Yu-Gi-Oh! Over the Nexus von fubukiuchiha ================================================================================ Kapitel 42: Die Wahrheit hinter den Rittern ------------------------------------------- Ein leises, gleichmäßiges Atmen war in einem Gästezimmer des Schlosses Kaharis zu hören, wo ein Junge mit blonden Haaren in einem Bett lag. Neben dem Jungen saß ein junges Mädchen mit blauen Haaren und tauchte einen Lappen in eine Wasserschale: „Seine Wunde ist tief, aber durch Celes verheilt sie relativ gut. Tenebrae, wach bitte schnell wieder auf.“ Auf dem Schoß des Mädchens saß ein kleines blaues Wesen mit großen Ohren, dass immer wieder ein leises Fiepen von sich gab. Sorgsam legte das Mädchen dem Jungen den nassen Lappen auf die Stirn. Sie kam sich so nutzlos vor, denn sie konnte absolut nichts tun, um ihm zu helfen. Schweigend saß sie nur da und streichelte ihrem kleinen Begleiter hinter den Ohren, als sich hinter ihr die Tür öffnete.   Neugierig sah sie über die Schulter, wo ihr Blick auf eine blonde Frau in blauen Kleid fiel, die mit sanftem Schritt auf das Bett zuging: „Wie geht es ihm?“ „Er schläft leider immer noch. Celes versucht seine Wunde zu versorgen, aber so leicht ist das leider nicht. Ich wünschte, ich könnte ihm irgendwie helfen“, erwiderte Robin und sah auf ihren Bekannten, der leise und ruhig atmete. Die Königin setzte sich vorsichtig auf die Bettkante und strich ihrem Sohn einige Haare aus dem Gesicht: „Ich habe mir so lange gewünscht dich und Michael endlich wieder zu sehen, aber nicht so. Dich so zu sehen bricht mir das Herz.“ Der Frau liefen ein paar Tränen übers Gesicht, während Robin die beiden beobachtete. Sie hatte ihre Mutter sehr früh verloren, doch musste man nicht viel Verständnis für Muttergefühle haben um zu sehen, dass Tenebrae Anastasia mehr als alles andere bedeutete.   Ein wenig beneidete die Prinzessin ihren Bekannten, denn sie hatte keine Mutter mehr und ihr Vater hatte sich seit Jahren nicht mehr um sie gekümmert. Sie musste eine ziemlich betrübte Miene haben, denn Anna sah sie neugierig an: „Was betrübt dich, Liebes? Du siehst traurig aus.“ „Oh, Entschuldigung. Es ist nichts, ich habe nur an meinen Vater gedacht. Darf ich sie fragen, wie lange sie Tenebrae und ihren Mann nicht mehr gesehen haben?“, fragte die Blauhaarige vorsichtig, doch bereute sie ihre Frage, als die Königin sich die Augen wischte: „Fast vierzehn Jahre. Ich habe sein ganzes Leben verpasst. Ich habe ihn nicht aufwachsen sehen, seinen ersten Schultag, seine Schulaufführungen... ich habe nichts davon miterlebt.“ Mit besorgter Miene sah Robin wieder auf den schlafenden Tenebrae und suchte nach den richtigen Worten, um die Königin etwas aufzubauen: „Aber sie haben das ja nicht absichtlich getan. Sie wussten wahrscheinlich nicht, wie sie wieder nach Hause kommen können, geschweige denn wie sie überhaupt hier hergekommen sind.“ Die Blondine lachte etwas verbittert auf und streichelte ihrem Sohn den Kopf: „Das mag sein, aber Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. Vermutlich hält er ich für eine furchtbare Mutter.“ Mit einem grünen Lichtblitz tauchte Celes neben dem Bett auf und richtete ihre Maske: „Mit Verlaub euer Hoheit, aber ich kann Ihnen versichern, dass Tenebrae in keinster Weise schlecht von euch denkt. Im Gegenteil, er wünscht sich nichts mehr, als das sie endlich wieder nach Hause kommen.“   Erstaunt hob die blonde Frau den Kopf und wischte sich kurz die Augen: „Das sagst du bloß, um mich aufzuheitern.“ „Garantiert nicht. Ich kann Tenebraes Gedanken spüren und vermutlich wird er mich anmeckern, dafür dass ich das hier verraten habe“, erwiderte die Rothaarige und sah zu ihrem Träger, wobei sie eine interessante Entdeckung machte. Der Blonde hatte die Augen aufgeschlagen und sah auf seine Mutter: „Du bist keine furchtbare Mutter und wenn einer was anderes behauptet, hau ich ihm aufs Maul.“ Erschrocken sah Anastasia auf ihren Sohn, der ihr ein leicht gequältes Lächeln aufgesetzt hatte. Mit einem schmerzhaften Stöhnen setzte sich der Junge auf und legte sich die Hand auf die Brust: „Wie lange hab ich flach gelegen?“ „Ein paar Stunden“, erwiderte Robin ruhig und sah zu, wie der Blonde sein Oberteil auszog und die große Narbe betrachtete, die sich quer über seinen Oberkörper zog.   Vorsichtig betastete er die Narbe und zuckte dabei kurz zusammen: „Celes, wird die bleiben?“ „Vermutlich, aber du solltest dich noch etwas schonen“, gab die Wächterin zu bedenken und stöhnte genervt auf, als ihr Träger die Beine über die Bettkante schwang und neben seiner Mutter saß: „Ich würde mich lieber mit Lancelot unterhalten. Wo ist der eigentlich?“ „Im Kerker“, kam die Antwort seiner Mutter wie aus der Pistole geschossen, was den Jungen etwas überraschte. Dennoch wollte er seinen Plan umsetzen und erhob sich komplett: „Ich will trotzdem mit ihm reden. Da gibt es etwas, was mich beschäftigt. Aber vorher...“ Anastasia neigte den Kopf und stellte ich neben ihren Sohn, der kurz wankte und ein paar tiefe Atemzüge nahm. Dann, ohne Vorwarnung, fiel er seiner Mutter um den Hals und brach in Tränen aus. Die Blondine war für einen Moment völlig überrascht, doch dann erwiderte sie die Umarmung und strich ihrem Sohn übers Haar: „Es ist alles gut, mein Schatz.“ „Ich... ich habe so lange davon geträumt... dich irgendwann wiederzusehen. Ich kann es nicht glauben, du bist wirklich hier.“ Er konnte sein Schniefen nicht unterdrücken, doch genoss er diese Zweisamkeit einfach, während Robin etwas verlegen in eine andere Richtung schaute.   Immer noch schniefend löste sich Ten von seiner Mutter und dann machten sie sich auf den Weg zum Thronsaal. Das pompöse Innere des Schlosses ließ Tenebrae nur staunen, denn alles wirkte wie in einem Märchen und er fragte sich, was sein Vater wohl davon halten würde. Robin fand die Reaktion des Jungen ziemlich amüsant, doch musste er sich wieder Konzentrieren, als sie den Thronsaal erreichten und dort auf Melissa und Miguel stießen. Der Braunhaarige hatte seinen Wächter auf der Schulter sitzen und musterte sein Deck. Melissa lehnte an den Thron und tippte nervös mit dem Fuß auf den Boden: „Warum wacht er nicht auf? Hoffentlich geht es ihm gut.“ Anastasia schmunzelte über die Sorge ihrer Tochter, doch gab es momentan wichtigere Dinge zu tun: „Du kannst dir nachher weiter Sorgen machen, Schatz. Hauptmann, holen Sie bitte Sir Lancelot und Merlin her.“   Die Prinzessin musterte ihre Mutter erstaunt, während der angesprochene Ritter in Richtung des Verlieses davoneilte. Miguel hob den Kopf und strahlte seinen Freund an: „Ten, du bist wieder auf den Beinen. Ist alles okay?“ Der Blonde nickte kurz und stieß zur Begrüßung seine Faust gegen die von Miguel, doch wurde er sofort in die Arme seiner Schwester gezogen, die ihrer Sorge freien Lauf ließ. Die Umstehenden schwiegen, um die Stimmung nicht zu ruinieren, doch dann ließ Milla von ihrem Bruder ab. Kurz musste der Junge um Atem ringen, als seine Wächterin neben ihm auftauchte: „Ihr seid eine interessante Familie, aber ich merke doch, wie du dich freust.“ „Kannst du deine Kommentare mal für dich behalten?“, murrte der Junge und sah zur Seite, wo gerade sein letzter Gegner hereingeführt wurde. Hinter Lancelot folgten Merlin und Vivian, wobei die Frau etwas ungehalten wirkte.   Der Ritter hielt das Haupt gesenkt und sprach leise: „Ich nehme an, dass ihr jetzt mein Urteil fällen werdet, oder? Ich habe nichts mehr zu sagen und werde jede Strafe akzeptieren.“ „Das ist gut zu wissen, doch deswegen habe ich euch nicht herbringen lassen“, erwiderte die Königin und setzte sich auf ihren Thron, während Melissa sich auf einen zweiten, etwas kleineren setzte. Der Hauptmann sah sich kurz um und stand dann stramm: „Wie unhöflich von mir, euer Hoheit, wir besorgen euch sofort einen Thron.“ Tenebrae hob eine Augenbraue, als er bemerkte, dass der Ritter ihn angesprochen hatte: „Hä? Wozu brauche ich denn einen Thron? Ich hab zwei gesunde... naja, halbwegs gesunde Beine. Lancelot, wir haben etwas mit dir zu besprechen.“   Der Mann drehte den Kopf zur Seite und bei ihm deutete sich ein leichtes Lächeln an: „Du bist also wohlauf, das freut mich. Nun, ich nehme an, dass ihr einige Antworten von mir wollt, oder?“ Der Junge nickte zur Antwort und sah den Ritter eine Weile einfach nur an, bis er seine erste Frage stellte: „Fangen wir mal mit dem Hauptpunkt an: Was hat Arthus vor?“ „Naja, er will die Nexus-Kristalle in seinen Besitz bringen, weil sie der Schlüssel zu einem Schatz sind“, erklärte der Mann und hielt dabei die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Robin stutzte einen Moment und trat dann einen Schritt nach vorne, wobei sie etwas zögerte: „Ein Schatz? Was für einem Schatz könnte mein Vater denn wollen? Er ist König und an Gold mangelt es uns nicht.“   „Ich nehme mal an, dass er hinter dem heiligen Gral her ist“, mutmaßte Miguel und erntete dafür einen erstaunten Blick von Robin, doch Tenebrae strich sich übers Kinn: „Der heilige Gral... ich habe in keiner Geschichte über die Ritter der Tafelrunde was darüber gelesen oder gehört, dass man dafür Kristalle braucht.“ „Liegt auch daran, dass die Kristalle nichts mit diesem Relikt zu tun haben. Leider weiß ich auch nicht, was mit den Kristallen wirklich versiegelt wurde, aber es sind keine Relikte, die nur aus einer Welt stammen“, mischte sich jetzt Celes ein, die von allen angestarrt wurde und jetzt sprang Melissa von ihrem Thron auf: „Warte mal, dich kenne ich doch.“ Von dem plötzlichen Themenwechsel überrascht sahen alle auf die Prinzessin, die mit dem Finger auf die rothaarige Wächterin deutete, die allerdings den Kopf schief legte: „Wirklich? Dann tut es mir leid, aber ich fürchte, dass ich mich nicht erinnern kann.“ Tenebrae sah völlig irritiert zwischen seiner Schwester und seiner Wächterin hin und her, die sich in die Augen schauten. Milla ließ sich jedoch nicht beirren und musterte die Frau ganz genau: „Doch kein Zweifel, du bist die Frau von damals. Du hast mir geholfen, als ich dieses Biest abwehren musste, dass sich Tenebrae geschnappt hatte.“   In der ganzen Gruppe war ein langgezogenes „Eh?“ zu hören, doch bemerkte Vivian, wie Merlin pfeifend in eine andere Richtung schaute: „Du weißt doch etwas darüber, oder?“ Alle Blicke wanderten zu dem Magier, der sich hilfesuchend umsah, doch war er auf sich gestellt und sah zu Melissa: „Das kann gar nicht sein, dass du dich daran erinnerst. Ich hab dein Gedächtnis gelö... Oh verdammt.“ Nun musste der Magier schwer schlucken, als die Frauen ihn böse anfunkelten. Vor allem Vivian ließ ihre Fingerknöchel knacken: „Was wolltest du sagen, mein lieber Merlin?“ Bedrohlich rückte die Frau dem Magier auf die Pelle, doch Melissa schien das nicht zu stören: „Du hast es damals versucht, aber es hat nicht geklappt. Ich weiß noch alles von dem Tag damals, aber ich bin dir nicht böse. Irgendwie finde ich es lustig, dass gerade du, Tennys Partner geworden bist.“   Der Blonde konnte dem Gespräch nicht ganz folgen und auch Celes war offensichtlich verwirrt, weshalb die Prinzessin von dem damaligen Abend erzählte. Bei der Erwähnung, dass Celes Tenebrae damals die ganze Zeit im Arm gehalten hatte konnte Robin nur ein langes „Aww.“ von sich geben, während der besagte Junge peinlich berührt zu Boden sah. Miguel wiegte nachdenklich den Kopf hin und her, als Raven das Wort ergriff: „Celes, warum hast du uns nie gesagt, dass du deinen Träger von früher schon getroffen hast. Ich dachte du hättest um die 700 Jahre geschlafen.“ „Das dachte ich auch. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann das gewesen sein soll, aber ich hatte ehrlich gesagt schon lange das Gefühl, dass ich Tenebrae von irgendwoher kenne.“ Auf die andauernde Prügel von Vivian rückte auch Merlin endlich mit der Sprache heraus, dass er den schwarzen Kristall damals zwar gefunden, allerdings nach der Aktion mit dem seltsamen Wesen wieder zurück gelegt hatte.   Robin streichelte Ruby, die auf ihrer Schulter saß und machte sich ihre Gedanken zu dem eben gesagten: „Da ist etwas, was ich nicht ganz verstehe. Mein Vater sucht seit etwa fünf Jahren nach den Kristallen, aber wenn Merlin den schwarzen schon gefunden hatte, als Tenebrae noch ein Baby war, müsste er doch gewusst haben, wo er ist.“ Die beiden Nexus-Träger tauschten einen besorgten Blick, als Miguel etwas einwarf: „Das ergibt keinen Sinn, Merlin hätte deinem Vater doch sagen können, wo der Stein ist. Warum hat er es nicht?“ „Würdet ihr bitte aufhören in der dritten Person von mir zu sprechen, wenn ich direkt neben euch stehe?“, kam es von dem Magier, der sichtlich gekränkt die Arme vor der Brust verschränkte.   Die Frage, die die Duellanten beschäftigte wurde von Lancelot beantwortet, der nun ebenfalls die Arme verschränkte: „Merlin hielt es nicht für nötig uns zu sagen, wo der Stein ist, weil er ihn für zu gefährlich hielt und er nur Ärger machen würde. Wenn ich euren Erzählungen so zuhöre, glaube ich ihm das auch. Erst vor einigen Wochen hat er auf Drängen von König Arthus mit der Wahrheit herausgerückt und daraufhin habe ich mich auf den Weg gemacht um uns den ersten Kristall zu besorgen. Ich habe mich dabei nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert, da ich gegen Prinz Tenebrae verloren habe.“ Die Königin verzog das Gesicht und schien über die Tatsache, dass Lancelot ihren Sohn schon mehrmals angegriffen hatte alles andere als begeistert zu sein. Um sie zu beruhigen schüttelte Ten nur mit dem Kopf, doch dann kam ihm etwas anderes in den Sinn: „Warte mal, der schwarze Kristall war der erste den ihr finden konntet und vorher habt ihr noch keine Spur gehabt? Nichts vom grünen oder roten Kristall?“   Bei dem Themenwechsel verkrampfte sich Miguel, denn jetzt ging es um seinen Vater und Lunas Familie, doch der Ritter schüttelte zu seinem Entsetzen den Kopf: „Nein, vom roten und grünen Kristall weiß ich nichts. Nachdem ich den schwarzen verloren habe, kam ich auf die Spur des lilanen und vor kurzem auf die des gelben Kristalls, jedoch scheine ich vom Unglück verfolgt zu werden.“ Tenebrae schloss die Augen und verarbeitete die Infos, doch Miguel sah das Ganze nicht so locker: „Du weißt nichts davon? Ihr verdammten Ritter habt meinen Vater auf dem Gewissen! Und du willst nichts davon wissen? Spiel nicht den Dummen!“ Gerade noch rechtzeitig konnte Ten dazwischen gehen und seinen Freund davon abhalten, Lancelot an die Kehle zu springen. Man sah dem Ritter allerdings an, dass er nicht wusste, worum es hier ging. Der Braunhaarige schnaubte wütend und Ten hatte Schwierigkeiten, ihn zurück zu halten: „Miguel, beruhig dich. Luna hat mir erzählt, dass ihre Familie von euch Rittern getötet wurde, weil ihr hinter dem roten Kristall her wart. Den hat damals Lunas Mutter getragen.“ Alle Blicke waren auf den Ritter gerichtet, der sich nachdenklich durch die Haare fuhr: „Wann soll das genau gewesen sein?“ „Hm... Mama, wie lange seid ihr schon hier?“, wandte sich Ten an seine Mutter, die kurz nach oben sah und dann eine Antwort parat hatte: „Wir sind seit 10 Jahren hier und vorher sind wir vier Jahre unterwegs gewesen und haben verschiedene Ruinen besichtigt und erforscht.“ Miguel klappte die Kinnlade herunter und er kam aus dem Staunen nicht heraus: „Vier Jahre? Das ist echt heftig.“ „Wenn du es richtig machst, kann das schon mal passieren. Warum fragst du Tenebrae?“, wandte sich die Königin an ihren Sohn, der kurz überlegte: „Luna ist angegriffen worden, als Mama und Milla noch nicht in Camelot beziehungsweise Kaharis waren. Sie hat mir damals erzählt, dass sie auf der Flucht vor den Rittern auf ein blondes Mädchen und ihre Mutter getroffen ist.“   „Wie kommst du darauf, dass das Mama und ich gewesen sind?“, wollte nun Melissa wissen und sah ihren Bruder an, der eine Karte aus seiner Deckbox nahm und sie seiner Schwester reichte: „Weil sie die hier wohl von dir bekommen hat. Und ich habe sie später als eine Art Bestechung bekommen, jetzt glaube ich aber, dass du ihn wieder haben sollst.“ Erstaunt sah Milla auf ihren [Dark Rebellion XYZ Dragon], den sie vorsichtig an sich nahm: „Stimmt, ich erinnere mich an dieses kleine Zigeunermädchen. Die Karte hat sie mir aber eher geklaut, als dass ich ihr die gegeben habe. Ich hatte sie ihr geliehen, damit sie sich etwas besser fühlt. Aber als sie mit ihren restlichen Freunden gegangen ist, hat sie die Karte mitgenommen. Diebische kleine Elster.“ Vivian schüttelte ihre Haarmähne aus und stemmte eine Hand an die Hüfte: „Das ergibt doch keinen Sinn. Dieses Mädchen sagt, dass sie von den Rittern vor über 10 Jahren angegriffen wurde und Lancelot behauptet, dass sie erst seit fünf Jahren in eurer Welt suchen. Irgendjemand erzählt hier Unsinn.“ Ein mehrstimmiges Seufzen ging durch die Gruppe, denn sie waren alle mit ihrem Latein am Ende.   *Camaan City*   In der Wohnung, die von Robin und Galahad bewohnt wurde, hatte sich eine kleine Runde gebildet, die aus den Nexus-Trägern Victoria, Luna, Velvet und Damian, deren Wächtern und den beiden Rittern Galahad und Mordred bestand. Der Ritter mit den hellbraunen Locken trank einen Schluck Tee und sah in die Runde, denn er hatte gerade erfahren, was die Träger in der letzten Zeit erlebt hatten. Auf die Erwähnung, dass Tenebrae und Miguel mit Robin nach Camelot gegangen waren, konnte der Junge nur staunen. Auch hier kam die Diskussion über die Ritter und ihre Ziele auf, wobei Luna von den anderen beiden Mädchen auf die Couch gepresst werden musste, damit sie sich nicht auf die Ritter stürzen konnte.   Die Erzählung, was mit den Eltern der Tänzerin passiert war, sorgte bei allen für trauriges Schweigen, doch Galahad konnte nicht glauben, dass sein Vater zu solchen Mitteln greifen würde. Mordred ging es nicht besser und als er von dem Angriff auf Victoria erfuhr vergrub er das Gesicht in den Händen: „Das kann doch nur ein schlechter Scherz sein. Was ist bloß mit unseren Gefährten los, Galahad?“ „Wenn ich das wüsste, würden wir diese Unterhaltung nicht führen. Aber... ich kann einfach nicht glauben, dass Sir Tristan und Sir Perceval solche eine Grausamkeit zeigen sollten. Das widerspricht jedem Eid, den sie abgelegt haben“, murmelte der Sohn Lancelots und ließ den Kopf hängen. Luna schien die ganze Sache nicht wirklich zu glauben, ebenso wenig wie Victoria, die wütend in eine andere Richtung schaute.   Velvet sah ihre beste Freundin besorgt an, denn sie wusste nicht, was sie zu dem Thema sagen sollte. Sie glaubte zwar, dass sie diesem Perceval einmal begegnet war, doch war ihre Erinnerung zu diesem Thema total verschwommen und sie bekam Kopfschmerzen davon. Damian hatte die Hände hinter dem Kopf verschränkt und sah an die Decke, während Rayleigh neben ihm immer wieder leise piepte: „Hört mal, auch wenn es total dämlich klingt, aber kann es sein, dass diese Ritter irgendwie einer Gehirnwäsche unterzogen wurden?“ „Wie blöd bist du, Anderson? Gehirnwäsche? Ich bitte dich“, keifte Victoria, die ihre Wut über die Ritter irgendwie loswerden wollte. Bei dem Treuen-Hunde-Blick, den der Schwarzhaarige jetzt aufgesetzt hatte bekam sie leichte Gewissensbisse, denn er konnte ja nichts dafür. Luna jedoch brachte den Einwand, dass auch Velvet vor kurzem von jemandem kontrolliert worden war. Die Blauhaarige zog dabei den Kopf ein und versuchte sich auf der Couch so klein wie möglich zu machen. Fenrir legte ihr den Kopf aufs Bein und schenkte ihr etwas Trost, denn er hatte durch seinen Kristall sehr wohl mitbekommen, welchem Druck das Mädchen ausgeliefert war.   Keiner der Gruppe hatte eine Idee, mit der sie dieses Rätsel würden lösen können, als Damian in seinem Kopf ein leises Lachen hörte. Dieses Klang hämisch und triefte förmlich vor Schadenfreude, was den Jungen auf eine Idee brachte. Er erhob sich von der Couch und ging zur Tür: „Sorry Leute, ich muss noch was für meine Mama erledigen. Ich bin drüben, aber wenn ihr was rausfindet lasst es mich wissen.“ Damit verließ er die Wohnung, wobei er den geschockten und schuldbewussten Blick der Weißhaarigen nicht bemerkte, die sich jetzt auf die Unterlippe biss. Damians Wohnung lag direkt gegenüber der von Galahad, weshalb er schnell zu Hause war. Kaum hatte er die Tür geschlossen ergriff sein Wächter das Wort: „Du hast einen Plan, weihe mich bitte ein.“ „Moment noch Optimus“, murmelte der Träger und ignorierte das „Negativ“ seines Partners. Seine Schritte führten ihn ins Wohnzimmer, wo er in seine Deckbox griff und eine einzelne Monsterkarte hervorzog: „Wärst du so freundlich mir zu sagen, was du so verdammt lustig findest?“   Kurz konzentrierte der Junge sich auf die Karte, bis ein weiblicher, geflügelter Dämon mit unterschiedlich gefärbten Augen vor ihm auftauchte: „Das wüsstest du wohl gerne, was? Ich darf doch wohl lachen.“ Der Wächter gab ein leises Piepen von sich und wandte sich an die Dämonin: „Deine Reaktionen auf unser eben geführtes Gespräch bestätigt, dass du Informationen hast, die uns nützlich sind. Die Wahrscheinlichkeit dafür liegt bei 99,9%.“ Das Monster verschränkte lediglich die Arme vor der Brust und schwebte durch die Luft: „Ich habe keine Ahnung was du meinst, Wächter.“ „Yubel komm schon, wenn du etwas weißt, dann sag es mir. Du hast doch bei Lancelot so einiges mitbekommen. Ich bitte dich“, versuchte der Duellant es mit der freundlichen Methode, doch lachte die Dämonin nur noch lauter auf.   Leicht genervt ließ sich der Schwarzhaarige auf die Couch fallen und sah auf seinen Partner, der hinter ihm stand: „Hast du noch eine Idee?“ „Kalkuliere... Wahrscheinlichkeit auf dem normalen Weg an Informationen zu kommen: 0%“, erwiderte der weiße Roboter und entlockte seinem Träger ein genervtes Stöhnen, doch war er noch nicht fertig, „Ich empfehle einen Strategiewechsel. Wenn Gutmütigkeit nicht hilft, wechsele die Seite.“ Nachdenklich sah der Junge auf sein neues Monster, als er einen Entschluss fasste: „Du meinst also, dass ich assi werden muss? Kann sie haben.“ Damit verließ er unter den fragenden Blicken der beiden Verbleibenden das Zimmer und kam kurz darauf mit einem Mülleimer und einem kleinen, grauen Kasten zurück. Die Dämonin zog eine Augenbraue in die Höhe und wusste nicht, was ihr Besitzer damit wollte: „Was soll das werden, wenn es fertig ist?“ „Das, meine Liebe, ist ein Reißwolf. Weißt du was das ist?“, fragte der junge Mann und hatte dabei ein für ihn völlig untypisches Grinsen im Gesicht, doch konnte sein Gegenüber nur den Kopf schütteln. Das Objekt war ihr völlig unbekannt, als Damian es auf den Mülleimer setzte und ein Blatt Papier aus diesem zog: „Ich zeig dir was der macht. Schau genau hin.“   Rayleigh und Yubel schauten auf den Kasten, in den Damian das Papier steckte, dass nach einem lauten Geräusch in Fetzen unten in dem Papierkorb landete. Ganz konnte das Monster nicht folgen, als der Duellant ihre Karte über den Reißwolf hielt: „Du weißt etwas, das ist sicher und wenn du mir nicht sagst was das ist, bist du dran.“ Es geschah genau das, was der Junge gehofft hatte, denn man sah Yubel an, dass sie panische Angst vor den Konsequenzen hatte: „Hör auf damit, du bringst mich noch um! Ist ja gut, ich rede, aber schaff vorher dieses Höllenteil von meiner Karte weg!“ Mit einem triumphalen Grinsen räumte Damian den Büroartikel weg und setzte sich auf die Couch: „Ich bin ganz Ohr.“   Das Monster knurrte leise und stellte sich dem Jungen gegenüber: „Du bist ein Scheusal, aber ich muss zugeben, dass mir diese dunkle Seite an dir gefällt. Lancelot hat seit einiger Zeit das Gefühl, dass mit einigen seiner Gefährten etwas nicht stimmt.“ „Inwiefern?“, hakte Damian nach und bekam auch eine Antwort: „Wie Galahad und der Schwarzhaarige drüben schon gesagt haben, passt das Verhalten einiger Ritter nicht zu ihrem ursprünglichen Ich. Lancelot vermutete eher, dass sie gegen eine Kopie ausgetauscht wurden.“ Mit einem erstaunten Ausruf rutschte Damian vom Sofa und konnte sich gerade noch so an der Lehne festhalten: „Wie jetzt ‚ausgetauscht‘? Wie soll das denn gehen?“ „Wahrscheinlichkeit für die Wahrheit dieser Aussage liegt bei 83%“, mischte sich Rayleigh ein und erntete einen überraschten Blick von seinem Träger: „Ernsthaft jetzt? Wie kommst du auf diese Zahlen?“ „Recherche, Erfahrung und Einbeziehung aller Faktoren, die ich zu dem Thema habe“, erklärte der Roboter und sofort zog der Schwarzhaarige sein Handy. Er tippte kurz darauf herum und kam kurz darauf zu einer Lösung, wer hinter allem Stecken könnte: „Morgan le Fay...“   *Kaharis*   Mittlerweile hatte sich die Gruppe im Salon eingefunden, wo Lancelot seinen Verdacht über den Austausch seiner Kameraden kund tat. Allerdings stieß er mehr auf Ablehnung, als auf Zuspruch, doch irgendwas sagte Tenebrae, dass der Ritter recht hatte. Er spielte ein wenig an dem schwarzen Kristallring an seiner Hand herum und sah zu dem Ritter: „Das ist eine ziemlich verrückte Aussage, Lancelot. Wenn du sowas behauptest, dann musst du es auch beweisen.“ Der Mann hatte die Augen geschlossen und sprach sehr ruhig: „Ich kann mich leider nur auf Vermutungen verlassen, einen handfesten Beweis habe ich bisher nicht finden können.“ Die beiden Prinzessinnen tauschten einen besorgten Blick, während Miguel nur ein abfälliges „Tse.“ von sich gab.   Anastasia trank einen Schluck Tee und sah in die Runde: „Wenn man alles andere ausschließt ist das was am Ende übrig bleibt, und sei es noch so verrückt, letztes Endes die Wahrheit. Sir Lancelot wirkt auf mich nicht wie ein Lügner und er wird seine Bedenken haben, wenn er seinen Kameraden nicht vertraut.“ Tenebrae atmete ein paar Mal tief durch und sah in die Runde: „Haltet mich für verrückt, aber ich glaube Lancelot. Ich habe früher die Arthus-Legende vergöttert und die Ritter in der Geschichte sind so komplett anders wie die, denen wir bisher begegnet sind. Da muss etwas nicht in Ordnung sein. Was sind deine Vermutungen?“   Etwas überrascht sah der Ritter auf Tenebrae und zeigte ein zaghaftes Lächeln: „Ein Land, das einen solch fähigen und gütigen Thronerben besitzt, kann sich glücklich schätzen. Ich habe den Verdacht schon länger, vor allem hat mich der Angriff von Tristan auf die junge Dame mit den weißen Haaren erschrocken. Er war immer ein ehrenhafter Mann und hätte niemals eine unschuldige Frau angegriffen, selbst wenn es um einen Kristall geht.“ Der Junge mit dem grünen Kristall schien die Sache immer noch nicht zu glauben, doch fuhr der Angeklagte mit seiner Erläuterung fort: „Eine Sache, die mich besonders stutzig gemacht, war der zweite Versuch an den lilafarbenen Kristall zu kommen.“   Nun hoben alle die Köpfe und starrten den Mann an, dessen Blick auf Tenebrae lag: „Du hast in dem Duell einen Äonen entfesselt und einen vernichtenden Angriff auf Tristan und Perceval losgelassen. Für die Verletzungen, die sie hatten, hätten sie mehrere Wochen das Bett hüten müssen, jedoch waren sie am nächsten Tag wieder auf den Beinen. Das kann so nicht stimmen.“ Jetzt musste auch Miguel einsehen, dass da etwas nicht so ganz richtig sein konnte, doch blieb er skeptisch: „Wer sagt uns, dass der Kerl uns nicht komplett verarscht? Ich würde dem nicht trauen.“ Zum Erstaunen aller, war es Vivian, die dem jungen Nexus-Träger ins Gewissen redete: „Ich kann verstehen, dass du ihm nicht vertrauen kannst, aber du solltest darauf achten, dass deine Wut dir nicht die Sicht auf das große Ganze versperrt. Niemand sagt, dass du ihm verzeihen musst, aber versuche erst alles zu durchdenken.“   Raven flatterte mit den Flügel und musterte seinen Partner, der die Augen schloss und tief ein- und ausatmete: „Okay, nehmen wir mal an, nur annehmen, dass der Typ nicht völlig gaga ist: Wer könnte denn hier die Fäden ziehen?“ Merlin und Vivian sahen sich kurz, denn sie waren sich einig, wer da in Frage kommen könnte: „Morgan le Fay.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)