Yu-Gi-Oh! Over the Nexus von fubukiuchiha ================================================================================ Kapitel 43: Dunkle Gedanken --------------------------- Trotz der Stimme ihrer Lehrerin, die gerade aus Goethes Faust zitierte, konnte Velvet das Ticken des Sekundenzeigers ihrer Uhr klar und deutlich hören und es machte sie langsam wahnsinnig. Normalerweise war sie die reinste Musterschülerin, allerdings gab es heute etwas, was ihre Konzentration komplett störte: Der freie Platz am Fenster links vor ihr. Sonst hatte sie immer einen freien Blick auf den blonden Haarschopf von Tenebrae, doch war er immer noch nicht zurück und das galt dann vermutlich auch für Miguel. Nachdenklich stützte sie das Kinn auf der Handfläche ab und starrte auf Tenebraes Platz, allerdings bekam sie in ihrem Zustand nicht mit, wie sie zum dritten Mal von ihrer Lehrerin angesprochen wurde. Erst als diese vor Velvets Tisch stand und ihr Buch auf die Tischplatte knallen ließ schreckte das Mädchen hoch: „Miss Strife, ist mein Unterricht so langweilig, dass sie aus dem Fenster starren?“   Verlegen suchte das Mädchen nach einer Ausrede, als eine ihrer Mitschüler in der hinteren Reihe sich einmischte: „Vermutlich schmachtet sie Corbin nach, weil der heute nicht da ist.“ Etwas erstaunt sah die Lehrerin hoch, als die meisten Schüler zu lachen anfingen und Velvet wäre am liebsten vor Scham im Boden versunken. Ein wenig Trost bekam sie von Fenrir, der ihr das Kinn auf den Schoß legte und ihr einen herzerwärmenden Blick zuwarf. Mit einem lauten Händeklatschen brachte die Lehrerin wieder Ruhe in die Klasse, doch ließ auch sie die Blauhaarige nicht vom Haken: „Ruhe ihr alle, das Liebesleben von Miss Strife geht uns alle nichts an, aber bitte verschieben sie ihre Schwärmerei auf die Pause oder nach dem Unterricht.“ Leise wimmernd rutschte die Schülerin auf ihrem Platz nach unten, als wolle sie sich unter ihrem Tisch verkriechen, doch musste sie das Thema über sich ergehen lassen.   Den restlichen Unterricht schaffte sie es, sich nicht wieder auf ihren fehlenden Klassenkameraden zu konzentrieren, doch blieb ihr der Spott seitens ihrer Mitschüler nicht erspart: „Warum können die sich nicht um ihren eigenen Kram kümmern?“ „Ignorier sie einfach. Du darfst so etwas nicht an dich heranlassen, Velvet“, erwiderte der Wolf und rollte sich unter dem Pult seiner Partnerin zusammen, wobei er die Umgebung genau im Blick behielt. Kurz sah die Blauhaarige nochmal zur Seite, wo sie einen mitfühlenden Blick von Luna bekam, die ihr kurz zu verstehen gab, dass sie hinter ihr stand. Zumindest hatte Velvet damit eine Freundin, die sich nicht über ihre Gefühle für den Blonden lustig machte.   Noch nie in ihrem Leben hatte sich das Leuten der Schulglocke so toll angehört und die Blauhaarige war froh, dass sie endlich erlöst war. So schnell sie konnte verließ sie das Klassenzimmer, denn sie wollte das Schulgelände verlassen, bevor ihr Vater mitbekam, dass sie im Unterricht geträumt hatte. Luna holte sie relativ zügig ein, wobei Velvet erst jetzt bemerkte, dass Luna ein Stück kleiner war als sie: „Sag mal Luna, bist du geschrumpft?“ Erstaunt sah die Tänzerin an sich runter und schüttelte dann den Kopf: „Nö, ich trage aber normalerweise Schuhe mit höheren Absätzen. Hast du nie auf meine Schuhe geachtet?“ Kurz kratzte sich die Blauhaarige am Kopf, doch schüttelte sie diesen dann: „Ehrlich gesagt nicht. Aber du bist echt verdammt klein.“ „Ich bin nicht klein, ich bin nur für mein Alter zu kurz geraten!“, protestierte die Schwarzhaarige und blies beleidigt die Wangen auf, jedoch fiel ihr ihre Wächterin eiskalt in den Rücken: „Das ist die Definition von klein, miau.“ Beleidigt zog das Mädchen den Kopf ein, wodurch sie nochmal ein Stück kleiner wirkte, doch versuchte Velvet ihre Freundin aufzuheitern: „Kopf hoch, du kriegst deinen Wachstumsschub noch. Sag mal, wollen wir vielleicht ein Eis essen gehen?“ „Würd ich ja gerne, aber unsere Truppe plant einen neuen Auftritt und da darf ich nicht schwänzen, sonst versohlt Django mir den Hintern. Wir machen das ein anderes Mal und nehmen dann alle mit, okay? Bis morgen“, gab die Tänzerin zurück und schulterte ihre Schultasche, bevor sie in die entgegengesetzte Richtung davonlief.   Etwas betrübt ließ die Blauhaarige den Kopf hängen und setzte sich in Bewegung, denn sie hatte sonst keine Idee, was sie machen sollte. Während sie durch die Stadt ging, kramte sie ihre Karten hervor und betrachtete sie mit einem traurigen Blick, der ihrem Wächter nicht entging: „Was bedrückt dich? Immer noch die Sache mit Tenebrae?“ „Was? Nein... ja... also, irgendwie schon, aber auch wieder nicht. Ich denke gerade über mein Deck nach und ob ich damit überhaupt eine Hilfe für die anderen bin“, gab das Mädchen zurück und merkte dann, wo ihre Beine sie hingeführt hatten: Den Park, indem sie zur Trägerin geworden war. Der Park war schon so heruntergekommen, die ganzen Krater im Boden, die bei ihrem Duell gegen Tenebrae entstanden waren, wohl niemanden störten. Sie konnte sich nicht wirklich an dieses Duell erinnern und auch für die Zeit davor hatte sie einige heftige Gedächtnislücken.   Jedes Mal wenn sie versuchte sich an die Zeit zu erinnern bekam sie Krämpfe und heftige Kopfschmerzen. Fenrir war ihr leider keine Hilfe, denn er konnte sich an nichts erinnern, da er erst im Duell zu sich gekommen war, was aber eher an Celes gelegen hatte. Der Wächter erkannte natürlich, dass dieses Thema seine Partnerin beschäftigte, jedoch konnte er nichts tun um ihr zu helfen. Mit einem leichten Stöhnen ließ sich die Schülerin auf einer Parkbank nieder und stützte das Kinn auf die Hände: „Was ist da mit mir passiert und warum gerade ich?“ Fenrir ließ die Ohren hängen und sah auf das Gras zu ihren Füßen: „Es tut mir leid, dass ich dir keine Hilfe bin. Das muss dich sehr belasten.“ Sie nickte nur knapp und sah dem Wolf in die Augen: „Darf ich dich was fragen, Fenrir?“ Der Wolf nickte und zuckte dabei neugierig mit den Ohren, denn eventuell brachte das Gespräch seine Trägerin auf anderen Gedanken. Die Blauhaarige sah wieder auf ihr Deck und fing dann an: „Ich kann mich an das Duell gegen Tenebrae nicht wirklich erinnern, es ist alles total vernebelt und verschwommen, aber du hast doch in das Duell eingegriffen, oder?“   Zu Bestätigung nickte der Wolf neigte dann den Kopf: „Ja, allerdings waren meine Mittel äußerst beschränkt, weshalb ich Celes Partner nur eine einmalige Beschwörung gewähren konnte.“ Nun war Velvets Neugierde geweckt und sich richtete sich etwas auf: „Wie meinst du das, du hast ihm ‚eine Beschwörung gewährt‘? Kannst du ein Duell manipulieren?“ Auf die Frage schüttelte Fenrir leicht empört den Kopf und verzog leicht das Gesicht: „Du formulierst da ja so, als würde ich betrügen. Wir Wächter sind lediglich in der Lage eine besondere Form der Beschwörung auszulösen oder eine abzuwandeln, um einen neuen Pfad zu öffnen.“ Man sah förmlich die Fragezeichen, die über dem Kopf des Mädchens schwebten, weshalb der Wolf sich etwas bequemer hinlegte und seine Erklärung weiter ausführte: „Nun, du hast es bei Damian und Rayleigh gesehen, ein Rank Up ohne irgendwelche Hilfsmittel. Kiaras Kraft zeigt sich in Lunas Pendelmonster, aber irgendwas stimmt da nicht...“ Nachdenklich brummte der Wolf und zuckte dabei mit den Ohren, als Velvet nachhakte: „Inwiefern? Stimmt etwas mit Kiara nicht?“   „Da bin ich mir eben nicht sicher, dafür dass Kiara diese Beschwörung freigesetzt hat, sind die Karten in Lunas Deck zu schwach und auch zu wenig in der Zahl. Wenn ich das richtig gehört habe, besitzt Luna lediglich zwei Pendelmonster. Entweder hat Kiara es nicht für nötig gehalten ihrer Partnerin mehr solche Karten zu geben, oder ihr fehlte die Kraft dazu.“ Langsam bekam Velvet wieder Kopfschmerzen, während sie das eben erfahrene verarbeitete: „Ist es möglich, dass Kiara irgendwie verletzt ist, oder sich nach ihrem erwecken noch nicht erholt hat?“ Die Frage verneinte der Wolf mit der Aussage, dass der rote Kristall seit zehn Jahren wieder aktiv war und damit hätte Kiara ihre Kraft schon zigmal komplett regenerieren können: „Irgendwas scheint ihr damals tatsächlich die Kraft entzogen zu haben.“   Wieder neigte das Mädchen den Kopf, denn das mit Kiara war zwar eine schlechte Sache, aber sie interessierte jetzt mehr die Fähigkeit ihres eigenen Wächters: „Okay schieben wir jetzt mal den Riesenroboter und das Kätzchen beiseite und wenden uns dir zu. Was genau ist deine Fähigkeit, Fenrir?“ Kurz war sich der Wolf nicht sicher, ob er das seiner Partnerin schon erzählen sollte, denn er hatte so seine Bedenken, was das Thema anging: „Es tut mir leid, aber das Thema sollten wir auf später verschieben.“ Sichtlich enttäuscht ließ das blauhaarige Mädchen den Kopf hängen und suchte nach den richtigen Worten: „Was? Aber warum denn? Ich versteh schon, ich bin zu schlecht um diese Beschwörung zu benutzen, oder?“ Der Blick seiner Trägerin zerriss Fenrir innerlich, weshalb er den Kopf senkte: „Du bist nicht zu schlecht dafür, allerdings bist du einfach noch nicht in der Lage dazu.“ „‚Zu Schlecht‘ und ‚nicht in der Lage‘ sind prinzipiell dasselbe“, brummte sie und fühlte sich wie der letzte Versager, doch begann der Wolf jetzt zu knurren: „Schluss jetzt! Ich sagte du bist ‚noch nicht‘ in der Lage dazu. Irgendwann vielleicht, aber jetzt übersteigt es einfach deine Fähigkeiten. Ich wollte es dir nicht sagen, weil du ansonsten versuchen würdest mit biegen und brechen auf dieses Level zu kommen und das geht mit absoluter Sicherheit schief.“   Bei den Worten hob Velvet leicht den Kopf und fühlte sich ein kleines bisschen besser: „Du meinst ich kann es irgendwann? Aber was genau ist denn deine Fähigkeit? Ich will es nur verstehen.“ Mit einem leicht genervten Gesichtsausdruck legte der Wolf die Ohren zur Seite und seufzte auf: „Du lässt nicht locker, oder? Na schön, aber wenn du daran zerbrichst ist es nicht meine Schuld. Ich habe dich gewarnt.“ Lächelnd begann die Blauhaarige eifrig zu nicken und rutschte ein Stück an das Tier heran, der sich hinsetzte: „Meine Fähigkeit ermöglicht es die Synchrobeschwörung auf ein neues Level zu heben. Als Beispiel: Im Duell gegen dich hat Tenebrae das sogenannte ‚Accel Synchro‘ ausgeführt.“   Jetzt war Velvet Feuer und Flamme und wollte mehr über diese Beschwörung wissen, weshalb der Wolf erklärte, dass der Anwender dafür einen freien Geist, also einen Kampfwillen frei von jeglichen Zweifel und fest ein Ziel fixiert haben muss. Zum Erstaunen des Mädchens erläuterte der Wächter, dass Tenebrae in einem anderen Duell wohl nicht in der Lage wäre diese Beschwörung noch einmal einzusetzen. Zum einen erklärte Fenrir, dass es an dem Fehlen des Monsters lag und zum anderen würde die Mentalität des Jungen wohl nicht mitmachen. Nachdenklich wiegte Velvet den Kopf hin und her, denn die Tatsache hatte sie wirklich neugierig gemacht: „Wenn ich also diese Beschwörung hinbekomme kann ich mit Tenebrae gleichziehen und wo bekomme ich so ein Monster her?“ „Du machst gerade den Fehler, den ich vorausgesagt habe. Du bist zu stürmisch. Ich war selbst erstaunt, dass Tenebrae es in eurem Duell geschafft hat und was das Monster angeht... ich bin schon dran, eins für dich zu kreieren.“ Sofort stellte er die Ohren auf, als Velvet die Hand aufhielt, doch schüttelte er bestimmt den Kopf: „Du bekommst es noch nicht, es würde dir nur Schwierigkeiten bereiten. Als erstes solltest du dich darum bemühen, eine bessere Duellantin zu werden.“   Beleidigt verschränkte das Mädchen die Arme vor der Brust und sah zur Seite, denn sie hatte sich wenigstens von ihrem Wächter ein wenig Unterstützung erhofft. Vermutlich lag er mit seiner Vermutung richtig und sie musste erst noch Erfahrung sammeln, aber wie sollte sie das machen? Vielleicht könnte Victoria ihr helfen und das war auch ihre beste Chance: „Komm, wir gehen. Ich habe eine Idee.“ Damit lief sie los und ließ einen völlig irritierten Fenrir zurück, der erst verdutzt blinzelte und dann hinter dem Mädchen her rannte. Auf dem Weg versuchte Velvet ihre beste Freundin zu erreichen, doch hatte sie aus irgendeinem Grund ihr Handy ausgeschaltet, weshalb sie die Sache lieber verschob. Sie würde heute Abend nochmal versuchen die Weißhaarige zu erreichen, doch entdeckte sie dann etwas, was sie stutzig machte. Als sie um eine Ecke bog stieß sie auf Damian, der nachdenklich die Arme hinter dem Kopf verschränkt hatte. Ein Stück neben ihm stand die imposante Gestalt von Rayleigh, der sich nicht bewegte, aber gab es noch etwas, was das Mädchen störte. Ein Stück vor dem Schwarzhaarigen flimmerte eine seltsame Silhouette, die sie nicht wirklich identifizieren konnte, doch auch ihrem Wächter schien die Sache nicht zu gefallen: „Ich spüre etwas bedrohliches. Wir müssen ihn warnen!“   Beide nickten sich zu, bevor sie um die Stimme erhob und nach dem Jungen rief. Sie behielt vor allem die schemenhafte Gestalt im Auge, die sich allerdings sofort auflöste, als Damian sich zu ihr umdrehte: „Hey, Velvel. Alles klar bei dir?“ Der Junge hatte sein typisches sorgloses Grinsen aufgesetzt, doch würde sie sich nicht abwimmeln lassen: „Damian, was war das gerade?“ Kurz schien der Schwarzhaarige aus dem Konzept zu kommen, doch dann grinste er weiter: „Was meinst du? Ich starre ein bisschen in den Himmel und mache mir meine Gedanken um Ten, Miguel und Robby.“ Mit der Antwort gab sich Velvet nicht zufrieden und wurde dieses Mal von Fenrir unterstützt: „Du weißt genau, wovon sie redet. Was war das für eine Gestalt bei dir?“   „Gestalt?“, gespielt nachdenklich sah Damian wieder nach oben und versuchte eine Ausrede zu finden, denn es war klar, dass Velvet und Fenrir Yubel bemerkt hatten, doch wie sollte er da wieder rauskommen? Er suchte nach einer Ausrede, doch war es sein Wächter, der für ihn antwortete: „Es scheint sich um eine Art astrale Erscheinung gehandelt zu haben. Ich spüre keinerlei Gefahr für meinen Träger, also ist keine weitere Nachforschung erforderlich.“ Etwas erstaunt sah Fenrir seinen Kollegen an, denn es erstaunte ihn, dass Rayleigh die Gestalt als ungefährlich einstufte, allerdings hatte sich der Roboter bisher selten geirrt: „Na gut, wenn du dir sicher bist.“   Kurz sahen sich der Wolf und die Blauhaarige an, als dem Tier etwas einfiel: „Velvet, du könntest ihn doch fragen, er hat es schließlich schon mehrfach mit den Rittern aufgenommen.“ „Meinst du? Naja, einen Versuch ist es wert. Du, Damian? Kann ich dich was fragen?“, wechselte das Mädchen das Thema, was den Schwarzhaarigen leise und erleichtert aufseufzen ließ, doch dann nickte er: „Klar doch Velvel, was willst du denn wissen?“ Kurz zögerte das Mädchen und sah sich um, weshalb Damian den Vorschlag machte, sich irgendwohin zu setzen. Zu zweit gingen sie drei Straßen weiter und setzten sich in eine Eisdiele , wo der Schwarzhaarige sich mit einem weiteren erleichterten Seufzer auf einen Stuhl fallen ließ: „Ich glaube hier ist es in Ordnung, oder?“ Mit einem leichten Zögern nickte das Mädchen und setzte sich dem Jungen gegenüber: „Warum gerade eine Eisdiele?“ „Ich hab Bock auf Eis“, gab der Duellant locker Antwort und nahm sich die Karte zur Hand, um sich etwas auszusuchen: „Such dir was aus, ich lad dich ein.“   Überrascht sah die Blauhaarige auf und wurde leicht rot im Gesicht: „W-Warum lädst du mich zum Eis essen ein?“ Nachdenklich sah der Angesprochene nach oben und zuckte dann mit den Achseln: „Naja, man darf ein hübsches Mädel doch zu einem Eis einladen, oder?“ Velvets Gesicht wurde noch eine Spur roter, weshalb sie sich hinter der Speisekarte versteckte und versuchte ihre Atmung zu beruhigen: „Wie kannst du das so locker sagen?“ „Ist doch wahr, sorry wenn ich dich jetzt in Verlegenheit gebracht habe, aber ich wollte schon lange mal etwas Zeit mit dir verbringen... Moment, das klingt jetzt falsch“, bremste sich der Junge selbst und sah etwas irritiert zur Seite. Einen Moment lang sah die Blauhaarige ihren Gegenüber an, bevor sie zu grinsen begann: „Ah, jetzt weiß ich wie der Hase läuft.“ Ertappt zuckte der Schwarzhaarige zusammen und sah seine Freundin an, die immer breiter grinste: „D-Du weißt Bescheid? Wirklich?“ „Klar, du willst von mir wissen, ob Vicky was über dich gesagt hat, hab ich recht? Und mit dem Eis willst du mir nur Honig ums Maul schmieren, damit ich rede. Da musst du aber einiges aufbieten, um mich zum Reden zu bringen“, stichelte das Mädchen und sah lachend auf das verwirrte Gesicht des Jungen.   Der Schwarzhaarige schüttelte schnell den Kopf und seufzte: „Du hast mich durchschaut, hä? Ja ja... also, was möchtest du?“ Die Kellnerin kam und nahm die Bestellungen auf, wobei beide es klein hielten. Da Velvet nicht vorhatte etwas über ihre Freundin zu verraten, kam sie auf ihr eigentliches Thema zurück: „Also, ich wollte dich fragen, ob du mir eventuell helfen kannst eine bessere Duellantin zu werden. Ich könnte dringend ein paar Tipps gebrauchen.“ Noch einmal kam die Kellnerin und stellte jedem einen Eisbecher hin, den beide mit Genuss verspeisten. Damian nahm gerade einen neuen Löffel mit Eis, als er sich seine Gedanken zu dem Gefallen machte: „Naja, die Sache ist die, dass ich mich großteilig mit Fusion befasse und du benutzt ein Synchro-Deck. Mit der Beschwörung kenne ich mich nicht so aus, aber ich kann natürlich versuchen dir zu helfen. Darf ich mal sehen?“   Velvet nickte und legte ihr Deck in die ausgestreckte Hand, woraufhin der Schwarzhaarige die Karten durchsah: „Ein [Ice Barrier]-Deck. Mir fällt direkt auf, dass du nur zwei Synchro-Monster hast, obwohl das Deck vier besitzt.“ Neugierig neigte Velvet den Kopf und freute sich darüber, dass Damian ihr tatsächlich Tipps gab und sie würde sofort nach diesen beiden Monstern suchen, die ihr fehlten. Sie konnte allerdings nicht allzu lange darüber nachdenken, denn plötzlich ertönte die Stimme ihrer Mutter: „Velvet! Was glaubst du, was du da tust?“ Völlig irritiert starrte die Blauhaarige auf ihre Mutter, die wütend auf sie und Damian zukam: „Ich will nie wieder sehen, dass du dich mit diesem Jungen abgibst und jetzt komm!“ Die Schülerin war völlig überrumpelt, als sie am Handgelenk gepackt und einfach mit gezerrt wurde: „Was? Ja aber... warte, mein Deck. Hey!“ Der Schwarzhaarige saß an dem Tisch, als wäre er zur Salzsäule erstarrt, doch dann wachte er langsam wieder auf: „Nette Frau... na super, jetzt hab ich Velvets Deck noch. Naja, vielleicht hab ich noch ein paar Karten, die ich ihr geben kann.“ Er legte Geld auf den Tisch und ließ zwei halb aufgegessene Eisbecher stehen.   Mit hängenden Schultern trat Damian den Heimweg an und blieb dabei in seinen eigenen Gedanken. Langsam war er es leid, denn er hatte nichts falsch gemacht und dennoch musste er so eine Behandlung über sich ergehen lassen. Am meisten störte es ihn, dass Velvet vermutlich den Ärger dafür bekommen würde und das hatte er nicht gewollt. Er kam an dem Mehrfamilienhaus an, in dem er mit seiner Mutter wohnte und stieg langsam die Treppe nach oben, bis er seine Wohnung betrat: „Bin zu Hause.“ „Hallo Schatz, das Essen braucht noch ein wenig“, begrüßte Mrs Anderson ihren Sohn, der sich direkt in sein Zimmer verzog: „Danke, aber ich hab keinen Hunger.“ Kaum hatte er seine Zimmertür geschlossen tauchte Rayleigh neben ihm auf und musterte sein Gefäß: „Du wirkst bedrückt. Hat das Treffen mit der Mutter von Velvet dir so zugesetzt?“ „Naja, ist ne lange Geschichte, aber ich bin jetzt nicht in der Stimmung darüber zu reden“, gab der Schwarzhaarige zurück und zog ein paar Kisten unter seinem Bett hervor, in denen sich unzählige lose Karten befanden.   Er studierte das Deck der Blauhaarigen und sah direkt einige kleine Makel, denn es befanden sich Karten darin, die keine Hilfe waren und vermutlich wirklich nur als Platzhalter fungierten. Als er fertig war, die Karten nach Funktionalität zu sortieren und die Nutzlosen raus zu nehmen war das Deck nur noch halb so groß wie vorher: „Ich glaube, ich bin zu pingelig...“ „Negativ, die Siegeswahrscheinlichkeit mit diesem Deck ist um 23,7 Prozent höher als vorher, jedoch nicht umsetzbar, da die Mindestkapazität unterschritten ist“, erklärte der Roboter und betrachtete einige Karten, die auf dem Tisch lagen. Mit einem leisen Pfeifen packte Damian noch einige Karten in das Deck und mischte dann den Stapel: „Ich denke mal, dass sollte funktionieren. Vorausgesetzt ich kann Velvet ihr Deck wiedergeben.“   Mit einem lauten Gähnen streckte sich der Junge einmal und sah auf seinen Wecker, der bereits 22 Uhr anzeigte: „So spät schon. Ich verkriech mich besser ins Bett. Nacht ihr beiden.“ Mit einem skeptischen sah Yubel, die hinter ihrem neuen Besitzer erschienen war zu, wie sich ebendieser in sein Bett legte und zudeckte. Die Dämonin warf einen prüfenden Blick zu dem Nexus-Wächter, der sich zwischen sie und Damian geschoben hatte: „Traust du mir nicht, Wächter?“ „Negativ, mein Gefäß vertraut dir und ich hege keinen Zweifel an seinem Urteil. Du solltest auch etwas ruhen“, damit wurde er zu einer Lichtkugel und zog sich in den Körper des schlafenden Jungen zurück.   Mit einem abfälligen Schnauben sah die Dämonin zu ihrem Besitzer und trat an das Bett heran, wo ihre Augen zu leuchten begannen: „Dann wollen wir mal sehen.“ Da Damian schlief war es für sie ein leichtes in seine Gedanken einzudringen. Ob er dabei zu Schaden kam, war ihr ziemlich egal, doch dann wich sie schlagartig zurück. Geschockt sah Yubel auf den Schwarzhaarigen und sie konnte nicht fassen, was sie in seinem Unterbewusstsein gefunden hatte: „Unmöglich, wie kann in so einem unbeschwerten Wicht so eine Ansammlung negativer Emotionen sein. Die reinste Brutstätte für dunkle Energie. Der Junge könnte mir noch nützlich sein, wer hätte das Gedacht?“ Mit einem leisen Lachen zog sich das Monster in ihre Karte zurück und ließ ihren Besitzer schlafen, denn sie hatte noch einige Pläne mit diesem Jungen.   -im Haus der Familie Strife-   Seit sie wieder nach Hause gekommen war, herrschte in Velvets Haus eine angespannte Stimmung. Sie konnte einfach nicht verstehen, was ihre Eltern gegen Damian hatten. Okay, er war ein Schüler der Starlight Academy, aber das war doch kein Grund ihn so abwertend zu behandeln. Eigentlich hätte sie gerne ihr Deck etwas verbessert, doch war das immer noch bei dem Schwarzhaarigen. Erschrocken fuhr sie hoch, als ihr Handy zu klingeln begann. Kurz sah sie auf das Display und nahm das Gespräch an: „Hey Vicky, was gibt es?“ „Du fragst mich, was es gibt? Du hast doch versucht mich anzurufen“, kam es von der Weißhaarigen, die einen leicht schnippischen Ton drauf hatte: „Ach so, ich wollte dich fragen, ob du mir eventuell helfen kannst ein bisschen besser beim duellieren zu werden.“   Die Vampir-Duellantin brummte kurz und stimmte dann zu: „Na klar, warum auch nicht. Wir können morgen direkt anfangen.“ „Cool, ich brauche nur mein Deck von Damian zurück“, erwiderte die Blauhaarige, was ihre Gesprächspartnerin etwas erstaunte: „Warum hat Anderson dein Deck?“ Auf die Frage erzählte Velvet, was ihr am Nachmittag passiert war und vor allem, wie ihre Mutter auf Damian reagiert hatte. Als sie fertig gesprochen hatte herrschte ein kurzes Schweigen zwischen ihnen, bis Velvet dieses brach: „Hast du jemals mitbekommen, dass Damian etwas verbrochen hat? Ich meine, es wird wohl kaum allein an der Schule liegen, oder?“ Von der Weißhaarigen kam wieder ein nachdenkliches Brummen, doch hatte sie leider keine Ahnung, was der Grund sein könnte. Nach einer Stunde des Rumratens kamen beide zu dem Entschluss, dass sie Damian einfach fragen würden, was da passiert war. Nach dem Telefonat lag Velvet wach in ihrem Bett und sah an die Decke, während Fenrir sanft an ihrer Schulter lag: „Bist du sicher, dass du ihn das fragen solltest? Ich glaube, er verschweigt das nicht ohne Grund.“   Leicht verunsichert sah die Blauhaarige an die Decke und seufzte schwer: „Ich weiß es nicht, aber wenn es ihn wirklich bedrückt, dann will ich ihm helfen. Ich glaube die einzige Person, die weiß, was in ihm vorgeht ist Tenebrae. Ten, wo steckst du bloß?“ Gedankenversunken strich sie dem Wolf durchs Fell und driftete langsam ins Reich der Träume ab. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)