Campshenanigans von Ur (Tanaka x Tora | Bokuto x Kuroo x Kasamatsu | Kiyoko x Yachi (und andere)) ================================================================================ Kapitel 16: Interlude - Yachi ----------------------------- Yachi war nervös. Sie hatte zwar schon öfter Zeit allein mit Shimizu verbracht, aber noch nie ein ganzes Wochenende an einem Stück. In einem Herbergenzimmer. Zugegebenermaßen war Shirofuku auch anwesend, aber sie verschwand recht häufig auf mysteriöse Art und Weise. Allein am Freitag war sie für mindestens drei Stunden verschwunden und als sie zurückkam verkündete sie, sie habe nach dem günstigsten All-you-can-eat Buffet in der näheren Umgebung gesucht, weil ihr das Essen in der Herberge nicht schmeckte. In diesen drei Stunden hatte Yachi es fünfmal geschafft, irgendetwas herunterzuwerfen, zu stolpern, oder viel zu laut zu reden, weil sie so nervös war. »Hitoka-chan?«, fragte Shimizu am Abend, nachdem alle anderen verschwunden und Shirofuku von ihrer Buffetjagd wiedergekehrt war. »Ja!« Schon wieder viel zu laut. Sie hatte sich an den einzigen Tisch im Zimmer gesetzt und versuchte, ein wenig zu zeichnen, aber sie konnte sich nicht so recht konzentrieren, weil sie sich die ganze Zeit sehr bewusst darüber war, dass Shimizu ganz in der Nähe saß und ein Buch las. »Wollen wir morgen ein bisschen in die Stadt fahren?« Augenblicklich spielten sich Horrorszenarien vor Yachis innerem Auge ab. Gangs, von denen sie überfallen werden konnte. Fremde Männer, die Shimizu aufdringlich anbaggerten und nach ihrer Handynummer fragten. Sie könnten sich verlaufen und nie wieder zurück finden, bis irgendwann eine Suchmeldung herausgegeben würde und dann… Shimizu schaute sie mit ihren wunderhübschen grauen Augen an und lächelte ein kleines bisschen. Yachi nickte hastig, woraufhin das Lächeln ein wenig breiter wurde. Die grauen Augen funkelten und Yachi fragte sich benommen, was ihre senpais wohl von ihr halten würden, wenn sie wüssten, dass sie Shimizu nicht nur anhimmelte, wie man ältere Schülerinnen manchmal anhimmelte, weil man sie bewunderte. Natürlich auch deswegen. Shimizu war einfach großartig und bewundernswert und wunderschön und schlau und lieb und… »Ok«, sagte sie und erwiderte das Lächeln. Wahrscheinlich konnte nichts Schlimmeres passieren, als die Möglichkeit, dass Shimizu enttäuscht war, wenn Yachi ablehnte. Und abgesehen davon, dass Yachi immer ein nervöses Wrack in Shimizus unmittelbarer Nähe war, fühlte sie sich gleichzeitig auch ungewohnt sicher. So sicher, wie man sich als nervöses Nervenbündel eben fühlen konnte. Yachi vermutete, dass es normal war, dass sich eine Dorfbewohnerin B in der Nähe der Hauptfigur – womöglich der Prinzessin – sehr aufgeregt fühlte. Sie kaute ein wenig auf ihrer Unterlippe herum und zupfte am Saum ihres Rockes. Plötzlich war sie sich sehr bewusst darüber, dass Shirofuku auf ihrem Futon lag und die Augen zwar geschlossen hatte, aber eindeutig leise vor sich hin lächelte. Die Vermutung lag nahe, dass Shirofuku entweder von ihrem Buffet träumte, oder aber eigentlich wach war und nur so tat, als würde sie schlafen. »Shimizu-senpai?« »Hm?« »W-was denkst du über… über die Wettsache?« Kein Zweifel. Shirofukus Lächeln wurde eindeutig breiter. Shimizu schaut von ihrem Buch auf und legte den Kopf schief. Eine Strähne ihres makellos glänzenden Haars fiel ihr in die Stirn. »Ich gehe für gewöhnlich keine Wetten ein«, entgegnete Shimizu. »Ja, ich meine… also… findest du es komisch, dass…« Ihre Stimme klang wie ein trockener Wüstenwind. Shimizus Augenbrauen wanderten in die Höhe und sie klappte ihr Buch zu. Shirofuku konnte spätestens jetzt nicht mehr verschleiern, dass sie eigentlich kein bisschen schlief, da ihr Lächeln sich in ein ausgewachsenes Grinsen verwandelt hatte, auch wenn ihre Augen immer noch geschlossen waren. »Ob ich es komisch finde, wenn zwei Jungs sich küssen?«, hakte Shimizu nach. Sie war erstaunlich gut darin geworden, Yachis Gestammel zu entziffern und Yachi war sich nicht immer sicher, ob das etwas Gutes war – auch wenn es ihr häufig die Kommunikation mit Shimizu erleichterte, da sie meistens kaum einen normalen Satz herausbrachte, wenn sie mit ihr sprach. Yachi nickte mit hochrotem Kopf. Sie fand es nicht komisch. Sie war verwirrt gewesen, weil sie nicht gewusst hatte, dass Kuroo-san und Bokuto-san ein Paar waren. Und sie war natürlich unheimlich peinlich berührt darüber, dass Leute überhaupt vom Küssen sprachen. Aber da Yachi selber mehr als häufig daran dachte, hübsche Mädchen – und ein ganz bestimmtes, hübsches Mädchen – zu küssen, war dieses Thema für sie kein Problem. Wie Shimizu dazu stand, hatte sie allerdings noch nicht wirklich herausgefunden. »Ich finde es nicht komisch, Hitoka-chan«, sagte Kiyoko und ihre Mundwinkel waren kaum merklich nach oben gebogen. Sie musterte Yachi interessiert, als würde sie herausfinden wollen, ob es Yachi etwas ausmachte. »Ich auch nicht«, sagte Yachi und hätte sich am liebsten von ihrem Stuhl gestürzt, weil sie schon wieder viel zu laut redete. »Ich sowieso nicht«, murmelte Shirofuku von ihrem Futon aus und Yachi lächelte verlegen in Shimizus Richtung, bevor sie sich wieder ihrem leeren Blatt zuwandte und versuchte, etwas Brauchbares aufs Papier zu bringen. Yachi war vor ihrem Ausflug mit Shimizu so aufgeregt, dass dreimal beinahe über ihre eigenen Füße stolperte und sich ihre Bluse auf links anzog, was Sihrofuku ihr amüsiert mitteilte, während sie ein Wassereis verspeiste. »Möchtest du mitkommen, Yukie-san?«, hatte Shimizu höflich gefragt, während sie ihre Haare gebürstet hatte. Shirofuku hatte den Kopf geschüttelt. »Ich kann bei dem Wetter unmöglich rausgehen. Außerdem muss ich meinen Manga fertig lesen, sonst sterbe ich vor Anspannung«, erklärte Shirofuku mit dem Mund voller Wassereis. Es war ein blaues Eis, was sich deutlich um ihre Lippen abzeichnete. Sie sah sehr zufrieden mit sich und der Welt und ihrem Wassereis aus. Yachi mochte Shirofuku, auch wenn sie sie ab und an ein wenig gruselig fand. Sie hatte dieselbe Aura wie Momoi, die ebenfalls immer so wirkte, als könnte sie einem in den Kopf schauen und als wüsste alles über jeden. Wahrscheinlich war das der Grund, warum die beiden sich so ausgezeichnet verstanden und schon am ersten Tag Handynummern getauscht hatten. Yachi und Shimizu fuhren mit dem Bus in die Stadt und Yachi war sehr dankbar darüber, dass Shimizu mit Hilfe ihres Handy ihren Weg koordinierte. Yachis Orientierungssinn war etwa so gut wie der einer Backsteinmauer und sie war froh, dass sie es in der Herberge aufs Klo schaffte, ohne sich zu verlaufen. Sie schlenderten eine lange Straße entlang und es waren so viele Menschen und Läden zu sehen, dass Yachi fast ein bisschen schwindelig wurde. Shimizu trug ein wunderschönes, hellblaues Kleid, bei dessen Anblick Yachi beinahe in Ohnmacht gefallen wäre. Sie selbst hatte sich für eine kurzärmelige grüne Bluse und einen Rock entschieden. Aber neben Shimizu sah sie vermutlich einfach aus wie ein Troll aus Pappmaschee. Sie kauften sich ein Eis und gingen in ein Elektronikgeschäft, in dem sie sich gegenseitig Musik vorspielten, die sie mochten. Yachi fühlte sich, als würde sie auf Wolken schweben. Sie kaufte neue Haarspangen und einen durchsichtigen und leicht glitzernden Nagellack. Shimizu kaufte einen absolut entzückenden Anhänger in Form eines Pandas. Yachi wollte ihr gerade ein Kompliment dafür machen, nachdem Shimizu ihn an ihrem Handy befestigt hatte, als Shimizu ihr einen identischen Anhänger hinhielt und sie anlächelte. »Der ist für dich, Hitoka-chan«, sagte Shimizu, als Yachi keine Anstalten machte, den Anhänger zu nehmen, weil sie in eine Art Schockstarre verfallen war. »F-für mich?«, platzte es aus Yachi heraus und einige Leute in ihrer näheren Umgebung drehten sich um. Wie so oft hatte sie viel zu laut gesprochen – so etwas passierte Shimizu nie. Mit zittrigen Finger griff sie nach dem Anhänger und ihre Hand berührte dabei die von Shimizu. Vielleicht musste ihr Herz gleich explodieren, so heftig hämmerte es gegen ihren Brustkorb. »Für dich«, bestätigte Shimizu und Yachi kramte fahrig nach ihrem Handy. Ihre Finger zitterten allerdings zu sehr und sie schaffte es nicht, den kleinen Panda zu befestigen. Schlanke Finger legten sich auf ihre Hand und nahmen das Handy und den Panda und Yachi beobachtete mit kribbelnder Magengegend, wie Shimizu den kleinen Panda an Yachis Handy befestigte. »Er ist so süß«, flüsterte Yachi und nahm mit leuchtenden Augen das fertig präparierte Handy wieder entgegen. »Vielen Dank, Shimizu-senpai.« Yachi war sich ziemlich sicher, dass sie jeden Augenblick vor Glück platzen würde. Das einzige, was sie noch glücklicher machen würde, als der kleine Panda, der jetzt an ihrem Handy baumelte, war der Gedanke daran, wie schön es wäre, Shimizus Hand zu halten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)