Ich wünsche mir Glück von -NicoRobin- ================================================================================ Kapitel 6: 6 ------------ Gelangweilt sah ich auf meine Armbanduhr, welche ich letztes Jahr von meinen Eltern zum Geburtstag geschenkt bekommen habe. Sie zeigte 12:30 Uhr an. Seufzend drehte ich mich zu Amelia und versuchte, leise mit ihr zu reden. „Oh man, der Unterricht ist so langweilig, ich schlafe gleich ein.“ Nickend stimmte sie mir zu. Wir wurden schon mehrmals ermahnt, während des Unterrichts nicht zu reden. Das war wohl der Grund, warum sie nur ein nicken zustande brachte. Wir hatten die letzten beiden Stunden Unterricht. Erdkunde. Bei Frau Armin. Ihre Art, wie sie den Stoff rüberbrachte, war eigentlich ganz in Ordnung. Auch war sie ziemlich nett, geduldig und half, wenn Schüler etwas nicht verstanden oder eine Frage hatten. Das Fach war aber allgemein doof und langweilig. Darum zogen wir es vor, uns zu unterhalten, statt den Worten unserer Lehrerin Gehör zu schenken. Nur noch vierzig Minuten, dann hatten wir Schluss. ____________________ Rückblick: Es war heute ein sehr ereignisreicher Tag gewesen. Endlich konnte ich wieder durchatmen und ohne Angst in die Schule gehen. Das hatte ich alles Frau Klein zu verdanken. Ich war so glücklich, ich konnte es nicht in Worte fassen. Es geschah noch vor der ersten Stunde. Als ich gerade den Schulhof betrat, kam meine Lehrerin mir lächelnd entgegen. „Guten Morgen Emma. Ich habe soeben mit der Direktorin gesprochen. Wir treffen uns jetzt mit Monique und ihr im Direktorzimmer. Bitte folge mir.“ Ich nickte und ging ihr hinterher. Etwas mulmig wurde mir schon. Was ist, wenn Monique nicht kooperieren würde? Schließlich hatte ich Frau Klein alles gebeichtet. Davon war sie bestimmt ganz und gar nicht begeistert. Aber so konnte es auch nicht weitergehen. Ich war überzeugt davon, das Richtige getan zu haben. Als wir im Büro der Direktorin ankamen und uns setzen, erzählte ich ihr nochmal alles, was ich auch schon meiner Lehrerin erzählt hatte. Sie zeigte viel Verständnis und ermutigte mich, dass es richtig war, sie aufzusuchen. Einige Minuten später klopfte es an der Tür und meine Mitschülerin trat ein. Sie setzte sich auf den Stuhl neben Frau Klein und sah die Direktorin unschuldig an. „Warum wurde ich hier her bestellt? Ist irgendwas vorgefallen?“ Ich schnaubte und war den Tränen nahe. Dieses Szenario hatte ich mir unendliche Male vorgestellt. Aber nun fühlte es sich so unwirklich an. Wieso spielte sie die Unwissende? „Du weißt doch ganz genau, wieso du hier bist. Lass mich endlich in Ruhe verdammt.“ Eine Hand legte sich auf meine Schulter und drückte sie ein wenig. Ihre Hand. Augenblicklich beruhigte ich mich etwas. Frau Klein sah mich bittend an. Ich verstand sofort und hielt mich zurück. Die Direktorin musterte mich ebenfalls. Kurz danach blickte sie zu Monique. „Mir ist zu Ohren gekommen, dass Sie Frau Reuter bedrohen und ihr nach des Unterrichts gefolgt sind. Ich dulde so etwas an meiner Schule nicht. Halten Sie sich von dem Mädchen fern. Sollten Sie dies nicht tun, werde ich Ihre Eltern informieren müssen. Zudem droht Ihnen dann ein Schulverweis. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?“ Monique wich mit jedem Wort mehr und mehr die Farbe aus dem Gesicht. Sie war so blass, man könnte meinen, sie würde jeden Moment umkippen. Ich habe die Direktorin bisher einmal gesehen und fand sie nicht sehr sympathisch. Nun hatte sich das geändert. Ich war ihr sehr dankbar. „Ja, ich habe verstanden. Es tut mir sehr leid Emma. So etwas wird nie wieder vorkommen.“ Es musste sie sehr viel Überwindung kosten, die Worte auszusprechen. Zumindest sah sie so aus, als würde ihr das überhaupt nicht passen. Mit dieser Aussage hatte sie soeben zugegeben, dass sie nicht so unschuldig war, wie sie tat. „Ich nehme deine Entschuldigung an.“ Nun sah ich Frau Klein an. Sie nickte und trug ein lächeln auf ihren Lippen. Ich lächelte zurück und war froh, dass alles vorbei war. „Dann wäre ja alles geklärt. Sie beide dürfen jetzt gehen. Der Unterricht hat vor zehn Minuten begonnen.“ Monique und ich standen auf und gingen die wenigen Schritte zur Tür. Bevor ich diese schloss, bedankte ich mich noch einmal bei den beiden und verließ den Raum, um ebenfalls zum Unterricht zu gehen. Rückblick Ende ___________________ Es klingelte und Frau Armin verabschiedete sich von uns. Vorher gab sie uns aber noch einige Aufgaben mit nach Hause, die wir zu morgen erledigen sollten. Das tat meiner guten Laune aber keinen Abbruch. Das dachte ich zumindest. Als ich den Klassenraum verließ und mit Amelia im Schlepptau das Gebäude verlassen wollte, rief jemand meinen Namen. Ich drehte mich um und erkannte Frau Klein die auf uns zukam. „Hallo ihr beiden. Wie ich sehe habt ihr nun Schulschluss. Ich würde gerne nochmal mit dir reden Emma. Ich dachte wir setzen uns in meinen Raum. Wäre das okay?“ Ich wusste nicht, weshalb sie mich sprechen wollte. Aber ihr Blick, mit dem sie mich ansah, gefiel mir überhaupt nicht. Sie wirkte besorgt und nachdenklich. Ich verabschiedete mich also von Amelia und ging mit meiner Lehrerin in die andere Richtung. Dort angekommen setzte sie sich in den Sessel und zeigte mit ihrer Hand auf den anderen. „Bitte, setz dich doch. Möchtest du einen Kaffee? Ich könnte einen aus dem Lehrerzimmer holen. Ich nickte. Heute morgen habe ich es leider nicht mehr geschafft einen zu trinken. Ich war so in meinen Gedanken versunken gewesen, wegen des Gespräches mit Monique, dass ich die Zeit total vergessen hatte. Sie stand also nochmal auf und verließ für einige Minuten den Raum. In dieser Zeit fragte ich mich immer wieder, was sie denn genau von mir wollte. Es hätte sein können, dass sie noch einmal auf das Gespräch im Direktorenbüro zurück kommen wollte. Aber mein Gefühl sagte mir, dass das nicht der Grund war. Die Tür ging erneut auf. Sie kam mit zwei dampfenden Tassen zurück und stellte eine vor mir auf den Tisch. Ihre stellte sie ebenfalls ab und setzte sich wieder auf ihren Platz, nur um kurz darauf die Tasse erneut in die Hand zu nehmen und einen Schluck daraus zu trinken. Ich tat es ihr gleich und musterte sie abermals. Eine Weile sah sie mich nur an und schien ihre Worte zurecht zu legen. Ich sagte nichts und wartete geduldig. Geduld war nur leider nicht meine Stärke. Ich hatte ein wenig Angst vor dem was sie mir sagen wollte. „Also, es ist so. Erst einmal bin ich froh darüber, dass das Gespräch heute so gut verlaufen ist. Aber deshalb sind wir nicht hier. An deinem ersten Tag ist mir aufgefallen, wie du dich mir gegenüber verhalten hast. Ich habe mir nicht viele Gedanken darüber gemacht. Schließlich kannte ich dich zu diesem Zeitpunkt noch nicht so gut. Als ich aber gestern bei dir war, um mit dir zu reden, fiel mir dein Verhalten mir gegenüber erneut auf. Ich weiß nicht, ob ich mich irre. Ich wünschte es wäre so, aber ich habe lange darüber nachgedacht. Emma, kann es sein, dass du Gefühle für mich hast?“ Ich machte den Mund auf und schloss ihn kurz darauf wieder. Die Überraschung stand mir ins Gesicht geschrieben. Mit weit geöffneten Augen starrte ich sie an. Hinter meinem Kopf arbeitete es und bescherrte mir Kopfschmerzen. Sollte ich es leugnen? Nein, ich konnte sie nicht anlügen. Sie war so nett zu mir und half mir in meiner schweren Zeit wirklich sehr. Aber die Wahrheit konnte ich ihr doch auch nicht sagen, oder? Ich wusste einfach nicht, was ich sagen sollte. Eigentlich sollte sie nie davon erfahren. Hatte ich denn Gefühle für sie? Diese Antwort konnte ich mir ganz einfach selbst geben: Ja! Ich brauchte sie nur anzusehen und mein Herzschlag beschleunigte sich. Mir wurde warm und sobald sie mich berührte, kribbelte alles. Wenn ich ihr jetzt sagte, wie ich fühle, wird nichts mehr so sein wie vorher. Ich senkte meinen Blick und wagte es nicht, sie weiterhin anzusehen. Ich war so blöd. Warum ausgerechnet sie? „Emma, bitte sieh mich an. Sag doch etwas.“ Ihre Hand wanderte wie schon so oft auf meine zu. Bevor sie mich erreichen konnte, nahm ich meine vom Tisch und legte sie gefaltet in meinen Schoss. Tränen verschleierten meine Sicht und rollten mir kurz darauf über die Wangen. „Ich,...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)