Lieben und geliebt werden von Saph_ira ================================================================================ Kapitel 15: Beobachtung ----------------------- Es war ein harter Tag gewesen. So viele Ereignisse auf einmal machten müde und ihnen zu schaffen. Die Menschen kamen wirklich, um zu helfen, denn seit der Aktion mit den Steuereintreiber hatten sie neuen Mut und Hoffnung in Oscar geschöpft.   Heute hatten sie das ganze Unkraut um das Haus herum beseitigt, morgen würde das äußere Erscheinungsbild wie Türen und Fenster dran sein. Für das nötige Material sorgte Oscar und entlohnte die Bauern mit Goldmünzen. Manche von ihnen wollten von ihr keine Entlohnung – wie Gilbert zum Beispiel. Oscar war aus ganz anderem Holz geschnitzt als die Ihresgleichen und arbeitete mit so viel sie konnte, anstelle wie gewöhnlich herumzukommandieren. Das war genau das, was den Menschen imponierte. Sie hatte das Haus auch von Innen begutachtet und war wegen der Zerstörung bestürzt. Das ganze Mobiliar aus poliertem Holz war entweder weg oder zum Kleinholz verarbeitet – bestimmt diente es den Dieben als Brennholz in kalten Wintermonaten... Das Geschirr und Besteck aus kostbarem Material, so wie Brokatteppiche und Vorhänge, waren auch nicht mehr aufzufinden – die fortgelaufenen Bediensteten hatten sich bestimmt zum größten Teil selbst damit bereichert und waren abgehauen. Alles was sie tragen konnten, hatten sie mit sich genommen und den Rest den verzweifelten und hungernden Dorfbewohnern überlassen...   Oscar war es ein Rätsel, warum ihre Eltern und sie nicht davon informiert wurden. Dann müsste es bestimmt nicht allzu lange her gewesen sein... Oder kein Mensch hielt es anscheinend für nötig, ihre Gutsherren in Kenntnis zu setzen – was auch einerseits verständlich war. Denn dann hätte General de Jarjayes ganz bestimmt das ganze Dorf verantwortlich gemacht und wäre gegen sie mit harten Maßnahmen vorgegangen oder hätte sie hart bestraft. Und hätte höchstwahrscheinlich noch die königliche Unterstützung oder die Erlaubnis dazu aus Versailles bekommen. Oscar schüttelte sich bei der Vorstellung, was die königlichen Soldaten mit den armen Menschen angestellt hätten, denn der dritte Stand hatte nichts zu sagen und hatte kein Recht, sich gegen den ersten und zweiten Stand zu wehren oder sich zu behaupten.   „Oscar?“   „Mir geht es gut, André.“, versicherte Oscar bei dem abendlichen Ritt zu dem Wirtshaus. „Sobald das Haus eingerichtet ist, werden wir dort einziehen.“   „In Ordnung.“ André ahnte, weshalb Oscar in Gedanken vertieft war. Sie überlegte bestimmt, was es noch so alles zu tun gab und wie sie den armen Bauern helfen konnte.   Da das Gutshaus von Oscar ausgeraubt und noch unbewohnbar war, übernachtete sie mit André in dem Gasthof „Zum alten Allas“. Sie bekamen natürlich getrennte Zimmer und Oscar bezahlte diese. Der Wirt hatte schon bei ihrer Rückkehr für Speis und Trank gesorgt. Und während sie gemeinsam aßen, bereitete er auf deren Wunsch das Wasser und die Zuber auf den Zimmern vor.   „Das Bad ist vorbereitet, Lady Oscar“, sagte Wirt, als er wieder zu ihnen an den Tisch kam. „Und auch für dich, André.“   „Ich danke Euch.“ Oscar stand auf. Das Bad wäre jetzt gerade die ideale Entspannung für ihren ermüdeten Körper und zudem noch, konnte sie so über alles noch einmal in Ruhe nachdenken. Sie warf noch einen ermahnenden Blick auf André, aber dieser sah nur in sein halbvolles Glas Bier. Nein, er würde sie schon nicht bespitzeln wie damals. Er hatte es ihr ja versprochen und darauf baute sie. Zumal sie die Tür zu ihrem Zimmer sorgfältig abschließen würde.       - - -       Das Wasser war herrlich warm, als Oscar völlig entkleidet in den Zuber hineinstieg. Sie tauchte unters Wasser und schoss wieder hoch. Das tat gut und sie lehnte sich schon jetzt entspannt zurück. Sie dachte nach, was sie noch tun konnte, um den Bauern zu helfen und die Steuereintreiber mehr in den Schranken zu weisen. Das Kopfzerbrechen hatte nicht viel Erfolg. Aber sie würde so lange hier bleiben, bis sie eine Lösung gefunden hatte.   Nach dem erfrischenden Bad zog Oscar die frischen Sachen an und ging in die Gaststube. „Ich bin mit dem Baden fertig.“, gab sie dem Wirt Bescheid.   „Ich räume das gleich weg.“ Der Wirt ging und Oscar blieb alleine.   Oscar wollte weder dem Wirt im Wege stehen, noch hier tatenlos herumzusitzen. Und so begab sie sich wieder nach oben und klopfte leise an einer der Zimmertüren. „André, ich bin es. Bist du schon fertig?“   Es kam keine Antwort von innen, aber Oscar vernahm ein leises Murmeln und ein Plätschern des Wassers. Vorsichtig machte sie die Tür einen Spaltbreit auf und spähte hinein. André lag im Zuber mit dem Rücken zu ihr, den Kopf hatte er in den Nacken gelegt und die Arme hingen über den Rand des Zubers. Durch den Dampf und die Wärme war seine Haut mit einem rötlichen Teint überzogen und glänzte durch die Nässe. Oscar sah wie gebannt auf den sichtbaren, nackten Oberkörper ihres Freundes und konnte sich nicht vom Fleck rühren... Diese Arme... diese festen und straffen Muskeln... Wie Oft hatte er sie schon mit eben diesen Armen gestützt und vor einem Fall bewahrt... Oscar fasste sich an den Kragen ihrer Weste und schluckte. Ihre Hände wurden feucht und eine Hitze breitete sich n ihrem ganzen Körper aus. Er sah so anziehend aus, dass sie ihn am liebsten berührt hätte...   Oscar rief sich die Erinnerung an jenen verhängnisvollen Abend zurück, als er sie mit seinen Küssen und Liebkosungen verwöhnt hatte. Plötzlich überkam sie ein Verlangen und ein schmerzliches Sehnen, dies wieder haben zu wollen... Aber nein... Nicht jetzt... Es gab vorerst andere Dinge zu tun...       - - -       André bildete sich ein, ein leises Klopfen gehört zu haben. Jedoch gab er von sich keine Regung darauf. Wenn es der Wirt war, dann würde er schon reingehen und wenn es Oscar sein würde, dann würde sie noch einmal klopfen und von außen ihren Belangen schon äußern, dass sie es war und mit ihm sprechen möchte. Aber wollte er das? Es war doch gerade so schön in dem Zuber. Und nebenbei wurde er sogar von dem betörenden Duft und dem Wasserdampf schläfriger.   Plötzlich hörte er leise Schritte und öffnete schlagartig die Augen. Oscar stand direkt vor dem Zuber – umhüllt nur mit einem Laken. Sie hielt den langen, weißen Stoff an ihrer Brust zusammen. Ihre Haare klebten feucht an ihrer rosigen und nassen Haut. „André, ich muss mit dir reden...“   André verschlug es die Sprache. Ihre Erscheinung war einfach zu unwirklich um wahr zu sein. Aber nein, sie stand direkt da und er bräuchte nur seinen Arm auszustrecken, um sie berühren zu können... „Was möchtest du wissen?“, kam es über seine Lippen. Er vergaß völlig über seine Blöße und dass ein gewisses Etwas bereits hart und stramm aus der Wasseroberfläche ragte.   Oscar sah nur in sein Gesicht – so kühl und undurchschaubar wie es sonst ihre Art war. Kein Anzeichen von Verlegenheit oder Scham. Wie typisch... Und dabei sah sie so hinreißend aus... André konnte nicht mehr. Viel zu lange hatte er seine Sehnsucht nach ihr im Zaum gehalten. Er stand auf, zog Oscar ruckartig an sich und vergrub sein Gesicht in ihrem Haar. Er hörte, wie sie überrascht aufstöhnte und spürte, wie sie sich versteifte. Aber selber schuld... Warum musste sie unbedingt in dieser Erscheinung zu ihm kommen? „Oscar, ich liebe dich... Es tut mir leid, aber ich kann nicht mehr so leben... Bitte, bitte geh nicht fort...“   „André!“ Oscar sog scharf die Luft ein. „Komm zu dir! Du bist nicht mehr du selbst!“   „Doch, Oscar, ich bin immer noch derselbe...“ Bis auf seine Entstellung... Aber solange sie nicht in sein Gesicht schaute, fühlte er sich nicht so beschämend... und Oscar würde seine Narbe und sein blindes Auge nicht ansehen müssen... Diesen grässlichen Anblick wollte er ihr nicht antun...   Andrés Hände wanderten an ihrem Rücken. Komisch, das Laken um ihren Körper fühlte sich zu fest an, es bedeckte bereits ihre Schulter und endete in einer Hose...   Hose?   Erschrocken schob André seine Freundin von sich. Auch Oscar distanzierte sich von ihm auf wenige Schritte. Wie ein Nebelschleier klärte sich seine Sicht und er sah sie in einem Hemd und einer Hose vor dem Zuber stehen. Nasse Spuren von seinem Oberkörper zierten ihr Hemd und durchnässten es immer mehr. Ihre Oberweite, ihre feine Haut und ihr flacher Bauch wurden immer sichtbarer.   Das Gefühl darüber, dass er wieder die Beherrschung verlor und seinem Verlangen erlag, war erniedrigend und noch beschämender als damals, als er sie beim Baden beobachtet hatte. Wie ein Häufchen Elend sackte André ins Wasser zurück, krümmte sich zusammen und vergrub seinen Kopf in den Händen. Was hatte er nur getan?   Wieder hatten seine Gefühle ihm einen Streich gespielt und die Oberhand gewonnen. Es würde keine Vergebung mehr geben... Er erwartete das nicht einmal von ihr... Er hatte schon zum zweiten Mal ihre Freundschaft aufs Spiel gesetzt und es wäre berechtigt, wenn sie ihn endgültig verstoßen würde... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)