Der Wüstensohn von animaid101 (Im Laufe der Zeit) ================================================================================ Kapitel 3: Hochmut kommt vor dem Fall ------------------------------------- „Oh, was ist denn das? Da ist ja noch etwas, Sasuke-kun.“ Kakashi-san deutete vorwurfsvoll auf seine Weste. Ein winziger Brotkrümel vom Frühstück lag direkt über seinem Finger. Er hätte ihn ganz leicht selbst wegschnipsen können, aber er bevorzugte es natürlich mich vom Abwasch zurückzurufen. Meine Wut unterdrückend, erhob ich mich und klopfte ihn mit meinem Geschirrtuch ab. Den ganzen Morgen hatte Kakashi-san sich von vorne und hinten von mir bedienen lassen. 3 Mal musste ich ihm den Tee neu aufbrühen, da er mir 'nicht richtig gelungen war'. Dann ihm die Brote schmieren, in mundgerechte Happen schneiden und auch noch appetitlich verzieren. Für jeden noch so banalen Handgriff schickte er mich erst fort und rief mich dann wieder zurück. Es war ein wahres Wunder, dass ich noch nicht vor Wut explodiert war, aber was hätte mir das schon gebracht? Nur weiteren Ärger, genau. Im Anschluss an das Frühstück hatte Kakashi-san mich dann auch noch ganz alleine zum Abwasch verdonnert. Ich wandte mich wieder meiner eigentlichen Aufgabe zu und zog angewidert die total verkrustete Bratpfanne aus dem Waschwasser. Die hatte bestimmt noch nie seit ihrer Herstellung ein Reinigungsmittel gesehen. Diese schwarzen Placken auf der Rückseite waren einfach nicht normal. Ich schrubbte wütend mit der Drahtbürste drauflos und stellte mir vor es sei der Rücken des Straßenjungen. Der hatte mir das schließlich alles eingebrockt. Mein einziger Trost war, dass es diese blonde Pest noch schlimmer getroffen hatte. Er musste Holz hacken und den Kamel-Dung wegräumen. Ich hörte ihn draußen fröhlich pfeifen. Dieser Kerl hatte wahrhaftig ein Gemüt wie ein Fleischerhund. „Alles fertig, Boss!“ Die Zeltwand teilte sich und der Vollidiot kam herein. Sein Platzbacken-Gesicht verbreiterte sich noch durch sein absolut dämliches Grinsen. Glücklich strahlte er Kakashi-san an. „Du stinkst“, entgegnete ich sachlich. Sofort verdunkelte sich seine Miene, aber er fing sich schnell wieder und gab ein überlegenes Lachen von sich. „Ahaha, du dumm, Sidi. Das nix Gestank, das Dünger. Dünger gut, lässt wachsen Sachen.“ „Siehst du hier irgendwo Pflanzen im Sand?“, fragte ich trocken. „Hier nicht, aber zurück in Gizeh, ich verkaufen Dünger.“ „Soll das etwa heißen, du willst dieses stinkende Zeug mit uns mitschleppen?“ Ich verengte meine Augen. „Najaaa...“ Er starrte hinüber zu Kakashi-san. „Boss erlauben? Khaled gesagt ich kann haben alles. Aber großer, netter Sidi in Gizeh bezahlen Kamele, also Dünger seine. Ich kann haben, Boss? Bitteeeee.“ Er warf sich hin und hängte sich an das Bein des Sicherheitschefs. Der blickte ihn irritiert an. „Lass das.“ Er versuchte den Lumpenjungen zunächst durch das Rütteln seines Beins abzuschütteln, der blieb aber daran hängen wie eine Klette. Dabei wiederholte er immer wieder mit weinerlicher Stimme und in einer ziemlichen Lautstärke sein enervierendes „Bittee, bitteee, bitteeeeeeee!“ Also wirklich. Manche Leute kennen echt keinen Stolz... Schließlich schnippte Kakashi-san gelangweilt aber kräftig mit dem Finger gegen die Stirn der Nervensäge. „AU!“ Der Junge ließ los und rieb sich die Stirn. Das kam mir irgendwie bekannt vor. „Bitte, Boss, ich auch wieder gutmachen alles. Bitte, bitte, bitteeeeee!“ „Von mir aus.“ Kakashi-san zuckte desinteressiert die Schultern. „Aber nur, wenn Sasuke-kun die Hälfte davon auf seinem Kamel mitnimmt. Wir wollen die armen Tiere doch nicht überanstrengen.“ „Wie? Ich höre wohl nicht richtig, Kakashi-san. Ich soll Scheiße auf meinem Kamel transportieren?“ Jetzt platzte mir aber doch der Kragen. Das ging deutlich zu weit. Selbst für ihn. „Dünger, Sasuke-kun. Du hast es doch gehört. Es wird Zeit, dass du die Gaben der Natur zu schätzen lernst.“ Er lehnte sich zufrieden zurück. „Ein bisschen Gestank kann einem echten Uchiha doch nichts anhaben, oder?“ Ich hätte dem arroganten Weißkopfseeadler am Liebsten seine blöde Maske vom Gesicht gerissen und vor seinen Augen zerschreddert, doch das falsche Lächeln darunter hätte mich nur noch mehr aufgebracht. Außerdem brachte mir so etwas gar nichts. Im Moment war er hier immer noch der Überlegene. Wortlos drehte ich Kakashi-san den Rücken zu. Jedwede Gegenwehr wäre jetzt nicht nur zwecklos sondern auch höchst kontraproduktiv. Ich musste klug taktieren und erst einmal alles hinnehmen. Aber diese Demütigung würde mir der Straßenjunge noch büßen!   *   „Also ich sehe hier nichts Ungewöhnliches, Sie etwa Kakashi-san?“ Ich lehnte mich auf meinem Kamel zurück und spähte demonstrativ mit einer Hand über den Augen in die Ferne. „Ist noch nicht Mittag, Boss. Das warum.“ Der Junge grinste Kakashi-san zuversichtlich an. „Ist Wander-Pyramide tief unter Erde. Nur kann man sehen manchmal, wenn Sonne ganz hoch.“ „Das ist aber mal eine nette Ausrede. Warum fällt mir so etwas nie ein?“ Ich imitierte den Tonfall des Jungen. „OH, Sensei, ich habe die Hausaufgaben gemacht, ich habe sie nur kurz unter der Erde vergraben und dann sind sie weg gewandert, äährlich!“ „Du nicht dich machen lustig über mich!“ „Ah ja? Dann zeig mir doch mal deine wundersame Wander-Pyramide! Vielleicht glaub ich dir dann.“ „Du warten. Jetzt noch nicht Mittag. Wenn Mittag dann du sehen und entschuldigen bei mir!“ „Das wüsste ich aber!“ „Sasuke-kun...“ Die übertrieben freundliche Stimme des Sicherheitschefs ließ mich innehalten. „...du solltest dich etwas mehr in Geduld üben.“ „Schon gut, ich habe verstanden, Kakashi-san.“ Das Blut stieg mir in die Wangen. Dass ich vor diesem Vollpfosten jetzt klein bei geben musste, wurmte mich. „Wirklich? Das hast du schon öfter gesagt, wenn ich mich nicht irre. Erst gestern Abend musste ich meine wichtige Lektüre unterbrechen, da ein gewisser Uchiha, nennen wir ihn einmal Sosuke...“ „JA, ist ja gut! Ich habe verstanden. Ich werde mich in Zukunft mehr beherrschen Kakashi-san.“ Ich erstickte fast an diesen Worten, aber mir blieb leider keine andere Wahl. Hier herrschte das Gesetz des Stärkeren. „Ich werde dich im Auge behalten, Sasuke-kun.“ Kakakshi-san zwinkerte mir zu, aber es war so überhaupt keine freundliche Geste. Dazu kannte ich ihn zu gut. „Ihr steigt jetzt erst einmal ab und schlagt hier unser provisorisches Lager auf“, orderte er. „Sasuke-kun, du und dein bester Kumpel, ihr werdet die Zelte doch diesmal sicher alleine hinkriegen, nicht wahr? Dann können Khaled und ich die Kamele an einen etwas schattigeren Ort bringen. In der Nähe soll es eine Oase geben.“ „Warum gehen wir nicht an einen etwas schattigeren Ort?“, schlug ich vor. Ich mochte Kakashi-san zwar generell unterlegen sein, aber das brachte meine Gegenwehr doch noch nicht vollständig zum Erliegen. „Nun, die Kamele brauchen wir noch später für die Heimreise...“ Er sah mich verheißungsvoll an. „...und mich etwa nicht?“, entgegnete ich empört. „Ahaha, das hast du jetzt gesagt, Sasuke-kun. Mir fiele das doch im Traum nicht ein.“ Er zwinkerte. „Dein Vater würde es mir sicher übel nehmen, wenn ich dich nicht zurück brächte. Nicht wahr? Von deinem Bruder möchte ich lieber gar nicht erst reden.“ „Wenn das so ist sollten Sie da nicht mehr um mein Wohl besorgt sein anstatt um das der dämlichen Kamele?“ „Aber, aber, ich möchte dich doch um nichts in der Welt um den einmaligen Anblick einer unterirdischen Wander-Pyramide bringen, Sasuke-kun. Und die erscheint laut Auskunft unseres freundlichen und kompetenten Reiseführers nun einmal nur hier.“ Kakashi-san grinste hämisch unter seinem dämlichen Tuch, das konnte ich an seinen Augen erkennen. „Schatten habt ihr außerdem genug sobald ihr die Zelte aufgeschlagen habt. Also, gebt euer Bestes! Wir sind bald wieder zurück.“ Sprach's und warf mir die Ausrüstung vor die Füße. Einen Moment später war er mitsamt Khaled und den weitgehend entpackten Kamelen hinter der nächsten Sanddüne verschwunden. Vermutlich würde er es sich im Schatten der Oase erst einmal so richtig gemütlich machen und in seinem verdammten Schmonzetten-Roman herum lesen während wir hier schufteten wie die Sklaven. Also wirklich, was bildete dieser arrogante Arsch sich eigentlich ein? Das würde noch ein Nachspiel haben, das schwor ich mir. „Du mir helfen, nix rumstehen, Sidi, sonst wir gleich gebratene Hammel.“ „Du vielleicht“, schnaufte ich unfreundlich zurück. Ich verpasste der vor mir auf dem Sand liegenden Ausrüstung einen kräftigen Tritt. „Und überhaupt, das ist alles nur deine Schuld.“ Ich hatte eine Mordswut auf den Jungen. Da war man einmal im Leben freundlich zu Jemandem und bekam es prompt mit unverdienter Strafe vergolten. „Ich nicht glauben Sonne machen Unterschied wer schuld. Du mir helfen jetzt oder lieber ausdörren? Hitze schnell machen alles kaputt in Wüste.“ War das jetzt etwa ein beleidigter Tonfall? Ich stutzte. Der Junge sah mich kurz an, schnappte sich einen Teil der Ausrüstung und wuselte damit an mir vorbei. „Hey, warte gefälligst, du Vollidiot! Wo willst du denn damit hin?“, rief ich ihm hinterher. Da er mir keine Antwort gab, musste ich ihm wohl oder übel folgen. Konnte schließlich nicht zulassen, dass er am Ende das Zeug noch klaute.   *   „Ich habe dir ja gleich gesagt, dass das so nicht geht“, wetterte ich. Es war eine gefühlte Ewigkeit, in Echtzeit jedoch wohl eher eine halbe Stunde her, dass wir versucht hatten das erste Behelfs-Zelt aufzuschlagen. „Du immer nur sagen 'das falsch'. Aber nie machen selber“ protestierte der Junge. „Weil das eben deine Aufgabe ist, Kamel-Junge. Wofür bezahle ich dich sonst?“ Was bildete der sich eigentlich ein? „Du mich nix bezahlen. Netter Sidi in Gizeh mich bezahlen. Und Kaka-Mann gesagt, du auch müssen helfen machen.“ „Kakashi-san, heißt das, du Dödel“ wies ich ihn, mühsam ein Lachen unterdrückend, zurecht. 'Kaka-Mann', das würde ab sofort mein bevorzugter Spitzname für den blöden Weißkopfseeadler sein. „Und außerdem hat der mir gar nichts zu sagen“, erklärte ich patzig und verschränkte meine Arme als Zeichen der Überlegenheit. „Mein Vater ist schließlich sein Chef, hn.“ „Ah, ich verstehen, du reiten auf Rücken von Papa.“ „Was hast du gesagt, Usuratonkachi?“ Meine Augen verengten sich. „Du immer schreien Papa, wenn du machen Fehler.“ „Nimm das sofort zurück! Uchihas machen keine Fehler.“ Ich baute mich drohend vor ihm auf. „Dann du vielleicht ein Findelkind?“ „Du willst wohl noch eine Abreibung, hä?“ Ich ballte meine Faust. Er zuckte nur die Schultern. „Du nix mir machen Angst. Ich selbe wie du.“ „Am Arsch!“ Ich lief rot an vor Wut. Mehr aber auch nicht. Zum Einen war ich von unserem letzten Kampf her noch viel zu lädiert um mich auf einen weiteren einzulassen, zum Anderen war ich von der Hitze zu ausgetrocknet um überhaupt an so etwas zu denken, geschweige denn um es auch auszuführen. Außerdem war mir der kleine Straßenhändler im Kampf nicht gerade unterlegen und das wussten wir beide. Dass er es aber auch offen aussprach war eine Beleidigung für mich, die ich nicht so einfach auf mir sitzen lassen konnte. „Du besser helfen machen oder ich deine Arsch Prügel geben.“ Der Lumpenjunge ballte nun tatsächlich auch seine Faust. Ich schnaufte. „Ach vergiss es. Du bist es nicht wert, dass ich auch nur einen Schweißtropfen für dich vergeude.“ Ich drehte ihm den Rücken zu und langte nach der Wasserflasche. Allein schon der Wortwechsel hatte mich enorm durstig gemacht. „Selbe hier!“, schrie er mir noch hinterher, doch anscheinend hatte der Junge auch keine große Lust unseren Disput nonverbal fortzusetzen, denn er wandte seine Aufmerksamkeit wieder den Zelten zu. „Ich gewusst, ich immer Arbeit allein machen müssen“, murmelte er dabei vorwurfsvoll, was mich aber wenig störte. Stattdessen betrachtete ich den Himmel. Er war absolut wolkenfrei. Ein wirklich seltener und erhabener Anblick, der mich etwas milder stimmte. Mein Blick wanderte auf den Boden. Die Luft flimmerte in der enormen Mittagshitze und kleine Ansammlungen von Sand tanzten von einem sachten Wind getrieben durch die Luft. Die Sandkörner wirbelten immer schneller umeinander und schienen sich sogar noch zu vermehren. „Hey, Usuratonkachi! Gibt es das hier öfter oder ist das etwa schon ein Anzeichen deiner mysteriösen Wander-Pyramide?“ Ich deutete auf die Sand-Verwirbelungen. Unwirsch drehte er sich zu mir um, folgte meinem Blick und erstarrte augenblicklich. „Oh, f...“, sagte er krächzend. Weiter kam er nicht, denn im nächsten Moment brach bereits die Hölle los.   Der Sand war plötzlich überall, in rasender Geschwindigkeit hatten sich die Körnchen zu Abertausenden vermehrt und drangen in Augen, Ohren und alle sonstigen, freiliegenden Körperöffnungen. Ich hustete, aber der einzige Effekt war, dass mein Mund sich ebenfalls mit Sand füllte und mir das Gefühl des Erstickens vermittelte. Egal was ich tat, ich bekam keine Luft. Ich verfiel in Panik, mein Herz raste, mir wurde heiß und kalt, mein Gehirn suchte verzweifelt nach einem Ausweg, doch es gab keinen. Das würde definitiv mein Ende sein, schoss es mir durch den Kopf. Mein Disput mit Itachi kam mir irrigerweise in den Sinn. Nun würde ich wohl tatsächlich in einer Urne auf seinem Schreibtisch landen. Ich hätte lachen können über solch eine Ironie, wenn die Situation nicht so fatal gewesen wäre. Nun würde mein Bruder mich als zänkischen, kleinen Widerling in Erinnerung behalten. Dabei bewunderte ich ihn doch so sehr. Er war mein Vorbild, schon seit ich denken konnte und würde es auch immer sein. Doch das würde ich ihm nicht mehr sagen können. Nichts würde ich je mehr tun können. Nur ersticken. Plötzlich packte mich jemand und presste mich flach auf den heißen Sandboden. Ich stieß die letzte noch verbliebene Luft aus meiner Lunge und merkte zu meiner größten Verwunderung dass ich auf einmal wieder atmen konnte. Nicht gut, aber immerhin etwas. Ich hustete und würgte den Sand aus meinem Mund. Etwas wie eine Decke lag über mir, ich konnte sie nur fühlen, denn um uns wütete der Sandsturm und ein Öffnen der Augen schien mir viel zu riskant. Etwas regte sich neben mir und ich merkte wie mir hastig ein Tuch ums Gesicht geschlungen wurde. Außerdem lockerte sich der Sand unter mir und meinem mysteriösen Retter und wir rutschten tiefer hinein. Ich fragte mich ob es wohl Kakashi-san war, aber das war eigentlich unmöglich. Die von ihm erwähnte Oase lag mindestens 3 Kilometer entfernt, da sie außer Sichtweite war und der Sturm war viel zu plötzlich, praktisch aus dem Nichts, über uns hereingebrochen. Folglich gab es nur eine Person, die als mein Retter in Frage kam... Ich fluchte innerlich. Nicht schon wieder er. Ich durfte gar nicht daran denken was für ein Tuch ich jetzt unmittelbar vor dem Gesicht hatte. Dennoch war ich unendlich dankbar für das schmutzige Stück Stoff und ein Ablegen kam nicht in Frage. Ich fühlte mich ungemein erleichtert und dankbar, dass ich leben durfte. Gleichzeitig war ich aber auch wütend. Wieso rettete er mich dauernd? Erst vor der Schlange und nun vorm Ersticken. Ich war doch keine Maid in Nöten! Ich war ein Kerl, verdammt nochmal! Und was für einer. Keiner legte sich je mit mir an, wenn er wusste was gut für ihn war. Im Kampf war ich normalerweise allen überlegen. Nur dieser kleine Straßenjunge hatte es geschafft mir Paroli zu bieten. Natürlich war ihm das nur durch schmutzige Tricks gelungen, aber immerhin... Und jetzt rettete dieser Junge mich gleich zweimal obwohl ich ihn dauernd beschimpfte und wie einen Vollidioten behandelte. Das war doch nicht normal. Er musste irgendein eigennütziges Motiv dafür haben, doch das bekäme ich schon noch heraus. Im Moment aber hatte ich ganz andere Sorgen. Wir mussten erst einmal diesen verdammten Sandsturm überstehen.   Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, um ein Vielfaches mehr als der Aufbau der Zelte in der glühenden Sonne, doch irgendwann ebbte der Sandsturm ab und wir krabbelten mühsam aus der Bodensenke. Die Decke war beschwert von Sand, daher mussten wir praktisch unseren Weg darunter freischaufeln. Ich kam mir vor wie ein Maulwurf in der Kaffeeröstmaschine. Als wir es endlich geschafft hatten, merkte ich, dass die vermeintliche Decke eine Zeltplane war. Ganz schön reaktionsschnell von dem Jungen. Scheinbar war er doch nicht so dumm wie er sich gab. Wir husteten beide und befreiten uns soweit möglich von den Staub- und Sandpartikeln, die immer noch überall an und in uns waren. Der Junge lachte. „Du viel Glück gehabt, Sidi,“ „Du doch auch“, entgegnete ich mürrisch. „Hätte ich dich nicht auf die Sandwirbel aufmerksam gemacht, wären wir jetzt beide hinüber.“ „Hahaha, egal, Hauptsache leben.“ Er entledigte sich seiner Sonnenbrille sowie sämtlicher Tücher um den Kopf und schüttelte alles kräftig aus. Dabei grinste er mich fröhlich an. Ich sah dass seine Hände rot waren. An einigen Stellen warf die Haut sogar Blasen oder war aufgerissen. Sicher war das passiert als er für uns die Kuhle in den glühend heißen Sand gegraben hatte. Er bemerkte meinen Blick und verbarg die Hände schnell in seinem Umhang. „Das nix, Sidi, haha! Nix schlimm, immer passieren wenn Arbeit, schnell wieder gut.“ Den konnte wohl gar nichts erschüttern. „Wir viel Glück, Sandsturm nix oft, aber wenn kommen, dann immer schnell wie Wind.“ Ich schnaubte noch etwas Sand aus meiner Nase. „Was du nicht sagst. Eigentlich wäre es ja deine Aufgabe gewesen so etwas zu bemerken“, stichelte ich weiter. „Als Scout gibst du wirklich eine armselige Figur ab.“ „Waaas?“ Er riss empört seine Augen auf. „Ich dich retten, Sidi, sogar zweimal.“ Zählen konnte er also auch. Ich knirschte mit den Zähnen. „Nachdem du mich erst in die Gefahr gebracht hast, wolltest du sagen.“ Wieso konnte ich nicht aufhören? Es war als stünde ich neben mir und beobachtete mich dabei genau das Falsche zu tun. Und doch konnte ich einfach nicht anders. Mein Stolz ließ es nicht zu mich bei dem Jungen zu bedanken. Es wäre wie ein Eingeständnis meiner Schwäche gewesen. „Ich nicht Schlange gerufen oder Sandsturm gezaubert. Das kommen von Wüste.“ „Ja, aber du hast uns doch erst in diese Wüste gelockt. Oder nicht?“ „Du reden Unsinn, Sidi. Du wollen sehen Wüste. Anderer, netter Sidi in Gizeh mir gesagt. Darum ich Angebot gemacht.“ Sein Ton wurde lauter und sein Gesicht fing vor Ärger an rot anzulaufen. „Pyramiden wollte ich sehen und nicht das hier!“ Ich machte eine ausladende Geste. „Du hast uns ein einmaliges Erlebnis versprochen. Ich wusste nicht, dass du damit den Tod auf Raten meintest.“ „Du nix tot, oder? Ich dich retten machen, zweimal!“ Er hob beide Finger in die Luft. Schon wieder diese Zahl. Meine Wangen färbten sich rot, ich konnte es fühlen. „Das war deine verdammte Pflicht, Usuratonkachi! Schließlich hast du mich erst hierher gebracht,“ „Du selber wollen, ich gesagt!“ Der Junge plusterte sich auf. „Du hast von einer Pyramide geredet, aber davon sehe ich leider nichts.“ Mein Tonfall war so giftig, dass er einer Natter hätte Konkurrenz machen können. „Das Wander-Pyramide, tief in Sand. Nur sehen manchmal.“ „Na das ist ja eine feine Ausrede.“ Ich verschränkte meine Arme. „Das nix Ausrede, Wander-Pyramide wirklich da.“ „Na wo ist sie denn dann, deine mysteriöse Pyramide?“ Ich lief in weit ausladenden Schritten herum und stampfte dabei demonstrativ auf den Sandboden. „Hier vielleicht oder hier oder hier?“ „Du nix machen Sidi, das gefährlich. Sandsturm alles verändern.“ Er kam mit wedelnden Armen auf mich zu, doch ich hatte mich schon zu sehr in Rage geredet. „Ah, ich weiß“, sagte ich bissig als er direkt vor mir stand. „Vermutlich ist sie...“ Ich hüpfte hoch in die Luft und kam mit beiden Beinen gleichzeitig auf. „H....“ Ein tiefes Loch tat sich unter unter uns auf und wir fielen in einen endlosen Abgrund. „...IIIIIIEEEER!“ „AIIIIEEEEEE!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)