Blutschwur von lunalinn (Bis in den Tod...) ================================================================================ Kapitel 14: Yuki no Kuni ------------------------ Nach der Niederlage gegen Itachi war Orochimaru anscheinend untergetaucht und nicht mal Zetsu hatte bislang herausfinden können, wo er sich versteckte. Das war durchaus ärgerlich, da die Schlange über sie Bescheid wusste und keiner garantieren konnte, dass er diese Informationen nicht weitergab. Von Sasori hatten sie auch nichts Näheres erfahren, aber das wunderte keinen, denn dass dieser mit seinem Partner kein gutes Verhältnis gepflegt hatte, hatte sich ja deutlich gezeigt. Es blieb ihnen demnach nichts anderes übrig, als weiterzumachen wie bisher und zu hoffen, dass Orochimaru ihnen keine Schwierigkeiten bereitete. Kisame selbst glaubte zwar nicht daran, aber sei es drum; war ja nicht so, als hätten sie nicht genügend andere Probleme. Sie waren seit einer Woche unterwegs und allmählich passten sich die Temperaturen ihrem Ziel an. Yuki no Kuni bestand aus verschneiten Gebirgen mit tiefen Tälern und dichten Wäldern, die einem das Vorankommen erschwerten. Sein Blick glitt zu seinem jüngeren Partner, der neben ihm durch den Schnee stapfte und sich bislang ganz gut hielt. Schon vor der Reise hatten sie vorgesorgt, was Proviant und dickere Kleidung, die vor allem der Uchiha nötig hatte, anging. Unangenehme Überraschungen konnte es immer geben, aber so waren sie zumindest ein bisschen vorbereitet. Die letzten beiden Nächte hatten sie schon im Freien verbringen müssen und das würde sich kaum so schnell ändern. Kisame mochte es eigentlich nicht, mit viel Gepäck zu reisen, aber eine große Wahl blieb ihm nicht, so dass sie nun beide einen Reisebeutel über der Schulter trugen. Zugegeben, vor allem die Schlafsäcke hatten ihnen bis jetzt gute Dienste geleistet, so gesehen war Itachis Vorschlag doch clever gewesen. Das Gesicht des anderen war unter dem breiten Hut, der ihn vor dem Schnee schützte, verborgen, doch er hielt Schritt. Am Morgen hatte er ein bisschen heiser geklungen, ein paar Mal gehustet; die Temperaturen bekamen ihm wohl wirklich nicht. Da Itachi sich aber nicht beschwert hatte, war Kisame nicht weiter darauf eingegangen. Er kannte den Uchiha inzwischen gut genug, um zu wissen, dass sich dieser ungern Schwächen eingestand. Außerdem war noch niemand von einer Erkältung gestorben und jemand wie sein Partner ließ sich als Letztes von so etwas unterkriegen. Wie schon die Tage zuvor liefen sie bis zur Abenddämmerung durch, allerdings schien sich in dieser Nacht ein Schneesturm anzukündigen. Der Wind wurde zunehmend rauer und die Flocken zahlreicher, auch wenn sie durch den Mantel einigermaßen geschützt waren. Trotzdem hielt Kisame es für keine gute Idee, sich noch weiter durch die Wildnis zu schlagen. „Wir sollten uns einen Unterschlupf suchen“, brummte er seinem Partner zu, woraufhin dieser nickte. Eine richtige Antwort kam zwar nicht, doch das war bei dem Uchiha ja keine Seltenheit. Sie würden einfach die nächstbeste Höhle nehmen und dort bis zum Morgen bleiben. Ein paar Zweige hatten sie sich unterwegs schon mitgenommen, hoffend, dass die Feuchtigkeit soweit aus dem Holz gewichen war, dass es sich entzünden ließ. Tatsächlich mussten sie nicht allzu lange umherirren, sondern fanden noch vor der endgültigen Dunkelheit eine Höhle, die allem Anschein nach unbewohnt war. Kisame schaute dennoch vorher nach, denn beim letzten Mal hatten sie eine Bärenfamilie geweckt…und eine aggressive Bärenmutter war nichts, was er persönlich noch einmal erleben musste. Es wurmte ihn immer noch, dass sie nachgegeben und den Viechern den Platz einfach so überlassen hatten. Nachdem die Höhle gesichert war, kniete er sich hin, schichtete die Zweige auf, die sie zusammengesammelt hatten. Sein Blick glitt auffordernd zu seinem Partner, der soeben den Hut beiseitelegte und sich über die Augen rieb. Er wirkte erschöpft, doch das war wohl kein Wunder, wenn man bedachte, dass sie stundenlang durch die Kälte gewandert waren. „Hey!“, brummte er und sah, wie Itachi blinzelte. „Katon wäre nicht schlecht, Partner…“ Ihm fiel erst, als der Uchiha näher kam, auf, dass dessen dunkle Augen ungewöhnlich glänzten. Jedoch sagte dieser nach wie vor kein Wort, sondern schloss Fingerzeichen, um den Haufen aus Zweigen anzuzünden. Die Flammen fraßen sich in das Holz, das anscheinend trocken genug war, doch kaum war der Uchiha fertig, begann dieser heftig zu husten. „…hört sich ja nicht gut an“, bemerkte er und sah zu, wie sich Itachi die Handfläche auf den Mund drückte. Ein kühler Blick traf ihn, doch Kisame hatte dies noch nie eingeschüchtert, so dass er lediglich ruhig zurückschaute. „Es ist nichts“, murmelte Itachi abweisend. „Aha…“ Nach nichts hörte sich das garantiert nicht an, denn Itachis Stimme klang um einiges rauer als sonst. Doch wenn der andere auf stur schaltete, würde er den Teufel tun und sich weiter einmischen. Der Uchiha musste am besten wissen, wie viel er sich zumuten konnte. Als Alternative hätten sie einfach hier bleiben können, aber Kisame nahm an, dass Itachi keine Zeit verlieren wollte, damit sie das Schneereich schnell wieder verlassen konnten. „Ich gehe noch mal raus…was jagen“, teilte er ihm mit und erhob sich. „Du solltest auch was essen…in der Tasche sind noch Onigiri.“ Itachi nickte nur knapp, während er mit geschlossenen Augen am Feuer sitzen blieb und sich aufwärmte. Als Kisame eine Weile später mit zwei toten Schneehasen zurückkehrte, hatte sich Itachi bereits in seinem Schlafsack eingerollt. Anscheinend bekam ihm die Kälte wirklich nicht besonders, doch damit war ja zu rechnen gewesen. Da er bezweifelte, dass der Uchiha schlief, blieb er vor der Höhle sitzen und begann, seiner Beute das Fell über die Ohren zu ziehen, ehe er sie mithilfe eines Kunai ausnahm. Auch wenn sich Itachi selten beschwerte, wusste Kisame, dass sein Partner es widerlich fand, wenn er seine Mahlzeiten vor seinen Augen ausnahm – zumal er die Schweinerei selbst nicht in unmittelbarer Nähe ihres Schlafplatzes haben musste. Blut mochte ihm ja nichts ausmachen, ihn sogar in Kämpfen regelrecht berauschen, doch das war etwas anderes. Nachdem er zwei Stöcke spitz gefeilt hatte, spießte er seine Beute auf diese und setzte sich wieder ans Feuer, über welchem er das rohe Fleisch briet. Hasen mochten recht mager sein, aber besser als nichts. Sein Blick glitt nachdenklich zu Itachi, von dem er nicht viel erkennen konnte, lediglich den dunklen Haarschopf, der aus dem Schlafsack lugte. „Hast du nichts gegessen?“, fragte er in die Stille, die nur durch das Knistern des Feuers unterbrochen wurde, hinein. In der Tat konnte er nirgendwo die Packung Onigiri entdecken, so dass sie vermutlich noch im Beutel steckte. „Keinen Hunger“, kam es zurückgemurmelt. Kisame hob eine Braue, musterte den Jüngeren, der nicht einmal aufsah. „Du hast seit heute Mittag nichts gegessen“, bemerkte er und drehte die Stöcke über dem Feuer. „Sicher, dass das eine gute Idee ist?“ Ein leises Brummen war alles, was er als Antwort erhielt und damit musste er sich wohl zufriedengeben. Auch wenn Itachi eigentlich ein angenehmer Geselle war, konnte er überaus stur sein. Bereits am Vortag hatte er ihm angeboten, für ihn mit zu jagen, da pflanzliche Nahrung in Yuki Gakure doch sehr begrenzt war. Itachi war, wie die Male zuvor, bei seiner Meinung geblieben und hatte abgelehnt. Zwar empfand Kisame dies als unvernünftig, doch der Junge war alt genug, um zu wissen, was gut für ihn war. Dann aß er eben nichts…solange er morgen fit war, konnte ihm das egal sein. Außerdem war ihm die Wasserflasche am Feuer aufgefallen, demnach hatte sein Partner wenigstens etwas getrunken. „Ich übernehme die Wache dann heute wohl komplett, was?“ Ein Rascheln ertönte, als sich Itachi halbwegs aus dem Schlafsack pellte, um sich aufzusetzen. Ohne ihn anzusehen, strich sich der Uchiha die wirren Haarsträhnen aus dem Gesicht und er hörte, wie er durchatmete. „Nicht nötig.“ Kisame bezweifelte dies doch stark, so fertig, wie Itachi aussah. Er war nun mal recht anfällig, gerade was solche Lappalien wie Erkältungen anging, doch meistens nahm er sich zusammen und stand diese schweigend aus. „Würde mir nichts ausmachen“, erwiderte Kisame trotzdem und zuckte mit den Schultern. „Bleib liegen.“ Eigentlich rechnete der Hüne wie schon zuvor mit Widerspruch, immerhin kannte er seinen Partner ja. Dieser antwortete jedoch nicht sofort, sondern blickte mit glasigem Blick ins Feuer, wo das Fleisch langsam gar wurde. „…das wird nicht zur Gewohnheit“, hörte er ihn sagen, als er sich gerade dem ersten Hasen widmen wollte. Kisame konnte nicht anders, als amüsiert zu grinsen. „Natürlich nicht“, erwiderte er, ehe er die Zähne in das Fleisch schlug. Es tat gut, endlich wieder was im Magen zu haben, und er konnte nicht verstehen, wie Itachi gerade jetzt das Abendessen auslassen konnte. Als er ihm einen Blick zuwarf, hatte sich der Uchiha schon wieder zusammengerollt, döste anscheinend. Sollte er sich nur ausruhen, immerhin hatten sie am nächsten Tag wieder einen ordentlichen Marsch vor sich. Hoffentlich blieb ihre Reise nicht so langweilig wie bisher, denn sie hatten in dieser Einöde kaum Menschen getroffen – jedenfalls keine, mit denen sich ein Kampf lohnte. Kisame lehnte sich an die Felswand in seinem Rücken, während er sich dem zweiten Hasen widmete. Er musste sich wohl in Geduld üben, auch wenn es ihm widerstrebte. Der nächste Morgen kam langsam und Kisame konnte nicht leugnen, dass er zwischendurch weggedöst war. Es wunderte ihn, dass Itachi ihn kein einziges Mal aus seinem Dämmerzustand geholt hatte. Immer, wenn Kisame hochgeschreckt war, hatte der Uchiha scheinbar tief und fest geschlafen. Das war mehr als ungewöhnlich, denn in solchen Fällen war Itachi bisher immer wach geworden und hatte ihn ermahnt, ihn zu wecken, wenn er zu müde wurde. Kisame streckte sich einmal, während er den Blick kurz über die verkohlten Reste ihres Feuers – und der Kleintierknochen – schweifen ließ. Er spülte sich den unangenehmen Geschmack in seinem Mund mit Wasser aus, wobei ihm die Onigiri, die sich noch im Beutel befanden, ins Auge fielen. Abermals schaute er zu dem Jüngeren, der keine Regung zeigte und halb im Schlafsack verschwunden war. „Hey…“ Er beugte sich vor und rüttelte Itachi leicht an der Schulter. Direkt fiel ihm auf, dass sein Partner eine regelrechte Hitze ausstrahlte, und auch der rasselnde Atem ließ ihn stutzen. Die dunklen Augen wirkten fiebrig, als er ihn ansah, sich recht langsam aufsetzte. „Mann…du siehst ja mal richtig scheiße aus“, entwich es Kisame und er fing sich dafür einen finsteren Blick ein. „Hm…“ Einschüchtern ließ er sich davon nicht, schüttelte nur den Kopf. „So viel zu es ist nichts…du hast bestimmt Fieber, so wie du glühst.“ Itachi hatte den Nerv, leise zu schnauben und sich wacklig zu erheben. „Unsinn.“ „Ich würde dir ja gern einen Spiegel vorhalten, um dir den Unsinn zu zeigen…“ Itachi erwiderte nichts darauf, sondern holte seine eigene Wasserflasche hervor, um einen Schluck daraus zu nehmen. Er stand zwar, jedoch sehr zittrig, und Kisame glaubte nicht, dass er die Strecke, die sie sich für heute vorgenommen hatten, in seinem Zustand schaffen würde. „Ernsthaft, wir sollten den Tag über hier bleiben.“ Allerdings schien sein Partner da anderer Meinung zu sein, denn er erhob sich aus seinem Schlafsack und rollte diesen zusammen. Obwohl Itachi unter seinem Mantel vorsorglich einen dicken Pulli trug, nahm Kisame das Zittern wahr. Sein Gesicht wirkte ziemlich blass, die Brauen zusammengezogen…nein, ihm ging es absolut nicht gut. „Das bringt doch ni-“ „Kisame.“ Obwohl der Uchiha seine Stimme nicht mal erhob, seinen Namen lediglich mit etwas Nachdruck aussprach, verstummte der Hüne. „…es bringt auch nichts, hier zu bleiben“, murmelte Itachi, während er den Schlafsack im Beutel verstaute. „Wir werden spätestens morgen eine Herberge finden, dann kann ich mich immer noch etwas ausruhen…sollte es nötig sein.“ „So optimistisch?“, erwiderte Kisame spöttisch. Natürlich konnte es sein, dass sie am Abend oder am nächsten Tag eine Unterkunft fanden, die sich nicht zwischen schneebedeckten Felsen befand und wo sie eine Mahlzeit bekamen. Genauso gut konnte es aber sein, dass sie noch tagelang hier rumirrten und in Höhlen nächtigen mussten. Es war eben sehr ungewiss, da Yuki-Gakure aus vereinzelten, kleinen Dörfern inmitten der Wildnis bestand. Anstatt einer Antwort fuhr der Uchiha fort, seine Sachen zu packen, und Kisame resignierte letztendlich, tat es ihm gleich. Da wollte man einmal Rücksicht nehmen und dann sowas… Tatsächlich wurde es nicht besser, als es einige Stunden später zu schneien begann. Kisame fiel auf, dass Itachi, im Gegensatz zu den vorigen Tagen, ziemliche Probleme damit hatte, nicht zurückzufallen. Kein Wunder, wenn er nur die halbe Kraft hatte, doch es war bereits zu spät zum Umkehren. Nicht, dass Itachi auch nur ein Wort darüber verloren hätte. In diesem Punkt waren sie sich überraschend ähnlich, bissen lieber die Zähne zusammen, als sich Schwäche einzugestehen. Da er Itachi mittlerweile nicht mehr als Last ansah – obwohl er gerade eine darstellte –, achtete er darauf, ihn nicht abzuhängen. Einen hämischen Spruch verkniff er sich dabei, auch wenn er das dem Uchiha irgendwann noch mal vorhalten würde. Vielleicht, wenn er ihn mal wieder darauf hinwies, dass sie wegen ihm Zeit verloren hatten. Was sollte er machen? Sein Leben war geprägt vom Kampf ums Überleben, er hatte sich daran gewöhnt, relativ früh begonnen, es zu lieben…ohne diesen Blutrausch fehlte ihm etwas. Dass Itachi da so pragmatisch vorging, konnte er nicht verstehen, denn schließlich war er ja gerade wegen seiner Bluttat zum Verräter seines Dorfes geworden. „Kisame.“ Irritiert drehte er sich um, als er mit einem Mal gerufen wurde, und schob den breiten Hut ein wenig hoch, um den Uchiha besser sehen zu können. Dieser kniete im Schnee und grub mit der Hand in den weißen Massen. Hatte er irgendwas entdeckt? Er trat neben ihn und sah neugierig zu ihm herunter, erkannte nun, was seine Aufmerksamkeit geweckt hatte. „Das stammt aus Kiri-Gakure“, meinte er überrascht und nahm Itachi die weiße Maske aus der Hand. Sie war teilweise zerstört, eine Hälfte fehlte, doch man konnte noch das typische Symbol seiner Heimat darauf erkennen. „Oi-nin.“ Kisame nickte auf die einsilbige Schlussfolgerung hin, drehte das Porzellan in der Hand, erkannte getrocknete Blutspuren darauf. „Oi-nin sind eigentlich nie allein unterwegs“, brummte er und warf die Maske zurück in den Schnee. „Vielleicht sind sie von den Dorfbewohnern wegen dieses Monsters angefordert worden…oder sie verfolgen jemanden.“ „Sie könnten deinetwegen hier sein“, warf Itachi, der nun wieder neben ihm stand, ein. „Kann auch sein“, gab er zu. „Wenn es so ist, wollen sie uns vielleicht eine Falle stellen.“ „Ja.“ Kisame musterte seinen Partner, als sich dieser den Hut vom Kopf schob und kurz blinzelte, sich über die Augen rieb. Die Geste kam unerwartet und anscheinend war sie ein Reflex, so schnell, wie Itachi seine Miene wieder unter Kontrolle hatte. Kisame war davon überzeugt, dass es ihm noch schlechter als am Morgen ging, doch er sprach es nicht an. Davon abgesehen, dass sie jetzt nicht einfach stehen bleiben konnten, schon gar nicht, wenn die verdammten Oi-nin hier lauerten, um seinen Kopf zu holen – und Itachis gleich mit. „Gehen wir“, hörte er ihn da auch schon sagen. Kisame fiel auf, dass er sein Sharingan aktiviert hatte, wohl um eventuelle Feinde besser entdecken zu können. Ob es so klug war, in seinem angeschlagenen Zustand Chakra einzusetzen? Allerdings behielt er auch diesen Gedanken für sich und folgte seinem Partner. Nun, lange mussten sie sich keine Gedanken um die Oi-nin machen – auch wenn Kisame nicht sicher war, ob das in diesem Fall positiv war. Das Rot wirkte beinahe grell, nachdem sie tagelang durch diese schneeweiße Einöde gewandert waren. Es konnte nicht lange her sein, dass hier ein heftiger Kampf stattgefunden hatte…denn der sauber abgetrennte Kopf, der sich zu seinen Füßen befand, war nur leicht eingeschneit. Er tippte ihn mit dem Fuß an, sah zu, wie er auf die Seite kippte, und blickte in die aufgerissenen, starren Augen. Die Spuren konnten nur wenige Stunden alt sein, wenn überhaupt, und das war bedenklich, denn was auch immer die Oi-nin erwischt hatte – es war überaus gefährlich. Kisame ließ den Blick über den Ort des Geschehens schweifen und er zählte insgesamt sechs Leichen, wobei zwei in der Mitte zerteilt worden waren und einer weiteren der Kopf fehlte. Mit Chakra verstärkter Draht oder ein großes Schwert konnten dafür verantwortlich sein. Er schaute zu seinem Partner, der mit regungslosem Blick vor der oberen Körperhälfte einer Oi-nin stand. Die Eingeweide der Frau blitzten aus ihrem Rumpf hervor, der Rest lag zerrissen im Schnee. Eine ziemliche Sauerei, doch wer Samehada in die Quere kam, der sah nachher nicht viel besser aus. „Anscheinend hat sich das Thema damit erledigt“, kommentierte Kisame den Schauplatz, doch Itachi schien ihn nicht zu hören. Seine roten Augen starrten verloren in die toten der Frau, doch selbst diese schien er nicht wahrzunehmen. Der Hüne runzelte die Stirn, trat neben ihn und legte ihm die Hand auf die Schulter, drückte diese. Itachi zuckte so heftig zusammen, dass Kisame beinahe damit rechnete, gleich ein Kunai in der Gurgel stecken zu haben. „…Itachi-san?“ Sein Partner winkte ab. „Lass uns weiter, wir-“ Kisame bemerkte es beinahe im selben Moment wie sein Partner und sie wichen gleichzeitig aus, machten einen Satz nach hinten. Die Senbon bohrten sich in die Stelle, an der sie eben noch gestanden hatten, und ein paar in die Leiche der Frau. „Lauft!“ Der Ruf ließ sie beide herumfahren und schon rasten zwei Oi-nin fluchtartig an ihnen vorbei. Erledigt hatte sich das Thema also doch nicht und Kisame konnte nicht widerstehen, Fingerzeichen zu schließen. „Suiton: Suikoudan no Jutsu!“ Der riesige, aus Wasser geformte Hai erfasste die beiden Shinobi, bevor sie aus seinem Sichtfeld verschwinden konnten, und riss sie zu Boden, wo sie zappelnd und hustend im eisigen Schnee liegen blieben. Er drehte sich nicht um, hörte jedoch schon das vertraute Geräusch sich kreuzender Klingen – Itachi gab ihm jedes Mal Rückendeckung, darauf war Verlass. „Lasst uns in Ruhe!“ „Bitte!! Wir müssen hier weg!“ Das Gewimmer ignorierend, trat er näher an die beiden Oi-nin heran; seine Technik hatte ihnen die Masken vom Gesicht gerissen. Beide waren noch recht jung, vielleicht im selben Alter wie sein Partner, doch er kannte sie nicht…kein Wunder, schließlich war es Jahre her, dass er Kiri-Gakure den Rücken gekehrt hatte. „Oh nein…das Monster…“ Die Kleine hatte ihn also erkannt, nun, das würde ihr nicht viel bringen. Er packte sie am Hals, hob sie auf Augenhöhe, während er sie fixierte. Ihr Genick knackte bedrohlich, als er etwas mehr Kraft in seinen Griff legte. „Dann unterhalten wir uns mal…warum seid ihr hier?“, fragte er ruhig und trat dem am Boden liegenden Shinobi so fest auf die Hand, dass diese brach. Den Schrei und das Gejammer ignorierend, funkelte er das Mädchen an, das sich wehrte, sogar nach ihm trat. Mutig, doch er hatte keine Lust darauf, dass man ihm die Zeit stahl – dazu war seine Neugierde zu groß. Ein panisches Gurgeln ertönte, als er ihr mit der bloßen Hand den Kehlkopf zerquetschte und dem Gezappel damit für seine Verhältnisse relativ rasch ein Ende bereitete. „So…nun zu dir…“ Der Junge wimmerte nur noch ihren Namen, rollte sich neben ihrem leblosen Körper, kaum dass er diesen fallen gelassen hatte, zusammen – oh? War die Kleine etwa seine Freundin gewesen? Konnte ihm ja egal sein…doch wenn der Typ nicht gleich redete, würde er ihr sehr schnell folgen. „Kaum zu fassen, was Kiri-Gakure inzwischen für Weicheier Shinobi spielen lässt…zu meiner Zeit wären solche wie du schon in den Prüfungen verreckt“, brummte er abfällig. Da von dem Jungen nichts zu erwarten war, drehte er sich kurz zu Itachi um. Der Uchiha kämpfte mit einem augenscheinlich erfahrenerem Oi-nin…vermutlich der Truppenleiter. Hatte er den beiden Jüngeren also die Flucht ermöglichen wollen…wie herzerwärmend. Nun, Itachi war fähig und sehr viel geduldiger als er, wieso sollte er ihm das Verhör nicht überlassen und sich der Nervensäge zu seinen Füßen entledigen? Kisame grinste hämisch, zog Samehada, das aufgeregt zischte und bereits seine Stacheln durch die Bandagen schob. Blut spritzte, als er das Schwert durch den Körper des Jungen zog – und Kisame war ernsthaft enttäuscht, dass dieser sich kein bisschen wehrte, sondern nur schrie. Er mochte ja brutal sein, aber Folter an wehrlosen Opfern war nicht seins, weswegen er Samehada ein weiteres Mal vorschnellen ließ und es damit beendete. Da musste sich sein Heimatdorf wirklich nicht wundern, dass es so den Bach runterging, wenn sie solche Schwächlinge einsetzten. Sein Blick schweifte wieder zu Itachi, der soeben einige rasch aufeinander folgende Taijutsu-Angriffe parierte. Wie es aussah, hatte er die falschen Gegner ins Visier genommen…der da versprach mehr Spaß. Nur zu gern wollte er Itachi unter die Arme greifen, denn er merkte, dass sein Partner deutlich wankte, obwohl er sonst immer die Oberhand hatte. Gerade als er sich jedoch einmischen wollte, zog der Mann ein Kunai und rammte es sich selbst in den Hals. Kisame fluchte innerlich, als der Körper des Oi-nin zusammenklappte und zuckend auf dem Boden die letzten Atemzüge tat. Im selben Moment, und das schockierte ihn tatsächlich, sank Itachi auf die Knie, stützte sich keuchend im Schnee ab. Der Hüne beeilte sich, zu seinem Partner zu gelangen, packte diesen grob an der Schulter. „…er wollte nichts sagen“, hörte er ihn murmeln. Kisame knurrte nur. „Egal…was ist mit dir? Kannst du aufstehen?“ Ein knappes Nicken folgte auf die Frage und wankend erhob sich der Uchiha, wobei jede Farbe aus seinem Gesicht gewichen war. Kisame fiel auf, dass er sein Mangekyou Sharingan aktiviert hatte…vermutlich, um den Mann zum Reden zu bringen. Wie es aussah, war die Aktion umsonst gewesen, da der Kerl wohl lieber sterben wollte, anstatt irgendwas auszuplaudern. „Geht gleich wieder“, versprach der Jüngere, doch Kisame glaubte nicht daran. „Du solltest was trinken“, meinte er jedoch nur und holte seine Flasche hervor, reichte sie dem Uchiha. Dieser nahm einen Schluck daraus, schwieg aber. Das Beste, was sie aus dieser Situation machen konnten, war, zu hoffen, dass Itachi bis zum nächsten Unterschlupf durchhielt. „Du hättest einen am Leben lassen müssen.“ Kisame gab einen genervten Laut von sich. „Wenn du mich schon wieder belehren kannst, scheint es ja nicht so schlimm zu sein.“ „Sagte ich doch…“, erwiderte der Uchiha, doch er klang immer noch atemlos. Kisame beobachtete, wie sich seine Augen langsam wieder dunkel färbten, was er als Zeichen dafür nahm, dass er Chakra sparen wollte. In seinem Zustand hätte er sein Sharingan wohl besser gar nicht eingesetzt. Er schüttelte innerlich den Kopf über seinen Partner, wandte sich dann aber Samehada zu, um das Blut zu entfernen und die Bandagen sporadisch neu zu wickeln. Wenn sie die nächste Unterkunft erreicht hatten, würde er sein Schwert angemessen pflegen. Er befestigte es wieder auf seinem Rücken, ehe er fragend zu dem Uchiha sah, welcher soeben die Flasche wegsteckte und sich aufrichtete. „Weiter?“ Als sein Partner nickte, wandte er sich ebenfalls um, machte sich dabei so seine Gedanken. Er hörte Itachis Schritte hinter sich, wie er durch den Schnee stapfte. „Wir wissen jetzt jedenfalls, dass hier jemand rumrennt, der genauso viel Spaß am Töten hat wie ich.“ „…hm.“ Kisame störte sich nicht daran, dass der Uchiha so einsilbig antwortete – das tat dieser ja auch, wenn es ihm gut ging, und so fuhr er fort. „Vielleicht ist das Monster tatsächlich der Jinchuuriki…“, überlegte er weiter. „...“ „…er…oder sie benutzt scharfe Waffen, so viel ist sicher. Hast du gesehen, wie sauber die Körperteile abgetrennt waren?“ Vor allem der Hals…mit Samehada wäre so etwas gar nicht möglich, da das Schwert sägte und nicht schnitt. „Und wie verängstigt diese Bälger waren…könnte auf einen Jinchuuriki zutreffen, oder?“ Keine Antwort. „Itachi-san? Hörst du mir überhaupt…“ Er unterbrach sich selbst, kaum dass er ein gedämpftes Geräusch hörte und fuhr herum. Ungläubig starrte er den Uchiha an, der ein paar Meter hinter ihm im Schnee lag und sich nicht mehr bewegte. Scheiße. Kisame überbrückte die Entfernung zwischen ihnen rasch und kniete sich neben seinen Partner, der wie Espenlaub zitterte und bei jedem Atemzug keuchte. Der Hut war ihm vom Kopf gerutscht und Kisame schob das Stirnband hoch, fühlte seine Temperatur…noch mal Scheiße. Itachi glühte, so viel war sicher…also doch Fieber und nun hatte es ihn wohl komplett ausgeknockt. Der Uchiha reagierte nicht mal auf seine Berührungen, die geschlossenen Lider zuckten unruhig, während er im kalten Schnee lag. Mist…das war sicher nicht förderlich für seine angeschlagene Gesundheit, so dass er ihn rasch anhob und zumindest mit dem Oberkörper auf seinen Schoß zog. „Itachi-san?“ Keine Reaktion…und er konnte schlecht einfach so hier mit ihm sitzen bleiben. Selbst, wenn Itachi wieder zu Bewusstsein kommen würde, wäre er nicht in der Lage weiterzulaufen. Er hatte ja geahnt, dass sie lieber in der Höhle hätten bleiben sollen. Der Hüne seufzte stumm, sah auf seinen schwer atmenden Partner herunter…ehe er Samehada auf seinem Rücken etwas mehr auf die linke Seite schob. Dann erhob er sich, wobei er sich den Uchiha über die freie, rechte Schulter hievte. „Damit eins klar ist“, brummte er, sich wohl bewusst, dass Itachi ihn gerade nicht hörte. „Hiernach sind wir endlich quitt.“ Wie erwartet bekam er keine Antwort, so dass er sich nicht länger aufhielt und erneut durch den Schnee stapfte. Wenigstens schneite es gerade nicht mehr, was er mal als positives Zeichen deutete – wurde ja auch Zeit. Itachi selbst war relativ leicht, zumindest für ihn stellte es kein Problem dar, seinen Partner so zu tragen, solange er nicht kämpfen musste. Jedoch beschlich ihn da dieses unangenehme Gefühl, dass Letzteres nicht lange ausbleiben würde. Normalerweise war Kisame für jeden Kampf dankbar, doch gerade wünschte er sich, es würde bei der sonst so verhassten Langeweile bleiben. Als hätte er es geahnt, änderte sich das Wetter plötzlich…und Nebel zog auf. Beunruhigend dichter Nebel, der ihn sofort innehalten ließ. Auch die Stille, die sich mit einem Mal über die Umgebung gelegt hatte, ließ ihn sich anspannen. Irgendwas ging hier nicht mit rechten Dingen zu…das sagten ihm sowohl sein Instinkt als auch seine Erfahrung als Shinobi. Und der verfluchte Nebel halt. Kisame verengte seine Raubtieraugen, lauschte auf jedes Geräusch um ihn herum, wobei sich seine Finger bereits um Samehadas Griff gelegt hatten. Mit Itachi über der Schulter war seine Bewegungsfreiheit zwar eingeschränkt, aber vorerst würde es gehen. Und dann hörte er es. Das laute Zischen hinter sich und zeitgleich fauchte Samehada alarmierend, so dass er direkt herumfuhr und die auf ihn herabsausende Klinge parierte. Der Schlag war kraftvoll, zwang ihn sogar ein Stück nach hinten, was er zähneknirschend zur Kenntnis nahm. „Du…“, knurrte er, absolut nicht erfreut darüber, dass er das Gesicht seines Gegners kannte. Darauf hätte er direkt kommen können, denn die Waffe passte perfekt zu den abgeschlachteten Oi-nin von zuvor. Das Werk eines Dämons…der das Enthauptungsschwert führte. Kubikiri Houcho. „Hoshigaki Kisame…das Monster von Kiri-Gakure“, höhnte sein Gegenüber, wobei seine tiefe Stimme durch die Bandagen vor seinem Mund gedämmt wurde. „Ist eine Weile her, nicht wahr?“ Kisame konnte sich ungefähr tausend bessere Dinge vorstellen, als diesen Mistkerl in so einer Situation wiederzusehen. „Nicht lange genug…Zabuza.“ Anscheinend konnte ihn das Schicksal noch weniger leiden als die meisten Menschen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)