Unerwartet von Fabien (snarry) ================================================================================ Kapitel 7: Verhandlungen ------------------------ Hallo ihr Lieben! In diesem Kapitel wird es passieren. Schluss mit dem Versteckspiel Harry. Ich bin übrigens im Urlaub. Nächste Woche wird leider kein neues Kapitel kommen können. Und nun viel Spaß! -------------------- "Harry, du hast uns immer noch nicht erzählt wie dein Unterricht bei Snape läuft." fiel es Ron ein, als sie alle drei zur Mittagszeit am großen See über ihren Hausaufgaben hingen. Es war einer der letzten noch warmen Tage des Jahres und das nutzten sie in vollen Zügen aus. Harry, der im Schneidersitz an seinen Aufsatz gefeilt hatte, streckte sich ausgiebig, bevor er antwortete. "Ganz gut soweit. Ich komme schnell voran, glaube ich." Harrys Miene wurde ein wenig bitter. "Aber das Kompendium werde ich nicht in einem Monat durchgelesen haben. Das schaffe ich einfach nicht. Wenn ich mein Tempo beibehalte, dann kann ich froh sein dreiviertel geschafft zu haben." "Weißt du Harry, ich glaube das hat er nicht ernst gemeint. Niemand schafft dieses Buch in einem Monat zu lesen. Nicht mal Hermine besitzt soviel Durchhaltevermögen und ich bin mir sicher, dass Snape das auch nicht tut." teilte Ron seine Gedanken dazu mit. Hermine nickte zustimmend. "Es ist ein Test. Einer dieser Aufgaben die nicht zu schaffen sind, die man gerne in einem Bewerbungsgespräch einbaut." erklärte sie. Unter normalen Umständen hätte Harry ihr Recht gegeben, aber es war Snape. Snape meinte sowas immer ernst. Trotzdem hatten die Worte seiner Freunde ihn ein wenig beruhigt. Harry tat es Leid, dass er ihnen nichts über Umbridge erzählen konnte, oder über das Angebot das er Snape unterbreitet hatte. Umbridge wusste, wer seine Freunde sind und würde es sofort merken, wenn Harry sich ihnen anvertraut hätte. Snape allerdings... Jeder ging davon aus dass sie sich hassten. Nun, das entsprach vor kurzen sogar noch der Wahrheit. Keiner wusste über die eigenartige Freundschaft die sich, zugegebenermaßen aus der Not heraus, entwickelt hatte. Und vielleicht verdankte er es dieser Tatsache, dass er sich ihm bald mitteilen würde. Harrys Vorgehensweise sich unauffällig zu verhalten bescherte ihm die Situation, dass ihn die meisten in Ruhe ließen. Die anderen Schüler dachten offenbar, dass sie den Gryffindor mundtot gemacht hatten. Derbe Blicke gab es trotzdem noch, aber die konnte Harry ausblenden. Dass seine Vorgehensweise im Verteidigungsunterricht nicht aufgehen würde, hätte er sich allerdings denken können. Umbridge hatte ihn einfach auf dem Kieker. Da müsste er schon im Tarnumhang erscheinen, damit er Ruhe vor ihr hatte. Denn wie sich herausstellte, brauchte sie mittlerweile nicht mal mehr einen Grund um ihn zu trietzen. Die Klasse hatte über die Stunde die Aufgabe bekommen, einen Aufsatz über Thestrale zu schreiben. Was die nun mit den Dunklen Künsten zu schaffen hatten, konnte nicht mal Hermine sagen. Und weil Umbridge die gesamte Schülerschaft unter Kontrolle hatte, sagte auch niemand etwas dagegen. Sie ging prüfend zwischen den Reihen der Schüler und blickte von Zeit zu Zeit auf einen der Aufsätze. Und bei Harry blieb sie stehen. Er blickte erst nach ein paar Sekunden auf, als er merkte dass der Umriss der Lehrerin aus seinem Augenwinkel nicht verschwand. Diese schaute ihn ungläubig an. Erbost ungläubig. Gerade als Harry zur Frage ansetzte, schnappe sie sich sein Handgelenk um es sich näher anzusehen. Ach so, das war das Problem. Sie verstand das Rätsel nicht. Sie hatte keine Ahnung wieso seine Blutfedernarbe verschwunden war. Das hätte nicht passieren dürfen. Ein wütender Schleier legte sich über ihr Gesicht. „Mr. Potter! Sie werden morgen bei mir Nachsitzen. 20 Uhr in meinem Büro.“ In der Klasse sagte niemand etwas. „So eine blöde Kuh!“ „Hermine, das war die persönlichste Beleidigung die du je von dir gegeben hast.“ bemerkte Ron. Die drei Freunde kamen gerade vom Abendessen und begleiteten Harry noch ein Stück, da er gleich zu Professor Snape musste. „Sehr gut! Sie ist wie Herpes! Wieso kommt sie mit ihrer ungerechten Handlungsweise durch?“ regte sich die Klassenbeste auf. Hermine war in einer Welt aufgewachsen in der die Gerechtigkeit oberstes Gebot war. Und was in letzter zeit ablief, war absolut nicht gerecht. „Und du!“ fauchte sie weiter und zeigte dabei anklagend auf ihren schwarzhaarigen Freund. „Was fällt dir ein, einen nonverbalen Zauber über uns beide zu legen! Der hätte ich die Meinung gegeigt!“ Harry zuckte entschuldigend mit den Schultern. „Aber das ist es doch, Hermine. Hätte ich kein Silencio über euch gelegt, hätte es euch ebenso getroffen. Für euch, wie für mich, ist es besser, wenn ihr da raus seit. Die anderen ärgern euch schließlich nicht.“ „Ja, weil wir nicht für dich einstehen dürfen.“ murrte der Weasley. Harry lies das unkommentiert. Dieses Gespräch hatten sie schon oft gehabt. Zudem wollte er jetzt nicht diskutieren, da er noch schnell in den Gryffindorturm wollte um den Illusionstrank zu nehmen. Er merkte, wie der jetzige nachließ. „Sagt mal, ist das nicht Seamus?“ fragte Hermine, als sie in den Himmel blickte. „Was macht er da oben?“ „Ich glaube, er trainiert. Jetzt, da Harry sich entschlossen hat, dieses Jahr kein Quidditch zu spielen, ist sein Posten als Sucher wieder frei.“ „Aber Seamus war doch noch nie ein guter Flieger.“ runzelte Hermine die Stirn. „Für eine höhere Platzierung im Ranking der Beliebten tun viele Leute etwas, dass ihnen nicht liegt.“ antwortete Ron. Harry hatte dem Treiben schweigend zugesehen. Seamus konnte wirklich nicht gut fliegen. Ständig scherte sein Besen aus und er konnte sich nicht vorstellen, dass das seine Absicht war. Plötzlich frischte der Wind auf und rüttelte den sowieso schon unruhigen Besen nochmal richtig auf. Und es passierte! Seamus konnte sich nicht mehr halten und stürzte vom Besen. Ron und Hermine keuchten erschrocken auf. Harry reagierte sofort. Er lief schon mal vor während er mit seinem Zauberstab „Accio Feuerblitz!“ rief. Der tauchte auch fast im selben Moment neben ihm auf und Harry schwang sich in die Luft. Der ehemalige Sucher hatte vor Seamus auf seinen Besen landen zu lassen, doch er verfehlte ihn knapp. Da der Boden nicht mehr weit war, beugte sich Harry vor und schaffte es ihn an seinen Kragen zu erwischen. Diese Anstrengung hatte zur Folge, dass seine Wunden erneut aufflammten und er merkte schnell, dass sich sein Rücken ein wenig klebrig anfühlte. Er zwang sich die Fassung zu bewahren und schwebte mit Seamus langsam hinab. Ron und Hermine waren schon auf sie zu gestürmt. „Geht es euch gut?“ rief Hermine noch im Laufen. Der Unglücksflieger knickte sofort auf den Rasen ein. Er stand ziemlich unter Schock nach diesem Erlebnis. Harry haderte ein wenig. Er musste sich jetzt dringend auf den Weg zu Snape machen, aber er konnte seinen Hauskameraden, so feindlich er ihm auch zurzeit gesonnen sein mag, nicht einfach so liegen lassen. „Geh Harry, wir kümmern uns um ihn.“ sagte Ron, der offenbar sein Dilemma erkannt hatte. Harry nickte ihm dankbar zu. „Potter.“ Der Schwarzhaarige stoppte und sah Seamus fragend an. Dieser schaute immer noch wie ein verschrecktes Reh, schien aber seine Sprache wiedergefunden zu haben. „Danke.“ Harry nickte nur und eilte durch die Gänge. Er hatte keine Zeit mehr um seinen Illusionstrank zu nehmen, daher hoffte er, dass die derzeitige Verschleierung noch bis zur Sperrstunde hielt. Er hatte Schwierigkeiten sich gerade zu halten, aber er hatte schon schlimmeres durchgestanden. Diese Unterrichtseinheit würde er auch noch durchstehen, redete er sich ein. Snape öffnete fast sofort die Tür als Harry anklopfte. „Hallo Professor, wie ich sehe, haben meine ersten Schritte in die Heilkunst Sie noch nicht umgebracht.“ begrüßte er seinen Lehrer. „So wie Sie das sagen, würde ich Ihnen unterstellen, Sie haben es drauf angelegt.“ antwortete er in seiner üblich ruhigen und zynischen Art. „Ihnen laufen die bissigen Bemerkungen leichtfüßig über die Lippen. Offensichtlich sind Sie wirklich wieder bei bester Gesundheit.“ stellte der Schüler seine Diagnose. „Tatsächlich haben Sie sich ganz passabel angestellt.“ gestand Snape ihm nach kurzem Zögern zu. Als sie die Treppe zu seinem Labor hinunter schritten stellte der Professor eine Frage, die ihm schon gestern im Kopf spukte, aber noch nicht an die Oberfläche gedrungen war. „Wenn Sie erlauben, woher wussten Sie, welche Verletzungen Sie behandeln müssen?“ „Es war wieder die Magie. Es war wie bei dem verletzten Vogel. Ich hatte solch eine Panik, dass Sie mir wegsterben, das sich ein Teil davon auf Sie übertrug und mir zeigte, wo Sie verletzt waren.“ Snape gab ein unzufriedenes Brummen von sich. „Ich weiß nicht, ob mir die Verbindung zu einem Vogel gefällt.“ „Ein Vogel ist ein stolzes und freiheitsliebendes Tier.“ gab der Gryffindor zu bedenken. „Sie sind flatterhaft und zerbrechlich.“ konterte der Tränkemeister. „Kommt drauf an, welche Art es ist. Große Vögel wirken dann doch eher erhaben.“ „Wie groß war Ihr Vogel denn?“ verlangte Snape zu wissen. Der Schüler kam um ein amüsiertes Schnauben nicht herum. „Das wurmt Sie jetzt wirklich? Ich kann Ihnen die Geschichte nochmal erzählen und den Vogel gegen eine Fledermaus eintauschen.“ schlug Harry frech vor. „Vorsicht Potter, sonst war das die kürzeste Koorperation die Sie mit mir hatten.“ Mittlerweile hatten sie das Labor erreicht. Der Korrekturtrank lag still an genau der selben Stelle, wo sie ihn zurückgelassen hatten. Er war magisch eingefroren worden, bis sie weiter machen konnten. „Sie nehmen meinen Vorschlag an?“ „Nicht ohne an ein paar Punkten zu feilen. Fangen wir z.B. damit an, was Sie sich genau vorgestellt haben?“ Harry überlegte kurz und versuchte die Tatsachen zu formulieren. „Nun ja. Hauptziel ist es wohl Voldemort zu besiegen. Allerdings ohne Dumbledore. Er mag das selbe Ziel haben, aber ein Verbündeter bin ich in seinen Augen wohl schon länger nicht mehr. Wir müssen eine eigene Schiene fahren.“ „Ich gebe zu bedenken, dass Dumbledore den größten Überblick hat. Mit Sicherheit weiß er Informationen, an die wir nicht ohne weiteres ran kommen.“ warf der Lehrer ein. „Also schlagen Sie vor, sich weiter an ihn zu halten?“ wollte Harry wissen. Ein paar Sekunden lang war es still in der Snape scheinbar nochmal darüber nachdachte. „Ja. Wir müssen beide so tun, als wenn wir noch auf seiner Seite wären. Schließlich müssen wir herausfinden, was Albus manipuliert. Und mit den Informationen von beiden Seiten, werden wir dann die weitere Vorgehensweise überlegen. Sollten wir Albus zwischenzeitlich heilen können, erübrigt sich der Rest.“ „Sir.“ „Ja?“ „Sie wären dann ein dreifach Spion.“ „Offensichtlich.“ „Das macht Ihnen nichts aus? Wäre das wirklich in Ordnung für Sie?“ Snape blickte Harry dunkel an. „Sorge um mich steht Ihnen nicht.“ seine samtene tiefe Stimme war mit einer ordentlichen Portion Spott versehen. „Es würde mir nie einfallen, mir Sorgen zu machen. Das machen Sie schließlich mit links.“ spottete Harry zurück. Severus erkannte die Anerkennung dahinter und zog es vor, dies unkommentiert zu lassen. „Also, wo stehen wir in dieser Koorperation?“ Wollte er die Verhältnisse verdeutlichen. „Ich werde irgendwann gegen Voldemort kämpfen. Aber ich kenne die Hintergründe nicht. Ich brauche jemanden der sich mit dem Krieg....“ Harry blickte Snape nur kurz an, aber dieser wusste die Bedeutung des Blickes zu lesen. Es war ein entschuldigender Blick. „...auskennt. Dafür gebe ich mein Bestes, um diesen Kampf zu gewinnen. Für eine freie Welt.“ „Nichts anderes hätte ich von Ihnen erwartet. Gut, dann werden Sie sich an mich halten. Ich bin von heute an Ihr Mentor. Wir werden die nächsten Schritte gemeinsam planen, aber stellen Sie meine Schritte nicht in Frage. Können Sie mir soweit vertrauen?“ Harry nickte stumm. „Wenn wir auf einer Ebene bleiben.“ „Wenn wir auf einer Ebene bleiben.“ bestätigte Snape. Der Schüler kam nicht um das Gefühl herum, dass die Vorzüge dieses Bündnisses sehr unausgeglichen waren. Im Grunde genommen, konnte er Snape doch gar nichts bieten. Wieso hatte er sich dann darauf eingelassen? Harry merkte erst Sekunden später, dass Snape ihn mit undefinierten Blick anschaute. Als sich ihre Blicke kreuzten sah der Tränkemeister die Chance gekommen seinen Gedanken vorzutragen. „Ich werde trotzdem gemein zu Ihnen sein.“ sagte er mit ernster Stimme. Harry war von dieser Offenbarung ein wenig überrumpelt. Konnte den leichten Schalk dahinter dann aber erkennen. „Mir war klar, dass diese völlig veränderte Situation keinen Einfluss auf Ihren ursprünglichen Plan hat, mich raus zu ekeln.“ entgegnete Harry trocken. Beide grinsten sich an. Er hatte verstanden. In der Öffentlichkeit würde sich nichts ändern. Und das war auch wichtig. Die beiden stellten sich an den unfertigen Trank und machten dort weiter, wo sie aufgehört hatten. Harry arbeitete nach Anweisung von Snape, während dieser die Schritte mit zusätzlichem Hintergrundwissen ausschmückte. Snape fragte ihn, wie weit er mittlerweile im Kompendium war und Harry nannte ihm die Seitenzahl. Der Lehrer stellte ein paar Kontrollfragen, die Harry mal oberflächlich mal tiefgehender beantworten konnte. Bei oberflächlichen Antworten kam Harry nicht umhin einen bissigen Kommentar zu kassieren, der die Lücken ergänzte, aber das machte ihm nichts. Sie gaben ein erstaunlich harmonisches Team ab, stellte der Schüler fest und fragte sich, ob der Professor das genauso sah. Diese Eintracht hätte ihn sogar fast die Schmerzen auf seinem Rücken vergessen lassen. Fast. Snape stand nach wie vor neben ihm und erklärte die Nebenwirkung von Gänsefedern als er sich plötzlich unterbrach. „Es riecht nach Blut.“ sagte er leicht alarmiert. Alarmiert war auch Harry. Wenn man das Blut schon riechen konnte, dann hatte der Illusionstrank mittlerweile seine Wirkung verloren. Er überlegte fieberhaft, wie er von sich ablenken konnte. „Der Trank?“ fragte er daher etwas unsicher. Der Professor beugte sich über die Suppe, schüttelte dann aber den Kopf. „Das kommt nicht vom Trank.“ Als hätte er eine Witterung aufgenommen schaute sich Snape bedacht am Platz um bis er schließlich bei Harry hängen blieb. „Es kommt von Ihnen.“ stellte er seine Diagnose. Harry bewunderte und verfluchte zugleich das feine Gespür seines Lehrers. Aber er hätte es sich denken können. Als Tränkemeister war es wohl unerlässlich eine feine Nase zu haben. Snape ragte bedrohlich vor ihm auf und der Gryffindor schluckte hart. „Sind Sie sicher? Ist es nicht vielleicht doch eine Wunde von Ihnen, die wieder aufgegangen ist?“ Snape ging gar nicht drauf ein. „Umdrehen Potter.“ befahl er seinem Schüler. Selbst wenn Harry gewollt hätte, er konnte nicht. Er war mittlerweile zur Salzsäule erstarrt. Als der Gryffindor sich nicht rührte ergriff Snape die Initiative und packte Harry. Er drehte ihn um, schlang einen Arm um seine Hüfte und zog ihn an sich. Er hob ihn ein wenig an, damit sein Schüler nicht doch noch auf die Idee kam, die Flucht zu ergreifen. Mit der freien Hand zog er das T-Shirt hoch. Für Harry war alles so schnell gegangen, dass er seine Situation erst realisierte, als Snape freie Sicht auf seinen Rücken hatte und verspannte sich sofort. Lange Sekunden war es ruhig im Labor. Nur das leise Köcheln des Tranks durchbrach die Stille. „Wer?“ Snapes Stimme klang seltsam heiser und ein wenig brüchig. Harry hätte es ihm gerne erzählt. Jetzt machte es sowieso keinen Sinn, sich etwas auszudenken. Doch als seine Erinnerungen des letzten Sommers ihn heimsuchten versagte seine Stimme. Statt einem Geständnis folgte nur ein leichtes hilfloses Zittern. Snape lies seinen Schüler wieder runter und drehte ihn zu sich. Die Angst die er in seinen Augen erkannte, lies sein Herz sich zusammenziehen. Und er erkannte, dass Harry mit einer Sprachblockade zu kämpfen hatte. Vorsichtig, nahm er dessen Gesicht in seine Hände. „Vertrauen Sie mir jetzt. Es wird nicht wehtun.“ sagte er leise und drang in den Geist des Jungen ein. Snape sah alles. Und es schockierte ihn in mehrfacher Hinsicht. Der Inhalt war grausam. Es gab kaum eine liebevolle Geste die Harry in seiner Kindheit erfahren hatte. Erst als Ron und Hermine kamen, konnte er eine Freundschaft definieren. Gerade Harrys letzter Sommer lies ihn vor Zorn verkrampfen. Diese Leute hatten Spaß dabei gehabt. Ein hilfloser Mensch. Und diese Hilflosigkeit war der zweite schockierende Aspekt. Es erschütterte ihn, wie leicht Harry zu lesen war, denn er war sich sicher, dass er nicht vorhatte ihm das alles zu zeigen. Snape erkannte die Ursache der Wunden auf Harrys Rücken. Es wunderte ihn, dass sie immer noch genauso frisch aussahen, wie zu dem Zeitpunkt, als sie ihm zugefügt wurden. Der Gürtel musste schwarzmagisch sein. Jeder Schlag machte ihn nur noch wütender. Harry schien ihm ein wenig unter die Arme zu greifen zu wollen, denn plötzlich tauchte eine Erinnerung auf, nach der Snape gar nicht gegraben hatte. Das Nachsitzen bei Umbridge. Er hörte sich die Unterhaltung an und ihm wurde einiges klarer. Er spürte einen wilden Aufruhr und ihm wurde bewusst, dass es seine eignen Gefühle waren die so durcheinander flogen. Plötzlich merkte er, wie der Junge in seinen Händen einzuknicken drohte und er zog sich vorsichtig zurück. Harry hatte die Augen geschlossen und seinen Kopf an die Brust von seinem Lehrer gelehnt um Halt zu finden. Dieser nahm ihn kurz entschlossen auf die Arme und trug ihn in das Wohnzimmer. Harry war der Erschöpfung zu stark erlegen um dagegen zu protestieren. Oben angekommen, befreite der Tränkemeister den Schüler von seinem Shirt und bugsierte ihn auf das Sofa wo er selbst Nachts zuvor behandelt wurde. „Legen Sie sich hin. Ich werde mich um die Verletzungen kümmern.“ Der Gryffindor kam der Aufforderung nach und legte sich auf den Bauch. Snape war kurz verschwunden um dann wieder mit paar Heilsalben aufzutauchen. Es war still während der Lehrer die Salbe auf den Rücken einmassierte. Harry kam nicht umhin festzustellen, dass er das genauso sanft und behutsam machte wie schon bei der Blutfedernarbe. Auch wenn es wehtat, genoss er gleichzeitig diese Zuwendung. Doch er hasste sich dafür, dass er scheinbar nach jeder Zuwendung lechzte. Geborgenheit. Es war ein Bedürfnis dass nur andere ihm vermitteln konnten. Aber er konnte niemanden zumuten ihm das zu geben, oder? „Der Krieg hat noch nicht ein mal angefangen und Sie haben schon so viele Narben.“ riss ihn Snape aus seinen Gedanken. „Werden welche zurückbleiben?“ „Sicher.“ war seine kurze Antwort und Harry wusste, dass es sich nicht auf seinen Rücken bezog. Während Snape weiter seine Verletzungen behandelte, schlief der junge Potter ein. Und als Severus fertig war, setzte er sich in den Sessel gegenüber und betrachtete den Jungen. Er tat es eine ganze Weile, bis es ihm endlich bewusst wurde. Er hatte sich geirrt. Er hatte sich in den Jungen noch gründlicher geirrt, als er es angenommen hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)