Ich wünsche mir Glück von -NicoRobin- ================================================================================ Kapitel 11: 11 -------------- Wir hatten in den beiden Stunden alles weitere wie Hin- und Rückfahrt, Unterkunft und Preis besprochen. Auf dem Zettel war aber auch nochmal alles beschrieben. Wir würden also in zwei Wochen mit dem Zug für eine Woche nach Berlin auf Klassenfahrt fahren. Ich freute mich. Seit langem wollte ich schon einmal dort hin und nun gleich für eine ganze Woche. Wenigstens hatten wir in der Zeit dann keine Schule. Frau Klein bat um Ruhe. Bis dato hatten alle Schüler wie wild durcheinander geredet. „Einen der Zettel gebt ihr bitte unterschrieben bis zum Ende der Woche an mich zurück. Für diejenigen, die aus irgendeinem Grund nicht mitfahren können, findet selbstverständlich der Unterricht in der Parallelklasse statt. Wenn ihr sonst noch fragen habt, könnt ihr mich gerne jederzeit ansprechen.“ Frau Klein sah auf die Uhr und seufzte. „Noch mit dem Unterricht anzufangen lohnt sich leider nicht. Ich entlasse euch schon zur Pause. Aber seit bitte auf dem Gang leise. Die anderen Klassen haben noch Unterricht.“ Ein erneutes jubeln ging durch den Raum. Alle packten ihre Sachen zusammen. Ich tat es ihnen gleich und wollte den Raum ebenfalls verlassen, als eine Hand auf der Schulter mich zurück hielt. „Kann ich kurz mit dir sprechen?“ Ich drehte mich um und sah in das Gesicht meiner Lehrerin. „Ähm, j-ja klar.“ Toll. Musste ich jetzt auch noch hier rumstottern? Ich dachte, dass hätte ich hinter mir gelassen. Wir warteten bis alle Schüler an uns vorbei gingen. Als wir alleine waren, zeigte Frau Klein mit der Hand auf den Stuhl. „Setz dich doch bitte.“ Ich tat wie befohlen und nahm auf meinem Stuhl platz. Meine Lehrerin setzte sich neben mich und sah mich an. „Ich habe vorhin deinen Blick bemerkt, als ich von der Klassenfahrt berichtete. Kann es sein, dass Amelia dich davon nicht in Kenntnis gesetzt hat?„Ich nickte mit dem Kopf. „Ja das stimmt. Vielleicht hat sie es einfach nur vergessen. Ich freue mich auf jeden Fall schon sehr. Ich wollte schon immer mal nach Berlin.“ Nun seufzte sie und sah mich seltsam traurig an. „Ja, Berlin ist eine schöne Stadt. Nur leider weckt sie bei mir nicht ganz so schöne Erinnerungen. Aber das tut jetzt nichts zur Sache. Warum ich dich eigentlich sprechen wollte, ist ein anderer Grund. Ich weiß, dass du alleine lebst und viele Verpflichtungen hast. Die Reise ist ja nicht ganz so billig. Kommst du damit klar?“ Es war einerseits süß, dass sie sich solche Sorgen machte, das tat sie ganz bestimmt nicht bei jedem Schüler. Andererseits war ich ein wenig sauer, dass sie davon ausging, dass ich mir solch eine Fahrt nicht leisten konnte. Ich schnaubte und sah verletzt zu Boden. „Klar, oder meinen Sie, ich könnte das Geld nicht aufbringen? Wenn Sie es genau wissen wollen, ich habe noch einen Rest erspartes und meine Eltern helfen mir auch so gut es geht. Es ist ja nicht so, als ob wir arm wären.“ Sie legte einen Finger unter mein Kinn und zwang mich so, sie anzusehen. „So war das doch auch gar nicht gemeint Emma. Ich mache mir nur Sorgen um dich.“ Mir wurde bewusst, dass ich ein wenig überreagierte. Natürlich machte sie sich nur Sorgen. Ich wollte nicht mit ihr streiten. „Ja, ich weiß. Tut mir leid.“ „Was ist denn los? Dich beschäftigt die Sache sehr, die gestern passiert ist, oder? Mir geht es genauso. Aber das hier ist weder der richtige Ort, noch die richtige Zeit darüber zu reden. Es klingelt jeden Moment. Ich habe heute bis zur sechsten Stunde Unterricht. Wie wäre es, wenn ich danach zu dir kommen würde?“ Sie strich über meine Wange, ließ die Hand aber sofort wieder sinken, als ihr bewusst wurde, was sie da tat. „Das wäre eine gute Idee. Ich bin zuhause und würde mich freuen, wenn Sie vorbeikommen.“ Ich lächelte sie an und stand auf, um in die nächste Stunde zu kommen. „Bis später dann.“ Ich machte mich auf den Weg ins andere Gebäude und war mit meinem Gedanken bei Frau Klein. Mir kam unser Gespräch in den Sinn. Warum war sie so traurig darüber, dass wir nach Berlin fuhren? Was war geschehen? Und was würde sie mir später mitteilen wollen? So viele Fragen, auf die ich keine Antwort hatte. Vielleicht würde ich es ja später erfahren. Ich hoffte es zumindest. Es klingelte zum Pausenende und riss mich aus meinen Gedanken. Wir hatten nun Deutsch bei Herrn Meier. Darauf hatte ich überhaupt keine Lust. Ich würde jetzt viel lieber mit meiner Lehrerin sprechen wollen, aber da musste ich mich leider noch ein wenig gedulden. Sie hatte noch bis um 13 Uhr Unterricht. Ob sie dann direkt zu mir fahren würde oder erst nach Hause, wusste ich nicht. Vor dem Klassenzimmer angekommen, schloss Herr Meier gerade die Tür auf. Da hatte ich es ja doch noch rechtzeitig geschafft. Als ich mich auf meinen Platz setzte, sah mich Amelia an. „Was wollte denn die Klein von dir?“ Ich winkte ab und tat gleichgültig. „Ach, nur was wegen der Klassenfahrt. Ich freue mich übrigens schon sehr darauf.“ Nun lächelte ich sie an. „Oh ja, ich mich auch. Wollen wir dann zusammen in ein Zimmer gehen?“ Ehe ich antworten konnte, mischte sich Herr Meier in unsere Unterhaltung ein und starrte und finster an. „Ich würde gerne mit dem Unterricht beginnen. Oder wollt ihr uns an eurem Gespräch teilhaben lassen?“ Hinter uns kicherten einige Schüler. Die fanden das wohl besonders witzig, dass wir erwischt wurden und die nicht. Hier quatschte schließlich jeder. Wir wurden rot und verneinten. „Dann ist ja gut. Nehmt euch jetzt alle einen leeren Zettel. Wir schreiben jetzt ein Diktat.“ Die ersten Schüler gaben ein genervtes stöhnen von sich. Ich allerdings freute mich, denn ich war gut in Rechtschreibung. Na ja, wenigstens etwas, in dem ich gut war. „Sieh dir diese scheiße mal an.“ Genervt wedelte Amelia mit dem Diktat vor meiner Nase herum. „Ich habe tatsächlich fünfzehn Fehler. Ist das zu glauben?“ Ich lachte und hielt ihr meins hin. „Ihr könnt halt nicht alle so gut sein wie ich.“ Meine Freundin sah mich an und schnaubte. „Du Streber.“ Mit offenen Mund gab ich ihr einen klaps auf den Hinterkopf und ging beleidigt weg. Sie holte mich ein und lachte nun ebenfalls. „Hey, das war ein Witz.“ Grinsend blieb ich stehen und packte meinen Zettel in die Tasche. Wir waren bereits bei den Autos angekommen. „Ja, ich weiß. Sag mal, hast du morgen nach der Schule Lust mit mir in die Eisdiele zu gehen?“ „Klar, dass können wir gerne machen. Ich muss jetzt los. Du weißt ja, ich habe noch was vor.“ Neugierig hob ich eine Augenbraue. „Ach ja? Und das wäre?“ Sie kam um ihr Auto herum und stellte sich dicht vor mich. „Das, meine Liebe, wird nicht verraten.“ Zwinkernd drehte sie sich wieder von mir weg und streifte dabei meinem Arm mit ihren Fingern. Perplex blieb ich stehen und sah ihr nach, als sie sich ins Auto setzte und vom Parkplatz fuhr. Was sollte das denn schon wieder? Hatte sie gerade ernsthaft mit mir geflirtet? Mit einem schulterzucken setzte ich mich in meinen Twingo und fuhr nach Hause. Dort angekommen stellte ich meine Tasche in den Flur und machte die Kaffeemaschine an. Ich brauchte jetzt erstmal einen Kaffee. Die Sache mit Amelia hatte ich bereits wieder vergessen. Stattdessen dachte ich an meine Lehrerin. Ich hatte Angst vor dem, was sie mir zu sagen hatte. Wollte sie wieder einen Rückzieher machen und alles als Fehler abtun? Ich hoffte es nicht. Ich war verliebt und wollte mit ihr zusammen sein. Nichts wünschte ich mir mehr. Die Gefühle für Amelia, waren nichts im Vergleich zu denen, die ich für meine Lehrerin hatte. Na gut, dass war vielleicht etwas übertrieben, aber ich hatte mich nun mal entschieden. Auch wenn ich Amelia damit verletzte. Ich schwor mir in diesem Moment, mit dem hin und her aufzuhören und morgen mit ihr zu reden. Es würde sie zwar sehr verletzen, aber ich konnte das einfach nicht mehr. Ich wollte Frau Klein und wenn ich sie nicht haben konnte, dann wollte ich niemanden. Gegen 14 Uhr klingelte es an der Tür. Ich öffnete und ließ meine Lehrerin eintreten. „Hallo Frau Klein, ich freue mich, dass Sie hier sind.“ Ich freute mich wirklich. Aber gleichzeitig war ich auch sowas von nervös. Die letzte Stunde hatte ich damit verbracht, wie ein wildes Tier auf und ab zu gehen. Ich konnte keine Minute still sitzen. Die Nervosität machte mich wahnsinnig. „Mareike,“ war das einzige, was sie sagte, als sie über die Türschwelle trat. Dabei setze sie ihr unwiderstehliches lächeln auf. „Wie bitte?“ Ich schaute wohl ziemlich doof aus der Wäsche denn plötzlich verwandelte sich ihr lächeln in ein Lachen, welches genau so unwiderstehlich war. „Na, du sollst mich Mareike nennen. Es ist doch sehr grotesk, wenn du mich nach all dem noch mit Sie ansprichst.“ „Da haben Sie... 'tschuldigung, da hast du wohl recht. Hallo Mareike.“ Ihr Gesicht nahm etwas warmes an und ließ mein Herz schneller schlagen. Sie streifte meine Hand mit ihrer und schaute mich an. „Hallo Emma, wollen wir uns ins Wohnzimmer setzten?“ Oh Gott. Ich werde gleich ohnmächtig. Die Frau machte mich schwach. Aber sowas von. „Ähm, ja, dass können wir tun. Möchtest du einen Kaffee?“ Nun schüttelte sie den Kopf. „Nein, danke.Wenn du aber einen willst, kann ich mich gern schonmal setzen und warten.“ Nun schüttelte ich mit dem Kopf. Da ich heute auch schon einen oder besser gesagt mehrere getrunken hatte und merkte, wie aufgedreht ich war, ging ich gleich mit ihr ins Wohnzimmer. Dort angekommen, setzte ich mich wie gewohnt auf den Sessel, während sie auf dem Sofa platz nahm. „Also, ich habe gestern und auch heute über unser Treffen im Park nachgedacht. Ich habe mich falsch verhalten und hätte den Kuss nie erwidern dürfen. Ich bin deine Lehrerin und Lehrer sollten definitiv keine Beziehung mit ihrem Schüler eingehen.“ Ich wollte sie unterbrechen, um ihr zu erklären, dass uns mehr Verband und das es sich verdammt nochmal richtig anfühlte, doch sie hob eine Hand um mir zu zeigen, dass sie noch nicht fertig war. „Lass mich bitte ausreden. Ich weiß, was du sagen willst. Ja, es ist ungerecht, dass zwei Menschen, die sich so gern haben, keine Beziehung eingehen dürfen. Und weißt du was? Ich sehe das genauso. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass wir das nicht tun sollten, aber ich will es versuchen. Du gehst mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Du hast so eine faszinierende Art an dir, die es mir schwer macht, dir aus dem Weg zu gehen. Wir müssen aufpassen und uns in der Schule so normal wie immer verhalten. Es steht wirklich eine Menge auf dem Spiel.“ Als sie geendet hatte, musste ich erst einmal schlucken. Das sie Gefühle für mich hatte, wusste ich bereits. Sonst wäre es wohl nie zu einem Kuss gekommen. Aber das sie sich dazu entschieden hatte, mit mir zusammen zu sein, warf mich aus der Bahn. Ich hätte niemals daran gedacht, dass dieser Tag so schnell kommen würde. „Ja, dessen bin ich mir bewusst. Du könntest, nein du wirst deinen Job verlieren und ich würde wohl auch von der Schule fliegen. Das würde ich nie wollen. Ich bin so glücklich über deine Entscheidung und weiß gar nicht, was ich sagen soll.“ Sie klopfte neben sich auf das Sofa und schaute mich verlangend an. „Dann komm her und küss mich endlich.“ Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Mit einem Satz war ich bei ihr auf dem Sofa und umschloss ihr Gesicht mit meinen Händen. „Du bist wunderschön.“ In ihren Augen blitzte es gefährlich. Sie überwand die letzten Zentimeter und verschloss meine Lippen mit ihren. Wir lagen mittlerweile seit einer Stunde in meinem Bett und hingen unseren Gedanken nach. Meine Lehrerin fuhr mir dabei immer wieder mit ihren Fingern über die Seite und bescherrte mir eine Gänsehaut. Ich dachte zurück an unser Gespräch von heute morgen. „Mareike? Kann ich dich mal etwas fragen?“ Sie hielt in ihren Bewegungen inne und stützte sich auf ihren Ellbogen, um mich anzusehen. „Klar, alles was du willst, liebes.“ Ich nahm all meinen Mut zusammen und sah sie ebenfalls an. „Erzählst du mir was in Berlin passiert ist? Du warst heute morgen so seltsam traurig, als wir über die Fahrt gesprochen hatten.“ Der Körper neben mir versteifte sich plötzlich. Ihr Blick wirkte nun nicht mehr warm, sondern nachdenklich. Sie seufzte und wandte ihn schließlich ab. „Es ist alles andere als schön und wirklich sehr privat. Ich weiß nicht, ob ich das kann.“ Ich legte meine Hand auf ihre Schulter und drückte sie leicht. „ Du musst nicht, wenn du nicht willst. Ich zwinge dich zu nichts. Aber du kannst mir wirklich vertrauen.“ „Ja ich weiß. Natürlich vertraue ich dir. Bisher habe ich noch niemandem in meinem Umfeld davon erzählt.“ Lange Zeit, sagte sie nichts mehr. Sie wirkte nachdenklich. Als ich gerade etwas darauf erwidern wollte, fing sie erneut zu sprechen an. „Es ist nun schon 24 Jahre her. Damals war ich gerade einmal 14, als sich mein Leben komplett auf den Kopf stellte. Wäre meine Mutter damals nicht gewesen, würde ich heute vermutlich nicht mehr Leben.“ Sie versuchte ihre Tränen, die die Erinnerungen auslösten zurück zu halten. Ich schloss sie in meine Arme und strich ihr beruhigend über den Rücken. Ich wollte ihr die Zeit geben, die sie brauchte und ihr so gut es ging beistehen... 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