Luftpiratenprinzessin von Moon_Wolf (~Die Legende von Rainbow Island~) ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Es wird seit Jahrhunderten überliefert, es gäbe eine Insel, die allein von den Geschöpfen der Götter bewohnt wurde. Menschen, die von dieser Insel hörten, erzählten sich ebenso, dass ein Schatz in den tiefen innersten dieses Atolls verborgen war. So machten sich viele auf, jene Sagenumwobene Götterinsel und dessen Schatz zu finden. Dies stellte sich als eine Herausforderung heraus, da nur wenige befugt waren diese Insel je zu erreichen. Viele, die nach ihr suchten starben unterwegs, gaben auf oder begannen erst gar nicht danach zu suchen. Nur ein Mann, welcher Kapitän eines fliegenden Schiffes war, schaffte das unmögliche mit einem Menschen an seiner Seite, welcher die Tugend der Liebe in sich trug. Beide erreichten die sagenumwobene Insel und der Kapitän versteckte auf ihr seinen größten Schatz. Ob er davon profitierte oder nicht, wusste niemand. Doch wollte er, dass dieser Ort, an dem er seine Kostbarkeit versteckte, nicht jeder finden konnte. So erschuf er eine spezielle Karte, die nur von einer bestimmten Person aktiviert werden konnte. Diese würde es nur einmal auf der Welt geben und war so der Schlüssel für den Schatz, wenn er die Karte bei sich hatte. Ebenso wie es die Tugenden nur einmal gab, welche sich in der Seele eines Menschen versteckte und er diese wieder spiegelte. Liebe, Treue, Freundschaft, Hoffnung, Weisheit, Freundlichkeit, und Geduld waren die Tugenden, die den Grundstein der Menschheit bildeten, welche sie zusammen hielten. So wurde es seid jeher überliefert. Allerdings waren das nur Gerüchte, die man sich über die Jahre erzählte. Einige Menschen entwickelten die Fähigkeiten weiter, jene Elemente zu beherrschen und aus eigener Kraft Verletzungen zu heilen. Von Geburt an, hatten sie einen Patronus, welcher sie lebenslänglich, in Gestalt eines Tieres, schützte und mit ihnen in den Kampf ziehen konnte. Die Jahre vergingen und die Insel geriet in Vergessenheit. Doch manche Menschen trugen die Geschichten, die sich um sie rankten, weiter fort. Jedoch wussten sie genau, dass sie zu aller erst die Karte brauchten, welche sie Sicher zu dieser geheimnisvollen Insel brachte. Dafür würden die meisten Menschen über Leichen gehen oder viel Geld bezahlen, nur um ihr Ziel zu erreichen. Luftpiraten, Freibeuter der Lüfte, waren von diesem Abenteuer weitaus angetan. Doch was sie nicht wussten war, dass sie die Person der Liebe finden mussten, um den Schatz zu bekommen. Kapitel 1: Kurs 1 "Der Angriff" ------------------------------- Eine warme Sommerbrise und das Rauschen des Windes unter dem strahlend blauen Himmel, war das Symbol der Freiheit und Ungebundenheit. An der Reling eines Schiffes, dessen Holz wie die Sonne in goldenen Farben strahlte, stand ein junges Mädchen, welches den salzigen Duft des Meeres unter ihr tief, mit geschlossenen Augen, einatmete. Es war eine Wohltat, durch die Wolken zu reisen und sie zu beobachten. Frei zu sein, war ein Privileg, was ihr niemand nehmen konnte. Beim Anblick des Himmels, kam ihr in den Sinn, wieder einmal mit ihrer Freundin durch die Luft zu fliegen und den Wind in den Haaren zu spüren. Sofort schwang sich das abenteuerlustige Mädchen, über die Seile auf den Kopf einer Adlerförmigen Galionsfigur. Diese war das Symbol von Luftpiraten der Yellow Stone, welche mit ihrem Schiff über Meer und Land reisten. Dies bewältigten sie mit einem speziellen Stein, den man Luftstein nannte. Jener wurde in einer Kammer des Schiffes eingebettet, um das Segelschiff in die Lüfte zu heben. Das lange, rosafarbene Haar des Mädchens wehte im Wind, als sie sich mit einer Hand an den Tauen festhielt. Sie sah in die Wolken unter sich, die zu einem Meer aus Zuckerwatte bildete. In ihnen hielt sie Ausschau, nach ihrer treuesten Begleiterin. Diese war seit 6 Jahren ihre beste Freundin und sie hatten schon so manches Abenteuer gemeinsam erlebt. Es dauerte ein wenig, bis sie in den Wolken etwas Türkisblaues aufblitzen sah. Daraufhin begann das junge Mädchen verschmitzt zu lächeln. Mit ihrer freien Hand griff sie nach einer knöchernen Pfeife, welche wie eine kleine Flöte geformt war. Diese legte die Kleine an ihre zarten Lippen und begann tief Luft zu holen. Jedoch schaffte sie es nicht, aus dieser Pfeife ihr nur einen Ton zu entlocken, da sie von dem harschen Ruf eines Mannes gestoppt wurde. Dieser ließ das blauäugige Mädchen so zusammenzucken, dass sie dabei fast den Halt verlor. Doch zum Glück konnte sie sich rechtzeitig wieder fangen. Mit tadelnden Blicken sah sie zum Deck hinunter, direkt in die dunklen Augen des Mannes. Dieser war kein geringerer als Sakume Shinoma, Kapitän der Yellow Stone, bekannt als Piratenkönig und der Vater des Mädchen, welches leichtsinnig auf der Galionsfigur stand. Bis auf die Mannschaft selbst, wusste niemand davon, dass der Piratenkönig ein Kind hatte. Um seine geliebte Tochter zu schützen, hielt er es geheim, dass niemand auf den Gedanken kam das sie miteinander Verwandt waren. Sie konnte ebenso ein Lehrling auf der Brigg sein, welchen der Kapitän einst aufnahm. „Sasukina Mia Shinoma! Komm sofort zurück an Bord oder ich steck dich die Nacht ins Krähennest!“ fauchte er sie an. Dabei deutete er mit wütendem Gesicht, welches vor Zorn gerötet war, mit dem Zeigefinger auf die Dielen des Decks. Der stolze Mann maß erst 34 Jahre seines Lebens, jedoch hatten Wind und Wetter und vor allem die Sorge um seine eigenwillige Tochter, ihm schon so manche Schlaflose Nächte beschert. Protestierend sah Sasukina zu ihrem Vater. Sie dachte nicht im Traum daran zurück an Deck zu gehen. „Man Papa! Ich will mit Saphir noch ein paar Runden fliegen!“ rief das Mädchen ihm murrend zu. Das passte dem Piratenkapitän gar nicht in den Kram. Seine Tochter konnte genauso süß sein wie sie eigenwillig und stur war. Auch wenn sie seine kleine Prinzessin war, konnte das Mädchen ihm den letzten Nerv rauben, da sie die Gefahr gerne einmal überflog. „Nein! Komm her oder Du kannst Koral in den nächsten Tagen in der Kajüte Gesellschaft leisten! Denn dann wird deine überdimensionale Eidechse in der Zeit alleine fliegen müssen!“ rief er zur Antwort. Dies wurde sogleich mit einem tiefen Grummeln, welches unterhalb des Schiffes zu vernehmen war, beantwortet. Es sollte Sakume zeigen, dass der Drachendame, Saphir, der Kosename so gar nicht passte und sie ihn sehr gut vernommen hatte. Koral war der Smutje in der Mannschaft. Zusätzlich übernahm er den Posten des Schiffsarztes und sorgte für eine gesunde und ausgewogene Ernährung der Männer. Hinzu kam, dass dieser gern mit Giften experimentierte, welche zu seiner Spezialität gehörte. Was ihm den Namen „Giftmischer“ einbrachte. „Du bist gemein“ murmelte sie und fügte sich ihrem Schicksal. Lieber wäre mit ihrem Drachen durch die Lüfte geflogen und hätte neue Dünen oder Inseln entdeckt. Aber was sollte man machen? Sie wusste ganz genau, dass ihr Vater solche Drohungen, ohne zu zögern, gerne wahr machte. Allerdings konnte der Kapitän seiner süßen Tochter nicht lange böse sein und ließ sie meist nach der Hälfte der gesühnten Zeit wieder gehen. Das freche Piratenmädchen wusste das genau und nutzte dies öfters zu ihrem Vorteil. Als das Fräulein vor ihrem Vater stand, sah sie trotzig zu ihm auf. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und sah sein kleines Mädchen mit strengen Blicken an. Um seinen Hals, trug er einen Anhänger, welcher im Sonnenlicht glitzerte. Es war ein grün schimmernder Stein, der Sasukina schon immer faszinierte. Als Kind hatte sie ihn immer vor sich, wenn sie sich an die Brust ihres Vaters kuschelte und dieser von ihrer Mutter Geschichten erzählte. Seufzend lockerte der Kapitän seine Schultern und seine Blicke trafen wieder die Kleine vor sich und es war schwer hart zu bleiben, bei ihren Blicken. „Ich würde gern wissen, woher du diese Waghalsigkeit her hast“ sagte er und sah sie ernst an. Trotzig ruhten ihre Augen auf dem Holz des Schiffes. Am liebsten hätte sie ihm eine freche Antwort entgegen gebracht, wie es gern tat. Aber bei seiner schlechten Laune wollte sie ihn nicht noch wütender machen. Vor allem nicht Heute, an ihrem zwölften Geburtstag. Es schien, jeder auf der Yellow Stone, habe ihren Geburtstag vergessen, da niemand dem Mädchen gratulierte. Dennoch hegte sie die leise Hoffnung, dass es den Männern noch einfallen würde. „Geh jetzt auf den Zimmer und räum auf. Auf einem Schiff hat immer strickte Ordnung zu herrschen.“ sagte der Piratenkönig. Die Kleine verdrehte innerlich schon die Augen und es war schwer, diesen Drang zu unterdrücken. Denn wenn hier einer unordentlich war, dann ihr Vater. Der Schreibtisch in seiner Kajüte war von Büchern, Karten und Papierbergen so überfüllt, dass jeder, der dies sah, einen Schock erlitt und sich selber fragte welche Kanonenkugel dort eingeschlagen hatte. Aber das stritt der Kapitän immer wieder ab. Er nannte es seine „Spezielle Art der Ordnung“. Egal unter welchen Bergen von Papier etwas vergraben war, er fand immer das besagte Stück. „Mein Zimmer ist nicht unordentlich!“ entgegnete Sasukina dem Mann sofort. Wie kam er auf diese Idee? Als sie heute Morgen ihr Zimmer verließ, war es aufgeräumt. Es brauchte nur einen strengen Blick, der mit einer gehobenen Augenbraue untermalt wurde, damit das Mädchen sofort einlenkte. „Na ja…vielleicht ein wenig unorganisiert eingerichtet“ bog sie Wortgewandt ein. Dabei gab sie ein kleines entzücktes Lächeln von sich. Mit diesen Worten verschwand die Zornesfalte aus dem Gesicht des erwachsenen und ein Lächeln zierte sein Gesicht. „Den muss ich mir merken“ meinte er leise schmunzelnd. Manchmal war es schwer ein Kapitän einer verrückten Mannschaft, Piratenkönig und gleichzeitig Vater zu sein. „Dann geh es neu durchorganisieren“ Seufzend musste Sasukina nachgeben und machte sich still auf dem Weg, auch wenn sie lieber andere Sachen gemacht hätte. Nachdem das junge Mädchen unter Deck verschwunden war, verzog Sakume nachdenklich den Mund. Er sah eine Gewitterfront die sich in der Ferne zu bilden drohte. Blitze zuckten auf und erleuchteten in kurzen Abständen die ankommende Gewitterfront. Er könnte sie Problemlos umfahren, da die Geburtstagsfeier seines Mädchens an Deck stattfinden sollte. Denn die Männer waren schon dabei Tische und Deck zu schmücken. Aus dem Grund musste er einen Vorwand finden sie in ihr Zimmer zu locken, damit die Mannschaft ungestört ihrer Aufgabe nachgehen konnte. Dazu musste Sakume etwas tiefer in die Trickkiste greifen. Sasukina würde es sicher nicht gefallen, sollte sie die Wahrheit je herausfinden. Wieder sah der Piratenkönig besorgt zu den Wolkentürmen. Sie verhielten sich ungewöhnlich und gaben ihm ein flaues Gefühl in der Magengegend. Warum, konnte er sich nicht erklären. Die Yellow Stone war im Luftraum der vier Kaiserreiche eines der schnellsten Schiffe. Warum sollte es also bei einem Gewitter nicht klappen es zu umgehen? So änderte er gleich den Kurs des Schiffes um die nahende Gewitterfront zu umgehen. Die Winde konnten demnach sehr gut genutzt werden. Doch wie hätte der Pirat erahnen sollen, was sich wirklich hinter den dichten Wolken verbarg? Denn hinter ihnen verbarg sich ein dunkles Schiff. Dessen Segel, die so schwarz waren wie die Seele des Kapitäns selbst, waren stark angespannt. Auf ihnen war ein Totenschädel abgebildet, welcher von einer hellblauen, leuchtenden Flamme umringt war und dessen Galionsfigur den Kopf eines Drachens zeigte. Das schwarze Schiff schien der Yellow Stone unbemerkt zu folgen. Der Name dieses prachtvollen Schiffes lautete Black Soul. Eines der gefürchteten Schiffe im jeglichen Luftraum. Selten segelte dieses Schiff mit ihrer Besatzung in Gewitterfronten um sich wie ein Raubtier an ihre Beute zu schleichen. Dennoch nutzte der Kapitän gern den Toten Winkel seiner Opfer um ihnen wie ein Schatten zu folgen und sie zu verschlingen. Seit Tagen harrten Soul Mikase, der Kapitän des Schiffes und seine Männer in den dunklen Wolken aus, bis sie ihre Beute angreifen konnten, welche seit geraumer Zeit vor ihrer Nase segelte. Kurz darauf erklang eine sanfte und doch leicht kratzige Stimme aus dem Hintergrund, welche dem ersten Maat gehörte. „Soul? Langsam werden alle ungeduldig“ meinte ein junger Mann, dessen Stimme dem Mann sehr vertraut war. Er musste nicht hinsehen um zu erkennen, dass es sein jüngerer Bruder war, der ihn ansprach. „Und wenn ich ehrlich bin, hab ich die Schnauze voll, so wie die anderen. Seit einer Woche Tümpeln wir im Regen herum und folgen ihnen. Alle haben schlechte Laune wie das Wetter. Das Pulver für die Kanonen wird nass und die Vorräte knapp. Bist du sicher, dass wir das Ziel erreichen?“ fragte der jüngere von beiden. Sein blondes Haar klebte ihn förmlich im Gesicht und man merkte, dass er genug hatte von der ewigen Warterei. Auf die Worte des jungen Mannes, sah Soul auf. Die schwarzen Augen trafen auf die Himmelblauen seines Bruders, was ihn kaum merklich aufzucken ließ. Natürlich wusste Soul, dass er keine Angst vor ihm hatte, aber einen gewissen Grad an Respekt. Auf den Lippen des Kapitäns schlich sich ein kühles Lächeln, welches ihn unberechenbar wirken ließ. „Amaru, das Warten hat ein Ende“ sagte er ruhig und mit einer finsteren Stimme, die jeden erzittern ließ. „Die Yellow Stone segelt Richtung Osten. Ich vermute, dass unser Freund Sakume seiner kleinen Prinzessin den Geburtstag nicht verderben will und versucht das Gewitter zu umgehen“ erklärte er mit einem eisigen Klang in seiner Stimme. Auch in Amaru Gesicht zeigte sich ein kaltes Lächeln, da er dem Plan seines Kapitäns und großen Bruders sicher folgen konnte. „Eure Befehle, Kapit´n?“ Souls Blicke harrten wieder auf die Beute vor ihnen und gab dann den Befehl. „Bereit machen zum Entern. Heute gehört die Karte uns.“ In der Zeit ahnte niemand etwas von einem Angriff. Der Himmel war klar und die Gegend ruhig. Das Gewitter zog hinten an ihnen vorbei. Selbst Sasukina, die auf dem Boden kniend versuchte ihr weniges Eigentum zu verstauen, ahnte nicht, dass ihr Leben sich bald ändern würde. Ohne es zu wissen, gab sie den Männern an Bord, welche für sie wie eine Familie war, genügend Zeit die Überraschungsparty vorzubereiten. Als sie unter Deck gehen wollte, sah das Mädchen ein paar Tische an Deck stehen. Und diese stellten sie nur dann raus, wenn es eine kleine Feier gab. Im aufräumen fiel ihr ein Bild in die Hände, worüber sie schmunzeln musste. Es zeigte das Mädchen vor 6 Jahren mit einem Ei in der Hand. Hinter ihr war die komplette Besatzung auf dem Bild zu sehen. Es war der Tag, an dem sie von Ryokan, dem Drachenkönig, ein Ei geschenkt bekommen hatte. Aus diesem war damals Saphir geschlüpft, auf der sie Heute problemlos reiten konnte. Plötzlich wurde Sasukina aus den Gedanken gerissen und hörte von Überdeck laute Kampfgeräusche, die das Mädchen aufschrecken ließen. Mit starken und lauten Herzklopfen öffnete sie vorsichtig die Tür ihres Zimmers. Dabei wäre sie fast mit Akira, dem Kanonier des Schiffes, kollidiert. Dieser rannte panisch hinauf an Deck. Und wenn Akiru so reagierte, war die Sache ernst. Der blonde Mann war sonst immer recht ausgelassen und ein lustiger Typ. Was war da los? Sie hörte auf ihren Instinkt und begann dem Kanonier nach oben zu folgen. Oben angekommen, sah sie wie ein dunkles Schiff an der Längsseite der Yellow Stone ankerte und sich fremde Piraten an den Tauen herüber schwangen. Die Fremden griffen einfach an und Sasukina machte es wütend. Sie wusste, so einfach würde es die Mannschaft es ihnen nicht machen. Mit Säbeln und Elementen konterten die Piraten den Angriff der Eindringlinge. Sasukina wollte nicht zusehen und zog ihren Säbel. Aus Schutz hatte das Mädchen ihn aus ihrem Zimmer mitgenommen, falls sie ihn brauchen würde. Ihr Vater schenkte diesen zu ihrem Fünften Geburtstag und wurde von Nejiru, Sakumes ersten Maat, im Kampf mit dem Säbel unterrichtet. So war das junge Mädchen durch ausgeübt und konnte sich gegen Feinde wehren. So klein wie Sasukina war, so flink war sie auch und flitzte durch die Feinde, wie ein Wirbelwind. Sie hatte keine Skrupel jemanden mit einem Säbel niederzustrecken. Das Mädchen war unter Piraten aufgewachsen und kannte die raue Welt in der man lebte. Öfters schon hatte sie sich mit der Marine angelegt, wobei Sakume ihr unter die Arme greifen musste. Kurz darauf kamen zwei Männer auf das Schiff. Dessen Aura fühlte sich kalt und finster an. Wenn man ihnen gegenüber stand, konnte es einem kalt den Rücken runter laufen. Äußerlich unterschieden sich die beiden kaum von den anderen. Ihre nasse Kleidung hinterließ dunkle und nasse Flecken auf den hellen Planken. Ihre Haltung ließ annehmen, dass sie auf etwas zu sagen hatten. Einer von ihnen musste der Kapitän sein und der andere dessen erster Maat, dachte Sasukina, als sie die beiden Männer bemerkte. Mit ihnen würde sie sich nicht freiwillig anlegen wollen. Sie machten sicher keine Anstalten sich an jüngeren zu vergreifen. Mit seinen Augen schwarzen Augen, suchte der größere von ihnen das Schiff ab. Seine dunkelbraunen Haare hingen ihm nass ins Gesicht und verdeckten die dennoch offensichtliche Narbe über seinem rechten Auge. Er wirkte auf das Mädchen wie ein Raubtier, welches nach seiner Beute pirschte. Der kleinere und wahrscheinlich jüngere von beiden, war nicht minder gefährlich. Seine stechend blauen Augen ruhten wachsam über dem Kampffeld der Yellow Stone. Gerade als Sakume einen Gegner erneut nieder schlug, stockte dieser, als er die beiden Männer sah. Alleine das Auftreten der beiden jungen Männer ließ ihm die Nackenhaare gefrieren. Sofort schrie er nach seinem ersten Maat, Nejiru. Dies ließ die beiden Gegner kalt und gingen mit einem teuflischen und gehässigen Grinsen auf Sakume und Nejiru zu. Dabei zogen beide feindlichen Piraten ihre Klingen, die durch das Sonnenlicht kurz aufblitzten und das Mädchen im Winkel kurz blendete. Das verhieß nichts Gutes. Sasukina wusste im nächsten Moment genau was sie tun musste. Klar war, diese Piraten waren stark. Jedoch konnte sie die beiden ablenken, dass Nejiru und Sakume Zeit hatten zu parieren. Ein wenig mulmig war dem Kind dabei schon. Aber sie musste Ihrem Vater zu Hilfe eilen. Dieser braunhaarige Mann könnte durchaus gefährlich für Sakume werden. Schnell setzte das Mädchen sich in Bewegung. Wenige Meter trennten sie von ihrem Vater, welcher im nächsten Atemzug vom schwarzäugigen Piraten zu Boden gestoßen wurde. Mit einem seiner schweren Stiefel trat er Sakume auf die Brust, wobei dieser schmerzerfüllt auf keuchen musste. Der andere Pirat kümmerte sich um Nejiru. So dass er Sakume nicht zur Hilfe kommen konnte. Vor Schreck blieb Sasukina stehen, als sie sah, wie der feindliche Pirat seinen Säbel hob. Sein irres glitzern in den Augen und dieses kalte Lächeln auf den Lippen, ließ das Mädchen den Atem anhalten. Am liebsten hätte sie ihre Feuerfähigkeit eingesetzt. Aber dieser Mistkerl war zu nah an ihrem Vater und konnte es demnach nicht einsetzen. Selbst mit dem Säbel, so musste sie es schwer eingestehen, war sie zu schwach gegen ihn. Verdammt. Irgendwas musste sie tun. Im Eifer des Gefechtes rief sie ein lautes „NEIN!“ entgegen, bevor der Fremde ihren Vater hätte erdolchen können. Dieser war Augenblicklich davon abgelenkt und hatte das Mädchen im Blickfeld. Das nutzte Sakume zu seinem Vorteil und stieß mit seiner eigenen Klinge in den Leib des anderen. Zu Souls Glück, konnte er sich in letzter Sekunde zur Seite drehen, so dass er dem kalten Stahl entkommen konnte und nur einen Teil seiner Seite aufschnitt, anstatt ihn gänzlich zu durchbohren. Man hörte nur noch einen Schmerzensschrei und sah wie der Feind daraufhin zurücktaumelte. Sakume war wieder frei und begab sich ohne zu zögern auf die Beine. Er musste seine Tochter in Sicherheit bringen. So schnell er konnte eilte er auf sie zu. Ohne auf irgendetwas zu achten, packte der schwarzhaarige Mann das Mädchen um die Taille, rannte mit ihr unter Deck. Dort angekommen setzte er sie ab und verschanzte sich mit der Kleinen in seiner Kabine. Schwer atmend schob Sakume seine Kommode vor die Tür. Das verschaffte ihnen etwas Zeit. Sasukina stand nur daneben und war verwirrt. Sie konnte nicht verstehen warum ihr Vater vor diesem Mann floh. Hatte er Angst vor ihm oder gab es vielleicht einen anderen Grund für sein Verhalten? Was war hier los? Langsam packte Sasukina ebenso die Angst, die sie versuchte zu verstecken. Immerhin war sie als mutiges Piratenmädchen bekannt und nicht als Angsthase. Aber der Mann eben, war ihr nicht geheuer. Sie wollte schon gern wissen wer es war. Aber ihr Vater hatte im Moment keine Zeit ihr die Frage zu beantworten. Doch dann sah Sakume zu seiner Tochter. Er wusste, dass sie hier nicht sicher war und gehen musste. Was anderes blieb ihm nicht übrig. „Vater…?“ hauchte Sasukina schon fast über ihre Lippen und versuchte den Mann zum reden zu bringen. Statt einer Antwort schlug Sakume mit dem Knauf seines Säbels eines der hinteren Fenster seiner Kajüte ein. Das laute klirren der Fensterscheiben ließ das Kind vor Schreck zusammenzucken. Warum tat er das jetzt? Nach einem kurzen, kontrollierenden Blick, ging der Piratenkönig auf seine Tochter zu und hockte sich vor sie. Anschließend nahm ihre Pfeife in die Hand, welche sie um den Hals trug. „Du musst hier weg.“ sagte er ernst. Dann blies er in die kleine Pfeife hinein. Ein leiser Ton kam nur aus ihr, welchen nur Drachen vernehmen konnten. „W-Warum? Ich verstehe das nicht“ sagte sie verzweifelt und wurde von Sakume auf den Arm genommen. Dieser trug sie zum zerbrochenen Fenster seines Luftschiffes. „Das erkläre ich dir ein andermal“ meinte er hektisch und suchte den Himmel nach ihrem Drachen ab. Er kannte sein Mädchen und wusste sie wäre zu stur als das sie gehen würde. Aber sie musste, wenn er seine geliebte Tochter retten wollte. Wenige Augenblicke später, kam Saphir und hielt sich knapp an der schmalen Fensterbank fest, damit ihre Reiterin ohne Probleme aufsteigen konnte. Sasukina klammerte sich an ihrem Vater, der sie auf den Rücken des Drachens platzierte. Die Kleine hatte noch so viele Fragen, für die keine Zeit mehr war. “Wer ist das?! Warum greifen sie uns an?!“ fragte sie, doch stilles schweigen war die Antwort auf ihre Fragen. Sakume schaffte es einfach nicht ihr zu antworten. Ihm war es lieber, dass sie diesem Piraten nie wieder begegnete. Das Mädchen konnte es nicht verstehen, doch sah sie in seinem Blick, wie ernst es dem Mann wirklich war. Der Anblick und das Gefühl nichts tun zu können, tat ihr weh. Die Mannschaft zu verlassen und die Angst, ihren Vater vielleicht nie wieder sehen zu können. So tapfer Sasukina auch sein wollte, sie konnte es einfach nicht und es sammelten sich die ersten Tränen in den Augen. „Nein! Ich will und werde nicht gehen! Ihr braucht mich hier!“ protestierte die Kleine und Saphir wurde langsam nervös, durch den Lärm und Geruch des Blutes, welchen sie mit ihrer feinen Nase aufnahm. Sakume konnte schon die heftigen Schläge an der Tür seiner Kajüte hören und wusste, sie würde dem nicht länger standhalten können. Die Zeit drängte. Sasukina griff nach der Hand ihres Vaters, ehe er der Echse einen Klaps auf die Flanken geben konnte. „Bitte…“ bat sie leise wimmernd und der Kapitän schüttelte nur den Kopf. „Ich will dich in Sicherheit wissen.“ „I-Ich…bin doch nur bei dir in Sicherheit“ sagte sie leise. Dabei konnte sie die großen Tränen nicht mehr zurück halten und bahnten sich ihren Weg über die zarten Wangen des Mädchens. Sakume litt mit ihr und es fiel ihm wahrscheinlich noch schwerer sie gehen zu lassen. Er riss sich die Kette vom Hals und legte den grünen Stein in ihre zarten Hände. „Mir passiert nichts und ich hole dich später. Flieg jetzt und vergiss niemals was ich dir jetzt sage“ sagte er und begann zu lächeln und strich ihr eine Strähne hinter das Ohr. “Der Schatz der Welt wird von jedem begehrt. Doch für manche, bleibt er auf ewig verwehrt“ Mit diesen Worten gab er dem Tier einen Klaps und der Drache ließ sich fallen. Sobald sie wieder an Höhe gewannen, blickte Sasukina zu ihrem Vater zurück. Sie beobachtete mit erschrecken, wie hinter ihm die Tür aufsplitterte und der der feindliche Pirat den Raum betrat. Der wandte der Piratenkönig ihr den Rücken zu, dem Feind in die Augen blickend. Dieser sah ihn triumphierend an, doch verzog der feindliche Pirat wütend das Gesicht. Darauf hin erhob dieser seinen Säbel und griff Sakume an. „Saphir! Los dreh um wir müssen ihm helfen!“ rief sie panisch zu ihrer Freundin. Diese reagierte nicht und flog weiter. “Saphir!“ versuchte sie noch einmal den Drachen zum wenden zu bringen. Jedoch ohne Erfolg. Verzweifelt sah Sasukina zurück und hoffte sehr, ihr Vater würde Recht behalten. Mit Tränen in den Augen, die selbst der Wind nicht trocknen konnte, presste sie die Kette in ihrer Hand an ihre Brust und begann leise zu schluchzen. „Vater…“ Kapitel 2: Kurs 2 : Unverhofftes aufeinander treffen ---------------------------------------------------- Der Mond war bereits aufgegangen und zeigte sein strahlendes Licht am dunklen Himmel, welcher mit funkelnden Sternen übersäht war. Sasukina war müde und hörte unter sich das Schnaufen ihres Drachens. Durch das zittern ihrer Flanken, spürte das Mädchen, wie erschöpft sie sein musste. Das war nicht wunderlich, da die beiden seit Stunden unterwegs waren. Gemeinsam versuchten sie einen Ort zu finden, an dem sie sich ausruhen konnten. Doch sahen sie nichts als Wolken und Meer um sich herum. Weder ein Luftschiff war zu sehen, noch ein Stückchen Land, auf dem beide landen konnten um ihre Kräfte wieder aufzubauen. Insgeheim hielt das Mädchen Ausschau nach der Yellow Stone, was ihr ein leichtes schluchzen entlockte. Hunderte von Fragen schwirrten durch ihren Kopf. Sie vermochte es sich nicht sich auszumalen, was ihnen passiert sein könnte. Dieser finstere Pirat ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Warum in aller Welt hatte er sie angegriffen? Was war sein Ziel? Wollte er nur Beute machen? Was es auch war, sie würde die Wahrheit noch erfahren. Genauso, dass ihr Vater den Stein mitgab, der, so wie sie erfuhr, nur die Piratenkönige trugen. Er wurde von König zu König weiter gegeben. Mit leichter Zuversicht beobachtete das Mädchen die Sterne. Alles würde eine Antwort auf ihre Fragen geben. Betrübt sah Sasukina wieder zu ihrer geschlossenen Hand, die sie zum ersten Mal, nach ihrer Flucht, öffnete. Der ovale Stein leuchtete in einem liebreizenden Grün, als der Mond und die Sterne sich in diesem spiegelten. Aber je länger sie den Anhänger betrachtete, musste sie an ihren Vater denken. Dies entlockte ihr ein paar leichte Tränen, die sie sich gleich wieder weg wischte. „Vater…“ kam es hauchdünn über ihre zarten Lippen. Dabei schloss die Hand und drückte, den Anhänger in der Faust sanft an ihre Brust. Wieder hatte sie die Situation vor Augen. Der Pirat, welcher sie angriff und wie ein wildes Raubtier nach jedem hechtete. Die schwarzen Augen, die sie förmlich durchbohrten, als er sie ansah, konnte Sasukina nicht vergessen. Wusste der Kapitän wirklich hinter was er her war? Es sah so aus, als kannten sie sich von irgendwo her. Nur konnte das Mädchen ihn nirgends zu ordnen. Aber ob sie wirklich helfen konnte? Vielleicht. Immerhin war sie die Tochter des Piratenkönigs Sakume. Und es gab keinen, der stärker war als der König selbst. Mit einem kräftigen Ruck unter sich spürend, wurde Sasukina aus ihren Gedanken gerissen. Dabei schrie sie spitz auf und merkte, wie Saphir an Höhe verlor und der schöne Drache erschöpft zu Boden stürzte. Sie versuchte den Drachen zu animieren, den Sturz zu bremsen. Aber das war nicht so einfach. Da half nichts als sich an ihr festzuhalten und auf das beste zu hoffen. Am nächsten Tag, unweit davon, lag ein leicht mitgenommenes Schiff vor Anker, welches auf einer kleinen Insel im Ozean gestrandet war. Ein abgebrochener Mast lag im Sand, in der Nähe Teile von Holz, die vom Rumpf des Schiffes stammten. Träge, so wie die zerrissenen Segel, wehte eine schwarze Flagge im Wind. Auf ihr war eine rote Feder abgebildet und darüber ein Totenschädel. Es handelte sich um die Feather-Skull-Piraten, welche hier Schiffsbruch erlitten. Dabei handelte es sich um Teenager, die ihre Reise eben erst begonnen hatten. Der älteste von ihnen, konnte von Glück sprechen, dass es alle heil überstanden hatten. Nur ihr Schiff war dahin. Wütend sah der größere, den blonden Jungen, mit seinen violetten Augen an, der den Kopf zwischen die Schultern nahm. Wohl wissend, was jetzt kam. „Nie wieder! Hörst du Ryoku?! Nie, wieder!“ knurrte der Jugendliche seinen Freund an, welcher neben ihm stand. Leicht verlegen, blickte er zu Boden und scharrte er mit seinem Fuß im Sand. „Tut mir Leid Takuto. Woher hätte ich wissen sollen, dass zwischen den Wolken sich Bäume verstecken…?“ Dabei sah er reumütig zum älteren auf. Dieser schloss nur die Augen und unterdrückte den Drang ihm dafür eine Kopfnuss zu geben. Der sanfte Wind des Meeres wehte durch sein langes, hellbraunes Haar und Takuto atmete noch einmal tief durch. Wut brachte niemanden weiter. Schon gar nicht bei so einem Jungen, wie Ryoku. Dieser war eine Frohnatur und nahm alles nicht wirklich ernst. Freundschaft zählte für den blonden Jungen über alles. Allerdings war dieser meist etwas tollpatschig und stellte sich manchmal an, wie der erste Mensch. Dennoch war er ein freundlicher Knabe und hielt den Trupp zusammen. Takuto hingegen war ein ruhiger junger Mann. Er blieb sich selbst Treu und hoffte eines Tages, Ryoku würde je Vernunft annehmen. Viel zu oft hatte sein Vater ihm gesagt, dass er, um ein guter Kapitän zu sein, immer einen kühlen Kopf bewahren sollte. Dies hielt sich Takuto immer vor Augen und dachte nach, was jetzt das Beste wäre. „Takuto?“ erklang eine ruhige und sanfte Stimme und Takuto sah in die Richtung, aus der die Stimme kam. Es war Zane, der Schiffszimmermann. Die gelbe Fliegerbrille, ohne die man den Jungen so gut wie nie antraf, hatte sich der rothaarige auf die Stirn geschoben. Aufmerksam musterten die grünen Augen den älteren. “Was gibt es Zane?“ fragte Takuto leicht entnervt, doch Zane begann leicht zu lächeln. Der junge Zimmermann, war recht sensibel, wusste allerdings etwas von seinem Handwerk. Früh schon brachte sein Vater ihm einiges bei, dass Zane gerne umsetzte. Später hatte er sich Tricks von den Profis abgeschaut um die Anatomie ihrer Brigg zu erlernen. Egal wie Aussichtslos es war, er war immer guter Hoffnung, es würde besser werden. „Es ist nicht so schlimm wie es aussieht“ meinte er und bemerkte das erleichterte aufatmen seines Kapitäns. Dieser deutete mit einem kurzen nicken, dass er fortfahren konnte. „Die Segel sollten schnell geflickt sein. Mit einigen Brettern können wir Rumpf und Mast soweit reparieren, dass wir den nächsten Hafen sicher erreichen. Dort kann sich ein Schiffsbauer der Feinarbeiten annehmen“ erklärte der schlanke Junge. Wieder blickte Takuto zu ihrem schwarzblau lackierten Schiff und seufzte innerlich. Eines stand fest. Das würde richtig teuer werden und das Geld hatten sie dafür nicht. Ihre letzten Ersparnisse waren damals in das Wrack geflossen, welches sie einsam und verlassen, sicher in einer wettergeschützten Bucht fanden. Es war ihr Schiff, die Black Star, die sie alle mühsam wieder aufgebaut hatten. Erneut wanderten die Blicke von Takuto zu Ryoku. „Ryoku!“ kam es schroff an den Knaben gewandt. Dieser zuckte zusammen und blickte vorsichtig zu dem Kapitän der Jugendbande hinauf. „Ja…?“ fragte er zögerlich. „Du, Zane, Koru und Tonbo werdet im Wald Holz für das Schiff sammeln“ befahl er. Dabei bemerkte er schon das Ryoku protestieren wollte. „Was? Aber…“ klagte der Junge. Allerdings brachten die tadelnden Blicke ihn zum Schweigen. Immerhin war er auch verantwortlich, für das Desaster, in dem die Bande jetzt steckte. „Nichts aber! Du bist schuld, dass unser Schiff kaputt ist! Es ist das mindeste was du tun kannst, dass wir wieder fliegen können“ schimpfte Takuto. Ryoku blies beleidigt die Backen auf und verzog den Mund. „Ja…“ meinte der Junge schmollend und folgte den anderen. Mit seinen Händen in den Hosentaschen schlürfte er eher Lustlos hinter ihnen her. Takuto sah ihnen nach und musste unwillkürlich seufzen. Was sollte man mit ihm noch machen? Ryoku war viel zu Energiegeladen und machte oft Fehler. Kurz darauf wandte der junge Kapitän sich an seinen Navigator, Chupka. Der braunhaarige Junge war der geduldigste und lernte wie die anderen Jungs auch, sein Handwerk durch dessen Vater. Er lächelte nie. Nur wenn er sich seines Sieges sicher war, zeigte Chupka ein triumphierendes, kleines Lächeln. Auf der linken Wangenseite trug er meist ein großes, weißes Pflaster, welches sein Markenzeichen wurde. Der ruhige Junge sah dann zu Takuto und fixierte diesen mit seinen schwarzen Augen. „Komm, schlagen wir unser Nachtlager auf“ meinte Takuto und Chupka machte sich nach einem nicken schweigend an die Arbeit. Steinchen vor sich hin kickend, lief Ryoku still durch das Unterholz. Noch immer war sein Blick zu Boden gerichtet, als er mit seinen Gedanken stehen blieb und weiter schmollte. //Als ob ich das Schiff mit Absicht in die Bäume geflogen hätte// dachte der blonde Junge vor sich hin grummelnd. Dabei verschränkte er die Arme und dachte über das Geschehen noch einmal gründlich nach. Doch je länger er nachdachte, umso lockerer ließ er die angespannten Schultern sinken. Ryoku wusste genau, dass Takutos Ärger auf ihn berechtigt war. Dennoch fühlte er sich gekränkt und hatte es nur gut gemeint. Immerhin hieß der Befehl, sie sollten aus der Gewitterfront raus. Im Affekt handelte er und hörte auf die Winde, die ihm sagten, dass in westlicher Richtung die Fronten nicht mehr so stark waren. Allerdings bemerkte er die Bäume zu spät, als sie aus dem Wolkennebel heraus kamen. Die ersten Baumwipfel striffen den Rumpf ihres Schiffes und landeten Unsanft am Strand dieser Insel. Er hätte Chupka lieber navigieren lassen sollen, als selbst das Ruder in die Hand zu nehmen. Ryoku seufzte und kam zum Entschluss, er würde sich nachher bei Takuto noch entschuldigen müssen. Jetzt hieß es Holz für das Schiff zu finden. Euphorisch sah der Junge auf und lachte wieder dabei. „Hey Zane, Tonbo, Koru, ich bin so …“ stockte der Jüngling und sah sich leicht panisch um. Wo waren die Jungs jetzt hin?! Hatte Ryoku sich wirklich verlaufen oder trieben die anderen nur Schabernack mit ihm? Langsam wurde er panisch und begann Kopflos im Kreis zu laufen. „Nein, nein, nein. Oh Gott, nein. Um Himmels Winde“ stotterte Ryoku vor sich hin. Sie hier zu verlieren und sich zu verwirren war nicht gut. Wie soll er die anderen je wieder finden? In Gedanken malte er sich die schlimmsten Sachen aus und achtete nicht wohin er ging. Dabei stolperte über etwas seltsamen, was ihn zu Fall brachte und so auf der Nase landete. Wieso musste er auch immer so ein Pech haben, dachte sich der Junge. Mit ächzen rappelte sich der Blondschopf, mit dem wirren Haaren, wieder auf und sah sich um. Über was war er da gestolpert? Unwissend was es war, suchte er den Boden nach allem ab, dass ihn eben zu Fall brachte. Zugegen entdeckte er vor sich eine dicke, türkisblaue Liane, die er verärgert mit dem Fuß wegstieß. So ein blödes Ding. Das musste wahrlich nicht hier rum liegen, waren seine Gedanken und wandte sich kurz darauf ab. Er wollte zurückgehen und die anderen suchen, als er plötzlich ein tiefes und bedrohliches knurren vernahm. Das ließ Ryoku fürchterlich zusammenzucken und in seiner Bewegung erstarren. Mit pochenden Herzen, gefrierte das Blut in seinen Adern. Was um Himmels Willen war da im Gebüsch gewesen? Ein Zombie? Nein. Dafür war das Knurren viel zu tief. Es musste etwas größeres sein als er selbst. Stark zitternd, drehte er sich langsam und vorsichtig um. Im Augenwinkel konnte er sehen, wie die Liane sich schnell ins Gebüsch verzog und zwei rot glühende Augen ihn bedrohlich fixierten. Wieder war das Knurren zu vernehmen, welcher von einem heißen Windhauch begleitet wurde. Hart schluckend lief es Ryoku eiskalt den Rücken hinunter, als er bemerkte, wie diese roten Augen, langsam auf ihn zukamen. Als er dieses riesige Untier aus dem Gebüsch kommen sah, versagten seine Beine und der Junge prallte hart auf den Boden. Vor ihm stand ein türkisblauer Drache der ihn bedrohlich anstarrte. Der Drache beugte sich leicht über den Jugendlichen, was ihm sichtlich Angst machte. Ängstlich zitternd robbte er nach hinten, um dem Biest zu entkommen. Zwecklos, wie sich herausstellte. Denn das Tier folgte ihm und spannte leicht seine Flügel auf. Statt Flügelhäute, wie man es eigentlich kannte, waren Unterhalb gelbliche Federn zu sehen. „L-Lieber Drache. Friss mich nicht.“ stotterte der kleine Junge mit weinerlicher Stimme. Es blieb zu Hoffen, dass der Drache schon gefressen hatte. Zum sterben war Ryoku eindeutig noch zu Jung. Er hatte sich sein Leben schon vorgestellt, wie er mit den anderen die Welten bereiste und seinem Vater nacheiferte. Besser wie er wurde und viele Abenteuer erlebte. Aber wenn er seine Situation hier bedachte, waren die Pläne dahin und verabschiedete sich bereits von der Welt. Angriffslustig spannte das Tier seine Flügel auf und war bereit anzugreifen, als er plötzlich eine weitere Stimme hörte. „Ryoku!“ kam es aus den Gebüschen. Die riesige Echse brach den Angriff ab und wandte ihren Kopf in die Richtung, aus der sie den Ruf vernommen hatte. Im selben Moment schob sich Koru durch das Dickicht, welcher sich grummelnd ein paar Blätter aus dem weißen Haar zupfte. Koru war wie Chupka ein ruhiger Junge. Dennoch behielt er trotz seiner sarkastischen Ader den Überblick. Jeder der ein Problem hatte, kam lieber zu ihm. Sie waren auf seine Weisen Ratschläge stolz. Auch verübte er die Kochkünste seiner Mutter an Bord und trieb es mit seinen Giftforschungen oft auf die Spitze. Besonders Ryoku litt unter seinen Witzen, da dieser sich oft reinlegen ließ. Koru bemerkte den am Boden sitzenden Ryoku. „Man Ryoku, was machst du – fuck!“ kam es von Koru als er den Drachen bemerkte. Dieser bleckte schon seine langen, scharfen Zähne und knurrte Koru ebenfalls an. Jediglich ein einzelner Schweißtropfen rann über die Schläfe bis an den Saum seiner Maske, ohne die der Junge nie anzutreffen war. Er fixierte das Tier mit seinen braunen Augen und bewegte sich vorsichtig. So einem Geschöpf war Koru noch nie in seinem Leben begegnet und wusste nur eins, Ruhe bewahren. Jede falsche Bewegung würde das Tier noch aggressiver machen, als es ohnehin schon war. „Koru, H-Hilfe…“ ertönte das zarte Stimmchen von Ryoku, der recht nahe an den Klauen des Drachen saß. Keifend hatte das Tier Koru fest im Blick. Wahrscheinlich dachte er, dass dieser eine größere Gefahr darstellte als das weinerliche Etwas auf dem Boden vor sich. Die Hände nach oben gerichtet, signalisierte er dem Tier, dass dieser keine Waffen bei sich trug und auch keine Gefahr darstellte. Dabei ging er langsam und vorsichtig zurück. Er hatte einen Plan, doch musste Ryoku tapfer bleiben und ihm vertrauen. „Ich hole die anderen. Verhalte dich ruhig“ sagte der Junge mit der Maske leise, was dem Blondschopf in Panik ausbrechen ließ. „WAS?!“ kreischte er mit hoher Stimme. Dies war ein Fehler und das Tier richtete sich Fauchend auf. Dabei knurrte er noch bedrohlicher als zuvor. Innerlich machte Ryoku sein Testament. Doch war unerwartet ein erneutes rascheln aus dem Gebüsch zu vernehmen. Zane und Tonbo, die ebenfalls auf die Lichtung kamen, verunsicherte das Tier deutlich. Diesem waren eindeutig zu viele an einem Ort, als das es vielleicht eine Chance gehabt hätte sich zu verteidigen. So musste der Drache einen Rückzieher machen und wich Stück für Stück zurück. „Bei allen Winden…“ kam es von Tonbo leise, als dieser den verunsicherten Drachen sah. Tonbo war ein Junge der die Freundlichkeit viel zu genau nahm. Sein Selbstbewusstsein war ein Wechselspiel, welches sich mal stark oder schwach ausprägte. Mit seinem schwarzen Kopftuch, war der Libellenfreund meist für das Auskundschaften neuer Gegenden zuständig und hatte ein sensibles Gespür, mit dem er genau sagen konnte in welche Richtung sich der Wind drehen würde. Viele nannten Tonbo den Windflüsterer, da es meist so aussah, als würde der Wind ihm alles voraussagen wollen. Auch Zane erstarrte bei dem Anblick der gegebenen Situation und hielt förmlich den Atem an. Die Riesenechse wandte den Jugendlichen halb den Rücken zu, ohne sie auch nur aus den Augen zu lassen. In diesem Moment entdeckte Tonbo etwas auf dem Rücken des riesigen Tieres. “Leute. Er hat da was auf dem Rücken“ sagte der strohblonde Junge und zeigte auf die Stelle. Zane und Koru folgten dem ausgestreckten Zeigefinger ihres Freundes und entdeckten auch das Ding auf dem Buckel zwischen den Flügeln. „I-Ist das…ein Mensch?“ hauchte Zane die Worte, als würde er die Frage sich selbst stellen wollen. Doch der Drache hatte alles gehört und verdeckte mit einem seiner Schwingen den Körper auf dessen Rücken. Koru hatte eine leise Vermutung, um was es sich handelte. Als der Drache das Bündel versuchte zu verstecken, wusste er genau was es sein konnte. So blieb er unbeeindruckt von den warnenden Blicken des Tieres. „Er beschützt seinen Reiter“ stellte Koru sachlich fest. Auch wenn die Angst der Jungs leicht abklang, waren sie dennoch leicht angespannt. „Zane, hol Ryoku. So wie er aussieht, fällt er uns gleich in Ohnmacht oder macht etwas sehr dummes“ meinte der weißhaarige, nach dem er einen kurzen Blick zu dem Angsthasen zuwarf. Besorgt nickte der Rotschopf und bewegte sich vorsichtig auf Ryoku zu. Dabei hob er die Hände und hatte das Tier fest im Blick. Bei seinem Freund angekommen, stupste dieser ihn mit dem Fuß leicht an. „Steh auf“ sagte Zane drängend. „Kann nicht“ erwiderte Ryoku weinerlich. Zu groß war seine Angst vor dem Ungetüm vor sich. „Jetzt mach“ kam es dann ungeduldig und stieß den blonden Jungen etwas stärker an. „Geht nicht“ Seine Beine fühlten sich an wie Blei und konnte nicht aufstehen. Theatralisch musste Zane seufzen. Dabei er sah flehend in den Himmel. Eine Idee musste her und das schleunigst. Irgendwie musste er seinen Freund in Sicherheit bringen. Nach kurzer Überlegung hatte er den rettenden Einfall. Auch wenn des recht rabiate war und Ryoku ihm das übel nehmen würde. Doch blieb ihm nichts anderes übrig als diesen Weg zu nehmen um ihn in Bewegung zu bringen. Aus vergangenen Jahren wusste Zane, dass Ryoku sich sehr vor Zombies sehr fürchtete. Wie oft hatten sie als Kinder zusammen den armen Ryoku Streiche gespielt und damit erschreckt? Bis heute hat sich daran nichts geändert. Kurz schaute Zane zu den Gebüschen hinter sich, als habe er etwas gehört. Zögernd wandte er den Blick ab und sah wieder zu Ryoku neben sich. „Ähm…an deiner Stelle würde ich mich nicht umdrehen, denn hinter dir steht ein Zombie“ flüsterte der Rothaarige ihm zu. Von einer Sekunde auf die nächste sprang der blonde Piratenjunge auf und rannte laut schreiend davon. Zane sah ihm nach und musste sich arg auf die Zunge beißen, um nicht zu lachen. Jedoch hatte Zane etwas Schadenfreude dafür entwickelt. Sein bester Freund ließ sich eben schnell veralbern, was diesem gerade das Leben gerettet hatte. Selbst der Drache war von dem Geschrei aufgeschreckt und sah dem weglaufenden Jungen nach. Leicht aber zuckten die Ohren, als das schuppige Tier ein sachtes stöhnen vernahm. Langsam richtete sich das Wirr aus Haaren, welches die Jungs entdeckten, auf. Es war ein Mädchen. Leicht benommen sah sie sich um und hielt sich den Kopf. „Was…ist denn das für ein Geschrei…?“ ertönte die zierliche Stimme eines Mädchens, welches einen verwirrten Blick in die Runde warf. Kurz darauf sah sie von ihrem Drachen aus, die Jungs. Welche sie ebenso verwirrt anstarrten. Sie fanden, dass sie ein hübsches Mädchen sei und wussten gerade nicht, wie sie damit umgehen sollten. Was war ihr nur passiert? „W-Wer seid ihr?“ fragte das Mädchen die anderen etwas benommen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)