Ich wünsche mir Glück von -NicoRobin- ================================================================================ Kapitel 9: 9 ------------ In der Küche angekommen, setzte ich mich an den gedeckten Tisch und murmelte ein Guten Morgen. Auf diesem standen frische Brötchen, allerlei Aufschnitt sowie Marmelade und Nutella. Ich hatte nicht wirklich Hunger. Da Amelia mit mir reden wollte, zog ich es vor zu schweigen und abzuwarten. Etwas brannte mir auf der Seele, aber ich traute mich einfach nicht den ersten Schritt zu wagen. Als der Kaffee durchgelaufen war, nahm sie zwei Tassen aus dem Schrank, füllte diese und stellte eine vor mir auf den Tisch. Mit der anderen setzte sie sich mir gegenüber. Sie seufzte und schwieg. Anscheinend überlegte sie, wie sie am besten anfangen sollte. Nach einer Weile sah meine Freundin mir in die Augen. „Emma, ich...“ Sie brach ab und senkte den Kopf. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten und ein leises schluchzen entwich ihrer Kehle. Ohne zu überlegen stand ich auf und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Ihr schluchzen wurde lauter. Als sie meinem Blick begegnete liefen ihr tränen über das Gesicht. Ich fühlte mich so hilflos und nahm sie einfach in meine Arme. Eine lange Zeit standen wir einfach nur da, meine Hand strich ihr immer wieder über den Rücken. Als sie sich etwas beruhigte, löste sie sich von mir und sah mir in die Augen. Ihr Blick wanderte zu meinem Lippen und wieder zurück. Sie beugte sich ein Stück nach vorne und verschloss ihre mit meinen. Ich stand völlig neben mir. In meinem Bauch kribbelte es. Ich versuchte das Gefühl zu unterdrücken und schob sie von mir weg. „Bitte tu das nicht,“ war das einzige, was ich herausbrachte. Ich war vollkommen durcheinander. Ich liebte meine Lehrerin. Warum kribbelte es dann in mir, wenn Amelia mich küsste? Konnte man sich in zwei Menschen gleichzeitig verlieben? Es wäre so einfach, mich auf Amelia einzulassen, denn sie schien mich zu wollen. Aber für Frau Klein hatte ich stärkere Gefühle. Wenn ich mich also entscheiden müsste, wäre sie es. „Emma, ich habe mich in dich verliebt. Schon als ich dich das erste Mal gesehen habe. Heute Nacht, es war einfach alles so perfekt. Du bist so perfekt. Ich will dich, aber du liebst eine andere.“ Während sie redete, begann sie von neuem zu weinen. Dieses Mal hielt ich mich aber zurück und starrte sie aus weit aufgerissenen Augen an. Wie kommt Amelia nur darauf, dass ich für jemanden Gefühle hatte? Konnte es sein? Nein, das war unmöglich. „Warum schaust du so überrascht? Hast du dich nicht auch schon gefragt, wieso ich dich erst verführt habe und mich dann von dir zurückzog?“ Abwartend sah sie mich an. Doch, genau diese Frage lag mir so brennend auf der Seele. Langsam dämmerte es mir, wieso sie es getan hatte. Ich schüttelte aber den Kopf, als wüsste ich es nicht. Ich wollte es von ihr hören. “Gott, Emma. Du bist so naiv. Meinst du, mir sind die Blicke nicht aufgefallen, die du Frau Klein immer zugeworfen hast? Genau die gleichen habe ich auch dir geschenkt, aber du hast sie nicht wahrgenommen. Weißt du was? Du verrennst dich da in etwas. Ihr beiden werdet nie eine Chance haben. Sie ist deine Lehrerin verdammt.“ Nun war ich diejenige, der Tränen in die Augen stiegen. Wut machte sich in mir breit. „Wie kannst du mir nur so etwas antun? Merkst du nicht, dass du mir damit weh tust? Ich will hier weg. Fahr mich sofort nach Hause!“ Es dauerte nur wenige Sekunden in der Amelias Blick von wütend zu geschockt und traurig wechselte. Sie schien gerade zu kapieren, welch harte Worte sie mir an den Kopf geworfen hatte. Flehend sah sie mich an. Ihre Stimme zitterte gefährlich. „Nein, scheiße. Ich wollte das nicht sagen. Bitte lass...“ Ich hielt eine Hand nach oben und bedeutete ihr, jetzt nichts mehr zu sagen. Ich wollte meine beste Freundin nicht verlieren. Aber im Moment war ich so wütend auf sie, ich konnte sie nicht mal mehr ansehen. “Bring mich nach Hause, verdammt!!“ Sie sah ein, dass man mit mir jetzt nicht mehr reden konnte. Sie wirkte niedergeschlagen und nahm ohne ein weiteres Wort die Schlüssel vom Tisch. Wir gingen schweigend hinaus und setzten uns in ihr Auto. Ich wusste nicht, ob sie schon wieder fahren durfte. Ich hätte es sicherlich nicht gekonnt. Aber das war mir egal. Ich wollte nicht länger mit ihr alleine sein. Auch jetzt war die Situation alles andere als perfekt. Wir saßen nun eine halbe Stunde im Auto. Allein. Ich nahm mein Handy zur Hand und schrieb meinen Eltern, dass mir etwas dazwischen gekommen war und das sie sich einen schönen Tag machen sollten. Ich bin heute alles andere als bereit, die beiden zu sehen. Ich wollte mich das ganze Wochenende in meinem Bett verkriechen, eine oder auch mehrere Flaschen Bier trinken und heulen. Amelia parkte​ ihr Auto vor meiner Wohnung. Wir hatten noch immer kein Wort miteinander gewechselt. Das war auch gut so. Ich musste mich selbst erstmal sammeln und über alles nachdenken. Ich nahm meine Tasche vom Boden und wollte gerade aussteigen, als sie eine Hand auf mein Knie legte und sanft darüber strich. „Emma, komm schon. Ich habe es nicht so gemeint. Du bist mir doch wichtig. Bitte verzeih mir.“ Ich wandte mich ihr zu und sah sie an. Ihre Hand schob ich barsch von meinem Knie. „Hör auf damit. Lass mich einfach in Ruhe. Ich muss über all das nachdenken. Deine Worte... Es tut weh, okay?“ Ich öffnete die Autotür und stieg aus. Die aufkommenden tränen unterdrückend suchte ich meinen Wohnungsschlüssel, öffnete die Tür und ging, ohne mich noch einmal umzudrehen, in meine Wohnung. Den Rest des Tages verbrachte ich im Bett und hing meinen Gedanken nach. Ich verstand nicht, wieso Amelia so zu mir war. Gut in dem Moment war sie sehr verletzt und zudem auch noch unglücklich, aber es rechtfertigte nicht, wie sie mit mir gesprochen hatte. Trotz allem war es ein schöner Abend gewesen. Sie war so zärtlich, verständnisvoll und lieb zu mir gewesen, dass mir die Worte nur noch mehr weh taten. Irgendwie versuchte ich die positiven Seiten in den Vordergrund zu stellen, aber mir kamen immer wieder ihre Worte in den Kopf. Nein, für heute wollte ich nicht mehr darüber nachdenken. Ich schälte mich aus meiner Decke, in die ich mich verkrochen hatte, holte mir ein Bier aus dem Kühlschrank und setzte mich vor den Fernseher. Vielleicht würde das Programm helfen auf andere Gedanken zu kommen... Ich trank den letzten Schluck meines Bieres und stellte die leere Flasche zu den sechs anderen auf den Tisch. Heute musste ich leider feststellen, dass der Alkohol nicht half. Ich fühlte mich noch deprimierter als ohnehin schon. Meine Gedanken kreisten um Frau Klein über Amelia und wieder zurück. Ich drehte noch durch.  Langsam stellte ich mich hin. Alles drehte sich. Ich hatte den Alkohol von gestern Nacht anscheinend auch noch nicht richtig verarbeitet. Es war nicht klug von mir, heute auch schon wieder etwas zu trinken. Mein Blick wanderte zur Uhr über meinem Fernseher. Es war bereits nach Mitternacht. Ich entschied mich dazu, ins Bett zu gehen. Ich griff zur Fernbedienung​, machte den Fernseher aus und ging ins Bad. Dort zog ich meine Sachen, die ich immer noch trug, aus und schmiss sie in den Wäschekorb. Schnell war ich geduscht, hatte meine Zähne geputzt und mir einen frischen Schlafanzug angezogen. Als ich im Bett lag, knipste ich das Licht aus und schlief kurz darauf ein. Am nächsten Tag wurde ich vom piepen meines Handys geweckt. Ich griff noch im Halbschlaf zu meinem Mobiltelefon und entsperrte es. Die Nachricht war von Amelia. Ich seufzte und öffnete den Textverlauf. Sie wollte sich heute mit mir treffen und noch einmal reden. Ich tippte eine Nachricht ein und legte das Handy zurück auf den Nachttisch. 'Ich denke eher nicht. Mir geht es nicht so gut.' Das war keine Lüge. Ich fühlte mich tatsächlich nicht gut. Mein Kopf tat mir weh. Ich stand auf, schluckte eine Tablette und zog mir eine Jeans und einen Pullover an. Ich entschied mich dazu, etwas an die frische Luft zu gehen. Es war nicht sonderlich warm draußen und der Himmel war von grauen Wolken bedeckt, aber es regnete zum Glück nicht. Ich nahm den Schlüssel vom Tisch, zog mir Sneakers an und ging hinaus. Draußen angekommen, vergrub ich meine Hände in den Taschen und ging eine Weile durch die Straßen. Meine Kopfschmerzen waren auch schon etwas besser. Nach einer Weile kam ich an einen kleinen See und setzte mich auf die Bank. Hier bin ich schon öfters gewesen. Es war ein schöner Platz, um einfach in Ruhe nachzudenken. Ich winkelte meine Beine an und legte die Stirn auf meine Knie. Mein Handy hatte ich daheim gelassen. Ich wollte keine weiteren Nachrichten von Amelia lesen. Wir sahen uns schließlich morgen in der Schule wieder. Da konnte ich ihr leider nicht aus dem Weg gehen. Ich seufzte und schloss für einen Moment die Augen. Plötzlich nahm ich neben mir eine Bewegung wahr. Ich drehte den Kopf, öffnete die Augen und sah Frau Klein neben mir sitzen. Sie musterte mich eingehend. „Hallo Emma. Was machst du denn hier so alleine?“ Ich stellte meine Beine auf den Boden und lächelte meine Lehrerin an. „Hallo, ich wollte etwas den Kopf frei bekommen. War ein anstrengendes Wochenende. Und Sie?“ „Geht mir genauso. Ich wollte auch ein wenig nachdenken. Hier ist der perfekte Ort dafür.“ Ich nickte und richtete meinen Blick geradeaus. Ein paar Enten schwammen auf dem See und vereinzelte Leute gingen spazieren oder saßen wie wir auf der Bank. Frau Klein legte eine Hand auf meine Schulter und drückte sie leicht. „Wie geht es dir? Ist alles in Ordnung?“ Ich richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf sie. Das treiben hatte mich doch ein wenig abgelenkt. „Nein, nicht wirklich. Ich habe Streit mit Amelia. Aber das ist nicht der Rede wert.“ Überrascht hob sie die linke Augenbraue und sah dabei auch noch verdammt süß aus. „Ist es nicht? Freitag in der Schule war doch noch alles in Ordnung. Ich hatte den Eindruck, ihr beiden hättet euch angefreundet.“ Ich seufzte und blickte wieder auf den See. Eigentlich wollte ich nicht mit ihr darüber reden. Aber wenn sie schon fragte, konnte ich es auch erzählen. „Ja, das dachte ich auch. Wir haben uns Samstag gestritten. Sie hat mir sehr weh getan.“ Ihre Hand lag immer noch auf meiner Schulter. Sie drückte diese noch einmal und faltete sie dann in ihrem Schoß. „Das tut mir sehr leid. Ich hoffe, ihr beiden bekommt das wieder hin. Ich würde es mir wünschen. Sie tut dir gut und umgekehrt genau so.“ Nun schnaubte ich und sah wieder zu ihr. „Das glaube ich nicht. Sie hat sich in mich verliebt und ich habe sie verletzt. Warum habe ich es nicht bemerkt?“ Die Worte sprudelten aus mir heraus, ehe ich darüber nachdenken konnte. „Du hast im Moment sehr zu kämpfen mit deinen eigenen Empfindungen und dann noch die Sache mit Monique. Es ist kein Wunder, dass du es nicht bemerkt hast. Mach dir keinen Kopf.“ „Doch, ich glaube es ist meine Schuld. Ich habe ihr Hoffnungen gemacht. Das hätte nie passieren dürfen.“ Nun lächelte sie mich wieder an und nickte. „Jeder Mensch macht Fehler. Denk nicht so viel darüber nach, sonst machst du dich nur selbst verrückt.“ „Warum sind sie nur so nett und hören sich meine Probleme an? Ja, sie sind Vertrauenslehrerin. Aber wir sind hier nicht in der Schule, sondern sitzen im Park und unterhalten uns wie zwei Freundinnen. Jeder andere Lehrer hätte mich kurz gegrüßt und wäre weiter gegangen.“ Es überraschte mich jedes Mal aufs Neue, wie perfekt sie doch war. „Da hast du Recht. Das hätte ich nicht bei jedem Schüler getan. Aber du bist etwas besonderes für mich. Es ist schade, dass du meine Schülerin bist.“ Wie bitte? Hatte sie das gerade echt gesagt? Ich konnte es nicht fassen. In der Schule war sie doch auch nicht so. Hatte sie am Wochenende etwa über diese Sache nachgedacht? Nun war ich diejenige, die sie überrascht ansah. Ich hob meine Hand und legte sie auf ihre Wange. Ich wartete einen Moment ab, ob sie sich mir entzog, aber nichts dergleichen geschah. Stattdessen sah sie mich einfach nur an. Ich überbrückte die letzte Distanz zwischen uns und legte meine Lippen auf ihre. Verdammt, sie waren so weich und schmeckten nach mehr. Zu meiner Überraschung erwiderte sie den Kuss. Ich war absolut unfähig mich zu bewegen. Alles kribbelte in meinen Körper. Als sie dann auch noch mit ihrer Zunge über meine Lippen fuhr und um einlass bat, war es um mich geschehen. Ohne zu zögern öffnete ich meinen Mund etwas und erforschte ihren. Es war ein unbeschreibliches Gefühl und so ganz anders als bei Amelia. Ja, ich hatte mich definitiv richtig entschieden. Auch wenn die Beziehung verboten war, würde ich alles in Kauf nehmen, um mit ihr zusammen zu sein... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)