinke Ungetüm nach kurzer Musterung zurück und bereitete die andere (blau) vor. „Wirklich ein guter Gedanke, Mr. Potter. Schön, schön, kommen Sie her!“ sagte sie fast euphorisch. Als er nach seiner Robe griff, wurden ihm diese wieder aus der Hand gezaubert. Harry hatte sich selten so gedemütigt gefühlt. „Nichts da. Sie werden so wie Sie sind, sich hinsetzen....“ sagte sie und drückte ihm die neue Feder in die Hand. „... und schreiben. Dasselbe wie letztes Mal. Anscheinend haben Sie aus Ihrer Lektion nicht gelernt.“ Während Harry schrieb und der Satz sich mit jeder Zeile tiefer in seine Hand ritzte, labte sich Umbridge an seinen gequälten Anblick. In ihren Augen lag Verzückung als sie über seinen Rücken wanderten, und sie grunzte zufrieden als sie das Zittern des Gryffindors vernahm, das noch vom Crucatius herrührte. Nach eine Weile stillschweigen, indem Umbridge sich zwischenzeitlich wieder an ihren Platz gesetzt hatte, besann sich Harry auf die Anweisung, die ihm Snape gegeben hatte. Er musste irgendwie mehr aus der Lehrerin herausbekommen. „Ihr Plan scheint nicht aufzugehen. Dumbledore hat mich noch nicht angegriffen.“ versuchte er es. Umbridge schnalzte missbilligend mit der Zunge. Schien dann aber doch gefallen an einer sadistischen Unterhaltung zu finden. „Das ist auch nicht seine Aufgabe.“ offenbarte sie dem Gryffindor. „Nicht?“ damit hatte Harry wirklich nicht gerechnet. „Obwohl er versucht ist. Besser Sie begegnen ihm nicht alleine.“ das Lächeln, dass diesen Satz begleitete, sagte, dass sie es sich aber trotzdem wünschen würde. „Was ist seine Aufgabe?“ bohrte Harry nach. Ihr Blick wurde kalt und der Schüler wusste, dass die Unterhaltung schon wieder vorbei war. „Schreiben Sie.“ war ihr letzter Nachtrag. Eines interessierte den Gryffindor aber doch. „Professor. Was haben Neville und Seamus angestellt, dass sie bei Ihnen nachsitzen mussten?“ Damit hatte er wohl einen Nerv bei ihr erwischt, denn im nächsten Moment war sie aufgesprungen, hatte sich vor seinem Schreibtisch aufgebaut und ihm eine geklatscht. „Sie werden niemanden auf Ihre Seite ziehen können! Niemand wird auf den Gedanken kommen, Sie zu unterstützen!“ zischte sie laut und Harry hatte das Gefühl, dass sie versuchte sich selbst etwas einzureden. Er spürte etwas Warmes seine Wange runterlaufen und als es auf das Papier tropfte wusste er, dass es sein Blut war. Umbridge fasste sich schnell wieder. Forderte ihn auf weiterzuschreiben und schlich langsam um ihn herum. Sie ließ ihn lange bei sich. Der Schüler hatte schon jegliches Zeitgefühl verloren, als es plötzlich an der Tür klopfte. „Ziehen Sie sich an.“ befahl Umbridge und öffnete die Tür, als er das mit Erleichterung getan hatte. „Professor Snape!“ Die Inquisitorin klang ehrlich überrascht. Kapitel 10: Alte Magie ---------------------- Hallo alle zusammen! Es ist noch Sonntag! Viel Spaß beim Lesen : ) ------ Harry drehte sich überrascht um, als er Umbridges Ausruf hörte. Tatsächlich, da stand Snape in der Tür. „Wie kann ich Ihnen helfen?“ flötete die falsche Freundlichkeit Severus entgegen. Die Miene des Lehrers blieb unbeweglich. „Potter abholen. Man sagte mir, dass er noch nicht in seinen Räumen ist.“ antwortete er reserviert. „Wieso sind dann Sie hier und nicht Professor McGonagall?“ fragte Umbridge skeptisch. „Weil ich heute Nacht die Aufsicht habe. Und da Potter sich nun in wenigen Momenten nach Sperrstunde in den Gängen aufhalten wird, muss ich meiner Pflicht nachkommen, ihm Nachsitzen aufzubrummen und ein paar gryffindorische Punkte abzuziehen.“ erklärte Severus. Dabei zuckten seine Mundwinkel kurz. In diesen Moment fühlte Umbridge Snape an ihrer Seite und sie ließ ihr falsches Lächeln fallen. Ihre Gesichtszüge zeugten nun von einer sadistischen Vorfreude. Snape erwiderte die Geste mit einem gemeinen Lächeln. Als Harry das sah, lief es ihm kalt den Rücken runter. Hatte ihn der Tränkemeister hintergangen? Standen die beiden die ganze Zeit auf einer Seite? Würden Sie ihn jetzt gemeinsam das Leben zur Hölle machen? War die Fürsorge etwa Teil eines Plans gewesen um an seine Schwachstellen zu kommen? Der Gryffindor merkte, wie er panisch wurde und zwang sich rational zu denken. Wieso sollte Snape, wenn er vorher ein falsches Spiel gespielt hatte, seine Maskerade ausgerechnet jetzt fallen lassen? Er hatte doch noch gar nichts aus dieser Verbindung gewonnen. Obwohl dieses Argument durchaus solide stand, war es dem Schüler immer noch zu spekulativ und er schaffte es nicht wirklich sich zu beruhigen. Er hoffte nur, dass ihm die Angst nicht anzumerken war. „Zum Nachsitzen können Sie ihn gerne zu mir schicken.“ schlug die Lehrerin vor und ihre Augen funkelten bei diesem Gedanken. Das Lächeln von Snape wurde unverbindlich. „Nicht doch Professor. Sie können Potter nicht ständig für sich beanspruchen. Das würde selbst den übrigen Kollegen irgendwann auffallen. Er wird es bei mir absitzen. Doch ich versichere Ihnen, dass er dabei genauso wenig Spaß haben wird. Außerdem bin ich für Ideen immer offen.“ schnarrte der Lehrer hinterhältig und starrte demonstrativ die Verletzung an Harrys Wange an. Das schien die Inquisitorin regelrecht zu entzücken. „Ich wusste von Anfang an, dass Sie mir zugänglich sind. Die Schüler aus Ihrem Haus sind auch am pflegeleichtesten. Ich wunderte mich schon, wieso Sie mich ständig abblocken, bei Ihrem Ruf. Nun denn, es hatte sich wohl keine passende Gelegenheit finden lassen.“ sinnierte sie. Nach einer kurzen Pause, in der Snape nichts darauf erwiderte, ergriff sie nochmal das Wort. „Ich freue mich auf die Zusammenarbeit, dem Symboltier Ihres Haus entsprechend natürlich.“ Snape fixierte die Lehrerin für Verteidigung eindringlich. „In der Tat, nur sind Sie....“ und er trat einen Schritt auf sie zu. „...eine falsche Schlage.“ Irritiert schaute die Inquisitorin den Tränkemeister an. Sein kühles Lächeln blieb unverbindlich und sie musste sich fragen, ob er sie gerade beleidigt, oder ihr ein Kompliment gemacht hatte. Sie entschied sich für Letzteres und kicherte kurz darüber. Der Tränkemeister sah die Unterhaltung für beendet und wandte sich nun an Harry. „Kommen Sie.“ war seine knappe Anweisung. Steif setzte sich der Gryffindor in Bewegung. Gemeinsam verließen sie das Büro. Als sie eine Weile schweigend durch die Flure gegangen waren, legte Snape seine Hand auf Harrys Schulter. „Sie können ihre Maskerade fallen lassen Potter, die Frau beobachtet uns nicht mehr.“ Harry zuckte erschrocken zurück und sah seinen Lehrer furchtsam an. „Sie hatten wirklich Angst.“ stellte der Tränkemeister daraufhin fest. Peinlich berührt unterbrach der Schüler den Blickkontakt. „Verzeihen Sie... spätestens nach Ihrem Kommentar mit der falschen Schlange hätte mir klar sein müssen, dass sie ihr etwas vormachen.“ entschuldigte sich der Schüler. Doch Severus schüttelte nur den Kopf. „Keineswegs. Sie haben ein gesundes Misstrauen und Ihre Vergangenheit hat diese Angst nur gefördert. Zudem war diese Wendung eine spontane Notmaßnahme. Nachdem Ihre beiden Kletten mich kopflos vor Sorge aufgesucht haben und mich von Ihrer fehlenden Rückkehr unterrichteten, kam mir die Idee, dass es wohl ganz hilfreich für uns wäre, wenn Dolores glaubt, ich wäre auf ihrer Seite.“ erklärte Snape. „Danke übrigens, für dieses Vertrauen.“ setzte er noch hinzu. Harry winkte mit einem Kopfschütteln ab. „Sie hatten mich ja zu Anfang gebeten, Ihre Schritte nicht in Frage zu stellen.“ „In der Tat. Das galt jedoch nur, wenn Sie den Plan kennen.“ stellte der Lehrer klar woraufhin der Schüler nur mit den Schultern zuckte. „Die Situation hat nichts anderes zugelassen.“ Dann viel Harry etwas ein, auf das er eingehen wollte. „Ron und Hermine waren bei Ihnen?“ „Ja, ich nehme an, Sie haben Ihnen einiges erzählt?“ „Nur das nötigste. War das falsch?“ fragte der Gryffindor unsicher. „Nein. Über kurz oder lang sollten Sie sich sowieso darüber Gedanken machen, noch andere hinzuzuziehen. Mit ziemlicher Sicherheit werden wir irgendwann auf Hilfe angewiesen sein.“ unterstützte Snape Harrys Entscheidung. Der Junge schaute wissend zu seinem Lehrer auf. „Wir sind richtig umgänglich miteinander.“ stellte er fest. „Ja.“ „Finden Sie das nicht auch unheimlich?“ bohrte der Schüler nach. „Ein Alptraum.“ bestätigte Snape. „Sir, gehen wir nicht zum Gryffindorturm?“ Harry schaute irritiert auf den Flur, den sie beschritten und der garantiert nicht zu den Schlafsälen der Löwen führte. „Noch nicht. Ihre Blutfedernarbe sollte wohl noch heute behandelt werden, sonst ist da auch nichts mit der Salbe zu machen. Sie waren ziemlich lange bei ihr drin.“ erklärte ihm der Tränkemeister. „Sie hat die Feder nicht von Anfang an benutzt.“ gestand der Schüler. Snape verstand. „Was hat sie davor gemacht?“ Harry schwieg. „Sie wissen, dass ich es auch anders erfahren kann.“ „Es ist nicht fair einfach meine Gedanken zu durchstöbern!“ „Das Leben ist nicht fair und ich bin es erst recht nicht, Potter. Aber gut, daran hatte ich sowieso nicht gedacht.“ „Sondern?“ „Sehen Sie mich an.“ Trotz Unbehagen folgte er der Aufforderung seines Lehrers. Dieser trat näher zu ihm heran und stierte beinahe in seine Augen. Mal wieder wurde Harry heiß und kalt zugleich. „Ihre Pupillen sind geweitet. Angst haben sie aber keine mehr. Also...“ er ergriff Harrys Handgelenk und konnte ein leicht zittriges Vibrieren ausmachen. Durch Snapes Augen huschte kurzes Entsetzten. „Sie hat den Cruciatus benutzt.“ schlussfolgerte er. Der junge Potter nickte. Noch immer saß der Schmerz tief in den Knochen. „Schaffen Sie es noch bis in mein Büro?“ Wieder nickte Harry. „Zuerst der Cruciatus oder die Blutfedernarbe?“ fragte Snape, als sie sein Büro erreicht hatten. „Die Narbe.“ entschied der Schüler. „Haben Sie noch andere Verletzungen?“ wollte der Lehrer wissen, während er in den Regalen nach einer Dose fischte. „Ja, am Oberkörper. Als Sie mich gefoltert hat ist eine Vase zerbrochen. Aber wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich das gerne selber machen.“ strauchelte der Schüler. Snapes Augenbraue wanderte. „Hemmungen, Potter?“ die Frage war staubtrocken. „Jetzt wo ich einigermaßen klar bei Verstand bin und die Situation bewusst war nehme: Ja.“ „Ihr Schamgefühl kommt wie immer im unnötigsten Moment.“ spottete Snape, warf ihm aber die Dose mit der Salbe zu. „Sie können ins Nebenzimmer.“ Harry lies sich Zeit und Snape wurde unruhig. Wie lange dauert es, sich mit einer Salbe einzuschmieren. Hatte sein Schüler soviele Verletzungen? Was hatte sie ihm noch alles angetan? Snape ertappte sich dabei in Rage zu geraten. Er konnte es nicht leugnen aber Potter war ihm wichtig geworden. Etwas. Aber das war mehr als er es sonst für jemanden zuließ. Und er wusste, woran es lag. Nicht an seiner Vergangenheit. Nein, es lag daran, dass Harry so anders war, als er immer dachte. Der Gryffindor kam mit ihm klar und das ist alles andere als selbstverständlich, das wusste er. Und er versuchte ihn nicht zu ändern. Irgendwie, auf eine krude Art und Weise, harmonierten sie miteinander. Und auch Harrys selbstloses Verhalten als er in der Nacht vom dunklen Lord zurückkam, rechnete er ihm hoch an. Er wollte nicht, dass sein Schüler verletzt wurde. Als er bei Umbridge gestanden hatte, hatte er das Zittern der Erschöpfung an ihm gemerkt. Und als er das Blut an der Wange gesehen hatte, hätte er die Inquisitorin am liebsten an den Haaren zum See geschliffen und dem Kraken vorgeworfen. Es hatte ihm so viel Selbstbeherrschung gekostet, seine Fassade aufrecht zu erhalten. Wieder schaute er auf die Uhr. Dem Lehrer wurde das zu bunt und er klopfte an die Tür. „Ich weiß, man traut es mir nicht zu, aber auch ich brauche mal ab und zu ein wenig Schlaf. Was machen Sie da? brauchen Sie Hilfe?“ Snape hörte Schritte und ein etwas unglücklicher Harry öffnete die Tür. „Ich komme nicht an die Stelle an meinem Rücken.“ frustierte er sich. „Um DAS festzustellen, haben Sie solange gebraucht?“ Harry funkelte ihn böse an. Snape ignorierte das. Er schnappte sich die Dose aus Harrys Hand fasste ihn an der Schulter und drehte ihn um. Während er also den Rücken eincremte, verspannte sich der Schüler ein wenig. „Ist es nicht furchtbar nervig sich um mich zu kümmern?“ sprach Harry sein Problem von selbst an. „Nein.“ „Nein?“ „Nein.“ bestätigte Severus nochmal. Harry wirkte nicht überzeugt, also stellte er dem Schüler eine Frage. „Warum haben Sie mir damals geholfen?“ „Weil ich nicht wollte dass Sie sterben.“ antwortete der Gryffindor, als wenn das selbstverständlich wäre. „Da haben Sie's.“ „Ich bin aber gerade nicht dem Tode geweiht.“ gab Harry zu bedenken. „Sie sind jeden Tag dem Tode geweiht.“ konterte der Tränkemeister. Dabei fiel ihm eine Ungereimtheit auf. „Sie haben Verletzungen, aber ihre Kleidung ist unversehrt.“ stellte er fest. „Ja, sie wollte, dass ich mich ausziehe.“ Abrupt unterbrach Snape seine Behandlung. „Das haben Sie nicht!“ rief er entrüstet aus. „Stimmt, habe ich nicht.“ bestätigte der Gryffindor und Severus entspannte sich wieder. „Sie hat es getan.“ setzte der Schüler nach. „Sie hat was?“ „Es ging um meinen Rücken. Gott sei Dank haben Sie diese Illusion darüber gelegt, sonst sähe es wohl schlimmer aus.“ „Sie sollten nicht mehr zu ihr. Ich kann nicht jedes mal vor ihrer Tür stehen.“ „Okay.“ Diese Antwort irritierte Snape. „Wenn Sie aufhören bei Voldemort zu spionieren.“ „Sie wissen genau, dass das nicht zur Debatte steht. Und in Ihren Plan passt es auch nicht.“ Darauf hatte der Schüler gewartet. „Sehen Sie? Wenn ich nicht zu Umbridge gehe, dann kriegen wir vielleicht nie etwas raus. Kein Krieg lässt es zu unversehrt zu bleiben.“ „Es ist furchtbar, wie erwachsen Sie sind.“ schnaubte Snape. „Haben Sie sich nicht immer beschwert, ich würde alles mit Kinderaugen sehen?“ „Ja, das ist ebenso furchtbar.“ Harry verdreht die Augen. „Kann ich in Ihren Augen überhaupt etwas richtig machen?“ „Zugegeben, Sie stehen auf einem abgeschiedenen Posten. Aber Sie haben sich schon ein wenig nach vorne gekämpft.“ „Das sollte wohl ein Kompliment sein. Aber es klingt, als hätte ich unendlich viele Defizite.“ „Sie haben unendlich viele Defizite!“ Erbost wirbelte Harry herum. Doch Snape nahm ihm mit einer einfachen Geste den Wind aus dem Segeln. Er hatte seinen Daumen nochmal in die Dose gestrichen und fuhr nun ganz sanft über Harrys Wange. Die Wunde drauf kribbelte und der Schüler merkte, wie sie sich schloss. Snape hatte ihn währenddessen unentwegt angeschaut. „Und mit einer dieser Defizite, wollen wir jetzt angehen.“ „Jetzt?“ „Ja, es hat mit ihren Nachwirkungen des Cruciatus-Fluches zu tun. Setzten Sie sich.“ Noch immer etwas aufgewühlt, tat Harry ihm diesen Gefallen. Nachdem Sie sich auf zwei sich gegenüberstehende Stühle gesetzt hatten, forderte der Lehrer Harry auf, ihm seine Hand zu reichen. Snape nahm sie in seine und schloss die Augen. Die fehlende Erklärung dazu verwirrte Harry und er wurde etwas unruhig. Und dann spürte er es. Etwas Samtenes kroch wie Rauch in den Adern seines Armes hinauf und verbreitete sich in seinem gesamten Körper. Es umschmeichelte ihn und Harry fühlte sich geborgen. Da nichts von außen zu sehen war, kam der Schüler zu dem Schluss, dass es Snapes Magie sein musste. Der Lehrer schickte seine Magie durch Harrys Körper! Überrascht stellte er fest, dass er von dem Fluch kaum noch was spürte. Als der junge Potter wieder zu Severus aufschaute, hatte der mittlerweile wieder seine Augen geöffnet und schauten ihn forschend an. „Nun?“ „Ich... es ist weg. Ich spüre keine Schmerzen mehr. Was haben Sie getan?“ „Das ist ein kleiner Teil meiner Magie. Sie selbst haben es auch schon mal angewendet, als Sie mir das Leben gerettet haben. Da haben Sie es unbewusst getan und die Verletzungen lokalisiert. Was Sie vielleicht nicht wussten, ist, dass sie mich stabilisiert haben. Mein Magiehaushalt war so im Keller, dass ich es ohne zusätzliche Kraft, trotz Verpflegung, wohl nicht geschafft hätte.“ erklärte der Tränkemeister. Harry war fassungslos um dieses Geständnis. Snape fuhr unbeirrt fort. „Ich nutze die Magie, um ein Ablenkungsreiz zu schaffen. So nehmen Sie den Fluch nicht mehr wahr, bis er abgeklungen ist. Wenn ich fragen darf, stört Sie dieser Reiz sehr?“ Schnell verneinte Harry. „Überhaupt nicht! Ehrlich gesagt, fühle ich mich wie in Watte gepackt. Es... es fühlt sich gut an. Gar nicht fremd oder unwillkommen.“ versuchte er zu erklären. Darauf folgte der allbekannte Augenbrauensprung. „Nun, das hat bis jetzt noch niemand so empfunden. Die meisten sagen mir, dass es sich wie ein Käfer unter der Haut anfühlt.“ „Woher haben sie dieses Wissen?“ „Lucius. Er hat es mir gezeigt. Einen anderen Zauber mit seiner eigenen Magie zu infiltrieren, gehört zu den schwarzmagischen Zaubern und ist daher verboten.“ „Das heißt, Sie machen sich gerade strafbar?“ „Ja.“ antwortete Snape knapp. Setzte dann aber zu einer weiteren Erklärung an. „Ich will Ihnen zeigen, dass schwarze Magie keinesfalls schlecht ist. Sie ist in gleichermaßen schädlich wie hilfreich wie die Weiße. Viele wissen das Dank den Schrecken und Wirren im ersten Krieg, sowie den schlechten Beispielen wie Voldemort und Grindelwald gar nicht mehr.“ Zugegeben, diese Demonstration öffnete Harry ein wenig die Augen. Deshalb fasste er einen Entschluss. Er entzog sich Snapes Hand nur um sie zu umfassen. Irritiert schaute ihn der Tränkemeister an. „Was tun Sie da?“ „Mich strafbar machen.“ antwortete der Schüler. Severus schnaubte. „Nehmen Sie lieber beide Hände. Sonst ist der Kontaktpunkt zu klein.“ Das war Snapes Art zu sagen, das Harrys Hände winzig sind. Dem Gryffindor selbst war aufgefallen, dass, als Snapes Hand die seine umfasst hatte, sie von Snapes fast verschlungen wurden. Der Schüler folgte dem Rat und nahm die andere Hand dazu. Überrascht nahm der Schüler zur Kenntnis, dass Snape seinen Händedruck leicht erwiderte. „Jetzt schließen Sie die Augen. Gut. Gehen Sie in sich, versuchen Sie den Kern Ihrer Magie zu finden. Wenn Sie meinen ihn gefunden zu haben, spalten Sie ein Teil davon ab und lenken Sie es durch Ihre Hände in meine.“ Harry fand seinen Kern. Er lag ruhig und wie flüssiges Sonnenlicht in seinem Herzen. Es war schwierig etwas davon zu portionieren, aber nach ein paar Versuchen, hatte er die Menge, die er sich vorstellte und schickte sie rüber zu Snape. Dieser zuckte kurz, als er Harry spürte. Es war fast wie letztes Mal, als der Schüler den Kessel nonverbal erhitzt hatte. Nur viel intensiver. Snape fühlte sich befreit und hatte das Gefühlt einen warmen, leicht regennassen Frühlingswind zu spüren. Unbewusst lächelte er. Als er zu Harry schaute, öffnete dieser gerade die Augen. „Naja, ganz akzeptabel.“ beurteilte er dessen Ergebnis. „Sir, bei aller Güte, aber das glaube ich ihnen nicht.“ „Wieso stellen sie mein Urteil in Frage?“ wollte Severus wissen. „Sie lächeln.“ Schnell ließ der Tränkmeister seine Mundwinkel wieder fallen und Harry lachte lauthals auf. „Nicht doch, Sir. Ihr Lächeln war so... entzückend!“ feixte der Gryffindor. „Noch einmal ein Satz mit diesem Wort und meinem Namen darin und Sie können bis ans Ende Ihrer Schulzeit Kessel schrubben!“ „Diese Drohung haben Sie noch bei keinem Schüler wahr gemacht!“ „Wer sagt mir, dass Sie nicht der Erste sind?“ schoss Snape zurück und sein entschlossenes Funkeln war sehr überzeugend. Harrys Lachen verflog innerhalb einer Sekunde. „Sadist.“ „Schon besser.“ Kapitel 11: Der klare Weg ------------------------- Hallo ihr Lieben! tut mir Leid, dass die letzten 2 Wochen (oder warens schon 3?) nichts kam. Ich hatte viele Prüfungen vor mir und erst jetzt dünnt es sich endlich wieder aus. Es bleibt wohl noch ein bisschen unregelmäßig, aber das schlimmste ist ert mal überstanden. Dieses Kapitel beginnt mit einem kleinen Zeitsprung. Muss ja mal langsam vorwärts gehen. Wie immer: Viel Spaß beim Lesen : ) ----------------------- Es schneite. Die dicken weißen Eiskristalle fielen wie Papierschnipsel in unzähliger Menge vom Himmel und passierten auch das Fenster an dem Harry saß und dem sanften Treiben zuschaute. Mittlerweile war es Dezember und Weihnachten stand in weniger als 2 Wochen vor der Tür. Die Vorweihnachtsstimmung hatte wie eine Grippewelle um sich geschlagen und fast jeden angesteckt. Überall war dieser Glanz in den Augen der Schüler zu sehen und selbst Umbridge hatte kein neues Verbot oder Nachsitzen verhängt. Auch Harry, Ron und Hermine wirkten ein wenig entspannter. Wenn alles nach Plan lief, dann würden sie sich das schönste Weihnachtsgeschenk selbst gemacht haben. Und das hatten sie Snapes sadistischer und vor allem nachtragender Ader zu verdanken. Mit einem Grinsen dachte er an die letzten 2 Monate zurück. Tatsächlich gab es einige Wendungen die ihn überrascht hatten. Die Größte war Seamus und Neville. Nachdem Ron und Hermine mit ihnen geredet hatten, hatte sich das Trio zusammengesetzt und Harry Bericht erstattet. Es stellte sich heraus, dass beide Hauskameraden zwischen den Stühlen standen. Zum einen, konnten die beiden die derzeitigen Fronten überhaupt nicht einschätzen und trauten sich nicht objektiv nach der Wahrheit zu suchen. So schwammen sie lieber immer im Strom der Masse mit. Zum anderen wollten sie Harry aber nicht den Rücken kehren. Besonders Seamus sah sich dem Zwiespalt, nachdem der jüngste Sucher seit Hundert Jahren ihn gerettet hatte, gegenüber. Gerade dieser Punkt, ließ den Mitschüler aus den, von der Inquisitorin sorgfältig geschmiedeten Bahnen, ausbrechen. Als die Stimmung sich in die Richtung gehend drehte, dass die Schülerschaft anfing hinter Harrys Rücken ein vollkommen falsches Charakterbild zu erstellen, und das obwohl gerade die Gryffindors wussten, wie unglaubwürdig das eigentlich war, wurde es ihm zu bunt. Das war die erste Schlägerei die der talentlose Flieger jemals angezettelt hatte. Genauso wie Neville. Der war von Anfang an hin und her gerissen, hatte sich aber, nachdem er in Seamus einen Gleichgesinnten gefunden hatte, als fantastischer Mitstreiter erwiesen. Leider auch als einziger. Zu zweit hatten sie natürlich verloren und sich Nachsitzen bei Umbridge eingehandelt. Harry war bei dieser Geschichte so verblüfft, dass er es gar nicht glauben konnte. Sein Misstrauen wurde aber durch die Blutfedernarben, die die beiden trugen und ihm zeigten, sowie das neue ablehnende Verhalten der Hauskameraden gegenüber den beiden Rebellen, weggewischt. So kam es, dass Harrys Helfersyndrom voll durchschlug und seinen neuen Mitstreitern bei der Blutfedernarbe helfen wollte. Als er beim Zusatzunterricht Snape gefragt hatte, ob er die Salbe ausleihen dürfte, hatte dieser jedoch rigoros abgelehnt. „Wieso nicht?“ wollte Harry wissen. „Mag ja sein, dass die zwei bei ihren Hauskollegen in Ungnade gefallen sind, aber Sie sind viel zu gutgläubig Potter. Wer sagt denn, dass das nicht vielleicht ein abgekartetes Spiel ist?“ legte der Lehrer seine Sicht der Dinge aus. „Sir, Sie trauen uns so ein großes Maß an Kalkül zu?“ wollte sein Schüler skeptisch wissen. Snape stutzte darauf. Er schien plötzlich mit einem inneren Dilemma zu kämpfen, deshalb entschied er sich einfach zu schweigen. Der junge Potter, hatte eine ungefähre Ahnung worüber der Professor in seinen Überlegungen gestolpert war. „Ernsthaft? Sie sagen jetzt nichts, weil Sie nicht in Verlegenheit kommen wollen, den Gryffindors einen gewissen Grad an Verschlagenheit zuzugestehen? Das ist schließlich kein Kompliment!“ Snape schwieg weiterhin eisern. „Es ist ein Kompliment?“ stellte Harry verdutzt fest. Der Tränkemeister wandte sich raus, indem er die Taktik änderte. „Ich habe eine bessere Idee Potter. Lassen Sie ihnen die Blutfedernarbe. Sie sollen ihre Erinnerungen separieren und verschließen. Das kann selbst Umbridge vor dem Minister nicht rechtfertigen.“ lautete sein Vorschlag. „Ich habe die Vermutung, das haben Sie sich jetzt nur ausgedacht, weil Sie die beiden noch ein wenig quälen wollen.“ Snape war es nicht zu peinlich, diese Anschuldigung nicht zu dementieren. „Und wenn schon, der Plan funktioniert. 2 Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Ein Schlachtplan gegen Dolores und ich komme auf meine Kosten.“ „Wieso reichen nicht einfach nur die Erinnerungen?“ „Wegen der Signatur. Nur mit der Wunde lässt sich nachvollziehen welche Feder benutzt wurde und wenn das Ministerium den Anschuldigungen auf den Grund geht, werden ihre Wunden zweifelsfrei den Weg zur Inquisitorin ebnen. Außerdem lässt sich ganz nebenbei herausfinden, ob ihre Hauskameraden nicht doch etwas zu Ihren Ungunsten planen, sollte es nicht Dolores Feder sein.“ „Und weil Sie gerne Gryffindors quälen.“ ergänzte Harry Snapes Ausführung. „Sie sagen das, als hätten Sie ein Geheimnis aufgedeckt.“ war der trockene Gegenschlag. „Wieso haben wir das nicht schon früher gemacht? Bei mir meine ich. Diese ganzen Wunden hätte ich doch nur behalten brauchen und sie hätten zu Umbridge geführt.“ überlegte der Schüler. Snapes Inneres zog sich bei diesen Worten zusammen. Natürlich behielt er das für sich und lieferte eine logische Antwort. „Weil Sie es sind. Sie sind ein Dorn im Auge des Ministeriums. Bei Ihnen, werden sie wegsehen. Aber bei unbeteiligten, harmlosen, unscheinbaren, untalentierten...“ „Werden Sie bloß nicht persönlich...“ „...Löwen, sehen sie die Falle nicht. Machen Sie mit Finnigan und Longbottom aus, dass sie Sie wieder meiden. Damit niemand denkt, sie wären auf Ihrer Seite. Das vereinfacht das Ganze.“ Harry fand den Plan gut. So konnten sie die pinke Kröte wirklich loswerden. Und sie hätten freie Bahn sich ganz ungestört auf die Suche nach dem Gegenstand, das den Direktor so veränderte, zu machen. Einen Gedanken, konnte der Held jedoch nicht für sich behalten. „Die erwiesene Effizienz Ihres Plan in allen Ehren, aber ich bin mir dennoch ganz sicher, dass Ihr Hauptgrund, so geizig mit der Salbe zu sein, darin liegt, die beiden ärgern wollen.“ „Sie ärgern MICH! Besonders Longbottom, 3 mal die Woche in dem er rare, sorgfältig getrocknete Zutaten die ich....“ Snape ging in seiner Schimpftirade auf. Harry verdrehte amüsiert die Augen. Da sprach nun der Vollblut-Tränkemeister und dagegen konnte er nicht ankommen. Was Harry nicht wusste, war, dass Snapes Ambitionen die zwei Schüler schmoren zu lassen, auch einen anderen Grund hatten. Es war seine Strafe dafür, dass sie Harry in Stich gelassen hatten. Dass Sie sich hinreißen haben lassen, einfach die Augen verschlossen zu halten und zu feige waren, das offensichtlich Richtige zu tun. Er konnte verblendete Idioten nicht leiden. Er hatte seinen Schüler häufig in den Zusatzstunden mit einem gequälten Ausdruck antanzen sehen, wenn dieser dachte, er würde nicht hinsehen. Er wusste, dass es Harry zu schaffen machte, fast allein gegen den Strom zu schwimmen. Auch wenn er versuchte, es zu verbergen. In den Okklumentikstunden konnte der Schüler es nicht verstecken. Noch nicht. Aber er war besser geworden. Zumal er in der Hinsicht sehr ehrgeizig war. Manchmal musste er den jungen Potter sogar unterbrechen, weil er mit geistiger Gewalt zum Erfolg kommen wollte, doch außer Kopfschmerzen brachte das natürlich gar nichts. „Das ist nicht fair.“ hatte Harry mal nach so einer Trainingsstunde aufbegehrt. Snape signalisierte mit einer angehobenen Augenbraue, dass der Schüler sich genauer fassen sollte. „Sie wissen alles über mich. Aber ich weiß nichts von Ihnen. Das ist nicht besonders ausgeglichen, oder?“ Sie hatten sich in den Sesseln in Snapes Minibibliothek gegenüber gesessen und Snape, ein wenig vorgebeugt um die Ellenbogen auf die Knie zu stützen und die Hände vor seinem Gesicht verschränken zu können, hatte ruhig geantwortet (Die Augenbraue dabei hatte sich nicht noch einmal bewegt.). „Wie kommen Sie darauf? Sie wissen von meiner Vergangenheit zu Lily. Sie kennen meine Schuld.“ „Ja, aber, das war alles ziemlich grob gefasst, meinen Sie nicht auch? Und was ist mit diesen Nebensächlichkeiten? Haben Sie so etwas wie eine To-Do-Liste was Sie in Ihrem Leben noch erreichen wollen? Spielen Sie ein Instrument? Was bereuen Sie am meisten? Oder welche Musik mögen Sie?-“ „Broadway-Melodien.“ war Snape dazwischen gegrätscht und Harry waren seine Gesichtszüge entglitten. Hatte der Professor wirklich bereitwillig auf so eine triviale Frage geantwortet? „Heitere Broadway-Melodien.“ präzisierte der Tränkemeister todernst. Es war Stecknadel-fallen-lass-still im Zimmer gewesen in dem der Schüler versuchte, diese Information zu verarbeiten. Solange bis Severus das Grinsen nicht mehr hatte zurückhalten können. Dem war ein Laut der Erkenntnis vom Gryffindor gefolgt. „Ich fasse es nicht! Beinahe hätte ich Ihnen diesen offensichtlichen Unfug abgekauft! Sie werden mir wohl nie etwas Ehrliches in der Hinsicht präsentieren können, während Sie alles weitere einfach aus meinem Kopf filtern, oder?“ Snape hatte mitleidslos die Schultern gezuckt. „Ich kann nichts dafür, dass Ihre geistige Selbstverteidigung so dilettantisch ist.“ Ein frustrierter Seufzer war die Erwiderung des Jungen gewesen. „Sehen Sie es doch mal sportlich Potter. Sie wollen etwas herausfinden? Werden Sie besser. Und dann fangen Sie an, meinen Wall zu durchdringen.“ forderte Snape ihn dann heraus. „Haben Sie mir gerade die Erlaubnis gegeben Sie zu attackieren?“ „Ich sagte nicht, dass ich mich nicht wehren würde.“ „Das haben Sie nur vorgeschlagen, weil Sie wissen, dass das niemals passieren wird.“ Snape hatte ihm daraufhin nur ein selbstzufriedenes Grinsen geschenkt. Harry löste seinen Blick von dem wilden Schneetreiben. Das war nun etwa 2 Monate her. Seitdem führten Sie seinen Plan aus. Harry hatte, Ron und Hermine sowie Seamus und Neville von dem Vorhaben erzählt, und letztere setzten es um, indem sie ihn wieder mieden. Sie hatten ausgemacht, die Verteidigungslehrerin in Sicherheit zu wiegen und fleißig noch ein paar Erinnerungen als Beweise zu sammeln. Und er selbst war wie gewohnt fast jeden Abend zum Tränkemeister gegangen um Zusatzunterricht in Heiltränke, Verteidigung und Okklumentik zu bekommen. Wenn er so darüber nachdachte, fiel ihm auf, dass der Professor ihn, trotz des Wissens um seine Vergangenheit, erstaunlich nüchtern behandelte. Harry war ihm sehr dankbar dafür. Der Einzige der davon ebenfalls wusste, war Sirius und als der es erfahren hatte, hatte er seinen Patensohn in Watte gepackt und ihn immer mit diesem... Blick angesehen. Ständig wollte er darüber reden, damit Harry es verarbeiten konnte. Doch diese Weise war zu aufdringlich. Zu nah. Snape allerdings... In den Okklumentikstunden machte er meistens einen Bogen, wenn es um die Dursleys ging, aber ab und zu rührte er doch etwas aus dieser Zeit auf. Nur kurz. Und darüber reden, taten sie danach auch nicht. Harry wusste nicht, ob es den Lehrer überhaupt kümmerte, aber seine Weise war ihm definitiv lieber. „Ähm... Harry.“ sprach eine Stimme schüchtern den Helden von hinten an. Harry tauchte aus seinen Gedanken wieder auf und blickte einer leicht verlegenen Hermine und einen sehr zufriedenen Ron entgegen. Die Hände ineinander verhakt. „Ihr habt es endlich geschafft. Ich bin nur froh, dass es nicht oberkitschig zu Heiligabend geworden ist.“ kommentierte der Gryffindor dieses Bild. „Ähm.. ja wir sind zusammen.“ sagte Hermine überflüssigerweise. Ron zog sie daraufhin etwas näher zu sich und gab ihr einen flüchtigen Kuss auf das Haar. „Ron und ich wollen Weihnachten im Fuchsbau verbringen. Wir wissen, dass du immer in Hogwarts bleibst, weil du nicht zu deinen Verwandten willst, deshalb sind wir ja auch immer hier geblieben.“ fing das kluge Mädchen an ihr Anliegen zu erklären. Ron übernahm die Fortsetzung. „Aber daheim können wir mal, „wir“ sein, ohne ständig wegen Umbridge aufpassen zu müssen. Und weil wir dich nicht alleine lassen möchten, wollen wir dich einladen mit zu uns nach Hause zu kommen.“ Harry war gerührt von diesem Angebot. Er schenkte seinen Freunden ein dankbares Lächeln, schüttelte dann aber bedauernd den Kopf. Er war sich die Sorge der beiden bewusst, besonders da es offensichtlich war, dass die Inquisitorin gegen ihn intrigierte. Jetzt zur Weihnachtszeit, wo alle zu ihren Familien fuhren, saß er hier wie auf dem Präsentierteller. Aber das war auch die Zeit, in der ihr Plan das Finale erreichte. In einer Woche wollten Seamus und Neville ihre Anschuldigung samt Erinnerungen an das Ministerium schicken. Harry hatte sich schon eine Kopie geben lassen. Er war sich sicher, dass Fudge diese Sache noch vor dem Jahreswechsel würde klären wollen. Eine Lehrerin, die Kinder foltert? Und diese Anschuldigung kurz vor Weihnachten wo jeder nach Harmonie lechzt? Wenn das die Eltern erfahren würden. Oh, der Zeitpunkt konnte nicht besser sein! Harry wollte als Backup hier bleiben. Umbridge würde sicher in den letzten Minuten noch versuchen, Dinge in die Wege zu leiten oder zu beseitigen und dann musste jemand zugegen sein. Wenn Snape das Pech haben sollte, gerade dann zum Lord bestellt zu werden, dann würde Harry versuchen, sich an ihre Fersen zu heften. So hatten sie es ausgemacht. Obwohl Ron und Hermine von diesem Plan wussten – mittlerweile hatte er die beiden in die Koorperation mit Snape eingeweiht – waren sie ein wenig traurig, dass Harry Weihnachten nicht mit ihnen zusammen feiern würde. Die Einweihung. Das war auch so eine Sache. Nachdem Harry die beiden von seiner und Snapes Abmachung erzählt und sie somit ins Boot geholt hatte, konnten sie es sich nicht nehmen lassen, sich zu vergewissern, dass der Professor Harry auch nicht quälte und wollten ihn unter die Lupe nehmen. So kam es, dass sie eines Abends zusammen in Sapes Büro saßen, wie zwei besorgte Eltern, und sich eine peinliche Stille ausgebreitet hatte, weil Ron und Hermine nicht wussten, wie sie anfangen sollten. Snape sah sich gar nicht erst in der Pflicht die Initiative zu ergreifen und wartete geduldig aber mit einem spöttischen Zug um den Mund, bis endlich mal einer das Wort ergriff. Innerlich tobte mit Sicherheit eine sadistische Freude darüber die Zwei auflaufen zu lassen, so vermutete Harry. Schließlich hatte er ja schon sein Büro zu Verfügung gestellt. Doch Harry hatte sich das nicht länger mit ansehen können und beschloss, das ganze ein wenig aufzulockern. „Sir, wo finden wir eigentlich die Eistulpe, die noch in den Trank gehört? In England ist sie bereits ausgestorben.“ „Haben Sie das Kompendium etwa immer noch nicht durchgelesen? Seite 1323, die Eistulpe kann auch durch frisch gefallenen Schnee ersetzt werden. Und welche Jahreszeit haben wir bald?“ „Aber Schnee in Britannien ist kein jährlicher Garant.“ gab der Schüler zu bedenken. „Dann beten Sie Potter.“ Dann war es wieder still. Doch nicht lange. „Sie haben das Kompendium sicher nicht innerhalb eines Monats geschafft durchzulesen.“ fing Harry wieder an. „Wie schade, das ich nicht in der Pflicht stehe, Ihnen das zu beweisen.“ erwiderte Snape nur lakonisch. „Ganz ehrlich, wie lange haben Sie dafür geraucht?“ ließ Harry nicht locker. „Seien Sie still, Potter. Ich versuche gerade Miss Granger und Mr. Weasley dazu zu animieren, ihr Anliegen vorzutragen, damit sie endlich verschwinden. Ich hab nicht den ganzen Tag zeit.“ „Wenn Sie sie weiter mit diesem Blick anstarren, wie es ein Wolf tut der seine erste Beute nach 3 hungernden Monaten sieht, dann wird das nie was.“ „Zu schade, sollte ich wohl Legilimentik anwenden?“ war der beinahe nebensächlich formulierte Vorschlag des düsteren Mannes. Hermine schnappte empört auf, Ron verstand gar nichts und Harry... grinste. Er wusste mittlerweile, dass der Professor sich einen Spaß erlaubte. Dem Rothaarigen war es jedoch nicht wichtig zu wissen, was Legilimentik ist. Er hatte sich das Schauspiel zwischen Harry und dem Professor angeschaut und bereits sein eigenes Fazit gezogen. „Sie... verstehen sich?“ fragte er vorsichtig. „Kein bisschen.“ spottete Snape. Harry grinste. „Und Sie werden Harry unversehrt lassen?“ wollte sich Ron vergewissern. „Ein Ding der Unmöglichkeit.“ fuhr Snape mit seiner Art fort. Harry grinste. Irritiert schaute Hermine immer wieder zwischen ihren besten Freund und dem Lehrer hin und her. Es war schon ein sehr merkwürdiges Bild, dass dieses Treffen darbot. Doch die kluge Schülerin wäre nicht Hermine Granger, wenn sie nicht wüsste, wie sie ihnen den Wind aus den Segeln nehmen konnte. „Also schön, Sie unterrichten Harry? Jetzt da ihr uns eingeweiht habt, ist es dann nicht sinnvoll ebenfalls zumindest in Verteidigung unterrichtet zu werden, damit wir Harry unterstützten können?“ schlug sie daraufhin vor. Snape sah entsetzt über diesen Vorschlag aus. Er war wirklich nicht der Mann, der glücklich darüber war, seine Freizeit mit noch mehr Nervensägen zu verbringen. Doch er hatte schnell eine Lösung gefunden. „Potter macht das. Alles was er von mir lernt, kann er Ihnen beibringen. So festigt sich sein Input, und wenn was schief geht, sei's drum. Dann hat er bei mir nicht richtig aufgepasst und es war seine Schuld.“ Harrys Laune verflog bei diesen Worten. Empört hatte er zu seinem Lehrer geschaut. Und der hatte gegrinst. Kapitel 12: Die Falle --------------------- Hallo Zusammen! Nun geht es langsam ans Eingemachte. Viel Spaß beim Lesen : ) -------------------------------- „George!“ „Bruderherz?“ „Wir haben Kundschaft.“ „Und das außerhalb der Geschäftszeiten?“ kam es beinahe empört eine Etage höher. Der Laden der Weasley-Zwillinge hatte vor etwa einer Stunde geschlossen und die beiden machten gerade ihre abendliche Inventur. „Es tut mir Leid, dass ich so spät hier noch aufkreuze. Ihr wolltet bestimmt gerade zu eurer Familie.“ sagte Harry ein wenig außer Atem und kopfte sich den Schnee von seinem Mantel. In den Ferien durfte er sich frei bewegen und hatte einen Marsch durch die tief verschneite Landschaft nach Hogsmeade gewagt. „Harry, für dich...“ begann Fred. „...haben wir immer Zeit.“ endete George, der sich nun zu dem beiden nach unten dazugesellt hatte. Beide hakten sich den Schüler unter den Arm und führten ihn durch das Geschäft. „Möchtest du Anima-Drops?“ „Oder Kotzpastillen? „Feuerwerksbohnen?“ „Regenbogenkleckse?“ „Illusionslinsen?“ „Bietet ihr mir gerade euren gesamten Laden an? Ehrlich, ihr beiden. Ich bin doch nicht so dreist und tauche nach euren Öffnungszeiten mit geschäftlichen Wünschen auf.“ zeterte der Potter. Die Zwillinge sahen sich kurz an, lächelten dann aber wieder. „Dann vielleicht einen Tee?“ Das stimmte Harry zufriedener. „Danke, gerne.“ Nachdem es sich die drei im Hinterzimmer mit einer dampfenden Tasse gemütlich gemacht hatten, ergriff Fred wieder das Wort. „Also Harry, was führt dich zu uns?“ „Es ist ein Freundschaftsbesuch. Und ich wollte noch euer Geschenk abgeben, bevor ihr losgeht. Ron und Hermine haben ihres schon.“ erklärte Harry und zog ein schmales aber stabiles, etwa A4-großes Paket hervor. Etwas überrascht und gerührt nahmen es die Zwillinge entgegen. „Weißt du Harry, wir sind dieses Jahr nicht zu Hause.“ erklärte Fred. „Ja, es wird eine 2-Mann- Party.“ Auf einen fragenden Blick hin, holte George weiter aus. „Unsere Familie hat dieses mal so viel Besuch im Fuchsbau, dass es ziemlich eng da wird.“ „Und da wir ohne Albernheiten nicht auskommen, wollten wir unsere Mutter mal nicht auf die Palme bringen.“ Dass dies nur durch ein Fernbleiben dieser beiden Chaoten zu bewerkstelligen war, konnte sich Harry lebhaft vorstellen. Sie hätten die perfektionistische, nach Harmonie strebende Molly noch in den Wahnsinn getrieben. Harry tauchte wieder aus seinen Gedanken auf und beobachtete seine Gegenüber, welche etwas ratlos das Geschenk anschauten. „Fred, ich bin so furchtbar neugierig. Aber es sind noch drei Tage hin bis Heiligabend.“ begann George. „Wie kriegen wir es auf ohne, dass unser geschätzter Freund etwas davon mitkriegt?“ sinnierte sein Bruder. „Wir könnten ihn mit den Illusionslinsen ablenken.“ schlug George vor. „Ein Durchfall-Drop ist ebenfalls aufmerksamkeitshemmend.“ überlegte Fred. „Euer geschätzter Freund wird es trotzdem mitkriegen.“ warf Harry dazwischen und durchkreuzte die Pläne der Zwillinge welche ihn gespielt ertappt anschauten. Doch mit einem Schmunzeln und einem leichten Nicken, erlaubte er ihnen, das Geschenk jetzt schon zu öffnen. Das ließen die beiden sich nicht zwei mal sagen. Die weasleysche Ungeduld schlug nun voll durch und sie rissen das Papier auf. Als sie sahen, um was es sich handelte, schossen ihnen sofort die Tränen in die Augen. „Ein Foto...“ „... von unserer Ladeneröffnung mit uns beiden drauf.“ „Alles ging an diesem Tag drunter und drüber, dass es wirklich niemand geschafft hat ein Foto zu schießen. Der Tagesprophet kam erst eine Woche später.“ erinnerten sie sich. „Niemand sollte so einen Tag undokumentiert lassen. Mir ist aufgefallen, dass ihr nichts dergleichen in eurer Wohnung oder im Laden hängen habt. Dabei platzt ihr vor Stolz, über dieses Geschäft.“ führte Harry seine Gedanken dazu aus und ehe er sich versah fand er sich in einer emotionsgeladenen, beinahe erdrückenden Umarmung wieder. Es brauchte keine Worte. Die Dankbarkeit war bis in den letzten Winkel des Ladens zu spüren. Die Zwillinge hatten sich damals nichts anmerken lassen, aber Harry hatte sie an diesem Tag bei ihren erfolglosen Versuchen beobachtet, einen Fotoapparat in die Hand zu nehmen, nur um doch wieder abgelenkt zu werden. Also hatte er damals selbst heimlich eines geschossen. „Auch wir haben ein Geschenk für dich.“ sagte Fred plötzlich feierlich. Er schritt zu einem Schreibtisch und fischte etwas dünnes aus der Schublade. Ohne einen Kommentar drückte er es dem Gryffindor in die Hand. „Das... ist ein Lederarmband.“ stellte Harry fest. Etwas verwundert schaute er die beiden an. Er war nicht undankbar, aber Schmuck hatte noch nie seine Aufmerksamkeit gefordert. Das Duo grinste aber nur verschwörerisch und hielten ihre Handgelenke hoch. „Welche wir ebenfalls besitzen. Es sind Kontaktarmbänder. Wenn einer von uns Hilfe braucht, dann fängt es an sich zu drehen und färbt sich rot.“ „Wir dachten, da die Zeiten nun schlechter werden, ist es sinnvoll so etwas zu haben. Und uns ist aufgefallen, dass dich irgendetwas beschäftigt.“ ergänzte Fred, ehe George wieder das Ruder übernahm. „Aber da du so ungerne darüber erzählst, weil du wahrscheinlich denkst, dass du jedem gleich auf die Nerven gehst, wenn du über deine Sorgen sprichst, haben wir gedacht, dass du dieses Armband gut gebrauchen kannst, wenn mal wirklich Not am Mann ist.“ „Denn uns ist wichtig, dass du weißt, dass du auf uns zählen kannst.“ sagte Fred. „Wir sind immer für dich da Harry.“ bekräftigte nochmal George. Dem Schüler hatte es die Sprache verschlagen. Er schaute die Ladeninhaber fassungslos an und legte sich dann entschlossen das Armband um. Zufrieden nickten ihm die Brüder zu. „Was machen eigentlich Ron und Hermine?“ fragte George. Die beiden hatten sie seit dem Knutsch-Unfall nicht mehr gesehen. „Die sind jetzt zusammen.“ antwortete der Schwarzhaarige. Es war kurz still im Raum, bis plötzlich alle drei lachen mussten. Der Flur war ausgekühlt, als Harry wieder in Hogwarts eintraf. Kleine Nebelwolken entließ sein Atem, während er zügig den Gemeinschaftsraum aufsuchen wollte. Doch auf den Weg wurde er aufgehalten. Eine alte weiße Gestalt stand wie ein Geist vor ihm und starrte ihn an. Dumbledore hatte einer jenen Blicke intus die einen wilden Kampf zwischen Angriff und Ignoranz austrugen. Harry wusste augenblicklich, dass er in Gefahr schwebte. Die Atmung des jungen Potters beschleunigte sich und instinktiv griff er nach seinem Zauberstab. Keine Sekunde zu spät. Denn in diesem Moment hatte der Direktor einen Zauber auf ihn abgefeuert. Der Schüler konnte ihn blocken, doch der nächste Schlag war schon heftiger. Doch auch das konnte er abblocken. 'Merkwürdig' wunderte sich Harry. Da stand einer der mächtigsten Zauberer der Zeit vor ihm und dieser schoss nur läppische Sprüche auf ihn ab die selbst ein Drittklässler abwehren könnte. Albus ist nicht mit Überzeugung dabei, erkannte der Held. Doch was auch immer es war das ihn lenkte, es wurde stärker. Harry wurde immer mehr zurückgedrängt. Und dann kam er. Der Zauber, der ihn an die nächste Wand beförderte. Ein wenig benommen rutschte er die Wand runter, der Direktor nun ganz nah vor ihm. Den Zauberstab auf ihn gerichtet. Die Hand des alten Mannes zitterte ein wenig und Harry wartete beinahe geduldig darauf, dass Dumbledore seinen inneren Kampf gewinnen würde. Doch wo eben noch ein kleiner Funke Widerstand in den Augen glänzte, wich diese nun einem dunklen Ausdruck der Abscheu. Und dem Schüler wurde bewusst, dass er jetzt sterben würde, wenn kein Wunder geschah. „Großartig, Albus. Sie haben Potter aufgegabelt.“ ertönte eine ölige Stimme von der Seite. Beide drehten den Kopf in dessen Richtung und erkannten Snape auf sie zukommen. Harry stieß den angehaltenen Atem aus. Sein Timing war mal wieder perfekt. „Doch auch wenn ich Ihren Hang zur Nachsicht kenne, würde ich Potters Nachtwanderschaft nicht durchgehen lassen.“ meinte der Tränkemeister in beinahe gehässigen Unterton als er sie erreicht hatte. Der Direktor wahr ein wenig überfordert mit der abrupten Situationsänderung und sagte nichts dazu. Severus nutzte den Moment und schickte einen Blick zu Harry der fragte 'Ist alles in Ordnung?' Und Harry antwortete mit einen kaum merklichen Nicken. Daraufhin fuhr Snape fort. „Ich schätze auf ein Nachsitzen mit einer Lektion, die er nicht so schnell vergessen sollte, ist in diesem Fall wohl mehr als angebracht.“ Das schien auch Dumbledore in den Kram zu passen. „Sicher Severus. Ich bin sicher, dass Dolores-“ „Alle Lehrkräfte und auch der Direktor sind augenblicklich in seinem Büro anzutreffen!“ erklang plötzlich eine laute Stimme im ganzen Schloss. Jeder hatte sie schon einmal gehört. Sie gehörte Cornelius Fudge und keine Sekunde später, erschien er mit etwa 4 anderen Ministeriumsangestellten auch schon durch den Haupteingang. Alle drei sahen sich kurz an. „Gehen Sie in Ihr Bett, Potter.“ zischte ihm Snape zu was in etwa bedeutete: 'Nehmen sie Ihren Tarnumhang und lauschen Sie an der Tür.' „Ja, Sir.“ erwiderte der Schüler nur, was in etwa bedeutete: 'Ja, Sir.' Beide wussten, dass Seamus und Neville ihre Erinnerungen nun abgegeben hatten und dass das Ministerium nun handelte. Wenn alles gut ging, würden sie Umbridge noch heute loswerden. „Die Kläger drohen mit dem Tagespropheten, wenn wir der Sache nicht nachgehen. Was haben Sie zu den Vorwürfen dieser Schüler zu sagen, Dolores?“ hörte Harry die gedämpfte Stimme des Ministers hinter der Tür des Direktors. Nachdem Snape und Dumbledore sich auf dem Weg gemacht haben, war er schnell in den Schlafsaal gestürmt, hatte seinen Tarnumhang gegriffen und sich vor die Tür gehockt. „Alles eine dreiste Lüge!“ erwiderte Umbridge floskelhaft. „Und wie erklären Sie sich dann die Erinnerungen?“ forderte Fudge zu wissen. „Die müssen manipuliert sein!“ giftete sie. „Erinnerungen einer Blutfedernarbe? Diese Instrumente sind seit über 500 Jahren verboten! Ich bezweifle, dass Kinder in diesem Alter, je etwas von so einem Schreibwerkzeug gehört haben!“ donnerte Fudge. Bei der Erwähnung der Feder konnte Harry einen entsetzten Ausruf von McGonagall hören. Und durch das wirre Gemurmel war er sich sicher, dass wirklich ziemlich jeder Lehrer anwesend war. „Spekulation!“ schrie die Inquisitorin. Dann hörte Harry eine andere Stimme. Wahrscheinlich gehörte sie einem der Ministeriumsangestellten. „Dann macht es Ihnen sicher nichts aus, wenn wir einen Nachweis durchführen. Die Betroffenen Kinder haben uns ein wenig ihres Blutes überlassen.“ Das schien sie dann in die Knie zu zwingen. Sie startete einen letzten verzweifelten Versuch. „Er! Professor Snape! Er hat es gewusst!“ Harrys Herz begann vor Entsetzten schneller zu schlagen. Wie konnte sie es wagen den Professor mit in diese Sache reinzuziehen? Unmerklich ballte sich seine Faust zu einem festen Klos. „Keineswegs.“ antwortete Severus beinahe gelassen. Er erklärte, dass Dolores gerne Nachsitzen verteilte, er jedoch nicht involviert war. Er habe seine eignen Methoden, oder tauche er etwa auch in den Erinnerungen auf? Daraufhin verneinte der Minister. „Das haben sie bestimmt einfach weggelassen!“ behauptete Umbridge, doch Snape verzog beinahe mitleidig den Mund. „Ich bin einer der unbeliebtesten Lehrer auf dieser Schule. Einer wo die Schüler einen Feiertag einrichten würden, wenn er Hogwarts verlassen würde. Wenn ich involviert wäre, wäre wohl das der beste Zeitpunkt gewesen.“ Gegen dieses Argument konnte keiner etwas sagen. Über die Unbeliebtheit dieses Mannes wahr sich selbst das Ministerium im Klaren. „Wenn ich richtig verstanden habe, dann war das bereits ein Geständnis.“ setzte Fudge das Gespräch fort. Auch wenn Harry nichts sehen konnte, war er sich sicher, das spätestens jetzt, sämtliche Farbe aus Umbridges Gesicht gewichen war. Es folgte ein wirres Stimmensingsang, weil jetzt jeder etwas zu sagen hatte – hauptsächlich schienen die Lehrer über Umbridge zu schimpfen – als sich plötzlich die Tür öffnete und Snape heraustrat. Er hatte einen ernsten Zug im Gesicht. Er hielt sich den Arm und Harry wusste sofort Bescheid. „Potter?“ fragte er leise in die Dunkelheit. „Gehen Sie. Ich werde das Ganze weiterverfolgen.“ antwortete Harry unter seinem Umhang. Snape nickte nur und rauschte die Treppe hinunter. Nach langen Diskussionen schien Dolores sich einen „Abschied“ erkämpft zu haben. Nach wie vor appellierte sie daran nur zum Wohle des Anstands gehandelt zu haben, und wollte nun in Ruhe ihre Sachen zusammenpacken. Alleine. Kinder wären ja sowieso nicht gefährdet, da sie ja alle zu Hause waren. Das Ministerium gestattete es ihr. Fudge und seine Mitarbeiter würden ihr den Zauberstab wegnehmen, einen Ortungszauber auf sie sprechen und vor den Toren warten. Harry folgte ihr unauffällig und war überrascht, dass Dumbledore ihr folgte. „Albus, gut dass sie gekommen sind.“ Ehe der Direktor etwas sagen konnte, fuhr sie auch schon fort. „Ich habe schon länger das Gefühl, dass Professor Snape nicht voll und ganz hinter Ihnen steht. Und seit eben gerade bin ich mir sogar ziemlich sicher.“ Albus hatte die Arme hinter seinem Rücken verschränkt. „Da mag etwas dran sein. Heute hätte ich Harry aus dem Weg haben können, aber er kam dazwischen. Severus dreht oft Runden um Nachtschwärmer abzufangen, aber in den Ferien erscheint mir das doch recht ungewöhnlich für ihn.“ bestärkter er ihre Vermutungen. „Sie dürfen Potter nicht umbringen, das wissen Sie. Halten Sie sich zurück. Sie bekommen noch Ihren Platz der Anerkennung. Aber dazu brauchen Sie Professor Snape unbedingt weiterhin als Doppelspion!“ Harry stockte der Atem. Sie wusste, dass der Professor für beide Seiten spionierte? Hatte Dumbledore in seiner Manipulation wirklich alles offenbart? Doch wieso war es so wichtig für sie? Ehe Harry sich darüber Gedanken machen konnte, redete Umbridge auch schon weiter. „Und ich habe auch schon eine Lösung wie Sie sich seiner Loyalität habhaft werden können.“ Sie holte eine kleine Phiole aus dem Schrank. „Dies hier verteilen sie auf 2 Gläser mit Wasser. Es ist geruchslos. Ein wenig säuerlich, aber bis er es merkt wird es schon zu spät sein. Sie müssen beide davon trinken. Snape aber unbedingt zuerst. Wenn Sie danach trinken, ist er an Sie gebunden und er wird Sie nicht mehr hintergehen können.“ erklärte sie und drückte es dem Direktor in die Hand. Der starrte schon beinahe gierig auf die Flasche die sich nun in seinem Besitz befand. Er nickte ihr zu und verließ dann das Büro. Nein! Das musste Harry verhindern! Er wollte Albus folgen als er plötzlich herumgerissen wurde. Der Tarnumhang flog dabei zur Seite. „Ich wusste doch, dass jemand lauscht! Natürlich sind Sie es Mister Potter. Sie sollten lernen Ihre Magie zu kontrollieren. Ich habe sie gespürt.“ spie sie verachtend aus. Doch dann legte sich der typische falsch-liebliche Ausdruck auf ihren Gesicht. Sie riss die nächste Tür auf und schubste ihn hinein. Es war ein kleiner Raum ohne Fenster. Dann schloss sie das Zimmer und sperrte es mit einem Stille- und starkem Verschlusszauber. „Wenn Sie da raus kommen, wird es zu spät sein.“ flötete sie. Harry wollte sich frei zaubern, notfalls mit einem Bombarda, doch in dieser ganzen Aktion, musste sie ihm den Zauberstab abgenommen haben. Bei sich hatte er ihn nicht mehr. Mit Schrecken stellte er fest, dass er wirklich gefangen war und er hörte nur noch ihre sich entfernenden Schritte, die auf dem Flur verhallten. Kapitel 13: Ausgetrickst ------------------------ Viel Spaß beim Lesen! Sorry, dass ich die letzten Kommentare noch nicht beantwortet habe. Es mal wieder etwas stressig zur Zeit, aber ich widme mich dem noch! ---------------------------- Snape starrte mit ausdrucksloser Miene auf den Tisch vor sich. Es war mal wieder einer der Späße des Dunklen Lords. Aus irgendeinem Grund, war er erneut sehr verstimmt und hatte sich zu seiner Belustigung ein abartiges Spiel ausgedacht. Einige Todesser des mittleren Ringes, zudem auch Severus zählte, durften sich in der Empfangshalle der Malfoys einer Prüfung, entsprechend ihrer Fähigkeiten unterziehen. Die Gefolgsleute sollten mit den Tests die Chance ergreifen ihre Raffinesse und Scharfsinnigkeit unter Beweis zu stellen und somit in der Hierarchie aufzusteigen. Genau Fünfzehn bekamen dieses „Privileg“. 10 Becher hatte er in Snapes Falle schlicht aber äußerst penibel auf einen Tisch platziert. 8 davon waren tödlich, 2 harmlos. Der düstere Mann besah sich die Flüssigkeiten die ruhig in ihren Gefäßen lagen. Er wusste es. Für ihn war dieser Test beinahe lächerlich. Keines der Tränke war unvergiftet. Für ihn galt es, das kleinste Übel herauszufiltern. Auch das war ein Teil der Prüfung. Wie weit war man bereit, sich für den Lord aufzuopfern indem man sich selbst beinahe umbrachte. Wissentlich. Snape hätte kotzen können. Nachdem 2 bestanden und 5 verzagt hatten, war er an der Reihe und schaute sich die Tinkturen nun genauer an. Roch an ihnen, hielt sie gegen das Licht. Als Voldemort vor ihm langsam ungeduldig mit den Finger auf seiner Lehne trommelte, war sich der Tränkemeister sicher, dass ein Narkosemittel wohl das harmloseste Gebräu darstellte. Er durfte nicht alles trinken, sonst starb er. Und wenn er noch weniger trank, konnte er sogar die Wirkung verzögern. Er hob den Becher in die Höhe zum Zeichen, dass er sich für diesen entschieden hatte. Auf Voldemorts nicken, trank er. Etwa zur Hälfte und er wirkte sofort. Der Geruchssinn und das Sehen dumpften ab. Es würde etwa eine halbe Stunde dauern, bis er das Bewusstsein verlor. „Meinen Glückwunsch Severus. Du bist wahrlich ein Meister deines Fachs. Und deine Loyalität mir gegenüber ist weitaus gefestigter als ich annahm. Du hast es dir wirklich verdient in meinen engsten Reihen aufgenommen zu werden. Gib mir deine Maske.“ sagte der Lord und streckte ihm fordernd seine aschfahle Hand entgegen. Snape griff in seinen Umhang und überreichte sie ihm. Der gefürchtete Schwarzmagier lies seine Finger über die Maske gleiten, wo sie sich kurz darauf in eine Silberne färbte. Danach gab er sie wieder dem Tränkemeister. „Vielen Dank mein Lord.“ presste Snape hervor. Das Sprachzentrum war jetzt auch betroffen. Das merkte auch der Lord. Der grinste beinahe amüsiert. „Geh Severus. Du hast dich heute genug bewiesen.“ sagte er ungewohnt gnädig. Das ließ sich er sich nicht zweimal sagen und apparierte. Snape schleppte sich im Schutz der Dunkelheit durch das Schloss in die Gänge der Kerker und zu seinen Privaträumen. Nur am Rande registrierte er, dass Harry nicht vor der Tür wartete. Wie sonst eigentlich. Seine Wahrnehmung war derart beeinträchtigt, dass er diesem Fakt keine bedeutende Aufmerksamkeit schenken konnte. Er kroch beinahe zum Sofa, schaffte es aber nicht ganz dahin als ihn die Schwärze umfing. Das Zeug hatte wirklich schnell seine Wirkung entfaltet und Snape hoffte, dass er sich mit der Menge nicht verschätzt hatte. Die Person, die kurze Zeit später in seine Wohnung gestürmt kam und ihn fand, bemerkte er freilich nicht mehr. Harry trat verzweifelt gegen die Tür. Doch in dieser kleinen dunklen Kammer, bekam er nicht genügen Schwung um irgendetwas mit roher Gewalt zu durchbrechen, wie seine Schulter bereits leidvoll erfahren durfte. Der Schüler raufte sich verzweifelt die Haare. Was sollte er tun? Er konnte ein wenig nonverbale Magie, fiel ihm wieder ein. Aber sie war noch schwer zu lenken. Der Gryffindor beschloss, dass es trotzdem ein Versuch wert ist. Er schloss die Augen und versuchte sich zu konzentrieren. Angestrengt schöpfte er einen Teil seiner Magie ab und schleuderte sie gegen die Tür. Doch ehe der Strom die Klinke erreichte, war alles schon verpufft. Verflucht! Er konnte sich nicht konzentrieren. Diese Situation nahm ihn viel zu sehr mit, als das er in dieser Hinsicht irgendetwas Gescheites Zustande brachte. Wie lange er wohl hier schon drin war? Es kam ihm vor wie Stunden. Wenn Snape jetzt sehen würde, wie er glorreich an einer Tür versagte, würde er ihm den Hals umdrehen. Umdrehen... Natürlich! Das Armband von den Zwillingen! Beinahe panisch fasste er das Band an seinem Handgelenk. Harry merkte wie es warm wurde und hoffte, dass sich die Zwillinge beeilen würden. Er hörte Geschirr klappern. Seine Lider flatterten, bis er sich an das Licht gewöhnt hatte. Wo war er? Severus wollte sich aufsetzten, doch seine Muskeln waren noch so schlapp, dass er sofort wieder in das Kissen viel. Der Lehrer stöhnte, weil sich alles vor seinen Augen drehte. Aber er konnte erkennen, dass er auf dem Sofa lag. „Severus! Du bist wach! Gott sei Dank, ich dachte ich käme zu spät!“ „Poppy?“ krächzte der dunkle Mann als er meinte die Krankenschwester erkannt zu haben. „Allerdings! Du hast mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt. Ich bin zu dir gekommen, weil ich meine Standard-Tränkebestellung für den Krankenflügel machen wollte. Und dann finde ich dich bewusstlos auf den Boden. Wie bist du auf den dämlichen Gedanken gekommen, den Trank der erlöschten Sinne zu nehmen?“ wetterte die Heilerin gleich los. Snape war noch zu unkoordiniert um sich auf einer Diskussion einzulassen. Deshalb murmelte er was von „Experiment“, was von einem fassungslosen Schnauben kommentiert wurde. „Ich habe übrigens Albus Bescheid gesagt. Er wollte gleich vorbeischauen.“ „Ich bin schon hier, Poppy. Severus, wie geht es dir?“ War eine nur all zu bekannte Stimme in der Eingangstür zu hören. Der Tränkemeister stöhnte. Keinem der Besucher kam in den Sinn, dass diesmal nicht der Trank schuld war. „Poppy, wärst du so nett und könntest mir was zu Trinken besorgen?“ nuschelte der Lehrer, der allmählich seine Sprache wiederfand. Es war immer noch alles schwammig und es ärgerte ihn, dass die beiden ihn so sehen. Und noch mehr ärgerte es ihn, als er feststellte, dass ihm diese gesamte Situation in Gegenwart von Potter egal gewesen wäre. „Sicher Severus. Ich hab mich schon gewundert, dass du das nicht als erstes gefragt hast. Du musst einen höllischen Brand haben.“ erwiderte Poppy. Und wie recht sie hatte. Der Trank der erlöschten Sinne, verursachte einen extremen Durst nach dem Aufwachen. Die Heilerin war in seine Küche geeilt, das sie anscheinend als Not-Labor für seine Behandlung zweckentfremdet hatte. „Ich komme mit und helfe dir. Ich selbst könnte auch ein Schluck Wasser vertragen.“ bot sich Albus an und folgte ihr. In der Küche machten die beiden ziemlich viel Krach und brachten wahrscheinlich auch gerade einiges durcheinander, weil sie die Sachen nicht finden konnte. Nochmals stöhnte Severus. Mit Harry wäre das alles viel unkomplizierter gewesen. Eben Genannter war unterdessen den Tränen nahe. Er hasst diese Situation. Nichts tun zu können. Am liebsten wäre er explodiert, als hier weiter zu sitzen und zu warten. Die Verzweiflung ging so weit, dass sein Atem stoßweise ging und ihm ein Kollaps drohte, als er es endlich hörte. „Harry?“ kam es von zwei Stimmen gleichzeitig. Harry lachte vor Erleichterung. „Fred! George! Holt mich so schnell wie möglich hier aus! Ich habe meinen Zauberstab nicht dabei!“ Seine Stimme machte sofort klar, dass es keine Zeit zu verlieren gab. Sicher hatten die Zwillinge Fragen, doch die würden sie später stellen. „Okay Harry, geh in Deckung.“ hörte er einer der beiden sagen. Der Gryffindor ging in die Hocke und im nächsten Moment hörte er schon den doppelten Bombarda. Albus kam mit zwei Gläser Wasser wieder in das Wohnzimmer und reichte Severus eines davon. „Wie lange bin ich weg gewesen?“ fragte Snape, der das Glas entgegennahm. Albus runzelte die Stirn. „Poppy meinte, es wären 3 Stunden gewesen. Sie hat relativ schnell erkannt was du hattest und dir ein Gegenmittel gegeben. Es hätte schlimm ausgehen können.“ antwortete der Direktor. Dann beugte er sich vor und flüsterte: „Was ist passiert? Hat der Lord dich gerufen?“ Am liebsten hätte Snape geschwiegen, aber er wusste, dass Dumbledore die Antwort so oder so aus ihn herausquetschen würde. „Ja. Ich habe es geschafft zu seinen engeren Vertrauten zu gehören.“ war seine knappe Antwort. Das schien den Alten sehr zu gefallen. „Das ist gut, Severus! Das hilft uns an seine Pläne zu kommen. Aber verzeih. Du hast sicher Durst. Trink erst mal.“ Das tat der Lehrer nur zu gerne. Er setzte das Glas an die Lippen und nahm den ersten Schluck. Erst beim Zweiten merkte er die säuerliche Note in dem Getränk. Nein! Das würde Albus nicht wagen! Mit einem ungläubigen Blick auf den Direktor hatte er innegehalten. Doch das was er sah, bestätigte seine Vermutungen. In den Augen des Alten lag ein triumphierender Ausdruck und das Funkeln den den Augen sagte Severus, dass er in eine Falle getappt war. Er war gerade Opfer seines eigenen Spezialgebietes geworden und hatte einen Bindungstrank untergeschoben bekommen. Entsetzt sah er zu, wie Dumbledore in Begriff war, nun sein Getränk einzunehmen. Snape war noch zu ungelenk um in das Geschehen jetzt eingreifen zu können. Kurz bevor das Glas die Lippen berührte, hörte er, wie seine Haustür aufgerissen wurde. Alle Köpfe zucken überrascht in ihre Richtung und konnten einen reichlich außer Atem geratenen Harry erkennen. Harry hatte den schnellsten Lauf seines Lebens hinter sich. Seine Lungen brannten dermaßen, dass er das Gefühl hatte, dass sie komplett zerrissen sein mussten. Ein kurzer Blick und er erkannte die Situation sofort. Snapes halb leeres Glas und sein entsetztes Gesicht und Albus das Glas in der Hand, zum Glück noch voll. Harry kam gerade rechtzeitig. Nur wie sollte er das Geschehen entschärfen ohne, dass Dumbledore Verdacht schöpfte? Der Schüler beschloss zu improvisieren. „Es tut mir furchtbar Leid, Professor Snape, dass ich zu spät zur Strafarbeit komme, aber ich wurde aufgehalten.“ begann er und trat mit wackligen Beinen in seine Wohnung. „Ich bin so schnell ich konnte hierher gelaufen und – Mann hab ich einen Durst! Danke Professor Dumbledore!“ faselte Harry weiter und schnappte sich wie nebenbei das Glas des Direktors. Kurz bevor Harry zum trinken ansetzte, schaute er nochmal zum fassungslosen Professor und grinste kurz. Er stoppte und hielt ihm mit schuldbewusster Miene das Glas entgegen. „Verzeihung. Wahrscheinlich wollte der Direktor Ihnen das Wasser gerade anbieten, oder?“ Das war Snapes Stichwort. Er setzte seine finstere Lehrermine auf und entriss ihn beinahe zu schwungvoll das Glas. „Sehr wohl Potter! Wenn es um Manieren geht, ist bei Ihnen Hopfen und Malz verloren! Für ihre Dreistigkeit zu spät aufzutauen, verbüßen sie ihre Strafarbeit 2 Stunden länger!“ Dann schaute er Poppy, die durch die strenge Stimme aus der Küche gelockt worden war und einen sehr blassen Direktor mahnend an. „Und Sie verschwinden bitte! Ich habe nichts Ernstes. Nachdem ich Potter eine Weile gequält habe, wird es mir blendend gehen.“ Poppy begehrte auf. „Severus! Du hast-“ „-Nichts, was andere unbedingt wissen müssen.“ unterbrach er die Heilerin rüde. Setzte dann aber, den Anflug eines schlechten Gewissen bekämpfend ein „Danke für die Hilfe.“ nach. Poppy kannte Severus und wusste, dass da nichts mehr zu machen war. Also scheuchte sie einen widerwilligen aber sprachlosen Schuldirektor zur Tür hinaus. Kaum fiel die Tür ins schloss sprang der Meister der Zaubertränke auf, knickte aber sofort wieder ein. Doch ehe er wieder den Boden traf, war Harry zu ihm gehechtet und hatte ihn auf seine Schulter gestützt. „Sir, sagen Sie, was sie brauchen. Ich hole alles.“ sagte er und schubste seinen Lehrer sanft aber bestimmt auf das Sofa zurück. „Labor, rechter Schrank, die gelbe Tinktur. Arbeitszimmer, grünes Buch oben rechts. Titel >Gefesselt<“ lauteten die knappen Anweisungen. Die Wirkung vom Trank der erlöschten Sinne war fast verflogen, dafür begann der Bindungstrank in Form eines immer stärker werdenden Ziehens seinen Tribut zu fordern. Harry beeilte sich die Sachen zu besorgen. Zum Glück war Snape so gut strukturiert, dass er alles schnell fand. Als der Gryffindor wieder in das Wohnzimmer kam hatte der düstere Mann sein halb ausgetrunkenes Glas vor ihm auf den Tisch gestellt. „Geben Sie die gelbe Tinktur in das Glas. Ein Tropfen reicht.“ Harry folgte der Anweisung. „Professor, was ist das?“ konnte der Schüler seine Neugierde nicht zügeln. „Ein Nachweistrank, der auf Bindungstränke spezialisiert ist. Es gibt etliche von denen und ich muss wissen, was mir Albus da untergeschoben hat.“ zischte Snape halb vor Schmerzen, halb vor Ärger. Harry, der das beobachtet hatte, war sich sicher, dass es eines jener Tränke sein musste die eigentlich verboten waren. Das Wasser auf dem Tisch wurde trüb und bildete leichten schwarzen Rauch. Beide suchten in dem Moment den Blick des anderen. Harry verstand. Er schlug die Seite mit den beschriebenen Merkmalen auf und reicht es seinem Lehrer. Den hatte es nicht mehr auf dem Sofa gehalten und tigerte schleppend, das Buch lesend durch das Wohnzimmer. Harry wusste dass er zu Ende gelesen hatte und es sich definitiv um einen verbotenen Trank handelte, als Snape das Buch fluchend in eine Ecke pfefferte. „Sir?“ fragte der Gryffindor vorsichtig. „Non Ira.“ antwortete Snape mit müdem Ton. „Ein Trank der in Reinblüterkreisen sehr beliebt war.“ „Wie wirkt er?“ Snape lachte freudlos auf. „Der Erste der trinkt ist dem Zweiten der trinkt ergeben. Damals hatte man sich so die Hörigkeit der Frauen gesichert. Das kann umgangen werden, wenn der Zweittrinkende eine Gleichstellung formuliert. In diesem Fall ist es beiden unmöglich den anderen zu betrügen. Man ist verheiratet, wird jedoch nicht registriert. Vorerst.“ Harry sandte daraufhin eine stumme Aufforderung das genauer zu erklären. „Es gibt zwei Möglichkeiten diesen Trank zu beenden. Die Erste, ist der Tod des Partners. Der Zweite der Akt.“ Harry verschluckte sich bei diesen Bedingungen und hustete darauf. „Sir, ist es nicht normalerweise so, dass... naja der Akt die Bindung erst festigt?“ „Richtig Potter, aber das hier ist kein normaler Bindungstrank. Reinblütern ist es wichtig, dass ihre reine Linie erhalten bleibt und haben ihren Söhnen und Töchtern oft diesen Trank untergeschoben. Sie sind damit gebunden. Sollten sie innerhalb von 2 Jahren nicht den Akt vollzogen und damit hoffnungsvoller weise einen Erben gezeugt haben, dann blieben sie unauflösbar im Bund der Ehe gefangen, welcher dann im Ministerium registriert wird. So endet die reine Linie wenigstens nicht mit beflecktem Blut.“ „Denn sie können sich nicht betrügen. Mit niemandem anderen körperlich werden.“ Snape schüttelte zur Bestätigung den Kopf. „Hat der Trank Auswirkungen auf die Gefühle?“ „Nein. Das ist in den oberen Kreisen nicht wichtig, deshalb wurde bei seiner Kreierung nicht darauf eingegangen.“ „Das heißt, dass, wenn sich die Partner, sofern sie gleichgestellt sind, in jemand anderen verlieben, sich nicht mit ihnen treffen können? Und sich gegenseitig umbringen geht wohl auch nicht, oder? Um wieder frei zu sein, müssen sie innerhalb von 2 Jahren miteinander geschlafen haben?“ „Ja, ich schätze wegen der Unmöglichkeit den Partner umzubringen ist Albus diesen Schritt gegangen.“ Ein Keuchen entfuhr Severus und er musste sich an den Türrahmen festhalten bevor er weiterfuhr. „Er wollte sich meine Loyalität sichern, denn eines ist klar. Ich werde niemals das Bett mit ihm teilen. Das weiß auch der Direktor, weshalb diese Geschichte eine ziemlich sichere Sache für ihn darstellt.“ „Aber der Direktor hat nicht getrunken.“ stellte Harry diesen Fakt klar. „Was passiert, wenn der zweite Trank einfach unberührt bleibt? Oder Sie ihn selbst trinken?“ Ein bitteres Lächeln zog sich über die Lippen des schwarzen Mannes. Er war ein wenig stolz auf den Jungen, dass er diese Möglichkeiten bedacht hatte, nur nützten ihm diese Einfälle leider nichts. „Dann, Potter, sterbe ich.“ Harry, der sehr wohl bemerkt hatte, wie schlecht es dem Professor geht, wurde blass. „Wie lange haben Sie noch?“ die Frage war ein leises Flüstern. „Keine Ahnung. Eine Stunde vielleicht?“ „Und haben Sie jemanden, der... naja, Sie wissen schon.“ strauchelte der Schüler. Die Augenbraue schaffte ihren beschwerlichen Weg nach oben. „Komischerweise ist noch niemand meinem unwiderstehlichem Charme erlegen. Nein, ich habe keinen, der das auf sich nehmen würde.“ Harry nickte daraufhin bedächtig. Nach ein paar Sekunden hatte er einen Entschluss gefasst und er sah seinen Lehrer mit festen Blick an. Als dieser die Entscheidung in den Augen erkannte protestierte er mit einem heiseren „Nein!“ Doch Harry hatte das rigoros ignoriert und innerhalb eines Wimpernschlags das Glas vor ihm in zwei Zügen geleert. Kapitel 14: Einfach wie bisher ------------------------------ Etwas später, aber an einem Sonntag : ) Viel Spaß! ------------------------------ „Ich, Harry Potter, möchte, dass Severus Snape, mir gleichgestellt ist. War das Richtig?“ formulierte Harry und sah seinen Lehrer fragend an. Ja, es war richtig. Augenblicklich merkte Snape, wie das Ziehen im Magen verschwand und er sich wieder gerade aufrichten konnte. Dafür setzt sich nun ein anderer Klos fest. „Potter! Was haben Sie sich dabei gedacht!“ wetterte der Tränkemeister. Er musste stark gegen den Impuls ankämpfen seinen Schüler an den Füßen zu packen und ihn kopfüber zu schütteln bis er den gesamten Inhalt wieder von sich gab. Natürlich wusste er, dass das nicht funktionieren würde, da der Trank schon wirkte. Das war auch der einzige Grund, wieso er es nicht versuchte. Harry indessen zuckte nur mit den Schultern. „Sir, Sie wissen doch: Ich kann meine Freunde nicht sterben lassen.“ „Sie lassen generell niemanden sterben.“ schoss Snape steif zurück. „Das ist richtig, aber wären Sie nicht mein Freund, hätte ich der nächsten Krähe, die an Ihrem Fenster vorbeigeflogen wäre, den Trank in den Rachen gekippt. Und dann wären Sie nie in der Lage gewesen diese Bindung zu beenden. Es sei denn... Sind Sie ein Vogelanimagus?“ Severus rieb sich entnervt den Nasenrücken. „Mr. Potter, ich möchte nicht, dass Sie diesen Gedanken zu ende führen.“ „Dann sollten Sie jetzt keine Legilimentik anwenden“ grinste Harry zurück. „Sind Sie sich überhaupt im Klaren, was Sie angerichtet haben?“ Harry, der versucht hatte diese Situation ein wenig zu entschärfen, wurde, aufgrund der Undankbarkeit, jetzt doch etwas sauer. Er hatte das Gefühl etwas falsch gemacht zu haben. Beinahe klang es so, als hätte es Snape nicht schlimm gefunden, heute zu sterben. „Verzeihung, aber ich hatte angenommen, die Welt verkraftet Sie noch eine Weile länger!“ giftete der Junge daher angefressen zurück. Der Professor schüttelte beinahe fahrig den Kopf. „Darum geht es nicht. Wir sind Lehrer und Schüler! Und Sie sind zudem noch minderjährig. Und ich stelle gleich klar: Ich bin nicht gewillt die Bindung auf die vorgegebene Art und Weise vor Ihrer Volljährigkeit zu lösen. Das heißt, Sie können sich in den nächsten 2 Jahren nicht einer anderen Person nähern, oder eine andere Person Ihnen, sollten die Gefühle eine Freundschaft übersteigen. Die Verbindung lässt es nicht zu.“ Nun verstand Harry worauf Snape hinausgewollt hatte. Offenbar war das ein Punkt, der für den Lehrer noch nicht geklärt war. Harry, hatte das aber durchaus bedacht und damit schon abgeschlossen. „Das ist okay. Es ist ja nicht so, als hätte ich Zeit dafür, oder?“ stellte er daher klar. Das überraschte den finsteren Mann. „Sie haben niemanden? Ich dachte gerade Ihnen fliegen die Herzen zu?“ Daraufhin tippte sich Harry an die Augenwinkel. „Meine Scheuklappen. Ich hab zurzeit einfach nicht den Blick dafür.“ sagte er mit einem schiefen Grinsen. Snape erkannte die Hommage an ihr Gespräch als er erstmals seine Blutfedernarbe behandelte hatte und lies ebenfalls kurz seine Mundwinkel zucken, wurde aber sofort wieder ernst. „Es wird trotzdem mit Sicherheit nicht einfach für Sie. Denn Sie haben mit Faktoren zu kämpfen, die Sie nicht beeinflussen können.“ Zum ersten Mal sah man Unsicherheit über Harrys Haltung huschen. Fragend schaute er seinen Lehrer an. Der erklärte seinen Gedanken ausführlicher. „Sie wissen, dass, sollten romantische oder erotische Gefühle ins Spiel kommen, der Trank darauf reagiert, indem er Ihnen Schmerzen zufügt. Je intensiver die Gefühle, desto stärker der Schmerz. Sicher, Sie können das umgehen, indem Sie sich auf diese emotionale Sicht von den Leuten fernhalten. Doch das Zeug wirkt auch im umgekehrten Fall.“ Jetzt begriff der junge Potter. „Sollte sich eine Person mit romantischen oder erotischen Absichten mir nähern, dann kommen die Schmerzen ebenso.“ sagte er, um zu zeigen, dass er es kapiert hatte. Snape nickte bestätigend. „Es ist als Warnhinweis gedacht. Es sollen erst gar keine Möglichkeiten für Liebe entstehen, solange der Trank nicht gebrochen ist.“ teilte ihm der Professor die Randinformation mit. Harry senkte nachdenklich den Kopf und in diesem Moment hätte der Tränkemeister alles erwartet. Dass Harry ausrasten, ihn anschreien, einen Heulkrampf kriegen oder ohnmächtig werden würde. Er hätte es verstanden. Doch keine dieser Szenarien trat ein. Harry straffte sich als er nochmal alles überdacht hatte. „Machen wir doch einfach weiter wie bisher. Im Grunde genommen, schränkt uns dieser Trank zu den gegenwärtigen Bedingungen doch nicht ein. Ja, die Lösung der Verbindung wird eine Hürde sein, aber das können wir näher betrachten, wenn es soweit ist. Wer weiß, vielleicht sterbe ich ja vorher und Sie haben das Problem nicht mehr.“ teilte er seinen Standpunkt mit. Wäre Snape nicht so selbstkontrolliert, wäre ihm wohl jetzt die Kinnlade runtergeklappt. Da stand nun ein 15-Jähriger Schüler vor ihm und ratterte rational und beinahe kühl diese Argumente runter. Selbst bei der Überlegung seines eigenen Todes. Diese Distanziertheit sollte bei keinem Jugendlichen schon so stark ausgeprägt sein. Sicher, er selbst hatte im Grunde keine Problem mit Harrys Sichtweise, weil sie in Hinblick auf ihre Zusammenarbeit, es ihnen ein wenig vereinfachen würde. Seine war genauso. Doch irgendwie zog sich etwas in ihm zusammen, wenn er den Gryffindor so reden hörte. „In Ordnung. Bleibt trotzdem die Lehrer-Schüler-Misere.“ schob er seine Gedanken über den Schüler beiseite. Dieser überlegte. „Weiß Dumbledore dass wir... verheiratet sind? Kann er es erfahren?“ kam ihm der Gedanke. „Ich denke nicht, dass er sich über die volle Wirkung des Trankes, im Klaren war. Aber sagen Sie es mir, Potter. Sie scheinen gewusste zu haben, was auf mich zukommt.“ sagte Snape und sah seinen Schüler nun eindringlich an. Harry nickte bedächtig und fing an die Ereignisse nach Snapes Verschwinden zu schildern. „Umbridge wurde entlassen. Dumbledore ist ihr ins Büro gefolgt und hat dann diesen Trank bekommen. Sie hat ihm erzählt, wie er es anwenden muss. Sagte nur, dass Sie ihn dann nicht mehr betrügen können, aber was genau das war, hat sie nicht erwähnt. Also wären wir vor dem Direktor vorerst sicher. Umbridge hat mich entdeckt und mich eingesperrt. Ich konnte die Zwillinge kontaktieren und sie haben mich dann befreit. Denen muss ich auch noch Rede und Antwort stehen.“ fiel es dem Gryffindor wieder ein. „Wieso konnten Sie sich nicht selbst befreien?“ wollte Severus wissen. „Umdridge hat mir meinen Zauberstab abgeknöpft.“ Unbehagen sprach aus dieser Antwort. Snape sah ihn daraufhin missbilligend an und Harry wusste, dass seine Verteidigungsstunden nun kein Erbarmen mehr kennen würden. Nicht das Snape schon vorher zimperlich gewesen war. Doch man brauchte es nicht schriftlich um zu wissen, dass es nun eine ganze Ecke härter werden würde. „Accio Harry Potters Zauberstab.“ murmelte sein Lehrer und tatsächlich kam Harrys Zauberstab nur wenige Sekunden später durch den Türspalt geschlüpft und landete in der Hand des älteren. Der besah sich das Stück noch genauer ehe er ihn mit den Worten „Er wurde nicht manipuliert.“ an Harry zurück gab. „Danke, Professor!“ meinte Harry aufrichtig, während Snape nur irgendetwas unverständliches zurück brummelte. Danach war es eine Weile still. Jeder hing seinen Gedanken nach und beide fühlten sich auch ein wenig unbehaglich. „Haben Sie Tee?“ fragte der Gryffindor schließlich. Beide wussten, dass sie diese Situation erst einmal sacken lassen mussten, und eine Tasse des warmen Getränkes würde dabei sicher unterstützend sein. „Wenn Poppy nicht alles durcheinandergebracht hat, dann erster Schrank rechts vom Fenster aus.“ gab ihm Severus die Auskunft. Seine Stimme klang viel milder. Offenbar begrüßte er den Gedanken eines Tees ebenso wie Harry. Der erhob sich von dem Sofa und ging in die Küche. Zufrieden stellte der Lehrer nach ein paar Momenten fest, dass der Schüler nicht so viel Lärm machte wie die Heilerin. Snape runzelte die Stirn. Genau genommen, machte Harry gar keine Geräusche. Bei dieser Tatsache misstrauisch geworden, machte sich Severus selbst auf den Weg in die Küche. In der Tür blieb er stehen und konnte einen Gryffindor entdecken, der sich beinahe kamikazeartig durch den Raum bewegte. Auf Socken ging er über die kalten fließen, hatte sehr vorsichtig einen Stuhl vor den Schrank gestellt, um an die Tee-Dosen zu gelangen. Dabei stellte er übervorsichtig ein paar Teller zu Seite um an das restliche Tee-Equipment zu kommen. Snape wunderte sich sehr über diese Gebaren bis ihm schließlich Harrys Erinnerungen wieder einfielen. Er musste oft das Essen zubereiten. Und seine Verwandten wollten nicht gestört werden. Morgens beim Schlafen, Mittags beim Fernseh gucken, was auch immer. Wenn es doch mal ungewollt klirrte, war immer ein sehr fetter Mann zu ihm gestürmt und war ihn meistens sehr grob angegangen. Snapes Hand ballte sich zur Faust und seine Zähne pressten sich fest aufeinander als er wieder an diese Bilder dachte. Offensichtlich war die Vorsicht in der Küche zum Automatismus für Harry geworden. Es machte ihn wütend. Wütend auf den Mann, namens Vernon und seine Familie und Severus war auch wütend auf sich. Auch wenn Harry nicht nachtragend schien, er selbst würde sich das unmögliche Verhalten ihm gegenüber nicht so schnell verzeihen. Leise platzierte er sich neben dem Schüler, der ihn nicht bemerkt hatte. „Sie können sich hier normal bewegen. Keiner nimmt Ihnen Hintergrundgeräusche Übel. Sie sind eine angenehme Bestätigung dass jemand noch da ist.“ sagte Severus. Harry hatte sich über das plötzliche Auftauchen so erschrocken, dass er die Teekanne fallen ließ. Da der Professor genau neben ihm stand, viel sie ihm quasi in die Hände und er konnte sie vor einem Zerschellen bewahren. „Sehen Sie?“ meinte er und blickte nach oben zu den jungen Potter. Was er da sah, versetzte ihm ein Stich in seine Brust. Angstvoll sah ihn sein Schüler an. Harry rechnete mit Ärger. So wie er sich verspannte mit körperlichen Ärger. Severus schaute kurz weg um sich seine erneut aufkochende Wut auf diese unmögliche Familie nicht anmerken zu lassen. Leise atmete er durch und sah Harry wieder unverbindlich an. „Schnappen Sie sich die Dosen und den Teefilter.“ forderte er seinen Schüler auf. Der folgte verunsichert der Anweisung. Nachdem Harry alles in der Hand hatte, schlang Snape spontan seinen Arm um die Beine des Gryffindors, so dass Harry fast auf seiner Schulter saß und trug ihn so zur nächsten Arbeitsfläche, wo er ihn dann runter ließ. Der Gryffindor hatte überrascht aufgequietscht, war aber, als er wieder unten war, ganz still. Abwartend und immer noch in mentaler Schutzhaltung sah er seinen Lehrer an. Snapes Ausdruck war milde. Es sah nicht so aus, als wenn er gleich einen Ausbruch befürchten musste. „Wir machen den Tee zusammen. Einen versauten Tee, kann ich heute nicht auch noch gebrauchen.“ informierte er seinen Schüler. Das holte Harry aus seiner Starre. Das war ein Terrain mit dem er umgehen konnte. „Sie tun so, als wäre Tee zuzubereiten schlimmer als Tränke brauen. Da kann doch kein großer unterschied drin liegen.“ „Sie würden sich wundern.“ meinte Snape nur kryptisch. Es stellte sich heraus, dass Tee zuzubereiten keinesfalls schwieriger war als Tränkebrauen. Auch wenn es tatsächlich Handgriffe gab, die Harry nicht kannte. Um sich das nicht anmerken zu lassen kabbelte er sich die ganze Zeit mit seinem Lehrer, der die Absichten natürlich durchschaut, aber sich einfach darauf eingelassen hatte. Nach einer Viertelstunde saßen sie auf die sich gegenüberstehenden Sessel im Wohnzimmer und tranken ihren Tee. „Wie war's bei Voldemort?“ fing Harry dann im Plauderton an. Snape verschluckte sich ob dieser Betonung gleich an seinem Getränk. „Hervorragend. Wir haben uns gut unterhalten, es war beinahe langweilig.“ stieß er sarkastisch hervor. „Schön, grüßen Sie ihn das nächste mal von mir.“ spielte Harry das Spiel mit. „Besuchen Sie ihn doch selbst mal. Er wird sich wie ein Großvater, der sein Enkelkind ewig nicht mehr gesehen hat, freuen und Sie mit allerlei undefinierbaren, aber durchaus gut gemeinten Dingen vollstopfen.“ „Hat er das bei Ihnen gemacht?“ fragte Harry. Diesmal ernst, also wurde es Snape auch. „Es gab heute einen Test. Einige der Todesser hatten sie Möglichkeit aufzusteigen. Darunter war auch ich.“ „Was mussten Sie machen?“ Harry versuchte neutral zu klingen, doch die leichte Sorge war herauszuhören. Snape wurde es warm, als er das bemerkte. Dann sah er Harry direkt an. „10 Tränke, 8 sofort tödlich, 2 gefährlich aber möglich zu überleben.“ „Scheiße.“ entfuhr es dem Jungen. „Was haben Sie gewählt?“ „Ein Narkosemittel. Es hat mich, kaum als ich in Hogwarts war, umgehauen. Poppy hat mich gefunden und mir ein Gegenmittel verabreicht.“ Obwohl Harry den Ausgang der Geschichte kannte, atmete er erleichtert die Luft die er angehalten hatte aus. Er ließ sich in den Sessel zurücksinken und nahm noch einen Schluck. „Wieso haben Sie eine Gleichstellung formuliert?“ wechselte der Professor das Thema. Snape war froh, dass Harry diesen Schritt gemacht hatte, aber ohne das hätte dieser ihn doch besser kontrollieren können. „Es war nicht fair.“ lautete die simple Antwort. Nach kurzem überlegen fügte Harry noch hinzu: „Außerdem: Sie können mich zwar nicht umbringen, aber Ihre Launen will ich nicht erleben, wenn ich es ausgenutzt hätte.“ „Hätten Sie es denn ausgenutzt?“ wollte Snape wissen. „Definitiv“ antwortete der Gryffindor provozierend und sah sich plötzlich für den Rest des Tages mit schweißtreibendem Verteidigungsunterricht in Form eines verstimmten Tränkemeisters konfrontiert. Kapitel 15: Weihnachten ----------------------- Damit hättet ihr nicht gerechnet, oder? Aber ich wollte heute unbedingt das Kapitel noch schreiben, weils in der Geschichte nun mal auch gerade Weihnachten ist. Also viel Spaß damit : ) Und: Frohe Weihnachten! ------------------------ Weihnachten Es war der Morgen am 24. Dezember als Harry die Augen aufschlug und heftiges Schneetreiben am Fenster erkennen konnte. Sofort lächelte er. Auch wenn er so gut wie alleine Weihnachten verbringen würde, so umgab ihn der Zauber zu dieser Zeit auch in diesem Jahr. Gerade als er sich vom Fenster wegdrehte tauchte ein undeutlicher Schemen am Horizont auf. Harry kniff die Augen zusammen um es besser sehen zu können. Es schien näher zu kommen. Nach wenigen Sekunden konnte er 2 waagerechte Linien die sanft auf und ab schwangen ausmachen. Ein Vogel! Da er direkt auf ihn zuflog, öffnete Harry schnell das Fenster. Der kalte Wind stieß unzählige Schneeflocken in das Zimmer die wild durcheinander und umeinander tanzten. Die Augen des Gryffindors funkelten bei diesem Anblick. Das sah herrlich aus! Nur wenige Momente später flog auch eine weiße Eule elegant durch das Fenster und setzte sich auf eine freie Stuhllehne. Nach dem Landen schüttelte sie sich um die Federn zu richten und blickte dann mit einem von Glückseligkeit leuchtenden Blick zu seinem Empfänger. „Hedwig!“ begrüßte er seine Gefährtin und hielt ihr seinem Arm hin. Bereitwillig wechselte sie ihren Platz und schnäbelte vertrauensvoll an seiner Wange. „Du hast Spaß gehabt.“ stellte er fest. Das Tier gurrte zur Bestätigung. Dann fielen ihm die Päckchen auf, die der Vogel beim Landen auf das Bett geschmissen hatte. Vier an der Zahl. Und ein Brief. Die waren Bestimmt von Hermine und Ron! Beziehungsweise von den Weasleys. Der junge Potter setzte sich zu seinen Sendungen und fing an sie auszupacken. Das Erste wonach er griff, war von Hermine. Es war klein aber kompakt. Seine Vermutung bestätigte sich, als er ein in Leder gebundenes Buch hervorholte. Es enthielt Heilzauber, die zu seiner großen Überraschung auch Sprüche aufzählten, die haarscharf an schwarzer Magie vorbeischrabbten. Ob Hermine sich dessen Bewusste war? Mit Sicherheit. Wahrscheinlich hatte sie dieses Buch noch vor ihm gelesen. Rons Geschenk war einfallslos aber pragmatisch. Wie jedes Jahr bekam er von ihm ein Besenpflege-Set und Süßigkeiten. Dankbar war er trotzdem dafür. Das dritte Paket fühlte sich weich an und Harry konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Er wusste was da drin war. Und richtig, er holte einen selbstgestrickten Pullover von Molly hervor. Zu seiner Verwunderung bemerkte er, dass er jedoch nicht wie üblich seinen Anfangsbuchstaben auf der Brust trug. Stattdessen war das Kleidungsstück schlicht in einem dunklen Grün gehalten. Einfach, aber bisher die beste Idee von der Weasley-Mutter. Es folgte das letzte Paket. Hier hatte er keine Ahnung wer das sein könnte. Vorsichtig packte er es aus und hielt am Ende ein Buch über Notfall-Kräuter, die überall zu finden waren, in den Händen. Aus einem Impuls heraus öffnete er den Buchdeckel und fand darin eine Karte vorliegen. »Frohe Weihnachten Harry. Ich wusste nicht was du magst, deshalb habe ich dir einfach was Persönliches geschenkt. Neville« Erst nach dieser Nachricht erkannte der Gryffindor, dass das Buch schon paar Jahre auf dem Buckel haben musste. Einige Seiten hatten Eselsohren und der Einband hatte auch schon gelitten. Harry war gerührt von Nevills Geste. Und für seinen Heiler-Traum wäre das Buch sicher nur zuträglich. Nun war nur noch der Brief übrig. Der Umschlag war nicht beschriftet. Halt, das stimmt nicht ganz. Nach mehrmaligem Wenden, sah er Initialen in der unteren Ecke. S.S. Der Brief war von Professor Snape! Unbedacht öffnete er den Brief und sah sich plötzlich mit Katzenohren auf seinem Kopf konfrontiert. Ungläubig ertastete er die weichen Lauscher um sich zu vergewissern, dass er sich das nicht einbildete. Warum ist das passiert? Völlig perplex las er die Zeilen. »Sie waren wirklich so töricht und haben diesen Brief ohne ihn vorher zu untersuchen geöffnet. In diesem Falle finden Sie sich heute um 18 Uhr vor meinem Büro ein.« Der Brief musste 2 verschiedene Inhalte haben und je nachdem wie Harry sich verhalten hat, stand dort der entsprechende Text. Frustriert seufzte der Schüler auf. So was Blödes! Arbeiten an Weihnachten. Und dann fiel ihm etwas ein. Zwar nicht geplant, aber den Spaß würde er sich nicht nehmen lassen. Eilig schrieb er einen Zettel und schickte Hedwig nochmal los. Harry schlich sich wenige Stunden später - es war kurz vor 18 Uhr - durch die Gänge. Das Schloss war leer, eigentlich musste er nichts befürchten. Außer Dumbledore. Harry und sein Mentor waren zu dem Schluss gekommen, dass der Direktor, nun, da Umbridge ihn nicht mehr kontrolliert, umso gefährlicher für den Gryffindor sein könnte. Die Inquisitorin war weg, aber nicht der Gegenstand, der Dumbledore manipuliert. Albus könnte nun umso leichter seinem Wunsch, den Schüler aus dem Weg zu räumen, verfallen. Doch Harry blieb zum Glück unbehelligt. „Sie sehen niedlich aus, Potter.“ war der trockene, feixende, beinahe amüsierte und alles was sonst noch auf übermäßige selbstzufriedenheit schließende Kommentar Snapes als er die Tür geöffnet hatte. Harry warf ihm einen derart angepissten Blick zu, wie es keine Katze hätte besser hinkriegen können. Und in diesem Moment wünschte er sich, er hätte mehr von diesem Tier bekommen. Die Krallen zum Beispiel. Das Gebiss hätte es auch getan. „Ich hätte von Ihnen einen Schnabel oder eine Schlangenzunge erwartet. Aber Katzenohren?“ „Soweit hergeholt ist das gar nicht. Es ist immerhin Ihrem Haus entsprechend. Ich zeichne eine tölpelhaften Schüler sicher nicht mit einem Merkmal meines Hauses aus.“ sagte Snape und ließ Harry ein. Dummerweise passten sich diese verflixten Ohren seinem Gemütszustand an, welche nun seitlich abstanden. Snape gab sich wirklich alle Mühe ernst zu bleiben, doch seine Gesichtsmuskeln zucken verdächtig. Im Wohnzimmer angekommen musste Harry feststellen, das sich nichts an dessen Zustand verändert hatte. Keine Dekoration, keine Weihnachtskugeln, kein Baum. Empört schaute der Schüler den Professor an. Der ließ sich jedoch nicht zu einer Stellungnahme hinreißen. Das veranlasste den Schüler ein kleines Paket aus seinem Umhang zu ziehen und es dem dunklen Mann hinzuhalten. „Hier, Charles Dickens hat über Sie geschrieben.“ sagte der Gryffindor und drückte ihm ein provokant in Rot eingepacktes Päckchen mit goldener Schleife in die Hände. Beinahe angeekelt hielt der Hauslehrer der Slytherins es promt von sich. „Was ist das?“ „Ein Geschenk. Ich hätte es ja gerne unter den Baum gelegt, aber den scheinen Sie vergessen zu haben.“ „Alternativ kann ich den Kamin empfehlen.“ schlug Severus aalglatt vor. Als Harry ihn nur mit auffordernden Blick anstierte, riss er frostig und ohne mit der Wimper zu zucken das Papier mit einem Ruck auf. Der Inhalt entpuppte sich als ein Buch. „Eine Weihnachtsgeschichte?“ „Kennen Sie es?“ „Wie gesagt, ich mag kein Weihnachten.“ „Es ist ein Klassiker.“ „Ich mag Weihnachten immer noch nicht.“ „Wieso nicht?“ wollte Harry wissen. Doch Snape entbehrte sich einer Antwort. Wieder so ein Geheimnis, dass er nur mit Okklumentik aus ihm herausquetschen könnte. Wenn er besser als sein Mentor war. Irgendwann... in hundert Jahren. Harry seufzte. „Nicht mal Plätzchen? Ich könnte welche machen.“ Die Augenbraue. „Wo wollen Sie denn Plätzchen backen?“ spottete Severus. Harrys Augen huschten nur für den Bruchteil einer Sekunde an Snape vorbei. Der folgte dem Blick und erkannte als Zielort seine eigene Küche. „Träumen Sie weiter. Sie werden da drin mit Sicherheit keine Mehlbombe zünden!“ Ein frustriertes Schnauben entwich dem Gryffindor. „Sir, ich schwöre, dass ich jeden Ihrer Briefe drei Mal untersuche, aber können wir nicht wenigstens über Weihnachten eine Pause machen?“ jammerte Harry. Ja, der Unterricht war verdammt wichtig, aber der Junge brauchte dringend eine kleine Auszeit. „Ich hätte Sie so oder so für heute hierher bestellt. Der Trank ist fertig.“ ließ Snape ihn wissen. Überrascht schaute Harry auf und sein Herz fing schneller an zu schlagen. Der Trank für die Augenkorrektur! Den letzten Monat hatte das Gebräu geruht. Die letzte Zutat die sie zugegeben hatten, sollte einen Farbumschwung bringen, doch ist die Reaktionszeit ziemlich variabel. Mal dauert es nur eine Woche, aber es gab auch Berichte von einem halben Jahr. Was die unterschiedlichen Reaktionsdauer verursacht, hat bis jetzt noch niemand herausgefunden, aber in ihrem Fall hatten sie sich darauf geeinigt, dass Snape ihm Bescheid sagen würde, sollte es soweit sein. Und das ist heute. Ob Snape das geplant hatte? Der Tränkemeister schien wie üblich jeden Gedanken des Gryffindors lesen zu können, denn ohne die Frage gestellt zu haben antwortete er. „Nein, wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich so einen kitschigen Zeitpunkt bestimmt nicht gewählt. Ich ahnte wann in etwa der Trank fertig ist. Dass es nun ausgerechnet heute sein würde, wusste ich jedoch bis zum Schluss nicht.“ Während er gesprochen hatte, war er zu seiner Labortür gegangen, hatte sie geöffnet und ihm auffordernd zugenickt. Harry bemühte sich seine Aufregung nicht anmerken zu lassen. Sein Herz klopfte bis zum Hals und nahm ihm die Energie einen klaren Gedanken zu fassen. Er würde ohne Brille sehen können! Diese Vorstellung war irgendwie berauschend. Als sie den Kessel erreichten, beugte sich der Schüler neugierig darüber um die derzeitige Farbe und Konsistenz zu betrachten. Seine Katzenohren waren gerade aufgestellt und drehten sich ganz leicht um nichts zu verpassen. Von der Seite aus konnte er Snape husten hören, das arg nach einem getarnten Auflacher klang. Der Gryffindor wollte ihm einen missmutigen Blick zuwerfen als ihm ein schwarzes Tuch hingehalten wurde. „Hier, binden Sie es sich, nachdem Sie es getrunken haben, um.“ Diese Forderung quittierte Harry mit einem misstrauischen Blick und Snape setzte zur Erklärung an. „Ihr Augenlider müssen nach der Einnahme geschlossen sein und sollten so wenig Bewegung wie möglich fabrizieren. Halten Sie Ihre Augen nur gerade aus. Die Augenbinde hilft dabei.“ „Für wie lange?“ „Etwa 2 bis 3 Stunden. Dann sollte der Trank seine Wirkung getan haben.“ Harry bekam noch eine Kelle in die Hand gedrückt und dann ging es los. Er schöpfte ein wenig aus dem Gefäß ab und führte es an den Mund. Das Gebräu schmeckte widerlich. Süß und gleichzeitig schwefellastig. Er musste ein Würgen unterdrücken. Snape verkniff sich einen Kommentar. Der Geschmack war so penetrant, dass er glatt die Augenbinde im Anschluss vergaß, also übernahm Severus den Part. Harry spürte einen leichten und schmeichelnden Stoff der über seine Haut in Augenhöhe strich und dann war es dunkel. Der Tränkemeister stand direkt hinter ihm und er fühlte die Wärme die von ihm ausging. Der Professor knotete gerade die Enden zusammen, doch ihn so nah hinter sich zu spüren machte den jungen Potter ziemlich wuschig. Wieder so eine Reaktion, die er nicht richtig einordnen konnte. „Ich führe Sie.“ die tiefe vibrierende Stimme klang verdächtig nahe an seinem Katzenohr. Die Gänsehaut ignorierend, ließ er sich von Snape, dessen Hand mittlerweile auf seiner Schulter weilte, aus dem Labor leiten. Er bugsierte den Schüler in ein Sessel und setzte sich in den gegenüber. „Jetzt heißt es warten.“ Und Harry wartete. Er war immer noch ein wenig irritiert von den Gefühlen die er gerade verspürt hatte, saß in dem Sessel und rührte sich fast nicht. Mit der Zeit beruhigte er sich und nahm immer mehr Geräusche war. Der Kamin war an. Manchmal ein Flügelschlagen an den Fenstern. Ein sanftes Rieseln, dass er nicht identifizieren konnte. Sogar Snapes leises Atmen hörte er. Und das umblättern von Seiten! „Können Sie mir etwas vorlesen?“ war sein spontaner Einfall. Auch wenn Harry nichts sehen konnte, wusste er, dass ihn der Lehrer wohl ziemlich entgeistert anschauen musste. Und die Stimme gab ihm recht. „Ich soll was?“ Im selben Moment fand auch Harry, dass das eigentlich eine Schnapsidee war, die aus einem Wunsch herrührte, der ihm in der Vergangenheit verwehrt wurde. Mittlerweile war der Schüler wohl zu alt dafür, aber früher hatte er sich oft gewünscht vorgelesen zu bekommen. Er hatte es sich immer entspannt und heimelig vorgestellt. Der Schüler verzog das Gesicht. Er würde besser einen Rückzieher machen. Doch ehe er etwas sagen konnte, hörte er die tiefe und seidenweiche Stimme von dem Tränkeprofessor die ihm tatsächlich aus dem Buch vorlas, das er gerade aufgeschlagen hatte. Harry grinste, als er feststellte, dass es »Eine Weihnachtsgeschichte« war. Der Schüler lehnte sich zurück und entspannte sich merklich. Er entspannte sich so sehr, dass er im Sessel einschlief. Mit einem Lächeln auf den Lippen. Kapitel 16: Doppelpack ---------------------- Hallo! Ich wünsche euch ein frohes neues Jahr und hoffe, dass ihr gut reingerutscht seid! Diesmal also ein Kapitel am Samstag. Ich kann zurzeit einen regelmäßigen Tag nicht garantieren. Mein Workload wir mehr und mehr. Aber alle 1-2 Wochen soll ein neues Kapitel kommen. Dann wie immer: Viel Spaß : ) -------------------- "Harry, jetzt warte doch mal!" "Genau, wieso hast du es so eilig?" Harry warf seinen Freunden nur ein ungeduldigen Blick zu und stapfte weiter zielstrebig geradeaus. Es war der letzte Ferientag und alle Schüler, die nachhause gefahren waren, kamen heute wieder zurück. Darunter auch Ron und Hermine. Er hatte die beiden händchenhaltend am Bahnhof aufgegabelt und führte sie nun ab von dem Schülerstrom auf einen Pfad, der in den verbotenen Wald reichte. Ron wurde schon ein wenig nervös, aber Harry lachte nur. Ihm ging es ausgezeichnet. Am Rande des Waldes aber sichtgeschützt, blieb er stehen und drehte sich zu seinen Freunden um. Die sahen ihn fragend an. Der Blick wich auch nicht, als ihnen ihr Freund seine Brille entgegenstreckte. Ron nahm sie ihm ab. "Was willst du uns damit sagen, Harry? Das ist deine Brille." Doch ehe Harry etwas sagen konnte, schnappte sich Hermine die Brille aus der Hand ihres Freundes und hielt sie gegen das Licht. Sie hatte es richtig gesehen. Das Reflektieren der Gläser fehlte. Sie steckte einen Finger durch den Rahmen und traf auf keinen Widerstand. "Harry..." hauchte sie und sah wieder zu den Schwarzhaarigen. Der grinste. Wenn möglich noch breiter als eben schon. "...Du kannst ohne deine Brille sehen! Ihr habt den Korrekturtrank fertig bekommen!" erkannte nun auch Ron, nachdem er Hermines Verhalten beobachtet hatte. Das Mädchen mit der wilden Lockenmähne queitschte erfreut auf und umarmte den jungen Potter. "Wann?" "Zu Weihnachten." Das bescherte ihm zwei verdutzte Gesichter, welche Harry mit einem amüsierten Kopfschütteln quittierte. "Nein, unbeabsichtigt. Snape ist keine Weihnachtsfee." Harry erinnerte sich mit einem Schmunzeln an den Tag nach Heiligabend zurück. Der Schüler hatte die ganze Nacht auf dem Sessel verbracht, nachdem er eingeschlafen war. Deshalb wachte er auch wie gerädert auf. Die Augenbinde war noch auf, stellte er als erstes fest. Die Katzenohren waren weg, fiel ihm als nächstes auf. Und jemand hatte ihn zugedeckt. Snape wahrscheinlich. Er fühlte eine weiche Tagesdecke unter seinen Fingern. Ihm fielen die Begebenheiten des Vorabends ein und sein Herz fing plötzlich an bis zum Hals zu hämmern. Etwas zittrig griff er zu der Augenbinde und schob einen Finger darunter. Langsam schuf er einen Spalt durch den er sehen konnte. War das die Lehne des gegenüberliegenden Sessels? Harry überbrückte den letzten Rest und nahm die Augenbinde ganz ab. Und er sah alles! Die Maserung vom Holztisch, die tanzenden Ausläufer der Flammen im Kamin, den Staub der im Lichtstrahl der Sonne glitzerte. Er konnte die Titel der Buchrücken von hier aus erkennen! Das Bücherregal stand auf der anderen Seite des Raumes! Harry entfuhr ein glückliches Lachen. Er sprang auf, ging zu den Büchern und strich über das Leder. An den Ecken sah es schon ein wenig verbraucht aus. Dann hörte er ein Klappern aus der Küche. Harry schlich dorthin und sah Snape, der gerade 2 dampfende Tassen – in einer Kaffee, die andere Tee - hielt und sich in diesem Augenblick zu ihm umdrehte. Mit zwei vollen Händen war es dem Tränkemeister nicht möglich zu reagieren, als der Schüler überglücklich auf ihn zu gestürmt kam und ihn einfach so umarmte. Severus hätte es niemals zugegeben, aber er war etwas überrumpelt. Deshalb stand er nur still da und ließ die Umarmung über sich ergehen. Harry löste sich auch relativ schnell wieder von ihm und strahlte ihn an. Seine Augen leuchteten. Und zum ersten mal sah Snape nicht Lily darin. Es waren Harrys. "Danke." sagte der Jüngere. Noch nie kam dem Lehrer ein Danke so ehrlich vor wie dieses. Und es tat seiner Seele gut. "Nun, eigentlich haben Sie den Trank gebraut." stellte er trotzdem nüchtern fest. „Sie wissen, was ich meine. Sie haben mich angeleitet. Wir wissen beide, dass ich ohne Sie das Ding in den Sand gesetzt hätte.“ „Seit wann so einsichtig?“ „Ehrlich, ich bin gerade ziemlich überwältigt. Aber seien Sie unbesorgt, wahrscheinlich werde ich mein Eingeständnis nachher noch bereuen.“ Dem Tränkemeister lag ein spöttischer Kommentar auf den Lippen doch Harry fuhr unbeirrt fort. „Ich meine, ich kann sehen! Alles! Kleinste Details! Das Schuppenmuster der Tasse, dort hinten im Regal, oder den Sprung der Blumenvase, die Sie gerade als Ersatzkessel missbrauchen, oder hier: die Kräuterkrümel am Rande des Tisches. Oder....“ Snape schaltete ab. Der Gryffindor war so gefesselt von seiner neuen Fähigkeit des Sehens, dass er alles um sich herum - besonders jegliche antrainierte Distanz, geistig wie körperlich, ihm gegenüber – vergaß. Er versuchte stattdessen sich einen gedanklichen Tagesplan zusammenzustellen. Doch der nicht gänzlich zu ignorierende Redefluss Harrys hemmte seine Planungsgeschwindigkeit enorm. Einerseits erfüllte ihn die Freude des jungen Potters mit einem warmen Gefühl in der Brust doch gleichzeitig musste er gegen den starken Drang kämpfen ein Silencio über seinen Schüler zu sprechen. Merlin, diese widersprüchlichen Gefühle waren anstrengend. "Und ich kann Ihre Falten sehen." Sofort war Snape wieder im Hier und Jetzt und funkelte den Schüler böse an. "Es sind gar nicht so viele." ergänzte der junge Potter frech. Snape rollte mit den Augen und drückte beinahe entnervt Harry die Tasse in die Hand. "Mister Potter, könnten Sie Ihren Tee trinken und dann bitte abhauen? Ich kann Sie gerade nicht ertragen." Harry sah in stumm an. Er kniff die Augen zusammen und sah aus, als wenn er sich auf irgendetwas konzentrieren würde. „Sie können jetzt viel mehr sehen, aber so scharf, dass Sie den Geist lesen können, sind Ihre Augen nun auch wieder nicht.“ spottete der Lehrer zynisch zurück, als er Harrys Versuch, seine schlechte Laune zu durchschauen, erkannte. „Ich bin Ihnen zu fröhlich.“ wagte Harry trotzdem eine Analyse. „Fast.“ „Hab ich Sie beleidigt?“ „Kälter.“ „Sie mögen es nicht, wenn man sich bedankt?“ „Noch kälter.“ „Sie mögen mich einfach nicht.“ Snape zögerte kurz indem er Harry einen flüchtigen Blick zuwarf und dann anschließend mit unveränderter Tonlage fortfuhr. „Eiskalt.“ Harry wusste, dass es ein Fehler wäre, jetzt ausführlicher darauf einzugehen und zwang sich deshalb seine aufkommende Freude darüber nicht all zu offensichtlich über sein Gesicht huschen zu lassen. Bemüht unbeeindruckt analysierte er weiter. „Aber ich gehe Ihnen auf die Nerven.“ „Wärmer.“ „Sie sind ziemlich kurz angebunden.“ „Das sollte Ihnen zu denken geben.“ Nun fiel der Groschen. „Ich rede zu viel.“ Dafür hatte Snape nur noch ein Nicken übrig. „Und ich dachte gute Laune ist ansteckend.“ „Nicht vor dem ersten Kaffee.“ Harry akzeptierte die Tatsache, dass sein Lehrer ein Morgenmuffel war und setzte sich ohne, dass eine weitere Silbe seine Lippen verließ, zu seinem Professor an den Küchentisch. "Sie sollten jetzt mehr denn je aufpassen. Umbride ist weg. Sie kontrolliert Dumbledore nicht mehr. Nachdem was Sie mir erzählt haben, hat Sie ihn angewiesen. Nun fehlen die Anweisungen und der Direktor wird bald eigenständig handeln." fing Severus nach seinem Kaffee und eine Scheibe Schwarzbrot an. Harry, der bis dahin aus dem Fenster geschaut hatte, blickte auf. "Haben Sie nichts ausmachen können? Ich dachte immer schwarze Magie ist zu spüren." "Ist sie auch. Selbst versteckte Objekte kann man, wenn man sich konzentriert, ausfindig machen. Ich war nun ein paar mal bei Albus aber weder an ihm noch in seinem Büro ist etwas derartiges zu spüren, geschweige denn zu finden gewesen." "Kann weiße Magie so etwas auch verursachen?" überlegte der Jüngere, aber Snape schüttelte nur mit dem Kopf. „Es wäre mir nicht bekannt. Allein die Tatsache, dass es darum geht Lebewesen zu manipulieren, fällt unter die Kategorie schwarze Magie.“ „Haben Sie mir nicht erst neulich weisgemacht, dass schwarze Magie gar nicht so übel ist?“ „Ist sie auch nicht. Nur extremer. Es erfordert sehr viel Verantwortung, wenn man sie benutzten will. Und das ist der große Punkt, der sie so gefährlich macht.“ „Weil wir sie gefährlich machen.“ vollendete Harry die Erklärung. „Ja.“ war die kurze Bestätigung Snapes bevor er das Thema wechselte. „Ich habe mir etwas überlegt. Dazu müssen Sie wissen, dass ich-“ Severus Ansatz wurde jäh durch ein Poltern aus dem Wohnzimmer unterbrochen. Harry schaute unsicher zu seinem Mentor, doch der schien nicht im geringsten überrascht. „Kommen Sie.“ forderte er ihn auf und ging aus der Küche. Harry folgte seinen Lehrer. Im Wohnzimmer angekommen, hätte der Gryffindor alles erwartet. Nur nicht Fred und George dort stehen zu sehen, die allem Anschein nach gerade über Snapes Kamin Einlass gefunden haben. „Oh hallo Harry! Was tust du denn hier?“ fragte Fred doch etwas überrascht. „Dito.“ gab der kleine Schwarzhaarige nur von sich und schenkte dem Tränkemeister einen fragenden Blick. "Sagten Sie nicht, sie müssten den Weasleyzwillingen noch etwas erklären?" antwortete dieser. Doch das schien Harry keineswegs dabei zu helfen die Situation in einem klareren Licht zu sehen. "Bei Ihnen?" "Auch ich möchte mich mit den beiden unterhalten. Setzen Sie sich." forderte der Professor alle drei auf. Nachdem jeder einen Platz gefunden hatte, fuhr Snape fort. „Danke, dass Sie meiner Einladung gefolgt sind. Bevor hier jedoch Licht ins Dunkle gebracht wird, muss ich darauf bestehen, dass Sie beide einen unbrechbaren Schwur darüber leisten, dass kein Wort, dass heute in diesem Raum fällt, über Ihnen nach außen dringt.“ forderte er und sah die Zwillinge dabei an. Fred schien nicht viel davon zu halten. „Sagen Sie Professor, wieso sollten wir das tun? Sie waren nicht besonders nett oder – und das ist noch viel gravierender – jemals fair zu uns.“ „Weil es dabei auch um Mr. Potter geht.“ Harry wusste, dass Snape wollte, dass er den beiden alles erzählte. Nur warum genau, war ihm noch nicht klar. Der Gryffindor sah seine ehemaligen Hauskollegen an. „Bitte. Es ist wirklich wichtig, dass ihr das macht. Kommt davon etwas an die Öffentlichkeit, kann es uns beiden das Leben kosten. Snapes ganz bestimmt.“ erklärte er. Die Twins horchten auf und sahen Harry mit besorgter Miene an. Schließlich nickten beide synchron und Snape war es, der den Schwur formulierte. „Sag mal Harry, wieso findest du dich hier so gut zurecht? Du musst doch ohne deine Brille kaum was sehen.“ Snape schnaubte nur und murmelte ein „Selbst blind würde er hier mittlerweile alles finden.“ Harry grinste und fing seinen irritierten Freunden von dem Korrekturtrank zu erzählen. Dass er auch ohne Brille nun alles sehen kann. Natürlich würde er trotzdem eine Brille tragen, das würde sonst gerade bei Dumbledore verdächtig wirken. „Wieso sollte sich Dumbledore daran stören?“ wollte George darauf wissen. Und Harry fing an zu erklären. Es folgte ein ausführlicher Abriss über die Geschehnisse der letzten Monate. Dass er von Snape in Heiltränke und zusätzlich in Verteidigung unterrichtet wurde. Dass sich daraus eine Koorperation entwickelte in dem Snape sein Mentor ist. Dass diese Koorperation aus dem Verhalten Dumbledores heraus resultierte. Es war offensichtlich, dass der Direktor eine Abneigung gegen den jungen Potter entwickelt hatte. Schließlich kam der Part, indem er erklärte, dass sie herausgefunden hatten, dass der Direktor manipuliert wird und von Umbridge gelenkt wurde. „Sie hatte mich übrigens eingesperrt. Danke dass ihr mich befreit habt. Wir haben ihr eine Falle gestellt und an diesem Tag wurde sie vom Ministerium endlich rausgeschmissen. Ich habe euch stehen lassen weil Umbridge dem Direktor einen Bindungstrank gegeben hat, der ihn und Snape aneinander ketten sollte. Ich musste das irgendwie verhindern.“ Die Zwillinge sahen zu Snape und es war ihnen deutlich anzumerken, dass ihr Kopfkino irgendetwas nicht sehr jugendfreies zeigte. „Noch so ein Gedanke und ich kann alles wie ein Unfall aussehen lassen.“ giftete er Tränkemeister. „Sie wissen doch gar nicht was wir gedacht haben. Sie können unsere Gedanken nicht lesen.“ „Doch kann er.“ grätschte Harry dazwischen. „Kann er nicht.“ war sich Fred sicher. „Doch kann er.“ beteuerte Harry nochmal. Die Brüder sahen sich an. Erst entgeistert, aber dann breitete sich ein entzücktes Grinsten auf ihren Gesichtern aus und sie schienen sich auf etwas zu konzentrieren. „Bei Merlin!“ entfuhr es dem Professor entnervt, als er die Bilder sah, die die Zwillinge ihm schon beinahe aufdrängten. Die Rothaarigen lachten und klatschten sich ab. „An was haben sie gedacht?“ wollte der Schüler wissen, doch Snape schenkte ihm nur einen bösen Blick. „Es kam Rosa drin vor.“ der Tipp kam von George. „Und eine Schürze.“ ergänzte Fred. „Eine Schürze?“ der junge Potter wusste damit noch nichts anzufangen. „NUR eine Schürzte.“ Und Harry dämmerte es. Er blickte kurz zu Snape, konnte aber das Bild nicht mehr aufhalten und wurde prompt knallrot bei der Vorstellung. Für seine Gedanken war Okklumentik nicht mal nötig. Und Snape. Der war beängstigen ruhig. Er saß da in seinem Sessel und stierte beinahe gelassen ins Leere. Ein kleiner wölfischer Ausdruck konnte man durchaus an seinen Augen hinein interpretieren. Zweifellos dachte er sich gerade etwas schreckliches für sie alle aus. „Da Sie so entspannt sind, gehe ich mal davon aus, dass Sie nicht an Dumbledore gebunden sind?“ lenkte George wieder auf das eigentliche Thema zurück. Severus ließ – nur vorübergehend, soviel ist sicher - von seinen Rachegedanken ab und antwortete beinahe nebensächlich. „Nein, ich bin es mit Mr. Potter.“ Das hatte gesessen. Alle Fassung samt Kinnlade viel aus den Gesichtern der Brüder. „Und dann nennt ihr euch immer noch beim Nachnamen?“ war das erste, was Fred dazu einfiel. Doch Snape antwortete bzw. ignorierte diese Frage, indem er die Wirkung des Trankes erklärte und erzählte, wie genau es denn dazu gekommen war. „Fremde romantische Gefühle werden mit Schmerzen quittiert? Oh Mann Harry, da hast du dir aber was eingebrockt. Hast du eine Ahnung wie viele Leute Interesse an dir haben?“ sagten die Rotschöpfe, nachdem er geendet hatte. Hätte jemand in diesem Augenblick auf Severus geachtet, hätte man seine Hand für den Bruchteil eines Moments verkrampfen sehen können. So zuckte der Potter nur mit den Schultern. Es war zu spät um irgendetwas zu bereuen. Aber er war ehrlich zu sich. Auch wenn er die komplette Wirkung vorher gekannt hätte, er hätte es trotzdem getan. Irgendwie würde er das schon überstehen. „Ist Dumbledore immer noch so komisch? Ich meine, jetzt da Umbridge weg ist?“ „Ja, vielleicht sogar noch schlimmer. Nun da er nicht mehr gelenkt wird, ist er unberechenbarer.“ Fred nickte nachdenklich ehe er sich straffte und zum eigentlichen Kern des Gesprächs vordrang. „Welche Rolle sollen wir in dieser Geschichte spielen?“ wollte er wissen. Severus beugte sich vor. „Fürs erste brauche ich Chaos.“ sagte er. Die Augen der Zwillinge leuchteten. „Gehört zum Service. Wie groß darf's denn sein?“ „So groß, dass Albus eine Weile beschäftigt ist. Vielleicht irgendetwas in der großen Halle. Ich will mich ungestört in seinem Büro umsehen. Irgendwo muss das verfluchte Ding doch sein, das ihn so verändert hat.“ erläuterte er seinen Plan. „Und längerfristig?“ „Ich würde Sie gerne als Verbündete mit ins Boot holen. Es werden zweifellos nicht weniger Schwierigkeiten auf uns zukommen. Wir werden Hilfe brauchen. Sie kennen nun die Geschichte. Sie stehen Mr. Potter treu zur Seite und Ihre Ziele entsprechen den Unseren.“ „Bitte sagen Sie nicht, dass Sie das in unseren Köpfen gelesen haben.“ „Dann sage ich nichts.“ Fred und Geoge erschauderten. „Also schön. Ron und Hermine wissen auch bescheid? Sechs gegen die Ungerechtigkeit der Welt.“ fasste George zusammen. „Wir sind dabei.“ Snape ließ die drei im Wohnzimmer allein um einen versteckten Plan mit Ort und uhrzeit für die Operation „Chaos machen“ zu erstellen. Harry nutzte die Gunst des Moments und zog die Weasleys näher zu sich heran. „Könnt ihr mir vielleicht noch 2 von diesen Armbändern herstellen?“ „Klar, aber wieso Harry?“ „Snape. Er boxt sich durch Schwierigkeiten und Notsituationen meistens immer alleine durch, weil er Spion ist. Ich weiß nicht ob er es annimmt aber Ich möchte, das er die Möglichkeit hat um Hilfe zu rufen. Er ist nicht mehr allein.“ „Du machst dir sorgen um die alte Fledermaus.“ stellte George fest und grinste. „Ja.“ sagte der Schüler nur. Ihm war es nicht unangenehm das zu bestätigen und die Zwillinge sicherten ihm das Versprechen zu, ihm so schnell wie möglich die Armbänder zu schicken. Als der Tränkemeister wiederkam verabschiedete sich Harry von allen um in den Gryffindorturm zu gehen und liegengebliebene Aufgaben zu erledigen. Als der Schüler raus war, wandte sich Snape nochmal an die Brüder. „Mr. Potter wird es in den nächsten Tagen, wenn der Unterricht wieder anfängt, nicht leicht haben. Es stehen ihm Dumbledore und ein Haufen Fans mit eher primitiven Absichten gegenüber. Ich werde nicht immer zugegen sein können. Bitte haben Sie, wie es Ihre Zeit zulässt, ein Auge auf ihn.“ „Haben Sie Harry gegenüber etwa ein Beschützerinstinkt entwickelt?“ den Beiden gelang es nicht auf den feixenden Unterton zu verzichten. Snape zuckte nur mit den Schultern, als ob er es selbst noch nicht wirklich wusste. „Offenbar. Aber vor allem Schulde ich ihm etwas.“ Auf den fragenden Blick der Zwillinge rang er sich eine Erklärung ab. „Dumbledore hat mich mit seinen erpressungsähnlichen Forderungen an sich gefesselt und damit mit meiner Seele jongliert. Obwohl mit der Bindung an Mr. Potter und eine vertragliche Kooperation mit ihm theoretisch eine neue Fessel dazugekommen ist, gibt eben er mir etwas, das mir bis jetzt niemand entgegengebracht hat. Vertrauen und Entscheidungsfreiheit. Und dieses Gut stärkt mein Pflichtgefühl und meine Loyalität ihm gegenüber mehr, als es eine Erpressung je könnte.“ „Sagten Sie gerade in extrem umständlicher Weise, dass Sie Harry mögen?“ kam ein Entschlüsserungsversuch. Sie lagen richtig. Das Bewies die Erwiderung. „Wie gesagt, ich kann es wie ein Unfall aussehen lassen.“ ---------- Anbei hat mich die Muse gepakt und ich habe 2 scribbels für meine FF gezeichnet. Die Erste ist dem Kapitel 9 zuzuordnen, die zweite gehört zu diesem Kapitel : ) Ich hoffe, ich nehme damit niemanden seine Fantasie mit einem vorgesetzten Bild. http://enaiba.deviantart.com/art/Scribble-Snarry-583207051 http://enaiba.deviantart.com/art/Scribble-Snarry-2-583207812 Kapitel 17: Chaos ----------------- Hallo! Dass ich heute noch ein Kapitel zustande kriege, hätte ich nicht erwartet. Ihr bestimmt auch nicht. Habt viel Spaß damit : ) ---------------------- Harry saß in der Großen Halle zusammen mit Ron und Hermine und auch Neville und Seamus haben sich zu ihnen gesellt. Zusammen bildeten sie eine Gruppe, die am Ende des Gryffindortisches saß und damit Abseits wirkte. Auch wenn Umbridges Vergehen schnell die Runde gemacht hatte und bei allen für Empörung sorgte, hatte das noch lange nicht zur Folge, dass Harry rehabilitiert war. Für einen Lügner wurde er immer noch gehalten, was dem Schwarzhaarigen im Moment nur recht war. Mittlerweile kannte er nun die ersten schmerzhaften Auswirkungen des Trankes der ihn und Snape aneinander band. Und ausgerechnet Rons Schwester Ginny war der Auslöser. Als die Schüler vor 2 Tagen aus den Ferien zurück nach Hogwarts kamen, war die Rothaarige auf ihn zu gestürmt und hatte ihn umarmt. Harry, der einfach eine Freundin begrüßen wollte, erwiderte diese Umarmung und wurde böse überrascht. Plötzlich hatte er ein fürchterliches Brennen auf der Haut gespürt und tausend Nadelstiche waren durch sein Körper gejagt. Er hatte Ginny fast von sich geschubst. Sie war ein wenig verwirrt über den abrupten Abbruch und schaute ein wenig besorgt, als sie Harrys blasses Gesicht bemerkt hatte. „Harry, alles in Ordnung?“ fragte sie und legte die Hand auf seiner Schulter. Seine Zähne pressten sich aufeinander. Das war zu nah. Es tat ihm in der Seele weh, aber er musste von ihr weg. „Klar, wir sehen uns dann später.“ hatte er hervor gepresst und war geflüchtet. Ron und Hermine war dies nicht entgangen und waren ihm gefolgt. Nachdem sie in den Raum der Wünsche eingekehrt waren, hatte er ihnen Rede und Antwort gestanden. „Meine kleine Schwester ist in dich verknallt?“ schlussfolgerte Ron, als alle Fakten auf dem Tisch lagen. „Oder ist zumindest auf dem besten Wege.“ murmelte Harry. Ihm war deutlich anzumerken, dass er eine Distanz nicht wollte. Ginny war immerhin einer der wenigen die ihm glaubten. Irgendwann würde sie merken, dass Harry auf Abstand ging und es würde die Gryffindor kränken. „Mann, was für eine Geschichte. Da sind wir nur eine Woche weg und -zack- bist du mit Snape verheiratet.“ der Weasley schüttelte sich bei der Vorstellung ihm wäre das passiert. Schnaubend fügte er hinzu „Sicher hat er nicht mit solchen Problemen zu kämpfen.“ Eine provisorische Lösung fiel dem Schüler zum Glück wenige Stunden später in die Hände. Er war gerade auf den Weg in Snapes Räume, als ihm Ginny über den Weg lief. „Harry, geht es dir wieder besser? Du sahst vorhin echt blass aus.“ begrüßte sie ihn. Wie ein aufgeschrecktes Reh blieb er stehen. „Äh ja... viel besser.“ stammelte er und bemühte sich um einen unauffälligen, aber ausreichenden Abstand zur jüngsten Weasley. „Wirklich?“ hakte sie nach und griff nach Harrys Hand. Sofort kam das Brennen wieder. Doch er brachte es nicht übers Herz sie wegzustoßen. „Bitte Ginny! Ich muss weiter.“ versuchte er sich herauszuwinden. Doch die Gryffindor lies seine Hand nicht los und er bemühte sich, keinen zischenden Schmerzlaut von sich zu geben. „Keine Schmonzetten in den Gängen, bitte. Mr. Potter, Sie wissen, dass ein zu Spät kommen nur noch längere Strafzeiten nach sich ziehen wird.“ Es war Snapes Stimme die schneidend und spöttisch durch den Flur hallte. Wenig später konnte man auch seine Silhouette erkennen. Harry war für dieses Timing so unendlich dankbar. Er löste sich und ging, wenn auch etwas wackelig, an seinen Professor vorbei zu dessen Räume. „Miss Weasley, sollten Sie nicht langsam in den Gryffindorturm gehen? Die Ausgangssperre beginnt in wenigen Minuten und Sie wollen doch nicht verantwortlich für ein Punkteverlust sein. Es fehlen nur noch 10 bis Slytherin Sie eingeholt hat.“ ein gemeines und zufriedenes Grinsen wurde Ginny zu Teil. Sie wurde daraufhin so blass wie Harry und ging schnellen Schrittes, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, davon. „Wie schlimm?“ war die erste Frage Snapes als sie beide das Labor betraten. Natürlich hatte er die Situation gleich verstanden. Harry fragte sich, wieso ihn das überhaupt noch überraschte. „Es ist ein Brennen und Stechen. Ich konnte fast nicht klar denken.“ schilderte der Schüler und fasste sich an den Kopf. „Oh Mann, ausgerechnet Ginny. Sie ist doch eine Freundin. Und Rons Schwester. Ich kann ihr nicht aus den Weg gehen.“ „Reichen Sie mir Ihren rechten Arm.“ forderte der Tränkemeister. Harrys Vertrauen reichte soweit, dass er das mittlerweile ohne Nachfrage tat. Während er seinen Ärmel hochkrempelte nahm Snape einen kleinen, fingernagelgroßen Stein aus einer Holzschatulle. Dann ging er zu seinem Schüler und drückte ihn nicht wie erwartet an den Arm, sondern hielt ihn an Harrys Armband, das er von den Zwillingen bekommen hatte. Der Lehrer zückte seinen Zauberstab und murmelte einen Spruch den der Schüler noch nie zuvor gehört hatte. Er bewirkte, dass der Stein mit dem Armband verschmolz. Danach besah sich der Gryffindor das Ergebnis genauer. „Das ist ein Benzoar.“ stellte er verblüfft fest. Sein Blick ging zu Snape. „Ich dachte, der ist nur gegen Gifte.“ „Ein Trank der Schmerzen bereitet, fällt natürlich nicht unter diese Definition. Im Grunde genommen gibt es gar keine Gifte.“ dieser Satz triefte nur vor Sarkasmus. „Aber es ist ein Bindungstrank gewesen.“ sagte der Jüngere verständnislos. „Und schwarzmagisch.“ ergänzte Snape „Also sind alle schwarzmagischen Tränke, Gifte?“ „Im Grunde genommen ja. Schwarze Magie fordert für seine Leistung immer einen Tribut. Schmerzen, Gefühle, das Leben... Das ist das Gift. Das ist der einzige Grund, wieso es sich von der weißen Magie unterscheidet.“ „So fasziniert wie Sie mir das erklären, würde ich behaupten dass die schwarze Magie Sie zu einem Sadisten gemacht hat.“ „Seien Sie unbesorgt, das wurde mir bereits in die Wiege gelegt.“ erlaubte sich Snape den Scherz. Fuhr dann aber fort. „Gifte haben, wie die schwarze Magie, mehrere Seiten. So können Gifte auch Gegengifte sein.“ „Das heißt, dieser Benzoar ist eine schwarzmagische Zutat?“ „Er ist eine Grauzone. Deshalb wird er Ihnen nur bedingt helfen. Aber er sollte das Ganze auf ein erträgliches Maß eindämmen können. Jedoch nur limitiert. Ich weiß nicht, wie es ist, wenn Ihnen ein Dutzend hinterherrennen.“ „Ich bin im Moment so unbeliebt wie Sie.“ war der trockene Kommentar Harrys. „Und andere behaupten, ich wäre nicht glücklich damit.“ schoss Snape zurück. „Machen Sie das eigentlich mit Absicht? Um Ihre Ruhe zu haben?“ „Nein, ich bin wirklich so unausstehlich.“ stellte Snape klar. „Im Übrigen haben mir die Zwillinge etwas für Sie mitgegeben.“ „Sie haben mit Fred und George gesprochen?“ „Ja, ich habe ihnen von Ihrem Vorschlag erzählt, das Chaos am Silvesterabend zu veranstalten. Ein Tag an dem eh viel gefeiert wird und ein aus den Fugen geratene Überraschung würde kein besonderes Misstrauen wecken, sondern viel mehr als Unfall eingestuft. Ich muss nicht erwähnen, dass die Augen der beiden bei diesem Plan abartig hell geleuchtet haben.“ erklärte der Lehrer und übergab Harry das Päckchen, dass die Twins ihm mitgegeben hatten. Der Schüler öffnete es noch auf der Stelle. „Oh super! Das haben sie aber schnell hingekriegt.“ freute sich Harry, als er die Armbänder erkannte. Sie waren aus breitem Leder. Sogar farblich hatten sie sich Gedanken gemacht. Harry schmunzelte bei der Vorstellung, dass das wahrscheinlich ihre Art war, sich bei Snape für die Gedankenbilder zu entschuldigen. Er hielt Severus eins der beiden Stücke hin. „Was ist das?“ „Ein Armband.“ „Ich trage keinen Schmuck.“ „Es ist schwarz.“ Snape verzog das Gesicht und nahm es entgegen mit dem festen Vorhaben es gleich in den nächsten Eimer verschwinden zu lassen. Doch sein Vorhaben wurde revidiert, als er etwas spürte. „Da liegt ein Zauber drauf.“ stellte er fest und Harry nickte eifrig. „Ja. Es sind Kontaktarmbänder. Wenn einer von uns Hilfe braucht, dann werden die anderen Armbänder, die in Verbindung mit diesem stehen, warm und drehen sich.“ „Sie wollen mich also jederzeit um Hilfe rufen können?“ Harry schüttelte über diesen völlig falschen Gedanken nur mit dem Kopf. „Nein. Eigentlich war es dafür gedacht, dass SIE nach Hilfe rufen können.“ „Wieso sollte ich Hilfe brauchen?“ „Ich vergaß! Voldemort gegenüber zu treten und seine Launen zu ertragen, machen Sie mit links. Ganz zu schweigen sich nun einem verhextem Direktor zu stellen. Ein Klacks.“ spottete der junge Potter. „Ich habe das bis jetzt gut alleine hingekriegt.“ verteidigte sich Severus. „Natürlich gab es nie den Moment, indem Sie fast gestorben wären, wäre der Zufall nicht zugegen gewesen.“ erinnerte der Schüler seinen Lehrer mit Sarkasmus. Snape sah ihn daraufhin nur böse an. „Bitte Professor. Wenn diese Kooperation bestehen soll, ist es eine Notwendigkeit, dass Sie leben.“ versuchte Harry nun eine rationale Begründung. Das schien den Lehrer tatsächlich zu ködern. Widerwillig legt er sich das Armband um. „Ich kann sie nicht leiden, Potter.“ „Ich Sie auch nicht, Professor.“ erwiderte Harry. Beide wussten, dass das gelogen war. Nun war also der Silvesterabend angebrochen und die Gruppe saß entspannt am Tisch. Und Harry, Ron und Hermine warteten auf das große Chaos. Neville und Seamus wussten ja von nichts. Wobei sich Harry nicht sicher war, ob Ron und Hermine wirklich auf das Chaos warteten, denn sie hatten nur Augen füreinander. Das veranlasste den Schwarzhaarigen den Blick öfters zum Lehrertisch schweifen zu lassen und auch Snape streifte öfters seinen Blick. Dumbledore verhielt sich unauffällig und ließ sich nichts anmerken. Um Mitternacht soll es los gehen. Zum Glück konnte er wieder normal mit Ginny reden. Zwar hatte er einen unangenehmen Druck in der Magengegend, aber dank des Benzoar war es aushaltbar. Kurz vor Mitternacht wurde für die meisten überraschend die Tür zu großen Halle aufgestoßen und die Zwillinge erschienen. Weil jeder wusste, dass die beiden die absoluten Entertainer waren, flog ihnen ein enormer Jubel entgegen. Die Lehrer jedoch schauten leicht panisch. Fred zwinkerte den Professoren zu und George bedeutete der Masse still zu sein. „Guten Abend währte Lehrer und Schüler von Hogwarts! Anlässlich unseres bestehenden Jahreswechsels haben wir an einer neuen Kreation gebastelt!“ Vom Lehrertisch war ein frustriertes Stöhnen von McGonnagal zu hören. Fred fuhr unbeirrt fort. „Das wollen wir euch natürlich nicht vorenthalten und laden zu einer exklusiven Vorstellung ein!“ „Ich halte das für keine gute Idee!“ erhob die Hauslehrerin von Gryffindor Einspruch. „Ein Veto von Ihnen? Als unsere ehemalige Hauslehrerin?“ Kam es gekränkt von George. „Eben drum!“ konterte die Hexe. Das brachte ihr jedoch nur empörte Rufe aus der Schülerschaft. Da nun 2 Lager aufeinandertrafen gab es nur eine Lösung. Alle schauten erwartungsvoll zu dem Direktor. Der schenkte den Zwillingen ein verschmitztes Lächeln und meinte zu McGonagall: „Gib ihnen den Spaß.“ Es folgte laute Begeisterung und mit einem Zauber erschienen kleine Pappkegel mit einer Schnur an den Platz jeden Schülers. „Ihr haltet diese Kegel in die Höhe, zieht an der Schnur und ein Feuerwerk in Form eines Quidditschduells erscheint. 4 Häuser, 4 Mannschaften. Also macht alle mit! Ach ja, ihr seit die ersten die es testen. Und los!“ Ein entsetztes „WAS?“ drang vom Lehrertisch – wahrscheinlich wieder McGonagell-, aber es war zu spät. Alle zogen an der Schnur und die Kegel platzen auf. Nur drang da kein Feuerwerk aus. Stattdessen sprangen kleine weiße Mäuse hinaus und verteilten sich blitzschnell überall in der Halle. Die ersten Mädchen fingen an zu kreischen. Nach einer Weile fiel auf, dass die Mäuse Schluckauf hatten und mit jedem Hickser entließen sie eine Silvesterrakete, die sich wirklich langsam zu einem Quidditschspiel entwickelte. Doch da die Mäuse nicht aufhörten wurde alles immer undurchsichtiger. Harry hatte dem Treiben fasziniert zugeschaut. verstohlen sah er zu den Lehrern die schon dabei waren, den ganzen Unfall einzudämmen. Flinke Mäuse einzufangen ging eben nicht ganz so schnell. Snape war nicht mehr unter ihnen, stellte der Schüler fest. Es ging also los. Einige Lehrer sind rausgegangen um ein paar von den entflohenen Mäusen zu schnappen, der Rest durfte die Halle nicht verlassen. Die Professoren schmissen mit Erstarrungszaubern um sich, doch war diese Methode recht mühsam. Die Schüler jedoch, die vorsorglich alle mit einem Schutzzauber versehen waren, hatten nach ihrem ersten Schreck ihren Spaß und dachten gar nicht daran den Lehrern unter die Arme zu greifen. In dem ganzen Gewirr fiel es niemandem auf, wie Dumbledore sich langsam an Harry herangeschlichen hatte. Erst als er direkt vor ihm stand, hatte der Schüler ihn bemerkt. Viel zu spät. Mit einem Schockzauber beförderte der Direktor ihn an die nächste Wand. Klar, die Schüler waren zwar alle mit einem Protego geschützt, doch Dumbledore konnte trotzdem behaupten, er habe das Ziel verfehlt und aus versehen ihn getroffen. Harry stöhnte schmerzerfüllt auf. Dumbledore stand nun genau vor ihm. Direkt konnte der Schüler ihn nicht angreifen. Albus würde alles abblocken und irgendjemanden könnte es doch auffallen, dass er den Direktor angriff. Harry war sich sicher, dass man diesem mehr Glauben schenken würde als ihm. Und dann spürte es Harry. Voldemort. Nur klein und flüsternd, aber seine Präsenz war da. Direkt vor ihm. An Dumbledore. Aber wie war das möglich? Gerade als Albus zum nächsten Zauber ansetzte, hielt er plötzlich inne und kippte steif zur Seite. Ein Klammerfluch hatte ihn erwischt. „Fred und George Weasley!“ kam es entsetzt von der stellvertretenden Direktorin. Harrys Kopf flog in die Richtung aus dem das Gezeter kam. „Sorry, haben unser Ziel verfehlt.“ nuschelten die beiden halbherzig. Der Schüler rappelte sich auf, doch zum durchatmen kam er nicht. Sein Armband wurde warm und begann sich zu drehen. Snape! Er war in Gefahr! Harry sah sich suchend um. Er war in die Kerker gerannt, während in der Halle immer noch das größte Chaos herrschte. Dorthin hatte ihn das Armband zumindest geführt. Es musste wirklich etwas Schlimmes passiert sein, wenn Snape ihn um Hilfe rief. Eigentlich konnte es sich nur um Leben und Tod handeln, so wie er den Tränkemeister einschätzte. Das veranlasste ihn, sich intensiver umzusehen. „Professor?“ rief er in die Dunkelheit hinein. Nichts. Sein Ruf blieb unerwidert. Das Armband drängte ihn jedoch weiterzugehen und Harry stieß weiter vor. „Harry.“ hörte er seinen Namen schwach ein paar Meter weiter. Sein Lumos erfasste eine zusammengesunkene Silhouette, die am Boden gegen eine Wand lehnte. „Professor!“ Sofort war Harry zur Stelle. Er kniete sich vor seinem Lehrer hin. Dieser versuchte ihn mit verschwommenen Augen zu fixieren. Äußerlich war kein Blut zu sehen. „In meine Räume.“ krächzte der Tränkemeister. Harry stützte ihn indem er dessen Arm um seine Schulter legte. Zum Glück waren seine Räume nicht weit. Dort angekommen buxierte er seinen Lehrer auf das Sofa, der seine sitzende Position nicht halten konnte und zur Seite rutschte. Er nestelte an seinen Roben, bekam aber die Knöpfe nicht auf. „Zum Geburtstag kriegen Sie einen Reißverschluss von mir.“ beschwerte sich Harry und half ihm die Robe zu öffnen. Snape schaffte es, einen missmutigen Laut von sich zu geben. „Ruhe! Sonst wird der Reißverschluss pink!“ drohte der Schüler. Merlin, wenn es Snape wieder besser gehen sollte, würde er dafür mit Sicherheit noch die Quittung bekommen. Als die Robe offen war, befreite er Severus von seinem Hemd. Was ihn dann erwartete, ließ ich zischend die Luft einziehen. „Oh verflucht!“ Der Tränkeprofessor gab ein bitteres, hustendes Lachen von sich. „Sie treffen den Nagel auf den Kopf.“ kam es heiser von ihm. Oberhalb der rechten Brust war die Haut schwarz geworden und wenn Harry richtig sah, breitete sich dieser Fleck aus. „Was muss ich tun?“ wollte er wissen. Snape griff nach der Hand des Jüngeren und führte sie auf die schwarze Haut. „Feuer. Sie müssen es wegbrennen.“ Das Sprechen fiel dem Lehrer zunehmend schwerer. Harry schluckte und versuchte sich zu konzentrieren. Er musste nonverbale Magie einsetzten. Haut auf Haut, war effektiver als der Zauberstab. Kurz bevor der junge Potter loslegen wollte, krächzte der Tränkemeister noch ein „Und hören Sie bloß nicht auf!“ Verunsichert nickte der Schüler ihm zu und legte los. Er dachte an Hitze und Feuer und mit dieser Vorstellung lies er seine Magie frei. Kurz darauf bäumt sich Snapes Rücken auf und er hielt die Zähne zusammengepresst. Es tat weh. Er hatte schmerzen. Harry versuchte dieses Bild, was ihm selber so wehtat, zu ignorieren und fuhr fort. Als dann der erste schreckliche Schmerzensschrei und der Geruch von verbranntem Fleisch kam, sah sich der Schüler nur in der Lage weiterzumachen indem er die Augen schloss. Es war eine furchtbare Situation. Doch Harry merkte, wie das schwarze Mal seine Wirkung verlor. Und als nichts mehr von ihm zu spüren war, hörte er auf. „Danke.“ kam es leise nach einem kurzem Moment der Stille. Harry traute sich die Augen aufzumachen. Sein Lehrer lag blass, aber lebendig vor ihm und war nur noch erschöpft. Dort wo das schwarze Mal sich ausgebreitet hatte, prangte nun eine hässliche Brandnarbe. Von der Situation überfordert und auch aus Hass auf sich selbst, weil er für diese Narbe verantwortlich war, rannten dem Schüler stumme Tränen über die Wangen und tropften auf Snapes Brust. Der schaute seinen Schüler an und erkannte wie sehr ihn diese Situation mitgenommen hatte. Müde hob er seinen Arm, legte die Hand in den Nacken des Jüngeren und zog ihn an sich. Den zweiten Arm schlang er über Harrys Hüfte. „Schlafen Sie.“ war die letzte Aufforderung des Professors, bevor er die Augen schloss. So lagen Sie die Nacht zusammen auf dem Sofa mit völlig durcheinandergewirbelten Gedanken über die letzten Stunden. Kapitel 18: Aufgedeckt ---------------------- Hallo zusammen! Ich wünsche euch einen schönen Sonntag. Heute eine kleine Ankündgung bzw. Vorstellung. Die liebe Mystoria (http://www.fanfiktion.de/u/Mystoria) ist nun meine Betaleserin. Das klappt ganz gut und schon jetzt bin ich für ihre Korrekturvorschläge dankbar. Viel Spaß wünsche ich euch : ) ----------------- Harry wachte alleine auf. Der noch warme Platz neben dem Helden verriet allerdings, dass Snape nur kurz vor ihm aufgewacht und aufgestanden sein musste. Harry streckte sich und starrte auf die Decke. Er fühlte sich wie gerädert und als sich langsam die Geschehnisse der vergangenen Stunden in sein Bewusstsein drängten, wunderte es ihn, dass sie beide überhaupt Schlaf gefunden hatten. Der junge Potter blieb noch ein wenig liegen und lauschte in die Stille hinein. Halt, das stimmte nicht. Es war nicht vollkommen still. Er hatte eine leise Geräuschkulisse, die sich im Flur hinter der Küche befinden musste, ausgemacht. Ein Klappern, ab und zu ein Rauschen, in beinahe regelmäßigen Abständen. Als sich dann allerdings ein gezischtes Fluchen dazu mischte, beschloss er aufzustehen und nach dem Rechten zu sehen. Die Neugier eines Gryffindors. Harry fand Snape im Badezimmer. Die Tür hatte einen Spalt offen gestanden und er war so frei gewesen, den Raum zu betreten. Der Anblick der sich ihm bot, ließ den Schüler erst mal schlucken. Der Professor stand oberkörperfrei mit dem Rücken zu ihm. Zwar hatte Harry den Lehrer so schon zu Gesicht bekommen, aber das Spiel der definierten Muskeln seiner Kehrseite wirkten einfach hypnotisch auf den Helden und er konnte seinen Blick kaum loseisen. Snape war gerade dabei, die Brandwunde, die der junge Potter ihm verpasst hatte, um den Fluch zu neutralisieren, mit der Salbe zu behandeln und bemerkte Harry erst, als er wieder in den Spiegel schaute. Wie ertappt fuhr er herum und sah ihn böse an. „Raus, Potter.“ Doch Harry schaltete sofort. „Hemmungen Professor?“ fragte er kokett und nahm dem Tränkemeister kurzzeitig den Wind aus den Segeln. Es waren Snapes Worte gewesen, als Harry sich damals nach der Stunde bei Umbridge lieber selbst hatte verarzten wollen. Snapes Miene blieb ausdruckslos, doch Harry konnte sich einfach nicht vorstellen, dass so gar nichts in seinem Kopf über diese Bemerkung los war, also erdreistete er sich tatsächlich einen Versuch in Legillimens, wurde aber gnadenlos abgeblockt. “Sie haben das Feingefühl einer Banane“, kommentierte der Lehrer trocken, schien aber amüsiert über diesen lachhaft schwachen Versuch. „Verschwinden Sie, ich bin hier sowieso fertig“, fügte er mit milder Stimme hinzu. „Sind Sie nicht“, widersprach Harry, während er näher an seinen Professor herantrat und ihm nun die Dose aus der Hand nahm. „Ihr Rücken“, sagte er nur und Severus drehte seinen Kopf zum Spiegel um sich zu vergewissern, ob sein Schüler auch recht hatte. Er hatte recht. Auf dem Schulterblatt zogen sich zwei Wunden entlang, an die er nicht so einfach drankommen würde. Ergeben seufzte er. Er hatte nicht gemerkt wie Harrys Blick währenddessen an seiner Brust kleben geblieben war und Mühe hatte, unbeteiligt zu wirken. Als er sich wieder umdrehte, hatte sich der Gryffindor jedoch wieder gefasst. „Na schön. Sie kennen die Prozedur.“ Und Harry machte sich an die Arbeit. Akribisch, wie Snape es bei ihm getan hatte, verteilte er die Salbe. Langsam und kreisförmig. Er bemerkte, als er kurz an dem Tränkemeister vorbei in den Spiegel schaute, dass dieser die Augen geschlossen hatte und absolut entspannt wirkte. Er würde es wohl niemals zugeben, aber offenbar genoss Snape die Behandlung. Harrys Blick driftete immer wieder zu den anderen helleren Narben und er stellte fest, dass nichts passierte, wenn er über diese Stellen ging. „Wieso lassen sich die anderen Narben nicht behandeln?“ stellte er gedankenverloren die Frage, mehr sich selbst, doch zu seiner Überraschung antwortete der Ältere ihm. „Weil sie schon zu alt sind. Damals hatte ich diese Salbe noch nicht.“ „Wann haben Sie die Salbe entwickelt?“ „Vor etwa 16 Jahren. Sie hilft nur bei unverschlossenen oder frischen und am besten gegen schwarzmagische Wunden.“ Vor 16 Jahren. Der Schüler wusste, dass Snape mit seiner Mutter und seinem Vater im selben Jahr zur Schule gegangen war, also musste der Lehrer vor 16 Jahren etwa 20 gewesen sein. Mit 20 hatte er also schon diese Narben gehabt. Allerdings sahen sie nicht wie schwarzmagische Verletzungen aus. Wieso hatte Snape sie nicht mit normalen Tränken geheilt? Harry konnte sich das nur so erklären, dass die Wunden zu einem Zeitpunkt entstanden sein mussten, an dem Snape noch nicht viel über Tränke wusste, das wäre dann wohl in seinen ersten Jahren als Schüler gewesen. Aber in Hogwarts hätte ihm doch sicher die damalige Heilerin helfen können. Es sei denn... Harry schluckte. Die Narben mussten noch älter sein. Er haderte, doch schließlich traute er sich zu fragen. „Hatten Sie die hier schon vor Ihrer Schulzeit?“ Snape ließ sich Zeit mit seiner Antwort. Das einzige Indiz, dass er noch am Überlegen war und die Frage nicht einfach ignorierte, war, dass seine Muskeln nun ziemlich angespannt waren. Schließlich kam die Antwort die Harry befürchtet hatte. „Ja.“ Es war ein großes Zugeständnis, das Snape ihm mit dieser Beichte machte. Doch die Betonung machte auch deutlich klar, dass er nicht viel mehr erfahren würde. Da der Tränkemeister also in Hinblick über seine Vergangenheit schweigen würde, stellte Harry eine Frage die ihn selbst betraf. „Lassen Sie mich deshalb in Ruhe? Weil Ihre Vergangenheit Sie selbst verfolgt?“ Snape schüttelte den Kopf. „Nein, meine Zeit vor Hogwarts berührt mich nicht mehr. Anders als Sie, hatte ich die Möglichkeit das zu verarbeiten,“ sagte er, blieb aber sonst weiter stumm. Was sollte er auch dazu sagen? Dass ihm aus seiner Vergangenheit mehr verfolgte als nur seine Kindheit? Mit Voldemort und dem Bruch mit Lily, ist die Zeit seiner ersten Lebensjahre in den Hintergrund gerückt. Und irgendwann hatte es ihn gar nicht mehr gekümmert. Verarbeitet hatte er es nie. Es war ihm schlichtweg egal geworden. Aber nichts davon hatte Einfluss auf seinen Umgang mit Harry. Nein, er ließ Harry deshalb in Ruhe, weil er es sich nicht leisten konnte etwas Dummes zu tun. Es mochte die Leute - aber am meisten ihn selbst - überraschen, doch Harrys Erlebnisse kratzten sehr an seiner Selbstbeherrschung. Je besser er seinen Schüler kannte, umso wütender machten sie ihn. Harry spürte, dass es Zeit für einen Themenwechsel war. „Was ist gestern passiert?“ „Eine Falle. Gar nicht Dumbledores Stil. Es scheint nur noch wenig von seiner Persönlichkeit übrig zu sein. Ich hab es nicht mal in sein Büro geschafft. Es tut mir Leid.“ Die Muskeln von dem Tränkemeister waren wieder ziemlich angespannt. Diesmal aus Ärger über sich selbst. Er hatte fest damit gerechnet sich im Büro umsehen zu können. Auch Fallen hatte er einkalkuliert, aber das was ihn gestern da erwartet hatte, zeugte nur von Hinterlistigkeit, wie er sie eher dem dunklen Lord zugetraut hätte. Snape merkte, dass Harry mit seiner Behandlung aufgehört hatte und spürte seine Hand nun auf seiner Schulter verweilen. Es hatte etwas Tröstendes. „Wie ist es Ihnen in der Halle ergangen?“ fragte der Lehrer, nachdem er wieder aus seinen Gedanken aufgetaucht war. „Der Plan von den Zwilligen ist voll durchgeschlagen. Alle waren mit sich beschäftigt. Dumbledore hat versucht mich anzugreifen, aber die Zwillinge haben mich gerettet.“ Bei diesen Worten drehte sich der Professor zu dem Jungen um und lies seinen Blick unauffällig über ihn wandern, auf der Suche nach möglichen Blessuren. Mittlerweile kannte der Gryffindor seinen Lehrer so gut um zu wissen, das dieser ihn gerade abscannte. Doch Harry ignorierte die aufkommende Mischung aus leichtem Unbehagen und mittelschwerem Bauchkribbeln und lies gleich die nächste Bombe platzen. „Ich habe Voldemort gespürt. An Dumbledore.“ Snapes Blick fixierte den von Harry. „Das ist in der Tat ein Problem.“ Bevor einer der beiden noch irgendetwas sagen konnte, ertönte ein hohes Pfeifen, dass von überall zu kommen schien. Fragend schaute der Schüler den Tränkemeister an, der nicht beunruhigt wirkte. „Es stehen Schüler vor meinem Büro. Das werden mit Sicherheit Ihre Freunde und die Zwillinge sein. Kommen Sie mit.“ Snape hatte sich natürlich nicht getäuscht. Hermine und Ron, sowie Fred und George standen ihnen an der Bürotür gegenüber. Erstere überfiel den Schüler mit einem Klammergriff, sogleich sie ihn neben dem dunklen Professor erblickte. „Harry, Gott sei Dank! Dir geht es gut! Wir haben dich aus den Augen verloren und als dann vor zwei Stunden endlich das Chaos beseitigt war und Fred und George erzählt hatten, dass Dumbledore dich angegriffen hat, haben wir dich gesucht.“ „Wir haben dich vorher auch schon gesucht, aber die Info hat uns echt das Blut in den Adern gefrieren lassen“, fügte sein bester Freund hinzu. „Dabei haben wir ihnen gesagt, dass sie sich keine Sorgen zu machen brauchen.“ ergänzte Fred und hielt seinen Arm, an dem das Kontaktband befestigt war in die Höhe. Es war die ganze Zeit über nicht warm geworden oder hatte sich gedreht und das hatten sie auch Ron und Hermine erklärt. Offenbar ohne Erfolg. Nachdem Professor Snape alle in sein Büro eingelassen hatte, sondierten sie die Lage. Fred und George waren hauptsächlich damit beschäftigt gewesen vor den Lehrern Rede und Antwort zu stehen. Wahrscheinlich würden sie die Ersten werden, die ein mehrjähriges Besuchsverbot zu Silvester bekommen könnten, darüber wurde momentan noch im Lehrerkollegium beratschlagt. Doch die beiden stimmte das nicht all zu traurig. Es machte sie sogar ein bisschen stolz. Ron und Hermine hatten Dumbledore im Auge behalten. Harry fühlte sich ein wenig unbehaglich, dass er auf dem Sofa von Snape eingeschlafen war, während alle anderen in den letzten Stunden etwas Nützliches getan hatten. Doch er warf die Selbstvorwürfe vorübergehend beiseite und schilderte von seiner Begegnung mit Albus und was er gespürt hatte. „Du hast Voldemort an Dumbledore gespürt?“ fragte Hermine entsetzt und war mit ihrer Bestürzung nicht alleine. Alle machten höchst betroffene Gesichter. „Also ist das Teil, das ihn manipuliert ständig an ihm“, schlussfolgerte George, woraufhin Fred sich an den dunklen Mann wandte. „Tja, Professor, dann waren Sie in seinem Büro wohl nicht sehr erfolgreich, oder?“ „Nein.“ Kurz und knapp. Ausführlicher würde Snape nicht werden. „Mir ist etwas an Dumbledore aufgefallen“, schaltete sich Hermine nochmal ein. „Erinnerst du dich Ron? Als er sich von dem Klammerfluch befreit hatte, hat er seine Sachen sortiert und dabei ist kurz ein Medaillon zum Vorschein gekommen.“ Der Rothaarige nickte zustimmend. „Ja ich erinnere mich. Es hatte einen gelb- oder orangefarbenen Stein.“ Severus wurde hellhörig. Er setzte sich gerade auf und sah die beiden eindringlich an (was Hermine und Ron etwas unbehaglich werden ließ.) „Professor...“ „Was ist Potter?“ „Sie machen schon wieder diese Raubtiernummer“, wies der Held ihn darauf hin. Zu Snapes raubtierhaften Blick, gesellte sich ein amüsiertes Grinsen dazu. Doch er akzeptierte Harrys Einwurf und setzte seine neutrale Maske auf. „Miss Granger.“ Trotzdem wie ein Reh in der Falle wurde die Musterschülerin auf ihrem Stuhl kleiner. „Ja Professor Snape?“ „Gestatten Sie mir einen Blick in Ihre Erinnerung? Ich würde es gerne selbst sehen. Es tut nicht weh.“ „O..Okay“, war die dünne Zustimmung. Snape war wirklich vorsichtig und Hermine merkte kaum etwas. Der Professor fand auch schnell die Bilder die er suchte und konnte sich einen eigenen Eindruck verschaffen. Als er sich wieder zurückzog, starrten ihn alle gebannt an und der Lehrer gab ihnen die Antwort auf die sie warteten. „Nun, wenn mich nicht alles täuscht, war das Slytherins Medaillon.“ --------------- Hier noch mal ein Scribble von mir zu meinem letzten Kapitel. http://enaiba.deviantart.com/art/Snarry-Scribble-3-589290298 Kapitel 19: Aufgewühlt ---------------------- Lange ist es her und viele Dinge sitzen mir im Nacken. Ich hoffe, die Story ist trotzdem noch nicht vergessen. Habt viel Spaß damit! LG Fabien ------------------------------------------ „Slytherins Medaillon!“, echote Ron und sah zu seiner Freundin, die seinen Blick kurz erwiderte. „Gilt das nicht als verschollen?“, hakte George nach, der gerade sein spärliches Wissen über das Schmuckstück zusammenkratzte. Snape nickte ihm bestätigend zu. „Es wurde Mitte der Zwanziger von der letzten Erbin Slytherins verkauft. Kurz darauf stahl es jemand und danach verliert sich die Spur.“ Harry fragte sich, woher Snape so etwas immer wusste... Vielleicht weil er selbst im Hause Slytherin gelandet war? Gehörte das zu den Dingen die man dort zwangläufig mitbekam? „Jetzt trägt es Dumbledore... Aber würde er so einen Fund wirklich einfach geheim halten?“, hinterfragte Fred. „Nicht ohne Grund, der scheint in dem Falle die Manipulation zu sein. Viel wichtiger ist jedoch die Frage, woher oder von wem er es bekommen hat. Dass Mr. Potter die Präsenz des dunklen Lords daran gespürt hat, ist schon mal ein Hinweis darauf, dass er dahinter steckt. Nur, wieso hat er so eine große Affinität dazu?“ „Vielleicht liegt es daran, dass er der letzte Erbe Slytherins ist?“, warf Harry nachdenklich ein. Diese Information überraschte den Tränkemeister. „Erläutern Sie.“ „Er hat es mir gesagt. Damals, in der Kammer des Schreckens.“ Harry hatte das Gefühl, dass Snape noch irgendetwas dazu sagen wollte, doch er verkniff es sich. „Das würde bedeuten, dass Voldemort wieder an sein Erbstück gelangt ist. Aber wie hat er es Dumbledore untergeschoben?“, fragte Ron. Hermine, die die ganze Zeit im Hintergrund über ungewöhnlich still geblieben war, durchzuckte ein plötzlicher Geistesblitz. Mit einem beinahe euphorischen: „Natürlich!“, schlug sie auf den Tisch, was die übrigen Anwesenden in ihrer Diskussion abrupt inne halten ließ. Doch ihre auffordernde Blicke ließen die Musterschülerin nicht dazu hinreißen, eine verbale Erklärung abzuliefern. Stattdessen zückte sie ihren Zauberstab und sprach: „Accio Tagesprophet vom 19. Mai.“ Besagter Tagesprophet klatschte wenige Momente später von außen gegen das Fenster und wurde von der jungen Gryffindor aus der Luft gefischt. Ihr Blick wanderte zielstrebig durch die Seiten, bis sie endlich die Stelle fand, die sie gesucht hatte. „Mir kam das Medaillon gleich so bekannt vor. Nicht von früher, aber ich wusste das ich es erst vor kurzem irgendwo mal gesehen hatte.“ „Mai ist ein halbes Jahr her!“, informierte Ron sie, um damit zu sagen, dass ein halbes Jahr sicher nicht mehr unter die Zeitspanne „vor kurzem“ fiel. Hermine ignorierte seinen Einwand geflissentlich. „Ich weiß wo es war, bevor es in Dumbledores Besitz kam“, erklärte sie und pinnte die Zeitung auf Snapes Schreibtisch, sodass sämtliche Köpfe sich neugierig darüber beugen konnten. Zu sehen war ein großformatiges Foto von der ehemaligen Inquisitorin, von dem Zeitpunkt als gerade verkündet worden war, dass sie die Stelle um den Posten „Verteidigung gegen die Dunklen Künste“ besetzen würde. Ein Außenstehender hätte ihr Lächeln vielleicht als zuversichtlich eingestuft, doch mittlerweile wussten die Meisten, dass dieses falsche Grinsen auf ihre Vorfreude auf die Umsetzung ihrer sadistischen Methoden Hogwarts neu zu formen, beruhte. Allerdings viel entscheidender als die Interpretation ihrer Gesichtsmimik, war der Gegenstand den sie um den Hals trug. Sehr offensichtlich prangte das Medaillon auf ihrem vermutlich wie immer pinken Pullover. „Wie kommt es, dass es keiner bemerkt hat?“ „Wurde es“, widersprach Hermine. „Lunas Vater hatte im „Klitterer“ ebenfalls einen Bericht darüber verfasst, der mir aber zu Beginn des neuen Jahres von Umbridge abgeknöpft wurde. Dort hatte man sie auf den Anhänger angesprochen, doch sie meinte, es wäre nur ein Duplikat. Nun, es ist eine Aussage, der jeder mehr Glauben schenken würde, als wenn sie behauptet hätte, es sei das Echte. Also hat niemand weiter nachgebohrt.“ „Aber seid Anfang des Schuljahres trägt sie es nicht mehr und sie war unausstehlich! Unter einem Fluch hat die sicher nie gestanden“, mutmaßte der jüngste männliche Weasley. „Nein, aber sie hat Dumbledore gelenkt. Wenn das Medaillon wirklich Voldemort gehört und ein Teil von ihm den Direktor schwächt, dann kann das eigentlich nur eins bedeuten.“ „Sie gehört zu Du-weißt-schon-wem“, schlussfolgerte Ron Hermines Gedanken. Harrys Blick huschte unauffällig aber besorgt zu dem Tränkemeister. Umbridge hatte Snape nicht getraut... Wenn sie wirklich in Voldemorts Reihen war, stand Snapes Position nicht gerade auf solidem Boden. „Wieso hast du eigentlich diese Ausgabe aufbewahrt?“, wollte das Schachgenie von seiner Freundin wissen. „Nur zur Sicherheit. Du-weißt-schon-wer ist zurück und alles was mit „Verteidigung gegen die dunklen Künste“ zu tun hat, hatte auch irgendwie mit ihm zu tun“, erklärte das schlaue Mädchen. „Das ist unheimlich“, kommentierte ihr Freund. „Das ist grandios“, entfuhr es Snape. Beide Sätze fielen gleichzeitig. Erschrocken schaute Ron zu dem Tränkemeister auf, der ihn spottend und beinahe mitleidig ansah. „Nur ein Trottel erkennt den Ehrgeiz und die Prävention darin nicht“, schnappte er und griff sich die Zeitung um den Artikel genauer unter die Lupe zu nehmen. Hermine indes, war ein wenig ungläubig, dass Snape, dem das sicher nicht aufgefallen war, ihr ein Kompliment gemacht hatte und schaute irritiert zu Harry. Der grinste nur und hielt sich einen Finger an die Lippen als Zeichen dafür, dass sie diesen definitiv unikaten Moment nicht zerstören sollte, indem sie den Tränkemeister darauf aufmerksam machte und zwinkerte ihr zu. „Wie sind also die nächsten Schritte?“, griffen Fred und George den Faden wieder auf. „Wir müssen eine Situation erschaffen, indem wir Dumbledore das Medaillon abnehmen können“, sagte Severus. „Nochmal Chaos?“, schlug Fred vor. „Ich schätze er wird aus seinem Fehler, ohne Schutzschild durch die Gegen gelaufen zu sein, gelernt haben“, befürchtete Harry und Snape gab ihm Recht. „Ich schlage vor, wir treffen uns in zwei Wochen wieder hier und bis dahin traue ich Ihnen zu ein paar Ideen ausgearbeitet zu haben.“ So war das Treffen beendet und alle bis auf Snape verließen das Büro. Doch Harry blieb an der Tür stehen, schloss sie und drehte sich zu seinem Lehrer um, welcher dies mit Skepsis zur Kenntnis genommen hatte und das obligatorische Zucken der Augenbrauen gab dem Schüler das Zeichen, dass er sprechen sollte. „Sie haben mich Harry genannt“, begann er. „Daran würde ich mich erinnern“, sagte der Ältere abwehrend. Harry ließ das unkommentiert und schickte ihm stattdessen die Erinnerung von letzter Nacht und der junge Potter hätte schwören können, dass Snape in diesem Moment Zauber wie Okklumentik und Legillimens aufs Schärfste verfluchte. „Nein.“ Es war die Antwort auf die ungestellte Frage des Duzens, doch Harry hatte nicht vor seinen Lehrer einfach so vom Haken zu lassen. „Naja, ich habe Ihnen auch nicht das „Du“ angeboten, also entweder wir gehen auf unsere Vornamen über oder Sie entschuldigen sich“, reizte er den Tränkemeister. Der schnaubte beinahe amüsiert. „Sie sind ganz sicher ein Gryffindor?“ Der junge Potter grinste nur spitzbübisch. „Anderer Vorschlag. Ich habe Sie einmal beim Vornamen genannt, dieses eine Mal steht nun auch Ihnen zu.“ Warum Snape wohl so beharrlich auf das Siezen bestand? Harry fehlte für diese Diskussion jedoch die Energie. Er hatte schließlich eine Menge Magie verbraten um seinen Lehrer zu retten. „Okay“, sagte er stattdessen nur und drehte sich zum Ausgang. „Sie gehen? Sie nutzen die Chance nicht?“, fragte Snape unterschwellig überrascht. „Doch sicher. Später“, antwortete Harry und schenkte ihm ein diabolisches Grinsen. „Frohes neues Jahr“, fügte er noch hinzu und ließ den Tränkemeister hinter sich. Die neue Besetzung für das Fach Verteidigung war eine Lusche. Mr. Miller setzte den selben, öden, theoriebehafteten Unterricht von Umbridge fort, war ansonsten aber recht unauffällig. Er war so fade, dass er irgendwie selten wahrgenommen wurde. So kam es, dass Snapes Idee, dass Harry seine Freunde in Verteidigung unterrichtete, spruchreif wurde. Auch Seamus und Neville begeisterten sich für die Idee und konnten es kaum erwarten zu beginnen. Es gab allerdings noch eine entscheidende Hürde zu überwinden. Nämlich einen geeigneten Raum zu finden. Auch nach zwei Stunden Brainstorming am Abend in der Bibliothek, fiel ihnen nichts ein und sie einigten sich darauf, beim nächsten Hogsmeadwochenende Fred und George um Rat zu fragen. Harry sehnte sich jenes schon beinah von allem ablenkende Wochenende herbei, denn er hatte ein Problem. Snape wurde aus irgendeinem Grund unausstehlich. Es fing langsam an und steigerte sich die Woche über dramatisch. Der Gryffindor fühlte sich wieder wie in seinem ersten Jahr in Hogwarts. Der Tränkemeister wurde patzig, stellte die schwierigsten Fragen, damit er an ihm herummeckern konnte oder wurde ungeduldig wenn es um das Training nonverbaler Magie ging. Anfangs hatte sich Harry einfach ein dickes Fell übergezogen, aber Snapes Launen machten auch ihn dünnhäutig. Wieso war der Mann plötzlich so? Was war passiert? Am Montag hatten sie sich sogar richtig angeschrien und der Streit war so schlimm gewesen, dass sie beinahe aufeinander losgegangen wären. Es hatte banal angefangen. Eine falsch beantwortete Frage, ein persönlicher Kommentar und schon war die Büchse der Pandora geöffnet. „Was ist los mit Ihnen?! Hat Dumbledore Ihnen irgendetwas untergeschoben?“ „Mitnichten! Dafür reichen Sie allein schon aus! Sie sind unfähig wie ein Sack Reis!“ „Sie können mich mal!“ „Raus, Potter!“ Harry kehrte die Abende frustriert und den Tränen nahe zum Gryffindorturm zurück, trat gegen den Bettpfosten oder boxte ins Kissen hinein, doch Ron und Hermine erzählte er nichts. Das musste doch wieder besser werden! Es war so toll mit Snape, wenn sie miteinander auskamen und Harry hatte diese Freundschaft als ziemlich gefestigt empfunden. Doch dass ihr Verhältnis wieder so instabil war, tat ihm mehr weh, als er sich eingestehen wollte. Am nächsten Abend blieb die Tür zu Snape für Harry verschlossen. Er hatte mehrmals angeklopft doch nichts geschah. Der Schüler glaubte nicht, dass der düstere Mann unterwegs war und er hatte nicht vor zu gehen, denn er hatte gestern Nacht einen Entschluss gefasst. Egal wie schlimm Snape zurzeit drauf war, er war sein Freund. Er wusste das und der Lehrer auch. Freunde ließen sich einfach nicht im Stich und sowas sollte keine Hürde sein. Severus Launen hatten einen Grund, und Harry wollte ihn damit nicht alleine lassen. Und mag diese Logik auch naiv sein: Er war auch sein Mann. Die Tür hatte sich nach wie vor nicht ein Millimeter bewegt. Harry blickte jeweils nach links und nach rechts um sich zu vergewissern, dass niemand in der Nähe war. Dann schuf er ein Schild, dass alles in der näheren Umgebung schützte – bis auf die Tür. Und dann legte er los. „Bombarda!“ Der erste Zauber klopfte nur den Staub aus dem Holz. Danach feuerte er einen Bombarda Maxima hinterher. Das öfters hintereinander. Harry wurde nicht müde es immer wieder zu tun – die Tür schon. Nach einer halben Stunde sprang sie aus den Angeln und landete krachend in Snapes Wohnzimmer. Dieser stand indes nur minder überrascht vor dem Eingang und schaute unberührt auf die malträtierte Tür die zu seinen Füßen lag. „Glückwunsch Potter, Sie haben Jahrtausende alte Zauber außer Kraft gesetzt und mal wieder das Unmögliche geschafft.“ sagte er resigniert. Harry, der sich so in sein Vorhaben rein gesteigert hatte, tat es plötzlich Leid, was er da getan hatte. Vielleicht hatte Snape heute ja wirklich nur seine Ruhe gewollt, denn er wirkte nicht mehr so unbeherrscht wie in den letzten Tagen. Wortlos und in der optimistischen Hoffnung, dass das keine größeren Konsequenzen haben würde, hob er seinen Zauberstab und wollte die Tür wieder einsetzen als Snape seinen Zauberstab zückte und sie zur Seite wischte. Erschrocken hielt Harry inne. Bis jetzt war der Tränkemeister ruhig geblieben, aber ein Donnerwetter war eigentlich unausweichlich. „Sie stehen auf der falschen Seite“ sagte der Professor monoton. Der Gryffindor schenkte ihm einen irritierten Blick. „Bleiben Sie.“ forderte Snape und trat zur Seite. Zögerlich betrat der Schüler die Räume. Warum war Snape so ruhig? Würde der große Sturm noch kommen? Er folgte seinem Lehrer in die Küche. Es würde sich noch herausstellen, dass es tatsächlich an diesen Abend einen Sturm zu überstehen gab. Allerdings anders, als Harry es sich dachte. „Sir, ist alles in Ordnung?“ fragte er vorsichtig als er eine Weile unbehaglich in der Küche stand und der Tränkemeister ihm den Rücken zugewandt hatte, um Tee zuzubereiten. Eigentlich wusste Harry, dass ganz und gar nichts in Ordnung war. Snape stand wie eine Statue vor dem Teekessel und hatte, seit er die Teedosen dazugestellt hatte, nichts weiter in diese Richtung unternommen. Er wirkte angespannt, der Kopf war leicht gesenkt und seine Hände lagen ruhig aber zu Fäusten verkrampft auf der Arbeitsplatte. Ein gequälter Seufzer entfuhr dem sonst so beherrschten Mann. „Es tut mir leid, dass ich die letzten Tage so furchtbar zu Ihnen war.“ Obwohl sein Körper angespannt war, klang seine Stimme unglaublich müde. „Professor?“ Harry war langsam zu Snape hinüber gegangen. Als er ihn erreichte, konnte er einen Blick auf sein Profil erhaschen. Er hatte die Augen geschlossen und schien sehr mit sich zu ringen. Der Schüler fragte sich, wieso Snape wollte, dass er hier blieb, wo er doch so offensichtlich um seine Selbstkontrolle kämpfte. Selbstkontrolle war den Tränkemeister schließlich immer wichtig gewesen. Das ließ für Harry nur einen Schluss zu. Snape wollte jemanden da haben. Heute schien aus irgendeinem Grund ein Tag zu sein, an dem er die Einsamkeit nicht zu ertragen schien. Er brauchte nur die Erlaubnis sich gehen lassen zu dürfen. Da sein Lehrer immer noch nicht reagierte, griff Harry zu einem heiklen Mittel. Er legte behutsam seine Hand auf Snapes Unterarm. „Severus“ versuchte er es nun mit seinen Vornamen. Das bewirkte tatsächlich eine Reaktion. Snapes Augenlider öffneten sich schlagartig und wahrscheinlich aus Routine lag ein Hauch von Aufbegehren in seinem Blick. Nun aber lag ein anderer Ausdruck darin. Harry war sich nicht sicher, ob das Snape bewusst war aber in diesem Moment sah er einfach nur zerstört aus. Kaputt, leer und gebrochen. Es tat dem Schüler in der Seele weh seinen Lehrer so zu sehen. Vorsichtig drehte er Snape zu sich - der das widerstandslos zuließ -, lies seine Hände nach oben wandern und legte seine Arme um seinen Hals. Harrys Umarmung war fest. Es sollte dem Tränkemeister Halt geben. Snape reagierte darauf zögerlich, aber nach wenigen Sekunden spürte Harry seine Hände auf seinem Rücken. Nach wenigen Momenten schlang er seine Arme fester um den Körper des Gryffindors und ließ sich fallen. Ihm entfuhr ein abgehakter Schluchzer, doch Tränen flossen an diesem Abend keine. Harry wusste nach wie vor nicht was mit Severus los war. Auch ihn wühlte dieser Moment auf. Doch er blieb und versuchte seinem Freund eine Stütze zu sein. An diesem ungewöhnlichen Dienstag den 09.01.1996. Kapitel 20: Wieder der Alte --------------------------- Auch ich wünsche euch frohe Ostern! Viel Spaß mit dem neuen Kapitel : ) -------------------------------- Sie hatten noch eine ganze Weile so in der Küche gestanden, bis Harry merkte, dass Snape ziemlich erschöpft war und auch sonst recht resigniert wirkte. Es war offensichtlich, dass an diesem Abend weder emotionale Offenbarungen noch anderweitiger Unterricht folgen würden, deshalb beschloss der Schüler den Tränkemeister ins Bett zu bugsieren. Harry war noch nie in Snapes Schlafzimmer gewesen, da er aber mittlerweile alle anderen Räume kannte, war es nur noch ein Ausschlussverfahren. Etwas unbehaglich fühlte er sich schon. Ein Schlafzimmer war schließlich ein sehr privater Bereich und er wusste, dass es seinem Lehrer bestimmt nicht gefiel, wenn er es betreten würde. Andererseits schien Snape nicht mehr ganz bei sich zu sein und Harry fand, dass der düstere Mann dringend einen erholsamen Schlaf brauchte. Harry wusste nicht, was er sich vom Schlafzimmer versprochen hatte. Vielleicht dass es einer dunklen Höhle glich... Stattdessen fand er einen erstaunlich hellen und aufgelockerten Raum vor, dem durch dezente grüne Akzentuierung geschmeichelt wurde. Mit einem leichten Schubser lies er Snape mit dem Rücken auf das Bett fallen und zog ihm die Schuhe aus. Als der Mann sich bewegte, befürchtete Harry irgendeinen Protest. Doch der Lehrer hatte sich nur auf die Seite gelegt und schlief bereits tief und fest. Allerdings sah er dabei ziemlich gequält aus. Die zusammengezogenen Brauen, bildeten eine tiefe Furche, so als würde er versuchen irgendeinen Schmerz auszuhalten. Erholsam sah das definitiv nicht aus. Nur wie sollte Harry das ändern? Der Gryffindor überlegte. Snape schien der vorherigen Umarmung nicht abgeneigt gewesen zu sein. Vielleicht würde es helfen, wenn Harry sich zu ihm legte? 'Ich muss verrückt sein' ging es Harry durch den Kopf, aber er setzte seinen Gedanken in die Tat um. Vorsichtig krabbelte er an die ihm zugewandte Seite des Tränkemeisters und legte sich mit dem Rücken zu ihm hin. Fast sofort spürte er wie sich zwei Arme um ihn legten und ihn näher an Snapes großen, warmen Körper zogen. Harrys Herz klopfte ganz schön obwohl der gleichmäßige Atem verriet, dass der Lehrer immer noch schlief. Es hüpfte wie ein Flummi und trotzdem erfüllte ihn eine Ruhe und Geborgenheit, wie nie zuvor. Auch wenn die Umarmung fest und beinahe schon besitzergreifend war, so sicher wie jetzt hatte er sich zu keinem Zeitpunkt seines Lebens gefühlt. Dabei ging es doch darum, dass er Snape Trost schenken wollte, dachte sich Harry irritiert. Und er stellte fest, dass das Suchtpotential dieser Umarmung erschreckend hoch war. Schlafen konnte der Schüler trotzdem nicht. Und als er sah, dass das Gesicht des Tränkemeisterts nun ganz entspannt war, schälte er sich aus dessen Armen. Widerwillig, aber ihm war klar, dass dies eine Ausnahmesituation war und Snape ihn mit Sicherheit nicht am nächsten Morgen in seinem Bett vorfinden wollte. Stattdessen stand er jetzt unschlüssig im Wohnzimmer und überlegte was er jetzt tun sollte. Er könnte einfach gehen. Das brachte er aber nicht übers Herz, was wäre wenn es seinem Lehrer plötzlich wieder so schlecht ginge? Harry konnte es sich nicht erklären. Sie beide begegneten sich immer noch recht distanziert, sprachen aber offen über manch doch sehr persönliche Dinge. Problemlos. Und Harry spürte eine immer fester werdende Verbundenheit seinem Lehrer gegenüber. Ob es bei Snape genauso war? Der Schüler bezweifelte es. Nur weil sie sich auf einer Ebene gegenüberstanden, bedeutete es noch lange nicht dass Snape ihn auch auf der selben Wellenlänge sah. Der Gryffindor tigerte nun ein wenig ruhelos vor dem Kamin. Was wohl mit dem Tränkemeister los war? Was war passiert, dass all seine Masken gefallen waren? Oder passierte das öfters und er hatte es bis jetzt nur nicht mitbekommen? Beim Herumstreunen entdeckte Harry eine Karte auf dem Kaminsims, in samtenen Dunkelgrün gehalten und einem goldenen Streifen als Verzierung. Sie sah edel aus. Noch ehe er sich schalten konnte, dass er nicht in fremden Briefen lesen durfte, hatte er das Faltpapier auch schon in der Hand. »Alles Gute zum Geburtstag, Severus. Du willst es also dieses Jahr alleine durchstehen. Wenn du doch jemanden brauchst, dann zögere nicht. Lucius« Das war von Dracos Vater! Snape hatte heute also Geburtstag. Beziehungsweise gestern. Es war schon halb ein Uhr morgens. Und wenn er den Brief richtig verstand, dann war der Meister der Zaubertränke jedes Jahr so drauf. Harry erwischte sich bei dem lächerlichen Gedanken, dass Snape es nicht ertragen konnte älter zu werden. Dass das Blödsinn war, erübrigte sich. Doch was war dann passiert? Es schien mit dem Geburtstag zusammen zu hängen... Ohne es zu merken hatte der junge Gryffindor sich auf die Couch gelegt und grübelte noch eine Weile vor sich hin, bis er schließlich dabei einschlief. Der Schlaf hielt jedoch nicht lange. Er wachte in der Früh noch vor Snape wieder auf. Wirre Träume von einer jüngeren aber verzweifelten Version des Tränkemeisters und auch einem jüngeren Lucius hatten die wenigen Stunden geprägt. Harry strubbelte sich durch die Haare und warf ein Blick auf die Uhr. Fünf Uhr in der früh. Wenn es nach den letzten Malen ging, dann würde der Ältere sicher bald aufstehen. Der Potter überlegte. Auch wenn Snape seinen Geburtstag allen Anschein nach hasste, so wollte er ihm trotzdem ein kleines Geschenk machen. Irgendwas. Was gehörte zu Snapes Morgenroutine? Definitiv ein Kaffee. Harry fand, dass das ein unverfängliches Geschenk war. Nett, aber zu unauffällig um als Geschenk durchzugehen. Perfekt für den mürrischen Lehrer. Motiviert ging Harry in die Küche um die Koffeinbombe vorzubereiten. „Sie sind hier geblieben?“ Harry hatte gerade eine Tasse aus den Schrank geholt, als Snape plötzlich in der Tür stand und ihm diese Frage mit einem leicht überraschten Unterton gestellt hatte. Ertappt drehte sich Harry um und blickte in die definitiv nicht wütenden Augen seines Lehrers. Das war schon mal beruhigend. Er besah ihn sich genauer. Snape musste gerade erst aufgestanden sein. Ziemlich zerzauste Haare, verschlafene Augen aber trotzdem aufmerksam. „Offensichtlich, Sir“, antwortete Harry. „Wieso?“ „Wieso nicht?“ Der Tränkemeister verzog das Gesicht. „Die Antwort gefällt mir nicht, versuchen Sie es nochmal“, forderte er seinen Schüler auf. Harry zuckte ein wenig planlos mit den Schultern. „Ich meine, Sie sind mein Freund.“ „Ist das immer Ihre Begründung für alles?“ „Sie sind mein Mann“, versuchte es der Schüler. Es war Snape anzusehen, dass er diese Tatsache auch nicht gelten lassen wollte, da die Umstände dieser Verbindung speziell gewesen waren. Harry seufzte und versuchte es anders. „Schauen Sie, man ist befreundet, weil man sich mag. Weil einem die Person wichtig ist und man sich um sie sorgt.“ „Sie mögen mich...“, wiederholte Snape lahm. Er war definitiv noch nicht richtig wach. Harry drückte ihm deshalb den mittlerweile fertigen Kaffee in die Hand. „Ja. Das ist für eine Freundschaft zumindest zuträglich.“ „Mir ist das Prinzip der Freundschaft bekannt“, rechtfertigte sich der Tränkemeister. „Ja, deshalb haben Sie auch so viele“, schoss Harry zurück. „Ich biete Sie nicht jeden leichtfertig wie Werbegeschenke an“, konterte Severus. „Haben Sie überhaupt welche?“ „Werbegeschenke?“ Der Gryffindor rollte mit den Augen. Snape hatte ein Einsehen und lenkte ein. Nahm zuvor aber erst mal einen Schluck Kaffee. Er schloss die Augen und ihm entfuhr ein kleiner zufriedener Seufzer, den Harry als ungewohnt und irritierend intim empfand, bevor er sie wieder öffnete und seinen Schüler ernst ansah. „Nun... ich habe Sie.“ stellte er fest und Harry schenkte ihm ein ehrlich erfreutes Lächeln. Um das warme Gefühl in seiner Brust niederzukämpfen setzte der Lehrer noch ein leicht klagendes „Weil Sie sich mir aufgedrängt haben“ hinterher. „Weil ich Sie mag. Und für einen Freund tut man nun mal viel.“, schloss Harry wieder den Kreis. Snape legte schwerfällig seine Hand übers Gesicht. „Potter, Sie decken gerade meinen Bedarf an Gefühlsduselei für die nächsten 10 Jahre ab. Geben Sie mir bitte im Anschluss noch eine nüchterne Erklärung damit ich den Rest des Tages zurecht komme.“ „Naja, Nagut. Ich bin hiergeblieben, damit ich in Ihren Kleiderschrank schauen und mich vergewissern konnte, ob wirklich all ihre Sachen Schwarz sind.“ Snapes Augen blitzten auf. „Alle“, betonte Harry nochmal provozierend. „Das würde ich Ihnen sogar glauben.“ Die Zusammenkunft in der Küche war erstaunlich unproblematisch verlaufen und beide saßen nun, wie schon einige Male zuvor am Küchentisch und tranken ihren Kaffee bzw. Harry seinen Tee. „Sie hatten gestern Geburtstag“, begann der junge Potter vorsichtig. Kurz versteifte Snape sich und es schien als würde er den Atem anhalten. „Ja“, bestätigte er schließlich knapp. „Woher wissen sie das?“ hakte er dann nach. Obwohl diese Frage selbstverständlich war, hatte sich Harry irgendwie nicht wirklich darauf vorbereitet und fuhr aus Refelx seine inzwischen mittelschwer überwindbaren Okklumentik-Schilde hoch. „Sie müssen sich keine Mühe machen Ihre Gedanken zu blockieren. Ich kann auch in Ihren panischen Augen erkennen, dass Sie die Karte von Lucius gelesen haben.“ frozelte er. Harry gab es auf, sich da irgendwie raus zu reden, also preschte er einfach vor. „Waren Sie deshalb so schlecht drauf? Ich meine auch die Tage davor. Wegen Ihres Geburtstages?“ Snape lächelte nur leicht bitter. „Es wäre die einfachste Erklärung, nicht war?“ antwortete er nur kryptisch. Für Harry reichte das allerdings für die Gewissheit aus, dass da noch mehr dahinter steckte. „Auch das werden Sie mir wohl nicht verraten?“ „Nein. Noch nicht.“ „Na gut, dann beantworten Sie mir noch eine Frage. Sind Sie jetzt wieder der Alte?“ „Bis zum nächsten Geburtstag, ja.“ antwortete Snape bereitwillig und Harry stimmte das zufrieden. „Sir, darf ich noch eine Frage stellen?“ „Würde ein Nein Sie aufhalten?“ lautete die rhetorische Gegenfrage und Harry fasste es als Erlaubnis auf. „Sind Sie gut mit Mr. Malfoy befreundet?“ „Wenn es einen engen Kreis von Vertrauten gäbe, dann würde er wohl mit dazugehören.“ „Aber er ist ein Todesser.“ erläuterte der Schüler das Paradox. „Und trotzdem ein Mensch. Er sorgt sich um seine Freunde, lacht gerne, erfreut sich an Kleinigkeiten und auch ihn kann man emotional treffen.“ „Schwer zu glauben, wenn man bedenkt wofür er einsteht.“ Snape beugte sich vor und sah Harry eindringlich an. Sein Schüler musste Lucius nicht akzeptieren, aber es war ihm wichtig dass er ihn verstand. Lucius und die anderen Gefolgsleute des dunklen Lords. „Schauen Sie, Lucius' Vater war bereits Todesser. Er wurde in diesen Kreis hineingeboren. Ihre Ansichten haben seine Kindheit geprägt. Ja, er hat eine andere Auffassung von Gut und Böse. Seine Grenzen von Richtig und Falsch liegen woanders.“ „Das macht ihre Freundschaft nur noch unerklärlicher.“ „Lucius kennt unsere Seite nicht. Sie wissen was Sie wollen, weil Sie beide Seiten kennen. Genauso wie ich. Lucius hat es da schwerer. Er kann nicht ausbrechen, weil er in diesen Kreisen festgehalten wird. Durch den Kontakt mit mir, hat er zumindest ein Gefühl für Verbundenheit entwickelt und ich weiß, dass er mich nie verraten würde.“ „Dann ist er nur eine arme Seele, die auf der falschen Seite ist?“ „Mr. Potter, wer sagt was richtig und was falsch ist? Wer schreibt die Regeln? Die Grenzen liegen bei jeden woanders. Und nur durch unsere eigene Definition, beeinflusst durch die Kinderstube oder anderweitig, entstehen Meinungen die die Welt in 2 oder mehrere Lager spaltet.“ Das gab den jungen Potter zu denken und nach eine Weile fragte er schließlich: „Wäre es möglich die Todesser zu bekehren und Voldemort damit zu stürzen?“ Snape lächelte schwach. „Das ist ein kluger Gedanke, aber die Zeit haben wir leider nicht. Das hätte schon vor seiner Auferstehen passieren müssen.“ Severus wollte noch einen Schluck Kaffee nehmen, merkte aber, dass der bereits alle war. Aus einem Impuls heraus, klaute er einfach Harrys Tasse und trank sie in einem Zug leer. Der starrte fassungslos seinen Lehrer an. „Da war kein Kaffee drin!“ entrüstete er sich. Snape grinste nur verschlagen. „Es war schwarz. Machen Sie das nächste Mal mehr.“ „Das nächste Mal?“ „Es scheint zur Gewohnheit zu werden.“ Harry sammelte seinen Umhang ein und zog sich die Schuhe an, da bald der Unterricht anfangen würde. Severus beobachtete den Schüler stumm dabei und hing ein wenig seinen Gedanken nach. Dass er sich gestern so die Blöße gegeben hatte, so verletzlich und angreifbar, tangierte ihn erstaunlich wenig. Bei Harry hatte er das sichere Gefühl, dass dieser es nicht ausnutzen würde. Unter keinen Umständen. Generell hatte er das Gefühl dem Schüler alles anvertrauen zu können. Genauso wie der Wunsch immer stärker wurde, für Harry die Person zu werden, der dieser alles anvertrauen konnte. Und das machte ihm Sorgen. Es war ihm heute morgen bewusst geworden. Als er vom Geruch des Kaffees wach geworden war und trotzdem damit gerechnet hatte alleine zu sein. Stattdessen fand er den Gryffindor in seiner Küche wuseln und als völlig selbstverständlich empfindend, dass er die Nacht hier geblieben war, falls es doch einen Notfall geben sollte. Harry wusste irgendwie instinktiv was er gestern gebraucht hatte. Es war für den Gryffindor sicher nicht leicht ihn zu umarmen, aber es hatte ihn aufgefangen. Dieser kleine schmale Körper hatte ihm die Kraft gegeben nicht zu zerbrechen. Und als Harry zu Tür hinaus wollte fasste er einen Entschluss. „Danke, Harry.“ sagte er sehr betont und hoffte, dass der Schüler den Wink verstehen würde. Harry hielt kurz inne, drehte sich um und grinste recht glücklich. „Gern geschehen, Severus.“ Kurz bevor Harry die Tür schloss hörte er noch ein „Wehe das passiert im Unterricht!“ und musste leise lachen. Kapitel 21: Ernster als gedacht ------------------------------- Hallo! Es tut mir schrecklich leid, dass es mal wieder so lange gedauert hat. Die letzten Wochen hatte ich sehr viel Stress und wirklich: Ich habe fast täglich bis ein Uhr nachts Sachen bearbeitet und vorbereitet. Danach war ich tod. Ich arbeite Vollzeit und mache nebenbei eine berufsfremde Ausbildung. Es geht zurzeit einfach nicht schneller. Als ich die Geschichte angefangen habe, lies sich das Schreiben noch gut in den Alltag integrieren, aber es ist schnell sehr viel mehr geworden, so dass ich diese Story nun manchmal hinten an stellen muss. Aber sie hört nicht auf. Versprochen. Und nun viel Spaß mit dem neuen Kapitel! ------------------------------ „Der Raum der Wünsche?“ Harry war mit Ron und Hermine an diesem Wochenende nach Hogsmead gegangen um die Zwillinge nach einem Vorschlag für ihren Trainingsraum zu fragen. Sie hatten immer noch keinen geeigneten Platz gefunden und nun hofften sie, dass vielleicht Fred und George etwas einfiel. Im Scherzartikelladen war eine Menge los und so lotsten die Zwillinge sie in einen kleinen Hinterraum, aber selbst dort war noch dumpf das Gewusel im Laden zu hören. Tatsächlich wussten die beiden Inhaber Rat. „Ja“, sagte George. „Der Raum der Wünsche taucht immer dann auf, wenn man ihn braucht.“ „Und sonst ist er weg?“ Doppeltes Nicken. Hermine lies ihre Hand gegen die Stirn klatschen. „Natürlich! Dieser Raum wird auch in „Die Geschichte von Hogwarts erwähnt“!“ Frustriert schnaubte sie, verärgert darüber, dass ihr das nicht eher eingefallen war. Ron legte beschwichtigend seine Hand auf ihre Schulter. „Du kannst dir nicht alles merken, Hermine.“ „Wo können wir ihn finden?“, fragte Harry. Fred und George zuckten die Schultern. Das irritierte den Schüler. Er schaute zu Hermine, aber auch sie zuckte nur mit den Schultern. „Ihr wisst dass es ihn gibt, aber nicht wo er ist? Ich dachte ihr kennt ganz Hogwarts. Wart ihr noch nie drin?“, wandte er sich wieder an die Zwillinge. „Nein.“ „Nein?“ „Wir haben ihn nie gebraucht“, erklärte Fred. „Wo habt ihr eure Scherzartikel hergestellt? Ihr kamt immer mit dem fertigen Produkt an. Wo habt ihr sie gemacht?“ „Das Klo der maulenden Myrthe“, antworteten beide synchron. Verstohlen blickte der Schwarzhaarige zu seinen Freunden und plötzlich lag auf allen Gesichtern ein verschmitztes Lächeln. Offenbar hatte dieser Ort eine lange Geschichte bezüglich verbotener Pläne, doch Ron brachte sie wieder auf den Punkt. „Gut, für geheime und leise Sachen ist das Klo geeignet, aber wir werden wahrscheinlich sehr viel Radau machen“, gab er zu bedenken. Das allgemeine Nicken gab ihm recht. Auch ein Stillezauber würde wahrscheinlich über kurz oder lang auffallen oder könnte im Unterricht durch ein Finite aus versehen gelöst werden. „Naja, ihr scheint den Raum zu brauchen. Versucht durch das Schloss zu wandern und ihn euch dabei zu wünschen. Das ist leider der einzige Rat den wir euch geben können“, schlug George vor. Das Trio nahm sich vor, das umzusetzen. Letztendlich ging es aber doch viel schneller als erwartet. Schon als sie das Schloss wieder erreichten, kam ihnen ein aufgeregter Neville entgegen. Keuchend blieb er vor ihnen stehen und musste erst ein paar mal durchatmen bis er wieder sprechen konnte. „Ich habe einen Trainingsort gefunden!“, platze es ohne Umschweife aus ihm heraus und winkte den Dreien ihm zu folgen. Das Trio blickte sich kurz an, als sie schließlich ihrem Hauskameraden nachgingen. Nach ein paar Minuten wurde Neville langsamer und bewegte sich auf eine Wand zu. Ron wollte schon etwas sagen, doch dann tauchte eine Tür auf. Erst klein, dann immer größer werdend. Mit einem Grinsen öffnete der schüchterne Junge sie und bat sie ein. „Ich hoffe, das ist nach eurem Geschmack. Er sieht jedes mal ein bisschen anders aus. Keine Ahnung warum.“ „Neville, du hast den Raum der Wünsche gefunden!“, klärte Hermine ihn begeistert auf. „Das ist Perfekt. Super gemacht Neville!“, lobte Harry seinen Mitschüler. Der kratzte sich verlegen am Kopf. „Keine Ursache. Jetzt wo wir anscheinend einen Platz haben, wann soll es denn losgehen Harry?“ Darüber hatte sich der Held schon Gedanken gemacht. „Einmal die Woche, immer Samstags. Die Uhrzeit können wir ja noch abstimmen. Wer ist genau dabei?“ „Hermine, Neville, Seamus und ich.“ zählte Ron auf. „Vielleicht sollten wir noch Ginny fragen?“ Harry hatte Bauchschmerzen mit diesem Vorschlag, da ihre Nähe ihm im Moment immer noch Schmerzen verursachte. Aber zum Teufel, sie konnte ja dafür nichts. Also stimmte er zu. „Und Luna... vielleicht?“ fragte Neville schüchtern. Das überraschte Harry. „Ihr Vater ist der Herausgeber des Klitterers. Sie wird auf deiner Seite sein Harry“, merkte Hermine an. „Ist sie. Ich habe gemerkt, wie sie sich in ihrem Haus immer für dich eingesetzt hat. Naja, auf ihre komische Art und Weise“, bestätigte Neville. Harry kannte Luna. Er hatte sich ab und zu mit ihr unterhalten und sie war immer nett gewesen. Nur in diesem Jahr waren sie sich noch nicht oft begegnet, weshalb er nicht sofort an sie gedacht hatte. Schließlich nickte er. „Okay.“ Nachdem das geklärt war, machte sich Harry auf den Weg zu Severus. Heute würden sie sich wieder den Heiltränken intensiver widmen. Mittlerweile hatte er den gesamten Vorrat an Tränken für die Krankenstation zusammengebraut, was Poppy natürlich nicht wusste. Sie glaubte nach wie vor, dass sie von Severus kamen, aber es erfüllte den Gryffindor mit Stolz, dass der düsteren Mann ihm soviel Verantwortung überlassen hatte. Er machte immer nur noch eine kurze Sichtprobe, eher er sie weitergab. Und manche Zutaten waren wirklich wertvoll, die er Harry dafür einfach übergab. Kurz vor dem Ziel wurde er aufgehalten. Von Ginny. Automatisch verschaffte er sich einen Sicherheitsabstand. „Hallo Harry!“ „Hi Ginny!“ Irgendwie machte sie einen lauernden Eindruck. „Was machst du hier so spät noch? Es ist bald Sperrstunde.“ Sie kam näher auf ihn zu und das verräterische Ziehen fuhr leise durch seinen Körper. „Nachsitzen“, antwortete er knapp. Die Rothaarige kam weiter auf ihn zu. „Schon wieder?“ Verdammt sie sollte stehen bleiben! „Du kennst ja Snape“, antwortete Harry ausweichend. Wieso dumpfte der Benzoar den Schmerz nicht wie sonst ab? „Trotzdem, er übertreibt!“, ereiferte sich Ginny. Sie bemerkte nicht, wie Harrys Blick kurz flatterte. Ihm wurde schwarz vor Augen. Und dann plötzlich... war der Schmerz weg. Stattdessen spürte er eine große, warme Hand auf seiner Schulter. „Mr. Potter, Sie riskieren gerade ein paar Ihrer Hauspunkte, wenn Sie hier weiter so herumschleichen“, ertönte die altbekannte schnarrende Stimme. Für manche war sie absolut abschreckend, doch Harry begann sich mittlerweile bei ihrem Klang zu entspannen. Ginny jedenfalls war erschrocken zusammengezuckt und hatte entgeistert auf den schwarzen Mann geschaut. Ihre Miene zeigte Verärgerung, als sie sich eilig an den beiden vorbei drückte. „Faszinierend“, begann Harry, als sie weg war. Snape hob fragend eine Augenbraue. „Du hast sie nicht mal direkt angesprochen und schon hat sie die Flucht ergriffen.“ „Das ist nicht unüblich“, antwortete Severus. „Das ist mir noch nie aufgefallen.“ „Du hast auch das zweifelhafte Talent, Gefahren, selbst wenn sie beschildert wären, nicht zu erkennen“, war die zynische Antwort. „Aber du bist nicht gefährlich.“ Snape war vorgetreten und hielt ihm die Tür zu seinen Räumen auf. „Da rein. Damit ich dich verprügeln kann.“ „Und außerdem keine Zeugen?“ Ein amüsiertes Funkeln blitzte in den finsteren Augen auf. „So ist es.“ Sie waren ohne viel Vorgeplänkel in Snapes Labor gegangen, wo Severus Harry erklärte, dass sie zusammen ein paar Heiltränke gegen Entzündungsknoten im Körper brauen würden. Die hatte der junge Potter noch nicht gemacht, und sie waren auch nicht ganz einfach, aber sie würden parallel arbeiten und Harry sollte sich an dem Tränkemeister orientieren. Und so standen sie nun nebeneinander und rührten beinahe synchron in ihren Kesseln. „Ich war heute bei ihm“, begann Snape dann plötzlich. Erschrocken blickte Harry seinen Lehrer an und bemühte sich nicht mal seinen Blick unauffällig wandern zu lassen. „Es ist nichts passiert. Ich bin unbeschadet da wieder raus gekommen.“ „Sagte er, als wäre das selbstverständlich“, frozelte Harry. „Wie hast du das geschafft?“ „Ich habe nach Umbridge gefragt.“ „Du hast... was?“ Der Gryffindor hatte in seiner Bewegung inne gehalten und starrte den Mann neben sich an. Snape tippte streng auf seinen Kessel und sofort nahm der Schüler den Brauprozess wieder auf. „Ich sah den besten Weg um etwas zu erfahren,darin, indem ich den Lord direkt danach frage“, erklärte der Spion. „Das hat er erlaubt?“ „Anscheinend habe ich ihm sogar einen Gefallen damit getan. Er war fuchsteufelswild.“ „Beruhigend“, murmelte Harry sarkastisch. „Er ist dabei das Ministerium zu infiltrieren. Umbridge ist nicht dabei. Noch nicht. Er hatte vor, sie sich zu kaufen, doch nachdem was sie getan hat, wird sie wohl weiterhin in Askaban versauern.“ „Ich verstehe die Zusammenhänge noch nicht“, gestand Harry seinem Lehrer. Der ging ins Detail. „Umbridge hat große Sympathie für die Ansichten des dunklen Lords. Mittlerweile wissen wir, dass sie das Medaillon einem zwielichtigen Straßenhändler abgekauft hat. Wie der an das Erbstück gekommen ist, ist nach wie vor unklar und wird wohl nie wirklich aufzuklären sein. Sie hat gemerkt, welchen Einfluss dieses Teil auf Menschen hat und beschloss Albus damit zu manipulieren. Wie sie das angestellt hat, wissen wir immer noch nicht, aber Fakt ist, dass sie mit dieser Geste versuchte, die Gunst von Voldemort zu bekommen um in seine Riege einsteigen zu können.“ „Woher weißt du das alles? Du hast ihm erst heute davon erzählt. Er wird wohl kaum so schnell die Informationen bekommen haben“, wollte der Schüler wissen. „Lucius. Er beobachtet jeden im Ministerium. Er weiß, dass Umbridge das Medaillon erworben hatte, konnte dem aber keine besondere Bedeutung beimessen. Deshalb blieb es ein Fakt, der im Raum stehen blieb. Erst jetzt fügt sich das Bild. Lucius hat natürlich auch die Ergebnisse der Ermittlungen einsehen können und somit die Absichten von dieser pinken Kröte erfahren.“ Snape machte eine kurze Pause um die Information sacken lassen zu können ehe er fortfuhr. „Wichtiger als das ist allerdings der Blick des Lords als er erfuhr, was Dolores mit dem Erbstück getan hat.“ Severus regulierte die Temperatur runter und drehte sich vollends zu Harry. Der Tat es ihm gleich. „Es war Panik. Dieses Ding, dass um Albus' Hals hängt, ist ihm wichtig. Am liebsten hätte er es bei sich.“ Snape zögerte. Er wollte noch mehr sagen, schien aber mit sich zu hadern. „Da ist doch noch was, oder?“, motivierte ihn sein Schüler. Der düstere Mann nickte langsam. „Ein Verdacht. Ich würde es aber vorerst gerne nachschlagen bevor ich es dir erörtere. Das geht tief in die schwarze Magie hinein.“ Harry verstand das. Er lies das Thema ruhen und zu zweit füllten sie ihr Ergebnis in Phiolen ab. Als Harry sich auf den Rückweg machen wollte, passierte etwas Unschönes. Er streifte sich gerade seinen Umhang über als er einen Gegenstand in seiner Tasche spürte. Er holte es raus und hielt es sich vor das Gesicht um es näher betrachten zu können. Er hatte noch feststellen können, dass es nicht größer als ein Schnatz war, als es plötzlich explodierte und ihn in einer rosa Dunstwolke einhüllte. Der Rauch war schnell verschwunden, doch den jungen Potter quälten plötzlich übelste Schmerzen. Er kniete auf den Boden und krümmte sich. Es fühlte sich genauso an wie wenn Ginny vor ihm stand. Nur 10 Mal schlimmer. Sie war es auch bestimmt gewesen, die ihm dieses Teil in die Tasche untergeschoben hatte. Wahrscheinlich als sie vorhin vor Snape geflüchtet war. Davor hatte er dieses Ding bestimmt nicht mit sich mitgeführt. Was war das für ein Zeug gewesen? Eigentlich wusste es Harry, aber die Wirkung war so komplett anders als sonst. „Harry?“, fragte Snape als er gerade aus dem Nebenraum kam und ihn nicht fand. Doch dann erblickte er seinen Schüler am Boden. „Verflucht! Was ist passiert?“ Harry fiel wieder die Situation ein, als Ginny ihm immer näher gekommen war. Der Schmerz hatte aufgehört als er Snapes Hand auf seiner Schulter gespürt hatte. „Fass mich an!“, forderte der Gryffindor seinen Lehrer auf. Der war mittlerweile zu ihm hingeeilt und hatte sich zu ihm hingehockt. Er lies einen fachmännischen Blick in seine Augen wandern und versuchte das Ganze zu analysieren. Harrys Bemerkung hatte ihn inne halten lassen und er quittierte diesen Befehl in seiner typischen Art. Die Augenbraue. „Das muss ein Liebestrank gewesen sein.“ „War es. Aber es ist was ganz anderes.“ „Du widersprichst dir.“ „Nein. Es tut weh. Vorhin, als du die Hand auf meine Schulter gelegt hast, war es weg.“ Erkenntnis huschte über den zuvor prüfenden Blick. „Es ist der selbe Schmerz?“, hakte Severus nochmal nach. Harry brachte nur noch ein Nicken zustande. Vor seinen Augen drehte sich alles. Ein wenig unbeholfen legte Snape daraufhin seine Hand wie vor ein paar Stunden auf Harrys Schulter ab und augenblicklich wurde das Beben seines Körpers ruhiger. „Ist es weg?“ „Ja.“ „Lügner.“ Harry brachte ein eher misslungenes Lachen zustande. Snape hatte recht. Es war nicht weg, aber auszuhalten. „Es ist besser“, korrigierte er sich. Für Snape war das Resultat anscheinend nicht befriedigend genug. Nach einer kurzen Bedenkzeit, in der er irgendetwas abzuwägen schien, zog er den Gryffindor zu sich und schlang seine Arme komplett um den geplagten Körper. Kräftig. Beschützend. Harry war noch zu benommen um das zu schnallen. Er fühlte sich umhüllt und sicher. Er beschloss das nicht zu hinterfragen und lies das Geschehene einfach zu. Eine Weile saßen sie so da und Snape hatte sogar angefangen seinen Daumen immer wieder über Harrys Schulter zu streichen. Der Potter war sich sicher, dass dies dem Tränkemeister gar nicht so bewusst war und als er seinen Kopf hob, erkannte er, dass Severus tatsächlich in Gedanken war. Der Schüler vermutete stark, dass sein Lehrer gerade versuchte das Geschehene zu analysieren. Zu verstehen. Das konnte er gut nachvollziehen. Er war auch dabei – jetzt, wo er wieder klar denken konnte - sich ein Bild zusammenzureimen. „Danke, ich glaube mir geht es wieder gut.“ Harry mochte es, wenn Severus ihn hielt. Das war eine der schönsten Empfindungen die er je gefühlt hatte. Das stellte er bei Snape immer wieder fest. Doch er selbst sah keinen Sinn darin weiter so auszuharren, wo es ihm jetzt doch wieder besser ging. Also fing er an sich aus den Armen zu schälen. Doch kaum war er dabei, fing der Schmerz erneut an. Sofort ließ er sich wieder gegen Snapes Brust fallen. „Nein, doch noch nicht“, korrigierte er sich. Sofort waren die Arme fest um Harry geschlungen. Als wäre es das Selbstverständlichste der Welt. „Es war ein Liebestrank. Er wird wohl noch ein paar Stunden anhalten“, erklärte der Tränkemeister. „Hast du kein Gegentrank?“ „Sicher, aber ich weiß nicht wie er sich entfalten wird. Schließlich wirkt dieser Trank auch gegen jeden Standard.“ „Wieso eigentlich?“ „Weißt du wer das gewesen sein könnte?“, versuchte Snape die Situation zu analysieren. Harry zuckte etwas unentschlossen mit den Schultern. „Ich vermute Ginny. Es war vorhin schon so merkwürdig. Die Schmerzen waren viel stärker als sonst. Ist der Benzoar vielleicht aufgebraucht?“, kam ihm der Gedanke. Severus besah sich daraufhin den Stein an Harry Armband genau. „Nein, er funktioniert ausgezeichnet. Das kann nur bedeuten, dass die Gefühle von Miss Weasley stärker werden“, mutmaßte Snape. „Und unberechenbarer“ setzte er noch nach als er auf die Überreste des runden Gegenstandes betrachtete, den Harry in der Hand gehalten hatte. „Der Bindungstrank ist stärker und ordnet sich dem einfachen Liebesgebräu über. Vermutlich hat er die Wirkung in Schmerz umgekehrt. Zumal es von einer Person kam die Interesse an dir zeigt“, erklärte Snape weiter. Harry war über diese Nachricht doch ziemlich bestürzt. „Ich würde gerne etwas ausprobieren“, entkam es dem Lehrer nachdem er ein paar Möglichkeiten gedanklich abgegrast hatte. Harry quiekte erschrocken auf, als der Tränkemeister ihn ohne große Mühe über die Schulter legte und so mit ihm zu einem Schrank ging und dort zielstrebig in einer Schublade nach etwas wühlte. Harry musste sich ziemlich verbiegen um einen Blick auf dessen Inhalt erhaschen zu können. Schließlich fand Severus was er suchte und ließ Harry runter. Er achtete darauf, dass er trotzdem seinen Arm berührte. Mit der anderen Hand hielt er ihm einen... Ring entgegen? Harry musste genauer hinschauen um sich zu vergewissern, dass er aus Glas war. Der Löwe war im Begriff irgendeine blöde Bemerkung über diese Kitschigkeit zu machen, als er Snapes ziemlich angepisstem Blick begegnete. „Ein Kommentar, und du kannst sehen wie du die nächsten Stunden alleine ausstehst“, zischte er. Er selbst war anscheinend auch nicht begeistert über diesen Gegenstand – oder vielmehr den Eindruck, den er erweckte. „Das hier ist mein erstes Produkt aus einer Eigenkreation eines Trankes.“ „Das entstammt einem Trank?“, kam es schon faszinierter von dem Gryffindor. „Ja, dass man mithilfe von Tränken Glas herstellen kann, ist zwar nicht allen geläufig, aber auch kein großes Geheimnis. Doch anders als die anderen Glaskreationen aus Tränken ist der hier nicht zu zerstören. Zumindest hat er alle Zauber und Gewalteinwirkungen die mir eingefallen sind, überstanden.“ „Wieso hast du einen Ring geformt?“, wollte Harry wissen. Snape verzog daraufhin das Gesicht. „Das ist kein Ring. Das ist... ein Kreis.“ sagte Severus gedehnt. Von seinen eigenen Worten nicht überzeugt. Harry quittierte das mit einem lauten und hoch amüsierten Lachen. Von dem ließ sich Severus sogar ein wenig anstecken. Seine Mundwinkel zuckten. Der Held steckte sich den Ring an den Finger. Er passte perfekt. Oder passte er einfach jedem? Als Snape seine Hand von Harrys Arm rutschen lies, stellte der Gryffindor fest, dass der Schmerz nicht wiederkam. Fragend schaute er seinen Lehrer an. Wie war er auf diese Lösung gekommen? Severus erklärte. „Die Schmerzen scheinen bei meiner Nähe oder Berührung unwirksam. Wir wissen beide, dass es ein Ding der Unmöglichkeit ist, dass wir ständig aufeinander hocken. Mein Gedanke war, dass vielleicht ein persönlicher Gegenstand ebenso helfen könnte. Dieser Ring gehört zu meinen wichtigsten Besitztümern. Wie gesagt, das erste geschaffene Produkt aus einem von mir entwickelten Trank. Ich war damals sehr stolz darauf.“ „Jetzt nicht mehr?“ „Doch sicher. Wehe du zerstörst ihn.“ „Ich denke, er ist unzerstörbar.“ „Die Wahrscheinlichkeit sinkt mit dir als sein Träger.“ „Danke Severus“, ignorierte Harry diese Spitze. Severus schaute ihn für einen kurzen Moment überrascht verstummt an. Doch dann fing er sich wieder. „Der Übergang zum 'Du' lief erschreckend flüssig“, stellte er deshalb schnell fest. „Ich habe heimlich geübt“, frozelte Harry. Snapes Augenbraue hob sich wieder. „Darf ich mir jetzt einen Haufen entsetzter Gryffindors vorstellen die dich entgeistert anstarren, weil du meinen Namen immer wieder vor dich hingemurmelt hast?“ Was folgte war ein lang anhaltender Lachflash Harrys. Kapitel 22: Es kommt immer plötzlich ------------------------------------ Hallo! Wuhu! Ich habe es tatsächlich geschafft mal ein neues Kapitel zu schreiben! Das Nächste sollte aber diesmal nicht ganz so lange dauern, denn das habe ich schon angefangen und ist zur Hälfte geschrieben. Dann viel Spaß mit diesem hier : ) ------------------------- „Expelliarmus!“ Es geschah nichts. Neville lies enttäuscht seinen Zauberstab sinken. Doch bevor der tollpatschige Junge sich seinem Missmut hingeben konnte, war Harry mit ein paar aufbauenden Worten zur Stelle. „Es ist die erste Stunde Neville. Kaum jemand gelingt etwas zum ersten mal.“ „Ich übe den Zauber aber nicht zum ersten mal“, nuschelte dieser deprimiert. „Viele Sachen funktionieren auch beim 3. oder 4. mal nicht. Manche brauchen hunderte Versuche. Es ist dein Tempo. Wichtig dabei ist nur, dass du es immer wieder probierst. Und jetzt, wo ich dich dabei sehen konnte, kann ich dir auch ein paar Vorschläge machen“, entgegnete Harry. Daraufhin bekam er einen hoffnungsvollen Blick seitens seines Hauskameraden zugeworfen. Harry war zusammen mit Ron, Hermine, Seamus und Neville im Raum der Wünsche. Sie alle hatten eine Freistunde und nutzten sie für eine Trainingseinheit. Der Samstag war zwar ein fester Termin, doch wenn es sich ergab, hatten sie beschlossen auch solche Zeitfenster zu nutzten. Ron und Hermine schlugen sich wie erwartet gut. Auch Seamus brachte, nach einem Ausrutscher wo er Rons Haare in Brand gesetzt hatte (und das leider ziemlich spät aufgefallen war, eben wegen Rons Haarfarbe), ganz passable Ergebnisse. Nur Neville hatte, wie so oft, Schwierigkeiten. Dabei gab es an der Ausführung nichts auszusetzen. Die Bewegungen passten. Es war ein Rätsel. Harry betrachtete die leicht gebeugte Gestalt des Jungen. Neville hatte noch nie ein sicheres Auftreten gehabt. Seine Haltung trug die Selbstzweifel, die sein Mitschüler hegte, wie ein offenes Buch nach außen. Der Held erinnerte sich, dass seine Familie mal dachte, er wäre ein Squib. Und wer erst so spät seine magischen Fähigkeiten entdeckte, konnte einfach kein guter Zauberer werden, nicht war? Sie hatten es Neville immer wieder vermittelt. Wahrscheinlich war es genau das, was den Jungen quälte, dachte sich Harry. Er weiß wahrscheinlich gar nicht was er kann. Vermutlich, weiß er überhaupt nicht, wie groß sein Magiekern ist, weil er sich nicht traut sich gänzlich auf ihn einzulassen. Der Held bedeutete seine Kameraden für einen Moment aufzuhören und winkte Neville zu sich heran. „Setz dich hin und reich mir die Hand“, forderte der Schwarzhaarige den schüchternen Jungen ohne Umschweife auf. „W-Was hast du vor Harry?“ „Dir einen Zahn ziehen.“ „Was?“, entkam es Neville ein wenig panisch. Es war Hermine die ihn wieder beruhigte. „Harry meint, dass er dir bei einem Problem helfen will.“ Ein wenig zweifelnd blickte er zu seinem Gegenüber, der ihm ein aufmunterndes Lächeln schenkte. Neville atmete einmal tief ein und aus und legte denn die Hand in Harrys. Der schloss daraufhin die Augen und konzentrierte sich. Er dachte an die Stunde zurück, indem Snape ihm gezeigt hatte, wie man einen Magier infiltriert. Als Harry den Zugang gefunden hatte, keuchte Nevile erschrocken auf. „Harry, bist du das?“ Harrys Magie pulsierte in Nevilles Adern und schien mit Dessen zu kommunizieren. 'Ruhig und komm mit', forderte er und führte Nevilles Seele an einem Ort, der tief in ihm verborgen lag. Harry hatte nur Snape als Referenz, aber bei ihm lag der Magiekern am selben Platz, also ging der junge Potter davon aus, dass er bei jedem Zauberer an der gleichen Stelle lag. Harry grinste, als er an jenen Augenblick zurückdachte. Severus Kern war schwarz gewesen. Eine sanft wabernde, rauchige Kugel die friedlich und doch unheilvoll in seinem Herzen lag. Der Potter war kurz davor gewesen, die Magie zu berühren doch Snape hatte ihn nicht gelassen. Stattdessen hatte er ihn zischend wieder rausgeschmissen. Zu nah. Harry hatte diese Lektion gelernt. Als sie Nevilles Kern erreichten, spürte er die Unruhe seines Kameraden. Er wollte zurückweichen, doch Harry lies ihn nicht. „Das ist deine Magie. Setz dich damit auseinander“, knurrte er beinahe. Er merkte, wie der Longbottom sich überwand, sich langsam darauf einließ und schließlich zu seinem Magiekern vordrang. Der Junge schien völlig überwältigt zu sein. Irgendwie typisch für ihn, war seine Magie grün wie der Wald mit Auswüchsen die an Wurzeln erinnerten. Vorsichtig berührte Neville eine davon. Diskret und mit einem Lächeln zog sich Harry gemächlich zurück. Als er die Augen öffnete, tauchte auch der Mitschüler von seiner Reise wieder auf. „Es ist so viel“, flüsterte Neville. Harry nickte. „Benutze sie.“ „Harry was hast du gemacht?“, fragte Hermine, die sich zusammen mit den anderen das ganze Schauspiel angeschaut hatte. Im Grunde hatte sie nicht viel gesehen. Nur zwei Jungen die sich gegenüber gesessen und die Augen geschlossen hatten. „Einen Zahn gezogen“, antwortete Harry nur, lächelte aber ermutigt. Hermine wollte darauf etwas erwidern, wurde aber von einer sehr laut zuschlagenden Tür unterbrochen. Ginny stapfte sichtlich wütend an ihnen vorbei und pfefferte ihre Tasche in die Ecke, wo auch die anderen ihre Sachen abgelegt hatten. Luna hatte ebenfalls den Raum betreten. Sie allerdings war die Ruhe selbst. Da die Rothaarige vor Wut zu kochen schien, blickten alle zu dem blonden Mädchen. „Professor Snape hat ihr ein halbes Jahr Nachsitzen bei Filch gegeben“, antwortete sie mit ihrer sanften Stimme. „Ein halbes Jahr! Wieso?“, entfuhr es Ron entsetzt. Luna zuckte die Schultern. „Der Professor meinte nur, sie wisse schon warum.“ Nun, Harry wusste ganz genau warum. Er hatte niemandem von dem untergeschobenen Liebestrank erzählt. Eigentlich wollte er diese Geschichte auf sich beruhen lassen, doch er war ernsthaft überrascht, dass Severus so streng drauf reagierte. Verstohlen schaute er zu Rons Schwester, nur um sich mit einem finsteren Blick ihrerseits konfrontiert zu sehen. Er würde wirklich dringend mit ihr reden müssen. Am besten sofort. Die Stunde war eh vorbei. Luna erklärte, dass sie sowieso nur vorbeigekommen waren, um sie zum Mittag abzuholen. Also hatte der Schwarzhaarige sie alle vorgeschickt, so dass er nun alleine mit Ginny war. Immer noch bedachte sie ihn mit einem bösen Blick. Wieso war sie eigentlich sauer auf IHN? Lange musste er auf die Antwort nicht warten. „Wieso hast du Snape von dem Liebestrank erzählt? Wegen dir darf ich jetzt nachsitzen!“, platze es aus ihr heraus. Harry war wie vor dem Kopf gestoßen und starrte sie daraufhin nur fassungslos an. „Ginny, hättest du mir den Trank nicht untergeschoben, wäre das gar nicht erst passiert. Außerdem habe ich Snape nichts erzählt. Das war gar nicht nötig. Das Zeug hat mich während des Nachsitzens bei ihm erwischt!“, wetterte er, als er sich wieder gesammelt hatte. Die Rothaarige wurde blass. „Was? Oh verdammt, das habe ich nicht bedacht“, murmelte sie betroffen. Argh! Es war zum Haare raufen. Sie hatte NICHTS verstanden! „Ginny! Du hast gar nicht gedacht! Glaubst du mit einem Liebestrank hätte es geklappt? Was willst du eigentlich von mir? Rede mit mir! Solche Aktionen sind schädlicher als ein einfaches Gespräch! Das war einfach nur dämlich und falsch. Davon habe ich ganz sicher keine bessere Meinung von dir. Dir trau ich überhaupt nicht mehr über den Weg!“ Diesmal war der Schwarzhaarige richtig laut geworden. Erst jetzt schien Ginny den Ernst der Lage begriffen zu haben. Zumindest schlich dich der Ausdruck der Erkenntnis in ihre Augen und wirkte ziemlich aufgerüttelt. Aufgewühlt und peinlich berührt vergrub sie ihr Gesicht in ihren Händen. „Ich hab mich nicht getraut! Es tut mir so Leid! Es erschien mir die einfachste Variante. Ich bin in dich verliebt aber mir kam es so vor als hättest du mich nie als potentielle Partnerin betrachtet.“ Endlich rückte sie damit raus. Es war ja nicht so, als wenn Harry es nicht schon gewusst hätte, aber diesen Schritt musste sie einfach lernen. Harry sah nun den Augenblick gekommen. Er würde ihr jetzt das Herz brechen müssen. Aber mit dem, was sich Rons Schwester geleistet hatte, fiel ihm das gar nicht mal so schwer. „Mit deiner Vermutung hast du nicht unrecht. Du weckst einfach nicht das Bedürfnis in mir, dich als Mensch an meiner Seite zu haben. Keine Frau könnte das.“ Ginny sah erstaunt auf. Der Groschen war gefallen. „Du meinst...“ „Ja, ich bin schwul“, bestätigte Harry. Ein wenig baff ließ sich Ginny gegen die Wand fallen. Sie schien es zu verarbeiten und zu Harry endloser Erleichterung sah es nicht danach aus, als wenn sie ihm eine Szene machen würde. Stattdessen überraschte sie ihn. „Komisch... damit kann ich irgendwie besser leben, als wenn du hetero wärst“, gestand sie schließlich ihre Gedanken dazu. „Weil du eh auf verlorenen Posten stehst und den Wettbewerb mit anderen Mädchen nicht hast.“ „Ja, wahrscheinlich. Das muss ja dann erst recht richtig schlimm gewesen sein, als dich mein Zauber erwischt hat. Ausgerechnet Snape. Er muss dich fertig gemacht haben. Ist es sehr peinlich geworden? Hat er dir wenigstens ein Gegenmittel gegeben? “ Unaufällig schaute Harry auf den Ring an seinem Finger. Seine Kameraden hatten ihn schon ein wenig fragend angeschaut, aber solange niemand den Mund aufmachte, würde er keine Stellung beziehen. Er zuckte die Schultern. „Ja und danach rausgeschmissen. Ich denke, er hat die Situation vor dem Nachsitzen sehr wohl richtig interpretiert und dich als Drahtzieherin entlarvt.“ Schuldbewusst senkte die Jüngere den Blick. „Ich hab's verstanden Harry. Das war dämlich von mir. Es tut mir Leid.“ Zumindest sah sie reumütig aus. Harry musste feststellen, dass es zurzeit, trotz Widrigkeiten des Bindungstrankes gut lief. Er trainierte jeden Samstag mit seinen Freunden ihm Raum der Wünsche. Harrys Ruf als Lügner existierte immer noch, hielt sich aber im Moment ruhig unter dem Mantel eines stillen Übereinkommens. Dem Held war das nur Recht. Sollten doch alle die Rückkehr von Voldemort verdrängen. Und sonst war er die restlichen Abende bei Snape und lernte alles was ihm der Lehrer zum Thema Heilen und Duellieren lehren konnte. Oft tranken sie, wenn sie eine kurze Pause machten, einen Tee und unterhielten sich. Einfach so. Snape hatte sich sogar mal auf das Thema Quidditch eingelassen. Jetzt, da Harry das Jahr aussetzte, sah es mal gut für Slytherin aus. „Slytherin spielt besser. Im Tore schießen liegt es einfach vorne. Gryffindor hätte die letzten Jahre viel öfter verloren, wenn sie leider nicht so einen grandiosen Sucher gehabt hätten.“ Im selben Atemzug merkte Snape, was er da eigentlich gesagt hatte, doch zu spät: Harry strahlte daraufhin mit der Sonne um die Wette. Severus hatte dafür nur ein Schnauben übrig. Er hatte tatsächlich vergessen, dass der Harry auf dem Quidditch-Feld und der kluge, schlagfertige und auf seiner Wellenlänge liegende Harry, der sich gerade in seinem Wohnzimmer befand, ein und die selbe Person war. Der Schüler erbarmte sich und wechselte das Thema. „Du hast Ginny ein halbes Jahr Strafarbeit aufgebrummt.“ Snape hob die Augenbraue. „Das war ein Thema unter den Schülern wert?“, spottete er. „Wieso gleich ein halbes Jahr?“, ließ sich Harry nicht aus der Fassung bringen. „Sie hat es verdient. Auch wenn es nur du bist: Sie hat einen Schüler angegriffen. Die Konsequenzen hätten katastrophal sein können, hätte der Trank wirklich funktioniert.“ „Ich hätte dich schon nicht vernascht.“ Snape sah ihn daraufhin direkt an und nur ganz flüchtig, huschte ein verschmitztes zucken seiner Mundwinkel über sein Gesicht. „Sicher?“ Daraufhin war Harry erstmal die Kinnlade runter geklappt. Hatte Snape gerade wirklich... SO einen Witz gemacht? So schnell wie der Moment eines heiteren Snapes gekommen war, so schnell war er auch wieder vorbei. Severus hatte sich souverän von seinem Platz erhoben und ihn wieder ins Labor gescheucht. „Was macht eigentlich deine Nachforschung über deinen Verdacht, den du hattest. Über das Medaillon. Der, der so tief in die schwarze Magie ging?“, fragte Harry, als sie ihre Versuchsreihe erreichten. Snapes Gesicht wurde daraufhin steinernd. „Noch in Arbeit“, sagte er knapp, doch für Harry war es deutlich, dass sein Lehrer bereits gefunden, wonach er gesucht hatte und es schien nichts Gutes zu bedeuten. Bis auf diese Tatsache war es alles im Allen wirklich ruhig. Und das hätte Harry Sorgen machen müssen. Die Quittung dafür, dass er es nicht tat, erhielt er Mitte April. Sie hatten gerade Verwandlung hinter sich, als Albus Dumbledore ihn beim Verlassen der Räume abfing. Harrys Alarmglocken schrillen sofort. „Harry, es ist ein Brief dringlicher Angelegenheit bei mir eingetroffen, über den ich dich unterrichten muss. Bitte folge mir in mein Büro.“ Dass es sich dabei um eine Finte handelte, verstand der Schüler selbstredend. Nach einem kurzen Blickwechsel mit Ron und Hermine wusste er, dass sie ebenfalls alarmiert waren. Nur was sollte er tun? Dumbledore hatte ihn vor der gesamten Klasse angesprochen. Er konnte nicht nein sagen. Er konnte sich nicht mit einer fadenscheinigen Ausrede raus winden. Er musste dem Direktor folgen. Das Schloss war voll von Schülern, die ihn nicht verstehen würden, sollte er versuchen zu türmen. Er musste sich irgendwie Zeit verschaffen. „Sicher ich... würde nur schon mal meine Sachen für den nächsten Kurs holen. Ich komme dann nach?“, versuchte es Harry, doch Albus schüttelte entschieden den Kopf. „Nein. Sofort. Ich werde dir eine Entschuldigung schreiben.“ 'Die werde ich danach sicher nicht mehr brauchen', schoss es Harry durch den Kopf als er die Kälte in Dumbledores Augen sah. „Gehen Sie schon Mr. Potter. Ich werde Ms. Sprout Bescheid geben“, sagte Professor McGonagall, die sich zu dem Gespräch dazugestellt hatte. Damit war es besiegelt. In Harry breitete sich die kalte Angst aus. Er wollte unauffällig zum Armband greifen um nach Hilfe zu rufen, doch er fand es nicht an seinem Handgelenk. Irritiert schaute er auf den Boden. Da lag es. Abgefallen. Aber wieso? Sein Blick fand den Schuldigen in Albus, als er seinen wissenden Ausdruck sah. „Ein Freundschaftsarmband? Mit der Zeit reißen sie irgendwann“, meinte der alte Mann fast beiläufig. „Ja“, knirschte Harry nur. Er blickte nochmal kurz zu Ron und Hermine, als er zögernd und widerwillig dem Schulleiter folgte. Die verstanden sofort, dass sie jetzt dringend Hilfe holen mussten. Harry kam sich vor, als würde er zu seiner eigenen Hinrichtung gehen, als er mit Albus durch das Schloss wanderte und den Eingang zum Direktorenbüro erreichte. Der Schüler hatte versucht zu trödeln, aber der Schulleiter durchschaute den Plan und hielt ihn mit seiner Magie an, mit ihm Schritt zu halten. Als Dumbledore schließlich die Tür hinter Harry schloss und sich Banne darüber erhoben, verschwand die neutrale Maske und ein zufriedenes, aber kaltes Lächeln zierte das Gesicht des alten Mannes. Harry suchte all das Wissen, dass er in den letzten Monaten gelernt hatte, zusammen und machte sich bereit. Denn die Hölle, begann jetzt. Kapitel 23: Improvisiert ------------------------ Huhu! Ich habe meine kleine Verschnaufpause genutzt und noch das nächste Kapitel fertig geschrieben. Ab morgen wirds leider wieder stressig, also wird der nächste Upload wieder etwas dauern. Hier im Norden ist das Wetter gerade total schön, also werde ich gleich noch rausgehen. Wie sieht euer Sonntag aus? Viel Spaß mit dem Kapitel : ) ------------- Harry warf sich direkt hinter den Schreibtisch als Dumbledores erster Zauber auf ihn zuflog. Das Holz barst sofort an der Stelle wo es getroffen wurde. Als Harry das sah, stieg in ihm das Adrenalin hoch und er fing an hektischer zu atmen. Wenn er Glück hatte, war vielleicht Hilfe schon unterwegs. Aber selbst wenn, mussten erst die Banne vor der Tür überwunden werden. Mit diesem Wissen entwickelte sich ein Plan in seinem Kopf. Es war heikel und würde auf Zeit spielen, aber er hoffte, dass es funktionieren würde. Der Gryffindor tauchte aus seinem Versteck auf, nur um sofort wieder dahinter zu verschwinden, nachdem er zwei schnelle, aber ziemlich mächtige Flüche abgeschickt hatte. Dumbledore lachte nur, als sie ihn ziemlich stark verfehlten. Dennoch schien der Direktor nicht viel von diesem Versteckspiel zu halten und setzte kurzerhand seinen Schreibtisch in Brand. Fluchend hastete Harry davon weg, nicht aber ohne vorher nochmal zwei Flüche abzuschicken. Wieder viel Kraft abverlangend und wieder meilenweit davon entfernt Albus zu treffen. Harry stand nun da wie auf dem Präsentierteller. Er wusste, dass der Schulleiter vor nichts zurückschrecken würde. Leider war dieser immer noch der größte Zauberer der Welt, wie seine nun unkontrolliert pulsierenden Magiewellen bewiesen, und Harry hatte dem nur wenig entgegen zu setzten. Auch wenn er viel besser geworden war, gewachsen war er dem noch lange nicht. Also versuchte er es mit reden. „Wieso hassen Sie mich plötzlich?“, fragte der Held frei heraus. „Wieso plötzlich?“, antwortete Dumbledore ebenso freimütig. Okay, das war in der Tat ein kleiner Schlag ins Gesicht. Zumal Harry einfach nicht wusste, wie er die Worte von Albus werten sollte. Sagte er das, weil es stimmte? Oder tat er es, weil ihn das Medaillon zwang? Harry drängte sich, weiterzusprechen. „Was stört Sie an mir?“ Es schmeckte Albus nicht, dass Harry anfing zu reden. Noch unschlüssig ob er darauf eingehen sollte, schoss er erst mal einen halbherzigen Fluch ab, den Harry blocken konnte. „Du hast es nicht verdient“, sagte er schließlich. Harry hatte das Gefühl das Medaillon ungeduldig zischeln zu hören. Es wirkte offenbar anstachelnd auf seinen Träger, denn ihm wurden wieder Flüche entgegen geschmissen. Stärkere. Harry startete einen Gegenangriff, bestehend aus einer schnellen Abfolge von vielen unterschiedlichen Zaubern. Albus erwies sich, trotz seines hohen Alters, als erstaunlich beweglich. „Was verdient?“, führte der Schüler das Gespräch fort. „Den Ruhm. Irgendwie hast du Voldemort überlebt, aber das lag ganz sicher nicht an deiner Macht.“ Wieder folgte ein Fluch. Diesmal sehr heftig. Harrys Schild zitterte bedrohlich. „Ich hab es mir nicht ausgesucht! Nichts wäre mir lieber als normal zu sein!“, rechtfertigte sich der Gryffindor. „Du bist normal!“, brüllte Albus und schaffte es, Harrys Schild zu zerstören. „Leider. Sieh dich an. Du hast bis heute nichts Herausragendes vollbracht. Du bist absolut durchschnittlich!“ „Sie waren es doch, der mich auf das Podest gestellt hat!“, keuchte der Schüler. Es fiel ihm schwer, sich seine Erschöpfung nicht anmerken zu lassen. „Ja...“ zischte der Direktor gedehnt. Da war doch noch mehr. Harry hatte das Gefühl, der Wahrheit nur noch Millimeter entfernt zu sein, doch Dumbledore entschied, dass die Unterhaltung vorbei war. Sein nächster Zauber traf Harry ungehindert und warf ihn an die nächste Wand. Er zog sich dabei eine Platzwunde am Kopf zu, die ihm kurzzeitig in die Benommenheit schickte, doch der nächste Zauber holte ihn zurück. Denn die Schmerzen, die er gerade erlebte, konnte man nicht ignorieren. Cruciatus. Dumbledore benutzte gerade wirklich den Cruciatus. Aus einem Schleier aus Krämpfen blinzelte der Held zu seinem Angreifer und konnte erkennen, das dessen Miene nun vollkommen verschlossen war. Das Medaillon hüllte den Schulleiter in eine dunkle Atmosphäre, der ihm jede klare Sicht auf die Umgebung nahm. Es gab nur noch ein Ziel. Harry zu töten. Der Folterfluch wurde von den Jungen genommen. Eine Pause, die Harry nutzte, um sich zum Aufstehen zu zwingen und wieder Flüche abzuschicken. Es waren immer die selben, die dem Gryffindor einiges an Kraft abverlangten. Und sie rauschten immer an Albus vorbei. „Nicht mal zielen kannst du!“ Dumbledores Stimme klang seltsam fremd, konnte Harry noch denken, als er mit einem Schneidefluch attackiert wurde. Er schaffte es nicht mehr rechtzeitig ein Schild aufzubauen, da er nochmal Flüche abschickte und wurde getroffen. Am Oberschenkel und am Brustkorb blutend, ging er in die Knie und fluchte innerlich. Da hatte er nun ein dreiviertel Jahr sehr intensiv trainiert und bestand keine 10 Minuten in einem Gefecht. Egal wie man ihn vorfinden würde. Tot oder gerade noch am Leben. Severus würde sicherlich enttäuscht von ihm sein. Doch er rief sich seinen Plan ins Gedächtnis. Für den brauchte er alle Kraft und konnte sie nicht für ein Duell verbraten, in dem er sowieso unterliegen würde. Er musste nur lange genug durchhalten. Harry warf sich zur Seite, als ein weiterer Fluch auf ihn zugeflogen kam, was mit den Verletzungen nicht ganz einfach war. Doch da Albus gleich wieder den Unverzeilichen von eben hinterherschickte, blieb es bei diesem einen Manöver. Der Schüler krümmte sich vor Schmerz. Eigentlich dachte er, er würde mittlerweile alles aushalten, aber er wurde eines Besseren belehrt. Schmerzen würde er wohl nie so einfach ertragen können. Dumbledore lies den Fluch lange wirken, und als er ihn von Harry nahm, stand dieser nicht mehr auf. Sein ganzer Körper krampfte und schien auf seine eigenen Befehle nicht mehr zu hören. Der zweite Schneidefluch gab ihm dann den Rest. Bei dem ohnehin schon besorgniserregenden Blutverlust, sorgte dieser dafür, dass der Held kurz davor war das Bewusstsein zu verlieren. 'Verbluten also', sinnierte Harry noch über seine Todesart, bevor er es schaffte zum letzten Mal den Arm zu heben und den Rest Energie, den er noch hatte, in einen letzten Fluch zu stecken. Knapp an Dumbledore vorbei. „Ich gebe zu, das war am nächsten dran“, spottete dieser. „Ich habe nicht auf Sie gezielt, Sie Trottel“, flüsterte der Schüler, eher es schwarz um ihn herum wurde. Albus drehte sich verwundert um und erkannte, dass Harry es geschafft hatte, die Banne erheblich zu schwächen. Jeder Zweitklässer kam nun da durch. Doch wieso sollte dieser Nichtsnutz das getan haben? Das musste ihn alle Kraft gekostet haben. Die wenigsten haben es geschafft sie zu überwinden. Hatte er gehofft, so fliehen zu können? Ihm musste doch klar gewesen sein, dass er das nicht mehr schaffen würde. Als plötzlich der Boden langsam zu vibrieren begann und kleinere Gegenstände anfingen, wild umher zu klappern, wurde er eines Besseren belehrt. Harry hatte nicht vorgehabt zu fliehen. Der Junge hatte auf Hilfe gewartet und den Weg dafür geebnet in dem er die Sperre wegnahm. Die Zeit reichte gerade noch für diese Erkenntnis, denn im nächsten Augenblick flog die Tür aus den Angeln und eine riesige Feuerwalze wütete hindurch. Nicht unkontrolliert, sondern direkt auf Albus zu. 'Dämonenfeuer', erkannte dieser, als der Flammensturm ihn einkreiste. 'Und so mächtig.' So mächtig, dass es dem Schulleiter die Luft abschnürte. Es ging alles sehr schnell. Aus den Augenwinkel nahm er einen dunklen Schatten war, ehe er auf den Boden gedrückt wurde und in die schwarzen Augen von Severus Snape blickte. Kalt und berechnend. Und absolut wütend. Dumbledore war so erschüttert über dessen Aura, dass er zu spät merkte, wie der Tränkemeister seinen Zauberstab auf das Medaillon drückte und das Feuer dorthin lenkte. Albus fühlte sich entzwei gerissen. Das Fremde, dass er schon lange in sich gespürt hatte und mit ihm verwachsen war, wurde nun mit aller Macht von ihm gezerrt und kreischte wütend wie besessen bei seinem Tod. Übrig blieb nur sein altes Ich. Severus hielt das zerstörte Medaillon in seinen Händen, während sich die letzten Ausläufer des Dämonenfeuers um ihn herum in Luft auflösten. Albus war zwischenzeitlich ohnmächtig geworden. Der Tränkemeister schaute sich im Büro um. Das viele Blut machte ihm Sorgen. Der Schulleiter war nicht verletzt gewesen. Wo war Harry? Severus war das Herz bis zum Hals geschlagen als Weasley und Granger in seinen Unterricht hineingeplatzt kamen. Er wusste sofort, dass etwas nicht stimmte und natürlich konnte es sich dabei nur um Harry handeln. „Wo?“ hatte er deshalb mit schnarrender Stimme gefragt. „Direktorenbüro“, war die knappe Antwort. „Granger, Sie übernehmen!“, befahl er und war damit aus dem Klassenzimmer gerauscht. Eine verdutzte Hermine hinter sich lassend, die es nicht fassen konnte, dass Snape ihr gerade die Leitung seines Unterrichts übertragen hatte. Er hatte seine übliche Maske aufbehalten. Die Klasse würde denken, er hätte einen eiligen Termin bei Albus. Eilig war es in der Tat. Doch als er vor der Tür gestanden hatte, hinderten ihn Banne einzutreten. Er hatte es auf der anderen Seite krachen und scheppern hören und immer wieder prallten Zauber gegen die Tür, die die Banne erheblich schwächten. Verdammt mächtige Zauber. Snape ahnte, dass das Harry sein musste, der wohl damit auf Hilfe hoffte. Er attackierte daraufhin den Schutzzauber von der anderen Seite. Als die Sperre so marode war, dass er eintreten konnte, beschloss er, dass er nur eine Chance hatte, Albus unschädlich zu machen, indem er mit einem sofortigen Angriff vorpreschen würde. Es musste überraschend kommen. Also hatte er das Dämonenfeuer heraufbeschworen und vorgeschickt. Heikler Zauber, aber sehr effektiv. Eine der wenigen Möglichkeiten um das Medaillon zu zerstören, wie er mittlerweile wusste. Hektisch, beinahe panisch, scannte er nun den Raum ab und entdeckte den Schüler erleichtert und gleichzeitig zu seinem absoluten Entsetzen in der Nähe des verkohlten Schreibtisches. Reglos, verletzt und nicht bei Bewusstsein. Er zwang sich zur Ruhe und prüfte dessen Puls. Kaum noch vorhanden. Der Lehrer fluchte. Überall war Blut, so dass es schwer war, die Wunden auszumachen. Also riss Snape das Hemd seines Schülers auf um sich einen ersten Überblick zu verschaffen. Schwarzmagische Verletzungen! Albus selbst hatte schwarze Magie verwendet! Der Mann, der immer gegen diese Form der Zauberei rebellierte. Er konnte Harry nicht zu Poppy bringen, da sie nicht über die notwendigen Mittel für diese Art von Versehrtheit verfügte. „Professor?“ kam es plötzlich aus der Tür. Als Snape irritiert den Blick dorthin wandte, erkannte er die Zwillinge, die erschrocken den Raum betraten. „Was tun Sie hier?“, frage er verwirrt. „Ihr Armband. Es hat Alarm geschlagen. Wahrscheinlich haben Sie es selbst gar nicht gemerkt. Wir sind so schnell gekommen, wie wir konnten. Wie könne wir helfen?“ „Ich muss Harry dringend versorgen. Behalten Sie Dumbledore im Auge. Versiegeln Sie die Tür und versetzten Sie ihn in eine Starre“, lauteten seine Anweisungen. Fred und George nickten zur Bestätigung und Severus hob Harry behutsam auf seine Arme. Der düstere Mann nahm einige Geheimgänge und kam weitgehend unerkannt in seine Privaträume an. Dort legte er Harry auf das Sofa ab und sammelte eilig etliche Tinkturen zusammen. Mit einem Zauber entfernte er die Klamotten des Jungen und träufelte Phönixtränen auf die betroffenen Stellen. Das bewirkte, dass sich die Wunden erst mal schlossen. Snape hatte den Phönix seit Anfang des Schuljahres Jahres schon nicht mehr gesehen. Umso erleichterter war er, dass er noch paar Fläschchen auf Vorrat hatte. Später, müsste er trotzdem nochmal mit der Salbe drüber gehen. Als Nächstes war der Blutbildungstrank dran. Sein Schüler sah so weiß aus, dass sich Severus fast sicher war, dass er eigentlich gänzlich ausgeblutet sein musste. Doch Harrys Grundreflexe schienen noch zu funktionieren. Als er die Phiole an seinen Mund hielt, fing er an zu Schlucken. Snapes Hand ruhte nun auf Harrys Brustkorb. Der Gryffindor hatte sich total verausgabt, diagnostizierte er, denn er spürte dessen Kern kaum noch. Also infiltrierte er den Löwen und schickte ihm ein wenig seiner Magie, die Harry bereitwillig annahm. Sofort wurde der Herzschlag kräftiger und dem Jüngeren entfuhr ein erschöpftes Stöhnen. Das Vibrieren, das dadurch durch Snapes Körper fuhr, bereitete dem dunklen Mann eine Gänsehaut - neben der Erleichterung ein Lebenszeichen von Harry bekommen zu haben. Kurz flatterten die Augen seines Patienten auf. „Sev...?“ Der Rest des Namens war lautlos über seine Lippen gelaufen. Es war noch zu anstrengend zu Sprechen. Doch dass Harry gerade nackt vor seinem Lehrer lag, das bekam der Schüler sehr wohl mit. Er brachte einen empörten Gesichtsausdruck zu Stande. Der Tränkemeister konnte daraufhin nur mit den Augen rollen. „Du hast nichts, was ich nicht auch habe. Erstaunlich, egal wie nah der Tod nach einem greift, die Zeit reicht immer aus um sich noch über irgendetwas zu beschweren“, sagte er trocken. Es sah so aus als wenn Harry daraufhin liebend gerne etwas Beißendes erwidert hätte – denn seine Augen funkelten zwar müde, aber bereits wieder angriffslustig - doch er brachte nur ein Schnaufen zustande. Severus strich geistesabwesend mit dem Daumen über die Wange des Jungen. „Schlaf, Harry“, sagte er mit seidiger, aber auch vor Sorge müder Stimme. Seine Miene war dabei ernst und wirkte ebenfalls erschöpft. Das tat der Gryffindor auch postwendend. Selbst ohne diese Aufforderung wäre der Schüler wohl sofort wieder eingeschlafen. Nun hieß es wieder Kraft zu sammeln. Snape wickelte den jungen Potter in eine Decke und trug ihn anschließend in sein Schlafzimmer. Harry sollte nicht auf der Couch genesen müssen. Als er sich sicher war, dass er ihn alleine lassen konnte, machte er sich auf den Weg zurück ins Direktorenbüro. Es war Zeit dem Widersacher in die Karten zu blicken. Kapitel 24: Konfrontation ------------------------- Hallo! Dieses Kapitel ist nicht Beta-gelesen. Eigentlich war es schon letzte Woche fertig, aber meine Beta meldet sich zuzeit nicht. Vielleicht hat sie gerade Urlaub. Da ich euch aber nicht länger warten lassen wollte, poste ich den neuen Teil. Die Korrektur setze ich dann zur gegebener Zeit nach. Viel Spaß damit : ) LG Fabien --------------------------------- Die Zwillinge empfingen Severus mit gezücktem Zauberstab, als er in das Büro zurück kam. Sie entspannten sich aber sofort, als sie den düsteren Mann erkannten. „Ist er schon wach gewesen?“, fragte er. Die beiden schüttelten den Kopf. „Nein, noch nicht.“ „Perfekt“, zischte der Tränkemeister. Ohne Umschweife zog er seinen Zauberstab und zielte auf Dumbledore. „Legillimens.“ Severus drang nicht gerade zimperlich in den Geist von Albus ein, den er so gut wie mittlerweile Harrys Kopf kannte. Damals, zur Zeit des ersten Krieges, war es nicht unüblich, dass sich Albus und er in die Köpfe geschaut haben. Um Fit zu bleiben und um sich die Loyalität zu bestätigen. Severus wusste also, wie es in dem Kopf des alten Mannes aussah. Umso erschütterte war er, als er die bildlichen Manifestationen, die ein Zauberer im Laufe seines Lebens entwickelte, als völlig zerstört erkannte. Albus hatte damals einen Raum für sich geschaffen der nur aus Bildern bestand. Kleine und große Gemälde. Manche sehr pompös und ablenkend, andere hatten wiederum einen so unscheinbaren Eindruck gemacht, dass man sie schnell übersehen hatte. Doch gerade die fade wirkenden Malereien waren die wichtigsten gewesen. Die mit den meisten Informationen. Die kompletten Wände waren damit zu gekleistert gewesen. Außer einer kleinen Stelle. An der hatte sich eine kleine schwarze Tür befunden, erinnerte sich Severus. Sie war immer Tabu gewesen. Das nötige Quäntchen Privatsphäre, die ein Mensch eben braucht, hatte Albus gesagt. Nun aber war der Raum verwüstet. Viele Bilder hingen schief, fast alle Rahmen waren geborsten. Es gab nicht ein Bild, das nicht mindestens einen Kratzer hatte und andere waren einfach leer. Als hätte dort nie ein Gemälde existiert. Und die kleine schwarze Tür... sie stand sperrangelweit offen. Still lag sie da, hauchte eine beklemmende Kälte hindurch und gab nur eine unheilvolle Düsternis von sich preis. Snape ging in die Knie und versuchte hindurch zu spähen. Der Eingang war zu klein, er passte da nicht durch. Doch er konnte deutlich spüren, dass sich dahinter nichts Schönes verbarg. Kurz kam ihm der Gedanke, dass das wohl so ein Ort wäre, vom dem die Schüler und auch seine Kollegen glauben würden, dass das eher sein bevorzugtes Territorium wäre in dem er sich pudelwohl fühlt. Nun, er war meilenweit davon entfernt sich pudelwohl zu fühlen. „Lumos“ murmelte der finstere Lehrer und warf die Kugel durch die Tür. Dahinter konnte er einen weiteren Raum erkennen. Auch an seinen Wänden schienen Bilder zu hängen. Er erkannte Albus Schwester... und Grindelwald, ein Bild von Harry hing auch dort. Snape konnte nicht umhin zu denken, dass dieser Rahmen wie ein Grabfoto gestaltet war. Der Raum war voll mit Trauer, Schuldgefühlen und einer berechnenden Kälte. Langsam begann Severus zu verstehen. Das mussten Dumbledores Abgründe sein. Geheimnisse die er für sich behielt, um seine sympathische Maske zu waren. Vielleicht wollte Albus diese Gefühle nicht haben. Deshalb sperrte er sie hier ein. Severus merkte, wie unzufrieden sein Mentor mit diesen Dingen in diesem Raum war. Wusste, dass vieles falsch und deshalb hier eingesperrt war. Nur um niemals nach außen zu dringen. 'Aber sie sind nach Außen gedrungen', ging es durch Severus' Kopf. 'und haben ihn wahnsinnig gemacht.' Allerdings sollte der Spuk vorbei sein, wenn er die Tür einfach wieder schließt. Also machte Severus das kleine Türchen zu. Und kaum als sie ins Schloss gefallen war, regte sich der Raum mit den Bildern. Heruntergefallene Werke richteten sich wieder auf und schwebten zu ihren angestammten Platz. Scherben setzten sich wieder zu einem Ganzen zusammen und das geborstene Holz richtete sich von selbst. Das Zimmer, oder besser, Albus Geist, begann sich zu regenerieren. Severus war sich noch nicht sicher was er von dem Gesehenen halten sollte, doch er merkte, dass es Zeit war sich zurückzuziehen als er einen beginnenden Widerstand spürte. Er hatte erst mal genug erfahren. „Professor! Was ist gerade passiert?“, fragte ihn Fred, als er wieder in der Realität zurück war. „Ich habe Dumbledores Kopf zurecht gerückt. Mehr erfahren Sie später, er wacht auf. Halten Sie sich im Hintergrund“, wies Snape sie knapp an. Die Zwillinge tauschen einen kurzen Blick und nickten dann. „Severus“, begann Albus heiser und noch ein wenig orientierungslos. Sein Blick verharrte auf eine Stelle ohne jedoch etwas Bestimmtes zu fixieren. Severus konnte in seinen Augen ganz gut ablesen, wie sich die Erinnerungen in dem alten Mann wieder zusammen fügten. Es folgte ein Ausdruck des Entsetzens und sein Blick klammerte sich an den dunklen Zaubertrankprofessor. „Was habe ich getan?“ 'Okay, er hat also in seinem desolaten Zustand alles mitbekommen was er oder das Medaillon' -Severus war sich immer noch nicht sicher – 'fabriziert hatte.' „Sind Sie wieder Herr Ihrer Selbst?“, erkundigte Snape sich leicht distanziert. „Ich weiß es nicht“, gestand Albus und sah ihn direkt an. „Das Medaillon?“ „Zerstört“, sagte Snape und George hielt zu Bestätigung das verkohlte Schmuckstück in die Höhe. Albus schien ein wenig irritiert über die Anwesenheit der Zwillinge, hinterfragte es aber nicht. Stattdessen wandte er sich wieder an den grimmigen Professor. „Severus, du warst eben in meinem Geist. Ist dir da etwas Fremdes aufgefallen?“ „Nein. Keine unbekannte Präsenz“, doch mit einem misstrauischen Unterton fügte er hinzu: „Aber Ihre Tür war offen.“ Der Direktor nickte wie ein geschlagener Hund. Fred und George tauschen einen verwirrten Blick aus. „Verzeih, dass ich mich nicht bremsen konnte. Das Medaillon hat alles Schlechte hervorgeholt und verstärkt. Selbst wenn es nur ein Funke war.“ „Ich habe Mr. Potter darin gesehen“, konfrontierte Snape den Direktor. Das schien Albus zu überraschen. „Ist er immer noch da drin?“ Das zauberte noch mehr Fragezeichen auf das Gesicht der Zwillinge, die jedoch erfolgreich ignoriert wurden. „Sie haben ihn fast das gesamte Schuljahr versucht umzubringen. Ja, er war da drin“, antwortete Snape etwas steif. Es fiel ihm schwer neutral zu bleiben. Dumbledore vergrub daraufhin erschüttert das Gesicht in seinen Händen. „Er wird mir das nie verzeihen!“ Snape war zu wütend um, sein generell nicht existentes, Mitgefühl aufbringen zu können. Der düstere Mann war noch nie zugeständig wenn es darum ging, sozial zu Mitmenschen zu sein. „Wieso ist Mr. Potter im Raum hinter der schwarzen Tür?“, hakte er deshalb nach. Es war kein Kunststück zu erraten, wie unangenehm für Albus die Wahrheit war. Er verzog die Lippen als hätte er etwas furchtbar Bitteres gegessen. „Ich... habe ihn mal als Bedrohung empfunden. Ich dachte es wäre vorbei. Aber anscheinend sind die Gedanken nicht weg. Ein Junge der unbeschadet den Todesfluch überlebt? Der plötzlich Parsel sprechen kann? Genau wie Voldemort? Mir war früh klar, dass er fest mit Tom Riddle verbunden ist. Die Frage ist, wie viel hat er von ihm übernommen?“ 'Gar nichts!' schrie es in Severus Kopf und auch die Zwillinge machten Anstalten zu protestieren, doch Snape bedeutete ihnen mit einem Blick zu schweigen. Fred und George warfen ihm empörte Blicke zu und es stand fest, dass sie sich nachher noch bei ihm beschweren würden. Fast hätte der Tränkemeister mit den Augen gerollt. „Du weißt nicht das, was ich weiß“, begann der Schulleiter wieder. „Du weißt nicht wie eng sie wirklich miteinander verbunden sind.“ Snape stieß ein freudloses Lachen aus. „Ja, das würden Sie sich wünschen!“ giftete er. „Ich denke ich weiß mehr als Sie je geplant haben zu offenbaren. Wobei ich bezweifle, dass Sie es überhaupt je geplant haben, also würde selbst eine Andeutung dessen, das derzeitige Wissen über diese verdammte Geschichte weit übersteigen“, offenbarte Severus seinem Mentor. Auf dessen fragenden Blick hin, wurde er präziser: „Horcruxe, Albus?“ Sollte Albus seit seinem Erwachen jemals die Kontrolle über seine Gesichtszüge erlangt haben, so zerschellte sie äußerst erfolgreich in tausend Stücke an dieser Bemerkung. „Du weißt es?“, fragte er fassungslos. Die dunklen Augen seines Gegenübers verengten sich. „Es stimmt also. Wie viele gibt es? Glauben Sie wirklich Harry ist einer von ihnen?“ „Der eine kann nicht leben, während der andere überlebt“, zitierte Albus die Prophezeiung. Severus kam ein fieser Gedanke. „Haben Sie ihn deshalb immer wieder zu seinen Verwandten geschickt? In der Hoffnung er würde nicht wiederkommen? Dann wäre ein Horcrux weg, stimmt's? Ich weiß, Sie wissen, wie es ihm dort geht!“ „Nein!“, sagte Albus entschieden. „Niemals! Harry ist doch...“ „... der Retter der Zaubererwelt. Seine Zeit ist noch nicht gekommen, aber es schadet nicht ihn vorher schon mal ein wenig zu brechen“, schlussfolgerte Severus erbarmungslos. „Das verstehst du falsch. Es ist der Blutschutz, warum er immer wieder zu seinen Verwandten zurück muss!“, lautete die Rechtfertigung. „Blutschutz.“, Severus spie das Wort voller Abscheu aus. „Haben Sie jemals den Jungen mal angesehen?“ „Nein“, gestand der alte Mann. „Aber du“, stellte er dann fest. „In der Tat. Der einzig wahre Part an den Wort Blutschutz ist das Wort Blut!“ Severus suchte vergeblich das Bedauern in Albus Blick. Der alte Mann sagte gar nichts. Zu gern hätte er nochmal in sein Geist geblickt, aber die Okklumentikschilde waren mittlerweile wieder voll aufgebaut. „Du setzt dich erstaunlich hartnäckig für den Jungen ein“, sagte der Schulleiter mit einem Ausdruck leichter Erkenntnis in den Augen. Snape hasste diesen Blick. „Weil ich alles gesehen habe. Ich musste in seinen Kopf um sicher zu gehen, dass mit Ihnen wirklich etwas nicht stimmt.“, erklärte der Tränkemeister. Er schloss kurz die Augen. Zu gerne, würde er seiner wilden Wut freien Lauf lassen. Doch es war ein denkbar schlechter Zeitpunkt dafür. Würde er jetzt die Kontrolle verlieren, stand die gesamte Organisation des Wiederstandes auf der Kippe. „Er kann nicht nochmal zu seinen Verwandten.“, forderte er deshalb schlicht. „Er muss. Oder hast du eine bessere Idee, die seinen Schutz garantiert?“ „Hogwarts?“ Nun hatte sich doch Fred eingemischt. „Gerade die letzten Wochen sollten euch gezeigt haben, dass diese Schule keineswegs sicher ist. Und wer weiß, vielleicht hat mich das Medaillon mehr geschädigt als bisher angenommen“, lautete der Konter. „Wieso waren Sie überhaupt so dumm und haben es sich umgelegt?“, giftete Snape. „Das solltest du mittlerweile wissen. Weil es ein Horcrux war. Ich dachte ich wäre stark genug dafür. Ich dachte meine Magie würde ausreichen es zu vernichten. Ich wusste nicht...“ „... wie es wirkt.“ Albus nickte zerknirscht. „Wenn er zurück muss wird er tot sein.“ „Ich diskutiere nicht darüber. Harry wird es schaffen. Der Gürtel den mein manipuliertes Ich zu seinen Onkel geschickt hat, wird umgehend vernichtet. Danach kann es nicht mehr schlimm für ihn werden. Außerdem braucht er eine Aufsichtsperson, er ist noch nicht erwachsen.“ 'Doch ist er', dachte sich Snape. Harry war sein Mann und damit erwachsen. Was Snape wunderte war, dass der Blutschutz immer noch griff. Anscheinend war er an das Alter gebunden und nicht an einem Gesetz. Nichts desto trotz, wagte er es nicht Albus das auf die Nase zu binden. Noch nicht. Die Zeit würde zeigen, ob Albus in der Hinsicht zu trauen war. Es folgte eine Stille, in dem jeder seine Gedanken ordnete. Bei den Zwillingen landete ausnahmslos alles unter die Kategorie Fragezeichen. Das war eine äußerst kryptische Unterhaltung für sie. „Severus, ich überlege den Orden wieder auferstehen zu lassen“, begann Dumbledore wieder. „Sie haben ihn bereits wieder auferstehen lassen“, merkte jener monoton an. „Ich weiß. Ich habe es schleifen lassen. Seit meinem Befall, gab es kein Treffen. Jeder hat seine Aufgabe und denkt es ist noch nicht Zeit für eine Zusammenkunft. Deine Informationen weiß nach wie vor nur ich.“ „Wie neu“, murmelte Snape sarkastisch. Albus warf ihn einen scharfen Blick zu. „Fühlen Sie sich dazu überhaupt in der Lage?“ Skeptisch schaute Snape ihn an. „Ich muss. Voldemort muss vernichtet werden. Und euch zwei, möchte ich auch um Unterstützung bitten“, sagte der Direktor und drehte sich zu Fred und George. Überrumpelt und ein wenig hilflos schauten sie zu Snape. Der schaltete sofort und nickte den beiden zu. „Okay... wir sind immer dabei, wenn wir helfen können.“ Die Tür fiel leise ins Schloss als Severus und die Zwillinge den Direktor verließen. „Danke, dass Sie geschwiegen haben“, sagte Snape, als sie die Treppe hinunter stiegen. Fred zuckte die Schultern. „Es war ja nicht so, als hätten wir etwas mitzureden gehabt, das wir verstanden hätten.“ Sie erreichten das Ende der Treppe und Snape begleitete die beiden Richtung Ausgang. „Ist es richtig, nichts weiter zu unternehmen? Ich meine, der Mann stand bis vor kurzem unter einem schwarzmagischen Fluch“, äußerte George seine Bedenken. „Ich bin mir sehr sicher, dass er wieder der Alte ist. Wir haben außerdem keine großartige Alternative. Was würde passieren, wenn wir dem Ministerium Bescheid sagen? Das ist für die doch gefundenes Fressen und sie würden uns wahrscheinlich irgendeine Nulpe da hinsetzten. Albus mag kalkulierend wirken, aber er steht im Grunde auf der richtigen Seite“, erklärte der düstere Mann. „Seine Methoden sind aber scheiße. Er will Harry zurückschicken. Wie geht es ihm denn überhaupt?“, brummte Fred. „Er war vorhin bei Bewusstsein und schläft sich jetzt aus. Ich versuche mir was einfallen zu lassen“, versprach Snape. „Wieso haben Sie Dumbledore nicht gesagt, dass Harry und Sie verheiratet sind? Es wundert mich sowieso, dass er nicht danach gefragt hat. Er weiß doch, dass er Ihnen einen Bindungstrank untergejubelt hat“, forderte George zu wissen. Sein Bruder nickte eifrig dazu. „Weil Albus von der genauen Wirkung keine Ahnung hatte und der Blutschutz noch funktioniert. Harry mag laut Gesetz erwachsen sein, aber der Körper ist es nicht. Der Schutz hält sich an Harrys Alter. Darüber ist Albus jedoch völlig unwissend. Weil der Schutz also noch intakt ist, hat er keinen Grund anzunehmen, wir wären verheiratet.“ „Und das ist gut?“ „Er kann uns in der Tat einen Strick draus drehen, wenn er es wüsste. Und solange ich nicht weiß, ob er wirklich keinen Schaden davongetragen hat, sage ich erst mal nichts. Selbst wenn er es wüsste, würde er Harry nicht zu mir lassen. Ich stehe schließlich zwischen den Fronten.“ „Ist 'unsere Front' jetzt eigentlich weg, jetzt da wir im Orden sind?“, fragten die Zwillinge. Snape blieb stehen, sah sich um und beugte sich ein wenig näher zu den beiden. „Nein... nicht richtig. Ich brauche Sie als Spione. Ihr werdet dort Dinge erfahren, die Albus mir wahrscheinlich nicht erzählen wird“, flüsterte er. Ein wenig entgeistert schaute George ihn an. „Und Dumbledore ist wirklich wieder er selbst?“ „Ja, zumindest deckt sich sein Geist und sein Verhalten mit der Vergangenheit.“ Fred stieß einen dicken Seufzer aus. „Irgendwie hatte ich ihn... glorreicher in Erinnerung. Als wir ihn nur von Weitem gesehen haben.“ Er sah nochmal abschätzend zu Snape. „Sie wirken erstaunlich gefasst. Sind Sie nicht sauer? Wir haben zwar nicht alles verstanden, aber dass der Schulleiter für Harrys Vergangenheit verantwortlich ist, haben wir sehr wohl mitbekommen.“ „Stinksauer“, sagte der Lehrer ohne eine Miene zu verziehen. Die Zwillinge verstanden, dass es nicht an der Zeit war auszurasten, also verließen sie die Schule und hoben nur noch kurz die Hand zum Gruß ehe sie zurück zu Ihrem Laden gingen. Severus hatte nicht gelogen. Er war wirklich stinksauer auf Albus. Das schon die ganze Zeit, sein ganzes Leben. Und er wurde immer wütender auf ihn, wenn er auf die desaströse Entwicklung zurück schaute. Er hatte ihn darum gebeten Lily zu schützen. Das hat Albus nicht geschafft. Er bat ihn darum, dass es Harry gut gehen würde. Auch das hat dieser Mistkerl nicht gebacken gekriegt. Und wofür? Für ein Leben als Sklave. Ein ewiger Lakai, weil er diesem alten Mann etwas schuldete. Nein, das stimmte nicht. Das stimmte eine Weile schon nicht mehr. Er dachte, er könne sein Schuld bei Albus begleichen, aber so war es nicht. Er tat es bei Harry. Und da hatte er zum ersten mal das Gefühl, dass er etwas richtig machte. Doch jetzt vor Albus die Fassung zu verlieren, würde wenig bringen. Im Moment war Dumbledore samt bald reanimierten Orden im Kampf gegen Voldemort nur vom Vorteil. Es war besser erst mal mitzuziehen. Doch eines versprach er sich. Harry würde nie wieder zu seinen Verwandten gehen. Die Heftigkeit, mit der er den Gryffindor beschützen wollte überraschte ihn. Snape wusste, dass er verdammt loyal war, wenn er sich erst mal auf eine Person ein lies, aber er fragte sich ob das wirklich so gut war. Geistesabwesend schaute er auf seine Hand, die noch vor 2 Stunden auf dem Brustkorb des Schülers gelegen hatte, als er seine Magie in ihn schickte. Vorhin, als das vibrieren von Harrys Stimme durch seinen Arm fuhr, hatte er auf den Jungen reagiert. Snape war irritiert und wusste damit nicht umzugehen. Was an diesem Tag blieb war die Frage: Wie wichtig wurde ihm Harry? Kapitel 25: Ausrasten und nachdenken ------------------------------------ Hallo zusammen. Mal wieder nach einer gefühlten Ewigkeit (Okay, es WAHR eine Ewigkeit), kommt hier nun das nächste Kapitel. Habt viel Spaß damit : ) --------------------------------- Severus war nicht all zu überrascht Ron und Hermine vor seinen Räumen wiederzufinden. Der weibliche Part des goldenen Trios sah ein wenig abgekämpft aus. Ihre Haare schienen elektrisiert und standen ein wenig ab. Ihr Blick wirkte minimal gehetzt. „Ich verstehe nun, wieso Sie ständig schlecht Laune haben“, hob Hermine an, seinen fragenden Gesichtsausdruck als Aufforderung betrachtend. „Ich werde nie wieder Ihren Unterricht übernehmen! Sollte Du-weißt-schon-wer vor den Türen stehen, schicken Sie mich lieber in die Schlacht, als Schüler zu beaufsichtigen!“ Es gelang ihr nicht den leicht hysterischen Unterton zu vertreiben. Die Strapazen eines Tränkeunterrichts, auf der Seite des Lehrerpults, schienen hartnäckig an ihr zu kleben. Ron hingegen wirkte recht entspannt und streichelte beruhigend Hermines Hand. „Sie war furchterregend“, setzte er trocken hinzu. Zweifelsohne hatte er den Part übernommen nur da zu sein und zu verhindern, dass seine Liebste an die Decke ging. Snape kam nicht umhin die beiden bei diesem Ausbruch ein kleines bisschen besser leiden zu können. Selbstredend würde er diese Erkenntnis mit ins Grab nehmen. Er öffnete die Tür die gegenüber seinen Räumen lag und bedeutete den beiden einzutreten. Es war ein kleiner Raum mit einem Schreibtisch und einem Stuhl, direkt am Fenster. Er wurde irgendwann mal dafür eingerichtet um Schüler bei versäumten Klausuren nachschreiben zu lassen. Und es war ein Ort für Gespräche, z.b. wenn es Probleme zwischen Schülern oder ihren Lehrern gab. Da das Meiste allerdings eh inzwischen in den Büros besprochen wurde, war das Zimmer mit der Zeit eher überflüssig geworden. „Ist es entschädigend genug, wenn ich Ihnen sage, dass dank Ihnen Mr. Potter das Gras nicht von unten ansehen muss?“, sagte Snape, nachdem er die Tür geschlossen hatte. „Wie geht es ihm?“, wollte Ron sofort wissen. „Den Umständen entsprechend. Er ist schwer verletzt worden, aber bereits wieder auf dem Weg der Besserung. Er schläft und befindet sich in meinen Räumen.“ „Wieso nicht bei Madame Pomfrey?“ Sollte Misstrauen in der Frage gesteckt haben, so versteckte es die junge Gryffindor sehr gut. „Dort ist er zu angreifbar“, antwortete Severus genauso unverbindlich. Diese Aussage verleitete Ron den nächsten Punkt aufzugreifen. „Was ist mit Dumbledore? Haben Sie das Medaillon zerstören können?“ „Ja....“, sagte Snape gedehnt. „Sie wirken nicht überzeugt.“ „Dumbledore wurde von dem Schmuckstück befreit und stellt keine Gefahr mehr da. Soweit ich es beurteilen kann, scheint er wieder normal zu sein. Nichtsdestotrotz sind da ein paar Kleinigkeiten die mich stutzig gemacht haben. Ich bin mir nur noch nicht sicher, ob sie schon immer da waren oder ob er doch ein paar Schäden davongetragen hat.“ „Was für Kleinigkeiten?“, hakte Hermine nach, doch der Tränkemeister schüttelte den Kopf. „Nehmen Sie es mir nicht übel, aber das ist ein Thema welches in erster Linie Mr. Potter betrifft. Aber ich bin mir sicher, dass er es Ihnen – sobald es ihm besser geht – mitteilen wird. Für Sie ist im Moment wichtig, dass es ihm den Umständen entsprechend gut geht, Dumbledore wieder zurechnungsfähig ist und.... Ehrlich gesagt, ist das auch fast alles was ich dazu weiß.“ Ron und Hermine gaben sich mit den derzeitigen Informationen erst mal zufrieden. Es überraschte den Rotschopf zu hören, dass seine Brüder ebenfalls zur Stelle gewesen waren und ihn grüßten. Und erst nachdem Snape sich die Versprechen hatte abnehmen lassen, Hermine und Ron eine kurze Nachricht zu schicken, sollte Harry nur mal kurz wach sein und dass sie ihn besuchen durften, sobald er in der Lage war Besuch zu empfangen, schickten die beiden sich an zu gehen. Mit den Worten: „Sie sind lästig“, schickte Severus sie endlich fort. Kaum hatte er die Tür hinter den beiden geschlossen, brachen sämtliche Gefühle über Severus herein die er in den letzten Stunden niedergekämpft hatte. Unruhe, Angst, ein großer Teil Wut und vor allem Verzweiflung. Das machte den Tränkemeister ruhelos und eine unkontrollierte Energie strömte von ihm aus. Er war noch so geistesgegenwärtig einen Stillezauber anzuwenden, bevor er zum Kamin trat und alles mit einem Schwung niederriss was darauf stand. Danach wurde der Tisch umgeworfen und einer der Stühle schepperte durch die Küchentür ins nächste Fenster. Viele Dinge flogen noch durch die Wohnung und als es nichts mehr zum Zerstören gab, hämmerte er immer wieder mit der Faust gegen die Wand. Er spürte den Schmerz nicht, als die Knöchel so weit aufgeschürft waren, dass sie bluteten und er hörte auch nicht damit auf als er es Knacken hörte. Erst als sich endlich die ersten Tränen bahnten, lies er die Hand sinken und setzte sich erschöpft auf den einzigen Sessel der noch intakt war. Dumbledore hatte seinen Verdacht bestätigt. Harry war ein Horcrux. Er trug ein Teil von Voldemorts Seele in sich! Nie zuvor hatte Snape sich so sehr gehofft, sich zu irren. Er hatte in letzter Zeit viel über Horcruxe gelesen. Der einzige bekannte Weg sie zu zerstören war, den Gegenstand, indem der Seelenteil steckte, zu vernichten. Auf Harry übertragen bedeutete es, dass er früher oder später sterben musste. Das hatte auch Albus angedeutet. Doch nicht nur diese Tatsache macht ihm zu schaffen, sondern auch, dass sich Albus' Einstellung im Grunde nicht geändert hatte. Er würde Harry sicher nicht mehr umbringen wollen, aber ihn zurück zu seinen Verwandten schicken zu wollen war mindestens genauso grausam. Müde murmelte der Tränkemeister einen Reparo-Zauber und die Wohnung setzte sich wieder instand. Als alles wieder an seinem Platz stand, führte ihn sein Weg ins Schlafzimmer. Ohne dass er es richtig mitbekam, griff er sich dabei die wieder zusammengesetzte Tasse vom Wohnzimmertisch, die er heute Morgen dort hatte stehen lassen, und trank ein Schluck des vorhin verschütteten kalten Kaffees, während er weiter grübelte. Andererseits war Dumbledore für den Fall des Lords, für eine gerechte Welt ohne Unterdrückung und gegenseitigen Respekts. Er war ein genialer Kopf und er hatte den Überblick dazu wie er das bewältigen konnte, auch das hatte Snape gesehen. 'Also muss er letzten Endes ein Problem mit Harry haben', dachte sich der düstere Mann, als er das Schlafzimmer erreichte und auf den schlafenden Harry sah. 'Oder er hat etwas anderes mit dir vor.' Er stellte die Tasse auf dem Nachttisch ab und setzte sich auf die Bettkante, wo er mit der gesunden Hand über die Stirn seines Schülers fuhr, um zu sehen ob er Fieber bekommen hatte. Daraufhin regte sich sein Patient und schaute ihn müde an. „Du siehst schrecklich aus“, murmelte der Gryffindor. „Danke, das Kompliment entzückt mich“, brummte Snape. Harry runzelte die Stirn. „Ich meine schrecklich nicht im Sinne von Furcht erregendend sondern: Ich-habe-1-Monat-nicht-geschlafen-schrecklich.“ „Mir ist klar wie du das gemeint hast. Den Einwand gebe ich übrigens genauso zurück.“ Harry schnaufte kurz amüsiert und ließ den Kopf wieder ins Kissen fallen. Doch dann stutzte er. Er schien sich erst jetzt gewahr zu werden, wo genau er sich befand. „Ich liege in deinem Bett“ „Ja“ Harry hob leicht seine Bettdecke. „Und ich habe nichts an.“ Das entlocke Snape ein Schnauben. „Du bist noch nicht abgebrüht genug für diese Art von Small-Talk.“ „Das sagst du nur weil dir nichts dazu einfällt“, provozierte ihn Harry. Snape kam nicht umhin zu bemerken, dass sein Schüler wieder erstaunlich fit wirkte, oder aber doch noch so umnebelt war, dass er einfach nur plapperte. Wie dem auch sei, er beschloss die Herausforderung anzunehmen. Das würde ein verdammt kurzer Kampf werden. Severus Mundwinkel zuckten, seine Augen nahmen einen dunklen Ausdruck an. Nichts furchteinflößendes, aber sie erinnerten doch vage an ein Raubtier. Verlangend, irgendwie verboten. Sie fixierten Harry und ließen ihn nicht los. Wie gebannt starrte der Lehrling seinen Lehrer an und schien sich dem nicht entziehen zu können. Zweifelsohne raste es in seinem Kopf, aber er war nicht in der Lage sich zu bewegen. Snape hatte sich ein wenig vorgebeugt und öffnete leicht seinen Mund. „STOP!“ keuchte schließlich der Gryffindor. Snape hielt abrupt inne. Das Amüsement glitzerte deutlich in seinen Augen und dennoch war seine Stimme staubtrocken als er meinte: „Ich habe doch noch gar nichts gesagt.“ Harry sah aus wie ein in die Enge getriebenes Reh und sah ihn nicht verängstigt aber doch mit einer Mischung aus Aufgewühltheit und Vorwurf an. „Doch hast du“, flüsterte er. „Und es war unfair“ „Nicht für einen Slytherin“, meinte der Tränkemeister und setzte sich wieder vernünftig auf. Es war hauptsächlich ein Scherz gewesen, aber für den Tränkemeister hatte sich diese Situation als recht informativ ergeben. Er selbst hatte eine Spur zu lange mit dem Blick auf Harrys Lippen verweilt. Harrys fehlendes Entsetzen hatte es nicht unbedingt einfacher gemacht. Er wagte es nicht, daraus irgendwelche Schlüsse zu ziehen. Im Moment gab es so viel Anderes um das er sich kümmern musste. Plötzlich strich eine sanfte Berührung über Snapes verletzte Hand und er zuckte kurz zusammen. Sein Blick huschte wieder zu seinem Patienten, der wohl in diesem Augenblick die Wunden darauf entdeckt hatte. „Wann ist das passiert?“ fragte Harry. „Ich war wütend“, antwortete Snape. „Lass uns morgen darüber sprechen.“ Es war verdammt spät und im Moment brauchten sie beide ein paar Stunden Schlaf. Auch wenn sich Harry agil gab, so sah man ihm deutlich an, dass er wieder müde wurde. Der Gryffindor grummelte irgendetwas missbilligend, gab sich aber geschlagen. Beinahe sofort war er wieder eingeschlafen. Snape erfüllte jedoch noch eine letzte Aufgabe, bevor auch er sich zur Ruhe legte. Er nahm einen Heilungstrank zu sich, der seine Hand beinahe sofort kurierte und schnappte sich Papier und Feder. Der Brief war kurz und hatte nur einen Satz. Nach einer kleinen Denkpause setzte der Lehrer noch einen Anhang hinzu. Dann ließ er ihn über eine Hauselfe übermitteln, um sich schließlich auf die Couch zu legen und im selben Moment einzuschlafen. Ron und Hermine waren noch wach und saßen alleine bei einer Runde Schach im Gemeinschaftsraum, als eine Hauselfe vor ihnen aufploppte. Mit einem schüchternen Blick, der Hermines Herz sofort zum schmelzen brachte, übergab sie ihnen eine Nachricht. Hermine nahm sie ihr ab, entrollte das kleine Pergament und begann augenblicklich zu lachen. „Was steht da drin?“ verlangte ihr Freund zu wissen. „Geht es Harry gut?“ Wortlos überreichte das Mädchen mit dem wilden Haar die Nachricht und als Ron sie in den Händen hielt musste auch er grinsen. -Er war wach. Und unverschämt. Professor Snape.- Als Harry sich am nächsten Morgen regte, fühlte er sich beinahe blendend. Er bewegte sich ein wenig und kam nicht umhin festzustellen, dass das Bett in dem er lag, abgöttisch bequem war. Ihm fiel ein, dass es nicht seines war, sondern Snapes. Das spülte die restliche Müdigkeit mit so einer enormer Wucht von sich, dass er sich kerzengerade aufrichtete. Die nächste Feststellung war ernüchternder, denn so langsam sickerten die Erinnerungen durch, warum er überhaupt in diesem Bett lag. Er schaute auf seine Verbände und musste feststellen, dass er keine Schmerzen mehr spürte. Probehalber wickelte er einen ab. Die Wunden waren gut verheilt. Fast nichts war mehr zu sehen. Snape musste sich wahnsinnige Mühe gemacht haben. Er hatte gegen Dumbledore gekämpft. Was war nach seiner Ohnmacht passiert? Es wunderte ihn nicht, dass er seinen Lehrer nicht im Schlafzimmer fand und doch ertappte er sich bei den Gedanken, dass er es überhaupt nicht schlimm gefunden hätte, wenn Snape sich einfach dazugelegt hätte. Er schüttelte den Gedanken beiseite und machte Anstalten aufzustehen. Dort machte sich das nächste Problem bemerkbar. Er hatte nichts an. Außer ein paar Verbände. Verstohlen schaute er auf den Kleiderschrank seines Lehrers. So krumm würde er es ihm schon nicht nehmen. Er fischte ein paar Sachen heraus, die alle bis auf ein paar weiße Hemden schwarz waren. Und zu groß. Aber das war nichts neues für ihn. Harry lugte aus der Schlafzimmertür und entdeckte seinen Lehrer auf der Couch schlafend. Er hatte sich nicht mal die Mühe gemacht sich umzuziehen. Harry kam zu dem Schluss, dass Severus wohl den Schlaf dringend brauchte, also würde er ihn nicht wecken. Und außerdem brauchte er dringend eine Dusche. Verstohlen schaute er zum Badezimmer. Snape würde es ihm schon nicht... krumm nehmen. Für Harry war das die Gelegenheit sich die Sachen im Bad genauer anzusehen. Er entdeckte einen Rasierer am Waschbecken, wie er ihn auch aus der Muggelwelt kannte. Natürlich rasierte Snape sich. Das brachte den Schüler dazu, sich den Tränkemeister mit Bart vorzustellen. Das war gar nicht so leicht, also stellte er sich vor, wie Snape regelmäßig vor dem Spiegel stand und sich rasierte. Das ging erstaunlich gut und er fand das Bild ziemlich anregend. Viel mehr persönliche Gegenstände waren nicht zu finden. Das Übliche was ein Bad so hat. Duschgel, Haarshampoo, eine Creme. Die ersten beiden Sachen nahm er mit in die Dusche nachdem er sich seiner Verbände entledigt hatte. Das Wasser auf der Haut tat gut und er nahm sich etwas mehr Zeit darunter zu stehen, als er es üblicherweise tat. Als er die Hähne zudrehte fiel ihm das nächste Problem ein. Er hatte nicht an ein Handtuch gedacht! Vorsichtig lugte er aus der Kabine und entdeckte ein großes Graues über einem Halter hängen. Das war wohl das, das Snape benutzte, schluckte Harry. Beschließend, sich nicht all zu viele Sorgen darüber zu machen, schnappte er sich den Stoff und trocknete sich ab. Das hatte etwas ziemlich Intimes, fand der Gryffindor und unnötigerweise schlug ihm das Herz bis zum Hals. Als er fertig war, hängte er es wieder sorgfältig zurück auf den Halter. In Severus Klamotten steckend, schlich er aus dem Bad und schaute erneut nach seinem Lehrer. Wenn er irgendwelche lauten Geräusche gemacht hatte, so hatte es den älteren Mann nicht geweckt. Der Schüler besah sich die schlafende Gestalt. Das letzte mal hatte er gequält ausgesehen, aber jetzt waren seine Gesichtszüge glatt und ruhig. Er schnarchte ein bisschen. Nicht stark, es war mehr ein lautes Atmen, dass wohl hauptsächlich der liegenden Position auf dem Rücken geschuldet war. Harry erinnerte sich, dass seine Hand verletzt gewesen war. Doch als er sich die betroffene Stelle ansah, war nichts mehr zu sehen. Er musste sie vorher kuriert haben. 'Guter Mann' dachte sich der Schüler zufrieden. Die Uhr verriet ihm dass es kurz vor 9 Uhr war und er beschloss seinen Lehrer mit einem Kaffee zu wecken. Nach etwa einer viertel Stunde stand er mit einer dampfendes Tasse des schwarzes Gebräus vor der Couch und wedelte den Geruch zu Severus Nase. Die fing leicht an zu zucken als wenn sie Witterung aufnehmen würde. Harry konnte ein leises Lachen nicht unterdrücken. Die Augen flatterten und der müde Blick wanderte von der Tasse zu der Person die sie hielt. „Guten Morgen“, flötete der Junge unbedarft. Snape brachte nur ein Brummen zustande und setzte sich ein wenig auf. „Sind das meine Klamotten?“, fragte er leicht irritiert als er Harry genauer betrachtete. „Meine Klamotten sind zerrissen. Es hätte keinen Unterschied gemacht ob ich mit oder ohne sie rum gelaufen wäre“, verteidigte sich der Gryffindor. „Sie sind ein wenig zu groß“, war der einzige Einwand, den Severus zu bieten hatte, nachdem er sich Harry mit einem irgendwie undefiniertem Blick etwas länger in seinen Sachen angesehen hatte. „Und deine Dusche und dein Handtuch habe ich auch benutzt“, beichtete sein Schüler gleich hinterher. Wie auch immer Snape vor hatte zu reagieren, er kam nicht dazu. Harry wedelte mit der Tasse vor seiner Nase und sofort war sein gegenüber auf den Kaffee fixiert. 'Aha. Merken', notierte sich der Schüler innerlich. „Wie geht es dir?“ fragte Severus schließlich, als er die ersten Schlucke genommen hatte und seine Geister auflebten. Harry stand auf und streckte sich ein wenig. „Ganz gut, denke ich. Du hast ganze Arbeit geleistet. Es ist kaum mehr was zu sehen.“ Als sich der Jüngere wieder lockerte, setzte er eine ernste Miene auf. „Was ist gestern alles passiert? Was ist mit Dumbledore?“ „Ich konnte Albus von dem Medaillon befreien, er ist wieder der Alte“, lautete die Antwort. Ein Knurren beider Mägen unterbrach jedoch weitere Erklärungen. „Lass uns den Rest beim Frühstück besprechen“, schlug Severus vor, dem Harry nur zu gerne zustimmte. Sie hatten alles vorbereitet, doch ehe sie anfangen konnten zu essen und über den gestrigen Tag zu reden, klopfte es an der Tür. Fragend schaute Harry seinen Lehrer an. „Bleib in der Küche“, wies er ihn an und ging zum Eingang. Harry lauschte. „Direktor“ hörte er Snape sagen, als die Tür geöffnet wurde. Kapitel 26: Fronten klären -------------------------- Hallo zusammen! Hier endlich wieder ein neues Kapitel. Es wird viel Geredet. Es gibt aber auch einiges zu klären. Viel Spaß : ) ----------------------------- „Wie geht es Harry?“ Snape sah den Direktor ein wenig verdutzt aber auch pikiert an und Albus verstand. „Ja, ich hätte eher fragen sollen.“ Statt einer Antwort führte ihn der Tränkemeister in das Wohnzimmer und bot dem Direktor eine Platz an. „Ich habe ihn vorhin in den Gryffindorturm geschickt. Er hat sich soweit erholt, dass er nicht zwangsweise in den Krankenflügel muss“, sagte Severus distanziert als Albus saß. Der Direktor schweifte ein wenig fahrig mit seinem Blick durch den Raum, schien aber keinen bestimmten Punkt zu fixieren. Er öffnete paar mal den Mund, unterbrach jedoch ständig den Versuch des Sprechens. Was auch immer Albus hier wollte, es schien ihm schwer zu fallen. Snape überging dieses Gebaren und fragte seinen Besucher ob er etwas zu trinken haben wollte. Albus wirkte froh über dieses Angebot. „Einen Tee, wenn es keine Umstände macht.“ Als Snape wieder die Küche betrat sah Harry in fragend an, doch er hielt nur den Zeigefinger an seine Lippen. Er kramte eine Tasse heraus und füllte sie mit den bereits aufgekochten schwarzen Tee. Dann nestelte er kurz an seiner Robe und holte eine kleine durchscheinende Phiole raus, welche er in das Getränk kippe. Harry kannte den Inhalt nur zu gut und Severus leichtes Zucken der Mundwinkel als er ihn ansah, bestätigte seine Vermutung. Dann ging der Tränkemeister wieder aus der Küche. „Also Direktor, was führt Sie hierher?“, setzte Snape fort, als er Dumbledore mit dem Tee versorgt hatte. Noch immer schien der Schulleiter Schwierigkeiten zu haben und überbrückte die Erwartung einer Antwort in dem er einen Schluck des heißen Getränks zu sich nahm. Nur minimal huschte der Triumph über Snapes Lippen. „Haben Sie zugenommen?“, fragte er plötzlich. „4 Pfund.“ Nur kurz wirkte Albus überrascht, als ihm die Antwort raus rutschte. „Zu viele Zitronenbonbons?“ „Lakritz-quappen“ Harry biss sich in die Faust um nicht lauthals loszulachen und weiterhin gespannt von der Küche aus lauschen zu können. Albus indessen wirkte entsetzt, dass er so bereitwillig mit den Informationen rausrückte und schaute ein wenig hilflos. Snape gab ihm einen Tipp, indem er einen kurzen Blick auf die Tasse in Dumbledores Händen schweifen lies. Fast ungläubig schaute dieser den Tränkemeister an, seufzte dann aber resigniert. „Veritaserum. Das habe ich wohl verdient.“ „Schauen Sie nicht wie ein geschlagener Hund. Sie wissen: Im Grunde ist es notwendig.“ Albus Lippen pressten sich bitter aufeinander, nickte aber schließlich. „Fang an.“ „Das sollte ich zu Ihnen sagen, schließlich haben Sie sich herbemüht um mir irgendetwas mitzuteilen.“ Snape lehnte sich zurück und schaute seinen Gegenüber durchdringend an. Es war ein wenig sonderbar, so mit vertauschten Rollen. „Ich bin wegen meinem Verhalten hier. Ich habe mir Zeit genommen alles Vorgefallene und auch deine Worte zu durchdenken und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich mich aufs Schändlichste benommen habe. Neben all den analytischen Plänen, diesen Krieg für uns zu gewinnen, habe ich meine Pflicht, für das Wohlergehen der Schüler zu sorgen, außer acht gelassen. Ich habe einen großen Fehler gemacht. Die letzten Wochen waren Beweis genug.“ Diese Worte überraschten den Tränkemeister, doch er schwieg, damit Albus fortfahren konnte. „Severus, du hast mich gefragt, wieso Harry in meinem Geist immer noch hinter dieser schwarzen Tür ist. Die Wahrheit ist, ich habe, seit Voldemort die Zaubererwelt das erste mal in Angst und Schrecken versetzte, mich menschlich distanziert. Es gab so viele schreckliche Ereignisse zu jener Zeit, die ich nicht verkraftet hätte. Jeder hatte und hat die Erwartung in mich, Ihn aufzuhalten. Ich war ihre Lichtfigur. Um dem gerecht zu werden, und in dem Glauben, damit das Richtige zu tun, habe ich mich abgeschottet. Es zählten nur noch die kalten Fakten. Ein Plan den man abarbeiten kann. Genau wie bei dir Severus. Du machst es nicht anders.“ „Ja“, räumte der Lehrer ein, „Nur ist mir die Idee, Schutzbefohlene anzugreifen, nie gekommen.“ Die Schelle schluckte der Direktor unkommentiert und machte weiter in seinen Ausführungen. „Als Voldemort fiel, wusste ich, dass es nicht vorbei war. Also habe ich meine Weise nie abgelegt. In Ermangelung an Mitgefühl, habe ich versucht eine logische Entscheidung für Harrys Aufenthalt zu treffen“ „Sie haben ihn zu seiner Tante gebracht“, sagte Snape. Jeder kannte diese Schlussfolgerung. Dumbledore nickte nur wieder ein weiteres mal. „Der fehlende Widerspruch gab mir die Gewissheit, dass es Harry an nichts fehlen würde. Und dann... begann ich zu recherchieren. Immer im Hinterkopf, dass Harry vielleicht gefährlich werden könnte.“ Snape schenkte ihm daraufhin einen missmutigen Blick. Albus sah ihn beinahe verzweifelt an. „Severus, wir wussten zu diesem Zeitpunkt noch nichts. Er hing irgendwie mit Tom zusammen. Doch Ich hätte ihm nie ein Leid zugefügt!“, beharrte der Schulleiter. Da er unter Veritaserum aussagte, beschloss der Tränkemeister das so hinzunehmen. Er verstand sogar ein wenig Albus Beweggründe, wenngleich sie auch katastrophal waren. „Es war also Vorsorge, dass er hinter dieser Tür war. Dass Sie ihn als mögliche Bedrohung empfunden haben“, fasste der düstere Mann zusammen. „Ja, dabei habe ich einen wichtigen Aspekt ins Leere laufen lassen. Ich habe mich mit dem Jungen nicht auseinandergesetzt. Ich habe seine emotionale Entwicklung nicht berücksichtigt. Sag Severus, ist es dort wirklich so schlimm?“ „Ja.“ Mehr wollte Snape nicht dazu sagen. Es lag nicht an ihm, das Grauen Harrys der letzten Jahre offen zu legen. Doch es schien Dumbledore zu reichen um zu ahnen wie schrecklich es bei den Verwandten des Helden war. Severus nahm den Faden wieder auf. „Mittlerweile sind Sie offenbar der Überzeugung, dass Mr. Potter uns jedoch alle retten wird. Wieso ist er also immer noch hinter der Tür?“ „Das hat mich selbst überrascht. Ich vermute, es liegt daran, dass Harry-“ „Stopp“, fuhr der Lehrer grob dazwischen. Albus schenkte ihm einen irritierten Blick. Snape wusste, dass nun die sensiblen Informationen kamen also drehte er sich mit dem Oberkörper einmal zur Küche und rief: „Mr. Potter, kommen sie her.“ Sowohl Albus wie auch Harry selbst, waren über diese Wendung überrascht. Etwas scheu trat der Gryffindor aus der Küche. Dumbledore beschloss nicht empört über Severus Lüge, dass Harry sich im Turm befinde, zu sein und lächelte dem Schüler etwas befangen zu. „Harry, es freut mich, dich wohlauf zu sehen.“ Dieser nickte ihm nur knapp zu. Dann setzte er sich zu den beiden. Er wählte einen Platz recht nah bei Snape. „Das ist nun etwas, das auch ihn angeht. Fahren Sie fort“, erklärte Severus. Immer noch ein wenig überrumpelt haderte der Direktor mit sich selbst, doch Snape half nach. „Sagen sie es!“ „Harry ist wahrscheinlich noch hinter meiner Tür, weil er ein Horcrux ist“, lautete die beinahe demütige Antwort. „Was ist ein Horcrux?“, rutschte es dem Helden raus. Dumbledore lächelte darüber müde und auch ein wenig mitleidig, als er zu erklären begann. Harry hörte sich die Fakten an die einen Horcrux ausmachten. Wie sie entstanden. Dass ein Teil der Seele abgespalten und an einem Gegenstand gebunden und konserviert wurde. Dass Tom Riddle diesen Weg gewählt hatte sich selbst zu erhalten. Dass er 7 Stück anfertigte, die Dumbledore versuchte zu finden. Er erklärte, dass das Medaillon eines davon war und was es mit ihm gemacht hatte. Und wie es gekommen war, dass Harry selbst zu einem wurde. Es war eine sehr bittere Wahrheit die den Schüler in einem lähmenden Schock zurück lies. „Es tut mir leid, Harry, wie es bis jetzt gelaufen ist“, versuchte sich Albus zu entschuldigen. Wohl wissend, dass es dafür keine Entschuldigung gab. Der Held versuchte sich zu fangen und verdrängte erst mal das eben Gehörte. „Ich kann es auf eine Art nachvollziehen...“, räumte der betroffene Schüler ein. „...aber Sie haben vieles zerstört. Ich vertraue Ihnen als Leitfigur in diesem Krieg und Ihrem Plan. Jedoch nicht Ihnen als Mensch.“ Es war mehr als sich der Schulleiter erhofft hatte. Sogar Severus bedachte ihn mit einem überraschten Blick und zollte ihm insgeheim Respekt für diese ehrliche und zugleich diplomatische Antwort. Jeder von ihnen wusste, dass Streit und Zwietracht im Moment katastrophale Folgen hätte. Sie alle waren aufeinander angewiesen. Die Fronten waren geklärt und in gewisser Weise, konnte offenbar jeder damit leben. Auch wenn noch lange nicht alles gesagt war: Sie würden alle nach wie vor zusammenarbeiten. „Wieso sind Sie ausgerechnet hierher gekommen um sich ihm zu erklären?“, fragte Harry. Dumbledore blickte zu Snape als er antwortete. „Weil ich Severus brauche. Er ist wichtig und ich will, dass er weiß, dass er immer noch für die gute Sache kämpft. Und außerdem hat er angefangen Partei für Sie zu ergreifen.“ „Ich bleibe Ihnen erhalten. Ich habe dennoch eine Forderung“, knurrte der Tränkemeister. Wissend, das sich dahinter die Frage der Loyalität verbarg. Die Augen hinter den Halbmondgläsern sahen ihn fragend an. „Mr. Potter kehrt nicht zu seinen Verwandten zurück.“ Ein kurzes belustigtes Funkeln huschte über die Augen des Direktors und gaben ihm ein Stück seines alten Selbst wieder. Ihm war durchaus aufgefallen, dass Harry in den übergroßen Klamotten seines Lehrers rumlief. Hatte er das vorhin nur als Fakt wahrgenommen, so amüsierte ihn nun dieses Bild. „Diese beschützende Art. Habt ihr euch angefreundet?“, fragte er und kassierte ein abfälliges Schnauben des mürrischen Lehrers. „Seien Sie nicht albern und denken Sie nach. Sie kennen meine Vergangenheit gut genug um zu wissen, dass mich dieses Schicksal nicht kalt lässt.. Es hat nichts mit Mr. Potter zu tun. Wir führen dieses Gespräch einfach aus der Tatsache heraus, dass Sie ihn überhaupt angegriffen haben. Ich musste in seinen Kopf blicken um mich zu vergewissern, dass er mir keinen Blödsinn erzählt und bin dabei auf seine vergangenen Tage gestoßen“ Hätte Harry nicht gewusst, dass Snape das sagte, um den Schein zu einem gewissen Grad zu wahren, hätte er ihm das sofort abgekauft. Wie gesagt, die Fronten waren geklärt, jedoch noch nicht alles gesagt. Snape würde sich offenbar nach wie vor hüten, ihre wahre Beziehung, in der sie zueinander standen, preiszugeben. Dass sie sich näher gekommen waren, konnte selbst Dumbledore erkennen. Doch konnte Severus bewirken, dass sie nur als eine Art Leidensgenossen dastünden. Der Direktor wandte sich dem Gryffindor zu. „Harry, du kennst nun die Wahrheit. Ich würde dir anbieten dem Orden des Phönix beizutreten. Unser Hauptquartier ist das Haus von Sirius. Dort könntest du unterkommen. Dort wärst du sicher. Denk drüber nach“, bot er an. Harry könnte zu Sirius? Das wäre ein war gewordener Traum! Er konnte sein Glück kaum fassen. Er hatte seinen Paten lange schon nicht mehr gesehen. Seine letzte Information ihn bezüglich war, dass er sich für längere Zeit auf einer Mission befindet. Dumbledore wollte ihnen gerade einen schönen Samstag wünschen, als Harry ihn nochmal zurückhielt. „Professor, ist das alles wahr, was Sie gesagt haben?“ Albus lächelte, wissend, dass sie die letzten Minuten, die er noch unter Veritaserum stand, ausnutzten wollten. Er gab ihnen die Antwort. „Ja.“ „Er wirkt immer noch recht analytisch“, meinte Harry, als die Tür ins Schloss gefallen war. Snape zuckte mit den Schultern. „Er hat jahrelang so gelebt. Das wird sich so schnell nicht geben“, mutmaßte er. „Hat Dumbledore wirklich nicht vermutet oder geahnt dass du zu Veritaserum greifst? Du bist schließlich hier der Tränkemeister“, wechselte Harry das Thema. Severus lachte darüber leise. Etwas, das sich der Gryffindor viel häufiger wünschte. „Nein, weil er nicht damit gerechnet hat, dass ich das wirklich tun würde.“ „Ganz schön fahrlässig“, murmelte der Schüler. „Aber gut für mich.“ Nachdem die Aufregung nun vorbei war, meldete sich erneut ein Knurren ihrer Mägen, der sie erinnerte, dass sie eigentlich Frühstücken wollten, bevor Albus hier aufgetaucht war. Während sie also aßen, ließ jeder von ihnen das Gespräch nochmal Revue passieren. Dabei fiel Harry eine Passage auf, die ihn neugierig gemacht hatte. Er musste einfach nachhaken. „Er kennt also deine Vergangenheit?“, begann er das Gespräch. Snape schenkte ihm einen flüchtigen Blick. Der missmutige Ausdruck darin sagte deutlich, dass ihm dieses Thema nicht gefiel. „Ja“, sagte er. „Und ich nicht“, stocherte Harry weiter. „Das ist richtig“, bestätigte Snape nur ungerührt. Der Gryffindor seufzte frustriert ehe er direkt wurde. „Wieso? Und wieso ich nicht? Ich... bin neugierig“, versuchte er es. Snapes lachte kurz auf. Bitter. „Ja, leider bist du das. Wie immer beim falschen Thema. Es ist nicht so als ob ich eine Wahl gehabt hätte. Ich war 13, als er es herausgefunden hat. Dem Mann blieb damals schon nichts verborgen.“ „Hat er dir geholfen?“, wollte Harry wissen. „Das war nicht nötig“, zischte Severus. Plötzlich war es paar Grad kälter in dem Raum. Zumindest kam es dem Schüler so vor und er wusste, dass das Thema vorerst beendet war. Harry schwor sich, nachzuforschen. Irgendwie würde er schon hinter das Geheimnis dieses Mannes kommen. „Wie ist Sirius Haus?“, fragte Harry versöhnlicher. Er war noch nie dort gewesen. Ehrlich gesagt, hatte er gar nicht gewusst, dass sein Pate ein Haus besaß. Der Tränkemeister runzelte die Stirn, als er sich die Architektur ins Gedächtnis rief. „Es ist ein recht düsterer Ort. Ich bin nicht gerne dort. Aber es wird dir in diesem Haus definitiv besser gehen.“ „Sagt der Mann, der im Kerker wohnt“, spottete Harry und nippte an seinen Tee. Snape schob ihm die Milch zu, als er sah, dass sein Schüler das Gesicht verzog. „Du wirst schnell feststellen, das selbst ein Haus mit tausend Fenstern sehr bedrückend sein kann.“ ------- Noch eine Anmerkung von mir: Ich habe eine neue FF Online gestellt. Ebenfalls eine Snarry-Geschichte. Keine Sorge, sie ist schon fertig geschrieben und umfasst auch nur 3 Kapitel (jedoch Woche eines). Sie ist Sicherheitshalber auf Adult gestellt, obwohl es nur das Schlusskapitel betreffen wird. Weiß jemand, ob ich dann auch gleich die komplette FF auf Adult stellen muss, oder nur das betroffene Kapitel markieren? Wer Interesse hat, hier der Link (wenn er denn schon freigeschaltet ist): http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/369509/?js_back=1 Kapitel 27: Im Ministerium -------------------------- Hallo! Ich muss gestehen: Ich bin gerade ziemlich am rotieren. Deshalb hat es mal wieder so lange gedauert. Bitte seid mir nicht böse. Ich hoffe, dass ich in meinem Urlaub, um Sylvester rum, ein bisschen vorschreiben kann. Dafür ist das heutige Kapitel sehr viel länger. Habt viel Spaß damit! LG Fabien ----------------------------------------- Harry lag in seinem Bett und starrte an die Decke. Jetzt, da er mit Ron und Hermine im Orden war, hatte er die letzten Tage damit verbracht Severus darüber auszufragen. Ihn nach Sirius auszuhorchen. Der schwarze Mann hatte in seiner üblichen, wenig schmeichelhaften Manier klar gemacht, dass der Köter furchtbar nervig, ätzend und Floh verseucht war. Und ja, es war seine Art zu sagen, dass es dem Rumtreiber gut ging – leider, wie er sicher gerne noch hinzugefügt hätte, wüsste er nicht, wie wichtig Sirius für Harry war. Der Gryffindor seufzte und dreht sich auf die Seite. Er hatte so lange nichts mehr von Sirius gehört. Er war wohl zurzeit auf einer längeren Mission und hatte sich auch im Orden schon eine Weile nicht mehr gemeldet. Snape meinte, dass es für Sirius nicht untypisch sei. Während also der Tränkemeister nicht sehr geheim hoffte, dass Black etwas Ekelhaftes passierte, so hoffte Harry genau das Gegenteil. Das war auch der Anlass wieso er hier lag. Er hätte heute Sonderunterricht bei Snape gehabt, aber er, Harry, war geflohen. Ja, das war wohl die beste Beschreibung. Sie hatten in Okklumentik etwas gehabt, was einem Streit wohl am nächsten kam. -Flashback- Sie saßen sich gegenüber. Am Feuer, da ein Okklumentikangriff wie Schüttelfrost wirken konnte. Danach zitterte man immer ein wenig. Snape bewegte sich wie gewohnt sicher durch Harrys Erinnerungen – jene die nicht zu heikel waren und doch tastete er sich mit jeder Lektion immer weiter vor. Holte Dinge hervor, die Harry langsam aber sicher Schmerzen bereiteten. Begebenheiten wo er sich von der Ungerechtigkeit ohnmächtig gefühlt hatte. Wie er für Dinge herhalten musste, für die er nicht verantwortlich war. Wie er gelernt hatte, bestimmte Dinge einfach zu schlucken. Wie er die Einstellung entwickelt hatte, durchs Leben zu gehen ohne auf Hilfe zu hoffen. Der Gryffindor wusste, dass er dies als Anstoß sehen sollte, dringend besser zu werden. Er hatte es schon paar mal geschafft, Severus aus seinem Kopf rauszuschmeißen, doch da war der Tränkemeister nicht mit voller Kraft dabei. Das war heute anders. Harry wusste nicht warum sein Lehrer so verbissen war, aber er schien nach etwas zu suchen. Der Gryffindor war dazu übergegangen, seine Erinnerungen und Gedanken in Räume zu ordnen, welche durch Türen versiegelt waren und einem System, dass eigentlich nur er durchschaute. Doch Snape war nicht dumm. Und spätestens als er sich zielstrebig auf das Schloss mit den verdrängten Geschehnissen zubewegte, wusste Harry, was Severus hervorholen wollte. Es war klar, dass dem Lehrer nicht entgangen war, wie unbeeindruckt und distanziert Harry auf das Gespräch mit Dumbledore reagiert hatte und nun vor hatte dem nachzugehen. Und der Schüler wollte das tunlichst verhindern. Snape nestelte schon an der Sicherung herum als dem Gryffindor ein, aufgrund seines Widerwillens, enormer Magieschub entfuhr, der seinen Gegner zurück katapultierte. Der Schreck stand dem Tränkemeister ins Gesicht geschrieben. Er suchte Halt und zog Harry mit sich. Der Gryffindor wusste, dass er sich nicht wieder in der Realität befand, als er eine sehr viel jüngere Ausgabe von Snape vor sich erblickte. Ein in die Enge getriebener, gequälter jüngerer Severus Snape der mit dem Rücken zu einem Baum stand. Der Gryffindor löste den Blick von diesem ungewohnten Bild und folgte dem fast angsterfüllten Augen seines Lehrers. Es war gelinde gesagt ein Schock seinem Fast-Ebenbild gegenüber zu stehen, mit einem Ausdruck, der nichts Gutes bedeutete und von dem Harry hoffte, ihn selbst nie zur Schau stellen zu können. James hatte den Zauberstab auf Severus gerichtet, der, wie Harry erst jetzt feststellte, unbewaffnet war. Auch Sirius war dabei und hatte seine Hand am Griff seines Zauberstabes positioniert, falls er eingreifen müsste. Bei einem unbewaffneten Zauberer konnte man ja nie wissen. Der Liebling der Hogwartsmädchen schaute wie ein Raubtier. Die Sensationslust sprang einem förmlich an und er gierte danach den Slytherin vor sich zu verletzten. Diesen Ausdruck kannte Harry von seinem Paten nicht. Und es erschütterte ihn. James war einen Schritt vorgetreten und sprach einen Zauber. Er hob Severus in die Luft und schleuderte ihn hin und her. Er knallte mehrmals gegen den Baum, gab aber keinen Ton von sich. Als er wieder auf den Boden abgesetzt wurde, konnte der Held erkennen, dass der junge Slytherin seinen Scheuklappen-Blick aufgesetzt hatte. Er war in sich gekehrt und schien es ertragen zu wollen in der Hoffnung, dass es schnell vorbei war. Sirius lachte und in Harry zerbrach etwas. Der Held sah, wie sein Pate den Zauberstab hob, doch ehe er sehen konnte, wie er den Fluch abfeuerte, wurde er ruckartig aus der Erinnerung gerissen. Gut, denn Harry wusste nicht, ob er diese Szene ertragen hätte. Beide fanden sich gegenüber sitzend auf den Boden wieder. Beiden stand der Schreck in Gesicht geschrieben. Doch die Wärme des knisternden Kamins löste die Beklommenheit in ihren Gliedern und es war Severus der sich zuerst gefangen hatte. „Glückwunsch für die gelungene Attacke. Auch wenn des Abblocken auf dem Plan stand“, sagte er ein wenig rau. „Es ist einfach passiert. Du wolltest einen Bereich betreten, dem ich mich nicht stellen konnte und bin panisch geworden“, antwortete Harry noch leicht zittrig. „Warum kannst du dich den Dingen in diesem Raum nicht stellen?“, fragte Snape gerade heraus. Er rappelte sich auf und klopfte seinen Gehrock gerade, ehe er wieder zu seinen Schüler schaute und präziser wurde. „Warum kannst du dich nicht mit dem Gespräch mit Albus beschäftigen?“ Auch wenn der Gryffindor geahnt hatte, dass es das war, wonach Snape gesucht hatte, war er doch ein wenig gelähmt, als sich seine Vermutung bewahrheitete. Er stand ebenfalls vom Boden auf und sah seinen Lehrer ein wenig hilflos an. „Du bist ein Horcrux Harry. Setz dich damit auseinander. Je eher du das begreifst, desto besser können wir uns auf die Lösung konzentrieren“, drängte Snape unbarmherzig weiter vor. „Du hast gemerkt, dass ich es verdränge“, sagte Harry lahm. „Kein Mensch würde so nüchtern darauf reagieren, wie du.“ „Erwartest du dass ich zusammenbreche?“, stieß Harry nun ein wenig sauer aus. „Nein“, antwortete der Mann vor ihm ruhig. „Was dann?“ „Angst.“ Das überraschte den Schüler und lies ihn ein wenig verwirrt zurück. „Du hast vor so wenig Angst, Harry. Und ich steige langsam dahinter wieso das so ist.“ Snape trat ein Schritt weiter auf Harry zu ehe er weitersprach. „Weil dir dein eigenes Leben nichts wert ist. Es gibt Menschen, die sind froh darüber, dass du so denkst. Aber verdammt, du solltest Angst um dein Leben haben.“ „Du gehst auch nicht fürsorglich mit Deinem um“, lautete der Konter, welches der Tränkemeister sofort verneinte. „Da irrst du. Ich hänge an meinem Leben. Aber ich weiß auch wie ich nicht leben will.“ „Ich weiß auch wie ich leben will!“ setzte der Gryffindor aufgebracht entgegen. Snape schnaubte. „Du willst, dass deine Freunde in einer friedlichen Welt glücklich sind. Du bist dir dabei völlig egal. Wie sehen deine Zukunftspläne aus?“ „Warum beschäftigt dich das?“, zischte Harry. Er fühlte sich in die Ecke gedrängt. „Aus dem selben Grund wieso ich dich beschäftige.“ Weil sie Freunde waren. Dieser Satz war so furchtbar entwaffnend. Harry schaffte es nicht dem Blick standzuhalten und wich aus. Er war einfach nicht bereit für dieses Gespräch. „Was war das eben?“, wechselte er das Thema. Oh, das war ein Fehler und das wusste Harry. Und doch musste er nachfragen. Snapes Haltung verkrampfte sich augenblicklich. „Du hast es ganz genau gesehen“, antwortete er reserviert. „Es war eine Szene, vollkommen aus dem Zusammenhang gerissen. Was ist da passiert?... Wieso... ist das passiert?“, hakte Harry nach. „Nichts was-“ „Wage es nicht das herunter zu spielen! Du siehst alles von mir, Severus. Das mag zwar nicht geplant gewesen sein, aber du schuldest mir eine Antwort!“, unterbrach Harry den Tränkemeister aufgebracht. Er wollte den Mann jetzt nicht vom Haken lassen. Nicht nach diesen Bildern. „Ich schulde dir eine Antwort?“ zischte Snape... „Ich habe mir nichts zu Schulden kommen lassen. Du hast mich kalt erwischt, das kann passieren, aber ich SCHULDE dir in der Hinsicht GAR NICHTS!“ Daraufhin war Harry heftig zusammengezuckt. So einen Ausbruch hatte er noch nie erlebt. Keinen der ihn so traf. Und Severus hatte im Grunde genommen recht. Das ging ihn nichts an. Es waren zwar seine Eltern, aber er hatte damit nichts zu tun. Gleichzeitig verfluchte er sich für seine Wortwahl. Ihm war eigentlich klar, wie belastet des Wort „Schuld“ in Zusammenhang mit Snape war. Das war ziemlich dämlich gewesen. Severus derweil hatte sich in den Sessel fallen lassen und starrte in die Flammen. Kalt und mit Schmerz in seinem Herzen rang er sich doch zu ein paar Sätzen durch. „Diese Erinnerung verfälscht nichts. Du hast den Moment gesehen in dem ich Sirus und auch deinen Vater so richtig zu hassen gelernt habe. Mir wäre es egal wenn Black sterben sollte. Für mich wäre die Welt gleich viel besser.“ -Flashback Ende- Harry drehte sich auf die Seite und schloss die Augen. Er war darauf hin gegangen und Snape hatte ihn gelassen. Es hatte geschmerzt. Heute Abend hatten sie sich gegenseitig weh getan. Und es tat ihm unendlich Leid. Das war der letzte Gedanke, bevor er in den Schlaf driftete. „Harry! Harry bist du da?“ Der Gryffindor fuhr erschrocken aus den Schlaf hoch und sah sich ein wenig unfokussiert um. Es war mitten in der Nacht und mittlerweile waren auch die anderen Jungs da und schliefen in ihren Betten. Müde rieb er mit den Händen über das Gesicht. Was war das gewesen? Hatte er sich das eingebildet? „Harry!“, rief es wieder dumpf und irgendwie entfernt. Er sah sich suchend um. Sein Name fiel noch ein paar mal, ehe er die Quelle ausfindig machen konnte. Sie kam aus seinem Koffer. Schnell und leise öffnete er ihn und hatte schließlich den Zwei-Wege-Spiegel in der Hand, den Sirius ihm geschenkt hatte. Eben jener war im Bild zu sehen. „Si-“ Hary schaffte es gerade noch rechtzeitig sich zu unterbrechen. Schnell schaute er ob jemand aufgewacht war, aber der Saal war ruhig. Schnell huschte er hinaus in den Gemeinschaftsraum, der verwaist vor ihm lag. „Sirius! Wie geht es dir? ist etwas passiert?“, flüsterte der Held aufgeregt. „Und ob was passiert ist! Ich habe großartige Neuigkeiten!“ Sirius Blick wanderte kurz von links nach rechts bevor er weitersprach. „Ich weiß was der dunkle Lord vorhat!“ „Woher-“, begann Harry, wurde aber unterbrochen. „Ich habe beobachtet. All die letzten Monate. Er bricht ins Ministerium ein um eine Prophezeiung zu holen. Keine Ahnung was er da will, aber es ist die Chance! Einer der am besten gesicherten Orte der Welt, da muss er doch zu schnappen sein.“ Harry war alarmiert. „Wissen die anderen vom Orden Bescheid?“, fragte er nach. „Deshalb habe ich dich kontaktiert. Ich erreiche dort niemanden, weil ein Ordenstreffen ansteht.“ „Wieso bist du nicht dort?“ „Eben weil sich diese wahnsinns Chance aufgetan hat.“ Und Harry dämmerte es, was er schon die ganze Zeit befürchtet hatte. „Nein Sirius, tu das nicht. Geh nicht alleine!“ „Wenn nicht jetzt, dann geht er uns durch die Lappen. Ich weiß wie ich mich verteidigen kann. Ruf die Anderen so schnell es geht zusammen. Ich tue das für dich Harry!“ Blödmann! Kam es Sirius denn nicht auch komisch vor, dass sie genau jetzt ins Ministerium einbrachen, wo der Orden ein Treffen hatte? „Sirius, das ist eine... Falle.“ Weg. Das letzte Wort sprach Harry zu seinem eigenen Spiegelbild. Der Gryffindor stand unter Schock. Was sollte er jetzt tun? Wie sollte er den Orden erreichen? Noch war er kein Teil davon. Seine Gedanken rasten, ohne, dass er einen davon genau zu fassen bekam. Seinem ersten Impuls folgend, rannte er in die Kerker. Er wollte gerade an die Tür hämmern, als ihm gewahr wurde, dass Sirius Rettung gewiss nicht in Snapes Sinne liegen würde. Wahrscheinlich ist war nicht mal da, wenn es ein Ordenstreffen gab. Um trotzdem alles in seiner Macht stehende zu tun, rannte er zu Dumbledores Büro, aber auch dort fand er keinen Eintritt. Was selbstverständlich war, dennoch wollte er es wenigstens versucht haben. Damit blieb ihm nur noch eine Möglichkeit. Und er hatte nicht die Zeit sich das ausführlich zu überlegen. Er fasste den Entschluss alleine zu gehen. Fatal und dumm, das wusste er, aber hier still sitzen, das würde ihn erst recht umbringen. „Harry?“ der Gryffindor drehte sich um und sah sich plötzlich Ron gegenüber. Er war in den Schlafsaal zurückgekehrt um ein paar Sachen zu holen und war gerade dabei sich mit dem Besen aus den Schloss zu stehlen. „Wo willst du hin?“ Er musterte Harrys verzweifeltes Gesicht und war mit einem Schlag alarmiert. „Was ist passiert?“, hakte er nach. Nun, es war zu spät um irgendetwas herunterzuspielen, also erzähle Harry seinem besten Freund was geschehen war und was er nun vorhatte zu tun. „Dir ist klar dass wir mitkommen“, beschloss der Rothaarige. „Warte, ich wecke Hermine.“ Ron rief seinen Patronus, den er in Harrys Unterricht gelernt hatte und schickte ihn los. Der silberne Jack Russel Terrier schritt auf leisen Pfoten in den Mädchenschlafsaal. Nur wenige Minuten später, schlich der fehlende Part des goldenen Trios die Treppe hinunter wo Harry und Ron sie von den neusten Begebenheiten in Kenntnis setzten. Natürlich war Hermine dabei. Schon aus dem Grund, dass sie ihre Freunde nicht alleine in die Schlacht ziehen lassen würde. . „Was ist mit Fred und George?“, fragte sie, als auch sie ihre Sachen zusammen gesammelt hatte. „Sind im Orden und auch gerade nicht erreichbar“, erklärte Harry. „Auch nicht mit dem Armband?“ Harry zuckte bedauernd mit den Schultern, ehe er erklärte: „Es ist ein Notfallarmband und noch nicht so recht ausgefeilt. Das heißt, dass ich sie erst rufen kann, wenn ich wirklich in Lebensgefahr schwebe.“ „Das bist du nicht.“ „Noch nicht“, bestätigte der Held. „Harry-“, wollte Ron einschreiten, doch Angesprochener nahm ihn sofort den Wind aus den Segeln. „Ich habe nichts dergleichen vor. Wir gehen nur dahin um Sirius aufzuhalten. Wir werden nicht kämpfen. Wenn wir Glück haben, begegnen wir ihnen nicht mal. Aber vielleicht kann ich es nachher trotzdem benutzten...“ „Hoffen wir nicht“, murmelte sein bester Freund. „Mit dem Besen werden wir auf jeden Fall zu langsam sein“, griff Hermine einen anderen Punkt auf. „Was schlägst du vor?“, wollte Harry wissen. Die Brünette Löwin bedeutete ihnen ihr zu folgen und während sie durch das Schloss liefen, erklärte sie ihre Idee. „Ich denke, dass unser Verteidigungslehrer nicht jeden morgen vor die Tore Hogmeads appariert um dann einen einstündigen Fußmarsch nach Hogwarts zurückzulegen.“ Sie erreichten den Eingang der zum Büro des Verteidigungslehrers führte. Sie warf den beiden Jungs ein schelmischen Blick zu, als sie dann weitersprach. „Sein Kamin wird wohl höchst wahrscheinlich ans Flohnetzwerk angeschlossen sein.“ Dank Hermines ständiger Fortbildung außerhalb es Unterrichts, war es ihnen möglich die verschlossene Tür des Büros zu überwinden. Auch wenn es höchst unwahrscheinlich war, so war Harry doch erleichtert sich nicht mit Katzenbilder auf aufgehängten Tellern auseinandersetzten zu müssen, als er den Raum betrat. Das Pulver auf dem Kamin bestätigte ihre Vermutung, dass der Verteidigungslehrer jeden morgen hierher flohte. Die drei hielten ihre Zauberstäbe bereit und nahmen sich jeder eine handvoll des Pulvers. Gemeinsam quetschten sie sich in den Kamin, nickten sich zu, dass sie bereit waren und sprachen zusammen den Zielort. Harry hatte das Gefühl, dass das Flohpulver wie in Zeitlupe aus seinen Händen rieselte, als sie endlich von den giftgrünen Flammen umfasst wurden. Sie blieben im Gefechtsmodus als das Feuer sie im Ministerium ausspuckte, doch die Halle lag dunkel und verlassen vor ihnen. Sie huschten schnell in eine schwer einsehbaren Nische um die nächsten Schritte besprechen zu können. „Hast du eine Ahnung wo wir ihn finden könnten?“, fragte Hermine als erste. „Sirius sprach von der Prophezeiung, die ER holen will.“ „Das muss das Archiv sein! Ich habe davon schon einmal gehört“, erinnerte sich Ron. „Weißt du wo es liegt?“ „So ungefähr...Wir müssen auf jeden Fall nach unten.“ „Dann los.“ „Wartet.“, hielt Harry seine Freunde auf. Er kramte in seiner Robe und zog einen fließenden, leichten Stoff hervor. Der Tarnumhang. Zusammen mit Sirius würden sie nicht drunter passen, aber zu dritt ging es noch. „Au, das war mein Fuß!“ zischte Hermine unterwegs. Ron grinste. „Das kommt bekannt vor.“ Sie waren gerade die Treppe hinuntergeschlichen als sie ihn sahen. Sirius. Er hatte sich an eine Säule gepresst und war im Schatten fast nicht zu sehen. „Nun, das ging überraschend schnell“, flüsterte Ron ziemlich trocken. Leider war Sirius nicht der Einzige den sie entdeckten. Ein paar Meter weiter konnten sie schwarz vermummte Gestalten mit maskierten Gesichtern ausfindig machen, die sich zielstrebig in eine Richtung bewegten und die Harrys Pate ganz offensichtlich beschattete. Todesser. Sie konnten Sirius nicht rufen, da es ihn verraten hätte, also versuchten sie ihn schneller einzuholen, wie er versuchte den Anschluss seiner „Beute“ nicht zu verlieren. „Wir könnten ihn schocken“, schlug Ron vor. „Zu gefährlich, dass die anderen was bemerken. Außerdem hat er Schilde aufgezogen, spürst du sie nicht?“, schmettere Harry ab. Der Rothaarige verengte daraufhin die Augen, als würde er angestrengt über etwas nachdenken. „Doch... mit einem normalen Zauber kommen wir wohl nicht durch.“ Die Entscheidung wie sie Sirius auf sich aufmerksam machen sollten, wurde ihnen schnell abgenommen, als sich einer der Todesser plötzlich umdrehte und einen schwarzmagischen Fluch auf ihn abfeuerte. 'Sie haben es gewusst!', dachte sich Harry. Sirius steckte sowas von in Schwierigkeiten! Da nun auch die anderen Todesser aus der Gruppe angriffen, war sein Pate ziemlich schnell in Bedrängnis. Harry schaltete seinen Kopf aus und lies sein Instinkt sprechen. Er sprach einen Lähmzauber der die meisten aus der Gruppe nach hinten warf. Er nutzte den Überraschungsmoment, sprintete aus dem Umhang hervor und packte Sirius am Arm, an welchem er ihn in den nächstgelegen Raum zerrte, dicht gefolgt von Ron und Hermine. „Harry was machst du hier?!“, fragte sein Pate fassungslos als er ihn erkannte. „Was machst DU hier?“, zischte der Held aufgebracht zurück. „Ich habe es dir doch schon erklärt-“ „Du hast hier nicht die geringste Chance! Da hast du doch eben gemerkt! Wie kommst du darauf gegen sie bestehen zu können?“ „Ich hatte den Überraschungsmoment auf meiner Seite!“, war die beharrliche Antwort. „Ja, sie wirkten alle wirklich überrascht“ Über den triefenden Sarkasmus wäre Snape mehr als stolz gewesen. Sirius blieb still. Das nutzten sie um sich ihren aktuellen Aufenthaltsort genauer anzusehen. „Wo sind wir hier eigentlich?“ Sie befanden sich in einem riesigen Raum, der wohl eher schon als Halle zu bezeichnen war. Endlose Gänge aus Regalen bahnten sich durch die Umgebung, jedes bestückt mit Nebel gefüllten Kugeln. „Das muss der Raum mit den Prophezeiungen sein! Das heißt, wir werden wohl nicht mehr all zu lange alleine hier drin sein“, erkannte Ron. Mit offenen Mund drehte er sich einmal um die eigene Achse. „Wie will ER hier überhaupt die Richtige finden? Steht da der Name drauf oder was?“, überlegte Harry. „Demjenigen den die Prophezeiung betrifft, wird sie sich offenbaren. Du müsstest sie schnell finden können.“ In dieser Erklärung lag eine subtile Bitte seines Paten, die Harry jedoch nicht zu erfüllen gedachte. „Nein Sirius. Wir werden hier verschwinden. Wenn sie wirklich gleich alle hier auftauchen, sind sie mit der Suche beschäftigt und wir können uns davonstehlen.“ „Harry, wenn wir hier schon sind, müssen wir ihren Plan vereiteln. Wir können ihnen nicht so etwas Wichtiges einfach überlassen!“ „Prophezeiungen sprechen doch nur in Rätseln. Was soll ER schon damit anfangen können?“ argumentierte der Schüler. „Bitte Harry, um deinetwillen.“ Was sollte er tun? Im Grunde hatte Sirius Recht. Hier ging es nicht nur um sie Vier, sondern um die ganze Zaubererwelt. Wenn die Zukunft wirklich von der Prophezeiung abhängig war, sollten sie sie finden. Nur bezweifelte Harry, dass sie wirklich so wichtig war. Er hegte die Vermutung, dass der Aufwand größer als der Nutzen war. Sie sollten hier weg. Doch für Sirius entschied er sich anders. „Okay.“ Sie teilten sich nicht auf, da eh nur Harry das Ding finden konnte, aber sie hatten sich darauf geeinigt, dass er sich auf die Suche konzentrierte und die Anderen ihn deckten. Bei der schieren Menge an Kugeln fragte sich der Held, ob sie überhaupt etwas in absehbarer Zeit finden würden, bis ihm etwas einfiel. Vermutlich würde er irgendwie mit der Prophezeiung verbunden sein, oder? Snape hatte ihm damals erklärt, dass durch die Entscheidung, dass er der Auserwählte sei, sich der Text auf ihn geprägt hatte. Erst war sie formlos, auf niemand bestimmten fokussiert, aber dadurch dass Voldemort ihn gewählt hatte, wurde er buchstäblich zum Auserwählten. Über diese Ironie hätte er jetzt liebend gerne bitter gelacht, doch er konzentrierte sich. Versuchte eine Verbindung auszumachen. Und fand sie. Vor seinem inneren Auge formte sich eine Linie, welche ihm an ein Regal, nicht weit von hier führte. Er hatte sie fast erreicht als er an der nächsten Ecke, einen der Todesser ausmachte. Sie waren beide überrascht, starrten sich erschrocken an, doch Harry reagierte schneller. Auch hier handelte er aus Instinkt. Er griff nicht seinen Widersacher an. Er schleuderte einen Zauber ab, der die Kugel zerstörte. In Tausend Teile und nicht wieder herstellbar. Er hörte einen wütenden Aufschrei und das Nächste was er tun konnte, war zu Seite zu springen um nicht von einen Fluch getroffen zu werden. Hermine, Ron und Sirius eröffneten beinahe im selben Moment das Feuer. Das war der Augenblick indem er das Armband nutzen konnte, und er schickte einen Hilferuf los. Hoffentlich würden Fred und George samt Orden schnell genug hier auftauchen. Im Wirrwarr des Kampfes wurde Harry von den Anderen getrennt und verschanzte sich nun hinter eines der Regale. Der Tarnumhang wäre jetzt gut, aber entweder war er verloren gegangen, oder Ron und Hermine hatten ihn noch bei sich. Er hoffte letzteres. Er fragte sich was Severus jetzt wohl tun würde? Nun, er war verflucht schnell und er würde wohl irgendetwas Hinterlistiges veranstalten. Er lugte aus seinem Versteck hervor und schaute sich nach links und nach rechts um. Er erkannte an jeweiligem Ende einen Gegner, doch ihre fahrigen Bewegungen nach zu urteilen, waren sie nicht sehr routiniert. Er überlegte kurz, ob er es wagen sollte, und fand, dass es wohl keinen besseren Zeitpunkt gab. Er schickte einen kleinen Anstubszauber an die beiden Kontrahenten und kaum hatte er sie erreicht, drehten sie sich beinahe panisch um und hetzten sich gegenseitig einen Schockzauber auf. Der traf den jeweils anderen und setzten sie beide knock-out. Zumindest konnte man sagen, dass sie treffsicher waren, dachte sich Harry nur und huschte ein Regal weiter. In nicht all zu weiter Ferne konnte er Kampfgeräusche ausmachen und Sirius Stimme war deutlich heraus zu hören. Alarmiert setzte er sich schneller in Bewegung und ignorierte dabei seine Deckung. Ein Lähmzauber gefolgt von einem Silencio trafen ihn im Rücken und setzten ihn kurz vor dem Ziel außer Gefecht. Er lag da ganz gut versteckt, konnte aber die Szene vor sich sehr gut erkennen. Angespannt wartete er darauf einen weiteren Zauber abzubekommen, aber es passierte nichts. Stattdessen hörte er nur ruhige Schritte die sich ihm näherten. Er blieb direkt neben ihm stehen. Er konnte nur ein Paar schwarzer Schuhe und den Saum der schwarzen Robe ausmachen. Der Todesser ging in die Knie. Da Harry halb auf dem Bauch lag, konnte er immer noch kein Gesicht erkennen (würde er wahrscheinlich auch so nicht, da sie maskiert waren). „Schau gut zu“, raunte ihm der Mann leise entgegen. Er war älter. Ihm kam die Stimme bekannt vor, aber er konnte sie nicht zuordnen. Der Mann richtete sich wieder auf und gesellte sich zu der Szene dazu. Die zeigte Sirius eingekesselt von Todessern, Bellatrix ihm gegenüberstehend. Beide hatten die Zauberstäbe aufeinander gerichtet. Harry war klar, dass dies Sirius Ende sein würde. Er versuchte sich zu winden, kämpfte verzweifelt gegen den Lähmzauber an, aber der saß bombenfest. Ihm stiegen die Tränen in die Augen. Im Zweikampf sah es erst gut aus für Sirius, doch durch ein gestelltes Bein, hatte Bellatrix es geschafft ihn zu entwaffnen. Der Black sah seine Cousine finster an, doch sie gab nur eines ihrer irren Gelächter zum besten. Sie lächelte ihn zuckersüß an, als sie schließlich erneut ihren Zauberstab gegen ihn richtete. Harry hätte am liebsten geschrien. „Avada-“ Der Zauberstab flog ihr aus der Hand. Ungläubig starrte sie auf ihre leere Handfläche und blanker Zorn durchzog ihr Gesicht. Sie wirbelte herum. Den Wahnsinn in ihren Augen. „Wer hat mich entwaffnet?!“ verlangte sie zu wissen. Harry folgte ihrem Blick und blieb, wie alle anderen Beteiligten an einem zitternden Todesser hängen. Den Zauberstab ausgestreckt, schaute er fassungslos auf seinen Arm, als könne er selbst nicht glauben was er da getan habe. „Ich-Ich war das nicht!“ Die abgehackte Stimme verriet, dass er den Tränen nahe war. „Darüber sprechen wir noch!“ zischte Bellatrix und es war all zu deutlich dass ihre Unterhaltung in Form von Folterflüchen geführt werden würde. Harrys Augen wanderten zu dem Todesser, der ihn gelähmt hatte. Er stand nicht mehr an seinen Platz. Die Szene wurde jäh unterbrochen als Voldemort den Schauplatz betrat. Sofort war es still. Arrogant und erhaben schaute er sich im Raum um. Er wirkte nicht sehr glücklich. „Hört auf mit dem Blödsinn. Wo ist Potter? Ich spüre dass er noch hier ist.“ Keiner hatte eine Antwort und ein wenig ängstlich schauten sie ihren Meister an. Dessen Blick sprühte pures Gift. „Sucht ihn!“ brüllte er seinen Befehl, das Gesicht verzogen zu einer wutentbrannten Maske. Gerade als sich seine Gefolgschaft eilig verteilen und Sirius gerade wahrscheinlich etwas Dämliches sagen wollte, ertönte mehrfach ein lauter Knall und sie wurden angegriffen. In Sekunden entbrannte ein neuer Kampf. Der Held konnte einen roten Schopf ausmachen, er sah Remus und Dumbledore. Der Orden! Er war hier. Die nächsten Momente vergingen für ihn wie in Zeitlupe. Er sah, wie Sirius befreit wurde, er bekam mit, wie sich jene schwarze Gestalt in Todesserrobe langsam und gemächlich auf ihn zubewegte. Wissend, dass man ihm im Kampfgefecht keine Beachtung schenkte. Panik stieg in Harry auf, als er nichts tun konnte als sich von ihm packen und sich über seine Schulter werfen zu lassen. Das letzte was er sah, war das kalkweiße Gesicht von Fudge, der ungläubig auf Voldemort starrte. Dann apparierten sie. Sie landeten in einer Seitengasse. Harry wurde abgesetzt und von dem Lähmfluch befreit. Der Schüler blieb still. Er hatte genug Freiraum um sich wehren zu können, das würde kein Todesser zulassen. Beide starrten sie sich an. Der Gryffindor führte seine Hand geistesabwesend zu der Maske und sein gegenüber lies sie sich anstandslos abnehmen. Harry war nicht mehr all zu überrascht als er Severus vor sich stehen sah. „Hast du mich gelähmt?“, fragte er ihn. „Es tut mir Leid“, war die einzige Antwort, doch der Held schüttelte nur den Kopf. Erschöpft lies er seine Stirn gegen die Brust von Severus fallen. „Danke“, war alles was er zurzeit hervorbrachte. Auch wenn es vielleicht nicht viel wahr, so war es das ehrlichste und ergriffenste Danke, dass er jemals gesprochen hatte. Snape zuckte kurz bei diesem fast schon geflüsterten Wort zusammen. Er zog Harry dichter an sich und schlang seine Arme zu einer festen Umarmung um den Jüngeren. „Hör auf, so stark sein zu wollen.“ Und als wären diese Worte ein Schalter gewesen, begann Harry hemmungslos zu schluchzen. Er wusste nicht mal so richtig wieso er weinte. Aus Erleichterung, dass sie da raus gekommen waren? Aus Schock über dieses Erlebnis? Wegen Sirius Dummheit? Es war nicht nur das. In dieser Nacht kam Vieles hervor. Älteres. Tränen die schon längst hätten vergossen werden müssen. Und Severus ließ ihn gewähren. Er ließ ihn, so lange er wollte und als er vollkommen erschöpft, kaum aus eigener Kraft stehend, kurz zusammensackte, hob ihn Snape auf seine Arme. Sie apparierten zusammen nach Hause. Nach Hogwarts. Kapitel 28: Er ist wieder da! ----------------------------- Hallo! Frohes Neues wünsche ich euch! Wie habt ihr Silvester verbracht? Ich weiß, ich hab vergessen die Prüfungen zu erwähnen. Natürlich hatten sie Prüfung und sie haben sie bestanden. Mittlerweile ist das Kapitel auch beta-gelesen. Vielen Dank an Mystoria. Und jetzt: Viel Spaß! -------------- Die Straßen von Hogsmeade lagen still und verlassen vor ihm in der Dunkelheit der Nacht. Es war warm und die schummrigen Laternen brannten erst seit einer viertel Stunde. Severus lies im Gehen seinen Blick über die Fenster schweifen, aber heute schien niemand neugierig Wache zu halten. Er verließ die Hauptstraße und bog in einen engeren Weg ein. Die Häuser hier standen nah zueinander und warfen tiefe Schatten auf die komplette Straße, sodass die eigene Hand vor Augen kaum zu sehen war. Hier war Snape richtig. Er ließ seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnen, spähte dann nach einer bekannten Silhouette und fand sie. Langsam bewegte er sich auf sie zu und blieb geräuschlos direkt neben ihm stehen. „Lucius.“ „Severus.“ „Welchem Umstand verdanke ich deine Einladung? Und warum nicht auf deinem Anwesen?“ „Frag mich das gleich nochmal“, antwortete der Aristokrat und zog ein weiches Päckchen hervor. Severus nahm es entgegen und klappte die erste Lage zur Seite. Sein Atem stockte, als er erkannte was sich darin befand. Und es änderte alles. Irritiert und vorsichtig schaute er zum Malfoy-Oberhaupt. Er hoffte, dass die Dunkelheit genug von seiner Unsicherheit verschleierte. „Wieso übergibst du mir Potters Tarnumhang?“ „Wieso rettest du Black?“ Snape schwieg und ließ sich nichts anmerken, doch die Wahrheit war, dass Lucius ihn überrumpelt hatte. Dieser gab ihm ein paar Sekunden der Stille in denen er nach einer Rechtfertigung fahnden konnte, bevor er wieder sprach. „Dein Verschleierungszauber war hervorragend. Also keine Sorge, dich hat niemand gesehen.... Wohingegen den dunklen Lord sehr viele gesehen haben. In ein paar Stunden werden es alle wissen.“ „War das nicht seine Absicht?“ „Sicher... wenn er das Ministerium unterwandert hat. Aber jetzt... Leider ein Ticken zu früh, dank des Auftrittes von dem jungen Mr. Potter.“ Severus wog das Für und Wider eines Legilimenzangriffs ab und sah dann aber doch von dieser Methode ab. Als er Harry einen Klammerfluch verpasst hatte, damit dieser in seiner grenzenlosen Selbstaufopferung nicht sein Leben riskierte, hatte er sich zu den anderen Todessern gesellt. Er war überhaupt nicht weiter aufgefallen, als er sich neben einen der Neulinge platziert hatte. Als die Lestrange-Hexe dann den vermaledeiten Köter hatte umbringen wollen war er kurz versucht gewesen dem zuzusehen und dessen Ableben tatsächlich zu genießen. Doch er wusste, dass Black offenbar eine gute Seite haben musste. So widerwärtig wie er zu ihm war, so wichtig war er für Harry. Und ihn hätte dessen Tod zerrissen. Also hatte er sich er sich eine Sekunde Zeit genommen sich selbst zu verfluchen, bevor er schließlich den Arm des Neulings, welcher seinen Zauberstab fest umklammerte, hochgerissen und den Entwaffnungszauber durch den Fremden Zauberstab geleitet hatte. Es war Pech für den Grünschnabel, aber in Severus Augen auch nicht weiter tragisch. Einer weniger in den dunklen Reihen. Das machte die Rettungsaktion erträglicher. Er war daraufhin schnell abgetaucht und der Orden hatte mit seinem Auftauchen das erste Mal seit dessen Bestehen ein gutes Timing bewiesen. Er hatte das Chaos nutzen können um mit Harry zu verschwinden. Er war ziemlich sauer auf den Jungen und das nicht nur wegen ihrem vorherigem Gespräch, sondern auch aus Sorge. Ein weiteres Gefühl, dass neu für ihn war. Und wäre Harry gestorben, wäre es wegen Black gewesen. Das hätte er nicht akzeptieren können. Severus Gedanken wanderten wieder zu seinem Problem mit Lucius. War es denn eines? Nun, es war offensichtlich, dass Lucius die Situation durchschaut hatte. Dabei fiel ihm ein entscheidender Punkt auf: Wieso konfrontierte Lucius ihn damit? Wieso hatte er ihn nicht längst verpfiffen? Der Blonde schien erst mal alles gesagt zu haben, denn er setzte sich seinen Hut auf, den er die ganze Zeit über in der Hand gehalten hatte, um aufzubrechen. „Du spielst ein gefährliches Spiel, Severus. Ich werde nichts sagen... vorerst. Du weißt, ich passe mich jeder Situation an. Ich gebe dir den Umhang zurück, damit die Chancen wieder gleich stehen. Mir ist es lieber ihr zerfleischt euch gegenseitig, als dass meine Familie irgendwann an der Front stehen muss.“ Er nickte ihm zu und sie verschwanden dann jeder in die entgegengesetzte Richtung und ließen sich von der Nacht verschlingen. Ziemlich gerädert wachte Harry am Morgen auf, als ihn Sonnenstrahlen an der Nase kitzelten. Er blinzelte ein paar mal, bis er den halb offenen, samtenen Vorhang seines Bettes im Gryffindorschlafsaal erkennen konnte. „Harry! Wie geht es dir?“ Als er die Stimmen erkannte, strömten die noch verschwommenen, dadurch aber nicht weniger geschehenen Ereignisse des Ministeriumkampfes hervor und ließen ihn abrupt hochfahren. „Ron, Hermine! Sagt zuerst wie es euch geht! Ich hab euch aus den Augen verloren. Was ist passiert?“ Kurz stutzte Harry als er Hermine ansah. „Und was machst du im Jungenschlafsaal?“ Hermine, die zusammen mit Ron an Harrys Bettkante saß, zuckte unbedarft mit den Schultern. „Sie sind alle beim Essen. Heute beginnen die Sommerferien. Es ist niemand hier, der mich zurechtweisen könnte. Das Jahr ist vorbei.“ Dann übernahm Ron das Beantworten der anderen Frage. „Und uns geht es gut. Als wir uns aus den Augen verloren, haben wir eine gute Deckung gefunden und konnten einige Todesser schocken. Als sich das Getümmel nach hinten verlagerte, haben wir dich gesucht, aber kurz darauf war schon der Orden zur Stelle. Du warst schon hier, als wir zurückkamen... und hast geschlafen.“ Ehe Ron weitersprechen konnte, wurde die Tür zum Schlafsaal geöffnet und die Zwillinge kamen hinein gehuscht. „Oh super, du bist wach! Wie geht es dir?“ Harry setzte sich im Schneidersitz hin und kreiste kurz die Schultern. „Ganz gut denke ich. Ron hat mir gerade erzählt, dass ich schon hier war, als ihr gekommen seid.“ George nickte. „Snape hat dich hergebracht. Es war abgestimmt, dass er dich, Ron und Hermine so schnell es geht mitnimmt und verschwindet. Anscheinend hat er dich nur auf die Schnelle gefunden. Er konnte es sich nicht leisten von den Todessern entdeckt zu werden. Er hat noch vor den Toren Hogwarts gewartet und kurz Bericht erstattet, dass du unverletzt seist. Danach ist er in seine Räume verschwunden.“ Fred lehnte sich, wie sein Zwilling an eine Säule am Fußende des Bettes und sprach weiter. „Als dein Hilferuf kam und wir dich lokalisiert haben, ist der gesamt Orden sofort los. Snape hat wie ein Bauer geflucht und sich noch vor Ort in seine Todesserrobe geschmissen.“ George runzelte die Stirn als er sich an diesen Moment zurückerinnerte. „Es war merkwürdig ihn in seiner … anderen Uniform zu sehen. Es ist komisch, aber obwohl wir wissen, dass er für uns spioniert, ruft diese Kluft sofort Misstrauen hervor.“ Fred nickte. „Er ist vorgegangen und hat uns vorab den Weg frei gemacht und den Rest kennst du ja.“ „Was ist mit Sirius?“ wollte Harry wissen. Diese Frage brannte ihn schon seit dem Auftauchen von den Zwillingen auf der Zunge, aber da niemand eine Trauermiene zog, war er sich zumindest sicher, dass er lebte. In diesem Moment hörte er ein zaghaftes Winseln und entdeckte den großen schwarzen Hund am Fußende des Bettes. Hunde-Sirius schaute äußerst schuldbewusst und mit angelegten Ohren zu ihm empor und auch wenn Harry grenzenlose Erleichterung durchfuhr, beschloss der Gryffindor ihn vorerst zu ignorieren. „Gab es irgendwelche Verluste?“ Die Anderen grinsten verhalten über diese Situation. Sie alle waren der selben Meinung, dass Sirius eigenmächtiger Entschluss saudämlich gewesen war. Sirius legte ein wenig beleidigt den Kopf auf seinen Pfoten ab. Fred übernahm die Antwort. „Nein, wir konnten sie zurückdrängen und als auch weitere Auroren wegen des Alarms dazukamen, haben sie den Rückzug angetreten. Es gab keine Verluste, aber festnehmen konnten wir auch niemanden.“ Hermine machte schließlich den Vorschlag etwas Frühstücken zu gehen. Rons knurrender Magen bejahte eifrig diese Idee. Sirius war mit den Zwillingen zu Hagrid gegangen. Als sie die große Halle erreichten, war es anders als sonst. Alle Augen waren auf Harry gerichtet. Nicht besonders ungewöhnlich, doch diesmal lag keine Verachtung darin. Vielmehr wirkten die Gesichter verängstigt, entschuldigend und auch irgendwie gerädert. Fast zufällig lies er den Blick über Snape schweifen, der ihm mit einem demonstrativen Aufschlagen seiner Zeitung den Hinweis gab, dass er die Antwort für diese merkwürdige Stimmung dort finden würde. Am Tisch lieh er sich die aktuelle Ausgabe des Propheten von Neville die er ihm ein wenig blass übergab. ER IST ZURÜCK! Das war eine Schlagzeile im wahrsten Sinne des Wortes. Ein Schlag ins Gesicht. Auch wenn es Harry, Ron, Hermine und ein paar weitere Wenige schon wussten. Und für die meisten Anderen, die es vorher nicht glauben wollten, war es ein gezielter Tritt in den Magen. Der Artikel erzählte von den Begebenheiten der letzten Nacht. Keiner wusste, wieso Voldemort im Ministerium gewesen war, aber er war gesehen worden. Es lies sich nicht mehr leugnen. Der neue Krieg, hatte nun offiziell begonnen. Eine Stunde, bevor sie in die Sommerferien starteten und Harry zusammen mit Ron und Hermine mithilfe von Albus und Sirius in den Grimmauldplatz apparieren würde, setzte sich der Held ab und schlich hinunter in die Kerker. „Ich dachte du bist schon unterwegs?“, begrüßte ihn Severus mürrisch. Harry ließ sich selbst ein. „Ohne dir noch einmal richtig auf die Nerven zu gehen? Du weiß, dass wir noch etwas klären müssen.“ „Es gibt kein Problem“, winkte Snape ab und ging zu einem kleinen Tisch neben dem Sessel um sich die Tasse darauf zu schnappen. Der aufsteigende Dampf lies Harry auf Kaffee tippen. „Schwarzer Tee“, korrigierte Severus ihn. „Dein Gesicht. Lerne zu schauspielern“, sagte er über Harrys aufkommender Schimpftriade nicht ständig seine Gedanken zu lesen. Der Schüler warf die Hände in die Luft und lies sich theatralisch auf das Sofa plumpsen. Snapes Augenbraue wanderte wieder. „Schauspielern. Nicht deine Emotionen dramaturgisch untermalen.“ Jetzt winkte Harry ab und wechselte das Thema. „Ich will mich für den Okklumentikangriff nicht entschuldigen. Aber die Worte danach tun mir sehr leid.“ Ohne den Blick von dem Gryffindor zu nehmen, blies Snape gedehnt über seine Tasse, ehe er antwortete. „Würden dir all deine Worte leid tun, wärst du nur dabei dich zu entschuldigen.“ “So unsensibel bin ich nun auch wieder nicht.- Willst du mir nicht etwas zu trinken anbieten?“ „Nein bist du nicht. Genau das meine ich. Hör auf damit. Du hast mich nicht verletzt. - Und in weniger als einer Stunde ist deine Abreise. Meine sogar in einer halben. Mach es dir hier nicht zu gemütlich.“ „Urlaubspläne?“, fragte Harry überrascht. „Ganz vorzügliche. 4 Wochen dunkler Lord, demolieren von Staatseigentum und Informationsbeschaffung durch foltern der betroffenen Menschen oder wahlweise auch mich.“ Harry sah entsetzt aus. „Schau nicht so. Es sind Ferien, ich stehe beiden Seiten nun vollzeitlich zur Verfügung.“ „Severus, versprich mir was.“ „Mein Radar für Gefühlsduselei leuchtet gerade heller als die bis dato erfundene Pyrotechnik. Ich warne dich.“ „Versuch es nicht alleine durchzustehen.“ Severus antwortete nicht. Stattdessen versteckte er sich hinter einem weiteren Schluck schwarzen Tees. „Ich bin nicht ständig dort. Der Grimmauldplatz ist schließlich der Hauptsitz des Ordens. Ab und zu muss ich auch dort auftauchen“, sagte er nach einer Weile. „Ach richtig, du bist ja ein guter Todesser“, grinste Harry. Doch der Gryffindor war ehrlich besorgt. Er hatte verdrängt, dass es für Snape nun richtig gefährlich wurde. Dadurch, dass Albus wieder normal war, hatten sie wieder die gleichen Ziele. Die Kooperation zwischen ihnen bestand zwar noch, aber die wog mittlerweile weitaus weniger als ihr Verhältnis zueinander. Gedankenverloren besah er sich den Glasring an seinem Finger. Manchmal hatte er schon das Gefühl, dass er zu Severus gehörte. Und Severus zu ihm. Und obwohl sie schon sooft beieinander gesessen haben, durchfuhr den Schüler in letzter Zeit immer eine gewisse Wärme und leichte Aufgeregtheit, wenn er ihm gegenüber stand. Was sollte er nun damit anfangen? Harry legte diese Grübeleien zur Seite und beschloss den Faden wieder aufzunehmen. „Danke, dass du mir bei meinem Zusammenbruch gestern beigestanden hast.“ „Das hast du bereits auch getan. Wir sind quitt“, antwortete Severus gewohnt nüchtern. Der Schüler machte ein grübelndes Gesicht eher er intervenierte. „Du hast damals aber zu wenig geweint – um genau zu sein überhaupt nicht – damit wir jetzt quitt sein können.“ „Meine Tränen sind sehr trocken. Gibt weniger Flecken auf der Kleidung. Und die Nase läuft nicht.“ Ein bellendes Lachen entfuhr Harry, das auch Snape ein flüchtiges Grinsen entlockte. „Hör auf dich für alles revanchieren zu wollen. Nimm es hin. Das gehört doch zu diesem Freundschaftsding, oder?“, sagte der Tränkemeister ein wenig schwammig. Doch Harry starrte ihn beinahe ungläubig an. „Ich fasse es nicht, DU belehrst mich über Freundschaft?“ Snape war mit diesem Gespräch ein wenig überfordert, weshalb er übergangslos das Thema wechselte in dem er Harry seinen Tarnumhang in die Arme stopfte. „Mein Tarnumhang... Wo hast du ihn gefunden?“, fragte er erleichtert. „Lucius hat ihn mir gegeben.“ „Ist das gut oder schlecht?“ Der Tränkemeister lehnte sich nach hinten und schaute auf den Umhang in Harrys Händen. „Ich weiß es nicht. Er scheint an der Sache des dunklen Lords zu zweifeln und will sich die Option für unsere Seite offen halten. Anders kann ich mir das hier nicht erklären. Wir müssen vorsichtig bei ihm sein.“ „Du sagtest mal, er sei dein Freund.“ „Das war in dem Zusammenhang wenn ich jemanden als solchen bezeichnen müsste. Doch nachdem du mir brachial deine Version davon vorgeführt hast... Ich weiß nicht wie nah ich ihm stehe.“ Ein Blick auf die Uhr verriet, dass sich der Tränkeprofessor auf dem Weg machen musste. Und kurz nachdem er Harry mit Lernstoff versorgt hatte und durch den Kamin verschwinden wollte, musste der Schüler eines noch loswerden. „Severus.“ Der Mann drehte sich zu ihm um. „Danke dass du Sirius gerettet hast. Aber wieso hast du es getan?“ „Frag mich das, wenn ich es weiß.“ „Du bist aber kein Masochist, oder?“ Harry war rechtzeitig durch die Tür geschlüpft, ehe der abgefeuerte Zauber ihn treffen konnte. Kapitel 29: Ferien Teil 1 ------------------------- Hallo Zusammen! Heute kommen sich die beiden wieder ein bisschen näher. Wie immer: viel Spaß : ) ------------------------- Sirius Haus war düster. Wie Severus es gesagt hatte. Eingekeilt zwischen zwei Muggelaltbauhäuern, strahlte das knarrende Parkett und die dunkel verzierte Holzvertäfelung Bedrückung und Melancholie aus. Die vergifteten Parolen des Portraits von Sirius Mutter und auch die verbitterten Kommentare von Kreacher, dem Hauselfen, ließen Harry zu dem Schluss kommen, dass dieses Haus keine guten Erinnerungen besaß. Er saß auf seinem Bett in dem Zimmer dass er sich mit Ron teilte. Theortisch. Praktisch hatte er das Zimmer Nachts für sich, da sich sein bester Freund oft zu Hermine schlich. Er besah sich den Raum und blieb lächelnd auf den halb ausgepackten Koffer von Ron hängen. Die andere Hälfte seiner Habseligkeiten war überall im Raum verstreut und das daraus entstandene Chaos machte diesen ein wenig lebendiger. Es war nicht der Fuchsbau, aber eben auch nicht das Haus der Dursleys. Und gute Erinnerungen konnte man erschaffen, weshalb er trotz des drückenden Flairs in erster Linie froh war hier zu sein. Die erste Woche hatte er damit zugebracht mit Ron und Hermine das Haus zu erkunden und in den Büchern zu lesen, die ihm Snape gegeben hatte. Darunter war eines, dass sicher in der verbotenen Abteilung gestanden hätte, wenn es Teil der Bibliothek gewesen wäre. Es drehte sich um verdammt schwarze Magie. Ein Buch für Fortgeschrittene und als er Kapitel 18 erreicht hatte, wusste er wieso Severus ihm das zum Lesen gegeben hatte. Schwarze Magie in der Medizin – Flüche mit Gegenflüche heilen. Er wollte, dass Harry nachforschte. Offenbar war der Tränkemeister der Meinung, dass sich in diesem Buch ein Lösungsansatz für den Horcrux in sich befinden könnte, doch er selbst kam nicht dazu es zu lesen, oder er hatte es schon und wollte, dass sich Harry eine Meinung dazu bildete. Snape hatte Wort gehalten und war tatsächlich ab und an im Orden. Allerdings blieb er nie lange, stritt sich meistens mit Sirius und trug oft ein angespanntes Gesicht zur schau. Das Trio war bei den Besprechungen nicht involviert und bekam oft nur eine Zusammenfassung. Deshalb sah Harry Severus meistens nur kurz, wenn dieser ankam oder sich wieder auf dem Weg machte, doch es reichte aus um sich Sorgen um ihn zu machen. Leicht schleppender Gang, verschlossenes Gesicht und doch immer ein kurzer suchender Blick nach Harry. Wenn sie sich denn mal einen Moment sahen, hatte der Schüler den Eindruck, dass Snapes Augen für eine Sekunde milder wurden. Es folgte immer ein knappes und kaum merkliches Nicken zum Gruß. Harry erwiderte es in der selben Knappheit. Es war ein abgesprochenes Ritual, da nach wie vor niemand, der es ohnehin schon wusste, ihr Verhältnis zueinander erfahren sollte. Die Ordensmitglieder blieben dem Tränkemeister gegenüber distanziert und kühl. Sie nahmen seine Informationen, gaben aber nichts zurück was Dankbarkeit ausdrücken könnte. Bis auf die Zwillinge bedachten sie ihn mit Misstrauen und gaben ihm nur die nächsten Befehle mit. Snape, dieser Tage oft abgeschlagen, nahm sie nur wortlos entgegen und war meistens kurz darauf gegangen. Die Atmosphäre verscheuchte ihn, denn sie machte ihm klar, dass ihn niemand hier haben wollte. Selbst Molly, die für ihn zwar immer ein, zwei Kekse mehr auf den Teller tat, konnte sich nicht überwinden ihm ihr ganzes Vertrauen zu schenken. Harry fragte sich, ob es wirklich niemanden auffiel wie schlecht es Snape ging, oder ob es ihnen tatsächlich egal war. Manchmal schob Harry ihm ein Stärkungstrank oder einen minimierten Korb mit Obst aus dem Garten und ein, zwei Tafeln Schokolade, weil er sich sicher war, dass er kaum was aß. Es war nicht viel, doch Snape hatte das immer mit einem flüchtigen und dankbaren Lächeln quittiert. Doch richtig gesprochen, hatten sie seit den Ferien nicht mehr. Er hatte keine Ahnung wie es ihm wirklich ging, oder was er durchstehen musste. Er wusste nur, dass er in keiner sonderlich guten Verfassung zu sein schien. Doch Severus war nicht immer resigniert. Manchmal erreichte Sirius eine Grenze die den Tränkemeister doch zum Handeln zwang. So wie heute. Harry war gerade auf dem Weg nach unten, um Getränke für sich, Ron und Hermine zu holen, weil sie schon wieder eine ganze Weile über den Büchern gesessen hatten, als er in den Streit platzte. Beide bemerkten ihn, doch sie waren zu geladen um den Fokus voneinander zu nehmen. „Sag Schniefelus, verdient man als Todesser nicht genug, oder wieso läufst du jeden Tag in der selben Kluft rum?“ „Du bist erbärmlich Black.“ „Schon traurig. Für dich hat sich nie was geändert. Du bist nach wie vor ein Fußabtreter, arm und allein.“ Blitzschnell hatte Snape daraufhin dem Rumtreiber wortlos eine Leine angehext und sie Harry zugeworfen. „Binden Sie ihn fest. Und geben Sie ihm einen Maulkorb.“ Danach war er umgedreht und hatte das Haus verlassen. Die Tür rabiater zuschlagend als sonst. Sirius wollte ihm hinterher, wurde aber zurückgehalten, weil Harry tatsächlich die Leine um den Fuß des schweren Kirschholzschrankes der Küche gebunden hatte. „Harry was machst du?!“, fragte ihn sein Pate gereizt. „Du weißt, dass du ihm sein Leben verdankst?“, war die ruhige Entgegnung Harrys. Sirius schnaupte verächtlich. Er akzeptierte diese Tatsache nicht. Er würde sie niemals akzeptieren. „Hast du eigentlich mal mit Snape reden können?“, fragte Hermine als Harry mit den Getränken zurück kam und von der Begegnung in der Küche erzählte. Angesprochener schüttelte mit dem Kopf. „Nein, aber es geht ihm nicht gut.“ Ron runzelte die Stirn über diese Aussage. „Denkst du? Ich finde, er wirkt wie immer. Ein Gesicht als würde er darüber nachgrübeln, wie er die Leute, die ihn nerven, am besten quälen kann. Ein Gang wie ein Oberbösewicht und entweder gibt er nur sarkastische Kommentare von sich oder schweigt. Außer wenn du da bist. Dann sieht er fast freundlich aus.“ „Wenn ich...?“, brachte Harry hervor. Das war ihm noch nie aufgefallen. Doch Hermine nickte zustimmend. „Ja, das stimmt schon. Er ist anders, wenn du da bist.“ Der Schwarzhaarige sah aus als würde er sich etwas in Erinnerung rufen als er schließlich erwiderte: „Miesepetrig kenne ich ihn auch, aber er meint es nicht persönlich.“ „Wir können ihn einfach nicht so gut lesen wie du Harry. Er ist für uns ziemlich undurchsichtig“, erklärte Hermine. Dann fiel ihr Blick auf den Glasring, den ihr Freund seit längerem täglich trug. Heute traute sie sich, ihn drauf anzusprechen. „Ist das eigentlich... ein Ehering?“, fragte sie. Harry lachte und erzählte ihnen, wie er zu dem Ring gekommen war. „Mach ihm auch einen“, schlug seine beste Freundin daraufhin vor. Ron sah sie komisch an. „Ich glaube, dann köpft er mich“, äußerte Harry seine Bedenken. Hermine erklärte ihren Gedanken. „Du vergisst: Er könnte auch irgendwann mal von den Schmerzen eures Bundes betroffen sein. Wenn ihn mal jemand anmacht.“ Daraufhin verschluckte sich Ron dermaßen, dass er die Hälfte seines Getränkes aushustete. Er wurde ignoriert. Harry hingegen kam ins Grübeln. Hermine hatte recht. Severus war bis jetzt verschont geblieben, aber in den Augen des Helden war sein Lehrer ziemlich attraktiv. Nicht auszudenken wenn er seine Roben in der Schule mal weglassen würde. Er selber hatte kaum persönliche Sachen, die er Snape geben könnte. Wenn er also etwas herstellen würde, hätte es das gleiche Gewicht wie sein Ring. „Ich glaube, er hat mir diesen Glastrank zum Üben mitgegeben.“ Ron verschluckte sich gleich nochmal. Die Ferien waren etwa zur Hälfte verstrichen, als es passierte. Vielleicht lag es an der Ungewissheit und der Sorge, aber in der Nacht wusste Harry, dass er nicht träumte, als er sich erneut in Voldemorts Kopf wieder fand. Mittlerweile war er so gut in Okklumentik geworden, dass er sich hätte problemlos wieder zurückziehen können, doch als Severus ins Blickfeld trat, konnte er sich nicht dazu überwinden. Es schien ein Privatmeeting zu sein. Niemand sonst war im Raum. „Nun Severus, du warst die letzten 2 Tage unauffindbar. Sag, wo hast du dich rumgetrieben?“, zischte die lauernde Stimme Voldemorts. Snape senkte demütig den Kopf. „Herr, es war eine persönlich Angelegenheit. Mir war nicht bewusst, dass man nach mir suchte.“ Es war kein Geheimnis, dass Voldemort den einfachen Worten seiner Leute nicht traute und drang daher ohne Vorwarnung in den Kopf seines Gegenübers ein. Und Harry gleich mit. Zu sehen war ein Friedhof. Ein wenig heruntergekommen, aber manche Stätten waren, wenn auch einfach, gut gepflegt. So auch der Stein, der nun in den Fokus rückte. Harrys Herz setzte für eine Millisekunde aus, als er las, wer da begraben lag. Eileen Snape, geb. Prince. Harry wusste, dass dieser Grabstein ein vorgeschobenes Bild war um Voldemort in Sicherheit zu wiegen, aber er zweifelte nicht daran, dass es diesen Grabstein wirklich gab. Und endlich konnte Harry Severus ein bisschen besser verstehen. Der Todestag seiner Mutter war auf den 09.01.1973 datiert. „Ah das Grab deiner Mutter. Ich habe es noch nie gesehen. Seine Eltern soll man ehren. Es sei dir verziehen Severus. Die Princes waren eine mächtige Familie. Was ist mit deinem Vater?“ „Ich weiß nichts über ihn“, kam es fast schon zu schnell über Snapes Lippen. Das fiel auch dem dunklen Lord auf. „Nun, eigentlich interessiert es mich auch nicht wirklich. Du darfst darüber schweigen, aber ich dulde es trotzdem nicht, wenn man mich belügt“, sagte er sanft. Tückisch, für einen Unbefangenen, den jeder wusste was nun folgen würde. Der erste Folterfluch flog und Harry klinkte sich aus. Als er sich psychisch wieder im Bett im Grimmauldplatz befand, schaltete der Held sofort. Snape würde die Verletzungen alleine durchstehen und wahrscheinlich keine Hilfe suchen, also aktivierte er sein Armband um einen Notfall zu simulieren. Die Zwillinge hatten es mittlerweile ausgebessert. Zwar immer noch nicht perfekt, aber mittlerweile konnte es auch betätigt werden, wenn überhaupt jemand, der das Armband trug, in Gefahr schwebte. Dass es funktionierte, bestätigte Harry in seinem tun, dass es Snape wirklich nicht gut ging. Hoffentlich unterlag Severus nicht lange der Folter und schaffte es noch zu apparieren. Ein lautes Poltern und ein erschrockener Ausruf von Molly und Sirius gaben Harry nach 20 Minuten des Wartens die Antwort. Er stürmte nach unten. „Verdammt du blutest mir alles voll, steh auf!“, schimpfte Sirius und packte Severus am Kragen, der zusammengesunken auf den Boden kniete. „Griffel weg, Black“, zischte er und schlug die Hand weg. Als Snape Harry unversehrt durch die Tür hüpfen sah, blitzte Empörung bei ihm auf. „Potter“, knurrte er drohend. „Ja, ja, später“, fuhr im Harry dazwischen. Er lies Snape sich auf seine Schulter stützen und wies Molly an sauberes Wasser, Verbandszeug und Handtücher zu holen und humpelte mit seinem Patienten in den nächsten Raum der eine Liegemöglichkeit bot. Die Bibliothek. Angesprochene war perplex und verstand die Situation nicht, doch sie erkannte sehr wohl, dass Severus Hilfe brauchte, also brachte sie Harry was er verlangt hatte. Harry buxierte Severus auf die Couch, wo er ihm erst einmal das Hemd zerriss. „Ich weiß nicht, ob ich mich geschmeichelt fühlen soll“, kommentierte der Verletzte trocken. Musste sich allerdings die Rippen halten, als er aufhustete. „Nur wenn du einen Leichenbestatter glücklich machen willst“, schoss Harry zurück. Severus schnaubte und schaute ein wenig abschätzend auf seinen völlig zerschundenen Körper. „Ich bitte dich, der guckt mich doch nicht mal von der Seite an“, frozelte er, doch für den Gryffindor war diese lapidare Ausdrucksweise ein deutliches Indiz dafür, dass er nicht mehr all zu lange bei Bewusstsein bleiben würde, wenn er nicht bald behandelt wurde. Harry wollte gerade etwas erwidern, da kam Molly mit Sirius im Schlepptau herein. Die achtfache Mutter machte ein äußerst betroffenes Gesicht als sie Snapes ramponierten Oberkörper sah. Harrys Blick blieb bei Sirius hängen. „Sirius. Raus“, sagte er nur und sein Pate schaute ihn perplex an. „Wieso?“ „Weil du nur Ärger machst. Du bist nicht hier um zu helfen“, antwortete Harry offen. Severus konnte sich ein flüchtiges Grinsen nicht verkneifen, dass den Rumtreiber sofort auf die Palme brachte. „Dem geht’s doch gar nicht so schlecht!“ Es war Molly, die einschritt. Sie stellte sich zwischen Pate und Patenkind und fragte an Harry gewandt: „Kommst du zurecht?“ Harry nickte, und Sirius wurde von der gutmütigen Frau hinausbegleitet. „Wieso lässt du ihn allein? Er könnte Harry was antun!“, protestierte der Hundeanimagus. „Vertraust du Harry?“ „Natürlich, aber-“ „Dann lass ihn machen.“ Die Tür schloss sich. Harry wandte sich wortlos der Behandlung zu. Cruciatus und Schneidefluch. Der Schüler holte mit einem Accio ein paar Heiltränke, die er während der Ferien gebraut hatte. Es waren welche für Fortgeschrittene und Harry war froh, dass er vorgesorgt hatte. Snape hielt die ganze Zeit die Augen geschlossen und entspannte sich komplett. „Ich hätte das schon überlebt.“, sagte er schließlich, als Harry nach fast einer Stunde geendet hatte. Seine Augen fixierten nun den Jüngeren, der den Blick müde erwiderte. „Ich aber nicht“, sagte er. Die Reaktion Snapes darauf war interessant. Als hätten diese Worte eine physische Macht gehabt, zuckte sein Körper kaum merklich zusammen. Seine Muskeln waren leicht angespannt und er schaute Harry ein wenig fassungslos an. Der redete weiter. „Ich weiß wo du noch vor wenigen Augenblicken warst. Und es hätte mich fertig gemacht, dich damit allein zu lassen.“ Harry wollte noch so viel mehr sagen. Zum Beispiel, dass er ihn vermisst hatte. „Du warst wieder in seinem Kopf?“, fragte der Mann neben ihm. Harry nickte. „Und du warst demnach auch in meinem Kopf?“, fragte Severus weiter und Harry nickte wieder. Der Tränkemeister gab ein Laut von sich, dass eine Mischung aus Seufzen und Schnauben war. „Neugieriger Bengel.“ Gerade als Harry Severus aufgeholfen hatte, damit er sich wieder ankleiden konnte, klopfte es zaghaft an der Tür und Molly linste hinein. Hinter ihr stand Sirius. „Ah, du kannst wieder stehen. Bist du aufgeflogen?“, fragte der Rumtreiber kühl. Bevor sich die Gefahr eines Streites überhaupt anbahnen konnte, hatte Harry die Antwort übernommen. „Nein Sirius, das ist der Preis, damit er eben nicht auffliegt“, sagte er ruhig mit einem leichten drohenden Unterton. Für einen winzigen Moment musste Sirius stutzen, doch fiel schnell in sein altes Muster zurück. „Dann kann er wieder abhauen.“ „Nichts lieber als das“, knurrte der Mann auf der Couch. „Kommt nicht in Frage! Er bleibt hier und außerdem tobt draußen gerade ein heftiges Gewitter“, schaltete sich Molly ziemlich empört ein und wie zur Bestätigung zuckte ein Blitz durch den Himmel und erhellte den Raum kurz mit kaltem, weißen Licht. Natürlich war es Sirius egal. Hätte er das alleinige Entscheidungsrecht gehabt, hätte er Snape fortgeschickt. Doch er hatte es aus irgendeinem Grund nicht. In seinem eigenen Haus merkte er, dass er es nicht über ihre Köpfte hinweg bestimmen konnte und gab sich geschlagen. „Fein, er kann in der Dachkammer schlafen.“ Die Dachkammer entpuppte sich zwar als geräumiger, aber kalter und zugiger Ort. Durch winzige Nischen pfiff der Wind hindurch und ließ hier und da paar alte Stützhölzer knarzen. Harry und Severus ließen den düsteren Raum einen Augenblick auf sich wirken. „Naja, besser als ein Schrank“, fällte der Gryffindor schließlich sein Urteil und breitete das Bettzeug aus, dass Sirius sich von ihm hatte erpressen lassen. Und es war nichts, was man mit ein paar Zaubern hinkriegen konnte. „Keine Widerworte?“, fragte Harry leicht skeptisch, als der Tränkemeister immer noch in der Tür stand und den Blick über die Decke wandern lies ehe er schließlich bei Harry stoppte. „Lässt mein Pfleger mich denn gehen?“, sagte er mit leichtem Sarkasmus in der Stimme. Mit einem leichten lächeln schüttelte besagter Pfleger den Kopf. „Nein.“ „Severus, das Grab deiner Mutter... Ist es echt?“ Als sie die Schlafstätte fertig eingerichtet hatten, hatte Harry das einfach fragen müssen. Dieses Bild hatte ihn den ganzen Abend über begleitet und er würde keine Ruhe finden, bis er Antworten hatte. So viele wie Severus ihm geben würde. Der lies ein paar Sekunden verstreichen bis er antwortete. „Ja.“ Harry atmete tief durch. „Das Datum... Es ist nicht der einzige Grund wieso es dir an deinem Geburtstag schlecht geht, oder?“ „Nein“, antwortete Snape genauso knapp. Der zusammengepresste Kiefer und der verschlossene Ausdruck in den Augen, zeigten Harry, dass er sein Limit bereits erreicht hatte. Das war ok, befand der Schüler. Er wollte sich gerade abwenden, als sich Severus noch ein paar Worte abrang. „Ich werde es dir erzählen. Bald. Zur gegebenen Zeit.“ Harry nickte, dass er verstanden hatte. Er wollte sich schon in sein Zimmer begeben, als ihm auffiel, dass Snape nun in einem Haus schlief, in dem er sich unwohl fühlte und höchstwahrscheinlich hasste. Zudem hatte er selbst nun ein äußerst sensibles Thema angesprochen, dass den Tränkemeister mit Sicherheit aufgewühlt hatte. Also acciote er kurzerhand seine Matratze samt Kopfkissen und Decke in den Raum, was nur von einer angehobenen Augenbraue seitens Snape quittiert wurde. Harry erklärte sich nicht, als er in seiner Schlafhose und einem alten T-Shirt unter die Decke schlüpfte. Severus sagte nichts dazu, behielt Harry aber im Blick während er seine Hose ebenfalls in eine Schlafhose umwandelte und den Oberkörper frei lies. Es kam Harry unglaublich intim vor, doch er machte sich nicht die Mühe wegzuschauen. Schließlich legte sich auch der düstere Mann ins Bett und löschte das Licht. „Gute Nacht, Severus“ „Gute Nacht, Harry“ Es war lange her, dass Harry einen Alptraum hatte, doch in jener konfusen Nacht war es wieder soweit. Im Nachhinein konnte er gar nicht mal mehr genau sagen was er geträumt hatte, aber er hatte genug Terz gemacht, dass Snape ihn wecken musste. Er zuckte und zitterte und gab leise Schreie von sich als wenn er Schmerzen leiden würde. Ein Rütteln an seinen Schultern holte ihn in das Hier und Jetzt zurück. Automatisch griff er nach dem Arm in seiner Nähe und blinzelte Perplex und etwas orientierungslos in Severus Gesicht. Es waren die schwarzen Augen die er zuerst wahrnahm und ihn sofort beruhigten. „Severus. Tut mir Leid“, krächzte er und setzte sich auf. „Wofür entschuldigst du dich?“ „Ich habe dich geweckt. Dabei brauchst du den Schlaf wahrscheinlich dringender als ich. Ich habe den Silencio einfach vergessen.“ „Ich habe nicht geschlafen“, gestand der Mann und Harrys Blick fiel auf eine beleuchtete Ecke indem ein angefangenes Buch lag. Er schaute wieder Snape an, der seine stumme Frage beantwortete. „Zu viele Dinge im Kopf.“ „Wegen der Sache mit dem Grabstein?“ „Auch, ja“, gab Snape zu. Das war wahrscheinlich seine Schuld, weil er die Dinge wieder aufgewühlt hatte, dachte sich Harry. Doch ehe er sich entschuldigen konnte, kam ihm Snape zuvor. „Passiert das öfter?“ Harry zuckte die Schultern. „In letzter Zeit nicht. Meistens erinnere ich mich nicht mal mehr an meine Träume.“ Der Held runzelte die Stirn. „Auch jetzt erinnere ich mich nicht.“ Severus hob seine Hand und strich eine Träne von Harrys Wange. „Dein Körper erinnert sich aber sehr genau daran.“ Er bemerkte das immer noch unterschwellige Zittern des Jüngeren und fasst einen Entschluss. Er erhob sich aus seiner knienden Position und ging zu seinem Bett. Dort schlug er die Decke zurück. „Hüpf rein“, forderte er. Ein wenig irritiert verließ der Schüler sein Bett und kletterte in das von Severus. Harry ging davon aus, dass sich der Tränkemeister wieder dem Buch widmen wollte, doch er löschte das Licht und legte sich dazu. Er schlang den Arm um den kleinen Körper und drückte ihn an sich. Harrys Herz begann zu rasen. „Und jetzt schlaf“, hörte er noch die gemurmelte Forderung. „Schlafen?!“, fragte Harry ein wenig unverständlich. Wie sollte er so schlafen? „Mhm...“, brummte der Tränkmeister hinter ihm. Offenbar war er schon auf dem besten Wege dahin. Doch Harry wusste, dass dem nicht so war. Snape hatte mit dem Buch versucht sich abzulenken, dann würde er jetzt mit Sicherheit nicht einfach so einschlafen. Er fragte sich, wieso Severus das machte. Er bot Harry mit dieser Geste Schutz und Geborgenheit, aber er selbst hatte doch nichts davon, oder? Jetzt lag er ja schließlich doch im Bett und musste zwangsläufig an die Dinge denken, von denen er sich hatte ablenken wollen. Während der Schüler darüber sinnierte, wurde er immer müder und sein Körper beruhigte sich. Seine Gedanken wurden träger und er beschloss, ein anderes mal darüber nachzudenken. Wie schon einmal stellte er fest, dass Severus Arme der tollste Ort der Welt war. Er fühlte sich beschützt und unglaublich wohl und entschied, es einfach zu genießen. Er wagte es nicht zu sprechen, also legte er zaghaft seine Hand über die Snapes um seinen Dank auszudrücken. Und diese kleine Geste führte letztendlich dazu, dass Harry doch verstand, was es mit der Situation auf sich hatte. Er hätte fast darüber geschnaubt und gleichzeitig machte es ihn glücklich. Bei der Berührung hatte Severus kaum merklich gezuckt und nach wenigen Sekunden Harry dichter an sich gezogen. Hier ging es nicht nur darum Harry zu trösten. Sondern, dass er sich selbst erlaubte Halt in Form von Nähe zu suchen. Dass er sich erlaubte sich wenigstens für ein paar Stunden wohl zu fühlen. Kapitel 30: Ferien Teil 2 ------------------------- Hallo zusammen! Es scheint eine positive Entwicklung zu geben. ich bin zwar nicht schneller, aber die Kapitel werden dafür länger... In diesem Kapitel geht es ein bisschen um Sirius, Molly mischt sich ein, Harry wird 16 und Snape bekommt das Geschenk : D Viel Spaß mit dem neuen Kapitel! ----------------------------------------------- Als Harry am Morgen aufwachte, war er alleine und der nicht mehr warme Platz neben ihm sagte, dass der Mann, mit dem er sich das Bett geteilt hatte, schon eine Weile weg sein musste. Das überraschte Harry nicht. Er hatte schon damit gerechnet, dass Snape sich nicht länger als notwendig hier aufhalten würde. Müde streckte er sich, schälte sich aus dem Bett und löschte die Zauber, die diese Dachkammer ein wenig wohnlicher gemacht hatten. Draußen begegnete er dann Hermine. Sie schien wie zufällig den Flur entlangzulaufen, doch es gab hier oben nichts was sie her locken könnte. Das ließ nur den Schluss zu, dass sie ihn gesucht hatte. „Hi“, begrüßte er sie. „Hast du gut geschlafen?“ fragte sie. Harry wunderte sich über den wissenden Unterton, tat es aber als unwichtig ab. Wahrscheinlich dachte sie, er hatte hier oben geschlafen, was ja stimmte, aber das musste er ihr ja nicht bestätigen. „Ich bin Snape heute früh begegnet. Er war gerade dabei zu gehen als ich die Küche reinkam“, verriet sie ihm und fragte dann erneut: „Hast du gut geschlafen?“ Harry runzelte die Stirn. Was verleitete Hermine dazu zu denken, er wäre die Nacht hier gewesen? „Ich... war nicht hier oben. Ich habe nur nach ihm schauen wollen.“ „Mhm...“ machte Hermine nur und ging mit einem vielsagendem Grinsen an ihm vorbei. Sie hüpfte beinahe die Treppe herunter und Harry kam nicht umhin festzustellen, dass sie ihn in diesem Moment an Luna erinnerte. Doch hatte Luna mehr die Fakten im Gefühl, so schlussfolgerte Hermine ihre Ergebnisse aus den Informationen die sie hatte. Und Harry wollte nicht wissen, was in Hermines Kopf gerade vorging. Sie lag meistens richtig. Als Harry in die Küche kam, bereitete Molly gerade das Frühstück vor. Sirius blätterte im Tagespropheten und Ron winkte ihn zu sich. „Sag, wo warst du heute Nacht? Du warst nicht im Zimmer, als ich heute morgen reingekommen bin.“ Harry blickte zu Hermine, die ihn immer noch wissend anlächelte. Aha. „Ich hab nach Snape gesehen. Schließlich war er verletzt als er hier her kam.“ Sirius Augenbrauen zogen sich zusammen. „Ist der Giftmischer noch hier?“ Harry schüttelte den Kopf. Sirius Mund verzog sich zu einem sardonischen Grinsen. „Gut. Scheint ja doch Ansätze von Manieren zu haben.“ „Im Gegensatz zu dir“, erwiderte Harry bissig. „Er verdient es nicht, nett behandelt zu werden! Du weißt nicht was für ein Mensch Snape ist“, antwortete Sirius über die Zeitung hinweg. „Du noch weniger.“ Sein Pate knallte das Blatt auf den Tisch und sah Harry nun direkt an. Ron und Hermine zuckten über diese plötzliche Geste zusammen. „Er ist der schwarzen Magie zugetan! Er war im ersten Krieg auf SEINER Seite! Mehr muss ich nicht wissen. Was sollen diese Andeutungen? “ „Ich WEISS das alles Sirius! Ich habe es GESEHEN! Was ich mich trotzdem frage: WAS habt IHR euch damals gedacht ihn so zu behandeln? WAS denkst du dir heute noch?!“ „Wovon zum Teufel redest du?“ „Der See. Die Gemeinheiten davor und die, die es zweifelsohne auch danach gab.“ Ron und Hermine sahen sich ein wenig ratlos an, doch Sirius wurde bleich, als ihm bewusst wurde wovon Harry sprach. Er wandte den Blick ab und starrte auf seine Hand die die Zeitung auf den Tisch pinnte. „Es ging um Lily. Er hätte sie da mit reinziehen können.“ „Und es wäre ihre Sache gewesen. Habt ihr jemals gesehen wie er versucht hat sie zu manipulieren?“ Sirius Blick war lodernd. „Egal was er dir gezeigt hat, er war auch kein Unschuldslamm!“ „Ist es ihm zu verdenken, so wie ihr mit ihm umgegangen seid?“ In diesem Moment knallte Molly die Teekanne zwischen ihnen auf den Tisch und brachte sie somit zum schweigen. Sie schaute zu Ron und Hermine und gab ihnen mit einem Blick zur Tür die Anweisung die Küche zu verlassen. Sie verstanden und schlossen sie leise hinter sich. „Ich weiß nicht so recht um was es geht. Es scheint einen Zwist zwischen Sirius und Severus in der Vergangenheit zu geben der wohl bis heute andauert. Aber ist es nicht eine Sache zwischen den beiden?“ fragte sie an Harry gewandt. Der nahm mit geschlossenen Augen einen tiefen Atemzug und nickte. „Ist es. Ich will mich auch nicht mit ihm streiten, aber er macht mich mit seinem Verhalten zur Zeit echt sauer.“ „Severus ist dir ein guter Freund geworden, oder?“, fragte die gutherzige Frau. Harry nickte wieder und konnte sehen wie Sirius Faust sich ballte und damit die Zeitung zerknitterte. Auch Molly sah es, ignorierte es jedoch. Stattdessen fragte sie weiter: „Ist er wirklich auf unserer Seite?“ „Er ist auf der richtigen Seite“, meinte Harry nur. Molly nickte entschlossen. Das reichte ihr. Sie schien etwas verstanden zu haben. Sirius sah, dass sich die achtfache Mutter auf Harry Seite geschlagen hatte, als sie ihm mit einem Blick aufforderte zu erklären, wieso er sich immer noch so abscheulich gegenüber Severus verhielt. Also beschloss er reinen Wein einzuschenken. „Du bist mir verdammt wichtig, Harry. Snape und ich hassen uns aufs Blut, das wird sich nicht ändern und genau deshalb will ich dich beschützen. Ich weiß was ich damals getan habe. Aber weil unsere Antipathie auf Gegenseitigkeit beruht, tut es mir weniger Leid als es sollte und ich habe nicht die Intention, das wieder gut zu machen. Mal abgesehen davon, dass Snape überhaupt nicht empfänglich dafür wäre.“ Dem stimmte Harry im Stillen zu. Sein Pate senkte leicht den Blick, als er schließlich zum Kern vordrang: „Und ich habe Angst, dass er dich benutzt um mir wehzutun. Das könnte ich mir nie verzeihen“, sagte er leise. „So eine große Rolle spielst du nicht in seinem Leben.“ Irritiert blickte Sirius sein Patenkind an. Dieser zuckte die Schultern. „Snape ist nicht der Typ der sich rächt.“ Zumindest nicht wenn es um den Mann selbst ging. Molly stemmte überlegend die Hände auf ihre Hüfte. Sie runzelte die Stirn und sagte dann an Sirius gewandt: „Wenn du das wirklich denkst, dann konterst du ihm doch am besten, wenn du Harry lässt? Wenn er Harry wehtun sollte, hat er immer noch dich um sich zurückziehen zu können. So wie ich das sehe, wirst du dein Patenkind mit deiner jetzigen Art noch verlieren.“ „Was, wenn er Harry zu IHM bringt?“ „Dann hätte er das mehr als einmal tun können. Harry vertraut ihm.“ Nach nach einer kurzen Pause setzte sie hinzu: „Und Dumbledore vertraut ihm.“ Sirius fuhr sich fahrig durch die Haare. In seinem Gesicht spiegelten sich viele Gefühle wieder. Ein großer Teil davon war Wut. Aufbegehren, aber auch Müdigkeit und der innere Kampf nachzugeben. Schließlich stand er auf und ging ohne ein weiteres Wort aus der Küche. Molly hielt Harry an der Schulter fest, als er ihm nachgehen wollte. „Lass ihn nachdenken. Ich bringe ihm nachher etwas zu Essen rauf.“ Sie setzte sich an den Tisch und nahm den Teebeutel aus der Kanne, welchen sie auf einen Unterteller legte. „Weißt du, ich habe Severus erst im ersten Krieg kennengelernt. Er war damals schon undurchsichtig und schwer einschätzbar auch wenn sein Gesicht damals mehr Mimik zeigte als heute. Was ich aber sehen konnte war, dass er emotional verletzt war, zudem jung und ängstlich.“ „Du hast ihn mit Keksen vollgestopft“, schlussfolgerte Harry. Molly lachte leise. „Und Milch oder Tee“, ergänzte sie. Sie schaute ein wenig versonnen in die Ferne als sie weiter sprach. „Ich habe ihm ein Ohr angeboten, wenn er sich denn mal aussprechen wollte. Doch er gab nur selten einen Ton von sich. Meistens habe ich gesprochen. Ich bin nie zu ihm durchgedrungen.“ „Er ist gar nicht so schlecht, wie alle denken.“ Molly nickte. „Das habe ich auch vermutet, aber du hast mir heute die Bestätigung gegeben.“ Dann straffte sie die Schultern und ehe Harry sich versah befand er sich in einer festen Umarmung. Sie lies ihn nach ein paar Sekunden wieder los und rief Ron und Hermine zum Frühstück. Manchmal war diese Frau echt 'ne Marke. Harry hatte Sirius den Rest des Tages nicht mehr gesehen. Er hatte sich mit seinen beiden Freunden in Hermines Zimmer gesetzt und ihnen die Geschichte der letzten Nacht erzählt. Auch dass er bei Snape in der Dachkammer gepennt hatte. Nur dass sie sich auch das Bett geteilt hatten lies er aus. Aus irgendeinem komischen Grund hatte das ausgereicht um die Fantasie der beiden zu beflügeln und auf sich zu projizieren. Als Ron seine Hand schon beinahe wuschig auf Hermines Knie legte, sah Harry seine Zeit gekommen, zu verschwinden. Menschen waren komisch, wenn sie frisch verliebt waren. Er ging in sein eigenes Zimmer und kramte das Rezept für den Glasring heraus. Auch wenn der Trank recht einfach war, so würde er durch die langen Wartezeiten etwa zwei Wochen brauchen. Zusätzlich nahm er das Buch über die sehr sehr schwarze Magie mit. Der Keller im Grimmauldplatz war schon immer ein Tränkelabor gewesen. Ein wenig genutztes und mittlerweile sehr altmodisches Tränkelabor. Harry hatte ihn direkt am Anfang der Ferien auf den neusten Stand gesetzt. Zumindest nach seinem Standard. Er hatte den ganzen Raum samt Kessel entstaubt und geschaut was es noch an Vorräten gab. Und das Meiste was noch fehlte bekam er tatsächlich aus Sirius Garten. Als Harry den Trank soweit hatte, dass er die erste Wartezeit, welche 2 Stunden betrug, erreichte, setzte er sich mit dem Buch auf den einsamen Hocker an der Wand gegenüber und begann das neue Kapitel zu lesen. Das meiste kannte er schon, weil ihm Severus bereits in ihren privaten Verteidigungsstunden davon erzählt hatte. Und er resümierte überrascht, wie viel er schon von der schwarzen Magie kannte. Zweifelsohne sehr viel mehr als die Schüler von Hogwarts, viel mehr als manch ausgelernter Zauberer, vielleicht sogar mehr als Sirius, dessen Familie ja schwarzmagisch war. Definitiv mehr als er sollte. Doch war er auch überzeugt, dass es ihm helfen würde. Er war zugänglich für diesen Zweig der Magie, weil es ihm leicht fiel daraus zu lernen. Hermine tat sich schwer. Auch sie las sich die Bücher durch, aber sie hatte Hemmungen es sich wirklich zu merken was da drin stand. Dabei konnte man sie für Gutes einsetzten. Er selbst hielt den Beweis in der Hand. Die Ironie des Schicksals wollte es so, dass dieses Buch verboten war. Doch hauptsächlich beschäftigtes sich diese Lektüre mit der Heilung durch schwarze Magie. Und er las raus, dass sie gefährlicher, aber eben auch effektiver war. Manche, heute als unheilbar geltende Krankheiten, ließen sich damit tatsächlich behandeln. Als Harry sich eine Art Interview mit einem bulgarischem Arzt durchlas stolperte er über eine Aussage. Sie durchzuckte seinen Geist und gab ihm einen Ansatz, den er unbedingt mit Severus besprechen musste. Diese Aussage hatte ihn so gefangen genommen, dass er den Rest der Wartezeit auf diesen einen Satz verharrte. »Schwarze Magie, die für Gegenstände bestimmt ist, wirkt schwächer auf lebenden Organismen.« Über die Tage war Harry mit Sirius im Stillen darin übereingekommen das Thema Snape nicht mehr anzusprechen. Harry sah, dass sein Pate noch Zeit zum Nachdenken brauchte. Und die gab er ihm. Er war sich sicher, dass er längst zu einem Schluss gekommen war, doch der Schatten und sein Stolz, die es zu überwinden galt war riesig. Er musste einen Weg finden damit umzugehen. Bis dahin unterhielten sie sich viel über Harrys Eltern und er war froh drum neue kleine Geschichten über sie zu hören. Die Ferien neigten sich dem Ende zu und damit kam auch Harrys Geburtstag näher. Molly fragte ihn ständig wie er ihn feiern wollte. So viel Fürsorge lies ihn sich fragen warum Molly überhaupt so oft hier war? Was war mit Ginny? Vermisste Arthur sie nicht? Als Harry sie direkt fragte, antwortete sie, dass in diesem Orden nur Chaoten seien, und das ja irgendjemand für Ordnung sorgen müsse. Ginny war in Frankreich bei Bill und Fleur und Arthur sah sie Abends oder manchmal im Orden, wenn es ein Treffen gab. Schließlich waren sie beide Mitglieder. „Das ist schon in Ordnung so“, hatte sie ihm im Anschluss versichert, ehe sie dann nochmals nachfragte, wie Harry denn sein Geburtstag feiern wolle. Harry wusste es nicht. Im gemeinsamen Kreis hatte er noch nicht gefeiert. Aber da Molly bereits etliche Geburtstage vorbereitet hatte, hatte er ihr die Gestaltung überlassen. Nachdem ihre Augen nach dieser Aussage so sehr leuchteten, dass sie sämtliche Vampire dieser Welt sofort zu Staub hätten zerfallen lassen können, setzte er noch hastig ein „Aber bitte nichts Übertriebenes!“ hinzu. Der Glastrank kam in seine Endphase. Er hatte das Gebräu mehrmals umfüllen müssen, da die Portion immer kleiner wurde. Schlussendlich köchelte ein Minikessel von gerade mal 50 ml über dem Feuer und Harry stand ein wenig ratlos davor. Wie bekam der Trank seine Form? Er las sich nochmal das Rezept durch. »Auf einem Teller gießen« stand dort nur. Und dann? Harry zuckte die Schultern. Snape war immer sehr genau in seinen Rezepturen. Wenn es nichts mehr dazu zu sagen gab, dann gab es auch nichts mehr dazu zu sagen. Also folgte er der letzten Anweisung. Er hatte einen alten Tonteller finden können und beobachtet nun die silbrige Flüssigkeit wie sie wie von selbst einen großen dünnen Ring bildete. Harry runzelte die Stirn. Es sah nicht nach Glas aus. Und so wie es jetzt war, ging es allenfalls als Halsreif durch. Doch der Trank hatte sich noch nicht zu Ende entfaltet, wie Harry nach nur ein paar Sekunden merkte. Der Ring begann zu schrumpfen. Wurde langsam kompakter und durchsichtiger. Und nach 10 Minuten konnte er das Ergebnis in seine Hand nehmen und es gegen das Licht betrachten. Es war nicht so klar, wie Snapes Ring. Es erinnerte mehr an Milchglas. Harry legte das Schmuckstück wieder auf den Teller und schoss unter geschützten Bedingungen ein Bombarda darauf ab. Es blieb unversehrt. Kaputt zu kriegen war es also genauso schwer wie der Ring den er am Finger trug und das reichte ihm. Glücklich wandte er sein Produkt in der Hand hin und her. Ja, er war stolz drauf! Als Harry am Morgen seines Geburtages aufwachte, war das Erste was er sah Rons grinsendes Gesicht. Er hatte schlagartig gute Laune. Auch Hermine gesellte sich nach ein paar Minuten zu ihnen ins Zimmer. Von ihr bekam er nach euphorischen Glückwünschen und einer enthusiastischen Umarmung ein ziemlich edles Schreibset. Ron hatte ihm ein Schachbrett geschenkt. Selbst gebaut und verzaubert. Es war so beschaffen, dass Harry auch gegen das Brett selbst spielen konnte und zeigte ihm mögliche Züge auf. Natürlich nur, wenn er alleine spielte. Als Übung. Harry war sehr beeindruckt. Genauso wie Hermine. Dann wandte er sich den Geschenken zu, die schön drapiert auf seinem Tisch standen. Hedwig saß stolz daneben, weil sie es war, die die ganzen Präsente abgeholt hatte. Harry lobte sie ausgiebig dafür. Die Zwillinge hatten ihm ein Paket mit Scherzartikel geschickt.-Natürlich. Und Molly hatte ein wenig Kreativität bewiesen, indem sie ihm nichts Selbstgestricktes schenkte, sondern ein Buch. Mit Getränken die er selbst anrühren konnte. Von heißer Schokolade bis Erfrischungsgetränken im ganz persönlichem Molly-Stil. Harry hatte das Gefühl, dass es nicht nur als ein Geschenk für ihn gedacht war. Er hatte den flüchtig genießerischen Ausdruck Snapes gesehen, wenn er denn einen ihrer Tees bekam. Und sie auch. Von Sirius bekam er ein wenig Zubehör für seinen Feuerblitz, wenn er ihn denn Umgestalten möchte und der Held hatte tatsächlich schon ein paar Ideen. Remus hatte sich anscheinend im Backen ausprobiert als er 6 kleine sehr schiefe Obsttörtchen auspackte. Aber sie schmeckten lecker als er eines probierte und den Rest an Ron und Hermine weiterreichte. Das letzte Geschenk war Faustgroß und wurde von einer schwarzen Karte begleitet. Keine Frage wer das war. Harry konnte nicht sagen ob er überrascht war von Severus ein Geschenk zu bekommen. Er las die Karte zuerst. »Alles Gute zum Geburtstag« Mehr nicht. Das kleine Päckchen klapperte in seinen Händen und als er es öffnete fand er darin... Eulenkekse. Hedwig neben ihm Shuhute begeistert und Harry musste grinsen. Es war typisch Snape. Lieber was Unverfängliches schenken. Nichts Eindeutiges, aber trotzdem... nett. „Es passt zu ihm“, sinnierte Hermine nachdem sie Snapes Geschenk in Augenschein genommen hatte. „Und es ist nicht gruselig. Was Persönlicheres wäre irgendwie unheimlich gewesen“, sagte Ron. „In deinem Fall wäre es das, ja“, erwiderte Hermine und ihr Freund wurde ein wenig blass bei der Vorstellung. Wie es der Zufall wollte, in dem Fall verkörpert von Albus Dumbledore, fand an diesem Tag ein weiteres Ordenstreffen statt. Molly hatte alles gedeckt und im Anschluss gebeten, dass alle auf ein Stück Kuchen bleiben mögen. Das war keine Frage für die meisten. Sie alle hatten Harry schon beglückwünscht. „Severus, bleibt doch auch auf ein Stück Kuchen!“ rief Molly, als Angesprochener gerade aus dem Haus flüchten wollte. Die Klinke bereits in der Hand dreht er sich halb um und presste ein halbwegs höfliches „Verzichte!“ heraus. „Das war keine Bitte.“ Trotz Mollys freundlicher Stimme lief ein Schauer über den Rücken sämtlicher Beteiligten als sie immer noch lächelnd auf einen Stuhl verwies. Es war still im Raum. Die einzigen die Spaß an dieser Situation hatten waren die Zwillinge. Sie grinsten den Tränkemeister mit einer Mischung aus Mitleid und Fröhlichkeit an. Sie kannten ihre Mutter. Genauso wie Ron, aber der sah aus als wenn er erwarten würde, dass hier gleich alles in die Luft flog. Severus konterte in dem er seinen Blick an den anderen Ende des Raumes wandern lies. Sämtliche Augen folgten dem und starrten auf Sirius der bis dahin still an dem großen Kirschholzschrank gelehnt hatte. Er erwiderte beinahe lässig ihre Blicke und hob schließlich abwehrend die Hände. „Sagt Bescheid, wenn er weg ist“, sagte er und verließ den Raum. Das war also seine Lösung, dachte sich Harry. Ausweichen. Harry fing Snapes Blick ein. Seine Augenbraue hatte eine ganz bestimmt Höhe erreicht, welche in der Snap'schen Zeichensprache in etwas soviel hieß wie: „Was war das denn?“ Er setzte sich auf den Platz nahe bei Harry, brummte ein „Alles Gute... schätze ich“ und brachte es tatsächlich fertig es ziemlich verächtlich klingen zu lassen. Harry hatte arge Mühe nicht lauthals loszulachen und auch Ron und Hermine mussten einen drohenden Ausbruch in ein Husten umwandeln. Das Essen verlief nicht so angespannt wie es hätte sein können. Severus schwieg, während sich alle anderen unterhielten. Unter diesem Tumult war es nicht schwierig Severus ein Zeichen zu geben, damit sie sich unterhalten konnten. Ein paar Minuten nachdem Harry den Raum verlassen hatte, löste sich auch Snape scheinbar in nichts auf. Im Flur winkte ihn Harry zu sich und gemeinsam gingen sie in die Bibliothek. „Danke erst mal für dein Geschenk. Die Kekse sind lecker!“, ergriff Harry als erstes das Wort als die Tür ins Schloss fiel. Snape runzelte die Stirn. „Eigentlich sind sie für deine Eule gedacht“, antwortete er trocken. Harry streckte ihm kurz die Zunge raus. „Soll ich von Hedwig ausrichten, natürlich. Hast du sie selbst gemacht?“, fragte der Held. „Sei nicht albern“, erwiderte der Tränkemeister und verschränkte die Arme. Nach einem kurzem Zögern setzte er ein „Aber wenn der Vogel Nachschub braucht, bestellst du sie besser trotzdem bei mir“ hinzu und Harry bekam ein sehr sehr breites Grinsen. Severus versuchte sich an einem entnervtem Schnauben, konnte aber eine flüchtige Erwiderung des Grinsens nicht verhindern. Schließlich wechselte er das Thema. „Was ist mit der Flohtöhle los?“ Harry schmunzelte. Das musste ihn den ganze Zeit beschäftigt haben. „Sirius und ich hatten einen Streit und mussten ein paar Dinge klären. Du bist zum Tabu-Thema zwischen uns aufgestiegen“ „Ich nehme an, das ehrt mich“, sagte Snape trocken, fügte dann aber ernster hinzu: „Ich möchte keinen Keil zwischen euch schlagen.“ Harry schüttelte den Kopf. „Hast du nicht. Wir haben das auf unsere Art geklärt.“ „Über was habt ihr genau gesprochen?“ Und der Schüler erzählte ihm von jenem Morgen. „Ah. Ich war sicher nicht ganz unschuldig. Mein Beitrag an Gemeinheiten war sicher nicht klein“, sagte Severus nachdem Harry geendet hatte. „ Als Teenager ist Vergeltung dein bester Freund.“ „Famos“, meinte Harry trocken. „Aber Sirius ist kein Teenager mehr. Ich verstehe, dass das was zwischen euch vorgefallen ist, nicht wieder gut zu machen ist. Ich will euch sicher nicht dazu zwingen euch zu verstehen, aber auch Sirius tut dieser ganze Ärger nicht gut, auch wenn er dich ständig provoziert. Er selbst merkt das nur nicht.“ Snape sah ihn daraufhin eindringlich an. Harry schaute irritiert zurück. „Was?“, fragte er. „Es tut mir sehr Leid, dass ich dich damals immer mit deinem Vater verglichen habe.“ Ruhig, samtig und ernst waren diese Worte gewesen. Harry wusste, dass Severus schon viel eher so empfunden hatte. Dass er es nun aussprach musste noch eine andere Bedeutung haben. Doch das würde er nicht heute erfahren. Denn diese Situation fiel bei dem Tränkemeister schon sehr unter die Kategorie Gefühlsduselei, also verzichtete er auf eine Nachfrage. „Nüchterne Fakten über die Grausamkeiten der Welt?“, schlug er deshalb vor. „Ich bitte darum.“ Harry ließ das Buch über die schwarzmagischen Heilungsmethoden zu sich kommen und gemeinsam setzten sie sich gegenüber an den Tisch. „Hier, ich habe dir die betroffene Stelle markiert“ „Du hast es angemarkert?“ fragte Severus pikiert, als er die gemeinte Stelle fand. „Das ist ein sehr altes Buch!“ Harry zuckte darüber nur die Schultern. „Es geht um die Rettung der Welt. Sei später beleidigt.“ Snape streckte seine Beine aus und berührte somit ein wenig das Harrys. Irritiert schaute er kurz zu Severus, doch der schien ganz in der Seite des Buches vertieft zu sein und schien sich nicht daran zu stören, also sagte er nichts. „Über diese Stelle bin auch ich gestolpert. Du willst wissen, ob Horcruxe für Gegenstände gedacht sind“, sagte Snape schließlich. Harry nickte. „Ich habe tatsächlich darüber ein wenig nachgeforscht und bin zu keinem Ergebnis gekommen. Es gibt bis jetzt nur eine Möglichkeit das herauszufinden.“ Harry verstand sofort. „Du willst bei mir nachsehen.“ „Ja, ich müsste in deinen Geist und schauen, wie fest ER in dir sitzt.“ „Wieso hast du das nicht längst gemacht? Du bist ständig in meinem Kopf.“ Snape lehnte sich zurück und fuhr sich durch die Haare. „Das ist nicht mit Legillimenz zu bewerkstelligen, Harry. Da ist es »nur« dein Kopf, deine Erinnerungen. Hier jedoch geht es um ein Teil einer Seele. Ich weiß ehrlich gesagt nicht wo genau eine Seele verankert ist. Kann sein, dass ich sehr tief in dich schauen muss. Kann sein dass ich zu deinem Magiekern dringen muss oder aber deinem Herz.“ Severus strich über das Buch. „Dafür muss ich nach dem richtigen Zauber suchen.“ „Kann ich dir helfen?“ Snape schüttelte den Kopf. „Nein, ich denke ich bin vielleicht näher dran, als ich glaube. Der Lord hat kürzlich einige seiner privaten Bücher nach Malfoy Manor schicken lassen.“ „Du darfst darin lesen?“, fragte Harry überrascht. „Ja. Ironischer Weise haben unsere Nachforschungen Eindruck auf ihn hinterlassen.“ Der Held schaute verwirrt seinen Lehrer an. Hatte Voldemort sie durchschaut? Doch Snape beruhigte ihn. „Nein. Er denkt immer noch, dass ich für ihn arbeite. Doch da ich in schwarzmagischen Bücher nachforsche, fällt es nicht weiter auf und ich habe offenbar den Eindruck erweckt, dass ich mich dem intensiver widmen möchte.“ „Ich dachte alle in seinen Reihen praktizieren schwarze Magie?“ „Nein, nicht alle. Ihm geht es mehr um die Rassenansichten. Schwarze Magie ist ein Zusatz. Seine Leidenschaft. Und damit habe ich bei ihm einen Nerv getroffen.“ „Weshalb er dir einen Blick in seine Bücher gewährt.... womit wir ihn vielleicht besiegen. Jetzt verstehe ich die Ironie.“ An dieser Stelle hätte er gerne gefragt, wie es die letzten Wochen bei Voldemort gewesen war. Doch die Wahrheit war, dass er es gar nicht so genau wissen wollte. Er wusste, dass sie grausam waren. Das er wahrscheinlich Dinge hatte tun müssen, für die er sich verabscheute. Und Dinge, die ihm angetan wurden, wo er vielleicht sogar dachte, dass er sie verdient hätte. Nicht für die misslungenen Aktionen. Sondern jene, die erfolgreich verliefen. Statt also dieser Frage, sagte er: „Streck deine Hand aus.“ Snape sah ihn ein wenig skeptisch an. „Wenn ich mich nicht irre ist heute DEIN Geburtstag...“ „Oh glaub mir, du wirst mir gleich noch undankbar genug sein“, erwiderte der Schüler leichthin. Skeptisch streckte Snape die Hand aus und Harry lies den Ring hineinfallen. Er konnte genau sehen, wie Severus den Impuls unterdrückte, das Ding auf den Boden zu schmeißen. Was blieb, war ein völlig starrer Gesichtsausdruck. „Ich hoffe, du ersparst es mir auf die Knie zu gehen“, sagte Harry daraufhin sarkastisch. „Wir SIND bereits verheiratet“, presste Snape ein wenig abwesend hervor. „Du weißt, dass der Grund nicht annähernd so kitschig ist. Bitte nimm ihn an“, erwiderte Harry ein wenig besorgter. In Snape schien gerade ein innerer Kampf zu toben. Er saß absolut starr und Harry fragte sich langsam ob das wirklich eine gute Idee gewesen war ihm dieses Glasartefakt herzustellen. Schließlich atmete der Tränkemeister einmal tief durch und schloss seine Finger um den Ring. „In Ordnung“, sagte er gefasst. „Was war das gerade?“, wollte der Held wissen. Fast schon verlegen antwortete Snape ihm. „Ich musste mich gerade selbst dazu überreden dass es kein schlechter Scherz ist. Kein böser Streich.“ „Du dachtest ich wollte deine Gefühle verletzten?“, fragte Harry entsetzt. „Dich demütigen?“ „Ich weiß, ich habe mich gerade dafür entschuldigt, dass ich dich immer mit deinem Vater verglichen habe, aber auch ohne ihn, hat man mir nie sowas... einfach nur so gegeben. Mir war klar, dass meine Gedankengänge albern sind, sobald ich merkte dass du tatsächlich meinen eigenen Trank gebraut hast.“ Harry war entsetzt und wütend. Auf alle die Severus dazu verleitet haben, nichts Schönes in seinem Leben zu erwarten. Die es ihm schwer gemacht hatten, sich über ein Geschenk zu freuen. „Es ist nicht einfach nur so. Egal was du von dir hältst, und egal für wie unnötig du diesen Ring empfindest, du bist mir wichtig genug, dass ich dir den Schutz geben will, denn ich dir geben kann.“ Severus schluckte bei diesen Worten und Harry konnte den Zwiespalt in ihm erkennen ob er jetzt froh oder erschüttert darüber sein sollte, dass er dieses Geschenk akzeptierte. Dass ihm ein Mensch so nah war. Viel zu nah. Kapitel 31: Neues Hindernis --------------------------- Hallo Zusammen! Es sind die üblichen Gründe, wieso es wieder so lange gedauert hat. Aber weil einige befürchteten, dass ich das Interesse an dieser Geschichte verliere: Nein. Ich schreibe sie zu Ende. Versprochen : ) Viel Spaß, mit dem neuen Kapitel! ------------------------- Das Wasser in der Kloschüssel gab ein platschendes Geräusch von sich. Er hatte gewusst dass es hart werden würde. Und das Ganze war weniger eine aus Ekel geborene Reaktion, wie vielmehr psychisch bedingt. Harrys Arme, welche sich an den Rand der Toilette stützten, zitterten. Er spürte die nächste Welle und hockte sich hin. Eine neue Salve landete in die Schüssel und brachte eine neue Fuhre bitteren Geschmacks in seinen Mund. Snape stand daneben in der Tür und schaute Harry geduldig und bewachend an. Der Held lies ihm einen gereizten Blick zuteil werden. „Was?“ fragte er mit rau gewordener Stimme. „Willst du meine Haare halten?“ Severus reagierte auf diese Stichelei nicht, sondern blieb an Ort und Stelle und hatte weiterhin ein Auge auf Harry. Dieser lies sich, neben seinen Mageninhalt, die letzten drei Monate nochmal durch den Kopf gehen. Das sechste Jahr in Hogwarts fing ganz anders an als das Fünfte. War er im letzten noch der Lügner und wurde beschimpft oder ignoriert, ruhten nun viele hoffnungsvolle Blicke auf ihn. Stumme, bittende Forderungen. Voldemort war zurück, das lies sich nun nicht mehr leugnen. Auch die Todesserangriffe hatten sich von einer subtilen zu einer öffentlichen, aggressiven und erbarmungslosen Strategie gewandelt. Harry wusste aus erster Hand was alles passiert war und stünden nicht Ron und Hermine neben ihm, hätte ihn die geballte stille Aufmerksamkeit der Schülerschaft, die wollten, dass er sie alle rettete, schier erdrückt. Harry wahr nahe dran sich die Situation vom Vorjahr wieder zurück zu wünschen. Das war weit aus besser zu ertragen gewesen als das hier. Nach der äußerst bemühten Rede von Dumbledore, in dem er etwas verkrampft ein bisschen Hoffnung zu vermitteln versuchte und dem diesmal irgendwie fadem Essen, zogen sich die drei zusammen mit ihren anderen Hauskameraden in den Gryffindorturm zurück. „Ich hätte gedacht, ER würde versuchen alles heimlich zu unterwandern. Seine jetzige Vorgehensweise wirkt sehr... plump“, versuchte Hermine die ganze Maschinerie des aktuellen Geschehens zu verstehen. Sie saßen leicht abgesondert am Fenstersims des Gemeinschaftsraumes, aber wer wollte, konnte jederzeit zuhören. Ron hielt dagegen. „So denkt er aber nicht. Seine Taktik ist gar nicht so plump wie du vermutest. Dass er so rabiat vorgeht bedeutet eigentlich nur eines: Er hat die wichtigsten Stellen schon unterwandert. Sonst könnte er nicht so breit agieren. Es geht nun darum, die Zauberer einzuschüchtern. Exempel zu statuieren. Dass diese Angriffe so plötzlich passiert sind, hat System. Sie überraschen die Mitmenschen. Machen Ihnen Angst. Und Angst lähmt.“ In dem Moment gesellten sich Seamus und Neville zu ihnen. „Harry, ich habe es geschafft! In den Ferien habe ich selbstständig zu meinem Magiekern gefunden!“, flüsterte Neville aufgeregt. Er wirkte seltsam losgelöst und befreit. Völlig unpassend zu derzeitigen Situation, aber eine Wohltat zur drückenden Stimmung. Harry freute sich für den schüchternen Jungen. „Das ist sehr gut Neville! Glückwunsch!“ Seamus hatte sich die Freiheit genommen, sich einen Stuhl zu schnappen und sich dazu zu setzten. Auch er wirkte recht entspannt. Das Trio musterte die beiden. “Ihr seid einer der wenigen, die mich nicht...“ Harrys Blick nickte kurz auf die übrigen Schüler im Gemeinschaftsraum „so anstarren.“ Seamus zuckte mit den Schultern. „Das liegt daran, weil wir einen guten Lehrer hatten.“ Auf Harrys fragenden Blick erklärte der Mitschüler: „Wir fühlen uns vorbereitet. Nicht unbesiegbar, aber wir trauen uns zu, uns zu verteidigen, ohne kopflos zu handeln. Wegen dir Harry.“ Harry nickte verstehend, doch erst Seamus anhaltender Blick ließ ihn den Wink hinter diesen Satz erst verstehen. Der Ire wurde kurz darauf Zeuge eines panischen Blickes des Helden. „Bitte, sag mir nicht, dass du den anderen von unseren heimlichen Stunden erzählt hast!“ Seamus hob beschwichtigend die Hände und schüttelte mit dem Kopf. „Nein, aber ich halte es für eine gute Idee. Bitte Harry... bring es uns allen bei. Hilfe zur Selbsthilfe und wir können dich unterstützen.“ „Bist du blöd?“, Harry lies bei diesem Satz den Kopf resigniert nach vorne plumpsen. Er war noch am selben Abend zu Severus gegangen und hatte ihm von der fast ausgearteten Nachhilfe erzählt. Fast - Er hatte noch nicht zugesagt und um Bedenkzeit gebeten. Snape war gerade dabei einer seiner Forschungsversuche zu brauen und hantierte nebenbei in seiner präzisen und konzentrierten Art mit allerlei Zutaten herum. Was kein Hindernis war, so ätzend wie immer zu sein. „Genau dafür ist der Unterricht Verteidigung gegen die dunklen Künste da.“ Harry hob wieder den Kopf und stützte ihn auf seine Arme, welche wiederum auf seine Knie gestützt waren. „Nun, wir hatten nicht unbedingt gute Lehrer bis jetzt oder? Überhaupt wurde uns kein neuer Lehrer vorgestellt. Ist die Nulpe aus dem letzten Jahr etwa wieder dabei?“ „Nein, er wurde gekündigt“ Für einen kurzen Moment hielt Severus inne und warf Harry einen flüchtigen Seitenblick zu. „Ein Spaß von Albus, ICH bin euer neuer Lehrer in Verteidigung gegen die dunklen Künste.“ Harry starrte ihn ein paar Sekunden verwirrt an. „Und Zaubertränke?“, fragte er. „Ebenfalls.“ „Spion?“ erinnerte der Schüler. Er fiel fast vom Glauben ab angesichts der neuen Zusatzaufgabe, die Severus da zugeschrieben wurde. Der war gerade fertig mit seinen Vorbereitungen und trocknete sich die Hände mit einem Handtuch ab. „Sag das Dumbledore. Ich weiß nicht was in seinem Kopf vorgeht, oder was er sich davon verspricht.“ „Ich erinnere mich vage an ein Gespräch – ich glaube es war die Episode als er mich, unter Einfluss eines dubiosen Medaillons, fast umgebracht hat- indem wir so etwas wie Transparenz vereinbart hätten.“ Snape winkte ab und setzte sich auf einen Stuhl gegenüber von Harry. „Einem alten Hund bringt man keine neuen Tricks mehr bei. Was uns im Grunde ungemein zuspielt da uns nur noch die Aufgabe zufällt seine alten Tricks zu durchschauen.“ „Was ein Kinderspiel ist“, frotzelte Harry „Womit wir bei deinem Part wären.“ „Ich kriege Hausaufgaben?“ „Ich bin ein Verfechter für Gleichberechtigung in einer Partnerschaft. Räche mich. Du bist nach wie vor der Hauptprotagonist in seiner Geschichte. Früher oder später, muss er dir seinen Plan verraten.“ „Wobei unser Fokus vermutlich auf 'früher' liegt“ „Viel Früher. Dumbledore an sich stellt keine Gefahr dar, aber seine Angewohnheit sich nicht in die Karten schauen zu lassen war schon immer wenig nützlich gewesen.“ „Eine Rebellion unter den Rebellen.“ „Krieg war noch nie eindimensional.“ Harry lies den Blick an die Decke wandern. Dumbledore austricksen. Nun, das war keine leichte Aufgabe. Als er wieder zu seinem gegenüber blickte, schrieb Severus gerade ein paar Notizen auf den letzten Seiten eines Buches. Zufrieden musterte Harry den Ring, der um Snapes Hals baumelte. Tagsüber hielt er ihn immer unter den Roben versteckt, aber er hatte ihn, seit dem Moment der Geschenkübergabe nicht einen Tag ohne das Stück gesehen. „Was?“, fragte Severus, als er sich Harrys anhaltenden prüfenden Blick bewusst wurde. „Gleichberechtigung, ja?“ „Natürlich.“ Severus lächelte doppeldeutig und warf ihm das Buch indem er geschrieben hatte zu, als er sich wieder den Tränken widmete. Es handelte sich um das aktuelle Lehrbuch für Verteidigung gegen die dunklen Künste. Als Harry es öffnete, fand er viele dazugeschriebene Anmerkungen auf allen Seiten darin. Was sollte ihm das nun sagen? Als der Gryffindor am Abend Snapes Labor verließ, hielt dieser ihn noch einmal kurz zurück. „Warte mit der Nachhilfe bis ich die erste Stunde hinter mich gebracht habe. Sie werden lernen. Und sie werden sich verteidigen können.“ Harry hatte hoch und heilig versprechen müssen, dass er bezüglich Snapes zusätzlichem Job kein Sterbenswörtchen zu irgendwem sagte. Dementsprechend geschockt schauten die Schüler, als eine bekannte düstere Gestalt an jenem Morgen der ersten Verteidigungsstunde mit wehendem Umhang durch die Tür schritt. Es war schlagartig still geworden und pures Entsetzten begegnete dem Mann der den Posten nun besetzte. Ron und Hermine schauten ihren besten Freund anklagend an, doch Harry zuckte nur unschuldig mit den Schultern. Snape lies ein paar stille Momente verstreichen, indem er die Klasse prüfend musterte. „Stehen Sie auf. Alle.“ Zögerlich taten die Schüler, was er verlangte und traten zur Seite, als er mit einer Geste andeutete Platz zu machen. Mit einer Handbewegung, wischte Snape die Tische an das andere Ende des Raumes. Platz zum Üben, erkannte Harry. „Und jetzt greifen Sie mich an.“ Die nächsten paar Sekunden übte sich der Tränkemeister im geduldiger Erwartung (Obwohl er eher gelangweilt am Lehrerpult lehnte) während die einzige und wenig kreative Attacke, welche die Schüler ihm zu bieten hatten, ihre absolut entgeisterten Blicke waren. Keiner wagte es sich auch nur einen Millimeter zu rühren, während sie versuchten, die Falle zu entdecken. „Was denn, 5 Jahre boshafter Schikane und Ihnen fällt nichts ein wie Sie mich umbringen wollen? Ich hatte mich für ätzender ge-“ Mitten im Satz unterbrochen, flog ihm ein Stupor entgegen, den er blitzschnell blockierte. Entsetzt schauten sich die Schüler um, um zu erfahren wer derartige Todessehnsucht verspürte. Diese Person war nicht schwer ausfindig zu machen, denn sie stand noch in Kampfbereitschaft. Neville japste bleich auf. „Harry!“ Harry war sich bewusst, dass sich keiner diesen Schlag trauen würde, wenn niemand anfing. Snape sah ihn lauernd an und auch der Held blieb angespannt. Dann schoss er einen weiteren Fluch, den Snape spielend abwandte, ab. Diese zweite Attacke schien viele Schüler aus ihrer Starre gelöst zu haben und nun trauten auch sie sich anzugreifen. Snape tat nichts, außer zu blockieren. Das Bombardement schwoll zu einem wahren Feuerwerk an und versiegt erst, nachdem der Lehrerpult krachend zersplitterte und den Lehrer in Rauch und Schutt hüllte. Es blieb eine Weile still indem alle versuchten, den Mann hinter den Schwaden ausfindig zu machen. Etliche Minuten tat sich fast nichts. „Nun, das war äußerst Informativ.“ Die Stimme kam von hinten. Viele Schüler sprangen vor Schreck mindestens einen Meter zur Seite. „Wie macht er das immer?“ entfuhr es Ron fluchend. Snape grinste zufrieden. Angeber, dachte sich Harry. Severus trat wieder nach vorne und schob stumm mit dem Fuß ein paar Holzsplitter zur Seite. „Wie Sie sehen, kann ein Schildzauber Ihr Leben verlängern.“ Im Folgenden erklärte Severus ausführlichst, wie der Zauberspruch und die dazugehörige Bewegung dazu lautete. Streng und Bestimmt, aber nicht grollend und jegliche Gemeinheiten weglassend, dozierte er in einer Eindringlichkeit die selbst dem Untalentiertesten das Wissen vermittelte. War der erste Auftritt wie immer zu Beginn der Zaubertränkestunden, so verstrichen die Minuten danach ganz anders. Sie schafften drei unterschiedliche Arten von Schildzaubern durchzunehmen und die letzten Augenblicke verbrachten die Schüler damit, sich gegenseitig anzugreifen und zu blockieren. Severus schritt die Reihe auf und ab und korrigierte da und dort – bis er urplötzlich angriff. Harry bekam eine Vorahnung in Form eines kalten Schauers als er sich gerade noch rechtzeitig dazu entschloss auch ein Auge auf seine Umgebung zu haben. Er übte gerade mit Ron, als ein Schockzauber von hinten angeprescht kam. Er blockte ihn noch gerade so. Aufkeuchend hielten alle inne und starrten gespannt auf das Szenario vor ihnen. Wut mischte sich unter als sich Snape als Angreifer entpuppte. Seamus fand zuerst seine Sprache wieder. „Wie fies ihn von hinten anzugreifen! So was Ehrloses kann nur von einem Slytherin kommen!“ fauchte der Ire. „Natürlich werden Sie nie gegen einen Slytherin kämpfen müssen“, erwiderte Snape sarkastisch. Der Tränkemeister trat durch die Schüler wieder nach vorne. „Im Krieg gibt es keine Regeln und so was wie Ehre verliert zuallererst seinen Wert. Ergibt sich ein Sieg aus dem Hinterhalt... dann macht man es.“ Die Ruhe die danach einkehrte war drückend, aufgrund der Wahrheit, der sie ausgesetzt wurden. Der Lehrer beschloss, die Stunde zu beenden. „Ihre Hausaufgabe wird es sein, in Ihrer Freizeit hierher zu kommen und diese Schildzauber zu üben. Immer und immer wieder. Bis sie wie selbstverständlich über Ihren Zauberstab fliegen. Suchen Sie sich dafür einen Partner, der als Angreifer fungiert. Und bitte: keine lebensbedrohlichen Zauber. Das war's. Sie können gehen.“ „Das war trotzdem total unfair!“ schimpfte Seamus nachdem sie den Unterricht verlassen und auf dem Weg zum Mittagessen waren. „Ich... ich fand das auch nicht in Ordnung!“ traute sich Neville mit einzustimmen. „Zugegeben, die Methode war ein wenig link, aber er hat sich gut geschlagen als Lehrer für dieses Fach, denke ich. Ich habe es mir schlimmer vorgestellt. Wahrscheinlich konnte er sich eine kleine Gemeinheit nicht verkneifen“, sinnierte Hermine „Blödsinn! Er bricht damit das Lehrervertrauen und hätte mit dieser Aktion jemanden ganz Übel verletzen können“, argumentierte der Ire aufgebracht. „Seit wann ist Snape vertrauenswürdig? Es war doch nur ein Schockzauber, davon stirbt niemand. In diesem Kurs sind schon schlimmere Dinge passiert“, hielt Ron dagegen. „Harry, jetzt sag du doch auch was!“ Angesprochener hatte geschwiegen und machte nicht den Eindruck als wenn er zugehört hätte. Er drehte sich um und schaute seine Mitschüler recht ausdruckslos an. Seine Antwort kam mit einem blitzschnellen Stupor, den Seamus mit Ach und Krach noch blocken konnte. Erschrocken sah er seinen Hauskameraden an. Harry lies ein Grinsen zu und machte sich wieder auf dem Weg zur großen Halle. Noch unterwegs sagte er: „Ich denke, er IST ein guter Lehrer.“ Eine weitere Überraschung gab es, als Snape Harry recht bald in der Funktion als Lehrperson in den Unterricht mit einband und dem Gryffindor wurde endlich klar, wieso Snape ihm das modifizierte Schulbuch gegeben hatte. Der Tränkemeister übernahm die erste Hälfte der Stunde, zeigte und erklärte die wichtigsten Informationen, während Harry als Aufsichtsperson mit den anderen übte und ihnen weitere Tipps vermittelte. Diese Entscheidung wunderte die Meisten nur ein paar Sekunden lang. Dass Harry gut und fortgeschritten war, empfanden sie als selbstverständlich. Er war schließlich der Auserwählte. Er musste gut sein. Das musste schließlich auch ein Severus Snape neidlos zugeben. Und die Einbindung im Unterricht, war wohl eine kleine Rache des Lehrers, indem er hoffte, dass sich Harry irgendwann blamieren würde. So die Gedanken der Schüler. Dass Harry sein Können gerade Snape verdankte, ahnt niemand, der nicht eh schon involviert war. Severus indes, zog sich meistens mit einem Buch über Tränke an dem Lehrerpult zurück. Tatsächlich entpuppten sich Snapes bleibende Überraschungsangriffe als weitaus effektiver als Moodys bellendes „Immer wachsam!“ es je waren und das bereitstellen des Klassenraumes für Übungszwecke ließen die Nachfrage für Harrys Zusatzunterricht nach und nach abklingen. „Gefahr gebannt“, sagte Severus eines Abends, als seit einer Woche keine Anfrage mehr dazu kam. „Naja, es hätte nur eine Stunde in der Woche vereinnahmt“, überlegte Harry. Sie standen wie so oft im Labor. Es gab eine größere Bestellung und sie teilten sich die Arbeit. „Zeit die wir nicht haben.“ Snape wirkte seltsam nervös während sie darauf warteten, dass die Ziehzeit der neusten Heiltränke für Poppy vorüber strich. „Was ist das eigentlich für ein Buch, dass du im Unterricht ständig liest?“ Severus zog das kleine Büchlein aus seiner Robe hervor und überreichte es Harry. Sobald es die Hände gewechselt hatte, änderte das Buch ein wenig Form und Farbe und gab, als der Illusionszauber fiel, seinen wahren Titel preis. „Das... ist ein verdammt verbotenes Buch! Du liest etwas über schwarze Magie während des Unterrichts?“ „Wie gesagt, wenig Zeit.“ Das plättete Harry. Dass Severus mit seinem Zeitmanagement mittlerweile derart jonglieren muss, dass er für die Recherche sogar den Unterricht anpasste, hatte er nicht geahnt. Nun verstand er, warum Snape ihn den Unterricht zum Teil machen lies. Erst dachte er, es wäre ein kluger Kniff gewesen, weil so Harrys Nachhilfe in Snapes Unterricht fallen würde. Ein Kompromiss statt der Zusatzstunden. Aber anscheinend hatte es auch pragmatische Gründe. „Ich habe den Zauber zum Finden der Seele gefunden“, gestand Snape, als Harry ein paar Seiten durchblättert hatte. Der sah von der Lektüre auf. „Aber?“, fragte er. Severus senkte den Blick. „Er ist wahnsinnig kompliziert. Ich muss üben.“ Severus war unsicher. Das war Harry in diesem Moment klar. Und es erklärte die Nervosität. Die drängende Zeit und die Tatsache an eine Grenze seines Könnens gestoßen zu sein, machte Snape ruhelos. Harry klappte das Buch zu und stellte sich dicht neben seinen Lehrer. Er grinste flüchtig als Severus den letzten Abstand automatisch, und wahrscheinlich wieder unbewusst, überbrückte und sie Schulter an Schulter aneinander lehnten. Seit den Ferien hatte Snape das subtile Bedürfnis nach Körperkontakt entwickelt. Der Schüler hatte zunehmend die scheinbar zufälligen Berührungen wahrgenommen. Severus selbst hatte es auch gemerkt, doch vieles passierte bei ihm unbewusst. Manchmal sah Harry, wie der Tränkemeister erst später erkannte, dass sich ihre Beine beim Gegenübersitzen schon zu lange berührten und sich dann unauffällig zurückzog. Der Held merkte recht bald, wie sehr der Mann das eigentlich brauchte. Snape zog aus diesen kleinen Berührungen Ruhe und füllte damit seine mentalen Reserven auf. Und schließlich, bot Harry ihm selbst die Möglichkeit für diese kleinen Gesten. Es war wirklich nichts Auffälliges und doch waren sich beide darüber im klaren, dass diese Zugeständnisse auf eine Art funktionierten die langsam über das Maß einer normalen Freundschaft hinaus ging. Sie sprachen nicht darüber. Es war okay so und sie konnten gut damit leben. Er hatte Hermine davon erzählt und sie erklärte ihm, dass das bei Menschen, die keine oder schlechte zwischenmenschliche Beziehungen in der Vergangenheit hatten, ganz normal war. „Bei dir ist das genauso.“ Irritiert sah Harry sie an und Hermine erklärte. „Jetzt nicht mehr so ausgeprägt, wahrscheinlich Dank uns. Aber zu Anfang hast du fast um jede Berührung gebettelt.“ „Bin ich euch zu nahe getreten?“ Seine beste Freundin schüttelte bestimmt mit dem Kopf. „Du warst nicht aufdringlich. Es war wohl wie bei Snape. Du hast es eher unscheinbar eingefordert und warst für jede noch so kleine Berührung dankbar. Da wo viele ein Schulterklopfen nur nebenbei wahrgenommen haben, hast du das wahrscheinlich wie eine Umarmung empfunden.“ Harry erinnerte sich an sein erstes Jahr in Hogwarts und kam zu dem Schluss, dass Hermine recht hatte. „Aber warum erst jetzt?“ Die kluge Hexe zuckte mit den Schultern. „Snape ist ein sehr distanzierter Mann. Seit ihr euch auf mentaler Ebene näher gekommen? Wahrscheinlich ist irgendetwas passiert, so dass er vermutet, dass er diesem Bedürfnis gefahrlos ein wenig nachgeben kann.“ „Hermine.“ „Ja?“ „Du solltest Psychiaterin werden.“ Etwa zwei Monate später verkündete Severus, dass er den Zauber nun an ihm ausprobieren wolle. Harry frage sich, an was oder wem Severus diesen Spruch geübt hatte, kam aber ziemlich schnell zu dem Schluss, dass es höchst wahrscheinlich der nicht legale Weg war und er es gar nicht so genau wissen wollte. Trotz dessen hat Snape auf eine Tasse Tee bestanden bevor sie anfingen. Harry hatte es sich bereits auf die Couch von Severus bequem gemacht, als der dieser mit zwei dampfenden Tassen herein kam. Harry nahm ihm sein Getränk ab und schwenkte sie in seinen Händen. Plötzlich kam ihm ein Gedanke. Verstohlen musterte er seinen Lehrer, der ihm entspannt gegenüber saß und die Augenbraue hob, als Harrys Musterung länger andauerte. „Sprich dich aus“, sagte Snape trocken. „Ist da irgendetwas drin?“ „Tee“ „Und?“, bohrte Harry nach und Severus hatte ein Einsehen. „Ein Schmerzmittel“, gestand er. „Der Zauber wird wehtun?“ „Nicht damit. Ich habe versucht den Zauber zu modifizieren, aber mit einem Trank sind die Risiken deutlich geringer.“ Nach einer kurzen Pause fügte Severus noch hinzu: „Der ausführende Zauberer ist von dem Schmerz ebenfalls betroffen.“ Harry machte ein überraschtes Gesicht. „Beide Seiten leiden? Ist es dann noch 'normale' schwarze Magie?“ „Im Falle der Seele, kennt wohl auch die magische Natur ethische Grenzen.“ „Prost“, entgegnete Harry darauf und hob die Tasse zum Toast. Severus beugte sich vor und stieß an. „Prost“ Nachdem der Tee getrunken war, nahm Severus Harrys Kopf in seine Hände und positionierte seine Daumen präzise unter den Spitzen seiner Augen zur Nase hin. Harry schloss die Augen um nicht in Snapes sehen zu müssen. Er war sich sicher, dass sein Blick sehr deutlich verraten hätte, wie sehr ihm diese Berührung gefiel. Der Zauber war nicht schlimm. Er konnte Severus spüren, wie seine Magie wie warmes Öl durch seinen Torso lief, den Rücken auf und ab wanderte und einen Abstecher in seinen Kopf machte. Schließlich floss der Zauber wieder zurück in seine Brust und verweilte dort einige Momente. Nach nicht mal 10 Minuten zog sich Snape zurück. Überrascht über diese kurze Zeit, und weil er keine weiteren Zauber in sich gespürt hatte, sah Harry den Tränkemeister irritiert an. „Hast du-“ „Ja, ich habe sie gefunden“, antwortete Snape zerknirscht und starrte auf den Boden. Er schien auf ein Problem gestoßen zu sein, mit dem er nicht gerechnet hatte. Schließlich hob er den Kopf und blickte Harry direkt an. „Erinnerst du dich noch an unser Gespräch indem ich sagte, du müsstest dich irgendwann mit deiner Vergangenheit befassen?“ „Vage...“ antwortete Harry widerwillig. Natürlich erinnerte er sich genau. Jener Morgen, nachdem Snape das erste Mal in seinen Kopf eingedrungen war und alles, wenn auch aus versehen, gesehen hatte, hatte sich in sein Gedächtnis eingebrannt. „Ich schätze, das lässt sich nicht mehr weiter aufschieben. Ich habe deine Seele gefunden. Und auch den Part vom dunklen Lord konnte ich fühlen. Ich komme jedoch nicht ran, weil sie sich hinter einer Vielzahl schlechter Erinnerungen verschanzen.“ „Also befindet sich die Seele im Kopf?“ „Nein, mehr am Herzen. Der Grund, warum deine Erinnerungen damit zu tun haben, ist, dass dein ganzer Körper vernetzt ist. Deine Erinnerungen und deine Erfahrungen beeinflussen deine Einstellung, dein Herz. Wiederum deine Einstellungen beeinflussen deine zukünftigen Entscheidungen. Die daraus resultierenden Erlebnisse dann wieder das Herz.“ „Okay, den Kreislauf habe ich verstanden. Inwieweit behindern meine Erinnerungen den Zugang zu meiner Seele?“, wollte Harry wissen. Snape lehnte sich nach hinten, lies Harry aber nicht aus den Augen. „Es ist die Art, wie du dich mit diesen Erinnerungen auseinandergesetzt hast. Du hast dich von diesen Erlebnissen distanziert, was dir ein einigermaßen ruhiges Leben beschert hat, aber dein Herz hat es nicht vergessen. Solange du sie nicht reflektierst, hausen sie wie eine Warteschleife vor deiner Seele und bilden eine Mauer durch die ich nicht komme.“ „kannst du diese Erinnerung nicht einfach... beiseite räumen?“ Severus schaute für einen winzigen Moment, als ob man ihn geschlagen hätte. Er fing sich schnell wieder und wechselte wieder zu einem ernsten Ausdruck. „Schlag das nie wieder vor. Das werde ich nicht tun. Die Seele wächst mit dem, was wir erlebt haben.“ „Was hilft denn reden? Du hast doch alles gesehen“, wehrte sich der Held weiter. „Es geht nicht darum, dass es jemand weiß. Sondern wie du damit umgehst. Du musst begreifen, was da passiert ist.“ „Das sagst ausgerechnet du?“, schnaubte Harry. „Ja“, antwortete Snape schlicht, sich sehr wohl bewusst, dass seine Aufarbeitung nicht das beste Beispiel hergab. Weil er niemanden gehabt hatte der ihm dabei hätte helfen können, wies sich Harry selbst zurecht. „Ich habe Angst, das alles nochmal zu sehen.“ „Immerhin.“ Harry sah auf und Snape hob beschwichtigend die Hände. „Du solltest auch Angst haben, aber du wirst nicht allein sein.“ Harry haderte mit sich. Es war eine absolute Spontanreaktion, aber wahrscheinlich war es die einzige Möglichkeit für den Startschuss. „Los fang an“, forderte er. Der plötzliche Meinungsumschwung schaffte es, dass Severus die Gesichtszüge entglitten. „Du willst jetzt loslegen?“, fragte er fassungslos. Harry presste den Kiefer zusammen. „Es ist notwendig. Morgen werde ich vielleicht nicht mehr den Mut haben mich dem zu stellen. Mach es. Ich muss wissen was auf mich zukommt. Der Anfang ist heute“ „Das ist eine Schnapsidee.“ „Frag mich mal“, schnaubte Harry bitter, blieb aber entschlossen. Snape brauchte ein paar Sekunden um sich zu entscheiden, nickte aber dann und startete ohne viel Federlesen einen Legillimenzangriff. Es war irgendein Moment aus Harrys Grundschulzeit. Er konnte nicht mal sagen, welcher Tag es war, denn genau diese Szenen gab es in schöner Regelmäßigkeit über Jahre hinweg. Es war etwas Unerklärliches passiert? Er wurde bestraft. Es war nicht der grobe Umgang seines Onkels, das dem Schüler zu schaffen machte. Es war vielmehr die Ohnmacht einer Ungerechtigkeit ausgeliefert zu sein, die er selbst nicht ganz verstand. Dem nichts entgegen setzten zu können. Und viel viel schlimmer: Nicht zu begreifen, wo eigentlich das Problem lag. Harry hat sich lange dafür gehasst, es einfach nicht besser machen zu können. Und diese verzweifelte aber vergebliche Mühe einfach nicht das sein zu können, was er mit aller Macht versucht hatte zu sein, war das Gefühl dass er behielt, als sie aus den ersten Erinnerungen auftauchten. Harry wurde schlecht und er rannte ins Bad... Und hier hockte er nun. Kotzte sich zitternd die Seele aus dem Leib, während Snape, ein wenig blasser als sonst auf ihn aufpasste. Harry spürte eine enorme Wut in sich, dessen Ursprung oder Ziel er nicht genau definieren konnte und er sich eigentlich auch viel zu müde für dieses Empfinden fühlte. Als sich abzeichnete, dass nichts mehr nachkommen würde, glitt Harry erschöpft zur Seite. Er spürte, wie Severus ihm eine Decke umlegte und ihm aufhalf. „Das war nie deine Schuld gewesen“, sagte er leise. „Eigentlich weiß ich das.“ „Hast du es auch begriffen?“ Dazu sagte Harry nichts. Er lies sich wieder zur Couch führen, wo ihn Snape mit sanfter Gewalt zum hinlegen aufforderte. Er selbst setzte sich in den Sessel direkt neben ihm. „Sollte ich nicht in den Turm zurück?“ „Heute nicht.“ Nach ein paar Sekunden hörte der Schüler das leise Umschlagen von den Seiten eines Buches und spürte Snapes Finger erst zaghaft, dann sicherer durch seine Haare streichen. Sie waren absoluter Balsam und halfen ihm die Bilder aus vergangenen Tagen, die sich nun vor seinem inneren Auge wie eine morbide Theatervorführung ansahen, zu ertragen. Er verschloss die ausgegrabene Erinnerung nicht. Er zwang sich sie anzusehen und in den frühen Morgenstunden war er endlich soweit es in sein Herz zu lassen. Was es daraus machen würde, wird die Zeit ergeben. …......................................... Anmerkung meinerseits: Da kommt auf Harry ja noch einiges zu. Was sicherlich in diesem Kapitel nicht ganz durch kam: Snape hat einen Legillimenzangriff gestartet, weil er die betroffenen Erinnerung hervorholen musste. Harry hat sie tief in sich vergraben und hätte sie von alleine nicht aufrufen können. Kapitel 32: Reboot und Weihnachten ---------------------------------- Hallo zusammen! In diesem Kapitel wird ein bisschen geplänkelt und über bestimmte Dinge genauer nachgedacht. Ich muss gestehen, dass es nicht zu meinen besten Kapiteln gehört, aber wenn ich weiter darüber gegrübelt hätte, hättet ihr wirklich noch bis Weihnachten warten können. Viel Spaß damit! ............................................ Der November neigte sich dem Ende und Weihnachten kam mit riesengroßen Schritten auf sie zu. Nur ein paar sehr wenige, anhängliche Blätter schmückten noch die kahl gewordenen Bäume und auch der Regen wurde immer kälter, immer schwerer, bis der Wind ihn zu Eis gefrieren lies. Die letzten Wochen waren eine ziemliche Tortur für Harry gewesen. Snape suchte sich gezielt Erinnerungen raus, die es in sich hatten. Mehr als einmal passierte es, dass er sich mental völlig ausgelaugt auf Snapes Sofa zusammenkugelte und erst am nächsten Morgen wieder aufwachte. Severus lies ihn. Und es passierte auch nicht selten, dass er morgens immer noch neben Harry saß, die Hand manchmal in seinem Haar vergraben. Harry fragte sich, was genau Severus bei den Bildern empfand. Die Erinnerungen des Gryffindors hatten höchst wahrscheinlich parallele Ansätze zu seiner eignen Vergangenheit und das konnte den Tränkemeister nicht kalt lassen. Es tat ihm Leid, dass er Snape solche Umstände machte und in erster Linie hasste Harry seine Verwandten nun, weil sie seinem Lehrer so eine Aufgabe aufgebürdet hatten; sich mit ihm zu beschäftigen. Es war eine konfuse Sichtweise, das wusste er, doch er merkte wie Snape sich aufregte. Innerlich. Er kochte wegen ihm. Für ihn. Einerseits freute sich der Held über den Ärger. Es sprengte fast seinen Verstand, dass sich jemand um seinetwillen wirklich aufregte. Dass es jemanden so traf, dass Harry so was erlebt hatte. Andererseits... Snape hatte genug Probleme. Es wunderte Harry, dass Voldemort ihn immer noch nicht als Spion erkannt hatte. Die Aufarbeitungsstunden schienen so viel an Energie zu fressen, dass Severus seine Okklumentikschilde zumindest für diese Zeit teilweise fallen lies. Oder Snape machte es absichtlich. Harry war sich nicht ganz sicher. Ob gewollt oder nicht, er wertete es als Vertrauensbeweis. Die Erinnerungsbruchstücke, die Snape auswählte, deckten auch andere Erlebnisse ab, so dass der Held nicht alles neu erleben musste, um zu verstehen was da passierte. Was machte es mit ihm? Harry lernte allmählich sich selbst zu schätzen. Er erkannte, dass seine eigene Existenz Anderen tatsächlich wichtig war und dass seine Zukunft keinesfalls vorherbestimmt war. Es lag an ihm, ob er an ein Schicksal glaubte und er neigte immer mehr dazu es für Humbug zu halten. Er fühlte sich mit jeder Woche mehr im Stande seine Zukunft selbst zu gestalten. Diese Erkenntnis lies ihn entspannter, zuversichtlicher und ja, auch reifer werden. Die Freundschaft die ihn und Snape verband, ging mit jedem Tag tiefer und die Grenzen dessen waren wahrscheinlich dahingehend erreicht, dass die Definition einer Freundschaft bald nicht mehr genügte. Harry merkte, wie Snape sich Stück für Stück für ihn öffnete und langsam machte keiner einen Hehl daraus, dass sie die Nähe des Anderen einfach mochten. Harry wollte Severus beschützen. Er wollte nicht, dass der Tränkemeister litt, schon gar nicht wegen ihm und wenn er es doch tat, dann wollte er für ihn da sein. Dies war ein Bedürfnis das über die Wochen schnell gewachsen war. Und ihm war mehr als klar, was für ein wahnwitziges Vorhaben er sich da vorgenommen hatte. Eine Woche vor Beginn der Feiertage hatten Snape und Harry nochmal eine Session der Erinnerungen. Es sollte für dieses Jahr erst mal die Letzte sein damit sich auch die letzten Wochen richtig setzten konnten. Harry streckte sich und öffnete seine Augen. Dass er zuerst den Kamin sah, sagte ihm, dass er wieder auf Severus Sofa eingeschlafen war. Genauer gesagt, lag er mit den Kopf auf Snapes Schoß. Noch so etwas was sich über die Zeit eingeschlichen hatte. Es wurde auf Dauer für Snape unbequem seinen Arm über den Sessel hinweg auf Harrys Kopf ruhen zu lassen. Auf die Idee, dass er darauf auch einfach hätte verzichten können, kam er jedoch nicht – oder schloss sie von vornherein aus -, und so war er in den letzten Tagen einfach mit auf das Sofa gewandert und half Harry einfach mit seiner Präsenz das Ganze besser zu verarbeiten. Harry strich sanft nach der ruhenden Hand in seinem Haar und ein Aufzucken sagte ihm, dass Severus ebenfalls bis eben geschlafen hatte. „Guten Morgen“, brummte er und zog seine Hand von Harrys Kopf um sich müde über das Gesicht zu wischen. „Alles ok?“, fragte er schließlich. „Sag du es mir“, antwortete Harry und setzte sich auf. Snape sah ihn müde aber eindringlich an. „Harry, so was ist nicht in ein paar Wochen aufzuarbeiten. Ehrlich gesagt ist das was wir hier machen totaler Wahnsinn.“ „Funktioniert es?“, hakte der Schüler weiter nach. Snape entfuhr ein Seufzen. „Ja. Für unseren Plan reicht es. Aber bedenke, wenn das hier irgendwann vorbei ist, dann ist es die Aufarbeitung wahrscheinlich noch nicht.“ „Wie lange wird es dauern, bis es für unser Vorhaben reicht?“ „So lange wie du brauchst“, antwortete Snape schlicht. Harry nickte, dass er verstanden hatte. Natürlich würde das lange nachhallen, aber er merkte wie seine Einstellung sich änderte. Er hatte immer befürchtet, dass er schwächer oder angreifbarer, gerade in seiner Psyche, werden würde, würde er sich mit diesem ganzen Mist aus vergangenen Tagen auseinander setzen. Doch er hatte sich geirrt. Sicher waren die hervorgeholten Bilder momentan wie frisch aufgerissene Wunden, die schmerzten und ihn zittern ließen, aber nun verheilten sie auf richtige Weise und machten ihn stärker. „Was willst du eigentlich machen, sollten wir gewinnen?“, wechselte er das Thema. Snape stutzte und wandte seinen Blick zu den erloschenen Kamin. Er schwieg lange und schien mit seinen Gedanken weit weg zu sein. „Ich weiß es nicht“, sagte er schließlich. Und es klang ehrlich. Harrys Blick wanderte nun ebenfalls zu dem Kamin. „Ich auch nicht“, fügte er nach einer Weile hinzu. Snape wandte seinen Kopf zu ihm und ihre Blicke trafen sich. Die Augenbraue erwachte zum Leben und wanderte nach oben. „Heiler?“, erinnerte er. „Tränkeforscher?“, konterte Harry und Snape lachte leise. „Ich denke drüber nach.“ „Dito“, erwiderte der Schüler. „Frühstück?“ schlug Severus vor. Harry nickte und lies sich von ihm auf die Beine ziehen. Ja, er wollte Heiler werden. Menschen auf diese Weise zu helfen, konnte er sich wirklich gut vorstellen, doch direkt nach dem Krieg? Er wusste nicht, ob er den Anblick der Schwerverletzten ertragen konnte. Oder die Verluste, die er zweifelsohne erleben würde, überwinden könnte. Vor allem nicht, wenn Snape es nicht schaffen sollte. Und bei seinem Lebensstil, war das Risiko verdammt hoch. Die Beklemmung die ihm bei diesen Gedanken überfiel, zeigte einmal mehr in welche Richtung seine Gefühle gingen. Harry seufzte innerlich. Wahrscheinlich war es auch keine gute Idee jetzt darüber nachzudenken. Harry hatte ein kleines Dejavu, als es paar Tage vor Weihnachten anfing zu schneien und er an einem Fenster, in einem der breiten Flure gelehnt, dem Treiben zusah. Er hatte Hedwig raus gelassen und ihr beim Fliegen zugesehen, doch jetzt war sie mit den Flocken verschmolzen und ihre Kontur nicht mehr auszumachen. Als Harry seinen Namen hörte sah er sich Ron und Hermine gegenüber. Hand in Hand, genau wie letztes Jahr. „Herzlichen Glückwunsch. Ich bin nur froh, dass es nicht ober kitschig zu Weihnachten geworden ist.“ Ron und Hermine schauten ihn irritiert an, doch nach ein paar Sekunden erkannten sie die Worte von vor einem Jahr. Beide grinsten ihn an. „Wird das Gespräch den selben Verlauf nehmen wie letztes mal?“ „Wenn ihr mich fragt, ob ich über Weihnachten in den Fuchsbau mitkomme, dann ja. Ich bleibe auch dieses mal hier.“ „Ehrlich Harry, wir sind nicht mehr... so. Wir können gerne was unternehmen ohne dass du dich ausgeschlossen fühlst.“ „Nein, es ist nicht deswegen. Ich würde gerne mit euch feiern, aber...“ Hier stockte er. Würde er weiter reden, wüssten sie Bescheid. Wollte er das? „Sag schon Harry“, ermutigte ihn Hermine Wahrscheinlich wollte er, dachte Harry, als er mit der Sprache rausrückte. „Ich möchte Severus nicht alleine lassen.“ Ron stutzte und schien irritiert. „War er die letzten Jahre doch auch“, sagte er nicht sehr galant. Hermine rollte mit den Augen. „Aber jetzt ist es mir nicht egal“, erklärte Harry. Jetzt schien seinem besten Freund ein Licht aufzugehen. „Bist du in ihn verliebt?“, fragte er. Ron klang überrascht, aber Ablehnung konnte Harry keine finden. „Wenn nicht, dann bin ich wohl auf einem guten Weg dahin. Aber ehrlich gesagt, will ich noch nicht so genau darüber nachdenken“, antwortete er. Hermine und Ron gesellten sich an seine Seite und machten es sich auf dem Fenstersims gemütlich. „Ihr verbringt sehr viel Zeit miteinander. Letztendlich ist das nicht all zu überraschend“, sagte Hermine. Ron teilte eine andere Überlegung. „Doch eigentlich schon. Ich hätte Snape nicht als solchen eingeschätzt, der lange jemanden aushalten kann. Geschweige denn kenne ich niemanden der Snape lange aushält... bis auf dich jetzt“, fügte der Rotschopf schnell hinzu. „Was willst du machen Harry?“ „Gar nichts Hermine. Im Moment ist da nicht wirklich viel Platz für dieses Thema. Das ist etwas worüber ich mir Gedanken mache, wenn das alles hier vorbei ist.“ Die beiden akzeptierten seine Antwort, auch wenn Hermine nicht ganz zufrieden damit wirkte. „Was habt ihr eigentlich vor wenn der Krieg vorbei ist?“, stellte Harry die Frage, die er Snape schon gefragt hatte. Hermines Augen begannen zu leuchten. „Runen erforschen. Ich möchte die Welt sehen und ihre Geheimnisse entschlüsseln!“, sagte sie enthusiastisch. Ihr Freund schien noch unschlüssig. „Ich hatte mir überlegt Auror zu werden, aber ich glaube, ich würde doch lieber gerne bei Fred und George ins Geschäft einsteigen. Zumindest weiß ich, dass sie nicht abgeneigt wären.“ „Das wäre großartig Ron. Ich könnte mir dich da gut vorstellen“, stimmt der Schwarzhaarige zu. „Und was möchtest du machen?“ Harry konnte nichts anderes tun als mit den Schultern zu zucken. „Ich weiß es noch nicht. Irgendetwas Normales. Ich würde gerne Heiler werden, weiß aber noch nicht ob ich mich dem nach dem Krieg gewachsen fühlen würde. Aber auf keinen Fall möchte ich euch aus den Augen verlieren!“ Hermine lachte. „Das ist selbstverständlich Harry! Uns bringt nichts auseinander. Aber ich muss sagen: Es steht dir, über die Zukunft nachzudenken. Auch wenn du noch nicht weißt, was du vorhast. So eine Frage hätte ich vor ein paar Monaten gar nicht von dir erwartet. Zumindest mit ernsthaftem Interesse.“ „Ja, nur wenig nützlich, wenn vorgesehen ist, den Löffel abzugeben“ brummte der Auserwählte. Doch seine beste Freundin schenkte ihm ein warmes Lächeln. „Harry, es ist wichtig Träume zu haben. Sie treiben uns an. Ohne sie macht das Kämpfen keinen Sinn.“ Diese Worte gaben Harry das Gefühl klarer zu sehen. Und er fand, dass Snape diesen Satz irgendwann auch mal unbedingt hören sollte. Er war so unendlich froh Ron und Hermine zu haben. Die Weihnachtsferien begannen und das Schloss funkelte in tausend Lichter der Festtagsdekoration, welche mit viel Herz von den Lehrern drapiert wurde. Harry wusste, durch Severus, dass es für die Lehrer eine Pflichtveranstaltung war, die Räume für dieses Fest herzurichten und doch hatte er den finsteren Tränkemeister noch nie beim Schmücken erwischen können. Er hatte den Verdacht, dass er dies heimlich Nachts, wenn er durch die Gänge patrouillierte, machte. Quasi im Vorbeigehen. „Oh Mister Potter, Sie bleiben über Weihnachten hier?“ „Hallo Professor McGonagall. Ja, ich bleibe. Ich wollte gerade zu Ihnen um Bescheid zu sagen. Ich werde die Zeit für Nachhilfe in Zaubertränke nutzen.“ „So oft wie Sie mittlerweile zu Severus hinunter müssen, hege ich die Befürchtung Sie irgendwann noch mal an Slytherin zu verlieren.“ „Niemals Professor! Ein Löwe scheut sich nur nicht vor Herausforderungen!“ „Da sagen Sie was. Haben Sie denn schon die Herausforderung der Weihnachtsgeschenke gemeistert?“ Er hatte lange überlegt was er seinen Freunden schenken sollte und die Antwort war simpel wie genial. Er war mittlerweile so gut in Zaubertränke geworden, dass er den Lernstoff für Hogwarts lange hinter sich gelassen hatte. Dieses mal sollte jeder von ihm einen Trank bekommen und er hatte Severus um ein paar Zutaten gebeten. „Ja, so gut wie fertig. Und Sie?“ McGonagall gab ein leidendes Geräusch von sich. „Dumbledore. Es ist schwer etwas für ihn zu finden.“ „Sie schenken sich etwas?“ „Es hat sich irgendwann so eingebürgert.“ Apropos Dumbledore. „Wissen Sie ob Professor Dumbledore zu sprechen ist?“ „Tut mir Leid Mister Potter, aber der Direktor ist unterwegs und wird auch nicht vor dem neuen Jahr wieder hier sein. In letzter Zeit ist er besonders oft unterwegs. Ich habe das Gefühl Sie wissen ganz genau wieso...“ Harry lächelte entschuldigend und verabschiedete sich. Professor McGonagall war zwar auch im Orden, aber außer Harry, Severus und Dumbledore wusste sonst niemand etwas über die Horkruxe. Dumbledore hatte seine Entscheidung das geheim zu halten damit erklärt, dass bei einer Gefangennahme durch die Todesser Voldemort ganz schnell mit Legillimenz herausfinden könnte, welches Ziel der Orden verfolgte. Es war kein Geheimnis, dass die wenigsten Okklumentik gut beherrschten und es war einer der wenigen Vorteile, dass Voldemort ihr Vorhaben nicht kannte. Snape hatte eingewilligt. Erstmal. „Albus Argumente sind logisch und haben einen berechtigten Grund. Nüchtern betrachtet ist es eine gute Entscheidung“, hatte Snape nicht all zu überzeugt geantwortet, als Harry nach seiner Meinung gefragt hatte. „Aber du haderst mit dir“, hatte der Schüler festgestellt und Severus hatte daraufhin die Schultern gezuckt und sich ein ziemlich verkniffenen Gesichtsausdruck erlaubt. „Ich weiß es einfach nicht besser. Tatsächlich sehe ich das anders“, hatte er geantwortet. „Alles in mir schreit, dass wir mehr helfende Hände diesbezüglich brauchen.“ „Frohe Weihnachten!“, flötete Harry am Weihnachtsabend, als er vor Snapes Tür stand. „Wieso bist du eigentlich nicht im Fuchsbau?“, begrüßte Severus ihn nicht sehr festlich. Harry ignorierte seinen Grinch-Modus und trat in die Wohnung. Dort blieb er stehen und schnaubte. „Du hast immer noch keinen Weihnachtsbaum!“ „Aber nach wie vor einen Kamin“, entgegnete Snape. „Du bräuchtest doch nur etwas wo man Geschenke platzieren könnte.“ „Kamin“, sagte Severus erneut. Harry seufzte frustriert und blickte besagte Feuerstelle an, in dem die Flammen wild loderten. „Darf ich ein wenig um dekorieren?“ Snape schenkte ihm ein Blick in dem sich Hass und Panik ein episches Battle lieferten. Schnell hob Harry beschwichtigend die Hände. „Nichts Großes. Ich verspreche, dass es auch nicht kitschig oder gar weihnachtlich aussehen wird!“ Severus wirkte nicht überzeugt und brachte einige Sekunden damit zu, Harry mit einem seiner gefürchteten Todesblicke zu bombardieren, nur um festzustellen, dass der sich schon lange nicht mehr davon einschüchtern lies. Er milderte seinen Ausdruck dennoch nur minimal als er sagte: „All der Tamtam wegen eines gewindelten Messias. Wehe es macht Dreck!“ Nun, das war wohl eine Zustimmung, überlegte Harry. Dann kramte er in seiner Tasche, die er aus weiser Voraussicht mitgenommen hatte. Vorsichtig zog er einen kahlen Ast hervor, dessen Auswüchse knorrig und ein wenig gewunden waren. Das Holz wirkte trocken und spröde. Er machte wahrlich keinen festlichen Eindruck. Er bettete den Ast in einen umgewandelten Topf und wandte sich dann dem Kamin zu. Mit dem Zauberstab knipste er einzelne kleine Flämmchen des Feuers ab und versiegelte sie je in einer kleinen magischen Kugel. Diese hängte er an sein Mitbringsel dran. Das Ergebnis war ein kleiner drapierte Minibaum an dem flammende Bälle hingen, welche ein warmes Licht ausstrahlten. Snape hatte ihm schweigend zugesehen und schaute noch etwas misstrauisch. Plötzlich begann das Geäst sich zu bewegen. Es wiegte sanft wie Seegras im Meer hin und her. Snapes Ausdruck änderte sich schlagartig. „Ist es das was ich denke?“ „Die peitschende Weide, ja. Und bevor du dich aufregst: zu spät und außerdem hast du es schon getan.“ Severus verharrte einen Moment in dem er über diesen Satz nachzudenken schien, als sich seine Augen beim krachenden Einschlag der Erkenntnis verengten. „Dein zweites Schuljahr. Als du und Mister Weasley glorreich in den Baum gekracht seid.“ Harry nickte. „Rons Auto ist an diesem Abend abgehauen. Später ist es uns mal wieder begegnet und trug immer noch dieses Überbleibsel der Weide mit sich.“ Harry stellte sein Geschenk drunter. Er hatte es nur mit einer Schleife versehen, da er schon ahnte, dass Severus sich nicht viel aus Verpackungen macht. Der erkannte sofort was vor ihm stand. „Du schenkst mir einen Trank den du aus MEINEN Zutaten gemacht hast? Und den ich selbst brauen könnte?“, pikierte sich Severus. „Und nie für dich machst“, setzte Harry hinzu. In Wahrheit war das ein genialer Kniff seinerseits gewesen. Harry kannte mittlerweile Snapes Allergie ein Geschenk zu bekommen und es hatte ihn einige Mühe bereitet sich etwas zu überlegen, dass nicht ganz in Unbehagen endete. Dadurch, dass dieses Geschenk aus Snapes Zutaten hergestellt wurde, hatte der wahrscheinlich nicht das all zu große Gefühl ein Präsent zu erhalten. Aber eben doch eine Wertschätzung. Die kleine Phiole enthielt einen simplen Erkältungstrank. Beim genaueren Hinsehen konnte man durchaus erkennen, dass auch Severus mal ab und zu mit Erkältungssymptomen zu kämpfen hatte, doch in seiner Wohnung hatte er nie einen einzigen dieser kleinen Helferlein gefunden. Wahrscheinlich weil er immer alles sofort in die Krankenstation gab und selbst die Anzeichen einfach stoisch ertrug. Severus schnaubte, doch das Amüsement in seinen Augen zeigte, dass er ganz genau wusste, was hinter Harrys Geschenk steckte. „Jetzt muss ich mich auch noch revanchieren...“ Harry tat überrascht. „Du kennst soziale Gepflogenheiten?“ „Besonders jene, die mir erlauben gemein und fies zu sein, ohne dass jemand sich darüber beschweren könnte.“ „Welche du eindeutig viel zu oft ausreizt“ „Es zeugt von guter sozialer Gepflogenheit einem alten Mann seine Freuden zu lassen.“ Harry rollte mit den Augen. Alt. „Selbstredend. Was bekomme ich also?“ „Keinen Trank, setz dich hin.“ Gespannt tat Harry was Severus verlangte. Er beobachtete ihn, wie er an seinem Bücherregal entlang strich und eines aus der Reihe entfernte. Severus setzte sich auf den Sessel gegenüber und streckte seine Beine aus. Harry kam ihm entgegen und tat das selbe, so dass sie sich berührten. Snape schlug das Buch auf und begann vorzulesen. Harrys Grinsen wurde immer breiter bis er sich schließlich zurücklehnte und sich von der dunklen seidenen Stimme in eine Welt entführen lies, von der sie erzählte. „... und dann wart sie gefressen.“ „Ich glaube nicht dass 'Goldlöckchen und die drei Bären' wirklich so endet. Ich meine es hatte ein Happy End.“ „Die Bären waren sehr glücklich über diese Mahlzeit.“ „Man kann sich über vieles streiten, aber nicht über ein Happy End.“ „Es steht hier so.“ Harry beugte sich vor und stützte sich auf den Lehnen seitlich von Severus' Sessel ab. Über Kopf konnte er erkennen, dass die letzten Passagen durchgestrichen waren und handschriftlich ergänzt wurden. „Du hast es selbst umgeschrieben“, stellte der Schüler fest. „Das macht es zu keiner Lüge.“ „Ich glaube Andersens Märchen wären was für dich. Kannst du das nicht doch noch zum Positiven wenden? Nach meiner Definition.“ Severus lies sein Blick zur Decke gleiten und tat so, als würde er angestrengt nachdenken. Schließlich stahl sich ein kleines fieses Grinsen auf seine Lippen. „Goldlöckchen war in Wirklichkeit Umbridge.“ „Perfekt!“ Ein ungeduldiges Klackern an einem Fenster lies die beiden aufschauen. Eine kleine Eule hockte auf der anderen Seite des Glases und hämmerte ziemlich aufdringlich gegen die Scheibe. „Das ist keine Eule die ich kenne.“ „Das ist Pig. Der Brief wird sicher von Ron und Hermine sein.“ „Sie haben eine Eule „Schwein“ getauft?“ Harry zuckte die Schultern. „Du bist auch Tränkemeister und wirst trotzdem Fledermaus genannt.“ „Eines Tages werfe ich ganz viele Schüler in einen riesigen Kessel“, brummte der mürrische Mann. Harry streckte ihm die Zunge raus und öffnete das Fenster. Pig schüttelte sich den Schnee ab und lies sich dann in seiner Hand den Brief abnehmen. „Miss Weasley lädt morgen zum Frühstück ein“, sagte Harry, als er die kleine Nachricht gelesen hatte. „Dann solltest du nun besser ins Bett, damit du nicht zu spät kommst.“ „Nicht nur mich. Uns beide.“ Dieser Satz hing etliche Sekunden im Raum in dem Severus damit beschäftigt war, den Inhalt zu begreifen. „Was?“ seine Stimme klang ungewohnt dünn. Harry grinste ihn an. „Du gehörst jetzt zur Clique.“ Snape sah absolut entsetzt aus. „Harry, das ist nur aus reiner Höflichkeit. Niemand...“ Snape musste den Satz nicht beenden damit Harry wusste was er sagen wollte. „Die Weasleys sind höflich, ja. Aber das da...“ der Held hielt den Zettel in die Höhe. „...ist freiwillig. Weihnachten ist ihnen heilig. Sie müssten dich nicht einladen, aber sie tun es.“ „Überleg es dir“, sagte Harry, als Severus schwieg. „Darf ich heute hier übernachten?“, setzte er gleich noch hinten ran. Er durfte. Zusammen hatten sie das Sofa fertig gemacht und anschließend war Severus sehr nachdenklich ins Schlafzimmer verschwunden. Am nächsten Morgen hatte Severus ihn mit den Worten „9 Uhr ist durch. Wenn ich mich richtig erinnere sollten wir in 15 Minuten dort sein.“ regelrecht vom Sofa geschmissen. Harry, noch vollkommen benommen vom Schlaf, brauchte ein paar Sekunden bis er die Worte verstand. Und als er es endlich begriff, grinste er seinen Lehrer glücklich an. „Wie lange hast du darüber gegrübelt?“, fragte Harry als er fertig war und sie nun vor dem Kamin standen. „Bis eben.“ „Was hat sich dein Hirn zurechtgelegt?“ „Du hast recht, sie müssten mich nicht einladen.“ „Das ist alles?“ „Das ist alles.“ „Sicher?“, fragte der Held ungläubig. Severus schaute ihn einen Moment unverbindlich an, als er hinzufügte: „Sie haben es freiwillig getan, aber wieso?“, seine Frage klang nicht verunsichert. Vielmehr traf sie den Ton einer analytischen Auswertung missglückter Experimente, wo man einfach nicht kapierte wo verdammt nochmal der Fehler lag. Harry hätte fast gelacht. „Ob du es glaubst oder nicht, aber du bist ihnen nicht ganz so unsymphatisch wie du es gerne hättest.“ „Unmöglich“, murmelte der düstere Mann. Harry beschloss, Severus aus seinem Gedankenlabyrinth in dem er sich wieder zu verlaufen drohte, zu befreien und nahm vorsichtig seine Hand. Abrupt schaute der Tränkemeister auf. „Red es dir nur ein“, sagte Harry und zog Snape sanft mit in den Kamin. Und Severus lies es zu. ........................................ Ich habe schon einen Fahrplan für das nächste Kapitel. Da wird dann wieder mehr Action geben : ) LG Fabien Kapitel 33: Ausgetrickst ------------------------ Hallo Zusammen, Es ist mal wieder geschafft, es gibt ein neues Kapitel! Dumbledore versucht mal wieder seinen Willen durchzusetzten und Harry ist ein König im Bauernpelz. Noch nicht Beta-gelesen. Viel Spaß! ---------------------------------------------- Als sie auf der andere Seite des Kamins ankamen, hatten sie genau 2 Sekunden um sich loszulassen, als Ron mit den Resten eines wahrscheinlich gemopsten Kürbisbrownies um die Ecke geschlichen kam und erst mal einen erschrockenen Satz nach Hinten machte. Der Brownie fiel ihm dabei aus der Hand und landete mit der ambitionierten Eleganz eines ungeübten sterbenden Schwans auf den Boden. „Huh! Auch wenn Mom Sie eingeladen hat, ist es komisch wenn plötzlich die dunkle Gestalt des Tränkemeisters im Wohnzimmer steht.“ „Ich schätze das ehrt mich“, schoss Snape zurück. „Ich glaube das liegt am Schwarz. Tragen Sie auch was anderes außer dieser Farbe?“ „Mir wurde keine Kleiderordnung mitgeteilt.“ „Hätten Sie dann was anderes getragen?“ „Nein“, antwortete Harry an Snapes Stelle. Severus widersprach nicht und so zuckte Ron nur mit den Schultern. Er begrüßte seinen besten Freund erst mal richtig und nickte dann Severus eher etwas unbeholfen zu. „Kommt rein, Mom macht gerade den Orangensaft“, sagt er, während er schnell die Reste seines Beutezugs vom Boden aufsammelte. In der Küche angekommen wurde Harry von sieben weiteren Rotschöpfen und Hermine mit Umarmungen oder einem Schulterklopfen begrüßt. Severus bedachten sie mit einem Lächeln und grüßten ihn nur verbal, womit der Tränkemeister mehr als gut leben konnte. Einzig Athur schüttelte ihm die Hand. Auch das war etwas, was er verkraften konnte. Severus blieb über die Zeit still. Es lag anfangs eine befangene Atmosphäre in der Luft, doch allen voran Fred und George, wussten diese auszumerzen. Sie alberten herum und richteten das Wort ab und zu auch an Severus. Der verzichtete beim Antworten höflich auf seinen üblichen Spott in der Stimme und trank Mollys Tee mit einer gewissen Zufriedenheit, ausgedrückt durch einem winzigen wohlwollenden Lächeln. Das bemerkte niemand, weil diese Nanomimik kaum jemand zu lesen vermochte. doch Harry wusste sie zu lesen und durch einen kurzen Blickwechsel mit Molly, wusste er, dass auch sie in dieser Kunst geübt war. Die anfängliche Steifheit legte sich allmählich und alle tauschten sich ausgelassener über alle möglichen Themen bei Tisch aus. Snape hatte sich perfekt unsichtbar gemacht, doch er wirkte entspannt und mit seiner momentanen Position absolut zufrieden. Er hatte seine Rolle gefunden. Und als das alle begriffen haben, ging es wie üblich bei den Weasleys zu. Chaotisch, lustig, laut, aber sehr liebenswürdig. Harry wechselte ab und zu einen prüfenden Blick zu Severus, doch der erwiderte ihn nur ruhig. Es war alles In Ordnung. Es schien wirklich so, dass der Tränkemeister mit seiner Rolle als Beobachter und stiller Teilhaber diese Situation zu genießen schien. „Und, war doch gar nicht so schlimm“, sagte Harry, als sie wieder aus den Kamin stiegen. „Es war nicht furchtbar“, entgegnete Severus. Harry lachte. „Du kennst keine netten Worte, oder? Die einzige Möglichkeit die dir bleibt sind Beleidigungen zu verneinen damit sie ein Lob ergeben.“ Daraufhin runzelte Severus die Stirn. „Du hast mich mal gefragt, wie ich den Wolfbanntrank verbessert habe. Er steht in keiner Publikation, weil diese Neuerung meine persönlich Anleitung braucht. Und du wirst wissen wieso, wenn ich dir sage, dass ich Nelken dazugegeben habe.“ „Die beißen sich mit dem Eisenhut!“ Snape rollte mit den Augen. „Eine Standartantwort aus dem Kompendium. Ich dachte darüber währen wir mittlerweile hinaus.“ „Eine Fachfrage? Wieso jetzt?“, fragte Harry, doch Snape schwieg. „Ist es weil ich das eben gesagt habe? Das war keine Beleidigung, nur eine Feststellung“, rätselte Harry. „Dann übertrage doch mal deine unglaubliche Begabung des Feststellens auf die eben genannte Frage.“ Nun überlegte der Schüler. Wenn man diese beiden Zutaten beieinander mischte, dann gab es eine gepfefferte Explosion, die 10 Kilo Schwarzpulver in nichts nachstehen. Wie hatte Snape diese Kombination geschafft? Schließlich hatte Harry eine Idee. „Meine eben genannte Behauptung zum Vorbild genommen, wäre die Nelke das böse Wort. Du bräuchtest eine Verneinung –sprich ein Zwischensubstanz- die du dran koppeln könntest, damit es verträglich wird.“ „Das war nicht schlecht“, sagte Severus, doch in seinen Augen funkelte die Anerkennung. Harry freute sich, und doch hatte er das Gefühl gerade irgendetwas verpasst zu haben. „Aber was hat das jetzt mit deiner Fähigkeit ein Lob auszusprechen zu tun?“ „Stell dir vor was für eine Explosion in den Köpfen der Menschen vorgeht, wenn ich mich mit einem netten Wortschatz kleide.“ Silvester feierten alle auf Hogwarts. Die Zwillinge jedoch haben aufgrund der ausgearteten Vorführung aus dem letzten Jahr Hausverbot bekommen. Doch es wären nicht Fred und George, wenn sie nicht auf einen der Geheimgänge zurückgreifen würden. Und als sie vom großen Tisch aus McGonagall zuwinkten, beließ sie es bei einem resigniertem Seufzer. Harry saß mit Ron und Hermine, sowie Neville und Luna am Gryffindor-Tisch und unterhielt sich ausgelassen. Er hatte wirklich Spaß. Letztes Jahr wahr weniger entspannt verlaufen, da sie versucht hatten Dumbledore von dem Medaillon zu befreien. Als die Zwillinge ihr Ablenkungsmanöver gestartet hatten, war Severus in Albus Büro geschlichen mit dem Ergebnis, dass er von einem Verteidigungsmechanismus überrascht wurde und Harry ihn heilen musste. Harry erinnerte sich an den Moment als er seinen Lehrer zuletzt oben ohne gesehen hatte. Das war in den Sommerferien gewesen, als er ihn verarztet hatte und es war immer noch leichtes Narbengewebe von dem Fluch zu sehen gewesen. Bis heute fragte er sich was für ein Zauber damals an dieser Tür angebracht war. Das erinnerte ihn an sein Vorhaben irgendwie aus Dumbledore rauszubekommen, was er als nächstes vor hatte. McGonagall hatte ihm gesagt, dass er vor dem neuen Jahr nicht in Hogwarts sein würde und der leere Stuhl am Lehrertisch schienen ihre Worte zu bestätigen. Also beschloss Harry das Neujahrsfest zu genießen. Er war ausgelassen und trank ein wenig zu viel Butterbier weil er mit so vielen Mitschülern auf das neue Jahr anstoßen musste. Später, als er den Weg zum Turm nicht mehr fand, fing Snape ihn ab und brachte ihn fluchend auf der Schulter tragen, weil Harry ständig stehen blieb oder andere Wege gehen wollte, bis zum Gemälde der fetten Dame. Bei dem Zeitaufwand wunderte es Harry, dass sie niemand gesehen hatte, aber durch die Tatsache das Snape dabei war, war es doch nicht so wundernswert. Es war wirklich ein schönes Fest gewesen und dann kamen die Tage an denen Severus unausstehlich wurde. Harry wusste woran es lag. Snapes unbekanntes Martyrium jährte sich zum wiederholten male und es war ein schleichender Prozess. Etwas das sich langsam bis zum 9. Januar hochschaukelte und dann in einem Akt totaler Selbstzerstörung endete. Harry hatte sich wirklich fest vorgenommen sich ein sehr dickes Fell über zu ziehen, aber schon die Anfänge von Severus Veränderung veranlassten ihn, sich vorzutasten. Er erkannte, dass seine Anwesenheit als mentale Unterstützung überhaupt nicht ausreichen oder gar helfen würde. Sie waren mittlerweile an dem Punkt an dem Snape fast gar nichts mehr sagte und den Mund nur noch aufmachte, wenn er was auszusetzen hatte. Für Außenstehende war das sicher keine Umstellung. Für Harry allerdings schon. Damit Snape aus seinem Tief irgendwie raus finden konnte, musste er richtig ungemütlich werden. Notfalls auch sich selbst gegenüber. Er entschied, ein riskantes Manöver zu versuchen. Einen Frontalangriff für die Schadensbegrenzung. „Wie werden die nächsten Tage?“, fragte Harry schließlich direkt als er sich einen Aufstand über sich ergehen lassen musste, weil er seine Karotte nicht in 5mm, sondern 1cm gewürfelt hatte. Das bei einem Rezept, dass völlig frei lies, ob man diese Zutat geraspelt, geschnitten oder gemahlen dazugibt. Sie veränderte nur den Geschmack, aber in keiner Hinsicht die Wirkung. Severus schaute ihn gereizt an, aber er zwang sich rational zu blieben. Er wusste, dass er kaum zu ertragen war. „Wir können uns keine großen Pausen erlauben. Versuch mich so lange wie möglich auszuhalten. Und wenn es zu viel wird kannst du einfach gehen.“ „Aber es steht keine Aufarbeitung an?“ Snape schnaubte. „Du kannst dir die Frage selbst beantworten. Ich traue dir eine angemessene Schlussfolgerung auf diese Frage zu.“ „Wie wäre es dann mit deiner Aufarbeitung?“ Severus stoppte für etwa eine Sekunde seinen Ablauf ehe er scheinbar unberührt weiter machte. „Was uns nicht weiter bringen würde“, sagte er und köpfte seine Seeeigurke mit so viel Schwung, dass das Messer anstandslos im Brett stecken blieb. Harry lies sich nicht einschüchtern. „Einen etwas weniger von der Vergangenheit gebeutelten Tränkemeister halte ich für durchaus sinnvoll.“ „Du beherrscht den Zauber nicht.“ „Wir wissen beide, dass das auch anders geht.“ Diesmal steckte das Messer senkrecht und bombenfest im Holz fest. Ruhelos fing Severus an im Labor herum zu wandern. „Ich kann nicht darüber sprechen“, zischte der Tränkemeister. Obwohl diese Worte an Harry gewandt waren spuckte er sie in irgendeine andere Ecke des Raumes. Hin und her gerissen Harry an die Gurgel zu gehen und ihn gleichzeitig nicht zu verletzen. „Weil dann was passiert?“, wagte sich der Jüngere weiter vor. „Sie dich an Harry. Fasse alles was du bei den Dursleys erlebt hast zusammen. Sag es in Worten und ich werde es auch tun.“ Snapes Worte waren bitter und die Worte so gewählt, dass sie nicht beleidigend waren, doch Harry trotzdem schmerzten. Es war die Angst vor der Aufgabe, die Snape ihn gegeben hatte. Eine Aufgabe die Snape gestellt hatte, weil er sich sicher war, dass Harry sie nicht meistern konnte. Eine unmögliche Aufgabe an Harry damit er seine Ruhe vor diesem Thema hatte. Doch Harry wollte Severus helfen. Und wenn es verlangte, dass er seine Vergangenheit in Worte fasste, dann würde er das verdammt nochmal tun. „Meine erste präsente Erinnerung die ich vom Haus der Dursleys habe, ist ein grün kariertes Küchentuch. An den Kopf gepfeffert. Ich war so erschrocken, dass ich gegen den Kühlschrank geknallt bin. Ich kann nicht mal mehr den Fehler sagen für das ich diese Schelle bekommen habe... Die Jahre waren damit gefüllt, so zu sein, wie man es von mir erwartete um doch immer wieder daran zu scheitern. Und dieses Scheitern war der Beweis, dass ich etwas Böses war. Scheißegal, ob ich kochen konnte, oder die Gartenarbeit, oder den Hausputz. Ein magischer Fehltritt und ich wurde auf den Status eines lernunwilligen Problemkindes gesetzt, das keine wollte. Mit Mitteln, die ich nicht wollte. Und das passierte oft...“ Harry liefen vor Scham die Tränen in strömen über das Gesicht, doch er sprach weiter, als währen sie nicht da. Viel mehr versuchte er das Beben zu unterdrücken, dass ihn mit jedem weiteren Satz fester im Griff hatte und sah, als er endete, seinen gegenüber mit einem Blick an, dass nun seinen Teil der Abmachung einforderte. Doch Snape sagte nichts. Er starrte Harry eine ganze Weile an und als er sich seiner Aufgabe bewusst wurde, die er ironischer weise sich selbst gestellt hatte, schaffte er es nicht den Blickkontakt weiter aufrecht zu erhalten. Severus schaffte es nur mit dem Kopf zu schütteln. Harry hatte eine Abfuhr erhalten. Snape würde nicht reden. Enttäuscht und ziemlich sauer schaffte es der Held die Feuer runter zudrehen und einen Stasiszauber über seine Tränke zu legen. Ohne ein weiteres Wort verließ er das Labor und Snape zuckte wie ein geschlagener Hund beim leisen klicken der Tür zusammen. Harry zog die Reißleine und lies den Tränkemeister die nächsten Tage in Ruhe. Er sprach nicht mit ihm, er sah ihn nicht an, wenn Gefahr bestand, dass sich ihre Blicke kreuzen könnten. Der Held konnte Severus Laune nicht ertragen und er malträtierte sich mental dafür. Er schwankte zwischen Sorge und temporären Hass, und hatte das Gefühl nicht Hilfreiches beitragen zu können. Aber eines stand fest: Am 9. Januar würde er seinem Freund zur Seite stehen. Ob er wollte oder nicht. Ganz egal wie unbequem es wurde. Am Tag X, wollte Harry morgens mal bei Severus vorsichtig anklopfen um auszuloten wie hartnäckig er für den Abend sein musste, als er überraschend Lucius Malfoy vor Severus Tür fand. „Er lässt niemanden rein“, sagte er nüchtern als er Harry erblickte. „Ist das ungewöhnlich?“, fragte Harry und hielt den Aristokraten misstrauisch im Blick. „Nein“, sagte dieser ruhig, fast nachdenklich. „Aber Sie standen ihm sonst immer zur Seite, wieso dürfen Sie jetzt nicht rein?“ Lucius Augen verengten sich und er betrachtete Harry abschätzend. „Sie kennen sein Problem?“ „Nein“ antwortete der Held und es war nicht mal gelogen. „Vielleicht liegt es an der Uhrzeit. Normalerweise habe ich immer zum Abend an die Tür geklopft, aber gerade am Abend bin ich heute... verhindert.“ „Sagen Sie es ab“, schlug Harry vor und fast hätte Lucius bitter gelacht. „Das ist nichts was ich absagen dürfte.“ „Rendezvous mit der unbequemen Seite?“ Harry wusste nicht woher er sich diese Direktheit herausnahm, aber er hätte sie stecken lassen sollen. Lucius packte ihn mit einer Hand am Kragen und drückte ihn mit seinem ganzen Gewicht an die Wand. In diesem Moment kam ein Schüler um die Ecke, quiekte erschrocken und machte sich ganz schnell wieder davon. 'Na Danke', dachte sich Harry. „Ich weiß nicht was ihr genau miteinander zu tun habt“, zischte er „Aber ich ahne es. Severus größte Stärke ist seine Intelligenz und der Drang nicht Personen sondern seinen Schlussfolgerungen und Überzeugungen zu folgen.“ Lucius Augen wurden etwas milder. „Leider sind das auch seine größten Schwächen.“ „Er gibt mir nur Nachhilfe in Zaubertränke. Ich stehe grade auf Mies.“, schaffte Harry heraus zu pressen. Daraufhin begann Lucius zu lachen und gab Harry von der Wand frei. „Und das Lügen bringt er Ihnen auch bei. Wüsste ich es nicht besser, hätte ich Ihnen fast geglaubt.“ Sein Blick blieb kühl, als er sagte: „Üben Sie weiter.“ Damit wandte er sich zum Gehen um. „Warum? Sie ahnen etwas und doch verpfeifen Sie uns nicht“, wollte Harry noch wissen. Der blonde Mann drehte sich nicht mehr um, aber er antwortete während er sich weiterhin entfernte. „Du bist es nicht der meinen Sohn zu selbstzerstörerischen Aufgaben zwingt. Achte darauf, dass das so bleibt und ihr seit weiterhin sicher. Vielleicht.“ Und das war sein letztes Wort. 'Draco?' dachte sich Harry. Ihm wurde erst jetzt so richtig bewusst, dass er mit dem Blonden wahnsinnig lange nicht mehr aneinander geraten war. Wann hatte er ihn das letzte mal so richtig gesehen? Er sah ihn morgens am Slytherin-Tisch, aber ihre Beziehung fundierte seit sehr langer Zeit auf Ignoranz. Warum war ihm das nicht aufgefallen? „Ah! Mister Potter!“ McGonagall kam die Treppe am Ende des Flurs hinuntergeeilt und schritt zügig auf ihn zu. „Ist alles in Ordnung bei Ihnen? Mr. Adams war gerade bei mir um zu melden, dass sie von Mr. Malfoy Senior bedroht werden.“ Harry entschuldigte sich in Gedanken an den Schüler der scheinbar feige die Flucht ergriffen hatte und antwortete: „Alles In Ordnung, Professor McGonagall. Das muss Adams falsch aufgefasst haben.“ „Er sagte, sie werden an die Wand gedrückt.“ Kurz war Harry versucht zu sagen, Lucius habe ihn küssen wollen, weil das die einzige andere mögliche Auffassung von 'an die Wand drücken' war, aber das hätte wohl nicht zur Schadensbegrenzung beigetragen. Obwohl er gerne das Gesicht seiner Hauslehrerin gesehen hätte. „Mr. Malfoy hat mir nichts getan.“ McGonagall schien nicht zufrieden, beließ es aber dabei. Doch sie war noch nicht bereit ihn gehen zu lassen. „Ehe ich es vergesse, Professor Dumbledore erwartet Sie heute nach Ihrer letzten Stunde in seinem Büro.“ Harry hatte lange überlegt, ob er hingehen sollte. Es war ihm schwer gefallen sich auf den Unterricht zu konzentrieren aber er stand nun mit dem Ergebnis hier. Vor Albus Büro. Er hatte den Wunsch, zu Severus zu gehen, mit der Begründung, dass er eine Aufgabe bezüglich Dumbledore hatte, ignoriert. Er musste herausfinden, was Albus plante. Severus hatte die Gewissheit, gewonnen aus seiner langjährigen Erfahrung, dass der Direktor einfach nicht anders konnte, als nur halbtransparent zu sein. Sprich, er schmiedete Pläne und lies die anderen nur so viel wissen wie sie wissen mussten. Sie glaubten nicht, dass Albus feindliche Absichten hatte, aber seine Art war einfach nicht in Ordnung. Sie brachten ihm lediglich das vertrauen entgegen, dass er ihnen entgegen brachte. Vielleicht war es etwas, das schnell ging und er konnte später noch zu Severus gehen. Mit dieser Hoffnung klopfte er an die Tür. „Ah Harry, gut das du hier bist, wir müssen los.“ Die Hoffnung flog gerade wie ein Vogelschwarm davon und Harrys Alarmglocken läuteten. „Was haben wir vor?“ „Wir gehen jetzt zum Anwesen der Gaunts um einen Horcrux zu zerstören. In diesem Augenblick findet ein Angriff auf den Orden statt, was uns die Zeit verschafft, damit wir uns in Ruhe um das Artefakt kümmern können.“ Ein Angriff? Sofort machte sich Sorge um Sirius und die anderen in Harry breit und es ärgerte ihn, das Albus ihn schon wieder mit so einer Aktion überrascht hatte. Wieso schaffte es der Mann sie wie Bauern tanzen zu lassen? Doch Harry wollte sich nicht in die Karten schauen lassen. „Oh und natürlich wird man uns einfach so rein bitten“, antwortete er. „Es ist ein verlassenes Anwesen, dessen Mauern nur noch stehen um einen Ring zu beschützen.“ Dumbledore seufzte und blickte entschuldigend zu Harry. „Ich würde normalerweise Severus mitnehmen, aber in seinem Zustand wäre es nicht ratsam ihn mit dieser Aufgabe zu betrauen.“ „Sie wissen was ihm passiert ist“, griff der Schüler das Thema auf. Albus Antwort war knapp. „Ja.“ „Warum haben Sie ihm nicht geholfen?“ „Weil er sich von mir nicht helfen lies.“ Harry sah ihn unschlüssig an und Dumbledore nahm sich die Zeit und setzte sich auf die Kante seines Schreibtisches. „Harry, würdest du mir deine schlimmsten Erinnerungen erzählen?“ „Nein.“ Die Antwort kam ohne zu zögern. Doch Albus wirkte nicht gekränkt. „Jeder hat seinen Grund anderen etwas nicht zu erzählen. Bei wenigen Menschen fällt es uns leichter etwas preiszugeben, bei den meisten nicht. Mein Angebot steht Severus gegenüber, doch ich bin offenbar nicht sein Ansprechpartner. Das einzige was ich tun kann, ist am 9. Januar kein Tränkeunterricht stattfinden zu lassen.“ Das konnte Harry nachvollziehen, also fragte er nach einer anderen Möglichkeit. „Warum begleitet uns dann kein anderes Mitglied aus dem Orden?“ „Sie sind alle im Gefecht und glaube mir Harry, wir können niemanden dort entbehren.“ „Wissen sie warum sie das machen?“ „Ich habe ihnen gesagt dass es ein Ablenkungsmanöver ist. Wir streuten das Gerücht wir würden einen schwarz magischen Gegenstand eskortieren, dass in Riddles Interessenliste weit oben rangiert. Sie sind gewappnet Harry, mach dir keine Sorgen.“ „Keine Sorgen? Es könnte jederzeit ein Freund sterben.“, entgegnete der Held. Er fand das absolut nicht in Ordnung. „So läuft der Krieg.“ „Was ist, wenn wir dem Horcrux nicht gewachsen sind?“ „Das wird nicht passieren“, sagte Albus überzeugt und legte die Hand auf Harrys Schulter. Ehe der Schüler nochmal protestieren konnte, fühlte er den altbekannten Appariersog der sie zu einem weiteren Teil von Voldemorts Seele führte. „Verdammt, wieso muss ich mit?“, knurrte Harry, als sie vor dem Anwesen landeten und riss sich von Albus los. „Ich brauche deine Hilfe. Ich werde höchstwahrscheinlich nicht selbst den Ring zerstören können“, schilderte Dumbledore. Harry wurde es flau im Magen. „Warum heute?“ Seine Stimme schwankte. „Weil ein wesentlicher Schutzzauber heute seine Wirkung verliert. Voldemort müsste ihn erneuern, aber die Finte, die der Orden gelegt hat, ist zu verlockend um sofort hier aufzutauchen. Wenn der Kampf allerdings vorbei ist, wird Riddle diesen Ort sicher als nächstes aufsuchen.“ „Wenn er den zerstörten Ring findet, wird er dann nicht wissen, dass wir nach den Horcruxen suchen?“, setzte Harry entgegen. Aber Dumbledore war vorbereitet. Er zog einen glänzenden Ring hervor in dem ein pechschwarzer Stein eingebettet war. „Das hier ist ein Duplikat. Ich war schon hier, Harry und habe mir das ansehen können. Ich habe bereits versucht ihn zu zerstören. Ich weiß was uns erwartet und ich weiß, worauf Riddle achten wird, wenn er hierher kommt.“ Sie kamen ohne Probleme in das große Haus herein. Und wie gefährlich es noch werden musste, wurde Harry klar, als sie ohne Hindernisse in den Raum treten konnten und der Ring unschuldig wirkend auf einem kleinen Podest, in einem Kissen gebettet, vor ihnen lag. „Pass auf Harry, ich muss diesen Ring aufsetzten. Wenn ich das tue, kannst du ihn zerstören“, eröffnete Dumbledore, als sie an den Gegenstand herangetreten waren. „Horcruxe kann man nur mit dem Zahn eines Basilisken oder dem Dämonenfeuer vernichten“, erwiderte Harry. „Ja, die meisten. Und dann gibt es welche wie die hier. Sie sind unzerstörbar, außer sie werden getragen“, antwortete Albus und das flaue Gefühl in Harrys Magen setzte wieder ein. Das war noch nicht alles, dachte er und er lag richtig als Albus weiter sprach: „Natürlich liegt ein Fluch auf ihnen, der den Träger angreift und zu eliminieren versucht. Das wird mein Kampf sein Harry. Solange der Ring mich bekämpft, fällt sein unzerstörbarer Schutz und du kannst ihn zerstören.“ Dumbledore zog aus seinem Umhang einen Basiliskenzahn hervor. Wahrscheinlich war es jener, den er im zweiten Jahr aus der Kammer des Schreckens mitgebracht hatte. Harry starrte entsetzt auf den Zahn den Dumbledore ihm hinhielt. Nein, das konnte nicht die einzige Möglichkeit sein. Er wollte diese Verantwortung einen Menschen in den Tod rennen zu lassen, nicht tragen. Dumbledores Worte konnten einfach nicht wahr sein. Er entriss dem Direktor das Beißwerkzeug und hieb mit einem verzweifeltem Stoß auf den Ring. Der Zahn berührte nicht mal das Metall. Er prallte auf eine Schutzhülle und der weiße Dolch flog ihm durch die Gegenwucht aus der Hand, wo er in der anderen Ecke des Raumes schlitternd zum liegen kam. Ruhig ging Dumbledore darauf zu und hob ihn auf. Über dieses Resultat nicht im Mindesten überrascht, sah er Harry erwartend an. „Nein, ich werde da nicht mitmachen. Sie sagten, der Schild wäre heute erloschen!“, wehrte sich Harry. „Ist er. Der Schild, der das Tragen des Ringes verhindert.“ Nun wirkte Harry irritiert. „Warum sollte Riddle darauf achten, dass der Ring nicht getragen wird?“ „Tut er nicht. Der Schutz war schon vorher drauf.“ „Wieso sollte er den Schutz dann erneuern, wenn das Tragen ebenfalls tödlich ist?“ „Weil mit dem Schutz, dieser Ring, wirklich ein unzerstörbarer Gegengenstand ist, Harry. Es ist uralte Magie,weitergetragen von den Nachfahren, die selbst ich nicht brechen kann. Umso besser ist es, dass sie heute erloschen ist.“ „Und Riddle beherrscht diese uralte Magie?“ „Er wird wahrscheinlich dazu im Stande sein, den Schutz wieder aufzuziehen, weil er Salasars Nachfahre ist, ja. Willst du es wirklich darauf ankommen lassen?“ Harry starrte auf den Ring direkt neben sich, der harmlos auf dem kleinen Kissen lag. „Harry, der Horcrux muss zerstört werden. Ich werde diesen Ring aufsetzen. Mit oder ohne deine Zustimmung. Du hast die Möglichkeit mich zu retten.“ „Nein, es muss anders gehen.“ „Wie sonst? Sag es mir.“ Harry konnte es nicht. Er hatte nicht die leiseste Idee, wie das zu umgehen war. Es fehlte die Zeit, er war von dieser Situation überrumpelt worden und der Orden war in einem Kampf verwickelt um ihnen Zeit zu verschaffen. „Wieso müssen Sie alles ständig allein entscheiden?“, fragte Harry bitter. Mit diesen Worten gab er sich geschlagen und nahm den Zahn aus Dumbledores Hand, der wieder zu ihm getreten war. „Ich habe alle Möglichkeiten durchgespielt“, versicherte der Schulleiter. Harry schnaubte. Er sah keinen Sinn darin, dem Direktor vorzuhalten, dass dieser, so weise er auch sein mochte, mit Sicherheit niemals sämtliche Ideen dieser Welt erarbeiten konnte. Mit einem Nicken gab er dem alten Mann zu verstehen, dass er bereit war und Dumbledore enthob den Ring bedächtig aus seinem Kissen. Noch ein kurzes tiefes Einatmen und der Ring steckte an seinem Finger. Beinahe sofort zurrte sich das Schmuckstück schwitzkastenartig um den Knochen und eine schwarze Färbung schlich sich mit dämonischer Freude die Hand hinauf. Dumbledore selbst war beim Eintreten dieses Ereignisses nicht mehr ansprechbar und hatte sein Gesicht zu einer kalkweißen schockverzerrten Maske geformt. Ein stummer Schrei entfloh seinen weit aufgerissenem Mund und wirkte wie jemand, dem eine Atemnot fest im Griff hatte. Harry riss sich von diesem Anblick los, schnappte sich Dumbledores Hand und fixierte ihn auf das Kissen. Er holte aus und stach mit dem Zahn des Basilisken zu. Wieder kämpfte er gegen eine Barriere und die Waffe in seiner Hand zitterte bebend so dass sie Gefahr lief, das Ziel zu verfehlen. Doch Harry steckte all seine Kraft darein den Zahn auf Kurs zu halten und drückte weiter zu. Und es zahlte sich aus. Die Spitze berührte den Ring und dessen Verteidigung wurde schnell immer schwächer. Ein weitere Kraftschub mit beiden Händen und der Horcrux zerbarst in tausend Teile. Rasselnd schnappte Dumbledore nach Luft und lies sich auf den Boden plumpsen. „Danke Harry“, keuchte Dumbledore zittrig. Harry, sagte nichts und schaute beinahe teilnahmslos zu dem Schulleiter, wo der Fluch weiter seine Arm hinaufkraxelte. Für den war nun alles vorbei, er würde hier sterben und die Vernichtung des Horcruxes lies ihn mit der Zufriedenheit gehen, dass er alles richtig gemacht hatte. Und genau das kotzte Harry an. Dumbledore war es nicht, der mit einem nagend Gefühl der Schuld zurück blieb. Diese Ungerechtigkeit wollte er ihm nicht durchgehen lassen, also beschloss er, dass es Zeit war Dumbledore auszutricksen. Harry hob seinen Zauberstab und zielte auf den Direktor. Noch ehe er das realisieren konnte war es zu spät. Harry hatte den Zauber gesprochen. „Sectum Sempra!“ Dumpf klatschte der halbe Unterarm des Schulleiters sauber durchtrennt auf den Boden und lies der schwarzen Masse keine Chance sich weiter auszubreiten. Das befallene Gewebe wurde zersetzt bis nur noch eine mumifizierte Version eines Unterarm zu sehen war. Fassungslos starrte Dumbledore auf den Stumpf, an dem bis eben noch der Rest seines Armes gehaftet hatte. Harry war noch nicht fertig. Er nutzte die Reaktionsunfähigkeit seines Gegenüber und startete den nächsten Zauber. „Legillimenz!“ Auch wenn Albus unter Schock stand, wusste Harry, dass er nicht sehr viel Zeit hatte. Sobald sich Dumbledore gefangen hatte, würde er ihn rausschmeißen. Aber der Held suchte nach etwas ganz Bestimmtem und ob es nun seine Fähigkeit oder doch nur Glück war, fand er das Gesuchte schnell. Er sah die Information und die Bilder vor sich aufmerksam an und verbarg dieses neue Wissen gut in seinem Kopf, ehe er sich schleunigst zurückzog. Als er die Augen öffnete funkelte ihn Ablus zornig an. „Was hast du getan?“ Doch Harry kam nicht zum Antworten. Offenbar hatte sich mit der Zerstörung des Horcruxes ein weiterer Verteidigungsmechanismus aktiviert und so wurde der Schüler von einer aus Magie manifestierten Gestalt an die nächste Wand gedrückt. Dumbledore griff nach dem Zauberstab um Harry zu helfen, doch war es nicht die einzige Gestalt die aufgetaucht war und so fand er sich umzingelt von schwarzen Gebilden die ab und an eine Form andeuteten, aber sonst eher unstet blieben. „Was ist das?“, keuchte Harry. Albus schaute absolut entsetzt und schien von bösen Erinnerungen heimgesucht. „Obscuri. Ich habe lange keinen mehr gesehen. Irgendwie hat es jemand geschafft sie zu bannen. Und mit der Zerstörung des Ringes, wurden sie wieder... freigelassen.“ „Wie bekämpft man sie?“ „Gar nicht. Sie verhungern irgendwann, oder man fängt sie ein.“ „Das heißt, wir warten?“ „Das wäre unser Tod. Obscuri sind Naturgewalten, die, sind sie in einem Rausch, alles zerstören.“ „Wie fängt man sie ein?“ „Dafür sind es zu viele. Wir brauchen mehr Leute“, gestand Albus und es war das erste Mal, das Harry das von ihm hörte. Das war das Stichwort in dem die Obscuri zum Angriff übergingen. Sie stürzten sich auf die beiden Zauberer und hätten sie definitiv erreicht, wenn diese nicht vorher von einer schwarzen Rauchwolke weg gesogen wurden. Harry fühlte sich wie durch den Fleischwolf gedreht als er wieder festen Boden unter seinen Füßen spürte, weshalb es ihm unmöglich war für den Moment auf den Beinen zu bleiben. Doch das musste er gar nicht. Er wurde von einem starkem Arm aufrecht gehalten, der sich zu Severus zugehörig entpuppte, als er seinen Kopf zu seinem Retter drehte. Dieser schaute versteinert und mit zusammengepressten Kiefer auf das Haus in dem sie bis eben drinnen waren und der Druck, der von seinem Arm ausging, lies darauf schließen, dass er wohl ziemlich sauer war. Doch das war Harry egal. Er war verdammt froh Severus zu sehen. Ein Knacken lies Harry nun ebenfalls zu dem Haus schauen und konnte feststellen, dass die Obscuri sich zu einem gewaltigem Sturm aufgebaut hatten und von den Mitgliedern des Phönixordens in Schach gehalten wurden. „Was sollte diese Aktion?“, die grollende Stimme des Tränkemeisters ließen Harry zusammenzucken, doch ein Blick zu Severus ergab, dass er gar nicht ihn gemeint hatte. Neben sie hatte sich Albus aufgerappelt und hielt, erstaunlich uneingeschüchtert, Severus Todesblick stand. „Severus, es lief anders wie es geplant war, aber es musste getan werden. Heute war der beste Zeitpunkt dafür.“ „Scheiß auf den Zeitpunkt! Wir hatten eine Abmachung. Entweder du gehst alleine, oder ich komme mit. Was wäre mit deinem tollen Plan gewesen, wenn er drauf gegangen wäre?“ „Wie hättest du in deinem Zustand denn helfen können? Meine Möglichkeiten waren begrenzt“, fauchte der Direktor zurück. Der Arm, der Harry immer noch im Griff hatte, spannte sich noch weiter an und der Schüler fürchtete, dass Severus gleich auf Albus losgehen würde. Er legte beruhigend aber mit einer leisen Forderung seine Hand auf die von Severus und das schien den Tränkemeister tatsächlich zurück zu halten. Er lies sich nichts anmerken, aber der Griff wurde, wenn auch nur geringfügig, wieder lockerer. Severus sah Albus zornig an und bemerkte dabei den Stumpf, sagte dazu aber nichts. „Du hast eine Vereinbarung gebrochen. Lebe mit den Konsequenzen“, zischte der Tränkemeister ungnädig und was das genau zu bedeuten hatte, sollte sich bald herausstellen. Ihre Unterhaltung wurde unterbrochen als das Haus in sich zusammen fiel und die Obscuri nun ausgepowert sich jede in eine Hülle befanden. „Verdammt Albus, was ist hier passiert. Wieso ist Harry hier?“, fragte Sirius und blieb vor den dreien stehen. Dabei beäugte er Severus missbilligend der Harry mit seinem Arm immer noch umklammerte. „Musst du ihn so festhalten, Giftmischer?“ „Klappe, Köter. Glaub mir, heute habe ich mich nicht sehr gut unter Kontrolle.“ Harry glaubte das sofort, weshalb er sich schnell aus Severus Arm herauswand um einen Streit zu vermeiden. „Wieso seid ihr alle hier?“ fragte er schnell. Remus übernahm die Antwort. „Severus hat uns geholt. Er tauchte in der Schlacht auf und hat gewütet wie ein Tier und als alles vorbei war, sagte er, du wärst in Gefahr. Er hat uns dann hierher geführt.“ Und dann an Severus gewandt: „Woher wusstest du das alles eigentlich?“ „Das können wir ein anderes mal besprechen. Wenn ich das hier richtig einschätze, besteht die Gefahr, dass bald der dunkle Lord plus Konsorten hier auftauchen. Wir müssen hier verschwinden“, schaltete sich Albus ein. „Hast du uns etwa in eine Falle geführt?“, sagte Sirius giftig und packte Severus am Kragen. 'Jetzt ist der Kopf ab' dachte sich Harry, doch Severus blieb überraschend ruhig. „Schluss jetzt! Severus hat uns nicht verraten, lass ihn los“, versuchte Albus zu schlichten und gab dabei freie Sicht auf seine Verletzung. „Albus, was ist mit deiner Hand passiert?“ Der Schock stand den meisten ins Gesicht geschrieben. „Ein Unfall auf dieser Mission“, winkte er ab und zog seinen Zauberstab. Er setzte das Haus wieder instand und zog das Duplikat hervor. Er webte die selben Zauber samt der Obscuri ein, die auf dem Original waren und lies es in das Haus schweben. Es sollte Voldemort nicht auffallen. „Was hat der Ring damit zu tun?“, fragte Sirius, als er dem Ordensoberhaupt zugeschaut hatte. „Willst du das wissen?“, fragte Severus und lächelte böse. „Severus!“, zischte Albus ermahnend. „Ich sage gar nichts“, schnarrte der Tränkemeister. Er nahm Harrys Arm und apparierte fort. Severus und Harry landeten an der Grenze zu Hogwarts am Rande des verbotenen Waldes, doch zum Schloss gingen sie nicht. Der Spion, jetzt in sehr müder Erscheinung, schleppte sich ein wenig weiter Richtung Wald und lies sich auf einen umgeknickten, vom Rinde befreitem, Baum fallen. Harry war ihm schweigend und mit gewisser Sorge gefolgt und blieb schließlich vor ihm stehen. Das gab Severus die Gelegenheit, Harry ein wenig näher zu sich zu ziehen und seine Stirn unterhalb Harrys Brust zu lehnen. „Der Tag heute, hat mir klar gemacht, was passieren kann, wenn man auf jemanden nicht zählen kann. Albus hatte Recht, mit mir war nichts anzufangen. Das muss sich ändern. Bist du bereit, meine Geschichte zu hören?“ „Immer“, sagte Harry und Severus begann zu erzählen. -------------------------------------- Eine triviale Anmerkung: Natürlich haben sie sich gegenseitig alle was zu Weihnachten geschenkt. Auch Harry hat etwas von den Weasleys, Hermine und Sirius bekommen. Ich fand es nur nicht wichtig, dass jetzt auszuschmücken (und habs auch irgendwie vergessen, weils so selbstverständlich ist). Noch eine triviale Anmerkung: Eigentlich wollte ich Severus Geschichte hier schon mit reinnehmen, aber als ich bis hier hin geschrieben habe, fand ich es richtig den Cut hier zu setzten. Wäre sonst echt ein bisschen viel geworden. Kapitel 34: Snapes Geschichte ----------------------------- Hallo! Bitte schlagt mich nicht! Die letzten Monate hatte ich wirklich, wirklich wenig Zeit gehabt. Vollzeitjob und Fernstudium. Die Projektarbeit ist abgegeben und nun kann ich weiter schreiben. Nächstes Update wird wohl aber erst im Februar sein, weil ich für die letzten anstehenden Prüfungen noch lernen muss. Wisst ihr überhaupt noch worum es geht ^^' ? Ich bewundere euch, wenn ihr es tut. Weils wirklich schon lange her ist, mache ich mal einen sehr groben Abriss zum letzten Kapitel: Snape war in seiner alljählichen Stimmung, wo er in ein emotionales Loch fällt, das er jedes jahr zu seinen Geburtstag hat. Genau an diesen Tag hatte Albus beschlossen, einen weiteren Horcrux zu zerstören, weil der Schutzbann geschwächt war. Nach einer kleinen Auseinandersetzung mit Lucius ging Harry also zu Dumbledore, der ihn auf diese Mission mehr doer weniger zwang, wärhend der Orden in einem Kampf als Ablenkung diente. Harry zerstört zusammen mit Albus den Horcrux, bekommen aber Schwierigkeiten. Sie werden vom Orden und Severus gerettet. Nach einem kurzen Wortgefecht mit Albus, nimmt Snape Harry mit. Auf den Länderein von Hogwarts will Snape den Grund erzählen, wieso er immer zu seinem Geburtstag, so unausstehlich ist. Noch nicht Betagelesen, also sind Fehler sehr wahrscheinlich. .......................................................................... „Ich bin in den 60er zur Zeit des Inflationsdesasters aufgewachsen. Damals war Cokeworth noch ein heruntergekommenes Arbeiterviertel in dem auch meine Straße lag.“ Snape machte eine kurze Pause. „Sie sieht heute noch genauso wie damals aus.“ „Dort wo du Mom kennen gelernt hast?“ Snape schüttelte mit dem Kopf. „Deine Mutter wohnte ein paar Straßen weiter welches man zu den besseren Gegenden in diesem Viertel zählen konnte. Dort gehörten sie noch zur unteren Mittelschicht.“ Snape flog ein winziges Lächeln über die Lippen. „Doch ihr Charakter war der einer Königin.“ Harry freute sich über dieses Lob und auch wenn er wusste, dass seine Mutter einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn hatte, wusste er ganz genau, dass sie einfach ein normaler liebenswerter Mensch gewesen war. So schwante ihm, dass der Charakter seiner gewohnten Umgebung, Snapes Familie, mindestens nicht gut gewesen sein muss um so einen Vergleich leichtfertig zu ziehen. „Meine Mutter hieß Eileen Prince und war eine Hexe. Sie heiratete einen Muggel. Sein Name war Tobias Snape.“ Severus war also ein Halbblut. Harry fiel auf, dass Severus Tobias nicht seinen Vater nannte. „Die ersten Jahre, etwa bis ich sechs war, hatten wir alle eine gute Zeit. Tobias arbeitete in einer Fabrik und verdiente nicht schlecht. Er war nett und scherzte manchmal ganz gerne. Meine Mutter blieb zu Hause und beschäftigte sich viel mit mir. Alle waren zufrieden.“ Harry spürte das große »Aber«. „Was ist passiert?“ fragte er. „Tobias Snape verabscheut Zauberei.“ Das machte Harry sprachlos. In ihm kamen hundert Fragen hoch, viele die Parallelen zu sich sahen, aber sich kaum traute nach Bestätigung zu fragen. Doch seine Augen brannten die eine Frage heraus, die wohl am offensichtlichsten war und die die meisten völlig verständnislos fragen würden: Warum hat der Fabrikarbeiter dann eine Magierin geheiratet? Snape lächelte bitter über das Mienenspiel, so als könne er Harrys Gedanken gut nachvollziehen. Schließlich redete er weiter. „Meine Mutter liebte ihn und sie war sich seiner Abneigung bewusst. Sie hat ihre magische Fähigkeit vor ihm verborgen in der Hoffnung so ein schönes Leben mit ihm führen zu können.“ „Die ersten Jahre hat es offenbar funktioniert. Hat sie die Zauberei nie vermisst?“ „Das hat sie. Mit der Zeit wurde sie unglücklicher, obwohl es uns gut ging. Um diesen Frieden zu wahren, hat sie mich schon früh darüber aufgeklärt was ich bin und dass ich es nicht zeigen darf. Da sie selbst – wie du schon vermutet hast- die Zauberei vermisste, brachte sie mir ein paar Zauber bei. Allen voran natürlich um meine Magie besser unter Kontrolle zu halten. Das ging ein paar Jahre gut.“ „Bis zu deinem sechsten Lebensjahr“ vermutete Harry. Severus nickte und kniff die Lippen zusammen. Es fiel ihm offensichtlich schwer diese Erinnerungen Revue passieren zu lassen und Harry begriff, dass dies nur einer von vielen Momenten war, die der Tränkemeister in dieser Geschichte bereute. „Ich habe nicht aufgepasst... oder nein, ich habe es provoziert. An einen der schneereicheren Tage im Winter haben wir auf dem Rückweg vom Markt spontan eine Schneeballschlacht gemacht. Und weil Tobias so viel schneller war als ich und nicht zu stoppen war, habe ich fünf Schneebälle auf einmal nach ihm geworfen.“ Harry musste nicht fragen wie Snape das angestellt hatte. Sein Vater musste ziemlich entgeistert geguckt haben, als sein kleiner Sohn vier weiße Bälle um ihn schweben sah und dann direkt auf ihn zuflogen, samt den Fünften, den Severus eigenhändig schmiss. Der Spaß an diesem Tag nahm ein jähes Ende. Severus Mutter hatte ihn vor dem Zorn seines Vaters geschützt und ihr Geheimnis schließlich verraten. Der Mann war außer sich, fühlte sich betrogen und schlug seine Frau an jenem Tag zum ersten mal. Ein Keim aus Hass setzte sich in Tobias Herzen fest und wuchs über die Jahre zu einem übergroßen Geschwür, das jede Liebe aus ihm bannte. „Nach dieser Geschichte verlor er bald seinen Job, machte sich zu einem Säufer und wurde ein Tyrann.“ „Die Narben auf deinem Rücken...“ „Ja, sie sind von ihm. Obwohl es mich ziemlich oft erwischt hat, so traf es meiner Mutter noch öfter. Dieses Geheimnis, das er als Verrat betrachtete, konnte er ihr nicht verzeihen.“ „Wieso sind sie nicht getrennte Wege gegangen?“ „Ich weiß es nicht. Vermutlich hatte meine Mutter keinen anderen Ort an den sie gehen konnte. Aber der Hauptgrund vermutlich war, dass sie ihn nach wie vor liebte. Die schönen Jahre blieben in ihrer Seele noch lange präsent und sie wollte die Hoffnung nicht aufgeben, dass diese Zeit irgendwann wiederkam.“ Harry schaute betroffen seinen Lehrer an, der anscheinend in einer der Erinnerungen dieser Geschichte verweilte und eine Weile herrschte beklommenes Schweigen. „Hat sie dich danach gehasst?“, fragte er schließlich. Leicht schüttelte Severus mit dem Kopf. „Ich wünschte das hätte sie. Das hätte mir die jährlichen Aussetzer erspart. Sie machte mir keinen Vorwurf. Sie förderte mich weiter. Heimlich. Irgendwann pendelte sich eine Art Routine ein. Grundschule, Prügel, Freizeit, Prügel, Schlafen. Vier Jahre lang. Was inzwischen mit meiner Mutter passierte, konnte ich nur erahnen. Aber mit jedem Tag starb ein Stückchen mehr von ihr. Bis auf Lily war sie das Einzige was ich hatte. Erst recht, als meine Hogwartszeit begann und Lily sich durch die Häuserverteilung von mir langsam aber stetig distanzierte.“ Severus atmete eine tief ein und wieder aus. Offenbar kam jetzt der schwierigste Part. „Dann kamen die Sommerferien zwischen dem zweiten und dritten Schuljahr. Ich hatte mich mit Lily gestritten und war viel zu Hause. Ich merkte dass meine Mutter anfing mich zu meiden. Ihre Augen waren seid dem letzten Jahr nun völlig abgestumpft und sie funktionierte mehr oder weniger nur noch wie eine Maschine. Nur wenn ich von Hogwarts erzählte, schien sie ein wenig aufzublühen. Ich wollte ihr helfen, wusste aber beim besten Willen nicht wie. Ich hatte ihr mehrfach vorgeschlagen wegzugehen, weg von Tobias, aber sie lächelte darüber nur... müde.“ „Warum hat sie sich quälen lassen?“ flüsterte Harry. Es vergingen ein paar Sekunden bis Snape sich zu einer Antwort durchringen konnte. Eine, die ihm bis heute nicht schmeckte. „Weil sie ihn geliebt hat. Aber es war eine einseitige Liebe geworden und das hat sie irgendwann nicht mehr ertragen können.“ Bei Harry schrillten die Alarmglocken. „Wie meinst du das?“ „Lily und ich hatte einen großen Streit, weshalb ich die meiste Zeit zu Hause blieb, oder allein durch die Gegend zog. Meine Mutter schien darüber nicht glücklich und es wirkte, als wäre ich ihr zum ersten mal... störend. Sie hat mich weiter umsorgt, mir zugehört, doch es schwang immer eine gewisse Unruhe mit. „Als ich ihr versprach zu Lily zu gehen und mich mit ihr auszusöhnen, da hat sie fast gestrahlt. Und ich war froh sie wenigstens ein bisschen glücklich zu machen. Es war war mein dreizehnter Geburtstag als ich mich auf dem Weg machte.“ „Als ich wieder kam stand das Haus in Flammen. Mein Vater stand teilnahmslos vor der Hütte, dass wie eine Fackel brannte, während meine Mutter sich von der Hitze fressen lies.“ In Harry stieg das Grauen hoch. Severus hat gesehen, wie seine Mutter bei lebendigem Leibe verbrannte. „Ich habe sie gesehen. Es gab einen Fluchtweg. Ich kannte genug Zauber die Zeit hätten verschaffen können. Ich hätte sie retten können. Sollen.“ „Aber sie wollte es nicht.“ Snape nickte. Eileen wollte es nicht. Sie hatte den Freitot gewählt und Snape mit seinen dreizehn Jahren, der die Möglichkeit hatte sie dort raus zu holen, hatte die Entscheidung treffen müssen, ob er ihr diesen Wunsch erfüllte. Mit Sicherheit hätte er seine Mutter noch viele Jahre gebraucht. Umso schmerzhafter war die Erkenntnis, dass wiederum Severus allein ihr nicht Kraft genug sein konnte. Und in der Verzweiflung keine klare Antwort zu finden, lies er sie gehen. Bis heute hasste er sich für diese Entscheidung. Bis heute, wusste er nicht was er hätte tun sollen. Die Schuld, dass er falsch gewählt hatte, zerfraß ihn wie jenes Feuer bei der ihrer kleinen Hütte. Im Grunde genommen, fing es bei seinem Missgeschick bei der Schneeballschlacht an. Hätte er sich kontrolliert, wäre das nicht passiert. Und seine Familie wäre eine Weile länger heil geblieben. Vielleicht sogar heute noch. Das war sicher einer seiner Gedanken, vermutete Harry. Und er erkannte, dass es längst nicht mehr um die richtige oder falsche Entscheidung ging. Was Snape brauchte war ein Abschluss. Harry kniete sich vor Severus und legte behutsam eine Hand auf die mittlerweile verkrampften Fäuste seines Lehrers. Erst nach ein paar Sekunden überwand sich Snape Harry ins Gesicht zu schauen. Und das war der Moment den er brauchte damit seine Worte Wirkung zeigten. „Du hast alles richtig gemacht.“ Severus sah ihn erst verwirrt, dann ein wenig wütend an. Schüttelte den Kopf und kämpfte mit den Tränen. Harry drückt ihn an sich und wiederholte seine Worte wie ein Mantra. Snape krallte sich in Harrys Umhang und lies alle Gefühle, die ihn über die Jahre gequält hatten aus sich fließen. So lange bis er sich erlaubte Harry Worten ein bisschen Glauben zu schenken. Sie zu akzeptieren, aber noch nicht in sein Verständnis zu lassen. Harry und Snape nahmen einen der Geheimgänge um zurück zum Schloss und zu Severus Räumen zu gelangen. Der Held fand es besser, wenn sie niemanden auf dem Weg begegneten und er war sich sicher, dass das sein Lehrer spätestens am nächsten Morgen auch so empfand. Harry schaute auf seine Hand, welche die von Severus umschloss und mit leichter Kraft hinter sich herzog. Snape lies sich führen. Er hatte, seid sie sich auf dem Weg gemacht hatten, nichts gesagt. Seine Augen wirkten zwar müde, aber klar. Snape war weit weg, aber anscheinend nicht in einer Lethargie gefangen. Er schien einfach nur... zu grübeln. Sie schafften es ungesehen in die Privaträume zu gelangen. Dort schob der Schüler seinen Lehrer in sein Schlafzimmer. Er wartete bis Snape sich seiner Robe und seinen Schuhen entledigte und sich dann so wie er war ins Bett fallen lies. Harry drehte sich um, um das Schlafzimmer zu verlassen, wurde dann aber am Handgelenk gepackt und aufs Bett gezogen. Er quietschte fast erschrocken auf als sich zwei ziemlich kräftige Arme um ihn schlangen und er Snapes Atem in seinem Nacken spürte, was ihm eine Gänsehaut bescherte. „Severus?“ fragte Harry unsicher. „Nur heute“, sprach der Tränkemeister leise hinter ihm und der Held lies es geschehen. Harry träumte davon wie Snape ihm leicht über die Wange strich. Ihn anders bettete, aber immer noch umschlugen hielt. Er träumt von einem Kuss auf die Stirn und einem geflüstertem „Danke“. Als Harry aufwachte fühlte er sich geborgen und beschützt. Und er wusste, nur auf Grund dieser Empfindungen, bei wem er sich befand. Er musste sich in der Nacht gedreht haben, denn Harrys Kopf war mittlerweile auf Severus Brust platziert, welcher auf dem Rücken lag und ihn nach wie vor mit den Armen umschloss. Harry war sich sicher, dass es kein Donnerwetter geben würde, würde Snape genau jetzt aufwachen und sie in so einer Position wiederfinden, doch Harry könnte mit so einem Moment noch nicht umgehen, weshalb es ihm wichtig war, das Bett zu verlassen, bevor Severus seine Augen aufschlug. Er merkte, dass die Umarmung nur noch lose war und Snapes Arm seitlich zur Seite rutschte, als er sich vorsichtig aufrichtete. Am Morgen waren die Räume noch ziemlich kalt, weshalb er sich seinen Umhang schnappte und ihn sich überwarf. Als er es aus dem Schlafzimmer geschafft hatte, überlegte der Held, was er jetzt machen sollte. Er wollte zumindest solange hier bleiben, bis Severus wach und aufgestanden war. Seine Geschichte zu erzählen hatte dem Mann zwar gut getan - zumindest war er weit mehr gefasst geblieben als letztes Jahr – aber er wollte sicher gehen, ob er wirklich wieder der alte war. Also beschloss Harry ein kleines Frühstück mit Kaffee und Tee zu machen. Er hatte ziemlichen Hunger. Er werkelte vielleicht seit einer viertel Stunde in der Küche indem er den Tee vorbereitete und die Schränke inspizierte auf der Suche nach etwas, das als essbar durchging. Er fand drei Äpfel, ein wenig Brot und Käse. Als er sich die Hände waschen wollte, stockte er. An seinen aufgekrempelten Ärmel bemerkte er etwas. Sein Armband fehlte. „Wann ist das passiert?“, murmelte er leise. „Irgendwann im Anwesen der Gaunts.“ Harry drehte sich überrascht um. Severus lehnte am Türrahmen und sah ihn an. Ein Hauch von Missmut spiegelte sich in seinen Augen. Harry konnte nicht sagen wie lange er da schon stand. Er schaute wieder an seinem Handgelenk und war verwirrt. „Wie hast du mich dann gestern gefunden?“ Snape stieß sich vom Türrahmen ab und ging auf Harry zu. Als er vor ihm stand zog er seinen Schüler an sich, der erschrocken aufjapste, und lies seine Hände unter den Umhang verschwinden. Sie wanderten an der Innenseite entlang und streiften dabei Harrys Seiten. Offenbar suchte der Tränkemeister etwas, aber Harry machte diese intime Geste verdammt nervös. So dicht wie er an Severus stand, war er sich sicher, dass sein schnelles Herz zu hören war. Schließlich schien sein Lehrer fündig geworden zu sein und holte eine kleine ovale Brosche hervor. „Bist du Lucius begegnet?“, fragte Severus als er das Stück begutachtete. Harry versuchte seine Sprache wiederzufinden. „Äh... ja, gestern früh. Er stand vor deiner Tür.“ Er überlegte, wie er die Begegnung am besten zusammenfassen konnte. „Er hat mich gegen die Wand gedrückt und gemeint, dass wir uns gut überlegen sollen was wir tun.“ „Da muss er dir das untergeschoben haben“, schlussfolgerte Snape. „Was ist das?“ „Das ist ein magischer Gegenstand, der dir deinen Standort vermittelt, wenn du ihn bei dir trägst. Natürlich musst du im Besitz des Gegenstückes sein.“ Harrys Mimik änderte sich von neugierig zu entsetzt. „Wollte Mister Malfoy mich so verfolgen? Damit Voldemort weiß was wir tun?“ Snape sagte nichts darauf sondern fasste nun in die Innenseite seines eigenen Umhangs und zog ein identisches Exemplar hervor. „DU bist im Besitz des Gegenstückes?“ Nun verstand Harry gar nicht mehr. „Ja, es lag gestern durch die Tür geschoben am Eingang.“ „Mr Malfoy hat das Gegenstück dir überlassen?“ „Offenbar.“ „Was bedeutet das?“ „Dass wir vorsichtig sein sollten. Er hatte wohl den Plan des Ordens durchschaut und damit gerechnet, dass mindestens du zum Anwesen der Gaunts gehst. Er war wohl der Meinung, dass ich dich schnell finden sollte.“ „Woher sollte er das wissen? Warum hat er das getan?“ „Ich weiß es nicht. Und genau deshalb sollten wir vorsichtig sein.“ Snape legte die Brosche zum seinem Gegenstück, welche ruckzug wie Magnete aneinanderklebten, und verwahrte sie in seinem Schreibtisch. Harry hatte die Vermutung dass diese Gegenstände schwarzmagisch waren, einfach, weil sie von Mr. Malfoy stammten. „Wie geht es dir?“, fragte Harry, als Snape sich zu ihm gesetzt hatte und begann den Käse für sein Brot in Scheiben zu schneiden. Er schnitt sogar noch ein paar mehr und reichte sie Harry, der sie gerne annahm. „Gut.“, sagte er und bis ins Brot. Doch dann beschloss er paar Worte mehr zu verlieren. „Danke das du geblieben bist. Was du gestern für mich getan hast bedeutet mir sehr viel.“ „Ich hab nur zugehört“, sagte Harry. „Du hast vielmehr getan als das.“ Was genau, konnte oder wollte Snape nicht sagen. Harry fand das ok und es war ihm auch nicht wichtig das zu wissen. Wenn es Severus weitergebracht hatte, war er zufrieden. Harry dachte an den gestrigen Tag zurück. An das was im Anwesen der Gaunts passiert war. Nachdem der Horcrux zerstört war, ist er in Albus Geist eingedrungen. Und langsam rieselte die Information zu ihm durch, die er bis dahin in sich verwahrt hatte. „Severus.“ „Hm?“, machte sein Lehrer und sah ihn an. Offenbar war auch er bis eben in Gedanken gewesen. „Ich weiß, wo die anderen Horcruxe versteckt sind.“ Snape fiel das Käsebrot aus der Hand. .......................................................................... Ich weiß, nach so lange Zeit war es eines der kürzeren Kapitel. Aber dafür viel Snape und Harry : ) Ich wünsche euch hier schonmal frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr! LG Fabien Kapitel 35: Karten neu gemischt ------------------------------- Hallo Zusammen! Ich habe die Prüfungen nun hinter mir und auch bestanden. Juhu! Damit ist es leider aber noch nicht vorbei. Es kommt eine große Arbeit auf mich zu, die ein Jahr beanspruchen wird. Das geht aber erst mitte Juli los. Trotzdem muss ich etliches vorbereiten. Ich gebe mir aber Mühe, die Wartezeiten so gering wie möglich zu halten. Das Kapitel ist für meine Verhältnisse recht lang. Ich hoffe, ihr habt Spaß damit! ................................................... Snape erlangte schnell wieder seine Fassung. Er schaute Harry einen Moment schweigend an, ehe er sein Brot wieder vom Tisch auflas und seine Frage stellte. „Wie hat Albus eigentlich seine Hand verloren?“ Es war nicht die Offensichtlichste. Untypisch für andere, typisch für ihn. „Du willst nicht wissen wo die anderen Horcruxe sind?“, wollte Harry wissen. Es war keine all zu große Überraschung für ihn, doch er wollte sein Wissen unbedingt mit Severus teilen. Doch der nahm in Ruhe einen Schluck Kaffee. Als würden sie sich über das Wetter unterhalten. Ob ihn ein Donnerwetter erwarten würde? „Du wirst es mir gleich noch erzählen. Doch du musst dringend an deiner dramaturgischen Präsentation arbeiten. Schmeiß die größten Brocken nicht gleich am Morgen auf den Teller, das kann keiner verdauen. Und jetzt erzähl von Anfang an was passiert ist. Solange kannst du dich in der kurzen Zeit deiner Überlegenheit sonnen.“ „Dramaturgisch besser vermitteln, ja?“ Harry lehnte sich in seinen Stuhl zurück und zog die Beine an sich. Er blickte kurz an die Decke als er anfing. „Es war einmal...“ „Nur Märchen fangen mit 'es war einmal' an. Ich muss annehmen, dass du mir eine Lüge auftischen willst.“ Harry seufzte. Versuch Eins war gefloppt. Er überlegte erneut. „In einem weit entfernten Land...“ „Das Anwesen der Gaunts steht nur ein paar hundert Meilen von hier, von einem weit entfernten Land kann nicht die Rede sein“, grätschte Snape wieder dazwischen. Harry rollte mit den Augen und lies seinen Kopf auf die Arme sinken. „Phu, du machst es einem nicht einfach einen Einstieg zu finden.“ Severus deutet auf seine Büchersammlung. „Ich bin einen hohen Standard gewohnt.“ Harry kannte diesen Standard. Sein literarisches Können lag meilenweit darunter. Er beschloss einen letzten Versuch. Wenn es Severus immer noch nicht passte, würde er einfach weiter erzählen. „Eine unheilschwangere Atmosphäre breitete sich aus, als ich nach dem Ruf von Albus in seinem Büro stand und dieser mit eiligen Schritten auf mich zukam. Es waren die Schritte des Verderbens der nächsten Stunden.“ Snape lehnte sich zufrieden zurück. „Er informierte mich, dass er mich zum Anwesen der Gaunts mitnehmen würde um einen Horcrux zu zerstören. Ich war völlig überrumpelt. Ich habe erst dort erfahren, dass der Orden sich in einem Ablenkungsmanöver befindet, damit der Horcrux zerstört werden kann.“ Severus presste die Lippen aufeinander und senkte den Blick. „Ich wusste von dem Plan. Ich war entschuldigt wegen meines Zustandes. Doch ich kann dir versichern, dass du niemals Teil dieses Plans sein solltest. Es war abgemacht, dich da raus zu halten.“ Harry nickte nur und erzählte weiter. „Er apparierte mit mir und wir kamen ziemlich schnell in das Haus hinein. Die richtigen Probleme verursachte erst der Ring selbst. Um es kurz zu machen: Dumbledore fasst ihn an, womit sich ein Fluch auf ihn übertrug. Ich hatte damit freie Bahn den Ring zu zerstören. Nachdem das geschehen war, war Dumbledore dem Ende nahe. Er hatte vor den Löffel abzugeben...“ Harry spürte erneut die Wut in sich aufwallen über die Methode mit der sich der Direktor aus der Verantwortung hatte ziehen wollen. Er schaute aus dem Fenster. „Aber auf diese Weise wollte ich ihn nicht gehen lassen. Mit dem Sectum Sempra habe ich ihm den Arm abgesäbelt, damit der Fluch nicht weiter seinen Körper befallen konnte. Er war so überrumpelt, dass es mir die Möglichkeit gab in seinen Geist zu blicken.“ Harry blickte wieder zu seinem Lehrer und hätte er ihn beschreiben müssen, dann würde er sagen, dessen Gesichtsausdruck war absolut steinern. Er saß gerade auf seinen Stuhl und behielt seine neutrale Miene, doch schien sie seltsam festgefroren zu sein. Ein Zeichen, dass Severus ziemlich sauer war. „Das war verdammt gefährlich“, presste der Tränkemeister hervor. „Du hast gesagt ich soll ihn austricksen“, konterte Harry. „Verdammt Harry weißt du überhaupt-“ „Der Trinkpokal von Helga Huffelpuff, derzeit im Gringotsverlies der Lestranges. Rowena Ravenclaws Diadem, verschollen hier irgendwo in Hogwarts. Nagini und schließlich ich“, zählte Harry eilig auf um Severus Wut den Wind aus den Segeln zu nehmen. „Halte mir diese Predigt irgendwann ein anderes mal. Was machen wir jetzt mit diesem Wissen?“ In der Tat schien diese Taktik aufzugehen. Severus rang mit sich welchem Empfinden er eher nachgeben sollte (bzw. OB er einem Empfinden nachgeben sollte) und lies sich schließlich knurrend auf seinen Stuhl zurückfallen. „Wir schieben viel zu viele Predigten auf“, brummte er. Harry verschränkte die Arme. „Gut, dann gleiches Recht für alle. Ich hätte auch genug Standpauken die dich betreffen.“ Ergeben hob Snape die Hände. „Wir schieben die Predigt auf“, sagte er und verfiel kurz darauf in einen Denkprozess, der die neuen Perspektiven beleuchtete. Harry sah ihn gerne dabei zu, obwohl sein Lehrer nur dasaß, den Zeigefinger an seine Stirn tippte und ziemlich ernst den Tisch anstarrte. „Wenn wir optimistisch sind, gibt es ein gute Sache daran. Denn zwei von vier Horcruxen sind in unserer Nähe“, sagte er schließlich. „Ich und das Diadem“, zählte Harry auf. „Ja.“ „Und die anderen beiden?“ „Das hängt von den nächsten Stunden ab.“ Ehe Harry fragen konnte, was sie die nächsten Stunden zu erwarten hatten, klopfte äußerst energisch eine schwarze Eule an das Küchenfenster. Der Tränkemeister öffnete es mit einer Hand und das Tier landete auf den Tisch. Snape wollte ihm den Brief abnehmen, doch der Vogel pickte ihn in den Handrücken und kreischte kurz auf. „Ich versteh schon“, brummte Severus genervt und fischte zwei Eulenkekse aus der Dose hinter ihm. Die Eule gurrte zufrieden und lies sich, während es den ersten Keks schmatzte, den Brief abnehmen. „Ein Ordenstreffen in einer Stunde“, las Snape. Seine Augen wanderten über den Rand des Briefes zu Harry. „Einberufen von Sirius Black.“ Harry verschluckte sich an seinem Tee und sah Severus verwirrt an. „Was hat das zu bedeuten?“ „Dass der Köter wohl offenbar doch nicht so begriffsstutzig ist, wie ich dachte. Komm.“ Harry hatte damit gerechnet, dass Snape wenigstens abgeneigt war. Vielleicht auch das ein oder andere Kraftwort fiel. Dass dem nicht so war, sagte ihm, dass sein Lehrer wohl mit so etwas gerechnet haben musste. Gemeinsam räumten sie den Tisch ab und machten sich auf dem Weg. Sie holten Ron und Hermine ab, wo Harry sie über die letzten Geschehnisse in Kenntnis setzte. Am Eingangstor warteten schon die Zwillinge. „Harry wie geht’s? Gab es noch irgendwelche Probleme?“ Harry dachte an Snapes Vergangenheit, die er ihm nach der beinahe tödlichen Ringzerstörung offenbart hatte. Aber das war ein Geheimnis zwischen Severus und ihm. „Alles in Ordnung, danke. Und bei euch?“, sagte er deshalb nur. Fred zuckte mit den Schultern. „Wir haben uns nach eurem Verschwinden auch ziemlich schnell verstreut. Was meint ihr um was es heute gehen soll?“ Harry zuckte mit den Schultern. „Vielleicht eine Nachbereitung der Geschehnisse?“ Alle Augen wanderten zu Severus, doch seine Miene blieb unverbindlich. Er erkundigte sich lediglich ob die Zwillinge im Stande waren zu apparieren. Nachdem sie bejaht hatten, nahmen Fred und George Ron und Hermine mit und Harry wurde von Snape in den altbekannten Sog gezogen. Sie hörten schon die aufgebrachte Stimme von Sirius, bevor sie sich überhaupt richtig im Eingangsbereich manifestiert hatten. Albus schien ebenfalls schon anwesend. Seine Stimme war weniger aufgebracht, aber dennoch energisch. Anscheinend versuchte er seine Meinung zu verteidigen. Harry musste sich auch nicht lange fragen was Thema ist. Sobald er die Küche erreicht hatte, flog das erste Stichwort. Und es war eines, dass Harry sehr überraschte. „Horcruxe! Ernsthaft Albus? Wann hast du vorgehabt uns das zu sagen?“ „Hast du es überhaupt geplant zu sagen?“, sagte Remus. Molly nickte hastig, auch sie hatte sich das selbe gefragt. Dumbledore stützte sich mit seinen Händen am Tisch ab. Dabei konnte Harry sehen, dass Dumbledores untere Unterarmhälfte durch eine Prothese mit frei beweglichen Gliedmaßen komplettiert wurde. „Eine magische Prothese. Sie erlangt ihre Beweglichkeit durch die körpereigene Magie“, erklärte Ron flüsternd, als er Harrys irritierten Blick sah. „Du hast wirklich Dumbledores Arm gestutzt. Ich konnte es fast nicht glauben, als du uns vorhin die Geschichte erzählt hast.“ Dumbledore unterdessen beharrte auf seinen Standpunkt. Wobei es sich mittlerweile um eine Rechtfertigung handelte. Die Dinge sind bereits geschehen. Und das nicht zu seinem geplanten Vorhaben. „Es ist wichtig, dass so wenig Leute wie möglich davon wissen. Diese Information könnte bei jedem von euch herausgefoltert werden.“ „Warum leugenet er es nicht?“, flüsterte Harry zu Severus. „Weil er nicht mehr das Recht dazu hat“, antwortete dieser kryptisch. Sirius schlagende Faust auf dem Tisch, verhinderte eine gedankliche Analyse zu diesen Worten. „Einen Dreck werd ich tun. Diese Dinger zu zerstören ist unsere Aufgabe! Nicht Harrys!“, polterte sein Pate. Albus lächelte sardonisch. „Du wirst nicht alle unschädlich machen können.“ „Und wieso nicht?“ „Weil einer davon in Hogwarts ist. Darum werde ich mich kümmern“, mischte sich Snape ein. Offenbar wollte er nicht, dass alle wussten, dass Harry eines „dieser Dinger“ war, die es zu zerstören galt. Harry sah das genauso. Voldemort selbst hatte keine Ahnung von Harry als Horcrux. Es war besser, wenn dieses Wissen bei den bereits bekannten Personen blieb. Das sah auch Albus ein und sagte nichts weiter dazu. Doch er warf Snape einen Blick zu, der sagte, dass es zwischen ihnen noch einiges zu diskutieren bedarf. Das blieb aber von den Beteiligten unbemerkt, weil Sirius sofort zu Harry lief. „Harry verdammt, wieso hast du das für dich behalten? Du musst deine Bürde nicht größer machen, als sie ohnehin schon ist!“ „Es war eine Absprache“, sagte Harry nur, weil er nicht wusste, was er sonst noch dazu sagen sollte. Er schaut in den Raum und sah die restlichen Mitglieder die ziemlich ernst drein blickten. Remus sah sehr nachdenklich aus und wandte sich schließlich vorsichtig an Severus. „Demnach kann man davon ausgehen, dass der Standort der Horcruxe bekannt ist?“ „Ja, aber tröstet euch, diese Information konnte erst gestern in Erfahrung gebracht werden“, antwortete Snape. Harry schaute bei der Bemerkung zu Albus, der ihn mit einem Blick bedachte der klar zeigte, dass er ihm den Legilimentik-Angriff nicht verziehen hatte. „Dann sollten wir wohl jetzt am besten darüber reden, wie wir diese Artefakte unschädlich machen können“, schlug Remus vor. Ein kollektives Nicken folgte. „Also, was sind die anderen Horcruxe und wo sind sie versteckt?“ Albus gab sein Wissen preis und sie diskutierten darüber, wie man am besten an sie gelangte. Sie schmiedeten Pläne die alle mit einbezog. Sie würden sich den Trinkpokal zuerst vornehmen. Snape würde einen Vielsafttrank brauen der es Tonks ermöglichte sich in Bellatrix zu verwandeln um in die Verliese zu gelangen. Zwar hätte sie auch selbst morphen können, doch dazu hätte sie sich Bellatrix vorstellen müssen. Bis ins kleinste Detail. Ein Vielsafttrank war da wesentlich genauer. Den Trinkpokal wird sie mit dem Basilliskenzahn, den Harry zuvor schon im Anwesen der Gaunts benutzt hatte, zerstören. Rowenas Diadem überlies der Orden ganz Snape. Der weitaus schwierigere Part war allerdings Nagini. Wie sollten sie an die Schlange ran kommen? „Wir müssen eine Situation finden oder schaffen, indem ER sie auf jeden Fall dabei hat. Auf jeden Fall sollte Nagini zuletzt zerstört werden, sonst weiß Tom sofort Bescheid“, hatte Hermine schüchtern ihre Ansicht eingeworfen. Dem wurde ohne Ausnahme zugestimmt und so wurde sich drauf geeinigt, diese Hürde erst mal aufzuschieben und sich auf ihre bisherigen Pläne zu konzentrieren. Nachdem die Besprechung vorbei war, ließen sich Harry, Ron und Hermine auf der breiten Fenterbank nieder. Harry war ziemlich glücklich darüber, dass nun auch der Orden eingeweiht war. Das gab ihnen viel mehr Möglichkeiten und nahm auch gleichzeitig eine enorme Last von seinen Schultern. Gemeinsam beobachteten sie die einzelnen Szenarien, die sich nun vor ihnen bildeten. Molly vermöbelte fast die Zwillinge, da die zwei, als einer der wenigen, wussten, dass sie es mit Horcruxen zu tun und nichts gesagt hatten. „Und Wo ist eigentlich Ron? Der wusste das doch bestimmt auch!“ Ron schluckte und verkroch sich möglichst tief in die Fenstervorhänge. Offenbar waren die Zwillinge gnädig gestimmt, denn obwohl sie Ron gesehen hatten, verrieten sie ihn nicht. „Das ist doch nett“, sagte Hermine. Ron sah sie entgeistert an. „Auf keinen Fall! Das läuft bei denen so nicht. Ich steh jetzt in ihrer Schuld. Bestimmt muss ich was super Blödes für sie machen.“ In einer anderen Ecke, konnte Harry Severus und Dumbledore wild diskutieren sehen. Der Direktor sah sehr verstimmt aus. Snape aber auch. Da Harry nichts heraushören konnte, vermutete er stark, dass sie einen Muffliato über sich gelegt hatten. Eine Ecke weiter sah er Sirius mit Tonks und Remus. Beide Männer sprachen der Frau Mut zu für ihre anstehende Mission. Sie spielte es herunter, aber der Held konnte sie bei einer ruhigen Minuten einmal tief durchatmen sehen. Respekt hatte sie vor dieser Aufgabe allemal. Plötzlich sah Harry Snape auf sich zugehen. „Es ist Zeit, wir sollten nun zurück.“ Die drei Schüler nickten und standen auf. Fred und George hatten sich ebenfalls aus den Würgegriff ihrer predigenden Mutter entrissen und waren bereit um wie zuvor zu apparieren. Harry winkte seinen Paten zum Abschied zu, doch der löste sich aus der Gruppe um Tonks und Remus und kam zu ihnen herüber. Sein Gesicht spiegelte ein schlechtes Gewissen wieder, was Harry verwirrte. Nach einem kurzen Moment des Haderns, zog er Harry in eine Umarmung. „Du hast dieses Wissen für dich behalten. Es tut mir leid, dass ich nicht die Befähigung erweckt habe, dir beistehen zu können. Aber ich möchte dich wissen lassen, dass du jederzeit auf mich vertrauen kannst.“ Harry wusste das. Natürlich. Und doch war er nie mit diesem Problem zu Sirius gegangen. Harry zweifelte auch gar nicht an den Beschützerinstinkt seines Paten. Aber er zweifelte daran, dass er die Situation so deichseln und verstehen könnte, wie Severus es tat. Er erwiderte die Umarmung zum Zeichen, dass ihm seine Hilfe bewusst war. Schon immer. Dann richtete Sirius sich wieder auf und blickte Snape an. Es war offensichtlich, dass er etwas sagen wollte, doch schien er etliche Mühe damit zu haben. Immer wieder öffnete er den Mund, klappte ihn aber wieder zu. Es bedarf erst Severus wandernden Augenbraue, bis Sirius endlich einen Ton rausbekam. „Scheiße! ...Danke“, quetschte er schließlich hervor und warf Severus ein Papierknöllchen entgegen. Snape schien sehr wohl zu wissen was es war, denn er behielt es in der Hand, ohne es zu lesen. Ohne ein weiteres Wort verzog sich Harrys Pate und der Tränkemeister ließ ihn unkommentiert gewähren. „Was war das?“, fragte George? Snape warf ihm das Knöllchen zu. Doch das Papier schien nicht sonderlich dazu beizutragen Licht ins Dunkle zu bringen. Als der Rothaarige das Blatt auseinander gezupft hatte, und die eine Zeile las, die darauf notiert war, blieb sein Ausdruck verwirrt. „Das steht nur ein Buchtitel drauf. Den Tod hintergehen.“ „Eine Literaturempfehlung. Dass er die betreffende Passage so schnell gefunden und verstanden hat, überrascht mich selbst“, sagte Severus. „Du hast Sirius einen Tipp gegeben?“, fragte Harry fast ungläubig. „Ja. Der Geheimhaltung der Horcruxe habe ich nur zugestimmt, wenn du herausgehalten wirst.“ Er schaute Harry direkt an. „Du wirst schlussendlich gegen den Lord antreten müssen. Nicht weil wir darauf bestehen. Aber er tut es. Darauf musst du dich konzentrieren. Die Vorarbeit sollte bei mir und Dumbledore liegen. Nachdem er unsere Abmachung gebrochen hat, sah ich mich nicht länger in der Pflicht mich an meinen Part zu halten.“ Harry erinnerte sich daran, dass Snape mal sagte, dass er bei der Bekämpfung der Seelenteile, sich die Unterstützung vom Orden wünsche. Doch weil Albus Argument, das dagegen sprach, gut war, hatte er lange gezögert. „Wann hast du ihm die Nachricht gegeben?“ „Gestern, als wir vor dem Anwesen der Gaunts aneinandergeraten sind“ „Ja, ich erinnere mich. Sirius hat Sie am Kragen gepackt. Da haben Sie es ihm untergeschoben oder? Ich hatte mich schon gefragt, wieso Sie ihn am Leben gelassen haben“, sagte Fred. Das hatten sich wohl alle, die Zeuge dieser Szene waren. Severus nickte und Harry war sich sicher, dass er es innerlich sehr bedauerte, Sirius dafür nicht mindestens ein reingehauen zu haben. „Ich muss etwas mit dir besprechen“, sagte Severus, als sie Hogwarts wieder erreicht hatten. Die Zwillinge waren schon wieder ins Dorf gegangen und Ron und Hermine warteten an der Treppe zum Gryffindorturm auf ihren Freund. „Klar, was?“, fragte Harry, doch Severus schüttelte nur den Kopf „Heute Abend“, sagte er nur und nickte Ron und Hermine kurz zu als er sich umdrehte und in die Kerker verschwand. Er hatte nachdenklich und ein wenig unsicher gewirkt, dachte Harry als er sich seinen Freunden anschloss. Dass Severus so kryptisch war, bedeutete wohl, dass er nicht wollte, dass die Portraits etwas mitbekamen. „Was ist Harry?“, fragte Hermine, als sie auf den Boden des Klos der maulenden Myrte saßen, Hausaufgaben machten und Harry zum fünften mal nachdenklich aus dem Fenster schaute. Dieser Umstand war nicht neu und ergab sich, als Ron sich beschwerte, dass er sich im Gemeinschaftsraum nicht entspannen könne, wenn er dort zugleich Hausaufgaben mache. Außerdem wäre es dort zu laut um sich zu konzentrieren. Die Bibliothek lehnte er rundheraus ab, da er das Gefühl hatte, dass Madame Pince in ständig auf den Kieker hatte und mit Blicken erdolchte. So kamen sie immer hierher, wenn es um schulische Arbeiten ging und sie waren unter sich. Myrte erwies sich als erstaunlich kooperativ und verzog sich in das Abflussrohr nachdem sie ausgehandelt hatten, sie über den neusten Tratsch in der Schule auf den Laufenden zu halten. „Ich frage mich, wieso er ausgerechnet Sirius den Tipp gegeben hat? Die zwei hassen sich.“ „Das ist doch offensichtlich“, behauptete seine beste Freundin. Harry schaute Hermine verdutzt an. Für ihn war das überhaupt nicht offensichtlich. Ron schien es genauso zu gehen. „Sirius würde alles tun um dich zu beschützen. Du bist ihr gemeinsamer Nenner. Das weiß Severus und das weiß selbst dein Pate. Sirius ist nicht dumm, also ist er dem Hinweis gefolgt, weil er annahm, dass es dich betreffen würde.“ Hermine zuckte mit den Schultern. „Sirius ist kein großartiger Taktiker. Auch das weiß Severus. Deshalb hat er sich wohl schon ausmalen können, wie Sirius darauf reagieren würde. Er hat den Weg gewählt, der am schnellsten den Orden über die Horcruxe informieren würde.“ „Aber... wieso hat er es selbst nicht einfach gesagt?“, überlegte Ron. „Vielleicht war es ihm nicht möglich“, mutmaßte Hermine. Harry dachte an die Vereinbarung mit Dumbledore, die Severus erwähnt hatte. „Du siehst ihn heute Abend doch. Frag ihn einfach“, schlug Ron vor. „Was macht eure Beziehung zueinander denn gerade?“, wechselte Hermine das Thema. Aus einer der Klokabinen war ein gluckerndes Geräusch zu hören und Harry war sich ziemlich sicher, das Myrte hervorgekrochen war um zu lauschen. „Da entwickelt sich, angesichts des kontinuierlichen Stresslevels gewisse Artefakte zu vernichten, den Trainingseinheiten um IHN zu vernichten und den Überblick in dem ganzen Szenario zu behalten, gerade gar nichts. Severus hat mir gestern von sich erzählt. Aber es ist nicht so, als könnten wir dem Freiraum geben, oder? Zurzeit sind wir beide ziemlich verbissen, heil aus dem ganzen Geschehen raus zukommen, und den Schaden dabei so gering wie möglich zu halten. Ich glaube wir... oder zumindest ich bin mir noch nicht sicher, ob eine intensivere Zuwendung meiner Gefühle nicht eher zu dem zu verhinderten Schaden gilt.“ Und er hatte keine Ahnung, ob Severus das genauso sah. Hermine ergriff tröstend seine Hand. „Ach Harry...“ „Du bist soweit. Glaube ich“, sagte Severus, nachdem er seinen Schüler eingelassen hatte. Harrys erster Gedanke ging an die Erfüllung ihres Ehe-Paktes, doch stufte er es schnell als unwahrscheinlich ein. Seid diesem Tag an dem er diesen Trank genommen hatte um Severus das Leben zu retten, hatten sie nicht nocheinmal darüber gesprochen. Das würden sie erst, wenn die Zeit drängte. „Für was?“, fragte Harry deshalb, weil er von alleine nicht drauf kam. „Eventuell können wir den Seelenteil von Voldemort in dir entfernen. Ich habe es vorhin gemerkt. Irgendetwas ist anders bei dir.“ „Wie kommst du darauf?“, wollte Harry wissen. „Es ist mehr die Einstellung“, murmelte Snape undefiniert. Er wedelte ein wenig mit der Hand durch die Luft, so als versuchte er die passenden Worte herauszufischen. „Es ist schwer zu beschreiben. Und um es wirklich sicher zu sagen, muss ich bei dir nachschauen.“ Das wäre in der Tat eine ziemlich Überraschung. Er selbst fühlte sich nicht wesentlich anders. Obwohl doch... er hatte das Gefühl mehr schultern zu können, doch er schob es auf die Tatsache, dass er wohl mittlerweile abgeklärter war, als noch vor einem Jahr. Harry nickte ein wenig verunsichert und Severus legte seine Hände über seine Ohren. Es hatte sich gezeigt, dass das Rauschen, besonders von Severus Händen aus, eine entspannte Wirkung auf ihn hatte und es erleichterte dem Tränkemeister in ihn zu schauen. Es dauert auch nicht lange, da nahm er die Hände wieder runter. „Und? Bist du durchgekommen?“, fragte Harry vorsichtig. „Ohne Probleme. Die Mauer ist weg. Wir können ihn vernichten.“ Severus sah aus, als könne er es selbst nicht so recht glauben. Und weil ihm das Thema beschäftigte, verfiel er wieder in seine Denkerpose. „Aber... wir hatten doch die Aufarbeitung unterbrochen...“, sagte Harry, während Snape mit dem tippenden Finger an der Stirn durch das Wohnzimmer tigerte. „Ja, aber erinnerst du dich, als du deine Geschichte erzählt hast? Es auszusprechen war wohl sehr effektiv. Es hat sprichwörtlich eine Barriere gelöst.“ Das könnte es erklären, dachte Harry. Und weil er dem nichts hinzuzufügen hatte fragte er nur: „Wann?“ Severus blieb stehen. „Jederzeit.“ Das hieße auch sofort, dachte Harry. Severus hatte so viel darüber gelesen, er wusste was er zu tun hatte. Und er selbst? Wusste er was er zu tun hatte? „Muss ich mich irgendwie vorbereiten?“, fragte der Schüler deshalb. Severus schüttelte den Kopf. „Du bist jetzt vorbereitet. Allerdings: Ich kenne zwar den Zauber, habe ihn aber noch nie anwenden müssen.“ „Wie überraschend. Angesichts der Schar von Horcruxen gebeutelten Zauberer und Hexen in dieser Welt“, wandte Harry ein, den Sarkasmus von Severus geliehen. Ein flüchtiges Lächeln huschte über die Lippen seines Lehrers. „Du bist gewarnt. Egal was du fühlst: Du darfst dich nicht wehren. Am besten du ziehst ein Okklumentikschild hoch, sobald ich anfange den Seelenteil zu zerstören.“ Harry nickte. Er schritt langsam auf Severus zu und blieb vor ihm stehen. Wenn er den Blick nicht anhob, schaute er direkt auf den Brustkorb des Tränkemeisters. Ihm fiel wieder ein, dass ungefähr dort Severus Ring unter dem Hemd hängen müsste, den er für ihn hergestellt hatte. Er legte seine Hand, an dem sein eigener Ring saß, auf Severus Brust. Er spürte die Erhebung des Glasartefaktes unter dem Stoff. Sollte das Severus in irgendeiner Weise stören, so ließ er es sich nicht anmerken. Doch Harry gab es den Halt, diese unkalkulierbare Situation durchzustehen. Ohne den Blick zu heben sagte er: „Fang an.“ Harry spürte Snapes warme Hände an seinen Ohren. Hörte das Rauschen, das ihn in seine eignen Gefilde mitriss. Severus hatte recht. Es tauchten keine Bilder der Vergangenheit auf und wenn er ehrlich war, könnte er diesen Bildern mittlerweile nicht die Bedeutung beimessen, die sie früher für ihn hatten. Was er allerdings spürte, war nun eine fremde Präsenz, welche nicht Snape gehörte. Durch die vielen Erinnerungen, die sich wie viele Schichten dicker Decken darüber gelegt hatten, hatte er sie nie wahrgenommen. Er schauderte. Da war etwas Fremdes in ihm. Schon seit er ein Jahr alt war. Diese Präsenz zischte erbost, als sie, nun freigelegt, von dem Tränkemeister angegriffen wurde. Schnell baute Harry seine Schilde auf. Er spürte wie ein Kampf entbrannte, doch weil er nicht viel tun konnte, schloss er auch imaginär die Augen. Sie hatten vor einer Weile abgemacht, dass, wenn es soweit sein sollte, er nichts tun würde, während Severus versuchte den Horcrux in ihm zu vernichten. Auch wenn der Horcrux feindlich war, so war er doch mit Harry verbunden. Und Menschen neigten dazu sich selbst zu beschützen, als ihr Innerstes vorsätzlich zu zerstören. Also saß er hier, hinter einem Okklumentik-Wall, wartete und überließ die Aufgabe ganz Severus. Er wusste nicht wie lange er in sich ruhte. Konnte nicht sagen ob es Sekunden, Minuten, oder vielleicht Stunden waren, aber er merkte wie seine Schilde durchbrochen und er mitgezogen wurde. Als Harry die Augen öffnete, lag seine Hand nicht mehr auf Severus Brust, sondern hatte sich in das Hemd gekrallt und umschloss so den Ring, den er darunter trug. Auf den Handrücken entdeckte er zwei Bluttropfen. Erschrocken blickte er auf und sah, dass Snape aus der Nase blutete. Severus hielt seine Hand davor. „Habe ich dir wehgetan?“, fragte Harry besorgt. Snape seufzte schwer, löste sich aus Harrys Griff und schritt zu seinem Schreibtisch. „Nicht so, wie du vielleicht denkst,“ sagte er schließlich und fischte aus einer Schublade ein Taschentuch hervor. „Magisch bin ich gerade völlig verbraucht. Deine Schilde zu brechen und dich zurückzuholen, hat meine letzten Reserven geschluckt. Und so ein starker Magieverlust kann sich so äußern.“ Snape wirkte in seinem Tun völlig Routiniert, welches Harry zu einer Erkenntnis brachte. „Du hattest das schon mal.“ „Hin und wieder beim dunklen Lord. Ich werde Albus bitten müssen, mich für die nächste Woche zu entschuldigen. So kann ich nicht unterrichten.“ Snape schenkte ihm ein müdes Lächeln. „Danke dafür.“ „Ich habe nichts gemerkt. Hat es geklappt? Wie hast du das genau angestellt?“, fragte Harry. Severus hatte nicht verraten wollen, wie genau er es angestellt hat, bis die Zerstörung geglückt war. „Ich habe eine abgewandelte Form des Dämonenfeuers benutzt“, antwortete Snape nachdem er sich einen Trank unter die Nase hielt, die den Blutfluss stoppte. Harry zog scharf die Luft ein. Nun wunderte es ihn überhaupt nicht mehr, dass Severus so ausgelaugt war. Dieses störrische Feuer unter Kontrolle zu halten, verbrauchte extrem viel Energie. Und es war wahrscheinlich die einzige Möglichkeit einen inneren Horcrux zu vernichten. Severus sprach weiter. „Es ist zerstört. Wie fühlst du dich?“ Harry horchte in sich hinein und etwas war tatsächlich anders. Er fühlte sich freier. Das Wattige was ihn immer eingeschränkt hatte (wie er erst jetzt bemerkte) war weg und lies eine luftige Leere, die sich zwar wie eine frische Wunde anfühlte, aber wohl verheilen würde. „Ich glaube, mir geht es gut.“ Die folgenden Tage zeigten, dass es Harry nicht gut ging. Die luftige Leere entpuppte sich als psychischer Alptraum. Kein Wunder, wenn man mit etwas - so bedrohlich es auch gewesen sein mochte - eine Symbiose eingegangen war. Harry schlief nicht mehr. Träume blanken Horrors plagten ihn und er fragte sich, ob sie schon immer da waren und der Horcrux ihn davor bewahrt hatte, oder ob sie mit dessen Zerstörung erst gekommen waren. Da Harry niemanden beunruhigen wollte, behielt er sein Problem für sich. Er hatte die Hoffnung, dass sich das mit der Zeit geben würde. Dass es eine vorübergehende Nebenwirkung war und wahrte den Schein vor seinen Freunden. Vor Severus hätte er es wohl nicht verbergen können, doch der war für die Woche beurlaubt um wieder zu Kräften zu kommen und Harry hatte sich seit diesem Tag nicht bei ihm blicken lassen. Er wollte seinem Lehrer die Ruhe gönnen. Doch seine Nerven lagen blank. Es wahr nicht nur der fehlende erholsame Schlaf. Diese innere Narbe zerrte kontinuierlich an seinen Kräften um auszuheilen. Es war letztendlich doch sehr optimistisch zu glauben, dass niemand seinen Gemütszustand bemerkte. Ron und Hermine hatten den Horror in seinen müden Augen gesehen. Sie redeten mit ihm. Er erzählte sein Problem, doch eine Lösung dazu fiel selbst Hermine nicht ein. Nicht nachdem er den Traumlostrank zum dritten mal in Folge genommen hatte und alles andere zu experimentell war. Er brauchte dringend Schlaf doch die Wahrheit war, er wollte nicht mehr einschlafen. Harry wusste, dass Ron und Hermine Professor Snape kontaktiert hatten, nachdem er am selben Tag, als er beinahe die Kontrolle eines simplen Verteidigungszaubers verlor, eine Nachricht von Severus in den Händen hielt. Es war ein Freitag. Er bestellte ihn zum Abend zu sich. Schuldbewusst schaute Harry Severus an, als dieser ihm die Tür öffnete. Snape sagte nichts, musterte ihn nur ziemlich eingehend und trat dann beiseite, damit Harry eintreten konnte. „Du setzt dich da hin und ich zähle bis sechzig“, sagte sein Lehrer schließlich und wies auf das Sofa. „Und dann?“, fragte Harry verwirrt. Mittlerweile hatte er es aufgegeben seine schwarzen Ringe unter den Augen zu verbergen. Selbst dafür, hatte er einfach nicht mehr genug Kraft. „Nichts. Ich zähle einfach bis sechzig“, sagte Snape. Er kam bis zur 12 als Harry an Severus Schulter lehnend schließlich weg nickte. „Idiot“, brummte Snape und platzierte einen flüchtigen Kuss auf Harrys Schläfe. Der Tränkmeister wollte aufstehen, doch er hatte ein Problem... Als Harry schlaftrunken und ohne einen einzigen Alptraum wieder aufwachte, konnte er nicht sagen wie lange er geschlafen hatte. Er spürte nur eine warme Hülle und einen Körper an seiner Seite, dessen Atem langsam und beruhigend ging. Er hob langsam den Kopf und realisierte nur schemenhaft, dass er sich halb auf Snape liegend auf dem Sofa befand. Der Tränkmeister lag auf den Rücken, in der einen Hand ein Buch lesend, den anderen Arm fest um Harry geschlungen. Harry hatte keine Ahnung wie es dazu gekommen war, doch er wollte hier nicht weg. „Warum liegen wir so?“, fragte er heiser vom Schlaf. Severus sah von seinem Buch auf. „Du wolltest nicht loslassen“, antwortete er ruhig. Seine Stimme war seidig und nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: „Und ich wollte dich nicht loslassen.“ „Ich möchte nicht aufstehen“, murmelte Harry. „Dann tu es nicht“, erwiderte Severus und Harry driftete erneut in einen traumlosen erholsamen Schlaf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)