Das zweite Gesicht von _Nele_ ================================================================================ Kapitel 13: ------------ You want three wishes One to fly the heavens One to swim like fishes You want never bitter And all delicious And a clean conscience And all it's blisses You want one true lover with a thousand kisses You want soft and gentle and never vicious And then one you're saving for a rainy day If your lover ever takes her love away   ('Three Wishes' by The Pierces)   Newt starrte in die bedrohlichen, verschiedenfarbigen Augen über ihm, die ihn wie ein Raubtier bereit zum Angriff fixierten. Er wusste, dass dies nun der Moment war, indem sich endgültig entschied ob sein Leben vorzeitig enden würde oder nicht. Gellert wäre bereit ihn zu töten, wenn der Rotschopf nun nicht die richtigen Worte finden würde. Und doch wusste Newt, dass es nicht möglich wäre, den anderen mit unaufrichtigen Worten zu überzeugen. Einen Moment atmete Newt tief durch bevor er begann. „Du lügst mir 2 Jahre etwas vor, verschwindest einfach von heute auf morgen, kehrst dann zurück als Gellert Grindelwald, sperrst mich hier ein, weigerst dich mir zu sagen, was du eigentlich von mir willst, erwürgst mich fast weil ich nach einer Explosion und Schreien auf dem Gang nachschaue was dort passiert und ertränkst mich anschließend fast in der Wanne!" Newt achtete darauf, dass er dieses mal nicht mehr schrie, konnte das aufgebrachte Zittern allerdings nicht aus seiner Stimme halten und spürte wie seine Augen erneut feucht wurden. "Wundert es dich wirklich, dass ich dir nicht mehr verliebt um den Hals falle, wenn du kein einziges mal wirklich offen mit mir reden kannst ohne mich halb umzubringen?!" Bei diesen Worten verzog Gellert das Gesicht, fast als hätte er sich verbrannt und zog den Zauberstab zurück. Er starrte ihn eine Weile einfach nur an. „Du verstehst es einfach nicht, nicht wahr?" Gellerts Stimme klang beinahe bitter neben dem unterdrückten Zorn. „Bin ich wirklich so anders, als in den letzten zwei Jahren? Kümmere ich mich nicht um dich?" Newt wusste den Tonfall des älteren nicht wirklich zu deuten und doch war Rückzug nun keine Alternative mehr. Wenn er nun sterben würde, dann nicht ohne seinem ehemaligen Partner all die unausgesprochenen Dinge gesagt zu haben. Denn offenbar war dieser wirklich kein bisschen in der Lage Newts inneren Konflikt nachzuvollziehen. „Ja, bist du! Früher hast du keine Unschuldigen ermordet oder zumindest dachte ich das!“ Gellert gab daraufhin ein schnaubendes Geräusch von sich. „Oh bitte, glaubst du wirklich, der MACUSA hätte eine reine Weste? Jeder Auror und jede Regierung hat mehr Unschuldige auf dem Gewissen als ich es je haben könnte! So naiv kannst nicht mal du sein, Honey.“ „Und das macht es besser?! Weil andere zu Unrecht töten, darfst du es auch ohne Reue?!“ Newt konnte diese Haltung einfach nicht verstehen. Ja, selbst Percival war immer sehr rational und teilweise kühl gewesen. Aber unschuldige Menschen einfach so als notwendiges Opfer für ein größeres Ziel abzutun widersprach alles woran Newt glauben wollte und konnte. Gellert atmete tief durch, zwang sich offenbar zur Ruhe bevor er darauf antwortete. „Ich werde nicht mit dir über etwas diskutieren, was du sowieso nicht verstehst. Meine politischen Ansichten standen auch damals nie zur Debatte. Es hat dich nie interessiert, Honey.“ Und da war es wieder. Gellert machte einfach dicht sobald Newt versuchte auch nur ein mal offen mit ihm zu diskutieren. Er wollte ihn verstehen, mehr als alles andere. Er wollte einen Sinn in all diesem Leid sehen, was der blonde Zauberer über die Welt brachte, wollte ihm vergeben können und ihn wieder in einem weniger schrecklichen Licht sehen. Doch dieser weigerte sich ihm überhaupt Antworten darauf zu geben. Newt schloss einen Moment die Augen, fuhr dann deutlich ruhiger fort. „Gut. Lassen wir den Fakt außen vor, dass du ein Massenmörder bist! Du sperrst mich ein, würgst mich, ertränkst mich, schlägst mich und drohst mir mit dem Tod! Das ist Kümmern für dich?!“ Während er dies aufzählte, konnte der Rotschopf die Wut und den Schmerz darüber nicht aus seiner Stimme halten. Doch Gellerts Blick verfinsterte sich daraufhin und er legte fast überlegend den Kopf etwas schief. „Oh? Und du hattest nicht jedes mal die Wahl? Hattest du nicht ganz klare Regeln und Vorgaben und dich bewusst dafür entschieden diese zu brechen? Du hättest es mittlerweile nicht nur einmal verdient zu sterben, Honey, und ich habe dich dennoch verschont. Und du besitzt dennoch die Unverschämtheit über die Konsequenzen deines Handelns zu heulen als wärst du das Opfer!“ Bei diesen Worten brach etwas in Newt. Der Vorwurf, dass er sich diese Behandlung selbst zuzuschreiben hatte und sie sogar verdient hatte, traf ihn tief. „Ich stelle mich als Opfer hin?!“ rief er nun ungläubig aus. „DU bist kein bisschen bereit Verantwortung zu übernehmen für dein Verhalten oder überhaupt Fehler einzugestehen! Du stellst dich als perfekt hin, weigerst dich auch nur die geringste Teilschuld zu übernehmen und wälzt alles auf mich ab!“ Als Newt geendet hatte, herrschte einige Sekunden eine zerreißende Stille im Raum. In Gellerts Augen schien ein unheilvoller Sturm zu wüten, während er auf den jüngeren Zauberer hinabblickte. Einen Moment schien es als wollte er etwas erwidern, verwarf es dann aber wieder und schüttelte den Kopf. Er setzte sich gerade auf und lehnte sich ein Stück zurück, während er Newt mit einem durchdringenden Blick betrachtete. „Diese Diskussion dauert bereits viel zu lange dafür dass sie zu nichts führt.“ Antwortete er schließlich ruhig und richtete erneut seinen Zauberstab auf den bewegungsunfähigen Zauberer unter sich. Newt starrte mit geweiteten Augen hinauf und hatte das Gefühl ihm würde das Herz einen Schlag aussetzen. Gellert hatte sich entschieden und es würde keinen Weg mehr zurück geben, egal was er nun noch sagte. Sein Tod war beschlossene Sache und unausweichlich. Sollten einem im Angesicht des Todes nicht eigentlich hundert Gedanken durch den Kopf jagen? Oder zumindest all die Dinge, die man bereute getan und nicht getan zu haben? Doch Newts Kopf schien gerade wie leergefegt. Außer der Gewissheit zu sterben und der Panik davor wie Gellert ihn wohl töten würde, war kaum mehr Platz in seinem Kopf. Umso überraschter war er als plötzlich wie aus Reflex Worte über seine Lippen kamen. „Lass mich wenigstens noch einmal zu meinen Geschöpfen! Um mich zu verabschieden!“ Gellert schien nicht weniger irritiert über die Worte als Newt selbst, fast als könnte er nicht glauben, dass es gerade das war, was dem Rotschopf im Angesicht des Todes durch den Kopf ging. Fast hatte Newt das Gefühl sein eigenes Herz wild schlagen zu hören, während sie sich schweigend anstarrten. „Bitte…“ flüsterte er schließlich fast flehend und schaute mit großen, hellblauen Augen zu Gellert auf. Es dauerte noch einige Moment, doch dann zog Gellert tatsächlich langsam seinen Zauberstab zurück, musterte ihn dabei allerdings nicht weniger kühl. „Eine falsche Bewegung und du bist tot. Hast du das verstanden?“ Newt konnte sein Glück kaum fassen. Er hatte den blonden Zauberer tatsächlich erweicht ihm zumindest diesen letzten Wunsch zu erfüllen? Natürlich wusste er, dass dies nur aufgeschoben und nicht aufgehoben bedeutete. Aber zumindest hatte er so die Chance nochmal zu seinen Geschöpfen zu dürfen. Da er nicht daran glaubte, gerade auch nur noch einen Ton herauszubringen, nickte Newt nur zustimmend. Kurz darauf spürte er bereits wie sich das Gewicht des Anderen von seinen bereits tauben Armen und seinem Bauch löste als Gellert sich erhob. Mit zittrigen Knien rappelte sich auch Newt auf während Gellert bereits zur Türe ging. Der blonde Zauberer öffnete die Türe, blieb abwartend neben dieser stehen und bedeutete ihm voranzugehen während er seinen Zauberstab immer noch in der Hand hielt. Newt atmete tief durch und zwang sich, sich zusammen zu nehmen bevor er zögerlich an Gellert vorbeiging. Der Weg hinunter in die untere Ebene verlief schweigend und ohne Vorkommnisse. Newt zwang sich noch nicht einmal an eine Flucht zu denken. Zu tief hatte sich die Drohung Gellerts in sein Hirn gebrannt und er hatte keinen Zweifel daran, dass dieser sie wahrmachen würde. Vermutlich würde er nicht mal drei Schritte schaffen bevor er einen Fluch im Rücken hätte. Als die eiserne Tür näherkam, ballte er feste seine Fäuste zu beiden Seiten. Dies würde seine letzte Station in seinem Leben sein. Er würde sterben und das vermutlich bei seinen Geschöpfen. Vielleicht sogar mit ihnen, wobei er darüber gar nicht nachdenken wollte, da es ihm erneut die Tränen in die Augen zu treiben drohte. Als Gellert die schwere Türe entriegelt hatte und mit ihm eintrat atmete Newt tief durch. „Du hast 10 Minuten.“ Newt nickte nur darauf und ging langsam zu der Treppe, die hinunter führte zu den Gehegen. Zielstrebig führten ihn seine Füße als erstes zum Gehege des Nifflers. Dieser brauchte wie immer nicht lange um ihn zu bemerken und kam fast augenblicklich aus seinem Bau gesprintet um ihm in die Arme zu springen. Newt zwang sich zu einem Lächeln und drückte das kleine Tierchen sofort eng an sich. Wenigstens wäre er unter Freunden wenn es mit ihm zu Ende ging. Ein paar Minuten genoss er einfach die Nähe zu dem Geschöpf, das ihn bereits am längsten begleitete bevor er ihn schließlich mit feuchten Augen wieder zurück ins Gras setzte und sich schweren Herzens erhob. Es war Zeit.     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)