Wie man es noch sagen kann von Yosephia ([Romance OS-Sammlung/ Prompt-Liste]) ================================================================================ 38. “I like your laugh.” (EveChelia) ------------------------------------ Mit einem schweren Seufzer ließ Chelia sich am einzigen noch freien Campingtisch nieder, legte die Arme auf den Tisch und barg das Gesicht darin in dem Versuch, alles um sie herum auszublenden. Das Rauschen der Bäume über ihr. Das Lachen und muntere Schwatzen der anderen Schüler an den anderen Tischen. Das Quietschen der Turnschuhe aus der nahen Sporthalle… Am liebsten hätte sie ihnen allen zugeschrien, dass sie verschwinden und sie in Ruhe lassen sollten. Sie war fix und fertig! Als sie sich freiwillig für das Schulfestkomitee als Vertreterin ihrer Klasse gemeldet hatte, war sie naiverweise davon ausgegangen, dass die anderen Komiteemitglieder genauso motiviert und hilfsbereit bei der Sache wären wie sie selbst und dass das alles Hand in Hand gehen würde. Womit sie wirklich nicht gerechnet hätte, war, dass sie die Arbeit mehr oder weniger alleine erledigen würde. Und zwar nicht etwa das Bauen irgendwelcher Stände, Nähen von Kostümen, Zubereiten von Speisen oder dergleichen mehr, sondern dieser ganze administrative Kram. Brauchte eine Klasse noch Material für irgendetwas? Wurden die Stände auf dem Schulhof dann auch in einer logischen Reihe aufgestellt? Lagen alle Klassen in der Zeit? Wurden genug Plakate in der Stadt aufgehängt? Gab es genügend Hostessen und wenn nein, ließen sich vielleicht doch noch ein paar Schüler finden, die bereit waren, interessierte Grundschüler und deren Eltern herum zu führen? War das Angebot der einzelnen Klassen ausgewogen genug oder musste man vielleicht ein paar Klassen fragen, ob sie sich noch etwas anderes einfallen ließen? Chelia war einfach nicht für so etwas geschaffen. Wenn es darum ging, irgendwo mit anzupacken, war sie mit Feuereifer dabei und wurde nie müde, aber dieser Papierkrieg und diese ganzen Verhandlungen mit Klassensprechern und dergleichen waren einfach nur nervig. So hatte sie sich das wirklich nicht vorgestellt, als sie sich für das Komitee gemeldet hatte. Sie hatte sich davon irreleiten lassen, dass ihre Mitschüler alle so lustlos aus der Wäsche geguckt hatten, als die Klassensprecherin gefragt hatte, wer beim Komitee mithelfen wollte. Natürlich hatte ihr das auch keiner verraten. Sie war ja noch die Neue, erst seit einem Monat an der Schule. Man hatte sie einfach ins offene Messer laufen lassen… Wieder seufzte Chelia schwer und dachte sehnsüchtig an Lamia Scale und ihre Freundinnen dort zurück. Die Mädchenschule war zwar ganz schön steif und megaanspruchsvoll gewesen, aber mit Wendy und Charle hatte Chelia dort wirklich tolle Freundinnen gehabt. Nach der Scheidung ihrer Eltern hatte sie jedoch auch die Schule wechseln müssen und jetzt war sie hier ganz alleine in der Fremde an einer blöden Schule, die sich Blue Pegasus nannte und deren Schülerschaft nur aus blöden, faulen Kameradenschweinen bestand! Der einzige Vorteil an der neuen Stadt war für Chelia, dass ihre Cousine hier mit ihrem Freund lebte und arbeitete. Nach der Schule konnte Chelia immer in das kleine Bastel- und Schneidereifachgeschäft gehen, das Sherry zusammen mit ihrer alten Schulfreundin Jenny aus dem Boden gestampft hatte. Zumindest ein Familienmitglied, mit dem Chelia noch gut auskam. Zwei, wenn man Ren dazu zählte. Zwar hatte er Sherry noch keinen Antrag gemacht, aber Chelia war fest davon überzeugt, dass das nur noch eine Frage der Zeit war. „An einem so schönen Tag solltest du dich nicht so hängen lassen.“ Überrascht blickte Chelia auf, als eine kalte Dose Eistee vor ihr auf dem Tisch abgestellt wurde. Ein schlanker Blondschopf mit dunkelgrünen Augen hatte sich ihr gegenüber am Tisch nieder gelassen und schenkte ihr ein charmantes Lächeln. Angestrengt durchforstete Chelia ihr Gedächtnis nach dem Namen des Jungen, den sie dem Alter nach in ihrem Jahrgang einordnen würde, vielleicht auch einen Jahrgang höher. Er kam ihr vage bekannt vor, aber sie kam nicht sofort drauf… „Eve Tearm“, stellte er sich vor und deutete sogar eine galante Verbeugung im Sitzen an. Verlegen richtete Chelia sich auf. „Ich bin-“ „Chelia Blendy, ich weiß. Wahrscheinlich das einzige Komiteemitglied, das dieses Jahr seinen Job ernst nimmt.“ Wieder dieses charmante Lächeln. In Chelias Magen schien sich ein Schmetterling verirrt zu haben. Zumindest flatterte es da auf einmal so komisch. „Woher-?“ „Du warst gestern bei der Theater-AG und hast mit uns den Ablauf für das Programm in der Aula besprochen. Ich war gerade auf der Bühne.“ „Oh…“ Nun noch viel verlegener griff Chelia nach dem Eistee, um ihren Fingern gar nicht erst die Gelegenheit zu geben, sich nervös aneinander zu stupsen. „Tut mir Leid, dass ich dich nicht erkannt habe. Und danke für den Eistee.“ „Schon in Ordnung, du hattest offensichtlich viel um die Ohren und du hast ja auch gar nicht mit mir gesprochen, sondern mit dem AG-Leiter“, winkte Eve noch immer lächelnd ab. „Und keine Ursache. Du siehst aus, als könntest du eine kleine Abkühlung gebrauchen.“ „Ja, das ist wahr“, nuschelte Chelia und blickte auf die Dose hinab. Deren Kälte war die reinste Wohltat bei den frühsommerlichen Temperaturen. „Läuft das hier eigentlich immer so?“, fragte sie, während sie die Dose öffnete. „Will hier keiner etwas machen?“ „Doch schon, aber nicht im organisatorischen Bereich“, antwortete Eve und öffnete seine eigene Dose, ehe er sie zum Anstoßen hochhielt. Seine Augen funkelten amüsiert. Wieder flatterte es in Chelias Bauch. „Keiner will länger als nötig mit dem Schulleiter zu tun haben.“ Unwillkürlich musste Chelia lachen. „Das ist alles? Nur weil Herr Kotobuki ein bisschen schräg ist?“ Kichernd schüttelte sie den Kopf und stieß ihre Dose behutsam an Eves, ehe sie einen vorsichtigen Schluck von der wohltuend kalten Flüssigkeit zu sich nahm. „Meine alte Schulleiterin war viel schlimmer.“ „Kaum vorstellbar“, schmunzelte Eve und stellte seine Dose nach einem Schluck auf dem Tisch ab, um sein Kinn in der Hand abzustützen und sie einfach nur anzustarren. Mehr machte er nicht. Er sah sie einfach nur an. Als ihre Dose halb leer war und er sie immer noch mit diesem nachdenklichen Lächeln musterte, wurde Chelia unruhig. „Habe ich etwas im Gesicht?“, fragte sie irritiert. Ohne seine Position zu verändern, schüttelte Eve sachte den Kopf und lächelte. Nicht ganz so breit wie vorher. Irgendwie war es ein seltsames Lächeln. Beinahe… geheimnisvoll? „Nein, mit deinem Gesicht ist alles in bester Ordnung. Ich habe nur gerade an etwas gedacht…“ „J-ja?“ Die Hitze stieg Chelia in die Wangen, weil ihre Stimme auf einmal ein peinliches Quietschen war. Sie räusperte sich mehrmals, trank noch ein paar Schlucke Eistee und räusperte sich noch mal. „Woran denn?“ Jetzt sah Eve ihr direkt in die Augen und sie hatte das Gefühl, als würde sein Blick noch viel tiefer in sie vordringen. „Ich mag dein Lachen…“ Jetzt war es auf einmal eine ganze Armee von Schmetterlingen in Chelias Bauch…! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)